Thesen

  • August 2019
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  • Words: 3,907
  • Pages: 7
---------------------------------------Das US-Skandalthema DIE L�STERNEN THESEN DER CAMILLE PAGLIA Camille Paglia ist die aggressive Vordenkerin des Postfeminismus. Die provokative These ihres umstrittenen Buches "Die Masken der Sexualit�t", die der WIENER exklusiv als Vorabdruck ver�ffentlicht: Pornographie, hemmungsloser Sex und Prostitution m�ssen erlaubt sein, damit die Natur ihr Recht bekommt. Denn wir sind alle nur Opfer unserer Sexualit�t. ---------------------------------------Am Anfang war Natur. Vor ihrem Hintergrund und gegen sie wurden unsere Gottesvorstellungen gebildet, darum bleibt Natur Grenzbegriff in allen Fragen der Moral und der Sittlichkeit. Nur wenn wir unser Verh�ltnis zur Natur gekl�rt haben, k�nnen wir hoffen, auch ein Verst�ndnis von Sexualit�t und Geschlecht zu gewinnen. Sexualit�t ist Teil der Natur, das Naturhafte im Menschen. Gesellschaft ist ein Gebilde von Menschenhand, ein Bollwerk gegen die Macht der Natur. Ohne Gesellschaft w�ren wir der Natur ausgesetzt wie Schiffbr�chige dem sturmgepeitschten, erbarmungslosen Ozean. Gesellschaft ist ein System ererbter Formen, die unsere dem�tigende Ohnmacht gegen�ber der Natur abmildern. Wir k�nnen diese Formen �ndern, aber keine gesellschaftliche Ver�nderung, gleichg�ltig, ob allm�hlich oder j�h bewirkt, wird die Natur �ndern. Wir Menschen sind nicht die Lieblingsgesch�pfe der Natur. Wir sind nur eine unter einer Vielzahl von Lebewesen, �ber die die Natur ihre Macht unterschiedslos aus�bt. Der zivilisierte Mensch verheimlicht sich gern, wie sehr er der Natur ausgeliefert ist. Die Macht der Kultur, der Trost der Religion: darauf konzentriert er sich, daran glaubt der Mensch. Aber ein Schulterzucken der Natur, und alles liegt in Tr�mmern. Br�nde, �berschwemmungen, Gewitter, Unwetter, Wirbelst�rme, Vulkanausbr�che, Erdbeben - all das droht jederzeit und �berall. Katastrophen treffen unterschiedslos Gute wie B�se. Das zivilisierte Leben bedarf der Illusionen. Der Glaube an die letztendliche G�te von Natur und Gott ist einer der wirkungsvollsten Mechanismen, �ber die der Mensch zum �berleben verf�gt. Ohne diesen Glauben fiele die Kultur wieder der Angst und Verzweiflung anheim. Sexualit�t und Erotik sind die heikle Schnittstelle zwischen Natur und Kultur. Die Feministinnen vereinfachen das Problem des Geschlechts auf grobe Weise, wenn sie es auf eine Frage von sozialen Konventionen reduzieren: als erwarteten sie, da� sich nach einer Korrektur gesellschaftlicher Ungerechtigkeiten, einer Beseitigung der Ungleichheit zwischen den Geschlechtern und einer Kl�rung der Geschlechterrollen allenthalben Gl�ck und Harmonie einstellten. Der Feminismus ist �ber seine eigentliche Aufgabe, nach politischer Gleichberechtigung f�r die Frauen zu streben, hinausgegangen und hat sich verrannt in die Leugnung der Abh�ngigkeit der Menschen von der schicksalhaften Macht der Natur. Sexuelle Freiheit, Befreiung der Sexualit�t: moderne Illusionen. Wir sind hierarchiebewu�te Tiere. Wird eine Rangordnung weggefegt, tritt sogleich eine andere an ihre Stelle, die vielleicht sogar rigider ist als die erste. Es gibt Rangordnungen in der Natur und abgewandelte Rangordnungen in der Gesellschaft. In der Natur herrscht rohe Gewalt als Gesetz - der St�rkste �berlebt. In der Gesellschaft gibt es Schutzvorkehrungen f�r die Schwachen. Gesellschaft ist, wie schon gesagt, unser fragiles Bollwerk gegen die Natur. Wenn die Achtung vor Staat und Religion gering ist, sind die Menschen frei, empfinden diese Freiheit aber als unertr�glich und streben nach neuer Knechtschaft, indem sie sich in Drogenabh�ngigkeit begeben oder Depressionen verfallen. Wo immer sexuelle Freiheit erstrebt bzw. erreicht wird, l��t, das ist meine These, auch der Sadomasochismus nicht lange auf sich warten. Romantische Sehnsucht geht stets in Dekadenz �ber.

Sexualit�t ist eine weit dunklere Macht, als der Feminismus zugeben m�chte. Die Verhaltens- und Sexualtherapien huldigen dem Glauben an die M�glichkeit einer schuldlosen, makellosen Sexualit�t. Aber Sexualit�t war stets in allen Kulturen von Tabus umgeben. Die Sexualit�t ist der Ber�hrungspunkt zwischen Mensch und Natur, an dem Moral und guter Wille primitiven Zw�ngen erliegen. Die Vereinigung von K�rper und Geist ist f�r die Menschen ein Grundproblem, das durch Entspannungs-Sex oder durch mehr b�rgerliche Rechte f�r die Frau schwerlich gel�st werden wird. K�rperhaftigkeit, das Gebundensein des Geistes an Materie, gilt als anst��ige Vorstellung. Ebenso skandal�s ist die Geschlechtlichkeit, die wir uns nicht ausgesucht, sondern die uns die Natur aufgezwungen hat. Unsere physische Natur ist eine Folter, Sexualit�t ist etwas D�monisches. Die Frau tr�umt nicht davon, dem Naturzyklus in die Transzendenz oder die Geschichte zu entrinnen, da sie selbst dieser Zyklus ist. Die Reife ihrer Sexualit�t bedeutet eine innige Verbindung zum Mond, unterwirft sie dem Rhythmus der lunaren Phasen. Mond, Monat, Menstruation: ein Wort, eine Welt. Die Alten wu�ten, da� die Frau dem Naturkalender gehorcht, eine Berufung, der sie sich nicht zu entziehen vermag. Die Frau ist nie (oder erst in j�ngster Zeit) vom Trugbild der Willensfreiheit verf�hrt worden. Sie wei�, da� es keine Willensfreiheit gibt, weil sie nicht frei ist. Ihr bleibt nur, sich zu f�gen. Ob sie Mutter werden will oder nicht, die Natur zwingt sie unter das Joch des unerbittlichen, unwandelbaren Rhythmus der Fortpflanzung. Der Menstruationszyklus ist eine Unruhe stiftende Uhr, die erst stillsteht, wenn es der Natur pa�t. Der Fortpflanzungsapparat der Frau ist weitaus komplizierter als der des Mannes, und noch immer verstehen wir zuwenig davon. Alles m�gliche kann schiefgehen oder Schmerzen verursachen, weil es nicht richtig l�uft. Die westliche Frau liegt mit ihrem eigenen K�rper im Streit: Sie erf�hrt biologische Normalit�t als Leiden und Gesundheit als Krankheit. Je mehr die Frau nach pers�nlicher Identit�t und Autonomie strebt, je mehr sie ihre Phantasiet�tigkeit ausbildet, um so heftiger ger�t sie in Konflikt mit der Natur - das hei�t, mit den unerbittlichen nat�rlichen Gesetzm��igkeiten ihres eigenen K�rpers. Und um so h�rter wird sie von der Natur bestraft: Wag nur nicht, frei zu sein! Dein K�rper geh�rt dir n�mlich nicht. Der weibliche K�rper ist eine chthonische (erdgebundene - Anm. d. Red.) Maschine, gleichg�ltig gegen den Geist, der ihn bewohnt. Organisch gesehen hat er nur eine Bestimmung, die Schwangerschaft, deren Verhinderung uns ein Leben lang besch�ftigen kann. Die Natur k�mmert sich immer nur um die Gattung, nie um den einzelnen: Die dem�tigenden Seiten dieser biologischen Tatsache bekommen am unmittelbarsten die Frauen zu sp�ren, bei denen Realismus und Weisheit deshalb wahrscheinlich gr��er sind als bei den M�nnern. Der K�rper der Frau ist ein Meer, dessen Wellenbewegung dem lunaren Monatszyklus gehorcht. Tr�ge und schl�frig ruhen ihre Fettgewebe, vollgesogen mit Wasser, bis die hormonale Flut sie pl�tzlich ausschwemmt. �deme sind unser R�ckfall aus dem S�ugetierstadium ins Vegetabilische (Pflanzliche). Die Schwangerschaft ist Beweis f�r den deterministischen Charakter der weiblichen Sexualit�t. Jede Frau, die schwanger wird, erf�hrt, wie eine unkontrollierte chthonische Macht von ihrem K�rper und Selbst Besitz ergreift. Wenn sie die Schwangerschaft w�nscht, ist dies ein Opfer, das sie mit Freuden bringt. Aber bei der unerw�nschten Schwangerschaft, die durch Notzucht oder ein Mi�geschick zustande kommt, ist es eine grauenvolle Erfahrung. Die unseligen Frauen blicken dann in die finsterste Tiefe der Natur. Ein F�tus n�mlich ist ein gutartiger Tumor, ein Vampir, der raubt, um zu leben. Das sogenannte Wunder der Geburt ist nichts anders als die Natur, die ihren Willen durchsetzt. Jeden Monat erlebt die Frau eine neue Niederlage ihres Willens. F�r den Mann ist jeder Geschlechtsakt eine R�ckkehr zur Mutter und die Kapitulation vor ihr. F�r die M�nner ist Sexualit�t Kampf um die Identit�t. In der Sexualit�t wird der Mann gefressen und wieder ausgespien von der z�hnebewerten Macht, die ihn geboren hat, dem weiblichen Drachen Natur. Im ordin�ren m�nnlichen Slang hei�t das weibliche Genital Schlitz oder Spalte.

Freud bemerkt, da� Medusa die M�nner versteinern lasse, weil der Junge das weibliche Genital beim ersten Anblick f�r eine Kastrationswunde halte. Sexualnot treibt den Mann zur�ck zu dieser blutigen Szene, aber nur mit Zittern und Zagen vermag er sich ihr zu n�hern. Seine Angst verbirgt er hinter Euphemismen der Liebe und der Sch�nheit. Je weniger wohlerzogen - mit anderen Worten: je weniger sozialisiert - er ist, um so st�rker ist sein Bewu�tsein vom tierischen Charakter der Sexualit�t und um so roher ist seine Sprache. Die rowdyhaften Obsz�nit�ten sind nicht Ausdruck des gesellschaftlichen Sexismus, sondern der fehlenden Gesellschaftlichkeit. Die Natur �bertrifft uns n�mlich alle an Obsz�nit�t. �sthetisch betrachtet ist das weibliche Genital grausig in der Farbe, formlos im Umri� und gestaltlos als k�rperliches Ganzes. Das m�nnliche Genital hingegen l�uft zwar durch seine gummiartige Schwammigkeit Gefahr, l�cherlich zu wirken, aber es hat eine rationelle mathematische Anlage, eine Syntax. Das ist indes nicht unbedingt ein Vorzug, denn dies wird den Mann in seinen umfassenden Falschwahrnehmungen der Realit�t noch best�rken. Der Mann ist ein Spielball unberechenbarer affektiver Schwankungen. Die m�nnliche Sexualit�t ist ihrer Natur nach manisch-depressiv. �strogen sediert, Androgen hingegen putscht auf. Die M�nner befinden sich in einem st�ndigen Zustand sexueller Unruhe, sie m�ssen mit dem Kribbeln der Hormone leben. In der Sexualit�t ebenso wie im Leben werden sie hinausgetrieben - hinaus �ber sich selbst, hinaus �ber ihren K�rper. Schon im Mutterscho� hat diese Regel Geltung. Jeder F�tus wird weiblich, wenn er nicht von m�nnlichen Hormonen durchtr�nkt wird - die auf ein Signal von den Hoden produziert werden. Ein Mann ist deshalb bereits vor der Geburt �ber die Frau hinaus. Aber dies hei�t eben, aus dem Zentrum des Lebens versto�en zu sein. Die M�nner wissen, da� sie sexuell Verbannte sind. Sie wandern �ber die Erde, suchen Befriedigung, sehnen sich und verschm�hen, sind ewig unzufrieden. An dieser qualvollen Hektik ist nichts, worauf die Frau neidisch sein m��te. Die Metaphern f�r m�nnliche Genitalit�t sind Konzentration und Projektion. Die Natur hat dem Mann die Konzentration gegeben, um mit ihrer Hilfe seine Angst zu �berwinden. Der Mann n�hert sich der Frau in Sch�ben krampfartiger Konzentration. Das gibt ihm die Illusion, zeitweilig Herr �ber die archetypischen Mysterien zu sein, denen er seine Entstehung verdankt. Es verleiht ihm den Mut zur R�ckkehr. Die Sexualit�t ist f�r den Mann auf eine Weise metaphysisch, wie sie das f�r keine Frau ist. Frauen haben kein Problem, das sich mit Sexualit�t l�sen lie�e. K�rperlich und seelisch ruhen die Frauen heiter selbstgen�gsam in sich. Sie k�nnen sich Ziele setzen, aber sie m�ssen es nicht. Sie werden nicht durch den eigenen aufs�ssigen Leib �ber sich hinausgetrieben. Die M�nner hingegen sind aus dem Gleichgewicht. Sie m�ssen streben, verfolgen, werben oder erringen. Die Fixierung aufs Sexuelle ist das Mittel des Mannes zur B�ndelung und gewaltsamen Fixierung des bedrohlichen chthonischen �berflusses an Gef�hl und Energie, den ich in Frau und Natur verk�rpert sehe. In der Sexualit�t findet sich der Mann in eben den Abgrund hineingetrieben, vor dem er flieht. Er unternimmt eine Reise ins Nicht-Sein und wieder zur�ck. Die m�nnliche Projektion, wie sie in Erektion und Ejakulation ihren Ausdruck findet, ist Vorbild aller kulturellen Projektion und Ideenbildung - von der Kunst und Philosophie bis hin zu Phantasien, Halluzinationen und Wahnvorstellungen. Da� M�nner weitaus mehr Geld f�r Pornographie ausgeben als Frauen, steht auf demselben Blatt. Eine Erektion ist ein Gedanke und der Orgasmus ein Vorstellungsakt. Der Mann mu� kraft eigenen Willens seine sexuelle Macht vor einer Frau beweisen, die ein Schattenbild seiner Mutter und der Frauen �berhaupt ist. Versagen und Dem�tigung lauern st�ndig im Hintergrund. Keine Frau mu� sich derart zwanghaft, wie ein Mann sich als Mann bew�hren mu�, als Frau beweisen. Es mu� es bringen, sonst ist es aus. Gesellschaftliche Konventionen spielen da keine Rolle. Flop bleibt Flop. Ironischerweise f�hrt der sexuelle Erfolg am Ende zu eben dem Debakel, vor der er bewahren soll.

Jeder Projektion des Mannes ist fl�chtig; unabl�ssig mu� er sich um ihre Erneuerung sorgen. Die M�nner ziehen ein im Triumph, gebeugt ziehen sie sich zur�ck. Der Sexualakt ist eine grausame Imitation vom Auf und Ab der Geschichte. M�nnerb�ndelei ist eine Form der gemeinschaftlichen Selbstbehauptung, eine Art kollegialer Schulterschlu� durch ein k�nstlich hergestelltes, weiteres Feld der Selbstdefinition. Kultur ist das eiserne St�tzkorsett, das den ewig bedrohten privaten Projektionen des Mannes Halt verleiht. Die Mechanik von Konzentration und Projektion wird anschaulich deutlich beim Urinieren, einem der effektivsten Aufspaltungsprozesse, die in der m�nnlichen Anatomie angelegt sind. Freud glaubt, da� der m�nnliche Primitive stolz darauf war, ein Feuer mit seinem Urinstrahl ausl�schen zu k�nnen. Ein erstaunlicher Grund zum Stolz, aber jedenfalls eine Leistung, die nicht im Verm�gen der Frau liegt, die sich bei der Aktion h�chstens den Hintern versengen k�nnte. Der m�nnliche Urinstrahl ist tats�chlich eine Art Gro�tat, ein Transzendenzbogen. Eine Frau w�ssert einfach nur den Boden unter sich. Das m�nnliche Urinieren ist eine Form der Stellungnahme. Es kann freundschaftliche Bedeutung haben, wenn es in Gesellschaft ge�bt wird, hat aber auch h�ufig einen aggressiven Sinn, wie etwa beim Anpinkeln von �ffentlichen Denkm�lern, das in den 60er Jahren beliebt war. John Wayne pi�t bei Filmaufnahmen vor versammelter Mannschaft einem m�kligen Regisseur auf die Schuhe. Das ist eine Form der Selbstdarstellung, die Frauen verwehrt bleiben wird. Ein R�de, der jeden Busch mit seinem Urin markiert, ist ein Graffitik�nstler, der, wann immer er sein Bein hebt, ein unfl�tiges Zeichen setzt. Wie die H�ndinnen sind auch die Frauen Erdhocker. Eine Projektion �ber die Grenzen des eigenen Selbst hinaus findet nicht statt. Raum wird mit Beschlag belegt, indem die Frau sich daraufhockt: das Recht eines Siedlers ohne Eigentumstitel. Die beschwerliche, solipsistische (ichbezogene - Anm. d. Red.) Seite der weiblichen Physiologie wird unausweichlich deutlich, wenn bei Sportereignissen und Rockkonzerten 50 Frauen vor den Einzelkabinen der Toilette Schlange stehen. W�hrenddessen zischen ihre m�nnlichen Begleiter rein und raus, stehen herum, schauen auf die Uhr und verdrehen ungeduldig die Augen. Und wenn die m�nnlichen Nachtschw�rmer sich, zum Verdru� ihrer Begleiterinnen, denen die Blase zu platzen droht, in mittern�chtlichen Durchfahrten frohgemut entleeren, erweist sich Freuds Vorstellung vom Penisneid als nur zu wahr. Die Abspaltung oder Verselbst�ndigung der Genitalit�t des Mannes hat indes auch ihre Schattenseite. Ihre Folge kann das Auseinanderfallen von Sexualit�t und Gef�hlsleben, k�nnen Verf�hrbarkeit, Promiskuit�t und Krankheit sein. Der heutige m�nnliche Homosexuelle zum Beispiel erlebt seine Augenblicke h�chster Lust im Schmutz der �ffentlichen Toiletten, die f�r Frauen die denkbar erotikfeindlichsten Orte darstellen d�rften. Vergewaltigung ist eine Form der naturhaften Aggression, die sich nur durch den Gesellschaftsvertrag beherrschen l��t. Zu den gr��ten Naivit�ten des heutigen Feminismus geh�rt die Behauptung, Notzucht sei ein Gewalt- und kein Sexualverbrechen, weil es sich um lediglich sexuell maskierte Gewaltanwendung handle. Aber Sexualit�t ist Macht, und alle Macht ist ihrem Wesen nach aggressiv. Vergewaltigung ist der Kampf der m�nnlichen Macht gegen die Macht des Weiblichen. Das ist ebensowenig entschuldbar wie Mord oder irgendeine andere Verletzung der b�rgerlichen Rechte des einzelnen. Die Gesellschaft bietet der Frau Schutz vor Vergewaltigung und ist nicht etwa, wie einige Feministinnen absurderweise behaupten, schuld daran, da� es Vergewaltigungen gibt. Vergewaltigung ist der sexuelle Ausdruck des Willens zur Macht, den die Natur uns allen eingepflanzt hat und zu dessen B�ndigung die Zivilisation entstanden ist. Deshalb hat ein Vergewaltiger eher zuwenig als zuviel Sozialisation erfahren. Jedes musterhafte, moralischen oder politischen Normen entsprechende Sexualverhalten wird die Natur, kraft ihres d�monischen Gesetzes, unterlaufen. Zu jeder Stunde eines jeden Tages wird irgendwo irgendeine Scheu�lichkeit ver�bt. Der

Feminismus, der seine Argumente aus der "sanfteren weiblichen Perspektive" gewinnt, �bersieht v�llig die Blutrunst der Vergewaltigung, die Freude an Gewalt und Zerst�rung. Von einer �sthetik und Erotik der Profanierung - von der Lust am B�sen, von einer Sinneslust, die durch Grausamkeit und Folter angeregt wurde legen de Sade und Baudelaire Zeugnis ab. Frauen m�gen weniger zu solchen Phantasien neigen, weil ihnen das physische Instrumentarium zur sexuellen Gewaltt�tigkeit fehlt. Sie kennen nicht die Versuchung, mit Gewalt in das Heiligtum eines anderen K�rpers einzudringen. Die Pornographie erweitert unsere Kenntnis solcher Phantasien. Deshalb sollte man sie tolerieren, auch wenn es sinnvoll sein mag, ihre �ffentliche Darbietung einzuschr�nken. Die T�tigkeit der Phantasie kann und darf nicht polizeilich �berwacht werden. Die Pornographie zeigt uns das d�monische Herz der Natur, jene unzerst�rbaren Kr�fte, die unter und hinter den gesellschaftlichen Konventionen am Werk sind. Pornographie l��t sich nicht trennen von der Lust; die beiden durchdringen sich weit mehr, als die humanistische Kunstkritik zuzugeben bereit ist. H�ren wir also auf so zu tun, als sei die Sexualit�t f�r alle das gleiche, und stellen wir uns der Tatsache der ungeheuren geschlechtlichen Zweiteilung. Promiskuit�t bei M�nnern mag vielleicht die Liebe entwerten, aber sie sch�rft das Denken. Promiskuit�t bei Frauen ist Krankheit, st�ndiger Identit�tsverlust. Die promiskuitive Frau ist innerlich verderbt und unf�hig zu klaren Vorstellungen. Sie hat die rituelle Integrit�t ihres K�rpers zerst�rt. Dominante M�nner zu einer wahllosen Ausbreitung ihres Spermas zu bringen, liegt ganz und gar im Interesse der Natur. Aber ebensosehr zieht die Natur Nutzen aus weiblicher Reinheit. Selbst in der emanzipierten oder lesbischen Frau bleibt immer eine biologische Hemmung, die ihr zuraunt, den Geburtskanal sauberzuhalten. Indem sie besonnene Zur�ckhaltung �bt, sch�tzt sie einen unsichtbaren F�tus. Die Frauen halten sich bereit, weil der weibliche K�rper ein Reservebecken f�r den F�tus ist. M�nnliche Verfolgung und weibliche Flucht sind nicht einfach nur ein Gesellschaftsspiel. Die doppelte Moral geh�rt vielleicht zu den organischen Gesetzm��igkeiten der Natur. Das kapitalistische Verteilungssystem, eine komplizierte Kette von Fabrik, Transport, Gro�handel und Einzelhandelsgesch�ft, ist eine der gr��ten m�nnlichen Errungenschaften in der Kulturgeschichte. Zu den �rgerlichsten Erscheinungen des Feminismus geh�rt seine Abscheu gegen die "patriarchalische Gesellschaft", an der kein gutes Haar gelassen wird. Aber es ist eben diese patriarchale Gesellschaft, die mich als Frau freigemacht hat. Dem Kapitalismus verdanke ich die Mu�e, an diesem Schreibtisch zu sitzen und ein Buch zu schreiben. Lassen wir die kleinkarierte Kritik an den M�nnern und erkennen wir den Reichtum an, mit denen ihre fixe Idee unsere Kultur �bersch�ttet hat. Es erg�be einen endlosen Katalog, die m�nnlichen Leistungen aufzuz�hlen, angefangen von gepflasterten Stra�en �ber flie�endes Wasser und Waschmaschinen bis hin zu Brillen, Antibiotika und Papierwindeln. Jedesmal, wenn ich eine gro�e Br�cke �berquere, denke ich: Die haben M�nner gemacht. Bauen ist sublime m�nnliche Poesie. Wenn ich einen riesigen Kran auf einem Tieflader vorbeifahren sehe, bleibe ich wie bei einer kirchlichen Prozession voll Ehrfurcht und heiliger Scheu stehen. Was f�r ein H�henflug der Vorstellungskraft, welche Gro�artigkeit: Diese Kr�ne verkn�pfen uns mit dem alten �gypten, wo zum ersten Mal monumentale Bauten erdacht und errichtet wurden. W�re die Zivilisation den Frauen �berlassen geblieben, wir lebten noch immer in Schilfh�tten. Kapitalismus ist eine Kunstform, eine mit der Natur konkurrierende apollinische Fabrikation. Es ist heuchlerisch, wenn Feministinnen und Intellektuelle �ber den Kapitalismus herziehen, w�hrend sie seine Annehmlichkeiten genie�en. Jeder, der in den Kapitalismus hineingeboren wird, ger�t in seine Schuld. Gebt dem Kaiser, was des Kaisers ist. ----------------(Der Text ist das - von der Redaktion gek�rzte - erste Kapitel von Camille Paglias

Buch "Die Masken der Sexualit�t", das im September 1992 im Byblos Verlag, Berlin erscheint. 920 Seiten, DM 58,-)

------------------------------------------Die herben Provokationen der Camille Paglia ------------------------------------------Camille Paglia ist Professorin f�r Humanwissenschaft in Philadelphia. Sie ist 45 Jahre alt, bisexuell, bizarr und hyper-aggressiv. Ihre Ansichten in Sachen Mann und Frau haben in den USA ein wahres Mediengewitter ausgel�st. In Interviews und bei Auftritten in Talkshows l��t sie keine Gelegenheit aus zu provozieren. Hier einige ihrer knalligsten Kampferkl�rungen im O-Ton: �ber Vergewaltigung: - F�r mich ist klar, da� bei einer Verabredung Sex immer eine Rolle spielt. Falls eine Frau sich dar�ber nicht im klaren ist, dann hat sie nichts kapiert. In dem Moment, wo sie mit dem Mann in seine Wohnung geht, hat er recht, wenn er denkt, da� sie mit Sex einverstanden ist. Falls nicht, ist sie die bl�deste Frau, die die Welt je gesehen hat. - Jede Gerichtsverhandlung in Sachen Vergewaltigung, von der ich geh�rt habe, ekelt mich an. In keinem einzigen Fall, meine ich, handelt es sich um echte Vergewaltigung. Ich habe kein Mitleid mit den Frauen. �ber Feminismus: - Die Feministinnen sind total besessen von der Idee, da� sie die subversive Stimme gegen das Establishment sind. Dabei sind sie selbst das Establishment. - Feministinnen haben diese winselnde Art zu sagen: M�nner sind schrecklich, M�nner m�ssen sich ver�ndern, das ungerechte System mu� sich �ndern. Diese Meinung hatte ich, als ich 13 war. Aber jetzt sind wir 30 Jahre weiter. Kapiert das endlich, Schwestern. - Feministinnen fingen vor 20 Jahren an, dar�ber nachzudenken, wie man M�nner und Frauen total neu erschaffen k�nnte. Sie dachten, wir k�nnten die ganze Geschichte, die b�sen Rollenklischees �ber Bord werfen. Das hat sich als nicht sehr n�tzlich erwiesen. Das Resultat ist, da� sich die Leute total reduziert vorkommen, sie wissen nicht mehr, wer sie eigentlich sind. - Viele dieser Frauen sind total depressiv. Schauen Sie sich doch diese j�mmerlichen alternativen Frauen-Studienprogramme an, die jetzt auf den Universit�ten durchgef�hrt werden. Da wird glatt die Gro�artigkeit m�nnlicher Kunst geleugnet. Sie haben nicht mal eine Ahnung von Gr��e, weil dies eine Hierarchie implizieren w�rde, und Hierarchie ist ein schlimmes Wort f�r sie. Diese strunzdummen Weiber k�nnen nicht mal zugeben, wie gro�artig Michelangelo war. Sie glauben, da� ein Teppich, der von einer Frau aus Kansas gemacht wurde, den gleichen k�nstlerischen Wert hat wie ein Kunstobjekt in der Sixtinischen Kapelle. �ber die Liebe: - M�nner m�ssen die P�sse machen (wie beim Fu�ball), und die Frauen entscheiden �ber Angriff und Verteidigung. Ich will ein gutes Spiel. Ich will einen harten sexuellen Schlagabtausch voller Energie und Herausforderung. - Ich bin f�r starke Frauen und starke M�nner, nicht f�r starke Frauen und kastrierte M�nner, wie es sie jetzt jede Menge gibt. Blo� nicht diese Typen, die so sensibel sind und immer sagen: "Entschuldige bitte, darf ich deine Brust ber�hren?" Das ist Bullshit. �ber Mutterschaft: - Was f�r eine kranke Gesellschaft, wo der Wert einer Person und seine Identit�t

mit einem Yale-Abschlu� und der Karriere identisch ist! Es gibt f�r Frauen keine Entscheidungsfreiheit, zu Hause zu bleiben und die Kinder zu versorgen! Das gr��te Geschenk, das eine Frau ihren Kindern geben kann, ist die Entscheidung, die ersten drei Jahre zu Hause zu bleiben. - Ich zeige wieder die mythologische Gro�artigkeit, eine Mutter zu sein. Meine Gro�m�tter waren phantastische Pers�nlichkeiten. Aber sie haben nie eine Karriere gemacht. Sie waren gr��ere Pers�nlichkeiten als irgendeine von diesen Feministinnen. �ber sich selbst: - Alle Frauen heiraten M�nner, sie erlauben M�nnern, ihr Leben zu dominieren - und pl�tzlich lie�en diese M�nner sie fallen. Ich habe diesen Fehler nie gemacht, ich habe es einem Mann nie erlaubt, mich herumzuschubsen. Ich bin keine Krankenschwester. Wenn ich sterbe, soll auf meinem Grabstein stehen: "Sie diente keinem Mann." - Ich bin eine Person, die Action braucht. Ich schlage und trete die Leute. Das mache ich schon mein ganzes Leben lang. Okay? Wenn es keine Gesetze geben w�rde, w�re ich v�llig ohne Kontrolle. Meine Haltung ist die eines Killers. - Ich bezeichne mich jetzt als bisexuell, fr�her h�tte ich gesagt, da� ich lesbisch bin. Aber ich fand keine Frau, die mit mir schlafen wollte. Frauen wollen keinen Sex. Sie wollen zusammen sein, �ber ihre M�tter reden, Volleyball spielen und schmusen, schmusen, schmusen. - Man nennt mich konservativ. Quatsch! Wie k�nnte ich Frauen zur�ck in die K�che schicken, wenn ich nicht selbst dort stehe? Alles, was ich sage, ist, da� es in Ordnung ist, wenn sie ihre Zeit mit Kochen und Kindererziehung verbringen wollen. �ber M�nner: - Sex mit M�nnern ist hei� wegen der Hormone. Du bekommst den besten Sex von ihnen, wenn du vorgibst, nicht dominant zu sein. Es ist so leicht, M�nner gef�gig zu machen. M�nner sind sehr, sehr einfache Lebewesen. Sie wollen blo� ein bi�chen Aufmerksamkeit und Best�tigung, du t�tschelst ihnen den Kopf und schon gehen sie los und erobern den Nordpol. - Die Natur putscht die M�nner durch entsprechende Hormone auf, damit sie es mit dem l�hmenden Mysterium Frau aufnehmen k�nnen, vor dem sie andernfalls entsetzt zur�ckweichen w�rden. Als Herrin der Geburt ist die Frau bereits �berm�chtig. �ber Kritik: - Ich glaube, der Staat hat kein Recht, sich ins Privatleben einzumischen. Ich unterst�tze Sodomie, Abtreibung, Prostitution, die Legalisierung von Drogen und Selbstmord. Diese Liberalen beschuldigen mich deshalb als Neo-Konservative! Diese Vollidioten wissen wohl nicht, was das Wort konservativ bedeutet. Ich bin das Gegenteil davon. Es ist l�cherlich. �ber den kleinen Unterschied: - Es gab keinen weiblichen Mozart, weil es keinen weiblichen Jack the Ripper gab. Gro�e Kunst und gro�e Verbrechen haben Normenabweichung und Gr��enwahnsinn gemeinsam. Es ist nicht so, da� Frauen weniger kreativ w�ren, aber ihnen fehlt die Art von Besessenheit, die gro�e Kunst hervorbringt. Revolution�re Kunst braucht Gewalt und den Willen, Regeln zu brechen, so wie bei Picasso. Frauen wollen, da� alles sch�n und nett und gem�tlich ist. Sie sind sehr mitleidig und vergleichsweise kraftlos.

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