Denise I

  • December 2019
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  • Words: 1,200
  • Pages: 4
I Denise habe ich letzten Sommer auf MySpace kennengelernt. Über die Seite konnte ich ihre Interessen sehen und ich empfahl ihr als erstes ein Buch von Hermann Hesse, weil sie schrieb das sie Steppenwolf mochte. Die ersten mails, das war so in ihrem „After Abi Gammeltum“ waren noch recht kurz. Nach und nach wurde der Kontakt häufiger und Denise erzählte mehr über sich, sie war mit einem Freund in Innsbruck um sich dort an der Uni einzuschreiben. Sie schrieb über ihren Vater und das er einen Hörsturz hatte, das ihre Mutter aus Griechenland stammt und ihr Bruder Medizin studiert. Achja und ihre „Halbgriechischheit aufs äusserste verwirrt ist ob des verregneten Sommerwetters“. Im Juli wollten wir uns dann treffen doch leider machten wir keine feste Zeit aus und verfehlten uns wahrscheinlich nur um ein paar Augenblicke. Das konnten wir dann aber klären und so war keiner von beiden sauer auf den anderen. Im August tauschten wir uns dann über MSN aus, sie war gerade in Griechenland bei ihren Grosseltern zusammen mit ihrer Mutter. Ein klein bisschen blöd war das ich ständig die Initiative ergreifen musste um etwas von ihr zu hören. Wer sie kennt wird wohl wissen wovon ich rede. Ich gab mir jedenfalls nicht wenig Mühe, das war es schliesslich wert. Im August waren wir dann auf einem ganz angenehmen Level, schrieben uns alle paar Tage ein wenig aus unserem Leben und lernten uns noch etwas besser kennen. Ich mochte sie sehr weil sie mir sehr aufgeschlossen und einfühlsam erschien, intelligent war und trotz allem nicht abgehoben schien. Zwei Wochen vergingen und ich hörte nichts von ihr. Dann, sinnigerweise war das am 11.September, kam es wiedermal zum inzwischen liebgewonnenen Plausch über MSN. Eigentlich wollte ich an dem Tag mit einem Freund ins Kino, doch der sagte kurzfristig ab uns so saß ich gegen Acht vorm Rechner. Rückblickend betrachtet wünschte ich mir ich hätte an diesem Abend etwas anderes zu tun gehabt. IRGENDETWAS. Als ich sie fragte warum sie sich 2 Wochen nicht gemeldet hatte erklärte sie mir das sie da wo sie jetzt war nicht so häufig ins Internet gehen konnte. Sie wäre in Bayern, „in der Nähe vom Münchner Schnösel“. Ich fragte sie ob es etwas mit ihrer Absicht zu tun hatte in Innsbruck zu studieren, lag aber ziemlich daneben. Schliesslich erklärte mir Denise den Grund ihres Aufenthaltes. „ Ist aber was sehr

unangenehmes persönliches von mir. könnte dir unangenehm sein so etwas von mir zu wissen.“ „Google mal Roseneck“... “Mir isses peinlich ich hab ne Esstörung“, „ich hab seit ich 12 bin bulimie. lustig, nciht wahr?“ Eine Minute vergeht. >zum glück bekommt man hier nen bisschen viel übung seine geschichte wieder und wieder zu rezitieren,...< >ich weiß nciht ob du das alles hören willst...< >A< >L< >L< >E< >S< >sehr gut.< >als ich ein baby war(wie nostalgisch, weißt du noch), da war ich ein propper baby. also hat sich meine liebe mutter gedacht, sie möchte ja auf keinen fall ein dickes kind haben. also hat sie mir schlauerweise wenig zu essen gegeben. als ich fünf war hatte ich mir nichts dir nichts so ein scheiß selbstbewusstsein. hab mich immer dicker und hässlicher als alle anderen mädchen gefühlt. dem war nciht< >so. also hab ich seit meiner kindheit ne körperschemastörung. zu hause durfte ich nie so viel essen dass ich satt wurde. gab nie süßigkeiten, chips, saft, und was sonst auch immer ungesund war. mit zwölf bin ich dann halt etwas aufgegangen wies mädchen in der pubertät so zu tun pflegen. also haben meine eltern mir gesagt ich soll nicht so viel essen. ich soll sport machen. ich soll abnehmen. wenn < >ich zwei statt ein brot zum frühstück wollte durfte ich das nciht. also hab ich mir angefangen diese

verbotenen sachen zu kaufen, zu essen und zu erbrechen. das hat gut geklappt. was für ein helles köpfchen ich war, nciht wahr? als ich 16 war und nach amerika ging war ich dann stark anorektisch. hat meine eltern gefreut wie nen honigkuchenpferd. wie toll hübsch ich doch aussehe. hat mir in amerika< >auch nicht weiter geholfen. hab nen typen kennengelernt. der hat mich nciht gut behandelt. davon wurde es schlimmer. als ich in jena wieder war wurde ich dann stark bulimisch.. wenig soziale kontakte. nicht zur schule gegangen geschweige denn gelernt. beglückwünsche mich zu einem bestandenem abitur von 2,4. und jetzt bin ich hier. < >mich erschreckt etwas das du die fachbegriffe alle draufhast< >ich hab nix mehr zu sagen< >hällst du mich jetzt für blöd< >ja, weil du eine Esstörung hast bist du blöd< >können wir morgen mal telefonieren oder so ?< >ich finds wahnsinnig blöd- 50 % von den leuten die hier sind, hätten die nicht wenn es solche kliniken nciht geben würde. nur aufmerksamkeit. wohlstandskrankheit. schwachsinn. eitel, dumm zu denken man würde von anderen geliebt durchs dünnsein< >ich schäm mich.< >würd mich freuen: 08051 68 1311< >morgen nachmittag, so gegen 13 Uhr ?< >hab meinen therapieplan ncih hier. weiß nciht ob ich da zeit hab..< >probiers zuerst auf meinem händi und ich sags dir dann.< (...) >ich will noch was wissen wenns recht ist< >na los< >sind die Mauern da sehr hoch, welchen Stacheldraht verwenden die da und was würdest du gern tun nachdem ich dich befreit habe ?< >zuerst würde ich mir mit dir hemmungslos stilvoll die kante geben auf die wiesen. nachdem wir es nciht ins koma geschafft haben und noch sehen können weil der selbstgemachte

russenwodka nun wohl doch nciht so selbstgemacht war sonder lediglich mit angenehmen halluzinogenen angereichert war würden wir mit einem pinken einhorn ins land ohne vergangenheit reiten und ich würd dich kennenlernen wollen.< >ich kauf dir n Lebkuchenherz< >toll, das wollt ich schon immer haben!< >hast dus gut dass ich heute vergessen hab doktor house zu schauen!< >ich kann nicht glauben das ich Seppel morgen danken muss das er heute Kino abgesagt hat weil er Pizza ausfahren muss, ohne ihn hätte das jetzt nie stattgefunden< >ich hätte dir irgendwann auf MyS einen dummen Scherz über Geflügelleberpastete geschickt und du hättest dich dabei angegriffen gefühlt und ich hätte keine Ahnung gehabt was ich angerichtet hätte...< >das tut mich zum lachen zwingen.< >so was machste jetz noch ?< >hoch gehen? auf meine liebe station mit den lieben wandelnden und wundersamerweise noch lebenden skeletten.. schlafen? mich versuchen zu fassen.< >oh gott ich hab nich begriffen das es so stationär läuft, Denise< >... was dachtest du denn?< >die luft wird ganz schön dünn hier unten.. ohne zigaretten.< >keine Ahnung , zu dem thema hab ich nur weisse Flecken auf der Landkarte< >also ums kurz zu machen, ich bin kein Doktor< >aber ne zuhörlady, immerhin!< >und ich kann mir verkneifen gute Ratschläge zu geben aber< >nimm mich beim Wort< >Alles geht einmal vorrüber< Nachdem ich ihr gute Nacht gewünscht hatte und sie mir sagte sie würde sich freuen am nächsten Tag von mir zu hören, blickte ich auf und bestaunte die Uhr. 3 Stunden in denen mir ein Mädchen das ich noch nie in meinem Leben gesehen, geschweige denn das ich mit ihr geredet hätte, ihre persönliche Geschichte nebst Problemen dargelegt hat. Was für ein Abend, dieser 11. September 2007. Und das sie wegen mir extra auf Dr. House verzichtet hat, tja Wahnsinn oder?!

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