Jenseits der Stille
„Ein Film, der die Stille zu Musik werden lässt und seine Stärke in der Balance zwischen Lachen und Weinen, Freude und Schmerz findet.“ (Dirk Jasper FilmLexikon)
Jenseits der Stille Regie: Caroline Link Drehbuch: Caroline Link und Beth Serlin Kamera: Gernot Roll Schnitt: Patricia Rommel Musik: Niki Reiser Darsteller/innen: Sylvie Testud (Lara), Tatjana Trieb (Lara als Kind), Howie Seago (Martin), Emmanuelle Laborit (Kai), Sybille Canonica (Clarissa), Matthias Habich (Gregor), Alexandra Bolz (Marie), Hansa Czypionka (Tom), Doris Schade (Lilli), Horst Sachtleben (Robert) Länge: 109 Minuten Deutschland 1996
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Aufgabe 1: Filminhalt Fassen Sie den Filminhalt kurz zusammen.
Aufgabe 2: Charakteristik Charakterisieren Sie die Hauptfiguren:
Lara (klein)
Lara (groß)
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Martin
Kai
Clarissa
Gregor
Tom
Marie
Laras Großmutter
Laras Großvater
Aufgabe 3: Detaillierte Inhaltsanalyse Wie interpretieren Sie die Anfangsszene? Hat sie einen bestimmten Symbolwert? Welche Beziehungen hat Lara mit den Eltern, mit den Mitschülern und mit anderen Erwachsenen (Lehrerin, Bankangestellter)? Warum? Welche Stellung hat Lara in der Familie? Welche Vorteile und Nachteile ergeben sich für sie daraus? Welche Stellung hat Marie in der Familie? Warum? Hat Lara mit ihren Eltern Probleme? Wo sehen Sie die Ursachen? Wie ist die Beziehung von Lara und Martin zu Clarissa? Woraus folgt sie? Was bedeutet die Klarinette für Lara, was für ihren Vater?
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Warum sagt der Vater zu Lara: „Manchmal wünsche ich, du wärest taub. Dann wärest du ganz in meiner Welt.“? Worin unterscheiden sich die beiden Welten? Wie finden Sie Laras Entscheidung, die Eltern zu verlassen und nach Berlin zu ziehen? Haben die Eltern Recht, über das Schicksal ihrer Kinder zu entscheiden? Inwiefern, wie lange? Sollen sich Kinder ihren Eltern verpflichtet fühlen? Wo liegt die Grenze? Wurde sie im Film überschritten? Wie würden Sie die Beziehung zwischen Tom und Lara charakterisieren? Was bedeutet er für sie? Welche Methode verwendet Tom in seinem Unterricht? Warum? Was passiert mit Kai? Wer soll dafür verantwortlich sein? Was signalisiert die Schlüsselszene über die künftige Beziehung zwischen Lara und Martin? Wie würden Sie die Filmmusik beschreiben? Welche Rolle spielt sie in diesem Film? Wie interpretieren Sie den Titel „Jenseits der Stille“? Wie könnte der Film auf Tschechisch heißen? Wie werden Gehörlose im Film dargestellt? Finden Sie die Figuren real? Kennen sie andere Filme, die sich mit einem bestimmten Handicap beschäftigen?
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Aufgabe 4: Laras Tagebuch Wie könnte Lara in ihrem Tagebuch folgende Ereignisse schildern? Wählen Sie eine davon und schreiben Sie: 1. Weihnachten bei den Großeltern (Lara bekommt ihre erste Klarinette) 2. Umzug nach Berlin (Lara spielt mit Clarissa in einem Club) 3. Auf dem Markt (Lara lernt Tom kennen) 4. Im Konzert (Lara geht ins Konzert; die Eintrittskarte hat sie von Kai geschenkt bekommen) 5. Bei der Aufnahmeprüfung (Ein wichtiger Moment für Laras Zukunft)
Aufgabe 5: Mind Map Was assoziiert Ihnen das Wort „Kommunikation“?
Kommunikation
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Aufgabe 6: Gebärdensprache Was wissen Sie über die Gebärdensprache? Übersetzen Sie folgende Aussagen. Wie würden Sie reagieren? (Das Fingeralphabet kann Ihnen helfen.)
A
B
G
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H
M
N
S
T
Y
C
D
I
O
L
Q
V
Ä
F
K
P
U
Z
J
E
R
W
Ö
Ü
X
ß
Aufgabe 7: Interview mit Caroline Link Lesen Sie das Interview und beantworten Sie die unten angeführten Fragen: Reporter: Wann kam Ihnen die Idee zu „Jenseits der Stille“? Caroline Link: 1993, bei einem Amerikaaufenthalt, fiel mir ein Zeitungsartikel in die Hände, in dem die Autorin von ihrer Kindheit mit ihren gehörlosen Eltern erzählte. Sie war die Einzige in ihrer Familie, die sprechen und hören konnte und musste deshalb schon mit fünf Jahren in den absurdesten Situationen für ihre Eltern übersetzen. Ich habe mir dann Literatur zu diesem Thema besorgt, habe Theaterstücke besucht, die in American Sign Language aufgeführt wurden und war an einer Universität, an der man von Medizin bis Kunstgeschichte alles in Gebärdensprache studieren kann. Ich habe viele gehörlose Menschen getroffen, die mir eine Menge über ihre Kultur, Sprache und Lebensweise beigebracht haben. Reporter: Wollten Sie mit diesem Film auf ein Problem hinweisen? Caroline Link: Ich wurde ein paar Mal von Kollegen darauf angesprochen, was mein „Behindertendrama” mache. Ich will alltägliche Geschichten erzählen und habe das Thema als Möglichkeit gesehen, einige meiner Filmideen zu verbinden: Ich wollte eine Liebesgeschichte erzählen, einen Film machen über das Erwachsenwerden, darüber wie schwer es ist, seinen eigenen Weg zuerst zu finden und ihn dann auch zu gehen. Reporter: Es war schwierig, das Drehbuch zu finanzieren. Warum? Caroline Link: Ja, von allen Seiten bekam ich zu hören: „Dreh doch lieber etwas ‚Leichtes‘. Das Publikum will Komödien.” Sicher, dass das Publikum Komödien liebt, ist nicht zu übersehen. Aber genauso schauen sich diese Leute „Dead Man Walking“ oder „Leaving Las Vegas“ an. Der einzige Unterschied ist: diese Filme kommen aus Amerika. Ich denke, es kommt immer darauf an, wie man eine Geschichte erzählt. Natürlich geht es um Probleme, aber das heißt doch nicht, dass man daraus keinen spannenden Kinofilm machen kann. Reporter: Warum ein Happy End? Caroline Link: Ich hänge am Happy End. Warum sollen Leute Geld dafür bezahlen, um hinterher deprimiert aus dem Kino zu kommen? 1. Wie ist Caroline Link auf die Idee für diesen Film gekommen? 2. Wie hat sie sich über die Situation von Gehörlosen informiert?
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3. Was für einen Film wollte Caroline Link machen? 4. Warum war es schwierig, den Film zu finanzieren? 5. Was sagt Caroline Link zum Happy End? Wie finden Sie das?
Aufgabe 8: Kritik von Josephine O’Leary Lesen Sie die Kritik und beantworten Sie die unten angeführten Fragen: „Ich persönlich finde, dass dieser Film nicht die Lebensrealität einer Familie zeigt, in der beide Eltern taub sind und die Kinder hören können. Obwohl Musik nicht weit verbreitet ist unter Gehörlosen, haben wir auch Freude daran. Die meisten gehörlosen Eltern würden ihre Kinder sicherlich im Hinblick auf eine musische Ausbildung unterstützen. Diese Kinder könnten ihre Musik ganz laut spielen, ohne die Eltern damit zu stören! Wenn hörende Eltern oder Geschwister nicht die Gebärdensprache benutzen wollen oder können, so ist das ein sehr frustrierendes Erlebnis für einen gehörlosen Menschen. Es kann zu Streit in der Familie führen oder zu Wutausbrüchen im Kindesalter. In der Realität würden gehörlose Eltern ihre Kinder nie in der Schule übersetzen lassen, so wie im Film. Die Kinder könnten das ja ausnutzen. Übersetzen von Fernsehprogrammen – so etwas gibt es nicht! Das wäre auch dem Kind gegenüber unfair. Es gibt einige Gehörlose, die keine Balance halten können und deshalb kein Fahrrad fahren, aber die Mehrheit hat kein Problem damit. Gehörlose Menschen sind Individuen und deshalb ist es nicht richtig, sie zu stereotypisieren. Ich finde, ein falsches Bild von den Bedürfnissen kann schnell zu einer Missinterpretation unserer Situation führen. Der Film betont zum Beispiel nicht die Geschicklichkeit des Vaters oder die liebevolle Art der Mutter. Er zeigt vielmehr die negative Lebenseinstellung eines Gehörlosen mit hörenden Kindern, die problematisch sind. Nicht eine fröhliche Familie mit ganz normalen Alltagsproblemen.” 1. Josephine O’Leary ist selbst gehörlos und hat drei Kinder, die alle hören können. Sie dolmetscht die RTE-Nachrichten in Gebärdensprache. Sie hat sich den Film „Jenseits der Stille“ angesehen. Was hält sie von dem Film? 2. Stimmen Sie Josephine O’Leary zu, wenn sie sagt, dass Gehörlose in diesem Film stereotypisiert wurden?
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Für das Fach „Deutsch im Film“ bearbeitet von Zlata Hokrová nach dem Filmheft von Germana D’Alessio, Beatrice Marbach, Martin Saurer sowie nach dem Begleitheft von Film Institute of Ireland. Pilsen, 2008