Dana Levy

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Dana Levy Last Moments Before

Beteiligt mit der Kamera Participating with the Camera Stella Rollig

Man muss nicht alles über den sozialen und politischen Alltag in Israel wissen, um Dana Levys Arbeiten zu verstehen. Auch wenn ihre Kunst wesentlich von den Herausforderungen des Lebens im Nahen Osten geprägt ist. Da es sich um einen Brennpunkt der Aufmerksamkeit der Weltöffentlichkeit handelt, sind gewisse – grundlegende oder oberfl ächliche – Informationen darüber, über den „Konflikt“ und die andauernde Gewalt, Allgemeingut. Wer sich genauer mit Geschichte und Gegenwart Israels befasst, erkennt die Risse, die die dortige Gesellschaft durchziehen und die komplexer verlaufen als bloß den Identitätsbegriffen Jude/Jüdin versus PalästinenserIn zu entsprechen. Weltanschauung, politische Überzeugungen und solche in Hinblick auf die Rolle der Religion, familiäre und soziale Prägungen, persönliche Lebensgeschichte – das alles fällt für Selbstverständnis und -positionierung der/des Einzelnen schwerer ins Gewicht als für jemanden, der in Mitteleuropa aufgewachsen ist und da lebt. Die Regierung eines Staats, der sich seit seiner Gründung in permanentem, wenn auch nicht immer deklariertem, Kriegszustand befindet, ist auf die ständige Bekräftigung der Unterscheidung zwischen den „Seinen“ und den „Anderen“ angewiesen – oder meint jedenfalls,

sie zur Unterstützung der Militärpolitik zu brauchen. Die gewaltige Mauer zwischen Israel und dem besetzten Westjordanland, 2003 mitten im Bau, ist manifester Ausdruck von Abgrenzung und Auseinander-Dividieren der Menschen. Levy verwendet Video und Fotografie als Medien, um diese forcierte Fremdheit zu überwinden. Sie will Menschen kennen lernen, die außerhalb des Scheuklappen-bewehrten Blickfelds liegen und von ihnen berichten. Sie ist neugierig und unerschrocken. Nach der israelischen Invasion ist sie mit ihrer Kamera ins palästinensische Flüchtlingslager Jenin gegangen und hat sich von Kindern deren verwüstete Häuser zeigen lassen (Hells Angels, 2002). Für eine komplexe Videoinstallation interviewte sie in Tel Aviv MigrantInnen aus über 35 Ländern und bat sie um ein Lied – zu einem Zeitpunkt, als wegen der schlechten Wirtschaftslage die Ausweisung von ArbeitsmigrantInnen diskutiert wurde. (Sing Me A Song And Tell Me Your Story, mit Marc Lafia und Didi Fire, 2002). Zwei Beispiele aus einer Arbeitsbiografie mit Stationen in mehreren Kontinenten. Levy hat in den USA gelebt, in Großbritannien studiert, sie ist per Bahn von Peking in die Mongolei gereist, und sie hat sich drei Monate lang in Linz aufgehalten. Im Studio des O.K hat sie Material, das

Impressum/Imprint Dana Levy: Artist in Residence im/at O.K: 26.2.–27.5.2003 Präsentation/Presentation: 25.–27.4.2003, Last Moments Before Ausstellung/Exhibition: The Promise, the Land: 7.3.–27.4.2003 O.K Centrum für Gegenwartskunst Oberösterreich Direktor O.K/Director O.K: Martin Sturm Kuratorin/Curator: Stella Rollig Aufbau/Setup: Fred Fürholzer, Martin Haselsteiner, Andreas Steindl, Franz Quirchtmayr Tontechnik/Audio Engineering: Michael Schweiger O.K-Team: Erika Baldinger, Max Fabian, Maria Falkinger, Wolfgang Feichtenschlager, Marion Gillhofer, Gottfried Gusenbauer, Rainer Jessl, Franz Krug, Jörg Lehner, Barbara Mair, Wolfgang Nagl, Karin Pils, Brigitte Rosenthaler, Genoveva Rückert, Markus Schiller, Ulrike Schimpl, Georg Seyfried Artists in Residence-Broschüre/Brochure No.1 Redaktion/Editors: Stella Rollig, Genoveva Rückert Lektorat/Copy-Editing: Aileen Derieg, Horst Ebner Übersetzung/Translation: Aileen Derieg, Ingrid Fischer-Schreiber Fotos/Photos O.K: Hans Wimmer, Dana Levy Visuelle Gestaltung/Graphic Design: Erwin Bauer KEG ± www.d-lab.at Druck/Printing: Holzhausen Druck & Medien © O.K, Künstlerin und AutorInnen 2003 O.K Centrum für Gegenwartskunst Oberösterreich O.K Center for Contemporary Art Upper Austria Dametzstraße 30, A-4020 Linz Tel. +43(0)732-78 41 78 Fax +43(0)732-77 56 84 [email protected] www.ok-centrum.at

Mit Unterstützung/With support from:

sie bei verschiedenen spirituellen Zeremonien in Israel gefilmt hat, geschnitten, bearbeitet und in eine konzentrierte kreisförmige Projektion übersetzt (Last Moments Before). Diese Post-Production war nur der Anfang einer intensiven Arbeitsphase. Die Fotoserie Untitled Series dokumentiert Levys Linzer Begegnungen mit Rosenverkäufern, die abends in Restaurants Blumen anbieten. Was für mitteleuropäische BetrachterInnen Porträts von sozial und ökonomisch Benachteiligten und, bis auf den flüchtigen Moment des Abwinkens (– seltener des Handels), Unsichtbaren darstellt, hat für Israelis eine zusätzliche Bedeutung. Viele Rosenverkäufer sind Araber, und im Bildrepertoire der israelischen Medien hat der Araber ein Wurfgeschoss in der Hand und keinesfalls einen Blumenstrauß. Klar, dass in Österreich auch Konfrontationen anderer Art passieren mussten – auf dem Terrain des ehemaligen NaziDeutschlands. Es ist charakteristisch für Dana Levy Levy, dass diese Konfrontation mit scharfem Blick, ohne Ressentiment und auf einer sehr persönlichen Ebene stattgefunden hat. Das Video Time with Franz, unterlegt mit Aufnahmen des Dilletanten-Orchesters Linzer Philharmonie, erzählt von ihrer Freundschaft zu einem Oberösterreicher, in dessen ererbtem Haus sich in Schränken und Fotokisten Memorabilien aus der Zeit zwischen 1938 und 1945 finden, Männer in Uniform, ein Krug mit Hakenkreuz. Levys Kamera registriert das alles aufmerksam, doch ein paar Aufnahmen aus dem Fenster, ein paar Sätze zwischen ihr und „Franz“ genügen, um die Gegenwart mit der Vergangenheit ins Lot zu bringen. Die Geschichte wird dabei nicht ausgelöscht: Wir haben Geschichte, doch die Geschichte darf uns nicht haben, wie der israelische Schriftsteller Amos Oz gesagt hat. Schließlich After the End: elegant auf fünf Monitoren choreographierte Aufnahmen von Öl-Pumpen im nördlichen Niederösterreich, deren Auf und Ab mit dem Klang von Linzer Kirchenglocken unterlegt ist. Entstanden während des Kriegs der USA gegen den Irak. Was für ein pointierter Hinweis: Nicht nur in dem Land, in dem Levy lebt, tragen die Weichen für politische Entscheidungen die Namen „Ökonomie“ und „Glauben“.

Stella Rollig

It is not necessary to know everything about social and political everyday life in Israel to understand Dana Levy‘s work, even though her art is essentially influenced by the challenges of life in the Middle East. Since this involves one of the hot spots of public attention all over the world, certain – fundamental or superficial – information about it, about the “conflict” and ongoing violence, is general knowledge. Those who deal with the history and present of Israel in more depth recognize the cracks running through society there, which are more complex than merely correlating to the terms of identity Jew versus Palestinian. World view, political convictions and those relating to the role of religion, family and social influences, personal life history – all of this carries more weight in terms of the self-understanding and positioning of the individual there than for someone who has grown up and lives in central Europe. The government of a state that has been, since its founding, in a permanent, if not always declared, state of war has to depend on the constant reinforcement of the distinction “between its own” and the “others” – or at least believes it needs this distinction to support military policies. The huge wall between Israel and the occupied West Jordan land, in the midst of construction in 2003, is the manifest expression of delimiting and dividing people. Levy uses video and photography as media to overcome this exacerbated alienation. She wants to get to know people outside the field of vision limited by blinders and to tell about them. She is curious and undaunted. After the Israeli invasion, she went into the Palestinian refugee camp Jenin with her camera and had children show her their demolished houses (Hells Angels, 2002). For a complex video installation she interviewed migrants from over thirty-five countries in Tel Aviv – at a time when the deportation of labor migrants was being discussed because of the bad economic situation (Sing Me A Song And Tell Me Your Story Story, with Marc

Time with Franz, 2003 Videostills DVD, Mini DV, 8 min Musik/music: Linzer Philharmonie, geleitet von/ conducted by Hannes Langeder

Lafia and Didi Fire, 2002). Two examples from a work biography with stations in several continents. Levy has lived in the USA, studied in the UK, traveled by train from Peking to Mongolia, and she spent three months in Linz. In the studio at O.K she edited material that she filmed during various spiritual ceremonies in Israel, working through the material and translating it into a circular projection (Last Moments Before). This post-production was only the beginning of an intensive phase of work. The photo series Untitled Series documents Levy‘s en-

counters in Linz with rose-sellers, who offer flowers for sale in restaurants in the evening. What represents to central European observers portraits of socially and economically discriminated people, usually invisible except for the brief moment of waving them away (or, more rarely, sales transactions), has an additional meaning for Israelis. Many rose-sellers are Arabs, and in the image repertoire of the Israeli media, the Arab holds a projectile, never a bunch of flowers. It is clear that confrontations of a different kind had to take place in Austria – in the territory of former

Nazi Germany. It is characteristic for Dana Levy that this confrontation took place with a focused gaze, without resentment and at a very personal level. The video Time with Franz, with a soundtrack of recordings of the dilettante orchestra Linzer Philharmonie, tells of her friendship with a man from Upper Austria, whose inherited house contains cupboards and boxes of photos with memorabilia from the period between 1938 and 1945, men in uniform, a tankard with a swastika. Levy’s camera attentively registers all of that, yet a few shots from the window, a few sentences exchanged

between her and “Franz” suffice to balance the present and the past. History is not erased in this way: we have a history, but history must not have us, as the Israeli writer Amos Oz has said. Finally After the End: elegantly choreographed shots on five monitors of oil pumps in northern Lower Austria, their up and down movement set to the music of the sound of church bells in Linz. Made during the United States’ war against Iraq, it is a pointed allusion: it is not only in the country where Levy lives that the crossroads for political decisions are named “economy” and “belief”.

After The End, 2003 5 DVDs looped, 5 Monitore/monitors Installationsansicht/Installation shot O.K Centrum für Gegenwartskunst, Videostills

Last Moments Before, 2003 Videostills DVD, Tisch/table, 5 Lautsprecher/speakers Sound Design by Michael Schweiger Videoinstallation O.K Centrum für Gegenwartskunst

Untitled Series, 2003 7 Farbfotografien / color photographs Je / each 21 x 28 cm

Sing Me A Sond And Tell Me Your Story, 2002 mit/with Marc Lafia & Didi Fire Installationsansichten/installation shots O.K Centrum für Gegenwartskunst

Dana Levy Geboren / Born 1973 in Tel Aviv, Israel Lebt und arbeitet / Lives and works in Tel Aviv, Israel 1997–1998 Post Graduate Diploma, Electronic Imaging, Duncan of Jordanstone College of Art, Dundee, Scotland 1994–1997 BA Graphic Design, Camberwell College of Art, London 1992–1994, Foundation Art & Design, Camberwell College of Art London 1998–1999 teaching design for new media, Camera Obscura college Tel Aviv 1999–2002 teaching video editing, Tel Hi college 1999–2004 teaching video post production, Jerusalem school of Photography Musrara 2001–2002 working as organizer of the Israeli video art archive at the Center for Contemporary Art 2003–2004 new media workshop, Oranim college 2003–2004 experimental video workshop, Kalisher college of Art Ausgewählte Einzelausstellungen/Selected Solo Exhibitions 2003 Last Moments Before, Radius presentation, O.K Centrum für Gegenwartskunst, Linz/A Sing Me A Song and Tell Me Your Story, with Marc Lafia and Didi Fire, Digital Art Lab Holon, Israel/IL Clay, Video Trip, Rosenfeld Gallery, Tel Aviv/IL 2002 Air Time, Screening of works Herzliya Museum of Art/IL

Ausgewählte Gruppenausstellungen/Selected Group Exhibitions 2003 Intersections, Jerusalem Film Festival/IL The Promise, the Land, O.K Centrum für Gegenwartskunst, Linz/A V-scape, Cinematech, Tel Aviv & Jerusalem/IL Ruins Revisited, Time for Art, Israeli Art Center, Tel Aviv/IL Zoom in Zoom out, Sala 1 centro internazionale d‘arte contemporanea, Rome/I Homemade video works, Consulat d‘Israel, Paris/F 2002 Local Time 5, Cinematech, Tel Aviv & Jerusalem/IL Poetry Performance Festival, Zira Theater, Jerusalem/IL Tratado de Libre Video, at the AB Gallery in Centro Multimedia, Mexico City/MEX Video Marathon, Art in General, New York/USA 2001 Local Time 4, Cinematech, Tel Aviv/IL Mediterra, moving museum Athens/GR Inside Out, Atlantic Center for the Arts, Florida, USA Journey Fragments, Rachel & Israel Pollack Gallery, Tel Aviv/IL Novalog, Rachel & Israel Pollack Gallery, Tel Aviv-Stadt Bank Berlin media art exchange exhibition& festival Shadot, Jewish & Arab woman artists, Villa Gallery, Tel Aviv/IL 2000Filling Space, Yanko Dada Museum Ein Hod/IL Outer Limits New York/USA 1999 4, Populous gallery, Tel Aviv/IL Pomegranates, Israeli Museum forum touring exhibition Shades in Dance, dance, video and photography festival, Tel Aviv/IL Open Video festival, 1st Prize Video Art, Tel Aviv/IL Artist in Residence 2003 Februar–May, O.K Centrum für Gegenwartskunst, Linz/A 2001 October, Atlantic Center of the Arts, with Alan Berliner and Andrea Wiess, Florida/USA 2000 July, New Media residency Polar Circuit 3, University of Lapland, Rovenimi/FN

Dana Levy 26.2.-27.5.03

O.K Artists in Residency

Kunst ermöglichen

Enabling Art

Das O.K Centrum für Gegenwartskunst Oberösterreich ist ein Experimentallabor in Sachen Kunst. Es hat die Herausforderungen an ein zeitgenössisches Kunsthaus in besonderer Weise angenommen und konzentriert sich nicht nur auf die Präsentation, sondern auch ausdrücklich auf die Produktion von künstlerischen Arbeiten. In den „Artists in Residence“-Programmen wird einer zumeist jüngeren Generation von überregional interessanten und international arbeitenden KünstlerInnen öffentliche Plattform, Infrastruktur und Laborsituation in einem geboten – von der Entwicklung einer künstlerischen Idee bis zu ihrer Ausführung. Die im Regelfall dreimonatigen Residence-Aufenthalte der eingeladenen KünstlerInnen werden von den O.K-KuratorInnen diskursiv begleitet und von einem erfahrenen Produktionsteam betreut.

The O.K Center for Contemporary Art is an experimental laboratory in matters of art. It has especially taken up the challenges that face an institution of contemporary art today and focuses explicitly on the production of art works, rather than on presentation. The Artists in Residence programs offer a mostly younger generation of transregionally interesting and internationally active artists a public platform, infrastructure and laboratory situation in one – from the development of an artistic idea to its implementation. The invited artists, whose residence generally lasts three months, are discursively accompanied by the O.K curators and supported by an experienced production team.

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