Sergej Rachmaninow "Ich habe nie feststellen können, wozu ich in Wahrheit berufen bin: Zum Komponisten, zum Pianisten oder zum Dirigenten"
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geboren am 20. März 1873 in Oneg in der Nähe Nowgorods, Pianistenfamilie, Cousin Alexander Siloti erster Klavierunterricht bei der Mutter, dann als sechsjähriger Unterricht bei Anna Ornatskaja, einer ehemaligen Schülerin des Petersburger onservatoriums 1881 Umzug nach Petersburg - Stipendium für Petersburger Konservatorium, Unterricht bei Gustav Kross Tod der zweitältesen Schwester Sophia bei Diphterie-Epidmie, Trennung der Eltern, Finanzielle Unterstützung durch die Großmutter, Sergej schwänzt die Schule und verschlechtert seine Zensuren extrem Durch Vermittlung seine Cousins Alexander Siloti: Aufnahme an das Moskauer Konservatorium Als 12jähriger nun erstmals auf sich allein gestellt, wohnt dort bei seinem Lehrer Nikolai Swerjew und dessen Schwester,strenge Kontrolle, aber auch Besuch von Konzerten und Aufführungen, sowie Vermittlung von wichtigen Kontakten: Rubinstein, Tschaikowski, Arensky und Tanejew Transkription von Tschaikowskis Manfred Sinfonie für Klavier zu vier Händen - darf sie Tschaikowski vorspielen - Ansporn zur Komposition des Scherzo F-Dur für Orchester Fortgeschrittenenklasse bei Siloti, Kontrapunkt bei Tanejew, Harmonielehre bei Arnesky Freundschaft zwischen Rachmaninow und Skjabin Bruch mit seinem Lehrer Swerjew, der ihm nicht genügend Freiraum zum Komponiere läßt, zieht zu seiner Tante Warwara Satina, zwei Stücke für Streichquartett, Motette "Deus Meus", erste Lieder Sommer 1890 erstmals auf dem Landsitz der Silotis, lernt entfernt verwandte Schwestern Skalon kennen: für Vera Skallon - Cellistin Romanze f-moll für Vc. und Klv. Selbst noch Student, unterrichtet bereits eine Klasse für Chorleiter In nur zwei Tagen: russische Rhapsodie für zwei Klaviere e-moll Juni 1891 - ein Jahr früher als vorgesehen - beendet er sein Klavierstudium mit Auszeichnung Klavierkonzert op. 1 fis-moll - Siloti gewidmet Sinfonische Dichtung nach Tolstoi "Fürst Rostislaw" Klaviertrio Nr. 1 g-moll Examensarbeit Oper nach Puschkins Poem "Die Zigeuner" - Einakter "Aleko" Beginn der Zusammenarbeit mit dem Verleger Karl Gutheil Klaviertrio Nr. 2 d-moll op. 9 Tod Tschaikowski - ihm gewidmet "A la mémorie d´un grand Artiste" (wie Tschaikowski mit seinem Trio für Nikolai Rubinstein) : Prelude cis-moll op. 3 Nr. 2 - das Werk, das ihn in kürzester Zeit populär machen sollte - Siloti nimmt es mit in sein ständiges Repertoire auf und macht es überall bekannt Fantasie für Orchester "Der Fels" op. 7 , Rimsky-Korsakow gewidmet - großer Erfolg Musikleherer an einer Mädchenschule 1894 "Capriccio auf Zigeunerthemen op. 12 (Tradition Rimsky-Korsakow Capriccio Espagnol, Tschaikowsky Capriccio Italien) Tournee mit der Geigerin Teresina Tua UA Sinfonie Nr. 1 d-moll op. 13 Am 15. März 1896 katastrophaler Durchfall Die nächsten drei Jahre Depressionen, verhindern jede kompositorische Beschäftigung Dirigent in Mamontows Operntruppe Erfahrungen als Operndirigent, lernt viele Werke kennen und den Sänger Schaljapin In Moskau bei dem Schweizer Spezialisten für Neurologie und Hypnosetherapie Dr. Nikolai Dahl Behandlung Klavierkonzert Nr. 2 c-moll op. 18, dem Doktor gewidmet
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1902 heiratete er sein Kusine und Jugendfreundin Natalia Satina, die ebenfalls am Moskauer Konservatorium als Pianistin ausgebildet worden war 1904 Dirigent des Moskauer Bolschoi-Theaters 1904 Operneinakter "Der geizige Ritter" op. 24 nach der gleichnamigen Tragödie von Puschkin - literarische Vorlage ohne wesentlich Veränderungen übernommen "Francesca da Rimini" op. 25 Libretto von Modest Tschaikowski 1906 Dresden - unsicheres politisches Klima in Rußland Sinfonie Nr. 2 e-moll op. 27 (64 Minuten lang!) Klaviersonate Nr. 1 d-moll op. 28 - durch Goethes Faust angeregt Sinfonische Dichtung "die Toteninsel" angeregt durch das düster-atmosphärische Gemälde "Die Toteninsel" von Arnold Böcklin, zitiert wie häufig in seinem Spätwerk das Dies Irae Thema Konzerttourneen und Aufenthalte in Iwanowka wechseln sich ab Klavierkonzert Nr. 3 d-moll op. 30 1910 Liturgie des Johannes Chrysostomos (20teilige a capella Komposition) "Russische Oster-Vesper" op. 37 für gemischten Chor 1913 sinfonisches Poem "Die Glocken" op. 35 für Solo-Stimme, gemischten Chor und Orchester nach den Worten von Edgar Allan Poes gleichnamigen Poem - grandioser Erfolg 1. WK Familie nutzt Einladung zu einer Konzertreihe aus Stockholm um mit Ausreisevisa das Land verlassen zu können, erst Kopenhagen 1918 New York - dort schon große Popularität, 1920 unterschrieb er einen Vertrag bei der Victor Talking Machine Comapany, der ihm für 25 Aufnahmen in den nächsten fünf Jahren 15000 Dollar Jahreseinkommen garantierte, Vertrag blieb bis zum Lebensende bestehen und ermöglicht eine beispiellose Dokumentation der interpretatorischen Fähigkeiten Rachmaninows; zur Hälfte eigene Kompositionen, dann noch Beethoven, Chopin, Debussy, Grieg, Schubert, Schumann von Wohlstand geprägtes Leben - Hauskauf, Chauffeur, Koch Sommer in Europa, meist in der Schweiz, Töchter Tatjana und Irina - für deren finanzielle Versorgung Musikverlag 1924 in Paris gegründet Klavierkonzert Nr. 4 g-moll op. 40 1926 Russische Volkslieder op. 41 für Chor und Orchester 1931 bezieht er politisch Stellung: zusammen mit dem Chemiker Iwan Ostromyshenski und Ilja Tolstoi, dem Sohn des Schriftstellers veröffentlicht er in der "New York Times" vom 15. 1.1931 einen Beitrag gegen die Politik Stalins; bringt ihm Aufführungsverbot in Russland ein 1931 letztes Werk für Soloklavier: (20) Variationen über ein Thema von Corelli op. 42 Domizil in der Schweiz Villa Senar (Sergej und Natalia Rachmaninow) Rhapsodie über ein Thema von Paganini op. 43 (24 Variationen) Enthällt auch Dies Irae 1936 Sinfonie Nr. 3 a-moll op. 44 - triumphaler Erfolg 2. WK Long Island Sinfonische Tänze op. 45 (dritter Satz Dies Irae eingewoben) 1942 letzter Umzug Haus in Beverly Hills in der Nähe des Wohnsitzes von Wladimir Horowitz - gemeinsames musizieren Konzertreisen 70. Geburtstag, Krebsleiden Tod am 28. März 1943
Das Konzert [Bearbeiten] Rachmaninow hatte den 2. und den 3. Satz des Konzerts zuerst fertig gestellt. Die Sätze wurden im Herbst 1900 unter der Leitung von Alexander Siloti und mit Rachmaninow am Klavier der Öffentlichkeit vorgestellt. Schon diese Aufführung stieß trotz des fehlenden Kopfsatzes auf Begeisterung und einmütiges Lob. Nikolai Kaschkin schrieb: “Sein großes Talent hat schon seit langem nicht nur die Aufmerksamkeit in Russland auf sich gezogen, sondern auch im Ausland. Erst jetzt aber scheint es, als sei dieses Talent sich seiner inneren Kraft völlig bewusst und deshalb
frei von dem früheren Zwang, außergewöhnlichen Effekten der Harmonik und Instrumentierung hinterherzulaufen. Die klassische Klarheit der Form, die Weite der Melodien, die Üppigkeit und Kraft der Harmonik zwingen uns, das Werk im echten Sinne des Wortes als bemerkenswert anzusehen.“ Das Konzert genießt bis heute eine große Popularität wegen seiner ganz der Romantik geschuldeten, liedhaft-melodiösen Themen. Selbst Rachmaninows 3. Klavierkonzert von 1909, das ähnlich angelegt ist, konnte ihm trotz großer Anerkennung nicht den Rang ablaufen. Die Satzbezeichnungen lauten: • • •
Moderato – a tempo con passione Adagio sostenuto Allegro scherzando
Der Kopfsatz [Bearbeiten]
Die ersten acht Akkorde des Konzerts
1. Thema (ab Takt 11) Das Klavier beginnt solistisch mit acht Akkorden, die gleichsam Glockenschlägen wie aus der Ferne tönen und sich in der Lautstärke allmählich steigern. Um diese wie vorgesehen spielen zu können, braucht man große Hände, weil die Akkorde der linken Hand in Dezim-Intervalle eingebunden sind. Rachmaninow selbst, obwohl er große Hände besaß, spielte allerdings in seiner Tonaufnahme von 1929 in allen Akkorden ab dem zweiten das große F wie einen Vorschlag; insofern hat auch diese Variante, die für kleinere Hände geeignet ist, Gültigkeit. Das erste Thema, eine schwermütige Melodie in c-Moll, setzt in Takt 11 im Orchester ein und wird von wirbelnden Läufen im Klavierpart begleitet. Ab Takt 28 wird das Thema von den Celli bzw. später Streichern weitergesponnen. Das Klavier übernimmt in Takt 55, löst die Fortsetzung ab Takt 63 in eine Art Kadenz auf. Arhythmische Akkorde leiten das zweite, lyrische Thema in Es-Dur ein. Beginnend in Takt 83 wird es zunächst vom Klavier vorgestellt und schließlich vom Solisten wie dem Orchester weitergesponnen. Die Durchführung beginnt in Takt 161 mit dem ersten Motiv des ersten Themas, dem die Querflöte mit dem Zuruf as’’ – b’’ – g’’ – as’’ – c’’ antwortet. Dieser Zuruf gewinnt
im Folgenden an Bedeutung, wird moduliert und vom Klavier aufgegriffen. In Tonrepetitionen und markanten Akkorden bestimmt es schließlich das Wesen der Durchführung. Es wird von einer Tonart in die nächste geführt, die Modulationen reichen bis Gis-Dur. Motive des zweiten Themas scheinen in der Durchführung ebenfalls auf (z.B. ab Takt 218), werden aber fast nicht wahrgenommen, weil das Klavier sie überlagert. Die Reprise beginnt in Takt 246 im Orchester, dem das Klavier in massiver Bestimmtheit das Zuruf-Motiv akkordisch entgegensetzt. Das zweite Thema (As-Dur) folgt rasch (Takt 298 in den Hörnern), ab Takt 314 wird die Schlussphase des ersten Satzes eingeleitet.
Der 2. Satz [Bearbeiten] Das Adagio sostenuto steht in E-Dur. Sein erstes Thema beginnt in Takt 9, die Querflöte stellt es vor, die Klarinette übernimmt es. Das Klavier verharrt in einer begleitenden Funktion. Ab Takt 24 tauschen Solist und Orchester die Rollen. In Takt 47 tritt ein weiteres, etwas leidenschaftlicheres Thema in Moll hinzu, das Orchester und Klavier durchführen. Abgerundet wird der Satz durch das Aufgreifen des ersten Themas, mit dem er auch beschlossen wird. Der US-amerikanische Songwriter Eric Carmen hat für den Song All By Myself das Thema übernommen.
Der 3. Satz [Bearbeiten] Der 3. Satz (Tonart: c-Moll) beginnt mit einem Dialog zwischen Orchester und Klavier, das sich in virtuosen Läufen präsentiert. Das eigentliche Thema, das sprunghafte Kadenzen mit Läufen kombiniert, beginnt in Takt 43. Ein Zwischenmotiv (Takt 75) leitet den Übergang zu einem zweiten Thema ein, das in Takt 106 beginnt. Seine Durchführung mündet in einem erneuten Aufgreifen des Themas sowie in einem an die Virtuosität eines Pianisten hohe Ansprüche stellenden Schlusspart.
Das Konzert im Film [Bearbeiten] Sergei Wassiljewitsch Rachmaninow (russisch Сергей Васильевич Рахманинов, wiss. Transliteration Sergej Vasil'evič Rachmaninov; er selbst benutzte als Umschrift seines Namens Rachmaninoff; * 20. Märzjul./ 1. April 1873greg. auf dem Landgut Semjonowo bei Nowgorod; † 28. März 1943 in Beverly Hills) war ein russischer Pianist, Komponist und Dirigent.
Inhaltsverzeichnis [Verbergen] • • • • •
1 Kindheit 2 Studienzeit 3 Erste Erfolge 4 Selbstzweifel 5 Neue Wege
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6 Dresden 7 Der „letzte Romantiker“ 8 Alexander Skrjabin 9 Exil 10 Letzte Station 11 Der Medienhasser 12 Werke o 12.1 Sinfonische Werke o 12.2 Tondichtungen o 12.3 Klavierkonzerte o 12.4 Kammermusik o 12.5 Klaviermusik o 12.6 Opern o 12.7 weltl. und geistl. Chorwerke mit und ohne Orchester o 12.8 Lieder 13 Literatur 14 Sonstiges 15 Weblinks
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16 Einzelnachweise
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Kindheit [Bearbeiten] Sergei Rachmaninow war das vierte von insgesamt sechs Kindern aus der Ehe des Wassili Arkadjewitsch Rachmaninow und seiner Frau Ljubow Petrowna Butakowa. Die Ehefrau brachte Vermögen in Form von fünf Landgütern in die Ehe ein. Dem Vater, einem gutmütigen und geselligen Fantasten, fehlte jedoch jedes ökonomische Verständnis für eine Bewirtschaftung. Innerhalb von zehn Jahren führte er die Betriebe in den Ruin. Die finanziellen Sorgen belasteten die Ehe schwer. Als 1882 auch das letzte Gut Oneg aufgegeben werden musste, zog die Familie nach Sankt Petersburg, wo sich die Eltern schließlich endgültig trennten. Den ersten Klavierunterricht erhielt der junge Rachmaninow mit vier Jahren von seiner Mutter, anschließend von einer Absolventin des Sankt Petersburger Konservatoriums. Sein Vater und sein Großvater waren zwar beide keine ausgebildeten Musiker, konnten aber in geselligen Runden auf Zuruf beliebte Melodien mit einer improvisierten Begleitung zum Besten geben. In Petersburg besuchte Rachmaninow das dortige Konservatorium und erhielt dort neben Klavierunterricht auch Unterricht in Musiktheorie und allgemeinbildenden Fächern. Nachdem Rachmaninows Schwester Sofia an Diphtherie gestorben war und seine Eltern sich getrennt hatten, wurde die Belastung für seine Mutter sehr groß. Zu allem Überfluss scheiterte Rachmaninow bei der Abschlussprüfung in den Allgemeinfächern. Das Stipendium wurde ihm entzogen, und er musste das Konservatorium verlassen. Die ratlose Mutter wandte sich daraufhin an ihren Neffen Alexander Siloti (ein älterer Cousin Rachmaninows), welcher gerade als neuer Stern am russischen Pianistenhimmel gefeiert wurde. Dieser hörte dem jungen Rachmaninow beim Klavierspiel zu und erkannte die große, jedoch völlig unausgebildete Begabung Rachmaninows. Daraufhin schlug Siloti vor, Rachmaninow die Klasse des Klavierpädagogen Nikolai Sergejewitsch Swerew (1832–1897) am
Moskauer Konservatorium besuchen zu lassen. Mit gerade einmal 100 Rubel, mehr konnte die Familie nicht aufbringen, wurde Sergei nach Moskau entlassen. Die unbeschwerte Kindheit Rachmaninows nahm ein Ende und wich den nun folgenden Lehrjahren.
Studienzeit [Bearbeiten] Rachmaninow kam 1885 in Moskau an. Swerew ließ immer drei besonders begabte Schüler bei sich wohnen, und so fand Rachmaninow auf diese Weise eine Unterkunft. Swerew verlangte weder ein Entgelt noch ein Honorar für die Unterrichtsstunden, und er übernahm sogar die Kosten für den Französisch- und einen Deutschlehrer. Im Gegenzug forderte er von seinen Schülern ein äußerst diszipliniertes Studium: Lob gab es intern allenfalls in Form billigender Kenntnisnahme, sobald jedoch Dritte anwesend waren, überschlug er sich in Anerkennung. Rachmaninow notierte später: „Swerew verwandelte sein Haus, das ein musikalisches Gefängnis hätte werden können, in ein musikalisches Paradies. Sonntags wurde aus dem strengen Lehrer ein völlig anderer. Den Nachmittag und Abend pflegte er ein offenes Haus für die bedeutendsten Figuren der Moskauer Musikwelt. Tschaikowski, Tanejew, Arenski, Safonow und Siloti schauten ebenso bei ihm vorbei wie Professoren der Universität, Juristen, Schauspieler, und die Stunden vergingen mit Gesprächen und Musik. (…) Unsere Stegreif-Auftritte waren Swerews größtes Vergnügen. Egal, was wir spielten, sein Urteil lautete stets: Ausgezeichnet! Gut gemacht! Hervorragend! Er ließ uns das spielen, wozu wir aufgelegt waren, und forderte die Gäste auf, sich seiner Meinung über uns anzuschließen.“ 1888 wechselte Rachmaninow in die Fortgeschrittenenklasse seines Cousins Siloti. Zugleich widmete er sich verstärkt dem Fach Komposition. Da Rachmaninow aber im Hause Swerews keine Ruhe zum Komponieren fand – ständig übte einer der anderen Schüler am Klavier – kam es zwischen ihm und seinem Gönner zum Bruch, und in der Folge nahm ihn die Schwester seines Vaters Warwara Satina zu sich. Auch deren mit Rachmaninow gleichaltrige Söhne und Töchter kamen mit dem neuen Gast gut zurecht (Natalja nahm er später zur Frau). Silotis Entschluss, seine Lehrtätigkeit am Moskauer Konservatorium wegen institutsinterner Konflikte aufzugeben, bestärkte Rachmaninow darin, das Studium unverzüglich abzuschließen. In der Abschlussprüfung im Fach Klavier im Mai 1891 spielte er unter anderem Beethovens Waldstein-Sonate und die Sonate in b-Moll von Frédéric Chopin. Im Fach Komposition war ihm aufgegeben, eine einaktige Oper zu schreiben – so entstand Aleko, eine Geschichte im Zigeunermilieu mit Liebe, Leidenschaft und Tod ganz im Stil der Cavalleria rusticana. Die Prüfungskommission war über das Ergebnis so begeistert, dass sie ihm hierfür die „Große Goldmedaille“ verlieh. Uraufgeführt am 27. April 1893 im Bolschoi-Theater, brachte ihm die Oper nicht nur große Presseresonanz, sondern auch auswärtige Einladungen ein.
Erste Erfolge [Bearbeiten]
Schon vor Aleko hatte Rachmaninow das 1. Klavierkonzert in fis-Moll komponiert, dem er die Opuszahl 1 gab: Im März 1892 hatte er den Kopfsatz im Rahmen eines Konservatoriumskonzerts gespielt und Begeisterungsstürme entfacht. Im Sommer 1893 vollendete er die sinfonische Dichtung Der Felsen und die seinem großen Vorbild Pjotr Tschaikowski gewidmete Suite für zwei Klaviere op. 5. Tschaikowski fühlte sich geehrt, witzelte, er habe in diesem Sommer „nur eine kleine Sinfonie“ zustande gebracht (es war die Pathetique), und sagte den Besuch einer Aufführung im Herbst zu. Wegen Tschaikowskis plötzlichem Tod kam es aber nicht mehr dazu. Erschüttert von dieser Nachricht, komponierte Rachmaninow das Trio élégiaque Nr. 2 – „Dem Andenken eines großen Künstlers gewidmet“.
Selbstzweifel [Bearbeiten] Der Erfolg verleitete Rachmaninow zu einem aufwendigen Lebensstil, der seine Reserven rasch aufzehrte. Er hatte in Gutheil zwar einen treuen Verleger in Moskau, der alles veröffentlichte, was Rachmaninow niederschrieb, trotzdem verschärften sich seine finanziellen Probleme. Er versuchte, nebenbei Klavierstunden zu geben, war aber pädagogisch unbegabt. Weil ihm das Reisen verhasst war, brach er eine Konzerttournee durch mehrere Städte Russlands ab, obwohl diese einträglich hätte sein können. Zur gleichen Zeit fiel auch seine 1. Sinfonie in d-Moll bei Kritikern und Publikum durch: Uraufgeführt am 15. März 1897 in Sankt Petersburg unter der Leitung von Alexander Glasunow, stieß das Werk beim Publikum auf Ablehnung, der Kritiker César Cui fühlte sich beim Hören gar an die „Zehn ägyptischen Plagen“ erinnert. Glasunow, der weder Rachmaninow noch seine 1. Sinfonie mochte, gab später im privaten Kreis zu, das Werk bei der Uraufführung im betrunkenen Zustand dirigiert zu haben. Rachmaninow, der von sich aus nicht gerade eine Frohnatur war, sondern eher eine Tendenz zur Schwermütigkeit aufwies, geriet durch die vernichtende Kritik in eine tiefe Schaffenskrise, die ihn in Depressionen führte. Er komponierte nicht mehr, sondern arbeitete stattdessen zeitweilig als Dirigent an der Moskauer Russischen Privatoper. Der Familie Satin gelang es schließlich, ihn dazu zu überreden, sich in ärztliche Behandlung zu begeben. Hilfe fand Rachmaninow bei einem der russischen Pioniere auf dem Gebiet der Psychiatrie, Dr. Nikolai Dahl, dem es gelang, ihm sein Selbstvertrauen zurückzugeben. Dahl behandelte seinen berühmten Patienten mittels Hypnose. Rachmaninow schrieb hierüber später: „Ich hörte die gleichen hypnotischen Formeln Tag für Tag wiederholt, während ich schlafend in Dahls Behandlungszimmer lag. „Du wirst dein Konzert schreiben… du wirst mit großer Leichtigkeit arbeiten… Das Konzert wird von exzellenter Qualität sein…“ Es waren immer dieselben Worte, ohne Unterbrechung. Auch wenn es unglaublich erscheint, diese Therapie half mir wirklich. Im Sommer begann ich zu komponieren. Das Material wuchs, und neue musikalische Ideen begannen sich in mir zu regen.“ Rachmaninow begann mit der Arbeit an seinem 2. Klavierkonzert op. 18 in c-Moll, das heute zu den bekanntesten Konzerten der Romantik zählt, und widmete es aus Dankbarkeit seinem Arzt. Fertiggestellt waren zunächst der 2. und der 3. Satz, Rachmaninow spielte sie im Herbst 1900 vor Publikum. Den Kopfsatz komponierte er
anschließend zügig. Am 27. Oktober 1901 wurde das gesamte Werk unter der Leitung von Alexander Siloti und mit Rachmaninow am Klavier uraufgeführt.
Neue Wege [Bearbeiten] Am 29. April 1902 heiratete Rachmaninow seine Cousine Natalja Alexandrowna Satina. Sie selbst war Klavierschülerin am Moskauer Konservatorium gewesen, hatte Verständnis für seinen Wunsch nach Entfaltung als Komponist und unterstützte ihn nach Kräften. Aus der Ehe gingen die Töchter Irina und Tatjana hervor. Im Jahre 1904 nahm Rachmaninow eine neue Herausforderung an: Er wurde Dirigent am Bolschoi-Theater. Zwei Jahre sollte diese Tätigkeit dauern. Unter seiner Ägide wurden gleich neue Regeln eingeführt: Das Dirigentenpult, das seine Vorgänger – aus welchen Gründen auch immer – neben den Souffleurkasten platziert hatten, verfrachtete er zurück in den Orchestergraben. Außerdem verfügte er, dass Instrumentengruppen während einer Aufführung nicht einfach „abtauchten“, wenn sie über längere Passagen nichts zu tun hatten – das traf vor allen Dingen die Blechbläser, die gern den Orchestergraben während der Zeit ihrer Nichtbeanspruchung verließen. Mit seinem harten Durchgreifen war Rachmaninow erfolgreich, und die Besprechungen seiner Aufführungen waren in der Presse sehr positiv: „Man kann sagen, dass mit der Leitung des Bolschoi-Orchesters durch Rachmaninow sofort ein neuer Geist wehte, und das, wovon wir in unseren Kritiken nur zu träumen wagten, der Verwirklichung entgegensieht. (…) Wir werden natürlich alle neuen Schritte Rachmaninows in der Laufbahn des Opernkapellmeisters mit größtem Interesse verfolgen, denn seine Tätigkeit verspricht unserer Bühne viel Gutes.“
Dresden [Bearbeiten] Ab 1906 und in den zwei Folgejahren verbrachte die Familie Rachmaninow die Wintermonate in Dresden. Rachmaninow würdigte das musikalische Kapital der Stadt wie der Region überhaupt, die Arbeit an neuen Kompositionen verband er mit Besuchen der Semperoper und des Leipziger Gewandhauses. Am Trachenberger Platz erwarb er ein großes Mehrfamilienhaus, zu dem er bis in die 1990er Jahre als Eigentümer, Wohnsitz: New York, eingetragen war. In Dresden entstanden die 2. Sinfonie op. 27, die 1. Klaviersonate op. 28 und die sinfonische Dichtung Die Toteninsel op. 29. Das gleichnamige Gemälde von Arnold Böcklin hatte er als Schwarz-Weiß-Druck gesehen; als er es später im Original zu Gesicht bekam, notierte er: „Ich war von der Farbe des Gemäldes nicht besonders bewegt. Hätte ich das Original zuerst gesehen, hätte ich Die Toteninsel womöglich nicht geschrieben.“ Auch der Klaviersonate lag gedanklich ein „Programm“ zugrunde, aber Rachmaninow wollte diese ausdrücklich nicht als Programmmusik verstanden wissen. Die Inspiration entstammt Goethes Faust, Rachmaninow hatte bei den einzelnen Themen der Sonatensätze Faust, Gretchen und Mephistopheles vor Augen. 1909
kehrte Rachmaninow dauerhaft nach Russland zurück, er folgte einem Ruf als Vizepräsident und Dirigent der Russischen Musikgesellschaft.
Der „letzte Romantiker“ [Bearbeiten]
1909 bereitete sich Rachmaninow intensiv auf eine Tournee durch die Vereinigten Staaten vor. Zu diesem Zweck komponierte er sein 3. Klavierkonzert in d-Moll, ein Konzert, das ähnlich große Popularität wie das zweite erlangt hat. Seine exorbitante Virtuosität war selbst Rachmaninow nicht geheuer; noch auf der Überfahrt nach Amerika übte er daran mit Hilfe einer stummen Klaviatur. Die Auftritte in den USA konnte er als Erfolg verbuchen, auch wenn er persönlich vom amerikanischen Publikum enttäuscht war und nicht verstehen konnte, dass sie ihn nur auf den Komponisten des berühmten cis-moll-Präludiums reduzierten (eines Klavierstücks übrigens, von dem Rachmaninow finanziell nichts hatte, da er sich die Urheberrechte daran nicht hatte sichern lassen.) 1910 begann sich die russische Musikszene zu spalten. Eine Gruppe um den Komponisten Alexander Skrjabin propagierte neue Wege in der Tonalität. Rachmaninow konnte dem nichts abgewinnen. Auch unter den Musikkritikern verhärteten sich die Fronten. Über Rachmaninow schrieb Wjatscheslaw Karatygin: „Das Publikum vergöttert Rachmaninow, weil er den durchschnittlichen Spießergeschmack trifft.“ Dass Rachmaninow zeitlebens an der Tradition eines tonalen Kompositionsstils festgehalten hat, ist ihm oft vorgehalten worden. Viele bezeichneten ihn als den „letzten Romantiker“. Anhänger und Verteidiger der Schönberg-Schule, vor allem Theodor W. Adorno, haben die Werke Rachmaninows einer oft vernichtenden Kritik unterzogen. So betrachtet Adorno das cis-moll-Prélude als ein plakatives Schaustück, mit dem Dilettanten Kraft und Virtuosität vortäuschen könnten. „Diesen Kindertriumph hält das Präludium für infantile Erwachsene fest“ (Musikalische
Warenanalysen). Andere Komponisten, die nicht der Schönberg-Schule angehörten, wie Strawinski und Richard Strauss, äußerten sich ebenfalls abfällig.
Die Symphonie No.5 in d-Moll, op.47 von Dmitri Shostakovich (1906-1975) gehört zu den bekanntesten und populärsten Werken des sowjetischen Komponisten. Sie markierte in der Biografie Shostakovichs einen entscheidenden Wendepunkt, nachdem er sich massiven Angriffen seiner als 'formalistisch' gebrandmarkten Musik ausgesetzt sah. Die 5. Symphonie (und die Analogie zu Beethovens bekannter 5. Symphonie ist gewiss kein Zufall) ist eine, im Vergleich zu den vorangegangenen Kompositionen, deutlich konservativere Arbeit. Shostakovich selbst nannte sie "die konkrete Antwort eines sowjetischen Künstlers auf rechtmäßige Kritik" und warb damit (erfolgreich) um seine künstlerische Rehabilitierung, fürchtete sich aber fortan vor neuerlicher Verfolgung und vor Repressalien. Zum ersten Mal entwickelt Shostakovich in seiner Klangsprache jene charakteristische Doppelbödigkeit, die gleich einer Matroschka ihr wahres Inneres hinter einer (oder vieler) offensichtlichen Hülle verbirgt. Yuri Temirkanov und den St. Petersburger Philharmonikern gelingt bei ihren Interpretationen der Symphonien Nos. 5 & 6 eine bemerkenswert dynamische und damit auf die Spitze getriebene Verdeutlichung dieser Doppelbödigkeit. Dort, wo die Symphonien vordergründig und hell sind, erstrahlen sie unter Temirkanov besonders prachtvoll, doch ebenso düster lässt er die verborgenen Untertöne in den Werken erklingen. Die Kontraste, die er so mit seinen exzellent musizierenden Petersburgern schafft, verdeutlichen den Charakter dieser exemplarischen Werke besonders gut und machen aus dieser CD einen besonders guten Einstieg in die
Balakirev
Russischer Komponist: schon als Kind zeigte er Neigung für das Klavierspiel und mit fünfzehn hatte er das Glück, die Leitung des Orchesters eines reichen Mäzens zu übernehmen. 1855 kam er nach St. Petersburg, wo er Glinka begegnete, der ihn bestärkte, so etablierte er sich als Pianist- und Klavierlehrer. Cui und Moussorgsky waren damals seine Schüler und das war der Beginn des sogenannten „Mächtigen Häufleins", einer Komponistengruppe, die sich um Balakirew scharte. Andere namhafte Musiker, die dem Zauber seiner mächtigen und eindrucksvollen Persönlichkeit verfielen, waren Borodin und Rimski-Korsakow - alle vier eigentlich Musikamateure, da sie alle nicht ausschließlich komponierten sondern anderen Berufen nachgingen. 1869 schrieb Balakirew die lange Klavierphantasie „Islamej", die noch immer als eines der schwierigsten Stücke des Repertoires angesehen wird. Komponieren war für ihn ein langwieriger und schwieriger Prozeß, denn er war durch tiefe Depressionen und heftige Migräneanfälle schwer beeinträchtigt. Die Komposition seines zweiten Klavierkonzertes dauerte insgesamt fünfzig Jahre. Balakirews schwierige Persönlichkeit kostete ihn so manche Freundschaften und Möglichkeiten. 1870-72 hatte er eine Stellung bei der polnischen Eisenbahnverwaltung. Kurz darauf erlitt er einen seelischen Zusammenbruch. Erst 1876 begann er wieder zu arbeiten und vollendete die Symphonische Dichtung „Thamar". 1883 wurde er Direktor der Hofsängerkapelle, eine äußerst ehrenvolle Aufgabe. Nach elf Jahren verließ er diese Stellung, um sich ganz dem Komponieren widmen zu können, 1898 vollendete er seine Erste Symphonie. Er führte ein Einsiedlerdasein und nur weniges von seiner Musik wurde dem Publikum bekannt.
Sein Einfluß als Komponist war gewichtiger als die Summe seiner Werke. Sein Tod löste wenig Trauer aus, aber Balakirew hatte der russischen Musik eine eigenständige Entwicklungsmöglichkeit gewiesen.
Werkverzeichnis von Mily Alexeyevich Balakirev