VOM
ADEL.
BRUCHSTÜCK
EHRE UND S C H A N D E , RUHM UWD NACHRUHM
/»i»urri!\ >.»»*" PRÄSIDENTEN vov KGTZEBUE.
rmUfi dtinti
mm d
Grdtnkm J„nrr Almen M
LEIPZIG,
/
Erklärung des Titelkupfers.
D e r Adel unter dem Bilde eines alten Eichliaums.
Ein Haufe ungezogener Butan hat der
Göttinn der Frejheit ihren Hur entwandt, und ihn mit einer Schallen - Kajipe geschmückt. Ein anderer Haufe legt die Axt an den alten ehr würdigen Stamm.
Ihn deckt Btirhenia in den
Wolken mir ihrem Schilde, auf welchem der Russische Adler schwebt, unter seineu Flügeln die französischen Lilien.
E I N L E I T U N G .
Ein
kleines
Buch übergebe
ich
dem Leser, doch ist es vielleicht ein Wort zu seiner Zeit geredet. Kanu denn nur ein dickes Buch Aufsehn erregen und Nutzen stif ten? Die dicken Menschen und die dicken Bücher haben nicht immer viel Verstand.
Der magere Vol
taire sagte auf drey Seiten mehr Gutes, als der dicke Melchior Götz in allen seinen polemischen Schrif ten.
Ich wünsche mir eine Gattung Leser die sonst wenig liest: Jüng linge, welche froher Lebensgenuss um ihre Zeit betrügt;
Gcschaffts-
manner, welchen ein Roman keine F.rhohlung gewahrt; Damen, wel che mehr zu kennen wünschen als die neusten Moden; juuge Krieger auf der Wache ; müssige Höflin ge im Vorzimmer.
Für Gelehrte
schrieb ich nicht, ich bin kein Ge lehrter. Dieses kleine Buch ist Resultat meiner Leetüre aus vielen grofsen Büchern.
Ich haue zusammenge
stellt, was hier und dort zerstreut, am Wege oder in Winkeln
lag.
Ich habe ein Scherflein dazu gege-
ben, Gold? oder Silber? oder Ku pfer?
das entscheide der
Leser.
Dank habe ich verdient, wenn die se Blätter ein wenig Salz und Kraft enthalten; wenn sie treffen wo sie treffen sollen; wenn sie beweisen, dafs die Menschen nie und nirgends einander gleich waren; Dummkopf
und
dafs der
der Feigherzige
gebohrnc Sklaven, der Weise und Tapfere gebohrnc Edelleute sind; wenn sie den jungen ahnenstolzen Laffen erinnern: mir Tugend sey der wahre Adel; doch auch den Alles bespöttelnden Freyhcits- und Gleichheits - Prediger überzeugen : der alte Gescldechts-Adel sey kei ne blofse Schimäre.
Ist mein Ver-
dienst nur klein, ey nun, -mein gu ter Wille ist grofs, und stiften die ll
se ßlütte? Iii» » d wieder ein we nig Gutes, so bin ich belohnt. Wenn heute ein Mahler aufträ te, und die Menschen bittend warn te : "zerstört doch nicht die Schö n n e n Gemähide von Raphael, Cor"reggio und Michel Angclo! " man würde ihm in die Zähue lachen, und mit Kecht; denn nur ein Ra sender könnte an jenen Meister werken sich vergreifen.
Aber zu
den Zeiten der Bilderstürmerey, als man mit heiliger Wuth die Kirchen ihrer Zierden beraubte,
als man
die Götzen vernichten wollte, und die Kunst vernichtete ; damals war
des Mahlers Warnung ein Wort zu rechter Zeit gesprochen.
So ist es
auch mit diesen Skizzen und Frag menten über den Adel;
nur im
umgekehrten Veihidtnifs. Hatte ich noch vor hundert Jahren
meine
Zeitgenossen ermahnt, den Adel in Ehren zu halten, als Ahnen noch Verdienste gabeu, und oft das ein zige Verdienst waren; man würde mich mit Recht einen Thoren ge scholten haben.
Aber in unsern
fieberhaften Zeiten,
wo es Mode
wird am Daseyn Gottes zu zwei feln ; wo man Empörung zu Heldenthaten stempelt; wo man es für überflüssig halt, Gott und dem Kayser zu geben was ihnen gebührt;
wo man den Adel herabzuwürdigen glaubt, wenn man auf ihn schimpft; wo die Gleichheit aller Stände der Stecken - Esel ist auf welchem jun ge Dichter reiten; heutzutage, meyne ich, verdient Aufmunterung und Dank der Mann, der es versucht dem Volke zuzurufen: "ihr mögt "immerhin die Bilder wegnehmen, "dafs man sie nicht zu Götzen er"hebe, doch zerstört das Gute nicht "mit dem Bösen !
Der Baum hat
"dürre Aste, wollt ihr drum ihn "abhauen?
Tragt
er doch
auch
"grüne saftige Zweige." Ehe ich die Vcrtheidigung des Adels übernehme, mufs der Leser eine Reise um die Welt mit mir
machen.
Eilig wollen wir bey je
dem Volke einkehren, seine Sitten belauschen, uns unter seine Edlen mischen, und ihre Rechte und Ge wohnheiten mit zwey "Worten in unser Tagebuch
eintragen.
Bey
den meisten verlohnt es nicht der Mühe lange zu verweilen,
doch
darf ich, meinem Zwecke treu, an Keinem vorübergehn.
Macht Euch
der erste Bogen Langeweile,
so
werft darum das Buch nicht gleich aus der Hand.
Windet Euch mit
mir durch den verwoxTcnen Pfad bis zu jenem Hügel; den wollen wir erklettern, und das Land um her überschauen.
Findet ihr dann
auch keine prächtige Lustschlösser,
Gärten und Cascadm; so sollt ihr doch, wenn mir die Musen ihre Hülfe nicht versagen, ein anmutliigcs Kornfeld, Wiesen und Bäume erblicken.
ERSTES
KAPITEL.
Skizze einer Geschichte des Adels unur allen Vülkerti des Erdbodens.
iclit die Farbe der Haut allein; nicht die platte oder gebogene Nase; nicht das lange gelbe Haar oder die krause schwarze Wolle, unterscheiden Menschen von Men schen.
In diesem Winkel der Erde wohnt
Ehrlichkeit,
nistet
Falschheit;
in diesem leuchtet Aufklärung,
in jenem
in jenem
kriecht Fütsternifi;
hier stempeln
Klima
und Lebensari ein Helden - Volk , und dort ein Volk entnervter Weichlinge; hier wächst eine Republik, und dort blüht eine Monar chie.
Aber überall wohin dein Auge blickt,
auf dem festen Lande und den Inseln des Weltmeers, unter der südlichen Zone and
am Nordpol, unter dem Scepter des Allein herrschers und im Wirrwarr der Volksregierimg, findest du ohne Verabredung, oline Zwang, dieselbe Verfassung, dieselbe Ein richtung; überall findest du Ad<-(.
Ist das
nur Wüikung des Zufalls, oder Gesetz der Natur? ja, sie wollte nicht, dafs in ihrem weiten Reiche irgend ein Ding dem andern gleichen sollte; physische oder lnoralischfi TJngleicliheiicu sollten alle geschaffene W e sen trennen;
sie sprach: kein
sondern eine Stufenleiter
sil/grimd,
scheid« die Gras
mücke vom Adler, und den Bauer vom Fürsten! Hinweg mit dem Vorhang hinter wel chem Ja]iilmilderte schlummern ! der grofse Erdball drehe sich langsam unter unsern Klicken, und jedes Volk oder Völligen, ge bildet oder ungebildet, halte stdl unter den Augen des Forschers,
Herrlicht-s YorrecliL
des menschlichen Verstandes, in jedem "Win kel der Erde, von und zu allen Nationen reden ZM dürfen, von allen gehört werden,
•je alle kennen, und von allen gekannt »eyn.
Einige wilde Die Eskimos
Völker.
und Grönltinder
sagend
"brav war der Vater, brav wird auch der "Solin seyn; und der Enkel wird Seehunde "fangen, "eben
oder Mcnschenschüdel ikolpiren, so
geschickt
als sein
Ahnherr,"
Drum ist das Recht, im Kriege und auf der Jagd Anführer zu s"yn, gewissermassen erblich unter ihnen. prangt
mit
einer
Mancher Grönländer Stammtafel
von
Ahnen, mit allen ihren Nebenästen,
zehn Scha
de nur dafs in Grönland keine hohe Stifter blühen! Den Tu/iguscn
gilt Mutli und Tapfer
keit für Adel, und sie glauben fest, dafs diese Eigenschaften vom Vater auf den Sohn forterben.
In Othaheite, und auf allen l u e
sein des Südmeers, ist der Unterschied der Stande gekannt und geehrt. ner der Sandrich-Iniein
Die Einwoh theUen sich in
Klassen.
Die Erste derselben bilden die
Erees, oder Chefs der Di^tricte. Die Abipouen
in Paraguay schufen ei
nen kriegerischen Orden, welcher den per sönlichen Adel verleiht, und mit grofsen Feyerlichkeiten ertheilt wird.
Unter diesen
ist die sonderbarste, dafs eine alte Frau die Tugenden und Thateu des Einzuweihenden in einer Lobrede preist.
Gieng der Geist
des Cicero und Demosthenes über in die alten Weiber von Paraguay ? —
Der Ein-
geweyhte empfangt einen neuen Nahmen, der sich mit der Sylbe Je endigt. Sylbe gebührt nur dem Adel.
Diese
Also giebt
es mehrere Lancier, wo der Adel an Sylben klebi. —
Auch Weiber werden dann und
wann in diesen Orden aufgenommen, trotz der Verachtung, mit welcher sonst die Ame rikaner auf die bessere Hidfte der Men schenkinder herabsehn. Sklaven halten, kaufen und verkaufen, ist das 'Vorrecht des afrikanischen Das elende Negervolk
Adels.
in Issiny iat sei-
nem Adel ( d e n Brembü oder Capcheran) sklavisch unterworfen.
Gelang es Einem
durch Fleifs und Arbeit, sich insgeheim ei nen kleinen Schatz zu sammeln, so trägt er ihn zu des Königs Füssen.
Für eine Sum
me von acht Thalorn in Goldstaub, erklart ihn dann der König in Gegenwart aller Brembis, für ihren Bruder, Für einen Edel mann. —
Der
Welt! —
Der schwarze Monarch wendet
woliliWIste
Adel
in
der
sich darauf an das Meer, giefst eine Flasche Branntewein hinein, und verbietet ihm, dem neuen Edelmann zu schaden, oder seine Canots umzuwerfen. — Di» Thorbeiteii der Menschen gleichen sich überall und in al len Jahrhunderten.
Der Doge von Vonedi»
gebraucht einen Ring, Xerxes Ketten, der König von Issiny eine Flasche tewein,
und Brann
um das Meer seinem Herrscherwil
len gehorsam zu bannen. —
Hat nun die
See ihren Tribut verschluckt, so kniet der neue Edelmann vor dem Könige
nieder,
der seine Hände zusammenfügt,
wieder
trennt, und mit den Korten hinein bläst: 'lebe in Frieden!" oder: "ich gebe dir "meinen Frieden! ' Dielen Spruch wiederhohlt die ganze Versamndung, und darauf wird gesclunaust, — Die Sitte nach einer Feyerlichkeit zu schmausen, ist so alt als die Welt, und daheim unter jeder Zone, i
Die Negern in Guinea ehren den Adel, wie ihre Brüder in Senegal.
Sie
kaufen
ihn, sie erringen Um durch Gunst oder krie gerische Thaten.
Der Neugeadelte wirft
sicli 7.w des Königs Füssen, best real Haupt und Rücken mit Staub, wird ermahnt, sei nen Stand durch keine nichtswürdige Hand lung zu entehren, und erhält eine Trom mel, sammt einigen kleinen elfenbeinernen Trompeten. —
Warum denn eben Trom
meln und Trompeten? Gerade so mögt ihr fragen: warum denn eben Band und Slern? überall in der Welt werden grofse Dinge durch Kleinigkeiten bezeichnet.
Wohl dem
Fürsten, der Gut und Blut der Seinigen durch elfenbeinerne Trompetsn
erkauftn
2* _
Sklaven tragen den neuen Edel
mann auf ihren Schultern im Dorfe herum, Trommeln und Trompeten erschallen; Wei her tanzen und singen; es wird geschmaust. Das Volk erhalt einen Ochsen, und so viel Palniweiu als es saufen mag. In Äthiopien sieht der Adel das gemeine Volk nicht über die Achsel an.
Im König
reiche Sennaar sind die Edlen Sklaven, und Sklaverey ilir Stolz.
Erzeigt man dort ei
nem Manne nicht dje gebührende Achtung, so fragt er gleich: »oll man nicht wisse, »dafs er ein Sklave sey?» In gewissen Ge genden erkauft man den Adel, und mit ihm das Recht zu handeln, durch einen Hund, eine Ziege und einen Ochsen; Geschenke welche die alten Edlen empfingen, und da für in ihre Brüderschaft aufnehmen. Ochsenkiipfe
Die
werden sodann als Zeichen
des Adels aufbewahrt. in Afrika adaliche
Es gieht also auch
Ocltsenhöpfe.
Das Rocht zur Krone und der Adel, werden in Loango,
wie im alten I.ycieu,
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und aui' den mnldivischen Inseln, durch die Mutter fortgepflanzt.
In
den
Lyhischen
Wüsten verhüllen die Edlen den Kopf mit einem schwarzen Tuch bis an die Augen, und müssen also beym Essen, so oft sie einen Bissen in den Mund stecken, das Ge sicht auf- und geschwind wieder zudecken. Die Ursache, die sie von dieser sonderba ren Sitte angeben, ist noch sonderbarer: es sey nendich dem Menschen eben sowold eine Schande, die Speisen zu sich zu neh men, als von sich 7,u geben.
Im Grunde
lafst sieb nichts dagegen einwenden.
Nomadische D i e Beduinen,
Völker,
das zahlreichste Hirtenvolk
des Erdbodens, halten sieb für edler, als ihre Brüder, die Städtebewohner.
Sie has
sen, wie die alten Teutschen, jeden Wohn platz welchen Mauern
umzingeln.
Ihre
Schecbs und Emirs, der Adel der Bediünen, leiten ihre Abkunft vom Stamme der Ä o -
raiuhicen,
und
didden keine
Mifsbüud-
nisso. Mahomets riffs,
Nachkommen
heilen
in der Türkey Emirs.
She-
Minder edel
als diese, werden selbst die mächtigsten Schechs geachtet.
Am geebrtesten ist Ma-
homets Geschlecht in Hedsjas, weil es dort am seltensten mit fremdem Blute sich misch te.
Ein solcher Enkel des Propheten darf
mit seinem grünen Turban in der Schlacht sich kühn ins feindliche Getümmel wagen, vorsätzlich wird kein Sclmerdt ihn treffen. Weder Schlofs noch Riegel verwahren sein Haus, denn selbst der Räuber gehl mit Ehr furcht vorüber.
Nicht T o d , nur Geuingnifs
bestraft seine Verbrechen.
Geringe Verge
hen richtet kein Pascha oder Kadi, sondern das Oberliaupt seiner Familie. Nachwelt
den Stifter
So ehrt die
ihrer Volksreligiou!
Der Glaube kennt keine Miuelsirafse; er mordet oder er vergöttert. Die TurUmannen
kümmern sich wenig.v
um den Adel; die Kurden
aber schützen
ihn wie die Araber.
Ihre Agas vermählen
sich nur mit edlen Jungfrauen.
Töchter
sind daher ein grofser Rcichihum; eine edle schöne Tochter wird von dem Jüngling oft mit fünfzig Beuteln (
gleichen die
Bewohner
den Turhnwnnen
alle Hir
tenvölker von tatarischer Abkunft, die ost wärts vom kaspischen Meere umherziehn. Unter den Kirgisen,
Kamhalpachcn,
Chi-
xvanern, gelten nur Reichthum, Macht und Verdienst; unter den Mingrelicrn, siern und Georgiern
gilt die Geburt,
CirrasDas
Volk der Drusen hat seine Edlen, und die Pflicht dieser Edlen ist, Herzen von Mar morstein zu besitzen ; denn Niebuhr erzählt: ein Drtisischer Edelmann werde ein Gegen stand der Verachtung, wenn man, bey wel cher Gelegenheit es auch sey, 'J'hränen in seinen Augen erblicke. Die Calmykeu haben ihre Fürsten und Herren, ihren hohen
und niederen
1'aidsehi und Chans,
auch
Ad
SchwanenJ'ur-
siert, nennt der Dnlailanu drn Ersteren; den Lezteren bilden die Snissama, oder Richter and Oberhaupter.
Ihr Adel und ihre Wür
den sind nicht erblich.
Mehr oder minder
gesittete
Völker. A l s die Spanier die eanarischen Bylande a\ entdeckten, fanden sie daselbst den streng sten Unterschied der Stande.
Nur mit ei
nem Werbe aus fürstlichem Geblüt durfte der Konig von Teneriffa
sich vermählen;
im Norhfali auch mit seiner Schwester. Kein Edelmann heyratheto unter seinem Stande. Doch nicht die Geburt allein schuf den Edelmann.
Der adelich gehohme
Jüngling
tnufste noch überdiefs vor Priester und Zeu gen beweisen können, dafs er auch adelich gmm
ba.be.
Dann schnitt der Priester ihm
das Haar kurz um den Nacken weg, und erklärte ihn für einen achten Edelmann und Krieger.
W o aber eine unedle That Seinen
Ruf befleckt«-, da ward das Haupt ilun kahl geschoren, und er horte auf ein Edelmann zu seyn, wed er kein etiler Mann
war. —
Welch' eine schöne Aluien-l'iobe!
wenn
der Jüngling hintreten und schwören kann: ich habe keine Unschuld verführt, keinen Freund im Zweykainpf ermordet; ich habe kein Weib betrogen in der Liebe, und kei nen Mann im Spiele; ich habe den Nah men meiner Vorfahren ererbt, und ihre Tu genden
erworben.
Der inejricanuclie
Adel war sehr zahl
reich, und ibeilte sich in verschiedene Klas sen.
Die Lehnsverfassung herrschte.
Der
König ward gewählt; der Adel blieb sein Vormund.
Lange stemmte er sich mit aller
Macht gegen die Erblichkeit des Thrones; endlich doch vergebens.
Der lezle Kaiser
Montezuma war eüi Despot. —
Nur die
edlen Mexicaner kleideten sich in Sdber, Gold und feine Leinewaud; nur sie speisten aus vergoldeten und gemahltea nur sie durften Schuhe tragen.
Gefäfsen; Die
Nickt-
Etilen wickelten sich in grobes Zeug, afsen aus irdenen Schusseln, und gierigen barfids. Wichtiger alfl jene kleinlichen Auszeichnun gen, war d u Vorrecht, Lehne zu besitzen, den Konig zu wühlen, seine Leibwache
und
seinen Rath zu bilden. Der erste
natürliche Gölterdienst des
Menschen ist der Dienst der Sonne.
Seine
Helden oder seine WohhhÜter, nennt er dann in staunender Sonnenkinder.
Einfalt
GuUersöhnc,
So war es in Peru, in Flo
rida, n M r den Natche: nern von Bogota.
und den Einwoh
Die Edlen in Louisiana,
die sogenannten Natcliez, nennen alle übrige MithaQuipi,
zu deutsch Stinker.
besteht aus 58o Sonnen.
Ihr Adel
Der König tritt
jeden Morgen aus seiner Hütte, bietet der Sonne seine Pfeife zu rauchen an,
und
(chreibt ihr mit dem Finger den Weg vor. den sie den Tag über nehmen soll. In Japan hat der Adel sonderbare Vor rechte.
Nur er darf sich die Eingeweide
ausreissen, und die Ehre gebiete! ihm, diese
angenehme Execution selbst zu verrichten. Wo nicht, so Ii'Ii "
'hn iür Eaghaft, und
er stirbt eines hartem Todes durch Hen kers Hand,
Nicht Tür alle Schätze der Welt
würde ein Japanischer Edelmann eine Bür gerliche
heyrathen.
Der größte Mogul riinmt in seinen Staa ten der Geburt keinen Vorzug ein. Der Sohn ' eines Omrah ist oft gemeiner Soldat.
Nur
seine Leibwache bildet den Adel, sie ist in diey Kompagnien getheill: die des
goldenen,
die des tilOermm, und die des eisernen Streithilbent.
Man mufs darunter gedient haben,
itm Mi Würden im Staate zu gelangen. Die Stämme der Malmen
werden von
Häuptern regiert, welche den haken u4ilul bilden, und selbst einer Königin gehorchen; denn des Weibes Sanftimith Weib Ehrfurcht und Liebe zu paaren; der Held unterwirft sich gern dem Weihe, ungern dem Manne. Doch ist die Königin der Malayen einge schränkter,
als die Könige von Mexico
Ja allen südlich asiatischen Reichen hat Despotie da» Adel verschlungen.
Nur in-
China leben zwey Geschlechter, deren Adel die Kayser anerkennen, weil die Religion sie adelte; das Geschlecht des Lao
Kium,
Stifters der ältesten Volksreligion; Und die Nachkommen des Confucius.
Jenes Stam
mes Zweige blühen noch heute in der Pro vinz. Kiam
ii, werden als Lehrer des Ge
setzes verehrt, und haben den Hang der er sten Mandarine.
Man wallfahrtet EU ihnen,
man kauft von iiineu Weissagungen Amulete.
und
Ähnliche Vorrechte hat Confu-
cius auf seine Enkel vererbt.
Man nennt
sie Ching gin ti d u eil, die Enkel des gros sen Mannes.
Wenn Einer von ihnen nach
Kiofeou in der Provinz Catiton, dem Ge burtsort des Confucius, wallfahrtet, so hat er das Recht, mit Genrange durch die Stra fen von Peking zu ziehen.
In Kiofeou ist
immer Einer aus der Familie Statthalter. Hingegen nimmt sogar der Rang der kai serlichen Prinzen in China mit jeder Gene-
3o ration a b ; in der siebenten darf nur der idteste Sohn noch einen gelben Gürtel tra gen ; seine ßrüder aber gebären schon /.um Pöbel. —
Woher mag es kommen, dafs
Chiueser, Türken
und Perser die Stifter
ihrer Religion noch im späten Enkel ehren? indessen die Christen gleichgültig bleiben gegen die Nachkömmlinge ihrer Volksleh rer, und kaum wissen, wohin der Zufall sie zerstreut hat?
Ich weifs nur einen Grund
dafür: Luther
schwang kein Schwerdt und
CaUin
Lanze;
keine
ohne
Lanze
und
Schwerdt war unter den Europäern kein Adel. In Siam ist der Adel nicht erblich. Der König ertbeilt ihn nach Gutdünken.
Der
Neugeadelte vertauscht seinen Nahmen, und erhalt eine goldene oder silberne Büchse, um Betel daraus zu kauen.
Wenn die Ele-
jthaineti des Königs von Siam ihren Lehr meistern Ehre machen, das huifst, wenn sie in allerley Künsten wohlerfahren sind, so macht sie der König zu, Grafen,
Marquis
3i «. s. IT. Fürst,
Der vornehmste Elephant heilst
hat ein eigenes Gebäude, und wird
von Staabsofficieren bedient. darüber; dabey?
W i r lachen
aber was ist denn Lächerliches etwa daß» die Elephanten vorher
etwas lernen müssen.
Unter den Tunhiae- s
sern ist, wie Baron versichert, der Adel blos Belohnung litterarischer Verdienste. Die Hindus haben einen erblich kriege- 3 rischen,
und
einen
höheren
geistlichen
Adel in den Braminen, gleich den Priestern des alten Egyptens und den Leviten der Juden.
Unter den Hindus scheidet eine
tiefe Kluft einen Stamm von dem andern. Der Unglückliche aus der lezten, verworfe nen Caste, der durch Zufall einen Edlen berührt, wird von dem Edlen ungestraft er mordet.
Deshalb scbreyt er schon von
Ferne, um seine Gegenwart kund zu thun, und jeder Schrey dieses Elenden ist eine Klage vor dem Ricbterstuld der Menschheit. In dem Übrigen westlichen Asien, und im nordwestlichen Afrika herrschen Despo-
tcn.
in Aiysiinien
ist der Adel persönlich,
und erlischt mit der W ürde.
Hin Blick auf die
P'unvelt,
Griechen und Monier. Theseus, Fürst der Athenienser, war der Erste, welcher den Edelmann vom Bürger unterschied, und nur jenen zu Priestern oder
Magistratspersoiien
wählte. ' Das
nemliche tliat Solon der Gesetzgeber. theilte die Staatsbürger
Er
in drey Klassen,
nach Maasgabe ihrer Wohlhabenheit, und nur aus diesen besetzte er die öffentlichen Ämter.
Vermahlungen zwischen Bürgern
von Athen und fremden Dirnen, stempelte er zu Milshiinduissen. Obgleich die Griechen den Adel in der heutigen Bedeutung des Worts nicht kann ten, und nicht zuliessen; so hatten doch alle griechische Staaten Edle, die sich ihrer Almen rühmten, und sich E:/ymif, nannten.
ffohlgebohniP,
Freylich war d^r griechi-
sehe Adel nicht so bestimmt in seinen Vor zügen als der beutige; er hob denjenigen nicht mit fremder Kraft empor, dem eige nes Verdienst keine Schwingen lieh.
Aber
die Geburt aus angesehenen Geschlechtern, erleichterte auch ihm die Mittel empor zu. klimmen, und baluite den Pfad der Ehre einem Alcibiades. Den rümisihen
Adel
stiftete Romulus,
als er seine Unterthanen in zwey Klassen theilte; die Senatoren,
welche er
Täter
nannte, und den Rest des Volkes, die Ple bejer.
Nach und nach erlaubten sich die
Abkömmlinge der Senatoren, die
Palrider,
ausschliessende Ansprüche auf alle W ü r d e n des Staats, und hüteten sich, die Töchter der Plebejer zu Weibern /,u nehmen.
Die
menschliche Eitelkeit lächelte, als ihr das Meisterstück gelang, unterjochen. —
auch die Liebe zu
Bey Volksversammlungen
rief man jeden Patricier bey seinem Nah men, und nannte dabey den Stammvater seines Geschlechts.
Die Plebejer hingegen
wurden nur nach Corien, Centurien und Tribus aufgerufen.
Die Vertreibung der
Könige aus Rom, zog den Sturz der l'atricier nach sich,
Macht und Überlegenheit
hoben bald auch die Plebejer zu Senntoren, Consuln und Dictatoren empor.
Den Pa-
triciern blieb kein anderer Vorzug, als da* Bewustseyn, gebeugte Spröfslinge eines al ten edlen Stammes zu seyn; denn sie wa ren die Enkel der ersten zweyhnndert Se natoren, welche Itotnultis schuf, oder auch, wie andere wollen, der hundert Senatoren, welche Tarquiu der ältere jenen beyfügte. Daher nannte man die Plebejer auch dann noch, nls sie schon alle Würden des Staats mit den Patricieru theilten, novi hontines, neue Menschen.
Die Welt war was sie
ist, und wird es bleiben. Es gab noch eine andere Gattung von Geburtsadel: der ingenuns, ein freyer Manu von l'reyen Eltern gebohren,
mit
einem
Worte, das, was wir auch im Bürgerst:aide von guter Familie zu nennen pflegen.
Der
(Üllll)lil
ein Sproi'sling aus einem allen
Hanse.
Kriegerische Verdienste, so hoch
auch die kriegerischen Römer sie achteten, gaben nicht eigentlich den Adel. mische Ritter
Der rö
war kein Edelmann, obgleich
man es Für eine Ehre hielt, ex equestri familia abzustammen.
Hingegen wurden die
zu den Magistraturen Berufenen zum Adel gerechnet; euch sogar die Kinder und En kel, deren Väter und Orol'sväter
hinterein
ander eine jener Wörden bekleidet hatten. Daher die Redensart; der Adel pflanze sich fort auf die Nachkommen, patte et avo con-
Der römische Edelmann unterschied sich durch keinen Titel, durch kein -von.
Er
hatte das Recht goldene Hinge zu tragen, und seine von Wachs verfertigte Brustbil der an dem Orte seines Hauses aufzustel len, der am meisten in die Augen fiel.
Sie
wurden heilig aufbewahrt, und bey Leichen' begängmssen vorgetragen. Auch dann, wann der Jüngling auf öffentlichem Markte die 0 9
toga praetexta mit der toga virilis vertausch te, welches im i7ten Jahre geschab, stan den die Bilder seiner Vorfahre*
uni ihn
h e r , und man erzählte dun ihre Thaten. Heutzutage läfst jeder kleine Bürgermeister sich mahlen im SammUnaiitel mit HerineÜnscltnanzen. Unter den Kaisern gicng Alles drunter und di über.
Die Patricier waren ausge
storben, oder vermischt mit den Plebejern; die hohen Staatsüinter, welche den Adel verheben, unterdrückt, oder nach Willkühr verschleudert; das Recht der Bilder und Denkmäler nach und nach vernichtet.
Die
Kaiser schufen neue adeliche Ämter: Comes, Praefectus, Consul, Proconsul, u. s. w. Nur allein die römischen Senatoren erhiel ten'sich das Vorrecht, wieder Senatoren zu zeugen; die Kinder der Illustres waren gebobrue Senatoren, und hatten Sitz und Stim me im Senat, sobald sie das gehörige Alter erreicht hatten.
Die Kinder der Ctarissimi
hingegen durften zwar auch den Sena tsver»
Sammlungen beYwohnen, Hatten tiber keine Stimme.
Doch wäre« auch diese, sogar die
Töchter, frey von allen Abgaben und Stra fen, welchen man die Plebejer unterwarf. Die Kinder der Decurionen, und die der al ten verdienten Soldaien, Veteran! genannt, waren auch von öffentlichen Lasten befreyt, weil ihre Väter sie schon mit ihrem Blute hlWnh hatten, wurden aber nicht zum Adel gerechnet. Lbrigens konnte nur ein Römischer ger den römischen Adel erringen.
Bür
Fremd
linge, wenn sie auch römische Unterthaneu, und in ihrem Vaterlaude Edelleute waren, nannte man nur «Joint nohiles, das heifst: Edelleute bey sich zu Hause, aber nicht hier bey uns.
Man kennt die grenzenlose
Eitelkeit der Romer, die sich Herren der Welt träumten.
Da aber der Forscher nach
Wahrheit kein Vaterland kennt, und über all au Hause ist; so sollen jezt die übrigen .Nationen des älteren und neueren die stolzen Römer ablösen.
Europa.
*
*
*
Europa ward in den ältesten Zeiten von •Slaven und Cclten bewohnt. des Procop
Eine Stelle
hat manchen Gelehrten verlei
tet zu glauben , die Slaven hallen keinen Unterschied der Stande gekannt, und nicht einmal ein Wort für Freyheit oder Knecht schaft gehabt.
Doch streitet dagegen die
älteste hekannie Verfassung aller einzelnen slavischou Völker.
Zwar gab es einst in
Russland democraiische Städte und democratiscbe Völker, nehmlich die svlien und jaihsvhen
sapmogi-
Cosacken ; doch boyde
entstanden auf eine so besondere und ein zige Art, dafs von ihnen kein Scblufs auf die übrigen slaviscben Nationen gelten darf; denn alle hatten Könige, Fürsten und erb lichen Adel, wie die Titel Bojaren, woderi, Knesan,
/Jospodare/i
JVoje-
u. s. w. be
weisen. Iiis in die Mitte des dreizehnten Jahr hunderts gab es in Polen Freye und Leibeigene.
nur Edle
oder
Damals erhielten
«ich die Bürger von Cracau, u n d einiger anderen Stiidte, die Vorrechte des Adels, welche sie aber bald wieder verfuhren, weil sie nicht in Person i n Felde zogen. gab zu allen Zeilen nur eine Tugend, indessen die ührigen damals herrschte die
Es
wch*am* scläumnwrn.
Tapferkeit.
Eben so war es unter den
Ungarn. u<
Erst sjMier hin, und lange nach Einführung der christlichen Religion, erhielten Prälaten und Barone- Vorzüge in Ansehung des Ran ges und des Homagii.
Selbst die Würden
der Magnalen, die grofsen fteichsämier, die Obergespanns eh alten u. s. w. waren nicht erblich, bis die Monarchen des osineiihischen Hauses zu Ende des sechszehnien Jahrhunderts erbliche Würden verliehen. Der König von Ungarn kann selbst Leib eigene adeln, indem er iluten ein Schlots oder ein Dorf schenkt, oder auch nur ein Diplom ertheilt
Doch werden die lezte-
reu durch die Benennung Annalisten
un
terschieden, und müssen eine Taxe erlegen.
4o von welcher die Gruterbesitzer frey
sind.
Auch der Edelmann kann mit Erlaubnifs des Königs einen Leibeigenen an Kindes statt annehmen, und dadurch den Adel auf ihn überpflanzen.
Der Sohn eines Edel
mannes und einer leibeigenen Dirne ist ein Edelmann; der Sohn eines Leibeigenen und einer edlen Jungfrau bleibt ein Sklave. Die Vorrechte des ungarischen gleichen denen des polnischen.
Adels
Seine Gü
ter sind frey von allen Abgaben. nur unter des Königs Gewalt.
Er steht Auch die
sem darf er sich mit Recht widersetzen, wenn die Grundgesetze seines Vaterlandes angetastet werden.
Nur Raub, ftothzue.hr.
und Mordbrenn erey, wenn er dabey ertappt wird, können ihn, ohne gerichtliche Unter suchung, zum Gefangenen machen. »u,
Fast eben so verhalt es sich mit dem sklavonischen Adel.
Doch verleiht nur der
Besitz adelicher Güter ihm die schaft.
Reiclisstand-
Der verarmte sklavonische Edel
mann darf ein Handwerk
treiben,
oder
Bauergüter bearbeiten, ohne seinem Adel Abbruch, zu ihun. Leider ist es. nicht überall so, aber es tollte überall so seyn.
I'leifs und Arbeit
samkeit adeln jeden Stand; der Müssiggänger, der Bettler, kann kein Edelmann seyn. D e r Adel in der Moldau fhtr
und W!aUti- c.
theilt sich in drey Klassen, nach den*
höheren oder geringeren Ämtern,
die von
ihm selbst, oder von seinen Vorfahren be kleidet, und nach Lehnsgiitern,
welche er
erbt, oder im Kriege erworben worden. Das kleine Land gen Pöghtxa
in Dalma-
den, welches dem Nahmen nach unter veTietianischer Hoheit steht, ist von unzugäng lichen Gebirgen eingeschlossen, zahlt nicht mehr als t.'iooo Einwohner, und unter die sen drey
fiangordnungen.
Die erste besteht
aus zwanzig edlen ungarischen Geschlech tern, die sich wahrend der unglücklichen Türkenkriego in die dalmatischen buchteten.
Alpen
Aus ihnen wählt die zweyte
Klasse, welche aus edlen bosnischen Fami-
T
lien besieht, den Großgraf.
Die drille
Klasse, oder die nicht edlen, aber freyen Männer wühlen aus der aweyten die klei nen Grafen oder Dorfricliter. Die Russen unterschieden sich von dem Adel der übrigen slavischen Völker; sie kannten alten und neuen, hohen und niedern Adel.
Keine Nation hat ihre Fami
lien nach richten sorgfältiger aufbewahrt, als die russische; jedes vornehme Geschlecht besizt seine Stammtafeln, und die sogenann ten Jlosräd-Bücher sind HülfsquelUn der russischen Geschichte.
Man zog deu alten
Adel, die Rodoslownie
Lind/,
dem neuen
vor; Zaare und Großfürsten bestätigten die Stammtafeln des Ersteren, und so entstan den die Rodoslownie bücher;
Knigi,
Geschleihls-
die seltensten sind aus den Zeiten
des Zaar Iwan W'asilewitsch.
Man dieilte
den Adel in K.:esen und Dworjänin,-
doch
der leztere Nähme war ehemals der Titel einer Ilofsbedienuiig, nach ihn mit Edelmann,
bis man nach und verwechselte. Den
Rang der Edlen bestimmte die gröfsere oder kleinere Anzahl verdienstvoller Männer, von welchen sie abstammten. Alles in der Welt artet aus.
Der edle
Stolz, auf Verdienst der Vorfahren gegrün det, ward endlich thörigter Alinenstolz. Der verdienstlose Jüngling von altem Adel, wei gerte sich den Befehlen aber
ahnenlosen
Greises
eines würdigen, zu
gehorchen.
Zaar Feodor Alexewitsch fand daher für gut, die Rosräd - ßiicher,
das Spielwerk des
Hochmuths der Grofsen, im Jahr iGfla nach Hofe bringen zu lassen, und der iate Ja nuar war der Tag, an welchem sie säinmtlich durch das Feuer vertilgt wurden.
So
jätete ein sorgfidtiger Gärtner das Unkraut, und die Pflanze des Verdienstes
konnte
wieder gedeyhen. Peter
der Große
band endlich jeden
Rang nur an die W ü r d e , welche der Un terthan im Staate bekleidete.
Er schuf un
ter seinen Dienern acht Klassen oder Rang stufen, welche alle die Vorzüge des ältesten
Ade).?, sogar den Nachkommen, mitlheilten. W e r vor seiner Erbebung auf eine dieser Stufen, Kinder erzeugt hatte, durfte wenig stens für einen seiner Söhne um den Adel nachsuchen.
Peter der Grofse ward auch
Schöpfer des persönlichen Adels im Civilstände.
Wenn Grofsvater, Vater und Sohn
Ämter verwaltet hatten, welche ihnen den Rang eines Staahsof/iciers ertheilten; oder wenn auch nur Vater und Sohn solche Äm ter zwanzig Jahre lang mit Ruhm bekleide ten ; so durften sie Anspruch machen auf den erblichen Adel.
So Öffnete seine Hand
den Tempel der Ehre auch dem wo bisher nur Minder wesen war,
Zufall
Vnrdienst;
Pförtner ge
und das Vorunheil
Lorbeer
zweige ausgestreut hatte. Unsere grofse Kaiserinn — deren Näh me für meine schwache Feder zu erhaben ist, und deren Lob aus dem Munde eines glücklichen
Unterthans wie
Schmeichetey
klingen würde — hat dem Adel alle seine Vorrechte bestätigt, und gröbere verliehen.
Sie h.it den russwehen Staat in eine Monar chie verwandelt, den Adel dem Throne nä her gehoben, und die Herzen durch Gnade gefesselt.
Sie ist durch Sanftmuth, was sie
durcli Gewalt seyn konnte.
Ihr Herz ist
immer offen, wohlzuthun, und ihre Hand hat verlernt zu strafen.
Geben ist ihre
Freude, Unterthaneu Glück ihr Reichlhum. Liebe und Ruhm sind im Streite, welche von
beyden
ihren Triumphwagen ziehen
soll; aber Liebe ist stärker als Ruhm, der
Segen
glücklicher
Menschen
und steigt
schneller zum Himmel empor, als das fttrflt geschrey ihrer Krieger. — Siehe d a ! ich wollte nicht loben, und mein Herz hat mich hingerissen.
Die Wahr
heit macht sich Luft, Nationen Dank läfst sich nicht einkerkern.
Millionen sprechen
durch meine Stimme! ich bin selbst grofs, indem ich Katharinens Gröfse verkündige. Ohne Unheil und Hecht darf jezt kein Edelmann seiner W ü r d e , seiner Ehre, sei nes Lebens und Vermögens beraubt wer-
den; nur Meyneid, Verratn, Mord, Raub, Fälschung u. s, w. liehen den Verlust des Adels nach steh.
D e r Edelmann ist frey
von Leihesstrafen, er wird von seines Glei chen gerichtet; er bildet in jeder Provinz eine Ritterschaft, welche Versaniinhmgshäiiser,
Archive,
Siegel, Kassen, Secretaire,
Adelsbiicher halten, Vorstellungen und Be schwerden überreichen darf.
Die edle Dir
ne verliert ihren Adel durch kein Mifsbündnifs, theilt solchen aber nicht ihren Kindern mit.
D e r Adel darf mit seinen Produkten
im Grofsen handeln ; Fabriken und Florken anlegen; die etwa auf seinen Gütern- sich findenden Metallminen seihst benutzen. Iii ist frey von personlichen Abgaben; auf sei nen Gütern frey von Einr|iiartiorung. W e r ein Adelsdiplom von der Kaiscrinn, oder einem andern Monarchen aufweisen kann, dessen Nähme gehört in den ersten Thr.il der Geschlechtsbücher.
Der zweyte ist für
den Kriegsadel. Dieser entspringt-aus der Staabsoflicierswürde,
welche
der Eiuzu-
gehreihende, oder dessen Vorfahren beklei deten. sen Adel
D e r drille
ist für den Acht
Klas
Diesen erwirbt man durch eine
Bedienung, welche zu den ersten acht Rang stufen gezählt wird. fremden
Der vierte ist für die
Gesehtechter,
niedergelassen.
Grafen, Freyherrn. den alten Adel,
die sich in Russkind
Der fünfte
für die Fürsten,
Der sechste endlich füi
dessen Ursprung in Dun
kelheit begraben hegt. Die abwischen Völker
wußten
nichts
von Grafen und Baronen; so sind auch in Bussland erst seit den
Zeiten
Peter des
Grofsen diese Titel üblich geworden. — Alan hielt es für kein Mifsbümlnifs,
wenn
ein russischer Zaar sich mit der Tochter eines gemeinen Edelmanns vermählte. Auch gab es nicht fürstliche den fürstlichen
Familien, welche
gleich geschäht wurden, zum
Beyspiel die Sche reineto ws, die
Romanows,
u. s. w. Unter dem Zaar Alexe! Michailowitsch \ galt ein Gesetz, nach welchem ein Tatar*
oder Jude, der sich taufen lieht, die Rechte eines eingehohrnen Edelmanns erhielr. mer bestach die Religion die
Im
ZeitliclikeiC,
damit sie ihr Recruten für die
Ewigkeit
liefere. Slawen und Gilten,
diese verschiedene
Menschengattnngen, trennen sieh auffallend auch in Uiren Begriffen vom Adel.
Die
Slaven kannten nur zwey Stünde; den Ed len oder Frcyen,
und den Sklaven.
Die
Celten hatten Edle,
Freye,
und Sklaven.
Adel war sich unter
Jener
Freygclassene
einander gleich, oder doch nicht wesentlich verschieden, wie dieser.
und in Klassen abgesondert, Jener
bekümmerte »ich wenig
um die Reinigkeit des Adels, denn die Sla ven adelten Personen, die nach den Be griffen
der Celten
gar
waren, z. B. Leibeigene.
nicht
adelslaltig
Nur die Geburt
gab unter den Celten den Adel, nur di>i Geburt pflanzte ihn fort; nicht so unter den Slaven,
Auch behaupteten diese ihren
Adel bey uiancherley Handthierung, welche
jene
als erniedrigend verwarfen.
Endiii Ii
waren auch die Fürsien der Slaven einge schränkter oder uneingeschränkter, ihr Adel gebundener oder ungebundener, als unier den übrigen nicht slavischon Europäern, In Norden durfte einst jeder Freygebohrn-3 die Waffen tragen, bis Nicolaus iin Jahr n 5 a dieses Recht in den Städten auf weni ge Personen einschränkte, welche oder Jf'affendiener
Tföpnnr
lüefsen, und dem Adel
seinen Ursprung gaben.
Als im Jahr itjüS
Copenhagen in Gefahr stand,
erobert zu
werden, mufsren alle Einwohner sich be waffnen, uuil man bestimmte zum Lohn je der ausgezeichneten Heldenthat den
Adel.
Die Organisation des Adels unter den crimmisehen nuesen,
vor
Tatarn,
vor Ankunft der Ge
ihrer Abhängigkeit von der
Pforte, und vor Eroberung der Crimm durch die Russen, beweist, dafs jenes Volk mit den geistreichsten Europäern gleiches Ur sprungs sey. Sohn.
Dem Chan folgte sein ältester
Die Macht des Chans war durch D
5o den hohen Adel beschrankt.
Diesen bilde
ten fünf alte Geschlechter; an der Spitze eures Jeden stand ein Bey.
Diese
fünf
Bevs, und ein Sechster, welcher den niedern Adel repräsentirte, machten den des Chans, ohne
nichts Wiclüiges unternehmen durfte. vornehmste Geschlecht war das der rin,
halft
dessen Einwilligung er Da» Sc/iy-
dessen Bey im Bange unmittelbar auf
den Chan folgte, denselben Hofstaat hielt, den ganzen tatarischen Adel reprüsenlirte, und dessen Häupter zusammen berief, wenn der Chan Eingriffe tu seine Hechte wagte. Nach diesem folgten die Geschlechter ManSur, Scilsihtid,
Argtiin,
und Barum.
Sie
stammten wahrscheinlich ab von den ersten Geführten des Dschinghis Chan.
Den Hin
dern Adel verlieh die Gunst des Fürsten. Man heilst,
nannte
ihn
Mirza - Kapikuli,
Fürsten - Sklaven.
das
Vermahlungen
zwischen ihm und dem alten Adel waren MilsbüudnLsse ;
denn
Fürsten - Gunst
ist
stark wie die Liebe, aber Vorurthcil und
Macht der Zeit sind stark wie der Tod. — Mar ein sehr amier tatarischer Edelmann konnte sich cntsehliefsen, einen Hofdienst anzunehmen.
Die meisicn lebten aui dem
Lande vom Ertrag ihrer Güter. In llochsehatttand den
und auf den
waren die Cnirds oder
Hebri-i
Edle
Eigen-
j
ihuinsherren der Clans, Anführer im Kriege, llicbter und Beschützer im Frieden, Stanimhenen und Älteste, ihr Wille Gesetz, Erge benheit gegen sie die gröfste Tugend, Un treue an ihnen das schwerste Verbrechen. Man schwur bey ihrer Rechicn;
die ge
wöhnliche Losung war: »Gott sey mit un»serm H e r r n ! »
oder: «Stets möge unser
»Herr obsiegen!»
Sie kehrten mit ihrem
Gefolge ein wo sie wollten, und waren über all willkommen.
Sie labten von ihren Liin-
dereyen, empfingen einen Theil der Straf gelder, bey dem Tode eines jeden Meyers emPlerd, und zuweilen l'reywillige Beytrüge, aus Liebe bewilligt, und mit Liebe emplang e n ; denn die Cairds waren wahrhaß D
a
Edle,
?ie betrachteten ihre Lehnsleute nicht als Vnterthanen,
nicht aU Leibeigene, sondern
als Brüder, Verwandte und Kriegskamera den, nur stiefmütterlich vom Glücke behan delt.
Sie übten Freigebigkeit, Gastfreund
schaft
und
Vaterliebe
an
einem
Jeden.
Stark wie Eisen war diefs schöne Band, bis steigendes Bedürfmfs, vor
wenig
Luxus und Pracht,
Menschenaltem
es
auflösten.
Nie fand man auf der bewohnten Erde et was Ähnliches, nie vielleicht wird man es wieder Huden.
Herren über ihrer L'nter-
thanen Güter und Leben, mifsbrauchten die Cairds nie ihre Gewalt.
Sie wurden nicht
gefürchtet, denn Liebe kennt keine Furcht. Die Vasallen bauten das Feld ihres Herrn, und hüteten seine Heerden;
doch waren
sie mehr seine KÜKler und Brüder, führten seinen Nahmen, afsen mit ihm aus einer Schüssel, und tranken mit ihm aus einem Becher.
Seine Freude war die ihrige, sei
nen Kummer
theilten
sie. ' O
verweile,
Freund der Menschheit, bey diesem schii-
nen Genuthtdel das Herz goniefsr, und die Augen werden feucht.
Sende mit mir den
frommen Wunsch zum Himmel: sollen und können die Bewohner des Erdbodens ein ander nicht gleich seyn ; o so gieb d u , der du uns alle schufst, uns Herren wie die cnledonischen Cairds,
oder
Untcrthanen
wie ihre Clans in Bochtchottland den
und auf
Hebriden.
Die
Teutschen.
D i e erste Bekanntschaft mit den Tcutschcii verdanken wir den Griechen-und Römern. Der teutselte Adel Das Wort Adel
ist so alt als die Kation. kommt
nicht
schwedischen Worte Odel,
(ein
her
vom
Erbgut)
sondern wahrscheinlich von Edel und Atta, aJ welches leztere Wort die Natur selbst auf die Zunge des Kindes legte, als es zum Erstenmale Vater von Adal
lallen wollte; oder auch
oder Athal,
welches in »1er Spra- Sei
che der Angelsachsen,
Longobarden und
Franken vortrefflich, trie.
ausgezeichnet
Z. B.: jtdalmuat,
Edelmnth,
bedeuAdal-
s.uli,, Edelknabe, Edeldiener. Noch waren die Teutschen, was einst alle Völker waren, Hillen, Jager und Räuber, Viebheerden ihr Rciehthuin, Ackerbau verachtet,
nur von
Knechten
Fürsten und Heerführer
betrieben;
wählte man
für
einzelne Unternehmungen ; die Reichen und Vornehmen wohnten wie die Annen in höl zernen Hütten, afalll Habermufs und geron nene Älilch wie die Annen, und ihre Söhne wuchsen unter dem Vieh auf.
Doch kann
ten sie auch damals schon den Adel, der wahrscheinlich aus den Nachkommen der ersten Stifter und Gesetzgeber jedes Volkes entsprang.
Aus ihm wühlte mau Könige,
Richter und Priester; aus ihm nahm mau edle Jungfrauen als G eis sein; aus ihm ge sellte man Jünglinge den Häuptern des Vol kes zu, oder sandte sie aus auf Abentheuer, um Ruhm zu gewinnen, wenn ihre eigene Nation in Frieden lebte.
Der Adel richtete
und schlichtete öffentliche Angelegenheiten Ton geringer Bedeutung.
Wichtigere legre
er dem Volke vor, und dann hatte er das Recht, öffentlich zu reden.
Dieses Be-hl
ist der Schlüssel zu den Herzen der Men- . sehen. Das salische Gesetz erwähnt zwar nicht
s
o des Adels unier den Franken, doch die in der fränkischen Geschichte
oft
erwähnte
leudes, optimales, und was den Titel \ir inlustcr hekam, gehörte gewifs zum Adel. Aus den Formeln des Markulf erhellt, daß es kein persönlicher, sondern wahrer Gescldechtsadel war. Domino inlustri, et prae cunetis magnificentissimo, ac nobilitate pi osapiac decorato. L. 2. form. 5g. Der Edelmann durfte ein Gefolge
von
andern edlen oder freyen Kriegern um sich sammeln.
Er gab ihnen Streitrosse, Waf
fen, Nahrung und Kleidung.
Stolz und
Würde, Ehrfurcht der Nation, Bewunderung der Fremden, beruhten auf einem zahlrci-
D
eben und tapfern Gefolge.
Von fremden
Fürsten und Völkern empfing ein solcher Edelmann Gesandtschaften und kostbare Ge-* schenke.
Seme eigene Nation führlo ihm
fleywillig Vieh und Flüchte zu, gab ihm mehr Ackerfeld, und einen grösseren Antheil an der gewonnenen Deute. Strom (liefst,
W o ein
da eilt ein jedes Büchlein
ihm zu. Bald lernten die Teutschen den Acker bau von den Hörnern, und bald entstanden unbewegliche Erbgüter, denn jeder Freje oder Edle, erhielt und behielt als sein Ei genthum, was ihm sonst nur jährlich wiesen worden war.
ange
So entsprang das häss
liche Geschöpf Leibeigenschaft,
und der
Übergang in den Stand der Edlen wurde schwerer.
Denn unbewegliche Güter lies-
ii sich nicht so leicht erwerben, als be wegliche.
Frey und vielleicht auch
Edel
blieben jedoch immer, die reich genug wa ren, Sklaven für sich arbeiten z u lassen, in dessen sie auf einem Streitrofs, gewappnet
und gerüstet, Mutige Fehden
ausfocliten.
So trennte sich nach und nach der Adel
holte
von dein niedern; aus jenem wählte
man die Herrscher der Nation.
Ein solches
Geschlecht war z. B. einige Jahrhunderte später das Geschlecht der Agilolßngen
in -
Bayern, welches alle Vorrechte des Adels vierfach genofs.
W e r einen aus dieser Fa
milie ermordete, mufste ein vierfaches Wehr geld erlegen. Als die Teutschen anfiengen
römische
Provinzen zu erobern, da wuchs die könig liche Macht, da sank des Adels Anselm. Zwar konnten die ersten fränkischen Kö nige nicht eigenwillig neue
Grundgeselze
schaffen, nicht neue Auflagen heben, nicht l'reyheit, Gut und Leben rauben; aber doch eigenwillig Krieg und Frieden schhessen; Gesetze geben; Edle richten; über Freye nach Wohlgefallen Richter und Ilauptleute setzen; Herzöge über ganze Länder bestel let l; Güter verleihen ; Freye und sogar Leib eigene, zu Grafen und Bischöfen machen;
unter ihr Hofgesinde aufnehmen, und selbst dadurch
adeln.
Zuwachs an Einkünften,
grofse Dornst*
nen, verbunden mit allen jenen Vorrechten, machten den König immer mächtiger und den Adel immer abhängiger.
Mit der Erb
lichkeit der königlichen Würde verschwand endlich
der Unterschied zwischen hohem
und niederm Adel.
Unter den Carolingerti
durfte kein reicher Edelmann mehr ein Ge folge von Freyen und Edlen
unterhalten.
Doch erhielt der alte Adel sich das Vor recht, nicht von Bedienten des Kaisers, son dern vom Kaiser selbst gelichtet zu werden. So sucht der Abgebrannte sich einen Win kel im Schutt seines Hauses, ruht
unter
den Trümmern, und träumt von ehemaliger Herrlichkeit. Der Werth des Edlen stieg jezt nur mit seiner Würde im Staate.
Der dienstlose
Edelmann und der Freye wurden mit dem selben W'ehrgelde bezahlt.
Glimpflicher als
die Franken behandelte Carl der Grofse die
5g Sachsen.
Sie wurden nur von gebohmenM.
Sachsen ans den edelsten Geschlechtern be herrscht.
Unter ihnen
gnlt das Gesetz t
»Keiner soll über seinen Sund heyrathen. »Ein Nichtedler ist des Todes, der mit e i -
A J
Ei
»uor edlen Frau oder Jungfrau »mählt.»
sich ver-
C u t , dafs Lanze und Schwerdt,
Krieg und Mord, unserer heutigen Empfind samkeit den Weg zu den Herzen jener ei sernen Männer versperrten. Gesetze beugen, sprechen.
heifst
Liebe
unter
der Natur
Hohn
Unter Weibern sollte gar kein
Unterschied der Stände Statt
finden;
Wie
kömmt es denn, dai's gerade die Weiber am öftersten dem Ahnenstolz als einem Götzen huldigen? Schönheit ist der älteste Adel in der Natur! sechzehn Ahnen vertilgen kein Sommerspröfsgen. Hatte gleich der Adel unter den fränki schen Königen von seiner Würde verlohren; so wurde doch noch immer der Kopf des Edlen zwey bis dreymal höher geschäzt, als der lies Freyen;
denn dieser
bearbeitete
Go stin Eibgut selbst, und jener liefe es bear beiten.
Sonderbare Verirrung des mensch
lichen Geistes! du lebst vom Selweh.se dei ner Brüder, folglich bist du mehr wert Ii als jene; sie wachen, du schläfst; sie arbeiten, du spielst; sie hungern, du schwelgst; folg lich bist du besser als sie. mann inufste indessen
Der faule Edel
doch
auch
etwas
thun, wenn er nicht in seinem Fette erstikken wollte, er gieng auf die Jagd, und so wurde diese ein Vorrecht des Adels.
Aber
nie erniedrigte er sich so rief, das Land selbst zu bauen, und so einzig als schön ist daher das Beyspiel in Müllers SchweizerGeschichte.
Ein Sohn AJbrechts von Ost
reich bewunderte einen Alten am l'lluge, seinen schönen Sohn, seine raschen Pferde; und das Erstaunen des Prinzen wuchs, als er am folgenden Tage eben diesen Alten als Freyherni von Hegenau mit vielen Knech ten nach Hole reiten sah. Ein Degen au der Seite, ein Falke auf der Hand, bezeichnete damals den AdeL
Selbst En der Kirche sal's der Vogel auf sei nes Herrn laust oder Schulter.
Der Schatz
meister der Cathedrnle zu Nevers hatte das Recht, gestiefelt und Respornt, g,-degi;et und gejälkt
im hohen Chor zu singen.
Der
Mann mufs eine drollige Figur gemacht ha ben. —
In den ältesten Zeiten trugen die P<
Edlen längere Haare und Barte.
Nach und
nach maal'sten nur Könige und Prinzen sich dieses Vorrecht an, bis Ludwig der Siehente si im dreyzehnten Jahrhundert aus frommen Eifer sicli Haar und P.art bescheeren liefs. Seine minder fromme
Gemahlin
Leonore
fand ihn so ungestaltet, dafs sie sich von Stund' an von ihm trennte, und durch ihre Vermählung mit Heinrich von der Normandie den Saamen der Zwietracht zwischen Engländern und Franzosen ausstreute, wel cher drey Millionen Menschen das Leben gekostet hat — Bey den Taxoyern unterschei- tt, dei si, I, die königliche Wurde durch Hmre^ in Gestalt einer Krone geschnitten, und durch lange Dauinnägel, welche nur der König
g) tragen darf.
Die Prinzen vom Geblüts dür
fen wobt lange Nägel an den Fingern tra gen, aber nicht am Daumen. —
Im vier
zehnten Jahrhundert wunden lange Schuhe dos Kennzeichen hoher Geburt.
Worauf
fällt nicht die menschliche Thorheir, wenn es darauf ankommt sich geltend zu machen! und was auf der Welt ist so gering und schlecht, das nicht die Eitelkeit einmal zum Ehrenzeichen stempelte!
So wird der Kno
chen am Arm des Bewohners der Pelew-In seln zum Ritterorden, und die Excremente des Dalai Lama sind Heiligthümer.
Drum
lachet nicht, ich bitte euch! wenn ein ge bratener Guckuck den sterbenden Bewohner des Berges Bala, oder eine pissende Kuh den Indianer zum Heiligen macht. tont comme ebez nous.
C'est
Könige und Für
sten trugen Schuhe die drittehalb Fufs lang, waren, Barone und Dynasten nur von zwey Fufs,
gemeine
Fufs.
Daher entstand die Redensart: »auf
Edelleute von
»einem grolsen Fufse leben.»
anderthalb
Die Macht der fränkischen Könige er losch in den Bürgerkriegen zwischen Lud wig dem Frommen
und seinen Üöhneiu
Der miterdrückte Adel hob sein Haupt em por.
Die streitenden Fürsten verschenkten
Alles was sie hatten, tun ihre Anhänger zu besolden.
So verarmten die lezten Caro-
linger an Macht und Heichlhum; nur drey Städte bliebe« Jmen in Frankreich übrig. Bisher gab es nur Lehenstriiger der Kro ne, jezt Übertrugen auch grofse Vasallen Lehne an kleinere.
Die Würden der Her
zöge und Crafen wurden unter Carl dem Kahlen erblich; in Teutschland etwas spä ter.
Koch Heinrich der Dritte sezte in der
Mitie des eiliien Jahrhunderts Herzöge ab, und Otto der Grofse machte Herrmann ßiling ziun Herzog in Sachsen, der mehr Tu genden als Leibeigene bewfs, deim seine ganze Habe bestand in sieben Hufen Lan des.
Die Kriegslehne wurden erst im Jahr
10J7 durch ein Gesetz Conrad des Zweylen erblich.
Doch
elie
noch Alles diefs
geschah,
überschwemmten im Qten und loten Jahr hundert, Saracenon, Nonnänner,
Wenden
und Ungarn alle Provinzen des ehemaligen fränkischen Reichs, verheerten Städte und Klöster, ermordeten Weiher und Kinder, und was das Schwenk nicht frafs, ward in die Sklavcrey geschleppt. in Frankreich
Plözlich wuchs
und Teutcldand aus
jeder
Bergspitze ein festes Scldols hervor; anfangs nur erhaut den Barbaren zu trotzen, bald «MO* den wehrlosen Nachbarn
(ürchterli
eher als Norma'nner und Saracenen.
Raub
und Plünderung auf den Laudstrafsen ward nun Sitte, die Bande der Gesellschaft lösten sich, die Menschen giengen auf Beule aus, wie die Ranbtlüere ihrer Widder, es ent stand Hobbes Krieg Aller wider Alle.
In
Italien mufste man sogar den Hof-beamteu und Reichsständen, wenn sie au zogeu den 3
Reichstag zu besuchen, gebieten: sie soll t e n , was sie nöthig hätten, fein für einen billigen Prelis kaufen, wie es vormals Sitte
b'5 gewesen.
Heutzutage raubt kein Hofbcam-
ter mehr. — Ein Erzbischof von Cölln, der Vrr, Ohio
eine neue liurg erbaute, und einen Burg vogt hineiuseztc, ward von diesem gefragt, wovon er leben söffe?
da zeigte ihm der
Bischof die vier Landstrafsen, ihru den Rücken.
und kehrte
Die Urspergische Chro
nik sagt: das Land sey unter dem .Nahmen der Ritter voller Räuber gewesen.
Vermö
ge der sogenannten Treuga D<'i ward fcstgesezt, dafs man wenigstens einige Tage in der Woche Ruhe haben solle. Der Schwa che ward Vasall des Stärkeren; der I.audmann crgrilf freywillig die Leibeigenschaft, um nur nicht ganz von seinem väterlichen Erbe verjagt zu werden.
So gerieth fast
alles unbewegliche Eigee.thum in die Gewalt des Adels.
Fünf Sechstheile aller europäi
schen Nationen waren Sklaven, deren Gü ter, Leben und Ehre allein von der Gnade
Der Adel machte die
Heere von vielen Tausenden be
standen aus Umter Edellcuten.
E
Ihre A n z a h l e .
,
war damals mindestens dreymnl gröfser als jezt.
Der Sachsen - und Schwabenspiegel
theilt den teutschen Adel in sieben Fleerschdde.
Der Erste gebührt den Kaisern
und Königen; der Zweyte den geistlichen Fürsten; der Dritte den Layen - Fürsten; der Vierte den Freyherren; der Fünfte den Mittelfreyen, das heilst: dein lnndsässigen Adel, fürstlichen Vasallen; der Sechste den Dienstleuten, Adelschülken.
Dem Sieben
ten ist das sachsische Landrecht sehr ab hold, denn es sezt darin: Pfaff-n, Frauen, Bauern, Kaufleute und alle die unehrlich gebohren sind, und sagt von ihnen: «sie »sollen Lehnrecht darben, denn ihnen fehlt »die Adclheit;»
so lautet das alte teutsche
Wort. Als Herzöge und Grafen erblich wurden, da bildeten sie den holten
Adel.
wurden gleich geachtet die alten
Ihnen Edlen,
die schon zu der Carolinger Zeiten unter der unmittelbaren Gerichtsbarkeit des Kö nigs standen,
und durch das Faustrecht
selbst so mächtig geworden waren, dafs jeneumsonst versuchten, diese zu unterjochen; denn auch die Dynasten
waren Laudesher-
ren und zählten Edle unter ihre Vasallen. Noch heute ist der semperfreye Reichsadel keinem Fürsten unterworfen;
er ist ein
Reichsstand und geniefst alle Rechte eines solchen.
Noch heule giebt es Familien un-
ter demselben, welche Städte und Dörfer, mit hohen und niedern Gerichtsbarkeiten, Parochialrechten u. s. w. besitzen.
Ich nen-
ne z. B. die Nahmen Riedesel,
Ingelheim,
Sickingen, u. a. m.
Dalberg,
Hofdienste.
Schulenburg,
Doch war die Grenzlinie zwi-
schen hohem gezogen;
Görz,
Arme wehrlose Edelleute nahmen
und niederm Adel noch lacht
Vermahlungen zwischen beyden
keine Mifsbündnisse.
Gräfinnen
ten genuine Edelleute,
heyralhe-
und die Wittwe si.Fo«.
Ludwigs des Dicken vermählte sich mit einem
edlen
Montmorency.
Fürstenkinder
aber, mit Frauen vom gemeinen Adel er- Maw, zeugt, waren nicht successionsfähig; ausser £ 8
da
wo die Gewalt jeden Gebuitsllecken
tilgte, denn die Gewalt ist der InbegrüT al ler Rechte. Minder mächt ige zahlten oft Mitglieder des hohen Adels Lehnsmänner.
unter ihre Burg- und
Fürsten wurden
und Äbten dienstpflichtig,
Bischöfen
und •verbanden
sich sogar gegen Städte, oder gemeine Edelleute, auf einen bestimmten Tag zum lager
zu reiten,
Ein-
wenn sie ihre Schulde»
nicht bezahlen würde».
Das that
sogar
Kaiser Carl der Vierte gegen die Bürger zu Speyer; denn Schulder! nicht bezahlen, damals unadelich.
war
Wir lächeln der from
men Einfalt unserer Ahnherren.
Die Zei
ten andern sich, und mit ihnen die Sitten. Von schimpflichen Strafen war der holte Adel eben so wenig fr-ey als der niedere. Man glaubte damals noch,
die schlechte
Handlung schände mein als die Strafe selbst. Kaiser Friedrich der Erste verurtheilte ei nen Pfalzgrafen am Rhein zum gen,
und
einen Erzbischof
Hundetra von Mayuz
schürte vor eben dieser Besdiimpfung nur sein hohes Alter. Alle Edle hiessen damals nobiles viri. Keine Rangordnung Klassen.
theilte den Adel
in
Ein Herzog von Lüneburg, ein
Landgraf von Cassel, nannten sich schlecht weg Edler Herr zu Lüneburg, ~ii Cassel.
Edler
Herr
Die Grafen von der Lippe
schreiben sich noch heutzutage Edle ren von der Lippe.
Her
Oft findet man in den
Urkunden des Mittelalters, die Nahmen re gierender He*rren hinter den Nahmen ge meiner Edelleute, Ritter hinter Knappen. Ein Blick auf die heutige Welt.
Die Rechte
des Adels schrumpften zusammen, und seine Titel wuchsen.
Wir sind Grafen ohne Land
und Freyherren in der Dienstbarkeit; aber Gott bewahre!
dafs wir unsern Nahmen
hinter den eines ehrlichen Bürgers setzen sollten. Baro bedeutete in den ältesten Zeiten sc einen Mann, Herrn.
unter den Carolincem einen
Die Normanner brachten das Wort
nadi Frankreich, von da es nach England, Italien und Teutschland
ühergieng,
Bar
heilst so viel als purus, idoneus; daher die Itcdensarten: l/aares Geld, mannbar.
Merk
würdig ist, dals dieses Wort auch unter den Grimmischen Tatarn eine Klasse von Edclleuten bezeichnet.
Freyherr
ist weit
jünger als Baro, und nicht gleichbedeutend mit
Dynast. Als im zehnten Jahrhundert auch die
Lehne für Hof- und andere Dienste erblich wurden, da theilte sich der niedere Adel in den J'reyen und dienstpflichtigen
Adel. Der
leztere nehudich diente am Hofe eines Für sten als Marschall,
Kämmerer,
Truchsess,
n. s. w. und trug dafür Fürstengüter zu Le hen.
Auch fromme Fürsten sogar wurden
Dienstleute der Klöster und Stifter, Knech te der Knechte Gottes, welche sich zu Her ren aller Herren des Erdbodens aufwarfen. '- Die Grafen von Hapshurg und Kirchberg, waren vormals Dicnstmünuer des Ahls von St. Gallen.
Diese
Di.-ristinnnmchnfe
des
niedern
Adels war, beym Licht besehn, eine An von Leibeigenschaft.
Er durfte sich nur
mit Frauen oder Jungfrauen vermählen, die seinem Herrn gleichfalls dienst|itlichtig wa ren.
Wollte er seine Töchter an Grafen
verheyrathen, so mufsteii sie vorher von ihrem Herrn, oder gar vom Kaiser, freygesnrochen werden.
Wer ein Kn'egslehii
he-
safs, konnte sich in jedem Augenblicke frey machen, indem e r e s zurückgab; cinDiensth-hn alier konnte man nicht so eigenwillig zurückgeben. dienstpflichtige edel als freye
So wurden nach und nach Geschlechter gehalten.
für
weniger
Da aber goldene
Fesseln jede Sklaverey erträglich machen, so bewarb der Adel sich dennoch mit Eifer um eibliche Ilolamter, denn die damit ver knüpften Vonheile waren grofs. ar,
jene Einschränkungen
Audi liti
ausgenommen,
nichts dadurch an seiner Ehre.
Er ward
nach wie vor bey Turnieren und zur Rittenvürde zugelassen; er war des Fürsten
gehöhnter Rath, half Bischöfe wählen, ward oft als Schiedsrichter zwischen streuenden Fürsten erkohren, und »chlofs sogar Bünd nisse mit dem Landesherrn. von Münster
nahinen
Den Bischof
einst seine eigene
Dienstin Ünn er gefangen.
In einer Urkunde
des fünfzehnten Jahrhunderts geloben zwey Leibeigene eines Herrn von Ilheden, unter dem Siegel ihres Herrn,
den Bischof von
Halberstadt, die Herzöge von Braunschweig und die Grafen von Wernigerode nicht r- befehden.
zu
Den Herzögen von Pommern er-
theilteder Kaiser im Jahr ÖJ7 die Erlaubnifs, Erbämter zu schaffen, mit der ungewöhnli chen Bedingung: dafs diese Hofdienste den Adel nicht schwächen,
sondern
erhöhen
sollten. '
Doch
ein groTser Thcil
des
niedern
Adels schämte sich der Hofdiensie, ver pflichtete sich ine einem Fürsten, und nahm den Titel sempeifrey freye
an.
Solche semper-
Geschlechter waren es, welche sich
in Preussen, Pommern, und hier bey uns
in fjefland nieder«essen.
Adeliche Redner,
and Freiheiten waren und sind zum Theil folgende: Kein Edelmann durfte vor einem Unterrichter erscheinen.
Er war frey von
bürgerlichen Lasten und Abgaben, Frolmtliensten, Steuern und Schätzungen.
Heut
zutage mufs er Prinzen - Reisegelder, Fräuleinsteuer, Schlofsbau, Römermonate» Brand schatzung, Zoll und Accise, Eiurjuariirung u. s. W- tragen.
Er durfte sich in der Klei
dung auszeichnen durch Gold, Perlen, Schar lach, Sammt und Hermelinfutter.
Er bette
überall den Rang vor dem Nichtadelichen. • Er konnte, und kann noch, dem leztern verbieten, ein dem seinigen ähnliches Wap pen zu führen. Biirgereide.
Er war und ist frey vom
Ihm gebührt die Jurisdiction
auf seinen Gütern. Sein Ehrenwort galt als Beweis und Notariatsbekraftiginig.
Wohl
ihm! wenn er dieses schöne Recht nie mifshrauchte.
Er durfte sich im Zweykampf
herumbalgen, denn in den salischeu, fränki schen, sächsischen und schwäbischen Rech-
teil war es ihm ausch ü< [dich erlaubt.
Er
durfte bey Verbrechen von keinem Büttel angerührt, noch in uuterirrdischc Gefäng nisse gesperrt, noch auf che Folter gespannt, noch auf die Galeeren geschmiedet, noch mit einer schimpflichen Todesstrafe belegt werden.
Kaiser Joseph der Zweyte kehrte
sich wenig an diese Vorrechte.
Ein Böse
wicht hört auf ein Edelmann zu seyn. So dachte er, und liefs den adelichen Bösewicht geissehi und SclüTfe ziehn. hatte Recht.
Mich dünkt, er
Schlosser meyiit, man sehe
heutzutage nur noch einige Ruinen von der Schiedsmauer, welche ehemals
den Adel
vom Bürgerstande trennte, nehmlich in Rit terorden, Stiftern, Siaatsämtern, bey den Armeen, und im Hofcivkel.
Wenn das Rui
nen sind, so niufs man gestehen, dafs sie denen von Fahnyra gleichen. Lebensart und Sitten bildeten bald die Edlen zu einer Menschenklasse, die sich nicht blos durch Rang und Reichthum, son dern auch durch körperliche Schönheit und
Starke, wie durch Geistesgröfse auszeichne te.
Die schweren Helme und Panzer; die
Lanzen, Schlachtschwerdter und Streitäxte, deren behende
Führung den Enkeln ein
Wunder scheint; die ununterbrochenen Lei bes - und Waffen Übungen; der Genufs ein facher, aber reichlicher Nahrung; die Woh nung auf luftigen und gesunden Itergschlössern; Krieg, Jagd und Ritterspiel; und mehr als Alles das: Bcwufstseyn gigkeit,
der
erzeugten eine schöne
Unabhän kraftvolle
Menschengatlung an Leib und Seele. Schon im zwölften Jahre zog der Mar schall von Boucicaut in den Krieg. ungeheurer Flammlander
schlug
Ein
ihm die
Streitaxt aus der Hand, mit den Worten: va teter, va enfant! (Geh Kind, und sauge an der Mutter Brust.)
Der bellende Knabe
stiefs ihm den Dolch zwischen die Rippen, und antwortete : les enfans de ton pays se jouent-ils ä tel jeu ? (Spielen die Kinder in deinem Lande auch solche Spiele?) Sei ne ritterlichen Thaten erwarben ihm schon
im 2iften Jahre die Marschalls würde} und von seiner übermenschlichen Starke erzählt man Wunderdinge. In der Regel wurde aber der junge Edel mann erst im ailten Jahre mündig,
der
Nii'hteille schon im i/|teti, weil zum Feld han kein höheres Alter erforderlich schien; denn der mütterlichen Erde den Unterhalt abgewinnen, heifst mit einem Freunde freund lich handeln und wandeln, al«T der Ehre mufs man ihre Lorbeerzweige abtrotzen. Gegen das Ende des eilften Jahrhunderts stieg ein Meteor am Horizonte herauf, und leuchtete über ganz Europa. den entsprang.
Der
Ritteror
Man nennt Gottfried von
Preuilly als dessen Erfinder.
Mit ihm wan
delte Hand in Hand ein schönes verschwistertes Paar, eine bisher nie gekannte Rit tertugend und Ritterehre.
Die Crenzmauer
zwischen hohem und niederm Adel sank in Trümmern,
selbst
der Iskhledle
konnte
durch Tapferkeit die Ritterwürde erringen. Fürstensöhne wurden Pagen und Knappen
berühmter Ritter,
Bediente ihrer Herren.
Selbst Kaisers ohne, die noch nicht zu Rit tern geschlagen worden, hiessen nur Jun ker, die Ritler alieiu waren Herren,
und
ihre Weiber Frauen, doniinne, Dames, Mesdanies, alle übrigen nannte man Demoiselles.
Von dem Ritter erwartete man zwie
fache Starke.
Bey der Belagerung von Dün-
l e - R o i im Jahr 1411 inufste ein Ritter acht Faschinen tragen, und ein Knappe nur vier. Schwerer war die Rüstung des Ritters als die des Knappen.
Jener focht nicht gegen
diesen, wohl aber konnte er mit Königen im Turniere kämpfen, und sogar Könige zu Rittern schlagen, wie Bayard mit Franz dem Ersten rhat; ja es gab einst einen Kaiser, Otto den Ersten, der die Ehre seiner einzi gen Tochter durch den Zweykampf eines Ritters bewähren liefs.
Nur Ritter trugen
goldene Zierrathen und Kostbarkeiten, wa ren frey von allen Zöllen, genossen Vorzü ge vor Gericht, wurden zu Gesandtschaften gebraucht, und durften, ohne Rücksicht auf
ihre Geburt, Anspruch machen auf Verbin dungen mit dan ersten Häusern.
Turnier-
Könige, Herolde und Waffen - ParaCIauf erinnerten den jungen Flitter, der zuni Er stenmal ün Turnicr erschien, an die Thü len seiner Ahnherren.
»Gedenke wessen
»Sohn du bist!« riefen sie ihm zu: »und »schlage nicht aus der Art.»
Der edle
Jüngb'ng nahm weder Wappen, noch Feld losung, noch Wahlspruch an; trug eine Decke über seinem Schild, damit sein Ge schlechtswappen nicht sichtbar werde, bis Schwerdt oder Lanze die Decke zerhauen oder zerrissen haben würde.
Oft liefs er
auch den Schild ganz, weifs; Tapferkeit und Tugend mahlten ihm ein Sinnbild darauf. Die Turniergesetze lauteten fromm und ein fällig also: Wer
ketzerischen Glauben h a t .
Verachtet Kaiserlich Maniiai. Wer
Frauen jchiindt, schwächt eine Meid,
Wer
Siegel fiilscht und schwört Meine:
Wer »einen Herren lifst ta Koth,
:
Wer seiner Bctigenowin Riebt den Todt. Wer bestichlt Kirchen, Wmwen undWaysen, Wer uiiabgesagl tliut kriegen und reisen. Wer neu Zoll, Meut und Bescliwerd aufriebt. Wer olino Elie sizt, oder Elie bricht. Wer Fürkfluf. Wuclier, Wechsel ireibt. Wer nicht in edlen Stummen bleibt Jlii Heyrathen, oder »ein Geschlecht Niehl von vier Stammen edel brächt. Das irynd die xwülf Turnier - Stück Die der Kaiser ordnet mit Glück. Icli wette, dafs naeli diesen Gesetzen wenig Edle im heiligen römischen Reiche turnierfähig sind. Ein Ritter mufste übfirdiefs Messe hören;
den
andächtig
christlichen
Glauben,
Wittwen und Waysen beschützen; in kei nem ungerechten Kriege dienen; übermässigen Sold begehren;
keinen
jeden
Un
schuldigen durch Zwcykampf befreyen; dem Kaiser gehorchen; das Teutsche Reich bey Ehren erhalten, und überhaupt vor Gort und Menschen ein untadeliches Leben füh ren.
Schöne Pflichten! wie gern verzeiht
tili man dem, der sie zu erfüllen vermogte, ein wenig Rauhheit der Sitten. So wie die schwere Rüstrittg und die Lauts den Ritter vom Knappen unterschie den, so d?r Degen den Edlen vom Nichtedlen.
Sogar auf Reisen durfte der leztere
sich nur mit einem langen Messer bewaff nen, und als Friedrich der Erste reisenden Kaufleuicn erlaubte, einen Degen bey sich zu führen, durften sie ihn doch nicht an ihre Hüften, sondern nur an den Sattel knopf hangen.
Den Pferden, meynte man,
könne man eher einen solchen Vorzug ge statten. Digression. Warum ist das Schwerdt eine adeliche Waffe? warum der Stock, eine verächtliche Wehr?
Metall wird im Schoofse der Erde
erzeugt, und Holz wächst über die Erdu hervor; warum ist jenes edler als dieses ? Das salische Gesetz, die Gesetze der Frisen und Longobarden, belegen denjenigen, wel cher SiQcksehlüge ausdieilte, mit einer weit
m kleineren Strafe, als denjenigen,
welcher
eine noch so geringe blutige Wunde ver •ezte. zwey,
Es gab Geldbufsen für einen, für drey Stockschläge.
gilt es gleich, ob man Einen Streiche empfangen hat.
für
Heutzutage odert
hundert
Karl der Grofse
verordnete den Zwey kämpf
mit Stocken,
dessen sich in der folge nur Knechte be dienten. Die Ehre gebahr nach und nach ein Un ding und lieh ihm einen Nahmen, für wel chen der Ternsche noch heute kein Wort hat: Point d homieur.
Dieser Punct,
die Beobachtung alles dessen, Menschen den Begriff von Ehre haben,
ist
dem
oder tr
woran die
mathematischen
geknüpft Funde
gleich, der weder Holte, Dicke noch Lange hat, sondern blos in der Einbildung besteht, aber doch dazu dient, Himmel und Erde auszumessen.
Das Point d'honneur ist eine
Schimäre, diese Schimäre hält aber den im Zaum, der sonst keine Gesetze kennt, und für den auch der Zaum der Religion ein F
blofser Zwirnsfaden ist,
Der Ankläger trat
vor Gericht, fiter Beklagte sprach: jener habe gelogen, Daher man
der Richter
gebot Zwey kämpf.
die Sitte sich zu schlagen, Lägen
gestraft
wurde.
so oft
Wer
sein
Wort gab, auf dem Kampfplätze zu erschei nen) konnte es nicht zurückziehen; die Heiligkeit
des Ehrenworts.
daher
Die Ed
len schlugen sich mit Schwerdtern, die Nicht edlen mit Stöcken; daher die welche
den Stock
Verachtung
traf; denn wer ei HÖH
Stockschlag empfangen hatte, war wie ein Nichtedler behandelt worden.
Bey den Rö
mern schändeten Stockschläge nicht, und jener edle Grieche sprach: schlage
mich,
aber höre l Nur die Nichtedlen kämpften mit eatblöfstem Gesicht.
Schläge in das Gesicht
konnten daher nur Nichtedle treffen, so wurde, eine Ohrfeige
und
Schande.
Es ist interessant nachzuspüren, wie die Meynungen der Menschen oft im dürren
fiplde Wurzel gefaffil, und. zu stanmügen Bäumen herangewachsen sind. Fortsetzung
des abgebrochenen
Kapitels.
Durch die Kreuzzüge wurden viele edle Geschlechter ganz ausgerottet, viele ertchöpft und viele zu Grunde gerichtet.
Eine wohl-
iliiitige Folge davon war, dafs die Leibeigen schaft erträglicher wurde, denn die Edlen blieben nicht mehr mächtig genug, ihre Lnterthaneu zu drücken.
So ist jedes Übel
in der Welt mit Gutem
gepaart; so wird
oft Thorbeit die Mutter von Menschritgliick; so tbeilt ein Blitz die schwüle drückende Luft, und die Pflanzen wachsen. Die Stünde übernahmen die Schulden 1 dar Fürsten, die Unterthanen der Stünde ' mufsten Steuern zaldeu, ued wurden dage gen von den Fürsten geschüzt. Das Grund stück war ein Eigeutbiun dessen, der es be arbeitete.
Allgemeine Leibeigenschaft dau
erte in Teutschland kaum ein einziges Jahr hundert, in andern Ländern etwas länger.
"DJ« Knechtschaft," so spricht Meinen seinem historiseften
Magazin,
in
"war immer
"unter den edelsten Völkern der Erde nur "ein
vorübergehender
Unnatürlicher
Zu-
"stand, eine h a r t dauernde Krankheit." Mit der Wiedergeburt des Standes der Frejcn
sank die Macht der Edlen,
mehr mit der
Vervielfältigung
Wachithum der Stiidte.
und
noch dein
Schon zu Anfang
des dreyzehnten Jahrhunderts zogen viele edle Geschlechter in reiche und mächtige Stvi'dte.
Dort genossen sie Schutz und nah
men Theil an einträglichen Würden Lehnen.
D e r Kahme Bürger
Fürsten ein Ehrennahme.
und
ward seihst
Freylich zwangen
über/uütlüge Städte auch manchen armen Edelmann, sich wider seineu Willen unter ihren Schutz zu begeben, und schon im Jahr ia5t klagten Fürsten und Herren auf dein Ueichsmge zn Worms, vor Heinrich dem Siebenten, Städte an.
laut den
Lbermuth der
Doch Klagen schaden nur dem
Schwachen, den Gewaltigen mufs mau durch
Gepult bekämpfen.
Der Adel schickte sich
in die Zeit, verband sich näher mit den Bürgern, führte sie an im Kriege und rich tete sie im Frieden.
Kaiser Heinrich der
Vogler sezte den neunten Mann aus der Landritterschaft in die Städte, um sie gegen die Einfalle der Hunnen zu schützen. Bis gegen das Ende des
fünfzehnten
Jahrhunderts ward der städtische Adel Landadel
gleich geachtet.
dem
Damals aber
beschlofs der Landadel zu Heilbroun, kei nen städtischen Edelmann
bey Turnieren'
zuzulassen, wenn er nicht vorher dem Bür gerrecht entsagt habe.
Von dieser Zeit an
sanken die Patricier, und erlangten nie wie der gleiches Ansehn mit den edlen Güter besitzern.
"Woher dieser Hafs? diese Un
gerechtigkeit? Der Keim der Zwietracht lag in Ungleichheit der Sitten und getheiltem Interesse.
Der Stadtadr.l beschüzte Handel
und Wandel, der Landadel zerstörte ihn. Jener trieb seltener ritterliche Übungen, lief» sich oft zu Gewerben herab, die man bisher
m für unedel hielt, und vermählte sich mit reichen bürgerlichen Dirnen.
Auf einem
Turnier zu Onolzbach 1485 sezte der Adel fest: ein Edler solle nicht von dem Tur nier zurückgewiesen werden, weil er eines Bürgers Tochter geheyrathet, doch müsse ihm diese, zum Aufkommen n
mes, wenigstens 4 ° o Gulden zugebracht haben.
seines Stam Heyrathsgut
Jedes Jahrhundert wiefs
dem Reichthum einen Platz im Tempel der Ehre an.
Üb er durch die grofse Pforte
eingieng, oder durch eine iSebenthür schlüpf t e , das gilt gleich; genug er war darinn, er ist darinn, und wird darinn bleiben so lange die Welt steht. Dal < Ii- • fionori'S, Censtis anliiiiins; pauper nbifjiic \ncet. Ovid. Lib. i. Fast. Auch die Härte, mit welcher die Städte einen adelichen Räuber zu strafen pflegten, der in ihre Gewalt gerieth, erbitterte den Adel immer mehr und mehr. knirschen
Mit Zähne
sali er den eisernen Käfigt, in
welchem die Quedlinburger einen benach barten Grafen eingesperrt liieiten.
Der Adel
verband sich gegen die Städte, welche sei n e Schlösser niederrissen und ihn zu vertil gen suchten, wenn sie konnten. stand der berühmte Löwenbund, der alten Minne,
u. s. w.
So ent der Bund
Jene Bündnisse
zu den Zeiten des Faustrechts, deren Ge genstand iheils Schutz gegen Gewalt, theils Handhabung von Hecht und Billigkeit war, bahnten der Unmittelbarkeit des Adels den. Weg.
So entsprang der Bund der W'ette-
rnuischen Reichsstädte im Jahr i553 ; so der Bund der Städte am Rhein; so die grofse Einigung Jahr 1404.
des fränkischen Adels im
W e r vorher die einzelne Ruthe
knicken konnte, versuchte nun umsonst das Reisigbündel zu zerbrechen.
Sehet da den
Ursprung der U ei chsr itterschaft sajnmt ihren Cantons! Bald lieng man auch an,
Bürgerliche,
nicht blos um kriegerische» Thaten, sondern um jeder öffentlichen 'Fugend willen, in
N den Adelsland zu erheben.
Schon Heinrich
der Sechste soll im Jahr njj8 hey einem Turnier zn Nürnberg, acht und dreyfeig Fa milien auf einmal geadelt liaben.
Andere
glauben, die ältesten Beispiele solcher Standeserhöluingen nur erst unter der Regierung Karls des Vierten zu finden. Adebsbriefe ka men im
i4ten Jahrhundert auf.
Kaiser
Wenccslaus der Thor, adelte Kramer und allerley Gesindel.
Auch seinein Nachfolger
Sigismund war Alles um Geld feil.
Unter
dem Kaiser Ferdinand adelte man sogar ei nen Schornsteinfeger in Breslau.
Seit einem
halben Jahrhundert verstellt man auch die Kunst, die Gebeine in der Gruft zu adeln. Als im i^ten und i5ten Jahrhundert die römischen Hechte in Teutschland Wurzel schlugen, und rechtskundige Miinner den F'ürsten unentbehrlich wurden, da öffnete sich dem Verdienst eine neue
Laufbahn.
Um eine Richterstelle ruhmwilrdig zu ver walten, ward jezt mehr erfordert, als Erfah rung, Biedersinn und gesunder Mensehen-
verstand.
Die Doctoren der Rechte erlang- T. s
ten den Adel, wurden sogar in SlÜ'tern auf genommen, und oft den Rittern vorgezogen. Kaiser Sigismund pflegte / u sagen: er kön ne in einem Tage hundert Ritter schlagen, aber in seinem ganzen Leben nicht einen Doctor machen. Kr/egsmärtner.
Sie nannten sich gelehrte Daher die artige gereimte
Redensart: arte et marte, htteris et armis. Sie beriefen sich ferner auf verschiedene Gesetzstelien, welche ich dem Leser schen ke ;
auf verschiedene
Verordnungen
der
Kaiser Constäntin, Ilonorius und Theodosius; und endlich auf eine gewisse Glosse über ein gewisses Gesetz, welche sagt: "die "Wissenschaften führen den Adel mit sich." Ob nun gleich diese Glosse da etwas so vernünftiges sagt, als eine Glosse sonst sel ten zu sagen pflegt; so sind doch heutzu tage die Doctoren der Rechte nur Bürgerli che, trotz aller vermoderten Kaiser, Gesetze und Glossen.
Was endlich die ilhormacht des Landeslierni auf immer gründete; was den Adel und die Stüdto in gleichem Grade nieder drückte; war der Eatia[friede, oder die Ab schaffung des Faustrecht5, die des Feuergewehrs scMou« bi : i -
Einführung
und die Errichtung sie-
Heere.
Das
ganze
nahm einen andern Gang.
Kriegswesen
Die italienischen
Condottieri, die teutschen und französisehen grofsen Banden, wurden meist von Abeniheurcrn aus allen Stünden angeführt. Infanterie
begann
wichtiger
zu
Die
werden,
durch den Gebrauch, welchen man von den Schweizern machte.
Der Adel war nur al
lein zur schweren Reitcrey geübt, wobey mit minder Gefahr mehr Ehre zu erwerben war.
Die Erfindung d"S Schiefspulvers ver
ursachte, dafs diese Reitcrey nur eine Ne benrolle zu spielen bekam.
Diese Revolu
tion zerstörte den ganzen Plan der adeli chen Erziehung.
Sie machte auch den Tur-
nieren ein Ende, und so konnte der einzel ne
Ritter
sich
ausser dem Kriege dem
Volke nicht mehr darstellen und Ehrfurcht abzwingen.
Helme und I'an;er
schü/nm
nicht mehr. W allen üb im gen, und mit il körporbchc Vorzüge verschwanden.
n Auf
klärung, Thätigkeit und Wohlluthcnheit der ftiehlcdlen
wuchsen.
Der Edelmann ward
Unterthan so gut -ds der Bürger und Bauer. Die Erziehung seiner Söhne und Enkel wur de vernachlässigt, ihr Körper weichlicher, ihr Geist schwächer.
Der Glaube an Fort
pflanzung erblicher Tugenden erlosch. Man stiftete politische Bündnisse, man heyrathete ohne Liebe, man zeugte Kinder ohne Liebe. Mit jedem Jahrhundert ward die Stammta fel gröfser, und der Seelenadel kleiner. Doch die Keime haben nur geschlum mert.
Unterdrückung
weckt
Verdienste.
Vormals gerechte Vorwürfe entkräftet der heutige Adel durch Streben nach höherer Vollkommenheit.
Der Ahnenstolz klettert
nicht mehr auf dürren Felsen umher;
die
Tugend hat ihm die Hand gereicht, und ihn in die fruchtbaren Gefdde des Verdienstes
geleitet.
Ich könnte große Kähmen nen
nen, aber die Bescheidenheit gebietet mir Schweigen, und unverdächtiger
Ruhm ist
nur für die Todten.
Der französische
Adel.
U n t e r den Galliern, spricht Cäsar, giebt es nur zwey Klassen von Menschen, die den und die Eulen; DIOIRR- ven.
Drui
alle übrige sind Skla-
Mit den römischen Wallen kam auch
DT«.ab*der römische Adi;l nach Gallien, und nistete DMI»»
üb<-r Jm sich ein, bis die Franken ihn verjagten. KUCO
So
mischten sich die gallischen Ritter mit den
Adel, hat
Morles- Hörnern, die Römer mit den Franken, und dt-
6
die Franken mit beyden.
Die Abkömmlin
ge dieser drey Nationen bilden den heuti gen französischen
Adel.
Seine Geschichte
gleicht der des Teutschen. Wort reden von
seinen
Ich will ein
vormaligen,
und
heutigen Rechten und Befugnissen. i«no,u». q
.au.
Frank, frey,
edel,
mals gleiclibedeutende
adelich, Worte.
waren vorChevalier
bannerct
(Panierherm)
nannte man den
Edlen, der reich genug war, fünfzig besol dete Kriegsknechte um seine Fahne zu sam meln.
Die Bachehers dienten unter der
Fahne eines andern Ritters, weil sie zu arm waren, um selbst das Panier aufzustecken. Die Schildknappen hiessen Ecuyers. Der Edle diente nur zuRofs, drum durfte auch nur er allein Sporen tragen.
Die Rit
ter hatten deren von Gold, die Knappen von Silber.
Daher das Sprichwort: vilain
ne sait ce rpie valent eperons, (der ge meine Mann versteht die Sporen nicht zu schätzen.) Der
adeliche
doppelte Portionen.
Kriegsgefangene
bekam
Afs und trank er mehr
als der bürgerliche ? ich weifs es nicht. An den Unadehchen ergieng das Aufgebot sich zu stellen, nur Tages zuvor; an den Edel mann vierzehn Tage früher.
Kam es dem
lezteren saurer an, Weib und Kind zu ver lassen? ich weifs es nicht.
Nur der Edle besafs Lehne, nur er durfte auf der Jagd faullenzeu.
Die Edelfrau, die
einen Sohn gebahr, hörte von diesem Au genblicke au auf, Besitzerin ihrer Guter zu seyn; sie wurde nur Verwalterin derselben im Nahmen des Sohnes; sie durfte nicht veräussern, noch verpfänden, noch verschen ken.
Nur einen kleinen Theil, weniger als
ein Fünftel, konnte sie vermachen.
Der
Edelmann hingegen, beerbt oder unbeerbt, blieb Herr eines Drittels seiner Güter. Das war auch eine von den Ungerechtigkeiten, deren wir so manche an den Weibern begelui, ohne einen Grund dafür zu haben. Der junge Edle, der ein Weib nahm, oder zum Bitter geschlagen wurde, erhielt sogleich ein Drittel der Güter seines Vaters und seiner Mutter.
Ansprüche au sein Erb-
tbeil wurden erst in einem Jahre nem
Tage
gültig.
Der
und ei
Minderjährige
konnte gar nicht getii htlich belangt werden. Der Edle schlug sich nur zu Pferde, auch gegen den Nichtedlctt, wenn der lea
;
tere Angreifer war.
Hatte aber der Edle
den Nichtedlen gelodert, Zweykampf zu Fuß.
so begann der
Ist es ehrenvoller, sicli
zu Fufs oder zu Pferde den Hals zu bre chen ? ich weifs es nicht. Wenn der Herr, wegen Verbrechen sei nes Vasallen, dessen bewegliche Güter ein zog, so hatte der Vasall, weiui er ein Edel mann war, das Recht zurückzubehalten sein bestes Pferd, den Streithengst seines Knap pen, zwey Sättel, ein Lastpferd, sein bestes W'amms, Bette, Gürtel, Bing, Brust-und Buscjiscldeyer seines Weibes, und eines ihrer Kleider.
Die Edelfrau, welche ohne Zu
stimmung des Lehnsherrn ihre Tochter ver mählte, verlohr ihre bewegliche Güter; doch liefs man auch ihr ein Alltagskleid,
Ge
schmeide, Bette, Wagen, Pferde, und einen Paradegaul, wenn sie einen hatte. So lange der Edle selbst zu Felde zog, war er*frey von Kriegssteuer,
Auch nach
her gab er sein Vermögen nur nach Will-
kühr an, und man glaubte ihm, wie det Geistlichkeit, auf sein blofses Wort. Die Vornehmsten unter dem Adel Iiielien einen Maal's - und Münxherrn. Einige mach ten sogar Anspruch auf das Hecht, Fische •und andern Mundvorrath für die Stadt Pa ris, -wenn sie über ihren Grund und Boden gingen, anzuhalten und verzollen zu lassen. Nur der Edle durfte Sdbcrzeug über die Grenze von Frankreich bringen, doch blos zu eigenem Gebrauch. Strenger hülste der Edle, wenn von Geld strafen die Rede w T .
Verbrechen koste
ten ihm Ehre und Ilepons cn Cour. Nichtedle litt Leibesstrafen.
Der
In der Provinz
Daüpliine durfte man im Mause eines Edlen seine Haabe nicht mit Arrest belegen.
Auf
der Universität Angers zahlten die Nichtedlen eine jahrliche Abgabe von zwanzig Sous; der Edle gab nach Willkühr, so viel oder so wenig er Lust hatte.
In dem Flek-
ken Carcassone steuerte er gar nichts zu den Abgaben dieses Fleckens.
Nur
um
todeswürdiger Verbrechen willen tonnte er in Champagne mit der Tortur belegt werden. Bey Verthedling von Präbeuden, Benefi zen und dergleichen, hat der Edle das Vor recht, die Zeit seines Studirens abzukür zen.
Lernt er schneller? oder braucht er
weniger zu leinen, als der Nichteüle? ich Weift es nicht.
Sonderbar bleibt es immer,
dal's der Edelmann mit gutem Fug und Recht doppelle Portionen speist, und mir halb so viel lernt, als der Nichtedle.
Ein
Gesetz Ludwigs des Zwölften, und verschie dene andere Verordnungen, überheben ihn vieler Mühe und Arbeit,
Auch cvlauU das
Lateransche Coueihum den Edelleuten und Gelelirten, mehrere Würden in derselben Kirche, mit Dispensation des Papstes zu be sitzen. Der Adel ist Steuer frey und entbunden von allen Zwangsgerechligkeiten und Frohndiensten.
Er trägt allein den Degen und
ziert sein Wappen mit Helm oder Krone. Er ist Vormund seiner Kinder; sein Erbe,
selbst das bürgerliche, wird nach adebcheu Rechten getliedt.
l~iit<|uaitirung tragt er
nur im höchsten Nothiiill.
Die edle Jung
frau, welche sich mit einem Nichtedlen ver mählt, tritt nach dessen Tode wieder in ihre adeiicheii Rechte. Der adeliche Verbrecher wird nicht gegcisselt.
Seine Todesstrafe ist Enthauptung.
Nur Hochverrat!!, Raub, Meyneid und Zeu genbestechung machen ihn des Adels ver lustig.
In peinlichen lallen hat der Adel
seine eigene Gerichtsbarkeit, und kann ver langen, von der Grand-Chambre gerichtet zu werden. Da das Gesetz der Ehre, welches die Natur dem
wahrhaft Edlen in das Hera
schrieb, kräftiger winkt, als alle Zwangs und Strafgesetze; so kann der französische Edelmann seilten adelichen Schuldner vor das Tribunal du Point d hon neu r laden, wel ches bey dem Doyen der Marschälle von Frankreich gehalten wird.
Auch in Teutsch
land kannte man vormals ein sogenanntes
Ehrengeri.ht
oder Ehrentafel;
es war ge
bräuchlich in Preussen, Schlesien, Lausitz, Böhmen, Ostreich, Wolfenhüttel, u. s. W. unil wurde gehalten in Ehrensachen, oder in Fallen, wo man den adelichen Stand ei ner Person bezweifelte.
Der beleidigte Theil
niufste das Gericht vom Laudesherrn erbit ten.
Zwölf Edelleute aus zwölf verschiede
nen Geschlechtern, deren keines des Be klagten oder Klägers Wappen führte, also mit keinem von ihnen verwandt war, safsen zu Gericht, und wäldten unter sich einen Ehren marschall.
Schön war der Gedanke,
die Waage der Gerechtigkeit der Göttin der Ehre in die Hand zu geben.
Jene richtet
mit verbundenen Augen nach dem
Cvttmt,
diese mit wachsamen Blicken nach dem lei sen inneren Gefühl.
Olt heilst die Gerech
tigkeit gut, was die Ehre verwirft; und die se reiist oft den Lorheerzweig von der Stirn, wenn jeno die Palrae des Friedens reicht. Alan wird mir hier eine kleine Abschwei fung vcrzeilien.
Catharina die Grofse schuf
lOU
für ein ganzes Volk,
was Frankreich und
Teutschland nur der gebildeten Menschen klasse ungemessen glaubten. dem Gewissen.tgeri,ht;
I
c n
r e
d e von
einem der schönsten
Zweige in Cathannens Lorbeei kröne.
Jede
Provinz wählt den Edelsten ihrer Männer zum Gewissensrichter.
Jhin sind Bey sitzer
zugegeben. Allgemeine Menschenliebe, Ach tung Für seine Brüder, Erleichterung der Menschheit
sind
seine
schönen
Gesetze.
Jeder Unterthan kann in jeder Sache, zu jeder Zeit sich an ihn wenden; kann seine erste Klage an ihn geh »gen lassen, oder auch eine bereits vor andern Gerichten an hängig gemachte Sache, plözlich abbrechen and vor seinen Richterstuhl ziehen. Vor sein Forum gehört Alles und Nichts; der Gewissenhafte
denn mü
stellt sich, der Gewissen
lose darf ihn vorübergehn wie sein eigenes Gewissen.
Aber die öffentliche Meynung
brandmarkt denjenigen,
der sich weigert,
dem Gewissensrichter Rede zu stehn, und mir sind nur wenige dergleichen Falle be-
könnt.
Wer sich seinem Ausspruch unter
wirft,
der kann nur an Gott appeliiren.
Seihst jeder andere Richter, vom höchsten Tribunal bis zur niedrigsten Instanz herab, kann in Sachen, wo das Sunimum jus ihm vielleicht Summa injuria scheint, die Ent scheidung verschieben, und mit Bewilligung hej'der Partheyen die geschlossenen Acten an das Gcn-issensgerieht
senden, um von
der Einigkeit zu heischen, was vielleicht das strenge Recht versagte. Wer weder Hoch verrath, noch Mord, noch Raub begieng, und doch drey Tage gefangen safs, ohne verhört zu seyn; den befreyt das Gevwssensgericlit auf der Stelle, und sein men schenfreundlicher
Befehl
werden, ohne eine Stunde
mufs vollzogen zu sJiumen. *)
*> Der VriF.Mcr, Weher selb.u die Ehre bat, Ptüident •in« jti>j>cl!iitionsiiur*nz tu seya, (Ulf am Erfahrung veuicheto, dafs das Gew/itocmgericht mehr all einmal, *ar Zufri.denbeit teyder Parthejen, Streitsache., go«AtlcWt tfatt, wo bey einem Unheil nach sirengem Recht ihm cki Heu eblotei haben «anie. 6
HeyJ Catharinen,
Menschen/reunttmn
l
ich vermag ihr keinen schöneren Titel zu geben.
Sie würkte durch diesen erhabenes
Gedanken auF die Bildung aller ihre* Bür ger,
"Wenn die Zeil einst Alles was ich
schrieb zu Staub zermalmt hat, o so ver wahre d u , Muse der Geschichte!
dieses
einzige Blatt, auf welchem Cathurinens Näh me steht!
Nenne dann mit dem ihrigen
Bach den Nahmen des Edlen, den sein Va terland zum Gewissensrichter wühlte: nenne den Nahmen Kurse/,
und umwinde ihn mit
einer Bürgerkrone. Nach dieser Abschweifung, welche jeder Leser von Gefühl mir gewifs verzeihen wird, kehre ich zurück zu der Geschichte des französischen
Adels.
Er theilt sich, wie
der teutsche, in hohen und niederen, in al ten und neuen.
Fürsten, Grafen, Marquis,
Barons und Ritter bilden seine verschiede nen Klassen. Adel
Nur der wird zum
alten
gerechnet, der seinen Adel seit dem
Jahr i55o erweisen kann.
Die Erklärung
vom fiten Febrti.tr 16G1 behandelt alle übri ge als Bürgerliche, die nicht einmal steuerfrey sind.
Ein behelmtes Wappen beweifst
heutzutage nichts mehr.
Jeder Narr MEt
statt der Schellenkappe einen offenen Hehn auf sein Wappen.
Der alte Adel wird No
blesse de nom et d'armes ( Nahmen - und Waffen-Adel) genannt, von der nlten Sitte, die A/i/irnc/i
der Edlen im Heere laut aus
zurufen, und nach blutigen Schlachten ihre fVaffen
als Siegeszeichen
auf/.uthürmen.
Der ßailly und Seueschall in Orleans, MouKns und Blois, darf nur aus dem iind Waffen
- Adel
Nahmen-
gewählt werden.
sogenannte Turnier - Adel
Der
ist nicht mehr
im Gebrauch seit i55o, als das lezte Tur nier König Heinrich dem Zweyten das Le ben kostete. Vor Zeiten gab es vier Wege den Adel zu erlangen; durch die Wallen; durrh Lr-hmguter; durch hohe Würden und durch ein Diplom.
Ämter:
Der Soldat ist heutzu
tage nicht mehr Edelmann;- nur gewisse
Grade, ujlii inii Dienstjahre adeln ihn.
So
ei theilte auch dio Kaiserin - Könjginn von Ungarn im Jahr 1757 jedem Ülficier den Adel, der dreyfsig Jahre lang in ihrem Heere untadelliaft gedient hatte.
An den Besitz
von Lehiisgütern und Würden ist der Adel ebenfalls nicht mehr unbedingt
geknüpft.
Doch wenn Vater und Sohn adeliche Äm ter verwaltet haben, so ist der Enkel ein gebohrner Edelmann. Der Adel geht verlohren durch Actes de derogeance; (ungeziemende Handlungen) dergleichen sind: mechanische Künste; Be nutzung fremder PacLtgürer j Handel und Wandel; erniedrigende Handthietuugen und Ämter, von Schergen, Büttel u. s. w.
Der
Handel zur See, und im Grol'sen, thut dem Adel keinen Abbruch.
Der Edelmann in
Bretagne, welcher Handlung treiben will, erklärt förmlich, dafs er seinen Adel auf eine Zeitlang schlafen
lassen wolle.
Ha
ben Vater und Großvater ihren Adel aut diese Weise schlafen lassen, so kann der
Enkel ihn ohne Umstände wieder erneuern. Geschieht das aber nicht, so bedarf der Ur enkel ein neues Diplom. Vormals ward der Adel durch den Hilterschlag ortheilt.
Seit
den Zeiten Franz des Ersien geschah es seltener.
Doch findet man noch Beyspielc
unter Ludwig dem Vierzehnten in den Jah ren
i6G?. und
1G76.
Hur der König kann in seinem Reiche adeln.
Vormals mifsbra lichten dieses Recht
Herzöge und Grafen, Bischöfe und Erzbischöfe, ja sogar Statthalter der Provinzen. Franz der Erste verlieh das Vorrecht zu adeln der Universiiiit Toulouse. Die Geistlichkeit geniefst adeliche Vor rechte, wird aber darum nicht zum Adel gezäldt. Die ehrwürdigen Herreu der Diöcesen von Autun und Langres machen zwar würcklicJi Anspruch darauf; denn was ist in der Welt, worauf ein Geistlicher nicht irgend einmal Anspruch gemacht hätte? Das Schöpfenamt (Echevin) ist gleich den Decurionen der alten Römer, an man-
dien Orten mit dem Adel verbanden. Kail der Fünfte adelte im Jahr i3yt alle Bürger von Ptris.
Heinrich der Zweyfe schränkte
diese Freigebigkeit im Jahr 1.I77 auf den Prevöt der Kaufleute, und die vier Schöpfen ein. Gloekenailet
ist der des Maire und ver
schiedener Municipalbeamten.
Man nennt
ihn so, weil die Versammlungen z.ur Wahl solcher Beamten, durch Glocken angekün digt werden. Verschiedepe Amter und Warden adeln ihren Besitzer sammt allen seinen Nachkom men.
Dergleichen sind: der Siegelbewah
rer, der Staatssecretür, der Staatsrath, der Requetenmeister, die Parlamentsräthe von Paris, Dauphin«';, Besanron, Dombcs n. s. w. Es gilt gleichviel, ob der Adel durch kriegerische Thaten, oder bürgerhche Tugen den errungen worden. man beydes.
Ehemals verband
Das salischc Gesetz verordnet
ausdrücklich: »der Ritter solle sein Schild »nicht ablegen, indem er Recht spreche.» Woher der unbillige Vorzug, den in man-
chen Ländern, der Soldat vor dem Ricluer geniefst? Er wagt sein Leben! höre ich alle MartissÖhne rufen.
Auch der Richter thut
dasselbe, nur nicht auf eine so glänzende Weise.
Jenen tödtet ein Seh werdt streich
auf der Stelle, und diesen foltert ein lang samer Tod, der bey der nächtlichen Lampe ihn beschleicht, wenn er für Bürgerglück, wacht und arheitet.
Mudi und Tapferkeit
Bedarf man nur im Kriege, Gerechtigkeit aber in Krieg und Frieden; im Frieden, um dem Kriege vorzubeugen; im Kriege, um den Frieden zurück zu führen.
Hohe bür
gerliche Amter *gauen daher nicht blos den Adel, sondern auch die Ritterwürde, und Froissart spricht von Rittern
des Recfits.
Der Adel, der sich blos von der Mutter herschreibt, wird Kunkeladel war vormahls häufiger.
genannt.
Er
Unter Ludwig dem
Heiligen konnte der Sohn einer adelichen Mutter und eines unadelichen Vaters Lehne besitzen.
Charles de Montaigu, Crandmaitre
de France unter Karl dem Sechsten, war
nur Edelmann durch «eine Mutter.
Karl
der Siebente adelte Jean d'Eguise, Bischof von Troyes, seinen Vater, seine Mutter, alle ihre Nachkommen, und erth eilte auch den vreiblichcn das Recht, den Adel fortzupflan zen.
Wenn es wahr ist, dafs der Fürst den
nützlichen Bürger auch deshalb adelt, damit er in seiner lezien Stunde mit dem frohen Gedanken aus der Welt scheide, dafs er allen seinen Kindern sauer errungene Vor züge lünterlaTst; so finde ich es billig, dafs der Adel in seiner ganzen Kraft auch auf die Töchter forterbe, denn ein guter Vater liebt seine Töchter eben so sein als seine Sohne. In Champagne genossen alle Weiber das Vorrecht, den Adel ihrer Nachkommenschaft railzutheilen.
Man erzahlt, im Jahr 841 sey
der gröfste TheU des Adels jener Provinz in einer Schlacht getödtet worden.
Um
nun diesen Verlust zu ersetzen, habe man den Weibern gestattet, sich mit Bürgerlichen zu vermählen, und diese durch das Ge-
log schenk ihrer Hand zu adeln.
Andere su
chen den Ursprung dieser Gewohnheit in noch - entfernteren Zeiten, als vielleicht die freyen
Weiber von Champagne Sklaven, eh-
lichten, ohne dafs die Freyheit ihrer Kin der dadurch gefährdet wurde.
Aber das
Gewohnheitsrecht von Meaux sagt ausdrück lich : la verge nnnoblit, le venire nffranchit. Doch gleichviel wie diefs Recht entsprun gen sey,
genug es galt;
nicht allein in
Champagne, sondern auch in Meaux, Sens, Artois und St. Michel.
Der wahre Ade!
wollte jedoch den Kunkeladel nen.
nie anerken
Es entstand im Jahr täoQ unter Lud
wig dem Dreizehnten ein Procefs darüber; bevde Thcilc schrieben sich müde, alle ihre Schreibereyen wurden bey Seite gelegt, und die Sache blieb unentschieden.
Jedoch er
kannte ein Arret noch im Jahr iy85 den Söhnen einer Edelfrau in Champagne und ei nes imadebchen Vaters, adeliche Rechte zu. Das bekannteste Bey spiel eines solchen Adels von mütterlicher Seite, ist die Nach-
komraenschaft
des IfÜdgeus
von Orleans,
Jeanue d'Are, welche Karl der Siebente aus Erkemitlichkcit für ihre wichtigen Dienste, Staunt allen ihren Verwandten adelte, und ihr den Nahmen du Lys gab.
Auch die
Töchter pflanzten den Adel auf ihre bür gerlichen Gatten fort, bis Heinrich II, Hein rich IV und Ludwig XIII dieses Vonecht auf die männliche Linie einschränkten. Ähn liche Hechte genossen, nach dem Zcugnils des Justus Lipsius, die Töchter sieben edler Familien in Löwen. Es giebt noch eine sonderbare Gattung von Adel in Frankreich, der Glasadel.
Eine
alte Sage nehiulieh behauptet, nur Edelleute dürften Glas blasen,
Gewifs ist es, dafs in
den meisten Glasfabriken Edelleute diese Arbeit verrichten, und kernen Hin gerlichen neben sich leiden.
ludessen
giebt
das
noch keinen Deweis für den Adel, obgleich la Fioque selbst es zu glauben scheint.
Im
Gegeiuheil baten unter Philipp dem Schö nen und seinen Nachfolgern
verschiedene
Edelleute tun Dispensation, Glasfabrilten an zulegen.
Wozu das, wenn es dem Adel
nicht Abbruch [hüte? oder wenn es ihn gar verliehe?
Kaiser Theodosius befreyte die
Clasfabrikaiiten von vielen öffentlichen La sten; aber er tliat es nur, um diese nützli che Kunst aufzumuntern. Nachdem die Kreuzziige einen grofsen Theo des Adels weggerafft halten, fand Philipp der Kühne für gut, viele bürgerli che Familien in den Adelsland zu erljeben, und dadurch das ßeyspiel seines Vorgän gers Philipp des
Schönen
nachzuahmen,
welcher zuerst im Jahr tayo Ravul l'orfevre (das hiefs : den Silbcrbewahrer, Silbcrkimimerer seines Hauses) durch ein Diplom adelte. D'Hozier in der Histoire d'Amanze, führt zwar schon ein solche-; Diplom vom Jahr 1008 an, aber die Ächiheit desselben ist sehr verdächtig.
Andere wollen, den
ersten Adelsbiief habe Philipp der Erste im Jahre logf» ertheilt, an Eudes, den Mähe, genannt Chalo S. Mais.
Nach und nach bediente mau sich die ses Mittels als einer Finanzoperation.
Kar)
IX machte zu verschiedenen Zeiten zwey und vierzig Edelleute für Geld.
Heinrich
III schuf tausend auf einmal, und Ludwig XIV achthundert, zweyhundert, und hun dert zu gleicher Zeit.
Man hatte einen
Vorrath von Adelsbriefen für te Verdienste,
ausgezeichne
in welchen nicht einmal der
Nähme ausgefüllt war; gleich einer Geld anweisung : »dieser Adel wird dem über»bringer dieses ausgezahlt.»
Reiche und
woldhabende Leute wurden gezwungen, adeln zu lassen.
sich
Richard Graind'orge, ein
berühnuer Ochsenhändler aus dem Lande Auge in der Normandie, mufste im Jahr i ,^77 wider seinen Willen einen Adelsbrief mit jo,ooo Livres bezahlen.
So rauhte der
Fürst sich selbst das schone Recht, durch Ehre zu belohnen; denn was ein Ochsen händler kaufen kann, keine Ehre.
und kaufest muß,
ist
Heinrich der IV. widerrief im
Jahr söoH allen Adel, der für Geld eriheilt
«i5 worden.
Er widerrief aber auch diesen Wi
derruf 1606.
Ludwig XIII und XIV erkann
t e n den bezahlten Adel für ungültig.
Das
hiefs mit dürren Worten: unsere Vorfahren haben mit falscher W aare gehandelt.
Ein
Kaufmann, welchen der Kauler auf solchem Betrug ertappt, mufs wenigstens das Geld zurückgeben; nicht also die gekrönten Kauf leute.
Sie vergessen, dals der Nachfolger,
wenn man Vertrauen zu ihm haben soll, halten mufs was der Vorfahr versprach; sie vergessen, dafs, obgleich es rühmlich ist, keinen erkauften Adel zu dulden, man doch ein wolderworbenes Recht nicht eigenwillig vernichten kann. Der Fürst hat nun einmal diese Münze für Gold gestempelt; soll sie nicht mehr gelten, so wechsle er sie ein; und ist seine Schatzkammer nicht reich genug dazu, so lasse er sie noch langer aus einer Hand in die andere laufen.
Ein ächter Ken
ner wird ach doch nicht damit besudeln. Um der Vorrechte des Adels vollkom men tlieühaftig zu werden, mufs das Diplom H
in der Chamorc des Comptes und in der Cour des aide» registrirt worden seyiu Man gelit bey der Almenprobe selten über acht Ahnen; nur die Teutschen und Niederländer wollen mit sechszelm belogen seyn. Hier steht mit wenig Finselstrh hen ein Bild des
vormaligen französischen Adels.
Wie der Knaben Mutlrwille diefs schöne Gebäude in uusern Tagen zertrümmert hat, das weifs Jedermann.
Aber auch seine flui-
neu sind noch ehrwürdig. schönen Pflicht,
Eingedenk ihier
der Treue gegen ihren
Monarchen, kehren die Edlen von Frank reich mit blutenden Herzen dem väterlichen Heerd den Rücken, und fliehen ein Land, wo die Frey hei t sich in Bürgerblut berauscht. Der Reicbllium, den sie mit sich nahmen, war die Ehre.
Vergessen mögen sie ihre
Ahnen, vergessen die Verdienste ihrer Vor fahren; sie bedürfen deren nicht länger, sie sind geadelt dun h sieh seihst.
Bruchstücke aus der Geschichte •
übrigen europäischen
Da
Ursprung,
Fortpflanzung
des
Adels, und Sitten
des Adels, unter den übt igen eurojWuschen Nationen sich gleichen; so werde ich den Leser nicht durch Wiederholungen ermü den, sondern nur abweichende Thatsachen ausheben. In Spanien arm. ge.
ist der Adel zalilmich und v
Mancher Ritter geht hinter dem Pflu Aber er steckt ein paar Hahnenfedern
auf den Hut, hat Mantel und Degen neben sich liegen, und läfst den Plhig sofort ste hen, schwingt llugs den Mantel über die Schulter, fafst den Degen unter den Arm, streicht den Stutzbart, und thut als ob er wie ein Cavalier auf dem Felde spaziere, wenn ein Reisender vorhergeht.
Mau un
terschied vormals daselbst Panieradel Kesseladel.
weil er seine Vasallen unter dem versammelte.
und
Der Erstere ward so genannt, Panier
Der leztere, die ricos hom-
: bres (reiche Männer) ersezten, wie es von jeluW Sitte war, durch Geld.
Tugend
und
Tapferkeit
Sie fütterten diejenigen, wel
che mit ihnen in den Krieg zogen, aus grofsen Kesseln, daher die Benennung Kesseladel.
In Castdien, Leon, Arragonien,
Portugal!, Navarra, und andern spanischen Staaten, tragen viele grofse Häuser
Paniere
oder Kessel in ihren Wappen, als Zeichen eines alten glänzenden
Ursprungs.
Der
hohe spanische Adel theilt sich heutzutage in Grafen, Markgrafen, Herzöge und Gran des.
Sie werden Titulados genannt.
Der
niedere Adel besteht aus Cavalleros und G„i[- Hidalgos. V
In Spanien, wo sonst eben nicht
G
Vatfc.' ' ^ Gutes geschieht, hat man vor Kurzem •MUH. einen Versuch gemacht, die Zigeuner, und andere umherstreifende Müssiggänger zu gu ten Bürgern umzuschalten.
Eine Familie,
die drey Menschenalter hindurch einen nütz lichen Nahrungszweig betrieben, darf An spruch auf Belohnung, Elire, und sogar auf den Adel inachen.
I
ii
*
7
*
Iii der Republik Genua
trtheih
man
auch den Adel par aggregation, das heilst: man nimmt Familien in den Adel auf, sie werden
demselben
gleichsam
eingeimpft.
Diese Gewohnheit begann im Jahr 1^28. Man zahlte In Genua nur acht und zwan zig alte Häuser; aber vier hundert zwey uud dreyfsig, welche diesen zugesellt wor den. Auch in Floren: that man dasselbe nach Vernichtung der Republik.
Die Aufgenom
menen wechselten Kähmen und Wappen. In Neapel herrscht seit dem Jahr i3oo die se Sitte, gleichwie in Mantna Italien.
und ganz
Das Haus Gonzaga hat mehrere
Familien sich eingeimpft.
Lucan
dasselbe vom Adel von Ragusa.
erzaldt
Er nennt
als Beyspiele die Grafen von lilageay und Cathasa.
*
*•
DJC Doctoren der Rechte werden auch in Italien dem Adel gleich geschürt.
In
uS Moyland mufs sogar ein solcher schon Edel mann seyn, um Anspruch auf den DoctorImt machen zu dürfen.
So erzählt Paul de
Morigia. In Florenz unterscheidet man den Sei denadel und den Wolleuadcl.
Der Erste
ist angesehener als der Lezte. Verinutlilich entsprang diese Benennung von den ver schiedenen Kleidertrachten ; 0*00X1 die Kla ge : das Kleid
macht
den. Mann,
ist sehr
alt. In Biscaya,
Chiary in Piemont,
und an
einigen Orten des venetianischeu Freystaais, giebt es Lacaladel;
das heifsl : solcher, der
auf dem Orte haftet, wo man gebohren wur de. Als ob nicht jede Handbreit Erde gleich edel wäre.
Man kann in Tempeln sündi
gen, und in Häusern der Freude edle Thaten tbun. In den Gebirgen von Piemont und in der Grafschaft Nizza siehet man die Uber-
reste grober adehcher Familien, die gegen wärtig blofse Bauern sind, aber sich viel auf ihr vornehmes Haus, und wohlodelgebohrnes Blut einbilden.
Ein Reisender, der bey
einem solchen adelichen Bauer übernachtete, hurte einen Vater seinen Sohn fragen: »Rit» t e r ! hast du die Schweine gefüttert?». * Die Schweizer
* schätzen nur denjenigen
Adel, welcher schon vor Veränderung ihrer Regiei iingsforra exislirte.
Oder eigentlicher
zu reden: die Alpemepublicaner schätzen den Adel gar nicht.
Auch die Italiener nur acht Almen.
und Spanier fodern
In dem (irden du Crois-
sant, welchen Benö, König von Sicilien und Herzog von Anjou, im Jahr 1448
stiftete,
wird die Aluieuprobe gleichfalls nur auf acht festgesezl. Il Der portugiesische lich.
* Adel
ist nicht erb
Der König verleyht die Titel Graf,
Marrjuis, Herzog, auf eben die Art wie in England der lUtterstond ertheüt wird. Auch dort werden diese Klassen, wie in Spanien, Tittdados genannt.
Oft ist der Vater beti
telt, und der Solin nicht; oft umgekehrt. Die Edlen von Portngall sind stolz, und die Weiber, En. i« Emanuel
wie gewöhnlich,
am stolzesien.
de
portugiesischer
Farca^
ein
Schriftsteller, sagt: der Adel dünkt sicli Gott gleich; die Frauen lassen sich von ihren Miidgen nur kniend bedienen, und eben so müssen auch andere gemeine Leute zu ih nen reden.
Es bleibt ein moralisches Pro
blem, warum die Weiber immer stolzer sind rds die Manner.
Wenn wir Herren Marcus
Herz glauben, so sondert sich der Nerven saft in ihren Köpfen schneller ab, und sie sind leichter zum Schwindel
geneigt.
Män
nerstolz ist unerträglich und verdient einen Blick der Verachtung; Weiberstolz ist liicherÜch, und verdient die Ruthe.
Der •venetianische
Adel ist gröfstentheiU <
arm, oft so arm, dafs er im fünften Stock werk, zur Mietae wolint, seine Lebensmittel selbst ein!..:: .: und zubereilet.
Er lebt al
lein vom Verkauf seiner Wabistimme, die der Ärmste gleich dem Reichsten im Senate giebt, und die sein kostbarster, Vorrecht ist. Mit dieser Aimuth paaren sich Ilochmuth und Insolenz.
Er schäzt sich Fürsten gleich,
und blickt herab auf die ältesten Famihru des festen Landes.
Er darf nie körperlich
angetastet werden.
Er speyt zum Zeichen*
seiner Hoheit im Schauspiel dem Volke aus den Logen auf die Köpfe. — Zuwcdeii öftnet der Senat das goldene
Buch,
wie e r j
solches noch im Jahr 1775 gethan.
Dieses
Buch heilst vermuthlich so, weil es Gold einbringt; denn man schreibt die Nahmen der neuen Edlen hinein, und das ist eine Finanzoperation. war der Preifs
Im le/ten Türkenkriege 10,000 Zechinen.
liefs mancher reiche Kaufmann
Damals sich zum
•aa Nobile umschaffen.
Das leztemal aber vcr
langte man blos Mitglieder aus dem des festen Landes. vier Almen: Einkünfte;
Adel
Die Bedingungen waren:
10,000 veneiianische Ducaten und ein beständiger Aufenthalt
in der Stadt Venedig. schreckte viele ab. Ehra •verkaufen
Der lezlere Punct Wehe dem Staat, der
mufs, um seinen Schatz zu
füllen! Rein Hiilfsmiltcl wird leichter er schöpft als die Ehre.
Der forentinisehe
Ad.-l war zu den Zei
ten der ersten Medicis reich, denn er han delte; j'ezt ist er arm, denn er schämt sich des Gewerbes, welches der grofse Gosmus trieb.
Der Handel in Livorno würde ihm
grofse Vortheile darbieten; aber er associirt sich lieber mit Krämern in Florenz, uud ist so herablassend, den Wein selbst in I'allästen Flaschenweisc zu verkaufen. wenig Aufwand,
Er macht
und dennoch steht seine
Ausgabe in keinem Verhältnife mit seiner Einnahme.
1*3
*
V"
Der neapolitanische
Adel
besizt itinf
Versamwliingsliallcn, und theilt sicli daher in fünf Höfa oder Seggi.
Jede Halle fiihri
ihre eigene Devise und Panier, zu jeder zählt sich eine gewisse Anzahl Geschlechter.
adelicher
Diese wählen ihren Kyndi-
cus, welcher sie zusanunenherufl, über ihren Statuten wacht, die Befehle des Staatsraths empfängt, sie in den Hufen registriren lafst und Gegenvorstellungen macht, welche ge wöhnlich nichts fruchten. gilt nur Ein
Gesetz,
Denn in Neapel
des Königs
Wille.
Luxus und Mangel paaren sich unter dem neapolitanischen Adel.
Man läfst vier Läu
fer vor sich hertreten, sich von vierzig Be dienten aufwarten, man hält fünfzig Pferde auf dem Stalle, und der
Haushofmeister
weifs oft nicht was er seinem Herrn zu Mit tag vorsetzen soll.
Von Zeit zu Zeit wer
den sogenannte Ricevimenti gegeben, wo drey bis vierhundert Personen zusammen kommen, und sich an Biscuit satt essen. —
Nur im Mittelstände findet man dort, wie überall, ächte Tugend, wahres Glück.
* Der Katholische
Allel hat grofse Vorzü
ge vor dem Protestantischen.
Dieser schämt
sich seiner geistlichen Würden; aus jenem werden Churfürsten
und Fürsten gewählt.
Die Kirchenverbesserung
hat also dein teut-
sehen Adel grolsen Schaden zugefügt,
und
überhaupt die Menschen nicht um ein Ffaar gebessert, weil sie nuu und nimmermehr zu bessern sind.
An Gottes Schöpfung mei
stern, ist eine undankbare Mühe.
Vollkom
menheit Legt vielleicht im Keim des Men schen; wohl uiii, wenn sie hieniedeu Frucht anscztl
aber reife Fruchte
sind nicht für
diese W e l t
In England und Sklaven.
gab es vormals Edle, Freye Thons
nannte man die Er-
steren; Cocrles die Zweyten, deren manche Ackerbau trieben; und Villains
die Lezle
ren . deren Stand am zahlreichsten
war.
is 5 Wilhelm der Eroberer führte das Lehnrecht ein, und schuf zwo Gattungen von Baronen, deren erste Klasse unmittelbar unter dem König Stand, die zweyte aber ihre Güter von den grofsen Baronen zu Lehn trug. Im Gefolge der Lehnsverfassung erschienen wie gewöhnlich tausend Md'sbrüiiche.
Die Ba
rone wurden den Fürsten furchtbar;
das
Volk bestand aus Bettlern und Sklaven; die Städte wurden von dem beherrscht, in des sen Gebiete sie lagen; Verachtung drückte den Handel, Künste und
Wissenschaften
schlummerten, die Edlen schmausten, krieg ten und zogen "auf die Jagd.
Die grofse«
Barone hatten einen Hof, Hofämter,
Mar
schälle, Kaminerherren, drückten hier das Volk, rieben sich dort an den Fürsten, und wurden von bcyden gehafst.
Die Ndrmün-
ner brachten in England die Zunahmen auf, und zu Richards des Ersten Zeiten kamen die Wappen in Gebrauch.
Geadelt ward
auch der freye Landmann, der fünf Hufen Landes erworben hatte, eine Kapelle, eine
Halle, eine Küche und eine Glocke besals. Jezt theilt sich der hohe englische Adel üi fünf Klassen: Baron,
f'iscount,
Eail, (Graf) Marauis,
Duke, (Herzog). Sie
führen alle den Titel Lord,
(Vicomte)
und der älte
ste Sohn hat Sitz und Stimme im Oberhäu te.
Der niedere Adel heifst Gentry,
Glied desselben ein Gentleman;
ein
doch wird
heutzutage jeder rechtliche Mann Gentle man genannt.
Die Stufen des lüedern Adels
sind Baronet,
K night,
(Ritter)
Der Titel der Ersteren ist erblich. schafft der König.
Esnuire. Ritter
Esquire darf sich ein
Jeder nennen, der 5oo Pfund Sterling jähr licher
Einkünfte
aus seinen
Landgütern
zieht. * Noch Adel
leben
*
*
unter den*
ukrainischen
einige alte Geschlechter, von den Zei
ten her, ehe das Land unter polnische Herr schaft gerieth.
Ihrer sind wenige.
Der
polnische und russische Adel hat sich un ter sie gemischt. —
Der Hettmanii der
iz
7
Cosacfceii mufste Soldat und von guter Ge burt seyn.
Ohne Einwilligung des hohen
Adels, der neun Starscliinen- durfte er nichts unternehmen. Verbrecher dieser Starsclünen konnte nur der Zaar bestrafen. Der dänische Adel
hatte ehemals grofse
Vorrechte, welche nach Einführung der souvenünen Regierung erloschen sind.
Der
neue Adel wurde dem alten gleich gesezt; Ämter, Würden und Titel, durch eine Rang tabelle von neun Klassen bestimmt, vcrlcyhen des Adels Vorrechte.
Seit 1C71 schuf
mau in Dannemark Gralen und Freyherreu. * Der
*
schwedische
Reichsstand.
Adel
ist
der erste
Grafen und Freyherren, wel
che man in Schweden seit i^Gi kennt, geniessen keine Adel.
Vorzüge vor dem übrigen
Der König ertlieilt den Adel nur
sparsam,
weil
ausgezeichnetes
Verdienst
überall nur sparsam gefunden wird.
Im
Jahr 1755 enthielt die Reichsmatrikel 06
gräfliche, 2^7 freyhoniiche, ig5/, Ritter-und adeliche Geschlechter, wovon aher viele er loschen, oder im Reiche nicht mehr ansäs sig sind.
So habe ich denn ans der Geschiebte aller Länder und Nationen erwiesen,
dafs
überall, in jedem Winkel der bewohnten Erde,
der Mensch
den
Stände kennt und ehrt.
Unterschied
der
W e r drang ihm
diese Uberzeugung auf? wer war sein Lehr meister, Wenn es die Natur nicht war? Ein allgemeines
hört auf ein
f'rtr-
urlheil zu seyn, und wenn die ganze.
r>oruriheil
IVelt
Unrecht
hat, so hat i'ermutklich
gan
ze IVelt
Recht.
die
— Jezt wilLich versuchen
zu entwickeln, wie diese Begriffe entstehen konnten
wie sie nach
den
Gesetzen der Natur entstehen sollten,
und mufsten;
und
wie sie mit der Vernunft sich paaren.
tag ZWEYTES
KAPITEL.
Vorzüge und Gebrechen der Seile pflanzen lieh t'\>rt wie die des Körpers.
F o r t « creantur fort ihn» et bonit, Est in juveiicii, eil in eijuis iinriun Virlus, nec imberÜIcm leroces Progei te Iii Ii t n'[liilae ttilumbatn.
S t a r k e werden nur von Starken gebehren, Adler brüten keine Tauben aus. pflanzt seine Trägheit fort,
Der Esel
und der Fuchs
seine List; der Löwe seine Stärke, und der Mensch seinen Adel.
Der
philosophis< he W
Arzt Weikard erzäidt, es habe nicht allein ganze 1.1111 d i e n mit vier und sechs Fingern, oder Horngewächsen, sondern auch ganze Familien von Selbstmördern oder Dumm köpfen gegeben.
' W e n n , ' " sprach S u p i o
vom Metellns, "wenn
seine Mutter noch I
.
"
i3o "die fünfte Frucht gebühren sollte, so ist "es Sicherheit ein Esel." Können Eigenheiten des Körpers, wie Finger und Hörner; können Erscheinungen der Seele, wie Selbstmord und Dummheit, in ganzen Geschlechtern .sich fortpflanzen; warum nicht auch Seelengröfse?
Seelen
adel? Der Mensch hält sich berechtigt, von dummen Eltern einen dummen
Sohn zu er
warten; warum nicht auch von edlen El tern einen edlen Solln? Was ist die Seele? o wer weifs das? — Trenne die Eisenerde von ihrem Phlogiston, und der Magnet zieht das Eisen nicht mehr an.
Trenne die Bestandtheile des Kürners,
und der Mensch denkt nicht mehr.
Ein
aufgetriebener Darm löscht der Seele gött liches Licht aus.
Aber die Seele sey im
merhin ein Geist oder die feinste Materie; so wird und mufs doch jeder Zweifler zu geben, dafs jenes denkende W e s e n , wel ches moralische Handlungen bestimmt, durch
die vollkommnere oder unvollkommnero ("Or ganisation des Körpers, bald eingeschränkt, nnd bidd mit frcyerer Wirksamkeit ausge rüstet wird.
Wem
aber
verdanken wir
Stiirke oder Schwache, Schönheit oder Häfslichkeit
des Körpers? — misern Ellern.
Warum sollte es denn gleichgültig seyn, ob ein Edler oder Unedler mir seine Organi sation mitthedte?
Der Sohn erbt von sei
nern Vater die Hypochondrie, eine
Krank
heit der Seele; warum denn nicht auch den Edelniulh, eine Gesundheit
der
Seele?
Wenn die Tugend, mit Plutarch zu re den, nur eine lange Gewohnheit ist; warum sollte ein ganzes Geschlecht sich nicht eben so leicht an Ausübung der Tugend gewöh nen können, als ein einzelner Mann? Der junge Edle wird gebohren; die Grundsatze der Ehre in seiner Familie lebten schon vor Ulm, alles was ihn umringt, schärft ihre Ge setze ilmi ein, und er wird unwillkiihilich ein Mann von Ehre, so wie in jenen Lan dern, wo man nichts als schöne Formen um I 3
lieh sieht, lauter schönt; Menschen heran wachsen. Wenn Homer in der Odyssee, und Euripides in den Herakliden Wähnen: nur we nige Söhne würden den Vätern
äluilich;
wenn Demosthenes es gar für ein Gesetz des Schicksals hält, dafs immer die besten Menschen die schlechtesten Kinder UnterHessen; so höre ich nur den Dichter und den Redner sprechen; ich halte mich an die Erfahrung,
und rufe mit Lessing aus:
wer übertreibt, sagt nichts! Wozu überhaupt mit fremden Waffen kämpfen ? wir sind gebohren um selbst zu denken. Aristoteles — ich zittere, da ich es wa ge, seinem Anselm zu widersprechen, und schliefse mich furchtsam an den Plutarch, der ihm sein Recht an den über den Adel
Fragmenten
streitig macht — Aristoteles
spricht freylich wahr, wenn er sagt: die Tu gend der Menschen n.it welchen wir leben, sey mehr werth, als die Tugend ihrer ge storbenen Voreltern.
Aber wenn nun die
Tugend der Zeitgenossen nur in der Tugend ihrer Vorfahren keimen konnte, wie die Ce der im Saamenkorn der Ceder — und hier stelle ich einen Greifs als meinen Gewährs mann auf,
vor dem seihst Aristoteles die
Kniee beugen mufs, die Erfahrung
— war
um sollen wir, wenn wir im Schatten des jungen Baumes sitzen, den Mann nicht eh ren, der die erste Ceder pflanzte, wenn gleich sie schon längst verdorrt wäre? — Aristoteles hat das seihst gefühlt, als er bald darauf den Begriff des "Wortes ren erklärte.
tVohlgeuoh-
"Hatte, spricht er, der Erste
"eines Geschlechts vorzüglichen Werth, so "wird er mehrere hervorbringen, welche ihm "gleich sind; denn wie der Ursprung, so "auch gewöhnlich das daher Entsprungene." Gerade das ist auch meine Behauptung, und so höre ich wieder auf xa zittern, denn ich habe die Ehre mit dem Aristoteles eiuerley Meymmg
z u
s e
y . n
Doch mit Stolz und Freude berufe ich mich auch noch auf den Lieblings - und
Modephilosophen unser* Jahrhunderts| auf Kant,
wenn er von den verschiedenen Men-
BchenMCen spricht.
Was blos zu den Va
rietäten gehört, und also nicht an sieh seihst erblich ist, kann doch durch Ehen, die im mer in denselben Familien bleiben, dasjeni ge mit der Zeit hervorbringen, was ich den Famiheiuchlag
nenne, wo sich etwas Cha-
racteristisches endlich so tief in die Zeugungskraft einwurzelt, dafs es einer Spielart nahe kömmt, und sich wie diese perpetuirt. Mau will dieses an dem alten Adel von Ve nedig, vornehmlich den Damen desselben bemerkt haben.
Zum wenigsten sind in
Otaheite die adehcheu Frauen insgesammt gröfseren Wuchses als die gemeinen.
Auf
die Möglichkeit, durch sorgfältige Aussonde rung der
ausartenden Geburten von den
einschlagenden, endheh einen
dauerhaften
Familienschlag zu errichten,
beruhte die
Meynung des Herrn von Maujiertuis:
einen
von Natur edlen Schlag Menschen in irgend einer Provinz zu ziehen, worinn Verstand,
Tüchtigkeit
und Rechtschaffenheit
erblich
waren. Wenn die Natur
überhaupt edle und
unedle Menschenracen
schuf; warum nicht
auch edle und unedle Familien?
Anierica-
ner und Neger, die Völker des südlichen und östlichen Asiens, erkennen den höheren Adel der Europäer; sie bringen ihm ihre Weiber und Töchter, sie wünschen Zweige dieses edlen Stammes auf den ihrigen ge pfropft zu sehn,
und halten sich geehrt
durch das, was sie in der W u t h der Eifer sucht unter ihrem eigenen Volke mit dein Tode bestrafen.
Die Europäer sind erha- Um
bcii über die Creolen, die Mulatten über die Mestizen, die ursprünglichen Indianer über die Zambis, die Freynegeru und alte Negersklaven über ihre africanischen Brü der.
Was von der Gattung
auch von Einzelnen. Völker,
gilt, das gilt
Die Natur schuf edle
die Natur schuf edle
Geschlechter.
Man mische Grönländer unter Europäer, so verliert sich der Volksadd;
man vermähle
i5G Götz von
Berlichingen
mit
der
Itüdgerodts, so verliert sich der a.iel.
Tochter
Geschleckt*
Als im dreizehnten Jahrhundert der
Adel so zahlreich war, dafs der teutsche Boden ihn nicht ernähren konnte,
da wan
derten viele Edle aus in fremde Dienste, seihst bis nach Cnnstautinopel zum griechi schen Kaiser. bildeten
Viele giengen nach Ungarn,
des Königs
Leibwache,
wurden
Fürsten gleich geachtet, auch Principe* ge nannt.
Otto von Freysingen behauptet! die
bis dahin hiilsliche ungarische Nation, sey durch Vermischung mit den teutschen Ed len selbst veredelt worden.
Hätte man ih
nen Grönländer geschickt, es wäre nicht ge schehen.
"Blut und Stamm sind
"etlet oder erlaucht." ten Dänen.
gemein,
So sprachen die al
Die Frucht Wird dem Stamme
entsprechen,
der Sohn dem edlen
Vater
gleichen.
Seelenadel druckt sich der Ge
stalt auf,
sichtbar in Söhnen und Enkeln.
In Hirtentracht
nahte Regner der holden
V i nihil.iL aber kaum erblickte die Jungfrau
die erhabene Gestalt, das feurige Auge, als sie ausrief: "du bist nicht was du scheinst! "dein Auge voiriith den König"ohn." Saxo Grammaticus erzählt der Beyspiele mehrere, zum Thea lach erhöhe, wo Geschlechtsadel blos aus der Gestalt erkannt wurde, selbst dann wenn er in Lumpen gehüllt erschien. Es ist mit uns gerade wie mit edlen 1 Hunden odor Pferden. arabischer Pferde
Die Stammtafeln
reichen oft bis in das
drey zehnte Jahrhundert hinauf.
Nur in Ge
genwart obrigkeitlicher Personen werden die edelsten Stuten l>elegt, und die Mutter wirft in Gegenwart von Zeugen.
Solche adeliche
Pferdegeschlechter zeichnen sich nicht blos durch Schönheit, sondern auch durch Sanft mut!], Geselligkeit, Verstand und Duldsam keit aus.
Fast eben so ist es mit den Pfer
den in Paraguay.
Es gilt Überhaupt gleich
viel, ob der Forscher nach Wahrheit seine Beobachtungen an Menschen oder an Thieren
anstellt;
selben.
die Resultate
bleiben
die
Freylich ist auch die Erziehung des jun gen Edlen von der des JN icluedlen sehr ver schieden, und würkl auf Geist und Körper; wer leugnet das?
Aencas Sylvins schildert
die jungen leutschen Edlen Eolgendergestaltl sie lernen elier reiten als reden. Kalte und Uitze sind ihre Gefälnten, Arbeit ihr Freund. Die Wallen tragen sin so leicht, als audere Menschen Anne und Heine tragen.
Die
Kretenser machten wenig Unterschied zwi schen Knechten und Freyen, doch waren die erstercu aus ihren Gymnasien ausgeadJuiii schlossen; und die Tugendschule, welche Xenophon den Persern andichtet, scheint blos für ihren Adel bestimmt gewesen zu seyn.
Doch wäre der ein blinder Nachbe
ter des Helvctius, der behaupten wollte, die Erziehung könne einen Ileiostrat zum So<. rat es umschatten.
An den Körjter wird
das Uiibegrrilliche, das wir Seele nennen, lest gebunden.
Kränkelt jener, so kränkelt
diese; und ist jeuer gesund und stark, so hat die Tugend freyen Spielraum in dieser.
Immer ist ein Bösewicht krank, wenn wir es gleich nicht aussei lieh gewahr werden; immer liegt der Saame aller Laster in einer fehlerltaften Organisation des Körpers. sen gaben Vater und Mutter.
Die
Wie viel
oder wie wenig Vater oder Multer dazu herleyhen, beruht auf unbekannteit Gesetzen der Natur.
Sind aber beyde edel,
gewifslich auch der Sohn edel
so wird geholtren
seyn, und der Erziehung hegt es alsdann ob, ihn edel
nmzubildeti.
i4o
DRITTES KAPITEL. Fon der Ehrfurcht
vor altem Adel.
M i t einer Mischung von Erstaunen und Ehrfurcht stehen wir vor den Ruinen eines alten Fe Isen schloss e s , weil sie dem Strom der Zeit Jahrhunderte
lang widerstanden.
Mit eben diesem Gefühl betrachten wir ei nen alten Eichbaum; wie mancher müde Pdger lagerte sich seit Jahrhunderten in seinem Schatten!
Der Stamm ist vielleicht
zur Hälfte abgestorben, aber er treibt noch immer neue Zweige.
Und sollten wir um
der dürren Reiser willen, die hin und wie der zwischen den grünen Asten sich unnülz brüsten, den ganzen Baum verachten? — Ein solcher Eichbaum ist der edle Menschenstamm, der im grauen Nebel der Vor zeit aufschofs, jedem Sturm und Ungewitter widerstand, vielleicht von manchem Blitz getroffen,
doch nie zerschmettert wurde.
•4' Wer mag ein heimliches,
unbegreifliches
Gefühl der Ehrfurcht ihm versagen? Neuer Adel ist das W e r k des Fürsten, aller Adel nur das W e r k der Zeit.
Jener gebiert öf
ter Talente, dieser Öfter Seelengröfse. Schlosser mevnt, es sey doch sonderbar, dafs die heutige Welt die Vorwelt vieler Jahrhunderte fragen müsse, wen sie ehren und achten soll? dafs der Stempel den die Vorwelt aufdrückte, durch zwanzig Genera tionen seinen Charakter nicht allein nicht verlieren, sondern ihn immer noch tiefer eindrücken sollte; die neue Welt aber so gar das Recht solche Stempel aufzudrücken, verlohren habe.
Ich verkenne
sonst so feinen Beobachter.
hier den
In allen Din
gen gilt der Stempel der Vorwelt mehr als der der heutigen.
Religionen werden ehr
würdig durch Alterthum.
Die Schriftsteller
der Römer und Griechen behaupten
den
Bang über die unsrigen oft nur deshalb, weil sie zweytausend Jahre alter sind.
Das
Recht der Vorwelt, den Stempel der Ehre
51,11 n
aufzudrücken, wird nach Jahrhunderte» das Unsrige seyn.
"Worüber beklagen wir uns?
Auch versagt kein achter Edelmann dein durch tung.
Verdienst
Neugeadelren seine Ach
Warum sollten die Pyramiden von
Memphis die Meisterwerke der neueren Bau kunst herabwürdigen? warum das bemooste Felsstück dem florentinischen Marmor Holto sprechen, weil er erst neuerlich gehauen worden?
W i e schön ist jener Adel, sagt
Plutarch, der durch Tugend entsprungen, von den Vorfahren
auf uns herabgeleitet
wird, und dir Andenken in uns erneuert. Plutarch war der Lieblingsschriftsteller des Homme de la nature et de la verite'.
Der
Philosoph Chrysippus führt einen alten DenkSpruch au: Wer rühmt seines Vaters sich als unwürdige Sübne ? den er folgendergestalt verdreht: Wer rühmt seines Vaters sich sonst als würdige Süline ? Dionysodor von Trözene tadelt ihn darüber.
Mich dünkt, beydea ist wahr.
Der Thor
hüllt sich in das Verdienst seiner Voreltern; aber auch dem Weisen, d e m , wie Pind.ir singt,
seiner Väter hoher Geist
angeerbt
wurde, macht es Freude, bey den Denkmä lern seiner Ahnherren zu verweden.
Stok
ist edel; aber es giebt Hochmüthige ohne Stolz und Stolze ohne Hochmuth. Das Andenken der Tapferkeit, die um 2 die Scheiteln unserer Ahnen immer grüne Lorbeern wand, ist eine stete Erinnerung, wir sollen nichts thun, das ihrer umverth sey; wir sollen glauben so grofs seyn zu können als sie.
Die Tugenden der Vorvä
ter nachzuahmen, und ihre schönen Tags? wieder herzubringen, mufs man sich seines Herkommens um der Pflichten willen erin nern, die es auflegt; man mufs sich seiner Ahnen erinnern, weil sie Beyspiele für uns sind ; man mufs jene Thaten in Bildern auf führen ; sie durch jeden Reiz der Beredsam keit und Dichtkunst erhöhen; nie glauben, ihr Ruhm, sey ein Erbtheil das wir ruhig
geniefsen könne»; nie dein albernen Wahn Kaum geben, alles müsse vor einem grofsen Nahmen weiclien.
Alsdann leben die Väter
unter ihren Enkeln wieder auf, dann win ken uns die Schatten der Erschlagenen auf das Scldachtleld lüu, dann beseelen sich die öden Trümmer und
die alten Trophäen.
Durch diese angenehme Schwämterey lodert statt der Eitelkeit kleiner Seelen, die Sehn sucht nach grofsen Tliaten in allen Herzen empor, ein neuer Eifer für den Staat, und die wahre Liebe der vaterländischen Tugend. Die Kinder der Hunnen gerieiheu in eine Art von Raserey, wenn man ihnen die gros sen Tliaten ihrer Vorfahren erzählte, und ihre Väter weinten, dafs sie nicht mehr hof fen durften ihren Kindern gleich zu seyn. Iiier ein Wort über den nuäiliCeii neinloh.
Ah-
Grofse Männer haben seiner ge
spottet, und kleine Männer, deren Gewissen nicht frey davon ist, mögen diesen Spoll hier wieder lesen. menbaum,
Frey lieh soll der Pflau
der doch nur huzlichte gelbe
Pfläumgen trägt, sich nicht brüsten, weil er aus einem Apticoscnkern entsprungen ist, der einst aus Epirua gebracht wurde. Das ist eine wassersüchtige Ehre, die blos vom Stolz der Geburt aufschwillt. Das Wort Ehre
wird auf jedem Grabe gemifs-
handelt, ist ein lügendes Siegeszeichen je der Graft, und eben so oft stumm, wo Ver gessenheit das Gras würklich ehreuwertlier Gebeine ist. Die sich mit Bildern und Stammtafeln brüsten, sind freylich bekannte
Menschen,
aber drinn nicht immer edle Menschen. Würklich ist der Adel etwas
grofses,
wenn er sich auf eigene Verdienste, oder auch auf ausnehmende Verdienste der Vor eltern gründet.
Aber läppisch ist der dar
auf sich beziehende Stolz, wenn man ent weder schlechterdings auf seine Titel und Wappen, oder so sehr auf die Verdienste seiner Voreltern stolz ist, dafs man es für überflüssig halt selbst Verdienste zu erwer ben.
Eine adeliche Geburt wirkt in gna'diK
146 gen Herren von kleinem Verstand nichts als ITinjl—lh
Für Edelleute, welche die Ehre
haben von Helden abzustammen,
und das
Unglück ihnen in ulleni onähnllch zu seyn, schickt sich eine edle Selbbtschäizung eben so wenig, als der Stolz auf das vOJnehme in seinen Adeni wallende Blut für einen Junker, der kein ganzes Paar Hosen hat. Je iic cnj.. «oufi'rii c|u na fat üont la mol N'a rien poiir i'apptyir (ju'une vaine BoUwM, So paro in sol cm nie "t du incrilii .1
El me 1 iij.ii' 1111 lionuL'ur, r[ui 110 rimt ; as du Ini. So süigt Boileau.
Und wie manchen Dich
ter, Redner und Weltweiten konnte ich noch plündern, wenn mir daran läge, meine ReIesenheit anstauneu zu lassen. Teutschen
Doch einen
mufs ich noch anführen, und
zwar einen teutschen
Edlen.
Mir I1.1t n w h nie die gwwnloie Ehrsucht Den kk'iui'ii Si.il/. auf Almen eingeprägt.
So dichtet der Freyherr von Gemmingeii. Lud welcher brave Edelmann dachte n i c h t wie er! wenn er es gleich nicht so schon
zu sagen weil*.
Die ganze Welt ist nur
Eine grofse Familie.
Der Bauer ist ver
wandt mit den Hapsburgern, und der Bett ler mit den Weifen.
Ein vor Ratten und Hfcl*««
Mausen bewahrter Stammbaum ist kein Verdienst; spricht ein teutscher Graf, und ich liebe ihn drum.
Ein schaandiaftes Lachein
glänzt auf der Wange des wahrhaft Edlen, wenn er die sonderbare Etymologie des Wor tes Ahnen
in einer Glosse des Sachsenspie
gels liest;
"Das Wort Ahnen,"
heilst es
dort, "ist aus dem Latein gezogen, von dem "Wörtlein anus, welches heUset, der Hin"dere an dem Menschen." Die Könige von Sparta hielten Köche und Trompeter, welche ihre Amter auf ihre Kinder vererbten, diese mogten das Kochen und Trompeten verstehen oder nicht. lächerlich ist Ahnenadel gend,
ohne
So
Ahnentu~
Nur mit dem Unterschiede: dafs un
würdig ererbter Adel lausend Unglückliche machen kann; da es hingegen eben nicht viel zu sagen hatte, wenn auch dem König K n
Ä n i
viui Sparta beym Trompeten
rinmal
die
Ohren weh thaten, oder seine schwarze Sup pe angebrannt war.
Auch tauscht der Ruhm
der Vorfahren nur allzuoft.
Das rohe Al-
terthum hatte einen andern Maafsstab der Gröfse; oft gebrach es auch den Geschicht schreibern an eigenem Seelenadel, um frem de Thaten nach Verdienst würdigen zu kön Der Held Alexander
ist heutzutage
nur ein gekrönter Räuber.
nen.
Mancher wurde
vor seineu Ahnen laufen, wenn er plözlich in ihrer Mitte stünde.
Werft einen Bück
auf dio rohen Menschen des
vierzehnten
und fünfzehnten Jahrhunderts, wie sie nur von Turnieren und Fehden träumen; wie sie in Gottes Nahmen
ausziehn, arme Han
delsleute auf der Strafse niederzuwerfen und zu berauben; wie sie in dieser Stunde mor den, und in der andern sich besaufcn; wie sie an einem elenden Volkslicde sich er götzen, und über die faden Schwanke eines Hofnarren lachen; wie sie ihre Rache an den Meistbietenden verhandeln,
und dieser
dann auf seinem ßergschlofs lauert, den un befangenen Reisenden niederwirft, oder eine Ritterzehrung von ihm heischt; wie der Defehdungen kein Ende ist, und sogar Küchen jungen ihren gnädigen Herren die Fehde an kündigen.
Freylich wuchs auch W'eitzen
unter jenem Unkraut,
und
Heldeuthateu
keimten zwischen Raub und Mord. Segen
beschützter Witt wen
und
Der
Waysen
drang öfter zum Himmel empor, als das Hülfsgeschrey geplünderter Wehrloser. Höre mich, edler Jüngling meines Vol kes ! Ehre deine Vorfahren durch Thaten! Vergifs deines Ranges wenn die Menschheit spricht! Gedenke deiner Ahnen wenn die Ehre ruft! Sey nicht stolz auf die Geister der Helden! sey ihr Stolz wenn sie auf dich herabblicken 1 Herrsche sanft über den, den nur Gehorchen
beglückt! sey der Bru
der dessen, den Gleichheit glücklicher macht! Liebe den Redlichen im Kittel! Ehre den Weisen in der Hütte! Sey selbst redlich und weise, damit sie dich wieder lieben und
ehren.
Dein Herz sey reich wie deine Ge
hurt!
dein Herz sey ede! wie dein Ge
schlecht! Dann tritt kühn vor deinen Stamm baum und sprich: " H i e r lebten grofse und "gute Menschen! ich hin auch Einer."
VIERTES
KAPITEL.
Von alten Geschlechtern.
U n g e r n raube ich manchem Thoren eine glückliche Täuschung.
Ich gedenke dabey
einer vortrefflichen, eben so edlen als adeliehen
Frau. die mir einst fein und wahr
schrieb: "eine Täuschung
die mich be-
"glückt, ist mir lieber, als eine Wahrheit "die mich elend macht." Es giebt Geschlechter, welche die alten Porzier, Fabier, Centidier, zu ihren Ahn herren machen, oder ihre Stammtafeln bis zu den Zeiten Karls des Giofsen hinauf füh ren, das heilst, sie ergötzen sich an Fabeln. Fast jedes teutsche Fürstenhaus denkt mau zu ehren, indem man ihm die Karolinger oder Wittekinde
zu
Ahnherren
auf lügt.
Den Kaiser Uudoinh beschenkte man mit einer Stammtafel aus der Auicüchen Perleonischen
Familie; Anhalt
und
sollte aus
• dem Ursinisrhen. Hohenlohe
Geschlechte a Iis lammen;
aus dem Flaminischen;
Hohen*
zollern aus dem Coltimnesisehen.
Welche
Thor hei ten ! Unser Erdhall wälzt im mora lischen wie im physischen Verstände sich ewig im Kreise, und es ist kein ßube so gering, dafs er nicht sicher hoffen
dürfe,
nach einigen tausend Jahren der Stammvar-ter eines Fürsten zu seyn.
In den mehr-
sten Stammbäumen ist der Erste des Ver zeichnisses immer ein grolser Staatsmann oder Officier vom ersten Range.
Der ehr
liche Handwerker der ihn zeugte, und die ganze Reihe seiner frugalen Vorfahren, die Wurzeln dieses edlen Stammes, sind abge hauen, und ihr dürft euch ja nicht einbil den, dafs der edle Stifter dieser Familie auch einen Vater gehabt. Wäre die W e l t auch nur noch ein Jüng ling von sechs tausend Jahren, so hätte sie doch wenigstens schon zweyhundert Gene rationen aufzuweisen. hunderten
Von diesen
Zwey-
kennt auch das älteste Haus in
Europa — ich gebe, viel zu — nicht mehr als Fünf
und zwanzig.
Aber die übrigen
hundert und hinl' und siebenzig haben doch auch existirt?
wer waren sie?
Edle oder
Unedle? — Dio Ahnen, welche hinter der-. Scheidewand des eilften und zwölften Jahr hunderts verborgen sind, erblickt nur die Eitelkeit durch ihre Brille.
Und wer steht
dafür, dals auch die übrigen, deren Nahmen uns bekannt wurden, mehr als den blofsen Nahmen zu Fortpflanzung ihres Geschlechts hergebehen haben? Als im Jahr 1719 zu Dresden ein Turnier gehalten werden und ein Jeder seine Ahnen beschwören sollte, erklärte der bekannte drollige General von Kiau: er könne das nur in Ansehung semer Mutter tbun. Nein die Zeiten sind nicht mehr, wo auf einem FamiÜcngemUldde die Jungfrau Maria zu dem vor ihr knienden Ritter spricht: "Stehen sie auf, Herr Vetter, und bedecken "sie sich."
Die Zeiten sind nicht mehr,
wo man den Brief mit Ehrfurcht anstaunte,
durch welchen Pontius Pilatus einem Käm merer Dalberg
zu Worms, die Kreuzigung
. Christi notifizirt.
Es gehört nicht zum W e
sen des Adels, dafs er wisse, wo die ersten Windeln getrocknet wurden. Piedlichkeit, junge
Immer alle.
immer neue Thaten,
Tugend,
immer
erheben das jüngste Ge
schlecht zum ältesten in Europa. Schön ginn« der Stempel, ivcli-.hen die Geburt Aus greisen Ahnen auf den Fnkel drückt; Doch schuiier plann er in dem Würdigen. F.uripidtt
Ilekuha.
FÜNFTES
KAPITEL.
Der ächte Adel.
Fromm, weise, klug und mild, Gehöret in das .V! Iss. IiilU.
S o singt der alte Reim, und Cicero nennt den Adel eine anerkannte
Tugend,
weil
der erste Adel aus der Vermählung der Hochachtung mit der Tugend entsprang. Wer waren die ersten
Edlen?
Nenne
sie Muse in sanften und starken Tönen! es waren die Wohlthäter der Menschheit! Die Nahmen Hercules, Amphion und Orpheus leben noch, und selbst die Fabeln, die man ihnen nacherzählt, sind Beweise ihrer gros sen Thaten.
Theseus, Draco und Solon
bildeten die Athenienser, Lycurg und Mi no« die Kretenser, Philolaus die Thebaner, Apollo die Arcadier, Zoroaster die Bactrianer,
Plato die Magnesier,
Romulus und
Numa die Römer, Peter und Cadiarina die
Russen.
Mögen immerhin Hunnen und ta
tarische Horden die Welt verheeren, Alexandrinische
Bibhotheken
verbiannt
werden,
und Erdheben Länder verschütten; ihr Näh me wird nie vertilgt, und drre Denkmäler werden nie zerstört. 0
wie schön ist e s , der Zeitgenossen
Glück schallen! o wie schön und grofs, mich der Nachwelt Glück bereiten! Sie ist nicht undankbar, sie vergilt mit Lieb' und Ruhm die kleinste Wohlthat deren Einllufs fühl bar blieb.
In dem Dorfe Tschikinann, im
Werchotoxischen Gebirge, leben die Nach kommen eines gewissen Babtnow, der im Jahr 1705 eine neue bequeme Landstrafse baute, und dadurch das allgemeine Wohl beförderte.
Ihn beschenkte Zaar Michael
Federowitsch mit einem Gnadenbriefe; ilin ehren noch heute seine Enkel, und seine Enkel sind in ihm geehrt.
So leicht ist es,
die Nachwelt zu bestechen, wenn die Münze eine Wohlthat ist; wenn man, statt Kirchen und Klöster, Landstrafsen baut.
Darum wird auch der Weise und T a p fere für edel geaclnet, wenn er gleich kein Edelmann ist.
Adel der Gesinnungen ver-
leyht frey lieh keinen Stammbaum.
Auf je
dem Pfade der Tugend kann man edel seyn, doch Glück, Verdienst, Zufall und Gunst müssen sich der Tugend zugesellen, um adelich zu werden. Schon vor drey tausend Jahren hat Ho mer in seiner Iliade den wahren Adel be zeichnet. Warum, mein Freund — so spricht dort Sarpedon zum Clauens: warum verehrt man uns in Lycien als Götter: warum sind wir Herren der fruchtbarsten Ländereyen ? warum überhäuft man uns mit Ehrenbezeu gungen bey öffentlichen Feyerllcbkeiten? — Wir sollen den Gefahren trotzen; wir sol len die Ersten seyn auf dein Schlachtfelde; damit unsere Krieger von uns sagen mögen: Solche Fürsten sind es werth, die Lycier zu beherrschen. Damals war Tapferkeit noch die einzige geltende Münze, wofür man Ruhm und Ehre
eintauschen k o n n t e ; denn in der Jugend eines Staates blühen die Waffen, im männ lichen Alter die Wissenschaften, im tireisenalter Künste und Handel.
Su ward mit dem
Wachsthum
jede
der Kultur,
bürgerliche
gemeinnützige 'fügend nach ihrem wahren Werth gewürdigt. Adel',
Tugend
ist der einzige
rief H o r n ) *) nur Tugend
sprach Apulejus; **) fiemde nicht
unser Eigenthum!
ah
das Blut
Tugend
der Könige
sind
sang Ovid; ***)
nur der Edle ist adelich gebühren! Euripides; «***)
adelt!
Tliaten
schrieb
adelt
herrlicher
der
Franken!
dichtete Marcellus. ****•)
*". <• noa ojici. null geneiii nullcuiu, i«J iiigrnii, morn, rittuii|ue nululiUverunt.
*'•') Nobilit OH, nen cjui onjonliui long., jtm ipnipore ***») THUMS doen nun unguin« oiii,
Kon |ilui ficiam i« <|uim tibi riulica nai« Si s.i et igiiKiii iiuliciu et pairr. Mirc.Ii> P.ll.o;-
i5y Ja! Tugend bedarf keines Ranges. Edles Bewustseyn ist ihr Schild, eine schöne Tliat ihr Helm.
Wer Tragt nach Almen WO Frank
lin erscheint? Rousseau
wer fragt nach Titeln wo
auftritt?
wer fragt nach einem
Pergament wo alle Herzen reden? Leibnitz, Wolff und Uallcr wurden zu Freyherren erhoben, doch spricht man immer noch: Leibnitz, Wolff und Haller, und erwähnt ihrer Freyhcrrüchkeit nur selten. Menschen, welchen
Es giebt
Titel Ehre leyhen; es
giebt andere, welche
Titeln
Ehre leyhen.
Ludwig XIV adelte Moliere, Moliere lachte darüber.
Sein Adel ist vergessen, seine
Lustfpiele leben noch.
Lucas Cranach, Ru
bens, van Dyk, wer kennt nicht ihre Nah men? ihr Adel hängt in den Bildersälen, wer fragt nach ihren Diplomen? Jeavmin war einer der besten Minister Heinrichs des Vierten, obgleich die Spanier nicht begrei fen konnten, wie man einen Menschen ohne Adel zum Gesandten an ihrem Hole machen könne.
D e qui etes-vous Iiis? fragte ihn
i6o der König.
Sire ! de nies Terms, antwortete
der Biedermann.
Alberoiü trug als Knabe
grüne Waare zu Markte, und verwirrte als Kardinal ganz Europa.
Die Erreilerinn Pe
ter des Groden war ein liefländisches Bauenniidgen, und sein Freund verkaufte einst Pasteten.
Papst Adrian VI war eines nie-
-i'. derla'ndischon Fischers Sohn ; Iphicrar.es der Sohn eines Schusters; Marius, der sieben mal Consnl wurde, der Sohn eines Hand•« werkers. sul.
Salvidim, einst Hirte, ward Con-
Numeriiis Quintius, einst Mauleseltrei-
ber, ward zu Clodius Zeiten Tribun des Volkes. scher
Basilius, ein Bettler, ward griechi Kaiser,
menschlich.
und regierte gerecht
und
Der Kanzler l'Hopital wurde
mitten in den Felsen von Auvergne in ei nem Doifgen gebohren, das eben so unbe kannt ist, als seine Familie.
Papst Hadrian
IV, dem Kaiser Friedrich der Rothbart die Füfse küfste, den Steigbügel lüelt, und sein Pferd am Zaum neun römische Schritt weit führte, war der Sohn eines englischen Bet-
telmönchs, und lauge Zeit selbst Bettl<
Der schwedische
Erzbischof Birger war der Sohn eines Koh lenbrenners in Nordhalland ; Verdienst und Rechtsehaffenheit
hoben dm empor.
Ich
könnte Bogen anfüllen mit den Nahmen de rer, welche durch Kopf und Herz in den Tempel des Ruhmes drangen.
"Schweigt!"
sprach die Königinn Christina von Schwe den, als man darüber murrte, dafs sie drn Salvius, der von niedriger Geburt war, zum Reichsrath von Schweden
erhoben hatte:
"schweigt! eben das macht ihm Ehre." Diese grofse Frau bestätigte dem Adel s seine Rechte, und bediente sich in der FJrkunde des Ausdrucks: dafs zu den höch sten Kriegsbedienungeu kein das" heilst,.kein Sclilochlgcbohnicr solle.
Varbyiding, gelangen
Als der neue Adel und angesehene
Bürger sich dadurch gekriinkt glaubten, er klärte sie in einer besondern Verordnung diesen Ausdruck so: Ein Varbyrding ist nur der Miissiggünger und Lasterhafte.
Tugend
und Vaterlandshebe geben Ansprüche auf jede Ehrenstelle, man sey ein gebohmer Edelmann, Bürger oder Bauer. Was spornt mehr zu grofscn Thaten? was schon errungen ist? oder was noch zu erringen übrig blieb?
Der Erste der den
Adel erwarb, war er nicht ein Bürgerlicher? und der Enkel an seiner Stelle, hätte er ihn erworben?
Glück und Verdienst müssen
Hand in Hand gehen, das Glück Öffnet die Schranken, das Verdienst giebt Muth hinein zu treten.
Alle, welche in entflohenen Jahr
hunderten dire Geschlechter adelten; alle, welche in kommenden Jahrhunderten ihre Geschlechter adeln werden, sind Beweise, dafs das Schicksal nur Wenigen Glück und Verdienst zu Gefährten leyht. Kaiser Leo pflegte zu sagen: die Tha ten, nicht die Geburt, machen' den Feld-
lierrn; so wie das Gold nicht den Spiefs macht, sondern die Schürfe der Spitze, wäre sie auch nur von Eisen.
Ein solches Wort
ist immer Lobes werth; es ist herrlich in dem Munde eines Kaisers I Ihm gleichen die Gesinnungen Friedrichs des gekrönten Weltweisen.
Alle Geschöpfe, sprach er, welche
auf dem Erdball wimmeln, sind Kinder ei nes Vaters, aus einem Blute entsprossen. — Voulei - vom en effet paroilre au ü>jsns t i ' e m , Montrez-vous plus humains, plus Aonx, plus verlueux. Le jiinl. '....|.,.. J e Sanssouci.
Es giebt ewige Wahrheiten, wahr in jedem Jahrtausend, wahr unter jeder Zone, in je dem Rang und Alter.
Die Natur sagt sie
den Weisen aller Nationen in die Feder, ohne Verabredung, ohne Forschen, ohne Mühe.
Eine solche ist der goldene Spruch:
"nur eine Sonne leuchtet! und nur eine "Ehre!
sie begrüfst die Tugend
''Mutter."
L a
als ihre
SECHSTES
KAPITEL.
Von. dts Adels Pflichten.
O es ist schwer 1 mit Montesquieu aus, ei nen grofsen Nahmen behaupten.
Die Tu
genden gewöhnlicher Menschen sind nicht das Ziel, nach welchem man ringen, son dern nur der Punct, von welchem man aus gehen mufs. Verbrechen
eines Edlen sind
Flecken
auf Goldstoff; man wird sie dort leichter gewahr, als auf grober Wolle.
Eine Warze
im Gesicht verunstaltet mehr als eine War ze auf der Hand.
Der Bürgerliche
darf
Verdienste haben; der Edelmann mufs Ver dienste haben.
Den Bürgelliehen überstrah
len keine Ahnen, er darf unbekannt und ungepriesen leben und sterben.
Zeichnet
er sich dennoch aus, so machen ihm die Edlen der Nation Platz unter sich, und sei ne niedrige Herkunft gilt für ein Verdienst
mehr, denn sie war eiiio Schwierigkeit mehr. Das Vaterland erwartete nichts von Ihm; desto besser, wenn er das Vaterland durcli Thaten überrascht. Der Ruhm der Vorfahren hingegen ist der Maasstab, mit welchem man den lidlen niil'st.
Erreicht er ihn, so hat er nur seine
I'Hiebt gethati; erreicht er ihn nicht, so nennt ihn Friedrich der Grofse d'un trouc fjuicux ime branclie jiourrie.
Dergleichen faule Zweige giebt es freyUch viele.
Daher die ewigen
vorwürfe,
welche man dein Adel Über seine Unwis senheit inacht.
Sonderbar ist es, sagt Lord
Rivers, dafs fast alle tcutsc/ie besonders die guten,
Schriftsteller,
Bürgerliche sind; da
hingegen über die Hallte der besten franzö sischen und englischen Schriftsteller
zum
\dei gehören. Es läuft
noch mancher rohe adeliche
Knabe herum, der die Pest für eine grofse Plage lädt, weil dann nicht einmal ein Edel mann seines Lebens sicher ist; der nichts
versieht als einen Gaul tu reiten, oder ei nem riecruten den Rock auszuklopfen'; der den reichen Mann in der Bihcl Herr
von
titulirt, und den armen Lazarus schlechtweg Monsieur Lazarus.
Aber wenn es darauf
ankömmt, einen Bürger von Verdienst zu beiiohnlacheln, o da ist er Meister! Diese Brut mufs man in einer scharfen Lauge von Satyre ersticken; diese Mißgeburten mufs man unbarmherzig geissein; der bürgerliche Witz muls ihnen Nasenstüber geben,
so
lange bis sie begreifen, dafs der Edelmann von Gott und Rechtswegen besser seyn mufs als der Bürgerliche, und dafs er dann im mer nur noch seine Pflicht gethan hat. Besizt der Bürgerliche Muth,
so sey der Edel
mann tapfer; besizt der Bürgerliche Kennt nisse, so sey der Edelmann gelehrt.
Immer
stehe er eine Stufe höher durch l~
für einen Christwachtmeister haltet; damit ihr die gothische Baukunst nicht in Gotha sucht; damit ihr cremor tartari und crimmische Tatarn nicht für Eins haltet; damit ihr den Buchhändler nicht anfahrt, der euch, da ihr doch General seyd, nur eine S/iecialOharte bringt; damit ihr euch nicht wun dert, dafs man vor Troja kein Pulver und kei ie Kanonen brauchte; damit ihr nicht aufiahrt, wenn ihr auf der Wache steht, weil das Aerpiinocüum passirt sey, ohne sich im Thore anzugehen; — und was der Lä cherl ichkeiieu mehr sind, welche man dem Adel nacherzählt.
Hieher gehört das merk
würdige Billet Friedrichs des Grofsen an ei nen teutschen Grafen, der seines Sohnes gräfliche
Ansprüche dem König keck und
albern vortrug.
Die Anecdote ist zu be
kannt, als dafs ich mir erlauben sollte, sie zu wiederholen. In Spanien soll es einmal einen Kanzler gegeben haben, welcher verordnete, dafs kein JustizcoUegium sich unterstehen solle,
einen Edelmann der Unwissenheit halber abzuweisen.
Spanien ist das Land des Aber
glaubens; es hat der HeiUgenbilder nicht genug, drum macht es seine Edlen noch zu Götzen.
Doch es geschieht nichts OMUM
unter der Sonne, und zu allen Zeiten haben Unwürdige sich keck und unverschämt dem
bescheidenen
Verdienst
vorgedrängt.
Schon Salomo klagt: "Es ist ein Unglück ' das ich sah unter der Sonnen, nehiuhch "Unverstand, der unter den Gewaltigen ge"mein ist, dafs ein Narr sizt in großer W ür' de, und die so reich au Verstand sind un"ten an sitzen. ien,
Ich sähe Knechte auf Ros
und Fürsten zu Fufs gehen, als ob
"sie Knechte wären." Vormals hielt der beste Edelmann es für eine Ehre, wenn er sich Doctor und
Ritter
schreiben konnte, heutzutage halt er dieses Pradicat dem Adel für verklein erheb.
Es
gieng damit, wie mit allen Ehrenzeichen, welche man verschwendet, achtet.
sie werden ver
Als Pfalzgrafen anfiongen Bullen-
dcictoron zu scharfen, und diese B*hulisten worden;
da wollte kein fürstlicher
mehr Doctor hcifsen.
Rath
Das kleine v. ver
drängte das grobe D. In den iiitesten
und mittleren Zeiten StWiu
wurde die Erlernung der Singkunst, oder irgend eines Instruments, den Edelmann be schimpft haben.
Auch die Damen gaben
sich nicht damit ab, und entsagten folglich einem ihrer lieblichsten Reize.
Eine süsse
Stimme, eine schöne Hand auf dem Kla vier — wie manches Her?, ist schon da durch gefesselt worden! Doch hatte auch der unwissende Adel im lüten Jahr hunderte reines Gefüld für die Dichtkunst behalten. Schön und naiv ist der Nachruhm
eines
Herrn von Westerburg in der Limburgischen Chronick: " W a s er sang, das sangen die "Leute alle gern." Belohnungen btteriirischer Verdienste wa- Schinne, ren freylich vormals nicht so lockend, als die der kriegerischen. aus,
Keüi Herold rief sie
kein staunendes Volk beklatschte sie
an den Schranken, und der Dank der Da men war selbst Für die gelehrtesten Männer so selten, dafs man den Kids, welchen die Königin Margareta von Schottland dem Chnrtier gab, Kr ein halbes Wunder hielt. Die Zeiten haben sich geändert, wenn gleich Mars die Musen scheel ansieht. drückender Vorwurf,
Noch ein
welchen man dem
Adel macht, ist der; er schäme sich seiner bürgerlichen Freunde; er reiche ihnen in vertrauten Zirkein frey von allem Ahnen stolz die Hand; in glänzenden Kreisen aber ziehe er sich zurück.
Das ist nicht fein!
wäre es auch nur Mangel an Muth, gegen den Strom der Vorurtheile zu schwimmen. Wer das Herz hatte Freund zu u-u/ifen,
einen
bürgerlichen
der mufs auch das Herz
haben ihn zu bekennen ; oder er hat über all kein Herz.
Oft aber auch macht das
Bewtustseyn des geringeren Standes den Bür gerlichen mifstrauisch ; oft nimmt er stand
für S/r/h.
lVohl-
Man vergibst überhaupt
nur gar zu leicht, dafs der Stolz unter die
Erbsünden gehört, mit welchen die Natur uns beschenkte, um bisweilen über uns zu lachen; dafs der Stolz an der Wiege des Bauern sich brüstet, wie an der Wiege des Fürs ten sohnes.
Der Edelmann sieht auf
den Bürger herab, der Bürger auf den Hand werker, der Handwerker auf den Knecht, der Knecht auf den Stalljungen, der Stalljunge auf den Esel welchen er reitet. Adelstolz ist thöricht, Bauernstolz dumm, Bür gerstolz hämisch. Stolz auf ererbten tltum
Reieh-
ist noch weif lächerlicher nls Stolz
auf ererbten Adel.
Ich wundere mich gar
nicht, dafs der Mensch sieh Täuschungen iiherläfst, die ihm schmeicheln ; ich würde mich wundem, wenn er es nicht thate.
Er
glaubt, und wird ewig glauben, was sein In teresse heischt.
Folgt er zuweilen der Spur
der Wahrheit, sucht er Weisheit; so bildet er sich gewifs ein, Wahrheit und Weisheit werden sein Interesse befördern.
Keine Al
bernheit ist so grofs, dafs sie nicht Vertbeidiger fände, wenn Eigennutz und Eigenliebe
sich ins Spiel mischen.
Wer wagt es den
Mirmidonen zu widersprechen, wenn sie ih ren Ursprung von Ameisen herleiten? wer dem K.öuig von Madure, wenn er einen Esel zu seinem Stammvater macht? O dafs mein Ohr auch jene leider oft gerechte Klage nicht mehr vernähme: ade liche Abkunft ersticke gemeiniglich r teils und Nacheiferung; der Edehnanu sey dem Gipfel näher, er habe weniger Stufen zu er klimmen, drum werde er träge, und mevne es müsse so seyn, er bedürfe kein Ver dienst; edle Geburt sey wie ein ererbter Schatz, von dessen Interessen er zehren kön ne.
Ach! die Geburt gleicht nur dem jun
gen edlen Telemach, das Verdienst mufs ihr Mentor seyn.
Dann steht sie uubeneidet
auf der höheren Sprosse, man gewöhnt sich an ihren Anblick ; daher trift Mißgunst nur den neuen,
nie den alten Ade!.
Aus die
sem, ihr Fürsten ! wählet eure Rätlie, denn ihnen gehorcht das Volk gern,.es betrachtet sie, wie euch, als Menschen zum Herrschen
gtBohren.
Aber stofirt sie zurück unter den
Pöbel, wenn sie nicht zu herrschen
lernten,
wenn sie ihre Geburt nur als ein Rennpferd betrachten, das sie schneller zum Ziele bringt, als den Fufsgäugcr. T u ei grantl, tu es piiiilant, ce n'esl pas a;sei, fall quo je l'cttjme. La Ttruycre.
SIEBENTES
KAPITEL.
tt-'ie erringt und betreut man den Adel
D e r erste Edelmann, eines Statu nies war nicht immer ein ehrlicher Mann.
Er halte
vielleicht mehr Genie, aber weniger Un schuld und Reinigkeit der Sitten, als seine Nachkommen.
Es giebt kleine krumme
Fufssteige auf der Bahn der Ehre, die man oft betritt, wenn es eben unbemerkt gesche hen kann.
Nicht alle können von sich
prahlen wie Cicero: "ich habe meinen Adel "errungen! ich habe meinen Nachkommen "durch Tugend vorgeleuchtel!" Cicero war gewaltig eitel. In den ältesten Zeiten verlieh nur Tap ferkeit den Adel.
Nicht wer seinem Bru
der beystand, sondern wer seinen Bruder tapfer todtschlug, der war ein Edelmann. Die Völker entwuchsen der Kindheit, Weis heit und Erfahrung galten ihren Preifs, das
Hecht des Stärkeres wich den Gesetzen; diese zu handhaben wählte man Männer aus edlen Geschlechtern, und liefs sie, statt des Schwerdtes, lange Röcke tragen, gleich den römischen Rathsherren.
So verirrte sich
nach und nach der tVdel aus dem SchlachtFelde in die Gerichtssäle.
Vormals adelte
man nur einen Zweig der Tugend, jezt adelte man die Tugend selbst, in welcher Gestalt sie auch ersclüen.
So ward auch jener
Wahn nach und nach vertilgt: nur des Krie gers Herz sey empfänglich für Ehre, weil er in jedem Augenblicke sein Leben wage. Man fand, dafs Matrosen und Bergleute das selbe tbun.
Euler studiert sich blind, rrjtrf
das ist schlimmer als Tod. W e r im langen unangefochtenen Besitz . des Adels sich beiludet; wer unter seinen Vorfahren Prälaten uud Bischöfe, Helden und Staatsmänner zählt; wessen Nahmen und Wappen in Kirchen, Chronicken, Ar chiven, diplomatischen Sammlungen, alten Kauf - und Schenkungsbriefen,
auf Denk-
und Grabmälern aufbewahrt worden; wes sen Vorfahren sich mit alten Geschlechtern verschwägerten,
oder
Lehnsgüter besafsen;
Herrschaften
und
der darf sich keck,
rühmen, er sey ein alter Edelmann. Adelsbriefe sind nur Beweis der Gnade des Monarchen und geben keine Ahnen. Zwar ist die Kaiserliche Kanzeley so höf lich, oft auch die Voreltern im Grabe für Edelleute 7.11 erklären ; allein die Rechte des alten stifts - und turniermafsigen Adels kann weder Kaiser noch König, keine Kanzeley und keine Erfindung in der Welt verleyheh. Trott aller Pönalverordnungen wird kein neuer Edelmann in Orden, Stiften, Burg mannschaften, Ganerbschaften,
Landstuben
u. s. w. aufgenommen. Das Wörtlein «Öls beweist nicht immer den Adel; denn die Leute schrieben sich ehemals von ihrem Geburtsort: JSiclas von Grumbach, Hans von Flörsheim u. s. w. Ihre Kinder thaten dasselbe, und so waren sie auf einmal Herren
-von.
Man iliut übel, die alten Wappen zu verändern; man wähnt, ein grofses zusammengeseztes Schild, mit sechs und acht Fel dern, und einem Mittelsclüld, werde dem Dinge ein besseres Anselm gehen. sich.
Man irrt.
Die ersten Wappen waren alle sclir
einfach ; und gewöhnlich darf man heutzu tage behaupten: je mehr Felder im Wap pen, je weniger Ahnen.
Die Menschen wis
sen oft selbst nicht, was ihre zwey und drey Helme mit titruiermäfsigen Aufsätzen bedeu ten.
Es gellt ihnen wie jenem Holländer,
der das Wappen des Prinzen von Oranien über seine Thür mahlen hefs, aus keiner andern Ursache, als: weil es schön Verjährung
stünde.
gilt überall, warum nicht
auch wenn vom Adel die Rede ist? Wenn eine Familie seit hundert Jahren für edel gehalten wurde ; wenn sie ihr Prädicat und Wappen schon damals führte; wenn Für sten und ganze Collegien ihr das Ehrenwort i'on heylegten; so ist der Adel erwiesen, und man kann nicht weiter quaestioncm
M
Status fonniren.
Jeder Sprölsliog dieses
Stammes ist, wie Siegfried von Lindenberg spricht,
ein Edelmann
so gut als
der
Kaiser. Durch Adoption wird der Adel nicht mitgetheilt.
Doch wenn ein Fürst ein ade-
üches Kind adoptirt, so wird dieses Kind ein Prinz.
Denn der Edelmann kann wohl
Fürst, der Fürst aber nie ein gebohrner Erlelmann werden, wenn er es nicht vorher schon war.
Vermahlungen zwischen Für
sten, und edlen Jungfrauen aus alten ritterbürtigen Geschlechtern, sind keine Mifsheyrathen.
War doch der Fürst selbst vormals
nur ein Edelmann, der das Amt
eines Her
zogs oder Grafen verwaltete, und dessen Ti tel spiit erst erblich wurde. Ein biederer Fürst wird aber auch nie vergessen, dafs er der erste Edelmann im Lande ist.
Gustav Adolph schlug in der
Hitze dem Christen Seaton ins Gesicht. Als dieser seinen Abschied federte*, Gustav zu sich rufen:
liefs ihn
ich habe Sie belei-
"digt, sprach e r ; hier sind zwey Degen, " und hier ein Paar Pistolen. Wählen Sie! Der gerührte Seaton warf sich dem Helden zu Fussen, Gustav umarmte ihn, und er zählte öffentlich
am Hole,
wie er seine
Übereilung wieder gut gemacht.
Ludwig
XIV hatte seine Nichte, die Mademoiselle Montpensier, dem Herrn von Lauziin, einem simpeln Edelmann, zur Ehe versprochen, nahm aber sein Wort zurück, als der spa nische Hof sich dagegen sezte.
Lauzun
sagte dem König ins Gesicht: ein ehrlicher Mann müsse Wort halten, wenn er auch ein König wäre. Ludwig ward zornig, gieng zum Fenster, und warf den Stock, den er in der Hand hatte, auf die Strafse, mit den W o r t e n : "Zum Fenster hinaus mit dir! ich "könnte sonst so unglückbch seyn einen "Edelmann zu schlagen."'
Das that Lud
wig, jener stolze Monarch, der dem zittern den Europa Gesetze vorschrieb, und das Project einer Universalmonarchie in seinem Kopfe herumwalzte. M fl
Die natürlichen Kinder eines Fürsien führe» den Stand der Mutter.
Sie sind
Grafen oder Freyherren, wenn diese Gräßh oder Freyin war.
Auch das mit einer bür
gerlichen Dirne erzeugte Kind der Liehe darf der Fürst für einen Edelmann erklä ren, und ihm ein Wappen eriheücu.
Die
Philosopliie enthält hiehey sich aller Glos sen.
Es ist nun einmal so Sitte, und die
Götter dieser Erde kümmern sich selten um den Bey fall der 1 Jimmelsgötlinn Digrcssion
h.
Weisheit.
über die AliJ'sbiiridnisse der
Mifshünduisse der Fürsten in ihrem ei genen Lande, werden des Lbermuthes Quelle unter den neuen Schwägern.
Auch mag
der Mitbürger nicht gern seines gleichen über sich sehen; leichter wird ihm jedes Opfer für einen Fremden, den er nicht als Knabe kannte, mit dem er nicht heranwuchs, gewöhnt, jedes Beclit, jeden Vbreug mit ihm zu (heilen.
Von jeher behaupteten die Landstände das Recht, sich Mifsbuntbussen ilirer Für sten zu widersetzen; von jeher versagten sie den Kindern solcher Ehen ihren Gehor sam, ihre Treue,
Heinrich der Erlauchte,
Markgraf zu Meilsen und Landgraf zu Thü ringen, warf sich nach dem Tode seiner zweyten Gemahlin in die Anne einer Fräu lein von Maltitz, die seine Gattin wurde, und ihm den Kummer tragen half, welchen sein Sohn Al brecht ihm verursachte.
Sie
gebahr ihm einen Sohn, Friedrich.
Vater
hebe begünstigte diesen Jüngling.
Kaiser
Rudolph erhob ilm und seine Mutter in den Stand der Semperfreyen, Markgraf Heimich wollte ihn erben -lassen wie seine Brüder; und doch mufste er sich mit dem Besitz der Stadt Dresden begnügen, dem Fürsteutitel entsagen, und seinen Bruder für seinen gnä digen Herrn erkennen. sich nur Witlwc
Die Mutter schrieb
des Markgrafen
Heinrich,'
Eben so gieng es nachher Albrecht dem Un artigen, dessen Gemaldin eine Fräulein von
.SV.
EUcnberg war.
AN Buhlerin verdrängte sie
eine unglückliche Fürstenlochter aus dem Huhenstauli.schen Hause, welche der 'Fyranney ihres Gemahls durch die Flucht entgieng
Aber nie konnte der boshafte Apitz,
die Frucht jener mit Fluch beladenen Ehe, seine Brüder Friedrich und Diezmann ver drängen, obgleich die ungerechte Vorliehe des Vaters ihn stüzte. — Auch Herzog Wil helm hielt die Einwilligung seiner
Land-
stände für nothwendig, und suchte sie, als er sich mit Katharinen von Brandenstein vermählen wollte.
Churfürst Friedrich der
Siegreiche von der Pfalz tliat das nehmliche, als er ein ansehnliches Slück Landes dem Sohn der schonen Sängerin Klara Dettin von Augsburg verheb, welcher der Stü ter des fürstlichen und griiHiclien Hauses von Löweustein-Wertheim wurde. — Georg Aribert, ans dem Hause Anhalt, vermählte sich mit Elisabeth von Krosigk.
Aber ob
gleich die Stände sie als seine rechtmäfsige Gemahlin anerkannten,
versagten sie ihr
doch den Fürstentitel, und ihr Sohn wer nur Grat' von ßahringen. Die eiste und einzige Mifsheyrath, wel che wir in der Geschichte des Ost reichischen Kaiserstammes finden, ist die Vermahlung /.wischen Ferdinand und Philippinc Weiser. Sie war die schönste Dirne in Augsburg, das Schooskind der Natur, ihre Seele ein Hauch der Gottheit.
Er war ein stattlicher
Jüngling, rasch und heftig, treu und beharr lich.
Sie liebte ihn, doch mehr noch ihre
Tugend; er hebte sie, und ehrte ihre Tu gend.
Die Liebe führte beyde heimlich /um
Altar, die Liebe knüpfte ein unauflösliches Band, nur der Tod machte einst den Ver such es zu trennen.
Kaiser Ferdinand und
sein stolzer Bruder verstiefsen das gute Paar. Acht Jahre nachher warf sich Plülippiue in verstellter Tracht
zu des Kaisers Füssen,
der hohe Seelenadel, welchen die Natur auf ihre schöne Gestalt geprägt hatte, besiegte den zürnenden Greils.
Er genofs den schön
sten Augenblick seines Lebens, er verzieh
Doch waren ihre Kinder nie Erzherzoge von Ostreich, sondern nur Markgrafen von Bur gau. Aber keine Politik, kein Interesse vermogte das Hera des braven Mannes von dem ller/.en des edlen Weibes zu trennen, kein Opfer schien der Liebe zu grofs ! Phi lippinens Denkmal in der Franziskanerkir che zu Inspruk, und die Schaumünze mit ihrem Engelbilde, clivae Philippinac gewid met, sind auch Denkmäler der beharrlichen Liebe ihres Gatten. Gern wollte ich euch nun
auch den
grausamen Mord der armen Agnes Eernauerin erzählen; aber die süsse Empfindung, welche Plüh'ppinens Sclücksal in mir weck te, stimmt lücht mit jener scliauerbchen. Fortsetzung
des siebenten
wie der Adel
errungen
Kapitels: wird.
Nun sind leider schon Jahrhunderte ver flossen, seit man auch den Adel für baares Geld laufen
kann.
Die Ehre steht gefes
selt am Zählbret, auf welches der Käufer
seine Ducaten wirft, und wird weinend aus geliefert als eine Leibeigene. Et genus et forma in rc^iiia, pecunia donat W e r Geld hat: Clarus erit, foiiis, Justus, sapiens etiam et rex Et (juiclijuid voiel.
Die Homer machten bisweilen für Geld einen Menschen zum Gott.
Ich mufs im
mer lachen, wenn man die Römer, und Al les was sie thaten und nicht thaten, bis in den Himmel erhebt.
Es gab weise Leute
unter ihnen wie unter uns.
Es gab' Narren
unter ihnen wie unter uns. Freylich sollte die Ehre nicht wie eine Schaumünze unter das Volk geworfen wer den, dafs ein jeder Bürger gleiches Recht habe darnach zu greifen.
Aber wenn nun
ial der Fürst, durch den Stempel seiner Gunst, dem Kupfer den Werth des Goldes gab; so ist es Pflicht des treuen Unterihans, mit Asmus auszurufen: "es kann Einer noch "adelich
seyn, und nicht mehr edel.
Denn
"bis der Landesherr den Stempel wieder
"tilgt, mufs Jedermann, aus Achtung für "den Landesherm, den Edelmann für einen "edlen Mann ehren; er mag es seyn oder "nicht." Das schone Geschlecht erlangt und ver liert den Allel nur durch Heyrathen. Kaiser Ferdinand gab zwar dem Geschlechte der JVoijftn.
zur Todtenwart
das sonderbare
Vorrecht, seinen Adel auch durch die Toch ter fortzupflanzen, doch war diefs eine sel tene Ausnahme von der Regel.
Denn das
Weib ist nur eine JSulJ, deren Werth von der Zahl abhängt, welche man ihr vorsezt. Diese Zahl ist der Mann.
Aber die Kuli
brüstet sich, wie Nullen gewöhnlich zu tliun pflegen.
Immer ist der Character des Wei
bes Übertreibung
im Guten wie im Bösen,
im Grofsen wie im Kleinen, im Reich dar Eorfl und im Reich der Mode; bald hinge bend ihre lezte Gunst, bald tugendhaft bis auf die Fingerspitze; bald vertraulich mit ihrem Kammerdiener, und bald holmspre chend dem bürgerlichen Gelehrten.
Der
Weise zuckt die Achseln; der Cholericus erzeigt ihnen die Ehre sich über sie zu är gern, und der Sanguineus findet sie hochadelicb lächerlich. An einem gewissen fürst lichen Hofe verliessen die Hofdamen ihre Plätze in der Schloßkirche, weil eines neugeadelten
sehr
würdigen
Geheimenraths
Tochter sich daselbst einfand. Hui!
ruft
Plautus: homunculi
quanti
eslis! das heifst auf teutsch: (denn ich spre che ja mit Damen:) Ach ihr armen
Mensch-
Man verzeilit dem Pfau das Ausbreiten seines Schweifes, weil er keinen andern Vor zug hat; aber ihr, von der Natur mit tau send Zauberreizen ausgerüstet; dir, geschaf fen
durch Sanftmudi
und Bescheidenheit
Männerherzen zu fesseln; ihr entweyht jede schone weibliche Tugend durch lächerlichen Ahnenstolz.
Es war einmal ein närrischer
Gärtner, der zog schöne Bosen.
Eines Ta
ges baten ihn die Hosen, er mögte ihnen doch schöne Kleider von Gold und Seide
nahen lassen.
Der Gärtner that es. flenn
«er kann den Bitten einer Rose widerste hen?
Da lachten die grol'sen Baume rings
umher, und alle Grasblumen lachten mit. Die Rosen staken bis Über die Köpfe in Gold und Seide, und die Luft umher war nicht mehr von ihrem süssen
Duft
ge
schwängert. Diese weibliche Einfalt ist e s , welche unsern
Dichter Goekingk
veranlagte
zu
singen: Sie ist an Geist und Herzen ohne Tadel, Verbindlich gegen Jedermann, Und — was man last nitlu glauben kann — Bey allem dem von aUem teutschen Adel. Es thut mir weh, meine Waffen gegen ein Geschlecht kehren zu müssen, dem ich die schönsten Augenblicke meines Lebens ver danke, und dem ich oft schon als Dichter das Opfer meines Herzens brachte.
Aber
wenn der Philosoph Hand in Hand mit dem Geschichtschrciber auftritt, Dichter schweigen.
so
mufs der
A C H T E S
K A P I T E L .
Ob ein Fürst nur in seinem eigenen Lande adeln dürfe?
D i e Meynungnn sind getheilt; denn es ha ben sicii Gelehrte mit dieser Frage befafst, und Gelehrte sind nie einig.
Man lese,
wenn man will, Tiraqucau und Jean R;:ynuce, welche Recht zu haben scheinen. Als Kaiser Sigismund im Jahr i 4 i 5 wah rend der Kraukheil Karls des Sechsten nach Paris kam, ward er im Parlament durch Faction des Hauses Bourgogne empfangen. Man klagte vor ihm eine Sache,
betreffend
das Amt des Seneschalls von Beaucaire, wel ches jederzeit von Edelleuten war verwaltet worden.
Einer der Mitbewerber, ein Ritter,
pochte auf seinen Adel.
Sein Nebenbuhler.
GuUIaume Signet, war nur ein Bürgerlicher. Sigismund wollte ihn begünstigen, und auf der Stelle zum Ritter sehlagen.
Schon liefs
lOÜ
er ein Schwerdt und goldene Sporen herbeybringen, als der Kanzler, der zu seinen Füssen saht, die Bemerkung machte, es ste he nicht in seiner Macht, in Frankreich ei nen Edelmann zu schaffen.
" G u t ! " sprach
Sigismund zu Guillaume Signet: 'folge mir "bis zu der Brücke von Beäuvoisin."
Und
dort schlug er ihn zum Ritter, ÜberHüfsige Weidä'uftigkett!
Ein Fürst
kann liberal! adeln ; denn Vvenn der Adel dem Verdienst ertheilt wird, so ist er eine ge rechte Gnade, tigkeit.
oder eine gnädige
Gerech
Ein Fürst kann und soll aber über
all gerecht und gnadig seyn.
In Teutsch
land adelt nur der Kaiser, oder seine Vicarien.
Das Recht der ReicJisfürsten wird be
stritten.
N E U N T E S
K A P I T E L .
Darf ein Edelmann Handlung treiben.
E i n e Menge Gesetze erklären sich gegen diese Frage.
Eine Menge Schriftsteller sind
gleicher Meynung.
Knipschild
unter an
dern declamirt gewaltig gegen den Stand der Kaufleute.
Er mufs wohl oft von .Til
den oder Christen betrogen worden seyn, und nennt nun
alle Kaulleute
Betruger.
Schon zu der Thebaner Zeiten, spricht er, ward nur der fähig gehalten, ein öffentli ches Ehrenamt zu verwalten, der zehn Jah re lang keine Kaufmannschaft
getrieben.
Man machte es dem Tarijuiuius Priscus zum 1 Vorwurf, dafs- sein Vater ein Kaufmann ge wesen.
Plate, Aristoteles und Apollonius
hielten die Kaufmaiuischaft für eine Fein dinn der Tugend.
Lycmg untersagte sie
seinen Bürgern, und Cicero schmähte sie. Der heilige Chrysostomus spricht sogar den
Kaufleuten die ewige Seligkeit ab. Er sagt: ein Kaufmann, kann sehen oder nie Gott gefallen, drum soll kein Christ ein Kauf mann seyn, bey Strafe der Ausschliessung aus der christlichen Kirche.
Matthias Cor-
vinus, der König der Ungarn, spottete der venetianischen Edelleute, weil sie Handlung trieben. Doch alles was vor alten Zeiten von Weisen und Thoren, von Gesetzgebern und Gelehrten dagegen vorgebracht worden, hat heutzutage seine Kraft verlohren.
Vormals
nannte man jeden Krämer einen Kaufmann. ..im.Die Lydier waren die Ersten, welche den Handel ins Grofse trieben, öffentliche Her bergen errichteten, Münzen prägten. thaginenser,
goldene und silberne
Phönicier, Sidonier, Car-
Perser
und Egvpter werden
mächtig durch den Handel. verblühten. sen.
Sie blühten und
Andere sprossen auf und wuch
Neue Welten wurden entdeckt; Flo
renz, Venedig, Genua, Sevilla, Lissabon und Antwerpen blühten auf.
Selbst der Adel
rüstete Schiffe aus.
Neapel, Palenno, Mar
seille, London und. die Hanseestiidte folgten diesem Beyspiel.
Man lernte die Annehni-
Lchkeiten des Lebens kennen; neue Bedürf nisse erwachten; der Überflufs
schüttete
sein Füllhorn aus, immer sind Künste tmd Wissenschaften in seinem Gefolge.
Die Rit
ter rauften sich nicht mehr; die Turniere wurden vergessen; mit ihnen Rüxners Tur nierbuch und die meisten Gesetze, welche dem Adel die Handlung verboten. ser adelte viele Kaufleute.
Der Kai
Die Fugger und
Schmettau wurden Grafen, die Medicis Für ssten. t
Die Doria und Pallawiciui schämten
sich nich.t des Handels. si seinen vernünftigen
Nemeiz erzählt in
Gedanken,
die würk
ich meistens ziemlich vernünftig sind; er abe auf seiner Reise nach Italien einen Wechsel an den Principe Pallavicini genaht, und auf dessen Comptoir würklich ausge zahlt erhalten.
Als Lord Oxford England
beherrschte, war sein Bruder Factor zu Aleppo.
Der Sohn des Staatsministen Wal-
pole war Banquier.
Ein Sohn des Lord
Bure gieng als Handelsschreiber nach Ost indien.
Eine kleine Insel, die nur Bley,
Zinn, Steinkohlen und grobe Wolle erzeugt, ward durch Handlung Königinn der Meere. Von Holland sagt man mit Hecht:
deine
Kaufleute sind Fürsten! und wenn Baron Theodor, der sonderbare König von Corsica, in seinem Manifest, über die Flandlungtreibenden
Genuesischen
Edlen spottet ;
so
spotten wir dagegen über ihn in unsern komischen Opern.
Auch Cicero hält, so
sein: er in seinem Buche von den Pflichten gegen die Kriimerey Handlung
im Großen
declamirt, doch die aller Ehren werth.
In seiner Rede gegen den Verres, nennt er den Lucius Pretius einen vortrefflichen mischen
Hitler,
rö
(splendidissimum eciuitem
romanum,) ob er gleich seiner eigenen Aus sage zufolge in Palermo Handlung trieb. Nun waren aber damals die römischen Rit ter gar angesehene Leute.
Thaies, Solon
und Hippocrates handelten; Plato verkaufte
Oel auf seiner Reise nach Egypten, und der Vater des Demosthenes war ein Eisenhänd ler.
Selbst Cato kaufte Sklaven, liefs sie
unterrichten, und verkaufte sie theurer wie der.
W o ist der unweise Fürst, der nicht
den Handel schüzt? ihn beschäme ein Ge setz des Königs Athelstan aus der ersten Hälfte des zehnten Jahrhunderts, welches verordnete: dafs ein Kaufmann, der für ei gene Rechnung zwey Reisen in entfernte Länder gethan, den Rang eines Than
oder
Edelmannes haben solle. Es findet sich in der Geschichte Esthlauds. eine Sonderbarkeit, die ich nicht über gehen darf, weil sie mit allen damals her gebrachten Rittersitten streitet.
Bey der
Huldigung des Heermeisters Herrmann von Brüggeney, ward auf dem Markte zu Reval ein Turnier gehalten, wobey ein
Kaufge-
sctle einen Edelmann vom Pferde rannte. Die Bürger lachten, Schwerdt.
Des
der Adel griff zum
Bürgermeisters Vegesack
Beredsamkeit steUte die Ruhe wieder her,
..j6
und der Heermeister selbst entschied zum Nachtheil des Adels.
W ie knm es, dafs zu
einer Zeit wo der Adel das Wallen tragen als ein abschliessendes Recht begehrte; wo den .Söhnen der Geistlichen und Beuern das Wehrgehäng um ihre Hüften scharf unter sagt war; wo die Kaufleute auf Reisen das Schwerdt nur an den Sattelknopf hangen durften; man in Reva! sogar mit ihnen fur nierte? in Reval, dessen Edle und Ritter aus den ältesten semperfreyen teutschen Ge schlechtern abstammten? Mischte vielleicht die Freude des festlichen Tages alle .Stände untereinander? oder zeichneten schon da mals, wie heute, die Edlen Esthlands sich aus durch brüderliche Eintracht mit dem braven Bürger? — Und im Grunde sind wir ja Alle Kauf leute, wir handeln Alle, vom Gnil'sten bis zum Kleinsten.
Die Fürsten handeln mit
Soldaten, verkaufen sie bisweilen nach Ame rica.
Der Landadel verkauft Getraide und
Vieh.
Ich darf nicht sagen, womit die Geist-
lichkeit handelt
Die Gelehrten sind Pa
pierhändler, sie lassen sich jeden DintenJleck bezahlen.
Die Dichter handeln mit
Zuschriften und Schmeicheleien.
Der Sol
dat handelt mit Leib und Leben; Haut um Geld, Leben für Ehre.
Der Rechtsgelehrtc
handelt mit Gesetzen, der Arzt verkauft Ge sundheit.
Der Politiker handelt mit Lügen,
und der Verliebte mit Schwüren.
Die gan
ze Welt ist ein grofser Jahrmarkt, wo Jeder seine Waare anpreifsr.
Der Stand schändet
nie den Menschen, wold aber oft der Mensch seinen Stand. Ehr" und Schande sind an keinen Stand
1'
Gebunden. Time Recht, JU hast du Elire. Die gesunde Vernunft hat also nichts dage gen einzuwenden, dafs der Edelmann auch ein Kaufmann seyn könne; denn ein grofser Kaufmann sezt eben so viele grofse und in an rückfällige Eigenschaften voraus, als der fürst, der Feldherr, der Gelehrte.
Doch
eingewurzelte
noch
Vorurtheile
kämpfen
immer mit stärkern Waffen gegen die Aus-
Sprüche der gesunden Vernunft;
und da
diese verträglicher ist, als jene sind, so Iäfst sie dein alten Schlendrian seinen Lauf und schweigt.
Es giebt freylich noch manchen
Winkel in Teutschland, wo der Ahnenstolz hohnlachelnd auf Fleüs und Arbeitsamkeit herabblinzelt.
W e r mag es dann dem rei
chen Handelsmann verargen, wenn er mit seinen Schätzen in ferne Lander zieht, wo man nicht fragt:
Quis I • CT.-. hic est ? quo patre natits ? Ho rat. Satyr.
Z E H N T E S
K A P I T E L .
Wie dar Adel verto/iren geht.
S c h o n aus den oben angeführten Turnier-T. geselzen kann man sehen, welche Verbre chen den Verlust d e s Adels nach sich zie hen.
Freylich war jene gute alte Zeit oft
strenger als die iinsrige.
Mit der
Ketzerey,
z. B., hat es heutzutage nicht viel mehr zu sagen.
Doch hört der Renegat auf e i n Edel
mann zu seyn, und dem Gotteslästerer ge bietet das sächsische Recht die Zunge aus dein Halse zu reissen. hrecher
Dem
Majestätsver-
werden Helm und Schild zerbro
chen, seine Güter confiscirt, sein Kahme "ür ehrlos erklärt, sein Gedächtnifs verflucht, sein Haus geschleift, Schandsäuleu errichtet.
und an dessen Stelle Auch die unschul
digen Kinder büfsen des Vaters Verbrechen, sie sind ehrlos, und sogar der Gebrauch der Saeramente ist ihnen untersagt.
So verord-
flOO
riet (üe goldene Bulle:
Aus
besonderer
' Kaiserlicher Sanfirnuth schenken wir den "(unschuldigen) Söhnen das Lehen; aber "sie sollen von aller Erbschaft ausgeschlos sen, immer bedürftig und arm seyn; Schon"de der Väter soll sie begleiten ; keine W ü r "de, keine Sacramente mögen sie jemals er langen, und wer auch nur für sie bittet, "soll ohno Gnade ehrlos und infam seyn." Haben das Menschen geschrieben? war das Kaiserliche Sanjimuth?
Ist es nicht genug,
und vielleicht billig, dafs die Kinder, auf welchen ohne eigenes Verdienst der Eltern Ehre ruht, auch der Eltern Schande Wer in die Acht
und l'ogelfiey
tragen? erklärt
wird, der ist des Adels verlustig.
Doch
mufs es rechtmäfsig, nicht aus Rachsucht, nicht aus politischen Gründen
geschehen
seyn, wie vormals in der Gnmipachischen Sache zu Gotha, und bey der, Hinrichtung des Herrn von Patkul. Der Mörder mögte glauben,
verliert den Adel.
Man
die Turnierartikcl hätten
etwas überflüssiges verordnet, als sie spra chen : Keiner soll seine Bettgenossinn tödten.
Aber es gab doch einmal einen Frey- r
herrn von Sichelsheim, der seine Gattinn umbrachte, und — kaum ist es glaublich! — dazu den Augenblick wählte, in welchem sie ein Kind zur Welt gebahr.
Er wurde
deshalb von den T u n nervogten aller Ehren und
Wurden
entsezt.
Die
Würde
der
Menschheit hatte er schon längst verlohren. Der Räuber falsch
spielen
verliert den Adel. ist eine Jicye
Kunst,
Aber und
verliert man deshalb den Adel in uusern Zeiten nicht. Kein Edelmann soll sich als Spion
ge
brauchen lassen, er sey denn durch irgend einen Titel dazu privilegirt worden, Mifslwyiathen
schwächen
den
Adel.
Schon unter den alten germanischen und nordischen Völkern war es Grundsatz: edle Jünglinge sollen bey Vermählungen
mehr
auf den gleich edlen Stamm der Braut, als auf die Schönheit sehen, mit welcher die
s
Natur sie ausgestattet.
Selbst tapfere Män
ner niedriger Abkunft durften
nicht nach
den Herzen erlauchter Jungfrauen sireben. Der glückliche Räuber,
und folglich
der
Held Ebbe, mufste noch an seinein Ver mählung* tage um die gothische Königstoch ter kämpfen, weil sein Blut unwürdig war sich mit dein ihrigen zu mischen; und der fabelhafte
Starcalher strafte einen fremden
Coldschmidi, der eine königliche Jungfrau verführt hatte. Krämeney
und gemeine
tilgen den Adel. Edelmann
folgende
Gewerbe
ver
Ausdrücklich sind dem Handihierungen
und
Nahrungszweige untersagt; Slorcher, Quack salber, Zahnbrecher, Marktschreyer, Klopf fechter, Gomödiant, SeUtänzer, Gaukler, Ta schenspieler,
Apotheker,
Barbirer, Bader,
Koch, Mezger, Becker, Müller, Schlösser, Glaser, Zöllner, Schreiber, Schneider, Schu ster, Zimmermann, Maurer, Dachdecker, Weifsbinder, Wirth, Bierschenk, Gärtner, Fischer, Spielmann, Pfeifer n. s. w.
Durch Verfährung
kann man wold den
Adel erlangen, aber nicht einbüfsen.
Ist
gleich ein Geschlecht verarmt und in Nie drigkeit versunken, so konnten doch dio Eltern der Kinder Rechte nicht vergeben. W e r beweisen kann, dafs sein Urgrofsvater ein Edelmann gewesen, der ist es noch, und ist weiter keine Rehabibtation des Fürsten nS.hij. Durch folgende Dinge verhört man in unsern aufgeklarten Zeiten den Adel nicht: wenn man Schulden macht, und nicht be zahlt ; wenn man unschuldige Mädgen ver führt und sitzen läfst; wenn man uneheli che Kinder in die Welt sezt, und sich nicht weiter um sie bekümmert; wenn man den Freund im Zweykampf ermordet; wenn man faullenzt und dumm ist.
2C-4 E I L F T E S
K A P I T E L .
Von der
Tuehucht.
Ich kann der Versuchung nicht widerste hen, diese drollige Materie hier einzuschal ten, da sie dem Adel leider! ziemlich nahe verwandt ist. Unsere
Voreltern
hielsen
Ehrerfest,
Ehrsam, Achtbar,
Gest/eng,
Edel, Mannhaft,
Fest und Fümehm
schlechtweg Grofsarhtbar,
Fromm.
Wer
genannt wurde, der war
ein angesehener Mann.
Ein holprigter, aber
sehr vernünftiger alter Reim singt: D a m a n n n s E J / e h i e r s , G e s t r i g und War Gut und
B&rtmjktt,
Blut und Muth bey uns
am
Allerbot. Nun aber, da es heifs! hochwoldgcMtnie
Gnaden,
Weifs man nicht in der Welt der Narrheit melir
Die Worte Gnädig und Euer Gnaden
sind
lächerlich; denn nur ein unmittelbarer Reichs-
stand, welcher die hohe und niedere Ge richtsbarkeit hat, kann Gnade
austheilen.
Doch wollte ich Keinem rathen, einer ade liehen Dame die Gnade zu versagen, sie ver sagt ihm gewifs dagegen die ihrige. Es war eine gute alte Zeit, da man die Könige edel, und die Fürsten ehrbar nann te.
Ein Herzog von Braunschweig schrieb
im Jalir 1Ü70: "Hier helft Over gewesen te "ehrbare Vörste Bischop Altert von Halber-
" Stadt." Werner und Otto, Edle in Egelen, rede ten den Herzog von Braunschweig also an ; "Werner und Otto, die Edelen von Hamers "Ioo und to Egelen, beden dem achtbaren "Vörsten, useme Herzogen Otten von Brun swick usc berde und willige Denste." Der Tapst schrieb an alle grofse Herren nur: nobili prineipi, dem edlen Fürsten. Königssöhne hiefs man Junker herren;
oder Edel-
ihre Gemahlinnen Frauen, und ihre
Töchter Jungfrauen, oder Fräulein.
ao6 In Frankreich nannte man vor Zeiten die Konige E.rccl/enz. nur dem Kaiser.
Die Majestät
gebührte
Die Konige von F.ngland
hicfsen Ew. Gnaden.
Noch im spanischen
Successionskriege gab man in Wien der Köiüginn von England, Anna, nur den Titel Königliche
Würde,
zutage heilst eines Fürsten Ew. Gnaden. Hochgräßiche
jeder
dignitas regia.
Heut
Fähnrich im Dienste
über eine Spanne Landes, Unsere Grafen nennt man Excellenz,
und seit kttr/em
gar Erlaucht.
Unsere Monarchen sind un
überwindlichst
und allergnädigst;
den wir sie allmächtig Beschützer
nennen.
b.dd wer Mancher
des Glaubens vertrieb den nehm-
lichen Glauben aus dem Lande, mancher Mehrer
des Reichs
verminderte es.
Dem
Könige von Jerusalem gehörte nicht ein Dachziegel daselbst. Des Menschen Demuth ist eben so über trieben als des Menschen Stolz.
"Ich habe
"die allerhöchste Gnade gehabt, aljerunter'thänigst aufzuwarten."
"Die aUerhÖrhsten
2C-7 "Herrschaften
haben
allergnädigst
','der Oper bey zuwohnen." wenn ihr einst
Wehe
Rechenschaft
geruht euch!
geben sollt,
von jedem unnützen W o r t e , das ihr auf Erden spracht. — Vor ungefähr achtzig Jah ren schrieb man am Schlufs zugethaner
Diener;
horsamste Diener,
der Briefe:
darauf wurden wir ge und nun haben wir schon
die Ehre es zu. seyn.
Der Duc d'Epernon
schrieb kurz vor seinein Tode an Richelieu, und sehlofs mit Votre t r e s - h u m b l e et tres obeissant serviteur.
Als der Brief schon fort
war, besann er sich, dafs der Kardinal nur tres affectionne an ihn geschrieben.
Ge
schwind schickte er eine Staffelte nach, än derte den Brief und starb ruhig. — Ein ehr licher Priester schrieb an Pius den Vierten-. "An Tius, den Knecht der Knechte Got tes,"
u n d ward dafür ins Gefäiignifs ge
worfen. Die sonderbarsten Titel schuf man im Mittelalter.
Da gab es
rer, Ohe/Spießer
u. s. w.
OherßaschenhexvahIm Fürstentum»
Zelle waren die Herren von Sporke pötker.
Erb-
Als die DicliLkunst sank, da kam
die Narrheit empor und ward ein Nahrungs-zweig, daher gab es sogar Titulär - Hof narren. Es gab eine Zeit, wo der Königstitel sehr gemein war.
Man kannte einen König der
Gerichtsschreiber (Basoche); einen König der Lüderlicfien,
der die Aufsicht über das
Hofgesinde führte; einen König der Barbie rer u. s. w. • Die Zigeunerobristen sind Kö nige und Herzöge. Titel und W o r t e haben die Menschen Ölter entzweyt, und mehr Blut gekostet, als Länder und Kronen.
Iwan Wasilewitsch
und Sigismund August Führten langwierige Kriege um den Czaartitel. Doch die Titelsucht ist nicht blos eine europäische Narrheit, sie ist ein geiles Un kraut
unter
jedem Himmelsstriche;
und
wenn die Römerinn Paula sich vom heili gen Hieronymus bereden läfst, den unsinni gen Titel Gottes Schwiegermutter
anzuneh-
aog
inen; so nennt sich dagegen der Sultan von ArcStnMenany Calio Herr der Luft und der Wot- °*" k e n , Herr der nach Gefallen morden und umbringen kann, ohne dafs er dadurch ein Verbrechen begeht; der seine Abgaben in lauterem Golde Scheffelweise einnimmt; des sen Beteldose von Golde mit Diamanten besezt ist.
Der König von Bali heilst
und seine Prinzen sind Engel.
Gott
Alle Könige
von Asien sind Geschwisterkind mit Sonne, Mond und Sternen.
Ein mongolischer Chan MUUM
führt den Nahmen Altin
Zaar,
der goldene .
' König. Die
vier
vornehmsten
mexicanischen B«Wri-
Staatsriitlie hatten gewaltige Titel. Der Er ste hiefs: Fürst der Todvollen Zweyte Miinnerzcrspalter; •vergieße/-; Hauses. heifsen schiesser,
Lanze;
der
der Dritte
Blut-
der Vierte Herr
des
ßi/siern
Die Grofsen au des Moguls Hofe liejhenzerschmctierer,
Strahlen-
Donnerschleuderer.
Das Haupt
der Erees auf den Sandvich - Inseln, heifst Eree Mar»,
das ist: ein Mann in dessen o.«*.
Gegenwart sieh alle übrige schlafe* legen müssen.
Der Kochkessel sieht bey den Ja-
nit scharen in eben so grofser Achtung, als bey uns die Fahne.
Daher heilst der Haupt
mann Suppcngeber,
und der Major
Küchen-
ob rister. Der König von Marocco ertheilt zuwei len den Titel Kat'd Raso, das heilst: Gou verneur
über seinen eigenen Kopf.
Würde
soll dort wenig
bedeuten.
Diese Das
nimmt mich W u n d e r ; denn es giebt weni ge Menschen in der Welt, die Gouverneure über ihre eigenen Köpfe sind; Der König von Siam ist der König der Könige, der die Wasser wachsen und fliesseu läfst, der Gott ähnliche Monarch, die Mittagssonne, der Vollmond, der Nordstern, die immer sich fortwälzende Kugel, womit man die Abgründe des Meeres messen kann; der Gewaltige, dessen Flügel die ganze Welt überschatten; der göttliche Beherrscher des weifsen, rollten und rundgeschwänzten Elephanten; König einer zaldlosen Menge Pferde
mit goldenen Hufeisen und kostbaren Ge schirren; Herr aller Kaiser, Könige undFür(ten in d'T Welt, vom Aufgang der Sonne bis zum Niedergang; König so mächtig als Gott! u. s. w. Lichte die Anker, Sebastian Drand ! dein Narrenschiff ist voll geladen.
Z W Ö L F T E S
K A P I T E L .
Der LanJedelmaun.
H i n w e g TOD jenen Auswüchsen des mensch lichen Geistes, zu den freundlichen Sceuen der reinen unverdorbenen Natur.
"Selig
"der jooo Livres Einkünfte hat, und mich "nicht kennt!" sprach Heinrich der Vierte. Als Gyges, der mächtige Lydische Mo narch, das Orakel befrug, wer der glück lichste der Menschen sey? erhielt er' zur Antwort: Aglaus.
Wer ist dieser Aglaus? —
man frug lange hin und her. Aglaus war ein Landmann, der ein paar Hufen baute, und in seinem Garigen im Genufs der scho nen Natur schwelgte. O fortunatoi nimium iui si bona norint
Agrici'l.ü, 'i'
• ipia, procut iliscordibus arniii,
Fundit honiu faulem viuum juslissima tellus.
Virgil. . Georg. Schöne Bestimmung des Menschen! er ster Stand in der Welt! ohne welchen Kro-
nen nur Thealerprunk seyn würden.
Feld
herren und Minister kann der Fürst eher entbehren, als dich, Ileifsiger Landmann! Dichter und Künstler sind des Staates Zier de, aber du bist seine Stütze.
Schranzen
uiiil Hobgesindel verachten dich, wie die Tulpe die Kartoffel verachtet.
Sie lachen
deiner, wie ein Tanzmeister über einen Ge lehrten lacht. stehende
Sie bedauren dich, wie der
Kammerherr
in der
fürstlichen
Loge den sitzenden Bürger im Parterre be dauert.
Sie bemitleiden dich, wie der Jun
ker mit Zuckerbrod in der Hand, den Bauer knaben bemitleidet, der die Backen voll Butterhrod stopft.
Hünen sie nicht, statt
des Gehirns, Puder im Kopfe; könnten sie auch Lorgnetten für die Augen des Geistes kaufen; sie würden warlich nicht hohnlä cheln, wenn das Kleid des Landedelmanns nicht nach dem neusten Schnitt und sein französischer Accent nicht parisisch ist. Zucke die Achseln, nützlicher Landmann! lache der schimmernden Thoren, und hülle
dich in dos Gewand genügsamer Ruhe.
Ein
dankbarer Bück in dem Auge eines Bauers, den deine Vatersorge beglückte, ist mehr werth, als der goldene Schlüssel an der Hüfte des Höflings. D u allein bist das Schooskind der güti gen Notar,
Einen Theil ihrer Kinder stofst
sie hinaus in die Welt, nur ihre Lieblinge behält sie zu Hause; für sie schmückt sie sich im Fr üb Ii ngsgr wandt, für sie reifen die vollen Ähren, für sie werden des Herbstes Früchte aufgetischt.
Schalmeyenklang und
Bachgemurmel tönen lieblicher als die Pau ke beym Gastmuhl und die Trommel in der Schlacht.
Der Frühling stickt Feyerkleider;
ein Baum mit Blühten
überschueyt,
ist
freundlicher zu schauen als ein gepuderter Kopf.
W e r vermifst Mara und Todi, wo
tausend Nachtigallenkehleu flöten? wer ver mifst Ball und Opernglanz, wo die Morgensonrie in ihrer Herrlichkeit mit jedem neuen Tage ein neues prächtiges Schauspiel er leuchtet?
Der Morgen graut, die Vögel erwachen, Perlen glänzen im Grase.
Der erste Son
nenstrahl bat dem Landinaiin den vom Auge gestohlen.
Sfblfj
thür, ilm umschvurren die Schwalben, ihn iimzttitschern die Sperlinge,
die Tauben
gurren, und die Hühner gackern.
Das Mor
genroth scluninkt sein Gesicht, die frische Morgenluit stärkt seine Brust.
Er schaut
um sich, siehe da zieht die Heerde hinab auf die Weide, die Kühe blöken der fri schen Nahrung entgegen, und die Lämmer umgaukeln ihre Mütter.
Dort aus der Ler
ne tont ein Morgenlied, mit frohem Herzen gesungen, indem der Bauer die mütterliche Erde furcht.
Sorgsam und wachsam uni-
schreitet der Landmann seine Felder, mit Blicken messend, ob auch die Furche tief genug gezogen, ob hier der Dünger nicht gespart, und dort der Saame nicht verschleu dert wurde.
1
Er öffnet seine Haus
Sanfte Freude, wenn das Bog-
gengras um einen Zoll breit wuchs; wenn Kegen und Sonnenschein zu rechter Zeit
2l6
wechselten; wenn kein Sturm da» Korn in der Blühte traf.
Sanfte Freude, wenn die
Ähren immer gelber, und seine Hoffnungen immer rosiger werden. Zwischen der lieben Gattinn und gesun den Kindern, erwarten ihn am Mittage das Brodt, das er selbst buk, der Trank, den er selbst braute, die Milch seiner Kühe und die Wurzeln
aus seinem Garten.
Zwey
Gäste sitzen tiiglich mit an seinem Tische: Gesundheit
und froher Sinn.
de gesellen sich zu ihm, Schlaf.
Zwey Freun Hoffnung
und
Zwey Schwestern verlassen ihn nie,
Zufriedenheit
und Ruhe.
Einen
Feind
kennt er nicht, den Mangel.
Einen Feind
achtet er nicht, den Neid.
Zwey Schma-
rutzern verschliefst er seine Thür, der Pracht und Schieelgerey. nie, die
Ein Henker foltert ihn
Ehrsucht.
Nie steigt er wie ein Meteor am Hori zonte herauf; aber er wandelt wie der Stern der Liebe, seinen Gang einen Tag wie den andern.
Er thut heute, und wird morgen
[htm, was er gestern that; und so Weiht er frey von der fürchterlichsten Seelenkrank heit, der Langenwaile,
denn Einförmigkeit
der Lebensart ist das wirksamste Mittel da gegen.
Auch füllen tausend kleine Freuden
seine leeren Stunden: ein junger Obstbaum, der zum Erstenmale Früchte trägt; ein Fül len, das keck und munter im Hofe herum springt; ein Bienenschwarm, der glücklich eingefangen worden; eine Melone, die in seinem Treibhause reifte; ein grofser Fisch, der unvermuthet an
die Angel gebissen;
jede Kleinigkeit, die nach "Wunsch gerietb. Alles, Alles macht ihm frohe Augenblicke. Dann sizt er, und sieht mit "Wohlgefallen, wie die fleifsige Hausmutter in ihrer W i r t schaft kramt ; wie sie Flachs austheilt an die Spinnerinnen, wie Rad und Weife sich munter drehn, wie Kohl und Erbsen für den Winter bereitet, und die Früchte zu Mufs eingekocht werden.
Dann kommen
Tage, an welchen die ländliche Freude auf jedem Gesichte glänzt;
dann kommt das
Erndlefest, der Dudelsack tanzt voran, ihm folgt die ganze Gemeinde,
Die Alten la
gern sich mit kurzen Pfeilen im Munde, um die volle Biertonne, und schwatzen mit Mi nen voll Weisheit von Dingen, die sie nicht verstehen.
Die Jungen
drehen sich im
Kreise, die Herrschaft mischt sich unter sie, der Erhhcrr tanzt mit der Milchmagd und der Bauer mit dem Fräulein.
Juchhey! die
Menschen sind froh! die schönste Decora tion auf der Huhne der Natur sind frohe Menschengesichter. Wie?
Undankbarer!
du könntest die
Freuden der Jagd vergessen? die so oft dei nem Körper frische Kraft gaben, und dei ner Seele wohltluitigc Zerstreuung gewähr ten.
Da steht der muntere Jäger an einem
schönen Frühlingsabende im jungen kaum grünenden Busche; die Sonne sank hinab, sanfte Dämmerung verbreitet sich umher, der Käfer summt, die Weindrossel singt, die Beccassine meckert; er steht und lauscht und lauert, da hört er die Waldschnepfe
gurren, sie zieht der Liebe nach, weil im Frühling die Natur eine Buhlerinn ist; sie achtet nicht den hiuersamen Jäger, findet oft den Tod auf dem Pfade der Wollust, entschlüpft ol'ier, lievm Aufblitzen des Pul vers sich werfend, der schuldlosen Mordlust dos Ungeübten. —
Doch schon färbt sich
die Saut, die gefiederten Bewohner des Wal des haben gebrütet, der Landmann wirft die Flinte über die Schulter, ihm folgt seine treue Diane, in kleinen Kreisen spürt sie vor ihm her, die Nase hoch in der Luft. Jezt wittert sie plüzlich das Wild im tiefen Grase, jezt steht sie inauerfest, der Wedel bewegt sich schnell, der Kopf, das feurige Auge zielen gierig auf den Zufluchtsort, den nur die Witterung verrieth; jezt naht sie auf den Zuruf des Jägers langsam mit lau ernder Vorsicht.
Der Hahn ist gespannt,
die Kette fliegt auf, das Gewehr wird an die Backe geworfen, ein Schufs — dort liegt die Beute.
Diane fal'st sie leise und bringt
sie dem rüstigen W'aidmann. — Doch schon
weht der Herbstwind über die Stoppeln, und nur die Mittagssonne theilt die Morgciinebel; da werden die heulenden Hunde losgekoppelt,
zerstreuen sich im "Walde,
hierhin und dorthin und überall hin.
Jezt
findet Einer die Spur des Hasen, er ruft laut sei.e ßrüder, sie eilen herzu, sie fol gen der Spur, alle ihre Stimmen durchschal len den Busch wie Glockengetöne; sie ja gen den Hasen im Kreise, und indem er zurückkehren wdl in das verlassene Lager, ereilt ihn das tödtbche Bley.
Oder er wagt,
auf die Schnelligkeit seiner Liiufe trotzend, sich heraus auf das Blachfeld; der flüchtige Windhund entflieht wie ein Pfeil dem Strikke, und rahmt den kreischenden Feind. todil
ertönt es im Felde, All todtl
All
ertrtnt
es im W a l d e ; der Piqueur wirft das Wild über den Gaul, der rinnende Schweifs färbt des Gaules Hüften, das Jagdhorn ertönt, die Jäger ziehen förder.
Und wenn sie am
Abend um den wohlbesezten Tisch steh la gern, ha! wie ist. durch Bewegung und Irl-
sehe Luft jede Speise gewürzt, jeder Trunk schmackhaft geworden.
Sie taumeln suis
ermüdet in die offenen Arme des Schlafs. Kein, es ist doch nirgends besser als auf dem Lande, wo keine grofse Leidenseha.it mich foltert; wo kein Interesse sich an dem andern reibt, und schuldlose Freuden ver gällt; wo kein Nachbar mir in die Schüssel kuckt, kein Feinzüngler meine Speisen beschniffelt, kein Klehuneiäter meinen schlich ten Rock bespöttelt; wo nur die Zeitungen mir sagen was in der Welt vorgebt, und Krieg und Empörung nur das Geschwätz meiner müssigen Abendstunden sind;
wo
Gesundheit und Ruhe am liebsten wohnen; wo keine Klatscherey mir die Stunden ver bittert, und der Neid es nicht der Mühe werth achtet mich aufzusuchen. D u hoher häfslicher Ort! von Wald und Morästen umgeben, wo ich in den Armen eines guten Weibes, an der Seite vortreffli cher Menschen, die schönsten Tage meines Lebens zubrachte! dich hat die Natur nicht
in der besten Laune geschaffen, dich schmückt keine romantische Aussicht; aber Freund schaft und Liebe wanden mir täglich neue Kränze, und die Musen waren mir hold. In einer unwillkürlichen Thräne glänzt dem Schöpfer mein Dank für Altos was ich dort empfunden und genossen.
Dort war es, wo
ich zum Erstenmale fühlte, was Vater Gleim so wahr vom Glück des Landmanns singt; O du bin telig, o du Weiier I In deiner ungestillten Ruh J Viel seliger als alle Kaiser Und alle Könige bist ilii 1
MrS DREY2EHNTES
K A P I T E L .
Der Edelmann als Kafling.
Hof
kreis und Paradechargen
würden den s<
Bürger nur verderben, und bewürken was in Rom die Mittheilung der Staatsämter bey den Plebejern nach sich zog. würden
sich wechselseitig
Beyde Stande verschlechtern.
Hofzwang, Hofsprache, Hofsilten, müssen ei nem weniger zahlreichen Kreise eigen blei ben; denn sie sind die Auflagen, womit der Adel seinen Glanz und die Ehre seiner Pa radedienste bezahlt.
Der nehmliche Zwang,
die nehmliche Sprache, die nebmhehen Sit ten, würden jedem Bürger drückend und unerträglich seyn.
Der Hoftnann maskirt
mit Höflichkeit den ihm angebohrnen Stolz, und man verzeiht ihm das Geschenk des Zufalls.
Der Stolz des Bürgers würde nur
Dünkel auf eigenes Verdienst veirathen, und
keine Maske würde ihn decken.
HoCzwang,
Sprache und Sitten, würden, in das ge meine Leben eingeführt, Gesellschaft
ekelhaft
die menschbehe
machen.
"Wahrheit,
Freundschaft, Vertraulichkeit, und alle schö ne gesellige Tugenden, sind aus dem Hof kreis verbannt; aber dieser Kreis erstreckt sich selten über den zehnten Theil der Re sidenz.
Bey Hofe herrschen Langeweile in
der Gesellschaft, Lüge im Umgang, Schmeicheley in der Freundschaft;
die Etikette
zeichnet Kleid, Gesicht, Stellung, und jede Bewegung des Körpers vor;
Geschmack,
Gesinnungen, Grundsätze, Meynungen, Urtheile, Tugend und Religion, formen sich nach dem Muster eines Einzigen; das Le ben der Alten ist Repräsentation, und die Erziehungskunst der Jungen mimischer und dramaturgischer Untervicht. Was schadet das Alles, so lange jenes Gemähide nicht auch die Sitten der Bürger darstellt? Aber dann, wenn man auch in je dem Bürgerhause eine Kopie davon fände,
wie tief würden dann die Nationen herab sinken ! Lnternälvme es der Adel, den BürgerStand vom Gefühl der Ehre, vom Besitz der Tugend und Weisheit auszuschliefsen, dann mögten Philosophen
und Dichter
immer
über den Unterschied der Stande schreyen und klagen.
Aber der Adel ist weit ent
fernt solche Ansprüche zu machen, und wo hin und wieder ein Einzelner es llmt, da wird er selbst von Knaben verlacht. Nicht das Vorurtlieil, die Weisheit der ältesten Zeilen hat gewollt,
dafs es den
Herrschern nicht frey stehen solle, sich Ge sellschaft und Umgang nach ihrer Willkühl zu wählen.
Die Egypticr, die Meder, die
Perser, die Macedonier, die griechischen Kaiser, alle neuere Nationen haben gewisse Familien ausersehen, den Privalcirkel des Fürsten zu bilden, in welchem die Geschich te jedes Tages, der Geschichte des ganzen Jahres gleich sehen sollte.
Ich habe Schlossers Meynung, nur etwas abgekürzt, hier vorgetragen. meinige.
linge, aber winzrg klein rji .L Neider. g
Sie ist die
Klein sind die Seelen stolzer Höf die Seelen ihrer
Wie der Adler auf die Raupe im
Seidengespinnst, so sieht auf diese Blöden dsr Weise herab.
V I E R Z E H N T E S
K A P I T E L .
Der Edelmann ah Domherr,
Domkapitular,
teulicher Orderiiriiter u. t. n:
—
—
—
Ich gestehe gern,
dafs mir der Nutzen jener Stiftungen sehr einleuchtend seyn würde, wenn ich selbst eine fette Pfründe besafse.
Loben kann ich
nicht, tadeln will ich nicht, auf beyden Ach seln tragen mag ich nicht.
Meine Gedan
ken sind zollfrey, mein Scherz unschuldig, und meine Salyre ohne Stachel.
Wen Un
glück oder Aimuth unfähig machen, des Adels Würde zu behaupten, der sohle, wie in Bretagne, seinen Adel eine Zeitlang schlaP
a
fen
lassen, und bürgerliche llandthierung
treiben. Ganz anders verhält es sich mir den adeiichen Fräulein - Stiftern.
Sie sind eine
schickliche Zuflucht armer IVIädgen, welchen die Natur nicht Reize genug verlieh, einem Jüngling ihres Standes Liebe einzullöisen, und die doch nicht unter ihrem Stande lie ben
düifen.
F Ü N F Z E H N T E S
K A P I T E L .
Der Adel im Staate.
W o h l dem Lande, ivo ein Thea" der Bür ger nur der Ehre huldigt, Schande mehr (lieht als den Tod, und sieh vorzüglich ge bühren glaubt, am Glücke seines Vaterlan des zu arbeiten.
Mufs man nothweiidig ei
nen Sporn zuviel haben, so ist doch immer noch der Sporn der Ehre der beste. Der Adel ist das erste Glied der greisen Di«, de Kette, deren Bing die Hand des Monarchen hält.
Eine Monarchie ohne Adel wäre ein
Mensch ohne Hände. nen
nicht
Kopf und Füfse kön
zusammenkommen,
Hände reichen an beyde.
aber
die
Wo kein Adel
ist, da ist kein Monarch; die Türkey hat einen Despoten. Der Adel mildert den Glanz der Königswiirile durch den seinigen; er gewöhnt das Volk an Sternenlicht, auf dafs ihm das Son-
J v
.
u i
nenlicht minder die Augen blende.
Der
Adel steht um den Thron und verherrlicht den Thron.
Ist er allzu sahireich, so ver
sinkt er in Armuth, und es entsteht ein Mite verhalt nifs zwischen Ehre und Wohl stand.
Auch leidet des Fürsten Ansehn,
und die Gerechtigkeit ist in Gefahr.
Drum
ist es gut für beyde, dafs die Macht des Adels nicht ihre Grenzen übersteige.
Ein
Zaum dem Pöbel, eine Brustwehr dem Mo narchen, ein Fürsprecher dem Volke, das ist des Adels edle Bestimmung.
Nehmt ihm
seine Vorrechte, und ihr habt einen Volks staat, oder ihr huldigt einem Despoten. Die Ehre ist die Triebfeder der Monar chien, aber ich sehe nicht durch Montes quieu» Brille in der Ehre nur das Vorurtheil jedes Standes, und Person.
jeder einzelnen
Die Ehre kann nicht den
Platz
der Tugend einnehmen, denn sie ist selbst die Tugend. Die Ehre ist das Gesetz des Adels, sie gebietet ilun Treua mid Gehorsam gegen
seinen Fürsten. Kriegsdienst ziemt dem Adel vor Allem, weil grofse rasche Tliaten im Felde gebohren werden, und oft das Glück, oft auch das Unglück ihn in den Tempel des Ruhmes führen.
Man weifs, wie un
gern Friedrich der Zweyte, nachdem der siebenjährige Krieg den Adel verschlungen hatte, die Officicrsstellen mit Bürgerlichen besezte.
Der englische Adel begrub sich
mit Karl dem Ersten unter den Trümmern seines Thrones. das Wort Freyheit
Als Philipp der Zweyte in die Ohren der Fran
zosen tönen Üel's, war es der Adel, der sei ne Krone echüzte; der Adel, der es für eh renvoll hielt einem König zu gehorchen, aber für schändlich die Volksmacht zu theilen.
Welche Opfer in unsern Tagen der
französische Allel dein Monarchen bringt, steht mit seinem edlen Blute geschrieben am Altar der üöltinn Ehr». — Als vormals das Haus Ostreich den ungarischen Adel zu unterdrücken strebte, ahndete es nicht, was dieser Adel ihm einst seyn würde. Es suchte
GoM wo keines war; es fand Manner! Man t heilte seine Staaten, seine Macht sank in Trümmern; siehe da verzieh der edle Un gar seinem Beleidiger, stand auf und focht für ihn, und starb für Um! — Es ist P/licht der Gesetze in einer Mo narchie, den Adel zu schützen, ihn erblich zu machen.
Er darf seine Vorrechte nicht
thcilen mit dem Volke.
Eine Solche Thei-
lung würde dem Adel seine Starke
nehmen,
und dem Volke keine Stärke gehen.
Er
soll auch nicht seyn die Scheidewand zwi schen
Fürsteumacht
und
Voltsschwäche,
sondern das Band zwischen bey den.
Fürst
und Volk hassen zuweilen den Adel, jener den Sianä
und dieses die Personen,
den Stand ausmachen.
welche
Der Fürst mag den
Stand nicht dulden, der sein Ansehn ein schränkt, und das Volk vergifst, was Baco, Machiavell und Montesquieu ihm laut und scharfsinnig vorgepredigt haben: dafs der Adel die Crenze bewache, zwischen Monarclüe und Dcspolie.
Schlosser meynt, die Geburt müsse nur Ansprüche geben, da, wo vom Glanz der Höfe die Rede ist, und da sey die Erhal tung des Adels allerdings wichtig; nicht aber bey Staats - und Kriegsdiensten.
Er belegt
diefs mit Stellen ans dem Scipione Annnirato, den er dem Machiavell an die Seite sezt, und dessen ganze Declamation gegen den Adel in einem dicken und derben witzi gen Einfall besteht.
Er sagt nehnilich: der
Adel werde an den Höfen unterhalten, so wie man Zwerge und Hofnarren, Löwen und Tyger füttere.
Ein alter Edelmann sey ein
seltenes Thier, und deshalb müsse ihn ein prachtliebender Fürst an seinem Hofe dul den.
So dachte wohl Kaiser Anglist nicht,
als er den Flovtalus ermunterte sich zu verheyrathen, damit sein edler Stamm nicht aussterben mögte.
Nein, er dachte gewifs
nicht: der Stamm des Hortalus ist ein Stamm von seltenen Thieren, den man füttern muls; aber er sah in ihm den edlen Enkel des Redners Hortensius.
Selbst Tiberius und
Nero unterstüzten den armen Adel, und ga ben niclit zu, dafs ein edler Nähme durch Armuth erlösche.
Beweise dessen sind die
Nahmen Valerius Messala, Aurelius Cotta, und Haterius Antoninus. Scipione Ammirato,
der
Nebenbuhler
JWachiavells, bemerkt femer: je geringer und niedriger ein Volk sey, desto ruhiger und sorgloser könne der Fürst es beherrschen; und beweist diesen sonderbaren Satz mil einem noch sonderbarerm Beyspiele, nehmlich mit der Politik der türkischen Kaiser, die in den Ländern, welche sie eroberten, immer den Adel vertilgten.
Nun weifs Je
dermann, wenn er auch nur die Hamburgi schen Zeitungen liest, wie ruhig und sorg los der türkische Kaiser herrscht; wie heute der Hunger und morgen eine Feuersbrunst ihn auf seinem Throne zittern lassen; wie heute der Pöbel das Serail stürmt, und mor gen die Janitscharen ihn erdrosseln. Bald darauf hängt unser Scipio den Man tel auf die andere Achsel, nennt die Fürsten
•SS Götter, und den Adel Engel und Erzengel; vergleicht die Bürger mit Kirschen und Obst bäumen, und den Adel mit Oedern u n d P a l men, und zieht daraus endlich den Sclduls: ein Fürst müsse den alten Adel unterstützen, weil mit dem Untergang desselben, auch ein Theil seines eigenen Glanzes verlobten ge he, — Seines Glanzes nur ? nein, auch sei ner Stärke!
setze ich hinzu.
Der Fürst ist
der Vater der Familie, die Edlen sind seine Kinder, die er immer um sich hat, deren Interesse das Seinige ist, deren Augen für ihn wachen, wenn er von Sorgen müde zu weilen entscldummert.
Der Despot ist ein
Hagestolz, der nur Knechte, aber keine Kin der hat. Dafs das Königreich Polen trotz seines zahlreichen Adels ohnmächtig war, beweist hier nichts für das GegentheÜ.
Die Ursa
chen jener Ohnmacht lagen in Dingen, de ren Erörterung bieher nicht gehört, und mich zu tief in das Labyrinth der politischen Ver hältnisse von Europa verwickeln würde.
In Aristocraticii ist ein ewiges Haschen miil Jagen, Drängen und Treiben.
Es wird
dem Adel leicht das Volk zu unterdrücken, aber schwer sein eigenes Gleichgewicht zu zerstören.
List, Gewalt und Rauke heben
Familien über Familien empor. herrscht,
Die Eine
die Andere sucht zu herrschen.
Nur zwey Wünsche beleben die Brust des aristocratischen Edlen: den Mächtigem zu stürzen, oder mit ihm zu steigen.
Gern
thut er das leztere ; lieber noch tritt er ihm auf den Nacken, ein einst wieder getreten zu werden.
Der Staat bleibt seinem Fami-
lieiünteresse untergeordnet.
Er sinnt am
Tage, er brütet bey Nacht über dem Em porkommen seines Geschlechts; er verhan delt seine Töchter aus Politik und knüpft durch sie grofse Häuser an das SeinigeJ er bestimmt seinen Söhnen Ämter in der "Wie ge, und seine Vettern sind in alle Departe ments venheilt; er halst nie allein, die gan ze Familie mufs mit hassen, und die klei nen Kinder müssen den Hals aus der Brust
der Amme saugen; er betrügt das Volk um seine- Liebe durch höfliche FreundUchkeii •ruf der Strebe; um seine Ehrfurcht durch Frömmigkeit in der Kirche; und um seine Achtung durch Geldaustheilen unter die Ar men au gewissen Tagen des Jahres; er be rauscht zuweilen die Sinne des Volks durch Gastmahle und Schauspiele.
Sein ganzes
Lehen ist das Kämpfen eines Schifies gegen Wind und Wellen, und das Scluff gelangt nie in den Hafen, wenn es keinen Medicis zum Steuermann hat. Das Volk ist zuweilen glücklich, weil die Grofsen nicht Zeit haben, an das Volk zu denken: das arme Scbaaf
entschlüpft,
indessen die Wolfe um seinen Besitz käm pfen.
Soll ein solcher Staat glücklich seyn,
so mufs der Adel, wie zu Bern, grofse Tu genden besitzen.
Aber grofse
Tugenden
schmücken nicht alle Jahrhunderte, leuchten nur kurze Zeit;
und
denn sie sind
stark gespannte Federn, welche bald er schlaffen.
Arinutii und Reichthum des Adels sind in Aristocratien gleich verderblich.
Man
zwinge den Adel seine Schulden zu bezah len, so wird er tucht arm werden.
Man
schalle weise Gesetze, auf dals er nicht zu reich werde.
Doch keine Confiscationen!
keine Leges agrariae'. keine Vernichtung der Schulden 1 Alles das wird die Quelle unend licher Lbel-
Es herrsche nicht, wie zu Ve
nedig, das Recht der Erstgeburt.
Immer
Tl Willi Hg. um immer Gleichheit zu bewürken.
Man dulde
keine
Fideicommissen,
kein Nidierrechr, kein Majorat, keine Adop tion.
Weg mit allen Mitteln, die nur er
funden wurden, den Adel in der Monarchie zu unterstützen, und deren Frucht in der Aristocratie Tyranney seyn würde! Die Familien müssen über Einigkeit un ter sich wachen.
Rasch und gerecht ent
scheide der Richter Streitigkeiten zwischen Edelmann und Edelmann, und verhüte, dafs nicht aus dem Zwist der Einzelnen Fami lienzwist entspringe.
25j) Kein Gesetz begünstige die kl ein Ii die Eitelkeit, als sey dieses Geschlecht älter und edler als jenes. heiten
üb er lasse
Solche winzige Albern
man
einzelnen Thoren.
Wünscht mit alle dem euch Glück, wenn euer Staat so gut als böse, zwischen Schlaf und Wachen, zwischen Tod und Leben vegetirt; denn die unnatürlichste Regierungsform auf Erden ist die Aristocratische; so wie hingegen die Natur den ersten Vater im Kn ise seiner Finiilie zum Monarchen krönte. Die Democratie bedarf keines Adels, sie hat nur Bürger.
Sie lohnt nicht mit Wap
pen, sondern mit ßürgerkronen. stofst den Ehrgeiz landsliebe,
Sie ver-
und sucht nur
Vater
Jener schickt sich in die Zeit
und leyht von dieser eine Larve.
In Repu
bliken und in despotischen Staaten sind die Menschen einander Alle gleich.
In Republi
ken, weil Alle Alles sind; in despotischen Staaten, weil Alle nichts sind.
34 o S E C H S Z E H N T E S
K A P I T E L .
Trimme einiger Weltweiten. Mißgeburten einiger WUzlinge.
i'bio. Plato
Beschluß.
in seiner Republik bediente sich ei
ner Fiction, den Adel dem Volke ehrwür dig zu machen.
Die Natur, sprach er, schuf
die Menschen aus Gold, Silber, Erz und Eisen.
Nur die goldenen
gehöhten zu herrschen. dener eisernen
Menschen sind Da aber ein gol
Mensch auch wohl der Vater eines Menschen werden kann; so sollen
die Kinder gleich nach ihrer Gehurt alle untereinander geworfen, und erst bey Entwickelung ihres Gharactcis die besseren von den schlechteren geschieden werden. Mich dünkt, er habe durch diese Lüge nichts gewonnen. guten
Wenn Menschen einen
Menschen wählen,
so wissen sie
sich oft eben so wenig Rechenschaft davon zu geben, als wenn sie einen guten Men-
sehen zeugen.
Waldreiche sind von jeher
um nichis^esser regiert worden, als Reiche wo das Erbrecht galt. Wteland
v
leyht in seinem goldenen Stritt-
gel dem Adel von Scheschian das Recht; wenn ein edles Geschlecht erlosch, aus der zweyten oder dritten Volksklasse den Wür digsten zu wählen, um die Lücke auszufül len.
Der König konnte nicht adeln, wold
aber einen erloschenen Stamm aus dem ho heu Adel, durch einen noch blühenden aus dem rüedern ersetzen. , Schwer war
der
Übergang aus einer Volksklasse in die an dere', am schwersten aus der lezten. mischung aller Klassen
durch
Ver
Heyrathen
ward nicht geduldet. Ob es gut sey, dem Könige das Recht zu nehmen, den Stand der Ehre zu schaf fen? oh der wählende Adel mehr oder min der der Gefahr unterworfen sey, in den Ver diensten des Gewählten
sich zu irren? Die
se Fragen beleuchtet er nicht.
Mich dünkt,
seine Dichtung zur Wirklichkeit erhoben.
Q
werde nichts bessern,
vielleicht manches
verschlimmern. Hobbes taxirt in seinem Leviathan den "Werth des Menschen wie ein Pferd, das man auf dem Markte kauft.
Er meynt,
man müsse die Macht und Betriebsamkeit eines Jeden zu Gehl anschlagen.
So viel
alsdann ein Jeder zuzahlen mogte, um die Macht des Andern zu besitzen, so viel ist der andere mehr werth.
Das nenne ich
drollige Dinge mit der emsthaftesten Mine vorbringen.
Freylieb heruht der Werth des
Menschen nur auf der Meynung Anderer; aber eben diese wird geleitet durch ewige Grundgesetze der Natur. Eine solche Handlitng kann unter solchen
Umstünden
ein solches Urtheil bewürken.
nur
Die morali
sche Welt gehorcht den Gesetzen der Nothwendigkeit wie die physische ; wir glauben was wir glauben müssen: aberllobbes Träumerey ward uns — Dank sey es dem Him mel ! — nicht als Glaubensartikel vorge schrieben.
Denn belse der Werth des Meu-
sehen, seine Liebe und Freundschaft, seine Ehre und Tugend, sich zu Gelde anschla gen; so wäre die Welt nicht eine taube Nufs werth. Dalberg wünscht den moralischen Werth T. durch Zahlen auszudrücken, so wie er eine geometri.sehe Progression für
die Leiden
schaften annimmt, und endlich die Zeit für den Maasstab moralischen
W e r dies
hält,
ich erlaube mir nicht, dem scharfsinnigen Denker weiter zu folgen; aber ich konnte mir das Vergnügen nicht versagen,
den
Nahmen eines Weisen anzuführen, der aus einem der edelsten teutschen Geschlechter entsprossen ist. JVielatid
spricht im teutschen Merkur w
Über den Adel als schöner Geist, und Weltmann.
Philosoph
Als schöner Geist belä
chelt er die Albernheit, dafs die bürgerli chen Erdensöhne ungebohren
seyn sollen;
bezweifelt die strenge Keuschheit aller un serer Mütter, Grofsmütter und Eliermütter; erinnert, dafs ein Edelmann in nichts besser
4JU gehöhten sey, als Meister Knieriemen; dafs er seiner Mutter nicht aus dem Ohre krie che wie Gargantua,
auch weder Confect
noch Creme u la lieur d'Orange in seine Windeln mache wie Prinz Biribinker u. s. w. Als Philosoph greift er das sogenannte Vorurtheil der Geburt mit Waffen a n , welche ihm Geschichte und W eltweisheit liehen; zwar findet man da nicht viel neu gesagtes, aber viel schön gesagtes, und in der Kunst zu überzeugen, ist, wie man weite, der erste Dichter unsers Vaterlandes
Meister;
als
Weltmann endlich, und als Menschenken ner räumt er ein, es gebe kein einziges Vorurtheü, das sich nicht auf einen Schein von Erfahrung
und Wahrheit stutze, und
mit mehr oder weniger feinen laden in die innigsten Gefüllte der Menschheit verwebt sey.
"Manche derselben, fährt er fori, sind
"der Moralität beförderlich, und daher, m "so fern sie sich am Ende in schöne Em pfindungen und Gesinnungen auflösen las"sen, berechtig!, von der Vernunft selbst in
"ihren Schutz genommen zu werden."
Er
gesteht, dafs ein edler Stolz auf berühmte Ahnen, und ein höheres Interesse für den würdigen Erben eines
grofsen
Nahniens,
Gefühle sind, welche tief in der menschli chen Natur wurzelten, und bleiben werden, so lange Menschen Menschen sind.
"Desto
"schlimmer," sezt er hinzu, "desto sei Jim"mer für die Nation, aus deren Herzen eine "übermüthige und dieses Nahmens unvrnr"dige Philosophie so schöne Gefühle, so "wohhhätige Vorurtheile (wenn man sie ja "durch diesen Nahmen degradiren will) mit "der Wurzel ausreuten konnte.'" Die Mutter des politischen Fanatismus, die französische Freyheit, bat auch einem heftig declamirenden, und folglich nichts sagenden Werke gegen den Adel das Daseyn gegeben-
Herr Dulaure schrieb einep«l*t
Histoire de 3a noblesse, worinn er Hallers berühmte Zeile: Kein Übel auf der Welt das nicht ein Pfaffe that!
Lügen straft, denn ihm zufolgft ist kein Übel auf der Welt, das nicht ein Edelmann that. Mit ein wenig Witz und ein wenig Declamation kann man ja wohl beweisen, dafs die drey Könige aus dem Morgcnlande an Mifswachs
und Hagelwetter
Schuld sind.
Die RÜubereyen des Adels im Mittelalter liefern dem erhizten Democraten manches Gift für seine Feder; er begeifert die edel sten Geschlechter, besudelt die berühmte sten Nahmen, und stöfst er hin und wieder auf einen biedern Edelmann, dessen Tha ten er nicht wegzuleugnen vermag, so schleu dert er ihn aus dem W e g e : fori du Ausnahme
von
der Regel!
mit
dir!
Besonders
läfst er den Beweis sich angelegen seyn, dafs die adelichen Höflinge
die Könige zu
nllem Unfug verleitet, und Urheber jedes Unheils gewesen.
Als ob es nicht überall
dergleichen Höfhtigc gäbe, man wähle sie aus dem Adel oder nus dem Pöbel.
Die
Hofluft ist ansteckend, und vor anstecken den Krankheiten ist der Edelmann eben so
wenig sicher, als d e r Sklave, d e n irgend ein Sultan /um Verier erhob. , Es ist überhaupt lächerlich, und beweist, dafs die Herren keine gute Sache vertheidigen, wenn sie gleich büter werden, über treiben, mit grellen Farben mahlen, Beschul digungen
bey
den Haaren
her bey ziehen,
schimpfen, ekelhafte Gleichnisse ausspeyen u. s. w.
So ist zum Beyspiel der Verfasser
der grönländischen
Prozesse ein ungeschlif
fener elender Witzhng.
Er vergleicht den
nlten Adel mit altem Käse, die Ahnen mit Maden.
Er mcynl, die Nachkommen strahl
ten das Bild der Vorfahren wieder, wie die Mistpfütze das Bild der Sonne.
Der Ver
fasser des zwey und vierzig jährigen
Ajj'en
sprudelt noch ekelhafter. Ein anderer Klopf fechter im deutschen Museum erlaubt sich folgenden Ausfall:
" d e r Schornsteinfeger,
"der Holzhacker, der Nachtwächter,
der
"Bettler sogar braucht Genie; aber was in "aller Welt braucht der Edelmann, wenn " e r einmal aus einer Mutter von gutem
'Geschlechte gokrochen ist?
Ist es wohl
"der Mühe Werth, dergleichen ungesittetes "Gewüsche zu widerlegen?
Doch schon genug! vielleicht schon zu viel! ich lege die Feder nieder, und nehme Abschied von diesem Werke mit der fro hen Überzeugung; ich habe mein Talent nicht der Schiueicheley geliehen; ich habe über Mifsbrüuche und Unarten gesprochen wie ein Bürge/;
über Ehre und iichten Ah
nenstolz wie ein Edelmann;
ich habe die
Tugend in jedem Stande in ihre adelichen Hechte eiugesezt, das Laster überall aus dem Kreise der Edlen verwiesen.
Mag ich
immerhin nur manches Alte neu gekleidet, manches Wichtige unkundig übergangen, in manchen Sätzen mich geirrt haben; mein Herz irrt sieh nicht, wenn es mir das Zeugnifs ertheilt:
dein Wunsch war
dein Zweck Belehrung;
Besserung,
du schriebst im
Solde der Ehre und Tugend; du lüeltest
dem übermiiihigen Adel einen Spiegel vor; und dem Volke, das berauscht durch den glühenden Becher der Aßerfreyhcit,
nur
Glück und Heil in schimärischer Gleichheit aller Stände zu finden wähnte, versuchtest du die Binde von den Augen zu reissen. Der Schrillst oller, der seine beste Kraft und Zeit verwendet, eine gemeinnützige Wahr heit auszubreiten, hat d;is Pathengcschenk der Natur edel benuzt.
Der Mann, der
muthig und voll guten Willens herbeyeilt, wenn er sieht, dafs Trunkene und Basende ein altes ehrwürdiges Gebäude umzustürzen drohen, hat Dank verdient, wenn er auch nur den Fall eines einzigen Steines ver hütete.
Noch ein JYort für
Gelehrte.
S e i t acht Jahren sammle und arbeite ich an einem Werke Uder Ehre Ruhm
und Nachruhm
Jahrhunderte.
und
Schande,
aller f'ölkcr
aller
Alles was ich lese, lese ich
mit Beziehung auf diese Idee.
Der Gedan
ke, ein solches W e r k zu schreiben, ist ein Verdienst; aber die Ausführung übersteigt vielleicht meine Kralle.
Dieses Buch ist
ein Bruchstück jenes giöfseren Werkes. Ich erwarte Aufmunterung für das Ganze, wenn ich sie verdiene;
ich erwarte aber auch
strengen, doch bescheidenen Tadel.
Man
nehme dabey billige Bücksicht auf meine Lage.
Ich wohne an einem Orte, wo keine
öffentliche Bibliothek mich unterstüzt, wo überhaupt wenige Menschen Bücher besilzen, wo ich alle meine Hülfsquellen kaufen mufs. Ich kann Niemand um Rath fragen, von
.Niemand Belehrung hoffen, und ein weitläuftjger Briefwechsel nach Teutschland ist mit tausend Schwierigkeiten verknüpft. ter diesen
Un
Umstänlen habe ich geleistet,
was ich zu leisten vermogte.
Die meisten
der in diesem Buche benuzten Schriften be sitze ich seihst; von manchen habe ich auf Treu und Glauben anderer geborgt.
Ich
bin kein Liebhaber von Citationen und Allegaten, sie verunstalten das Buch und hin dern am Lesen; sie schrecken durch ihr gelehrtes Ansehn den Weltmann ab. Ich habe datier nur auf dem Rande den Nahmen meines Gewährsmannes angezeigt. Oft habe ich auch das unterlassen müssen, weil ich oft blos aus dem Gedachtnisse me tierschrieb.
Der Gelehrte wird sich immer
leicht finden; dem Ungelehrten liegt nichts an einem trockenen Nahmenregister.
Mein
W e r k ist unvollkommen, davon kann Nie mand inniger überzeugt seyn als ich selbst. Ich werde fortfahren zu lesen und zu ler nen ; ich werde jeden gründlichen Tadel
mit Freuden benutzen;
und wenn dieses
kleine Bueh die Ehre einer zweyten Auflage erleben sollte, so wird man finden, dafs ich W o r t geholten.
Berlin.
[
N
JiiiJolimij.
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II A
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T .
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Sein 7
Erstes Kapitel. Ski.se ein« Geldlich» d « . Ad eil. Eskimo, und Grönländer. ^ TunguMn. Die fflwiliillMI JLT Südsee • In »ein. Negern von IsiioJ. Negern
Die Lj'bijcben WtjMtV
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,j 17 ibid. ibid
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ibid. 30
•
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ibid. ibid.
-
Die Beduinen. * ' i • HAMHK KncbkomineD. Die Turkrn.nnen und Karden. • Die Kirgisen. Karakilpsefcen, Chirciner. Mingrelier. Ciruiiier, Georgier. . Die Deuten. Die Clmyken. • Die (.jiuristljcii EyUnde. • Die MexiuiHT. ' • • Peru, Florida, und dl* Nsicbei. • Japan. . . . . Reich des großen Moguls. " Die Mekjen. China. -. Siam und Tunkin. Die Hindus. Abj»inien. Die Griechen. " • Di» Römer. - ^ H t «* " .
ji ibid. 5 ibid. a
i( ibidibid. ibid. S a
itud. ig ibid. a
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5» 3> 5» ibid. If
Sliren und Celira. Dia Polen. -
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MJ«...n„-n.
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Ii • Moldau und V, eil • i . Pogl.LU. . . ]>.• Hu«en. Ur-prurg Ar* Aehb im Noidnn. Di« (ritom-^l.™ Ter.tn. , 1I..I •• I • I und die Hebriden , Dia I.)•.'•• ttiprung dei> Wou-e . Äliciiet Adel lei i l)f.vn Retble. • .
. .
4, Ibid. tft .
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49* iL.d :.i
. . .
ib.-l S4 ü
Steifen und MM der K.,n: l. M«bt und du Ad«. 6
hent der Edlen «7 Äußerliche Keon.eachen Jrt Adel«. . 60 I).« Lehr» Vierden eibücb. . . • fctrifall* der SMWMM U. t. w. EulUrbung der fe tten S i.lui.vr . . . iL-, R.ubereyeo - . ifaüL I .. : . . ,. MI U e * bi Heerldulde. « Bob« und niederer Adel, . ,b,d. riuiLiiuren. 6g Frejei und .1" Adel. 70 DM VI... BtaM und L. .,..•„ . : S Uelsen rUduog. 74 Ursprung def Rillellchail 76 Turniere. • t* gf über dai Poinl I 80 I >itni|inMhift durch die Kreuiuge (Müden, • SJ EutMi-fcung der .Siedle, . 84 Der Ijod- und .SudltdeL . 8T Die Uucrorw der Rechte 89 I . und I dei I c. 1 - • ur. . Der iVan.üitctie Adel -jdb 9" Denen • • • Rechte. • . Und TnbooaJ du PoUl d uonn-ur. • . 98 7
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BIN „, „.he Adel. »aap „litaniarh* Adel kitb. rfiarjM AdaL •ngii irfae AdaL ukia IN^tli« AdaL d.O. •eh* AdeL ich" ed.tcbe Adal. n
Zweytes Kapitel. VattCgi und Gabre.ben' dai Seele pQajjit •aia J j .In K . I • Drittes Kapitel. Von -I. I Ehrfurcht tat altam AdaL »bat den *cb;e.. Atowafcjfc 00
Viertes Kapitel. Von altaa GetcMecbien. Der icfaie AdeL
Fünftes Kapitel. '
Sechstes Kapitel. Von dei Adel« Pflichten.
Siebentes Kapitel. id bewein man i , AJ.lT r die Milsbün,lmjie Jer Fun el
Neuntes Kapitel Darf .in Edelmann Handlung weiten?
Zehntes Kapitel. Wie der Adel verlohren geht?
Eilites Kapitel. Von der TiieUocbt.
Zwölftes Kapitel. Der Landedelmann.
Dreyzehntes Kapitel. Der Edelmann als Hüning.
Vierzehntes Kapitel. Der Edelmann als Domherr, Domkapiiniar, !e Ordenarittar u. i. «,
Fünfzehntes Kapitel. Oer Adel im Staate.
Sechszehntes Kapitel. Mißgeburten einiger Witibnge. BjuMnft -
Verne) leruns
•