2007-10-07
Kommentar: Sind die Einkommensunterschiede in Deutschland zu hoch? "Nein, ich profitiere nicht vom Aufschwung", meint die große Mehrheit der Deutschen: Bei 78 Prozent der diese Woche im ARD-Deutschlandtrend Befragten kommt von der Konjunkturbelebung nichts an. Jeder Zweite hält die Löhne in Deutschland für zu niedrig. Doch den Aufschwung gibt es. In den nächsten zwei Jahren soll das Wirtschaftswachstum konstant über zwei Prozent bleiben. Die Konzerne erzielen höhere Gewinne als je zuvor. Aber sie streichen weiter tausende Stellen, um den Aktionärsnutzen zu maximieren - koste es, was es wolle. Nicht die Gesamtbevölkerung profitiert, sondern wenige Kapitanleger. Seit 1993 ist das Missverhältnis zwischen dem oberen und dem unteren Zehntel der Löhne um ein Drittel gewachsen. Die Ursachen sind Globalisierung und digitale Revolution. Die Verhältnisse in Deutschland sind ungerecht, schon seit Jahren kommt die Mehrheit in Meinungsumfragen zu diesem Schluss. Wirtschaftswachstum darf eben nicht zum Selbstzweck werden, sondern muss allen nützen. Mittel dafür können zum Beispiel die stärkere Beteiligung der Arbeitnehmer an den Gewinnen der Unternehmen oder ein gesetzlicher Mindestlohn sein. Am wichtigen wäre aber, endlich für alle die gleichen Zugangschancen zu guter Bildung zu schaffen. Die sind fast nirgends auf der Welt so abhängig von der sozialen Stellung wie in Deutschland.