The Borders: An Interim Report A) Borders Books & Music 1501 Fourth Avenue, Seattle, WA 98101, USA phone: (206) 6224599 B) Dangerous Crossover. Border of Night. Dark Forest. "Never go out at night alone!" Die U of W hat einen kostenlosen Begleitschutz für alle, die nachts auf dem Campus wandeln müssen. Nun war aber das, dem ich beigewohnt habe nicht auf dem Campus sondern im Arboretum (künstliche Wildnis inmitten wilder Künstlichkeit): Houshang Ebtehaj las. D.h. erst laberte er mal. Und laberte und laberte. Und das Publikum bestehend aus lauter wohlerzogenen und wohlgedressten Iranian Americans wartete geduldig, bis er dann doch noch las und das war gerade lauwarm. Das aufregendste an dieser Veranstaltung war Haidehs nackter Fuss. Haideh hielt aber nur bis zur Pause durch und da hatte er noch nicht gelesen. Gegen 10 p.m. war die Müdigkeit fast überwältigend, aber der Wille noch ungebrochen. "Never go out at night alone!" Aber was tun, wenn ohne Auto im Arboretum und keine Lust von wohlerzogenen und wohlgedressten Iranian Americans heimgefahren zu werden? Barfuss durch die Hölle wäre übertrieben, aber zu Fuss durch die künstliche Wildnis ist auch nicht ohne. Der Erste, der dir begegnet, könnte der Letzte sein, dem Du begegnest. Je tiefer im Wald, desto drückender dieser Gedanke. "Closed at sunset." De jure sollte also niemand hier sein. Nur ich, weil ich die Grenze überschritten habe. Und der andere (l'Autre)? Irgendwo im Dunkel ist er. Schwarz, gross, muskelbepackt. "Hey man, gotta light? Hey man, let's blow out your light. Hey man!" War aber nicht. Und auf der Strasse hinter dem Wald ging's dann noch lange, nobody out on their own. The walker in the night walked all alone. C) Accidental Crossover. Fantasyland. "More Postcards Inside" Der Köder ist draussen vor der Tür ausgelegt. Schräge Postkarten. Drinnen noch mehr. Warnung: "Over 18 Only! ID Required." Niemand will meine ID sehen, ich werde halt auch älter (und älter und älter). Drinnen tatsächlich noch mehr Postkarten, aber nicht mehr schräg, sondern bolzengerade. Aha! Gay Postcards. Straight Postcards. Fun Postcards. Freundliche Menschen, die sich über all die Postcards amüsieren. Envelope required if mailed in the U.S. Weiter weg vom Eingang keine Postcards mehr, dafür Kontaktanzeiger: Kinky North West. Swinger Magazine. Domination. Oho! Hinter dem Stand mit den Anzeigern eine junge Frau aus Nowhere Junction, Idaho. Angezogen wie zur Bibelstunde. Studiert mit wohlwollender Aufmerksamkeit die Vitrine mit den Vibratoren, Dildos und Oversize Rubbercocks. Ich beginne, an die Unschuld zu glauben. Praise the Lord! Ganz hinten geht es eine Treppe hoch: Noch mehr freundliche Menschen. Ein Kleidergeschäft. Damenwäsche, Herrenwäsche, Transvestitenwäsche, Leder, Lack, Latex. Are we still in America? God's own country? Who cares. "Please Do Not Try On Latex Items!" Schade. Aber es hat Umkleidekabinen und Leute, die sie benutzen. Was soll ich kaufen? Eine Ledermaske? Handschellen? Netzstrümpfe? Eine Frau mit zwei Männern steht vor den Korsetts und lacht aufgeregt laut. Ich gehe wieder die Treppe hinunter und auf den Ausgang zu. Die knapp zwanzigjährige, hübsche Verkäuferin, die den Ausgang überwacht, lächelt mich freundlich an, obwohl ich nichts kaufe, nicht mal eine Postkarte. Vielleicht sollte ich doch wenigsten eine
Postkarte kaufen. Oder ein anderes Mal wiederkommen. Ich verspreche es, in Gedanken. WARNING: DO NOT TRUST THE SIGNIFIER! THE SIGNIFIER INDICATES THE LACK OF SIGNIFIED. THE BORDER CAN NEVER BE CROSSED. NOT EVER. Text by Michael Glünz – Published under a Creative Commons, AttributionNonCommercialShareAlike 3.0 License