100 Jahre Northeimer Neueste Nachrichten

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100 Jahre NNN

Montag, 5. Januar 2009

Das Reich und die Welt

Jubiläum Die Northeimer Neuesten Nachrichten (NNN) feiern in diesem Jahr ihren 100. Geburtstag. Zum Jubiläum gibt es am 12. September ein großes Fest. Bis dahin nutzen wir die Zeit, um in den alten Ausgaben der Heimatzeitung zu blättern und wöchentlich auf Sonderseiten Ereignisse und Themen, aber auch Kuriositäten aus dem Anzeigenteil vergangener Zeiten zu präsentieren. Den Auftakt bilden Artikel und Meldungen des NNN-Gründungsjahrs 1909. Wir interessieren uns auch für Ihre Erinnerungen, die sie mit der NNN verbinden: persönliche Erlebnisse oder Ereignisse in der Region? Glücksmomente? Schicksalsstunden? Schreiben Sie uns: Northeimer Neueste Nachrichten In der Fluth 24 37154 Northeim, E-Mail an [email protected], Fax an 055 51/ 600 722.

Aus Stadt und Land Kühler Sommer

Das Jahr 1909 könnte man mit Fug und Recht als ein Jahr ohne Sommer bezeichnen, denn, einige Sonnentage abgerechnet, haben wir fortdauernd kühles, ja kaltes Wetter mit Regenschauern gehabt.

Jüdisches Neujahr

Unsere jüdischen Mitbürger begingen am 15. und 16. September 1909 das israelitische Neujahrsfest des Jahres 5670.

Schlachtvieh

Im städtischen Schlachthaus wurden im September 1909 geschlachtet: 78 Stück Großvieh, 107 Stück Kälber, 301 Stück Schweine, 55 Stück Hammel, vier Stück Ziegen.

Grober Unfug

Groben Unfug verübten schon seit längerer Zeit mehrere Schulknaben in der Weise, dass sie Geschäftsleute in der Breitestraße belästigen, indem sie die Ladentür aufreißen und den Ladeninhaber verspotten. Es wäre an der Zeit, dass diesen Bürschchen das Handwerk gelegt wird.

Vorturner

Zur Vorturnerstunde des Oberleinegaues, welches der hiesige Männerturnverein übernommen hatte, war von ungefähr 90 Vorturnen beschickt worden, die 32 Vereine vertraten.

Inserate Propperes Dienstmädchen im Alter von 16 bis 18 Jahren zum 1. Oktober gesucht. Rauch-, Kau- und Schnupftabak in der besten Qualität zu den billigsten Preisen bietet Carl Querfurt, Northeim, Schaupenstil, an. Weckeruhren in bester Qualität mit nachtleuchtendem Zifferblatt empfiehlt G. Fleckenstein, Uhren- und Goldwaren, Bahnhofstraße 22. Atelier für Zahnleidende, Otto Schwärzel jun., Münster 21. Reparaturen in zwei Stunden.

Hülfe für Mexiko

Seine Majestät der Kaiser hat zur Hülfeleistung für die durch Überschwemmung verheerte mexikanische Stadt Monterrey eine Gabe von 10.000 Mark gespendet.

Kampf gegen Piraten

Bei einem Bajonettangriff französischer Truppen auf ein Dorf nahe Saigon, in welchem sich Seeräuber verschanzt hatten, wurden drei weiße und ein eingeborener Soldat getötet, neun verwundet. Vier Soldaten starben am Sonnenstich. Die Piraten hatten zehn Tote.

Kaisermanöver

Kaiser Wilhelm ist gestern von Iglau nach Karlsruhe zur Teilnahme an den deutschen Kaisermanövern abgefahren.

Prinz geboren

Die Kronprinzessin Cäcilie ist gestern um 10.45 Uhr von einem Prinzen entbunden worden. Die hohe Frau und der kleine Prinz befinden sich wohlauf. Markttreiben vor der Alten Wache im Jahr 1909.

Foto: Stadtarchiv/nh

Parteien werben um Frauen

Neues Vereinsgesetz öffnet Weg in die Politik - Kampf um Fortschritt und Gerechtigkeit

NORTHEIM. Mit dem Inkrafttreten des Vereinsgesetzes habe sich die Stellung der Frau zur Politik geändert, erklärt die NNN ihrer Leserschaft in HNA-SERIE

Zeit(ungs)raffer: Das Jahr 1909 ihrer dritten Ausgabe am 15. September 1909 und sagt auch, wie diese Veränderung zu verstehen ist: „Ihrem Zutritt zu politischen Versamm-

lungen steht nichts mehr im Wege.“ Weiter heißt es, schon werde in verschiedenen Parteien die veränderte Sachlage ausgenutzt und um die Mitarbeit der Frauen geworben. Auch einzelne nationalliberale Vereine hätten bereits Schritte getan, um das Interesse, die Arbeitskraft und den Einfluss der Frauen zu gewinnen. Der nationalliberale Verein Northeim als Herausgeber der NNN appelliert an die Parteifreunde: „Dieses Beispiel sollte in der Partei noch sehr viel

mehr Nachahmung finden. Um alle hier brach liegenden Kräfte sich nutztbar zu machen, sollte jeder Ortsverein sich mit einem Werberuf an die Frauen wenden.“ Der Leitartikel des Tages fährt fort, es gebe schon heute in Deutschland eine Anzahl politisch geschulter Frauen. Geschult durch die harten Kämpfe, die sie hätten bestehen müssen, um insbesondere in Frauenbildungsfragen ihren Geschlechtsgenossinnen eine größere Bewegungsfreiheit zu erringen. Diese Kräfte

würden für den allgemeinen politischen Fortschritt nur dann nutzbar zu machen sein, wenn man um sie werbe, wenn man das Verständnis und das Interesse für die Ziele und Ideale der Partei zu wecken verstehe: „Und all die ungezählten Frauen, die noch abseits des politischen Lebens stehen, werden heute, da der Liberalismus einen schweren Kampf um die idealen Güter der sozialen Gerechtigkeit und des geistigen Fortschritts zu kämpfen hat, zur Mitarbeit zu gewinnen sein.“

Brief nach Südwest

Die erste Briefpost nach Deutsch Südwestafrika im Monat November 1909 geht von Europa am ersten Tage des Monats ab. Sie wird dem Dampfer der deutschen Ostafrikalinie zugeführt. Das Schiff ist am 22. November in Swakopmund.

Mädchenhandel

Unter starker Beteiligung von Staatsbehörden, Vereinen und Körperschaften wurde heute in Leipzig die Hauptversammlung der 7. Deutschen Nationalkonferenz zur Bekämpfung des Mädchenhandels eröffnet.

Parsevalballon

Die russische Regierung hat eine Abordnung nach Bitterfeld entsandt, um wegen des Ankaufs eines Parsevalballons Verhandlungen einzuleiten.

Vom Wert der deutschen Kolonien

Expeditionen nach Togo, Kamerun, Ostafrika, Südwestafrika, in die Südsee und nach Kiautschou

NORTHEIM. „Die letzt verflossenen ereignisreichen Jahre haben koloniale Bestrebungen in den Vordergrund des Interesses der Nation gestellt“, erklärt die NNN ihrer Leserschaft im Oktober 1909 im Geist der Zeit: In immer weitere Kreise des deutschen Volkes dringe das Bewusstsein, dass

die bisher für unsere Kolonien aufgewendeten Mittel kein verlorenes Kapital seien, sondern dass dieses Kapital gearbeitet und heute bereits Werte geschaffen habe, deren Gewinnung der Allgemeinheit des vollen Jahrzehntes hindurch unmöglich schien. Die NNN wirbt für die Neu-

erscheinung eines Buches mit dem Titel „Die deutschen Kolonien“ mit den Worten: „Dieser Erkenntnis zu weiteren Siegen zu verhelfen und den Stolz und die Freude an unseren überseeischen Besitz zu wecken und zu stärken, ist der Zweck dieses Werkes.“ Eindrucksvoll werde mit dieser

Geburtshaus der neuen Zeitung Redaktion und Verlag der Northeimer Neueste Nachrichten versprechen in der ersten Ausgabe des Blattes, „in der Lage zu sein, dem Leserkreis aufs schnellste über alle im In- und Ausland vorkommenden wichtigsten Ereignisse zu unterrichten.“ Sie werde stets einer echt vaterländischen, den Erscheinungen unserer Zeit Rechnung tragenden Politik das Wort reden. Und weiter wird versichert: „Endlich werden wir bestrebt sein, unseren Leserinnen und Lesern mit guten Familienromanen zu dienen, wie andererseits auch der lieben Jugend ein Kapitel widmen.“ Angekündigt wird, dass die Gebiete Konzert, Theater und Literatur von sachverständigen Freunden bearbeitet würden. Im Haus Münster 20 (Bild) befand sich der Sitz von Verlag, Redaktion und Geschäftsstelle der NNN im Jahr 1909.

Veröffentlichung eine einzigartige Darstellung des kolonialen Besitzes geboten. Grundlage für das Buch seien fünf Expeditionen in die Kolonien gewesen. Die Reisen hatten die Autoren nach Togo, Kamerun, nach Ostafrika, nach Südwestafrika, in die Südsee und nach Kiautschou geführt.

Inserate waren von Beginn an Bestandteil der NNN.

Virtuose Künstler Die Vorgänger des legendären Theodor

G

estatten? Gottlieb von dem Wieter, Nepomuk Trübsinn, Eulalius Schmachtmeier.“ Diese drei auf ihrem jeweiligen Gebiet äußerst kompeteten Herren kamen aus Nordhausen, um mitzuhelfen, die neue Zeitung Northeimer Neueste Nachrichten aus der Taufe zu heben. Der erste der drei Redaktionsschreiber macht sich in Reimen bekannt: „Ich heiße Gottlieb von dem Wieter und stelle mich gehorsamst vor. Schon von Geburt an treu und bieder, das heißt: oft auch ein großer Tor.“ Nepomuk Trübsinn wird als wissenschaftlicher Berater und Überphilosoph eingeführt. Sein Charakter und seine Lebensenergie: Wie sein Name! Eulalius Schmachtmeier firmiert als Sänger und Mandolinenvirtuose. Seine Eigenschaften: Greift oft im Leben und auf seiner Mandoline dane-

Gottlieb von dem Wieter

Nepomuk Trübsinn

Eulalius Schmachtmeier

ben. Starke, herrlich quietschende Stimme, absolut sicherer DamenHerzen-Brecher. Diese drei eigentümlichen Gestalten sind Kunstfiguren, denen ein Zeichenstift zur Existenz verhalf. Das Dreigestirn kann als Vorgänger des legendären Theodor angesehen werden, der mehr als 50 Jahre später seine Leser in der NNN mit seinem wöchentlichen Stadtbummel zum Schmunzeln brachte.

100 Jahre NNN

Montag, 12. Januar 2009

Jubiläum

Kreuzung in altem Glanz

Auf unserer heutigen Sonderseite präsentieren wie Artikel und Meldungen der NNN aus dem Jahr 1910. Wir interessieren uns auch für Ihre Erinnerungen, die Sie mit der NNN verbinden: persönliche Erlebnisse oder Ereignisse in der Region? Glücksmomente? Schicksalsstunden? Schreiben Sie uns: Northeimer Neueste Nachrichten In der Fluth 24 37154 Northeim, E-Mail an [email protected], Fax an 055 51/ 600 722.

Das Reich und die Welt Neujahr bei Hofe

Nach alter Art wurde auch diesesmal bei Hofe Neujahr gefeiert. Wie verlautet, hat der Kaiser beim Empfang der kommandierenden Generäle die neue Dienstinstruktion für höhere Truppenführer genehmigt. Der Neujahrsmorgen begann mit dem Großen Wecken. Hierauf fand ein Gottesdienst in der Schlosskapelle statt. Um 11 Uhr begann die Gratulations- und Defilierkour im Weißen Saale, an den sich der Empfang der Botschafter schloss.

Streik In England

Im englischen Northumberland haben infolge von Streitigkeiten mit den Bergwerksbesitzern wegen des Achtstundentages 10 000 Bergarbeiter die Arbeit niedergelegt. In Durham wollen weitere 10 000 Bergarbeiter die Arbeit einstellen.

Flugzeug stürzte ab

Der Aviatiker de la Grange ist mit seinem Monoplan auf dem Flugplatz Croix d‘Hins aufgestiegen. Die Flugmaschine flog glänzend. Bei einem zweiten Versuch erhob sich de la Grange zu 30 Meter Höhe und hatte die dritte Runde vollendet als infolge eines Windstoßes der linke Flügel brach. Der Aeroplan stürzte ab. De la Grange war sofort tot.

Selbstmord im Wahn

In Berlin versuchte ein an Verfolgungswahn leidender pensionierter Lokomotivführer seine Frau zu erschießen. Als der Schuss sein Ziel verfehlte, richtete er die Waffe gegen die eigene Schläfe und erschoss sich.

Tödlicher Unfall

Vier Schüler der Präparandenanstalt (früher Unterstufe der Lehrerausbildungsanstalt, Anm. der Red.) in Frankfurt/Oder unternahmen einen Automobilausflug. Das Automobil fuhr auf einen Kieshaufen. Der 17-jährige Schüler Erich Schweng aus Sommerfeld flog aus dem Wagen heraus und stürzte mit dem Kopf gegen einen Baum. Er ist seinen Verletzungen erlegen.

Wer die Kreuzung der Bahnhofstraße heute kennt, wird die Kreuzung mit der Göttinger Straße auf dieser rund 100 Jahre alte Postkartenansicht kaum erkennen. Dort wo heute der Verkehr pulsiert, ging es damals offensichtlich deutlich beschaulicher zu. Dort wo heute in der Geschäftsstelle der Volksbank Eichsfeld-Northeim Geldgeschäfte abgewickelt werden, betteten sich einst im Hotel Northeimer Hof (links), Gäste der Stadt zur Ruhe. Den Platz des stattlichen Gebäudes mit Ecktürmchen auf der gegenüberliegenden Straßenseite nimmt nun ein schmucklosses Geschäftshaus im typischen Stil der Siebziger Jahre ein. Foto: Stadtarchiv/nh

Notiz war kein Unfug

NNN bezog Stellung gegen Staatsanwaltschaft - Verfahren gegen Görlitzer Redakteur

D

en „groben Unfug durch die Presse“ hat ein Staatsanwalt zu konstruieren versucht, obwohl nach der Rechtsprechung des Reichsgerichtes diese juristische Konstruktion ein für alle Mal beseitigt sein sollte, berichteten die NortHNA-SERIE

Zeit(ungs)raffer: Das Jahr 1910 heimer Neuesten Nachrichten im Jahr 1910. Die Niederschlesische Zeitung in Görlitz hatte kurz vor Weihnachten eine Notiz veröffentlicht, in der sie im Hinblick auf den Andrang in den Geschäften das Publikum zur

Vorsicht gegen Taschendiebe mahnte und erzählte, daß in einem Geschäft schon einige Diebstähle festgestellt worden seien. Also eine gewiß harmlose, gutgemeinte und überall angebrachte Notiz, kommentieren die NNN, bei der sich kein vernünftiger Mensch etwas Böses gedacht haben könne: „Aber die Staatsanwaltschaft sieht auch das Verborgenste, und so hat sie glücklich herausgebracht, daß mit dieser Notiz eine Störung der äußeren Ordnung und somit grober Unfug verübt worden ist.“ Der verantwortliche Redakteur wurde nach einigen Wochen vor die Kriminalpolizei zitiert, die ihm eröffnete, die Polizei habe einen Diebstahl nicht feststellen können, die

Staatsanwaltschaft erblicke deshalb in der anscheinend aus der Luft gegriffenen Notiz einen groben Unfug. Der Redakteur erhielt einen Strafbefehl über 15 Mark mit der Begründung „eine derartige Notiz sei geeignet, das Publikum zu belästigen und in begreifliche Unruhe zu versetzen, dergestalt, daß dadurch sich eine solche Aufregung der Bevölkerung bemächtigen konnte, daß ein Auflauf entstehen und die äußere Ordnung stören konnte.“ Kommentar der NNN: „Wie das möglich ist, das bleibt ein ewiges Geheimnis der Staatsanwaltschaft, die vom praktischen Leben blutwenig zu wissen scheint.“ Gegen den Strafbefehl rief der Redakteur das Gericht an.

Die Kriegsflotten der Welt im Jahre 1910 Das Wettrüsten vor dem ersten Weltkrieg war auch in der Heimatzeitung nachzulesen

E

ine Übersicht der Kriegsflotten der damaligen Großmächte beschreibt die NNN ihrer Leserschaft 1910. Im Bericht heißt es: „An der Spitze marschiert natürlich das seegewaltige England, das mit seinen Dreadnoughts und Inflexibles einen gewaltigen Vorsprung vor allen anderen Staaten hat. Dazu kommt noch, daß die englischen Kriegsschiffe aller Art fast allen Kriegsschiffen der anderen Staaten an Größe und Armierung, Schnelligkeit und Panzerung über sind. Nur an Zuverlässigkeit und Kriegsbrauchbarkeit sind die englischen Seeriesen nicht viel wert.“

Die Kriegsflottenstatistik: England: 452 Schiffe mit 2 009 410 Tonnen, Deutschland: 272 Schiffe mit 830 603 Tonnen, USA: 175 Schiffe mit 821 065 Tonnen, Frankreich: 380 Schiffe mit 661 243 Tonnen, Japan: 138 Schiffe mit 457 124 Tonnen, Rußland: 282 Schiffe mit 341 004 Tonnen, Italien: 148 Schiffe mit 272 329 Tonnen. Österreich-Ungarn: 133 Schiffe mit 161 211 Grafiken in der Zeitung sind keine Erfindung der heutigen Zeit: So illustrierte die NNN 1910 die Statistik über die Kriegsflotten. Foto: Stadtarchiv Tonnen.

Anzeigen und Inserate

Bürgerrecht

Pension kann ein Schüler des hiesigen Gymnasiums in besserem Hause bekommen.

Kostenerstattung

Dem Lehrer Koch werden die Reisekosten in Höhe von 36 Mark inbetreff der Teilnahme an

der in Uelzen stattfindenden Wanderversammlung des Verbandes Hannoverscher Gewerbeschulmänner bewilligt.

Baugenehmigung

Dem Schaffner Albert Böker wird die Genehmigung zur Erbauung eines Wohnhauses an der Straße „Am Frauengraben“, einer unfertigen Straße, erteilt, jedoch unter Bedingung der Bezahlung der Straßenherstellungskosten.

Mittwochfrüh wird auf dem Wochenmarkt eine große Sendung blutfrischer Seefische verkauft. Nebenverdienst. Vertreter gesucht für den Vertrieb der Gartmann‘schen Schokolade-Automaten. Hohe Provision. Schlachtpferde kauft zu höchsten Preisen Roßschlachter Fri-

Neuer Museumsverein

In Northeim hat sich ein Ausschuß gebildet, der die Gründung eines Museumsvereins in die Wege leiten soll. Die nunmehr freigewordene, schön restaurierte Kapelle am Marktplatz soll dem zu errichtenden Museum als Unterkunftsort dienen.

Haltlose Vorwürfe

Die im November 1909 durch die Zeitungen gegangene Nachricht über Verfehlungen des Stöckheimer Lehrers Mehleke haben sich durch die eingeleitete Untersuchung als haltlos erwiesen. M. befindet sich noch heute im Amte.

Nachtwächter stürzte

Der Nachtwächter kam an der Ecke Breitestraße/Entenmarkt in Northeim zu Falle und trug eine Verletzung des rechten Daumens davon. Er musste sich in ärztliche Behandlung begeben.

Schädel gespaltet

Der Arbeiter Carl Tropenhagen geschah in der Ewers‘schen Mühle in Höckelheim das Unglück, dass er mit dem Kopfe der Kreissäge zu nahe kam, wodurch ihm der Schädel gespalten wurde. Über das Befinden des Verunglückten konnten wir bis zur Stunde nichts näheres erfahren.

Feuer in Bühle

Aus den städtischen Kollegien In einer Sitzung der städtischen Kollegien wurde dem Landwirt Georg Küster in Holtensen und dem Schachtmeister August Ludolph in Edesheim das Bürgerrecht der Stadt Northeim verliehen.

Vor dem Schöffengericht konnte bewiesen werden, dass der Inhalt der Notiz auf wahren Begebenheiten beruhte, sodass der Amtsanwalt selbst auf Freispruch plädierte. Die NNN berichtete über den Prozess: „Das Gericht führte verständigerweise aus, daß ein grober Unfug auch dann nicht vorliege, wenn die Notiz ganz aus der Luft gegriffen wäre, da sie in keiner Weise geeignet sei, das öffentliche Sicherheitsgefühl des Publikums zu beunruhigen.“ Kommentierend wird hinzugefügt: „Es gibt zwar keinen groben Unfug der Statsanwaltschaft, aber wir meinen, Personen, die so beunruhigend wirken, sollte man auf einen für das Publikum weniger gefährlichen Posten tun.“

Aus Stadt und Land

cke, Neustadt 55. Billiger Seidenverkauf! 4000 Meter Seidenstoffe für Blusen, Kleider und Einsätze zu enorm billigen Preisen kommen in meinen Geschäftsräumen zum Verkauf. W. Waldtmann, Northeim. Lockenwasser gibt jedem Haar unverwüstliche Locken und Wellenkrause. Zu haben bei F. Rohmeyer, Friseur, Northeim. Salvator sowie die beliebten

Biere Northeimer hell und dunkel bei Wilh. Suthoff, Cafè Hohenzollern. Jeder Arzt empfiehlt Köstritzer Schwarzbier für Blutarme, Bleichsüchtige, stillende Mütter, Abgearbeitete und Rekonvaleszente. Es ist das beste und nahrhafteste Getränk für Jung und Alt, ein Nähr- und Kraftmittel ersten Ranges. Wenig Alkohol, viel Malz. Echt zu haben bei Gebrüder Huch, Northeim, am Markt.

Im Nebengebäude des Ackermannes Hesse in Bühle brach ein Feuer aus. Das Nebengebäude brannte fast nieder. Zur Hilfeleistung war auch die Sudheimer Wehr erschienen. Dem energischen Zusammenarbeiten der Wehren ist es zu verdanken, dass kein größeres Feuer entstand.

Schuss ins Bein

Das leidige Spielen mit Schußwaffen, zumal in Kinderhänden, hat in Kuventhal ernste Folgen gezeigt. Ein Schulknabe hatte ein Terzerol mit in die Schulklasse genommen und spielte dort im unbewachten Augenblicke mit der Waffe. Diese entlud sich und die Kugel drang einem nahestehenden Schüler ins Bein.

Garnsion in Aussicht

Bei der Beratung des Militäretats im Reichstage hielt unser Abgeordneter Senator Findel-Einbeck (nationalliberal) eine bedeutsame Rede. Er bedauerte, dass Einbeck und Northeim die Garnisonen genommen worden seien, die sie schon seit 1750 besessen haben. Der Vertreter der Militärverwaltung, Oberst Wandel, erwiderte, die Militärverwaltung erwäge die Berücksichtigung von Northeim für die Belegung mit Garnison.

100 Jahre NNN

Montag, 19. Januar 2009

Aus Stadt und Land

Rückblick

Fußballsport

NORTHEIM. Das Wettspiel am 23. Oktober 1911 der 2. Mannschaft des Fußballclubs Northeim 07 gegen die 3. „Spiel und Sport“ endete mit einem Sieg der letzteren von 10:0.

Tannenbaumfeiern

Unser ehemaliger Redaktionsleiter Hans J. Fisseler blättert im NNN-Archiv: Der Kaiser war in den frühen NNN-Jahren täglich mindestens eine Notiz wert. Die Leser erfuhren nicht nur, wen Wilhelm II. besuchte, sondern auch welche Erzherzöge und Prinzen mit ihren Gemahlinnen zu seinem Gefolge gehörten. Der Nachrichtenwert war nach heutigen Maßstäben gering, aber die pflichtschuldige Hofberichterstattung machte das wohl notwendig. Und vielleicht warteten die Leser auch begierig darauf, täglich zu erfahren, wie es bei Hofe zuging. Ich lese das amüsiert und denke an meinen seeligen Großvater, der in fröhlicher Runde gern das Lied anstimmte: „Wir wollen unseren alten Kaiser Wilhelm wieder haben...“

Das Reich und die Welt Ehrlich beim Kaiser

Prof. Ehrlich hielt am 24. Januar 1911 vor dem Kaiser einen Vortrag über das von ihm erfundene Syphilisheilmittel Ehrlich-Hata 606, dem auch mehrere Senatoren der neugegründeten Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft beiwohnten. Nach dem Vortrag wurden die Herren vom Kaiser zur Tafel geladen.

Wertzuwachssteuer

Gestern, am 2. Februar 1911, ging es wirklich und wahrhaftig im Reichstag mit der Wertzuwachssteuer zu Ende. Die Vorlage wird mit 199 Stimmen gegen 93 bei 20 Stimmenthaltungen angenommen. Ein langwieriger Kampf ist aus.

NORTHEIM. Der Zitherclub Frohsinn Northeim vereinigte seine Mitglieder am 31. Dezember 1911 im Ratskeller zu einer Tannenbaum- und gleichzeitiger Silvesterfeier. Der Handwerkergesangverein veranstaltete am Neujahrstag ebenfalls eine Tannenbaumfeier.

Neuer Spielplatz

Die Northeimer Kasernen unmittelbar nach ihrer Fertigstellung. Im Jahr 1913 wurde mit dem Bau der Gebäudekomplexe begonnen. Foto: Stadtarchiv/nh

Die Kasernen entstehen

Für den Kiestransport wurden 1000 Meter Gleise von der Rhume zur Baustelle verlegt NORTHEIM. Der Bau der Northeimer Kasernen soll, wie die NNN am 26. Juli 1913 berichtet, „jetzt energisch in Angriff genommen werden, nachdem heute die Genehmigung der Ausschreibungen durch die Korpsintendantur eingetroffen ist.“ Danach ist der Bau der westlichen Kaserne der Firma Gebr. Frankenberg für die Mindestforderung von

100.408,98 Mark übertragen, der Bau der östlichen Kaserne der Firma H. Warnecke für 100.434,98 Mark und der Bau des Lazaretts dem Maurermeister A. Bode für 49.381,10 Mark. Die Heimatzeitung stellt fest: „Dass es hiesige Firmen sind, die den Sieg davongetragen haben, wird gewiss allgemein Befriedigung erregen.“ Es wird die Erwartung ausgesprochen, dass mit den Arbeiten schon in den nächsten Ta-

Gefährliches Spiel

Neue Vorsteher

Mit Lazarett

Schlimme Folgen durch Schusswaffen NORTHEIM. „Das Spielen mit Schusswaffen hat trotz Warnungen in letzter Zeit in der Umgebung Northeims um sich gegriffen und teilweise auch schlimme Folgen gehabt.“ Das berichtet die NNN in ihrer Ausgabe vom 11. November 1912. Weiter heißt es, schon vor längerer Zeit sei der Fischereipächter Sch. aus Northeim beim Fischen in der Rhume von dem gegenüber liegenden Flussufer mit einem Revolver beschossen worden, ohne dass der Täter habe er-

gen begonnen wird, da noch vor Eintritt des Winters die Gebäude unter Dach sein sollen. Große Massen von Steinen seien bereits im Laufe der Woche auf dem Bauplatz angefahren worden Den zum Bau erforderlichen Kies liefert die Stadt, die von der Rhume bis zum Bauplatz 1000 Meter Gleise hat verlegen lassen, auf denen der aus dem Rhumebett gewonnene Kies in Loren bis an die Baustelle befördert wird. (hjf)

Verpflichtung durch Bürgermeister Peters

kannt werden können. Am NORTHEIM. Die städtischen Sonntag vor acht Tagen habe Kollegien Northeims traten anlässlich eines Kriegsspiels am 2. Januar 1912 zu einer geauf der Güntgenburg ein meinsamen Sitzung unter der halbwüchsiger Bursche mit Leitung von Bürgermeister einem RevolPeters zusamver gespielt, men. Erster TaHNA-SERIE wobei eine Kugesordnungsgel den 16-jäh- Zeit(ungs)raffer: punkt war die rigen Willi Einführung Brandt aus Wa- Jahre 1911 bis 1913 und Verpflichchenhausen tung der neuam Oberschenkel verletzte, gewählten Bürgervorsteher. der glücklicherweise nur eine Für den 1. Stadtbezirk war schwere Fleischwunde davon- Stationsvorsteher a.D. D. Kögetragen hat. Er wurde zum neke, für den 2. Goldarbeiter Arzt gebracht. (hjf) F. Nebel, für den 3. Mühlendi-

rektor Nahme und für den 4. Gastwirt Curth anwesend. Der im dritten Bezirk gewählte Kaufmann L. Huch hatte gebeten, von seiner Einführung bis zur Erledigung der gegen seine Wahl anhängig gemachten Klage Abstand zu nehmen. Zum 200-jährigen Geburtstage Friedrichs des Großen wurde in der Sitzung der Kollegien angeregt, Bücher den Northeimer Schulen zur Verteilung zu übergeben. Die notwendigen Kosten wurden übernommen. (hjf)

Die Kriegslage

Böse Überraschungen zeitigt am 27. Oktober 1911 der Tripolitanische Krieg für die Italiener, die siegesdurstig ausgezogen waren, eine neue Kolonie dem Hause Savoyen zu erwerben. Die Türken wissen mit ganz außerordentlicher Geschicklichkeit, ihre Positionen zu wahren.

Der Kaiser in Wien

Kaiser Wilhelm traf am Sonntag, 24. März 1912, in Wien ein und wurde auf dem Bahnhofe Penzing von den Erzherzögen Leopold Salvator, Franz Salvator und Peter Ferdinand empfangen. In der Begleitung des Kaisers befanden sich Prinz August Wilhelm mit Gemahlin und die Prinzessin Viktoria Luise. Die Monarchen umarmten sich und küssten sich auf die Wangen.

Wettersturz

Auf den bayerischen Bergen ist am 9. Juli 1913 ein großer Wettersturz eingetreten. Auf den Höhen von 1000 Metern ab liegt Neuschnee. Es herrscht eine ungewöhnliche Kälte. Durch den Schneedruck sind die Wälder schwer beschädigt. (hjf)

Beschauliche Idylle Eine Diskussion um Verkehrsberuhigung im Northeimer Innenstadtbereich wäre den Einwohnern und den Stadtvätern Northeims in den Jahren vor dem 1. Weltkrieg nicht in den Sinn gekommen. Der Bereich Münster und Breite Straße glänzten als beschauliche Kleinstadtidylle, wie unser koloriertes Foto aus dem Northeimer Stadtarchiv zeigt, das um das Jahr 1912 entstand. Links ist das St.-Spiritus-Haus zu sehen, im Hintergrund die St.-Sixti-Kirche. Nur die Pflastersteine kommen dem heutigen Betrachter seltsam modern und bekannt vor. Heute gehört dieser Bereich zur Fußgängerzone. Doch fahren und parken hier jetzt tagtäglich mehr Fahrzeuge als in den frühen Jahren des vorigen Jahrhunderts, als die Breite Straße noch Hauptdurchgangsstraße war. (hjf)

HARDEGSEN. Der Arbeitsausschuss im Ortsausschuss für Jugendpflege in Hardegsen hat am 25. März 1912 als erstes die Schaffung eines ordentlichen Spielplatzes ins Auge gefasst. Es wird nunmehr der Turnplatz an der Steinbreite sehr verbreitert, wobei einige Linden und Eichen sowie auch Obstbäume umgelegt werden mussten. Aber der Platz, der so gewonnen wird, ist, wie man schon jetzt sieht, derartig, dass wir hier einen der schönsten Spielplätze weit und breit besitzen werden. Sowohl hinsichtlich seiner Größe als auch seiner herrlichen Lage wegen. Für die hiesigen Vereine ist es in sofern angenehm, als sich ihnen damit ein schöner Festplatz bietet, wie ihn sich die Freiwillige Feuerwehr zum 25jährigen Jubiläum nicht besser wünschen kann. Für die Heimatzeitung in Northeim heißt das: „Den städtischen Kollegien kann man dafür nur dankbar sein.“

Stromkabel

NORTHEIM. Die Kabellegung für die elektrische Leitung ist nunmehr auf der Breiten- und Mühlenstraße beendet. Der Einbau des für die Ausschaltung notwendigen Umformers am Ballin´schen Haus wird im November 1912 ausgeführt. Mit der Herstellung der Fußsteige auf der Breitenstraße ist begonnen worden. Die NNN kommentiert: „Es ist somit zu hoffen, dass recht bald die Breite- und Bahnhofstraße sich in einem sauberen und neuen Gewande zeigen wird. Günstiges Wetter natürlich vorausgesetzt.“

Fußballclub von 1907

NORTHEIM. Der Fußballclub Northeim von 1907 veranstaltete am 2. März 1913 im Huchschen Saale einen Unterhaltungsabend. Zwei Thaeterstücke: „Im Bürgerquartier“ und „Auf dem Heringsdorf“ wurden recht flott gespielt. An das Theater reihte sich ein Tanzvergnügen an, das alle Teilnehmer noch lange in schöner Harmonie zusammenhielt. (hjf)

Inserate Ehrenerklärung. Die beleidigenden Worte, welche ich bei der Stichwahl gegen die Eisenbahnarbeiter von Elvese ausgesprochen habe, nehme ich hiermit zurück. Elvese, den 7. Februar 1912. August Hente, Nr. 24. Zur Osterbäckerei ist der beste und billigste Butterersatz meine Spezialmarke Tafel-Margarine „Muldenperle“. Bis 30. März 1912 ein Pfund Muldenperle und zus. ½ Pfund Blockschokolade für 90 Pfg. Ad. Klipsch, Northeim, Breitestraße 2. Kalk-Lebertran-Kraftemulsion. Flasche 40 Pfg. Alleinige Niederlage: Aug. Curth jr. Northeim, Drogenhandlung. Ausgekämmtes Haar kauft à Kilogramm 5 Mark Otto Rode, Friseur, Northeim, gegenüber der Post. (hjf)

100 Jahre NNN

Montag, 26. Januar 2009

Rückblick

Feierlicher Einmarsch

Unser ehemaliger Redaktionsleiter Hans J. Fisseler blättert im NNN-Archiv: Der Hurra-Patriotismuss, mit dem die NNN den Ausbruch des 1. Weltkrieges in der Berichterstattung begleitete, macht mich betroffen und ist wohl nur aus dem Zeitgeist heraus zu verstehen. Die Siegeszuversicht und das Vertrauen auf die eigene militärische Stärke scheint so beträchtlich zu sein, dass kaum ein Gedanke an die zu erwarteten Opfer verschwendet wird. Ein Heldenmythos wird gepflegt, die Leser in Northeim so auf einen Endsieg eingeschworen, dass es mir beim Lesen weh tut.

Aus Stadt und Kreis Schützenhof

NORTHEIM. Der Northeimer Schützenhof wurde am 23. Juni 1914 mit dem sogenannten Polterabend eröffnet. Um 8 ½ Uhr begann der Kommers zur Feier des 50-jährigen Bestehens des Vereins für Freihandschießen. Der Schützenausmarsch war auf Donnerstagnachmittag 1 ½ Uhr angesetzt. Anstelle des Schützenhauptmanns, Herrn Senator Jacob, der zur Erholung in Salzbrunn (Schlesien) weilte, werde der Schützenhofleutnant, Herr Klempnermeister Francke, die Führung übernehmen.

Eisernes Kreuz

NORTHEIM. Das Eiserne Kreuz erwarb sich durch seine Tapferkeit vor dem Feinde der Unteroffizier Heinrich Sander im Landwehr-Infanterie-Regiment Nr. 66. Der wackere Vaterlandsverteidiger ist der Sohn des Postschaffners a.D. Heinrich Sander aus Northeim.

Das in den Northeimer Kasernen stationierte Landsturmbataillon marschiert unter großer Anteilnahme der Northeimer Bevölkerung im Jahr 1914 in die Kreisstadt ein. Das einzigartige Fotodokument aus dem Northeimer Stadtarchiv zeigt die zum Bataillon gehörigen Soldaten in ihren schmucken Uniformen in der Breiten Straße und am Münster. Northeimer Soldaten kämpften während des 1. Weltkrieges sowohl im Osten als auch in den besonders verlustreichen Schlachten im Grabenkrieg in Flandern.

Der Kaiser erklärt den Krieg

NNN titelt am 1. August 1914: Es braust ein Ruf wie Donnerhall BERLIN/NORTHEIM. Unter dem Titel „Kriegszustand in Deutschland“ berichten die Northeimer Neuesten Nachrichten am 1. August 1914: „Se. Majestät der Kaiser hat auf Grund des Artikels 68 der Reichsverfassung für das Reichsgebiet ohne Bayern den Kriegszustand erklärt. In Bayern erging die gleiche Anordnung.“ Als Grund für diese Erklärung wird genannt, vom deutschen Botschafter in Petersburg sei die Nachricht einge-

troffen, dass die allgemeine Mobilmachung des russischen Heeres und der Flotte befohlen worden sei. Große Überschriften prägen das Zeitungsbild und dokumentieren den Ernst der Lage: „Europa vor der Entscheidung“, lautete eine

Schlagzeile vom 1. August 1914. Die nächste NNNTitelzeile am Sonntag, 2. August 1914: „Es braust ein Ruf wie Donnerhall“. Die Heimatzeitung in Northeim erklärt ihrer Leserschaft: „Das Unfassbare ist geschehen, das seit Wochen

vorausgeahnte Verhängnis hat sich erfüllt: Der Krieg ist erklärt.“ Weiter heißt es, es bedürfe keiner Rechenschaft für den bevorstehenden großen und schweren Kampf. Frevelhaft sei er von Russland und Frankreich im Vertrauen auf ihre Überzahl heraufbeschworen worden. In Northeim kündigt die Heimatzeitung die Herausgabe von Extrablättern „je nach Wichtigkeit und Bedeutung der einlaufenden Nachrichten“ an. (hjf)

Erste Verlustlisten veröffentlicht Gefangenentransporte werden auf dem Northeimer Bahnhof erwartet

NORTHEIM. Erste Verlustlisten der Grenzschutztruppen hängt die NNN am 12. August 1914 im Schaufenster ihrer Geschäftsstelle am Markt 11 in Northeim aus. Von hannoverschen Truppenteilen ist nur das 14. Ulanenregiment betroffen. Gleichzeitig wird berichtet, dass die ersten Gefangenentransporte auf dem Northeimer Bahnhof erwartet werden. Die Heimatzeitung urteilt: „Der direkte Verkehr

zwischen Publikum und Kriegsgefangenen muss verboten werden.“ Wer den TransHNA-SERIE

Zeit(ungs)raffer: 1914 bis 1916 porten Liebesgaben zukommen lassen wolle, habe sie dem Bahnhofskommandanten oder dem Transportführer zu übergeben, damit in erster

Linie die deutsche Begleitmannschaft und dann erst etwa marode Gefangenen bedacht werden. Die NNN verweist darauf: „Man halte sich stets die jetzt eben erlebte scheußliche Behandlung der Deutschen in Antwerpen, Paris und Petersburg vor Augen.“ Mit dem Aufruf „Bewahret die Kartoffelschalen auf“ wendet sich die Heimatzeitung am 12. August 1914 an ihre Leserinnen und Leser. Die Getreideversorgung sei zwar

gesichert, fraglich sei nur, ob genügend Futtermittel zur Verfügung ständen. Daher müsse nach Möglichkeit mit den Abfällen haushälterisch umgegangen werden. In der NNN heißt es: Vor allem ergibt sich die Notwendigkeit, dass alle Kartoffelschalen vor der Vernichtung bewahrt werden, um sie als Viehfutter verwenden zu können. An alle Hausfrauen ergeht damit die Aufforderung, Kartoffelschalen zu sammeln.“ (hjf)

Lazarett

NÖRTEN. Mit etwa 1200 Einwohnern hat Nörten am 14. Mai 1915 drei Ärzte, obwohl überall Ärztemangel ist. Es besteht deshalb hier der berechtigte Wunsch, dass für Soldaten ein Lazarett auf dem Anger im großen Gemeindesaal oder im Ratskeller oder bei Düvel auf Marienstein oder bei Knüppel im Kronprinzen, die große Säle haben, eingerichtet werde.

Inserate und Anzeigen Bekanntmachung. Das Gras an den Chausseen in den Wegemeisterbezirken Moringen und Hardegsen soll öffentlich gegen Barzahlung verkauft werden. Der Prov.-Wegemeister. Alms. Der Kriegs-Atlas als Geldpostbrief ist jedem im Felde Stehenden willkommen. Der Atlas enthält zehn Kriegskarten über sämtliche Kriegsschauplätze der Erde in elegantem Ganzleinenband. Gegen Einsendung von Mk 1,60 senden wir ihn an jede uns aufgegebene Adresse. Geschäftsstelle der NNN, Markt 11.

Herzliche Grüße

NORTHEIM. Zur Jahreswende 1919/17 senden der lieben Heimat herzliche Grüße und Wünsche für einen baldigen Frieden Musketier H. Lange, Landsturmmann Carl Böcker, Schütze H. Lebensieg, Unteroffizier H. Herholz, Wehrmann G. Lindemeyer, Landsturmmann G. Kneifert, Fahrer Albrecht aus Lagershausen, Gefreiter Heinrich Bock, Pionier Sprießler, Pionier W. Böttcher und Pionier W. Kerl. (hjf) Mehr auf

www.hna.de

Die bisher erschienenen Seiten der Zeitreise 100 Jahre NNN stehen unter www.hna.de/northeim zum Dowwnload bereit.

Huchs Gesellschaftshaus. Am Sonntag, dem 11. Julin 1915,

nachmittags 4 Uhr und abends 8 Uhr Konzert bei freiem Eintritt. Suppenknochen gibt ab am Freitag, 31. Dezember 1915, nach. 3 - 4 Uhr, Konservenfabrik Northeim. Die Frauen und Mädchen Schneiderinnen werden bevorzugt - die im kommenden Vierteljahr Gefangenen-Bekleidung zu nähen wünschen, wollen sich zwecks Eintragung in eine Liste heute am 31. Dezember 1916 bei der Unterzeichneten, Wilhelmstraße 10, persönlich melden. Northeim, 30. Dezember 1916. Der Frauenverein. Hesse. (hjf)

Eingeschränkter Gasverbrauch

Markt mit Beutekanone im Jahr 1916: Die Kriegsbegeisterung der Northeimer Stadtväter zum Beginn des 1. Weltkrieges war offensichtlich so groß, dass sie ein erbeutetes belgisches Geschütz, eine 15-Zentimeter-Kanone, am 9. August 1916 auf dem gerade fertig gepflasterten Markt zwischen Alter Wache und Graf-Otto-Brunnen aufstellen ließen. Foto: Stadtarchiv/nh

NORTHEIM. Eine Einschränkung des Gasverbrauches in Northeim ordnet der Magistrat der Stadt am 9. November 1916 an. Als Grund wird genannt, die Gasanstalt bekomme weniger Kohlen, weil die Eisenbahn für den Transport von Heeresmaterial und Le-

bensmitteln einen stärkeren Kohlebedarf habe. Der Magistrat sieht sich gezwungen, ab sofort anstelle der Abendbeleuchtung nur noch die Nachtbeleuchtung in den Straßen zuzulassen. Auch die Bevölkerung wird aufgefordert, sparsam mit Gas umzugehen.(hjf)

Das Reich und die Welt Kanal eröffnet

KIEL. Die „Hohenzollern“ mit dem Kaiser an Bord lief am 24. Juni 1914 um 5 Uhr in die neue Schleuse ein, vor der sie ein ausgespanntes Band unter den Hurrarufen der dort aufgestellten Arbeiter durchschnitt. Der Kaiser dankte freundlich von der Kommandobrücke. Damit wurde der fertige Kanal dem Verkehr übergeben, und es ist jetzt größeren Schiffen möglich, mehr als bisher den Kanal zu passieren. Der Hauptakt der Eröffnung erfolgt heute in KielHoltenau.

Das Attentat

SARAJEWO. Als der Thronfolger Erzherzog Franz Ferdinand und seine Gemahlin, die Herzogin von Hohenberg, am 28. Juni 1914 durch die Straßen fuhren, gab ein Individuum aus nächster Nähe mehrere Pistolenschüsse auf sie ab. Beide wurden tödlich getroffen und verschieden nach wenigen Minuten.

Goliath torpediert

LONDON. Churchill macht am 14. Mai 1915 die Mitteilung, dass das Linienschaff „Goliath“, ein Panzerkreuzer, in den Dardanellen torpediert wurde und dass man den Verlust von 500 Menschenleben befürchte.

Glocken zum Heer

BADEN. In vielen Kirchen hängen Glocken, die früher oder später durch andere ersetzt werden sollen, oft auch solche, die überhaupt nicht mehr geläutet werden. Der evangelische Oberkirchenrat in Baden hat am 4. Januar 1916 eine Verfügung erlassen, dass solche Glocken von den Verfügungsberechtigten an die Heeresverwaltung verkauft werden sollen, da mit einem solchen Vorgehen eine vaterländische Pflicht erfüllt würde. (hjf)

AUFRUF

Gesucht: Ihre Erinnerungen Wir interessieren uns auch für Ihre Erinnerungen, die Sie mit den NNN verbinden: persönliche Erlebnisse oder Ereignisse in der Region? Glücksmomente? Schicksalsstunden? Schreiben Sie uns: Northeimer Neueste Nachrichten In der Fluth 24 37154 Northeim, E-Mail an [email protected], Fax an 055 51/ 600 722.

Landkreis Northeim

Dienstag, 3. Februar 2009

Der Zeit(ungs)raffer: Die Jahre 1917 - 1919 Das Reich und die Welt

Rückblick

Heftige Kämpfe

BERLIN. Heftige Kämpfe spielten sich am 30. Juni 1917 an der Westfront zwischen La-BasseeKanal und der Scarpe ab. In Flandern war nur in wenigen Abschnitten die Feuertätigkeit lebhaft, berichten die Northeimer Neuesten Nachrichten.

Englische Verluste

Unser ehemaliger Redaktionsleiter Hans J. Fisseler blättert im NNN-Archiv: Nur zwischen den Zeilen berichtet die NNN nach der Kapitulation im November 1918, wie die Menschen in Northeim unter dem Hunger und der spanischen Grippe leiden. Ein Stück heile Welt wird den Lesern geboten, auch wenn die Schulen Grippeferien ausrufen und selbst das Schweinefutter rationiert wird.

Aus Stadt und Kreis Gekürzte Brotration

NORTHEIM. Die Kürzung der Brotration soll voraussichtlich am 15. August 1917 aufgehoben werden. Dann fallen die Sonderzulagen an Fleisch fort. Hausschlachtungen während des Winters zu verbieten, ist, entgegen anders lautender Gerüchte, nicht beabsichtigt.

Rationiertes Futter

NORTHEIM. Bezugsscheine über Schweinefutter gelangen am 4. und 5. Oktober 1917 in Northeim zur Ausgabe.

Bataillons aufgelöst

NORTHEIM. Die Auflösung des Northeimer Landsturmbataillons soll bis zum 30. März 1919 erfolgen. Die Stärke des Bataillons beträgt zur Zeit nur noch etwa 100 Mann.

Zweifel an Zwillingen

HARDEGSEN. Ein Einwohner eines benachbarten Dorfes, der es mit der Wahrheit nicht so wichtig nimmt, wird vom Klapperstorch mit Zwillingen beglückt. Als er diese beim Standesbeamten am 5. Mai 1919 anmelden will, wird ihm die Antwort zuteil: „Franz, dat glöw eck nich, dör hest meck all te veele voralogen.“ Erst als sich der Beamte persönlich überzeugt hatte, wurden die Kleinen in das Geburtsregister eingetragen.

Städtisches Kühlhaus

LONDON. Die englischen Verlustlisten geben die Gesamtverluste der britischen Armee im September 1917 mit 2938 Offizieren und rund 109 200 Mann und die Gesamtverluste der Flotte mit 100 Offizieren und 614 Mann an.

Geplanter Rücktritt

Ruhige Lage: Die Lange Brücke über die Rhume in der Stadt Northeim in der Zeit des 1. Weltkrieges. Im Hintergrund die Kasernen mit der Unteroffiziersschule. Foto: Stadtarchiv/nh

Der Krieg ist verloren

Harte Waffenstillstandsbedingungen- Rückmarsch in die Heimat

BERLIN/NORTHEIM. „Der Waffenstillstand ist unterzeichnet worden“. Das schrieb Generalfeldmarschall von Hindenburg am 12. November 1918 in einem Erlass an die deutsche Armee. Weiter heißt es in dem Erlass, der am Tag darauf in den Northeimer Neuesten Nachrichten wortwörtlich abgedruckt wird: „Bei der wachsenden Zahl unserer Gegner, bei dem Zusammenbruch der uns bis an das Ende zur Seite stehenden Verbündeten und bei den immer drückender werdenden Ernährungs- und Wirtschaftssorgen hat sich unsere Regierung zur Annahme harter Waffenstillstandsbedingungen entschließen müs-

sen.“ Die Waffenstillstandsbedingungen verpflichteten zu schnellem Rückmarsch in die Heimat.

In Northeim wurde am selben Tag in einer öffentlichen Volksversammlung ein Volksrat gebildet. 1500 Menschen

Weihnachten 1917: Die NNN bedauert, dass immer noch Krieg herrscht BERLIN/NORTHEIM. Im Reich, in Northeim und in Europa wächst im dritten Kriegsjahr die Sehnsucht nach Frieden. Doch Frieden nicht um jeden Preis. Das Friedensangebot von Deutschland und Österreich wurde von den Alliierten mit Frankreich und Großbritannien an der Spitze abgelehnt. Die NNN berichtet am 3. Januar 1917: „Unsere

Feinde haben gewählt“. Wie es um die Stimmung der Soldaten an der Ostfront bestellt war, schildert ein Bericht der Heimatzeitung vom 5. Januar 1917 von einer Weihnachtsfeier des Landsturm-Infanterieregiments. Die NNN zitiert aus einem Brief des Northeimer Gefreiten E. Hartmann. „Als alle sich um den Tannenbaum versam-

melt hatten und der Herr Kompaniefeldwebel eine feierliche Ansprache hielt, sah man manche Träne über die Wangen rollen. In der Hoffnung auf ein baldiges Wiedersehen in der Heimat wünscht unser Landsmann aus dem Felde allen Northeimern ein gutes Neujahr!“ In der Weihnachtsausgabe vom 25. Dezember 1917 be-

dauert die NNN, dass immer noch Krieg herrscht: „Der Wunsch, der voriges Weihnachten durch die Herzen aller zitterte und der dahin ging, dass der Friede auf Erden endlich Wahrheit werden möge, hat sich leider nicht erfüllt. Noch immer tobt der unseelige und unerbittliche Weltkrieg und fordert unzählige Opfer.“(hjf)

Inserate und Anzeigen Bürgerschule I und II: Die Grippeferien werden verlängert. Wiederbeginn des Unterrichts ist am 21. November 1918. Die Rektoren.

Fußball-Wettspiel

Die auf den 19. November 1918 angesetzte Bürgervorsteherwahl wird in Rücksicht auf die gegenwärtigen Verhältnisse aufgehoben. Northeim, 11. November 1918. Der Magistrat.

NORTHEIM. Zu einem Wettspiel stellten sich am 20. Juli 1919 auf dem Mühlenanger die ersten Fußballmannschaften von Olympia Hameln und dem Verein für Bewegungspiele Northeim dem Schiedsrichter. Das Spiel litt unter einem heftigen Sommergewitter und endete mit 4:2 für die Gäste. (hjf)

Wir erinnern an die Fälligkeit der Steuern. In Anbetracht des Mangels an Kleingeld wird gebeten, die Steuerbeträge vorher abzuzählen. Northeim, den 11. November 1918. Die Stadtkämmerei.

www.hna.de

Die bisher erschienenen Seiten der Zeitreise 100 Jahre NNN stehen unter www.hna.de/northeim zum Download bereit.

krieg ist zu Ende“ kommtiert die Heimatzeitung Northeimer Neueste Nachrichten am 16. November 1918: „Hoffen wir, dass keine Volkskriege ihm folgen werden. Große, nie in der Geschichte erblassende Siege haben wir zu Wasser und auf dem Lande erfochten, Ruhm und Ehre an die deutschen Fahnen geheftet. Ist der Ausgang ein anderer gewesen, als das ganze deutsche Volk gedacht, es hat seine Schuldigkeit getan: Der deutsche Boden blieb frei von feindlichen Scharen, nachdem die Russen durch die großen Siege bei Tannenberg und Masuren aus Ostpreußen hinausgeschlagen waren.“ (hjf)

Überall wächst die Friedenssehnsucht

NORTHEIM. Das Kühlhaus ist am 12. Juni 1919 nach erfolgter gerichtlicher Auflassung in den Besitz der Stadt Northeim übergegangen. Damit sind die gesamten Schlachthausanlagen städtisches Eigentum geworden.

Mehr auf

hatten sich dazu in der Reithalle der Kreisstadt versammelt. Geleitet wurde die Versammlung von dem früheren Northeimer Garnisonsinspektor Bohl, der einleitend betonte, „dass wir vertrauensvoll in die Zukunft blicken können, wenn sich auch hier Männer finden, die ein gutes Stück Arbeit mitleisten.“ Hauptredner der Versammlung war der Vorsitzende des Northeimer Soldatenrates, Landsturmmann Flemming. Er erklärte die Aufgaben der Arbeiter- und Soldatenräte, die in erster Linie in der Aufrechterhaltung von Ordnung und Disziplin zu sehen seien. Unter dem Titel „Der Welt-

Spielstraße: Der Schaupenstiel in Northeim nach dem 1. Weltkrieg mit dem Corvinushaus (links). Foto: Stadtarchiv/nh

Reichswehr-Brigade Brandenburg (Deutsche Schutzdivision) stellt unter bekannten Bedingungen Freiwillige, gediente und

ungediente Leute, für alle Waffengattungen ein. Für die sich aus Northeim Meldenden erteilt nähere Auskunft Verlag der Northeimer Neuesten Nachrichten, Markt 11, am 7. Mai 1919. Frauen zum Akkordbacken sucht Braune, Rittergut Höckelheim. Säuglingsmarken über Fleisch, Zwieback, Mehl, Gries werden am 4. August 1919 im Lebensmittelamt von 9 Uhr morgens ab ausgegeben. Bekanntmachung. Die Räude bei dem Pferde der Firma Klapproth und Frankenberg ist erloschen. Die erforderlichen Schutzmaßnahmen sind aufgehoben. Northeim, 4. August 1919. Die Polizei-Verwaltung. (hjf)

BERLIN. Das preußische Staatsministerium ist am 30. September 1918 zu einer Sitzung zusammengetreten. Dem Vernehmen nach beabsichtigen sämtliche Staatsminister, ihre Portefeuille zur Verfügung zu stellen, um den Parlamentariern freie Hand für die Bildung einer neuen Regierung zu lassen. Sämtliche Staatsminister haben bereits dem Kaiser ihre Rücktrittsgesuche eingereicht.

Kaiser dankt ab

BERLIN. Der Kaiser und König hat sich am 9. November 1918 entschlossen, dem Thron zu entsagen. Reichskanzler Prinz Max von Baden bleibt solange im Amte, bis die mit der Abdankung des Kaisers und Thronfolgers des deutschen Reiches und von Preußen und der Errichtung der Regentschaft verbundenen Fragen geregelt sind.

Attentat im Landtag

MÜNCHEN. Der bayerische Ministerpräsident ist am 21. Februar 1919 in München vor dem Haus des Landtags erschossen worden. Der Täter wurde vom Publikum niedergeschlagen.

Streik der Heizer

MAGDEBURG. Infolge Lohnstreitigkeiten der Heizer sind alle Magdeburger Großbetriebe im April 1919 stillgelegt worden. Auch die Metallarbeiter wollen in den Ausstand treten.

Letzter Akt

VERSAILLES. Der Friedensvertrag ist, wie vorgesehen, am 28. Juni 1919, nachmittags um 3 Uhr im Schloss Versailles unterzeichnet worden. Die NNN kommentiert: „Ein schwarzer Tag. Unsere Feinde haben ihr Rachewerk vollendet.“

Neutrale Stimme

AMSTERDAM. Eine holländische Zeitung kommentiert am 30. Juni 1919 den Friedensschluss von Versailles: „Deutschland ist zwar besiegt, aber der Friede, auf den diejenigen hofften, die in dem deutschen Militarismus und in dem deutschen Machtideal die größte Gefahr erblickten, ist deswegen noch nicht erreicht.“(hjf)

AUFRUF

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Landkreis Northeim

Montag, 9. Februar 2009

Der Zeit(ungs)raffer: Die Jahre 1920 - 1922 Das Reich und die Welt

Rückblick

Land für Ex-Soldaten

Unser ehemaliger Redaktionsleiter Hans J. Fisseler blättert im NNN-Archiv: Blanke Not beherrscht das Leben der meisten Menschen in dieser Zeit. Von den „Goldenen Zwanzigern“ ist noch nichts zu spüren. Die Wut auf Kriegsgewinnler, die mit ihrem vermeintlich unrechtmäßig erworbenen Reichtum protzen, wird in der Heimatzeitung unverblümt geschürt.

Aus Stadt und Kreis

BERLIN. Im Landwirtschaftsministerium in Berlin wurde am 12. Mai 1920 eine Besprechung über die Ansiedlung der Reichswehr-Entlassenen und der Baltikumtruppen abgehalten. Es herrschte Einstimmigkeit darüber, dass die praktischen Vorarbeiten der Siedlung sofort beginnen müssten. Das Landwirtschaftsministerium hat auch bereits verschiedene Moore bereisen lassen, um geeignete Landstriche auszuwählen. In den nächsten Tagen sollen Abordnungen der anzusiedelnden Heeresentlassenen in die einzelnen Gebiete abreisen, um mit den Vorarbeiten zu beginnen.

Gegen Ruhr-Besetzung

Die Schillerstraße in Northeim: Dieses Foto aus den 1920-er Jahren zeigt rechts das 1905 erbaute Gymnasium Corvinianum. Der Gebäudekomplex beherbergt heute die Martin-Luther-Grundschule. Im Hintergrund die St.-Sixti-Kirche noch ohne Zifferblatt der Turmuhr. Das Zifferblatt wurde erst 1921 angebracht. Foto: Stadtarchiv Northeim/nh

Stunden ohne Strom

Not drückt alle Schichten

Lebensmittel weg

NORTHEIM/BERLIN. „Die wirtschaftliche Not hat sich in letzter Zeit immer mehr verschärft und drückt alle Schichten des Volkes“, berichten die Northeimer Neuesten Nachrichten am 4. Juli 1922. Zu keiner Zeit habe besonders der Gewerbestand so gelitten wie heute. Weiter heißt es, bei den hohen Summen für Wareneinkäufe, die geradezu ins Schwindelhafte geklettert seien, würden naturgemäß die Betriebsmittel immer geringer und schwächer. „Wenn heute alle Berufs- und Gewer-

NORTHEIM. Elektrische Sperrstunden sind auch in Northeim zur nachweislichen Notwendigkeit geworden, schreibt die NNN am 10. Januar 1920, da der andauernde Kohlenmangel bei dem Lockemann‘schen Werke in Hollenstedt zur größten Sparsamkeit zwingt: „Die Versorgung mit elektrischem Strom und Gas war in Northeim bisher immer noch besser als in anderen Städten, umso leichter werden wir uns mit den Sperrstunden abfinden. Diese werden vorausichtlich in die Zeit von 10 Uhr bis 1 Uhr mittags fallen.“ NIENHAGEN. Über einen etwa 25-jährigen Mann in feldgrauer Kleidung berichtet die NNN am 5. November 1920. Der kam nach Nienhagen, „um unter Vorzeigung eines gestempelten Schreibens Lebensmittel (Eier, Wurst und Fleisch) für das Vereinslazarett für Kriegsgeschädigte in Langenhagen bei Hannover zu sammeln: „Für etwa 400 Mark Sachen hat er bekommen und ist damit schleunigst abgereist.“ Auf eine Anfrage in Langenhagen stellte sich nämlich heraus, dass die Nienhagener einem Schwindler aufgesessen sind.

150 Kündigungen

VOLPRIEHAUSEN. Auf dem Kalischacht in Volpriehausen wurden zum 16. November 1920 von der 600 Mann starken Belegschaft 150 gekündigt. Es sind Leute, die meist noch nebenbei Landwirtschaft betreiben, die sich wohl einige Zeit durchschlagen können, hieß es. Der Grund für die Entlassungen soll der geringe Absatz von Kali gewesen sein.

Handwerk und Gewerbe leiden unter schlechter Zahlungsmoral bezweige möglichst auf Anund Barzahlung drängen, so

Sittliche Pflicht

ist es eben nichts anderes als ein Ausfluss der wirtschaftli-

Die bisher erschienenen Seiten der Zeitreise 100 Jahre NNN stehen unter www.hna.de/northeim zum Download bereit.

Teurer Dollar Aus der Reichshauptstadt Berlin wird gemeldet, dass der Sturz der Mark unhaltbar weiter gehen werde, wenn nicht im politischen Leben bald mehr Ruhe und Festigkeit eintrete. An der Berliner Börse wurde am 4. Juli 1922 um 1.30 Uhr mittags der amerikanische Dollar mit 440 Mark bezahlt. (hjf)

Wirtschaft kriselt

NORTHEIM. „Was ist ein Schieber?“ Das fragt die Heimatzeitung NNN ihre Leserschaft am 10. Januar 1920. Als Schieber galten die Menschen, die am Krieg und mit der Not der Menschen ein Vermögen gemacht hatten. Entsprechend fällt die Antwort aus, die das Blatt in ungewöhnlicher Schärfe gibt: „Ein nichts gewesenes, doch auserlesenes, jetzt nur noch fressendes, Anstand vergessendes, Bildung entbehrendes, Menschtum entehrendes, schmierig bleibendes, Preise

BERLIN/NORTHEIM. Als eine Gefahr für das gesamte Reich bezeichnet die NNN die Hamsterei von Banknoten in einem Bericht vom 31. Dezember 1920. Die Notenpresse arbeite ununterbrochen Tag und Nacht,heißt es in einem Bericht, um immer neue Papiermilliarden herzustellen. Aber wie in einem Fasse ohne Boden würden die neu gedruckten Umlaufsmittel versinken. Ein großer Teil der so gedruckten Geldmenge wandere ins Ausland, ein anderer verschwinde in den Hamsterver-

Kritik an Kriegsgewinnlern

hochtreibendes, Freihandel hemmendes, Kaffee überschwemmendes, gierig schmarotzendes, ekelhaft protzendes, Brillanten behangenes, in Ranglogen prangendes, auf Rennpferde wettendes, üppig sich bettendes, Sektströme spritzendes, Auto besitzendes, weltbadbesuchendes, preissturzverfluchendes, Steuer betrügendes, jeden belügendes, tipptopp gekleidetes, vielfach beneidetes, allen empörendes, an den Galgen gehörendes widerliches Individuum.“ (hjf)

Notenpresse arbeitet Tag und Nacht

stecken des Inlandes. Weiter heißt es in der Heimatzeitung: „Die Folgen dieser Notenhamsterei liegen klar zutage. Im Verkehr und im Handel mit dem Auslande verliert das deutsche Geld an Wert. Alle verhängnisvollen Erscheinungen treten ein, die sich an den Niedergang der Valuta knüpfen.“ Für das Inland bedeute die Entwicklung ein Herabsinken vieler gesellschaftlicher Schichten in Elend und Not. Das betrifft auch die Menschen in Stadt und Kreis Northeim. (hjf)

Inserate und Anzeigen Ausverkauf. Zu dem nach mehrjähriger Unterbrechung wieder stattfindenden Inventar-Ausverkauf sind in allen Abteilungen die Preise derart niedrig gestellt, dass es im eigensten Interesse der verehrten Kundschaft liegt,von den dadurch gebotenen Vorteilen ausgiebigsten Gebrauch zu machen. Kaufhaus E. Frank, Northeim.

NORTHEIM. Die Kundgebungen auf dem Marktplatz, die von den sozialistischen Parteien und den freien Gewerkschaften am 4. Juli 1922 zur Unterstützung der Forderungen zum Schutze der Republik angeordnet worden waren, sind hier völlig ruhig verlaufen, freute sich die NNN. (hjf)

www.hna.de

Es sei deshalb eine sittliche Pflicht aller, welche mit Handwerk und Gewerbe arbeiteten, kommentiert die NNN, für möglichst schnelle Erledigung der laufenden Rechnungen zu sorgen, damit neben den turmhohen Sorgen und Nöten des um seine Existenz schwer ringenden Mittelstandes wenigstens die Sorge um die Beschaffung der nötigen Be-

triebs- und Kreditmittel erleichtert wird. „Dazu kann jeder beitragen, indem er möglichst schnell seine Rechnung bezahlt.“

Üble Schieber

Schutz der Republik

Mehr auf

chen Not, es ist der Selbsterhaltungstrieb jedes einzelnen, der sich mit elementarer Gewalt durchsetzt.“

Vornehme Wohnlage: Die Marienstraße in Northeim Anfang der 1920-er Jahre. In den 1930-er Jahren wurde sie umbenannt in Sohnreystraße, zur Erinnerung an den aus Jühnde stammenden Heinrich Sohnrey (1859 - 1948), der als Vater der deutschen Heimatpflege gilt. Die Marienstraße wurde als Privatstraße gebaut und zu Ehren der Ehefrau des Bauunternehmers Karl Frankenberg benannt. Foto: Stadtarchiv Northeim/nh

Meine Herren! Sie finden Krawatten in modernen Neuheiten, Kragen, Vorhemden, Dauerwäsche, Sockenhalter und GummiHosenträger in reicher Auswahl und zu billigsten Preisen bei Aug. Busch, Northeim. Bekanntmachung. Das unter dem 7. Juli 1920 zur Verhütung

der Ausbreitung der Maul- und Klauenseuche im Kreise Northeim erlassene Verbot des Ziegenhandels wird hiermit wieder aufgehoben. Northeim, 31. Dezember 1920. Der Landrat. Zur Beachtung. Widerholt machen wir darauf aufmerksam, dass wir bei Hausierern oder Wanderlagern gekaufte Stoffe nicht verarbeiten werden. Die vereinigten Schneider des Kreises Northeim. Bekanntmachung. Es ist verboten, Gänse, Enten und Hühner auf den Straßen oder in den Anlagen der Stadt Northeim herumlaufen zu lassen. Northeim, den 16. April 1921. Die Polizeiverwaltung. Peters. (hjf)

KÖLN. Im Ruhrgebiet reichten sich Anfang November 1920 die Arbeiter Frankreichs, Belgiens und Deutschlands die Hand und waren sich darüber einig, dass es nunmehr die Aufgabe der internationalen Arbeiterschaft sei, die Besetzung des Ruhrgebietes durch Frankreich zu verhüten.

Armes Wien

WIEN. Die Wiener Stadtverwaltung gibt bekannt, dass es ihr nicht möglich gewesen ist, die 75 Millionen Kronen zusammenzubringen, die notwendig sind, um den 25.000 im Monatsgehalt stehenden Verwaltungsbeamten am 1. Januar 1921 die Gehälter auszuzahlen.

Kaiserin gestorben

BERLIN. Die frühere deutsche Kaiserin, Auguste Viktoria, ist von ihren Leiden erlöst worden. Am 11. April 1921 um 6 ¾ Uhr ist sie auf Villa Doorn sanft entschlafen.

Für Anschluss

WARSCHAU. Anfang September 1921 fanden im Kreise Rybnik gemeinsame Versammlungen der deutschen und polnischen Sozialdemokraten statt. In allen Versammlungen erklärten die Polen, von jetzt ab in Oberschlesien mit den deutschen Sozialisten gemeinsam und für den Anschluss an Deutschland arbeiten zu wollen. (hjf)

Die Angst der Hausbesitzer

NORTHEIM. Die Not der Zeit zwingt die Northeimer Hausbesitzer zu einem festen Zusammenschluss. In einem Aufruf in der NNN heißt es: „Man verfügt über unsere Häuser und Wohnungen, gleich ob sie Eigentum der Allgemeinheit wären. Wo ist hier die Grenze zwischen Recht und Willkür? Ein Vortrag über die Sozialisierung des Hausbesitzes findet statt am 18. April 1921, abends 8 ½ Uhr pünktlich im Deutschen Hause. Kein Hausbesitzer darf dieser wichtigen Aufklärungs-Versammlung fernbleiben.“ (hjf)

AUFRUF

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100 Jahre NNN

Montag, 16. Februar 2009

Der Zeit(ungs)raffer: Die Jahre 1923 - 1925 Das Reich und die Welt

Rückblick

Gewaltherrschaft

BERLIN. Präsident Loebe weist am 11. April 1923 auf die neuen Übergriffe gegen Abgeordnete des Reichstages hin und protestiert gegen die französische Gewaltherrschaft im Ruhrgebiet. Das französische Militär habe neue Gewaltakte verübt und sogar Hand an Abgeordnete und Regierungsvertreter gelegt.

Raub von Farbstoffen Unser ehemaliger Redaktionsleiter Hans J. Fisseler blättert im NNN-Archiv: Rasende Geldentwertung, Notgeld, Getreide als Hilfswährung: Was für eine Zeit? Von der Stärke und Stabilität unseres Euro-Geldes im Vergleich zum Dollar konnten unsere Groß- und Urgroßeltern nur träumen. Ihre Wirtschafts- und Lebenskrise war ungleich schwerer als unsere heute.

Aus Stadt und Kreis Ruhrkinder kamen

NORTHEIM. Die ersten Ruhrkinder aus den französisch besetzten Gebieten des Reiches trafen am 9. April 1923 in einem von Wanne kommenden Sonderzug in Northeim ein. Etwa 450 Kinder waren für den Kreis Northeim bestimmt, wovon nur vier in der Stadt blieben und etwa 200 durch Wagen aus der Umgebung von der Bahn abgeholt wurden.

Verlorenes Endspiel

NORTHEIM. Das Endspiel um die Kreismeisterschaft im Handball des 7. deutschen Turnkreises (Oberweser) fand am 6. Mai 1923 zwischen dem Turn- und Sportverein der Henschelwerke Kassel und dem Seminar-Turn- und Sportverein Northeim statt. Das Spiel endete mit 7: 2 für Kassel.

Dieb flüchtete

HOHNSTEDT. Undankbar erwies sich im November 1923 der Terrazzoarbeiter, früher Schlachter Kuhn, der beim Landwirt Lüdecke in Hohnstedt Unterkunft erhielt. Geständig, Wäsche gestohlen zu haben, drohte er noch mit Totstechen. Als wiederholter Dieb wurde er von der Göttinger Strafkammer zu 5 Jahren 1 Monat Zuchthaus und fünf Jahren Ehrverlust verurteilt bei sofortiger Verhaftung. Da ihm aber das Urteil zu hart erschien, entfloh er bei seiner Abführung seinem Wächter und suchte das Weite.

Frühjahrsmarkt

NORTHEIM. Zum Frühjahrsmarkt in Northeim, der am Dienstag, 18. März 1924 stattfindet, hatte sich laut NNN eine größere Zahl von Marktbeziehern und Ausstellern angemeldet.

PARIS. Im besetzten Reichsgebiet wurden von den französischen Besatzungsbehörden für 200 Millionen Franken chemischen Produkte weggenommen. Es handelt sich um 28.000 Fässer mit wertvollen Farbstoffen, die im Mai 1923 innerhalb von 14 Tagen in den Werken Biebrich, Höchst und Ludwigshafen beschlagnahmt wurden.

Inflation galoppiert

Der Northeimer Stadtwall: Rechts der Bleichewall, im Hintergrund das Obere Tor mit dem Brauereiturm, daneben der Schaupenstiel mit dem Turm der St.-Sixti-Kirche. Das Foto wurde in den 1920-er Jahren aufgenommen. Foto: Stadtarchiv Northeim/nh

Rentenmark stoppt Inflation Die Heimatzeitung gibt es im Tauschgeschäft für Getreide und Kartoffeln

BERLIN/NORTHEIM. Eine neue Rentenmark konnte ab dem 15. November 1923 in der Reichshauptstadt Berlin für 600 Milliarden Papiermark eingetauscht werden. Damit war die galoppierende Inflation gestoppt. Reichsfinanzminister Dr. Luther ermächtigte an diesem Tag die Deutsche Rentenbank, mit der Ausgabe der Rentenmarkscheine zu beginnen. Reichs- und Landesbeamte und andere Arbeitnehmer der öffentlichen Körperschaften sind die Glücklichen, berichten die Northeimer Neuesten Nachrichten am 16. November 1923, die als erste in den Besitz des neuen Geldes gelangen, und zwar erhalten sie zu-

nächst 30 Prozent der in Betracht kommenden Löhne und Gehälter in wertbeständi-

Notgeld

gem Gelde ausgezahlt. In Northeim ist die Rentenmark auch am 17. November 1923 noch nicht angekommen. Die NNN teilt ihren Le-

Bedarf melden Weiter heißt es in der Bekanntmachung, diejenigen Kreiseingesessenen, die hieran Interesse haben, müssen ihren Bedarf sofort bei der genannten Bank unter gleichzeitiger Einzahlung des Gegenwertes anmelden. Das Notgeld sei im Bereich des Kreises Northeim gesetzliches Zahlungsmittel.(hjf)

Northeim tanzt

MÜNCHEN. Nach einer amtlich noch nicht bestätigten Meldung vom 9. November 1923 drang bei einer Versammlung im Bürgerbräukeller während einer Rede des Generalstaatskommissars v. Kahr Adolf Hitler mit annähernd 600 Mann ein und erklärte, die bayrische Regierung sei soeben beseitigt worden, Ludendorff sei Landeskommandant. So informiert die Heimatzeitung Northeimer Neuesten Nachrichten

NORTHEIM. Am Tag der ersten Reichspräsidentenwahl am Sonntag, 29. März 1925, wird in Northeim Musik gemacht und getanzt. Und das gleich an mindestens vier verschiedenen Veranstaltungsorten. In Böttchers Hotel gibt es ab 20 Uhr ein Konzert, In der Altdeutschen wird mit Klavier, Geige und Celle nachmittags ab 4 Uhr und abends ab 8 Uhr konzertiert. Huchs Gesellschaftshaus lädt nachmittags

Spuk in München findet rasches Ende ihre Leser in einer Blitzmeldung. Einen Tag später herrscht bereits Klarheit und die NNN berichtet mit Genugtuung vom Ende des Hitlerputsches an der Isar. Ludendorff und Hitler seien verhaftet worden, die verfassungstreue bayrische Regierung wieder eingesetzt. Der erleichterte Kommentar der Heimatzeitung: „Der nationalsozialistische Spuk in München hat ein rasches Ende gefunden.“(hjf)

Lebensfreude in „Goldenen Zwanzigern“ ab 4 Uhr zu einem Kaffee-Konzert und abends bei freiem Eintritt zum Ball ein. Der Stadtpark wirbt mit einer herrlich dekorierten Winzerstube, in der es jeden Sonntag ab 3 ½ Uhr ein Konzert gibt. Die Northeimer hatten nach dem Weltkrieg und dem Ende der Inflation die Freude am Feiern und den schönen Künsten wieder entdeckt. In Massen strömten sie auf die Tanzdielen. (hjf)

Inserate und Anzeigen Millionen werden gespart bei der Fütterung mit Tierarzt Dr. Müllers gewürztem, echtem Nährsalzfutterkalk. Daher füttern auch Sie nur diesen in ihrer Wirtschaft, vom Huhn bis zum Pferde. Sie schaffen und erhalten sich gesundes, schnellwachsendes Vieh, welches gegen Krankheiten und Seuchen widerstandsfähig ist. Aug. Curth, Drogerie, Northeim, Neustadt.

NORTHEIM. Eine Fabrikanlage hatte Kaufmann Otto Jünemann damals in den Exerzier- und Turnhallen der Northeimer Unteroffiziersschule in Betrieb genommen. Es sollten dort in der Hauptsache Papiersäcke hergestellt werden. (hjf)

www.hna.de

Die bisher erschienenen Seiten der Zeitreise 100 Jahre NNN stehen unter www.hna.de/northeim zum Download bereit.

Am 24. November 1923 veröffentlicht die NNN-Heimatzeitung eine Bekanntmachung des Kreisausschusses des Kreises Northeim, in der Landrat Schuster mitteilt, der Kreis Northeim habe vom Reichsfinanzministerium die

Genehmigung zur Ausgabe von wertbeständigem Notgeld erhalten, welche durch Goldanleihe und Goldschatzanweisungen gedeckt sei. Die Ausgabe erfolge in Stücken zu ½ und 1 Goldmark durch die Kreisbank (Amtssparkasse) Northeim.

Hitler stürmt

Neue Fabrik

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sern mit, der Bezugspreis der Zeitung könne auch mit Roggen- und Weizenlieferung verrechnet werden. Für einen Zentner Roggen gibt es die NNN drei Monate lang. Für 90 Pfund Weizen wird die Heimatzeitung ebenfalls drei Monate lang geliefert. Und für einen Zentner Kartoffeln gibt es die Heimatzeitung einen Monat lang.

Notgeld: Scheine wie diese gab die Stadt Northeim während der Inflationszeit heraus. Foto: Stadtarchiv Northeim/nh

Umpressen von Sommerhüten auf neueste Formen, 3,50 Mk. Northeim, Breitestr. 11, M. Leonhardt Nchf.

Die Geschäfte in Northeim sind anlässlich der Ausstellung und Tierschau am Sonntag, den 12. Juli 1925, von 8 bis ½ 10 Uhr und 11 bis 2 Uhr geöffnet. Einzelhandelsverband für Northeim und Umgebung. Prima fettes Hammelfleisch empfiehlt Karl Mattheus, Fleischermeister, Northeim, Mühlenstraße 21. Tabakanmeldung. Die Anmeldung der mit Tabak bebauten Flächen hat bis zum 15. Juli 1925 beim Zollamt zu geschehen. Northeim, den 7. Juli 1925. Der Magistrat. (hjf)

BERLIN. Der amerikanische Dollar wurde am 2. Juni 1923 an der New Yorker Börse mit einer Berliner Markparität von 80 000 Mark notiert. Der Bezugspreis der NNN im Juni 1923 lag bei 4500 Mark monatlich, für eine einzelne Zeitung mussten 200 Mark bezahlt werden. In den Folgemonaten galoppiert die Inflation immer schneller: Der NNNBezugspreis wird für die Woche vom 29. Oktober bis 4. November 1923 auf fünf Milliarden Mark festgesetzt.

Kein Mark-Handel

NEW YORK. Die Banken und Wechselstuben in New York haben haben am 6. November 1923 den Handel mit deutscher Mark eingestellt.

Goldmark kommt

BERLIN. Nachdem die Goldmarkrechnung auch im Kleinhandel gestattet ist, erlässt der Präsident des Landespolizeiamtes am 12. November 1923 Anweisungen an die Polizeibehörden, worauf sie bei dieser Berechnung besonders zu achten haben und wie einer Übervorteilung des Publikums zu begegnen ist. Das Schulgeld an den höheren Lehranstalten Preußens beträgt ab 16. November 1923 vier Goldmark monatlich.

Sowjets anerkannt

PARIS. Der französische Ministerpräsident Herriot hat am 28. Oktober 1924 die staatsrechtliche Anerkennung der Sowjetregierung in ihrer Eigenschaft als Nachfolgerin der früheren russischen Regierung ausgesprochen und die sofortige Entsendung von Botschaftern angeregt.

Unglück in Zeche

DORTMUND. Nach dem amtlichen Bericht des Oberbergamtes in Dortmund hat die Schlagwetterkatastrophe auf der Zeche „Minister Stein“ am 13. Februar 1925 mindestens 129 Tote und auch noch acht Verletzte gefordert. (hjf)

AUFRUF

Gesucht: Ihre Erinnerungen Wir interessieren uns auch für Ihre Erinnerungen, die Sie mit der NNN verbinden: persönliche Erlebnisse oder Ereignisse in der Region? Glücksmomente? Schicksalsstunden? Schreiben Sie uns: Northeimer Neueste Nachrichten In der Fluth 24 37154 Northeim, E-Mail an [email protected], Fax an 055 51/ 600 722.

Landkreis Northeim

Montag, 23. Februar 2009

Der Zeit(ungs)raffer: Die Jahre 1926 - 1928 Aus Stadt und Kreis

Rückblick

Erfolgreiche Fechter

NORTHEIM. Die Fechtriege des Männerturnkreises Northeim weilte am 13. und 14. März 1926 zum ersten Florettwettkampf des 7. deutschen Turnkreises in Kassel. In 3 Mannschafts- und 37 Einzelsiegen errang die Riege 167 Treffer und wurde somit dritter Sieger im Kreisflorettfechten.

Geld fürs Schulwesen Unser ehemaliger Redaktionsleiter Hans J. Fisseler blättert im NNN-Archiv: Als eine sozialpolitische Großtat bewundere ich den Mut der Northeimer Kreispolitiker, 1927 am Sultmer ein Kindererholungsheim neu zu bauen. Weitsichtige Männer und Frauen wußten schon damals, dass Kinder unsere Zukunft sind. Respekt!

Das Reich und die Welt Spaltung der SPD

DRESDEN. Die Trennung der Rechts- von den Linkssozialisten in Sachsen hat sich nun endgültig vollzogen. In der Sitzung des sächsischen Landtages vom 15. April 1926 beanspruchten die 18 Linkssozialisten besondere Sitze und Fraktionszimmer im Landtag.

Weibliche Polizei

BERLIN. Auch Deutschland bekommt weibliche Polizisten. Wie die NNN am 31. August 1926 berichtet, sollen nach englischem Vorbild auch in Deutschland weibliche Polizisten angestellt werden. Jedenfalls hat man bereits damit begonnen, den Gedanken der Einführung ernsthaft zu erwägen.

Orkan in Spanien

BARCELONA. Von einem entsetzlich schweren Unwetter ist Spanien im Herbst 1926 betroffen worden. Besonders schlimm heimgesucht wurde Barcelona, wo ein unheimlich starker Orkan beträchtliche Verwüstungen hervorgerufen hat. Bei der Überschwemmung sollen 36 Personen den Tod gefunden haben.

Mehr Arbeitslose

HANNOVER/NORTHEIM. Die Arbeitsmarktlage im Bezirk des Landesarbeitsamtes Niedersachsen hat sich in der vergangenen Woche stärker verschlechtert als bisher, berichtet die NNN am 14. November 1927. Die Zahl der Arbeitsuchenden stieg um rund 2600, also um mehr als zehn Prozent gegenüber der Vorwoche, während seit dem 1. Oktober 1927 die Zahl sich um 5700 oder um 25,5 Prozent erhöhte. Im Kreis Northeim ist gegenüber der Vorwoche keine Veränderung der Arbeitsmarktlage eingetreten.

Ozeanflieger zurück

BREMEN. Die Ozeanflieger Köhl, v. Hünefeld und Fitzmaurice sind nach einem Triumphzug durch die Vereinigten Staaten am 18. Juni 1928 mit dem Dampfer Columbus in Bremerhaven gelandet. (hjf) Mehr auf

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Die bisher erschienenen Seiten der Zeitreise 100 Jahre NNN stehen unter

www.hna.de/northeim.html zum Download bereit.

NORTHEIM. Die städtischen Kollegien Northeims beschlossen am 15. April 1926 einen Bedürfniszuschuss von 71 800 Mark für das Gymnasium, für die Töchterschule einen solchen von 33 700 Mark und für die Volksschulen von 79 800 Mark.

Ausgesperrte Arbeiter

Das erste abgedruckte Foto in der NNN: Das Bild entstand zur Eröffnung des neuen Kindererholungsheimes am Sultmer am 27. Oktober 1927 und zeigt den prächtigen Bau. Repro: hjf

Lustschlösschen im Grünen Kindererholungsheim am Sultmer wird am 27. Oktober 1927 eingeweiht NORTHEIM. „Mit Wohlgefallen ruht das Auge auf dem prächtigen Bau, der vom Leinetale und von den Wieterbergen aus sichtbar ist und wie ein Lustschlösschen auf der Höhe aus dem Grün des Waldes herauslugt:“ In großer Aufmachung berichten die Northeimer Neuesten Nachrichten am 27. Oktober 1927 von der Einweihung des neuen Kinder-Erholungsheimes des Kreises Northeim am Sultmerberg in Northeim. Weiter heißt es im Bericht der Heimatzeitung, von der Edesheimer Landstraße führe eine neu angelegte Straße bis vor das Heim, das zwei Stockwerke hoch sei und dicht am

Waldrand liege, sodass Licht, Luft und Sonne herantreten können.

Der Artikel fährt fort: „Der in fein abgetönten Farben gemalte Festsaal im 1. Stock war mit Lorbeerbäumen festlich

geschmückt. An der Wand hängt das Bild des verstorbenen Landrats Schuster, nachdem im Dankgefühl für die außerordentliche Förderung des Baues dieser Landrat-SchusterHeim benannt ist.“ Das Kindererholungsheim ging aus kleinsten Anfängen hervor. Im Jahr 1919 erwarb der Kreis Northeim einige Militärbaracken. Sie erfüllten einige Jahre ihre damalige neue Bestimmung, erholungsbedürftigen Kindern des Kreises Northeim während des Sommers ein Unterkommen zu gewähren. Weiter heißt es: „Es ist eine überaus erfreuliche Tatsache, dass sich die Kreiskörperschaf-

ten völlig geschlossen, ohne Unterschied der Partei, für den Neubau des Kreiskindererholungsheims entschlossen, und zwar auf einer erweiterten Grundlage.

Sommer und Winter Das Heim sollte so angelegt sein, dass es während des Sommers und des Winters Kinder des Kreises Northeim und darüber hinaus Kinder der Provinz Hannover und, wenn möglich, auch aus anderen Teilen Deutschlands zur Verfügung stehen könnte.“ Aufgenommen werden können in das Heim 70 bis 80 Schulkinder im Alter von 5 bis 15 Jahren. (hjf)

Marktplatz für Bauernfänger Dennoch dauerte der übliche Jahrmarks-Rummel-Bummel, der schon am Mittag mit vielen Drehorgelkonzerten einsetzte, bis gegen 11 Uhr abends. Die Zahl der Spielbuden war laut NNN diesmal etwas geringer, da den meisten keine polizeiliche Genehmigung erteilt worden war. Laut Heimatzeitung „versuchten diese

Inserate und Anzeigen Rufen Sie Nr. 418 an, wenn Sie ein Auto wünsche. Tag und Nacht fahrbereit. Julius Böker, Northeim, Hinter der Kapelle 5. Frisch eingetroffen: Sibirische Molkereibutter, Pfund 1,90 Mark. Eduard Rühe, Ernst Döring. Großer öffentlicher Lichtbildervortrag, Mittwoch, 8. Dezember 1926, abends 8 Uhr in Huch‘s Gesellschaftshaus. Thema: 70 Jahre Deutsche Moden. Die Frauenmode im Wandel der Zeit. Hausfrauenverein Northeim. Puppenklinik Voß, Hagenstraße Northeim, empfiehlt ihr reichhaltiges Lager von Ersatzteilen aller Art. Reparaturen schnell, billig und sachgemäß. Freibank Northeim ( Schlachthaus), Sonnabend vorm. 9 Uhr,

Verkauf von gekochtem Rindfleisch Pfd. 30 Pfg, und gek. Schweinefleisch, Pfd. 50 Pfg. Bubikopf-Haarschnitte, sauber und preiswert, Fr. Rohmeyer, Markt 19, Northeim. Blutfrisch! Ab heute 5 Uhr Schellfisch, Kabeljau, Rotzungen, Schollen, Weser-Stinte zu äußersten Tagespreisen, Hermann Lampe, Northeim, Breitestraße. Schachts Obstbaum-Karbolineum zur Vertilgung sämtlicher Schädlinge halten jetzt vorrätig. Gebr. Jaeger, Northeim. Flugblätter und Plakate werden in wirkungsvoller Aufmachung schnell und preiswert hergestellt. Paul Hahnwald, Buchdruckerei, Markt 11. (hjf)

Bauernfänger wieder auf alle mögliche Weise Dumme zu fangen.“ So hätten zu einem Spieltisch sieben Personen gehört, die sich zum größten Teil als Schlepper betätigten, „um die Dummen heranzuholen, die ja bekanntlich nie alle werden. Auch der „billige Jakob“, der Berge von Schokolade zu verschenken hatte, musste

sich eines Schleppers bedienen. „Betrogen wurde auch hier, denn die gleiche Menge Schokolde kann man in hiesigen Geschäften in weit besserer Qualität noch um 10 Pfennige billiger haben.“ Der Appell der Heimatzeitung: „Deshalb, lieber Käufer, kauf nächstes Mal am Platze, denn es ist nicht alles Gold, was glänzt.“(hjf)

Aus Vereinen Arbeiter-Turn- und Sportverein Northeim, Sonntag, den 7. November 1926, abends 8 Uhr in Huch‘s Gesellschaftshaus Sommer-Abturnen (Geräte- und Musikturnen). Mitwirkung der Bezirks-Musterriege. Anschließend Tanz. Kegelclub der Gemütlichkeit 1919, Northeim. Sonntag, 7. November 1926, großes öffentliches Pokal- und Preiskegeln im Gasthaus zum Rücking in Northeim. Beginn 11 Uhr vormittags, Schluss 8 Uhr. Verein für Bewegungsspiele Northeim. Sonnabend, den 6. November 1926, abends pünktlich 8 Uhr Versammlung im Rheinischen Hof. Northeimer Skiclub. Sonntag, den 7. November 1926, vormit-

Leere Abendzüge

NORTHEIM. Die Abendzüge auf der Strecke Northeim-Duderstadt werden noch immer nicht derart genutzt, wie es notwendig ist, um ein Fortbestehen der für unser Wirtschaftsleben so wichtigen Verbindung zu sichern.

Rechts fahren!

NORTHEIM. Die Führer von Fuhrwerken und Kraftfahrzeugen werden darauf hingewiesen, dass sie, wie vorgeschrieben, stets rechts fahren müssen, auch dann, wenn die Straßen leer sind. Die Befolgung dieser Vorschrift ist auch im Interesse des Fußgängerverkehrs erforderlich, weil sich der Fußgänger auf diese Vorschrift einstellen muss und sich auch schon daran gewöhnt hat.

Neue Kraftpost

Jahrmarkt am 7. Dezember 1926 - Billiger Jakob verschenkt Berge von Schokolade NORTHEIM. Der Jahrmarkt am 7. Dezember 1926 in Northeim zeigte nach einem Bericht der Northeimer Neuesten Nachrichten lange nicht mehr den lebhaften Verkehr wie in den Vorjahren, obwohl das Wetter trocken war. Außer zwei Reihen Buden auf dem Marktplatze standen auf der Breitenstraße nur noch wenige Verkaufstische.

NORTHEIM. Die Aussperrung in der Zigarrenindustrie ist am 12. November 1927 nach Ablauf der Kündigungsfrist leider auch in unserem engeren Bezirk in Kraft getreten. Hiervon waren in Northeim etwa 200 Arbeiter und Arbeiterinnen der Wolf‘schen Zigarrenfabrik betroffen. In Moringen haben die Zigarrenarbeiter die Arbeit niedergelegt, nachdem ihnen gekündigt worden war.

tags 10 Uhr außerordentliche Generalversammlung im Skiheim (Sultmer Waldschänke). Kraft-Sport-Verein Northeim. Sonnabend, den 6. November 1926, abends 8 Uhr, Versammlung in der Altdeutschen. Marine-Verein für Northeim und Umgebung. Sonnabend, den 6. November 1926, abends 8 ½ Uhr, Versammlung im Stadtpark. Militär-Verein Northeim. Sonnabendabend ab 8 ½ Uhre gemütlicher Abend mit Damen bei Kam. Fr. Köhler. Jeder Kamerad erhält für sich und seine Dame eine Bockwurst gratis. Männer-Turn-Verein Northeim, Box-Abteilung, heute, Sonnabend abend 8 Uhr, Antreten sämtlicher Amateure. (hjf)

GILLERSHEIM. Eines regen Zuspruchs erfreut sich die seit dem 29. Oktober 1928 eingeführte Kraftpost, die die Arbeiter nach Göttingen befördert. Der erste Wagen erwies sich als zu klein und musste durch einen größeren ersetzt werden.

Schwefelquelle

NORTHEIM. Die Schwefelquelle am Gesundbrunnen wieder aufzufinden und zu erschließen, ist ein Wunsch, der seit langer Zeit viele Kreise der Einwohnerschaft Northeims hegen, schreibt die NNN am 21. Juni 1928. Bedeute doch die Erschließung der Quelle eine Lebensfrage unserer Stadt. Nach den ergebnislosen Bohrversuchen 1925 soll neuer Versuch gestartet werden. (hjf)

AUFRUF

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Landkreis Northeim

Montag, 2. März 2009

Der Zeit(ungs)raffer: Die Jahre 1929 - 1931 Aus Stadt und Kreis

Rückblick

Abstimmung

NORTHEIM. Die Abstimmung über den Volksentscheid „Freiheitsgesetz“ findet in Northeim am Sonntag, 22. Dezember 1929, statt. Wer der Wahl fernbleibt, stimmt mit Nein. SPD, Deutsche demokratische und die Wirftschaftspartei haben ihren Wählern Wahlenthaltung empfohlen.

Feier der Befreiung

Unser ehemaliger Redaktionsleiter Hans J. Fisseler blättert im NNN-Archiv: „Zu allen Zeiten verstanden es die Northeimer aller gesellschaftlicher Schichten, Feste ausgelassen zu feiern. Besonders auf der idyllischen Anlage des Gesundbrunnens. Leider beginnt die Erinnerung daran in Zeiten beschwörenden Freigeistes zu verblassen“.

Das Reich und die Welt Abzug geplant

MAINZ. Die französischen Besatzungsbehörden wollten Mitte Juli 1929 in Mainz Besprechungen abhalten, die sich auf die Vorbereitung der Rheinlandräumung erstreckten. Wie verlautete, beabsichtigten die Franzosen, 40 000 Mann aus dem besetzten Gebiet abziehen.

1. Profi-Spiel

BARMEN. In einem ersten Berufsfußballspiel zweier deutscher Mannschaften standen sich, wie die NNN am 14. Oktober 1930 berichtet, die ehemalige Schalke-Elf und der neu gegründete Fußballclub Wuppertal gegenüber. Schalke siegte mit 4:0 .

Kein 9. Schuljahr

BERLIN. Im preußischen Staatsrat, der am 15. Dezember 1930 die Etatberatungen fortsetzte, gaben die Regierungsvertreter, als Kritik an dem Plan eines neunten Schuljahres geübt wurde, durch Zurufe zu erkennen, dass dieser Plan aufgegeben worden ist.

Blutiger Jahrestag

LONDONDERRY. Am Jahrestag zur Befreiung von Londonderry ist es im Norden Irlands in der Stadt Cootehill zu schweren Ausschreitungen gekommen, berichtet die NNN am 14. August 1931. Die imperialistische Partei kämpfte dabei gegen die republikanische Partei.

Reiches Erbe

NEW YORK. Die NNN berichtet am 13. Oktober 1931, in New York habe ein armer Student in der Geheimtasche eines seiner verstorbenen Tante gehörenden Kleides 50 vergilbte 10 000 Dollar-Noten gefunden.

200 000 Entlassungen

MÜNCHEN-GLADBACH. In fast allen rheinisch-westfälischen Bezirken wurden von den Arbeitgebern in der Textilindustrie die Arbeitsverträge gekündigt. Von der Kündigung waren rund 200 000 Arbeiter und Arbeiterinnen betroffen. (hjf) Mehr auf

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Die bisher erschienenen Seiten der Zeitreise 100 Jahre NNN stehen unter www.hna.de/northeim zum Download bereit.

NORTHEIM. Zur Feier der Befreiung des Rheinlandes hatten am 1. Juli 1930 sämtliche Behörden, Schulen usw. geflaggt. Von 12 Uhr bis 1 Uhr wurden die Glocken geläutet.

Flugzeughalle geplant

Der Gesundbrunnen: Um das Jahr 1920 entstand diese Aufnahme von Northeims beliebtestem Ausflugslokal. Links der Musikpavillon, dahinter das Hotel. Foto: Stadtarchiv Northeim/nh

Jahrhundertfeier am Brunnen

26. Juli 1929: In eleganten Limousinen und altmodischen Droschken zum Königsplatz

NORTHEIM. Über die 100Jahr-Feier des Königsplatzes auf dem weit über die Grenzen Northeims bekannten und beliebten Erholungs- und Ausflugsortes Gesundbrunnen berichteten die Northeimer Neuesten Nachrichten am 26. Juli 1929. „Noch nie haben sich hier so viele Gäste zusammengefunden, wie an dem gestrigen seltenen Geburtstage. Ihre Zahl wurde auf rund 5000 geschätzt. Schon gegen 2 Uhr nachmittags begann der große Anmarsch der Festteilnehmer, unter denen auch die Auswärtigen stark vertreten waren. In der eleganten Limousine, in der altmodischen Droschke und bescheiden „auf Schusters Rappen“ kamen sie mit

Kind und Kegel, so dass in kurzer Zeit sämtliche Tische und Stühle besetzt waren. Viel benutzt wurde auch der von

Herrn Kraftwagenbesitzer Stichnoth eingerichtete Autobusverkehr.“ Weiter heißt es in der Hei-

matzeitung, die größte Anziehungskraft habe wie immer der Königsplatz mit seinen alten, hohen Buchen bewiesen, deren Blätterdach sich über den tanzenden Paaren wie zu einer Kapelle wölbte. Die NNN fragt: „Was können uns diese Buchen wohl alles aus den letzten 100 Jahren erzählen, wenn wir ihre Sprache verstünden?“ Als es dunkel wurde, flammten rund um den tanzplatz unzählige bunte elektrische Lichter auf und warfen ihren romantischen Schein auf die tanzenden Paare. Vor dem Brunnenhause musste eine zweite Kapelle konzertieren, um das Geburtstagskind etwas zu entlasten. Um 8 Uhr hielt Senator

Ranft eine von goldenem Humor getragene kurze Ansprache, in der er die Entstehung des Königsplatzes schilderte. Doch dem Tanzplatz sei damals leider infolge des ausgeprägten Northeimer Kastengeistes kein langes Leben beschieden gewesen. Erst nach dem Kriege habe er seine heutige große Anziehungskraft gewonnen. Letzte Programmnummer des Festtages war ein Feuerwerk. Zischend stiegen die buntfarbigen Raketen in die Luft. Ein märchenhafter Goldregen folgte. Die NNN kommt zu dem Schuß: „In vielen Herzen wird die Jahrhundertfeier des Königsplatzes noch lange Zeit unvergessen bleiben.“ (hjf)

Sturm an Börsen

SPD siegt bei Wahl

NEW YORK/BERLIN. Die Weltwirtschaftskrise nimmt ihren Anfang: Schwarzer Freitag am 25. Oktober 1929 in New York. Die NNN berichtet am Tag darauf: „An der New Yorker Effektenbörse trat nach den Monaten der Überspekulation ein empfindlicher Rückschlag ein. Die Verzweiflungsstimmung wuchs von Minute zu Minute, so dass jeder Widerstand vergeblich war. Fast in jeder Minute wurden Hunderte von Millionen verloren.“ Man schätzt, dass etwa 50 000 Spekulanten ruiniert

NORTHEIM. 13 Parteien hat der Wahlausschuss des Kreises Northeim für den Wahlbezirk Northeim für die ProvinzialLandtagswahl am 17. November 1929 zugelassen: 1. SPD, 2. Deutsch-Hannoversche Partei, 3. Centrumspartei, 4. Deutsche Demokratische Partei, 5. KPD, 6. Volksrecht-Partei, 7. Deutschnationale Volkspartei, 8. Deutsche Volkspartei, 9. Christlich-Nationale Bauern- und Landvolk, 10. Christlicher Volksdienst, 11. Mittelstandsblock, Handwerk, Haus- und Grundbesitz und Gewerbe, 12. NSDAP (Hit-

Weltwirtschaftskrise bricht 1929 aus

Tumulte nach Brandstiftung

LUTTERHAUSEN. Bei der Verhaftung des Landwirtssohnes Erich Dolle in Lutterhausen wegen Verdachts der Brandstiftung am 28. März 1931 kam es nach einem NNN-Bericht zu Zusammenrottungen und Tumulten, weil die Einwohner über die Verhaftung des Verdächtigen sehr erregt gewesen waren. Weiter heißt es, als die Landjägereibeamten abfuhren, sei ihnen „Deutschland erwache!“ und „Sieg Heil!“ nachgerufen worden. (hjf)

sind. Die Gesamtverluste sollen rein rechnerisch viele Milliarden Dollar betragen. Weiter berichtet die NNN, an den europäischen Börsen seien die Katastrophen-Meldungen aus New York mit Ruhe aufgenommen worden, da mit dem Zusammenbruch des amerikanischen Kursgebäudes seit Wochen gerechnet worden sei. Deutschland, vermutet die Heimatzeitung, dürfte davon nur wenig betroffen sein, weil die deutschen Effekten gegenwärtig einen sehr niedrigen Stand erreicht hätten. (hjf)

13 Parteien kandidieren für Provinzial-Landtag lerbewegung), 13. Nationale Front. Stärkste Partei wurde mit 7879 Stimmen die SPD, auf Platz 2 folgte mit 2192 Stimmen die Deutsch-Hannoversche Partei, Platz 3 ging mit 1805 Stimmen an den Mittelstandblock, knapp vor der NSDAP, die es auf 1797 Stimmen brachte. Bei der gleichzeitig stattgefundenen Kreistagswahl lag die SPD mit 7851 Stimmen deutlich vor der Bürgerlichen Einheit (4946 Stimmen) und der NSDAP (1601 Stimmen). (hjf)

Mehr Arbeitslose

NORTHEIM. Die Lage des Arbeitsmarktes im Bezirk des Arbeitsamtes Northeim hat sich im November 1930 überall wesentlich ungünstiger gestaltet. Im Bezirk war die Zahl der Arbeitsuchenden einschließlich Unterstützungsempfänger auf 6702 Männer und 636 Frauen gestiegen.

40-jähriges Bestehen

NORTHEIM. Das 40-jährige Geschäftsjubiläum kann am 15. August 1931 der Inhaber des bekannten Kurz- und Weißwarengeschäfts W. Waldtmann in der Breitenstraße in Northeim, Herr Kaufmann Wilhelm Waldtmann, feiern.

Neue Rosendiele

NORTHEIM. Eine Rosendiele wurde am 12. September 1931 von Herrn Gastwirt Eitel Fehn im Ratskeller in Northeim eröffnet. Zur Einweihungsfeier gabe es ein Konzert und Tanzunterhaltung.

Neuer Volksentscheid

NORTHEIM. Mit einem neuen Volksentscheid überraschte die anscheinend recht rührige Northeimer Ortsgruppe der Kommunistischen Partei die hiesige Einwohnerschaft. Werber ziehen von Haus zu Haus, Unterschriften zur Einleitung eines „roten Volksentscheids bis zum Sturze der Brüning-Diktatur“ zu sammelm, berichtet die NNN am 10. November 1931.

Fleißiger Verein

HARDEGSEN. Der Verschönerungsverein für Hardegsen und Ertinghausen hat 1931 keine Mühe gescheut, Bänke und Wanderwege herzurichten, um Fremden den Aufenthalt so angenehm wie möglich zu gestalten. Ebenso ist die Zwergquelle ausgebaut worden. (hjf)

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Das Bergbad ist am Sonntag, 2. August 1931, von 2 Uhr bis 6 Uhr nachmittags dem SchwimmClub Northeim überlassen und daher für diese Zeit für die allgemeine Benutzung geschlossen. Northeim, der Magistrat. Kavallerie-Verein Northeim. Die Kameraden, die sich am Fackelzug anlässlich der Verfassungsfeier am 11. August 1931 beteiligen wollen, werden gebeten, sich bis zum 3. August in die im Vereinslokal ausliegende Liste einzutragen. (hjf)

NORTHEIM. Zur Errichtung einer Flugzeughalle am Sülbend in Northeim ist Herrn Kraftfahrschullehrer Düwel am 1. Juli 1930 die Baugenehmigung erteilt worden. Wie zu hören ist, plant Herr Düwel die Umwandlung des Sülbends in einen Flugplatz.

NNN-Inserat aus dem Jahr 1929.

Foto: hjf

Landkreis Northeim

Montag, 9. März 2009

Zeit(ungs)raffer: Jahre 1932 bis 1934 Das Reich und die Welt

Rückblick

Kampf gegen Krebs

WIEN. Im Kampf gegen den Krebs werden im Januar 1932 von der Medizin hoffnungsvoll stimmende Fortschritte gemeldet. Die Wiener Ärztevereinigung lässt verlautbaren, dass durch die Verbesserung der chirurgischen Technik sowie durch Röntgen- und Radiumbestrahlung die Heilerfolge bei Krebs zugenommen haben.

Hitler wird Deutscher

Unser ehemaliger Redaktionsleiter Hans J. Fisseler blättert im NNN-Archiv: Das deutsche Trauma Nationalsozialismus nimmt seinen Lauf. Die Menschen in Stadt und Kreis Northeim trugen mit ihrem Stimmzettel in freier Wahl dazu bei. Es endete in der beklemmenden Feststellung: „Das haben wir nicht gewollt...“

BRAUNSCHWEIG. Adolf Hitler wird am 25. Februar 1932 von der Regierung in Braunschweig zum Regierungsrat ernannt, was gleichzeitig mit der Anerkennung der deutschen Staatsbürgerschaft verbunden ist. Hitler verlor nach dem 1. Weltkrieg, in dem er im deutschen Heer gedient hatte, die österreichische Staatsbürgerschaft, ohne eine andere zu erlangen.

NSDAP siegt

1. Mai 1933: Aufmarsch der Northeimer Nationalsozialisten beim Maifeiertag. Das Bild entstand in der Mühlenstraße. Foto: Stadtarchiv Northeim/nh

Aus Stadt und Kreis Großes Hochwasser

NORTHEIM. Infolge der plötzlichen Schneeschmelze im Harz, so die Northeimer Neuesten Nachrichten am 4. Januar 1932, führen Rhume und Leine großes Hochwasser. Die Hochwassermarke des höchsten bisherigen Standes vom Jahre 1909 an der Langen Brücke blieb heute Morgen nur noch etwa einen Meter über dem Wasserspiegel. Rhume und Rhumekanal sind weit über die Ufer getreten und haben Felder und Gärten überschwemmt. Auf dem Mühlenanger stehen die Schützenzelte bis zum Saalbau des Schützenvereins von 1910 im Wasser.

Kreisfusion

NORTHEIM/USLAR. Die Zusammenlegung der Kreise Northeim und Uslar mit dem Kreissitz in Northeim ist von der Preußischen Regierung am 27. Juli 1932 beschlossen worden.

Verbotene Zeitungen

NORTHEIM. Der politische Terror begann: Verbotene Zeitungen und Druckschriften der SPD und KPD wurden am 1. März 1933 in Northeim bei Hausdurchsuchungen in den Wohnungen verschiedener kommunistischer Funktionäre durch die Polizei beschlagnahmt.

Flucht nach Nizza

NORTHEIM. Die Northeimer Lichtspiele brachten in ihrem neuen Spielplan, so die NNN am 7. Juli 1934, das entzückende Kriminallustspiel „Flucht nach Nizza“. Die Handlung sei spannend und amüsant, dazu biete der Filmstreifen herrliche Landschaftsbilder. Das Beiprogramm fülle in guter Form den Abend.

Helft der Jugend!

NORTHEIM. Unter dem Leitgedanken „Helft der Jugend helfen!“ steht eine Ausstellung und ein Verkauf von Schülerinnenarbeiten zugunsten der Winterhilfe im Handarbeitssaal der Northeimer Richenzaschule. Die Ausstellung wurde laut Heimatzeitung am 1. Dezember 1934 eröffnet. (hjf) Mehr auf

www.hna.de

Die bisher erschienenen Seiten der Zeitreise 100 Jahre NNN stehen unter www.hna.de/northeim zum Download bereit.

Die letzten freien Wahlen 31. Juli 1932: 95 Prozent der Northeimer geben ihre Stimme ab NORTHEIM. Über eine 95-prozentige Wahlbeteiligung bei der Reichstagswahl am 31. Juli 1932 in der Stadt Northeim berichten die Northeimer Neuesten Nachrichten. In dem Artikel heißt es: „Die große Überraschung der Wahl im Kreis Northeim war das starke Anwachsen der Kommunisten. Die Linksradikalen konnten in der Stadt Northeim gegen die letzte Landtagswahl ihre Stimmenzahl verdoppeln und im Kreise sogar verdreifachen. Auch die bei weitem stärkste Partei unseres Kreises, die NSDAP, konnte ihre Stimmenzahl gegen die Landtagswahl noch steigern.“

Die NNN verweist darauf, in Blankenhagen seien nur nationalsozialistische Stimmen abgegeben worden, in Nienha-

zum großen Teil auf die Kosten der Sozialdemokraten gegangen, die gegen die Landtagswahl 13 Prozent ihrer Stimmen verloren hätten.

Straßen beflaggt

gen sei nur ein „Außenseiter“ gezählt worden. Die Gewinne der NSDAP und der KPD seien

Die Heimatzeitung vermittelt ein anschauliches Bild des Wahlsonntages: „Die Straßen boten durch die Beflaggung in den verschiedenen Parteifahnen ein buntes, belebtes Bild. Ausgestanzte Hakenkreuze und die drei Pfeile der Eisernen Front lagen stellenweise in vielen Hunderten auf der Straße. Durch die rege Werbetätigkeit der großen Parteien, die die Wahlsäumigen durch Bo-

ten zur Wahl auffordern ließen und von denen vor allem die Nationalsozialisten wieder einen regen Schlepperdienst mit Kraftwagen eingerichtet hatten, wurde fast jeder Wähler zur Urne gebracht.“

Andrang im Bergbad Es war nicht nur politisch ein heißer Wahlsonntag, auch temperaturmäßig. Bis auf 40 Grad Celsius kletterte die Quecksilbersäule, und bei 20 Grad Wassertemperatur war das Northeimer Bergbad an diesem historischen Sonntag, an dem die letzten freien Wahlen der ersten deutschen Demokratie stattfanden, stark besucht. (hjf)

Gedenkstein für Schlageter

NORTHEIM. Ein SchlageterGedenkstein soll in der Wieterstraße im Steingarten aufgestellt werden. Aus der NNN vom 18. Mai 1933: „Der Stein soll die dort täglich vorbeigehende Jugend und Erwachsene an den Opfertod eines deutschen Freiheitskämpfers mahnen. Die Weihe nehmen die Hitler-Jugend und der Bund deutscher Mädchen am 26 Mai vor. Wörtlich heißt es: „Anschließend sollen auf dem Marktplatz mehrere Zentner undeutscher Schriften, die bei hiesigen marxistischen Jugendverbänden beschlagnahmt wurden, im Kampf gegen Schund und Schmutz verbrannt werden.“ (hjf)

Olympia in Amerika

LOS ANGELES. Die olympischen Spiele in Los Angeles enden am 14. August 1932. Deutsche Sportler erringen drei Gold, 13 Silber- und vier Bronzemedaillen.

Hitler wird Kanzler

BERLIN. Paul von Hindenburg ernennt am 30. Januar 1933 Adolf Hitler zum Reichskanzler. Das Ende der Weimarer Republik, der ersten deutschen Demokratie, ist damit eingeläutet.

Reichstag brennt

BERLIN. Das Reichstagsgebäude brennt am 27. Februar 1933. Adolf Hitler nimmt das zum Anlass einer Notverordnung, mit der jene sieben Artikel der Verfassung außer Kraft gestellt werden, die die bürgerlichen und persönlichen Freiheiten garantieren.

Gleichschaltung

BERLIN. Der Gleichschaltungsprozess im Reich ist so weit fortgeschritten, dass die NSDAP am 12. November 1933 mit einer Einheitsliste zur Reichstagswahl antreten kann, die 92,1 Prozent der Stimmen bekommt. 7,9 Prozent der Stimmzettel waren ungültig gemacht worden.

Hindenburg stirbt

Ergebnisse der Reichstagswahl 1932: Ausschnitt aus der Ergebnistabelle der Northeimer Neuesten Nachrichten. Repro: hjf

Klosterkammer zeigt kalte Schulter 1932: Fredelsloh kämpft vergeblich um Pachtland für Arbeiter und Landwirte

FREDELSLOH. Eine Abordnung des Fredelsloher Gemeindeausschusses hatte sich Anfang Januar 1932 nach Hannover zur Klosterkammer begeben, um nach Ablauf der Pachtzeit des Herrn Oberamtmanns Uibeleisen im Jahre 1933 eine Freigabe des Klostergutes zu Siedlungszwecken an hiesige arbeitslose Arbeiter und kleine Landwirte zu erreichen. Das berichtet die NNN am 8. Januar 1932. Weiter heißt es in dem Artikel: „Früher bestanden hier 20

BERLIN. Bei den Wahlen zum 6. Reichstag am 31. Juli 1932 wird die NSDAP mit 37,4 Prozent der Stimmen und dem Gewinn von 229 Reichstagsmandaten stärkste politische Kraft. Die SPD kommt auf 21,6 Prozent und 133 Sitze, die KPD auf 14,5 Prozent und 89 Sitze.

Töpfereien, fünf Ziegeleien, viele Steinbruchbetriebe und Steinhauereien, die jedoch fast restlos eingegangen sind.“ Schon 1917 war die Gemeinde Fredelsloh bei der Klosterkammer vorstellig geworden, um das Gut für die Gemeinde zu pachten oder zu kaufen. Damals habe man erfahren müssen, dass die Pacht unter der Hand für weitere zehn Jahre an Uibeleisen vergeben worden sei. Mit Unverständnis reagierten die Fredelsloher darauf, dass Uibelei-

sen zu den 2000 Morgen Pachtland des Gutes Reinshausen auch noch die 1000 Morgen des Gutes Fredelsloh bekommen hatte. Die Gemeinde erhielt aber immerhin die schriftliche Zusicherung, dass bei Ablauf dieser Pachtzeit die Klosterkammer nicht abgeneigt sei, das Gut der Gemeinde zu verkaufen. Davon war dann 1932 keine Rede mehr. In der NNN-Heimatzeitung heißt es: „Trotzdem wurde der Abordnung

des Fredelsloher Gemeindeausschusses schon vor Beginn der Sitzung eröffnet, dass die Klosterklammer keine positiven Versprechungen machen könne. Unverrichteter Sache musste die Kommission wieder von Hannover abfahren. Der Herr Präsident der Klosterkammer konnte nicht einmal auf mehrfaches Bitten die Zusicherung geben, dass die Gemeinde bei einer öffentlichen Verpachtung zum Bieten zugelassen würde.“ (hjf)

BERLIN. Im Alter von 86 Jahren starb am 2. August 1934 auf Gut Neudeck in Westpreußen Reichspräsident Paul von Hindenburg. Hitler vereinigte die Ämter des Reichspräsidenten und Reichskanzlers auf sich und nahm den Titel Führer und Reichskanzler an. (hjf)

AUFRUF

Gesucht: Ihre Erinnerungen Wir interessieren uns auch für Ihre Erinnerungen, die Sie mit den NNN verbinden: persönliche Erlebnisse oder Ereignisse in der Region? Glücksmomente? Schicksalsstunden? Schreiben Sie uns: Northeimer Neueste Nachrichten In der Fluth 24 37154 Northeim, E-Mail an [email protected], Fax an 055 51/ 600 722.

Landkreis Northeim

Montag, 16. März 2009

Zeit(ungs)raffer: Jahre 1935 bis 1937 Das Reich und die Welt

Rückblick

Saar wird deutsch

SAARBRÜCKEN. Die Abstimmung der Saarbevölkerung am 13. Januar 1935 über ihr künftiges politisches Schicksal brachte Adolf Hitler einen überwältigenden Erfolg. 90,8 Prozent der Abstimmungsteilnehmer entschieden sich für Deutschland. Für Frankreich gibt es nur wenige Stimmen.

Erstes Fernsehen

Unser ehemaliger Redaktionsleiter Hans J. Fisseler blättert im NNN-Archiv: Die Heimatzeitung ist von den Nazis „gleichgeschaltet“, objektive Berichterstattung wird ersetzt durch heute peinlich wirkende Propaganda. Mit Pomp und Pathos wurde der Leserschaft ideologischer Sand in die Augen gestreut.

Aus Stadt und Kreis Hetze gegen Juden

NÖRTEN-HARDENBERG. Der Gemeinderat Nörten-Hardenberg fasste, wie die NNN am 1. August 1935 berichtete, folgenden Beschluss: „Kein Volksgenosse erhält seitens der Gemeinde Aufträge oder Beschäftigung, sofern er noch mit Juden persönlich oder geschäftlich eine Verbindung aufrecht erhält“.

Opel-Auto-Schau

NORTHEIM. Eine Opel-AutoSchau erweckte am 14. September 1935 die Aufmerksamkeit zahlreicher Interessenten. Auf dem Northeimer Marktplatz waren durch die Firma Adam Opel (Rüsselsheim) alle möglichen Gebrauchswagen zur Schau gestellt.

Olympiazug hielt

NORTHEIM. Der Olympiazug machte bei seiner Durchfahrt durch Northeim nach Göttingen am 14. Dezember 1935 gegen 18 Uhr am Marktplatz Halt und wurde von einem Vertreter der Stadtverwaltung begrüßt.

Gast des Führers

MORINGEN. Eine große Freude wird dem alten Parteigenossen Theodor H. aus Moringen zuteil, berichtete die NNN am 14. April 1936. Er werde als Abgeordneter des Gaues an den Berliner Feierlichkeiten des nationalen Feiertages am 1. Mai teilnehmen. Mit einigen anderen Arbeitsfrontkameraden aus dem Gau werde Pg. H. dann Gast des Führers und der Reichsregierung sein.

Studenten zu Besuch

NORTHEIM. Besuch aus dem Ausland erhielt am 27. Juli 1937 das Northeimer Lager des Reichsarbeitsdienstes: Eine starke Gruppe französischer Studenten war laut Heimatzeitung NNN in Begleitung ihrer Professoren erschienen. Das Lager und seine Einrichtungen wurden mit größtem Interesse besichtigt. Die Arbeitsdienstmänner zeigten den Besuchern auch wohlgelungene Spatengriffe. (hjf)

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Die bisher erschienenen Seiten der Zeitreise 100 Jahre NNN stehen unter www.hna.de/northeim zum Download bereit.

BERLIN. Die Berliner Bevölkerung erlebte am 22. März 1935 eine Sensation. Als erstes Land der Welt wagte es Deutschland, ein reguläres Fernsehprogramm zu senden.

Überfall auf Äthiopien

Hakenkreuz-Flaggen beherrschen die Northeimer Mühlenstraße: Aufmarsch der Nationalsozialisten zur Einweihung der neuen „Weihestätte“ am Gesundbrunnen in Northeim. Foto: Stadtarchiv Northeim/nh

Bühne für NS-Aufmärsche 8. Juni 1936: Die „Weihestätte“ am Gesundbrunnen wird eingeweiht

NORTHEIM. Erst sollte es eine Freilichtbühne werden, die der Reichsarbeitsdienst bauen sollte, doch dann entwickelten die Nationalsozialisten den Weihestättengedanken in Deutschland. Und so wurde am Gesundbrunnen in Northeim eine solche Weihestätte geschaffen in Verbindung mit einem Aufmarschgelände, „um nationalsozialistischer Theaterkultur zu dienen“, wie die NNN am 8. Juni 1936 nach der mit großem Pomp gefeierten Einweihung der Anlage berichteten. Die Nationalsozialistische Frontkämpfer- und Kriegsopferversorgung (NSKOV) übernahm die Anlage in ihre Patenschaft. Alles, was in Niedersachsen nationalsozialistischen Rang und Namen bei Partei, SA, SS, HJ und anderen Organisationen hatte, versammelte sich zur Einweihung in Northeim. Northeims Bürgermeister Ernst Girmann überreichte Reichskriegsopferführer Hans Oberlindober, der zuvor mit der Ehrenbürgerwürde der Stadt Northeim ausgezeichnet worden war, einen Patenbrief, in dem es unter anderem heißt: „Wir, Bürgermeister und Rat der Stadt Northeim, geben heute an dem Tag der Weihe, am 7. Juni 1936, im 4ten Jahr der für Volk und Vaterland segensreichen Regierung unseres Führers Adolf Hitler, die nach dem Willen der Stadt, durch den nationalsozialistischen Arbeitsdienst auf dem Königsplatz, bei dem verlorenen Turme an der östlichen

Auffahrt für Northeim

NORTHEIM. Nachdem die Linienführung der Autobahn durch den Kreis Northeim festliegt, informiert die NNN ihre Leserschaft am 7. Oktober 1937 darüber, „dass die Stadt Northeim eine Auffahrt erhält, und zwar bei dem Kilometerstein 24,8. Das ist kurz hinter dem Hollenstedter Wege auf der Reichsstraße nach Edesheim.“ Weiter heißt es: „Die Bahnstrecke verläuft hinter dem Sultmer Berge auf Wiebrechtshausen zu.“ (hjf)

Landwehr vor Northeim erbaute Weihestätte in die ge-

treue Patenschaft der NSKOV.“Kommentierend fügt

die NNN, die dem Ereignis drei komplette Zeitungsseiten widmet, hinzu: „Dieser Patenbrief ist ein kleiner Prunkschrein, der wie ein Altar Bild und Stiftungsurkunde der Weihestätte enthält. Ernst und Würde zeigt die Gestaltung, es wirken nur die Farben schwarz, weiß und silber. Im Ehrenbürgerbrief und Patenbrief ist übrigens erstmalig das neue von der Handwerkerschule Hildesheim geschaffene Stadtsiegel verwendet.“ Nach der Einweihung der Anlage erfolgte auf der Bühne vor voll besetzten Rängen die

erste Vorstellung der „Hermannschlacht“. Dazu heißt es in der Heimatzeitung: „Die sorgfältig einstudierte Aufführung, der packende Inhalt und die wundervolle Ausstattung, hinterließen bei allen Zuschauern einen starken Eindruck. Jeder einzelne war begeistert über eine schöne Feierstunde.“ Himmlische Kräfte mochten das Spektakel anders bewertet haben: „Die vorgesehene zweite Vorstellung musste leider wegen des starken Regens ausfallen“, berichtet die NNN. (hjf)

ROM. Ungeachtet weltweiter diplomatischer Bemühungen lässt der italienische Staatschef Benito Mussolini am 3. Oktober 1935 seine Streitkräfte in eines der ältesten christlichen Länder der Welt einmarschieren. Äthiopien, auch Abessinien genannt, wird ohne Kriegserklärung von 18 Divisionen überfallen.

Volkswagen kommt

BERLIN. Auf der Berliner Automobilausstellung ließ Hitler seine erstaunten Zuhörer am 15. Februar 1936 wissen, dass die Voraussetzungen zum Bau eines deutschen Volkswagens, eines Kraftfahrzeugs zu erschwinglichem Preis für jedermann, geschaffen worden sind.

33 Goldmedaillen

BERLIN. Die sportliche Ausbeute der olympischen Sommerspiele in Berlin stellte für den deutschen Sport alles bisher Dagewesene in den Schatten. Erstmals belegt Deutschland in der Medaillenwertung den ersten Platz vor den USA. An die deutschen Olympioniken fallen 33 Goldmedaillen, 26 Silber- und 30 Bronzemedaillen.

Zeppelin explodiert

LAKEHURST. Als das Luftschiff Hindenburg am 7. Mai 1937 bei der Landung auf dem Luftschiffhafen Lakehurst bei New York in Flammen aufgeht, ist der so hoffnungsvoll gestartete ZeppelinVerkehr über den Nordatlantik beendet. 59 Menschen starben in einer Flammenhölle.

Erster Hubschrauber

BREMEN. In Anwesenheit von Charles Lindbergh führt Flugkapitän Hanna Reitsch 1937 einen in Bremen konstruierten Hubschrauber erstmals der Öffentlichkeit vor.

Sandrock beigesetzt

Bürgermeister Girmann bei der Verlesung des Patenbriefes für die NS-Weihestätte am Northeimer Gesundbrunnen. In der ersten Reihe von links: Oberarbeitsführer Reichert, dahinter Regierungsbaurat Schalles, Kreisleiter der NSROV Käppke, Bürgermeister Girmann, NSDAP-Kreisleiter Steineck, Staatsminister a.D. Spangemacher, Reichskriegsopferführer Oberlindober, dahinter Landrat von der Schulenburg, Gruppenführer Kasche.

Leistungskampf der Jugend

3. Februar 1936: „Olympiade der Arbeit“ in Northeim NORTHEIM. In überaus schwulstiger und pathetischer Form berichten die Northeimer Neuesten Nachrichten am 3. Februar 1936 über den Reichsberufswettkampf mit Teilnehmern aus allen Teilen des Kreises Northeim. Die Veranstaltung wird als „Leistungskampf der Jugend“ bezeichnet. Zur Eröffnungskundgebung waren auch die Jungen und Mädchen der Hitlerjugend und des Bundes deutscher Mä-

del angetreten. In dem NNNBericht heißt es: „Sie wollten zeigen, dass sie sich eins fühlen mit ihren Kameraden, die heute schon in den Kontoren oder an der Werkbank ihre Pflicht tun.“

Sache des Volkes Der Reichsberufswettkampf sei nicht allein eine Sache der Jugend, sondern gehe alle Kreise des Volkes an. Bannführer Rust erklärte in seiner Begrüßungsansprache

laut NNN, heute bekenne sich jeder Deutsche zu Volk und Heimat und zu seinem Führer. Heute habe sich die früher zerrissene, zu großen Leistungen nicht erzogene Jugend in der Idee des Führers zusammengefunden, „bereit zur Leistung und zur Pflichterfüllung nach dem Willen Adolf Hitlers.“ Weiter heißt es: „In diesem Geist marschiert die Jugend auch in den Reichsberufswettkampf, in die Olympiade der Arbeit.“ (hjf)

WIEN. Unter riesiger Beteiligung aller Schichten der Wiener Bevölkerung wurden die sterblichen Überreste der Schauspielerin Adele Sandrock am 8. September 1937 auf dem protestantischen Friedhof des Wiener Vororts Matzleinsdorf zur letzten Ruhe gebettet. (hjf)

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Landkreis Northeim

Freitag, 20. März 2009

Lesererinnerungen zur Serie 100 Jahre NNN: Tagebücher aus dem 1. Weltkrieg

Die Orientreise des Alfred Rost

Letzte Ruhe unter Palmen in Kairo NORTHEIM. Das Kriegstagebuch seines Großvaters Alfred Rost aus den Jahren 1917 und 1918 hat der Northeimer Axel Messing über die Jahrzehnte aufbewahrt und für seine Kinder aufgearbeitet. Seine Tagebuchaufzeichnungen schickte Alfred Rost als Feldpostbriefe aus dem Nahen Osten, aus Syrien, Palästina und Ägypten, in die Heimat. Er diente als Kradmelder und starb am 7. Dezember 1918 in einem britischen Gefangenenlager bei Kairo an der Ruhr. Axel Messing, der mit großem Interesse die NNN-Serie zum 100-jährigen Bestehen der Heimatzeitung verfolgt, schreibt der Redaktion: „Diese Tagebuchaufzeichnungen stellen sicher nur ein Einzelschicksal dar. Aber sie spre-

Krädern und dem ganzen Gepäck auf dem Bahnhof einen Waggon. Dann ging es ab in Richtung Damaskus. (...) Abends kommen wir bei strömendem Regen in Afale, der Bahnstation von Nazareth, an. Aus Anlass des Rückzuges aus Jerusalem herrschte hier auf dem Bahnhof ein großes Durcheinander. Der ganze Verkehr kommt hier zum Stocken. Militär aller Truppenteile kommt an und fährt ab.

Fahrt nach Nazareth Als einziger Fahrer, der seine Karre noch im Schuss hat, muss ich nach Nazareth fahren, 15 km, um etwaige Befehle für uns zu holen. Soweit das Gelände eben, ist die Straße in einem trostlosen Zustand. Die Lastwagen haben alles umgepflügt und es gehört schon eine artistische Gewandheit dazu, um da durch zu kommen. Ich bewältige den Weg in 1 ½ Stunden. Dort empfange ich den Befehl, dass die Abteilung sofort nach Nazareth rücken soll. Man glaubt jeden Augenblick, die Karre bricht zusammen, aber sie hält aus.“

Ein Malheur

Alfred Rost schrieb ein Kriegstagebuch. Foto: Privat/nh chen immer noch für Millionen, die damals ebenfalls nicht zurückgekommen sind.“ Der selbstständige Malermeister Alfred Rost war 31 Jahre alt, als er am 31. Juli 1917 von Breslau aus in den 1. Weltkrieg zog. Sein Weg führte ihn über die Hohe Tatra, Belgrad und Konstantinopel nach Aleppo. Dort beginnen die folgenden Tagebuchaufzeichnungen, die er mit „Meine Orientreise“ titelt: „Seit dem 21. September 1917 warten wir hier. Einige Tage später wurde ich zur Telegrafen-Abteilung Kleinasien als Ordonanzfahrer kommandiert. Wir hatten hier ein gutes Quartier, noch besseres Essen, und so kam es, dass wir uns recht wohl fühlten. Doch es wird einem immer wieder ins Gedächtnis zurückgerufen, dass wir im Kriege sind. Am Abend des 14. November 1917 erhielten wir plötzlich den Befehl, dass wir uns am 15. November 1917 mittags marschbereit in Karakol, dem Stabsgebäude von Aleppo, einfinden sollen. (...)

Richtung Damaskus Die Nacht und den anderen Tag blieben wir mit unseren

Die nächste Nachricht von ihrem Ehemann erhält Anna Rost aus dem britischen Gefangenenlager im ägyptischen Camp Heliopalis bei Kairo. In dem Brief vom 20. Oktober 1918 schreibt Rost: „Euch hiermit zur Kenntnis, dass ich neulich bei dem Malheur auch mit in Gefangenschaft geraten bin. Zu guter letzt habe ich noch die Ruhr bekommen und war solange im Lazarett, wo ich sehr gut behandelt worden bin von den Engländern. Jetzt bin ich schon wieder hergestellt, nur noch ein bisschen schwach.“ Der Brief an die Familie schließt: „Macht Euch also keine Sorge. Wir werden uns wohl bald wiedersehen. Viele Grüße, Alfred“.

Letzte Ruhe Der nächste Brief, geschrieben von dem Unteroffizier Adolf Litzner, geht an die Witwe Rost. Darin heißt es: „Sehr geehrte Frau Rost! Gestern war mir mit einigen Kameraden Gelegenheit geboten, die letzte Ruhestätte Ihres hier im Lazarett am 7. Dezember 1918 verstorbenen Gemahls zu besuchen. Er war mir ein liebgewordener teurer Kamerad. Ihr Gatte ist auf dem Großfriedhof von Cairo inmitten anderer deutscher Kameraden zur letzten Ruhe gebettet worden. Palmen beschatten die Gräber, die sich in bester Ordnung befinden...“ (hjf)

Im Kreise seiner Kameraden: Der Schoninger Karl Groppe (links) kämpfte als Soldat im 1. Weltkriegen an der West- und an der Ostfront. Fotos: Privat/nh

Feier mit dem Feind

Karl Groppe war 1914 dabei, als sich Deutsche und Franzosen die Hände reichten

USLAR. Karl Groppe aus Schoningen starb am 15. August 1917 in Rumänien als Gefreiter des 10. Jäger-Reserve-Bataillons, das seinen Stammsitz in Goslar hatte. Als er im 1. Weltkrieg fiel, war er 28 Jahre alt und sollte eigentlich den elterlichen Bauernhof in Schoningen übernehmen. Helene Kohle aus Ahlbershausen hält die Erinnerung an Karl Groppe, den Bruder ihres Vaters wach, indem sie das Kriegstagebuch ihres Onkels mit zahlreichen Fotos aus der Zeit des 1. Weltkrieges als Familienerbe aufbewahrt und in Ehren hält. Als Leserin der Heimatzeitung verfolgt sie aufmerksam die Serie „100 Jahre Northeimer Neueste Nachrichten“ und legte als Zeitzeugnis das Kriegstagebuch ihres Onkels Karl Groppe vor, in dem es unter anderem heißt:

Ruf wie Donnerhall „Da ich mich sofort nach Eintreffen des Mobilmachungsbefehls in Goslar stellen muss, fahre ich am Sonntag, den 2. August 1914, morgens 7 Uhr von Uslar ab. Unterwegs gesellen sich noch mehrere Bekannte vom Bataillon dazu, und in heiterer Stimmung kommen wir in Goslar an. Nachdem wir am 4. August 1914 verladen waren, fuhr der Transportzug los. Am 5. August 1914, abends 10 Uhr, überfuhren wir unter dem Lied „Es braust ein Ruf wie Donnerhall“ die Rheinbrücke und kamen am 6. August 1914 in Malmedi, der deutschen Grenzstation, an. Die Fahrt nach der Grenze war herrlich, überall große Begeisterung. Unmengen Reservistenzüge begegneten uns. Die Züge waren bunt bemalt und mit Laub geschmückt. An denen, die nach Frankreich fuhren, war zu lesen: „Eilgut nach Paris“ und „Franzosen, Russen, Serben - alle müssen sterben.“ Die nach Russland fuhren trugen die Inschrift: „Jeder Schuss ein Russ“. Und überall „Es lebe der Kaiser“.

Kräftiges Hurra Um 9.45 Uhr überschritten wir mit einem kräftigen Hurra die belgische Grenze. Wir marschierten bis nahe an LütMehr auf

Axel Messing aus Denkershausen mit dem Kriegstagebuch seines Großvaters Alfred Rost. Foto: Fisseler

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aus der Hand und ich stürze zu Boden. Gleichzeitig spüre ich Schmerzen in der rechten Seite und meine rechte Hand ist blutüberströmt. Ich verbinde die Hand, die nur einen Streifschuss bekommen hat. Ein Blick auf die Seite überzeugte mich, dass auch dieses nur eine ungefährliche, aber ziemlich große und tiefe Fleischwunde ist.

Heftige Schmerzen

Karl Groppe aus Schoningen in Jäger-Uniform. tich heran. Am 10. August 1914 umstellte unser Bataillon den Ort Louvengny und nahm sämtliche männlichen Einwohner gefangen. Wir fanden noch 62 Mann, darunter die beiden Pfaffen. Im Pfarrhause fanden wir ein blutiges Bett und deutsche Soldatenstiefel. Das Haus wurde sofort in Brand gesteckt, ebenfalls diejenigen, die verbarrikadiert waren. Zum Teil spielten sich erschütternde Szenen ab, vor allen Dingen der Abschied der Frauen von ihren Männern und die Angst und Not der Alten und Kinder war rührend. Da dankte mancher im Stillen Gott, dass der Krieg nicht in unserer Heimat war.

Streifschuss Tournai, 24. August 1914: Vielfach kam es zu schrecklichen Szenen, bei denen einem die Haare zu Berge standen. Öffne ich da mit einem Fußtritt die Tür zu einer Rumpelkammer, da fährt mir so´n Franzose mit der Mündung unter die Nase. Mein Hintermann war jedoch gut auf dem Posten und kam dem Franzosen zuvor. Ehe er sichs versah, hatte er einen Schuss durch den Kopf. Im ersten Augenblick hatte ich doch einen schweren Schreck bekommen. 26. August 1914: An der Bahnlinie Cambrai - Brüssel hatten Engländer Stellung genommen und überschütteten uns mit Blei. Wir beantworteten das Feuer. Gerade habe ich abgeschossen, da geht’s klatsch, das Gewehr fliegt mir

Da ich die Feinde noch ganz gut sehen kann, will ich versuchen, mich für den Schuss zu rächen. Mit großer Mühe und unter heftigen Schmerzen nehme ich mein Gewehr zur Hand. Aber, oh weh, dasselbe ist unbrauchbar, eine Kugel hat das Visier abgerissen.“ Als Verwundeter weilte Karl Groppe fast sieben Wochen in der Heimat. Am 23. Oktober 1914 meldelte er sich bei seinem Bataillon zurück. Schon bald ging es wieder an die Front. In seinem Kriegstage-

buch schreibt der Schoninger: „24. Dezember 1914: Die meisten Kameraden sind mit dem Los, Weihnachten im Schützengraben, zufrieden. Alle stehen noch unter dem Eindruck der schönen Christbaumfeier.

Stille Nacht Die Nacht war sehr schön und mondhell. Rechts von uns brannte ein elektrisch erleuchteter Christbaum. Erst schossen die Franzosen darauf, als dann aber die Weihnachtslieder durch die stille Nacht tönten, hörten sie auf. Am 1. Weihnachtstag kommt ein französischer Offizier mit einigen Leuten unbewaffnet und mit einem weißen Tuch winkend auf unsere Stellung zu. Die gleiche Anzahl von Unsern geht ihnen entgegen. Der Franzose bringt Wein und Zeitungen, unsere holen Zigarren. Es dauert nicht lange, dann kommen Freund und Feind aus den Gräben und geben sich die Hände.“

Tod im Kugelhagel

A

m 22. April 1915 wird Groppes Bataillon aus Frankreich abgezogen. Über verschiedene Stationen geht es nach Rumänien. Die letzte Tagebucheintragung erfolgt am 24. März 1917: „Werde felddienstfähig geschrieben und werde wahrscheinlich in den nächsten Tagen zur Front gehen.“ Über den 15. August 1917 berichtet Groppes Kriegskamerad Louis Ahrend aus Wiensen: „Gefreiter Groppe habe ich da aus den Augen verlo-

ren, doch erzählten mir einige Jäger, dass sie ihn noch bei einem MG liegen gesehen hätten. Weil das MG stark vom Feinde unter Feuer genommen wurde, kann er dort an der gefährlichen Stelle seinen Tod gefunden haben.“ Erst am 24. Dezember 1917 erfährt die Familie in Schoningen, dass Karl Groppe zwischen den Stellungen tot aufgefunden wurde. Ein Vizefeldwebel schreibt: „Ein einfaches Holzkreuz ziert das Grab des tapferen Helden.“ (hjf)

Helene Kohle aus Ahlbershausen mit Kriegstagebuch und Fotos ihres Onkels Karl Groppe. Foto: Fisseler

Landkreis Northeim

Montag, 23. März 2009

Zeit(ungs)raffer: Jahre 1938 bis 1940 Aus Stadt und Kreis

Rückblick

Neujahrsappell der SA

NORTHEIM. Auch am Morgen des Neujahrstages 1938 war die SA des Standortes Northeim auf dem Marktplatz zu einem Appell angetreten.

Trasse für Autobahn

Unser ehemaliger Redaktionsleiter Hans J. Fisseler blättert im NNN-Archiv: Erschüttert nehme ich wahr: Die NS-Propaganda war so grausam geschickt, dass die Menschen in Deutschland, die in der Masse nur selten Nachrichten unabhängiger ausländischer Medien empfangen konnten, über die wahren Hintergründe des Weltgeschehens gezielt hinters Licht geführt werden konnten.

Das Reich und die Welt Rosemeyer tot

FRANKFURT. Bei einem Rekordversuch auf dem Autobahnstück Frankfurt - Darmstadt verunglückte am 28. Januar 1938 der 28-jährige deutsche Rennfahrer Bernd Rosemeyer tödlich. Bei einer Geschwindigkeit zwischen 430 und 440 Stundenkilometer wurde sein Wagen, ein Auto Union, von einer Windboe erfasst und von der Bahn geschleudert.

Jubel in Österreich

WIEN. Als die Truppen der Wehrmacht am 12. März 1938 in Österreich einmarschierten, gab es keinen Widerstand. Es kam im Gegenteil zu stürmischen Jubelszenen seitens der Bevölkerung. Das österreichische Bundesheer schloss sich der Wehrmacht an.

Papst gewählt

ROM. 27 ausländische und 35 italienische Kardinäle wählen am 2. März 1939 mit Zweidrittelmehrheit den Kardinal Eugenio Pacelli zum neuen Papst, der sich den Namen Pius XII. gibt.

Schweres Zugunglück

GENTHIN. Die Zahl der zu beklagenden Todesopfer des schweren Eisenbahnunglücks in Genthin ist nun endgültig festgestellt worden, schrieb die NNN am 23. Dezember 1939. 132 Tote und 109 Verletzte sind bei dem tragischen Unglück zu beklagen. Es ist in seinen Auswirkungen das schwerste Eisenbahnunglück, das die deutsche Eisenbahngeschichte je erlebt hatte.

NORTHEIM. Zur Besprechung der Linienführung der Reichsautobahn bei Northeim weilte am 11. November 1938 als Vertreter des General-Inspekteurs für das deutsche Straßenwesen, Oberbaurat Dorsch, im Kreise Northeim. Es wurden Besichtigungen vorgenommen hinsichtlich Streckenführung nahe Höckelheim, Edesheim und Imbshausen

Schulen geschlossen

NORTHEIM. Im Rahmen der durch den Reichsminister der Luftfahrt angeordneten notwendigen zivilen Luftschutzmaßnahmen fällt in Northeim wie im gesamten Reichsgebiet der Schulbesuch bis auf Widerruf aus. So berichtet die NNN am 1. September 1939.

Preise unter Kontrolle Schmucke Häuser: Stadtauswärts links der Einbecker Landstraße in Northeim ließ die Nationalsozialistische Kriegsopferversorgung (NSKOV) eine Reihe von Wohnhäusern errichten. Das Foto entstand 1938 beim gemeinsamen Richtfest für einen Teil der Siedlungshäuser, die heute noch stehen, aber durch Um- und Anbauten kaum noch an ihre ursprüngliche Form erinnern. Foto: Stadtarchiv Northeim/nh

Der Angriff wird vorbereitet

1. September 1939: Nazi-Propaganda fällt über Polen her BERLIN/WARSCHAU. „Die Ereignisse überstürzen sich“, berichten die Northeimer Neuesten Nachrichten am 1. September 1939. In einer Serie von Artikeln wird an diesem Tage über die angebliche polnische Bedrohung des Deutschen Reiches „informiert“. Die NS-Propaganda versteht es geschickt, die Angst der Menschen in Deutschland zu schüren. „Angriffe polnischer Freischärler auf reichsdeutsche Ortschaften“, heißt es beispielsweise aus Oppeln. Unter der Überschrift „Überfall auf deutsche Feldwache“ wird von „polnischen Banden“ aus Ma-

rienwerder berichtet. „Polen provozieren Gefecht“ bei Dan-

zig, weiß die Heimatzeitung und berichtet von „Massierung polnischer Truppen an der slowakischen Grenze“.

4. Juli 1940: NNN dankt Northeimer Bevölkerung für Herzlichkeit NORTHEIM. „In Kriegs- und Siegeszeiten leben wir“, verkünden die Northeimer Neuesten Nachrichten ihrer Leserschaft am 4. Juli 1940. Weiter heißt es, seit dem Morgen, an dem die ersten Verwundeten nach Northeim gebracht worden seien, „haben auch wir hier etwas von dem Ernst des Kampfes verspürt.“ Jeder Soldat, der in dem schönen Northeimer ReserveLazarett untergebracht sei, fühle sich hier wohl, und von

manchen dürfe schon gesagt werden, er habe sich hier wohlgefühlt. Unter der treuen Obhut der Ärzte und Schwestern, unterstützt von der Liebe der Bevölkerung, habe er seine volle Kraft wiedergewonnen und stehe schon wieder bei seiner Truppe. Die NNN kommentiert: „Hier ist es an der Zeit, den Einwohnern in Stadt und Kreis Northeim, die voll Herzlichkeit durch ihre reichen Gaben mannigfalltigster Art

den Alltag der Verwundeten verschönten, ein besonderes Wort des Dankes von uns zu sagen. Möge das Verstehen für das, was Adolf Hitlers Soldaten für Deutschland gaben, auch bei uns in Northeim immer weitere Kreise machtvoll erfassen und seinen sichtbaren Ausdruck finden in den vielen kleinen Freuden, die wir ihnen bieten können.“ Der Artikel fährt fort, für jeden Menschen müsse es lichte und frohe Augenblicke im

gleichmäßigen Ablauf der Tage geben. „Wieviel mehr für unsere Verwundeten, die ein heiliges Recht auf unsere Liebe haben.“

Gaben zum DRK Im Bericht wird darauf hingewiesen, dass Gaben für die Verwundeten im Lazarett bei der DRK-Kreisstelle Northeim, Landratsamt, Zimmer 35, zwecks Weiterbeförderung abgegeben werden können. (hjf)

Inserate und Anzeigen Der Führer des Deutschen Schützenverbandes hat angeordnet, dass auf allen Schießständen des Deutschen Reiches neben den sonstigen Veranstaltungen am Sonntag, den 22. September 1940, auch das Winter-Kriegshilfswerk-Schießen stattfindet und fordern wir alle Schützen in Northeim zur Beteiligung hieran auf. Das WHWSchießen findet um 10 bis 12 Uhr auf unseren Schießständen statt. Gewehre und Munition sind da selbst zu haben. Bürgerschützengesellschaft.

LONDON. Der englische König Georg VI. beruft am 10. Mai 1940 Winston Churchill zum neuen Premierminister als Nachfolger für Arthur Neville Chamberlain. Churchill fordert England zu Opfern auf: „Ich habe nichts zu bieten außer Blut, Mühsal, Schweiß und Tränen!“ (hjf)

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Die bisher erschienenen Seiten der Zeitreise 100 Jahre NNN stehen unter www.hna.de/northeim.html zum Download bereit.

dige die deutche Grenze bei Oppeln überschritten hätten. Doch nicht nur Deutschland wird laut NNN von Polen bedroht, auch die Randstaaten Litauen und Lettland seien beunruhigt nach großen polnischen Truppenansammlungen an ihren Grenzen. Erleichterung und Genugtuung klingt in der NNN-Schlagzeile des folgenden Tages, 2. September 1939, mit: „Der Gegenschlag der deutschen Wehrmacht. Mit ruhiger Exaktheit dem Tagesziel entgegen.“ Das unermessliche Grauen des 2. Weltkrieges nahm seinen Anfang. (hjf)

Spenden für Verwundete im Lazarett

Churchill tritt an

Mehr auf

Die Hetze in der Heimatzeitung geht weiter: „Reichsdeutsche nach Polen verschleppt“, verlautet aus Kattowitz, „Polnische Brandstifter überfallen deutsche Gehöfte“, heißt es aus Thorn. Als „Vertierte Mordbrenner“ werden Polen bei Lodz bezeichnet, die sich selbst den Namen „Ausrottungskommando“ zugelegt hätten, um kleine Anwesen der Volksdeutschen zu überfallen. Als infame Höhepunkte polnischer Aggression wird am selben Tag vom „polnischen Übergriff auf den Sender Gleiwitz“ ebenso berichtet wie darüber, dass polnische Aufstän-

Allgegenwärtiges Hakenkreuz: Die Alte Wache in Northeim 1938 im nationalsozialistischen Fahnenschmuck. Foto: Stadtarchiv Northeim/nh

Bekanntmachung. Auf den vom 26. August bis 22. September

1940 gültigen Bestellschein der Reichs-Eierkarte werden für jeden Versorgungsberechtigten auf Abschnitt b 2 Eier ausgegeben. Northeim, der Landrat, Ernährungsamt Abt. B. Die vorschriftsmäßigen Luftschutzhandspritzen zu 16,50 RM sowie die bei Brandbomben erprobten Trocken-Feuerlöscher für Haushaltungen 5,30 RM für Gewerbebetriebe 8,50 RM empfiehlt E. F. Girmann. Verdunklungs-Rollos eingetroffen. Modenhaus Streicker. (hjf)

NORTHEIM. Wie der NNN am 5. Oktober 1939 von der Polizei mitgeteilt wurde, dürfen die Kartoffeln frei Haus (gelbe Speisekartoffeln) nicht mehr als 2,85 Rmk pro Zentner kosten. Falls ein Lieferant vom Verbraucher mehr verlangt, wird um sofortigen Anruf bei der Polizeiwache gebeten.

Fischdiebe erfolgreich

NORTHEIM. Schwer enttäuscht wurde der Fichereipächter des Northeimer Brauereiteiches, der nach dem Ablassen nur einige Pfund der so begehrten Karpfen einbringen konnte. Die NNN berichtete am 6. Dezember 1939, es dürfte keinem Zweifel unterliegen, dass unberechtigte Angler ihr Gewerbe ausgeübt hätten. Das sei um so verwerflicher, als der Geschädigte ein Schwerkriegsgeschädigter sei.

Sammlung von Papier

NORTHEIM. Eine Altpapiersammlung spielt im Rahmen der Rohstoffversorgung eine überaus wichtige Rolle und bedarf deshalb der Unterstützung aller Volkskreise, berichtete die NNN am 2. Juli 1940. Eine Sammelstelle sei auf dem Grundstück des Altwarenhändlers Ellies in der Northeimer Rhumestraße eingerichtet.

Schwindel mit Briefen

NORTHEIM. Der Kettenbriefschwindel macht sich auch in der Stadt Northeim wieder bemerkbar, schrieb die NNN am 15. Juli 1940. Nur Menschen von schwächlicher Gemütsverfassung könnten an die dürftig vermerkte Glücksverheißung glauben, leiteten solche armseligen Geistesprodukte weiter und machten sich damit zumindest des groben Unfuges schuldig. (hjf)

AUFRUF

Gesucht: Ihre Erinnerungen Wir interessieren uns auch für Ihre Erinnerungen, die Sie mit den NNN verbinden: persönliche Erlebnisse oder Ereignisse in der Region? Glücksmomente? Schicksalsstunden? Schreiben Sie uns: Northeimer Neueste Nachrichten In der Fluth 24 37154 Northeim, E-Mail an [email protected], Fax an 055 51/ 6 59 50.

Landkreis Northeim

Montag, 30. März 2009

Zeit(ungs)raffer: Jahre 1941 bis 1949 Rückblick

NS-Presse: Politische Menschenführung Northeimer Neueste Nachrichten werden am 1. Juli 1941 eingestellt

NORTHEIM. „Heute verzeichnen wir in unserer Entwicklung einen weiteren wichtigen Abschnitt“, berichtet die NS-Presse „Südhannoversche Zeitung / Heimatbeobachter“ am 1. Juli 1941 und fährt fort: „Nachdem am 1. April 1941 die Moringer Zeitung in unserer Bezirksausgabe aufgegangen war, kommen mit dem heutigen Tage die Northeimer Neuesten Nachrichten zu uns. Damit ist die Südhannover-

sche Zeitung ebenso wie auf dem Eichsfeld das einzige Presseorgan für eine einheitliche politische Menschenführung geworden.“ Auf der Titelseite des NaziBlattes heißt es zu diesem Zwangszusammenschluss: „Die Leser der früheren Northeimer Neuesten Nachrichten kommen dazu nunmehr ebenfalls in den Genuss der Vorzüge, die wir mit der Größe unserer Zeitung verbinden kön-

nen.“ Die Konzentrierung aller Mittel der einzelnen Ausgaben in dem einen großen Organ Südhannoversche Zeitung gewähre neben den Eigenschaften einer vielseitigen Heimatzeitung ja auch die Vorteile der großen politischen Tageszeitung. „Die bisherigen Bezieher der Northeimer Neuesten Nachrichten werden nun auch neuzeitlicher Errungenschaften teilhaftig, die ihnen eine

reine Heimatzeitung niemals würde bieten können“. Die NNN war damit die letzte noch einigermaßen selbstund eigenständige Zeitung, die der NS-Presse einverleibt wurde. Schon vorher waren die selbstständigen Zeitungen in Göttingen, Münden, Duderstadt, Einbeck und Osterode in der „Südhannoverschein Zeitung / Heimat-Beobachter“ aufgegangen. (hjf)

Thomas Mann zurück

FRANKFURT. Thomas Mann kam 16 Jahre nach seiner Emigration wieder nach Deutschland und nimmt am 25. Juli 1949 den Goethe-Preis der Stadt Frankfurt entgegen. Er war inzwischen US-Staatsbürger geworden und erklärte, in Deutschland herrsche ein übersteigerter Nationalismus.

Präsident und Kanzler

BONN. Die Bundesversammlung trat am 12. September 1949 in Bonn zusammen und wählte Theodor Heuss (FDP) zum Bundespräsidenten. Er schlug dem Bundestag den CDU-Vorsitzenden Konrad Adenauer als Bundeskanzler vor, der bei der Abstimmung die zur Wahl erforderliche Mindestzahl von 202 Stimmen erhielt.

Einsteins Theorien

LONDON. Nach Angaben des Verlages „Princton Press“ vom 27. Dezember 1949 hat Albert Einstein eine generalisierende Gravitationstheorie entwickelt, die eine mathematische Erklärung für das Wirken des Universums bietet. Einstein sei zum Ergebnis gelangt, dass die Relativitätstheorie und die Gravitationstheorie zwei unterschiedliche Erklärungen des gleichen Sachverhalts seien. (hjf) Mehr auf

www.hna.de

Die bisher erschienenen Seiten der Zeitreise 100 Jahre NNN stehen unter www.hna.de/northeim.html zum Download bereit.

Lizenz erforderlich

Arbeitsmarkt trostlos

Grundgesetz

Ostzonen-Verfassung

NORTHEIM. Beim Gaswerk der Stadt Northeim wird demnächst der zweite Kammerofen ausgebaut, berichtet die NNN am 27. Oktober 1949. Hierdurch werde die Gasversorgung durch die eigene Erzeugung sichergestellt. Gleichzeitig wird darauf hingewiesen, dass für die Bevölkerung genügend Koks zur Verfügung steht, der zu einem annehmbaren Preis abgegeben werde.

NORTHEIM. Ende November 1949 werden in Northeim 16 355 Arbeitslose registriert. Die NNN berichtet: Die Landwirtschaft stellt erstmalig in diesem Winter sämtliche Kräfte, darunter auch Stamm- und Deputatarbeiter, frei. Die Arbeitsmarktlage in den Eisen- und Stahlgießereien hat sich etwas gebessert, dagegen geht es dem Metallgewerbe nach wie vor schlecht. Das Holzkohlewerk in Bodenfelde klagt über weiteren Auftragsrückgang. Gut beschäftigt ist das Textilgewerbe.

Deutschland und die Welt

BERLIN. Der Volkskongress der sowjetisch besetzten Zone (SBZ) genehmigte am 15. Mai 1949 die Verfassung der DDR.

Gaswerk ausgebaut

NORTHEIM. Von der Jugendpflege des Kreises Northeim wird am 27. Oktober 1949 darauf hingewiesen, dass Jugendgruppen, mit Ausnahme der konfessionellen Jugend, von dem englischen Jugendoffizier in Hildesheim lizensiert sein müssen.

Unser ehemaliger Redaktionsleiter Hans J. Fisseler blättert im NNN-Archiv: Mit brutalem Zynismus begründete die Nazipresse die restlose Zerschlagung der freien und unabhängigen Presse. Lange Jahre nach Kriegsende mussten die Northeimer warten, bis die Militärregierung das Wiedererscheinen der NNN als Heimatzeitung gestattete. Bis heute gilt: Was gut ist, kommt immer wieder.

BONN. Der Parlamentarische Rat Westdeutschlands nahm am 8. Mai 1949 das Grundgesetz für die Bundesrepublik Deutschland in dritter Lesung mit 53 : 12 Stimmen an. Für das Verfassungsgesetz stimmen 26 Abgeordnete der SPD, 21 der CDU, 5 der FDP und 1 Unabhängiger. Dagegen stimmen 6 der CSU, 2 des Zentrums, 2 der Deutschen Partei und 2 der KPD.

Aus Stadt und Kreis

Weihnachtsmarkt

Blick vom Northeimer St.-Sixti-Kirchturm im Jahr 1946: Im Vordergrund die Wilhelmstraße mit ihren prachtvollen Villen, links die Schillerstraße. Foto: Stadtarchiv Northeim/nh

1949: NNN ist wieder da Bekenntnis zur Heimat und zur politischen Unabhängigkeit

NORTHEIM. Fast viereinhalb Jahr nach Ende des Zweiten Weltkrieges, am 27. Oktober 1949, sind die Northeimer Neuesten Nachrichten unter der Leitung des Verlegers und Chefredakteurs Paul Hahnwald wieder auf dem Markt. In der ersten Ausgabe wendet sich die alte und neue Heimatzeitung „An unsere Freunde in Stadt und Land!“ In dem Leitartikel heißt es unter anderem: „Wir bringen diese Heimatzeitung in dem dankbaren Gefühl, dass wir in großem Maße mit der Treue und Anhänglichkeit unserer alten Leser rechnen können, die in den vergangenen Jahren, da wir nicht erscheinen konnten, fast täglich voll Ungeduld fragten: „Wann

kommt denn nun die NNN wieder?“ und die nun auch in den Tagen des Neubeginns mit ehrlicher Überzeugung zu uns stehen.“

Heimatvertriebene Mit dem Bekenntnis zur Heimat wendet sich der NNNVerlag gleichzeitig den vielen Heimatvertriebenen zu, die in Stadt und Landkreis Northeim angefangen haben, eine neue Existenz aufzubauen: „Wir bringen diese Zeitung auch in dem vollen Bewusstsein der Verantwortung gegenüber der Zeit mit ihren tiefgreifenden Wandlungen und Problemen und glauben deshalb auch, dass wir unter den Heimatvertriebenen viele neue Freunde gewinnen werden.“

Weiter wird die Überzeugung ausgedrückt, dass gerade das Heimatblatt mehr als jede andere Zeitung in der Lage sein werde, die tatsächlich vorhandene Kluft zwischen Einheimischen und den Heimatvertriebenen zu überbrücken, wenn sie gegenseitige Vorurteile aus dem Wege räumt und die Menschen, die heute in bedrückender Enge und der Not der Zeit zusammnleben müssen, in gegenseitiger Achtung berechtigter Lebensinteressen zusammenführe.

Treuer Freund „Im Übrigen aber“, versichert die Zeitung weiter, „sollen die NNN das sein und bleiben, was sie früher waren: Ein

Heimat- und Familienblatt ohne Zugehörigkeit zu irgendeiner Partei, eine unabhängige Zeitung, die in Inhalt und Gestaltung auf dem Boden der Heimat steht und in abwechslungsreicher, lebendiger Darstellung jedem etwas bringt: Dem Einheimischen, dem sie als treuer Freund in guter Erinnerung ist, dem Vertriebenem, dem sie raten und helfen und den sie lehren will, auch die Werte seiner neuen Heimat zu erkennen.“ Mit dem Wiedererscheinen der NNN sollte am selben Tag die Northeimer Ausgabe der „Norddeutschen Zeitung“ eingestellt werden. Doch in letzter Minute wurde diese Einstellungsentscheidung zurückgenommen. (hjf)

Infos vom Militär

Platz gestürmt

NORTHEIM. Aus dem Hause des NNN-Verlages erschien am 18. April 1946 die erste Ausgabe der „Northeimer Amtliche Nachrichten“ mit Bekanntmachungen der Militärregierung und der Behörden in Kreis und Stadt Northeim. In diesen Amtlichen Nachrichten wurden die Gottesdienstzeiten der Kirchengemeinden veröffentlicht sowie die Kurse der Volkshochschule Northeim bekanntgegeben. An Vortragsveranstaltungen wurden angeboten: „Was ist Sozialismus? Geschichte und

NORTHEIM. Die Sportfreunde Northeim kassierten am 13. November 1949 eine unglückliche 0:1-Niederlage gegen die Mannschaft von Einbeck 05 in der Fußball-Verbandsklasse und rangierten im Mittelfeld der Tabelle mit 14 Mannschaften.

Inserate mussten genehmigt werden

Theorie des Sozialismus.“ Und: „Die Sicherung unserer Ernte: Schädlingsbekämpfung im Obst- und Gemüsebau mit Lichtbildern.“ Als Anhang der Amtlichen Nachrichten gab es das „Northeimer Anzeigenblatt“ mit Inseraten, die von der Militärregierung genehmigt worden waren. Diese Bekanntmachungen erschienen zum letzten Mal am 21. Oktober 1949. Darin wird angekündigt, dass die NNN ab dem 1. November 1949 als Heimatzeitung wieder erscheinen soll.(hjf)

Randale beim Fußballspiel

Kritik am Schiedsrichter Im Sportteil der Northeimer Neuesten Nachrichten heißt es über diese Begegnung: „Das Spiel begann mit zügigen beiderseitigen Angriffen sehr vielversprechend und

endete dank einer unzureichenden Schiedsrichterleistung in unerfreulichen Szenen. Die Erregung der Hunderte von Zuschauern muss als unbedingt verständlich angesehen werden, aber es dient keineswegs dem Ansehen des Fußballsportes in der Öffentlichkeit, wenn bei unliebsamen Vorgängen auf dem Spielfeld dies von den Massen förmlich gestürmt wird, und auch nicht, wenn ein Schiedsrichter unter Schutz der Polizei vom Platz geleitet werden muss.“(hjf)

NORTHEIM. Auf der Neustadt in Northeim wurdee am 6. Dezember 1949 der Weihnachtsmarkt eröffnet. Darüber berichtet die NNN: „Leckerbuden, Würstchenstände, Glücksräder und auch ein Schießstand waren vorhanden, vor denen sich die Menschen stauten. Das lebhafte Treiben auf der Neustadt war ein Beweis dafür, dass kein Northeimer die Gelegenheit versäumt hatte, sich durch einen Besuch auf dem traditionellen Weihnachtsmarkt zu erfreuen.“

Berliner Kinder

NORTHEIM. In einem Rundschreiben des Kreisjugendamtes an die Gemeinden des Kreises Northeim wurde um die Bereitstellung von Erholungsplätzen für Berliner Kinder gebeten. In dem Brief heißt es: „Mehr als 300 000 Kinder haben den schweren Blockadewinter ohne ausreichende Ernährung und Bekleidung in kalten Wohnungen verbringen müssen.

Stromverbrauch

NORTHEIM. Der Stromverbrauch im EAM-Verwaltungsgebiet Northeim betrug im Jahr 1948 37 Millionen Kilowattstunden und werde im Jahr 1949 etwa 45 Millionen Kilowattstunden erreichen. Das berichtet die NNN am 31. Dezember 1949. Den Hauptanteil an dieser Steigerung trage die heimische Industrie. (hjf)

AUFRUF

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Landkreis Northeim

Dienstag, 7. April 2009

Zeit(ungs)raffer: Jahre 1950 bis 1952 Aus Stadt und Kreis

Rückblick

Hinweis der Polizei

NORTHEIM. Die Polizei Northeim macht am 2. Januar 1950 darauf aufmerksam, dass auch Handwagen und Schubkarren mit einem Rückstrahler versehen sein müssen und dass die Fahrtrichtungsänderung angezeigt werden muss, soll es nicht zu einem Unfall kommen.

Boxkämpfe

Unser ehemaliger Redaktionsleiter Hans J. Fisseler blättert im NNN-Archiv: Wie nie zuvor identifizieren sich die Menschen Northeims mit ihrer Stadt beim 700. Stadtgeburtstag. Das Wirtschaftswunder lässt noch auf sich warten, aber Einheimische und Vertriebene feiern ein Fest, größer und schöner als zu den Stadtgeburtstagen 25 und 50 Jahre später. Das beweist: Wer leiden kann, kann auch fröhliche Feste genießen.

NORTHEIM. Ein Clubvergleichskampf zwischen dem Boxclub Northeim und Tuspo Holzminden findet am 12. Februar 1950 im Städtischen Saalbau statt. Zwölf Kämpfe sind vorgesehen. Anschließend gibt es einen Boxerball unter dem Motto „Tanz um den Ring“.

Zucker und Ärzte

Der Festumzug beim 700. Northeimer Stadtgeburtstag im Jahr 1952: Das Bild entstand auf der Langen Brücke. Zahlreiche Pferdegespanne und Fußgruppen prägten den Umzug. Foto: Stadtarchiv Northeim/nh

Ein Tag der Besinnung

1952: Northeim feiert 700. Stadtgeburtstag als Mahnung und Verpflichtung

Deutschland und die Welt Marken abgeschafft

BONN. In der Bundesrepublik werden am 1. Januar 1950 fast alle Lebensmittelmarken abgeschafft.

Wohnungsbaugesetz

BONN. Der Bundestag verabschiedet am 28. März 1950 das erste Wohnungsbaugesetz. Es sollen 1,8 Millionen Wohnungen gebaut werden.

Notstand in USA

WASHINGTON. US-Präsident Harry S. Truman ruft am 16. Dezember 1950 den nationalen Notstand aus. Der Grund: Die Offensive der chinesischen und nordkoreanischen Truppen schreitet unaufhaltsam voran.

Todesurteile

NÜRNBERG. Die letzten Todesurteile aus den Nürnberger Prozessen gegen Verantwortliche der nationalsozialistischen Verbrechen werden in der Nacht zum 7. Juni 1951 vollstreckt.

Farbfernsehen startet

NEW YORK. Während in der Bundesrepublik mühsam am Aufbau eines SchwarzweißFernsehens gearbeitet wird, erlebt ein ausgewähltes Publikum am 7. Juli 1951 die erste CBSShow in Farbe.

Olympische Spiele

NORTHEIM. Als Tag der Besinnung, als Mahnung und Verpflichtung beging die Stadt Northeim am 26. März 1952 den 700. Stadtgeburtstag. Der Rat der Stadt versammelte sich im Saal des Hotels „Sonne“ mit zahlreichen Gästen zu einer historischen Stunde, in der Bürgermeister Franke auf die geschichtliche Entwicklung Northeims einging. Am 15. Juni 1952 begann

Roggen- und Weizenstroh, Raps-Stroh, bei Selbstabholung billig abzugeben. Klostergut Northeim. Reiseschreibmaschine „Adler“ fabrikneu zu verkaufen. Evt. Zahlungserleichterung. Angebote an die Northeimer Neuesten Nachrichten. Broadway. Die Kaltwelle für den Hausgebrauch. Tausende und abertausende Frauen pflegen und dauerwellen sich ihr Haar damit selbst. Für kompl. Frisuren DM 3,75. Erhältlich bei Drogerie Jäkel O.H.G. Northeim. Das Pfingstangebot! Echte Damen-Nylon-Strümpfe Paar nur DM 6,90 frei Haus. O. Blume Detmold.

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Als ein Ereignis überörtlicher Bedeutung wurde die Übernahme der Patenschaft für die oberschlesische Stadt Neustadt durch die Stadt Northeim gewürdigt. Auf der Freilichtbühne wurde das Festspiel mit dem Titel „Bürgermeister Froberg“ von Laien-

und das Northeimer Volkshochschulorchester unter der Leitung von Walter Thomas auftraten. Der große historische Festzug mit zahlreichen Motivwagen, Reitern und prächtig herausgeputzten Fußgruppen war Höhepunkt der Festwoche. Er startete vom Hof der Scharnhorstkaserne und führte über die Straßen und Plätze Northeims. (hjf)

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Patenschaft

darstellern aufgeführt, das die Zuschauer in die Zeit des 30jährigen Krieges zurück versetzte. Bürgermeister Froberg verschloss die Stadttore und verweigerte den Truppen Tillys den Zugang zur Stadt. Am 20. Juni 1952 gab es auf der Freilichtbühne einen Tag des Liedes, bei dem die Vereinigten Männergesangvereine Northeims unter der Leitung von Chormeister Hans Scheele

Inserate und Anzeigen

HELSINKI. Die 15. Olympischen Sommerspiele werden am 19. Juli 1952 in Helsinki eröffnet. Der alles überragende Athlet in Helsinki ist der Tscheche Emil Zatopek. Er gewinnt Goldmedaillen über 5000 m, 10 000 m und im Marathonlauf. Für deutsche Athleten gibt es keine Goldmedaille. WASHINGTON. Mit einem Erfolg für den Kandidaten der Republikaner, Dwight D. Eisenhower, enden die Wahlen des neuen amerikanischen Präsidenten am 4. November 1952. (hjf)

eine Festwoche anlässlich des Stadtgeburtstages.

Melitta filtert köstlichen Kaffee und zeigt Ihnen, wie man Kaffee spart von Mittwoch, 11. Juli, bis Sonnabend, 14. Juli, im Schaufenster bei Rudolf Lichtner am Markt. Der Filter kann 4 Wochen im eigenen Haushalt ausprobiert werden ohne Verbindlichkeit für Sie und ohne Kaufzwang. (hjf)

NÖRTEN-HARDENBERG. Die Zuckerfabrik Nörten arbeitet in drei Schichten und trägt somit erheblich zur Verringerung der Arbeitslosigkeit bei. Nörten wird von fünf Ärzten, einem Zahnarzt, drei Dentisten, drei Gemeindeschwestern und einem Apotheker betreut. Das berichtet die NNN am 19. Mai 1950.

Neue Kapelle

HÖCKELHEIM. Die neue Friedhofskapelle in Höckelheim wurde am 8. Juli 1951 eingeweiht. Bürgermeister Runge bezeichnete den Bau als ein Mahnmal der Einigkeit. Flüchtlingsbetreuer Rosenfeld schilderte die große Not, die bei den Flüchtlingen bestand, wenn es galt, einen Toten würdig aufzubahren. Durch diese schöne Kapelle sei das Problem gelöst.

Ostzonen-Flüchtlinge

NORTHEIM. Kein Tag vergeht, an dem nicht Flüchtlinge aus der Ostzone an die Tür des Sozialamtes der Stadt Northeim klopfen, berichtet die NNN am 12. Juli 1951. Die hier beschäftigten Beamten und Angestellten bekommen immer wieder die gleiche Geschichte zu hören: SED-Terror, Denunziation, drohende Verhaftung durch die NKWD oder durch die Volkspolizei, rechtzeitige Warnung durch einen guten Freund und dann Flucht bei Nacht und Nebel über die grüne Grenze.

Neue Kfz-Kennzeichen

Die Northeimer Familienwappen, die 1952 im Festzug mitgeführt wurden. Vordere Reihe von links: Ahrens, Nahme, Huch/Hueg, Rumann, Schrader, Hörnecke, Bertling, Suthoff, Lürig. Hintere Reihe: Henze, Kiene, Großkopf, Friese, Berkhan, Salskarn, Reiß. Foto: Stadtarchiv Northeim/nh

Zunehmende Verstädterung 1951: Dank der Neubürger floriert der Wochenmarkt

NORTHEIM. Als ein Zeichen zunehmender Verstädterung erkennen die Northeimer Neuesten Nachrichten am 7. Juli 1951 den florierenden Northeimer Wochenmarkt, der in einem Leitartikel atmosphärisch dicht beschrieben wird: „Drangvolle Enge, Menschen, Buden, Fahrzeuge und Tische, Obst, Gemüse, Blumen, Schlachtwerk und Molkereiprodukte, bunteste Farbenpracht, Fülle der Gerüche vom sanften Duft erster Früchte bis zum herzhaft brenzlichen Brodem bratender Würste - das ist unser Wochenmarkt. Würden unsere Urgroßmütter das heutige üppige Bild eines gedeihenden Marktbetriebes sehen, sie wären vielleicht

erfreut, bestimmt aber erstaunt. Wollte es doch zu ihrer zeit nie gelingen, einen solchen Marktbetrieb aufzuziehen, obwohl es an Versuchen dazu nie gefehlt hat, seit 1366 zuerst von einem sonnabendlichen Wochenmarkt in unserer Stadt die Rede ist. Die herzoglichen Brüder Otto der Milde und Magnus bewilligten ihn damals.“

Kein Käuferkreis Aber, fragt die NNN, was hilft selbst eine landesherrliche Bewilligung, wenn für diesen Northeimer Wochenmarkt eigentlich kein rechtes Bedürfnis bestand? Es fehlte der beständige Käuferkreis. In dem NNN-Artikel heißt es weiter: „Bis in unsere heutigen

Tage hinein baut der Northeimer Stadtbewohner sein Gemüse selbst im Garten und auf dem Felde, schlachtet alljährlich sein Schwein oder mehrere, auch mal einen Hammel, und Milch, Butter und Käse liefert die eigene Kuh. Kein Wunder, dass dabei die Wochenmärkte eingingen.“ Erst nach dem ersten Weltkrieg habe der Wochenmarkt infolge des Anwachsens der gartenlosen Bevölkerung etwas Aufschwung und Bestand bekommen. Zu seinem heutige Glanz habe ihm zweifellos erst der Zustrom von tausenden von Neubürgern verholfen, die, unter dem Zwang der Verhältnisse ohne Garten und Stall, Nur-Verbraucher seien. (hjf)

NORTHEIM. Die KraftfahrzeugZulassungsstelle Northeim kennzeichnet ab dem 1. April 1952 die Kraftfahrzeuge im Kreis Northeim mit den neuen Nummernschildern, die mit „NOM“ beginnen. Außerdem stehen die Zahlen 1 bis 9999 zur Verfügung, die jeweils an die drei Buchstaben angehängt werden.

Wohnungssuche

NORTHEIM. 4400 Familien suchten im August 1952 im Landkreis Northeim eine Wohnung, berichtet die Northeimer Neuesten Nachrichten am 22. August 1952. (hjf)

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Gesucht: Ihre Erinnerungen Wir interessieren uns auch für Ihre Erinnerungen, die Sie mit den NNN verbinden: persönliche Erlebnisse oder Ereignisse in der Region? Glücksmomente? Schicksalsstunden? Schreiben Sie uns: Northeimer Neueste Nachrichten In der Fluth 24 37154 Northeim, E-Mail an [email protected], Fax an 055 51/ 65950

Landkreis Northeim

Samstag, 11. April 2009

Lesererinnerungen zur Serie 100 Jahre NNN

Heinz Hesse mit dem Eisernen Kreuz und dem Wehrbuch seines Großvaters aus dem 1. Weltkrieg. Foto: Fisseler

Essenfassen in Duderstadt: Helmut Kretzer (Kreuz) während des Hitlermarsches 1936 von Hannover nach Nürnberg mit anderen Hitlerjungen an der Gulaschkanone. Repro: hjf

Eisernes Kreuz und ein letzter Brief

Marsch zum Reichsparteitag

Heinz Hesse (74) pflegt Erinnerungsstücke

NORTHEIM. Ein Eisernes Kreuz am Bande, ein Wehrbuch, ein letzter Brief und einige vergilbte Fotos von Menschen in Uniformen. Das ist der Familien-Erinnerungsschatz, den der 74 Jahre alte Northeimer Heinz Hesse pflegt. Alles Dinge aus der Zeit des 1. Weltkrieges, die seinem Großvater mütterlicherseits, Albert Schneemann aus Elvese, und den beiden Brüdern seines Vaters gehörten und die er jetzt für die Serie der Heimatzeitung „100 Jahre Northeimer Neueste Nachrichten“ präsentiert. Heinz Hesse hat die Erinnerungsstücke von seinem Vater erhalten, mit dem Auftrag, sie in Ehren zu halten. Und er will sie seinem erwachsenen Sohn übergeben, um die Gegenstände, die fast 100 Jahre alt sind, für die nächsten Generationen zu bewahren.

Tapferer Großvater Großvater Albert Schneemann wurde 1875 geboren und diente als Landsturmmann vom 3. Mai 1916 bis zum 23. Juli 1918 im 1. Weltkrieg. Er kämpfte in Frankreich und wurde für seine Tapferkeit mit dem Eisernen Kreuz ausgezeichnet. „Drei Monate vor Kriegsende wurde mein Großvater vom weiteren

Kriegsdienst befreit, weil er dringend in der elterlichen Landwirtschaft in Elvese benötigt wurde“, berichtet Heinz Hesse. Das alles weiß er aus dem Wehrbuch seines Großvaters, in dem Einsatzorte und die Daten seines Kriegsdienstes fein säuberlich aufgezeichnet sind.

Letzter Brief Die Brüder des Vaters von Heinz Hesse mussten ebenfalls als Soldaten am 1. Weltkrieg teilnehmen: Der 1895 geborene Willi Hesse und sein ein Jahr jüngerer Bruder August. Während Willi Hesse, der nach Mazedonien abkommandiert worden war, den Krieg unversehrt überstand, fiel August Hesse am 26. September 1917 auf dem Schlachtfeld zwischen Belgien und Frankreich. Ein letzter Brief, der datiert ist vom 25. Juni 1917, erreichte die Familie in Northeim. Dann kam nur noch die Todesnachricht. Heinz Hesse hofft, dass all diese Erinnerungstücke von seinem Sohn an seinen Enkel weitergegeben werden, der jetzt erst zweieinhalb Jahre alt ist. So soll das Gedenken an die Teilnehmer der Familie am 1. Weltkrieg aufrecht und lebendig erhalten werden. (hjf)

Helmut Kretzer (87) erinnert sich an seine Zeit bei der Hitler-Jugend

Das Thema Helmut Kretzer, der frühere Hauptamtsleiter im Northeimer Rathaus, ist 87 Jahre alt, und verfolgt mit Interesse die große Geschichtsserie zum 100-jährigen Bestehen der Northeimer Neueste Nachrichten. Dabei werden die Erinnerungen an seine Erlebnisse bei der Hitler-Jugend wieder lebendig, die für ihn prägende Ereignisse darstellten. VON HANS-JÜRGEN FISSELER NORTHEIM. Der rüstige Pensionär erzählt überaus lebendig aus seiner Jugendzeit in Northeim. Beispielsweise wie er als 14-jähriger Verwaltungslehrling als Statist 1936 an der Aufführung der Hermannschlacht auf der neu errichteten Freilichtbühne am Gesundbrunnen teilnahm, die von den Nationalsozialisten als Weihestätte errichtet worden war. Kretzer gehörte mit etwa 40 anderen jungen Menschen zum Volk, das zwischen den einzeln Akten und Aufzügen des Spiels für Leben auf der Bühne sorgte. „Wir waren alle geschminkt und trugen tolle Kostüme“, erinnert sich der 87-Jährige. Eine Woche lang wurde die Hermannschlacht täglich aufgeführt. Und jeden Tag stand Helmut Kretzer mit auf der Bühne.

jungen Männern aus Northeim, Walter Döring und Karl Lüdecke, ging der Marsch von Hannover über Nürnberg bis nach Landsberg am Lech. Die 900 Kilometer lange Strecke wurde in Tagesetappen von anfangs 25 Kilometer, später von 30 Kilometern und höchstens 50 Kilometern zurückgelegt. Für die Heimatzeitung Northeimer Neueste Nachrichten berichtete Walter Döring hautnah und sehr lebendig von der Strecke. Neun verschiedene Artikel ihres Mitarbeiters widmete die NNN dem Marsch. Alle diese Artikel hat Helmut Kretzer sorgfältig ausgeschnitten und zusammen mit Fotos, einer HJArmbinde und Abzeichen in einem Album aufbewahrt.

In Privatquartieren Während des Marsches übernachtete die 84 Mitglieder starke Gruppe meistens in Privatquartieren. Verpflegt wurden die jungen Männer aus einer eigens mitgeführten Feldküche. In Fürth trafen die Niedersachsen mit zahlreichen anderen HJ-Gruppen zu-

sammen. Alle zusammen marschierten dann zum Auftakt des Reichsparteitages an der Tribüne vorbei, auf der Adolf Hitler die Parade abnahm. Nach dem Parteitag ging der Marsch weiter nach Landsberg am Lech. Und von dort mit der Bahn zurück nach Northeim.

Zum Arbeitsdienst Doch die Nazi-Zeit war damit für Helmut Kretzer noch lange nicht beendet. Am 1. April 1939 musste er seine Arbeitsstelle im Rathaus erneut verlassen. Er wurde zum Reichsarbeitsdienst bei Hildesheim einberufen. Und vom Arbeitsdienst ging es für ihn direkt zur Wehrmacht. „Aber als Soldat musste ich nicht Mitglied in der NSDAP werden“, erklärt der 87-Jährige, wofür er heute noch dankbar ist. Der 2. Weltkrieg führte den Soldaten Kretzer nach Norwegen, nach Holland und nach Belgien, wo er in amerikanische Kriegsgefangenschaft geriet. Doch die Amis schoben ihre Gefangenen bald nach Frankreich ab. Erst vier Jahre

später, am 7. August 1948 sah Kretzer seine Familie in Northeim wieder. Aber als er im Rathaus vorsprach, erklärte ihm Stadtdirektor Adolf Galland: „Herr Kretzer, Sie kommen zu spät, alle Arbeitsplätze sind besetzt“. Der freigelassene Kriegsgefangene war arbeitslos. Aber schon im Dezember 1948 wurde er probeweise im Rathaus angestellt und im Februar 1949 in ein festes Arbeitsverhältnis übernommen. Im Mai 1984 nahm er im Alter von 62 Jahren seinen Abschied im Rathaus.

Diamantene Hochzeit Im vergangenen Jahr feierte er mit seiner Ehefrau Diamantene Hochzeit: Das Ehepaar Kretzer hat zwei Söhne, vier Enkel und zwei Urenkel. Mehr auf

www.hna.de

Die bisher erschienenen Seiten der Zeitreise 100 Jahre NNN sowie die Sonderseiten mit Lesererinnerungen stehen unter www.hna.de/northeim.html zum Download bereit

Kreissieger 1938

August Hesse (links) fiel 1917 im 1. Weltkrieg auf dem Schlachtfeld zwischen Belgien und Frankreich. Repro: hjf

Zwei Jahre später, 1938, nahm Helmut Kretzer am Reichsberufswettkampf in der Sparte „Öffentliche Betriebe“ teil und wurde Kreissieger. Als Anerkennung dafür wurde der Northeimer ausgewählt, am Adolf-Hitler-Marsch der HitlerJugend teilzunehmen, die die Bannfahne zum Reichsparteitag nach Nürnberg tragen sollte. Dafür gab es Sonderurlaub von der Stadtverwaltung. Zusammen mit zwei weiteren

Der 87-jährige Helmut Kretzer mit NNN-Serienseite und der Karte des Marsches der Hitlerjugend aus dem Jahr 1936. Foto: Fisseler

Landkreis Northeim

Dienstag, 14. April 2009

Zeit(ungs)raffer: Jahre 1953 bis 1955 Aus Stadt und Kreis

Rückblick

Gesundheitsamt

NORTHEIM. Für den Bau des Gesundheitsamtes in Northeim hat die niedersächsische Landesregierung 390 000 D-Mark im Haushalt bereitgestellt. Das teilte Bürgermeister Winfrid Hedergott der NNN am 1. Juli 1953 mit.

Winnetou-Festspiele

Unser ehemaliger Redaktionsleiter Hans J. Fisseler blättert im NNN-Archiv: „Frauen, die Mitte der 1950-er Jahre einen Beruf ausüben, stehen nach herrschender Meinung auf der Schattenseite des Lebens. Das Wunschbild ist ein Zerrbild: Das Beste für die Frau ist die Ehe, Kinder und ein Ehemann, der im Beruf genug Geld verdient, um als Alleinverdiener die Familie sicher über die Runden zu bringen. Eine heile Welt war das nicht und die Realität sah anders aus.“

Deutschland und die Welt Stalins Tod

MOSKAU. Kreml-Chef Josef Stalin erleidet am 5. März 1953 in seiner Wohnung einen tödlichen Gehirnschlag.

Everest bezwungen

NEPAL. Erst im zweiten Anlauf gelingt es dem neuseeländischen Bienenzüchter Edmund Hillary am 29. Mai 1953, mit dem nepalesischen Sherpa Tensing Norgay den 8840 Meter hohen Mount Everest , den höchsten Berg der Welt, zu besteigen.

Aufstand in der DDR

BERLIN. Russische Panzer walzen am 17. Juni 1953 in der DDR blutig einen Aufstand der Menschen gegen das SED-Regime nieder. Auslöser der Unruhen waren Normerhöhungen. Die Menschen fordern den Rücktritt der Regierung und freie Wahlen.

Das Fußball-Wunder

BERN. Deutschland wird in Bern am 4. Juli 1954 Fußballweltmeister durch einen 3:2-Erfolg über Ungarn. Fußballfans in ganz Deutschland fallen in einen Begeisterungstaumel.

NORTHEIM. Für die WinnetouFestspiele, die im August 1953 auf der Freilichtbühne am Northeimer Gesundbrunnen stattfanden, übernahm die Stadt Northeim die Schirmherrschaft. Die Heimatzeitung NNN kommentierte, diese Festspiele seien schon jetzt so berühmt, dass man ihnen ein langes Leben prophezeien könne.

Neuer Landrat

Der Northeimer Münsterplatz 1955: Zwei Bundesstraßen werden auf der Hauptverkehrsader der Innenstadt hier gebündelt. Es herrscht weniger Autoverkehr als in der Fußgängerzone Anfang des 21. Jahrhunderts. Foto: Stadtarchiv Northeim/nh

Frauen auf der Schattenseite 1954: Schlüsselkinder leiden unter berufstätigen Eltern

NORTHEIM. Berufstätige Frauen werden im Kreis Northeim im Jahr 1954 nicht unbedingt wohlwollend angesehen. Die Heimatzeitung Northeimer Neueste Nachrichten schreibt am 30. Januar 1954: „Unter den vielen Fortschritten, die uns dieses fortschrittliche Jahrhundert auf allen Gebieten gebracht hat, gibt es auch manche, die man nicht in jeder Beziehung begrüßt. Da ist vor allem die Berufsarbeit der Frau, die heutzutage fast in allen Erwerbszweigen ihren Mann steht.“ Im Kreis Northeim seien von 44 082 Erwerbstätigen

15 610 Frauen. Auf drei Arbeitsplätze, die von Männern eingenommen würden, komme also einer, der von einer Frau besetzt sei.

Fortschritt Allerdings, stellt die NNN fest, dürfe man nicht nur die Schattenseiten sehen: „Dass eine Frau heutzutage Ärztin und Richterin, Prokuristin und Inspektorin werden oder in Handel und Industrie jederzeit durch ihre Ar-

beit ihren Lebensunterhalt selbst verdienen kann, ist natürlich ein großer Fortschritt - gerade in einer Zeit, die viele Frauen zwangsläufig zur Ehelosigkeit verurteilt.“

Nicht aus Idealismus Aber viele erwerbstätige Frauen seien verheiratet und die Zahl derjenigen, die aus Freude an der Berufsarbeit, aus purem Idealismus bei der

Stange geblieben sind, mache nur einen winzigen Bruchteil aus. „Alle anderen arbeiten, weil sie einfach müssen, weil sie den Verdienst nötig brauchen, weil der Mann alleine nicht genug verdient, weil der Vater ihrer Kinder gefallen, vermisst, arbeitslos oder Invalide ist.“ Leider sei die Zahl der Kinder nicht bekannt, die unbeaufsichtigt und unerzogen allein in der Wohnung sitzen oder mit dem Wohnungsschlüssel am Halsband als Schlüsselkinder auf der Straße spielen, weil Vater und Mutter zur Arbeit seien. (hjf)

Industrie muss her Name als Pflicht 1953: Der Stadt fehlen Steuereinnahmen

1955: Krankenhaus heißt nach Schweitzer

NORTHEIM. Durch das Fehlen von Industrie sei Northeim gegenüber anderen Städten benachteiligt, und um endlich aus dieser Sackgasse fehlender Steuereinnahmen herauszukommen, müsste größter Wert auf die Ansiedlung großer Betriebe gelegt werden, erklärte Northeims Bürgermeister Winfrid Hedergott laut NNN vom 2. Juli 1953 bei einem Mitglieder- und Gästeabend der FDP. 650 000 D-Mark brauche die Stadt vorerst, um das Industriegelände zu erschließen,

NORTHEIM. Das neue Kreiskrankenhaus in Northeim soll Albert-Schweitzer-Krankenhaus heißen. Das beschloss der Northeimer Kreistag laut NNN vom 23. November 1955. Weiter heißt es im Bericht der Heimatzeitung: „Albert Schweitzer, der beinahe 81 Jahre alt ist, hat seine Zustimmung, dem Kreiskrankenhaus seinen Namen zu geben, erteilt. Seine handschriftliche Zustimmungserklärung wird einst im Krankenhaus einen würdigen Platz erhalten. Mit der Zustimmungserklärung

die bei der angespannten Haushaltslage nie aus eigenen Mitteln aufzubringen seien. Bedingung für die Genehmigung zur Darlehensaufnahme sei ein ausgeglichener Haushaltsplan, damit auch die Gewähr gegeben sei, dass die aufgenommenen Kredite einmal wieder zurückgezahlt werden könnten. Noch im Jahr 1953, sagte Bürgermeister Hedergott weiter, werde die Straße „In der Fluth“ ausgebaut, um eine Umgehungsstraße zu schaffen. (hjf)

hat Albert Schweitzer dem Kreis Northeim für das Kreiskrankenhaus sein Bild, eine kartographische Darstellung seines afrikanischen UrwaldHospitals Lambarene und eine Lageansicht, mit handschriftlicher Widmung versehen, übermittelt.“ Die NNN kommentiert: „Möge in unserem Kreiskrankenhaus immer der Geist Albert Schweitzers lebendig sein und möge eines seiner Leitworte „Ehrfurcht vor dem Leben“ für unser Krankenhaus ewige Mahnung werden.“ (hjf)

Ende der Besatzung

BONN. Mit einem feierlichen Akt wird am 5. Mai 1955 von der Bundesregierung und alliierten Vertretern das formelle Ende des Besatzungsregimes gewürdigt. Damit endet die Kontrolle durch die Siegermächte des 2. Weltkrieges.

Kanzler in Moskau

BONN. Bundeskanzler Adenauer erreicht am 13. September 1955 bei Verhandlungen in Moskau, dass 9628 deutsche Kriegsgefangene freigelassen werden. Am 7. Oktober 1955 kommen die letzten Männer aus sowjetischer Kriegsgefangenschaft im Grenzdurchgangslager Friedland an. (hjf) Mehr auf

www.hna.de

Die bisher erschienenen Seiten der Zeitreise 100 Jahre NNN stehen unter www.hna.de/northeim.html zum Download bereit.

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Grenzschutz kommt

NORTHEIM. „Wie wir aus zuverlässiger Quelle erfahren, ist Northeim im Zuge der vorgesehenen Verstärkung des Bundesgrenzschutzes auf 20 000 Mann als Standort einer Abteilung vorgesehen“. Das berichtet die NNN am 6. März 1954.

Neues Arbeitsamt

NORTHEIM. Die Bundeanstalt für Arbeit in Nürnberg hat laut NNN vom 6. Mai 1954 den Neubau eines Verwaltungsgebäudes in Northeim genehmigt. Das neue Arbeitsamt soll auf dem Kasernenanger am Schuhwall errichtet werden. Geplant sind 80 Büroräume mit Baukosten von 1,6 Millionen D-Mark.

Neuer Campingplatz

NORTHEIM. Mit Beginn der Reisesaison verfügt die Stadt Northeim über einen Campingplatz. Die NNN berichtet am 26. Mai 1954: „Als der Pächter der Sultmer Waldschänke einen Antrag auf Errichtung eines Campingplatzes stellte, wurde dieser kurze Zeit später genehmigt.“

Heimkehrer

NORTHEIM. Mit dem Transport von 600 Heimkehrern aus russischer Kriegsgefangenschaft kehrte am 18. Oktober 1955 der frühere Hauptmann Walter Knauf nach Northeim zurück. 14 Jahre hatte seine Gefangenschaft gedauert. Stellvertretender Bürgermeister Tolle, Stadtoberinspektor Gleitz, der Vorsitzende des Kreissportbundes, August Hornkohl, und Vertreter des Heimkehrerverbandes fuhren nach Friedland, um am Empfang der Heimkehrer durch Bundespräsident Heuss teilzunehmen. (hjf)

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NORTHEIM. Vom Northeimer Kreistag wurde der Moringer Kaufmann Mansfeld Thurm (Gesamtdeutscher Block/BHE) am 30. November 1953 zum neuen Landrat gewählt. Er tritt die Nachfolge von Rektor Engel (Moringen) an, der als stellvertretender Landrat gewählt wird.

Weit, bunt und beschwingt sind die Röcke im Sommer 1954. Die NNN berichtet am 30. April 1954: „Diese Saison bevorzugt den in ungebügelte Falten gelegten oder weit und glockig geschnittenen Rock. Schier unerschöpflich ist die Fülle der Materialien: Baumwolle, Popeline, Chintz, Everglace und Leinen dominieren. Repro: hjf

Wir interessieren uns auch für Ihre Erinnerungen, die Sie mit den NNN verbinden: persönliche Erlebnisse oder Ereignisse in der Region? Glücksmomente? Schicksalsstunden? Schreiben Sie uns: Northeimer Neueste Nachrichten In der Fluth 24 37154 Northeim, E-Mail an [email protected], Fax an 055 51/ 600 722.

Landkreis Northeim

Montag, 20. April 2009

Zeit(ungs)raffer: Jahre 1956 bis 1958 Aus Stadt und Kreis

Rückblick

Welfenschatz

Unser ehemaliger Redaktionsleiter Hans J. Fisseler blättert im NNN-Archiv: „Albert Schweitzer höchstpersönlich gab 81-jährig dem neuen Northeimer Kreiskrankenhaus 1957 seinen Segen, das seinen Namen bis in das 21. Jahrhundert mit einer Verpflichtung im Sinne des Namensgebers zu wirken, hinein tragen sollte. Wieviel mehr drückt der so bedeutende Name „Albert Schweitzer“ aus als ein Klinikverbund, der nach drei unbedeutenden Flüsschen benannt ist. Den Namen Albert Schweitzer muss auch ein neues Krankenhaus in Northeim tragen!“

Deutschland und die Welt Nationale Volksarmee

BERLIN. Unter Verweis auf die „Wiedererrichtung eines aggressiven Militarismus“ in der Bundesrepublik beschließt die Volkskammer der DDR am 18. Januar 1956 die Errichtung einer „Nationalen Volksarmee“ mit Einheiten zu Lande, zu Wasser und in der Luft.

Olympische Spiele

MELBOURNE. Bei den 16. Olympischen Sommerspielen, die am 22. November 1956 in Melbourne eröffnet werden, gewinnen deutsche Sportler vier Goldmedaillen.

NORTHEIM. Der vom Kunstgutlager Wiesbaden nach Hannover überführte Welfenschatz kam am Abend des 17. September 1956 unter starker Polizeibewachung in der Northeimer Kaserne an, wo er von Beamten des 3. und 4. Mot.-Zuges in Empfang genommen und für die Nacht in einer Kasernengarage untergestellt wurde. Das berichtete die NNN am 19. September 1956. Der Schatz bestand aus 44 Silbergeräten aus dem frühen Mittelalter im Wert von zehn Millionen D-Mark.

Mehr Milch

NORTHEIM. Seitdem die Zuckerrübenernte 1956 begonnen hat, hat sich der akute Futtermangel in den Milch erzeugenden Betrieben im Kreis Northeim etwas gemildert, schreibt die NNN am 16. November 1956. So sei seit Mitte Oktober 1956 wieder eine erhöhte Milchanlieferung bei der Molkerei in Northeim zu verzeichnen.

Über 500 Geburten

Gebaut auf der „Grünen Wiese“: Das neue Northeimer Albert-Schweitzer-Krankenhaus, das im Jahre 1957 eingeweiht wurde und das alte städtische Krankenhaus ersetzte. Foto: Stadtarchiv Northeim/nh

Im Sinne echter Nächstenliebe

1957: Neues Albert-Schweitzer-Kreiskrankenhaus wird eingeweiht NORTHEIM. „Seit vielen Jahren herbeigesehnt, war nun gestern der denkwürdige Tag gekommen, an dem das neue Kreiskrankenhaus in einem Festakt seiner Bestimmung übergeben werden konnte.“ Das berichtete die NNN am 5. November 1957. In zahlreichen Ansprachen wurde auf die große Verpflichtung hingewiesen, im Sinne des großen Arztes und Menschenfreundes Albert Schweitzer, dessen Namen das neue Krankenhaus trägt, aus Nächstenliebe heraus zu wirken. Betont wurde auch das hohe Verantwortungsbewusstsein des Kreistages und der Kreisverwaltung, die sich für die Voll-

wir derer zu gedenken, die im Laufe der Zeiten sich darum bemühten, dass menschenwürdige Krankenhäuser überhaupt aufkamen. Wie traurig war es um die Krankenhäuser noch vor wenigen Generationen bestellt! Sie waren mehr Sterbehäuser als Genesungsstätten.“

Heilen und helfen endung eines so vorbildlichen Werkes einsetzten, das auch für die Stadt Northeim von großer Bedeutung ist. Landrat Graf von Hardenberg verlas ein Grußwort von Prof. Albert Schweitzer, in dem es heißt: „Dankbar haben

Wall abgetragen

Geschichte der Northeimer Krankenhäuser

Saarland wird deutsch SAARBRÜCKEN. Die Franzosen geben am 1. Januar 1957 das Saarland zurück an die Bundesrepublik.

NORTHEIM. Für ein Militärhospital wurde 1854 die Mauer oberhalb der Kurzen Straße durchbrochen und Mauer und Wall auf einer Länge von etwa 100 Metern abgetragen.

Gründung der EWG

ROM. In Rom werden am 25. März 1957 von den Regierungschefs der sechs Mitgliedsstaaten Frankreich, Italien, Belgien, Niederlande, Luxemberg und Bundesrepublik Deutschland die Verträge unterzeichnet, die die Gründung der Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft (EWG) besiegeln.

Elvis wird Soldat

MEMPHIS. Auf dem Höhepunkt seiner bisherigen Laufbahn wird der amerikanische Rock´RollStar Elvis Presley am 24. März 1958 Soldat.

Fußballer nur Vierte

STOCKHOLM. Bei der Fußballweltmeisterschaft im Juni 1958 wird Titelverteidiger Deutschland nach einer 3:6-Niederlage gegen Frankreich nur Vierter. Weltmeister wird Brasilien. (hjf) Mehr auf

www.hna.de

Die bisher erschienenen Seiten der Zeitreise 100 Jahre NNN stehen unter www.hna.de/northeim.html zum Download bereit.

Chefarzt Dr. Rössing erklärte in einer programmatischen Rede über die Arbeit im neuen Krankenhaus: „Wir werden in Demut und Bescheidenheit versuchen, dieses Haus mit dem Geist zu erfüllen, der uns selbst mit heißer Flamme durchglüht, mit der Liebe zum

Nächsten und mit dem Willen zu heilen und zu helfen in körperlicher und seelischer Not.“ Bis zum 11. November 1957 dauerte es dann noch, bis die ersten Patienten im neuen Kreiskrankenhaus aufgenommen wurden. In der NNN heißt es dazu: „Und schon bald hatte auch der Klapperstorch das neue Nest entdeckt. In der gynäkologischen Abteilung erblickte das erste Kind am 13. November 1957 das Licht der Welt: Frau Lucy Balley aus Gillersheim schenkte einem gesunden Knaben das Leben. Das ganze Krankenhaus nahm von diesem denkwürdigen Beginn mit Freuden Kenntnis.“ (hjf)

Garnison aufgelöst

schem und pflegerischen Ansprüchen der Zeit entsprechen konnte.

Wohnanlage Nachdem das städtische Krankenhaus in das Kreiskrankenhaus überführt worden war, wurde das Haus 1957/58 zum neuen Rathaus umgebaut und an der Ostseite ein dreigeschossiger Neubau mit Verwaltungsräumen angebaut. Der Gebäudekomplex wurde 1999 komplett abgebrochen. Auf dem Grundstück wurde eine moderne Wohnanlage errichtet. (hjf)

Das Northeimer Krankenhaus im Jahr 1909. 1957 wurde das Gebäude Rathaus, später abgerissen und durch einen modernen Wohnungsneubau, den Ratshof, ersetzt. Foto: Stadtarchiv Northeim/nh

Nachdem 1890 die Garnison aufgelöst worden war, erwarb die Stadt Northeim das Gebäude, baute es zu einem Städtischen Krankenhaus um, das am 2. Januar 1896 eröffnet wurde. In den Jahren 1907/08 kam auf der Westseite ein aufwendiger Anbau hinzu, mit dem das Haus den medizini-

Schöne Dörfer

Kleines Paradies

LÜTGENRODE. Es sei eine erfreuliche Beobachtung, dass sich in allen Ortschaften des Kreises Northeim Männer finden, die sich freudig für die Aufgaben der Heimatpflege einsetzen, schreiben die Northeimer Neuesten Nachrichten am 20. November 1956. Anlässlich einer Dorfbesichtigung in Lütgenrode erklärte der Kreisbeauftragte für Naturschutz, Oberstudienrat Mönkemeyer, es bestehe der Plan, alle Dörfer im Kreise Northeim zu einem Wettbe-

NORTHEIM. „Man kann ohne Überheblichkeit sagen: Vogts Teich ist ein kleines Paradies“. Das schreibt die NNN am 1. Oktober 1958 und fügt hinzu: „Allerdings bei Weitem nicht so groß, wie man es sich von der Northeimer Seenplatte erträumt, von der in letzter Zeit viel die Rede gewesen ist.“ Vogts Teich liegt nach der NNN-Schilderung still und abgeschieden zwischen der Eichstätte und der Graf-OttoStraße auf der einen sowie der Kreisberufsschule und

1956: Wettbewerb angekündigt

werb auf dem Gebiet der Dorfverschönerung aufzurufen.

Hilfe der Lehrer Kreisschulrat Gremmel, der als Vertreter der Lehrerschaft an der Dorfbesichtigung in Lütgenrode teilnahm, erhofft sich von der Mithilfe der Lehrerschaft an diesem Projekt wichtige Beiträge auf dem Gebiet der Heimatforschung, die mit guten Bildern versehen und allen Schulen im Landkreis zugänglich gemacht werden sollen. (hjf)

1958: Vogts Teich liegt still und abgeschieden dem Posthof auf der anderen Seite. Zitat aus der NNN: „An schönen Sonntagen treffen sich hier die Naturfreunde. Sie halten stille Zwiesprache mit den grünfüßigen Teichhühnern, die auch im Sommer 1958 ihre Brut im hohen Schilf aufzogen. Mächtige Weiden und Birkengruppen geben dem Gelände einen Rahmen, wie man ihn sich schöner nicht wünschen kann“, kommentiert die Heimatzeitung. (hjf)

NORTHEIM. Im Jahr 1956 wurden in der Stadt Northeim 510 Kinder geboren. Das berichtet die NNN am 8. Januar 1957. Erstmals sei damit die Geburtenziffer über 500 hinausgegangen. Im gleichen Zeitraum starben 304 Menschen in Northeim, 157 Paare haben ein gemeinsames Leben begonnen.

AOK erhöht Beitrag

NORTHEIM. Die Vertreterversammlung der AOK Northeim erhöhte unter Vorsitz des Gewerkschaftssekretärs Otto Graeber den Krankenkassenbeitrag ihrer Mitglieder auf 9 Prozent des Grundlohnes. Das berichtete die NNN am 18. November 1957.

Neue Kehrmaschine

NORTHEIM. Die städtischen Straßenkehrer in Northeim hätten es seit dem 29. September 1958 einfacher, schreibt die NNN: „Was sie früher mit dem Besen schaffen mussten, fegt jetzt die neue Straßenkehrmaschine in wenigen Stunden zusammen.“

Bad im Strandsee

NORTHEIM. Der Arbeitskreis Northeimer Seenplatte hat laut NNN vom 28. Oktober 1958 mit Erfolg die Tätigkeit zur Nutzbarmachung der Kiesseen und zur Schaffung eines Erholungszentrums fortgesetzt. Vorsitzender Winfrid Hedergott wagte die Voraussage, dass bereits im Jahre 1960 in einem Strandsee gebadet werden könne.

TGN-Heim eingeweiht

NORTHEIM. Das Jugend-, Sport und Wanderheim der Turngemeinde Northeim auf dem „Gesehr“ in St. Andreasberg wird am 8. November 1958 offiziell seiner Bestimmung übergeben. (hjf)

AUFRUF

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Landkreis Northeim

Mittwoch, 22. April 2009

Lesererinnerungen zur Serie 100 Jahre NNN

Der Rentner Walter Bühnemann im Jahr 2009: Mit Stolz zeigt er seine Erinnerungsmappe. Foto: Schrader

Die Schlappig-Geschwister vor ihrem Wohnhaus in Northeim: Hans-Georg (rechts) im Alter von zehn Jahren, daneben Schwester Christiane und Bruder Wolfgang. Repro: hjf

Mit dem Apfel auf dem Kopf

Den Bomben entronnen

Walter Bühnemann spielte den Walter Tell NORTHEIM. Walter Bühnemann war im Jahr 1955 13 Jahre alt, als er auf der Freilichtbühne am Gesundbrunnen in Northeim eine wichtige Rolle spielte. Die des Walter Tell, Sohn des Wilhelm Tell, aus Schillers gleichnamigen Drama. Der heute 67 Jahre alte Walter Bühnemann gehörte als Laiendarsteller der Spielgemeinschaft Freilichtbühne Niedersachsen an, die am 2. Februar 1954 gegründet worden war. Die Premiere des Wilhelm Tell fand vor 8000 Zuschauern am 18. Juni 1955 statt. Bis heute hält Walter Bühnemann die Erinnerungen an diese Aufführungen in einer kleinen grünen Plastikmappe zusammengefasst in Ehren.

Erinnerungsmappe Die Mappe, enthält eindrucksvolle schwarzweiß-Fotographien, die Szenen und Schauspieler der Aufführung zeigen, sowie Zeitungsauschnitte der Heimatzeitung Northeimer Neueste Nachrichten. Die „Serie 100 Jahre NNN“ nahm Walter Bühnemann zum Anlass, seine Erinnerungsmappe erneut hervorzuholen und der Heimatzeitung im Jahr 2009 zu berichten, wie es damals war im Jahr 1955, als die Waldbühne am

Wieter noch Freilichtbühne Niedersachsen hieß. Voll des Lobes war die NNN am Tag nach der Premiere. In der Zeitung vom 18. Juni 1955 stand zu lesen: „Der bewundernswerte Idealismus unserer Northeimer Spielgemeinschaft, die sich bei ihren Proben auch durch das schlechteste Wetter nicht entmutigen ließ, wurde bei der Premiere des Wilhelm Tell in schönster Weise belohnt. Wetter und Besuch ließen nichts zu wünschen übrig. Was Wunder, dass man mit umso größerer Begeisterung spielte und eine Aufführung zustande brachte, die sich durchaus sehen lassen konnte und - endlich einmal wieder - die große Wirkung des Rahmens - unserer Freilichtbühne und damit ihre Daseinsberechtigung erkennen ließ.“ Den Wilhelm Tell spielte Horst Beier, den Landvogt Geßler Hans F. O. Banik. Die Rolle des Stauffacher übernahm Theodor Pütt. Hans Hofesmann war der Walter Fürst. Als weitere Laiendarsteller glänzten Fritz Stichnoth (Melchtal), Helmut Engel (Rudenz), Otto Graeber (Attinghausen), Lothar Kaßner (Baumgarten), Hans Ramsthaler (Frießhardt), Ursula Bühnemann (Armgard), Gretel Strohmeyer (Hedwig), Gisela Jedding (Gertrud), Anneliese Schrader (Berta), Wilhelm Lehmer (Harras), Adolf Schrader (Rösselmann) und eben der junge Walter Bühnemann als Walter Tell.

Drei Mal ausverkauft

Der Schüler Walter Bühnemann 1955: Als Walter Tell mit Apfel auf dem Kopf. Repro: hjf

Der ehemalige Kinderdarsteller erinnert sich, dass die Proben für den Tell das ganze Winterhalbjahr hindurch dauerten. Walter Bühnemann nahm daran mit seiner Mutter Ursula Bühnemann teil, mit der er dann Tell insgesamt acht Mal spielte. „Drei Vorstellungen auf der Waldbühne waren mit 8000 Zuschauern ausverkauft“, weiß Bühnemann noch heute. Heute genießt Bühnemann das Leben eines rüstigen Rentners. Er ist verheiratet, hat einen Sohn und eine Tochter, die ihm vier Enkelkinder schenkten. (hjf)

Wie Hans-Georg Schlappig den 2. Weltkrieg und die Hungerjahre danach erlebte

Kriegskind Seit 50 Jahren schon lebt Hans-Georg Schlappig, der seinem 70. Geburtstag entgegensieht, schon in Hammenstedt. Doch seine Kindheit und Jugend hat er im Northeimer Blumenviertel erlebt. Die Serie „100 Jahre NNN nimmt Schlappig, zum Anlass, seine Erinnerungen an seine Kindheit aufzuschreiben. VON HANS-JÜRGEN FISSELER NORTHEIM. Der 2. Weltkrieg und die Hungerjahre danach haben Kindheit und Jugend von Hans-Georg Schlappig, den heutigen Ortsheimatpfleger von Hammenstedt, geprägt. Erst jetzt hat er damit begonnen, seine Erinnerungen aufzuschreiben. „Wir schenken dem Führer ein Kind. Das sagten sich meine Eltern 1939. Und das war dann ich“, erzählt der fast 70Jährige. Er erinnert sich noch gut an die Konservenfabrik, die in der Fliederstraße auf dem Grundstück stand, auf dem heute die Firma Thimm arbeitet. Prägend für das Kind HansGeorg Schlappig waren die Bombenangriffe, die Engländer und Amerikaner auf den Northeimer Bahnhof flogen. „Und von oben sahen die Wohnblocks des Bauvereins wohl wie Kasernen aus“, vermutet der Rentner Schlappig, weil immer wieder auch Bomben auf die Wohnhäuser fielen.

nem Volltreffer geboten hätte“, erzählt Schlappig. „War der Bunker voll, liefen wir zum Wieter hoch. Und weil wir das nicht schafften, bis die Flugzeuge kamen, verschanzten wir uns in der Hecke der Kerl’schen Ziegelei. Viel Schutz konnte die uns aber auch nicht bieten.“

Mulmiges Gefühl Eines Tages, erzählt Schlappig weiter, habe seine Mutter ein mulmiges Gefühl gehabt und gesagt: „Wir müssen hier weg!“ Sie habe die Federbetten auf einen Handwagen gepackt, die Kinder genommen und sich aufgemacht zur Großmutter nach Höckelheim. Hans-Georg Schlappig: „Wir kamen bis zum Leineturm. Da kamen die Flieger und wir konnten beobachten, wie unser Haus in der Fliederstraße von Bomben getroffen wurde und in Schutt und Asche versank. 19 Menschen starben in den Trümmern.“ Am Tag nach dem Angriff sei die Großmutter zu dem Haus in der Fliederstraße gelaufen, um nachzusehen, was aus den Hühnern geworden sei, die die Schlappigs in einem Stall am Haus hielten.

Doch von dem Verbleib des Federviehs findet sich keine Spur mehr in der Erinnerung des Rentners Schlappig. Wohl aber weiß er noch, dass seine Mutter mit den Kindern später den Trümmerhaufen ihres Wohnhauses nach Wertgegenständen abgesucht hat. Gefunden und geborgen haben sie einen Teppich und Teile einer Nähmaschine. In Höckelheim habe seine Mutter einige Zeit später versucht, die Nähmaschine vor dem Haus der Großmutter wieder zusammenzusetzen. Schlappig: „Dabei wurde sie von einem Landser beobachtet, der sich erst nach einer ganzen Weile zu erkennen gab. Das war mein Vater, der 1945 von Magdeburg aus zu Fuß nach Hause gekommen war.“

Kohlen geklaut Nach Kriegsende fanden die Schlappigs sehr schnell eine neue Wohnung am Damaschkeplatz. Er erinnert sich, wie er mit anderen Jugendlichen am Güterbahnhof Kohlen klaute und die Kohlen einsammelte, die die Heizer vorbeifahrender Güterzüge auf die Böschungen schaufelten, damit sie von der frierenden Be-

völkerung aufgesammelt und im heimischen Herd verheizt werden konnten. „Auf dem alten Bahngelände sammelten wir Jungens auch Metallschrott und brachten ihn zur Sammelstelle in der Neustadt und später zum Mühlenanger. Dafür bekamen wir immer etwas Geld.“

Schrott statt Rüben Im Frühjahr ging der junge Schlappig zum Rübenverziehen nach Wiebrechtshausen. Für einen ganzen Tag Arbeit auf den Knien gab es gerade einmal einen Lohn von 50 Pfennig. „Da haben wir lieber wieder Schrott gesammelt. Dafür haben wir mehr Geld bekommen.“ Im Herbst sammelte er auf den abgeernteten Feldern die zurückgebliebenen Getreideähren und Kartoffeln ein. An der Zuckerfabrik ließen sich die Jugendlichen von Erwachsenen zu Straftaten verleiten: „Für eine Tüte Bonbons krabbelten wir unter dem Zaun durch ein schmales Abflussrohr und zerrten kleine Zuckersäcke nach draußen. Wir hatten ja keine Ahnung, wie viel wert der Zucker damals war.“

Gemeinschaftsbunker „Jedes Mal, wenn Fliegeralarm gegeben wurde, rannten die Menschen des Blumenviertels in einen Gemeinschaftsbunker, der etwa 40 Hausbewohner aufnehmen konnte. Erst nach dem Krieg, bei Umbauarbeiten, habe ich festgestellt, dass die Bunkerdecke nur 14 Zentimeter dick war und kaum Schutz bei ei-

Blättern im Familienalbum: Der Hammenstedter Ortsheimatpfleger Hans-Georg Schlappig nimmt die NNN-Serie zum Anlass, seine Kindheitserinnerungen aufzuschreiben. Foto: Fisseler

Landkreis Northeim

Montag, 27. April 2009

Zeit(ungs)raffer: Jahre 1959 bis 1961 Aus Stadt und Kreis

Rückblick

Brücke zur Siedlung

NORTHEIM. Der Fußgängerüberweg über die Rhume zur Siedlung an der Einbecker Landstraße geht jetzt seiner Vollendung entgegen, berichten die Northeimer Neuesten Nachrichten am 2. Oktober 1959.

Schulbau beginnt

Unser ehemaliger Redaktionsleiter Hans J. Fisseler blättert im NNN-Archiv: „Wenn heute viele einst attraktive Mietwohnungen in der Stadt Northeim leer stehen, erinnert sich kaum noch jemand an die unvorstellbare Wohnungsnot in der Stadt in der Nachkriegszeit, die viele Menschen in Elendsquartiere trieb. Bis Mitte der 1970-er Jahre gab es einen Mangel an bezahlbaren Wohungen in Northeim.“

Deutschland und die Welt Castro an der Macht

HAVANNA. Mit der Flucht von Fulgencio Batista, dem diktatorisch regierenden Präsidenten von Kuba, übernehmen die Rebellen unter der Leitung von Fidel Castro am 1. Januar 1959 die Macht in Kuba.

Lübke wird Präsident

BONN. Erst im zweiten Wahlgang wird der bisherige Landwirtschaftsminister Heinrich Lübke, der Kandidat der CDU/ CSU-Fraktion, am 1. Juli 1959 in der Bundesversammlung zum neuen Bundespräsidenten gewählt.

Hary läuft 10,0

ZÜRICH. Beim Leichtathletiksportfest in Zürich läuft der Deutsche Armin Hary am 21. Juni 1960 mit 10,0 Sekunden über 100 Meter einen Weltrekord.

Neue Atommacht

Paris. Mit der Explosion der ersten Plutoniumbombe in der Sahara ist Frankreich am 13. Februar 1960 in den Kreis der Atommächte (USA, UdSSR, Großbritannien) eingetreten.

Olympische Spiele

ROM. Bei den 17. Olympischen Sommerspielen, die am 25. August 1960 in Rom eröffnet werden, erringen die Sportlerinnen und Sportler einer Gesamtdeutschen Mannschaft 12 Gold-, 19 Silber- und 11 Bronzemedaillen.

Mauerbau beginnt

BERLIN. Der Ostsektor von Berlin wird 13. August 1961 mit Stacheldraht, Sperrzäunen und einem Großaufgebot von Volkspolizei abgeriegelt.

Verluste für die CDU

BONN. Die CDU verliert bei der Bundestagswahl am 17. September 1961 die absolute Mehrheit. (hjf)

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Die bisher erschienenen Seiten der Zeitreise 100 Jahre NNN stehen unter www.hna.de/northeim.html zum Download bereit.

NORTHEIM. Am 3. Oktober 1959 gab es für die Northeimer Mittelschule ein bedeutsames Ereignis, heißt es in der NNN. Der Grundstein für den Schulneubau auf dem Platz zwischen der Bürgerschule II und dem Arbeitsamt wird gelegt. Der Platz trägt zurzeit noch den Namen Kasernenanger.

Polizei im Rathaus

Die Prachtseite der Alten Kaserne war am Kasernenanger, der weder Straße noch bebaut und daher auch nicht straßennamenreif war. Der Northeimer Heimatforscher Emil Jörns schchrieb: „Die Kaserne namensmäßig an das zu binden, was hinter ihr lag, hatte wenig Sinn, solange das noch „Hinter der Kaserne“ hieß. Als es den Namen Arentsschildstraße bekam, blieb es doch ein unausgebauter Weg in ein Gartengebiet, der Straße nur deswegen hieß, weil da vier zivile und ein zivilisiertes Haus standen, die irgendeiner solchen zugeordnet werden mussten.“ Das Foto zeigt die alten Kasernen, an deren Stelle heute das Northeimer Hallenbad steht. Foto: Stadtarc hiv Northeim/nh

Wohnungsnot Problem Nr. 1

1959: Die Unterbringung von Obdachlosen wird immer schwieriger NORTHEIM. Die Unterbringung von Obdachlosen in Northeim wird immer schlimmer, beklagt die Heimatzeitung Northeimer Neueste Nachrichten am 12. Oktober 1959. Nicht weniger als 41 rechtskräftig gewordene Räumungsurteile warteten in der nächsten Zeit auf ihre Vollstreckung. „Aber die Stadt Northeim weiß keinen Rat, wo sie die Betroffenen unterbringen soll“, heißt es in der NNN weiter. Seit der Währungsreform seien in Northeim1590 Wohnungen erstellt worden, teilt die Stadtverwaltung mit. Den

Bedarf an Wohnungen errechnete man auf insgesamnt 7217. Der Fehlbestand wurde

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75 Jahre Landkreis Northeim

Wenn Sie hinter unsere Kulissen schauen, werden Sie erstaunt sein über die Auswahl, die sich noch hinter unseren Schaufenstern verbirgt. In 4 großen Etagen, die sie nicht von unserer Front aus sehen, zeigen wir Ihnen unverbindlich alles, was zu einer schönen und preiswerten Einrichtung gehört. Möbelhaus Gudenberg, Südhannovers größtes Möbelhaus, Northeim, Mühlenstraße 13. Waschmaschinen ab 280 DM, Wäscheschleudern ab 110 DM, Nähmaschinen ab 220 DM, Vorführgeräte, wenig gebraucht. Breitenbach, Northeim, Breite Straße 3.

ßerdem in Betracht, dass 250 Familien in unzulänglichen Wohnungen und 50 Familien in ausgesprochenen Elendsquartieren hausen, dann kann man wohl behaupten, dass es sich hier um das Problem Nr. 1 in Northeim handelt.“

In der Sackgasse

mit 1827 Wohnungen angegeben. Die NNN: „Zieht man au-

Das Obdachlosenproblem kommentiert die Heimatzeitung mit den Worten: „Wie dem auch sei, unternommen werden muss etwas auf diesem Gebiet, sonst gerät die Stadt immer tiefer in die Sackgasse.“ Die NNN weiß auch die Lösung: „Es müssen kleinste

und größere Wohnungen errichtet werden, um auch eine Auflockerung in den beiden Obdachlosenbaracken zu erreichen.“

Unterkünfte überbelegt Auch diese Unterkünfte, die für 70 000 D-Mark errichtet worden seien, seien ja überbelegt. In den beiden Baracken es handelt sich dabei um eine massive mit 16 Räumen von je elf Quadratmetern und eine Holzbaracke mit 19 Räumen von je 13 Quadratmetern wohnten 29 Familien mit 108 Personen und sieben Einzelpersonen. (hjf)

1960: Rückblick auf das Entstehungsjahr 1885 NORTHEIM. „Der Landkreis Northeim konnte in diesen Tagen auf sein 75-jähriges Bestehen zurückblicken. Am 1. April 1885 trat eine preußische Verfassung in Kraft, durch die innerhalb der Provinz Hannover die selbständigen Städte und die bis dahin bestehenden Ämter zu den Selbstverwaltungskörperschaften der Landkreise zusammengeschlossen wurden.“ Das berichten die Northeimer Neuesten Nachrichten

am 9. April 1960. Und weiter heißt es in der Heimatzeitung, für den lokalen Verwaltungsaufbau in der Northeimer Landschaft bedeutete dieser Vorgang den verwaltungsmäßigen Zusammenschluss des früheren Amtes Northeim und der damals selbständigen Städte Northeim und Moringen sowie der vorher zum Amt Osterode gehörenden Gemeinden des früheren Amtes Katlenburg. Der ursprüngliche Kreis Us-

lar, der vom 1. April 1885 bis zum 30. September 1932 bestanden habe, sei, so die NNN, aus dem Gebiet des ehemaligen Amtes Uslar ohne jede Veränderung geschaffen worden. Die Zusammenfassung der beiden Landkreise Northeim und Uslar sei durch die sich bereits nach dem 1. Weltkrieg abzeichnende Notwendigkeit der Schaffung größerer Verwaltungsbezirke ausgelöst worden. (hjf)

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Neue Flugzeughalle

NIENHAGEN. Die weltbekannte Sport- und Versuchsfliegerin Hanna Reitsch wird laut NNN am 23. April 1960 die auf der Weper entstandene Flugzeughalle auf den Namen „Wolf-Hirth-Halle“ taufen und damit der Flugsport treibenden Jugend der Luftsportvereinigung Weper übergeben.

Angeln am Kiessee

NORTHEIM. Etwa sieben Hektar groß ist die in der geplanten Northeimer Seenplatte mit Strandsee bezeichnete Kiesgrube, für die bereits ein auf 25 Jahre laufender Pachtvertrag mit der Stadt Northeim besteht, berichtete die NNN am 25. Mai 1960. Dem Angelsportverein Northeim sei es nun gelungen, das Gewässer für seine Mitglieder als neuen Fanggrund durch einen Pachtvertrag mit der Stadt Northeim zu sichern.

Neue Volksbücherei

NORTHEIM. Mit einer Feierstunde wurden am 22. August 1961 die neuen Räume der städtischen Volksbücherei in der Alten Wache am Northeimer Markt ihrer Bestimmung übergeben. Die Volksbücherei verfügte über 3000 Bände.

Konservenindustrie

NORTHEIM. Trotz der schlechten Witterung sei die Konservenindustrie in der Stadt Northeim auch im Jahr 1961 noch einigermaßen gut bedient worden, denn sie habe den Löwenanteil von dem im Northeimer Kreisgebiet auf einer Gesamtfläche von 82,80 Hektar angebauten Gemüse für sich in Anspruch genommen, berichteten die Northeimer Neuesten Nachrichten in ihrer Ausgabe vom 28. August 1961. (hjf)

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Gesucht: Ihre Erinnerungen

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NORTHEIM. Mit dem Umzug der Northeimer Stadtverwaltung in das neue Rathaus wurde der Weg frei für die zentrale Zusammenfassung aller Northeimer Polizeidienststellen im ehemaligen Rathaus am Entenmarkt. Das berichtet die NNN am 1. Dezember 1959.

Die Anfänge der motorisierten Northeimer Verkehrspolizei liegen in der Kaserne. Die Bezeichnung „Mot“ ist älteren Ursprungs. Bereits in der Weimarer Zeit gab es motorisierte Verkehrsbereitschaften. Die Mot war für jedermann durch ihr weißes Koppelzeug erkennbar. Sie war ausgerüstet mit Mercedes-Streifenwagen und BMW-V8. Das Bild entstand in den 1950-er Jahren während des Besuchs des Kommandeurs aus Hildesheim . Foto: Stadtarchiv Northeim/nh

Wir interessieren uns auch für Ihre Erinnerungen, die Sie mit den NNN verbinden: persönliche Erlebnisse oder Ereignisse in der Region? Glücksmomente? Schicksalsstunden? Schreiben Sie uns: Northeimer Neueste Nachrichten In der Fluth 24 37154 Northeim, E-Mail an [email protected], Fax an 055 51/ 65950.

Landkreis Northeim

Donnerstag, 30. April 2009

Lesererinnerungen zur Serie 100 Jahre NNN

Die Familie Zeppin in den 1940-er Jahren: Hinten Manfred Zeppin mit Schwester Ruth. Davor die Eltern Elli und Wilhelm Zeppin.

Landpartie im Jahr 1934 nach Denkershausen: Das Bild zeigt die Klasse von Anny Nolte (6. von links ) mit ihren Mitschülerinnen aus der Northeimer Richenzaschule. Foto: Privat/nh

Weltkriege prägten die Familie Zeppin

Raketenpläne im Keller

In Katlenburg neue Heimat gefunden

KATLENBURG. Manfred Zeppin und sein Vater Wilhelm haben zwei Weltkriege überlebt. Wilhelm Zeppin kämpfte vier Jahre lang auf den berüchtigten Schlachtfeldern in Belgien und Frankreich während des 1. Weltkrieges, sein Sohn Manfred wurde im September 1944 als 17-Jähriger zur Marine-Infanterie eingezogen und kämpfte in den letzten Kriegswochen im März 1945 in Bremen gegen die Amerikaner. „Von vier Kompanien, jede 150 Mann stark, die sich im März 1945 in Bremen den Amerikanern zum Kampf stellten, war zum Schluss nur noch eine übrig geblieben. Der Rest war gefallen.“ Manfred Zeppin war einer von ihnen. Der 82-Jährige wird seinen kurzen, aber blutigen Kriegseinsatz nie vergessen. Der aus Schraplau in SachsenAnhalt stammende ehemalige Maschinenschlosser hat nach dem Krieg in Katlenburg eine neue Heimat gefunden. Der geschichtliche Rückblick der Heimatzeitung „100 Jahre NNN“ hat die Erinnerung an die schwere Zeit wieder lebendig werden lassen. Und er hat den alten Wehrpass seines Vater wieder einmal hervorgeholt, in dem fein säuberlich in deutscher Handschrift all die Schlachten mit Ort und Datum aufgezeichnet sind, die er mitkämpfte. Sohn Manfred geriet 1945 bald in amerikanische Kriegsgefangenschaft. Doch noch im Sommer 1945 wurde das Lager aufgelöst. Die aus der Ostzone stammenden Soldaten wurden in einem Sammeltransport den Russen übergeben. Manfred Zeppin und zwei seiner Freunde gaben Northeim als Heimatort an und wurden auf Lastwagen von Bremerhaven nach Südniedersachsen transportiert. Er erinnert sich: „Es war Nacht, als wir in Northeim ankamen. Untergebracht wurden wir in einer Scheune des Klostergutes mitten in der Stadt.“ Weil er sich im Umgang mit Pferden auskannte, fand er eine Anstellung auf einem Hof in Wachenhausen. Dort blieb er sechs Jahre. Nicht zuletzt auf Anraten seiner Mutter, die

ihn zu Weihnachten 1945 besuchte und feststellte: „Junge, das Essen, was du hier bekommst, kann ich dir nicht bieten.“ Die Mutter ging zurück in den Osten nach Schraplau, Sohn Manfred blieb im Westen in Wachenhausen. Erst 1952 fand er bei Linhoff in Northeim eine Anstellung als Schlosser. Er arbeitete sich hoch bis zum SchlosserKolonnenführer. 1953 heiratete er und gründete eine Familie mit Sohn und Tochter. In Katlenburg baute sich die Familie ein Haus, in das sie 1962 einzog. Von seinem Vater Wilhelm, der 1890 geboren wurde, sind dem Sohn nur wenige Erinnerungsstücke geblieben: Ein paar alte Fotos und eben der Wehrpass, der beweist, dass der Vater seinen Wehrdienst von 1911 bis 1913 bei der 7. Kompanie des Infanterie-Regimentes Graf Schwerin ableistete. Doch kaum waren die drei Jahre Wehrdienst vorüber, wurde Wilhelm Zeppin als Unteroffizier am 3. August 1914 eingezogen, um im Weltkrieg zu kämpfen. Er überlebte all die fürchterlichen Schlachten, wurde nur einmal leicht verwundet und kam am 24. Februar 1919 zurück ins heimatliche Schraplau, um dort eine Familie zu gründen.(hjf)

Anny Nolte: Kinder- und Jugendjahre am Markt in Northeim verlebt

Das Thema Am Markt 6 in Northeim steht das Elternhaus von Anny Lehr, eine geborene Nolte. Die heute 87 Jahre alte Dame sprüht nur so vor Temperament, wenn sie über ihre Zeit als Kind, als Schülerin und als junge Frau erzählt. VON HANS J. FISSELER NORTHEIM. Das Haus Markt 6 in Northeim befindet sich seit 1689 im Familienbesitz der Noltes. Anny Lehr ist stolz auf ihre Herkunft und auf ihre Heimatstadt Northeim: „Wer zu den alten Familien in dieser Stadt zählt, der fragt nicht, ob man miteinander verwandt ist, sondern wie man verwandt ist.“ Heute lebt Anny Lehr, deren Mann Wilhelm schon vor Jahren gestorben ist, in einem Haus in der Wilhelmstraße, das sich einst der berühmte Northeimer Oberförster Wieters erbaute. 1971 kam das Gebäude in den Besitz der Familie Lehr. Die Kindheit hat Anny Lehr am Markt verlebt. Als Nachbarin der angesehenen Verlegerfamilie Hahnwald, mit der sie gut befreundet war. Sie erinnert sich noch sehr genau, wer und wie bei der frühen NNN arbeitete und dass die Heimatzeitung ein Nachmittagsblatt war, das ab 15 Uhr ausgeliefert wurde.

Familientradition

Manfred Zeppin mit Wehrpass seines Vaters.

dem Foto: hjf

Vater und Großvater Nolte legten stets Wert auf die Familientradition. Und so sind der 87-jährigen Rentnerin die wichtigsten Daten ihres Elternhauses stets parat: 1892 und 1992 brannte es im Haus. 1970 kaufte der Vater, der von Beruf Uhrmacher war und sein Geschäft im Haus Markt 6 betrieb, das Haus Markt 7 hinzu. In der Nazi-Zeit stand ihr Vater auf der Liste der „politisch Unzuverlässigen“. Nicht, weil er als „alter Welfe“ stets ein Königstreuer war, sondern

weil er mit Juden verkehrte. Beispielsweise mit Simon Goldschmidt, der im selben Haus einen Schuhladen betrieb. Oder mit Blumbaum, dem letzten Northeimer Juden, der am Münster lebte und der sich bei Anny Lehrs Vater über seinen unehelichen Sohn ausweinte, der bei den Northeimer Nazis eine steile Karriere gemacht hatte. Blumbaum wurde ebenso wie Goldschmidt deportiert. Sie starben in NS-Konzentrationslagern. Großvater Nolte war Kürschnermeister im Haus Markt 6. Sein bedeutenster Auftrag: Er nähte Mützen für die Hannoverschen Gardekürassiere. Das ging gut bis zum Jahr 1866. Dann ging es im Königreich Hannover wirtschaftlich steil bergab und mit dem Mützennähen war Schluss. Den Stoffrest bewahrte der Mehr auf

www.hna.de

Großvater als Andenken an bessere Zeiten in einem Tabakskasten auf. Er starb 1905 und der Stoffschatz geriet in Vergessenheit. Erst Jahrzehnte später wurde er wiederentdeckt und ins Heimatmuseum gebracht. Dort sei Museumsleiter Hartmut von Hindte hoch erfreut gewesen, erzählt Anny Lehr, weil er den historischen Originalstoff gut zur Aufarbeitung alter Uniformen verwenden konnte. Während ihrer Schulzeit besuchte Anny Lehr zunächst die Bürgerschule 1 in Northeim, 1932 wechselte sie zur Richenzaschule, die sie mit der mittleren Reife verließ. Nach dem obligatorischen Pflichtjahr arbeitete sie ab Oktober 1938 im Labor der Abteilung Hochgeschwindigkeit der Aerodynamischen Versuchsanstalt in Göttingen. Ihre Arbeit war so geheim, dass sie noch heute die Stimme zu einem Flüstern senkt, wenn sie darüber spricht: „Wir nannten sie nur die Fledermäuse, aber das war nur ein Deckname für die V-Waffen, die wir testeten.“ Zu den streng geheimen Testobjekten gehörte auch eine Forschungsrakete, die al-

Anny Lehr, geborene Nolte, verlebte Kindheit und Jugend im elterlichen Haus am Markt 6 in Northeim. Foto: Fisseler lerdings über ein Modellstadium nicht hinaus kam. Als amerikanische Truppen am 8. April 1945 vor Göttingen standen, packte ihr Professor die geheimen Raketenunterlagen in einen Koffer und beauftragte Anny Lehr, den Koffer im Keller des Elternhauses in Northeim zu verstecken. Das tat sie auch.

Der Tod des Nachbarn Auf die US-Soldaten war sie nicht gut zu sprechen. Als die am 10. April 1945 in Northeim einmarschierten, erlitt ein Nachbar vor Angst einen Herzinfarkt. Anny Lehr lief zum La-

zarett, um einen Arzt zu holen, doch der konnte nur noch den Tod des Nachbarn feststellen. „Als dann die Amis über Münster und Breite Straße nach Northeim einmarschierten, bin ich nicht wie andere Northeimer dahin gerannt, um zu jubeln.“ Im August 1945 kam der Göttinger Professor nach Northeim, um den Koffer mit den geheimen Rakenunterlagen bei ihr abzuholen. Anny Lehr: „Mit diesen geheimen Unterlagen ist der Professor dann nach Amerika gegangen.“ Mehr auf www.hna.de/northeim.html

Anny Lehr mit Ehemann Wilhelm im Jahr 1958 bei der Taufe von Sohn Wilhelm mit Tochter Renate. Foto: Privat/nh

Landkreis Northeim

Montag, 4. Mai 2009

Zeit(ungs)raffer: Jahre 1962 bis 1964 Rückblick

Generalverkehrsplan gefordert 1964: Osterverkehr an der Mühlentorkreuzung drohte zusammenzubrechen

Unser ehemaliger Redaktionsleiter Hans J. Fisseler blättert im NNN-Archiv: „Im Rückblick hat es den Anschein, die Verkehrsplaner im Northeimer Rathaus könnten die schnell anwachsende Verkehrsflut in der Northeimer Innenstadt Mitte der 1960-er Jahre glatt verschlafen haben. Erst der Bau der Osttangente, der Trog mit der Westtangente und und letztlich die westliche Umgehungsstraße leiteten einen Teil der Autoflut um Northeim herum.“

NORTHEIM. „Man braucht wirklich keine Statistiken zu lesen, um vorauszusagen, wann die Hauptverkehrsstraßen in Northeim gänzlich verstopft sein werden“, kommentiert die Heimatzeitung Northeimer Neueste Nachrichten am 18. April 1964. Die täglichen Verkehrsspitzen allein würden schon genügen, um die rapide Zunahme der Kraftfahrzeuge festzustellen. In dem NNN-Bericht heißt es weiter: „Der Osterverkehr aber bildete ein besonders eindringliches Warnsignal, denn erstmals war es ohne Ver-

kehrspolizist am Markt nicht möglich, den Kraftfahrzeugen

der Verkehr zusammenbrach, während am Mühlentor der Mann im weißen Mantel und mit der Kelle ja schon zum täglichen Bild gehört.“

Wichtige Autobahn

ihren Weg freizumachen. Nur so wurde verhindert, dass hier

Die Heimatzeitung fragt sich und ihre Leser: „Was würde wohl in unserer Stadt geschehen, gäbe es keine Autobahn?“ Und wie oft habe man seinerzeit, als die Planungen noch nicht verwirklicht waren, behauptet, Northeim würde bald eine tote Stadt sein. Aus alledem ergibt sich laut

NNN, dass für Northeim ein Generalverkehrsplan Voraussetzung für jede Verkehrslenkung ist: „Man kann nicht mehr vom grünen Tisch im Rathaus allein entscheiden“, meint die Heimatzeitung und fährt fort:

Geduld bewiesen „Zuviel überörtliche Momente spielen mit, die mit den örtlichen koordiniert werden müssen. So gesehen ist es aber auch wahrscheinlich kein Nachteil, dass Northeim bisher Geduld bewiesen hat.“ (hjf)

HAMBURG. Die Flutkatastrophe an der deutschen Nordseeküste am 17. Februar 1962 fordert in Schleswig-Holstein, Hamburg, Bremen und Niedersachsen mehr als 300 Tote.

Kuba-Krise

HAVANNA. US-Präsident John F. Kennedy gibt am 22. Oktober 1962 in einer Fernsehansprache Maßnahmen gegen die sowjetischen Waffenlieferungen nach Kuba bekannt. Luftaufnahmen von Raketenabschussbasen auf Kuba werden veröffentlicht. Die Krise erreicht ihren Höhepunkt.

Ich bin ein Berliner

BERLIN. Am dritten Tag seines Besuches in der Bundesrepublik trifft US-Präsident Kennedy am 26. Juni 1963 in Berlin ein und beendet vor dem Schöneberger Rathaus vor 400.000 Menschen eine Ansprache mit dem deutsch gesprochenen Satz „Ich bin ein Berliner“.

Kennedy ermordet

Kies wird aufbereitet

Eingeschmolzen: Die Siegesgöttin Viktoria (links) wurde zu Beginn des 2. Weltkrieges eingeschmolzen. Anfang der 1960-er musste das übriggebliebene Ehrenmal für gefallene Soldaten der Kriege 1864 und 1914/18 aus verkehrstechnischen Gründen vom Münsterplatz verschwinden. Foto: Stadtarchiv Northeim/nh

Wohnhaus für 32 Familien

Ehrenhalle für Gefallene geplant

NORTHEIM. Das erste viergeschossige Wohnhaus der Northeimer Wohnungsbau-Gesellschaft „Am Nordring Nr 9/11“ ist in diesen Tagen bezogen worden. Das berichtet die Heimatzeitung Northeimer Neueste Nachrichten am 9. Mai 1962. Die Mieter kamen fast ausschließlich aus Notunterkünften, in denen sie bisher auf engem, ungesunden Wohnraum leben mussten. Die NNN: „Nunmehr bieten die Räume in dem neu erstellten Gebäude ihren Bewohnern Licht, Sonne und Luft, sodass die Umstellung für alle Mieter in

NORTHEIM. Sämtliche Northeimer Traditionsverbände bildeten im Mai 1962 einen Denkmalausschuss, um eine neue Gedächtnisstätte für die gefallenen Soldaten der Kriege von 1864 bis 1914/18 zu schaffen, nachdem das GefallenenEhrenmal vom Münsterplatz aus verkehrstechnischen Gründen entfernt werden musste. Das berichtet die NNN am 24. Mai 1962. Das neue Ehrenmal soll nach den Vorstellungen der Traditionsvereine künftig im alten Stadtmauer-Bollwerk auf dem Adolf-Hueg-Wall seinen Platz finden, heißt es in

1962: Mieter kamen aus Notunterkünften Bezug auf gesundes Wohnen eine wesentliche Verbesserung gebracht hat.“ Dieses als Laubenganghaus erstellte 32-Familien-Wohnhaus enthält vier Wohnungen mit vier Zimmern, Küche, Bad und Balkon von rund 78 Quadratmetern je Wohnung, acht Wohnungen mit drei Zimmern, dazu ebenfalls Küche, Bad und Balkom, 16 Wohnungen mit zwei Zimmern, Küche, Bad und Balkon und schließlich vier EinzimmerWohnungen mit Kochnische und Bad. Die Durchschnittsmiete beträgt 1,90 D-Mark pro Quadratmeter. (hjf)

1962: Traditionsverbände bilden Ausschuss dem NNN-Bericht weiter. Den Namen der Gefallenen des 2. Weltkrieges müsse dann zu einem späteren Zeitpunkt auch ein würdiger Platz gegeben werden, meinte der Denkmalausschuss.

Befragung Die Heimatzeitung schreibt: „In ihrem Wollen verstärkt wurden die Initiatoren durch eine Befragung der Bevölkerung, bei der mehr als 700 Personen angesprochen wurden, die ihre Zustimmung zum Bau einer Gedächtnisstätte durch ihre Unterschrift bekräftigten.“(hjf)

NORTHEIM. Der Stadtplanungs- und Bauausschuss Northeim prüfte jetzt an Ort und Stelle die Möglichkeiten der Einrichtung einer Kiesaufbereitungsanlage an der Südseite der nach Hollenstedt führenden Straße. Das berichtete die NNN am 29. November 1963.

Leineregulierung

NORTHEIM. Seit der Gründung des Leineverbandes sind für das riesige Projekt der Leineregulierung insgesamt 12 Millionen DMark ausgegeben worden, berichtet die Heimatzeitung am 21. Dezember 1963. Die endgültige Regulierung der Leine werde jedoch noch viele Jahre in Anspruch nehmen. Die Gesamtfläche für das Polderbecken bei Salzderhelden beträgt 4000 Morgen.

Neues Zentrum

NORTHEIM. Auf einem über 4000 Quadratmeter großen Gelände oberhalb der ehemaligen Ziegelei wird das neue Gemeindezentrum der evangelischen Kirche im Süden Northeims erstehen. Wie die NNN am 3. April 1964 berichtet, wird das Gründstück begrenzt von der Eichstätte, der Teichstraße, der Tonkuhle und Vogts Teich. (hjf)

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Gesucht: Ihre Erinnerungen

Olympische Spiele

TOKIO. Bei den 18. Olympischen Sommerspielen, die am 10. Oktober 1964 eröffnet werden, erringen Sportlerinnen und Sportler einer gesamtdeutschen Mannschaft insgesamt 50 Medaillen und rangieren in der Medaillenwertung hinter den USA und der UdSSR auf Platz 3. (hjf)

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Die bisher erschienenen Seiten der Zeitreise 100 Jahre NNN stehen unter www.hna.de/northeim.html zum Dowwnload bereit.

Gegen Atomwaffen

Allerletzte Wehr

DALLAS. US-Präsident John F. Kennedy wird am 22. November 1963 Opfer eines Mordanschlages in Dallas.

Mehr auf

USLAR. Der im Sommer 1961 in Uslar gegründete Verein AlbertSchweitzer-Kinderdorf hat sich schnell entwickelt. Das berichtete die NNN am 3. April 1962 und fährt fort: „Ihm gehören zur Zeit etwa 5000 Mitglieder an, aber auch viele Männer und Frauen aus der Industrie und anderen Bevölkerungskreisen haben durch Spenden dazu beigetragen, dass in relativ kurzer Zeit 100 000 D-Mark zusammen kamen“. Noch 1962 sollen zunächst fünf Häuser des AlbertSchweitzer-Familiendorfes fertiggestellt werden.

BERWARTSHAUSEN. Als allerletzte Freiwillige Feuerwehr im Landkreis Northeim wurde am 28. September 1963 die Wehr in Berwartshausen gegründet. Es traten 22 Aktive der neuen Wehr bei. Ortsbrandmeister wurde Werner Haupt. Mit der neuen Freiwilligen Feuerwehr hat jetzt jede der 80 Gemeinden im Landkreis Northeim eine eigene Wehr, berichtete die NNN am 3. Oktober 1963.

Amerikaner im All

Flutkatastrophe

Kinderdorf

NORTHEIM. Der Tag der Arbeit hat in jedem Jahr dem Frohsinn, aber auch dem Ernst gegolten, kommentiert die NNN am 2. Mai 1962. Die Maifeier des Jahres 1962 habe der DGB unter die Losung gestellt: „Nicht Atomwaffen, nicht Völkermord, sondern Abrüstung und Völkerfrieden.“ Das viertägige Volksfest auf dem Mühlenanger besuchten mehr als 20 000 Menschen.

Deutschland und die Welt WASHINGTON. Mit der erfolgreichen Erdumkreisung des amerikanischen Astronauten John H. Glenn am 20. Februar 1961 können die USA in diesem Bereich der Weltraumforschung - zumindest für kurze Zeit - mit der Sowjetunion gleichziehen.

Aus Stadt und Kreis

Erbaut 1962: Das erste viergeschossige Wohnhaus der Northeimer Wohnungsbaugesellschaft. Foto: Fisseler

Nur eine Planungsskizze: Die 1962 erdachte Ehrenhalle für gefallene Soldaten der Kriege 1864 und 1914/18. Foto: Fisseler

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Landkreis Northeim

Montag, 11. Mai 2009

Zeit(ungs)raffer: Jahre 1965 bis 1967 Aus Stadt und Kreis

Rückblick

Ende der Baracken

KATLENBURG. Das Ende der Baracken an der Osteroder Straße in Katlenburg ist abzusehen, berichtet die NNN am 3. April 1965. In einem ersten neuen Doppelhaus sei bereits eine Seite von dem Friseurgeschäft Engerer bezogen.

Bühne kostenlos

Unser ehemaliger Redaktionsleiter Hans J. Fisseler blättert im NNN-Archiv: „Im Rückblick erscheint das Jahr 1967 für motorisierte Weihnachtseinkäufer ebenso wie für die Northeimer Kaufmannschaft als Paradies der modernen mobilen Gesellschaft: Überall in der Northeimer Innen- und Altstadt gab es zumeist kostenfreie Parkplätze. Autos dominierten die Einkaufstadt. Der umweltbewusste Wertewandel setzte erst viel später ein.“

Deutschland und die Welt Amis in Vietnam

SAIGON. Mit der Autorisierung für US-Truppen zu Offensivaktionen in Vietnam durch Präsident Lyndon B. Johnson am 13. Juli 1965 ist die Rolle der USA als Beraterin in Südvietnam beendet. Die USA befinden sich mit 125.000 Soldaten im Krieg mit Nordvietnam

Alpentunnel eröffnet

PARIS/ROM. Mit der Eröffnung durch die Staatspräsidenten Charles de Gaulle (Frankreich) und Guiseppe Saragat (Italien) wird am 16. Juli 1965 nach sechsjähriger Bauzeit der Straßentunnel durch den Mont Blanc in Betrieb genommen. Er ist mit 11,6 Kilometer der längste Straßentunnel der Welt.

England Weltmeister

LONDON. England wird am 30. Juli 1966 Fußballweltmeister. Im Endspiel besiegt der Gastgeber Deutschland mit 4:2. Der Treffer zum 3:2 für England sorgt bis heute für Diskusionsstoff.

Krise um Starfighter

BONN. Wegen der sich häufenden Unglücke mit dem für die Bundesluftwaffe angeschafften Kampfflugzeug Starfighter - es sind bereits 60 Maschinen des Typs abgestürzt - kommt es am 25. August 1966 im Bundesverteidigungsministerium zu einer schweren Krise, die mit dem Rücktritt hoher Offiziere endet.

NORTHEIM. Veranlasst durch eine offizielle Anfrage der Turngemeinde Northeim habe Stadtdirektor Otto mitgeteilt, der Verwaltungsausschuss habe entschieden, dass die Freilichtbühne am Gesundbrunnen für Veranstaltungen von Vereinen und Verbänden kostenlos zur Verfügung gestellt werde. Das berichtete die NNN am 13. Mai 1965. Das Northeimer Stadtzentrum Mitte der 1950-er Jahre: Im Mittelpunkt der alte Klosterhof. Hier entstanden später das City-Center Grafenhof und links der Kreishaus-Turm. Foto: Stadtarchiv Northeim/nh

Stadt ohne Parkplatznot 1967: Northeim präsentiert sich als einzigartiges Einkaufszentrum

NORTHEIM. „Den Bemühungen der Northeimer Kaufmannschaft ist es gelungen, bereits ab 4. November 1967 für die Einkaufssonnabende in der Innenstadt soviel Parkplätze zur Verfügung zu stellen, dass niemand zu befürchten braucht, sich auf der Suche nach einem Abstellplatz für seinen Wagen begeben zu müssen“: So berichtet die Heimatzeitung Northeimer Neueste Nachrichten am 2. November 1967. Die NNN kommentiert das Geschehen: „Das ist eine erfreuliche Mitteilung, die be-

kanntlich nicht auch auf ande-

Jahren stehe der Parkplatz auf dem Gelände des Klostergutes für die Einkaufssonnabende nicht erst ab Dezember, sondern schon ab dem 4. November 1967 zur Verfügung.

Garantie für 300 Autos

re Städte in der Nachbarschaft zutrifft.“ Entgegen anderen

Die Heimatzeitung verspricht: „Damit kann jedem Besucher in Northeims Innenstadt ein Parkplatz garantiert werden, denn mit dieser Maßnahme ist bis zum Weihnachtsfest sonnabends ein zusätzlicher Parkraum für weit über 300 Fahrzeuge geschaffen worden.“

Historische Mühle

Meisterehre für SuS

NORTHEIM. Das Geburtsjahr der Northeimer Rhume-Mühle geht nach alten Überlieferungen auf die Gründung der Siedlung Northeim vor fast 900 Jahren zurück. Am 3. April 1965 blickt die NNN 100 Jahre zurück in der Geschichte der Mühle und berichtet: Am 3. April 1865 gründete eine Hamburger Firma, nachdem sie die Mühle erworben hatte, eine Mühlen-Aktiengesellschaft, die erste, die mit diesem Schritt in Deutschland ins Leben gerufen wurde.“ Weiter heißt es in dem NNN-Bericht zur Geschichte der Mühle, durch Verfügung vom 4. April 1310 habe Herzog

NORTHEIM. „1200 Zuschauer waren auf der Gustav-WegnerKampfbahn, als die Fußballmannschaften von SuS Northeim und VfB Northeim vor der Haupttribüne Aufstellung nahmen. Grund war die Meisterschaftsehrung für den neuen Landesligisten SuS Northeim durch den Vertreter des Niedersächsischen Fußballverbandes, Seidlinger“. Das berichtete die NNN am 21. Juli 1965. Zur Meisterschaft von SuS Northeim und Vizemeisterschaft von VfB Northeim gratulierte anschließend Stadtdirektor Otto mit einem Ballgeschenk. Die Heimatzeitung

1965: Ein Geschichtlicher Rückblick

Albrecht der Fette dem Kloster die Anlage des Mühlenkanals und die Verlegung der Mühle an ihre jetzige Stelle bewilligt. Als die Hamburger Firma die Mühle 1865 erwarb, legte die neue Besitzerin die alte Stiftsmühle völlig nieder. Kein Stein und kein Pfahl blieb stehen. Statt ihrer wurde ein 44 Mal 12,25 Meter großer und vier Stockwerke hoher massiver Backsteinbau errichtet. Im Jahre 1878 wurde ein neuer Speicher mit maschinellen Einrichtungen für Lagerung und Umarbeitung des Getreides gebaut. Neun Jahre später kam ein Mehllager hinzu. (hjf)

1965: 1200 jubeln neuem Landesligisten zu

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Die bisher erschienenen Seiten der Zeitreise 100 Jahre NNN stehen unter www.hna.de/northeim.html zum Dowwnload bereit.

kommentiert: „Diese freundschaftlichen Gesten vor dem Spiel übertrugen sich auch auf das anschließende Spielgeschehen, denn diese sonnabendliche Begegnung dürfte das bislang fairste Treffen der beiden Ortsrivalen gewesen sein.“ Das Spiel endete mit 6:2 Toren und 11:4 Ecken für SuS. Weiter heißt es am 21. Juli 1965 in der NNN: „Schiedrichter Rudolph aus Fuhrbach hatte ein leichtes Amt. Die Zuschauer sahen ein schnelles, gutes Spiel, in dem die sportlichen Gesetze geachtet wurden. Hinzu kam ein objektives Publikum, das beiden Mannschaften Beifall zollte. “(hjf)

Inserate

BONN. Nachdem Bundespräsident Heinrich Lübke das Rücktrittsgesuch Ludwig Erhards am 1. Dezember 1966 angenommen hat, wird noch am Vormittag Kurt Georg Kiesinger vom Bundestag zum neuen Bundeskanzler gewählt. Er kann sich erstmals in der Geschichte der Bundesrepublik auf eine Koalitionsmehrheit der beiden größten Parteien CDU/CSU und SPD stützen. (hjf) Mehr auf

Mit diesem Hinweis würden zugleich jetzt schon die Möglichkeiten deutlich, die dem geographisch und verkehrsmäßig in jeder Beziehung zentral gelegenen Ort Northeim auch im Hinblick auf die Stadtkernplanung nach der Aussiedlung des Klostergutes an die Hand gegeben seien. Zum Schluss des NNN-Artikel heißt es: „Man möchte hoffen, dass diese Tatsache bei den Beratungen und Beschlüssen im Zusammenhang mit der Gebietsreform eine entsprechende Berücksichtigung findet.“ (hjf)

Die Northeimer Rhumemühle: Das nicht datierte Foto stammt vermutlich aus den frühen 1960-er Jahren. Links die Mühlentorkreuzung. Foto: Stadtarchiv Northeim/nh

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880 Straßenlampen

NORTHEIM. Mit 40 neuen Straßenlaternen in der Einbecker Landstraße in Northeim soll dort für eine bessere Ausleuchtung gesorgt werden, schreibt die NNN am 2. Juli 1966. Weiter heißt es, im gesamten Stadtgebiet gebe es 840 weitere Lampen: „Es handelt sich insgesamt um fünf Kandelaber, zehn kunstgeschmiedete Kandelaber, 149 Überspannungen, 165 Mastausleger, 541 Pilzleuchten und zehn Peitschenmasten.“

Northeim badet

NORTHEIM. Das Interesse an Wannenbädern sei im Juni 1966 in der städtischen Warmwasserbadeanstalt nicht so groß wie in den Vormonaten gewesen, heißt es in der NNN vom 19. Juli 1966. Waren es im Mai 1966 noch 281 Northeimer, die ein Wannenbad wünschten, waren es im Juni 1966 nur 209.

Fichten statt Äpfel

BERKA. Der Gemeinderat Berka beschloss, den Lauseklimp aufzuforsten. Wie die NNN am 29. August 1966 berichtet, handelt es sich um ein Gelände von fünf Morgen, auf dem zurzeit noch abgängige Apfelbäume stehen. Nach forstlicher Beratung ist vorgesehen, hier Fichten anzupflanzen.

Tier-Annahmestelle

NORTHEIM. Auf dem Gelände des neuen städtischen Bauhofes am Mühlenanger wurde laut NNN vom 3. Oktober 1967 mit dem Bau der Boxen für eine neue Tier-Annahmestelle begonnen. Dem Tierschutz werde dadurch die Arbeit außerordentlich erleichtert.

Rübensaft-Wolken

NORTHEIM. Dass in der Zuckerfabrik Northeim die Rübenkampagne begonnen habe, brauche an sich nicht besonders erwähnt werden, meint die NNN am 5. Oktober 1967: „Der süße Duft, der schon seit einigen Tagen über Northeim liegt, hat das den Einwohnern schon längst verraten. (hjf)

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Landkreis Northeim

Dienstag, 19. Mai 2009

Zeit(ungs)raffer: Jahre 1968 bis 1970 Aus Stadt und Kreis

Rückblick

Skilauf um den Wieter

NORTHEIM. Das herrlichen Winterwinter sei der Anlass für die Schüler-Mitverantwortung der Northeimer Realschule gewesen, zu einem Ski-Langlauf um den Wieter einzuladen. Laut NNN vom 15. Januar 1968 beteiligten sich 80 Jungen und Mädchen.

Weg freigegeben

Unser ehemaliger Redaktionsleiter Hans J. Fisseler blättert im NNN-Archiv: „Die Angst der Menschen im Leinetal vor verheerenden Hochwassern ist so alt wie die Besiedlung des Urstromtales. Die millionenschweren Investitionen der vergangenen Jahrzehnte in Deiche und Polder haben die Sicherheit für die Talbewohner gewaltig erhöht. Aber den totalen Schutz vor einem Jahrhunderthochwasser wird es nie geben.“

Deutschland und die Welt Zweiter Herzpatient

KAPSTADT. Im Kapstadter Grote-Schuur-Hospital erhält der 58-jährige Philip Blaiberg am 2. Januar 1968 vom Operationsteam unter Leitung von Prof. Christiaan Barnard als zweiter Mensch ein fremdes Herz eingesetzt. Blaiberg erholt sich gut und nährt die Hoffnung, dass er diesen Eingriff überlebt.

Gold für Deutsche

GRENOBLE. Erstmals gehen bei olympischen Spielen zwei deutsche Mannschaften an den Start. Die 10. Winterspiele in Grenoble enden am 18. Februar 1968 mit zwei bundesrepublikanischen Olympiasiegern: Franz Keller gewinnt Gold in der Nordischen Kombination, Erhard Keller im Eisschnelllauf über 500 Meter.

Notstands-Proteste

BONN. Deutsche Studenten protestieren am 11. Mai 1968 gegen die beabsichtigte Verabschiedung einer Notstandsverfassung, in der viele Gegner eine Bedrohung demokratischer Grundrechte sehen.

Mann auf dem Mond

WASHINGTON. Der US-Astronaut Neil A. Armstrong betritt am 21. Juli 1969 als erster Mensch den Mond und erklärt: „Ein kleiner Schritt für mich, ein großer für die Menschheit.“

Brandt wird Kanzler

BONN. Der Bundestag wählt am 21. Oktober 1969 mit dem früheren Regierenden Bürgermeister von Berlin, Willy Brandt, erstmals einen Sozialdemokraten zum Bundeskanzler.

Treffen in Kassel

KASSEL. Das in Erfurt vereinbarte zweite gesamtdeutsche Treffen zwischen Bundeskanzler Brandt und DDR-Ministerpräsident Willi Stoph findet am 21. Mai 1970 in Kassel statt. Der innerdeutsche Dialog kommt nicht entscheidend weiter. (hjf) Mehr auf

www.hna.de

Die bisher erschienenen Seiten der Zeitreise 100 Jahre NNN stehen unter www.hna.de/northeim.html zum Download bereit.

Jahrhunderthochwasser im Jahr 1925: Die Rhume überflutet die Northeimer Rückingsallee und den Mühlenanger. Auch in den folgenden Jahrzehnten müssen die Menschen mit der Angst vor dem Hochwasser leben. Foto: Stadtarchiv Northeim/nh

Schutz vor dem Wasser

1968: Polder bei Salzderhelden wird von Unterliegern nicht als Allheilmittel gesehen

NORTHEIM. Noch nie sei der Wunsch nach einer möglichst raschen Behebung der Hochwassergefahren im Leinetal so laut zum Ausdruck gebracht worden wie in den vergangenen Wochen und Monaten, berichtet die Heimatzeitung Northeimer Neueste Nachrichten am 14. Februar 1968. Offene Kritik wird von den Unterliegern geübt, die befürchten, der Leineverband habe die bisher verbauten Millionen für den Hochwasserschutz nicht am richtigen Platz verwendet. Die Unterlieger glauben laut NNN nicht mehr an das Allheilmittel des Polderbaus von Salzderhelden

bis vor die Tore Northeims, weil nach ihrer Ansicht des

nen Kubikmetern Fassungsvermögen und eine Erweiterung des Stauraumes der Okertalsperre seien in der Lage, der Sösetalsperre jederzeit jede erforderliche Wassermenge für Trink- und Gebrauchswasser zuzuführen. Die Sösetalsperre könnte damit mindestens 50 Prozent ihres Fassungsraumes dem Hochwasserschutz dienen.

Gutachter verlangt Übels Wurzel oben im Harz angepackt werden müsse. Eine ins Auge gefasste obere Siebertalsperre mit 22 Millio-

Bei ihrem Einspruch gegen den geplanten Polderbau haben nach NNN-Darstellung zahlreiche Einwohner aus Sülbeck gefordert, einen international anerkannten Sachver-

ständigen gutachtlich zu hören. In einer Denkschrift der Unterlieger heißt es: „In den früheren Jahrzehnten wurden an mehreren Stellen der Leine Teilausbaumaßnahmen durchgeführt. Sie waren alle auf einen örtlich begrenzten Vorteil abgestimmt. Die Nachteile für die Unterlieger, die sich daraus ergaben, wurden kaum beachtet. Es muss aber angestrebt werden, dass alle den gleichen Nutzen und die gleiche Sicherheit haben. Dies ist nur dann zu erreichen, wenn der gesamte Flusslauf nach einem einheitlichen Plan ausgebaut wird.“(hjf)

Pläne für Stadtkern Fusion beim Zucker 1969: Arbeitsplätze in Northeim

1969: Größtes Unternehmen im Umkreis

NORTHEIM. „Jeder Northeimer Bürger sollte in der Stadt seinen Arbeitsplatz haben“: Mit diesem Satz kennzeichnete Stadtdirektor Dr. Horst Pilgrim laut NNN vom 23. April 1969 die Zielsetzung aller bereits angelaufenen oder noch anlaufenden wirtschaftlichen Förderungsmaßnahmen. Fragen Northeimer Entwicklungschancen in der nächsten Zeit wurden während eines kommunalpolitischen Informationsabends der Northeimer Kolpingsfamilie diskutiert. Dr. Pilgrim schränkte ein, er könne seine Prognosen selbstverständlich

NORTHEIM. Auf einer außerordentlichen Gesellschafterversammlung der Zuckerfabrik zu Nörten entschieden sich alle anwesenden Gesellschafter ohne Gegenstimme oder Enthaltung für den von der Verwaltung vorgeschlagenen Fusion mit der Zuckerfabrik Northeim mit Sitz in Northeim. Das berichtete die NNN am 11. April 1969. Weiter heißt es in dem Bericht: „Zur Verwirklichung der Fusion beider Werke ist jetzt noch die Zustimmung der außerordentlichen Gesellschafterversammlung der Zuckerfabrik Northeim erforder-

nur in Umrissen und mit Vorbehalt geben. Die Heimatzeitung berichtet weiter: „Erstmals hörte man dann von offizieller Seite, dass die Bebauung des Geländes im Stadtkernbereich, das rund 30.000 Quadratmeter groß ist, durch eine Osnabrücker Bauträgergesellschaft erfolgen soll.“ Unter anderem seien für den Stadtkernbereich die Errichtung einer Kongresshalle und eines Verwaltungsgebäudes ebenso vorgesehen wie Plätze für den ruhenden Verkehr, für Einzelhandelsgeschäfte und für ein Groß-Kaufhaus. (hjf)

lich. Diese Versammlung findet am 22. April 1969 im 1910er Saalbau statt.“ Am 23. April 1969 meldete die Heimatzeitung den Vollzug. Northeim hatte der Fusion ebenfalls ohne Gegenstimme zugestimmt. Beide Werke in Northeim und Nörten-Hardenberg sollen mit voller Kapazität weiterarbeiten. Im NNN-Bericht heißt es weiter: „Die tägliche Rübenverarbeitung beider Betriebe ist etwa gleich groß. Die neu gegründete Gesellschaft ist im weiten Umkreis das größte Unternehmen, das Zucker produziert.“(hjf)

Inserate Die neuen Käfer treffen in Kürze bei uns ein. VW-Auto-Dörge Northeim. Wander-, Berg-, Spazier- Krankenstöcke mit Gummizwingen. W. Dittert, Breite Straße 48.

Mehr Schulanfänger

NORTHEIM. Für die ersten Klassen der Volksschulen sind laut NNN vom 11. April 1969 in Northeim für das am 1. August 1969 beginnende neue Schuljahr mehr ABC-Schützen als 1968 angemeldet worden. Damals hatte man insgesamt 289, diesmal werden es 317 sein.

Erdgaszeitalter

NORTHEIM. Der genaue Beginn des Northeimer Erdgaszeitalters steht laut NNN vom 3. Mai 1969 fest: Am 5. Mai 1969 wird es erstmals in einem Teil des Leitungssystems der Stadt Northeim eingespeist.

Obstbäume blühen

NORTHEIM. Drei Wochen über normal und fast sechs Wochen später als 1968 haben die Bäume diesmal die weißen Fahnen gehisst, berichtet die NNN am 19. Mai 1969. Millionen und Abermillionen Blüten sitzen laut Heimatzeitung an den 149 087 Obstbäumen im Kreis Northeim.

Neue Ortsteile

NORTHEIM. „Heute werden Beschlüsse und Gesetze wirksam, denen zufolge Hillerse und Höckelheim Ortsteile von Northeim werden“, berichtet die NNN am 1. Juli 1970. Es werde neue Ortstafeln geben, Northeim werde wachsen . Weiter heißt es: „Neue Mitbürger werden sich zu uns gesellen, die wir herzlich begrüßen.“

Schutt in Flammen

NORTHEIM. Eine weithin sichtbare große schwarze Rauchwolke habe über der Northeimer Südstadt gestanden, berichtet die NNN am 11. August 1970. Auf dem neuen Baugelände von der ehemaligen Ziegelei Kerl sei der letzte Aufräumschutt verbrannt worden, ohne dass die Feuerwehr habe eingreifen müssen. Weiter heißt es, während schwarze Wolken in Richtung Wieter zogen, seien die Maschinen für die ersten Erdarbeiten im Einsatz gewesen. (hjf)

AUFRUF

Northeimer Pils, das schmeckt, wo‘s läuft... Und wo läuft´s? Im Markt 16. Dazu die beliebten herzhaften Imbissspezialitäten.

Gesucht: Ihre Erinnerungen

Neue Tapeten in großer Auswahl vorrätig. Farben-Stössel, am Mühlenanger 12a. Bono-Fleischgroßmarkt mit Bomben-Preisen. 1a Schweineschnitzel 3,98 D-Mark, Thüringer Rostbratwurst Stück ca. 100 Gramm, 39 Pfennig. Steinfelds Bauernstube, Am Münster/Ecke Untere Straße. Schlesische und Krakauer Wurst, auch zum Mitnehmen. Korn 0,40 DM. (hjf)

FREDELSLOH. Der Weg von Moringen und Nienhagen vorbei am Forsthaus Fredelsloh, über den Kuckuck und den Fernsehturm nach Delliehausen, der bisher als Forstwirtschaftsweg für den öffentlichen Verkehr gesperrt war, ist nunmehr freigegeben, berichtet die NNN am 29. Februar 1968. Die Höchstgeschwindigkeit ist auf 50 Stundenkilometer begrenzt.

Die Northeimer Zuckerfabrik in den 1950-er Jahren: Der süße Duft der Zuckerwolken war überall in der Stadt zu riechen. Foto: Stadtarchiv Northeim/nh

Wir interessieren uns auch für Ihre Erinnerungen, die Sie mit den NNN verbinden: persönliche Erlebnisse oder Ereignisse in der Region? Glücksmomente? Schicksalsstunden? Schreiben Sie uns: Northeimer Neueste Nachrichten In der Fluth 24 37154 Northeim, E-Mail an [email protected], Fax an 055 51/ 65950

Landkreis Northeim

Montag, 25. Mai 2009

Zeit(ungs)raffer: Jahre 1971 bis 1973 Aus Stadt und Kreis

Rückblick

VITA-Mark eröffnet

NORTHEIM. Der VITA-Verbrauchermarkt öffnete am 28. Januar 1971 in der Göttinger Straße in Northeim seine Pforten, berichtete die NNN am Tag darauf und verwies darauf, „dass damit unsere Stadt um eine weitere attraktive Einkaufsstätte bereichert“ sei.

Altbauwohnungen

Unser ehemaliger Redaktionsleiter Hans J. Fisseler blättert im NNN-Archiv: „Es gibt Einrichtungen, die heute als selbstverständliche Daseinsvorsorge angesehen werden. Dazu gehört ein sicher funktionierendes Rettungssystem für Notfälle aller Art. Auch in Zeiten klammer kommunaler Kassen. Hallenbäder sind dagegen in manchen Gemeinden ein unerschwinglicher Luxus geworden.“

Deutschland und die Welt TEE entgleist

AITRANG. Der TEE „Bavaria“ entgleist auf der Fahrt von München nach Zürich am 9. Februar 1971 in der Nähe des Bahnhofes von Aitrang und stürzt um. In die Trümmer fährt kurz danach ein Schienenbus. Das Unglück fordert 29 Menschenleben.

Honecker kommt

BERLIN. Auf der 17. Tagung des Zentralkomitees der SED in Berlin wird am 3. Mai 1971 nach dem altersbedingten Rücktritt von Walter Ulbricht mit Erich Honecker ein neuer Erster Sekretär gewählt.

Nobelpreis für Brandt

OSLO. Das Nobelpreiskomitee des norwegischen Parlaments gibt bekannt, dass der Friedensnobelpreis 1971 an Bundeskanzler Willy Brandt verliehen wird.

Erfolgreicher Käfer

WOLFSBURG. Der VW-Käfer wird das erfolgreichste Auto der Welt. Am 17. Februar 1972 läuft das 15.007.634 Auto vom Band. Damit übertrifft der Käfer an Stückzahl das bisher meistgebaute Auto der Welt, das berühmte Ford-Modell „T“.

Tragödie bei Olympia

MÜNCHEN. Die 20. Olympischen Sommerspiele werden am 26. August 1972 in München eröffnet. Am 5. September 1972 zerstört ein mörderischer Überfall arabischer Terroristen auf die israelische Olympiamannschaft die heile olympische Welt. 15 Menschen sterben.

Fahrverbot für Autos

DEN HAAG/BONN. Die Niederlande sind die erste westliche Industrienation die auf die Ölknappheit nach dem Nahostkonflikt mit einem Fahrverbot für Autos am 4. November 1973 und an weiteren Sonntagen reagiert. Die Bundesregierung erlässt im November 1973 für drei Sonntage ein Fahrverbot. Mehr auf

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Die bisher erschienenen Seiten der Zeitreise 100 Jahre NNN stehen unter www.hna.de/northeim.html zum Download bereit.

NORTHEIM. Das Thema Altstadtsanierung wird in Northeim in den nächsten Monaten und Jahren ständig an Aktualität gewinnen, prophezeit die NNN am 22. Februar 1971. Innerhalb des Stadtgebiets beträgt der Anteil der vor 1900 gebauten Wohnungen 24 Prozent des Gesamtwohnungsbestandes.

Post-Werbestempel

Baustelle City-Center Grafenhof im Jahr 1972: Das Bild zeigt hinten links das Haus der Kreis-Sparkasse und hinten rechts den St-BlasienKomplex. Foto: Stadtarchiv Northeim/nh

Freude über neues Hallenbad 1973: Einweihung einer attraktiven Sportstätte gefeiert NORTHEIM. Die Freude über ein wunderschönes Hallenbad in Northeim war groß, als Bürgermeister Hermann Teuteberg das Bad am 1. Oktober 1973 als 245. niedersächsisches Hallenbad einweihte. Die Heimatzeitung Northeimer Neueste Nachrichten berichtete am folgenden Tag, in der Kreisstadt sei eine Schwimmhalle entstanden, die im Raum Niedersachsen zu den modernsten und besten zähle. Bürgermeister Teuteberg betonte, dieses Hallenbad stelle ein echtes Volksbad dar. Damit vervollständige die Stadt

Northeim ihr Angebot an attraktiven Sportstätten.

terhaltung. 300 Menschen können sich laut NNN zur gleichen Zeit im Bad aufhalten. Für die Wasseraufbereitung im Schwimmbad wird nicht Chlor, sondern Ozon verwendet.

Für 6,7 Millionen D-Mark Rund 1500 Kubikmeter kühles oder warmes Naß, je nach Wochentag füllen die Northeimer Schwimmhalle. 6,7 Millionen D-Mark hat die Stadt Northeim für den Bau aufgewendet. Die NNN kommentiert: „Das Resultat kann sich sehen lassen. Keine kalte, typische Schwimmhallenatmosphäre, es herrschen fröhliche Farben vor. Stadtbaurat Adfried Welkener bezeichnete das Bad als „die regionale Sportstätte für

Sauna als Attraktion

Niedersachsen.“ Neben dem 16,67 Mal 50 Meter großen Schwimmbecken sorgt ein Erfrischungsraum mit Blick ins Bad für Abwechslung und Un-

Die Attraktion im Hallenbad ist nach Darstellung der Heimatzeitung eine Sauna mit einem Schwitzraum und zwei Massageräumen. Noch nicht eingeplant sei für die Sommermonate eine Liegewiese. Lediglich eine Grünfläche zur Ostseite hin in Richtung Realschule sei vorgesehen. (hjf)

Hardegsen wächst

Mobile Helfer

HARDEGSEN. Stadtdirektor Werner Renner hielt am Jahreswechsel Rückschau und Ausblick für die Stadt Hardegsen und ihren Raum. Das berichteten die Northeimer Neuesten Nachrichten am 2. Januar 1971 und fahren fort, dabei habe er besonders herausgestellt, dass die Stadt Hardegsen ständig weiter wachse und ihre Bürger sich dem sinnvollen Neuen keineswegs verschlössen. Die Stadt Hardegsen, betonte Stadtdirektor Renner, gehöre zu den wenigen Kommunen im Zonenrandgebiet, die

NORTHEIM. Noch in dieser Woche gehe ein vom DRKKreisverband Northeim bereits seit langem gehegter Wunsch in Erfüllung, berichtet die NNN am 25. April 1971. Wie der 1. Vorsitzende des DRK-Kreisverbandes, Dr. Fritz Lenkewitz, der Heimatzeitung bestätigte, wird in den nächsten Tagen der erste Rettungswagen in Northeim stationiert. Dieser Wagen, der für alle Menschen in Not zu jeder Tages- und Nachtzeit zur Verfügung stehen wird, soll er beim DRK-Heim in der Teichstraße

1971: Eingemeindungen angelaufen

einen steten Zuwachs der Einwohnerzahl zu verzeichnen haben. Das geschehe aus eigener Kraft, aber in jüngster Zeit auch durch Eingemeindungen. Zu Beginn des Jahres 1971 zählt Hardegsen bereits über 4000 Einwohner. Und die Heimatzeitung stellt die Frage: „Wird sie schon im Jahr 1971 die 5000-Grenze überschreiten können?“ Die Aussichten für ein weiteres Wachsen seien gut. Mit weiteren Nachbargemeinden laufen Gespräche über Zusammenschlüsse. (hjf)

1971: Erster Rettungswagen für DRK seinen ständigen Platz erhalten. Die NNN berichtet weiter, mit dieser Einrichtung sei eine Lösung gefunden, die der Forderung nach möglichst schneller und fachkundiger Behandlung durch einen Arzt am Ort der akuten Lebensgefahr, worauf der Bürger einen Anspruch haben sollte, sehr nahe komme. Der neue Rettungswagen kostet 40 000 D-Mark und ist so ausgestattet, dass beispielsweise bereits an einem Unfallort eine Notamputation oder andere Notoperationen ausgeführt werden können. (hjf)

Inserate ...und abends in Steinfeld‘s Diskothek „Camaro-Club“. Northeimer Biere.

Schülerzahlen steigen

NORTHEIM. Zu Beginn des Monats Juni 1972 wiesen die Northeimer Schulen laut NNN vom 15. Juni 1972 folgende Schülerzahlen auf: Corvinianum 618, Richenza-Schule 650, Realschule 648, Martin-Luther-Schule 781, Gerhard-Hauptmann-Schule 585, Schule am Sultmer 260, Kardinal-Bertram-Schule 167. Das sind zusammen 3709 Schülerinnen und Schüler. Auf 3467 hatte sich die Zahl im gleichen Zeitraum 1971 belaufen.

Post-Selbstschutz

NORTHEIM. Vor zehn Jahren sei damit begonnen worden, berichtete die NNN 19. Juni 1972, in Northeim einen Selbstschutz der Bundespost aufzubauen, der in der Zwischenzeit auch entsprechend ausgebildet und ausgerüstet sei.

Neue O-Stufe

KALEFELD. Mit Beginn des neuen Schuljahres ab August 1973 wird in Kalefeld die Orientierungsstufe für den Schulbereich Altes Amt Westerhof eingeführt. Wie die NNN am 2. Juli 1973 berichtete, übernimmt Konrektor Peter Bornhagen die Planungsleitung der O-Stufe.

315 Plätze fehlen

NORTHEIM. In Stadt und Kreis Northeim fehlten 1973 315 Kindergarten- und Spielkreis-Plätze. Das berichtet die NNN am 3. Juli 1973 und fährt fort, von dieser Tatsache ausgehend habe die SPD-Kreistagsfraktion mit der Kreisverwaltung einen Kindertagesstätten-Entwicklungsplan erarbeitet. (hjf)

AUFRUF

Remember - Diskothek, Tanzbar, Moringen, Neue Straße 5.

Gesucht: Ihre Erinnerungen

Kirschenpflücker gesucht. Vorstellung erbeten nach 19 Uhr. PICK, Moringen, Wasserstraße 13. Wir bauen unseren Betrieb weiter aus. Darum verstärken wir unsere Stamm-Mannschaft. Zum sofortigen Eintritt suchen wir in Wechselschicht Schriftsetzer, Maschinensetzer für die Herstellung unserer Zeitungsausgaben und für die Akzidenzsetzerei. Northeimer Neueste Nachrichten, Paul Dierichs KG & Co.Nachfolgerin der Buchdruckerei Paul Hahnwald. (hjf)

NORTHEIM. Auf Anregung des Fremdenverkehrsvereins Northeim wurden mit Unterstützung der Stadt ein Brief-Werbestempel angefertigt. Wie die NNN am 4. Mai 1971 berichtete, werden seit Beginn des Monats Mai 1972 alle von Northeim abgehenden Briefsendungen mit diesem Werbestempel versehen. Er zeigt den alten Brauereiturm und trägt den Slogan „Northeim - immer an Ihrem Wege“.

Das alte Northeimer Kloster: Das Foto aus dem Jahr 1970 zeigt den Durchblick auf den Münster zum Modehaus Denzler. Rechts das Kühnesche Haus. Alles wurde abgerissen. Foto: Stadtarchiv Northeim/nh

Wir interessieren uns auch für Ihre Erinnerungen, die Sie mit den NNN verbinden: persönliche Erlebnisse oder Ereignisse in der Region? Glücksmomente? Schicksalsstunden? Schreiben Sie uns: Northeimer Neueste Nachrichten In der Fluth 24 37154 Northeim, E-Mail an [email protected], Fax an 055 51/ 65950.

Landkreis Northeim

Dienstag, 2. Juni 2009

Zeit(ungs)raffer: Jahre 1974 bis 1976 Aus Stadt und Kreis

Rückblick

5631 Schulpendler

NORTHEIM. Im Kreis Northeim legen täglich 5631 Mädchen und Jungen den Weg von der elterlichen Wohnung zur Schule mit dem Bus zurück. Das berichtet die NNN am 1. März 1974.

Seniorenrat

Unser ehemaliger Redaktionsleiter Hans J. Fisseler blättert im NNN-Archiv: „Dampflokomotiven verschwinden, Sozialstationen kommen: Die Entwicklung der modernen Zeit nimmt ihren Lauf. Eisenbahnfreunde dürfen auch heute beim Anblick von Nostalgiezügen ins Schwärmen geraten, die Sozialstationen konnten die in sie gesetzten Erwartungen kaum erfüllen.“

Deutschland und die Welt Brandt tritt zurück

BONN. Bundeskanzler Willy Brandt tritt vom Amt des Regierungschefs am 6. Mai 1974 zurück. Im Schreiben an den Bundespräsidenten erklärt er: „Ich übernehme die politische Verantwortung für Fahrlässigkeiten im Zusammenhang mit der Agentenaffäre Gulliaume.“

Fußballweltmeister

MÜNCHEN. Mit einem 2:1-Sieg über Holland wird Deutschland am 7. Juli 1974 zum zweiten Mal Fußballweltmeister.

Nixon stürzt

WASHINGTON. Richard Nixon, der 37. Präsident der Vereinigten Staaten, gibt in einer Fernsehansprache am 8. August 1974 seinen Rücktritt bekannt. Grund ist die Watergate-Affäre.

Meinhof-Prozess

STUTTGART. Unter strengen Sicherheitsvorkehrungen, wie sie die Bundesrepublik bisher nicht gekannt hat, beginnt am 21. Mai 1975 in StuttgartStammheim der Prozess gegen die Baader-Meinhof-Gruppe.

Feuer in der Heide

GIFHORN. Eine Feuerkatastrophe riesigen Ausmaßes trifft die norddeutsche Heide. Bei Gifhorn breiten sich Flächenbrände aus, bei denen am 9. August 1975 sechs Menschen ihr Leben verlieren.

Albrecht gewählt

HANNOVER. Überraschend wird am 15. Januar 1976 in Hannover der CDU-Kandidat Ernst Albrecht zum niedersächsischen Ministerpräsidenten gewählt. Er tritt die Nachfolge von Alfred Kubel (SPD) an.

Druckerstreik

FRANKFURT. Die Gewerkschaft Druck und Papier ruft am 28. April 1976 nach einer Urabstimmung zum Streik auf. Zwei Wochen müssen die Bundesbürger immer wieder auf ihre gewohnte Tageszeitung verzichten. (hjf) Mehr auf

www.hna.de

Die bisher erschienenen Seiten der Zeitreise 100 Jahre NNN stehen unter www.hna.de/northeim.html zum Download bereit.

NORTHEIM. In einer Mitgliederversammlung des Northeimer Vereins Altenzentrum wird beschlossen, mit dem Aufbau eines Seniorenrates zu beginnen. Wie die Northeimer Neuesten Nachrichten am 30. März 1974 berichten, sollen dem Rat Vertreter der politischen Parteien, des DGB, der Handwerker-Innungen, der Beamten, der Lebensabendbewegung und der kirchlichen Altenkreise angehören.

Zone auf Probe

Schwarzer Riese unter Volldampf: In Northeim ging die Dampflok-Ära im Jahr 1976 zu Ende. Das nicht datierte Bild entstand am Bahnübergang an der Northeimer Kanalstraße aus Richtung Fluth. Foto: Stadtarchiv Northeim/nh

Dampflok-Ära geht zu Ende

1976: Die letzten schwarzen Kolosse verlassen Northeim in Richtung Ottbergen

NORTHEIM. Ein Pfeifkonzert aus alten Dampfpfeifen kündigte das Ende der DampflokÄra in der Stadt Northeim an. Wie die Heimatzeitung Northeimer Neueste Nachrichten berichtete, setzten sich am Sonntag, 30. Mai 1976, um 9 Uhr die letzten drei Vertreter der schwarzen Kolosse zischend und stampfend in Bewegung. Sie verließen Northeim, um im Bundesbahnbetriebswerk im nordrhein-westfälischen Ottbergen endgültig auf das Abstellgleis geschoben zu wer-

meinsam mit Northeimer Bahnangehörigen Abschied von einer Zeit, in der der Heizer noch kräftig zupacken musste, um das Schienenfahrzeug in Gang zu halten. Heute genügt ein Knopfdruck - die moderne Lok fährt.“

Geschmückt mit Birken

den. In der NNN heißt es weiter: „Wenige Zuschauer nahmen am Sonntagmorgen ge-

Am 29. Mai 1976 war die Dienstzeit der letzten Dampflokomotiven in Südniedersachsen abgelaufen. Am späten Nachmittag trafen die Veteranen am Bahnhof Northeim ein.

Zu spät, um noch den letzten 60-Kilometer-Marsch bis nach Ottbergen anzutreten. Die Lokführer schmückten ihre Fahrzeuge mit grünen Birkenzweigen und Fichtenbäumen. An der Stirnseite prangte ein Schild mit der Aufschrift „Meine letzte Fahrt“. In Ottbergen - von Eisenbahnern auch Schrottbergen genannt wurden die letzten Northeimer Dampfriesen schon bald danach verschrottet und waren endgültig verschwunden. (hjf)

Gegen Ost-Pläne

Bänder für Wüste

NÖRTEN-HARDENBERG. Gemeinsam gegen die B-3-Ostumgehung der Gemeinden Angerstein und Nörten-Hardenberg wollen die in beiden Orten existierenden Bürgerinitiativen angehen. Die NNN berichtete am 1. März 1974, während in Angerstein schon seit langem eine Gruppe gegen diese Trassenführung Sturm laufe, habe sich vor wenigen Tagen auch in Nörten eine entsprechende Initiative gebildet. In der Heimatzeitung heißt es: „Inzwischen haben sich

NORTHEIM. Die Continental Gummi-Werke AG konzentriert im Werk Northeim ihre Transportband-Produktion. Das berichtete die NNN am 13. Mai 1976 und fährt fort, der Direktor des Northeimer Conti-Werkes, Gerhard Schneider, habe am 12. Mai 1976 die neue TransportbandFabrik in Northeim vorgestellt. Dabei hieß es, dass bereits jetzt 85 Prozent der Förderbandproduktion der Continental-Werke aus Northeim komme. Schneider verwies darauf,

1974: Bürgerinitiativen werden aktiv

beide Interessengruppen zusammengeschlossen und wollen mit vereinter Kraft für eine westliche B-3-Umgehung der beiden Gemeinden kämpfen.“ Ziel der Bürgerinitiativen ist es, die Bundesstraße aus den Wohngebieten der beiden Gemeinden herauszuhalten. Die Bürgergruppen starten Unterschriftenaktionen und rechnen mit 1000 Unterschriften, mit denen der Forderung nach einer Westumgehung Nachdruck verliehen werden soll. (hjf)

1976: Conti stellt neues Werk in Northeim vor voraussichtlich Anfang 1977 werde die Transportband-Produktion aussschließlich in Northeim erfolgen. Die Konzentrierung dieses Produktionszweiges schaffe in Northeim etwa 40 neue Arbeitsplätze. Insgesamt sind im Northeimer Contiwerk 1450 Menschen beschäftigt. Renommierprojekt der Continental-Transportbänder ist eine 100 Kilometer lange Strecke in Spanisch-Sahara, die in Zusammenarbeit mit Krupp für die Phosphatförderung gebaut wurde. (hjf)

Hohe Schuldenlast

NORTHEIM. Die Schuldenlast der Stadt Northeim beträgt 1975 zum Jahresende 41,485 Millionen D-Mark. Das erklärte laut NNN vom 1. November 1975 Stadtkämmerer Rudolf Röhrl vor dem Finanzausschuss des Northeimer Rates.

Denkmal für Kinder

NORTHEIM. Ein Denkmal für Kinder hat die Stadt Northeim nach den Worten von Bürgermeister Hermann Teuteberg mit dem Bau des Kindergartens an der Northeimer Ostpreußenstraße gesetzt. Das berichtet die NNN nach der Einweihung des Hauses am 8. November 1975. Geplant wurde das Haus vom Northeimer Architekten Rudolf Riedel.

Wachablösung

NORTHEIM. Wachablösung bei der Kreishandwerkerschaft Northeim: Neuer Kreishandwerksmeister wird laut NNN vom 17. November 1975 Friedrich Duve, zum neuen Geschäftsführer wird Jürgen Linne gewählt.

Briefmarkenschau

NORTHEIM. Mehr als 2000 Besucher - Experten und Laien - kamen zur Südhannoverschen Briefmarkenausstellung (SÜHABRA 76) in die Hallen der Northeimer Bürgerschützengesellschaft. Wie die NNN am 4. Mai 1976 berichtete, war dies die größte Briefmarkenausstellung des Jahres im Lande Niedersachsen.

Brücke am Mühlentor

Kreisausschuss sagt 1975 ja zur Sozialstation NORTHEIM. Der Kreisausschuss Northeim bejaht die Einrichtung von Sozialstationen im Kreis Northeim. Wie die NNN am 18. November 1975 berichtete, empfahl der Kreisausschuss dem Kreistag die Umsetzung des Konzeptes „Sozialer Dienst“. Danach sind Sozialstationen für Einbeck/ Dassel und für Uslar/Bodenfelde vorgesehen. Im Bereich Northeim werden Alternativen angeboten: Zusammenfassung von Hardegsen, Katlenburg-Lindau. Moringen, Nörten-Hardenberg und Northeim auf eine Station in Northeim oder zwei Teilbereiche mit einer Station in Hardegsen neben der in Northeim.(hjf)

EINBECK. Der Rat der Stadt Einbeck einigte sich laut NNN vom 25. April 1974 über die probeweise Einführung einer Fußgängerzone im Bereich des Einbecker Marktplatzes.

NORTHEIM. Der Rat der Stadt Northeim entschied sich für den Bau einer Brücke über den Rhumekanal. Das teilte die NNN am 13. Mai 1976 mit. (hjf)

AUFRUF

Gesucht: Ihre Erinnerungen

Hauptverkehrsader Mühlenstraße im Jahr 1974: Vom Markt kommend geht es wie durch ein Nadelöhr in Richtung Lange Brücke. Foto: NNN-Archiv

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Landkreis Northeim

Dienstag, 9. Juni 2009

Zeit(ungs)raffer: Die Jahre 1977 bis 1979 Aus Stadt und Kreis

Rückblick

Straßenbauamt bleibt

NORTHEIM. Das Straßenbauamt bleibt in Northeim. Wie die NNN am 17. Mai 1977 berichtete, habe der Koalitionsausschuss der CDU/FDP-Koalition im Landtag in Hannover vereinbart, dass die Behörde nicht nach Bad Gandersheim verlegt wird.

Bahn für Roller

Unser ehemaliger Redaktionsleiter Hans J. Fisseler blättert im NNN-Archiv: „Für Autofahrer drohte eine liebgewordene Welt zusammenzubrechen, als der Spritpreis erstmals die 1-DM-Grenze übersprang und Tanken zu einer kostspieligen Angelegenheit wurde. Heute freuen wir uns, wenn der Dieselpreis wenigstens stundenweise unter die 1-Euro-Marke sinkt und ein voller Tank nicht noch wie im Sommer des Jahres 2008 zu einem Luxusgegenstand wird.“

Deutschland und die Welt Mord an Buback

KARLRUHE. Generalbundesanwalt Buback wird am 7. April 1977 in Karlruhe erschossen. Zu der Tat bekennt sich ein „Kommando Ulrike Meinhof - Rote-Armee-Fraktion“.

Herberger gestorben

MANNHEIM. Der frühere Fußball-Bundestrainer Sepp Herberger stirbt am 28. April 1977 im Alter von 80 Jahren.

Trauer um Elvis

MEMPHIS. Nach einer Herzattacke stirbt am 16. August 1977 im Alter von 42 Jahren das Rock‘n‘Roll-Idol Elvis Presley.

Retortenbaby

LONDON. In einer Londoner Klinik wird am 26. Juli 1978 das erste außerhalb des Körpers gezeugte Baby der Welt geboren.

Pole wird Papst

ROM. Der polnische Kardinal Karol Wojtyla wird am 16. Oktober 1978 in Rom zum Papst gewählt. Er nennt sich Johannes Paul II.

Rückkehr Khomeinis

TEHERAN. Schiitenführer Ajatola Komeini kehrt am 1. Februar 1979 aus seinem französischen Exil nach Teheran zurück. Die Familie des Schahs hat das Land am 16. Januar 1979 verlassen.

Lehrer streiken

HANNOVER. Zum ersten Mal legen 15 000 Lehrer an bundesdeutschen Schulen am 13. November 1979 für einige Stunden die Arbeit nieder. Sie fordern eine Senkung der Pflichtstundenzahl.

Sowjets greifen an

KABUL. Sowjetische Luftlandetruppen greifen am 26. Dezember 1979 strategisch wichtige Punkte in Afghanistan an. (hjf) Mehr auf

www.hna.de

Die bisher erschienenen Seiten der Zeitreise 100 Jahre NNN stehen unter www.hna.de/northeim.html zum Download bereit.

NORTHEIM. Der AbenteuerSpielplatz im Freizeitgelände Vogts Teich geht seiner Fertigstellung entgegen. Die NNN berichtete am 3. November 1977, als letzten Baumaßnahme erstelle die Garten- und Friedhofsverwaltung der Stadt Northeim eine sogenannte Rollerbahn. Blick aus Richtung Hollenstedt über den Baggersee in Richtung Autobahn: Grundwasser füllt die bis zu fünf Meter tief ausgebaggerte Fläche innerhalb weniger Wochen. Hinter der Autobahn wird später der große Freizeitsee angelegt. Foto: hjf

1977: Kultivierung am See beginnt NORTHEIM. Kaum haben die überdimensionalen AbraumFahrzeuge das 16 Hektar große Baggerloch verlassen, aus dem an der Straße von Northeim zur Ortschaft Hollenstedt das Füllmaterial für den

Polderdamm-Bau des Hochwasserrückhaltebeckens Salzderhelden ausgebaggert wurde, beginnt bereits die Kultivierung der Böschungen und Ufer des künftigen Sees, der im Schatten der Autobahn

liegt. So berichtete die NNN am 10. November 1977. Weiter heißt es in der Heimatzeitung, das Neubauamt Leineregulierung rechne damit, dass das Grundwasser im leeren Becken so schnell

steigt, dass bis Weihnachten 1977 der Wasserhöchststand von zwei bis fünf Metern erreicht sei. Der Angelsportverein Northeim will im Frühjahr 1978 die ersten Fische einsetzen. (hjf)

Sprit-Preis über einer Mark

1979: Autofahrer und Tankstellenpächter schimpfen über die Entwicklung NORTHEIM. Erstmals in der Geschichte des Automobils übersprang in Northeim der Treibstoff-Preis die eine-DMark-Hürde im Mai 1979. Die NNN berichtete von der harten Autofahrerwirklichkeit am 22. Mai 1979: Das Superbenzin kostete an einigen Zapfsäulen in der Kreisstadt 1,02 D-Mark.

tung angesichts der Entwick-

Herz ausgeschüttet

Hoher Steueranteil Autofahrer und Tankstellenpächter schimpften nach Darstellung der Heimatzei-

tofahrer auf die Tankwarte, die Tankwarte auf ihre Gesellschaften und den Staat, der ihrer Meinung nach einen unzumutbar hohen Steueranteil pro Liter Kraftstoff kassiert.

lung gleichermaßen: Die Au-

Ein Tankstellenpächter schüttete der NNN sein Herz Aus: „Am liebsten würde ich jetzt für 14 Tage den ganzen Laden hier dicht machen und in Urlaub fahren, bis sich der ganze Rummel gelegt hat“. Seine ersten Erfahrungen

mit den Kunden: „Die Leute schimpfen, tanken und fahren weiter. Aber sie tanken.“ Obwohl alle befragten Tankstellenpächter in Stadt und Landkreis Northeim den Verdacht der Preisabsprache weit von sich wiesen, wurde deutlich: Alle, die an der Preisschraube in der Stadt Northeim drehten, erhöhten den Superpreis um drei Pfennig, den Normal-Preis um zwei Pfennig und den Diesel-Preis um einen Pfennig pro Liter. (hjf)

Start nach Tourlaville

NORTHEIM. Reges Treiben herrschte am Morgen des 8. Juli 1977 auf dem Northeimer Flugplatz. Wie die NNN berichtete, hob um 7.55 Uhr die erste von insgesamt fünf einmotorigen Sportmaschinen von der Rasenstartbahn in Richtung Westen ab. Ziel der fünf Maschinen war die französische Stadt Cherbourg, die rund fünf Kilometer von der Northeimer Partnerstadt Tourlaville entfernt liegt. Anlass dieses Freundschaftsfluges nach Frankreich waren die Feierlichkeiten zum zehnjährigen Bestehen der Partnerschaft zwischen den beiden Städten Northeim und Tourlaville. Insgesamt beteiligten sich elf Männer und vier Frauen des Aero-Clubs Northeim-Göttingen an dieser Luftreise nach Tourlaville. (hjf)

Tiefenbohrung

NORTHEIM. Auf einem Hügel an der Straße zwischen Hohnstedt und Ahlshausen-Sievershausen rattern seit vier Wochen zwei Bohrtürme, berichtet die NNN am 31. März 1978. Eine Spezialfirma aus Celle untersucht im Auftrag der Bundesbahn den Untergrund für den Bau der geplanten Schnellbahntrasse Hannover-Würzburg.

Über 8000 Telefone

NORTHEIM. Mehr als 8000 Fernsprechteilnehmer gehören im Frühjahr 1978 zum Ortsnetz Northeim.

Bus zum Wieterturm

NORTHEIM. Das Northeimer Stadtbusunternehmen Weihrauch wird wieder den Linienverkehr zum Wieterturm aufnehmen. Ein Sprecher des Unternehmens teilte laut NNN vom 27. April 1978 mit, vom 4. Mai 1978 bis zum 23. September 1978 verkehre der Bus regelmäßig donnerstags und samstags.

Handwerksschau

NORTHEIM. Die Erschließung neuer Baugebiete in der Stadt Northeim stellte Stadtdirektor Dr. Pilgrim laut NNN vom 5. Mai 1979 bei der Eröffnung der dritten Northeimer Handwerksschau im 1910er Saalbau in der Stadt Northeim in Aussicht.

Fußgängerzone

NORTHEIM. Der Arbeitskreis interessierter Verkehrsteilnehmer der Kreisverkehrswacht Northeim will, wie die NNN am 5. Juni 1979 berichtete, mit der Northeimer Werbegemeinschaft den Plan einer Fußgängerzone diskutieren, den Vertreter der Kaufmannschaft vorstellten.

Klinik-Erweiterung

Das Moringer Inselgaswerk wird noch bis zum Herbst 1978 in Betrieb bleiben, berichtet die NNN am 30. März 1978. Im Laufe des Sommers müssten zunächst alle Gasgeräte in den Haushalten überprüft werden, ob sie sich für das Abbrennen von Erdgas eignen. Die neue Erdgasleitung ist bereits bis zum Gaswerk verlegt worden. Das Flüssiggas wird mit Waggons noch bis zur Umstellung auf Erdgas angefahren. Foto: NNN-Archiv

Teure Budenstraße Büro für Sanierung 1979: Bau quer über den Mühlenanger

1977: Informationszentrum in Alter Wache

NORTHEIM. „Grünes Licht für den Bau der Budenstraße auf dem Northeimer Mühlenanger. Der Verwaltungsausschuss der Kreisstadt vergab laut Northeimer Neueste Nachrichten vom 9. Mai 1979 den ersten Bauabschnitt, der mit 192.000 D-Mark veranschlagt ist. Das Gesamtprojekt soll

NORTHEIM. Die Alte Wache am Northeimer Markt wird im Untergeschoss zu einem Sanierungs- und Informationsbüro umgestaltet, wie der stellvertretende Northeimer Stadtdirektor, Rudolf Röhrl, der NNN am 4. August 1977 mitteilte. Damit kam die Stadtverwaltung Wünschen der Bürgerini-

rund 450.000 D-Mark kosten. Wie Stadtdirektor Dr. Horst Pilgrim der Heimatzeitung mitteilte, soll im Rahmen des ersten Abschnittes ein asphaltierter Weg quer über den Mühlenanger gebaut werden. Die Budenstraße soll bis zum großen Northeimer Schützenfest im Juni 1979 fertig werden. (hjf)

tiative „Rettet die Altstadt“ nach, in deren Bürgerversammlung erneut Kritik an der Information der von der Sanierung betroffenen Einwohner laut wurde. Die Alte Wache soll nach dem teilweisen Auszug des Heimatmuseums im Herbst 1977 Anlaufstelle für interessierte Bürger werden. (hjf)

NORTHEIM. Der Startschuss für die Erweiterung des Northeimer Albert-Schweitzer-Kreiskrankenhauses erfolgte Ende Juni 1979. Wie die NNN am 27. Juni 1979 berichtete, entsteht für rund vier Millionen D-Mark am Hauptgebäude in Richtung Einfahrt die technische Zentrale, eine neue Leichenhalle und ein Bewegungsbad. (hjf)

AUFRUF

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Landkreis Northeim

Montag, 15. Juni 2009

Zeit(ungs)raffer: Die Jahre 1980 bis 1982 Aus Stadt und Kreis

Rückblick

Berufsfindung

NORTHEIM. Rund 2700 Schülerinnen und Schüler der Hauptschulen, Realschulen und Gymnasien aus allen Teilen des Landkreises Northeim besuchten im Mai 1980 an drei Tagen den Informationsmarkt Berufsfindung in den Schützenzelten auf dem Mühlenanger der Stadt Northeim. Diese Zahl nannte laut NNN vom 13. Mai 1980 der Sprecher der Ausstellungsleiter, Dieter Przybilla. Unser ehemaliger Redaktionsleiter Hans J. Fisseler blättert im NNN-Archiv: „Für den Bau der Berufsbildenden Schulen in Northeim griffen die Kreispolitiker Anfang der 1980-er Jahre tief in die Kasse. Wohlwissend, dass Bildung nicht nur teuer, sondern auch überlebenswichtig ist. Heute wird wieder viel über Bildung geredet. Aber mehr in Sonntagsansprachen als in alltäglicher Praxis. Dabei ist Bildung wichtiger denn je.“

Deutschland und die Welt Olympia-Boykott

DÜSSELDORF. Das Nationale Olympische Komitee (NOK) beschließt am 15. Mai 1980 in Düsseldorf, dass bundesdeutsche Sportler an den 22. Olympischen Sommerspielen im Juli in Moskau nicht teilnehmen werden. Wegen des sowjetischen Einmarsches in Afghanistan.

Reagan Präsident

WASHINGTON. Als 40. Präsident der USA wird am 4. November 1980 der Republikaner Ronald Reagan (69) gewählt. Er schlägt den amtierenden Präsidenten Jimmy Carter.

Die Fahrzeugflotte des Arbeiter-Samariter-Bundes für den Rettungsdienst und den Katastrophenschutz am Tag der Einweihung der neuen Zentrale in Nörten-Hardenberg. Foto: NNN-Archiv

ASB-Zentrale in Nörten eingeweiht 1981: Mitglieder erbringen 500 Arbeitsstunden in Eigenleistung NÖRTEN-HARDENBERG. Die neue Zentrale des Arbeiter-Samariter-Bundes (ASB) in Nörten-Hardenberg wurde am 2. Oktober 1981 im Haus Lange Straße 29 eingeweiht. Die NNN berichtete: „Materialkosten in Höhe von rund

10 000 D-Mark und 500 Arbeitsstunden erbrachten die Mitglieder des Ortsverbandes Nörten-Hardenberg des ASB.“ Weiter heißt es in dem Bericht, der ASB-Ortsverband Nörten-Hardenberg sei im Jahr 1978 von 45 Gründungs-

mitgliedern ins Leben gerufen worden. Seit einer Werbeaktion im Sommer 1981 gehörten der Organisation 612 Mitglieder an. Der ASB beschäftigt in Nörten-Hardenberg vier hauptamtliche Sanitäter und zwei

Zivildienst-Leistende. Die Zentrale verfügt über acht Einsatzfahrzeuge. Die Arbeiter-Samariter sind für den Krankentransport und Rettungsdienst ebenso gerüstet wie für Katastrophenschutzeinsätze. (hjf)

Schlichte Feier für große Schule 1981: BBS für Hauswirtschaft, Gewerbe und Landwirtschaft kostete 36 Millionen

NORTHEIM. Mit einer schlichten Feier wurde am 24. September 1981 das aufwändigste Schulbauprojekt der Geschichte des Landkreises Northeim offiziell eingeweiht und seiner Bestimmung übergeben: Die Berufsbildenden Schulen für Hauswirtschaft, Gewerbe und Landwirtschaft an der Sudheimer Straße in der Stadt Northeim. Die Heimatzeitung Northeimer Neueste Nachrichten berichtete nach den Einweihungsfeierlichkeiten über das

Projekt, „für das mehr als 36

Millionen D-Mark aufgewen-

det wurden, das aus drei nacheinander erstellten Bauabschnitten sowie einer Sporthalle und einem großräumigen Sportplatz besteht.“ Rund 2500 Schülerinnen und Schüler besuchen die Berufsbildenden Schulen, rund 1400 von ihnen als sogenannte Teilzeitschüler, mehr als 1000 als Vollzeitschüler. Bei der Einweihung eines solchen Schulzentrums müsse die Frage gestellt werden, sagte Landrat Axel Endlein, ob hier nicht des Guten etwas zu-

viel getan worden sei. Aber, versicherte der Landrat: „Wir wissen, dass, wenn diese Schule ihrem Auftrag gerecht werden soll, der Komplex nicht kleiner hätte sein dürfen.“

Knapp 150 Lehrer Der Schulleiter der BBS , Oberstudiendirektor Karl-Ludwig Hille, vertrat während der Einweihungsfeier die Auffassung, ein Lehrkörper sei noch bis 150 Mitglieder überschaubar. Die Schule hat knapp 150 Lehrer. (hjf)

Charles heiratet

Gedenkstein

LONDON. Die Hochzeit des Jahrhunderts findet am 29. Juli 1981 in London statt: Der britische Thronfolger, Prinz Charles, heiratet Lady Diana Spencer.

Falkland-Krieg

LONDON. 5000 argentinische Soldaten landen am 2. April 1982 auf den 1833 von Großbritannien in Besitz genommenen Falkland-Inseln und zwingen die 79 britischen Marine-Infanteristen nach kurzem Kampf zur Kapitulation. (hjf) Mehr auf

www.hna.de

Die bisher erschienenen Seiten der Zeitreise 100 Jahre NNN stehen unter www.hna.de/northeim.html zum Dowwnload bereit.

Gegen Polderbau

BERKA. Der geplante Bau der Rhumepolder im Bereich der Northeimer Ortschaft Hammenstedt wird für die Gemeinde Katlenburg-Lindau eher mehr Gefahren als eine Erleichterung bei Hochwasserperioden bringen. Das ist nach der NNN vom 14. April 1981 die überwiegende Meinung des Ortsrates Berka. Das Gremium sprach sich einmütig gegen das Projekt aus.

Gift in Muttermilch

Gegen Kernkraft

HANNOVER. Der Anteil der evangelischen Christen an der Bevölkerung der Bundesrepublik ist in den vergangenen 20 Jahren von 52 auf 43 Prozent zurückgegangen. Das gibt die Evangelische Kirche in Deutschland am 12. Januar 1982 bekannt. Erstmals gibt es mehr Katholiken.

Kreis-Fusion der AWO

NORTHEIM. Die Arbeiterwohlfahrt im Kreis Northeim vollzog im Altenwohnheim Stiemerling in Northeim die Kreisfusion und bildete aus ehemals drei selbstständigen AWO-Kreisverbänden einen neuen Verband, der laut NNN vom 2. März 1981 jetzt flächendeckend mit dem politischen Landkreis Northeim ist. An die Spitze des Verbandes wurde Emil Meinel gewählt.

NORTHEIM. Die Gewissheit, dass auch bei Frauen im Northeimer Kreisgebiet die Muttermilch Umweltgifte enthält, zeigt laut NNN vom 25. September 1981 Folgen: In den kommenden Wochen will sich erstmals eine Gruppe von Müttern zu einer Stillgruppe treffen, um über Probleme der verseuchten Umwelt zu diskutieren.

BROKDORF. Die bisher größte Demonstration gegen Kernkraft in der Bundesrepublik findet am 28. Februar 1981 in der Wilster Marsch bei Brokdorf statt. Etwa 80 000 Menschen demonstrieren gegen den Bau des dort geplanten Kernkraftwerkes.

Mehr Katholiken

Denkershäuser Teich

DENKERSHAUSEN. Der Denkershäuser Teich ist zwischen Bäumen, Schilf, Gestrüpp und Gräsern kaum noch als zusammenhängende Wasserfläche zu erkennen, schreibt die NNN am 13. Juni 1980. Der See verlandet durch Verunreinigungen immer mehr. Umweltschützer geben dem Naturschutzgebiet kaum noch eine Chance, wenn Gegenmaßnahmen nicht bald ergriffen werden.

Das Schweinehaus auf dem Katlenburger Burgberg im Jahr 1982: Das Dach wird mit roten Hohlpfannen gedeckt. Foto: NNN-Archiv

Aufpoliert: Der Berkaer Restaurator Karl Diederichs bei der Arbeit am Abendmahl-Gemälde der Parenser Kirche. Foto: NNN-Archiv

Neue Dachhaut

Neuer Glanz

KATLENBURG. Das Schweinehaus der Burgberganlage Katlenburg erhielt im Oktober 1982 eine neue Dachhaut aus roten Hohlpfannen-Ziegeln. Wie die NNN am 1. Oktober 1982 berichtete, wurden seit 60 Jahren immer wieder Flickarbeiten am Dach vorgenom-

PARENSEN. Im neuen Glanz erstrahlen soll bald wieder die Parenser Kirche, berichtete die NNN am 21. September 1982. Der Grund: Das Abendmahlsgemälde und das vermutlich Jahrhunderte alte Stifterbild der Familie von Roden werden nach ihrer Restau-

1982: Rote Hohlpfannen auf Schweinehaus men. Der Dachstuhl sei zu 95 Prozent noch in Ordnung, einige Teile seien durch Nässe angefault. Das historische Schweinehaus auf dem Burgberg wird zu einem Drittel als Wohnhaus, im Rest als Stall und Abstellraum genutzt. (hjf)

1982: Abendmahl wird restauriert rierung wieder ihren angestammten Platz hinter dem Altar erhalten. Der in Berka lebende Restaurator Karl Diederichs bearbeitete die Gemälde in seiner Werkstatt. Auf dem Foto arbeitet der 72-jährige Restaurator am Gemälde des Abendmahls. (hjf)

IHK-Ausschuss will Ausländer-Stop

NORTHEIM. Einen AusländerZuwanderungsstopp befürwortete der Wirtschaftsausschuss Northeim der Industrie- und Handelskammer Hannover-Hildesheim Anfang Juni des Jahres 1980. Wie die

Northeimer Neuesten Nachrichten am 6. Juni 1980 berichteten, sollte es „keine Zementierung der Arbeitslosenquote von drei bis vier Prozent geben“. Eine Reduzierung der Arbeitslosenquote soll durch

eine verstärkte Ausbildungsqualifizierung sowie durch finanzielle Hilfestellung des Arbeitsamtes erreicht werden. Gleichzeitig sprach sich der Ausschuss für mehr Ausbildungsstellen für Mädchen in

Männerberufen sowie für Hilfen für jugendliche Ausländer bei der Suche nach Ausbildungsstellen aus. Zum Vorsitzenden wurde der Northeimer Kleiderfabrikant Vordemfelde gewählt. (hjf)

HOHNSTEDT. Unter großer Anteilnahme der Bürger aus der Northeimer Ortschaft Hohnstedt wurde auf dem Hohnstedter Berg ein Gedenkstein für die Opfer der Osterfeuertragödie 1982 enthüllt, schreibt die NNN am 4. Oktober 1982. Mehr als 200 Menschen versammelten sich an der Stelle, an fünf junge Menschen in den Flammen des vorzeitig entzündeten Osterfeuers ums Leben gekommen waren. (hjf)

AUFRUF

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Landkreis Northeim

Montag, 22. Juni 2009

Zeit(ungs)raffer: Jahre 1983 bis 1985 Aus Stadt und Kreis

Rückblick

Senioren-Protest

Unser ehemaliger Redaktionsleiter Hans J. Fisseler blättert im NNN-Archiv: „Die Wahl von Dieter Riedmiller zum Stadtkämmerer war eine Sensation. Doch der Parteilose, der durch das Machtgerangel der großen Parteien als Kompromiskandidat plötzlich ganz nach oben gespült wurde, war ein Glücksfall für die Stadt Northeim, wie sich aber erst später herausstellte. Bei seiner Wahl zum letzten Northeimer Stadtdirektor viele Jahre danach war sich der Stadtrat einig: Er ist der Beste für Northeim.“

Deutschland und die Welt Die Wende

BONN. Bei den Wahlen zum 10. Deutschen Bundestag am 6. März 1983 erringen CDU und CDU mit 48,8 Prozent einen eindeutigen Sieg. Sie verfehlen aber die absolute Mehrheit. Die SPD rutscht mit 38,2 Prozent erstmals seit 1965 wieder unter die 40-Prozent-Marke. Die FDP kommt auf sieben Prozent. Mit 5,6 Prozent ziehen erstmals die Grünen in den Bundestag ein.

Rätselhaftes AIDS

FRANKFURT. Die Infektionskrankheit AIDS, die zumeist tödlich verläuft, hat im Juni 1983 auch auf die Bundesrepublik übergegriffen. 23 Fälle von Aids wurden registriert, fünf Menschen starben. Wissenschaftler rätseln an der Krankheit.

Hagelunwetter

NORTHEIM. Auf erbitterten Widerstand stoßen bei Heimbeiräten und -leitern im Kreis Northeim die Planungen für ein neues Bundessozialhilfegesetz, das in besonderem Maße ältere, hilfsbedürftige Menschen betrifft, schreibt die NNN am 3. November 1983. Unter dem Motto „Heute wir - morgen ihr“ hatte der Northeimer Heimbeirat Vertreter aus Politik, Verwaltung und Wohlfahrtsorganisationen zu einer Diskussion in das Northeimer Altenwohnheim Stiemerling eingeladen.

Piepenbrink gewählt

Unter großer Anteilnahme der Bevölkerung wurde am 10. April 1983 in Erinnerung an die 900-Jahr-Feier von Elvershausen ein Gedenkstein vom Ortsrat enthüllt. Foto: NNN-Archiv

900-Jahr-Feier: Gedenkstein enthüllt ELVERSHAUSEN. Die 900Jahr-Feier der Ortschaft Elvershausen im Sommer 1982 sei jetzt dreifach dokumentiert, schreibt die NNN am 12. August 1983. Nachdem bereits im Jahr 1982 in der Grünanla-

ge im Unterdorf ein Baum gepflanzt worden sei, enthüllte der Ortsrat am 10. April 1983 dort einen Gedenkstein. „Möge dieser Stein alle Elvershäuser daran erinnern, dass dieser Ort unsere Heimat

1984: Wie Dieter Riedmiller in Northeim Stadtkämmerer wurde NORTHEIM. Zum neuen Kämmerer der Stadt Northeim, der später auch die Funktion des stellvertretenden Stadtdirektors in der Kreisstadt übernehmen soll, wählte der Northeimer Stadtrat am 13. März 1984 den parteilosen Dieter Dieter Riedmiller Riedmiller. Der Rat brauchte vor 200 Zuhörern in der Stadthalle allerdings zwei Wahlgänge, um Riedmiller als

Nachfolger von Edward Schmied (FDP) zu küren. Im ersten Wahlgang erhielt der neue zweite Mann in der Northeimer Rathaushierarchie lediglich zwei Stimmen. Er war von der zweiköpfigen Fraktion der Grünen nominiert worden. Die Kandidaten von SPD, CDU und FDP erhielten ebenfalls nicht die zur Wahl erforderlichen 20 Stimmen. Ein zweiter Wahlgang wurde erforderlich. In einer Sitzungsunterbrechung einigen sich Christde-

Glanzvolle Spiele

KATLENBURG. Die Katlenburger Steinscheune auf dem Burgberg gegenüber der St.-Johannis-Kirche bekam im September 1985 ein neues Dach, berichtete die NNN am 20. September 1985. Der stellvertretende Gemeindedirektor Karl-Heinz Hagerodt teilte mit, es handele sich um eine Maßnahme aus dem vorletzten Restaurierungsabschnitt

ESSEN. Erstmals in der Geschichte der Bundesrepublik wird am 18. Januar 1985 Smogalarm der Stufe III ausgelöst. Betroffen ist das östliche Ruhrgebiet mit Essen. Die Smogalarmpläne der Stufe III sehen ein totales Fahrverbot sowie die Drosselung bezw. totale Stilllegung von Produktionsanlagen vor.(hjf) Mehr auf

www.hna.de

Die bisher erschienenen Seiten der Zeitreise 100 Jahre NNN stehen unter www.hna.de/northeim.html zum Download bereit.

mokraten und Liberale auf Riedmiller als Kompromiss-

tav Heinemann aus der Northeimer Stadtverwaltung unter dem Jubel zahlreicher Zuhörer aus dem Hut. Vergeblich. Dieter Riedmiller, der 47 Jahre alte städtische Rat bei der Stadt Hannover wurde mit 22 gegen 17 Stimmen zum Kämmerer gewählt. Die Sensation war perfekt.

Sitzverteilung

Joker aus dem Hut

Alte Steinscheune wird restauriert

Smogalarm

ben wir alle an einem Strang gezogen“, meinte Pastor Sigismund von Reitzenstein: „Dorfgemeinschaft, Nachbarschaft und gegenseitige Hilfe sollten jetzt für immer erhalten bleiben“. (hjf)

Überraschung bei Wahl

MÜNCHEN. Bei dem schwersten Hagelunwetter seit Menschengedenken werden am 12. Juli 1984 in München und Umgebung mehr als 300 Personen zum Teil schwer verletzt. Es entsteht ein Sachschaden von mehreren 100 Millionen D-Mark. LOS ANGELES. Bei den 23. Olympischen Sommerspielen von Los Angeles, die am 12. August 1984 zu Ende gehen, erringen bundesdeutsche Olympioniken 59 Medaillen, darunter 17 Mal Gold.

ist“, rief Ortsbürgermeister Heinz Marks nach der Enthüllung des Findlings mit dem Ortswappen aus. Der Gedenkstein trägt die Inschrift „900 Jahre Elvershausen - 1982“. „Bei der 900-Jahr-Feier ha-

kandidaten. Die SPD zauberte als Joker den parteilosen Gus-

Die Sitzverteilung im Northeimer Rat im März 1984: CDU:18 Abgeordnete, SPD: 16 Abgeordnete, FDP: drei Abgeordnete, Grüne: Zwei Abgeordnete. (hjf)

NORTHEIM. Die Arbeitslosigkeit im Landkreis Northeim hat im Februar 1984 einen traurigen Rekord erreicht, so die NNN vom 3. März 1984. Insgesamt waren 8008 Menschen ohne Arbeit.

Kunden-Schwund

NORTHEIM. Der Northeimer Kaufmannschaft drohen wegen mangelnder Attraktivität der Stadt die auswärtigen und die jungen Kunden davonzulaufen. Das berichtete die NNN am 18. April 1984. Weiter heißt es, gestützt werde diese Vermutung durch eine Marktanalyse, die die Volksbank Northeim in Auftrag gab. Sie zeigt deutliche Schwachstellen im Bereich der Innenstadt auf.

Gegen Flugplatz

NORTHEIM. In Langenholtensen formiert sich laut NNN vom 28. August 1985 eine Bürgerinitiative gegen den im Gespräch befindlichen Ausbau des Northeimer Flugplatzes mit einer festen Start- und Landebahn. Drei Bürger des Wohngebietes Pascheburg verlangten in einem Brief an die Stadtverwaltung Northeim eine Stellungnahme zu den Plänen.

Spende für Seenplatte

für den Burgbergkomplex im Jahr 1985.

Garage für Maschinen

75.000 D-Mark kostete im Jahr 1985 das neue Dach für die Steinscheune auf dem Katlenburger Burgberg. Auch der Dachstuhl wurde saniert. Foto: NNN-Archiv

Zucht und Leistung Tollwut grassiert 1985: Große Schau der Landwirtschaft

1985: 22 Sperrbezirke eingerichtet

NORTHEIM. Eine fünftägige Landwirtschaftsausstellung am Sollingtor in Northeim besuchten rund 32 000 Menschen. Das berichtete die NNN nach Abschluss der Veranstaltung am 1. Juli 1985. Weiter heißt es in dem Bericht: „Die außerordentlich positive Resonanz rechtfertige Northeim auch als künftigen

NORTHEIM. Fast der gesamte westliche Teil des Landkreises Northeim ist Tollwut verseucht. Das schreibt die NNN am 8. Oktober 1985. Weiter heißt es, bei 28 Füchsen, fünf Rehen und einem Marder sei amtstierärztlich die Seuche festgestellt worden. 22 Sperrbezirke wurden in der Gemeinde Bodenfelde sowie in

Ausstellungsort, wenn gleich sich die Anzahl der Tiere kaum noch erhöhen lässt. Gezeigt wurden Pferde, Rinder, Bullen und Kälber. Ausstellungsleiter Jürgen F. Köhne freute sich über die größte landwirtschaftliche Leistungsschau, die nach dem 2. Weltkrieg in Northeim stattgefunden habe. (hjf)

8000 Arbeitslose

NORTHEIM. Das 75-jährige Bestehen der Heimatzeitung Northeimer Neueste Nachrichten nahm der Verleger der HNA/ NNN, Rainer Dierichs am 29. August 1985 vor Repräsentanten aus Politik, Wirtschaft und Verwaltung zum Anlass, der Stadt Northeim einen Spendenscheck über 50.000 D-Mark für Naturschutzmaßnahmen im Bereich der Northeimer Seenplatte zu überreichen. Spender waren das Verlagshaus Dierichs und der NNN-Altverleger Paul Hahnwald.(hjf)

1985: Neues Dach für Gebäude auf dem Burgberg

Die Steinscheune wurde derzeit von der deutschen Schreberjugend und hauptsächlich vom Bauhof der Gemeinde Katlenburg-Lindau als Garage für Straßenbaufahrzeuge und Maschinen verwendet. (hjf)

NÖRTEN-HARDENBERG. Mit der hauchdünnen Mehrheit von einer Stimme wurde der SPDRatsherr und langjährige Ortsbürgermeister der Kerngemeinde, Carl Piepenbrink, vom Rat der Gemeinde Nörten-Hardenberg zum Bürgermeister gewählt. Wie die NNN am 14. Dezember 1983 mitteilte, trat Piepenbrink die Nachfolge des verstorbenen Otto Tristram an.

den Städten Uslar, Dassel und Einbeck errichtet.

Herden unter Beobachtung Neben den Wildtieren wurde die Tollwut bei elf Schafen und zehn Rindern festgestellt. Sechs Schafherden und 14 Rinderherden wurden unter amtliche Beobachtung gestellt. (hjf)

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Landkreis Northeim

Montag, 29. Juni 2009

Zeit(ungs)raffer: Jahre 1986 bis 1988 Aus Stadt und Kreis

Rückblick

Medenheimer Platz

NORTHEIM. Mit deutlicher Mehrheit quer durch die Fraktionen votierte der Northeimer Stadtrat am 15. April 1986 für einen autofreien Medenheimer Platz. Das berichtete die NNN am Tag darauf.

Lob für Segelclub

Unser ehemaliger Redaktionsleiter Hans J. Fisseler blättert im NNN-Archiv: „Es war ein ebenso ehrgeiziges wie phantastisches Projekt, der DinosaurierPark im Bereich der Stadt Hardegsen. Aber 120 dieser gewaltigen Tiere vor der Toren der kleinen Sollingstadt waren wohl eine Nummer zu groß. Schon der Triceratops, der einige Zeit vor dem Hardegser Rathaus Stellung bezog, sorgte mehr für Unbehagen als für Wohlgefallen bei der Einwohnerschaft. „

Deutschland und die Welt Challenger explodiert

HOUSTON. Die US-Raumfähre Challenger explodiert am 28. Januar 1986 nach dem Start vom Weltraum-Stützpunkt Cape Canaveral in 17 Kilometern Höhe. Die gesamte Besatzung, sechs Berufsastronauten sowie eine Lehrerin, kommen bei diesem bisher schwersten Unglück in der Geschichte der bemannten Weltraumfahrt ums Leben.

NORTHEIM. Als Pioniere der geplanten Freizeitanlage im Bereich der Northeimer Seenplatte bezeichnete die Vorsitzende des Northeimer Segelclubs, Angelika Blaseg, die Segelsportler, die zwei Jahre lang ihr Clubgelände im Nordhafen am Großen Freizeitsee herrichteten und ein Clubhaus bauten. Das berichtete die NNN am 22. April 1986. Bei der Einweihung lobte Bürgermeister Friedrich-Wilhelm Vordemfelde: „Hier ist etwas Außerordentliches geschaffen worden.“ Vier Northeimer Ehrenbürger auf einem Bild: Städtetagsgeschäftsführer Peil gratuliert Friedrich-Wilhelm Vordemfelde (links) sowie von rechts Hermann Teuteberg, Prof. Winfrid Hedergott und Helmut Berkhahn. Foto: NNN-Archiv

Verdiente Kommunalpolitiker geehrt

NORTHEIM. Für langjährige Tätigkeit im Rat der Stadt Northeim und ihre kommunalpolitischen Verdienste ehrte der Hauptgeschäftsführer

HARDEGSEN. Der Beverunger Künstler Bernd K. Wolter möchte im Bereich der Stadt Hardegsen ein DinosaurierFreilichtmuseum einrichten. Das berichtete die Heimatzeitung Northeimer Neueste Nachrichten am 18. September 1987. In den Saurierpark

Brandt tritt ab

Barschels Freitod

sollen nach seinen Vorstellungen 120 wetterbeständige und pflegeleichte Glasfaser-Saurier aufgestellt werden. Alle naturgetreu und in voller Lebens-

größe nachgebildet. Dafür sucht der Künstler im Bereich der Stadt Hardegsen eine Fläche von fünf bis zehn Hektar. Gemeinsam mit Wissenschaftlern wollte er die Saurier aus Glasfasern der Landschaft entsprechend Landund Wassertieren zuordnen. Das Projekt sollte auch wissenschaftlich begleitet werden. Für die geplanten 120 Saurier wollte Wolter eine Summe von 1,4 Millionen D-Mark inves- Der Dinosaurier Triceratops vor dem Rathaus: Der Künstler Bernd K. Wolter Foto: NNN-Archiv tieren. Die Stadt wollte 1987 in Hardegsen ein Saurier-Museum einrichten. Hardegsen sollte ihn lediglich bei der Flächen- „Bevor die ersten kleinen pro und contra abzuwägen, suche im Bereich der Stadt un- Schmusetierchen in die Stadt oder sich an ein künftiges Sauterstützen. rollen, haben Bürger und Poli- rier-Hardegsen zu gewöhnen.“ Im NNN-Bericht heißt es: tiker noch die Möglichkeit, (hjf)

Neustadtfest ein Magnet in der Altstadt

40 Medaillen

SEOUL. Bei den 24. Olympischen Sommerspielen, die am 17. September 1988 in Seoul eröffnet werden, erringen bundesdeutsche Athleten 40 Medaillen.

Trauer um Strauß

MÜNCHEN. Im Alter von 73 Jahren stirbt der CSU-Vorsitzende und bayrische Ministerpräsident Franz-Joseph Strauß am 3. Oktober 1988 in Regensburg. Er hatte zwei Tage zuvor einen Herzanfall erlitten. (hjf) Mehr auf

www.hna.de

Die bisher erschienenen Seiten der Zeitreise 100 Jahre NNN stehen unter www.hna.de/northeim.html zum Download bereit.

Ehrenbürgern der Stadt Northeim ernannt: Teuteberg und Prof. Hedergot 1987, Vordemfelde 1989 und Berkhan 1996. (hjf)

1987: Künstler aus Beverungen will in Hardegsen 120 Glasfasertiere aufstellen

Atom-Katastrophe

KIEL. Der ehemalige Ministerpräsident von Schleswig-Holstein, Uwe Barschel (CDU), wird am 11. Oktober 1987 von einem Stern-Reporter in einem Genfer Hotel tot in der Badewanne liegend vorgefunden. Sein Tod ist nach Ansicht der Untersuchungsbehörden auf eine Überdosis von Medikamenten zurückzuführen.

gott und Hermann Teuteberg (SPD) sowie Bürgermeister Friedrich-Wilhelm Vordemfelde (CDU). Alle vier wurden später zu

Saurierpark im Gespräch

TSCHERNOBYL. In der Kernkraftanlage Tschernobyl in der Ukraine ereignet sich am 26. April 1986 der bisher schwerste Unfall in der Geschichte der Nutzung der Kernenergie. BONN. SPD-Chef Willy Brandt gibt am 23. März 1987 in Bonn seinen vorzeitigen Rücktritt vom Amt des SPD-Parteivorsitzenden bekannt.

des Niedersächsischen Städtetages, Dr. Ekkehard Peil, am 15. April 1986 die drei Beigeordneten Helmut Berkhan (CDU), Prof. Winfrid Heder-

Geschiebe beim 5. Northeimer Neustadtfest am 31. Mai 1986. Die Besucherzahl wurde in die Tausende geschätzt. Foto: NNN-Archiv

NORTHEIM. Mehrere tausend Menschen feierten am 31. Mai 1986 mit den Bewohnern der Northeimer Altstadtstraße Neustadt das Neustadtfest, das zum fünften Male ausgerichtet wurde. Es gab Kutschfahrten im Pony-Express, ausrangierte Autos durften angemalt werden, einen Malwettbewerb auf Tapetenbahnen gab es ebenso wie Dosenwerfen und Münzenwerfen in ein Aquarium. An drei Stellen wurde live musiziert. Für Senioren waren zahlreiche Kaffeetafeln gedeckt. Im NNN-Bericht heiß es: „Der Andrang der Menschen auf die Buden und Verkaufsstände in der Neustadt war so stark, wie selten in den Vorjahren und manche Händler mussten lange vor Mitternacht schließen, weil sie leergetrunken und leergegessen worden waren.(hjf)

Scheine mit Zukunft

NORTHEIM. Plastikgeld in Form von Kreditkarten werden in absehbarer Zeit keine Chance haben, die Banknote im privaten Zahlungsverkehr zu verdrängen. Diese Auffassung vertrat laut NNN vom 19. September 1987 der Chef der Kreis-Sparkasse Northeim, Hans-Joachim Röwer.

Gas für Zementwerk

NORTHEIM. Das Gas, das sich in der Kreismülldeponie bei Blankenhagen bildet und zurzeit noch abgefackelt wird, soll für die Zementherstellung genutzt werden. Wie die NNN am 20. Oktober 1987 berichtete, vergab der Kreisausschuss die Aufträge für das 3-Millionen-DM-Projekt.

Hormon-Skandal

NORTHEIM. Ein Hormonskandal in der Kälbermast zeigt im Landkreis Northeim deutlich Wirkung, schreibt die NNN am 8. September 1988. Zum einen ließen die Verbraucher Kalbfleich in Fleischereien und Supermärkten links liegen, zum anderen bleiben die Bauern nach Darstellung von Kreislandwirt Werner Otte auf ihren Kälbern sitzen.

Wohnstraße fertig

LINDAU. Die erste verkehrsberuhigt ausgebaute Wohnstraße im gesamten Katlenburg-Lindauer Gemeindegebiet überhaupt wurde laut NNN vom 5. Oktober 1988 fertiggestellt. Lediglich mit Bäumen und Sträuchern soll die noch recht kahl wirkende Breslauer Straße in Lindau versehen werden.

Hilfe für Wattenmeer

NORTHEIM. 70 Teilnehmer an einem Dia-Vortrag über das gefährdete Wattenmeer fassten in der Stadt Northeim laut NNN vom 20. Oktober 1988 spontan eine Resolution, in der die Landesregierung in Hannover aufgefordert wird, zum Schutz des Wattenmeeres schnelle Entscheidungen zu treffen. (hjf)

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Landkreis Northeim

Montag, 6. Juli 2009

Zeit(ungs)raffer: Die Jahre 1989 bis 1991 Aus Stadt und Kreis

Rückblick

Filmtierschule

Unser ehemaliger Redaktionsleiter Hans J. Fisseler blättert im NNN-Archiv: „Als die ersten Menschen aus der DDR nach der Grenzöffnung zu uns nach Northeim kamen, fragten wir sie nach dem Woher. Und sie antworteten: aus Elend und Sorge. Das hatten wir erwartet und so zeigten wir unser Mitgefühl. Dass es nie gehörte Ortsnamen aus dem grenznahen Harzgebiet waren, ließ uns staunen.“

Deutschland und die Welt Mordaufruf

TEHERAN. Der iranische Revolutionsführer Ayatolla Khomeini ruft am 14. Februar 1989 die Moslems in aller Welt zur Ermordung des britisch-indischen Schriftstellers Salman Rushdie mit der Begründung auf, dass dessen Roman „Satanische Verse“ den Islam beleidige.

Botschaftsflüchtlinge

BERLIN. Die über 4000 DDRFlüchtlinge in der bundesdeutschen Botschaft in Prag und die Übersiedlungswilligen in der Warschauer Botschaft können am 30. September 1989 in den Westen ausreisen. Noch in der Nacht befördern Sonderzüge der DDR-Reichsbahn über 6000 Menschen in die Bundesrepublik.

HARDEGSEN. Nachdem sich die Pläne, den größten Dinosaurier-Park Europas in der Stadt Hardegsen anzusiedeln, zerschlagen haben, ist im November 1989 eine namhafte Filmtierschule in Hardegsen im Gespräch. Wie die NNN am 23. November 1989 berichtet, ist der Rat der Stadt Hardegsen davon überzeugt, ein tolles Projekt an der Angel zu haben. Er beschließt mit großer Mehrheit, „alle Hebel in Bewegung zu setzen, um diese Einrichtung an die Espolde zu bekommen.“

Neue Tollwut-Fälle

Begeisterungsfähig: Junge Franzosen aus Tourlaville und Northeimer bei der ersten Begegnung des Jahres 1991 vor dem Northeimer Bürgersaal. Foto: NNN-Archiv

20 junge Franzosen zu Gast in Northeim NORTHEIM. Zu einem ersten Jugendaustausch des Jahres 1991 der Stadt Northeim und ihrer französischen Partnerstadt Tourlaville kommt es im April des Jahres. 20 Schüle-

Fußball-Weltmeister

ROM. Im Finale der 15. Fußballweltmeisterschaften schlägt die Mannschaft der Bundesrepublik am 8. Juli 1990 Titelverteidiger Argentinien im ausverkauften Olympiastadion von Rom mit 1:0 und wird zum dritten Mal Fußball-Weltmeister.

NORTHEIM. Historischer Augenblick am 12. November 1989 auf dem Northeimer Bahnhof: Um 9.55 Uhr hält nach mehr als 40 Jahren der erste Personenzug, der aus der DDR-Grenzgemeinde Ellrich kommt. Die Northeimer Neuesten Nachrichten berichten am nächsten Tag: „Werner Güh-

Dann öffnen sich die Waggontüren und rund 350 Frauen und Männer, Kinder und Jugendliche - auch einige Dackel sind dabei - steigen aus. Spontaner Jubel bricht aus. Beifall auf dem Bahnsteig.“

NORTHEIM. Handel und Handwerk in der Northeimer Innenstadt laufen Sturm gegen Pläne des Northeimer Rates, im Industriegebiet westlich der Göttinger Straße ein Sondergebiet für ein Fach- und Großmarktzentrum auszuweisen. Das berichtet die NNN am 21. April 1990 und fährt fort: „Spitzenvertreter der Gemeinschaft für Wirtschaftsförderung, der Geschäftsleute des City-Centers, von Handel und Handwerk in der Stadt Northeim trafen sich mit dem Gutachter der Handwerkskammer Hildesheim zu einer Krisensitzung.“

Northeims Stadtdirektor Werner Hesse empfängt die Besucher noch auf dem Bahnsteig und fordert sie auf, ins Rathaus zu gehen, um sich dort das Besuchergeld auszahlen zu lassen.

Geschäfte öffnen

ne, Geschäftsführer der Gewerkschaft der Eisenbahner Deutschlands (GdED) Göttingen-Northeim, steht am geöffneten Fenster des ersten Waggons des Schienenbusses und winkt den etwa 30 auf dem Bahnsteig 13 wartenden Menschen zu.

Noch zwei weitere Sonderzüge kommen an diesem Tag aus der DDR auf dem Northeimer Bahnhof an. Das Rote Kreuz versorgt über 1000 Menschen auf dem Münsterplatz mit heißen Getränken, Erbseneintopf und Südfrüchten. Spontan öffnen die Innenstadtgeschäfte an diesem Sonntag. Vor den Schaufenstern spielen sich unbeschreibliche Szenen ab. Zu den gefragtesten Artikeln der DDRBesucher gehörten Bananen und Apfelsinen.(hjf)

Russlandhilfe

Ankunft der ersten DDR-Bürger auf dem Northeimer Bahnhof am 12. November 1989. Ein Sonderzug hatte sie aus Ellrich abgeholt. Foto: Fisseler

Entsetzen nach Flugplatz Kriegsausbruch nimmt Hürde

NORTHEIM. Zu einer spontanen Protestdemonstration kamen wenige Minuten nach Bekanntwerden des Angriffs der multinationalen Streitkräfte auf den Irak zur Befreiung des besetzten Kuwaits elf Frauen und Männer auf der Northeimer Mühlentorkreuzung zusammen. Das berichtete die NNN am 18. Januar 1991.

Schüler-Aktionen

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In einer Sonderausgabe informierte die NNN am 17. Januar 1991 über den Ausbruch des Golfkrieg. Foto: NNN-Archiv

Ladenschlussgesetz

NORTHEIM. Der nächste lange Einkaufssamstag wird in der Stadt Northeim nicht ganz so lang, wie die Verbraucher das bisher vom ersten Samstag im Monat gewohnt sind. Wie die NNN am 6. April 1990 berichtet, werden die Geschäfte schon um 16 Uhr statt wie bisher um 18 Uhr die Pforten schließen. Grund ist das neue Ladenschlussgesetz, das für die verkaufsoffenen Samstage von April bis Oktober 1990 die frühere Ladenschließung vorschreibt.

Krisensitzung

Besuchergeld

KUWAIT. In den frühen Morgenstunden des 17. Januar 1991 beginnen die am Persischen Golf stationierten multinationalen Truppen unter Führung der USA mit ihren Luftangriffen auf den Irak. Nachdem sämtliche diplomatischen Bemühungen gescheitert waren, soll die Freigabe Kuwaits mit militärischen Mitteln erzwungen werden. (hjf)

Die bisher erschienenen Seiten der Zeitreise 100 Jahre NNN stehen unter www.hna.de/northeim.html zum Download bereit.

sei gegenwärtig noch verständlich, wenn vielen Northeimern ein junger Franzose näherstehe, als ein Gleichaltriger aus dem Osten Deutschlands. (hjf)

1989: Drei Sonderzüge voller Menschen aus Ellrich und Nordhausen

Golfkrieg beginnt

Mehr auf

Partner seit 1985. Bei einem Empfang für Gäste und Gastgeber im Bürgersaal ging Bürgermeister Wolfgang Tölle auf Probleme in den neuen Bundesländern ein und sagte, es

Willkommene DDR-Bürger

Mandela frei

KAPSTADT. Die Hoffnung auf ein Ende der Unterdrückung der schwarzen Bevölkerungsmehrheit in Südafrika und einen Ausgleich zwischen den Rassen konzentrieren sich auf Nelson Mandela, der am 11. Februar 1990 nach fast 28-jähriger Haft aus dem Gefängnis in der Nähe von Kapstadt freigelassen wird.

rinnen und Schüler des Collège Diderot sind zu Gast bei Schülern des Gymnasiums Corvinianum und der Realschule der Kreisstadt. Es ist die fünfte Begegnung dieser drei

NORTHEIM. Überall in Niedersachsen hatte die Anti-TollwutAktion mit Impfködern für Füchse Erfolg. „Nur im Landkreis Northeim nicht“, sagte laut NNN vom 8. August 1989 der Tierseuchenreferent im niedersächsischen Landwirtschaftsministerium. Man stehe vor einem Rätsel. Während die Tollwut in anderen Landkreisen so gut wie beseitigt sei, sei im Landkreis Northeim lediglich eine geringfügige Entspannung der Lage zu verzeichnen.

Schon vor 8 Uhr am 17. Januar 1991 zogen Schüler des Gymnasiums Corvinianum zum Marktplatz und machten auf Plakaten und Spruchbändern ihrer Enttäuschung über den Kriegsausbruch Luft. Mehrere Schulen ließen den Unterricht ausfallen und unterstützten damit die Aktivitäten der Schüler. (hjf)

NORTHEIM. Der politisch umstrittene Bebauungsplan für den Northeimer Flugplatz wurde am 16. April 1991 von einer „Großen Koalition“ im Rat der Stadt Northeim in geheimer Abstimmung als Satzung beschlossen. Am selben Tag berichtet die NNN über Gutachten zum Thema Fluglärm. In dem Bericht heißt es: „Der Lärm startender und landender Flugzeuge auf dem Flugplatz Northeim ist nicht so stark, dass er normale Unterhaltung oder das Hören von Musik in Wohnräumen beeinträchtigt.“ Das stellte der vom Landgericht Göttingen beauftragte Gutachter in zwei Gutachten für Zivilprozesse von Northeimer Flugplatzgegnern fest. (hjf)

NORTHEIM. Das Technische Hilfswerk Northeim beteiligt sich aktiv an der Russlandhilfe, berichtet die NNN am 7. Januar 1991. Ziel der Ladung von zehn Tonnen Hilfsgüter in Form von Lebensmittel, Brot und Babynahrung ist die 2200 Kilometer entfernte Stadt Tartu in Estland , wo die Hilfsgüter an ein Kinderund ein Altenheim geliefert werden. (hjf)

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Landkreis Northeim

Montag, 13. Juli 2009

Zeit(ungs)raffer: Jahre 1992 bis 1994 Aus Stadt und Kreis

Rückblick

Mehr Patienten

NORTHEIM. Im Northeimer Albert-Schweitzer-Krankenhaus wurden 1991 mehr Patienten behandelt und gepflegt als je zuvor. Das berichtet die NNN am 2. September 1992 und fährt fort: „Insgesamt waren es 10.573. Mit einem Aufenthalt von durchschnittlich 12,1 Tagen sei dabei die bisher kürzeste Verweildauer erreicht worden.“

Gift am Oder-Ufer

Unser ehemaliger Redaktionsleiter Hans J. Fisseler blättert im NNN-Archiv: „Als der Namenszug „Scharnhorstkaserne“ abgemeißelt wurde, war der Kampf um den Garnisonsstandort Northeim lange verloren. Unvergessen bleibt der Brandbrief von Bürgermeister Tölle an das Bundesverteidigungsministerium für den Erhalt der Garnison. Begründung: „In nur 30 Kilometern Entfernung lauert der Russe.“

Dramatische Rettungsaktion: Mehr als 500 Hilfskräfte waren bei dem schweren Zugunglück am 15. November 1992 am Northeimer Bahnhof im Einsatz. Foto: NNN-Archiv

Elf Tote bei Zugunglück

16. November 1992: Chaos und Trümmerfeld auf dem Northeimer Bahnhof

Deutschland und die Welt 80 Medaillen

BARCELONA. Die 25. Olympischen Sommerspiele gehen am 9. August 1992 in Barcelona zu Ende. Deutsche Sportler erringen 80 Medaillen und rangieren in der Nationenwertung hinter der Gemeinschaft Unabhängiger Staaten (GUS) und den USA auf Rang 3.

Jahrhundertbauwerk

BAMBERG. Bundespräsident Richard von Weizsäcker weiht am 27. September 1992 das letzte Teilstück des 171 Kilometer langen Rhein-Main-DonauKanals zwischen Bamberg und Kelheim ein, das die 3500 Kilometer lange Strecke von der Nordsee zum Schwarzen Meer schiffbar macht. Das Jahrhundertbauwerk ist vor allem bei Umweltschützern äußerst umstritten.

Neue Postleitzahlen

BONN. In Deutschland wird das seit 1961 bestehende vierstellige Postleitzahlensystem am 1. Juli 1993 durch ein fünfstelliges ersetzt. Es ist notwendig geworden, weil seit der deutschen Einheit 802 Leitzahlen in Ost und West doppelt vergeben waren.

Massen arbeitslos

NORTHEIM. Erst entgleiste ein Güterzug, dann raste ein Schnellzug in einen quergestellten Waggon. Am 16. November 1992 berichtete die NNN über eines der schwersten Zugunglücke der vergangenen Jahre, das elf Todesopfer und mehr als 30 zum Teil schwer Verletzte forderte. Gegen 1.30 Uhr war der Fernschnellzug Innsbruck Kopenhagen mit rund 300 Fahrgästen kurz hinter dem Northeimer Bahnhof mit einem auf dem Gleis querste-

schnellzuges, der zum Unglückszeitpunkt die erlaubte Geschwindigkeit von 115 Stundenkilometern fuhr, kippten um. Einer durchbrach das Geländer einer über die Bundesstraße 241 führenden Brücke und blieb knapp über der Straße hängen.

100 Sanitäter und Ärzte

henden Güterwaggon kollidiert. Fünf Wagen des Fern-

Wenige Minuten später trafen die ersten Rettungskräfte am Unglücksort ein. Bis in die frühen Morgenstunden waren 320 Feuerwehrleute, mehr als

100 Sanitäter und Ärzte, 30 Polizeibeamte und 50 Mitglieder des Technischen Hilfswerkes am Unglücksort im Einsatz.

Höchstes Lob Ministerpräsident Gerhard Schröder kam am frühen Nachmittag nach Northeim, um sich ein Bild vom Unglücksort und dem Einsatz der Hilfskräfte zu machen, die sich für ihren kompetenten und engagierten Einsatz höchstes Lob verdienten und erhielten. (hjf)

Familie im Glück mit Drillingen

Kasernen-Namen abgemeißelt

KALEFELD. Ihr erstes Weihnachtsfest zu fünft verbrachte Familie Blumenhagen aus Kalefeld im Jahr 1994. Seit der Geburt der Drillinge Marius, Melissa und Lucia herrscht Leben in der Wohnung. Das berichtete die NNN am 29. Dezember 1994. Bereits am 19. September 1994 waren die dreieiigen Geschwister in einer Göttinger Klinik auf die Welt gekommen. Wie häufig bei Mehrlingsgeburten hatte es sie vor der Zeit ans Tageslicht ge-

NORTHEIM. Den Bundeswehrstandort in der Stadt Northeim gibt es seit dem 30. September 1992 auch offiziell nicht mehr.

bereits zuvor die Hinweisschilder auf den Kasernenkomplex im Straßenraum entfernen lassen.

Truppe angetreten

Die letzten 80 von einstmals rund 1000 Soldaten des Bataillons verließen am 1. Oktober 1992 Northeim. Den metallenen Namensschriftzug übergab Kasernenkommandant Major Wolf-Dieter Gerisch an Northeims Stadtarchivar Hartmut von Hindte. (hjf)

1994: Vom Brutkasten ins Himmelbett

drängt. Um zehn Wochen kürzten sie ihren regulären Aufenthalt im Mutterleib ab. Deshalb mussten Marius, Melissa und Lucia noch einige Zeit im Brutkasten verbringen, bevor sie in ihre Himmelbettchen nach Kalefeld umziehen konnten. Die Drillige hatten das Glück, in eine intakte Familie hinein geboren zu werden. Oma und Opa der Mutter leben im selben Haus und die Großeltern des Vaters wohnen gleich um die Ecke. (hjf)

1992: Bundeswehrstandort aufgelöst

Wie die Northeimer Neuesten Nachrichten berichtete, hämmerten im Rahmen einer kleinen Zeremonie Soldaten vor angetretener Truppe den Namenszug „Scharnhorst-Kaserne“ vom Betonsockel des Eingangstores ab. Die Stadt Northeim hatte

Einst 1000 Soldaten

STUTTGART. Der Vorstand der Daimler Benz AG kündigt am 17. September 1993 den Abbau von weltweit 44 000 Arbeitsplätzen bis Ende 1994 an, davon mindestens 35 000 in deutschen Werken. Begründet wird die Entscheidung mit Verlusten in drei von vier Unternehmensbereichen.

NORTHEIM. Für den renommierten Bildhauer Paul Trappe ist der Northeimer Münsterplatz menschlicher geworden, nachdem mit der Fußgängerzone Lärm und Gestank verbannt worden seien. Trappe schuf den Bürgerbrunnen, der am 31. Oktober 1992 eingeweiht wurde. Der Brunnen zeigt drei abstrakte Figuren, die einen Kaufmann, einen Bäcker und einen Schuhmacher darstellen sollen.

Papierkrieg

EINBECK. Rund 800 Besucher kamen am 2. März 1994 zum Landvolktag nach Einbeck. Gastredner war Bundesfinanzminister Theo Waigel. Wie die NNN am 3. März 1994 berichtete, klagte Landvolk-Vorsitzender Siegfried Sander: „Der Papierkrieg lähmt jede unternehmerische Initiative“. Allein zur Milchquote habe es in zehn Jahren 30 Änderungsverordnungen gegeben.

Grundschule Süd

NORTHEIM. Die Eltern von Kindern, die im Sommer 1994 schulpflichtig werden und in der Northeimer Südstadt wohnen, können sich im Grundsatz darauf einrichten, dass ihre Sprösslinge ab September 1994 die neue Grundschule Süd in der Northeimer Südstadt besuchen werden. Das berichtete die NNN am 24. März 1994

Streit um Bücherei

NORTHEIM. Der Streit um die Bücherei zwischen Stadt und Landkreis Northeim ist neu entbrannt. Das berichtete die NNN am 23. Dezember 1994. Weiter heißt es: Vor 30 Jahren setzte der Landkreis die Schließung der Stadtbücherei durch. Zugunsten der Kreisbücherei. Im Jahr 1994 ist dem Landkreis die Bücherei viel zu teuer geworden. (hjf)

Gesucht: Ihre Erinnerungen

BERLIN. Nach jahrelangem Streit einigen sich am 11. März 1994 Unionsparteien, SPD und FDP auf einen Kompromiss zur Einführung der Pflegeversicherung. Zur Finanzierung des Systems soll ein Feiertag abgeschafft werden. (hjf)

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Bürgerbrunnen

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Pflege gesichert

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LINDAU. Alarmierend hohe Dioxin-Werte haben Gutachter des Technischen Überwachungsvereins (TÜV) Hannover/ Sachsen-Anhalt im Landschaftsschutzgebiet entlang der Oder am östlichen Rand der Gemarkung Lindau festgestellt. Das berichtet die NNN am 3. Oktober 1992. Weiter heißt es, die hochgiftigen Rückstände aus dem Umfeld eines ehemaligen Kabelverbrennungsplatzes in Lindau beschäftigten jetzt die Behörden.

Die glücklichen Eltern Ulrich und Evelyn Blumenhagen mit ihren Drillingen im Dezember 1994. Foto: NNN-Archiv

Mit dem Meißel entfernten Soldaten den Namenszug Scharnhorst-Kaserne vom Kaserneneingang. Foto: NNN-Archiv

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Landkreis Northeim

Montag, 20. Juli 2009

Zeit(ungs)raffer: Jahre 1995 bis 1997 Aus Stadt und Kreis

Rückblick

Seedorf in Gefahr

NORTHEIM. Die Stadt Northeim hat die Expo-Gesellschaft um eine Fristverlängerung gebeten, weil das Gesamtkonzept für das geplante Seedorf als Projekt der Weltausstellung Expo 2000 noch nicht fertig ist. Das berichtete die NNN am 11. Oktober 1995. Ein Investor, der bereits seine Zusage zum Bau des 100Millionen-DM-Projektes gegeben hatte, ist laut Stadtdirektor Bernhard Bramlage wieder abgesprungen. Unser ehemaliger Redaktionsleiter Hans J. Fisseler blättert im NNN-Archiv: „Die Vision Northeimer Seedorf war und blieb ein Traum. Vielleicht sogar ein Alptraum, der mit dem Motto der Weltausstellung Expo 2000 „Mensch - Natur Technik“ herzlich wenig gemein hatte. Das verstanden die Bürger, die verantwortlichen Politiker in der Stadt Northeim fast zu spät. Aber immerhin. Und unser Freizeitsee blieb, was er war und ist: Eine Oase der Naherholung.“

Deutschland und die Welt Kritik am Krieg

BERLIN. Mit für einen Bundespräsidenten ungewöhnlich deutlichen Worten kritisierte Roman Herzog am 10. Januar 1995 den Krieg in Tschetschenien. Bei einem Neujahrsempfang für das diplomatische Korps brachte er seine Besorgnis um Frieden und Menschenrechte in Russland zum Ausdruck.

Hagelsturm in USA

FORT WORTH. Schwere Hagelstürme forderten am 6. Mai 1995 im US-Bundesstaat Texas mindestens elf Menschenleben und rund 100 Verletzte. Mit apfelsinengroßen Hagelkörnern richteten die Stürme im Raum der Millionenstädte Dallas und Fort Worth Sachschäden bis zu 250 Millionen Dollar an.

Essen auf Rädern

NORTHEIM. Im Landkreis Northeim erhielten im April 1996 670 überwiegend ältere Menschen „Essen auf Rädern“. 107 von ihnen bekommen dafür Zuschüsse aus der Kasse des Landkreises Northeim. Wie die NNN berichtete, wendet der Landkreis dafür jährlich 225.000 DMark auf. Das Northeimer Bergbad stand im Jahr 1995 auf der Kippe. Der jährliche Zuschuss von 200.000 D-Mark erschien der Stadtverwaltung zu hoch. Foto: NNN-Archiv

1995: Galgenfrist für das Bergbad

NORTHEIM. Der Finanzausschuss des Northeimer Rates brachte es am 4. Mai 1995 nicht übers Herz, dem idyllisch gelegenen, aber veralteten Freibad am Sultmer den

Garaus zu machen. Wie die NNN berichtete, hatte das die Stadtverwaltung in ihrem Programm zur Konsolidierung des Haushaltes vorgeschlagen. Einmütig einigte sich der Fi-

nanzauswschuss stattdessen auf die Formulierung, „das Bergbad zurzeit nicht zu schließen“. Allerdings müsse der jährliche Zuschussbedarf von

200 000 D-Mark erheblich reduziert werden, forderten die Mitglieder des Finanzausschusses. Hierzu müsse ehrenamtliche Arbeit eingefordert werden. (hjf)

Das Ende einer Expo-Vision 1996: Der Northeimer Stadtrat versenkt ehrgeizige Seedorf-PLäne

NORTHEIM. Nach monatelangem Ringen um eine Rettung der Northeimer Expo-Vision Seedorf schlug die letzte Stunde des Weltausstellungsprojektes am 25. Juni 1996 in öffentlicher Ratssitzung. In der Heimatzeitung Northeimer Neueste Nachrichten vom 2. Juli 1996 heißt es dazu: „Das Northeimer Expo-Projekt Seedorf ist tot. Die Vision, die mit so großen Hoffnungen und Erwartungen aus der Taufe gehoben wurde, erwies sich als nicht lebensfähig. Totengräber waren nicht zuletzt die desolate Finanzlage der Stadt

Northeim, die hohe Belastung der Bürger durch Steuern und

Abgaben sowie die geringen Hoffnungen, dass sich an die-

ser Situation in den nächsten Jahren etwas ändert. Das ist nicht der Nährboden, auf dem ein Projekt gedeiht, dessen Verwirklichung weit mehr als 100 Millionen D-Mark verschlungen hätte.“ Bereits am 2. März 1996 hatte sich der Bürgerprotest gegen das Expo-Projekt formiert. Mit einem Bürgerantrag sollte das Seedorf zu Fall gebracht werden. Die Bürgeraktion gegen die Seedorf-Pläne überreichte am 22. Mai 1996 im Rathaus 2588 Unterschriften. Dabei betont Bürgermeister Wolfgang Tölle das legitime

Recht der Menschen auf diesen Bürgerantrag. Der Northeimer Kreistag lehnte es am 15. Juni 1996 ab, das Seedorf in das Regionale Raumordnungsprogramm aufzunehmen. Damit fehlte die Planungsbasis. Zehn Tage später platzte der Traum von einem Northeimer Seedorf als Projekt zur Weltausstellung Expo 2000 endgültig: Eine Ratsmehrheit von SPD und Grünen zog keine drei Monate vor der Kommunalwahl einen Schlussstrich unter die Seedorf Vision. (hjf)

Rentenreserve

HAMBURG. Die Finanzrücklage der Rentenversicherung schmilzt immer weiter zusammen. Das berichtete die NNN am 17. September 1996. Ende Oktober 1996 wird die Schwankungsreserve mit rund fünf Milliarden D-Mark den niedrigsten Stand seit der Rentenreform von 1992 erreichen.

SPD will Schröder

BONN. Zwei Drittel der SPDMitglieder wünschen sich den niedersächsischen Ministerpräsidenten Gerhardv Schröder als Kanzlerkandidaten. (hjf) Mehr auf

www.hna.de

Die bisher erschienenen Seiten der Zeitreise 100 Jahre NNN stehen unter www.hna.de/northeim.html zum Download bereit.

Fielmann kommt

NORTHEIM. Eine neue Fielmann-Niederlassung öffnete am 12. September 1996 im Haus Breite Straße 55 seine Pforten. Acht Mitarbeiter haben nach Darstellung der NNN hier einen Arbeitsplatz gefunden.

Silos gefallen

NÖRTEN-HARDENBERG. Die letzten Gebäudeteile der ehemaligen Nörten-Hardenberger Zuckerfabrík wurden am 21. November 1996 dem Erdboden gleichgemacht. Mit einer Abrissbirne wurden die beiden 41 Meter hohen Silos zum Einstürzen gebracht. Damit erinnert nichts mehr an die Zuckerfabrik in Nörten, die nach der Kampagne im Jahr 1993 die Produktion einstellte.

Umwelttage

HARDEGSEN. Mit einrem Energiemarkt auf dem Burghof endeten die ersten Umweklttage in Hardegsen. Wie die NNN am 2. Juuni 1997 berichtete, informierten die Aussteller über Solaranlagen zum Selbstbauen ebenso wie über wirtschaftliche Ölheizungen. Der Besucheransturm hielt sich allerdings in Grenzen. „Vielleicht ist Energie noch nicht teuer genug“, mutmaßte ein Aussteller.

Schauburg eröffnet

NORTHEIM. Rund 100 Gäste nahmen am 18. September 1997 an der Eröffnung des umgebauten Lichtspieltheaters Neue Schauburg am Northeimer Markt teil. (hjf)

Mindestlöhne am Bau

KÖLN. Nach monatelangem Tauziehen ist der Weg für die Mindestlöhne auf deutschen Baustellen frei. Die Bundesvereinigung der deutschen Arbeitgeberverbände erklärten sich an 11. November 1996 in Köln bereit, die von den Bautarifparteien ausgehandelten Stundenlöhne von 17 D-Mark im Westen und 15,65 D-Mark im Osten für allgemein gültig zu erklären.

Endlein bleibt

NORTHEIM. 40 der 55 Abgeordneten im neuen Northeimer Kreishaus sprachen Landrat Axel Endlein (SPD) am 8. November 1996 ihr Vertrauen aus und wählten ihn wieder an die Landkreisspitze. Endlein kündigte an, dies sei seine letzte Amtsperiode.

Anlieger der Langen Straße und der Amtsfreiheit gingen 1995 gegen Beitragsbescheide der Stadt auf die Straße. Foto: NNN-Archiv

Bernd Hennig legt den Grundstein für den neuen Kindergarten in Langenholtsensen. Foto: NNN-Archiv

Zahlung verweigert Grundstein gelegt 1995: Protest von Anliegern der Langen Straße

1995: Für neuen Kindergarten

MORINGEN. Moringer Bürger protestieren gegen Beitragsbescheide ihrer Stadtverwaltung. Wie die NNN am 9. Januar 1995 berichtet, berufen sich die Anlieger der Langen Straße und der Amtsfreiheit in Moringen auf angeblich zugesagte Kostenfreiheit für den Ausbau der Ortsdurchfahrt. Stadtdirektor Rudolf Bödcher erklärte laut Heimatzeitung, dass es sich dabei nur

LANGENHOLTENSEN. Festlicher Baubeginn für den Kindergarten der Northeimer Ortschaft Langenholtsensen im Oktober 1995. Wie die NNN am 9. Oktober 1995 berichtete, legte der Vorsitzende des Kindergartenfördervereins „Kinderparadies“ Langenholtensen, Bernd Hennig, den Grundstein zum Bau des Kindergartens. Werner Ellies, der stellver-

um ein Missverständis handeln könne. In der Bürgerversammlung vor Beginn der Baumaßnahme sei mit Sicherheit darauf hingewiesen worden, dass die Anlieger nicht für die Straße und auch nicht für den Gehweg zur Kasse gebeten werden. Ebenso sicher aber auch darauf, dass weder die Erneuerung der Beleuchtung noch die Einrichtung der Parkbuchten umsonst sei. (hjf)

tretende Bürgermeister der Stadt Northeim, dankte dem Förderverein für die Eigeninitiative, den nie erlahmten Schwung, immer am Ball zu bleiben, um den Bau zu fördern. Die Gesamtkosten des Kindegartens wurden mit 1,25 Millionen D-Mark angegeben. Die 90 Mitglieder des Fördervereins wollen zahlreiche Arbeiten in Eigenleistung ausführen. (hjf)

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Landkreis Northeim

Montag, 27. Juli 2009

Zeit(ungs)raffer: Jahre 1998 bis 2000 Aus Stadt und Kreis

Rückblick

Neuer Verein

HAMMENSTEDT. Ein neuer Verein wurde in Hammenstedt aus der Taufe gehoben: Der Dorfverschönerungsverein. Das berichtete die NNN am 2. Februar 1998. „Wir wollen die Lebensund Wohnqualität in unserem Heimatdorf erhalten und verbessern“, erklärte Ortsbürgermeisterin Helga Rössing die Ziele des Vereins.

Weichen für Fusion

Unser ehemaliger Redaktionsleiter Hans J. Fisseler blättert im NNN-Archiv: „Eine teure Fehlkalkulation wurde das gigantische Projekt Müllverbrennungsanlage Blankenhagen für den Landkreis Northeim. Ein ehrgeiziger Verwaltungschef wollte den Landkreis Northeim zum Mittelpunkt eines ausufernden MüllTourismus machen. Das ging gründlich schief, weil immer mehr Menschen immer weniger Müll produzierten. Das bleibt vernünftig.“

Deutschland und die Welt Bosnien-Hilfe

BONN. Deutschland hat seit dem Zerfall Jugoslawiens rund 20 Milliarden D-Mark Hilfe für Bosnien und Herzegowina sowie friedenschaffende Maßnahmen geleistet. Wie die NNN am 3. Februar 1998 berichtete, entfielen seit 1991 rund 17 Milliarden DMark auf die Aufnahme von Kriegsflüchtlingen.

Schröder triumphiert

HANNOVER. Niedersachsens Wähler haben die Kanzlerkandidatenfrage der SPD entschieden. Nach seinem Triumph bei der Landtagswahl tritt Gerhard Schröder bei der Bundestagswahl gegen Bundeskanzler Helmut Kohl an, berichtet die NNN am 2. März 1998.

Weitere Luftangriffe

BONN. Die Luftschläge der Nato gegen Jugoslawien werden nach Ankündigung von Bundesaußenminister Joschka Fischer auch über Ostern 1999 intensiv fortgesetzt. Nach NNN-Darstellung vom 1. April 1999 erklärte Fischer, es gehe nicht an, dass die Christen das Osterfest feierten und die Moslems im Kosovo hingemetzelt würden.

Präziser OP-Roboter

GÖTTINGEN. In der Universität Göttingen wurde am 30. Juni 1999 der erste Operations-Roboter vorgestellt. Der Automat ermöglicht laut NNN vom 1. Juli 1999 Hüftgelenksimplantationen oder Kniegelenksoperationen von bisher nicht gekannter Genauigkeit.

Putin an der Macht

MOSKAU. Nach dem überraschenden Rücktritt des russischen Präsidenten Boris Jelzin übernahm Wladimir Putin die Macht im Kreml in Moskau. Das berichtete die NNN am 2. Januar 2000. (hjf) Mehr auf

www.hna.de

Die bisher erschienenen Seiten der Zeitreise 100 Jahre NNN stehen unter www.hna.de/northeim.html zum Download bereit.

NORTHEIM. Einstimmig gab der Kirchenkreistag Northeim grünes Licht für die Zusammenlegung der drei Kirchenkreise Northeim, Einbeck und Uslar zu einem Groß-Kirchenkreis. Wie die NNN am 1. März 1998 berichtete, verspricht man sich angesichts der knapper werdenden Finanzen große Einsparungspotenziale vor allem personeller Art.

Rückhaltebecken Nach zehn Jahren Vorarbeit ist es soweit: Die erste Weltausstellung in Deutschland öffnet am 1. Juni 2000 in Hannover ihre Pforten. Als Schaufenster der Ideen will sich die Expo 2000 präsentieren. Bundeskanzler Schröder wertet die Weltausstellung als große Chance für Deutschland. Foto: NNN-Archiv

2000: Northeimer bemalen Expo-Wal

NORTHEIM. Der riesige Wal, der schon vor Eröffnung der Expo zu deren Wahrzeichen geworden ist, wurde von Northeimer Handwerkern bemalt, berichtet die NNN am 1. Juni 2000.

Der Northeimer Malerbetrieb Lutz Vogel hatte seit Mitte Februar 2000 täglich zwischen zwei und sechs Mitarbeiter auf der riesigen Baustelle, die rund 1300 Quadratmeter Decken, 4000 Quadratme-

ter Wandflächen sowie Türen, Rohre und Geländer mit fast drei Tonnen Farbe bemalten. Der 70 Meter lange, 30 Meter breite und 20 Meter hohe Wal auf dem Gelände der Weltausstellung Expo 2000 in

Hannover, der vorwiegend aus Glas und Holz besteht, ist ein Gemeinschaftsprojekt der evangelisch-christlichen Vereinigung mit dem CVJM und der evangelischen Allianz. (hjf)

Aus für die Müllverbrennung 1998: Verzicht kostet den Landkreis 13,9 Millionen D-Mark NORTHEIM. Der Landkreis Northeim steigt offiziell aus dem Bauvorhaben für eine Müllverbrennungsanlage in der Gemarkung der Moringer Ortschaft Blankenhagen aus. Das berichtete die NNN am 18. März 1998. Der Landkreis verzichtete damals auf den Bau der rund 260 Millionen DMark teuren Versuchsanlage zur thermischen Abfallbehandlung. Ausschlagend für den Ausstieg waren nach Darstellung von Oberkreisdirektor RalfReiner Wiese wirtschaftliche Gründe. Zum einen habe sich das Restmüllaufkommen seit Beginn der Planungen Anfang

der 1990-er Jahre mehr als halbiert, was vor allem auf einen

massiven Rückgang des Gewerbemülls zurückzuführen sei. Anderseits habe es einen massiven Verfall der Verbren-

nungspreise gegeben. Der Oberkreisdirektor rechnete mit Schadensersatzforderung der EAM, deren Tochterunternehmen die Verbrennungsanlage in Blankenhagen bauen sollte. Dass der Ausstieg des Landkreises aus dem Verbrennungsprojekt zu Senkungen der Müllgebühren führen wird, hielt Wiese für unwahrscheinlich. Schließlich müssten weiter Rückstellungen aufgebaut werden, um die Mülldeponie noch 30 Jahre nach der Schließung gefahrlos betreiben zu können. Über das dicke AusstiegsEnde berichtete die NNN am 3.

September 1998: „Der Ausstieg aus dem Pilotprojekt einer thermischen Abfallbehandlungsanlage an der Kreismülldeponie Blankenhagen kostet den Landkreis Northeim 13,9 Millionen D-Mark. Ohne den Ausstieg hätte der Landkreis eine Garantiesumme von jährlich 42 Millionen D-Mark an die Bauträger-Gesellschaft zahlen müssen.“ Oberkreisdirektor Wiese, dem von Politik und Bürgerschaft gleichermaßen die Hauptverantwortung für das Müll-Debakel angelastet wurde, musste seinen Hut nehmen. Er zog sich aufs Altenteil zurück. (hjf)

1998: Wolfgang Tölle wirft hin und geht NORTHEIM. Nach 25 Jahren aktiver Kommunalpolitik zog der frühere Northeimer Bürgermeister, Wolfgang Tölle (SPD), im Sommer 1998 überraschend einen dicken Strich unter diesen Teil seines Lebens. In einem NNN-Interview

vom 13. Juni 1998 übernahm Tölle, der zehn Jahre das Bürgermeisteramt innehatte, die Verantwortung für die Wahlschlappe der Northeimer Sozialdemokraten bei der Kommunalwahl des Jahres 1996. Mit 24 Jahren war Tölle als

jüngster Abgeordneter in den Northeimer Kreistag eingezogen. Mit 49 legte er alle politischen Ämter und Mandate nieder und kehrte sogar seiner Heimatstadt Northeim den Rücken, um sich mit seiner Familie im Landkreis Göttingen

neu anzusiedeln. Tölle räumte ein, die Hauptgründe der SPDNiederlage bei der 1996-er Kommunalwahl sei die Diskussion um das Expo-Projekt Seedorf und der Streit um den Bau eines Kindergartens in Hollenstedt gewesen. (hjf)

BÜHLE. Dem seit langem geplanten Bau eines Regenrückhaltebeckens oberhalb der Gaststätte „Lindenhof“ in der Ortschaft Bühle zur Sicherstellung des Hochwasserschutzes in der Ortschaft steht nun nichts mehr im Wege, wie die NNN am 13. April 1999 berichtete. Der dafür notwendige Tausch von Grundstücken zwischen der Kirche und der Stadt ist nach Information von Ortsbürgermeister Fritz Sonnenberg unter Dach und Fach.

Sporttag in der City

NORTHEIM. Der „Go-Sports“Tag lockte am 1. Juli 1999 über 1000 Kinder und Jugendliche in die Northeimer Innenstadt. 120 Helfer aus Vereinen, Schulen und vom Jugend- und Kulturzentrum sorgten für beste Bedingungen an den zahlreichen Spiel- und Showstationen.

Kein Sicherheitsdienst

NORTHEIM. Der Braunschweiger Regierungspräsident sieht das System des Rechtsstaates in Deutschland gefährdet, wenn die Stadt Northeim einen privaten Sicherheitsdienst mit Streifengängen durch die Northeimer Innenstadt beauftragt. Das berichtet die NNN am 5. Januar 2000 und fährt fort: In einer offiziellen Weisung an Stadtdirektor Dieter Riedmiller unterstreicht der Regierungspräsident: „Das Gewaltmonopol muss in den Händen der Polizei bleiben.“

Kaufleute ohne Lust

NORTHEIM. Mit der Situation nach der Auflösung der Northeimer Gemeinschaft für Wirtschaftsförderung beschäftigte sich laut NNN vom 1. Juni 2000 der Northeimer Ratsausschuss für Wirtschaft und besondere Planungen. Aus den Diskussionbeiträgen klang weitgehend Ratlosigkeit heraus, was die Zukunft der Vermarktung der Northeimer Innenstadt betrifft. (hjf)

Chaos bleibt aus

Mandate verteidigt

AUFRUF

NORTHEIM. Die Lichter in Stadt und Landkreis Northeim blieben an, das befürchtete Computer-Chaos fand nicht statt, was also war so Besonderes an diesem Wechsel ins neue Jahrtausend? Das fragte die NNN am 2. Januar 2000 und versuchte gleichzeitig, selbst Antworten zu finden: Nichts! Böller und Raketen, wie gehabt. Streitigkeiten über Knallereien und Ruhestörung, wie gehabt. Schlägereien, wie gehabt. Beschädigte Pkw und zertrümmerte Schaufenster,

NORTHEIM. Sieger der Landtagswahl vom 1. März 1998 im Kreis Northeim ist die SPD. Ihre Kandidaten, Axel Endlein und Uwe Schwarz, verteidigten ihre Wahlkreise. Die Heimatzeitung NNN berichtete am Tag nach der Wahl: „Die Sozialdemokraten haben ihre Dominanz im Kreis Northeim einmal mehr unter Beweis gestellt. Ausnahmslos in allen Städten und Gemeinden legten sie gegenüber 1994 noch einmal zu. Die Christdemokraten hingegen mussten vor allem im Wahl-

Wir interessieren uns auch für Ihre Erinnerungen, die Sie mit den NNN verbinden: persönliche Erlebnisse oder Ereignisse in der Region? Glücksmomente? Schicksalsstunden? Schreiben Sie uns: Northeimer Neueste Nachrichten In der Fluth 24 37154 Northeim, E-Mail an [email protected], Fax an 055 51/ 65950

2000: Start ins neue Jahrtausend

wie gehabt. Randnotizen in den Protokollbüchern der Polizei: Der ganz normale Wahnsinn einer Neujahrsnacht. Für die Polizei war es ein relativ ruhiger Jahreswechsel“.

Erleichterung Weiter heißt es in der NNN zum Jahrtausendwechsel: Gefeiert wurde natürlich auch. Meist unbeschwert und fröhlich. Wenige Minuten nach Mitternacht wich bei vielen Notfalleinsatzkräften die Anspannung und machte Erleichterung Platz.(hjf)

1998: SPD gewinnt Landtagswahlen

kreis 23 Northeim Verluste einstecken. Wenige Stunden vor Schließung der Wahllokale trat der Moringer FDP-Kreisvorsitzende Bernd Melle von seinem Amt zurück. Als Grund nannte er „unhaltbare Vorwürfe“, die Mitglieder des FDP-Kreisvorstandes gegen ihn erhoben hätten. Schon Monate zuvor war Melle im Zusammenhang mit dem Parteiausschlussverfahren gegen den Moringer FDP-Ratsherrn Karl Barnkothe in den eigenen Reihen in die Kritik geraten. (hjf)

Gesucht: Ihre Erinnerungen

Landkreis Northeim

Montag, 3. August 2009

Zeit(ungs)raffer: Jahre 2001 bis 2003 Aus Stadt und Kreis

Rückblick

City-Manager

NORTHEIM. Northeims neuer City-Manager Rainer Hesse tritt am 2. Januar 2001 sein Amt als Geschäftsführer des Northeimer Stadtmarketingvereins an.

Kreisbrandmeister

Unser ehemaliger Redaktionsleiter Hans J. Fisseler blättert im NNN-Archiv: „Der 11. September 2001 hat sich mir für immer tief ins Bewusstsein eingebrannt. Der muslimische Terror hat die Welt schwer erschüttert. An diesem verhängnisvollen Tag konnte man allenfalls ahnen, wie das schwer getroffene Amerika auf diesen Angriff reagieren würde. Und man erwartete Schlimmes.“

Deutschland und die Welt Weltraumtourist

Moskau. Der erste Weltraumtourist Dennis Tito hat am 30. März 2001 das Ziel seiner Träume erreicht und ist an Bord der Internationalen Raumstation ISS gegangen. „Ich liebe den Weltraum“ war der erste Kommentar des glücklich strahlenden Hobby-Raumfahrers . Der 60-jährige Amerikaner hatte für seine private Reise ins All 20 Millionen Dollar bezahlt.

Schalke nur Vize

Gelsenkirchen. Als die deutsche Fußballmeisterschaft des Jahres 2001 am 19. Mai 2001 schon für Schalke 04 entschieden scheint, da gelingt Bayern München in letzter Sekunde in Hamburg das 1:1-Unentschieden und die Müncher entreißen den Schalkern den Meistertitel. Auf Schalke fließen die Tränen.

Vize-Weltmeister

Yokohama. Im Endspiel der Fußball-Weltmeisterschaft am 30. Juni 2002 im japanischen Yokohama verliert die deutsche Mannschaft mit 2:0 gegen Brasilien und kehrt als gefeierter VizeWeltmeister nach Deutschland zurück.

Rolling Stones

London. Die englische Rockband Rolling Stones wird am 12. Juli 2002 40 Jahre alt. Keine andere Rockband steht schon so lange auf der Bühne, kaum eine verzeichnet über die Jahrzehnte einen so großen Einfluss in der Musik und auf das Lebensgefühl einer Generation.

Dosenpfand

Berlin. Nach jahrelangem Streit bis hin zum Bundesverfassungsgericht ist am Neujahrstag des Jahres 2003 an Tankstellen, Bahnhöfen und Kiosken das Dosenpfand gestartet. Mindestens 25 Cent werden jetzt auf Einwegverpackungen mit Bier, Mineralwasser und kohlensäurehaltigen Erfrischungsgetränken erhoben. (hjf) Mehr auf

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Die bisher erschienenen Seiten der Zeitreise 100 Jahre NNN stehen unter www.hna.de/northeim.html zum Download bereit.

NORTHEIM. Zweikampf um das Amt des Northeimer Kreisbrandmeisters am 2. Februar 2001: In zwei Wahlgängen erreicht weder Bernd Kühle noch sein Konkurrent Harry Otte die absolute Mehrheit. Beim dritten Wahlgang am 21. Februar 2001 wird Bernd Kühle mit satter Mehrheit zum neuen Kreisbrandmeister gewählt.

Basketball-Party

HARDEGSEN. Mit einer 24Stunden-Basketball-Party feiert die Basketball-Abteilung des Hardegser Sportvereins am 12. Mai 2001 ihr 50-jähriges Bestehen.

Verdienstkreuz

Der Trachtenumzug durch die Straßen der Stadt Northeim war der farbenprächtige Höhepunkt des Tages der Niedersachsen im Jahre 2002. Gleichzeitig feierte Northeim den 750. Stadtgeburtstag. Foto: NNN-Archiv

Grandioser 750. Stadtgeburtstag 2002: 200.000 Besucher kommen zum Tag der Niedersachsen an die Rhume NORTHEIM. So ein tolles Geburtstagsfest hatte die Kreisstadt Northeim noch nie erlebt. Die Stadt feierte im Juni 2002 ihren 750. Geburtstag mit dem Tag der Niedersachsen am 8. Juni 2002. Zu diesem Landesfest kamen 200.000 Besucher nach Northeim. Die langen Vorbereitungen vieler ehrenamtlicher Helfer hatte sich gelohnt. Auf 13 Bühnen im Stadtgebiet wurde ein begeisterndes Musikprogramm geboten. Unzählige Gruppen, Vereine und

Verbände aus Stadt und Landkreis Northeim stellten sich

und die Region vor. Absoluter Höhepunkt des Tages der Niedersachsen war der Trachtenumzug mit bunten Trachtengruppen aus allen Teilen Niedersachsens.

Vorfeld des Landesfestes wurde das Lied, dessen Text Northeims Kultusamtsleiter Harald März verfasst hat, zu einer wahren Hymne.

Positive Bilanz

Untrennbar mit der Stadtgeschichte ist das Schützenwesen in Northeim verbunden. Die Schützen stehen deshalb bei einem dreitägigen Jubelfest im August 2002 im Mittelpunkt der städtischen Feiern zum 750. Stadtgeburtstag. (hjf)

Die Bilanz des Festes, bei dem sich die Northeimer als fröhliche und charmante Gastgeber präsentierten, fiel überaus positiv aus. Zum Northeimer Schlager entwickelte sich der Song „Alte Stadt mit jungen Träumen“. Schon im

Jubelfest der Schützen

Menschen standen unter Schock

2001: Trauer und Angst nach Terroranschlag in USA am 11. September NORTHEIM. Tagelang sind die Menschen im Landkreis Northeim nach den schrecklichen Terroranschlägen auf das World-Trade-Center in New York und das Pentagon in Washington in den USA am 11. September 2001 wie gelähmt. Spontan gibt es Gebete in Kirchen sowie Schweige-

märsche, Schweigeminuten auf den Straßen, an denen sich viele tausend Menschen beteiligen. Wie ein Lauffeuer verbreiten sich die furchtbaren Nachrichten. Menschen stehen fassungslos vor den Aushängen der Heimatzeitung Northeimer Neueste Nachrichten.

Schon einen Tag nach den Anschlägen sind Absagen von Veranstaltungen im Gespräch. Dazu gehört der Northeimer Klostermarkt. Bei einer Umfrage der NNNRedaktion in der Northeimer Innenstadt wird deutlich, wie verunsichert viele Menschen sind. Sie reagieren mit Bestür-

zung, Fassungslosigkeit, Trauer und Angst. Groß ist nach den Anschlägen die Hilfsbereitschaft in der Region. So sammeln die Feuerwehren im Landkreis Northeim für Feuerwehrmänner und deren Familien in New York mehr als 15.000 DMark. (hjf)

Arztbesuch kostet 10 Euro

NORTHEIM. Die Gesundheitsreform, die am 1. Januar 2003 in Kraft tritt, bringt für Patienten und Versicherte neue und einschneidende finanzielle Belastungen: Im Mittelpunkt steht die neu eingeführte Praxisgebühr, die Patienten in Höhe von zehn Euro zu Beginn eines jeden Quartals in der Arztpraxis entrichten müssen, um überhaupt in den Genuss einer ärztlichen Behandlung zu kommen. Dr. Christian Steigertahl, der Vorsitzende des Northeimer Ärztevereins, hält die Reform für falsch, weil sie nicht nur Patienten belastet, sondern ebenso die Mitarbeiterinnen in den Arztpraxen zu Kassiererinnen für die Krankenkassen degradiert. Er rät insbesondere chronisch Kranken, sich von ihrer Krankenkasse beraten zu lassen, ab wann für sie eine Befreiung der Zuzahlung infrage kommt. (hjf)

NORTHEIM. Zum Abschied von seinen politischen Ämtern erhält der scheidende Vorsitzende des Landkreistages, Northeims früherer Landrat Axel Endlein (SPD), am 8. März 2002 das Große Verdienstkreuz des Niedersächsischen Verdienstordens.

Wickmann Landrat

NORTHEIM. Mit 51,8 Prozent der Stimmen gewinnt Michael Wickmann (SPD) am 21. April 2002 die erste Direktwahl des hauptamtlichen Landrates im Landkreis Northeim. CDU-Kandidat Bernd Franke kommt auf 34,5 Prozent, Dr. Christian Eberl (FDP) auf 13,7 Prozent.

Königin der Masken

NORTHEIM. Maren Jungesblut ist Northeims erste Königin der Masken. Während einer Gala am 4. Mai 2002 setzt sich die 23-Jährige gegen neun Konkurentinnen durch.

Ganztagszentrum

NORTHEIM. Die ThomasMann-Schule in Northeim wird ab dem Schuljahr 2004/05 beginnend mit den Jahrgangsstufen fünf und sechs mit dem Aufbau eines Realschul- und Hauptschulzweiges eine reine Ganztagsschule. Das beschloss der Northeimer Stadtrat nach einem NNN-Bericht vom 19. Dezember 2003.

Moringer Rosenapfel

MORINGEN. Viele Jahre lang prägte der Moringer Rosenapfel Hausgärten und Streuobstwiesen in der Region, war als wohlschmeckender Tafelapfel mit roter Schale bekannt und geschätzt, schreibt die NNN am 11. Januar 2003. Seit den 1950-er Jahren drohte der seit 1857 bekannte Moringer Rosenapfel zu verschwinden. Doch die Moringer Baumschule Rohde kultivierte die Apfelsorte neu. Der Apfel fand neue Liebhaber. (hjf)

AUFRUF

Gesucht: Ihre Erinnerungen

Bargeld lacht in den Northeimer Arztpraxen: Dr: Christian Steigertal (links) und BEK-Geschäftsführer Thomas Konopka verweisen darauf, dass nach Einführung der Praxisgebühr die verlangten zehn Euro in bar mitgebracht und abgeliefert werden müssen . Foto: NNN-Archiv

Wir interessieren uns auch für Ihre Erinnerungen, die Sie mit den NNN verbinden: persönliche Erlebnisse oder Ereignisse in der Region? Glücksmomente? Schicksalsstunden? Schreiben Sie uns: Northeimer Neueste Nachrichten In der Fluth 24 37154 Northeim, E-Mail an [email protected], Fax an 055 51/ 65950.

Landkreis Northeim

Montag, 10. August 2009

Zeit(ungs)raffer: Jahre 2004 bis 2006 Aus Stadt und Kreis

Rückblick

Rabes Protest

NORTHEIM. Northeims Bürgermeister Irnfried Rabe legte am 18. Januar 2004 Protest bei der Stadt Göttingen gegen die Baugenehmigung zur Erweiterung des Göttinger Kaufparks ein. Er befürchtet einen weiteren Kaufkraftabfluss aus Northeim.

Frau für Jerry Cotton

Unser ehemaliger Redaktionsleiter Hans J. Fisseler blättert im NNN-Archiv: „In der Stadt Northeim hat der Landkreis rechtzeitig die Weichen gestellt, um dem Krankenhaus eine Zukunft zu geben. Mit dem neuen Ärztezentrum und der Zentralen Notaufnahme wurden moderne Einrichtungen geschaffen, die den Krankenhaus-Standort Northeim auch in späterer Krisenzeit nie in Frage stellten.“

Deutschland und die Welt Kanzlers Notbremse

BERLIN. Nach erbittertem parteiinternem Streit und einem dramatischen Absturz in der Wählergunst zieht Bundeskanzler Gerhard Schröder am 6. Februar 2004 die Notbremse und tritt vom Amt des SPD-Parteivorsitzenden zurück. Er macht den Weg frei für Franz Müntefering an der SPD-Spitze.

Terror in Spanien

MADRID. In vier Pendlerzügen in Madrid gehen am 11. März 2004 von islamischen Extremisten gelegte Bomben hoch. 200 Menschen sterben, 1250 werden verletzt. Der Terror hat Europa in einem bisher nicht gekannten Ausmaß erreicht.

Merkel Kanzlerin

BERLIN. Nach der Bundestagswahl im März 2005 wird die CDU-Vorsitzende Angela Merkel zur Bundeskanzlerin gewählt. Als Nachfolgerin von Gerhard Schröder (SPD).

VW-Affäre

WOLFSBURG. Ein Zulieferer brachte die VW-Affäre im Juni 2005 ins Rollen. Als er den Skoda-Personalvorstand Helmuth Schuster der Korruption bezichtigte, ahnte er kaum, dass er das Einstiegskapitel für einen der spektakulärsten Wirtschaftskrimis der deutschen Nachkriegsgeschichte geliefert hatte.

Halle stürzt ein

BAD REICHENHALL. Beim Einsturz einer Eissporthalle in Bad Reichenhall am 2. Januar 2006 kommen 15 Menschen ums Leben, vor allem Kinder und Jugendliche.

Vogelgrippe

RÜGEN. Die gefürchtete Vogelgrippe erreicht am 15. Februar 2006 Deutschland. Das Virus H5N1 wird bei toten Schwänen auf der Insel Rügen nachgewiesen. (hjf) Mehr auf

www.hna.de

Die bisher erschienenen Seiten der Zeitreise 100 Jahre NNN stehen unter www.hna.de/northeim.html zum Download bereit.

NORTHEIM. Kathrin Scholz aus Northeim wird am 26. Januar 2004 Ehefrau und Partnerin des legendären FBI-Romanagenten Jerry Cotton. Fernsehzuschauer kürten die 21-Jährige.

1910er-Saal verkauft

NORTHEIM. Der traditionsreiche Saalbau der 1910-er Schützen am Northeimer Mühlenanger ist verkauft, berichtet die NNN am 30. März 2004. Der Schützenverein von 1910 erhält einen Verkaufserlös von 120 000 Euro.

Knochenbank

Höhepunkt der 900-Jahr-Feier im Jahr 2005 in Katlenburg waren die Ritterspiele, vorgeführt von Kindern, auf dem historischen Burgberg der Gemeinde Katlenburg. Foto: Oschmann

2005: 900-Jahr-Feier in Katlenburg

KATLENBURG. In diesem oft trostlosen Sommer des Jahres 2005 konnten es die Katlenburger kaum fassen: „Was haben wir für ein Glück mit dem Wetter“, war immer wieder zu hören, als der Rhumeort im herrlichen Ambiente des Burgbergs sein 900-jähriges

Bestehen feierte. Das berichtete die NNN am 29. August 2005.

Gründung als Theater Wer nichts über die Geschichte lesen wollte, der brauchte nur zuzuschauen, denn die Katlenburger brach-

ten die Gründungsszenerie in Theaterform auf die Bühne vor der St.-Johannes-Kirche. Ein informatives Spektakel vor prächtiger Kulisse bei herrlichem Sonnenschein. Auf dem Burgberg trafen sich die historischen Gestalten: Ratsherren waren zu se-

hen, Kaufleute, Ordensbrüder, Nonnen, Landknechte, Ritter und Handwerker. Viele Besucher, die sich bestens unterhielten, fanden lobende Worte: „Was hier auf die Beine gestellt wurde, verdient absolute Anerkennung.“ (hjf)

Ärztehaus und Notfallzentrale

2004: Stadt und Landkreis Northeim stellen Weichen für medizinische Versorgung NORTHEIM. Grundsätzlich positiv stand der Aufsichtsrat der Albert-Schweitzer-Krankenhausgesellschaft in Northeim am 4. März 2004 dem Vorhaben gegenüber, auf dem Gelände gegenüber des Northeimer Krankenhauses für fünf Millionen Euro ein sechsstöckiges Ärztezentrum zu bauen.

Apotheke. Offen ist noch die

Klinikhotel fraglich Im Ärztezentrum sollen sieben Arztpraxen und eine Physiotherapiepraxis angesiedelt werden. Geplant ist auch eine

Ein Dorf unter Schock

STÖCKHEIM. Beim Hantieren mit einem Revolver in einem Haus in der Northeimer Ortschaft Stöckheim löste sich am 11. März 2006 ein Schuss und tötete einen 13-Jährigen aus Northeim. Der Junge wurde in den Kopf getroffen. Er hatte seine Freunde, zwölf und 13 Jahre alt, zum Spielen in Stöckheim besucht. Die Jungen waren durch eine Luke auf dem Dachboden in das Haus geklettert und hatten zwei geladene Waffen in einem Koffer gefunden. Als der Zwölfjährige seinem Freund die Waffe zeigte, löste sich der tödliche Schuss. Wie ein Lauffeuer verbreitete sich das schreckliche Geschehen im Dorf. Die Bewohner reagierten mit Trauer und Mitgefühl, schockiert über den unfassbaren Tod eines Kindes. Der Besitzer der Waffen, ein Sportschütze, wurde am 31. Juli 2008 wegen fahrlässiger Tötung zu einer Freiheitsstrafe von drei Monaten auf Bewährung verurteilt. (hjf)

Frage, ob das Zentrum ein Klinikhotel erhalten soll. Das Kli-

nikhotel könnte zehn Betten umfassen. Genutzt werden sollen diese von Patienten, die im Ärztezentrum einen ambulanten Eingriff hatten und danach einen Nacht unter Betreuung bleiben wollen, von Patienten aus dem Northeimer Krankenhaus, die nach einer Operation ein oder zwei Tage auf eine Anschlussheilbehandlung warten, oder auch von Angehörigen, deren Verwandte im Krankenhaus liegen. Mit einer Feierstunde wird am 21. April 2004 im Albert-

Schweitzer-Krankenhaus die neue Zentrale Notaufnahme eingeweiht. Auf 300 Quadratmetern entstanden zwei Operationsräume, ein Schock-, ein Gips- und ein Untersuchungsraum.

Zwei Ärzte Alle nicht geplanten Patienten werden ab sofort zunächst die neue Station durchlaufen, bevor sie auf andere Stationen verteilt werden. Die neue Notfallstation ist mit zwei Ärzten und zwei Pflegekräften besetzt. (hjf)

Rabe: Positive Entwicklung

2004: City-Center bringt frischen Wind in die Einkaufsstadt NORTHEIM. Als den bisher größten Erfolg seiner Amtszeit als Bürgermeister der Stadt Northeim bezeichnete Irnfried Rabe laut NNN vom 9. Oktober 2004 die Tatsache, dass mit den vielen neuen Geschäften im umgebauten CityCenter Grafenhof im Herzen Northeims frischer Wind in die Einkaufsstadt weht. In Northeim gehe es auf-

wärts, stellte der Bürgermeister unmissverständlich fest und verweist auf die hochgradige Verunsicherung vieler Städte, die von der Schließung einer Karstadt-Filiale bedroht sind, nachdem die KarstadtQuelle-Unternehmensgruppe in die Krise geraten ist. Rabe erinnerte daran, die Stadt Northeim sei in der gleichen Situation gewesen, als sich der

Kaufhof als entscheidender Kundenmagnet vor Jahren aus dem City-Center zurückgezogen und eine große Lücke hinterlassen habe, die erst jetzt wieder geschlossen werde. Der Chef der Northeimer Stadtverwaltung ist begeistert: „Unser City-Center hält jeden Vergleich mit den noblen Einkaufszentren in Großstädten stand.“(hjf)

Massenandrang am 11. November 2004 im City-Center Grafenhof in Northeim. Nach Umbau wurde die überdachte Einkaufsmeile neu eröffnet. Foto: NNN-Archiv

NORTHEIM. Dr. Peter Jonczyk ist Leitender Oberarzt für Unfallchirurgie und Endoprothetik am Northeimer Albert-SchweitzerKrankenhaus und wird von seinen Kollegen scherzhaft Bankdirektor genannt. Direktor ist Dr. Jonczyk nicht, aber er leitet die Knochenbank im Northeimer Krankenhaus. Das berichtet die NNN am 20. Februar 2005.

Stadtfest gestrichen

NORTHEIM. 20 Jahre lang gab es in Northeim regelmäßig ein Stadtfest. 2005 wird es erstmals ausfallen . Das beschloss der Verwaltungsausschuss der Kreisstadt am 16. Februar 2005 einstimmig. Die Stadt sah sich finanziell nicht in der Lage, ein solches Fest auszurichten.

Gebete für Papst

NORTHEIM. Überall in den katholischen Gemeinden des Landkreises Northeim beten die Menschen laut NNN-Bericht vom 21. April 2005 für den neuen deutschen Papst. Auch die Priester zeigen sich begeistert von der Wahl Kardinal Ratzingers zum katholischen Kirchenoberhaupt.

Kühle Bürgermeister

NORTHEIM. In einer Stichwahl um das Amt des Bürgermeisters von Northeim setzte sich am 24. September 2006 Harald Kühle (SPD) gegen Heiner Hegeler (CDU) durch. Für Amtsinhaber Irnfried Rabe (FDP) und den Grünen-Kandidaten Torsten Seidel war bereits nach der ersten Abstimmung am 10. September 2006 Schluss.

Fernsehpreis

NORTHEIM. Für den Dokumentarfilm „Zur falschen Zeit am falschen Ort“ wird die Northeimer Kamerafrau Sarah Rotter am 20. Oktober 2006 mit dem Förderpreis des Deutschen Fernsehpreises ausgezeichnet. (hjf)

AUFRUF

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Landkreis Northeim

Montag, 17. August 2009

Zeit(ungs)raffer: Jahre 2007 bis 2009 Aus Stadt und Kreis

Rückblick

Kyrill tobt

NORTHEIM. Der Orkan Kyrill fegte in der Nacht zum 20. Januar 2007 über den Landkreis Northeim und richtete hohen Sachschaden an. Menschen wurden nicht verletzt. Nach sintflutartigem Regen laufen unzählige Keller voll, Bäume stürzen um, Ziegel fliegen von den Dächern.

Kippen aus

Unser ehemaliger Redaktionsleiter Hans J. Fisseler blättert im NNN-Archiv: „Erst das spektakuläre Römerlager bei Hedemünden, dann die sensationelle Entdeckung des Römerschlachtfeldes im Alten Amt: Es war schwer was los in den Urwäldern unserer Heimat vor 2000 Jahren. Auf noch manchen überraschenden Fund dürfen wir gespannt warten“.

Deutschland und die Welt Saddam gehenkt

BAGDAD. Der irakische Diktator Saddam Hussein wird am 1. Januar 2007 in Bagdad gehenkt. Die Hinrichtung des 69-Jährigen löst bei Schiiten Freudenfeiern aus, Sunniten würdigen ihn als Märtyrer.

Komasaufen

BERLIN. Nachdem ein 16-Jähriger, der 52 Gläser Tequila getrunken haben soll, am 12. März 2007 ins Koma fällt, fordert die Politik ein Verbot sogenannter Flatrate-Partys. Der Junge stirbt am 29. März 2007.

Terror im Sauerland

MEDEBACH. In einem Ferienhaus im Sauerland nehmen Antiterrorfahnder am 5. September 2007 drei Personen fest, die Bombenanschläge auf US-Einrichtungen geplant haben sollen. Die Verdächtigen sollen der Islamischen Dschihad-Union angehören.

NORTHEIM. Das Nichtrauchergesetz tritt am 1. August 2007 in Kraft. Ab diesem Tag darf in Kneipen, Restaurants, Diskotheken, Schulen, Landesbehörden und anderen öffentlichen Einrichtungen nicht mehr geraucht werden. Im Landkreis Northeim sehen viele Restaurant- und Kneipenbetreiber ihre Existenz gefährdet.

Steuerausfall

Zwischen Tennisbällen, die Fundstellen markieren, zeigt die Northeimer Kreisarchäologin Petra Lönne am 15. Dezember 2008 in einem Waldstück bei Oldenrode eine Speerspitze aus der Römerzeit. Im dritten Jahrhundert gab es hier am Harzhorn ein Gefecht zwischen Römern und Germanen. Über 600 historische Fundstücke, zum größten Teil Waffen, wurden auf dem Harzhorn gefunden. Foto: dpa

Römerschlacht am Harzhorn 2008: Archäologen machen sensationelle Funde im Alten Amt

KALEFELD. Die Funde auf einem historischen römischen Schlachtfeld im Alten Amt am Harzhorn bei Oldenrode sorgten international für Aufsehen, berichtete die Heimatzeitung Northeimer Neueste Nachrichten am 31. Dezember 2008. Der Fund des Römerschlachtfeldes geht auf zwei Sondensucher zurück, die bereits im Mai 2000 erste Stücke fanden. Die beiden Finder stellten die Fundstücke Jahre später ins Internet und brachten so den Stein ins Rollen. Es dauerte aber noch bis Juni

2008, bis die Northeimer Kreisarchäologin Dr. Petra

Lönne einen Koffer mit Exponaten ins Amtszimmer von

Kalefelds Bürgermeister Edgar Martin brachte. Zu den Fundstücken gehörten SandalenNägel, die Hippo-Sandale, eine Axt und ein Spaten. In dem Waldstück am Harzhorn wurde auch eine Münze gefunden. Sie zeigt den römischen Kaiser Commodus, der von 180 bis 192 regierte. Archäologen vermuten, dass die Römerschlacht am Harzhorn im Jahre 213 stattgefunden haben könnte. Bürgermeister Martin kündigte an, er wolle dafür sorgen, dass Fotos, Fundstücke, Kartenmaterial und Erklärun-

gen zum möglichen Ablauf der Schlacht in der Gemeinde Kalfeld angemessen präsentiert werden. Der Fundort der Römerschlacht soll nach seiner Meinung als „touristischer Leuchtturm“ präsentiert werden.

Höchstspannungsleitung Mit Blick auf das Römerschlachtfeld fragt Martin, ob der Fund vielleicht dabei helfen könnte, beim Bau der geplanten 380.000-Volt-Höchstspannungsleitung eine Erdverkabelung durchzusetzen.(hjf)

Erbbauzins

Anschlag-Risiko

MOSKAU. Russland hat im Energiestreit mit der Ukraine dem Nachbarland am 1. Januar 2009 wie angedroht den Gashahn zugedreht. Verbraucher in Deutschland müssten sich zunächst keine Sorgen machen, weil die Speicher der Gasversorger gut gefüllt seien, sagte Bundeswirtschaftsminister Michael Glos. (hjf) Mehr auf

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Start für Biogas

HARDEGSEN. Der Startschuss für die Produktion von Biogas fällt in Hardegsen. Dort fangen am 6. Februar 2008 die Bauarbeiten zum Bau der Biogasanlage im Gewerbepark an.

Heimat für Senioren

Hohe Spritpreise

Gashahn zu

FWG aufgelöst

NORTHEIM. Die Freie Wählergemeinschaft (FWG) „Bürger für Northeim“, löst sich am 15. Januar 2008 auf. Sechs Jahre existierte der Verbund. Die Auflösung erfolgte in einer Mitgliederversammlung einstimmig. Laut Gründer Jürgen Voß hat man die selbstgesteckten Ziele verfehlt.

MORINGEN. An der Moringer Neumarktstraße entsteht ein Senioren- und Pflegeheim, berichtete die NNN am 3. Januar 2009. Die Kasseler Cornelius-Helferich-Stiftung hat den Bauantrag eingereicht. Fünf Millionen Euro werden in den Neubau investiert.

BERLIN. Eine große Mehrheit der Bundesbürger fordert nach einem Bericht der NNN vom 3. Juni 2008 Steuersenkungen angesichts von Rekord-Spritpreisen. Die Grünen denken über eine Vier-Tage-Woche für Pendler nach. WASHINGTON. In den kommenden fünf Jahren wird die Wahrscheinlichkeit eines biologischen oder nuklearen Terrorangriffs in der Welt nach einer Studie des US-Kongresses immer größer, berichtete die NNN am 3. Dezember 2008.

NORTHEIM. Die Continental AG zahlt für den Rest des Jahres 2007 und für das Jahr 2008 keine Gewerbesteuer, berichtet die NNN am 10. Oktober 2007. Zudem deutet das Unternehmen an, dass bereits gezahlte Steuern für 2007 zurückgefordert werden könnten. Grund ist die Übernahme der Siemens-Tochter VDO. Dadurch wird das steuerliche Conti-Einkommen erheblich vermindert. In der Northeimer Stadtkasse fehlen deshalb 1,5 Millionen Euro.

Gefeierter Star in seiner Heimatstadt Northeim: Schlagersänger Dennis Haberlach. Foto: NNN-Archiv

Giftmüllentsorgung in Fredelsloh: Die Einsatzkräfte wirken wie Wesen von einer anderen Welt. Foto: NNN-Archiv

Dennis Superstar

Giftmüll entdeckt

NORTHEIM. Plötzlich war Northeim in aller Munde. Viele Northeimerinnen und Northeimer verbrachten die Abende, an denen Deutschland den neuen Superstar suchte, vor dem Fernseher. Es galt, den sympathischen 25-jährigen Northeimer Dennis Haberlach in der unterhaltsamen Fernsehsendung von RTL zu unterstützen.

FREDELSLOH. Ein Giftmüllskandal ungeahnten Ausmaßes erschüttert ab dem 16. November 2007 den Landkreis Northeim. Ein 37-jähriger Chemiker aus Einbeck, Geschäftsführer der Firma GeReSo, steht im Verdacht, unerlaubt mindestens 300 Tonnen hochgiftiger Chemikalien wie Formaldehyd und Quecksilber, Batterien und andere Gefahrenstoffe unsachgemäß in Fredelsloh und Lauenberg gelagert zu haben. Das Gelände der ehemaligen Töpferei auf dem Tönnies-

2007: Lobgesänge von Dieter Bohlen

Spitzen-Auftritt Der flog zwar trotz spitzenmäßiger Auftritte, die selbst Dieter Bohlen zu Lobgesängen

veranlasste, am 14. Februar 2007 aus dem Wettbewerb, trotzdem wurde Dennis ein Superstar.

Empfang in Northeim Am 16. März 2007 bereitete die Stadt Northeim dem 25Jährigen einen Empfang in der Stadthalle. Über 1000 Menschen kamen, um Dennis Haberlach zu bejubeln. Seine erste CD steigt an diesem Tag auf Platz 25 in der deutschen Single-Hitparade ein. Ein guter Start in eine Sängerkarriere. (hjf)

2007: Skandal in Fredelsloh

hof in Fredelsloh wird abgesperrt. Polizei, Gewerbeaufsichtsamt und Landkreis ermitteln. Das Umweltministerium in Hannover wird eingeschaltet. Die Giftstoffe müssen katalogisiert, Proben genommen und der Abtransport vorbereitet werden. Doch die Entsorgung verzögert sich immer wieder, weil der Chemiker für seine Firma Insolvenzantrag gestellt hat. Auf den Kosten für die Beseitigung des Giftmülls bleibt der Steuerzahler sitzen. (hjf)

NORTHEIM. Die Interessengemeinschaft von Erbbauberechtigten in Northeim hat in ihrem Kampf gegen die aus ihrer Sicht unangemessen hohen Steigerungen von Erbbauzinsen für Erbpachtbauland durch die Klosterkammer Hannover bundesweite Unterstützung bekommen. Wie die NNN am 10. Februar 2009 berichtete, fordert auch der Verband Wohneigentum eine gesetzliche Neuregelung des Erbbaurechts. (hjf)

AUFRUF

Gesucht: Ihre Erinnerungen Wir interessieren uns auch für Ihre Erinnerungen, die Sie mit den NNN verbinden: persönliche Erlebnisse oder Ereignisse in der Region? Glücksmomente? Schicksalsstunden? Schreiben Sie uns: Northeimer Neueste Nachrichten In der Fluth 24 37154 Northeim, E-Mail an [email protected], Fax an 055 51/ 65950.

Landkreis Northeim

Mittwoch, 19. August 2009

Lesererinnerungen zur Serie 100 Jahre NNN

Macht muss geteilt werden

Axel Endlein: Zwölf Landratsjahre geprägt von der Gemeinde- und Gebietsreform

NORTHEIM. Noch heute ist Ehren-Landrat Axel Endlein der festen Überzeugung, dass es Mitte der 1990-er Jahre ein Fehler der niedersächsischen Landesregierung war, die Ämter des Landrates und des Hauptverwaltungsbeamten zusammenzulegen: „Macht muss geteilt werden, weil sie dann kontrollierbarer ist.“ Durch die Trennung der Ämter werde die kommunale Selbstverwaltung gestärkt. Der ehrenamtliche Landrat habe neben repräsentativen Aufgaben auch die Pflicht gehabt, die Sitzungen des Kreistages und des Kreisausschusses zu leiten. Heute habe der Kreistagsvorsitzende allein die Aufgabe, die Kreistagssitzungen zu leiten. Aber auch nur dann, wenn der Kreistag das ausdrücklich beschließe. Sonst stehe der hauptamtliche Landrat als Verwaltungschef an der Spitze des Kreistages. Deshalb begrüßt Axel Endlein die geplante Neufassung der Kommunalverfassung, nach der es dann grundsätzlich nicht mehr sein kann, dass der Wahlbeamte auch Vorsitzender des Kreistages ist. Die ersten zwölf Jahre der Amtszeit von Landrat Endlein in den Jahren von 1973 bis 1981 war geprägt von der Gemeinde- und Gebietsreform. Er erinnert sich: „1974 verlor der Landkreis Einbeck seine Selbstständigkeit und wurde mit dem Landkreis Northeim zusammengeschlossen. Auch Lindau kam zum Landkreis Northeim. 1976 bei der Kreisreform stießen Bad Gandersheim und Kalefeld sowie Parensen zum Landkreis Northeim. Adelebsen und Lauenförde wanderten im Gegenzug nach Göttingen. Es war eine

Interimszeit. Immer wieder gab es Neuwahlen. Meine Hauptaufgabe habe ich darin gesehen, ein Vertrauensverhältnis der Menschen zu diesem neu zugeschnittenen Landkreis zu schaffen.“ Heute akzeptierten die Menschen in allen Kreisteilen, dass sie zu einem Landkreis gehören, aber ein Misstrauen, dass Standortnachteile entstehen könnten, sei immer da: „Uslar leidet noch heute darunter, dass die Region kein eigener Landkreis mehr ist. Und Einbeck sowieso.“

Erfolgreiche Sache Langfristig gesehen sei der Ausbau des Berufsbildenden Schulwesens in Northeim eine sehr erfolgreiche Sache in seiner Amtszeit als Landrat gewesen. Zuerst, sagt Endlein, sei der Komplex der Berufsbildenden Schule für Hauswirtschaft, Gewerbe und Landwirtschaft an der Sudheimer Straße gebaut worden. Später sei die Berufsbildende Schule für Wirtschaft und Verwaltung mit einem technischen Gymnasialzweig hinzugekommen. Diese Schule habe sich mittlerweile zum erfolgreichsten Gymnasium in Northeim entwickelt. Zu den erfolgreichen Schulprojekten im Landkreis Northeim zählt Axel Endlein auch die IGS in Bodenfelde und die KGS in Moringen. „Damit haben wir ein sehr vernünftiges Bildungsangebot geschaffen.“ Der Ehrenlandrat bedauert es noch heute, dass die Einrichtung einer Integrierten Gesamtschule in Northeim nicht zuletzt an der ablehnenden Haltung einiger Northeimer Parteifreunde gescheitert ist. (hjf)

Zur Person Axel Endlein (68) erblickte am 18. April 1941 in Düsseldorf das Licht der Welt. Er ist verheiratet und hat zwei erwachsene Kinder. Nach Northeim kam er 1966 als DGB-Jugendsekretär. 1968 wurde er geschäftsführender Vorsitzender des DGB-Kreises Northeim, bis er 1976 leitender Geschäftsführer des SPD-Bezirks Hannover wurde. 1990 zog er als Abgeordneter in den niedersächsischen Landtag ein. Der SPD gehört er seit 1959 an. Dem Northeimer Kreistag gehörte er 28 Jahre lang an. Zehn Jahre war er Vorsitzender

des niedersächsischen Landkreistages, sechs Jahre lang Präsident des Deutschen Landkreistages. 1998 wurde Axel Endlein Mitglied im Ausschuss der Regionen der Europäischen Gemeinschaft, dessen Präsidium er vier Jahre lang angehörte. Die Aufzählung der Ehrenämter des Ehren-Landrats Axel Endlein ist unvollständig. Im Alter von 68 Jahren, im Sommer 2009, ist er Vorsitzender des Ortsvereins Northeim der Arbeiterwohlfahrt und Vorsitzender des Fördervereins Krankenhaus Northeim. (hjf)

Die Mitglieder des Kreisausschusses des Landkreises Northeim zeigt dieses Foto aus den Jahren 1974/75: Stehend von links: Hans-Georg Strüder (Lindau), H. Schäfer (Einbeck), Werner Otte (Verliehausen), Dr. Matthias Rabbethge (Einbeck), Heinrich Koch (Wachenhausen), Wolfgang Tölle (Northeim), Hans-Joachim Otto (Einbeck) und Erich Rewerts (Dassel): Unten sitzend von link zeigt die Aufnahme: Kreisdirektor Ralf-Reiner Wiese (Northeim), Heinz Pretzlaff (Northeim), Landrat Axel Endlein (Northeim) und Oberkreisdirektor Wolfgang Senger (Northeim). Foto: NNN-Archiv

„Entscheidung war richtig“ Ehren-Landrat Axel Endlein zur Affäre um die geplatzte Müllverbrennung

Das Thema Der Ehren-Landrat des Landkreises Northeim, Axel Endlein, blickt im Rahmen der „Lesererinnerungen zur Serie 100 Jahre NNN“ zurück auf die Jahre der Planung und Hintergründe des gescheiterten Baus einer Müllverbrennungsanlage auf dem Gelände der Kreismülldeponie in der Gemarkung der Moringer Ortschaft Blankenhagen.

VON HANS-JÜRGEN FISSELER NORTHEIM. In der Bewertung der Rolle der Kreistagspolitiker und von Oberkreisdirektor Ralf-Reiner Wiese in der Affäre der gescheiterten Müllverbrennung, die den Steuerzahler im Landkreis Northeim 12,5 Millionen D-Mark gekostet hat, ohne das jemals eine thermische Müllbehandlungsanlage in Blankenhagen ent-

standen wäre, kommt Axel Endlein, der sich nach 23,5 Jahren im Amt des ehrenamtlichen Landrates mit Erreichen der Altersgrenze aus der Kommunalpolitik in den Ruhestand zurückgezogen hat, zu der Überzeugung: „Kein politisches Gremium des Landkreises Northeim hat damals den Rücktritt des Oberkreisdirektors gefordert. Er musste also nicht zurücktreten. Er hat den Weg in die Altersteilzeit gewählt, weil das Ende seiner Dienstzeit bevorstand und er als Oberkreisdirektor nicht hätte wiedergewählt werden können. Nach einer Änderung der Kommunalverfassung war der nächste Hauptverwaltungsbeamte im Kreishaus ein direkt gewählter hauptamtlicher Landrat.“

Rücktrittsforderungen Endlein räumt ein, dass es nach dem Fiasko um die Müllverbrennung aus den Kreistagsfraktionen vereinzelte Rücktrittsforderungen an die Adresse Wieses gegeben hat. Dennoch betont Endlein: „Wiese musste nicht zurücktreten.“ Gleichwohl wurde Endlein als amtierender Landrat vom Antrag des Oberkreisdirektors überrascht, für sich

das Altersteilzeitgesetz in Anspruch zu nehmen. Endlein in seiner Rückschau: „Einen vergleichbaren Antrag eines Hauptverwaltungsbeamten hatte es in Niedersachsen noch nicht gegeben.“ Um abzuklären, ob einem Oberkreisdirektor das Recht auf Altersteilzeit zustand, ließ Endlein von der Kommunalaufsicht der Bezirksregierung und des Innenministeriums in Hannover ein Gutachten erstellen, das zu dem Ergebnis kam: „Auch Wahlbeamte können Altersteilzeit nehmen.“ Im Vorfeld der KreistagsEntscheidung, in Blankenhagen eine Müllverbrennungsanlage bauen zu lassen, betont Axel Endlein rückschauend, habe OKD Wiese die Fraktionen immer ausführlich begleitend über die Müllproblematik im Landkreis Northeim informiert. Jeder Kreistagsabgeordnete sei über jeden Schritt zur Planung der Anlage informiert gewesen. Der EhrenLandrat: „Wenn wir nichts getan hätten, dann hätte es einen großen Mülltourismus gegeben, weil nämlich die Deponie in Blankenhagen voll gewesen wäre. Unter den damaligen Rahmenbedingungen war die Entscheidung für eine

Müllverbrennung richtig.“ Als dann die Müllmengen aus welchen Gründen auch immer so dramatisch eingebrochen seien, sei es die beste Entscheidung gewesen, das Projekt zu stoppen. Zudem habe es die veränderten Rahmenbedingungen durch Bundes- und Landesgesetze gegeben, dass die anderen südniedersächsischen Landkreise zu diesem Zeitpunkt aus welchen Gründen auch immer nicht mehr bereit gewesen seien, ihre Restmüllmengen zu einer Müllverbrennungsanlage nach Blankenhagen bringen zu lassen.

Wickmann gewählt Die Amtszeit von Ralf-Reiner Wiese als Oberkreisdirektor lief am 30. April 2002 aus. Die Amtszeit von Landrat Endlein endete im November 2001. Deshalb wurde Michael Wickmann in der konstituierenden Sitzung des Northeimer Kreistages zum ehrenamtlichen Landrat gewählt. Erst am 1. Mai 2002 konnte Wickmann das Amt des hauptamtlichen Landrates und Verwaltungschefs antreten. Eine Neuwahl des Landrates gibt es wieder beim den Kommunalwahlen des Jahres 2011.

Erinnerungen an die Weihestätte Heinrich Rakebrandt aus Espol hält eine Eintrittskarte aus dem Jahr 1936 in Ehren

Axel Endlein verfolgt im Ruhestand die kommunale Tagespolitik immer noch mit großem Interesse. Foto: Fisseler

ESPOL. Wenn Heinrich Rakebrandt seine Geldbörse aufklappt, dann liegt ganz oben auf eine inzwischen leicht zerknitterte Eintrittskarte. Sie erinnert den 86-jährigen Espoler an den 7. Juni 1936. Damals erlebte er als Jugendlicher auf der Weihestätte am Gesundbrunnen das Festspiel „Die Hermannsschlacht“. Das Stück wurde damals zur Eröffnung der Weihestätte mit 400 Mitwirkenden aufgeführt. „Eigentlich aus Zufall habe ich die Karte in der Geldbörse behalten - bis heute.“ An die Karte kam er über die Volksschule in Trögen, die er damals besuchte. „Die beiden letzten Jahrgänge besuchten das Stück.“ Das Papier, das inzwischen durch eine Plastikumhüllung

historisches Plakat eines Kaufmannsladens aus Northeim. Im Jahr 1868 bietet Hermann Bruns Kleiderstoffe für zwei Silbergroschen je Elle an. Seine Einkäufe erstand Bruns übrigens bei der Leipziger Messe. Bereits zu dieser Zeit machte der Kaufmann damit Werbung, dass er die Produkte besonders günstig anbieten kann. „Schon damals gab es eine Art Sommerschlussverkauf“, sagt Ortsheimatpfleger Heinrich Rakebrandt.

Dienstjubiläum Hält die Eintrittskarte in Ehren: Heinrich Rakebrandt hat das Papier immer dabei. Foto: Schlegel geschützt wird, hat einiges mitgemacht. Rakebrandt, der inzwischen Ortsheimatpfleger in Espol ist, hatte es nach dem

Krieg sogar in der Gefangenschaft in Moskau dabei. Rakebrandt sammelt noch weitere Stücke: So hat er ein

Die älteste Schrift, die Rakebrandt in seinem Archiv hat, stammt übrigens aus dem Jahr 1593. Im kommenden Jahr feiert der Ortsheimatpfleger sein 30-jähriges Dienstjubiläum. (bsc)

Landkreis Northeim

Dienstag, 25. August 2009

Lesererinnerungen zur Serie 100 Jahre NNN

Ein Leben für den Radsport

Egon Bethe erinnert an die Gründung und das Ende des Vereins Rot-Gelb

Das Thema Egon Bethe ist geborener Northeimer, gelernter Zweiradmechaniker, 77 Jahre alt, und hat sich seine Begeisterung für den Rad-Rennsport bis ins hohe Alter bewahrt. Zur Serie „100 Jahre NNN“ erinnert sich der treue Leser der Heimatzeitung an ein sportliches Großereignis in Northeim im Jahr 1965: Die deutschen Meisterschaften im Querfeldein-Radfahren mit dem mehrfachen deutschen Meister Rolf Wolfshohl. VON HANS-JÜRGEN FISSELER NORTHEIM. Die Liebe zum Radsport wurde Egon Bethe vom Vater Herbert in die Wiege gelegt. Vater Bethe betrieb zwischen Neustadt und Friedrich-Ebert-Wall eine Werkstatt und einen Laden für Zweiräder. Den Beruf des Zweiradmechanikers erlernte er in der väterlichen Werkstatt. Doch mit dem Schrauben an Zweirädern war nicht genug Geld zu verdienen. Deshalb verdingte sich Egon Bethe als Lagerarbeiter, bis er die Chance bekam, als Maschinist in der Northeimer Kläranlage zu arbeiten.

Rennmaschine gebaut Rolf Wolfshohl auf dem Weg zum Titel: Im Januar 1965 gewann er am Gesundbrunnen in Northeim. Foto: Privat

Wolfshohl wird Deutscher Meister Querfeldein-Radrennen am Gesundbrunnen NORTHEIM. Rolf Wolfshohl, der mehrfache deutsche Meister, war der prominenteste Teilnehmer bei den deutschen Meisterschaften im Querfeldein-Radrennen, das der Radsportverein Rot-Gelb Northeim im elften Jahr seines Bestehens Ende Januar 1965 ausrichtete. Die Strecke führte rund um den Gesundbrunnen und war exakt 1950 Meter lang. Zwölf Runden waren bis zur Meisterschaft zurückzulegen. Es waren harte äußere Bedingungen, mit denen die Radsportler zu kämpfen hatten. Am Tag vor der Meisterschaft hatte es geschneit, am Renntag war der Schnee verharrscht. Zwar hatten Mitarbeiter der Stadtverwaltung die Rennstrecke abgestreut. Eine Reihe von Fahrern stürzte dennoch und musste das Rennen aufgeben, doch schwere Verletzungen gab es nicht.

1000 Zuschauer Mehr als 1000 Zuschauer verfolgten den Rennverlauf. Besonders spannend war es immer wieder im Bereich der Laufstrecke an den Schwefelteichen, wenn die Rennfahrer von ihren Rädern absteigen und über Hindernisse springen mussten. Nach dem Rennen zeigten sich die Radsportler gegenüber der Heimatzeitung Northeimer Neueste Nachrichten beeindruckt von der Rennstrecke. Einer drückte es so aus:

„Die Strecke hatte es in sich, aber es war eine Rundstrecke, wie wir sie uns wünschen“.

Schon vor dem 2. Weltkrieg hatte Vater Bethe als Amateur Radrennen gefahren. Und gleich, als er aus dem Krieg nach Northeim zurückkehrte, ging es mit dem Sport wieder los. Auch für seinen Sohn Egon, der gerade 14 Jahre alt war, baute er eine Rennmaschine. Vater und Sohn trainierten fortan gemeinsam. Schon 1946 wurden die ersten Radrennen in Niedersachsen ausgetragen. An sein erstes Rennen erinnert sich Egon Bethe noch gut: Es war das Ei-

Seit 44 Jahren hält der 77-jährige Egon Bethe aus Northeim dieses Plakat in Ehren, das der Radsportverein Rot-Geld Northeim im Jahr 1965 drucken ließ. Foto: Fisseler lenriede-Rennen in Hannover. Ein Rennen für Profis und Amateure. Der junge Northeimer startete beim Anfängerrennen, das über 20 Kilometer führte. Mit dem Rad nach Hannover zu kommen, war recht beschwerlich. Vater und Sohn fuhren mit der Bahn. „Teilweise mussten wir im Bremserhäuschen sitzen, um unsere Räder transportiert zu bekommen.“ Hannover war zu der Zeit noch zerbombt und die Rennstrecken führten durch eine Trümmerlandschaft.

Sportfreunde Northeim In Northeim gab es in den frühen Nachkriegsjahren noch keinen Radsportverein. Deshalb schlossen sich Vater und Sohn Bethe dem Verein Sportfreunde Northeim an.

Herbert Bethe gründete unter dem Dach der Sportfreunde eine Radsportabteilung und organisierte kleinere Vereinsrennen.

Rot-Gelb gegründet Egon Bethe erinnert sich: „Diese Radsportabteilung hat nicht lange gehalten, gerade einmal drei Jahre. Dann schlossen wir uns einem Radsportverein in Göttingen an.“ Doch schon im Jahr 1954 unternahm der im besten Sinne radsportverrückte Herbert Bethe einen weiteren Versuch, dem Radsport in Northeim eine vereinsorientierte Heimat zu geben. Er gründete den Radsportverein Rot-Gelb Northeim, der bis zum Tode des Gründers im Jahre 1970 bestand. Sohn Egon Bethe bezeichnet sich als „letzten Mohika-

ner des Radsportvereins RotGelb“, der 1983 zu den Gründern der Radsportabteilung unter dem Dach des Judoclubs Northeim unter dem Vorsitz von Walter Dörnte gehörte. Später machte sich diese Abteilung selbstständig und nannte sich Cicli-Club, der bis heute besteht.

Rennen am Gesundbrunnen Die größte Herausforderung für den Radsportverein Rot-Gelb Northeim in den 1960-er Jahren war die Ausrichtung der deutschen Meisterschaften im QuerfeldeinRadfahren im Januar 1965 mit dem damaligen legedären deutschen Meister Rolf Wolfshohl. Die Hindernisstrecke war knapp zwei Kilometer lang und führte rund um den Gesundbrunnen.

Favoritenrolle Am Ende wurde Rolf Wolfshohl seiner Favoritenrolle gerecht und gewann einen weiteren deutschen Meistertitel hinzu. Im Trikot des deutschen Meisters nahm er vier Wochen später an den Weltmeisterschaften im Querfeldeinrennen teil. An der Rennstrecke rund um den Gesundbrunnen in Northeim sorgten Technisches Hilfswerk, Feuerwehr, Polizei und Rotes Kreuz für Sicherheit. Die Siegerehrung fand auf der Freilichtbühne statt. Die Generalprobe auf der Rennstrecke am Gesundbrunnen war ein Jahr zuvor bei der Niedersachsenmeisterschaft erfolgreich verlaufen.

Dickes Lob Dem Ausrichter zollte die Heimatzeitung in ihrer Ausgabe vom 1. Februar 1965 ein dickes Lob: „Der Rad-Sport-Verein Rot-Gelb Northeim wurde mit dem guten Besuch der Veranstaltung besonders belohnt. Er hat diese Belohnung in der Tat ehrlich verdient. Alles in allem erlebte Northeim ein sportliches Ereignis, von dem man noch in einigen Wochen und Monaten reden wird. Und wenn etwas im Gespräch bleibt, dann hat es sich gelohnt.“ (hjf)

Siegerehrung: Nach der Deutschen Meisterschaft im Querfeldein-Rennen im Januar 1965 steht Rolf Wolfshohl auf der Freilichtbühne in Northeim Ganz oben auf dem Treppchen. Foto: Privat

Landkreis Northeim

Montag, 31. August 2009

Lesererinnerungen zur Serie 100 Jahre NNN Das Thema Als der über 650 Jahre alte Leineturm als Gaststätte im Jahr 1912 in den Familienbesitz der heutigen Familie Harms überging, war die Heimatzeitung Northeimer Neueste Nachrichten schon drei Jahre auf dem Markt und bei ihren Lesern. Die Geschichte des Traditionsgasthauses Leineturm erzählen in der Serie „Lesererinnerungen 100 Jahre NNN“ Katrin und Christoph Harms, die den Leineturm im vierter Generation im Familienbesitz führen.

Das Foto aus dem Jahr 1946 zeigt die Behelfsbrücke über die Leine beim Gasthaus Leineturm. Foto: Privat/nh

In den frühen 1930-er Jahren war der Kaffeegarten des Leineturms eines der beliebtesten Ausflugsziele vor den Toren der Stadt Northeim. 1000 Sitzplätze gab es. Auf drei Bühnen konnte getanzt werden. Foto: Privat/nh

Schmugglernest und Südenpfuhl

Ein Stück Stadtgeschichte

Aus der Historie des Leineturms NORTHEIM. Der um das Jahr 1300 erbaute Leineturm war einst der Wachturm an der Westflanke der Stadt Northeim. Er stand an der Grenze zwischen dem Bistum Mainz und dem Herzogtum Braunschweig. Als der Leineturm eine Gaststätte wurde, wurde der Betrieb von der Stadt Northeim alle sechs Jahre neu verpachtet. Niemals aber schenkten die Northeimer Stadtväter dem Leineturm so große Beachtung wie dem Rücking an der Rhume. Katrin Harms, die die Geschichte des Leineturms erforscht und aufgeschrieben hat, vermutet: „Das mag wohl zum Teil daran gelegen haben, dass das in unmittelbarer Nachbarschaft liegende Dorf Höckelheim als Schmugglernest und Sündenpfuhl verschrien war.

Handel mit Schnaps In Höckelheim wurde mit Schnaps und anderen Gütern gehandelt, und wer zum Leineturm ging, der ging auch die paar Schritte weiter ins Dorf, um sich mit illegalen Waren zu versorgen. Also hatten die Wirte des Leineturms niemals viel von den Northeimer Bürgern zu erwarten. Sie lebten erträglich vom Durchreiseverkehr und den müden, nach Rast suchenden, Reisenden“. Im Laufe des Sommers 1874

kam die Stadt Northeim zu der Überzeugung, dass es aus wirtschaftlichen Gründen geraten sei, denn Leineturm zu verkaufen. Die Gründe: Die Bahnstrecke Northeim - Ottbergen sollte gebaut werden, was bedeutete, dass sie den Verkehr von der Moringer Chaussee und damit vom Leineturm wegziehen würde.

Zuverlässige Quelle Katrin Harms schildert die Situation aus ihren Forschungsergebnissen: „Außerdem wusste der Magistrat aus zuverlässiger Quelle, dass die Straßenführung über die Leine umgelegt werden sollte. Das hätte bedeutet, dass der Leineturm bald völlig isoliert in der Feldmark liegen würde. Aus diesem Grund sollte ein Landwirt den Leineturm kaufen, damit ausschließlich vom Ackerbau gelebt werden konnte, da dem Leineturm als Gaststätte keine Zukunft eingeräumt wurde.

Düstere Prognosen Seit 1847 war Georg Nahme Pächter. Er kaufte den Leineturm 1875 mit dem dazu gehörenden Ackerland für 1676 Taler und führte ihn trotz der düsteren Prognosen weiter als Gasthaus. Am 17. August 1912 erwarb Ulrich Wittram aus Einbeck den Leineturm und führte die Gaststätte mit Erfolg weiter. (hjf)

Wie die Wirte des Leineturms ein Jahrhundert lang allen Krisen trotzten VON HANS-JÜRGEN FISSELER NORTHEIM. Die in deutscher Sütterlin-Schrift verfasste Kaufurkunde, die den Leineturm am 17. August 1912 in den Besitz des Einbeckers Ulrich Wittram brachte, gehört zu den wichtigsten familiären Erinnerungsstücken des Urenkels Christoph Harms, dessen Frau Katrin ihrem Mann, dem Küchenchef, nicht nur im Restaurant zur Seite steht, sondern die die Geschichte des Hauses sorgfältig dokumentiert. Mehr als 650 Jahre steht der Leineturm zwischen Northeim und Höckelheim am Ufer der Leine. Wann aus dem Wachturm ein Gasthaus wurde, ist nicht bekannt. Als Ulrich Wittram das Anwesen 1912 erwarb, war der Leineturm bereits seit Menschengedenken ein Gasthaus. Das Haus an der Leinebrücke warf aber zu der Zeit noch nicht so viel Gewinn ab, dass der Gastwirt daraus allein seine Familie ernähren konnte. Deshalb gehörte zu der Gaststätte ein landwirtschaftlicher Betrieb mit 60 Morgen Land.

Mettwurst und Schinken In der Gaststätte wurde vorwiegend das den Gästen aufgetischt, was die Landwirtschaft hergab: Mettwurst und Schinken. Aber auch die Angelrechte in der nahen Leine gehörten zum Leineturm, an deren Ufern das Gebäude steht. Und so standen auch Aal und Forelle auf dem Speisenplan des Leinetürmers. 1934 heiratete die WittramTochter Frieda-Luise den gelernten Konditor Heinrich Harms. Dieser Konditor machte in der Folgezeit den Leineturm wegen seiner Windbeutel, die so groß wie Kinderköpfe waren, berühmt.

Tanz im Kaffeegarten

Der Leineturm im Jahr 1959. Auf den Grundmauern stand der historische Wachturm. Foto: Privat/nh

Der Leineturm entwickelte sich in den Jahren vor dem zweiten Weltkrieg zu einem beliebten Ausflugslokal der Northeimer vor den Toren ihrer Stadt. Im Kaffeegarten gab es auf einer Fläche von mehr als 5000 Quadratmetern über 1000 Sitzplätze, zwei Tanzflächen und einen Musikpavillon. An Wochenenden spiel-

ten manchmal bis zu 20 Mann starke Kapellen zum Tanz auf. Der 2. Weltkrieg brachte dieses Geschäft abrupt zum Erliegen. Am 10. April 1946 wurden Teile des Leineturms durch amerikanischen Beschuss in Schutt und Asche gelegt. Vorher hatten deutsche Soldaten die Leinebrücke gesprengt, um den Vormarsch der Amerikaner in Höckelheim zu stoppen. Das misslang und schon 1946 begann der Wiederaufbau. Bereits 14 Tage nach der Währungsreform wurden im Leineturm wieder Gäste bewirtet. Am 1. November 1950 verkehrte der erste Northeimer Stadtbus zwischen der Mendelssohnstraße am Sultmer und dem Leineturm, den die Menschen der damaliger Zeit von Northeim aus nur auf Schusters Rappen oder mit dem Fahrrad erreichen konnten.

Autobahn wird gebaut Die nächste Krise bedrohte den Leineturm im Jahr 1951. Davon zeugt ein Brief, den Heinrich Harm am 2. November 1951 an die Landesstraßenbaudirektion in Hannover schrieb. Darin heißt es unter anderem: „Im Zuge der Wei-

terführung der Autobahn von Nörten bis zur Bundesstraße 241 ist vorgesehen, dass diese Straße als Auffahrt und Zubringerstraße zur Autobahn ausgebaut werden soll. Bis vor kurzer Zeit konnte ich damit rechnen, dass ich weiterhin an der neu ausgebauten Straße liegen würde. Nach den letzten Vermessungen und der Festlegung der Trasse wird diese neue Planung voraussichtlich so verlaufen, dass ich dann an nächster Stelle etwa 120 Meter von der Straße abliegen werde. Die Brücke, an der ich zurzeit liege, soll dann entfernt werden. Ich werde alsdann mit meinem Gewerbebetrieb, aus welchem ich mit meiner Frau und vier Kindern zu leben habe, in einem toten Winkel zu liegen kommen und vollkommen vom Verkehr abgeschnitten sein.“ Die Einwände von Heinrich Harms machten in Hannover ebenso wenig Eindruck wie im Kreisbauamt der Northeimer Kreisverwaltung, die der Gastwirt am 5. November 1951 angeschrieben hatte. Heinrich Harms verweist darauf, auch die Stadt Northeim könne ein Interesse daran haben, „im Zuge der Verkehrssicherheit innerhalb der Stadt Northeim sich einzuschalten, dass bei

dem geplanten Neubau der Bundesstraße 241 von Northeim bis zur Auffahrt zur Autobahn an der Peripherie der Stadt eine Parkanlage für Großraumkraftfahrzeuge geschaffen würde, die zur Entlastung der Stadt dienlich wäre. Die Gaststätte für den Tages- und Übernachtungsverkehr, die in den meisten Fällen bei solchen Anlagen noch zusätzlich erstellt werden müssten, ist in der Gaststätte Leineturm vorhanden und in unumschränkten Maße ausbaubar“.

Weitsichtiger Gastwirt Doch es sollten noch 50 Jahre ins Land gehen, bis die Behörden die Notwendigkeit von Großraumparkplätzen an der Autobahn als richtig erkennen sollten, so wie sie der Gastwirt Heinrich Harms 1951 vorausgesehen hatte. 1964 übernahm Martin Harms von seinem Vater Heinrich als Küchenchef die Leitung des Hauses, unterstützt von seiner Frau Gisela. Im September 1987 feierte der Leineturm das 75-jährige Bestehen als Familienbetrieb. Heute wird der Leineturm von Katrin und Christoph Harms geführt, die in diesem Jahr erfolgreich die Folgen der globalen Finanz- und Wirtschaftskrise meistern mussten, bevor sie sich jetzt auf die 100-JahrFeier des Familienunternehmens Leineturm im Jahr 2012 vorbereiten können.

Ritterspiele Im Jahr 2002 gab es erstmals spektakuläre Ritterspiele im ehemaligen Kaffeegarten des Hotels Leineturm. Die vorerst letzten Ritterspiele fanden 2007 statt. Doch für das Jahr 2010 bereiten Katrin und Christoph Harms schon jetzt eine Fortsetzung dieses mitKatrin und Christoph Harms mit alten Erinnerungsstücken. Sie führen das Res- telalterlichen taurant Leineturm in vierter Familiengeneration. Foto: Fisseler Spektakels vor.

Landkreis Northeim

Mittwoch, 2. September 2009

Lesererinnerungen zur Serie 100 Jahre NNN

Brief der Schwester als Lebensretter Hanna Regentes Erlebnis im Jahr 1944 HARDEGSEN. Seit 60 Jahren lebt Hanna Regente mit ihrem Ehemann Herbert in der Straße Am Cölnhöfen in Hardegsen. Das Paar bereitet sich mit zwei erwachsenen Kindern und sieben Enkelkindern auf die Diamantene Hochzeit vor. Da erinnert sich Hanna Regente an ein dramatisches Ereignis aus dem Jahr 1944, das für sie eine glückliche Wendung nahm, aber auch leicht ihrem 20-jährigen Leben ein jähes Ende hätte setzen können.

Heimat in Hammenstedt Damals war Hanna Schmidt noch nicht verheiratet, lebte auf dem Anwesen ihrer Eltern in Hammenstedt. Der Vater hatte eine kleine Landwirtschaft und einen Tischlerbetrieb. Sein wertvollster Besitz war eine fahrbare Bandsäge, mit der er für das ganze Dorf das Brennholz schnitt. Die heute 85-jährige Hanna Regente berichtet für die Serie „Lesererinnerung zum Jubiläum 100 Jahre Northeimer Neueste Nachrichten“ von dem besonderen Tag im April 1944 in Hammenstedt:

Gespann mit zwei Kühen „Es war die Zeit zum Kartoffeln pflanzen. Meine Eltern wollten ein Feld auf dem Teichstätter Berg damit bestellen. Auf unserem Hof arbeitete ein französischer Kriegsgefangener als Zwangsarbeiter. Der hatte den Auftrag, mit einem Gespann mit zwei Kühen vorauszufahren und das Kartoffelland mit den Eggen für die Pflanzung vorzubereiten. Unser Franzose war ein guter und ordentlicher Mensch, der sich die landwirtschaftliche Arbeit ganz gut angeeignet hatte, obwohl er in seiner Heimat ein Büromensch war und schwere Arbeit in der Landwirtschaft nicht kannte.“

Postbote brachte Brief Gerade als Hanna Schmidt mit ihren Eltern im zweiten Fuhrwerk, ebenfalls von Kühen gezogen und beladen mit Pflanzkartoffel und Dünger,

losfahren wollte, kam der Postbote auf den Hof und brachte einen Brief ihrer jüngsten Schwester Edith, die am 1. April 1944 eine hauswirtschaftliche Lehre auf einem Lehrhof in Golmbach angetreten hatte. „Diesen Brief mussten wir erst noch lesen, um zu erfahren, was sie uns Interessantes mitzuteilen hatte und wie es ihr zu Beginn ihrer Lehre ergangen war.“

Bombenkrater im Acker Deshalb verzögerte sich die Abfahrt des Fuhrwerkes. Hanna Regente erzählt weiter: „Als wir dann auf dem Feld ankamen, bot sich uns ein Bild des Schreckens.Etwa 50 Meter vom Weg lag in einem großen Loch ein Blindgänger dicht vor dem Gespann unseres Franzosen. Einer Kuh war durch den Luftdruck die Lunge geplatzt. Sie lag tot da. Der Franzose und die andere Kuh waren unversehrt. Doch unser Schrecken wurde noch größer, als wir zur Mitte des Feldes kamen: Eine große Bombe hatte dort einen riesigen Krater gerissen. Erde und Splitter lagen weit verstreut.“

Eine gütige Fügung Die gebürtige Hammenstedterin ist noch heute davon überzeugt: „So hatte der Brief durch eine gütige Fügung vielleicht unser aller Leben gerettet.“ Eine Frage, auf die sie nie eine Antwort erhalten wird, beschäftigt die 85-Jährige bis heute: „War es ein Notabwurf, oder hatten es die Bomber auf einen fleißigen Landmann abgesehen?“ Nach dem Krieg kehrte der französische Zwangsarbeiter in seine Heimat zurück. Die Hammenstedter Familie Schmidt hatte nie wieder Kontakt zu ihm. Hanna heiratete 1949 ihren Mann Herbert, der als Tischler im Betrieb des Vaters arbeitete und ging mit ihm ins Regente-Elternhaus nach Hardegsen. Die Erinnerung an diesen denkwürdigen Tag im April 1944 sollte sie ihr ganzes Leben begleiten. (hjf)

Tabakernte im Jahre 1946 in Hammenstedt. Zweite von links: Hanna Schmidt, dahinter ihr späterer Ehemann Herbert Regente, der in der Tischlerei arbeitete, aber auch in der Landwirtschaft aushalf. Repro: hjf

Besatzer und Kriegsbeute Der Northeimer August Dörges erinnert sich an den Neuanfang nach dem Krieg

Das Thema August Dörges ist 82 Jahre alt, gebürtiger Northeimer und lebt mit Ehefrau im 1931 erbauten Elternhaus im Birkenweg/ Ecke Weinbergsweg und ist ein lebendiger Erzähler. Als Leser der Heimatzeitung Northeimer Neueste Nachrichten erinnert er sich für die Geschichtsserie „100 Jahre NNN“ an die Zeit des 2. Weltkrieges und die Nachkriegszeit, die für ihn manchmal lebensgefährlich, aber immer aufregend und wechselvoll war. VON HANS-JÜRGEN FISSELER

Hanna und Herbert Regente in ihrem Haus in Hardegsen mit ihrem Hochzeitsfoto. Die 85-Jährige erinnert sich noch genau an ein dramatisches Ereignis aus dem Jahr 1944. Foto: Fisseler

NORTHEIM. Während des Krieges besuchte August Dörges das Gymnasium Corvinianum, verließ die Schule allerdings ohne Abitur, um in Helmstedt eine Ausbildung zum Eisenwarenhändler zu beginnen, damit er später einmal in die Fußstapfen seines Vaters treten und die Geschäfte der Dörges in Northeim übernehmen konnte. In Helmstedt war das Leben freier als in Northeim: „Man sagte Guten Morgen, wünschte sich mittags Mahlzeit und grüßte später mit Guten Abend. Und nicht zu jeder Tageszeit mit Heil Hitler. Das wäre in Northeim nicht möglich gewesen.“ In Helmstedt wurde Dörges zwangsweise zur Feuerwehr eingezogen, weil er es stets erfolgreich vermieden hatte, einer Nazi-Organisation beizutreten. Er wurde zum Scharführer über 30 Mann ernannt, die Dienst in der Feuerwache zu schieben hatten. Doch seine Schar wurde immer kleiner, und als sie nur noch aus drei Mann bestand, schickte er auch die heim und verließ ebenfalls die Wache. Deshalb sollte er noch im Dezember 1944 zur Wehrmacht eingezogen werden. Er sollte

sich beim Wehrbezirkskommando in seiner Heimatstadt Northeim melden. Dort wurde er aufgefordert, seinen Wehrpass zur zuständigen Behörde nach Braunschweig zu schicken, als man hörte, dass er in Ausbildung in Helmstedt stand. Doch auch in Braunschweig fühlte sich niemand für den Northeimer zuständig. Der Wehrpass wan- Ein Foto aus dem Jahr 1939: Es zeigt August Dörges in Lederhose mit Mutter Hilderte zwischen degard und Schwester Christa während eines Urlaubs in Svinemünde. Northeim und Braunschweig hin und her. ein. Vor allem an den Koch nur Bratwurst. Aber die Küche Und so war er immer noch und den Dolmetscher der Eng- entwickelte sich und bald genicht eingezogen, als die Ame- länder erinnert sich August hörte „Markt 16“ zu den ersrikaner im April 1945 in Nort- Dörges noch ganz genau, weil ten Restaurant-Adressen in heim einzogen. sie die Modelleisenbahn, eine Northeim, mit internationaDie Amerikaner besetzten Dampfmaschine und zahlrei- lem Publikum. Spezialität waviele Häuser im Birkenweg, che Bücher als Kriegsbeute in ren Rindersteaks auf Holzkohnur das Dörges-Haus nicht. die Heimat schickten. le gegrillt. Von der GästezuDas bezogen allerdings sofort Als Vater Dörges aus der friedenheit zeugten Dankesdie Engländer, als sie die Ame- Kriegsgefangenschaft zurück schreiben, die sogar aus New rikaner als Besatzungsmacht nach Northeim kam und die York bis nach Northeim kain Northeim ablösten. August Engländer als Besatzungs- men. Dörges: „Das war im Sommer macht von Norwegern abge1945. Die Engländer ließen löst wurden, lief auch das Ei- Das Ende von Markt 16 uns genau eine halbe Stunde senwarengeschäft der Dörges Nach zehn Jahre, 1972, war Zeit, um im strömenden Re- wieder an. Im ehemaligen Schluss mit „Markt 16“. Das gen das Haus zu räumen.“ Pferdestall der Kaserne an der stattliche Fachwerkhaus fiel Arentsschildtstraße, wo heute der Spitzhacke zum Opfer, Gute Kontakte gepflegt das Hallenbad steht, befand musste Platz machen für eine Erst 1950 räumten die Eng- sich das väterliche Geschäft, städtebauliche Neugestaltung länder das besetzte Haus der in dem Öfen und Herde, Bau- des Marktes im Zuge der ErDörges im Birkenweg. Es war beschläge, Werkzeug und richtung des City-Centers Gradas letzte Haus in Northeim, Haushaltswaren angeboten fenhof und des Hauses am das die Besatzer den früheren wurden. 1952 kam ein Einzel- Markt. Eigentümern zurückgaben. handelsgeschäft in der Breiten Dabei pflegte die ausquartier- Straße hinzu, das alten Nortte Familie Dörges durchaus heimern noch unter der Begute Kontakte zu den neuen zeichnung „Ofen-Dörges“ beHerren in ihrem Haus. August kannt sein dürfte. Dörges sprach gut englisch und so lud ihn der englische Umstieg in Gastronomie Stadtkommandat gelegentlich Weil August Dörges in gezum Essen ins Elternhaus ein. schäftlichen Dingen mit seiDabei gab es dann auch den nem Vater nicht klar kam guten Katlenburger Kräuter- „der war ein hervorragender trunk aus Vaters Keller. Verkäufer, aber leider ein Mutter und Schwester durf- schlechter Geschäftsmann“ ten im eigenen Haus sauber- zog er sich aus dem Familienmachen und nach dem Reini- unternehmen und aus der gungsdienst jedesmal kleine Branche zurück. Stattdessen Teile ihres Eigentums aus dem widmete er sich der GastronoHaus mitnehmen. Die Möbel, mie, dem Fach seiner Ehefrau. die die Engländer nicht nut- 1962 eröffneten die Dörges die zen, lagerten sie in einer gro- Gaststätte „Markt 16“ in Nort- August Dörges mit FamilienalFoto: Fisseler ßen Scheune in Höckelheim heim. Anfangs gab es zum Bier bum.

Landkreis Northeim

Montag, 7. September 2009

Lesererinnerungen zur Serie 100 Jahre NNN Das Thema Wilhelm Beckmann (81), Manfred Oftring (73) und Heino Ernst (76) stellen das Gedächtnis des Nörtener Dorfes Elvese dar. Sie verfassen Chroniken und bewahren Erinnerungsstücke aus der Geschichte ihres Dorfes auf. In der Serie „Lesererinnerungen 100 Jahre NNN“ lassen sie die alten Zeiten noch einmal lebendig werden.

Schulchronik beginnt 1849

Anfang des 20. Jahrhunderts war Elvese ein Zentrum der Mandolinenmusik VON HANS-JÜRGEN FISSELER ELVESE. Das wertvollste Zeitzeugnis der ehrenamtlichen Heimatforscher aus Elvershausen ist eine Schulchronik, in das der Lehrer Eberwien im Jahre 1849 die ersten Eintragungen vornahm. Beckmann, Oftring und Ernst wissen, dass die Zeit drängt, dieses einmalige Dorfdokument zu übersetzen, weil es in der deutschen Handschrift Süterlin geschrieben ist, die heute kaum noch jemand lesen kann. Selbst die drei Heimatforscher, die Süterlin noch in der Schule schreiben mussten, haben beim Entziffern der Handschriften ihre Probleme. Die in Leder gebundene Chronik beschränkte sich schon bald nicht allein auf das Schulleben des Dorfes. In das Buch wurden alle wichtigen Ereignisse geschrieben, die die Menschen in Elvese berührten und bewegten. Aus dem 1. Weltkrieg beispielsweise sind alle Kriegsteilnehmer aus Elvese mit Namen und Foto verewigt. Die letzte Eintragung stammt vom 20. Oktober 1944.

Dorflehrer mit Auto

In der historischen Schulchronik der Nörten-Hardenberger Ortschaft Elvese sind Fotos aller Männer des Dorfes enthalten, die als Soldaten am 1. Weltkrieg teilnahmen. Das Bild zeigt fünf Elveser Matrosen, die alle Dienst taten auf „Seiner Majestät Torpedoboot V. 155. Foto: Privat/nh

Zu den Personen Der 81-jährige Wilhelm Beckmann ist von Geburt an Elveser und war vor der Eingemeindung des Dorfes Elvese in den Flecken Nörten-Hardenberg viele Jahre Bürgermeister und Gemeindedirektor in Personalunion. Er war von Beruf Maurerpolier. Nach der Eingemeindung übte er das Amt des Ortsvorstehers aus. Außerdem gehörte er dem Gemeinderat von Nörten-Hardenberg an. Der 73-jährige Manfred Oftring kam 1974 ins Dorf und übte insgesamt elf Ehrenämter aus, die er zwischenzeitlich alle wieder aufgegeben hat. Er schrieb die Chronik des Dorfes Elvese, des Männergesangvereins und der Kirche. Darauf, dass seine Manu-

skripte in Buchform erscheinen, wartet er bisher vergeblich: „Dafür hat die Gemeinde NörtenHardenberg kein Geld“. Oftring übte verschiedene Berufe aus, zum Schluss arbeitete er als Betriebswirt in der Touristik-Branche. Der 76-jährige Heino Ernst war 25 Jahre Vorsitzender des Männergesangvereins „Eintracht“ Elvese und hat die Zeitungsseite aus dem Jahr 1938, auf der über die Einweihung des Hj-Heimes in Elvese berichtet wird, im Nachlass seines Schwiegervaters gefunden. Ernst ist von Beruf Schmied, arbeitete allerdings später in der Zuckerfabrik. Alle drei Hobby-Heimatforscher singen im MGV im 2. Bass. (hjf)

Zu den prägenden Persönlichkeiten des Dorfes Elvese im 20. Jahrhundert gehörte Heinrich Koch, der Bürgermeister sowohl in der Nazi-Zeit als auch nach dem 2. Weltkrieg und seiner Entnazifizierung war. Heinrich Koch war zu jeder Zeit ein geachteter Mann in Elvese. Das Bild zeigt ihn bei der Getreideernte in den 1920-er Jahren. Foto: Privat

Der Dorflehrer war es auch, der am 4. April 1928 als stolzer Besitzer das erste Auto nach Elvese brachte. Es war ein Opel. In den 1920-er Jahren wurde jede Gemeinde verpflichtet, ein Haus zur Verfügung zu stellen, in dem Bedürftige untergebracht werden konnten, damit sie nicht obdachlos wurden. So ein Haus gab es auch in Elvese. Die Nationalsozialisten widmeten das Gebäude später um in ein Jugendheim. Hier fanden sonntags auch die regelmäßigen Treffen der sechs SA-Größen des Dorfes statt. Wilhelm Beckmann schränkt die Zahl der überzeugten Nazi-Parteigänger auf diese sechs ein: „Alle anderen waren nur Mitläufer“. Im Jugendheim gab es während der Nazi-Diktatur auch die Kriegstrauungen. Da mussten die Jugendlichen des Dorfes in Uniform für das Brautpaar Spalier stehen. „Selbst der Lehrer ging damals in der SA-Uniform“, erzählt Beckmann und fügte hinzu: „Sogar in der Kirche trug er diese Uniform“. Zu den Zeitdokumenten gehört ein Zeitungsausschnitt

Die Mitglieder des Mandolinenclubs des Dorfes Elvese. Die Blütezeit erlebte diese Musikantengruppe während des 1. Weltkrieges. Nach 1921 kam das Mandolinenspiel zum Erliegen. Das historische Fotodokument zeigt die Mitglieder des Clubs mit ihren Instrumenten. Foto: Privat/nh vom 16. Mai 1938, in dem über die Weihe „eines mustergültigen Hj-Heimes in Elvese“ berichtet wird, bei der die Hitlerjugend des Dorfes die Hakenkreuzflagge hisste und das Fahnenlied sang. Dann hielt Bürgermeister Heinrich Koch eine Rede. Anschließend sprach Landrat von der Schulenburg, dessen Rede „mit dem Gelöbnis unverbrüchlicher Treue an den Führer abschloss“.

Der Bürgermeister Heino Ernst ist der Schwiegersohn von Heinrich Koch, der von 1934 an Bürgermeister in Elvese war. Nach dem Zusammenbruch des Nazi-Regimes wurde Koch von den Siegermächten entnazifiziert. Nach dem 2. Weltkrieg übten nacheinander drei Elveser

Bürger das Bürgermeisteramt aus. Dann übernahm Heinrich Koch wieder die Position des Gemeindeoberhauptes in Elvese. Bis zum Jahr 1968 übte er diese Funktion aus. Da wurde er von Wilhelm Beckmann abgelöst.

Jugendheim verkauft Zu Beckmanns ersten Amtshandlungen gehörte der Verkauf des Jugendheimes 1968 für 1200 D-Mark an einen Privatmann. Vorher hatte das Jugendheim vier Jahre lang unter anderem als Gemeindebüro gedient. Heute wird das ehemalige Jugendheim in der Ortsmitte von Elvese als Wohnhaus genutzt.

Erinnerungsschätze Zu den Erinnerungsschätzen des Dorfes Elvese gehört

der Mandolinenclub, den es während des 1. Weltkrieges bis 1921 im Dorf gab. 16 Männer des Dorfes spielten Mandoline und Bandolas. Sie sorgten mit ihrer Musik für Stimmung und Frohsinn, wenn die Dorfbewohner am Waldrand „bei den kleinen Buchen“ fröhliche Feste feierten. Wilhelm Beckmann hält heute noch die Mandoline in Ehren, die er von seinem Vater geerbt hat.

Mandolinenspiel Nach dem zweiten Weltkrieg, im Jahr 1948, wurde im Dorf wieder mit dem Mandolinenspiel begonnen. Doch es waren nur noch vier Instrumente vorhanden. Der Rest war und blieb verschwunden und so wurde diese Musik bald wieder eingestellt.

Drei Elveser Heimatforscher (von links): Manfred Oftring, der die Chroniken schrieb, Heino Ernst, der die Zeitdokumente sammelt, und Wilhelm Beckmann, der die Schulchronik aufbewahrt. Foto: Fisseler

Landkreis Northeim

Donnerstag, 10. September 2009

Lesererinnerungen zur Serie 100 Jahre NNN

Abenteuerliche Flucht aus Russland

Gebet mit Tränen

Kriegsgefangenschaft in Arbeitslagern

D

ie Zeit des Endes des Zweiten Weltkrieges in Fürstenhagen kennt der heute 84-jährige Alfred Görges nur aus Erzählungen und den schriftlichen Berichten seines Vaters Albert. Er selbst befand sich zu der Zeit in russischer Gefangenschaft und bereitete sich auf seine Flucht vor, die schließlich gelang, aber so abenteuerlich verlief, dass sie das Drehbuch eines Actionfilmes sein könnte. Auszüge aus seinem Erlebnisbericht, den er für seine drei Töchter niedergeschrieben hat: Am 16. April 1945 gerät Alfred Görges in russische Gefangenschaft, als plötzlich zehn Russen ihre Waffen auf ihn und einen Kameraden richten. „Ich bin geschockt, kann nicht klar denken. Ich dachte schon, es ist aus. Die legen uns um. Wir müssen losmarschieren und erreichen bald ein großes freies Feld mit hunderten von deutschen Gefangenen. Nach wenigen Tagen hieß es antreten, und 6000 deutsche Soldaten zogen Richtung Osten, überquerten bei Küstrin die Oder.“ Der Marsch ging in ein Lager bei Landsberg. Dort wurden allen Gefangenen die Köpfe kahl geschoren. Im September wurden die Überlebenden in ein Arbeitslager bei Kowno in Litauen gebracht. Die Gefangenen magerten ab, die Verpflegung war nicht ausreichend. In Alfred Görges erwachte der Gedanke an Flucht. Am 7. Mai 1946 ergab sich eine Gelegenheit, die nutzte er mit einem Gefährten. „Die litauische Bevölke-

1. Weltkrieg bricht aus

A

rung war überwiegend deutschfreundlich eingestellt und nährte unsere Hoffnung, an Essbares zu kommen.“ In einem einsamen Gehöft am Waldrand gab ihnen eine Familie ausreichend zu essen. In der übernächsten hellen Nacht kamen sie ungeschoren über die Memel. Weiter ging es nach Westen. Bis nach Ostpreußen. In einem einsam gelegenen Bauernhaus, in dem die Geflohenen wieder um Essen baten, wurden sie von bewaffneten Polen als deutsche Soldaten erkannt, festgenommen und Tage später an der neuen polnisch-russischen Grenze den Russen übergeben.

Angst vor Sibirien Alfred Görges wurde von seinem Kameraden getrennt und in ein Arbeitslager für Waldarbeit gebracht. Seine größte Sorge war, dass er eines Tages nach Sibirien verlegt würde. Deshalb gab er den Gedanken an Flucht nie auf. Eines Abends entdeckte Alfred Görges, dass der Lagerzaun hinter der Latrine nur locker zusammengehängt war. „Mit meinem Pritschennachbarn besprach ich die einmalige Gelegenheit und meinen neuen Fluchtplan. Heimlich verstauten wir die notwendigsten Sachen, wie Rasierzeug, in unseren Taschen. Rasieren war auf der Flucht wichtig, um nicht aufzufallen. Verwundert war ich schon, dass noch kein Gefangener aus dem Lager einen Fluchtversuch unternommen hatte.“ (hjf)

Die Familie Görges im Jahr 1928. Hinten rechts: Albert Görges, davor Sohn Alfred an der Hand seines Großvaters Friedrich. Foto: Privat

Als die Amis kamen Alfred Görges erzählt von Zusammenbruch und Neuanfang

Das Thema An den Zusammenbruch des „Dritten Reiches“ und der Nazi-Gewaltherrschaft erinnert der ehemalige Ortsvorsteher der Uslarer Ortschaft Fürstenhagen, Alfred Görges. Die Serie „100 Jahre NNN“ war für ihn Anlass, die alten Ereignisse neu zu erzählen. VON HANS-JÜRGEN FISSELER

Alfred Görges als 84-Jähriger mit seinen schriftlichen Lebenserinnerungen in seinem Haus in Fürstenhagen. Foto: Fisseler

Heimatdorf erreicht

D

ie Nacht war nicht sehr dunkel, als die beiden Männer den Lagerzaun überwanden und in den Wald rannten. Sie wateten einen Bach entlang, damit die Suchhunde ihre Spur nicht finden konnten. Ihr erstes Ziel war die russisch-polnische Grenze. Sie kamen hin, überwanden auch diesen Stacheldrahtzaun. Nächstes Ziel war die Bahnlinie Insterburg-Berlin, um mit einem der Güterzüge nach Deutschland zu kommen. Auf dem Weg zur Bahnlinie trafen sie vier deutsche Frauen bei der Feldarbeit. Die forderten die beiden Männer auf, auf ihrem Hof zu bleiben, der jetzt von einem freundlichen Polen geleitet würde. Sein Gefährte nahm das Angebot an, Görges zog weiter. Er fand die Bahnlinie, suchte sich eine Rennstrecke an einer Steigung aus, an der er auf einen fahrenden Güterzug

aufspringen wollte. Der erste Versuch misslang, erst im zweiten Anlauf konnte er aufspringen und in einem offenen Güterwagen verschwinden. Als der Zug plötzlich hielt, sprang er aus seinem Versteck, lief nach vorn bis zur Lokomotive und kletterte in den Führerstand zu deutschen Eisenbahnern, die den Zug führten: „Ihr müsst mich mitnehmen, bin geflohen“, bat er seine Landsleute und war auch bereit, unter die Kohlen zu kriechen. Die Eisenbahner brachten ihn zu ihren Kollegen im ersten Personenwagen hinter der Lok. Im zweiten Waggon fuhr die russische Zugbewachung. Das größte Problem war, bei Küstrin über die polnisch-deutsche Grenze zu kommen. Das gelang und am 21. Juli 1946 erreicht Alfred Görges sein Heimatdorf Fürstenhagen. (hjf)

FÜRSTENHAGEN. Wie das war, am 8. April 1945, als amerikanische Truppen aus südlicher Richtung in Fürstenhagen einmarschierten, weiß Alfred Görges aus einem Erlebnisbericht seines Vaters, Albert Görges. Der hat es aufgeschrieben: „Es mag so nach 3 Uhr in der Nacht gewesen sein, da schlug die Glocke an unserer Haustür an. Ich hörte Tritte auf der Treppe, unsere Kammertür wurde aufgerissen, eine Taschenlampe blendete mich. Ein Soldat schreit mich an: „Wo deutsche Soldaten?“ Immer mehr amerikanische Soldaten kommen ins Zimmer mit dem Gewehr im Anschlag. Einer sagt in gebrochenem Deutsch: „Ganze Familie muss in Keller.“ 50 bis 60 Amerikaner, schätzt Görges, durchsuchten das Haus. Der 87-jährige Vater war verwirrt und ließ sich nicht im Keller halten. „Albert, schmeit düt fremde Volk eut´ten House“, forderte er seinen Sohn in bestem SollingPlatt auf. Der 87-Jährige lief durch alle Zimmer, in denen die US-Soldaten in Schuhen in den Betten lagen, und schimpfte: „Wat will jei denn hei? Schert jök rout!“ Die Soldaten reagierten nicht darauf, sie respektierten den alten Mann. Der Kommandant der Einheit sprach gut Deutsch und wollte von Albert Görges wissen, wo sich deutsches Militär befand. „Als er merkte, dass ich nichts wusste oder sagen wollte, zeigte er auf die beiden Soldatenfotos an der Wand. „Ja, das sind unsere beiden Söhne. Sie waren an der Ostfront. Wir wissen nichts mehr von ihnen.“

Die zwölfjährige Tochter Emmi lief durch das Haus und kam zu den Eltern in den Keller. Sie rief: „Ein Soldat hat die Kommode in der Kammer durchsucht und eure Ringe genommen.“ Sofort lief der Vater nach oben, und richtig, die Eheringe waren fort. Aufgebracht herrschte er die überall herumsitzenden Soldaten an: „Wo sind meine Eheringe? Ich gehe jetzt zum Kommandanten!“ Auf der Treppe folgte ihm ein Soldat und gab ihm zu verstehen, dass er die Ringe zurückerhalten werde. Und tatsächlich brachte schon wenig später ein anderer Soldat die Ringe in den Keller. Am Nachmittag des selben Tages verließen plötzlich alle amerikanischen Soldaten das Haus. Zurück blieb ein Briefbogen mit der Aufschrift: 104 th Infantry Division A. PO. 104 c/o Postmaster New York.

Ausrüstung blieb zurück Albert Görges berichtet weiter: „Auf unserem Flur war eine ganze Ausrüstung mit Gewehr zurückgeblieben. Der Mantel war blutverschmiert. Die Ami-Sachen müssen schnellsten aus dem Haus, dachte ich. Das kann Unannehmlichkeiten geben, wenn nachrückende feindliche Soldaten diese Sachen bei uns finden.“ So brachte Albert Görges die Militärausrüstung zum Bürgermeister des Dorfes und war froh, dass seine Familie die Besetzung ihres Hauses gut überstanden hatte. Nach dem Zusammenbruch von Wehrmacht und Staat kehrten in der Folgezeit allmählich Männer aus dem Krieg in die Heimat zurück. Al-

bert Görges: „Insgesamt haben 15 Männer aus Fürstenhagen ihr junges Leben in diesem schrecklichen Krieg verloren“. Die aus den Bombengebieten Hannover und Köln in Fürstenhagen einquartierten Menschen seien in den Jahren 1945 und 1946 zu einem Großteil zurück in ihre Heimatregionen gekehrt. Dann seien die Vertriebenen von jenseits von Oder und Neiße nach Fürstenhagen gekommen. „Im Herbst 1947 hatte unser Dorf 836 Einwohner. Davon waren 376 Einheimische und 460 Vertriebene oder Flüchtlinge.“ Dadurch wurde der Wohnraum in Fürstenhagen knapp. In keinem Haus gab es einen bewohnbaren freien Raum. Vom 26. Januar 1947 datiert ein schriftlicher Bericht, der zum Erinnerungsschatz der Familie Görges gehört. Darin heißt es: „Das Verhältnis zwischen Eingesessenen und Vertrieben und Evakuierten ist sehr verschieden. Vielleicht 25 Prozent der Einheimischen haben sehr viel Verständnis und stehen in einem guten Einvernehmen mit den Flüchtlingen. Der weitaus größere Teil der Dorfbevölkerung duldet die Flüchtlinge nur, weil es nun einmal sein muss.“ Eine Betroffene, Elfriede Wachholz, schildert das Verhältnis nach Darstellung von Alfred Görges so: „Ein kleiner Teil kann sich durchaus nicht an die Existenz der Flüchtlinge gewöhnen und betrachtet uns daher als lästige Eindringlinge. Diese Gruppe ist ohne jedes Verständnis und betrachtet den kleinsten Wunsch eine Flüchtlings als Anmaßung.“

Juni 1916 in Mons an der Somme: Der kaiserliche Gardist Albert Görges (ganz rechts) hat eine neue Uniformjacke bekommen und präsentiert sich stolz gemeinsam mit seinen Kameraden. Foto: Privat

ls „einen Versuch, über Vergangenes zu berichten“, bezeichnet Albert Görges aus Fürstenhagen seine 1972 verfassten Aufzeichnungen. Albert Görges wurde 1894 geboren und starb 1979. Einen Großteil seines Erlebnisberichtes widmet er den dramatischen Ereignissen des Ersten Weltkrieges. In den Aufzeichnungen des heißt es: „Der 1. August 1914, der erste Tag der Mobilmachung, war ein Sonntag. Die Kirche in Fürstenhagen war voll besetzt. Pastor Adam predigte über das Bibelwort: Niemand hat größere Liebe denn der, dass er sein Leben lässt für seine Brüder. Viele konnten die Tränen nicht zurückhalten.“ Im März 1915 wurde Albert Görges zum Kaiser-Franz-Gardegrenadier-Regiment nach Berlin eingezogen. Anfang August ging es zum Regiment nach Russland. Er berichtet: „Drei Wochen sind wir dann marschiert bei Hitze und Regen, zum Teil durch öde Gegenden, verbrannte Dörfer. Von den Häusern standen nur noch die Schornsteine. Tagelang sahen wir kein lebendiges Wesen, außer den Krähen, die nach Aas suchten.“ Bei Brest-Litowsk ging sein Regiment über den Fluss Bug. Im September 1915 kam der Befehl: „Verlegung nach Westen.“ Das bedeutete wieder lange Märsche, diesmal in Richtung Warschau. Am 15. September 1915 erlebte Albert Görges eine Ansprache von Kaiser Wilhelm II. Von der kaiserlichen Rede erhielt er später eine Abschrift. Daraus zitiert er in seinen Memoiren.

Kaisers Ansprache Unter anderem sagte der Kaiser: „Mit Gottes Hilfe ist es den Regimentern beschieden gewesen, an 70 Kampftagen 29 feindliche Stellungen zu erstürmen und einen Feldzug zu Ende bringen zu helfen, der dem Feinde seine sämtlichen Grenzfestungen gekostet hat. Was ich von meiner Garde erwartet hat, hat sie weit übertroffen. Wir fechten für eine gerechte Sache. Gott war mit uns und wird weiterhin mit uns sein.“ Weiter heißt es in den Görges-Aufzeichnungen: Noch am selben Tag ging es mit der Bahn weiter nach Westen. Bei strahlendem Sonnenschein ging es nach Frankreich hinein. Das erste, was uns auffiel, war ein großer Friedhof an der Straße nach Lens, wo Soldaten Gefallene in Massengräber warfen. Wir marschierten dem Grollen der Geschütze entgegen. Am Abend waren wir in ihrer Reichweite. Um kurze Schützengräben musste immer wieder gekämpft werden. Oft lagen die Stellungen der Gegner nur hunderte Meter auseinander. Unsere Angriffe wurden alle im Morgengrauen ausgeführt: In der Nacht heran arbeiten, ein kurzer Feuerball und rein in den Graben. Es hat immer geklappt, nur einmal hatten wir große Verluste.“ Kurz vor Weihnachten 1916 wird Albert Görges von einem Granatsplitter an der rechten Hand verletzt. Im Februar des Folgejahres erhielt er das Eiserne Kreuz 2. Klasse. Im Frühjahr 1917 wurde er von einer feindlichen Handgranate erwischt und bekam zahlreiche Splitter in die Beine, in die Hände und ins Gesicht. (hjf)

Landkreis Northeim

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Lesererinnerungen zur Serie 100 Jahre NNN

Wer will ins Altersheim?

Förderverein für das Heim der Inneren Mission wurde 1956 gegründet

Das Thema

Wieder-Einweihung des Altersheim 1991: Landrat Axel Endlein gratuliert Pastor Friedel Kleinschmidt (links). Foto: Privat/nh

Pflegestation ist deutlich gewachsen

Immer wieder An- und Umbauten

A

m 6. Mai 1963 erfolgte der erste Spatenstich, die Grundsteinlegung folgte am 21. Juli des Jahres. Bereits im November 1964 konnten die ersten Bewohner einziehen. Im April 1968 wurde der Erbbauvertrag für das Grundstück aufgehoben und das Gelände gekauft. 1979 schied Superintendent Stier aus dem Vorstandsamt aus. Er wird zum Ehrenmitglied ernannt. Neuer Vorsitzender wurde Pastor Friedel Kleinschmidt, der sich sofort Gedanken über eine Modernisierung des Hauses sowie über einen An- und Umbau machte. Nach seiner Überzeugung brauchte das Altersheim eine größere Pflegestation mit Tagesraum. Die Pflegestation soll von zwölf auf mindestens 60 Betten erweitert werden. Es dauerte bis ins Jahr 1988, bis die Finanzierung des Neuund Anbaus endlich gesichert war. Im selben Jahre wurde mit dem Bau begonnen. Nach zwei Jahren waren Umbau und Neubau abgeschlossen. Die Einweihung fand am 21. März 1991 statt. Hatte das Altersheim vor

dem Umbau nur kleine Wohnräume ohne Nasszellen, so bestand das neue Haus aus geräumigen Ein- und Zwei-BettZimmern. Das Haus verfügte im Jahr 1994 über 96 Betten. An- und Neubaus kosteten rund acht Millionen D-Mark. 1994 endet die Chronik von Herbert Bost. In dem Jahr zählte der Verein 153 Mitglieder. Doch die Entwicklung der Einrichtung ging weiter: In den Jahren 2000/01 wurde der Gebäudekomplex der Inneren Mission erneut umgebaut, modernisiert und neu gestaltet. Robert Wehr, der seit dem 2. Juli 2002 das Heim leitet, verweist mit Stolz darauf, dass das Altersheim der Inneren Mission im Jahr 2004 von einem unabhängigen Institut überprüft worden sei. Danach sei dem Heim attestiert worden, nach dem neuesten Stand der Pflegewissenschaften zu pflegen und die internen Abläufe gut organisiert zu haben. In der hauseigenen Küche werden heute täglich Mahlzeiten auch für 50 Patienten des ambulanten Pflegedienstes zubereitet. Im Heim leben 111 Frauen und Männer. (hjf)

Seit 51 Jahren gibt es den eingetragenen Verein „Altersheim der Inneren Mission in Northeim“. Heimleiter Robert Wehr (48) berichtet, wie alles begann und wie ein Aufruf in der Heimatzeitung Northeimer Neueste Nachrichten die Initialzündung für ein erfolgreiches Vereinsprojekt wurde. VON HANS-JÜRGEN FISSELER NORTHEIM. Es war am 25. Mai 1956, als in der NNN öffentlich die Frage gestellt wurde: „Wer will in ein Altersheim?“ Hintergrund: In der Diskussion um das Problem der Schaffung eines Altersheimes in Northeim konnte die entscheidende Frage nicht beantwortet werden, wie groß die Zahl derer sein könnte, die den Wunsch haben, ihren Lebensabend in einem Altersheim zu verbringen. Die Entstehungsgeschichte des Vereins und des Altersheims schrieb Herbert Bost, der nach der Vereinsgründung Mitglied im Vorstand wurde.

Elf Personen im Förderkreis Elf Northeimerinnen und Northeimer meldeten sich im Sommer 1956. Diese Elf trafen sich am 22. November 1957 im Haus des Northeimer Arztes und Ratsherrn Dr. Alfred Olivet in der Friedrichstraße, um einen Förderkreis zum Bau eines Altersheims zu gründen. Der Arzt Dr. Olivet und dessen Ehefrau Ilse hatten schon Jahre vorher erkannt und mit großer Sorge gesehen, dass viele alte Menschen in Northeim ohne Pflege waren. Zu den ersten Mitgliedern des Förderkreises gehörte auch das Northeimer Fa-

Stolz auf das Zertifikat. Der Vorstand des Vereins Altersheim der Innen Mission. Stehend von links: Ilse Schütze, Dietrich Majewski, Hans-Joachim Weppner, Dr. Almuth Boettiger und Franz Fischer. Knieend von links: Robert Wehr, Clemens Ellies, Martina Cohrs. brikantenehepaar Elisabeth und Friedrich-Wilhelm Vordemfelde.

Förmlicher Antrag Sehr schnell holten sich die Northeimer die Innere Mission, das Diakonische Werk in Hannover, ins Boot, um die Finanzierung und Unterhaltung eines Altersheimes in Northeim zu gewährleisten. Am 15. August 1957 stellte der Ratsherr Dr. Olivet in der Sitzung des Northeimer Stadtrates den förmlichen Antrag, das Krankenhaus 1, das spätere Rathaus am Zwinger, als Altersheim zur Verfügung zu stellen. Der Rat stand der Schaffung eines Altersheims positiv gegenüber, entschied sich aber dafür, im Krankenhausgebäude die Stadtverwaltung unterzubringen. Alternativen am Münster und an der Arentsschildtstraße wurden vorgeschlagen. Am weitesten dachte der Ratsherr Robert Ger-

lach, der damals schon erkannte, jedes vorhandene Gebäude könne nur ein Notbehelf sein. Es müsse daran gedacht werden, „etwas Ordentliches zu schaffen, nämlich ein Altersheim für 150 bis 200 Personen“.

Bauplatz angeboten Die Gründungsversammlung des Vereins Altersheim fand am 19. März 1958 im evangelischen Gemeindehaus in der Northeimer Teichstraße statt. Dabei wurde erneut die Befürchtung diskutiert, die im Rat vorgeschlagenen Gebäude könnten für viele gehbehinderte Altersheimbewohner ungeeignet sein. Im selben Jahr schrieb die NNN: „Einer großen Sorge ist man dadurch enthoben, dass die Stadt Northeim für die Erstellung eines Altersheimes einen Bauplatz in der Größe von 3000 Quadratmetern an der verlängerten Wallstraße, Ecke Eichstätte, angeboten hat.“

Zur Gründungsversammlung begrüßte Pastor Drögemüller 40 Frauen und Männer. Eine Satzung wurde beschlossen und ein Vorstand gewählt. Vorsitzender wurde Pastor Drögemüller. Die erste Vorstandssitzung fand am 8. April 1958 statt. Auf der Tagesordnung stand die Bestellung eines Architekten, der einen Vorentwurf des geplanten Altersheims erarbeiten sollte. Am 30. März 1960 rückte Superintendent Stier in den Vorstand auf, zwei Jahre später übernahm er von Pastor Drögemüller die Vereinsführung und blieb 17 Jahre lang Vorsitzender des Vereins Altersheim der Inneren Mission. Die Bausumme für das Heim betrug 1,85 Millionen DMark. Die ersten Ausschreibungen zum Bau erfolgten im März 1963. Bereits einen Monat später erhielt die Northeimer Firma Gebrüder Frankenberg den Zuschlag zum Bau des Hauses.

Von Kohlen und Gästen

Geschichte der Familie Zwickert - Gastwirtschaft und Landwirtschaft

Das Thema Eröffnet im Jahr 1888 arbeitet heute bereits die fünfte Generation der Familie im Gasthaus Zwickert in Oldenrode. VON HANS-JÜRGEN FISSELER OLDENRODE. Carsten Zwickert (30) repräsentiert die fünfte Generation des erfolgreichen Familienunternehmens. Er hat im Gasthaus Schere in Northeim den Beruf des Kochs gelernt. Im Oldenroder Familienbetrieb arbeitet er aber nicht allein in der Küche. „Ich bin hier Mädchen für alles“, beschreibt er sein umfangreiches Betätigungsfeld. Chef des Hauses ist aber immer noch Albrecht Zwickert (58), der Vater von Carsten. Albrecht leitet das Unternehmen gemeinsam mit Ehefrau Ingrid Zwickert.

Braunkohle abgebaut Anfang des 20. Jahrhunderts wurde im Bereich des Dorfes Oldenrode in einem

Bergwerk Braunkohle abgebaut. Die Kohle aus der Grube „Gewerkschaft Ernst“ in Oldenrode wurde über eine Drahtseilbahn über den Kamm des „Hohen Rott“ bis nach Ildehausen transportiert, wo sie auf Eisenbahnwaggons verladen wurde. Die Grube bescherte den Zwickerts immer wieder Übernachtungsgäste. Der Kohleabbau erfolgte bis zum Ersten Weltkrieg. In den 1920-er Jahren, weiß Albrecht Zwickert, wurde noch einmal ein Versuch unternehmen, die

Kohlegrube wieder in Betrieb zu nehmen. Doch die Braunkohle von Oldenrode war noch zu jung, die Energieausbeute zu gering und deshalb wurde die Förderung bald wieder eingestellt.

Autobahnbau brachte Gäste

Einen Gästeboom erlebte das Traditionsgasthaus in den Jahren 1957 bis 1960, als die Autobahn von Echte kommend in Richtung Seesen weitergebaut wurde. Die Schnellstraße führt etwa 200 Meter am Gasthaus vorbei und war ein idealer Standort für die am Straßenbau Beschäftigten. In der Gegenwart ist es das germanischrömische Schlachtfeld, das von Historikern am Harzhorn bei Oldenrode ausgegraben wird, und das den Zwickerts neue Gäste zuführen soll. Auf einer Informationstafel vor dem Gasthaus präsentiert Die Eheleute Frederike und Albrecht Zwi- die Familie in Fotockert bekamen 1884 die Lizenz zum grafien die ersten Branntwein-Ausschank. Foto: Privat/nh wertvollen Funde, die

die Römer vor etwa 1800 Jahren im Wald bei Oldenrode zurücklassen mussten. Doch alle Zwickert-Generationen verließen sich zur Sicherung ihres Lebensunterhaltes nicht allein auf das Gastgeschäft. Immer gehörte auch Albrecht (rechts) und Carsten Zwickert vor ihrer Schlachtfeld-Info-Tafel. Foto: Fisseler eine Landwirtschaft zum Familienbetrieb kühe werden gefüttert und 1884 mit dem Branntweinhandazu. können besichtigt werden. del, 1888 kam die Lizenz für den Bierausschank hinzu.

Wild-Gehege

Haus-Geschichte

Bis 1991 gab es Milchvieh auf dem Hof. Heute konzentriert sich die Familie neben dem Ackerbau auf die Schweinezucht und die FleischrinderMuttertierhaltung. Die Schweine werden zum Teil direkt im Gasthaus vermarktet. Etwas ganz Besonderes ist allerdings das weitläufige Gehege, in dem die Zwickerts Damwild züchten. Ein starker Hirsch mit prächtigem Geweih und ein Dutzend Hirsch-

Um das Jahr 1840 wurde das Gebäude in Oldenrode errichtet und von Heinrich August Hillebrecht erworben. Zum Haus gehörten 20 Morgen Land, die mit Kühen beackert wurden. Heinrich Hillebrecht war Schuhmacher und die jetzige Gaststube wurde als Schuster-Werkstatt genutzt. Seine Tochter Frederike heiratete 1868 den Schmied und Eisenhändler Albrecht Zwickert. Die Eheleute begannen

Geld in Waschkörben Ein besonderes Ereignis in der Geschichte des Gasthauses war ein Kriegsvereinsfest im Inflationsjahr 1923. Gastwirt Zwickert nahm Waschkörbe voller Millionen und Milliarden Reichsmark ein, die aber über Nacht wertlos waren. Geschäftliches Glück war es, dass er später die noch vorhandenen Vorräte an Bier, Schnaps und Wein in harter Rentenmark verkaufen konnte.

Landkreis Northeim

Montag, 12. Oktober 2009

Lesererinnerungen zur Serie 100 Jahre NNN

Die Höckelheimer Bäcker-Familie Hartenstein im Jahr 1910 vor ihren Ladengeschäft in der damaligen Kasperstraße. Die neue Bäckerei befindet sich in der Straße Winkel.

Mit zwei Kuh-Stärken unterwegs: In den Jahren des 1. Weltkrieges lieferte die Höckelheimer Bäckerei mit diesem Gefährt ihre Brote bis in die Nachbardörfer Berwartshausen und Schnedinghausen. Die Pferde, die den Brotwagen zogen, waren für den Kriegsdienst eingezogen. Repro: zsv

Geselle erreichte Paris nie Wie in der Höckelheimer Bäckerei die Familientradition fortgesetzt wird

Das Thema Seit über 100 Jahren ist die Bäckerei in Höckelheim im Familienbesitz. Doch nicht immer ging der Betrieb vom Vater auf den Sohn über. Elke und Hartmut Hartje blättern im Rahmen der Serie „Lesererinnerungen 100 Jahre NNN“ in der spannenden Bäckereigeschichte, deren Ursprung sich im 19. Jahrhundert verliert. VON HANS-JÜRGEN FISSELER

Eine Aufnahme aus der Zeit vor dem 1. Weltkrieg: Franz Hartenstein sen. mit Ehefrau Berta (rechts) und Schwester Anna.

Kelle in der Hand

Bäcker-Obermeister und Maurer

Z

u seiner Silberhochzeit im Jahr 1991 wünschten sich Elke und Hartmut Hartje von ihrem Sohn Matthias den Meisterbrief. „Und das hat dann auch geklappt“, freut sich der Vater. Der aktuelle Hartje-Bäckermeister ist

verheiratet mit Babette Hörnecke aus Northeim. Das Paar hat zwei elf und 14 Jahre alter Töchter. Dass in der Familie Hartje ein männlicher Betriebsnachfolger fehlt, macht Hartmut Hartje nicht unglücklich. „Es wird schon noch der Richtige kommen“, ist er zuversichtlich, weil er weiß, dass der Bäckerberuf immer eine Zukunft hat. Er muss es wissen, schließlich ist er selbst im Ruhestand noch Obermeister der Bäckerinnung Northeim, die in diesem Jahr auf ein 669jähriges Bestehen zurückblicken kann. Das Amt des Obermeisters übernahm er im Jahr 1993. Nächstes Jahr läuft seine Amtszeit aus.

HÖCKELHEIM. 2010 soll ein Firmenjubiläum in der Höckelheimer Bäckerei gefeiert werden, um des Tages vor 100 Jahren zu gedenken, als Franz Hartenstein den Betrieb seines Onkels Robert Blanke übernahm. Die Bäckerei befand sich damals in der Kasperstraße, die nach der Eingemeindung Höckelheims in die Stadt Northeim in „An der Schule“ umbenannt wurde. Wann der Bäckermeister Blanke den Betrieb gründete oder ob er ihn von seinem Vater übernahm, darüber findet sich kein Hinweis in der Familiengeschichte. Überliefert ist, dass Franz Hartenstein aus Luckau im Spreewald stammt und dort den Bäckerberuf erlernte. Er

verließ seine Heimatstadt als Wandergeselle und machte sich auf zur Weltausstellung in Paris. Unterwegs wollte er sich seinen Lebensunterhalt bei verschiedenen Bäckermeistern verdienen. Eine fest eingeplante Station war die Bäckerei seines Onkels Robert Blanke in Höckelheim. Der nahm den Neffen mit offenen Armen auf.

Weltausstellung adé Aber schon nach kurzer Zeit wollte der Onkel den tüchtigen Bäckergesellen nicht wieder ziehen lassen. „Was willst Du in Paris?“, fragte der Meister, der keine Söhne hatte. „Ich brauche hier einen Gesellen. Bleib doch hier“. Franz Hartenstein zog nicht weiter nach Paris. Nicht nur der Onkel, sondern zarte Bande hielten ihn in Höckelheim. In der Nachbarstochter Berta Meinshausen fand er die Liebe seines Lebens. Das junge Paar heiratete, bekam mit Franz Jun. einen Sohn, und im Jahr 1910 übergab Onkel Blanke dem Neffen Hartenstein den Familienbetrieb. Hartenstein senior kam gesund aus dem ersten Weltkrieg zurück nach Höckelheim, und als die Zeit gekommen war, übernahm Franz Hartenstein junior den Bäckerbetrieb. Der Senior wurde 86 Jahre alt und erlebte noch mit, wie seine Enkelin Elke sich anschickte, die Familientradition fortzuführen. Franz Hartenstein junior hatte drei Kinder: Klaus, Elke

und Ute. 1949 kam Franz der jüngere aus der Kriegsgefangenschaft nach dem 2. Weltkrieg zurück nach Höckelheim und begann wenige Jahre später, eine neue Bäckerei zu bauen, die 1957 „Im Winkel 1“ fertig wurde. Dort befindet sie sich noch heute, nur die Adresse hat sich ganz leicht geändert: Der Straßenname änderte sich von „Im Winkel“ schlicht auf „Winkel“. Das ursprüngliche Bäckerhaus an der Schule steht auch heute noch. Es wird aber ausschließlich als Wohnhaus genutzt.

Erster weiblicher Lehrling Klaus Hartenstein hatte kein Interesse am väterlichen Bäckerberuf. Er wurde Seemann und fuhr in die Welt hinaus. Für den großen Bruder sprang Elke Hartenstein in die Familienbresche. Als sie 1957 ihre Ausbildung im väterlichen Betrieb begann, war sie der erste weibliche Bäckerlehrling in der langen Geschichte der Bäckerinnung Northeim. Auf der Baustelle der neuen Bäckerei, die von der Northeimer Firma Gebrüder Frankenberg errichtet wurde, arbeitete als junger Maurer Hartmut Hartje.

Hochzeit am Weltspartag Der lernte die junge Bäckerin Elke Hartenstein kennen und lieben. Die Hochzeit fand 1966 statt. Das genaue Datum kann Harmut Hartje nie vergessen: „Es war am Weltspar-

tag. Und jedes Jahr zu unserem Hochzeitstag spannt die Sparkasse in Northeim ein großes Banner über die Straße.“ Hartmut Hartje arbeitete gern als Maurer. Doch aus Liebe zu seiner Frau legte er Kelle und Wasserwaage aus der Hand und begann im Januar 1967 bei seinem Schwiegervater eine Turbo-Bäckerlehre, die ihm bereits Ende 1968 den Gesellenbrief einbrachte. Die Meisterprüfung bestand er im November 1970. Nur zwei Jahre später übergab Franz Hartenstein junior seinen Schwiegersohn den Familienbetrieb. Im Jahr 1992 übernahmen die Hartjes das Spar-Lebensmittelgeschäft in Höckelheim, 1996 wurde der Sparladen nach einem Umbau der Bäckerei in das Geschäftshaus integriert und zu einem Mini-Supermarkt ausgebaut. Zum Laden gehört eine Küche, in der Elke Hartje einmal die Woche für ihre Kundschaft einen leckeren Eintopf kochte, der sich weit über die Ortsgrenzen hinaus großer Beliebtheit erfreute. Elke und Hartmut Hartje haben drei erwachsene Kinder: Thomas (44) arbeitet als Studiendirektor an einer Berufsbildenden Schule in Osterode, Kerstin (37) hat den Beruf der Damenschneiderin gelernt und arbeitet in diesem Beruf am Deutschen Theater in Göttingen. Die Familien-Bäckerehre hält Matthias (41) hoch, der das Unternehmen seit dem Jahr 2006 führt.

Schützenhaus gemauert

Elke Hartenstein war 1957 der erste weibliche Bäckerlehrling in der Bäckerinnung Northeim.

Kelle und Wasserwaage hat der Bäckermeister später immer wieder in die Hand genommen. Hartmut Hartje war 30 Jahre lang Vorsitzender des Schützenvereins Höckelheim und ist stolz darauf, das neue Schützenhaus mit gemauert zu haben. Und auch das Eigenheim am Hasselberg hat Hartje eigenhändig gemauert. Seit 1985 ist er mit Ehefrau Elke Mitglied im Northeimer Segelclub mit einer eigenen kleinen Yacht auf dem Großen Freizeitsee. (hjf)

September 2009: Elke und Hartmut Hartje genießen ihren Ruhestand. Foto: Fisseler

August 1959: Bäckergeselle Georg Stahl mit Familie beim Sonntagsspaziergang auf der Hauptstraße in Höckelheim. Fotos: Privat/nh

Landkreis Northeim

Donnerstag, 15. Oktober 2009

Lesererinnerungen zur Serie 100 Jahre NNN

Jubiläen als Zeitzeugnisse

Horst D. Olinski sammelt Sonderblätter

Das Thema Schon seit Jahrzehnten ist Horst D. Olinski an der Lokalgeschichte seines Lebensumfeldes interessiert. Im Rahmen der Lesererinnerung zur Serie 100 Jahre NNN präsentiert sich der 77 Jahre alte Hillerser als Sammler von Jubiläumsausgaben verschiedener Heimatzeitungen wie Northeimer Neueste Nachrichten, Moringer Zeitung und Sollinger Allgemeine.

VON HANS-JÜRGEN FISSELER HILLERSE. Das absolut spannende an den Jubiläumsausgaben der Heimatzeitungen ist, so empfindet es Horst Olinski, dass sich in diesen umfangreichen Sonderbeilagen der Tageszeitungen stets reich illustrierte geschichtliche Rückblicke und aktuelle Situationsbeschreibungen aus Stadt und Landkreis Northeim, aus SüdNiedersachsen oder der Landeshauptstadt Hannover spiegeln, die in den aktuellen Tageszeitungen nicht oder so nicht in dem Umfang zu finden sind. Und deshalb eine spätere Fundgrube für die Geschichtsforschung und alle interessierten Heimatfreunde darstellen.

Der Heimatfreund In früheren Jahren hat Horst D. Olinski selbst heimatgeschichtliche Beiträge für die Northeimer Neuste Nachrichten verfasst, die auf der regelmäßig erscheinenden Sonderseite „Der Heimatfreund“ veröffentlicht wurden. 35 Jahrgänge dieser Sonderseiten hat Olinski in seinem privaten Zeitungsarchiv zusammengetragen. Die letzte Sonderseite des Heimatfreundes erschien im Jahr 1987. Einer seiner Beiträge beschäftigte sich mit sogenannten Terneids-Namen von Dörfern und Städten im Landkreis Northeim. Terneids-Namen

sind alt hergebrachte Spottbezeichnungen, die sich teilweise bis heute erhalten haben, deren Ursprünge aber gelegentlich in Vergessenheit geraten, aber es wert sind, im Bewusstsein der Menschen zu bleiben.

Klein Moskau Der Spottname für Hillerse beispielsweise lautet „Klein Moskau“. Aber nicht etwa deshalb, weil es in Hillerse nach dem 2. Weltkrieg immer satte SPD-Mehrheiten gab, der Grund liegt viel tiefer: Während der Herrschaft Napoleons über weite Teile Europas Anfang des 19. Jahrhunderts rekrutierte der kleine Korse für seinen Russlandfeldzug in Hillerse zahlreiche Männer zwangsweise. Als Napoleons geschlagene Armee den Rückzug antreten musste, fielen einige Hillerser als Gefangene in russische Hände.

Gesandter des Königs Der König in Hannover schickte Jahre später einen Leutnant nach Moskau, der sich für die Freilassung dieser Männer aus dem Königreich Hannover einsetzen sollte. Zu den Befreiten gehörte auch ein ehemaliger Soldat aus Hillerse, der nach Rückkehr in sein Heimatdorf begeisterte Wundergeschichten über das prunkvollen Leben in Moskau erzählte. Und schon hatte Hillerse seinen Spott-Namen „Klein Moskau“ weg. Oder Sudershausen, das sich einen Namen als Besenbinderdorf machte, weil dort zahlreiche Männer und Frauen diesem einträglichen Handwerk nachgingen. Noch heute gibt es den Besenbinderweg von Northeim am Wieter entlang nach Sudershausen. Moringen gilt seit altersher als Stadt der Tüchtlinge (Züchtlinge). Gemeint waren die Insassen eines Erziehungslagers, das bereits im Königreich Hannover für Strafgefangene eingerichtet wurde.

Jugend-KZ Die Nazis machten daraus später ein Jugend-KZ. Heute befindet sich auf den Grundstücken das niedersächsische Landeskrankenhaus für psychisch kranke Straftäter.

Sammler historischer Schriften: Der Hillerser Horst D. Olinski mit den interessantesten Stücken seiner umfangreichen Sammlung von Sonderbeilagen zu verschiedenen Jubiläen der Heimatzeitungen. Foto: Fisseler

Blasebalg im Museum

Dorfschmiede Hillerse lebt als traditionelles Handwerk in der Erinnerung weiter

A

ls vor zehn Jahren in Hillerse der Heimatund Kulturverein gegründet wurde, schloss sich Horst D. Olinski diesem Verein schon sehr bald an und half aktiv mit, ein eindrucksvolles dörfliches Heimatmuseum aufzubauen und einzurichten. Das Dorfmuseum entstand in der großen Scheune hinter dem Senioren-Zentrum „Im Grunde 4“. Die Grundfläche des Dorfmuseums ist größer als ein Tennisplatz und in mehr als ein Dutzend verschiedene Abteilungen gegliedert. An der Giebelwand gegenüber des Eingangsbereiches ist der gewaltige Blasebalg aus der Dorfschmiede von Olinskis Großvater angebracht. In dieser Dorfschmiede an der Wahrbergstraße wurde noch bis ins Jahr 1949 gearbeitet.

Haus der Vorfahren Heute lebt Horst D. Olinski im Haus seiner Vorfahren, das

Vor zehn Jahren eröffnet: Das Dorfmuseum in Hillerse, das einen Einblick in das dörfliche Leben vergangener Zeiten gibt. Im Bild Günter Hartmann (links) und Horst D. Olinski . Foto: Fisseler

auf ein Alter von über 200 Jahren zurückblicken kann, aber nach modernsten Gesichtspunkten ausgebaut ist. Doch Olinski ist kein Hillerser von Geburt. Er erblickte in Hannover das Licht der Welt, wo seine Eltern lebten. Als der Vater im 2. Weltkrieg getötet wurde, ging die Mutter mit ihrem Sohn ins Elternhaus nach Hillerse zurück, wo der Großvater noch immer als Schmiedemeister arbeitete.

Verwaltungsbeamter Bis zu seinem Ruhestand im Jahr 1993 arbeitete Horst D. Olinski als Verwaltungsbeamter bei der Standortverwaltung der Bundeswehr in Northeim. In diesem Jahr wurde die Behörde geschlossen. Die Soldaten aus der nahen Scharnhorstkaserne waren schon lange vorher an andere Standorte verlegt worden. Die Standortverwaltung blieb noch so lange in Northeim, bis auch die Garnison in Osterode geschlossen wurde.

Olinski erinnert sich: „Ich habe am längsten in der Garnison Northeim gearbeitet, einschließlich aller Zivilbediensteter und Soldaten.“ In der Standortverwaltung gehörte Olinski 26 Jahre dem Personalrat der Behörde an, 24 Jahr lang als Personalratsvorsitzender. Zu den Prunkstücken seiner zeitgeschichtlichen Sammlung gehört die Sonderbeilage zum 50-jährigen Bestehen des NNN-Verlagshauses Hahnwald, die am 1. September 1960 erschien, sowie die bisher umfangreichste Jubiläumsausgabe, die zu einem Doppeljubiläum gedruckt wurde: 75 Jahre Northeimer Neueste Nachrichten und 100 Jahre Landkreis Northeim. Weitere Jubiläumsausgaben in der Olinski-Sammlung erschienen anlässlich des 725. Northeimer Stadtgeburtstages, zum 125-jährigen Bestehen der Sollinger Nachrichten (später HNA/Sollinger Allgemeine), zum 75-jährigen und

100-jährigen Bestehen der Moringer Zeitung (heute Bestandteil der HNA/Northeimer Neueste Nachrichten).

Haberkamms Nachtausgabe Einen besonderen Erinnerungswert misst Olinski dem Sonderdruck „Haberkamms Nachtausgabe“ bei. Diese vierseitige Sondernummer der NNN hatten die Kollegen des allseits beliebten Redakteurs Erich Haberkamm anlässlich seiner Verabschiedung in den Ruhestand im Jahr 1987 in ganz geringer Auflage herausgebracht.

Streikzeitungen Aber auch die Jubiläumsausgaben Hannoverscher Zeitungen sowie die Beilagen zum 70-jährigen und 75-jährigen Bestehen des Göttinger Tageblattes hat Olinski in seiner Sammlung aufgehoben. Zu den zeitgeschichtlichen Einzeldokumenten gehören Flugblätter und Streikzeitungen. (hjf)

Hier stand die alte Dorfschmiede der heutigen Northeimer Ortschaft Hillerse. In der Schmiede wurde bis zum Jahr 1949 gearbeitet. Foto: Fisseler

Landkreis Northeim

Donnerstag, 3. Dezember 2009

Lesererinnerungen zur Serie 100 Jahre NNN Das Thema Seit 400 Jahren ist die Landwirte-Familie Hogreve in der Katlenburg-Lindauer Ortschaft Wachenhausen ansässig. Vieles mussten die Menschen in diesen vier Jahrhunderten erdulden und erleiden. Zu den einschneidensten Ereignissen gehörte der 2. Weltkrieg, zu dem Heinrich Hogreve im September 1939 eingezogen wurde. Sohn Rolf Hogreve hat die Leiden seines Vaters nach dessen Erzählungen aufgeschrieben. 2007 starb der ehemalige Weltkriegs- und Frontsoldat Heinrich Hogreve im Alter von 95 Jahren. In der Serie „Lesererinnerungen“ zum 100-jährigen Bestehen der Northeimer Neueste Nachrichten erinnert Rolf Hogreve an die Leidensjahre seines Vaters.

Erinnerungsstücke: Rolf Hogreve aus Wachenhausen bewahrt die Urkunde für das Verwundetenabzeichen sowie den Ehrenteller für die Teilnahme am Winterfeldzug 1941/42 seines Vaters aus dem 2. Weltkrieg für nachfolgende Generationen auf. Foto: Fisseler

Trauma des Winterkrieges

Wachenhäuser Heinrich Hogreve kämpfte auf den Schlachtfeldern Europas VON HANS-JÜRGEN FISSELER

Familienfoto aus dem Jahr 1940: Während eines Heimaturlaubs entstand diese Aufnahme, die den Wachenhäuser Wehrmachtssoldaten Heinrich Hogreve mit seiner Frau Hilda und Sohn Rolf zeigt. Foto: Privat

WACHENHAUSEN. Noch bevor der 2. Weltkrieg mit dem Angriff der Nationalsozialisten auf Polen seinen schrecklichen Anfang nahm, wurde der Wachenhäuser Landwirt Heinrich Hogreve im Alter von 27 Jahren zur Wehrmacht eingezogen. Nach kurzer Ausbildungszeit in Göttingen und Düsseldorf, gehörte er zu den ersten deutschen Soldaten, die in Polen einmarschierten. In der Folgezeit kam der Wachenhäuser auf den Schlachtfeldern Europas weit herum: Er kämpfte in Frankreich, Belgien und Holland. Dann begann der RusslandFeldzug. Und wieder war Heinrich Hogreve dabei, als die Wehrmachtstruppe in die unvorbereitete Sowjetunion einfiel und begann, das riesige Land mit ihren Panzerarmeen zu überrollen. Er stand an den Ufern von Wolga, Don und Dnjepre, am Fuße des Kaukasusgebirges. Heinrich Hogreve kämpfte vor Stalingrad, ohne im Kessel eingesperrt zu werden.

In den Jahren 1942 und 1943 erlebte Hogreve schwerste Kämpfe mit hohen Verlusten an Menschen und Material. Unter dem Eindruck starker russischer Panzerverbände und grimmiger Kälte musste sich Hogreves Einheit im Winter 1943 bis in den Raum Nikopol am Dnjepre zurückziehen.

Schwerste Kämpfe Seinem Sohn Rolf berichtete Heinrich Hogreve: „Hier tobten die schwersten Kämpfe des 2. Weltkrieges“. Bei Nikopol war es am 10. Februar 1943 in der Abenddämmerung, als Hogreve von einer russischen Gewehrkugel oberhalb des Knies ins Bein getroffen und schwer verwundet wurde. Seine Kameraden traten Hals über Kopf den Rückzug an und setzten sich 1,5 Kilometer weit von der Kampflinie ab. Die toten und verwundeten Soldaten blieben zurück. Hogreve verbarg sich in einer dichten Hecke und wartete die Dunkelheit ab, dann kroch er zu seiner Einheit zu-

rück. Das getroffene Bein konnte er nicht mehr bewegen. Auf einem Pferdewagen wurde er noch in der Nacht zusammen mit anderen Verwundeten zu einem Verbandsplatz gefahren.

Kriegsgericht drohte Dort verkannte ein junger Arzt die Schwere der Verletzung. Die Kugel steckte noch im Oberschenkel. An der Einschussstelle neben dem Knie war nur ein kleiner blauer Fleck zu sehen, der junge Arzt drohte damit, ihn als Simulant vor ein Kriegsgericht zu stellen. Doch weil Hogreve sein Bein nicht bewegen konnte, wurde er zum Hauptverbandsplatz gekarrt, wo ein erfahrener Militärarzt erkannte, wie es um den Verwundeten stand und ordnete eine sofortige Verlegung in einem Verwundetentransport auf der Schiene nach Deutschland an. Doch dahin kam Hogreve nicht: An der russisch-rumänischen Grenze platzte nach zehn Tagen Fahrt die Wunde auf, Hogreve erlitt einen sehr starken

Blutverlust und kam in Kolomea in ein rumänisches Lazarett, wo er von einem deutschen Arzt operiert wurde, der ihm die Kugel hoch oben aus dem Oberschenkel heraus schnitt. Nach einige Monaten in Kolomea - das verwundete Bein konnte dem Wachenhäuser erhalten werden, blieb aber gelähmt - ging es zurück nach Deutschland. Über Bamberg, Ilsenburg, Wernigerode nach Harzburg. Damit war die Heimat schon ganz nahe.

Auf Heimaturlaub Hier bekam er von seinem behandelnden Arzt Anfang April 1945 sechs Wochen Sonder- und Heimaturlaub. Damit erlebte Heinrich Hogreve das Kriegsende zuhause. Am 9. April 1945 erreichten amerikanische Soldaten in der Mittagszeit Wachenhausen. Doch er war immer noch Wehrmachtssoldat, wenn auch ein Verwundeter. Deshalb musste er sich auf Anordnung der Besatzer auf der amerikanischen Kommandantur in Northeim melden.

Hoffnung auf dauerhaften Frieden

D

In den Wäldern Russlands: Heinrich Hogreve im Kreise seiner Soldaten-Kameraden. Foto: Privat

Reihe im Internet Kostenloser Abruf auf www.hna.de

A

lle bisher erschienen Folgen der JahrhundertReihe anlässlich des 100jährigen Bestehens der HNA/ Northeimer Neuesten Nachrichten können kostenlos im Internet heruntergeladen wer-

den. Die Seiten sind im Format PDF im Internetangebot der NNN hinterlegt. (bsc) www.hna.de/northeim.html Mehr auf

www.hna.de

er Wachenhäuser Bürgermeister ließ unverzüglich ein Pferd anspannen und Hogreve mit einem zweiten verwundeten Wachenhäuser nach Northeim karren. Kaum war das Pferdegespann zwei Stunden unterwegs, durchkämmte ein amerikanischer Suchtrupp die Häuser des Dorfes Wachenhausen, um versteckte deutsche Soldaten dingfest zu machen.

Unbedenklichkeitspapiere Die US-Kommandantur in Northeim stellte den beiden Wachenhäuser Verwundeten Unbedenklichkeitspapiere aus und entließ sie in ihr Heimatdorf. Damit war der Krieg für Heinrich Hogreve endlich

auch offiziell beendet. Doch er wusste genau, das Ende hätte viel schlimmer kommen können: Wäre er nicht so schwer verwundet worden und hätte ein gelähmtes Bein davon getragen, hätte er mit hoher Wahrscheinlichkeit die Familie in der Heimat nie wieder gesehen. Und hätte der Wachenhäuser Bürgermeister nicht so umsichtig und sofort die Anweisungen der Sieger befolgt und Hogreve wäre in seinem Elternhaus als Soldat verhaftet worden, dann hätte ihm der Transport in ein mörderisches Gefangenenlager am Rhein gedroht. Mit geringen Überlebenschancen für einen schwer Verwundeten. Seinem Sohn Rolf diktierte

Vater Heinrich Hogreve später als Schluss seines Leidensberichtes in die Feder: „Wachenhausen hatte Anfang des 2. Weltkrieges rund 500 Einwohner. Der Krieg hat allein in unserem kleinen Dorf 62 junge Männer unter 40 Jahren, die durch Kampfhandlungen, Gefangenschaft und im Bombenhagel ihr Leben verloren, an Opfern gefordert. Ich hoffe, dass sich so ein Wahnsinn nicht noch einmal wiederholt und Deutschland und Russland in Frieden miteinander leben“.

Kugel aufbewahrt Rolf Hogreve hat alles sorgfältig notiert und für nachfolgende Generationen aufbewahrt, was sein Vater erzähl-

te. Er hat sogar die russische Gewehrkugel aufgehoben, die dem Vater das Bein verletzte und ihn für den Rest seines Lebens zum Kriegsbeschädigten machte, ihn aber nicht davon abhielt, seinem Beruf als Landwirt nachzugehen. Sohn Rolf war vier Jahre alt, als der 2. Weltkrieg ausbrach. Seine Mutter Hilda starb 1987, zehn Jahre später folgte ihr Rolfs Bruder Gerhard in die Ewigkeit. Rolf Hogreve ist verheiratet und hat mit seiner Ehefrau drei Kinder: Zwei Töchter und einen Sohn, aber keine Enkelkinder. Die über 400-jährige Geschichte der Wachenhäuser Hogreves wird von einem anderen Familienzweig fortgeführt. (hjf)

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