®iva-S™tras übersetzt von Heiko Helbig
Anrufung:
Mögen sich alle Menschen niederwerfen vor dem Herrn, dem Spender aller Segnungen, der der Geliebte der Tochter des verschneiten Himalayas ist, der den aufgehenden Mond als Krone trägt und der alles erschafft, erhält und vernichtet. Verehrung dem ®iva, dessen Körper einzigartig ist, voller Bewußtsein, hell erstrahlend durch den Glanz seines ewiglich manifestierten Lichts.
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Das erste Licht
®āmbhavopāya
Universales Bewußtsein
1- caitanyamātmā
Das Selbst ist Bewußtsein
2- jñānam bandhaƒ Bedingtes Wissen bedeutet gebunden zu sein. 3- yonivarga kalāśarīram
Die Verbindung der vier Kräfte1 der materiellen Welt sind der Körper der bedeckenden Energien.
4- jñānādhisthāna mātrikā
Der Grund reinen Wissens ist Matrika2
5- udyamo bhairavaƒ
Bhairava ist Dynamik.
6- śakticakrasandhāne viśvasamhāraƒ
Wenn das Rad der Energien in sich verschmilzt, wird das Universum aufgelöst.
Diese vier Energien sind Amba, Jyeshtha, Raudri und Vama. Sie sind ®aktis des Höchsten Herrn. Vama-®akti ist der Ursprung der anderen drei Energien. Sie ist der Grund für das Dasein aller Dinge, Jyeshtha-®akti ist die Personifizierte Energie der Ausdauer, der Beharrlichkeit und der Bewahrung. Raudri-®akti ist die personifizierte Energie der Auflösung und Ambika-®akti ist die Personifikation der Energie des Bewußtseins. 2 Matrika ist die Energie des Herrn, die der Ursprung allen Wissens ist, sowohl des niederen Wissens, als auch des höheren Wissens.
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7- jāgratsvapnasusuptabhede turyābhogasambhavaƒ
Das Bewußtsein, das sich im Vierten Zustand entfaltet, ist gleichzeitig immer in den anderen Zuständen (Wachen, Schlaf und traumloser Tiefschlaf) vorhanden.
8-
jñānam jāgrat
Der Wachzustand ist das Aufnehemen von Wissen durch die Sinne.
9- svapno vikalpāƒ
Träumen basiert auf der Schaffenskraft der Gedanken.
10- aviveko māyāsausuptam
Traumloser Tiefschlaf ist Maya, aufgrund des Fehlens von Wahrnehmung.
11- tritayabhoktā vīreśaƒ
Der Genießer dieser drei Zustände ist der Herr der Helden.
12- vismayo yogabhūmikāƒ Die Ebenen der Einheit sind Wunder. 13- icchā śaktirumā kumārī
Die Jungfrau (die Kumari-Kraft) ist das Wollen, Seine (®ivas) höchste Kraft.
14- dśyam śarīram
Das Wahrnehmbare ist Sein Körper.
15- hdaye cittasamghattād drśyasvāpnadarśanam
Den Geist auf das Herz gerichtet, empfängt der Yogi Visionen durch direkte Wahrnehmung oder im Traum. 4 von 13
16- śuddhatattvasandhānād vā apaśuśaktiƒ
Der Yogi manifestiert seine ®iva-Natur durch Kontemplation.
17- vitarka ātmajñānam
Richtige Unterscheidung und Wahrnehmung bedeutet Selbsterkenntnis.
18- lokānandah samādhisukham
Der Glanz des Lichtes ist die Freude der Kontemplation.
19- śaktisandhāne śarīrotpattiƒ
Der Körper des Yogis leuchtet im Sein auf, wenn die (fünf) Energien zur Einheit verschmelzen.
20- bhūtasandhāna bhūtaprthaktva viśvasamghattāƒ
Der Yogi wird eins mit allen Elementen zusammen und verschmilzt mit jedem Element für sich; Er verschmilzt mit dem Universum.
21- śuddhavidyodayāccakreśatva siddhiƒ
Der Yogi wird durch das Erlangen des reinen Wissens zum Beherrscher des Kreises der Energien.
22- mahāhradānusandhānānmantravīryānubhavaƒ Der Yogi erfährt die Wirksamkeit von Mantras indem er über das große Wasser der materiellen Welt meditiert. Hiermit endet das erste Licht, genannt: Universales Bewußtsein 5 von 13
Das zweite Licht ®āktopāya
Die Entwicklung des ureigenen Wissens 1- cittah mantraƒ
Bewußtsein ist das Mantra.
2-
prayatnaƒ sādhakaƒ
Durch Übung wird das Ziel erreicht.
3- vidyāśarīrasattā mantrarahasyam
Das Geheimnis des Mantras ist die Entität des ureigenen Wissen.
4- garbhe cittavikāso'viśista vidyāsvapnaƒ
Durch das Ausdehnen des Geistes im Netz des Bewußtseins kommen die verschiedenen Formen der Unwissenheit zur Ruhe.
5- vidyāsamutthāne svābhāvike khecarī śivāvasthā
Wenn das ureigene Wissen, das im Inneren wohnt, manifestiert wird, so ist das der Zustand ®ivas - (das Mudra dessen), der durch den Himmel des Bewußtseins zieht.
6- gururupāyaƒ
Der Guru offenbart jede Bedeutung.
7- mātkācakrasambodhaƒ
Das Rad Matrikas erwacht.
8- śarīram haviƒ
Der Körper stellt das Opfer dar. 6 von 13
9- jñānam annam
Die Nahrung des Yogis ist dieses Wissen.
10- vidyāsamhāre taduttha svapna darśanam
Das Zurückziehen dieses Wissens ist der Vorbote von Visionen, die dem Traum entspringen. Hiermit endet das zweite Licht, genannt: Die Entwicklung des ureigenen Wissens
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Das dritte Licht
Ānavopāya Die Transformation des Individuums 1- ātmā cittam
Das Selbst ist Bewusstsein:
2- jñānam bandhah
Wissen bedeutet gebunden zu sein.
3-
kalādīnām tattvānām aviveko māyā
Maya ist das Nichtvorhandensein der Wahrnehmung der Prinzipien (angefangen mit der Zeit bis hin zur Erde).
4-
śarīre samhārah kalānām
Die Kräfte werden im Körper konzentriert.
5- nādī samhāra bhūtajaya bhūtakaivalya bhūtappthaktvāni
Durch das Eingehen in die Nadis (die Energiekanäle) erreicht man das Bezwingen der Elemente, Freiheit von den Elementen und die Trennung von den Elementen.
6- mohāvaranāt siddhih
Der Yogi erreicht Vollkommenheit durch das Hinfortnehmen des Schleiers der Illusion.
7- mohajayād anantābhogāt sahajavidyājayah
Durch das Überwinden der Illusion und durch das Ausdehnen des Geistes manifestiert der Yogi sein ureigenes Wissen. 8 von 13
8- jāgrad dvitīyakarah
Der Wachzustand ist die sekundäre Ausstrahlung des Bewußtseins.
9- nartaka ātmā
Das Selbst ist der eigentliche Handelnde.
10- rango'ntarātmā
Die Bühne ist das innere Selbst.
11- prekśakānīndriyāni
Die Sinne sind die Zuschauer.
12- dhīvaśāt sattvasiddhiƒ
Der reine höchste Zustand wird durch die Kraft der Intelligenz erreicht.
13- siddhah svatantrabhāvah
Wenn dieser Zustand erreicht wird, hat man die Freiheit erreicht.
14- yathā tatra tathānyatra
Wenn dies hier so ist, dann ist dies überall so.
15- visargasvābhāvyād abahih sthitestatsthitih
Die Natur des Bewußtseins ist eine nicht-äußerliche Ausstrahlung, die ewig ist.
16- bījāvadhānam
Ununterbrochene Aufmerksamkeit ist der Samen.
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17- āsanasthah sukham hrade nimajjati
In einer bequemen Sitzhaltung versinkt der Yogi konzentriert im Meer des Bewußtseins.
18- svamātrā nirmānam āpādayati
Durch die Mutter des Universums erschafft man als ®iva diese Welt.
19- vidyā avināśe janma vināśah
In diesem Zustand ist das bedingte Wissen zerstört und ebenso die Wiedergeburt.
20- kavargādisu māheśvaryādyāh paśumātarah
Māhevari und die anderen Mütter der bedingten Seele wohnen in den Klängen des Alphabetes (den Mantras).
21- trisu caturtham tailavadāsecyam
Der Vierte soll, wie wenn man Öl mit Wasser vermischt, in den anderen drei Zuständen manifestiert werden.
22- magnah svacittena praviśet
Versunken in seiner eigenen Natur, soll der Yogi mit seinem Geist die phänomenale Welt durchdringen.
23- prāna samācāre samadarśanam
Wenn man den Atem kontrolliert hat, besitzt man eine einheitliche Sicht aller Dinge.
24- madhye'vara prasavah
Das Erscheinen der unteren Ebenen geschieht im Inneren.
25- mātrāsvapratyaya sandhāne nastasya punarutthānam
Auf dem Weg zum einheitlichen Bewußtsein erscheint das, was 10 von 13
vernichtet wurde noch einmal in der eigenen individuellen Wahrnehmung. 26- śivatulyo jāyate
Man wird schließlich wie ®iva.
27- śarīravrttirvratam
Die Aktivitäten des Körpers sind nun Gelübde.
28- kathā japah
Die Unterhaltung besteht aus der Rezitation des Mantras.
29- dānam ātmajñānam
Selbsterkenntnis ist die Segnung.
30- yo'vipastho jñāhetuśca
Wissen und der Grund des Wissens befinden sich in der kosmischen Natur, im Urgrund des Universums.
31- svaśakti pracayo'sya viśvam
Das Universum ist eine Verbindung Seiner Energien.
32- stithilayau
Diese Energien sind auch der Grund für das Bestehen und die Vernichtung des Universums.
33- tat pravrttāvapyanirāsah samvettrbhāvāt
Wenn diese Energien zum Wirken kommen, ist die Einzelseele nicht verloren, da sie ihren Ursprung in Ihm (®iva) hat.
34- sukha duhkhayorbahirmananam
Die Gefühle der Freude und der Angst sind Äußerlichkeiten. 11 von 13
35- tadvimuktastu kevalī
Der, der frei von diesen Gefühlen ist, ist eine befreite Seele.
36- mohapratisamhatastu karmātmā
Durch die Vielzahl von Illusionen ist die Seele verstrickt im Karma.
37- bheda tiraskāre sargāntara karmatvam
Wenn die Verschiedenheit überwunden wurde, erlangt der Yogi die Fähigkeit etwas Neues zu erschaffen.
38- karanaśaktih svato'nubhavāt
Die Kraft der Sinne zeigt sich in der eigenen Erfahrung der Selbigen.
39- tripadādyanuprānanam
Das, was den drei Bewußtseinszuständen vorauseilt (das ist der Vierte Zustand), aktiviert diese.
40- cittasthitivat śarīra karana bāhyesu
Die Stabilität (dieses vierten Zustandes) soll sich auch Auswirken auf den Geist, den Körper und auf die äußerliche Welt.
41- abhilāsādbahirgatih samvāhyasya
Die Wünsche und die Begierde werden nach außen gelenkt.
42- tadārūdhapramitestatkśayājjīvasamkśayah
Wenn dann der Yogi schließlich in der reinen Wahrnehmung gründet, werden diese Wünsche und Begierden schließlich zerstört und das falsche Ich hört auf zu existieren.
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43- bhūtakañcukī tadā vimukto bhūyah patisamah parah
Das Selbst, das bekleidet ist mit dem Mantel der Elemente, ist nicht vollkommen frei, aber dieses Selbst erreicht die höchste Stufe des Herrn.
44- naisargikah prānasambandhah
Die Verbindung des befreiten Selbst mit dem Körper durch den Atem ist natürlich.
45- nāsikāntarmadhya samyamāt kimatra savyāpasavya sausumnesu
Der Atem kommt zur Ruhe, indem man ihn in das Zentrum (das Herz) eingehen läßt. Welchen Nutzen haben dann noch der rechte und linke Energiekanal oder Su÷umna ?
46- bhūyah syāt pratimīlanam
Wenn dies geschehen ist, dann ist die Seele wieder mit dem Herrn vereint. om tat sat
Hiermit endet das dritte Licht, genannt:
Die Transformation des Individuums
Und somit auch die ®iva-Sutras
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