Schule und Klassenraum Volksschulklassen waren in früheren Zeiten sehr groß und vor allem in Dorfschulen gab es oft nur einen Lehrer und ein Klassenzimmer. Über 50 Kinder wurden von einem Lehrer unterrichtet, so dass sich dieser kaum um jedes Kind kümmern konnte. Mehrere Jahrgänge mussten gleichzeitig in einem Raum unterrichtet werden. Meistens setzen die Lehrer dann ältere Schüler als Helfer ein. Die Tische im Klassenraum standen immer so, dass alle Schüler nach vorn schauen. Mädchen und Jungen saßen getrennt voneinander: Die Mädchen rechts, die Jungen links. Gute Schüler saßen vorne, schwache hinten in der „Lümmelbank“. Klassendienste Jungen holten Wasser, feuchteten den Schwamm an, wischten die Tafel ab, legten für den Lehrer Bücher aufs Pult und den Schülern auf Bänke; die Kinder hatten keine eigenen Bücher, diese blieben in der Schule. Mädchen mussten das Lehrerpult abwischen, Spinnweben kehren und Blumen gießen. Unterricht und Stundenplan Der Stundenplan beschränkte sich auf Religion, Schreiben, Lesen und Rechnen. Die wichtigsten Ziele des Unterrichts waren Gehorsam, Fleiß, Ordnung und Sauberkeit. Die Schüler mussten auf jedes Zeichen des Lehrers gehorchen und seine Befehle möglichst auch noch geräuschlos ausführen.
Vor allem wurden die Kinder dazu erzogen, im Takt zu arbeiten und sich im Takt zu bewegen. Das Aufstehen, das Hinsetzen, das Auspacken der Tafel, das Schönschreiben von Buchstaben, das Betreten und Verlassen der Schule musste immer nach bestimmten Zeichen des Lehrers gleichzeitig und im Takt ablaufen. Alles lief also nach dem Kommando des Lehrers ab und hatte viel Ähnlichkeit mit militärischem Drill. Regeln im Unterricht Es durfte auch grundsätzlich im Unterricht nur dann gesprochen werden, wenn es eine Antwort auf die Frage des Lehrers war. Sobald der Lehrer etwas fragte, mussten sie aufstehen. Auch wurde streng darauf geachtet, dass die Schüler gerade und angelehnt in den Bänken saßen. Beide Hände mussten auf dem Tisch liegen und die Füße mussten parallel nebeneinander auf dem Boden stehen. Beim Aufzeigen mussten die Kinder den Ellenbogen des rechten Arms in die linke Hand stützen und den Zeigefinger der rechten Hand erheben. Wurde ein Schüler von Lehrer aufgerufen, um eine Antwort zu geben, musste er sofort aufstehen, sich gerade neben seine Bank stellen und die verlangte Antwort geben. Dabei mussten die Kinder in ganzen Sätzen laut und deutlich sprechen und durften sich erst auf Befehl des Lehrers wieder hinsetzen. Strafen Die Lehrer achteten sehr streng auf das Befolgen dieser Regeln und bei Ungehorsam gab es für die Schüler verschiedene Strafen:. Manchmal mussten die Schüler in der Ecke stehen, auf einem Scheitel knien oder am Nachmittag nachsitzen. Oder sie bekamen Schläge mit dem Stock: Das waren Schläge auf Handballen, Fingerspitzen oder den Hintern, (die Schüler wurden "übers Knie gelegt"). Mädchen durften nicht geschlagen werden.
Klassenzimmer und Schulsachen Der Lehrer saß in der Klasse hinter einem Katheder; das ist ein erhöht stehendes Pult, von dem aus er die Schüler besser beobachten konnte. Die Schüler saßen in hölzernen hintereinander stehenden Schulbänken, in denen es Vertiefungen für die Tintenfässer gab.
Die Tinte verteilte der Lehrer aus einer großen Flasche. Geschrieben wurde mit einem Federkiel, der aus einer Gänsefeder hergestellt war. Die Spitze dieses Federkiels musste immer wieder in die Tintenfässer getaucht werden, da die Tinte an der Spitze schnell verbraucht war. Zu Beginn ihrer Schulzeit schrieben die Schüler mit Kreidegriffeln auf einer Schiefertafel, die mit einem kleinen Schwamm und einem Lappen immer wieder abgewischt werden konnte. Auf diese Weise wurden Hefte gespart. Die Schulsachen wurden in einem ledernen Schulranzen transportiert, der möglichst die ganze Schulzeit halten musste. Eine große Wandtafel hing auch zu dieser Zeit schon in den Klassenräumen. Neben der Tafel stand ein Wasserkrug für den Tafelschwamm, denn fließendes Wasser gab es in den Schulhäusern noch nicht. In den meisten Klassen gab es bereits einen Globus, an dem der Lehrer den Kindern die Welt erklärte. Außerdem benutzte man in dieser Zeit viele bunte Wandbilder, um den Schülern Sachverhalte zu verdeutlichen.
Im Klassenzimmer stand meistens nur ein einziger Ofen, der den großen Raum oft nicht gleichmäßig beheizte. Das Heizmaterial mussten die Schüler selbst mitbringen. Alltag der Schulkinder in Dörfern Viele Kinder mussten neben der Schule auch noch arbeiten, da viele Familien sehr arm waren. Im Unterricht waren sie dann oft zu müde, um aufzupassen und dem Unterrichtsstoff zu folgen. Mädchen trugen über ihrem Kleid eine Schürze, weil diese leichter gewaschen werden konnte als das Kleid. Die Jungen trugen meistens kurze Hosen. Wenn es im Winter zu kalt wurde, trugen sie, wie die Mädchen, lange Strümpfe. Weil die Mädchen keine Hosen anziehen durften, trugen sie in der kalten Jahreszeit bis zu vier Röcke übereinander. Besonders arme Kinder hatten oft keine Schuhe und mussten barfuß in die Schule gehen; im Winter trugen sie Holzlatschen. Lehrer und Lehrerinnen Aber auch die Lehrer verdienten damals nur sehr wenig Geld. An Feiertagen wurden Lehrer zum Essen eingeladen. Sie waren oft nebenbei als Organist in der Kirche beschäftigt, um sich etwas Geld dazu zu verdienen. Zuerst durften nur Männer Lehrer werden und wurden Dorfschulmeister genannt - vor etwa 150 Jahren durften Mädchen ja noch nicht studieren. Später konnten Mädchen Lehrerin werden, durfte aber dann nicht heiraten. Auch damals waren Lehrer nicht beliebt, weil sie die Kinder von der Feldarbeit abhielten.
A) Beantworte die Fragen zum Text. 1.) Schau dir das Foto genau an. Beschreibe es. Tipp: Im Text erfährst auch einiges… ____________________________________________________________________________ ____________________________________________________________________________ 2.) Wie viele etwa Kinder unterrichtete ein Lehrer? ____________________________________ 3.) Du redest im Unterricht, der Lehrer bemerkt es. Welche Strafe hättest du damals bekommen? ____________________________________________________________________________ 4.) Bestrafen Lehrer heute auch noch Schüler? Wofür? Und wie sehen die Strafen heute aus? ____________________________________________________________________________ ____________________________________________________________________________ 5.) Welche Schulsachen besaßen die Schüler damals? Wie arbeiteten sie damit? ____________________________________________________________________________ ____________________________________________________________________________ ____________________________________________________________________________ 6.) Was waren die wichtigsten Ziele, die den Kindern in der Schule beigebracht wurden? ____________________________________________________________________________ 7.) Was sind deiner Meinung nach die wichtigsten Ziele der Schule von heute? ____________________________________________________________________________ ____________________________________________________________________________ 8.) Was hast du über den Schulalltag noch erfahren? Was fandest du besonders interessant? ____________________________________________________________________________ ____________________________________________________________________________ ____________________________________________________________________________ 9.) Was Formuliere selbst zwei Fragen, die der Text beantworten kann: ____________________________________________________________________________ ____________________________________________________________________________
Ausschneidebogen für eine Bildbeschreibung