DIE VENUSNARBE Im Schlafsaal herrschte infernalische Hitze. Die Papierstreifen vor dem Gitter der Klimaanlage bewegten sich nicht. Die Quecksilbers�ule in dem an der Wand befestigten Thermometer stand auf zweiundvierzig Grad. Die Fensterscheibe war beschlagen; der Schein der untergehenden Sonne drang schwach ins Zimmer und k�mpfte gegen das blasse Licht der Lampe an. Die T�r ging auf, und Guzm�n trat ein. Er war gro�, kr�ftig, hatte auf der Brust graue, lockige Haare, daf�r um so weniger auf dem Kopf, und sein Gesicht war braun und hart, wie bei allen Veteranen der Weltraumstreitkr�fte. Er trug eine blaue Uniformhose und ein zugekn�pftes graues Hemd, das ihm am schwei�nassen K�rper klebte. Die beiden M�nner, die auf ihren Betten sa�en, sahen ihn bewundernd an; man merkte den Respekt, den sie vor seiner Reife und Erfahrung hatten. Sie waren aber zweifellos beunruhigt. Beide waren jung und hatten nur Unterhosen an. Die Sonne hatte Luppis Haut zugesetzt; Stirn und Wangen sch�lten sich. Chaves war bla�, wie alle Neuank�mmlinge. Auf seiner Nase klebte eine Brille mit breiter Schildpattfassung. Auf der Raumstation galt er als Intellektueller, obwohl er, genau wie seine beiden Zimmergenossen, nur eine Kontrollfunktion im Lebensmitteldepot aus�bte. "Was haben Ihnen die Burschen von der Reparaturabteilung gesagt, Guzm�n?" fragte Luppi. "Sie nehmen an, da� die Klimaanlage in zwei bis drei Stunden wieder funktionieren wird. Sie haben einen Trupp zur englischen Basis geschickt, um von dort ein Ersatzteil zu holen. Wir m�ssen Geduld haben." "Geduld!" knurrte Luppi, dessen Gesicht einen Augenblick lang noch r�ter zu werden schien. "Bevor die mit der Reparatur fertig sind, sind wir alle ger�stet." "Sie haben gesagt, da� man die Hitze zwei Tage lang aushalten kann, nicht wahr, Guzm�n?" unterbrach ihn Chaves. "Stimmt, zwei Tage", best�tigte der Veteran. "Es kommt ja nicht zum ersten Mal vor." "Ein Grund mehr, ein eigenes Ersatzteillager anzulegen." Luppi lie� nicht locker. "So etwas kann nur auf unserer Basis passieren. Alle anderen, sogar die Galizier, haben Ersatzteile mit. Aber in Buenos Aires scheint es einen supergescheiten Beamten zu geben, der den Mars f�r Mar del Plata h�lt und findet, wir k�nnen ja auf den Ramblas Luft sch�pfen, wenn uns zu hei� ist. Diese Idioten stecken das Geld ein und ..." "Halt den Mund, ja?" unterbrach ihn Chaves. "Wenn du so weitermachst, erreichst du nur, da� du noch schneller durchgebraten bist. Nimm dir ein Beispiel an Guzm�n. Er wei�, da� man bereit sein mu�, etliches in Kauf zu nehmen, wenn man die Erde verl��t. Daf�r bezahlen sie uns auch gut." Er nahm die Brille ab, hielt sie gegen das Licht, sah, da� die Schwei�tropfen, die ihm �ber die Stirn liefen, die Gl�ser verklebt hatten, und legte sie auf das Nachtk�stchen. Seine kleinen grauen Augen wirkten pl�tzlich noch kleiner. "Sagen Sie, Guzm�n, ist Ihnen nicht hei�? Warum ziehen Sie nicht das Hemd aus?" Guzm�n zuckte die Achseln, setzte sich an den Tisch und griff nach einer Zeitung. Luppi stand auf und begann im Zimmer auf und ab zu gehen, wobei er jedesmal, wenn er an dem Thermometer vorbeikam, stehenblieb und einen Blick darauf warf. Die S�ule war um vier Zehntel gestiegen. "Nat�rlich mu�te das in unserer Freizeit passieren", murrte er. "Bei dieser Hitze k�nnen wir nicht schlafen, und morgen sind wir total erledigt." Ohne von der Zeitung aufzublicken, �ffnete Guzm�n den Kragenknopf. "Warum ziehen Sie nicht das Hemd aus?" fragte Chaves noch einmal. "Ich bin daran gew�hnt", meinte Guzm�n kurz. Chaves legte sich auf das Bett. "Ich versuche zu schlafen", verk�ndete er. Aber nachdem er sich ein paarmal herumgew�lzt hatte, stand er auf und trat ans Fenster. Er wischte mit der Hand den Wasserdampf von der Scheibe und versuchte
hinauszusehen. "Es ist schon finster. Man sieht �berhaupt nichts. Ob der Trupp von den Engl�ndern schon zur�ck ist?" "Wenn er �berhaupt wiederkommt", meinte Luppi. "Die sind ja nicht bl�d. Diese Hurens�hne sitzen in der k�hlen Bar und schl�rfen einen Whisky." Guzm�n legte die Zeitung auf den Tisch und sah sie w�tend an. "W�rdet ihr vielleicht den Mund halten!" br�llte er. "Ihr seid schlimmer als die Hitze. Wenn euch der Mars nicht zusagt, la�t euch doch nach Hause schicken. Niemand h�lt euch hier fest." "H�ren Sie mal, Sie haben nicht ..." "Ich habe ihnen gesagt, Sie sollen das Maul halten!" schrie ihn Guzm�n an, stand br�sk auf und warf dabei den Stuhl um. Er hatte die F�uste geballt, die Adern auf seiner Stirn traten hervor. Luppi starrte ihn mit offenem Mund an, ohne zu begreifen, was los war. Der Veteran schien im Begriff zu sein, sich auf ihn zu st�rzen. Chaves stellte sich zwischen die beiden M�nner. "Beruhigen Sie sich, Guzm�n", sagte er. "Niemand wollte Sie beleidigen ..." Guzm�n �ffnete den Mund, um zu antworten, schlo� ihn aber wieder, ohne etwas zu sagen, sch�ttelte den Kopf und stellte den Stuhl wieder auf. "Entschuldigen Sie, Luppi", murmelte er schlie�lich, ohne seinen Gef�hrten anzusehen. "Auch mir macht die Hitze zu schaffen." Die Quecksilbers�ule stand jetzt auf vierundvierzig Grad, und es war nicht zu �bersehen, da� die beiden Jungen Angst hatten. Aber keiner wagte, Guzm�n weitere Fragen zu stellen. Sein Ausbruch hatte sie aus der Fassung gebracht. Der Veteran sa� am Tisch, hatte die Zeitung auf die Knie sinken lassen und blickte ins Leere. Sein Hemd und seine Hose waren nur noch nasse Lappen und klebten an der Haut. Schlie�lich murmelte Luppi: "Glauben ... glauben Sie nicht, da� wir uns erkundigen sollten ...?" Guzm�n sah ihn an, und seine Lippen verzogen sich zu einem wohlwollenden, beinahe am�sierten L�cheln. "Machen Sie sich keine Sorgen. Sie wird bei f�nfundvierzig stehenbleiben. Hei�er kann es infolge der thermischen Isolierung der Station nicht werden; nat�rlich reicht es, damit wir uns sehr unbehaglich f�hlen. Sie k�nnen sich aber beruhigen wenn wir in Gefahr w�ren, w�rden sie uns evakuieren." Er begann, langsam sein Hemd aufzukn�pfen. "Sie haben �brigens recht, ich werde mich auch ausziehen." Der Ton des Veteranen f�hrte zu einer merklichen Entspannung; die beiden Jungen l�chelten. Das L�cheln verging ihnen aber, als sie entdeckten, warum Guzm�n das Hemd anbehalten hatte. Eine schreckliche Narbe verlief quer �ber seinen Bauch, von einer H�fte zur anderen. Der Schnitt war halbmondf�rmig, die W�lbung zeigte nach unten. Nach den ausgefransten Wundr�ndern und der Tiefe der Narbe zu schlie�en, mu�te die Verletzung f�rchterlich gewesen sein. Guzm�n f�hlte sich verpflichtet, seinen best�rzten Gef�hrten, die kein Wort herausbrachten, �ber den peinlichen Augenblick hinwegzuhelfen. "Sch�nes Andenken, was?" "War es ein Unfall?" fragte Chaves. "Nein", antwortete Guzm�n, ohne seine gute Laune zu verlieren. "Es war ein Liebesabenteuer." "Ach, ich verstehe", meinte Luppi. "Ich habe einmal in Banfield eine verheiratete Frau gekannt. Und der Ehemann ..." "Nein", wiederholte Guzm�n. "Es war kein Ehemann. Und auch keine Frau. Ich will damit sagen, da� die Heldin des Abenteuers keine Frau in unserem Sinn gewesen ist. Die Narbe verdanke ich einer Venusierin." "Aber das ist doch verboten. Es gibt einen Erla� der Raumfahrtbeh�rde ..." "Als diese Geschichte passierte, gab es noch keine diesbez�glichen Gesetze", erkl�rte Guzm�n. "Es war die Pionierepoche, in der alles erlaubt war. Ich kann mich sogar r�hmen, da� mein Fall die Beh�rde veranla�t hat, das ber�hmte Gesetz zu erlassen." "Und die Venusierinnen?" fragte Luppi. "Also, ich habe Fotos von ihnen gesehen,
und ich mu� sagen ..." "Es ist ein gro�er Unterschied, ob man sie auf Fotos oder in Wirklichkeit sieht", stellte Guzm�n fest. "Sollten Sie einmal auf die Venus kommen, werden Sie sich an meine Worte erinnern." Die beiden Jungen setzten sich auf ihre St�hle, ohne den Blick von der Narbe zu wenden, als w�ren sie von ihr hypnotisiert. "K�nnten wir erfahren ... wie Sie dazu gekommen sind?" fragte Chaves schlie�lich. "Ich habe die Geschichte bis jetzt nur vor der Raumfahrtbeh�rde erz�hlt", erkl�rte der Veteran. "Aber es ist seither soviel Zeit vergangen, da� sie mich wahrscheinlich nicht mehr ber�hrt. Sicherlich nicht. Ich glaube sogar, da� sie uns die Zeit vertreiben wird, denn bei dieser Hitze k�nnen wir ohnehin nicht schlafen." "Damals war ich f�nfundzwanzig Jahre alt. Zwei Jahre zuvor war ich in die Weltraumstreitkr�fte eingetreten und befand mich auf meiner ersten extraterranischen Mission. Ich sollte das Verpflegungsdepot einer Basis auf der Venus leiten. Kommandant der Basis war ein Franzose, d'Estaigne, und das �brige Personal bestand aus drei Engl�ndern, einem Russen, einem Holl�nder und einem japanischen Arzt. Ich geh�rte als einziger einem zivilen Hilfsdienst an, und deshalb sonderten sie sich buchst�blich von mir ab. Sie sprachen st�ndig �ber ihre Forschungsprogramme und richteten nur dann das Wort an mich, wenn sie Verpflegung brauchten. Und auch in diesem Fall beschr�nkten sie sich auf das unbedingt Notwendige. Vielleicht empfanden sie schlie�lich doch Gewissensbisse, oder vielleicht merkten sie gar nicht, was f�r eine folgenschwere Entscheidung sie trafen - jedenfalls gestatteten sie mir, eine Eingeborene als Hilfskraft zu besch�ftigen. Und damit begannen die Probleme. Ich taufte sie Yuy�, denn der einzige Ton, den sie von sich gab, w�hrend sie von einem Ende des Depots zum anderen ging, war ein zischendes YUIYUI. Die anderen Mitglieder der Gruppe schenkten ihr ebensowenig Aufmerksamkeit wie mir. F�r sie war es nur ein eingeborenes 'Gesch�pf', ein seltenes Tier, das die Biologen untersuchen w�rden. Das ist aber eine andere Geschichte, denn die Venusier lie�en sich nie auch nur abhorchen. Und da es gem�� den von der Weltraumbeh�rde erlassenen Gesetzen verboten ist, Extraterrestrier zu etwas zu zwingen, was sie nicht tun wollen, mu�ten sich unsere Forscher darauf beschr�nken, sie von allen Seiten zu fotografieren und Namen f�r ihre sichtbaren Organe und Glieder zu erfinden. Aber, wie gesagt, das ist eine andere Geschichte. Yuy� war sehr folgsam und schien alle meine W�nsche zu erraten. Ich gestehe, da� auch ich sie zuerst mehr aus Neugierde als aus einem anderen Gef�hl heraus betrachtete, aber allm�hlich wurde sie mir sympathisch. Wir hatten oft Gelegenheit, miteinander allein zu sein, w�hrend das �brige Personal das Lager verlie� und seinen Forschungsaufgaben nachging, und gelegentlich sah ich ihr stundenlang bei der Arbeit zu. Seit Yuy� da war, beschr�nkte sich meine Aufgabe darauf, Bestandslisten zu f�hren - den Rest besorgte sie. Ich bemerkte gar nicht, da� sich meine Sympathie f�r sie in ein anderes, tieferes Gef�hl verwandelte. Es r�hrte mich, wenn ich sah, wie sie sich mit �therischer Leichtigkeit auf ihren Pliszinien bewegte. Ihr K�rper str�mte einen berauschenden Duft aus, in dem alle Ger�che des venusianischen Waldes nach der Regenzeit vereint waren. Es war der feuchte Geruch welkender Bl�ten, der von beinahe stofflicher Konsistenz war und an meinem K�rper zu kleben schien. Gelegentlich blieb sie stehen und blickte mich aus ihren Lerulas an, in denen ich geheimnisvolle, nur f�r mich bestimmte Botschaften zu lesen glaubte. Wenn ihre Krone aus erektilen Sifias vibrierte, hatte ich den Eindruck, da� sich die Atmosph�re mit prickelnder Elektrizit�t auflud. Ich nehme an, da� das Zusammenspiel mehrerer Faktoren schuld daran war, da� ich in diesen Zustand geriet. Meine Jugend, die Tatsache, da� ich seit mehreren Monaten mit keiner Frau beisammen gewesen war, das tropische Klima, die wildwuchernde, s�� duftende Flora. �brigens konnten wir durch die Fenster
venusianische Paare sehen, die sich auf den Feldern rund um unsere Basis vergn�gten, und einmal wurde ich sogar Zeuge einer aufregenden Szene, an der ein Venusianer und seine Gef�hrtin beteiligt waren, die hinter einem der ersten B�ume des nahen Waldes lagen. Es war ein Anblick, den ich nicht beschreiben kann, denn er vereinte vollkommene �sthetische Bildhaftigkeit mit den extravagantesten erotischen Raffinessen. Ich wei� nicht, ob Yuy� erriet, was in mir vorging. Gelegentlich fragte ich mich sogar, ob das alles nicht Teil eines Plans war, den sie in dem Augenblick entworfen hatte, als sie auf die Basis kam. Eines Morgens befahl mir Kommandant d'Estaigne, Vorr�te f�r eine einw�chige Erkundungsfahrt bereitzustellen. Ich sollte mit Leutnant Dubroek, dem Holl�nder, auf der Basis bleiben. Obwohl es sich um die l�ngste Expedition handelte, die sie bis jetzt unternommen hatten, �nderte ihre Abreise nichts an unserer Routine. Zuerst kam mir vor, da� Dubroek etwas freundlicher war als sonst. Schlie�lich begriff ich aber, da� er mir in dem Pidgin-Englisch, das wir f�r unsere Unterredungen verwendeten, erkl�rte, da� er eine Flasche Genever wollte. Ich winkte Yuy�, und sie holte die Flasche aus dem Lager. Ich trank mit dem Holl�nder einige Glas, konnte aber bald nicht mehr mithalten. Er leerte ein Glas ums andere, w�hrend ich schon ein unertr�gliches Brennen im Magen sp�rte. Schlie�lich gab ich mich geschlagen und kehrte ins Lager zur�ck. Dubroek bemerkte meine Abwesenheit gar nicht, so besch�ftigt war er mit seinem Genever. Wahrscheinlich hatte zum Teil der Alkohol an dem schuld, was dann folgte. Yuy� stand vor einem Regal, in das sie Konservendosen stapelte, die mit dem letzten Transport eingetroffen waren. Vor Erregung gel�hmt sah ich sie an. An diesem Tag war ihr Duft st�rker und berauschender denn je. Ihre Sifias waren geschwollen und bebten in einem krampfhaften Rhythmus. Yuy� tat, als bemerkte sie meine Anwesenheit nicht, aber alles sagte mir, da� ihr K�rper ein Synthetisator verschiedenartigster Gef�hle war. Ich n�herte mich ihr langsam, und ihr YUIYUI war f�r mich ein Liebeslied, das alle Leidenschaft des Weltraums in sich vereinte. Es war das erstemal, da� meine Hand ihren K�rper ber�hrte. Vorher hatten wir vermieden, einander auch nur zu streifen, wenn wir Gegenst�nde weiterreichten; ich jedenfalls vermied es, denn ich hatte Angst - ich wu�te, da� ein Funken gen�gen w�rde, um meine Leidenschaft zu entflammen. Aber jetzt ergriff meine Hand ohne Z�gern ihre Lerula und glitt mit einer ungeduldigen Liebkosung an ihr hinunter. Sie war glatt wie ein samtenes Bl�tenblatt und das Gef�hl, das die Enden ihrer Asguren auf meiner Haut hervorriefen, nicht zu beschreiben. Yuy� unterbrach ihre Arbeit und schwankte auf ihren Pliszinen, w�hrend die orangefarbenen Adern ihres K�rpers sich dunkler f�rbten, bis sie beinahe purpurrot leuchteten. Der Rigraring dehnte sich, seine R�nder schwollen an, und aus ihm drang ber�ckendes S�useln, das ganz anders klang als das an und f�r sich schon verwirrende YUIYUI. Es war eine Symphonie woll�stiger Seufzer. SOFIAN, SOFIAN, schien die Regra zu fl�stern, w�hrend wir allm�hlich zusammen auf den Boden sanken. Es war eine Apotheose der Lust. Ich war nur ein unerfahrener Anf�nger, und Yuy� f�hrte mich mit erfahrener Sinnlichkeit in die unendlichen Geheimnisse der galaktischen Leidenschaft ein. Ihre Dulimares spannten ein Netz um mich, rissen mir die Kleider vom Leib, so da� unsere K�rper einander ungehindert ber�hren konnten. Die Pliszinien glitten �ber meine Haut, als wollten sie alle meine Nervenzentren erregen. Die erektilen Sifias waren steif, als w�ren sie im Begriff zu brechen, und doch schmiegten sie sich sanft in meine Hand, als ich sie liebkoste. Rund um ihre Lerula erschien ein schillernder Saum, der vorher nicht dagewesen war und der in erregendem Rhythmus pulsierte. Was nachher kam, war wunderbar und schrecklich zugleich. Aus den unz�hligen Gynophien ihres K�rpers drang eine Wolke von irisierendem Mest�n, die uns in ihren
Mantel h�llte. Die Dulimares umschlangen mich leidenschaftlich, und das SOFIAN, SOFIAN verwandelte sich in ein leidenschaftliches YASPE, YASPE, das den H�hepunkt der Vereinigung anzeigte. Ich f�hlte mich schon im siebenten Himmel, als ich mich zusammenkr�mmte wie ein verletztes Gewebe, auf das man einen Tropfen S�ure fallen l��t. Dann verlor ich das Bewu�tsein." Guzm�n unterbrach seinen Bericht und schien in Gedanken zu versinken. Alle drei waren in Schwei� gebadet, aber die Erz�hlung hatte sie die Hitze im Zimmer vergessen lassen. Wie Guzm�n vorhergesagt hatte, war die Quecksilbers�ule bei f�nfundvierzig Grad stehengeblieben. Luppi sah, da� Tropfen �ber die Wangen des Veteranen flossen, und fragte sich einen Augenblick, ob es Schwei� oder Tr�nen waren. F�r ihn war Guzm�n jetzt ein anderer Mensch, von Poesie und Romantik umgeben. Es war schwer, festzustellen, welche Gef�hle dieser Mann noch in sich barg. Aber es war offensichtlich, da� das Abenteuer auf der Venus - trotz der Zeit, die inzwischen vergangen war - in ihm einen tiefen Eindruck hinterlassen hatte, so tief und unausl�schlich wie seine Narbe. "War es Yuy� ... die Sie verletzte?" fragte Chaves. "Ich meine ... sie war die Ursache des Schmerzes, nicht wahr? Und daher haben Sie die Narbe?" Guzm�n fuhr zusammen, als h�tte er vergessen, da� er vor Zuh�rern sprach. Er sah sich im Raum um, den die Lampe kaum erhellte, und sch�ttelte schlie�lich den Kopf. "Nein, Yuy� verletzte mich nicht", sagte er. "Jedenfalls nicht direkt. Aber der Schmerz war schrecklich. Als ich wieder zu mir kam, lag ich auf meinem Bett, und Leutnant Dubroek fl��te mir gerade Genever ein. Es war die einzige Medizin, die er kannte, der Arme. Ich sah ihm an, da� er sich meinetwegen Sorgen und auch Vorw�rfe machte, weil das alles geschehen war, w�hrend wir allein waren. Ich f�hlte mich noch immer elend. Der rei�ende Schmerz war vergangen, aber meine Glieder waren noch schwer. Beim Atmen sp�rte ich leichtes Stechen in Brust und Bauch. Aber ich war anscheinend unverletzt. Ich erfuhr, da� ich vierundzwanzig Stunden bewu�tlos gewesen war. Zum Gl�ck kehrte die Expedition am n�chsten Tag zur�ck. Kommandant d'Estaigne hatte sich ein Bein gebrochen, und deshalb mu�ten sie fr�her als vorgesehen umkehren. D'Estaignes Unfall und die Tatsache, da� ich mich anscheinend vollkommen erholt hatte, f�hrten dazu, da� sie meinem Fall keine besondere Aufmerksamkeit schenkten. Nach der ersten Untersuchung erkl�rte mich der japanische Arzt f�r diensttauglich." "Und Yuy�?" fragte Chaves. "Yuy� war verschwunden, aber das regte niemanden auf. Die Eingeborenen waren nicht verpflichtet, f�r uns zu arbeiten. Und ich bem�hte mich, meine Gef�hle nicht zu zeigen, obwohl ich in Wirklichkeit ungl�cklich war. Da ich als Zivilist auf der Basis besch�ftigt war, hatte ich nicht das Recht, das Lager zu verlassen und sie zu suchen." Guzm�n machte wieder eine Pause und fuhr sich mit dem Handr�cken �bers Gesicht. In diesem Augenblick ert�nte leises Summen. Alle lauschten. "Die Klimaanlage! Sie funktioniert wieder!" rief Luppi. "Jetzt wird es gleich k�hler." Er sah auf die Uhr. "Wir haben sogar Zeit, vor der n�chsten Schicht noch ein bi�chen zu schlafen." "Die Narbe", unterbrach in Chaves. "Wie ist es zu dieser Verwundung gekommen, wenn Sie unverletzt waren, als Sie wieder zu sich kamen?" "Ach ja, dazu mu�te es ja kommen", murmelte Guzm�n. "Es ist zwei Monate sp�ter passiert, als die Expedition auf die Erde zur�ckkehrte. Sie internierten uns in einem medizinischen Zentrum, um unsere Reaktionen zu �berpr�fen. Ich bekam Schmerzen im Bauch, und man machte eine R�ntgenaufnahme. Man stellte einen Schatten fest, anscheinend eine Zyste, und debattierte noch �ber die Behandlungsm�glichkeiten, als mein Bauch rasch anzuschwellen begann. Ich mu�te sofort operiert werden. Die Narbe stammt von der Operation." "Und was stellten sie fest?" "Eine Fruchtblase. In ihr befand sich ein kleiner Venusianer, dessen
Evolutionszyklus gerade begonnen hatte. Erst jetzt erkannte man, da� auf der Venus die Fortpflanzung anders verl�uft als bei uns. Der Embryo entwickelt sich im Bauch des Vaters."
QUELLENNACHWEIS Autor: Eduardo Goligorsky Die Erz�hlung "La cicatriz de Venus" ("Die Venusnarbe") erschien 1977 in "A la sombra de los b�rbaros". Deutsche Ausgabe: Kurzgeschichte aus dem Taschenbuch DIE VENUSNARBE (Science Fiction aus Lateinamerika), Heyne Verlag, ISBN Nr. 3-453-30765-8
(IDDM/B)