Interview mit Torsten Schubert, Autor des Buches „Erfolgreich mit Pressearbeit – ein Praxishandbuch“, HolzheimerVerlag
Kurzvita Torsten Schubert, PR-Manager, Dozent, Autor Nach meinem Jurastudium habe ich viele Jahre als Journalist gearbeitet, berichtete in Reportagen aus zahlreichen Ländern wie Mexiko, Japan und Russland. Auf Umwegen bin ich in die Public Relations (PR) eingestiegen. Dort führe ich für verschiedene Unternehmen mit journalistischen Mitteln den Dialog mit der Öffentlichkeit. Als Dozent an der Hamburger Medienakademie lehre ich unter anderem Kommunikationspolitik. Mein erstes Buch ist eine praxisnahe Auseinandersetzung mit dem aktuellen Stand der Pressearbeit, die die Mechanismen der klassischen Pressearbeit mit den Möglichkeiten der modernen Kommunikation verbindet und so den Rahmen für den Dialog mit der Öffentlichkeit sinnvoll erweitert. 1. Sie haben ein Buch über Pressearbeit geschrieben, welches auch für Autoren von großem Interesse sein kann. Bitte erzählen Sie mir etwas über die inhaltlichen Aspekte, was hat Sie zu dem Buch bewogen, in welchem Verlag erscheint es und was unterscheidet Ihr Buch von anderen Büchern zum Thema Pressearbeit? Ist es Ihr erstes Buch? Pressearbeit wird immer wichtiger – und zwar für viel mehr Menschen als noch vor ein paar Jahren. Das liegt daran, dass jeder, der einen Internetzugang hat, sich in der Öffentlichkeit bewegt. Deshalb fasse ich den Begriff „Pressearbeit“ auch sehr weit und beziehe ihn nicht nur auf die Zusammenarbeit mit Journalisten und Medien, sondern auf den Dialog mit der Öffentlichkeit. Leider ist noch zu wenig Menschen bewusst, dass sie viel von sich preisgeben, wenn sie im Internet unterwegs sind und ihren Auftritt dort überlegt steuern sollten. Dieser Ansatz unterscheidet mein Buch von bisherigen Veröffentlichungen über Pressearbeit. Wobei ich natürlich auch auf die handwerklichen Fertigkeiten eingehe, die jeder erwerben sollte, bevor er mit seiner persönlichen Pressearbeit beginnt. Es ist mein erstes Buch und erscheint im Hamburger HolzheimerVerlag. 2. Was war Ihre ursprüngliche Intention und Motivation, sich mit dem Schreiben als solches zu beschäftigen? Das reicht weit zurück. Ich habe die Fähigkeit zum Schreiben schon immer dazu verwendet, meine Gedanken zu ordnen, auf den Punkt zu bringen und mich auszudrücken. Schreiben ist für mich die Möglichkeit, mit anderen Menschen in einen geistigen Dialog einzutreten – auch wenn ich sie nicht kenne oder wenn sie schon, wie im Fall vieler älterer Autoren, verstorben sind.
Interview mit Torsten Schubert, Autor des Buches „Erfolgreich mit Pressearbeit – ein Praxishandbuch“, HolzheimerVerlag
3. Wie wichtig ist das Web heutzutage für Autoren und verändert es die Literatur? Das Internet ermöglicht es allen Autoren, ihre Texte zu veröffentlichen. Das führt zu einer viel größeren Vielfalt als sie der etablierte Kulturbetrieb leistet. Ich lese im Web eine Menge Texte, die sehr gut sind, aber dennoch nie als Buch erscheinen werden, weil sie den Marketingkriterien der Verlage nicht entsprechen. Dem Internet verdanken wir, dass solche Texte nicht länger in den Schubladen ihrer Autoren verstauben. Das schafft einen transparenteren historischen Blick auf unsere Zeit und Gesellschaft. Und natürlich verändert das Web so nach und nach die Literatur. Aus Sicht der Autoren ist es dafür aber wichtig, dass sie sich im Internet professionell bewegen und sich immer ihres Dialogs mit der Öffentlichkeit bewusst sind. Ich freue mich, wenn ich mit den Anregungen aus meinem Buch dazu beitragen kann. 4. Sind Sie auch belletristisch tätig oder ist Ihr Schwerpunkt eher der Sachbuchbereich? Ich habe vor einigen Jahren den Literaturpreis des Landes Niedersachsen erhalten und konnte auch den einen oder anderen Text in Anthologien veröffentlichen. Nebenbei schreibe ich an einem Roman. Die Auseinandersetzung mit den Möglichkeiten, Chancen und Risiken zeitgemäßer Pressearbeit war mir aber so wichtig, dass ich alles andere vorerst zurückgestellt habe, um das Buch über Pressearbeit zu schreiben. 5. Was denken Sie über Twitter, den gläsernen Autor und die damit verbundenen Gefahren? In der Sozialwissenschaft wurde vor einigen Jahren das Konzept des Mem entwickelt. In Ergänzung des Gens, das das menschliche Erbgut enthält, sollen Meme unsere kulturellen Errungenschaften transportieren. Wie anderes wäre es vorstellbar, dass plötzlich Jugendliche auf der ganzen Welt ihre Baseballkappen verkehrt herum aufsetzen? Plattformen wie unter anderem Twitter, Facebook und Youtube beschleunigen den globalen kulturellen Austausch. Sie sind ein notwendiges Mittel für eine zukünftige Welt, in der die Menschen sich als Menschheit verstehen. Die Gefahren für den Einzelnen liegen heutzutage in der Preisgabe zu vieler persönlicher Informationen. Das Internet vergisst nichts und unüberlegte Äußerungen oder Fotos können sich noch nach Jahren schädlich zum Beispiel in einer Bewerbungssituation auswirken. Viele private Nutzer, aber auch Unternehmen haben das noch nicht begriffen. Ich hoffe, dass mein Buch dafür sensibilisieren kann.
Interview mit Torsten Schubert, Autor des Buches „Erfolgreich mit Pressearbeit – ein Praxishandbuch“, HolzheimerVerlag
6. Glauben Sie, das E-Book wird unser herkömmliches Buchgeschäft komplett revolutionieren? Wie vor vierhundert Jahren die Druckpresse, wird das E-Book die Lesegewohnheiten der Menschen verändern. Zum Beispiel werde ich irgendwann meine ganz persönliche Bibliothek mit mir herumtragen und überall nutzen können. Darin werden auch Texte enthalten sein, die ich im Internet direkt von den Autoren erworben habe, ohne dass ein Verlag zwischengeschaltet war. Natürlich wird es auch weiterhin gedruckte Bücher geben, aber vielleicht nur noch in von Lesern ausgewählten Kleinauflagen. Literatur wird durch Internet und E-Books individueller und vielschichtiger werden. Autoren müssen dabei selbst die Vermarktung ihrer Texte in die Hand nehmen und in den direkten Dialog mit der Öffentlichkeit treten, um sich und ihre Literatur bekannt zu machen. 7. Was würde es für Sie persönlich bedeuten, wenn von jetzt auf gleich das Internet und das Web wegfielen? Ich würde eine Menge interessanter und netter Kontakte verlieren. Es würde aufwendiger, an notwendige Informationen zu gelangen. 8. Haben Sie einen Tipp für Autoren, mit der mittlerweile durch das Web unüberschaubar gewordenen Informationsfülle fertig zu werden? Frage Dich immer wer Du bist und welche Ziele Du hast, dann reduziert sich die scheinbare Informationsflut auf die für Dich wesentlichen Informationen. 9. Können Sie sich im Hinblick auf das Web ein apokalyptisches Endzeitszenario vorstellen? Müssen unsere Gehirne nicht irgendwann einen Evolutionssprung machen? Nein, denn das Web ist nichts anderes als unser Menschheitsgedächtnis. Welche Informationen ich daraus benötige, entscheide ich selbst – und meistens sind das gar nicht so viele. Das Interview führte Franziska Röchter