Adhs Erkennen Verstehen

  • June 2020
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ADS-9 erkennen+verstehen 17.02.2005 16:59 Uhr Seite 1

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ADS erkennen und verstehen Wissenswertes über Träumerchen, Trödelsusen und Hans-Guck-in-die-Luft Wissenschaftliche Beratung: Prof. Dr. Aribert Rothenberger, Universität Göttingen Prof. Dr. Manfred Döpfner, Universität Köln

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Ines war immer ein liebes und ruhiges Kind

Ines ist nicht faul und auch nicht sonderbar. Ines leidet an ADS, an einer Aufmerksamkeitsstörung, allerdings ohne allgemeine motorische Unruhe. Aufmerksamkeitsstörungen zählen zu den häufigsten psychischen Störungen von Kindern und Jugendlichen. 2

Titelfoto: gettyimages

Ines ist heute acht Jahre alt und besucht die dritte Grundschulklasse. Ihre Eltern hätten sich nie vorstellen können, dass es mit Ines einmal Probleme gibt. Sie war immer ein liebes Mädchen. Als Kleinkind war sie meist sehr ruhig, später wirkte sie oft verträumt, als sei sie in eine andere Welt versunken. Wenn sie etwas holen soll, vergisst sie auf dem Weg oft, was sie mitbringen soll. An diese und andere „Besonderheiten“ von Ines hat sich die Familie im Laufe der Zeit gewöhnt; sie nehmen Ines wie sie ist. Richtige Probleme gibt es erst, seitdem Ines in die Schule geht. Beim ersten Sprechtag musste sich die Mutter bereits von der Lehrerin anhören, dass Ines im Unterricht nicht bei der Sache bleibt. Wenn die Lehrerin das Mädchen im Unterricht anspricht, weiß es manchmal gar nicht, worum es gerade geht. Die Lehrerin ermahnt Ines oft, doch nach kurzer Zeit schweifen ihre Gedanken wieder ab. Von den Mitschülern fühlt sich Ines oft ausgeschlossen. Sie hat das Gefühl, dass die anderen Kinder sie nicht mögen. Am Nachmittag dauert es meist lange, bis Ines bei den Hausaufgaben einen Anfang findet. Die Aufgaben erscheinen ihr wie ein riesiger Berg und sie hat das Gefühl, dass sie es gar nicht schaffen kann. Der Kopf will sich einfach nicht konzentrieren. Auch das Schreiben fällt ihr schwer. Sie wird davon ganz müde, sodass sie zwischendurch immer wieder eine Pause braucht. Der Nachmittag ist dann ganz schnell vorbei und es bleibt nur wenig Zeit zum Spielen. Von dem Gelernten scheint kaum etwas hängen zu bleiben. Denn obwohl sie aufgeweckt ist und vieles weiß, sind die Schulnoten miserabel. Weder die Eltern noch die Lehrerin wissen einen Ausweg.

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Zwei wichtige Formen werden unterschieden: ADHS: Aufmerksamkeitsstörung mit Hyperaktivität (mit allgemeiner motorischer Unruhe und Impulsivität) und ADS: Aufmerksamkeitsstörung ohne Hyperaktivität (ohne allgemeine motorische Unruhe und Impulsivität).

Lena träumt im Unterricht vor sich hin Auch Lena ist an ADS erkrankt. Für sie und ihre Mutter sind die Hausaufgaben die schlimmste Zeit am Tag. 100 Mal fordert die Mutter Lena auf, mit den Aufgaben zu beginnen. Lena trödelt und weiß tausend Ausreden, bis die Mutter schließlich aus der Haut fährt. Schließlich setzt Lena sich hin, weiß aber nicht mehr, welche Aufgaben sie machen muss, sie findet das Mathe-Heft nicht mehr, schimpft auf die Lehrerin. Wenn die Mutter sich umdreht, spielt sie mit dem Bleistift, schaut zum Fenster hinaus oder muss dringend zur Toilette. Bei den MatheAufgaben verwechselt sie ständig Plus und Minus, schreibt die Texte nicht richtig ab und ihre Schrift kann sowieso kaum einer lesen! Die Klassenlehrerin klagt, dass sie im Unterricht nur so vor sich hin träumt oder mit ihrer Nachbarin schwätzt und gar nicht mitbekommt, wenn sie irgend etwas machen soll. Natürlich hat sie schlechte Noten. Vor allem das Rechtschreiben fällt ihr schwer, auch wenn sie sich ganz stark bemüht. Die deutsche Studie von Baumgaertel und Mitarbeitern (1995) bestätigte, dass Aufmerksamkeitsstörungen je nach Unterform bei den Geschlechtern unterschiedlich häufig auftreten, wenngleich sowohl Jungen als auch Mädchen in erster Linie wegen der kombinierten Form vorgestellt werden. Bei vorherrschender unaufmerksamer Unterform (ADS) sind Mädchen (2:1), bei der hyperaktiv-impulsiven Unterform (ADHS) sind dagegen Jungen deutlich häufiger betroffen (5:1). 3

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ADS kann sich mit unterschiedlicher Symptomkombination zeigen. Mithilfe der folgenden Checkliste (nach dem Klassifikationssystem für psychische Störungen DSM IV) können Sie verschiedene Merkmale überprüfen, die Fachleute bei der Diagnose von ADS berücksichtigen. Aus Ihren Antworten lässt sich noch keine Diagnose ableiten, dafür ist eine Untersuchung bei einem spezialisierten Arzt oder Psychologen notwendig. Sind jedoch diese Merkmale in verschiedenen Lebensbereichen (Familie, Schule, Freizeitbereich) stärker ausgeprägt als bei gleichaltrigen Kindern, haben Sie einen wichtigen Anhaltspunkt, dass es sich bei den Auffälligkeiten Ihres Kindes möglicherweise um ADS handeln kann. Checkliste für eine Aufmerksamkeitsstörung ohne allgemeine motorische Unruhe und Impulsivität

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1.

Beachtet bei den Schularbeiten oder bei anderen Tätigkeiten häufig Einzelheiten nicht oder macht häufig Flüchtigkeitsfehler.

2.

Hat bei Aufgaben oder Spielen oft Schwierigkeiten, längere Zeit dabei zu bleiben und die Aufmerksamkeit aufrecht zu halten.

3.

Scheint häufig nicht zuzuhören, wenn andere sie/ihn ansprechen.

4.

Kann häufig Aufträge von anderen nicht vollständig durchführen und kann Schularbeiten, andere Arbeiten oder Pflichten häufig nicht zu Ende bringen.

5.

Hat häufig Schwierigkeiten, Aufgaben und Aktivitäten zu organisieren.

6.

Hat eine Abneigung gegen Aufgaben, bei denen er/sie sich länger konzentrieren und anstrengen muss (z.B. Hausaufgaben). Vermeidet diese Aufgaben oder macht sie unwillig.

7.

Verliert häufig Gegenstände, die er/sie für bestimmte Aufgaben oder Aktivitäten benötigt (z.B. Spielsachen, Hausaufgabenhefte, Stifte, Bücher oder Werkzeug)

8.

Lässt sich durch seine Umgebung (äußere Reize) leicht ablenken.

9.

Ist bei Alltagsaktivitäten häufig vergesslich (z.B. vergisst Schulsachen oder Kleidungsstücke).

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Ist die Mehrheit dieser neun Kriterien bei Ihrem Kind erfüllt, sprechen Sie am besten mit Ihrem Kinderarzt oder einem Facharzt für Kinder- und Jugendpsychiatrie. Denn die Diagnose einer Aufmerksamkeitsstörung kann nur durch einen erfahrenen Arzt getroffen werden. Meist ist der Kinderarzt der erste Ansprechpartner. Viele Kinder werden dann an einen Spezialisten weiter verwiesen. Dies kann ein Facharzt für Kinder- und Jugendpsychiatrie sein oder ein Psychologe, der als Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeut arbeitet. Dort wird das Kind ausführlich untersucht, auch um abzuklären, ob die Probleme des Kindes nicht möglicherweise ein Hinweis auf eine andere Störung sind. Zumal bei vielen Kindern mit Aufmerksamkeitsproblemen die Aufmerksamkeitsstörung selbst nicht das Kernproblem ist. Denn andere Störungen oder Belastungen können ebenfalls mit einer verminderten Konzentrationsfähigkeit einhergehen. Intelligenzminderung (z.B. Lernbehinderung): Kinder und Jugendliche mit Intelligenzminderungen zeigen häufig im Vergleich zu Gleichaltrigen eine verminderte Ausdauer und Konzentrationsfähigkeit oder auch vermehrt impulsives Verhalten und eine größere Unruhe. Wenn Kinder Symptome von Aufmerksamkeitsstörungen haben und gleichzeitig Entwicklungsrückstände im Kindergartenalter zeigen oder schulische Leistungsprobleme in der Grundschule haben, dann muss deshalb auch die Begabung der Kinder untersucht werden. Wenn eine entsprechende Intelligenzminderung festzustellen ist, dann muss zunächst die beste Förderung und Beschulung für das Kind gefunden werden. Danach können weitere Hilfen zur Verminderung der Verhaltensprobleme bedacht werden. Schulische Überforderung: Aufmerksamkeitsprobleme können in Zusammenhang mit einer schulischen Überforderung auch bei normal begabten Kindern und Jugendlichen auftreten, wenn das Kind eine Schule besucht, die Anforderungen an es stellt, denen es nicht 5

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gerecht werden kann. Wenn Kinder also Leistungsprobleme in der Schule haben und schlechte Noten mit nach Hause bringen und zusätzlich Aufmerksamkeitschwächen zeigen, dann muss abgeklärt werden, ob eine schulische Überforderung vorliegt. Schulische Unterforderung: In sehr seltenen Fällen können Konzentrationsprobleme in der Schule, auch auf eine Unterforderung hinweisen. Wenn Kinder sehr begabt (hoch begabt) sind, dann kann es sein, dass sie in der Schule keine für sie interessanten Anregungen finden und sich Langeweile breit macht, die sich dann auch in Unaufmerksamkeit äußert. In einem solchen Verdachtsfall ist ebenfalls eine genaue psychologische Untersuchung erforderlich. Medikamente: Eine verminderte Konzentrationsfähigkeit kann auch durch Medikamente wie z.B. durch Hustensäfte oder Medikamente gegen Epilepsie ausgelöst werden. Die Auffälligkeiten beginnen dann nach Einnahme der Medikamente und verschwinden nach Absetzen des Medikaments wieder. Muss ihr Kind fortdauernd bestimmte Medikamente einnehmen und zeigt ihr Kind Aufmerksamkeitsprobleme, fragen Sie am besten Ihren Arzt, ob diese Schwierigkeiten Nebenwirkungen des Medikamentes sein können. Ängste: Wenn Kinder vor einer bestimmten Situation wie zum Beispiel einer Klassenarbeit Angst haben, reagieren Sie oft mit Anspannung und Unruhe und sie können sich in diesen Situationen auch schlecht konzentrieren. Meist sind die Unruhe und Konzentrationsprobleme dann aber nur auf diese Situation begrenzt. Traurige Verstimmung: Kinder, die von ihrer Grundstimmung her traurig sind oder die eine starke emotionale Belastung haben, können mit Konzentrationsproblemen und mit Unruhe oder Anspannung reagieren. Manchmal wirken sie aber eher apathisch 6

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oder sind wenig ansprechbar. Meist haben diese Probleme nicht den typischen kontinuierlichen Verlauf einer AD(H)S, die üblicherweise im Kindergartenalter beginnt und meist bis ins Jugendalter hinein bestehen bleibt. Zwanghafte Denk- bzw. Verhaltensweisen: Manche Kinder werden von bestimmten wiederkehrenden Gedanken geplagt, die sich ihnen ungewollt immer wieder aufdrängen (z.B. immer auf drei zählen müssen oder jeden dritten Buchstaben eines Wortes dreimal nachfahren müssen). Das kostet Zeit beim Diktat und lenkt ab. Auch diese Kinder machen zunächst den Eindruck, als hätten sie Aufmerksamkeitsprobleme.

Alltagsprobleme eines Kindes mit ADS Jedes Kind kann sich vielleicht einmal eine Zeit lang nicht richtig konzentrieren oder hat Schwierigkeiten, bei der Sache zu bleiben. Doch bei einem Kind mit ADS ist die Aufmerksamkeits- und Konzentrationsschwäche langfristig deutlich geringer als bei anderen Gleichaltrigen. Es fällt ihnen sehr häufig schwer, begonnene Tätigkeiten zu Ende zu führen, sie lassen sich leicht ablenken, es unterlaufen ihnen sehr häufig Flüchtigkeitsfehler und die Leistung schwankt erheblich. Die geringere Aufmerksamkeitsspanne fällt bei manchen Kindern auch beim Spiel auf. Sie bringen es nicht zu Ende, sondern brechen das Spiel rasch wieder ab. Zu einem Problem wird die geringe Aufmerksamkeitsspanne vor allem, wenn die Kinder in der Schule oder bei den Hausaufgaben über längere Zeit konzentriert arbeiten sollen. Ihre Aufmerksamkeit lässt rasch nach; sie wirken zerstreut und irgendwie nicht bei der Sache. Das Denken ist oft verlangsamt und längere Anweisungen können sie nur schlecht behalten. Unangenehme Dinge und alles, was ihnen kompliziert erscheint, werden gerne „auf die lange Bank“ geschoben oder sie sagen rasch „Das kann ich nicht“. Zugleich können sie sich schlecht organisieren und vergessen oft alltägliche Dinge wie 7

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Turnbeutel, Mäppchen oder Bücher. Meist fällt erst spät auf, dass es sich bei den Besonderheiten eines Kindes um ADS handelt. Denn die betroffenen Kinder haben eine freundliche Art und oft sind sie sehr still. Dass sie zugleich schusselig und verträumt sind, wird vor allem bei Mädchen akzeptiert. Probleme entstehen oft erst, wenn die Kinder in die Schule gehen. Es gelingt ihnen dann nicht, den gestiegenen Anforderungen an die Aufmerksamkeit gerecht zu werden. Sie können dem Unterricht nicht über längere Zeit folgen, sie schalten immer wieder ab, sind in der Leistungserbringung sehr schwankend. Das Heft ist oft unsauber geführt und immer wieder schleichen sich Fehler ein. In vielen Familien kommt es aufgrund der Hausaufgaben Tag für Tag zu Auseinandersetzungen und viele Eltern verlieren den Glauben an die Auffassungsgabe ihres Kindes. Von Gleichaltrigen werden Kinder mit ADS oft ausgegrenzt. Die anderen merken, dass diese Kinder auf irgendeine Art und Weise anders sind als sie selber. Meist werden die Kinder dadurch immer unsicherer und sie ziehen sich zurück. Viele suchen die Schuld bei sich und werden von Selbstzweifeln und Ängsten gequält. Es gelingt ihnen nicht, ein positives Selbstbild aufzubauen.

Ursache von ADS Die betroffenen Kinder können viele Anforderungen oft nicht so gut erfüllen wie andere gleichaltrige Kinder. Dies liegt daran, dass ihr Gehirn anders arbeitet. Die Nervennetze in ihrem Gehirn sind nicht so gut aufeinander abgestimmt, und es gelingt ihnen schlechter, ihre Aufmerksamkeit zu fokussieren. Wenn sie sich konzentrieren, erfordert dies von ihrem zentralen Nervensystem deutlich mehr Aufwand als bei anderen Kindern. Verständlicherweise können sie die Konzentration deshalb nicht lange aufrechterhalten.

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Diagnose von ADS Die Diagnose einer Aufmerksamkeitsstörung gehört in die Hände von Kinder- und Jugendpsychiatern, Kinderund Jugendlichenpsychotherapeuten oder erfahrenen Kinder- und Jugendärzten. Es gibt nicht einen spezifischen Test, mit dem man ADS nachweisen kann. Die Diagnose fügt sich aus vielen einzelnen Mosaiksteinchen zusammen. Der Arzt befragt die Eltern zur Lebensgeschichte des Kindes und berücksichtigt dabei in der Regel auch den Eindruck von Erzieherinnen oder Lehrern. Das Kind wird körperlich untersucht und andere Ursachen werden ausgeschlossen. Es wird ein Leistungsprofil über Stärken und Schwächen des Kindes angelegt und während der Durchführung verschiedener Fragebogen bzw. psychologischer Leistungstests das Verhalten des Kindes und seine Aufmerksamkeitsspanne detailliert beobachtet. Neben ADS haben die betroffenen Kinder oft weitere Störungen wie eine Lese-/Rechtschreib- oder Rechenschwäche. Um dem Kind möglichst gezielt helfen zu können, wird auch dies diagnostisch abgeklärt.

Unterstützung des Kindes durch Eltern und Lehrer Eltern sollten sich immer wieder vor Augen halten, dass das Kind sich nicht mit Absicht schusselig, verträumt oder labil verhält. Sie sollten versuchen, die Trödelei, die Missgeschicke oder die Träumereien nicht über zu bewerten oder sie von der humorvollen Seite zu nehmen. Zugleich hilft es, das Kind nicht mit Vorhaltungen oder abwertenden Bemerkungen zu traktieren. Denn spürt das Kind, dass es den Erwartungen nicht entspricht, fühlt es sich immer unsicherer und zunehmend blockiert. Auch wenn es noch so schwer fällt, sollte man sich deshalb Tag für Tag aufs Neue um Ruhe, Gelassenheit und Geduld bemühen. Hilfreich sind auch feste Tagesstrukturen. Denn weiß das Kind, was von ihm erwartet wird, spürt es Halt und Geborgenheit. Bei Anweisungen sollte man versuchen 9

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so klar wie möglich zu sein. Hat es einen Auftrag erfolgreich erledigt, benötigt es sofort eine positive Rückmeldung. Halten sie sich immer vor Augen, dass es diesem Kind schwerer fällt als anderen, sich zu konzentrieren und bei der Sache zu bleiben. Das Lob wirkt wie ein Verstärker; das gewünschte Verhalten wird zunehmend häufiger auftreten und zugleich wird das Selbstwertgefühl des Kindes gefestigt. In der Schule nehmen die Probleme meist zu, sobald das Lerntempo steigt und die Anforderungen komplexer werden. Eltern sollten deshalb in punkto Schule und Lernen hartnäckig – das heißt liebevoll, doch konsequent – bleiben. Das sorgfältige Erledigen von Hausaufgaben und das tägliche Üben in kleinen Portionen helfen dem Kind, bei steigenden schulischen Anforderungen nicht den Faden zu verlieren. Am besten teilt man die Hausaufgaben in überschaubare „Häppchen“ auf und geht Schritt für Schritt vor. Man sollte versuchen, das Abdriften des Kindes immer wieder zu verhindern. Oft genügt ein Hinzeigen auf die richtige Stelle im Heft oder der Hinweis „Prima gemacht, jetzt geht es hier weiter“.

Multimodale Therapie Doch Üben allein ist oft nicht genug. Kinder mit ADS benötigen eine multimodale, das heißt aus verschiedenen Bausteinen bestehende Therapie. Denn bei Nichtbehandlung kann ADS noch bis in das Erwachsenenalter hinein zu seelischen und psychischen Störungen führen. Auch eine medikamentöse Behandlung ist für Kinder mit ADS manchmal nötig und hilfreich. Die Medikation mit Methylphenidat trägt dazu bei, die gestörten Hirnfunktionen wieder ins Gleichgewicht zu bringen. Oft können die Kinder dadurch wieder länger bei einer Sache bleiben, Aufgaben zügig durcharbeiten und sich selber wieder als erfolgreich erleben. Das Kind wirkt ansprechbarer, es lässt sich weniger leicht ablenken und es gelingt ihm mit Unterstützung der Eltern und Lehrer, seine schulischen Leistungen allmählich zu verbessern, d.h. seine durchaus 10

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vorhandenen Fähigkeiten und Fertigkeiten besser zu nutzen. Die Kinder können damit auch von weiteren Bausteinen des Therapiekonzeptes noch mehr profitieren. Die Wirksamkeit des Medikamentes ist in vielen Studien zwar gut belegt worden, doch muss im Einzelfall immer genau geprüft werden, ob das Medikament auch ihrem Kind wirklich hilft und in welcher Dosierung es gegeben werden muss. Diese Überprüfung kann gerade bei Kindern mit ADS besonders schwierig und aufwendig sein.

Weitere Informationen zu ADS Zu ADS findet sich nur wenig spezifische Literatur; meist wird dieses Thema in ADHS-Ratgebern mehr oder weniger detailliert mitbehandelt. Literatur: Born, A.; Oehler, C.: Lernen mit ADS-Kindern. Ein Praxishandbuch für Eltern, Lehrer und Therapeuten. 2003. ISBN: 3-17-018283-8, Kohlhammer Döpfner, M., Frölich, J, Lehmkuhl, G.: Ratgeber Hyperkinetische Störungen. Informationen für Betroffene, Eltern, Lehrer und Erzieher. 2000. ISBN: 3-8017-1368-7, Hogrefe Döpfner, M., Schürmann, S., & Lehmkuhl, G.: Wackelpeter & Trotzkopf. Hilfen bei hyperkinetischem und oppositionellem Verhalten (2. überarb. Aufl. ed.). Weinheim: Beltz, Psychologie Verlags Union. 2000. ISBN: 3-621-27481-2

Internetseiten: Auf diesen Seiten finden sich auch Informationen zu ADS: www.agadhs.de Arbeitsgemeinschaft Aufmerksamkeits-Defizit-HyperaktivitätsStörung der Kinder- und Jugendärzte e.V. (AG ADHS) www.bv-ah.de Bundesverband Aufmerksamkeitsstörung/Hyperaktivität e.V. www.auek.de/index-html Bundesverband Arbeitskreis Überaktives Kind, Selbsthilfeverband für Kinder, Jugendliche und Erwachsene mit ADHS 11

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In diesen Broschüren finden Sie verständliche Informationen zu ADHS:

1 ADHS Infothek

Ausgewählte Literatur und Internet-Adressen

2 ADHS Basiswissen

Was bedeutet Aufmerksamkeits-DefizitHyperaktivitäts-Störung?

3 ADHS erkennen

Der Weg zur sicheren Diagnose

4 ADHS behandeln

Therapie und Therapiebegleitung

5 ADHS erleben

Tipps für Eltern mit ADHS-Kindern

6 ADHS in der Schule Für Pädagogen

7 ADHS erklären

Häufige Fragen und Antworten, auch in türkischer Sprache

8 ADHS bei Erwachsenen Tipps für Betroffene

9 ADS erkennen und verstehen

906207

Elterninformation

www.qids.de

[email protected]

UCB GmbH, Hüttenstr. 205, D-50170 Kerpen Telefon 02273-563-0

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