Universität Paderborn Fakultät für Naturwissenschaften Department Sport & Gesundheit 1. Gutachter: Matthias Baum 2. Gutachter: Silke Kopplin Bachelorarbeit SoSe 2009
Doping im Freizeit- und Breitensport Eine empirische Studie unter besonderer Berücksichtigung des Langstreckenlaufs
Till Hansmeier BA Sportwissenschaft 6. Fachsemester Email:
[email protected] Matrikel-Nr.: 6395389
1
Abstract Die Bachelorarbeit „Doping im Freizeit- und Breitensport - Eine empirische Studie unter besonderer Berücksichtigung des Langstreckenlaufs“ behandelt die Frage, ob und in wie weit die Dopingproblematik auch im breitensportlichen Bereich des Langstreckenlaufes vertreten ist. In dieser Studie wird neben der Verbreitung von illegalen Dopingsubstanzen
und der missbräuchlichen
Verwendung frei verkäuflicher Arzneimittel zudem die Einstellung der Sportler gegenüber eines gesundheitlich gefahrenlosen Dopings untersucht. Diverse Studien zum Medikamentenmissbrauch im Fitnesssport dienen hinsichtlich der ermittelten Ergebnisse als Vergleichsstudien. Für die Bearbeitung der angesprochenen
Thematik
wurde
eine
umfangreiche
WWW-gestützte
Internetbefragung durchgeführt, bei der durch eine zielgerichtete Werbung insbesondere die Gruppe der Langstreckenläufer angesprochen werden konnte. Die anschließende Auswertung der abgegebenen Antworten der 288 befragten Personen
machte
deutlich,
dass
im
Gegensatz
zum
Fitnessport
im
Langstreckenlauf von einer äußerst geringen Dopingproblematik gesprochen werden kann, da der Gebrauch von illegalen Dopingsubstanzen lediglich von 2,1% der Untersuchungsteilnehmer bestätigt wurde. Ferner dokumentiert die vorliegende Studie eine nicht außergewöhnlich hohe Tendenz zur Einnahme frei verkäuflicher Arzneimittel (9,7%). Da die Wirkungen eines Medikamentes allerdings durch einen veränderten Metabolismus während einer sportlichen Betätigung
beeinflusst
werden
und
bei
längerfristigem
Gebrauch
zu
Schädigungen führen können, muss dieses Ergebnis als nicht unbedenklich eingestuft werden. Abschließend werden die ermittelten Ergebnisse für die Konzeptionierung präventiver Anti-Doping-Maßnahmen aufgegriffen. Dabei wurden vor allem mögliche Aufklärungskampagnen berücksichtigt, die bei richtiger Positionierung gezielt die Gruppe der Langstreckenläufer ansprechen.
2
Inhaltsverzeichnis 1. Abbildungsverzeichnis
3
2. Einleitung
4
3. Definition des Dopings
6
3.1 Unterschiede zwischen Doping und Arzneimittelmissbrauch
7
3.2 Mögliche gesundheitliche Folgen
8
3.3 Volkswirtschaftliche Folgen
10
4. Verschiedene Wege der illegalen Leistungssteigerung
11
4.1 Anabole Steroide
12
4.2 Beta-2-Agonisten
12
4.3 Peptidhormone
14
4.4 Stimulanzien
15
4.5 Frei erhältliche Arzneimittel und Medikamente
16
5. Die derzeitige Situation im Spitzensport
18
6. Empirische Studie zum Doping im Freizeit- und Breitensport
20
6.1 Befragung mittels anonymer Fragebögen
21
6.2 Untersuchungskollektiv
22
6.3 Inhaltliche und äußere Fragebogenkonzeption
23
6.4 Statistische Auswertung
25
7. Ergebnisse der Studie zum Doping im Freizeit- und Breitensport
26
7.1 Stichprobenbeschreibung
27
7.2 Deskriptive Statistik
29
7.3 Zusammenhang von Basischarakteristika, Arzneimittelmissbrauch und Doping
30
7.4 Bereitschaft zur illegalen Leistungssteigerung
33
7.5 Doping- und Arzneimittelanamnese
35
8. Anti-Doping-Maßnahmen im Breitensport
40
8.1 Verschärfung des Arzneimittelgesetzes
41
8.2 Aufklärungskampagnen im Freizeitsport
42
8.3 Die Bedeutung der Medien
43
9. Zusammenfassung
44
10. Literaturverzeichnis
46
3
1. Abbildungsverzeichnis Abbildung 1: Die zuletzt besuchte Seite bei Beendigung der Onlinebefragung
26
Abbildung 2:Die wöchentliche Trainingsfrequenz aller Probanden
28
Abbildung 3: Die sportliche Selbstbezeichnung aller Probanden
28
Abbildung 4: Der Gebrauch von Medikamenten und illegalen Dopingsubstanzen
29
Abbildung 5: Der potentielle Gebrauch von Arzneimitteln und Dopingsubstanzen
30
Abbildung 6: Die wöchentliche Trainingsfrequenz der Arzneimittelkonsumenten
32
Abbildung 7: Die abgeschlossene Schulausbildung der gesamten Untersuchungsgruppe und der potentiellen Dopingmittelkonsumenten
34
Abbildung 8: Die Laufjahre der gesamten Untersuchungsgruppe und der potentiellen Dopingmittelkonsumenten
35
Abbildung 9: Die eingenommenen Dopingsubstanzen
36
Abbildung 10: Die eingenommenen Arzneimittel
38
Abbildung 11: Die Gründe für den Gebrauch von Arzneimitteln
39
4
2. Einleitung Die Dopingproblematik im Sport wird in der heutigen Gesellschaft überwiegend im Zusammenhang mit dem Spitzen- und dem Hochleistungssport thematisiert. Insbesondere nach den positiven Dopingbefunden bei der Tour de France 2006 sowie nach den Fabelweltrekorden von Usain Bolt und Michael Phelps bei den Olympischen
Sommerspielen
Medieninteresse
am
Doping
2008 im
in
Peking
Spitzensport.
wuchs
das
Diesbezüglich
globale sind
die
vermehrten Dopingvorfälle im Hochleistungssport allerdings nicht einzig auf ein individuelles
Fehlverhalten
zurückzuführen,
sondern
vielmehr
auf
die
Organisation des professionellen Sports. Nach Bette & Schimank (2008) resultiert demnach die starke Dopingneigung in einigen Disziplinen aus dem unbeabsichtigten Interessen
Ergebnis
aus
des
Leistungssport,
Zusammenwirkens Wirtschaft,
Politik,
unterschiedlichster Massenmedien
und
Publikum. Getreu dem olympischen Motto „schneller, höher, weiter“ verlangt der Zuschauer stets neue Rekorde sowie spannende Wettkämpfe und erhöht folglich den Leistungsdruck auf den jeweiligen Sportler. Ferner weckt das gesteigerte
Publikumsinteresse
zunächst
die
Aufmerksamkeit
der
Massenmedien, welches die Gier nach neuen Rekorden nicht unwesentlich beeinflusst.
Der
Gebrauch
illegaler
Dopingsubstanzen
zur
gezielten
Leistungssteigerung ist insofern zwar keinesfalls tolerierbar, aber mit Abstrichen durchaus verständlich. Demgegenüber bleibt die Dopingsituation des Freizeit- und Breitensport unterthematisiert und in vielerlei Hinsicht gänzlich unbeachtet. „Da es auf den unteren Ebenen des wettkampforientieren Breitensports und im Freizeitsport jenseits des Wettkampfsystems keine Dopingkontrollen gibt, ist hier die Intransparenz der Dopinggeschehnisse besonders hoch“ (Kläber, 2009, S. 3). Dennoch ist davon auszugehen, dass auch bei Freizeitsportlern die Einnahme illegaler leistungssteigernder Substanzen, vor allem auf dem Sektor des Fitness-
und
Kraftsports,
zum
Teil
ähnlich
verbreitet
ist
wie
im
Hochleistungssport. Eine Befragung in 24 kommerziellen norddeutschen Sportstudios
von
Boos,
Wulff,
Kujath
diesbezüglich bedenkliche Ergebnisse.
und
Bruch
(1998)
erbrachten
5
„So gaben 24 Prozent der befragten Männer und 8 Prozent der Frauen an, anabol wirkende Medikamente zu sich zu nehmen. In 94 Prozent der Fälle handelte
es
sich
um
potentiell
hoch
lebertoxische
Substanzen,
die
hauptsächlich auf dem Schwarzmarkt besorgt und zu 14 Prozent von Ärzten verschrieben wurden“ (Boos et al., 1998, S. 41). In Zusammenarbeit mit der Universität
Tübingen
ermittelte
der
Rechtswissenschaftler
und
Allgemeinmediziner Heiko Striegel im Jahre 2002 erneut die Dopingsituation in kommerziellen Fitnessstudios, speziell im süddeutschen Raum. In dieser Studie wurden mit Hilfe eines standardisierten Fragebogens 621 Sportler hinsichtlich ihres Drogen- und Dopingmittelkonsums untersucht. „Selbst wenn die Ergebnisse aufgrund der fraglichen Repräsentativität und unerwünschter erhebungstechnischer Effekte, wie zum Beispiel Antwortverzerrungen durch Ja/Nein-Sagetendenzen oder soziale Erwünschtheit, unter Vorbehalt zu generalisieren sind, bestätigen sie die Studie von Boos et al. (1998)“ (Kläber, 2009, S. 4). Über
die
missbräuchliche
Verwendung
von
Dopingsubstanzen
bzw.
Arzneimitteln ist im Langstreckenlauf bislang allerdings nur äußerst wenig bekannt. Über die Zahl der Hobbyläufer, die zum Beispiel vor einem Städtemarathon mit Hilfe eines Medikaments bewusst ihre Leistung steigern wollen, können bislang nur Vermutungen angestellt werden. Der Direktor des österreichischen Instituts für medizinische und sportwissenschaftliche Beratung Hans Holdhaus geht in diesem Zusammenhang davon aus, dass bei Breitensportveranstaltungen wie dem Wien-Marathon etwa zehn bis 30 Prozent der
Starter
zu
unerlaubten
Mitteln
greifen.
Eine
diesbezügliche
Stichprobenanalyse beim Jungfrau-Marathon 1998 in der Schweiz konnte allerdings keine Hinweise auf einen verbreiteten Dopingmissbrauch unter den Hobbyläufern geben, wohl aber auf die missbräuchliche Einnahme von Schmerzmitteln. So ergab die in diesem Zusammenhang durchgeführte Dopingkontrolle an 130 Elite- und Freizeitsportlern lediglich einen positiven Dopingbefund, jedoch zeigten 34,6 Prozent der Urinproben eine vorherige Einnahme von Schmerzmitteln, welche nicht auf der Dopingliste figurieren.
6
Dennoch
können
scheinbar
harmlose
Arzneimittel
unter
bestimmten
Voraussetzungen ebenso zu gesundheitlichen Problemen führen wie illegale leistungssteigernde Dopingmittel, auch wenn die Auswirkungen in den meisten Fällen weniger schwerwiegend sind. In der vorliegenden Arbeit werde ich zunächst die theoretischen Grundlagen des Dopings erläutern und neben einer Definition auch gesundheitliche sowie volkswirtschaftliche Folgen aufzeigen. Anschließend werde ich einige typische Methoden der illegalen Leistungssteigerung am Beispiel verschiedener Substanzen und Arzneimittel darstellen und auf deren Gebrauch im Spitzensport
eingehen.
Nach
dieser
ausschließlich
auf
Fachliteratur
basierenden Vorgehensweise werde ich in Kapitel 6 zunächst meine selbstständig
durchgeführte
Arzneimittelmissbrauch
im
Studie Freizeit-
zur und
Dopingproblematik Breitensport
bzw.
zum
vorstellen
und
anschließend die gewonnenen Ergebnisse präsentieren. Auf Grundlage dieser Ergebnisse werde ich abschließend diverse Vorschläge zur Verbesserung bestehender und präventiver Anti-Doping Maßnahmen präsentieren.
3. Definition des Dopings Eine einheitliche und genaue Definition des Begriffs Doping wirft insbesondere aufgrund der problematischen Abgrenzung zwischen erlaubter Substitution und verbotenen Dopings einige Schwierigkeiten auf. Einen der ersten Ansätze in der Entwicklung stellte die nachfolgende, vom Europarat 1963 beschlossene Definition des Dopings dar:
Doping ist die Verabreichung oder der Gebrauch körperfremder Substanzen in jeder Form und physiologischer Substanzen in abnormaler Form oder auf abnormalem Weg an gesunde Personen mit dem einzigen Ziel der künstlichen und unfairen Steigerung der Leistung für den Wettkampf. Außerdem müssen verschiedene psychologische Maßnahmen zur Leistungssteigerung des Sportlers als Doping angesehen werden. (vgl. Dreyer & Krüger, 2004, S. 156) Aufgrund der fehlenden Konkretisierung in Bezug auf die Bezeichnung der verbotenen Substanzen und der unzureichenden Durchführungsbestimmungen
7
über
den
Ablauf
der
Dopingkontrollen,
bleibt
diese
Definition
sehr
unbefriedigend. „Bei der Welt-Doping-Konferenz 1999 in Lausanne wurde schließlich eine neue Definition von Doping festgelegt, die Doping enumerativ bestimmte, d. h. als eine Liste von ausdrücklich aufgezählten verbotenen Wirkstoffen und Verhaltensweisen“ (Mitterer, 2009, S. 3). Diese Regelung wurde bis Ende 2003 von fast allen internationalen Sportfachverbänden vollständig übernommen, wobei es jedoch bei einigen Fachverbänden vereinzelt zu Abweichungen kam. Eine weltweite Standardisierung folgte im Jahre 2004 mit der Einführung des World Anti-Doping Codes. Gemäß Artikel 1 des World Anti-Doping Codes wird Doping als „das Vorliegen eines oder mehrerer der in Artikel 2.1 bis Artikel 2.8 festgelegten Verstöße gegen Anti-Doping-Bestimmungen“ definiert (vgl. WADA, 2009, S. 11). Dabei beziehen sich die Verstöße gegen die Anti-Doping-Regeln in Artikel 2.1 bis Artikel 2.8 nicht nur auf den Gebrauch oder den versuchten Gebrauch einer verbotenen Substanz oder Methode, sondern ferner auch auf die Meldepflicht bei Trainingskontrollen und auf den Besitz bzw. das Handeln mit verbotenen Dopingmitteln. „Neu ist damit, dass nun auch Sportmediziner, Trainer oder sonstige Betreuer den Tatbestand des Dopings erfüllen können“ (Striegel, 2008, S. 31).
3.1 Unterschiede zwischen Doping und Arzneimittelmissbrauch Eine Abgrenzung zwischen missbräuchlich eingenommenen Arzneimitteln und einem
tatsächlichen
Doping
ist
trotz
der
in
Kapitel
3
vorgestellten
Dopingdefinition der WADA nicht ganz einfach. Formal juristisch kann ein illegales Dopingpräparat mit Hilfe der Liste verbotener Substanzen, welche von der WADA mindestens einmal jährlich herausgegeben wird, zwar eindeutig von einem rezeptpflichtigen oder rezeptfreien Arzneimittel unterschieden werden, objektiv betrachtet erfüllt der Missbrauch von Arzneimitteln aber dennoch genau den Kriterien des Dopings. Aufgrund dessen, dass im Freizeit- und Breitensport keine Dopingkontrollen durchgeführt werden und die Zahl der angewandten Dopingsubstanzen im Vergleich zum Leistungssport eher beschränkt ist, hat
8
das Reglement der WADA auf den ersten Blick keinen direkten Bezug zum Arzneimittelmissbrauch des Freizeitsportlers. Die Einnahme eines illegalen Dopingmittels geschieht primär mit dem Ziel der sportlichen
Leistungssteigerung
im
Wettkampf,
wohingegen
der
Arzneimittelgebrauch diesbezüglich auch noch andere Aspekte aufweisen kann. So ist die Einnahme eines vom Arzt verschriebenen Medikamentes, zum Beispiel aufgrund einer Erkrankung, keinesfalls mit dem Gebrauch eines Dopingmittels vergleichbar. Wenn hingegen ein Arzneimittel ohne ärztliche Verschreibung
mit
dem
Ziel
der
Leistungssteigerung
im
Wettkampf
eingenommen wird, auch wenn dieser Effekt möglichweise gar nicht auftritt, ist dieses bereits als Betrugsversuch und demnach mit Abstrichen auch als Doping im Sport anzusehen. Mit der Extrapolation des World Anti-Doping Codes auf den Breitensport, wenn also zum Beispiel die Verwendung jeglicher Substanzen zur individuellen Leistungssteigerung im Wettkampf bereits als Dopingvergehen gewertet wird, so erfüllt die missbräuchliche Einnahme von Arzneimitteln durchaus den Tatbestand des Dopings. Doch auch wenn eine Leistungssteigerung im Sport durch die missbräuchliche Einnahme handelsüblicher Arzneimittel wahrscheinlich weniger auf eine gesteigerte Leistungsfähigkeit zurückzuführen ist, sondern vielmehr auf die damit
verbundenen
psychischen
Effekte
beruht,
sollte
das
gesundheitsgefährdende Potential dieser Mittel nicht vernachlässigt werden.
3.2 Mögliche gesundheitliche Folgen Die
gesundheitlichen
Risiken
Medikamentengebrauches
sind
eines
dauerhaften
äußerst
vielseitig,
bzw. da
längerfristigen die
möglichen
Nebenwirkungen von Dopingsubstanzen und Arzneimitteln im Wesentlichen von drei Faktoren abhängig sind. „Zum einen von der Art der konsumierten Substanz, zum anderen von der Wirkstoffmenge und zum dritten von den Wechselwirkungen
verschiedener
Wirkstoffe
bei
multiplem
Dopingsubstanzkonsum“ (Striegel, 2008, S. 22). Dabei können die gesundheitlichen Beeinträchtigungen
nicht nur von
temporärer Dauer sein. So sind diesbezüglich auch irreversible Schäden an verschiedenen Organsystemen bis hin zu Todesfällen bekannt. Als prominente
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Vertreter seien in diesem Zusammenhang die Leichtathletin Birgit Dressel sowie der Top-Bodybuilder Andreas Münzer genannt, welche aufgrund von multiplem Organversagen, wahrscheinlich bedingt durch den massiven Dopingkonsum über mehrere Jahre, im Alter von 26 bzw. 31 Jahren verstorben sind.
Doch
auch
ein
konsequent
und
dauerhaft
durchgeführter
Arzneimittelmissbrauch, welches im Freizeitsport wahrscheinlich häufiger betrieben wird als der Gebrauch illegaler Dopingsubstanzen, kann zu schwerwiegenden gesundheitlichen Schädigungen führen. Insbesondere im Verbund mit intensiven sportlichen Aktivitäten, wie beispielsweise einem Marathonlauf, dürfen die Gefahren klassischer Zyklooxygenasehemmer nicht vernachlässigt werden. Diesbezüglich
ist
neben
einer
körperlichen
Überlastung
aufgrund
medikamentös bedingter Schmerzfreiheit auch die Schädigung der Niere zu beachten. „So kam es in Südafrika am Ende von Marathonläufen zum akuten Nierenversagen vor allem bei Läufern, die vorher ein Schmerzmittel eingenommen hatten“ (Brune, Krämer & Niederweis, 2008, A 1894). Der regelmäßige Gebrauch dieser Zyklooxygenasehemmer, wie zum Beispiel Acetylsalicylsäure, Diclofenac oder Ibuprofen, birgt zudem ein erhebliches Suchtpotential
und
bereitet
den
Boden
für
die
Einnahme
illegaler
leistungsfördernder Substanzen. In diesen Zusammenhang ist zum Beispiel die Verwendung anaboler Steroide zu nennen, welche nicht nur im Fitnesssport oder im Bodybuilding, sondern darüber hinaus auch in Ausdauersportarten eine wirksame Methode zur Leistungssteigerung darstellt. „Aufgrund dessen, dass anabole Steroide bereits seit den fünfziger Jahren des letzten Jahrhunderts zu Dopingzwecken im Sport eingesetzt
werden,
sind
Langzeitnebenwirkungen
neben
dieser
akuten
Substanzklasse
Veränderungen mehrfach
auch in
der
wissenschaftlichen Literatur beschrieben worden“ (Striegel, 2008, S. 23). Allerdings sollte in diesem Zusammenhang berücksichtigt werden, dass ein kausaler Zusammenhang zwischen den beobachteten Nebenwirkungen und dem Anabolikamissbrauch in den meisten Fällen nicht eindeutig zu belegen ist, da deren Ursache möglicherweise auch auf andere exogene Faktoren zurückgeführt werden kann.
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Zu den vielseitigen Nebenwirkungen einer hochdosierten und längerfristigen Anabolikaeinnahme, welche sowohl in epidemiologischen Studien als auch in Befragungen mit Betroffenen bestätigt werden konnten, zählen zum einen kosmetische Störungen, wie beispielsweise ausgeprägte Akne, Haarausfall, Vermännlichung
der
Körperbehaarung
bei
Frauen
oder
eine
meist
schmerzhafte Vergrößerung des Brustdrüsengewebes bei Männern, sowie zum anderen eine Störung des Lipoprotein- und Lipidstoffwechsels. Desweiteren ist durch
eine
längerfristige
gesundheitsgefährdende
Anabolikaeinnahme
Veränderung
des
auch
eine
Herzmuskels
bekannt.
„Echokardiographische Untersuchungen des Herzens zeigten makroskopische Veränderungen mit einer Erhöhung des Hypertrophieindexes um etwa 20 % und Beeinträchtigung der diastolischen Funktion“ (Boos et al., 2006, S. 22). Um den Rahmen dieser Arbeit nicht zu sprengen, sollen die zahlreichen gesundheitsgefährdenden Wirkungen in Bezug auf den Missbrauch anaboler Steroide an dieser Stelle allerdings nicht weiter thematisiert werden. Dennoch dürfen die gesundheitlichen Gefahren des Dopings und des missbräuchlichen Einsatzes legaler Arzneimittel, welches nach der erwähnten Studie im Rahmen des Jungfrau-Marathons 1998 im Langstreckenlauf wahrscheinlich keine Seltenheit darstellt, keinesfalls verharmlost werden. Aufgrund dessen, dass der Missbrauch bestimmter Arzneimittel in einigen Fällen möglicherweise auch auf eine Unwissenheit seitens der Sportler zurückzuführen ist, sollten im Zusammenhang
mit
präventiven
Anti-Doping
Maßnahmen
auch
Aufklärungskampagnen in Betracht gezogen werden.
3.3 Volkswirtschaftliche Folgen Aufgrund des großen gesundheitlichen Gefährdungspotentials ist das Thema Doping
im
Breitensport
allerdings
nicht
nur
für
die
subjektive
Gesundheitserhaltung von Bedeutung, sondern auch volkswirtschaftlich und gesundheitsökonomisch relevant. So kommen bereits Boos et al. (2006) zu der Erkenntnis,
dass
die
angegebenen
direkten
und
indirekten
Gesundheitsschäden möglicherweise auch Auswirkung auf die Kosten im Gesundheitswesen haben. Eine finanzielle Belastung des Gesundheitswesens, hervorgerufen
durch
die
erhöhte
Inzidenz
von
Verletzungen
des
11
Bewegungsapparates sowie Veränderungen an inneren Organen infolge eines Medikamentenmissbrauchs bei Freizeit- und Breitensportlern, konnte bis dato zwar statistisch noch nicht belegt worden, ist allerdings durchaus denkbar. Dabei beziehen sich die resultierenden volkwirtschaftlichen Schäden nicht nur auf
die
direkten
Kosten,
welche
durch
die
Behandlung
möglicher
Nebenwirkungen verursacht werden, sondern auch auf die verminderte Arbeitsleistung infolge einer höheren Zahl an Arbeitsunfähigkeitstagen. Unter der Voraussetzung, dass die Anzahl der aktiven Fitnessstudiomitglieder in Deutschland auf knapp fünf Millionen geschätzt werden kann, ergeben sich somit beträchtliche Kosten für das Gesundheitssystem. „Wenn von den fünf Millionen Mitgliedern nur 10% dopen und dadurch bei jedem Doper nur ein Krankheitstag pro Jahr verursacht würde, dann entsteht dadurch ein jährlicher volkswirtschaftlicher Schaden von 200 bis 250 Millionen Euro“ (Treutlein, 2008).
4. Verschiedene Wege der illegalen Leistungssteigerung Nicht nur die Gefahren und die möglichen Nebenwirkungen einer längerfristigen Dopingmitteleinnahme
sind
äußerst
facettenreich,
sondern
auch
die
angewandten Methoden können diesbezüglich sehr unterschiedlich ausfallen. Dabei zählt einerseits die beabsichtigte oder unbeabsichtigte Verwendung von Substanzen aus verbotenen Wirkstoffgruppen zu den Möglichkeiten der illegalen Leistungssteigerung, wie zum Beispiel die Substitution von anabolen Steroiden, β2-Sympathomimetika oder Peptidhormonen, andererseits sind unter diesem Punkt auch jegliche Anwendungen verbotener Methoden entsprechend der aktuellen Dopingliste implementiert. Darunter fällt zum Beispiel das Blutdoping, die Manipulation von Proben oder das Gendoping. Aufgrund dessen, dass die zuletzt genannten Methoden üblicherweise für den Freizeitund Breitensportler nicht relevant sind, sollen diese im Nachfolgenden unberücksichtigt bleiben. Ebenso möchte ich weniger mögliche Gefahren und Nebenwirkungen der vorgestellten Substanzklassen beschreiben, als vielmehr auf deren Wirkungsweise sowie auf deren möglichen Einsatz im Ausdauersport eingehen.
12
4.1 Anabole Steroide Zu den anabol androgenen Steroidhormonen gehören alle synthetischen Abkömmlinge des männlichen Geschlechtshormons Testosteron, welche sich in ihrer Struktur lediglich durch Änderungen chemischer Funktionen am Steroidgrundgerüst
unterscheiden.
„Aufgrund
der
erhöhten
Eiweißsynthesekapazität kommt es zu einer verstärkten Muskelhypertrophie und in Abhängigkeit davon zu einer größeren Maximalkraft, verbunden mit einer muskelmassenbedingten Steigerung des Körpergewichts“ (Weineck, 2004, S. 678). Auch wenn die beschriebenen Auswirkungen einer missbräuchlichen Anabolikaeinnahme
primär in Maximal- und Schnellkraftsportarten
von
Bedeutung sind und dort zu enormen Leistungssteigerungen führen können, sollte diese Methode im Ausdauersport nicht gänzlich ignoriert werden. Sicherlich wirkt sich eine testosteronbedingte Steigerung des Körpergewichts äußerst negativ auf die individuelle Leistungsfähigkeit im Ausdauersport aus, welches insbesondere im Langstreckenlauf zu einer verminderten Leistung im Wettkampf
sowie
im
Training
führen
kann.
Jedoch
ist
die
Testosteronkonzentration im Blut ein bedeutender Einflussfaktor für die Regenerationsfähigkeit der Sportler und somit indirekt auch für deren Leistungsfähigkeit. Intensive und vor allem umfangreiche Trainingswochen führen zu einer signifikanten Senkung des Testosteronspiegels, so dass für eine vollständige Regeneration im Umkehrschluss wiederum eine verlängerte Phase mit geringerer Belastung benötigt wird. „Selbst nach zwei Tagen Regeneration erreichen die Testosteronwerte nicht ihr Ausgangsniveau“ (Weineck, 2004, S. 165). Um zu gewährleisten, dass sich der Körper nach mehreren intensiven Trainingseinheiten ausreichend schnell regeneriert, greifen dementsprechend
auch
einige
leistungsorientierte
Ausdauerathleten
zu
anabolen Steroiden (vgl. Thomas, 1999, S. 40).
4.2 Beta-2-Agonisten Die Tatsache, dass bei den Olympischen Winterspielen 1994 in Lillehammer Berichten zufolge knapp 70 Prozent aller Athleten Asthma-Bescheinigungen präsentiert haben sollen, spiegelt die Popularität dieses Arzneimittels im Spitzensport deutlich wieder. Vor allem im Radsport beklagen viele der
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wettkampforientieren Sportler unter einer asthmatischen Erkrankung zu leiden. Zwar weisen Ausdauersportler wie Läufer, Schwimmer, Radfahrer oder Skilangläufer durchaus häufiger Asthma auf als der Bevölkerungsdurchschnitt, dennoch liegt die dokumentierte Rate von asthmaerkrankten Sportlern weit unter jener Zahl von Erkrankungen, die vor Wettkämpfen gemeldet wird. „Eine der wesentlichen Wirkungen der Beta-2-Agonisten ist die Vasodilatation der glatten Muskulatur der Blutgefäße des Bronchialtraktes. Dadurch wird eine verbesserte Durchblutung und in der Folge eine verbesserte Atmung erreicht“ (Rost, 2001, S. 145). Allerdings sollte in diesem Zusammenhang berücksichtigt werden, dass die maximale Sauerstoffaufnahme, welche einen entscheidenden Aspekt bezüglich der Ausdauerleistungsfähigkeit darstellt, nicht allein von der Diffusionskapazität und dem Atemminutenvolumen abhängt, sondern zudem von der arteriovenösen Sauerstoffdifferenz und dem Herzminutenvolumen begrenzt wird. Nach Friedrich (2005) ist dabei das Atemsystem beim gesunden Sportler im Allgemeinen kein leistungslimitierender Faktor, wohingegen das Herzminutenvolumen und die Herzgröße diesbezüglich eine entscheidende Rolle spielt. Die
Wirkungen
der
Beta-2-Agonisten
beschränken
sich
jedoch
nicht
ausschließlich auf eine vermeintlich verbesserte Sauerstoffaufnahmefähigkeit, sondern auch auf die Wirkungsfähigkeit von Adrenalin und Noradrenalin zugunsten einer vermehrten Synthese von körpereigenen substanzen, speziell von Eiweiß. Diesbezüglich koppeln sich die Beta-2-Agonisten an den sogenannten β-Rezeptoren, welche im Regelfall durch die natürlichen Überträgerstoffe Adrenalin und Noradrenalin angesprochen werden und dementsprechend für deren Effekte verantwortlich sind. „Dieser Vorgang aktiviert ein bereits stimulierend wirkendes Eiweiß. Der Gesamtvorgang erhöht die
Leistungsfähigkeit
des
Körpers
und
stellt
die
eigentliche
Adrenalin/Noradrenalinwirkung dar“ (Bergner, 2006, S. 112). Insofern kann zum Beispiel das Arzneimittel Clenbuterol, eines der populärsten Vertreter
aus
der
Gruppe
der
Beta-2-Agonisten,
durchaus
als
leistungssteigerndes Mittel missbraucht werden, da neben der antikatabolen auch eine fettabbauende Wirkung bekannt ist. Dementsprechend verhilft diese
14
Substanz zu einem geringeren Körpergewicht sowie zu einer verbesserten Regenerationsfähigkeit.
4.3 Peptidhormone Vor
allem
in
Ausdauersportarten
zählen
bestimmte
Peptidhormone,
insbesondere Erythropoetin und dessen Derivate wie beispielsweise CERA, zu den
effektivsten
Peptidhormone
Möglichkeiten werden
der
illegalen
körperidentische
Leistungssteigerung.
Hormone
mit
Als
hydrophilen
Eigenschaften zusammengefasst, welche aus Aminosäuren unterschiedlicher Länge aufgebaut sind und sich deshalb eindeutig in ihrer Struktur von den Steroidhormonen unterscheiden (vgl. Rost, 2001, S. 146). Einige dieser Peptidhormone weisen zudem einen heterogen aufgebauten Kohlenhydratanteil auf und werden demnach als Glykoproteine bezeichnet. Nach Blasius & Feiden (2008) ist der missbräuchliche Einsatz dieser Substanzgruppe auf Grund ihrer schweren Nachweisbarkeit in der Wettkampfvorbereitung genauso beliebt wie der Gebrauch anaboler Steroide (Blasius & Feiden, 2008, S. 14). Grundsätzlich können Peptidhormone ihrer Wirkungsweise entsprechend in unterschiedliche Gruppen klassifiziert werden. Neben den Gonadotropinen hCG und
LH,
dem
Wachstumshormon
Somatotropin,
Insulin
und
dem
Adrenocorticotropen Hormon (ACTH) ist im Zusammenhang mit einer Steigerung der Ausdauerleistungsfähigkeit vor allem das Erythropoetin in Betracht zu ziehen. „Erythropoetin ist ein Glykoproteidhormon, das in der Niere gebildet wird und in den Knochenmark-Stammzellen die Ausreifung der roten Blutkörperchen stimuliert“ (Rost, 2001, S. 147). Infolgedessen kommt es zu einer Erhöhung der absoluten
Erythrozytenzahl
Sauerstofftransport
und
im damit
Blut,
wodurch
einhergehend
ein eine
verbesserter erhöhte
Ausdauerleistungsfähigkeit resultieren kann. Ähnliche Effekte, allerdings auf legale Art und Weise, können mit Hilfe eines Höhentrainings erzielt werden. Dabei wird Niere aufgrund der hypoxischen Bedingungen in der Höhe zu einer vermehrten Ausschüttung des Hormons Erythropoetin angeregt, welches wiederum zu der bereits beschreibenden Polyglobulie führt.
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Aufgrund der Tatsache, dass Erythropoetin und dessen Derivate allerdings vergleichsweise teuer und schwierig zu beschaffen sind, kann diesbezüglich von einer geringen Verbreitung im Freizeit- und Breitensport ausgegangen werden. Im Spitzensport hingegen ist das Doping mit EPO speziell in Ausdauersportarten durchaus geläufig, welches am Beispiel des DopingSkandals rund um die Festina-Mannschaft wenige Tage vor dem Beginn der Tour de France 1998 verdeutlicht wird.
4.4 Stimulanzien Unter der Substanzgruppe der Stimulanzien fallen jene, welche sich strukturell von den Katecholaminen Adrenalin und Noradrenalin ableiten und demnach zumindest
kurzfristig
eine
stark
anregende
Wirkung
auf
das
Zentralnervensystem haben. Diesbezüglich lassen sich sowohl direkte und indirekte Sympathomimetika als auch Methylxanthine und diverse andere psychostimulierende Medikamente, wie zum Beispiel Nikotin oder Modafinil, differenzieren. Die direkten sowie die indirekten Sympathomimetika bewirken zwar beide eine Aktivierung des sympathischen Anteils des vegetativen Nervensystems, lassen sich aber durch die jeweilige Vorgehensweise unterscheiden. Eine direkte Wirkung besitzen Substanzen vom Amphetamintyp, die sich direkt an die Rezeptoren binden und damit die physiologischen Effekte der natürlich vorkommenden Katecholamine nachahmen. Unter diese Gruppe fallen zum Beispiel auch die bereits beschriebenen Beta-2-Agonisten. „Indirekte Sympathomimetika erhöhen dagegen die Noradrenalin-Konzentration im synaptischen Spalt, indem sie die Noradrenalin-Freisetzung steigern oder die Wiederaufnahme in das freisetzende Neuron hemmen“ (Walter, 2005, S. 244). Ferner setzen die indirekten Sympathomimetika im Zentralnervensystem die Transmitter Dopamin und Serotonin frei und hemmen das neuronale Dopamin-Reuptake im synaptischen Spalt, welches demzufolge zu einer Erhöhung der extrazellulären Konzentration führt (vgl. Burgis, 2008, S. 62). Dieser Vorgang erklärt die berauschenden und stimulierenden Wirkungen der genannten Substanzgruppe, in der auch die klassischen Drogen wie Amphetamin, Methamphetamin und Kokain sowie verwandte Mittel klassifiziert sind. „Die Einnahme von Amphetaminen erhöht die Mobilisationsschwelle. Das
16
Ermüdungsgefühl, das zum Abbruch der Belastung zwingen würde, wird unterdrückt; die Ermüdung wird so hinausgeschoben und der Sportler über den wirklichen Ermüdungszustand seines Körpers getäuscht“ (Weineck, 2004, 664). Darüber hinaus werden durch den Konsum von Amphetaminen nicht nur die autonom geschützten Reserven des Sportlers frei gesetzt, sondern es kommt zudem zu einer verstärkten Glykogenolyse und Lipolyse, einer Appetithemmung sowie zu einer erhöhten Aufmerksamkeit und Konzentrationsfähigkeit. Demgegenüber stehen die bereits erwähnten Methylxanthine, von denen insbesondere
das
Koffein
einen
nennenswerter
Vertreter
dieser
Substanzgruppe darstellt. „Die Wirkung des Koffeins beruht im Wesentlichen auf der Hemmung der Phosphodiesterase, die cyclo-AMP zu AMP abbaut. Dadurch bleibt die über cyclo-AMP als second messenger ausgelöste Adrenalinwirkung länger erhalten“ (Bützer, 2009, S. 6). Aufgrund dessen, dass sich Koffein an die Adenosin-Rezeptoren im Gehirn bindet, bewirkt es eine schwache Euphorie verbunden mit einer Dilatation der Arteriolen und Blutgefäße. „Für den Sportler ist von Interesse, dass Koffein genau wie Adrenalin und mit diesem zusammen die Stoffwechselprozesse beschleunigt, speziell die Abbaugeschwindigkeit des Muskel- und Leberglykogens, aber auch von freien Fetten“ (Rost, 2001, S. 131). Durch die erhöhte Triglyceridkonzentration im Blut werden diese während einer Ausdauerbelastung vermehrt verbraucht, welches zu einer Einsparung der Glykogenreserven und infolgedessen zu einer verbesserten Ausdauerleistung führt. Bis 2004 galt Koffein bei der Überschreitung des Toleranzwertes von 12 mg pro Liter Urin als Doping, wurde nun allerdings komplett von der Dopingliste genommen.
4.5 Frei erhältliche Arzneimittel und Medikamente Alle bislang aufgeführten Mittel wiesen mit Ausnahme von Koffein die Gemeinsamkeit auf, dass sie sowohl auf der Liste der verbotenen Substanzen der
WADA
stehen,
als
auch
zweifelsfrei
eine
Steigerung
der
Ausdauerleistungsfähigkeit bewirken können. Im Nachfolgenden möchte ich jene Substanzen aufführen, welche die soeben genannten Punkte zwar nicht erfüllen, aber dennoch von einigen Sportlern unter dem Aspekt der
17
Leistungssteigerung eingenommen werden, auch wenn eine solche Wirkung möglicherweise wissenschaftlich falsifiziert ist. Eine
der
bedeutsamsten
Substanzklassen
stellen
diesbezüglich
die
nichtopioiden Analgetika dar, zum Beispiel Aspirin, Paracetamol oder Ibuprofen, welche eine Untergruppe der Narkotika bilden. Im Unterschied zu den opioiden Analgetika werden die schmerzunterdrückenden Wirkungen dabei nicht von morphinartigen Substanzen an den Opioidrezeptoren ausgelöst, sondern über eine
Hemmung
des
Enzyms
Cyclooxygenase
und
somit
über
eine
Prostaglandin-Synthesehemmung (vgl. Bader & Gallacchi, 2005, S. 117). Vor
allem
in
Ausdauersportarten
glauben
fälschlicherweise
einige
Freizeitsportler, dass durch eine hochdosierte Einnahme von Aspirin das Blut verdünnt und damit die Sauerstoffaufnahmefähigkeit verbessert werden könnte. Dies ist allerdings nur zum Teil richtig, da es aufgrund einer gehemmten Fibrinbildung zwar in der Tat zu einer Blutverdünnung mit einer Verlängerung der Blutungszeit bzw. der Thrombozytenaggregation kommt, nicht jedoch zu einer
gesteigerten
Sauerstoffaufnahmefähigkeit.
„Der
Missbrauch
bringt
zumindest mittelfristig eine erhebliche Belastung des Magens und der Nieren mit sich. Eine leistungssteigernde Wirkung in Form einer verbesserten Sauerstoffaufnahmefähigkeit ist falsch und nicht nachgewiesen“ (Arndt, Singler & Treutlein, 2004, S. 51). Eine weitere bei Freizeitsportlern beliebte Methode ist die Supplementierung bestimmter Nahrungsergänzungsmittel, wie zum Beispiel Kreatin, L-Arginin-LAspartat oder L-Carnitin. Letzteres ist auch als Levocarnitin bekannt und bewirkt den Weitertransport von Acetyl-CoA, einem Produkt aus mobilisierten Fettsäuren und Coenzym A, durch die Mitochondrienmembran in Form von Acylcarnitin. Das mit Fettsäuren veresterte Carnitin wird anschließend durch die β-Oxidation weiter verstoffwechselt, so dass dementsprechend eine Ablagerung von Subkutanfett verhindern werden kann (vgl. Riedl, 2006, S. 121). Eine gewünschte
Reduzierung
des
Körpergewichts
ist
durch
die
alleinige
Supplementierung von L-Carnitin allerdings nicht möglich, sondern setzt vor allem ein regelmäßig durchgeführtes Training voraus. Dennoch kann das leistungssteigernde Potential von Levocarnitin von einigen Wissenschaftlern nicht weggeleugnet werden und ist demnach vor allem für
18
wettkampforientierte Freizeitsportler relevant. „In Ausdauersportarten wie Rudern, Radfahren und Laufen liegt nach der Einnahme von L-Carnitin eine gesteigerte körperliche Leistungsfähigkeit sowie eine verkürzte Erholphase vor. Auf muskulärer Ebene liegt eine erhöhte Sauerstoffaufnahme unter Belastung der verbesserten Leistung zugrunde“ (Knechtle, 2002, S. 256). Demgegenüber wird eine mögliche Supplementierung
Steigerung der Ausdauerleistungsfähigkeit durch die von
L-Carnitin
allerdings
von
vielen
Autoren
auch
angezweifelt. So sind nach Berg et al. (2007) jegliche Veröffentlichungen, die eine positive Wirkung auf die Leistungsfähigkeit propagieren, entweder methodisch angreifbar oder in sich widersprüchlich. „Hinzu kommt noch, dass die Gesamtcarnitinkonzentration in der Muskelzelle durch Supplemente kaum erhöht wird“ (Berg et al., 2007, S. 510). Die exemplarisch dargestellten Wirkungsweisen verschiedener Substanzen belegen also eindrücklich, dass eine erwünschte Leistungssteigerung mit frei erhältlichen Arzneimitteln nur sehr begrenzt möglich ist und ein übermäßiger Konsum sogar teilweise zu gesundheitlichen Schäden führen kann. Die unkomplizierte Beschaffung und möglicherweise auch die Unwissenheit vieler Freizeitsportler in Bezug auf die Wirkungen dieser Arzneimittel lässt dennoch die Vermutung entstehen, dass die missbräuchliche Einnahme dieser Stoffe zumindest unter einem Teil der wettkampforientierten Langstreckenläufer nicht unüblich ist.
5. Die derzeitige Situation im Spitzensport Trotz systematischer und umfangreicher Dopingkontrollen, insbesondere während sportlicher Großereignisse, können über Ausmaß und Verbreitung des Dopings im Spitzensport bislang nur Vermutungen aufgestellt werden. Zwar kann sich bei den vorgenommenen Dopingkontrollen zumeist nur ein geringer Prozentsatz als positiv erweisen, die Dunkelziffer muss diesbezüglich allerdings bedeutend höher geschätzt werden. Die im Vorfeld der Olympischen Spiele 2008 in Peking aufgedeckten Fälle griechischer und russischer Athleten deuten zudem auf eine umfassende systeminterne Manipulation hin.
19
Auch wenn über die Dopingproblematik im Spitzensport bis dato nur vereinzelt empirische Studien existieren, zeichnet sich in diesem Zusammenhang ein ernüchterndes Bild ab. „Nach einer Studie von Pitsch, Emrich und Klein zur Häufigkeit
des
Dopings
im
Leistungssport
sollen
rund
25%
der
bundesdeutschen Kaderathleten in ihrer sportlichen Laufbahn sicher, knapp 50% sogar wahrscheinlich gedopt haben“ (Balz & Kuhlmann, 2008, S. 200). Aufgrund dessen, dass die verschiedenen Dopingmittel und –methoden im Ausdauersport ein enormes Potential der individuellen Leistungssteigerung besitzen, ist in diesen Sportarten die Häufigkeit des Dopings möglicherweise noch erhöht. So sollen nach Balz & Kuhlmann (2008) in den klar messbaren Sportarten, wie dem Schwimmen oder der Leichtathletik, sogar mehr als ein Drittel (38,1%) sicher und knapp 63% wahrscheinlich bereits gedopt haben (vgl. Balz & Kuhlmann, 2008, S. 200). Desweiteren wird der Verdacht auf den Einsatz illegal leistungssteigernder Mittel und Methoden im Langstreckenlauf durch eine nähere Betrachtung der Marathonbestzeiten und deren Entwicklung verstärkt. So ist im Marathon der Männer ab dem Jahr 1983 eine erste Häufung von Zeiten unter 2 Stunden 10 Minuten zu verzeichnen, welches möglicherweise auf den gesteigerten Einsatz von Anabolika in Verbindung mit Blutdoping zurückzuführen ist. Desweiteren ist in
diesem
Zusammenhang
ein
enormer
Leistungssprung
seit
1995
festzustellen, welches auf eine zunehmende Verwendung von Erythropoetin basieren könnte.
Die angeführten Aspekte verdeutlichen die Annahme, dass heutzutage im Spitzensport wahrscheinlich flächendeckend gedopt wird, auch wenn die Zahl positiver
Dopingproben
Auswirkungen
eines
immer
positiven
noch
vergleichsweise
Dopingbefundes
oder
gering eines
ist.
Die
freiwilligen
Geständnisses beschränken sich dabei allerdings nicht ausschließlich auf den Spitzensport bzw. den jeweiligen Spitzensportler, sondern verstärken zudem das Interesse der Medien und der Freizeitsportler an das entsprechende Präparat. Dies hat möglichweise einen unterstützenden Einfluss auf die Verbreitung illegaler Dopingsubstanzen im Freizeit- und Breitensport.
20
6. Empirische Studie zum Doping im Freizeit- und Breitensport Über das tatsächliche Ausmaß des Dopings bzw. des Arzneimittelmissbrauchs im Freizeit- und Breitensport ist aufgrund fehlender Dopingkontrollen bislang noch äußerst wenig bekannt. Es existieren zwar bereits diverse Studien zum Anabolikamissbrauch unter US-amerikanischen Highschool-Schülern (vgl. Müller, 2004, S. 98) sowie zum Doping im Fitness-Sport, die breite Masse der Freizeitsportler, welche bei sportlichen Großereignissen wie beispielsweise einem Städte-Marathon aktiv sind, wird dabei allerdings außer Acht gelassen. Im Zusammenhang mit dem Fitnesssport konnte Striegel in einer Studie aus dem Jahre 2008 feststellen, dass von 621 befragten Fitness-Studio-Mitgliedern bereits 84 (13,5%) Erfahrungen mit illegalen Dopingsubstanzen, insbesondere mit anabolen Steroiden, gesammelt hatten (vgl. Striegel, 2008, S. 75). Doch nicht nur der Bereich des Fitnesssports erfreut sich wachsender Beliebtheit, sondern auch der Langstreckenlauf gewinnt in unserer heutigen Gesellschaft zunehmend an Bedeutung. Dieser Trend lässt sich zum Beispiel deutlich an der Entwicklung der Finisher-Zahlen des Berlin-Marathons erkennen. So lässt sich dort seit der Gründung im Jahr 1974 fast ein stetiger Anstieg der Zahl der Läufer verzeichnen, die auch das Ziel erreicht hatten. „Desweiteren gibt es nur wenige Daten, die das Problem der teilweise freiverkäuflichen
Substanzklassen
wie
der
nichtsteroidalen
Entzündungshemmer, der Grippemittel und der Asthmamittel untersuchen“ (Mahler, 2001, S. 226). Allerdings sollte in diesem Zusammenhang auch beachtet werden, dass die angesprochene Thematik in der Öffentlichkeit stark negativ
behaftet
ist
und
somit
quantitative
Erhebungen
über
die
missbräuchliche Einnahme von Doping- und Arzneimitteln im Freizeit- sowie im Spitzensport aufgrund verfälschter Antworten nur begrenzt möglich sind. Die Darstellung des Medikamentenmissbrauchs im Freizeitsport am Bespiel des Langstreckenlaufs setzt zum einen das Erfassen empirischer Daten voraus und zum anderen die Einstellung der Befragten zum Thema, um darauf basierend mögliche Präventionsmaßnahmen ableiten zu können.
21
6.1 Befragung mittels anonymer Fragebögen Die Entscheidung, eine Studie zum Doping im Freizeit- und Breitensport mit Hilfe anonymer Fragebögen durchzuführen, beruhte in erste Linie auf den Umstand, dass ein persönliches Interview bzw. eine direkte Befragung der Sportler wahrscheinlich vermehrt zu sozial erwünschten Antworten führen würde. Bei der Ermittlung valider Daten im Zusammenhang mit sensiblen Themenbereichen, zu denen auch das Doping bzw. der Arzneimittelmissbrauch im Sport gezählt werden kann, ist in Abhängigkeit vom Ansatz der jeweiligen Untersuchungsmethode stets von einer gewissen Dunkelziffer auszugehen. Um dennoch konkrete Aussagen bezüglich der Verbreitung von Dopingsubstanzen im Freizeitsport treffen zu können, sollte eine Untersuchungsmethode gewählt werden, die den Sportlern ein möglichst hohes Maß an Anonymität garantieren. Dementsprechend ist eine Befragung über das Internet mittels anonymer Fragebögen ein geeignetes Verfahren zur quantitativen Erfassung des Arzneimittelmissbrauchs im Breitensport, „da auf diese Weise einerseits eine Zuordnung der Antworten zu Einzelpersonen ausgeschlossen und andererseits eine große Anzahl von Sportlern in der gleichen Art und Weise befragt werden kann“ (Striegel, 2008, S. 61). Die technische Realisierung der angesprochenen Fragebögen geschah über die Anwendungssoftware des Internetportals www.onlineforschung.org. Mit Hilfe dieser Software wird der Fragebogen unter einer bestimmten WWW-Adresse als Formular bereitgestellt, welches anschließend von den Befragten mühelos per Maus und Tastatur ausgefüllt werden kann. „Vorteile einer derartigen WWW-gestützten Online-Befragung sind die lokal ungebundene Distribution des
Fragebogens
sowie
die
Verringerung
möglicher
Erhebungs-
und
Auswertungsfehler durch die automatisierte Erfassung und Verarbeitung von Antworten“ (Haverkamp, 2005, S. 239). Überdies ergeben sich durch die Befragung
über
das
Internet
sowohl
direkte
als
auch
indirekte
Kostenersparnisse. So empfiehlt sich diese Untersuchungsmethode nicht nur durch den äußerst geringen personellen und materiellen Aufwand, sondern ermöglicht aufgrund hoher Rücklaufgeschwindigkeiten enorme Zeitersparnisse.
22
Allerdings sollten diesbezüglich auch die Nachteile einer WWW-gestützten Online-Befragung nicht außer Acht gelassen werden. So sind zum Beispiel schnelle Rückfragen seitens der Befragten, etwa bei Verständnisproblemen oder bei technisch bedingten Komplikationen, nicht möglich. Desweiteren ist bei einer Online-Umfrage die uneingeschränkte Repräsentativität der Ergebnisse nicht gewährleistet, da potentielle Befragungsteilnehmer zunächst auf die Befragung aufmerksam gemacht werden müssen. „Die Menge der tatsächlichen Befragungsteilnehmer – und damit die Menge derjenigen Internet-Nutzer, für die die Online-Befragung repräsentativ ist – bestimmt sich daraus, für wen, wo und wie entsprechende Hinweise auf die Befragung gestaltet bzw. platziert werden“ (Haverkamp, 2005, S. 240). Diesen vermeintlichen Nachteil konnte ich mir für die Erfassung des Dopings und des Arzneimittelmissbrauchs im Freizeitsport allerdings insofern zu Nutze machen, als ich die zugehörige WWW-Adresse primär in laufsportorientierten Foren veröffentliche. Demzufolge konnte ich das Untersuchungskollektiv bereits im Vorfeld auf die Gruppe der Langstreckenläufer beschränken, die wie bereits erwähnt ein Hauptaugenmerk meiner Untersuchung darstellen sollten.
6.2 Untersuchungskollektiv Da sich meine Studie zum Doping und Arzneimittelmissbrauch im Freizeitsport weniger auf die Fitness-Sportler, wie zum Beispiel in Untersuchungen von Striegel (2008) oder Boos (1998), sondern vielmehr auf den Sektor des Langstreckenlaufes beziehen sollte, habe ich die angeführte Online-Befragung hauptsächlich über das Internetportal www.runnersworld.de beworben. Diese Seite bietet neben zahlreichen Bildergalerien und Informationen bezüglich aktueller Laufveranstaltungen vor allem ein populäres und oft besuchtes Internetforum für aktive Läufer bzw. laufsportinteressierte Besucher. Die Zahl der dort registrierten Nutzer bemisst sich derzeit auf mehr als 38.000 (Stand: Juli 2009), wobei allerdings die Zahl derer, die das Forum regelmäßig besuchen und zudem diverse Foreneinträge aktiv verfolgen, wahrscheinlich weitaus geringer ausfällt. Schätzungen zufolge gehen die Betreiber der Seite diesbezüglich
von
mehr
als
4.500
aktiven
Benutzern
aus
(vgl.
http://forum.runnersworld.de/forum). Aufgrund des hohen Bekanntheitsgrades
23
kann zudem nicht ausgeschlossen werden, dass eine Vielzahl nicht-registrierter Nutzer ebenfalls die Seite www.runnersworld.de bzw. das dazugehörige Forum besuchen, welche gleichermaßen über einen direkten oder indirekten Bezug zum Laufsport verfügen. Demzufolge kann durch die Verbreitung meiner Online-Umfrage über die Internetseite des Fachmagazins Runner’s World ein äußerst breites Spektrum von Läufern angesprochen werden, welches sich von leistungsorientierten Wettkampfläufern verschiedenster Leistungsklassen über Hobbyläufer bis hin zu Personen aus anderen Sportarten erstrecken.
6.3 Inhaltliche und äußere Fragebogenkonzeption Aufgrund der Tatsache, dass eine WWW-basierende Online-Umfrage keine Möglichkeiten zu schnellen Rückfragen der Befragten bietet, ist die Erstellung eines Fragebogens mit äußerster Sorgfalt durchzuführen. Striegel (2008) kommt diesbezüglich zu dem Schluss, dass sowohl die inhaltliche als auch die äußere Konzeption des Fragebogens besonderer Beachtung bedarf, „da diese entscheidenden Einfluss, nicht nur auf die Rücklaufrate, sondern auch auf die Validität der Antworten haben kann“ (Striegel, 2008, S.63). Die Qualität der Fragebögen stellt somit das zentrale Kriterium für die Güte der erzielten Ergebnisse dar. Dementsprechend habe ich bei der inhaltlichen Konzeptionierung des Fragebogens einerseits darauf geachtet, dass die jeweiligen Fragen sowohl für fachkundige als vor allem auch für fachfremde Personen allgemein verständlich sind
und
keinerlei
erklärungsbedürftige
Fachwörter
oder
Abkürzungen
beinhalten. Andererseits habe ich versucht, durch möglichst neutral formulierte Fragen die Untersuchungsteilnehmer nicht zu einer bestimmten Antwort zu drängen,
beispielsweise
mit
einer
Verurteilung
meinerseits
auf
den
missbräuchlichen Konsum von Arzneimitteln im Sport. Doch nicht nur bei der Ausarbeitung der einzelnen Fragestellungen waren diverse Aspekte zu berücksichtigen, sondern auch die Auswahl der Antwortmöglichkeiten erforderte sorgfältige Überlegungen. Die Art und die Menge der Antwortmöglichkeiten ergaben sich dabei aus den entsprechenden Fragen bzw. der gewählten Frageform. So wurde bei den
24
offenen
Fragen
bezüglich
Größe,
Gewicht
und
Alter
der
Untersuchungsteilnehmer jeweils ein Antwortfeld verwendet, welches die Möglichkeit einer freien Dateneingabe bot. Der größte Teil der Fragen wurde allerdings als geschlossene Fragen konzipiert, da diese nicht nur die anschließende Auswertung erleichtern, sondern vor allem bei den Teilnehmern zu enormen Zeitersparnissen führen und infolgedessen die Rücklaufrate erhöhen können. Bei
den
geschlossenen
Entscheidungsfragen
Fragen
handeln,
konnte
das
heißt
es
sich
die
zum
einen
um
Antwortmöglichkeiten
beschränkten sich auf „Ja“ bzw. „Nein“, zum anderen um Auswahlfragen mit mehreren Wahlmöglichkeiten, beispielsweise bei der Frage nach dem individuellen Trainingsumfang pro Woche, oder zum dritten um Fragen mit mehrfach möglichen Antworten, zum Beispiel bei der Benennung der regelmäßig ausgeübten Sportarten. Letztere wurden außerdem stets mit einem Eingabefeld erweitert, so dass die Untersuchungsteilnehmer die Möglichkeit hatten, nicht-aufgeführte Sportarten
nachträglich mit Hilfe der Tastatur
hinzuzufügen. Desweiteren habe ich aufgrund einer verbesserten Untergliederung sogenannte Filterfragen integriert, wodurch einige weitere Fragen selektiert wurden, die nicht für alle Probanden relevant waren. „Beispielsweise kann die Frage zum Konsum von Dopingsubstanzen entweder mit „Ja“ oder mit „Nein“ beantwortet werden. Die folgenden Detailfragen zum Konsum von Dopingsubstanzen müssen nur dann beantwortet werden, wenn die Filterfrage mit „Ja“ beantwortet wurde“ (Striegel, 2008, S. 63). Der von mir entwickelte Fragebogen bestand in Abhängigkeit der beantworteten Filterfragen insgesamt aus 17 – 20 Fragen, welche entsprechend ihrer Themenzugehörigkeit auf acht Seiten verteilt wurden. Die erste Seite des Fragebogens bestand aus der Erfassung anthropometrischer Daten, auf der die Untersuchungsteilnehmer Angaben bezüglich Alter, Geschlecht, Gewicht und Körpergröße machen sollten. Die nächste Seite diente der Erhebung sozialer Indikatoren, welche mit Hilfe von Auswahlfragen zum Familienstand, zum Thema Kinder sowie zum Schulabschluss der Probanden erfasst werden sollten. Auf der dritten Seite wurde mit Hilfe einer Filterfrage der Gebrauch von
25
Arzneimitteln vor einem Training oder einem Wettkampf abgefragt. In Abhängigkeit der gegebenen Antwort sollten diese anschließend entweder in einer Liste mit verschiedenen Arzneimitteln näher bestimmt und begründet werden, oder die Teilnehmer wurden direkt auf die fünfte Seite geleitet, auf der die untersuchten Personen bezüglich einer theoretischen Arzneimitteleinnahme befragt wurden, sofern damit nachweislich die Leistung gesteigert werden könnte. Die sechste Seite meiner Onlinebefragung war ähnlich gestaltet wie die vorherige Frage zum Arzneimittelgebrauch, nur mit dem Unterschied, dass diesbezüglich Angaben zum Dopingmittelmissbrauch gemacht werden sollten. Auch dabei handelte es sich wieder um eine Filterfrage, wodurch einige Untersuchungsteilnehmer diese zunächst benennen und die Einnahme der entsprechenden Substanzen begründen sollten, bevor auch diese auf die achte und letzte Seite geleitet wurden. Die achte Seite bestand aus Fragen bezüglich des jeweiligen Sportverhaltens. Im Detail wurden auf dieser Seite einerseits die ausgeübten Sportarten, die Anzahl der Trainingsjahre und der wöchentliche Trainingsumfang erfasst, sowie andererseits die Aktivitäten im Laufsport. Diesbezüglich sollten die Untersuchungsteilnehmer ihre jeweilige Hauptsportart benennen,
die
Anzahl
der
Laufjahre
und
eine
laufsportspezifische
Selbstbezeichnung vom Nichtläufer bis hin zum Leistungssportler angeben. Hinsichtlich
der
Erscheinungsbild
äußeren zu
Form
achten,
war
meinerseits
insbesondere
auf
ein
aufgrund
der
seriöses sensiblen
Fragestellungen zum Doping und Arzneimittelmissbrauch, da auch formale Aspekte einen bedeutenden Einfluss auf die Teilnahmebereitschaft und -motivation
der
Befragten
aufweisen.
Dies
konnte
durch
die
Anwendungssoftware der Internetseite www.onlineforschung.de gewährleistet werden, da dort zum Beispiel auf jegliche Werbung verzichtet wird.
6.4 Statistische Auswertung Sämtliche
Antworten
der
Untersuchungsteilnehmer,
die
mit
Hilfe
der
beschriebenen Onlinebefragung erfasst werden konnten, wurden zunächst codiert und in einem SPSS-kompatiblen Format in der Datenbank der Internetseite
www.onlineforschung.org
gespeichert.
Aufgrund
der
26
automatisierten Bearbeitung der Daten konnten in diesem Zusammenhang jegliche Eingabefehler ausgeschlossen werden. Für die weitere statistische Analyse wurden diese Daten anschließend mit Hilfe der Statistik-Software SPSS 17.0 (Statistical Package for the Social Sciences) ausgewertet, wobei hinsichtlich möglicher Anti-Doping-Maßnahmen vor allem die jeweiligen Angaben zum Dopingmittel- und Arzneimittelmissbrauch sowie die Einstellung demgegenüber von Bedeutung waren.
7. Ergebnisse der Studie zum Doping im Freizeit- und Breitensport Die angeführte WWW-gestützte Online-Befragung zum Thema Doping im Freizeit- und Breitensport war im Zeitraum vom 11. Juni 2009 bis zum 25. Juni 2009
für
jeden
Internetbenutzer
unter
der
Adresse
http://ofb.msd-
media.de/doping/ zugänglich. Die Einstiegs-Seite des Fragebogens, welche inhaltlich aus einer kurzen Einführung in die Thematik sowie aus einer Beschreibung und Erläuterung der Untersuchung bestand, wurde in dieser Zeitspanne insgesamt 405 Mal aufgerufen. Unabhängig von den Antworten bei den erwähnten Filterfragen stellte Seite 8 stets die Abschlussseite der Onlinebefragung dar. Dementsprechend konnten
Abb. 1: Die zuletzt besuchte Seite bei Beendigung der Onlinebefragung
27
bereits im Vorfeld die Zugriffszahlen der achten Seite einen Überblick über die Anzahl vollständig ausgefüllter Fragebögen geben. Aufgrund der Tatsache, dass der WWW-gestützte Fragebogen nicht mit einem Passwort oder Ähnlichem geschützt war und dadurch prinzipiell jeder Internetnutzer die Möglichkeit hatte, an dieser Befragung teilzunehmen, mussten potentielle Falschaussagen im Vorfeld gefiltert werden. Da allerdings vermutlich nur ein sehr geringer Teil der Befragten durch Zufall auf die Onlinebefragung gestoßen ist, sondern primär durch die gezielte Werbung meinerseits in dem erwähnten Internetforum, konnte diesbezüglich von einer geringen Fehlerzahl ausgegangen werden. In diesem Zusammenhang wurde der ursprüngliche Datensatz, bestehend aus 292 vollständig ausgefüllten Fragebögen, auf 288 verwertbare Datenreihen reduziert. Neben drei zweifellos fälschlich oder nur unvollständig beantworteten Fragebögen musste bei näherer Betrachtung der erfassten Daten zudem ein Teilnehmer im Alter von 11 Jahren aus dem Untersuchungskollektiv entfernt werden, da diese Altersklasse für meine Studie nicht relevant ist.
7.1 Stichprobenbeschreibung Mit einer Häufigkeit von 249 Nennungen war die Mehrheit der Befragten männlich (86,5%). Die Altersspanne erstreckte sich in der vorliegenden Untersuchungsgruppe von 16 bis 66 Jahren, bei einem Durchschnittsalter von 34,9 Jahren (SD = 10,02). Der Body-Mass-Index betrug im Mittel 23,21 kg/m² (SD = 2,44), so dass unter Berücksichtigung des Durchschnittsalters allgemein von
einer
vergleichsweise
guten
körperlichen
Konstitution
der
Untersuchungsteilnehmer ausgegangen werden konnte. Ferner wurde diese Annahme durch die vergleichsweise hohe Zahl der jeweiligen Trainingsjahre und der Trainingsfrequenz unterstützt. So gaben insgesamt 187 (64,93%) der Befragten an, bereits seit mehr als fünf Jahren regelmäßig Sport zu betreiben. Die Zahl derer, die seit mehr als zehn Jahren regelmäßig sportlich aktiv sind, belief sich auf 126 Personen, die fast ausnahmslos mehr als drei Trainingseinheiten pro Woche absolvierten. Mit 139 bzw. 110 Nennungen gab der größte Teil der Befragten eine Trainingsfrequenz von 3-4 bzw. 5-6 Trainingseinheiten pro Woche an. Lediglich sieben Untersuchungsteilnehmer
28
bezeichneten
ihre
Trainingshäufigkeit
als
unregelmäßig, wohingegen sogar
21
angaben,
Personen täglich
bis
mehrmals täglich in ihrer entsprechenden
Sportart
zu trainieren. Die
Frage,
ob
Langstreckenlauf Hauptsportart
Abb. 2: Die wöchentliche Trainingsfrequenz aller Probanden
der als gelten
könnte, wurde von 241 (83,7%) untersuchten Personen mit „Ja“ beantwortet. Abweichende Antworten beschränkten sich mit 11 Nennungen vor allem auf Triathlon, gefolgt von Fußball (9 Nennungen) und Krafttraining (8 Nennungen). Ferner betitelte sich der größte Teil der Befragten als leistungsorientierte Freizeitläufer
(58,0%),
gefolgt
von
einer
Selbstbezeichnung
als
gesundheitsorientierte Freizeitläufer mit 46 Nennungen (16,0%) und dem wettkampforientieren Sportler mit 43 Nennungen (14,9%). Lediglich drei
Abb. 3: Die sportliche Selbstbezeichnung aller Probanden
29
Befragungsteilnehmer (1,0%) beschrieben sich selbst als Nichtläufer, so dass die Personen, die in meiner Studie untersucht wurden, der gewünschten Zielgruppe der aktiven Langstreckenläufer entsprachen. Neben der vermutlich überdurchschnittlich guten körperlichen Konstitution der Untersuchungsgruppe ist auch ein relativ hoher Bildungsgrad bei den zu untersuchenden Testpersonen festzustellen. In diesem Zusammenhang gaben 176 (61,1%) der Befragten an, ihre Schulausbildung mit einem Abitur abgeschlossen zu haben, wohingegen nur eine Person keinen Schulabschluss aufweisen konnte. Zur Bestimmung möglicher Korrelationen zwischen dem sozialen Status und dem Gebrauch von Doping- oder Arzneimitteln, wurde zum einen die familiäre Situation sowie zum anderen die Zahl der vorhandenen Kinder erfragt. Die Anzahl der als ledig geltenden Befragungsteilnehmer entsprach mit 168 Nennungen (58,3%) dem größten Teil der Untersuchungsgruppe, gefolgt von 108 verheirateten Personen (37,5%). Die Häufigkeit der getrennt lebenden bzw. geschiedenen Personen belief sich auf jeweils 2,1% (6 Nennungen). Desweiteren gaben insgesamt 100 Untersuchungsteilnehmer (34,7%) an, ein oder mehr Kinder zu haben.
7.2 Deskriptive Statistik Die wichtigsten und zugleich sensiblen Kernfragen meiner WWW-gestützten Befragung bezogen sich einerseits auf den Gebrauch von Doping- bzw. Arzneimitteln, Verwendung
sowie von
andererseits
Substanzen
auf
zum
die
Einstellung
Zwecke
Abb. 4: Der Gebrauch von Medikamenten und illegalen Dopingsubstanzen
einer
gegenüber
der
Leistungssteigerung.
30
Diesbezüglich gaben insgesamt 13 Untersuchungsteilnehmer (4,5%) an, jemals illegale
Dopingsubstanzen
Zusammenhang
eine
eingenommen zu
medizinische
haben, wobei in
Notwendigkeit
dieser
Mittel
diesem nicht
ausgeschlossen werden konnte. Die Frage nach der Einnahme von Arzneimitteln vor dem Sport ohne ärztliche Anordnung wurde von 31 Befragten mit „Ja“ beantwortet, welches einem Anteil von 10,8% entspricht. Ferner würden 48 Personen (16,7%) vor einem Wettkampf zu einem frei verfügbaren Arzneimittel greifen, wenn dadurch nachweislich die jeweilige Leistungsfähigkeit gesteigert werden könnte. Der größte Anteil der Befragten (222 Nennungen, 77,1%) verneinte dies. Ferner gaben 5,6% an, nicht an sportlichen Wettkämpfen teilzunehmen. Die Anzahl derer, die zwecks Leistungssteigerung illegale Dopingsubstanzen einnehmen würden, sofern damit keinerlei gesundheitliche Risiken verbunden wären, entsprach mit 34 Nennungen einem Anteil von 4,5%. Nicht berücksichtigt wurden bei der zuletzt genannten Frage allerdings diejenigen, die im Vorfeld die Einnahme von Dopingsubstanzen bejaht hatten.
Abb. 5: Der potentielle Gebrauch von Arzneimitteln und Dopingsubstanzen
7.3 Zusammenhang von Basischarakteristika, Arzneimittelmissbrauch und Doping Für die Erstellung seriöser und realisierbarer Anti-Doping-Maßnahmen, welche sich vor allem an der entsprechenden Zielgruppe orientieren sollen, stellen mögliche Zusammenhänge zwischen den beschriebenen Basischarakteristika und dem Gebrauch von Doping- und Arzneimitteln nicht unwesentliche
31
Einflussfaktoren dar. In gleicher Weise wie in früheren Studien (vgl. Striegel 2008; Boos et al. 1998) fand sich auch in der vorliegenden Untersuchung eine höhere Anzahl Männer (84,6%) als Frauen (15,4%), die eine Verwendung von Dopingsubstanzen bestätigten. Allerdings ist in diesem Zusammenhang zu beachten, dass bedingt durch die geringe Zahl von 13 positiven Dopingfällen sowie aufgrund des geringen Frauenanteils (13,5%) in der gesamten Untersuchungsgruppe eine repräsentative Aussage diesbezüglich nur mit Vorbehalt möglich ist. Auffällig und etwas überraschend ist die Altersspanne der Dopingkonsumenten. Zwar erstreckt sich das Alter der betroffenen Personen von 19 bis 48 Jahren, bei genauerer Betrachtung wird allerdings ersichtlich, dass mit 12 Nennungen (92,3%) der eindeutig größte Teil bereits das dreißigste Lebensjahr überschritten hatte. Lediglich von einer Person konnte diese Altersgrenze mit einem angegebenen Alter von 19 Jahren unterschritten werden. Dieses Ergebnis lässt sich vermutlich nur teilweise auf das Durchschnittsalter der gesamten Untersuchungsgruppe von 34,9 Jahren zurückführen, da sich mehr als ein Drittel aller Befragten (100 Personen, 34,7%) in der Alterspanne zwischen 16 und 29 Jahren befanden. Hinsichtlich des sozialen Status in Bezug auf Kinder, den jeweiligen Familienstand und den Schulabschluss konnten keine Zusammenhänge zwischen dem Konsum von Dopingsubstanzen und den untersuchten sozialen Indikatoren festgestellt werden. Allerdings ist bei dieser Betrachtung ebenfalls auf die relativ kleine Untersuchungsgruppe von 13 positiven Dopingfällen hinzuweisen.
Im
Detail
gaben
neun
der
bekennenden
Dopingmittelkonsumenten an, über ein Abitur zu verfügen (69,2%), welches anteilsmäßig der Abiturientenzahl aus der gesamten Untersuchungsgruppe entsprach (61,1%). Ferner konnte auch die Analyse des individuellen Sportverhaltens hinsichtlich der Trainingsfrequenz und –jahre, der ausgeübten Hauptsportart sowie bezüglich der sportlichen Selbstbezeichnung keine Auffälligkeiten darlegen. In diesem Zusammenhang gaben acht (61,5%) der Dopingmittelkonsumenten an, dass eine Bezeichnung als leistungsorientierter Freizeitläufer am ehesten auf sie zutreffen würde. Neben den möglichen Zusammenhängen zwischen dem Gebrauch von Dopingmitteln und den individuellen Basischarakteristika sollte diesbezüglich auch die missbräuchliche
32
Einnahme von Arzneimitteln einer spezifischen Betrachtung unterzogen werden. Insgesamt gaben 31 Personen an, vor einem Training oder einem Wettkampf bereits schon einmal ein Medikament eingenommen zu haben, ohne dass aus medizinischer Sicht eine Notwendigkeit für die Einnahme bestand. Der größte Teil davon war ebenfalls männlichen Geschlechts (83,9%), welches vor allem durch das beschriebene Untersuchungskollektiv zu erklären ist. Die Altersspanne der Arzneimittelkonsumenten lag zwischen 19 und 58 Jahren. Im Gegensatz zu der Altersverteilung bei den Dopingmittelkonsumenten konnten diesbezüglich allerdings keine Auffälligkeiten festgestellt werden. So befanden sich 12 (38,7%) der untersuchten Arzneimittelkonsumenten im Alter zwischen 19 und 29 Jahren, zehn Personen (32,3%) befanden sich im Alter zwischen 30 und 39 Jahren und neun Befragte (29,0%) gaben an, 40 Jahre oder älter zu sein. Weiterhin zeigten sich ebenfalls keine Zusammenhänge zwischen den untersuchten sozialen Indikatoren und dem missbräuchlichen Konsum von Arzneimitteln. Auch die sportliche Selbstbezeichnung und das Sportverhalten der angesprochenen Untersuchungsgruppe deckte sich weites gehend
mit
der
hohen
sportlichen
Aktivität
des
gesamten
Untersuchungskollektives. Diesbezüglich Personen
gaben
(45,2%)
14 eine
Trainingshäufigkeit von drei bis
vier
Einheiten
pro
Woche an, bei 13 Personen (41,9%) lag der Umfang sogar bei fünf bis sechs Einheiten. empfanden
Ferner 54,8%
der
Arzneimittelkonsumenten
Abb. 6: Die wöchentliche Trainingsfrequenz der Arzneimittelkonsumenten
eine Bezeichnung ihrerseits als leistungsorientierte Freizeitläufer zutreffend, jeweils sechs Probanden (19,4%) ordneten sich in die Gruppe der wettkampforientierten Sportler bzw. in die Klasse der gesundheitsorientierten Läufer ein.
33
Aufgrund der Tatsache, dass der größte Teil der Arzneimittelkonsumenten (80,6%) angab, bereits seit mindestens fünf Jahren regelmäßig sportlich aktiv zu sein, kann auch in dieser Untersuchungsgruppe von einem allgemein guten Fitnesszustand ausgegangen werden. Bemerkenswert erscheint bei der Analyse der Arzneimittelkonsumenten allerdings der relativ hohe Anteil an Personen, welche auch einen Dopingmittelkonsum bejaht hatten. Diesbezüglich gaben fünf der untersuchten Probanden an, sowohl Arznei- als auch Dopingmittel jemals eingenommen zu haben.
7.4 Bereitschaft zur illegalen Leistungssteigerung Um die Einstellung der Probanden gegenüber dem Thema Doping- und Arzneimittelkonsum und die Bereitschaft zu einer illegalen Leistungssteigerung beziffern zu können, wurden die Untersuchungsperson nach einer potentiellen Einnahme der entsprechenden Substanzen befragt. Dies sollte einerseits Rückschlüsse auf den Stellenwert der mit einem Wettkampf verbundenen Werte wie Fairness und Chancengleichheit ermöglichen, sowie andererseits auf den Konsum von Dopingmitteln in Abhängigkeit gesundheitlicher Risiken. Die spezifischen Fragen zu diesem Thema lauteten in dem Online-Fragebogen wie folgt: „Würden Sie vor einem Wettkampf frei verfügbare Arzneimittel einnehmen, wenn Sie dadurch nachweislich Ihre Leistung steigern könnten?“ „Würden Sie zur Leistungssteigerung illegale Dopingsubstanzen einnehmen, wenn damit keinerlei gesundheitliche Risiken verbunden wären?“
Die erste Frage wurde insgesamt von 222 Personen verneint, welches mit einem Anteil von 77,1% der deutlichen Mehrheit entsprach. Allerdings gaben auch 48 Probanden (16,7%) an, dass sie unter der genannten Voraussetzung frei verfügbare Arzneimittel vor einem Wettkampf einnehmen würden. Weitere 16 (5,6%) hatten eine Teilnahme ihrerseits an Wettkämpfen jeglicher Art ausgeschlossen.
Ähnlich
wie
bei
der
Analyse
der
tatsächlichen
Arzneimittelkonsumenten, konnten hierbei ebenfalls keine Zusammenhänge zwischen der Bereitschaft zum Arzneimittelmissbrauch im Sport und den sozialen Indikatoren sowie dem individuellen Sportverhalten festgestellt werden.
34
Erwähnenswert und zugleich etwas paradox erscheint diesbezüglich die Tatsache, dass sich aus den 48 untersuchten Personen immerhin acht (16,7%) in
die
Gruppe
der
gesundheitsorientierten
Läufer
einordnen
würden.
Andererseits ist in diesem Zusammenhang auch zu erwähnen, dass dieser Wert im Wesentlichen dem Anteil der gesundheitsorientierten Läufer aus der gesamten Untersuchungsgruppe (46 Personen, 16,0%) entspricht. Die spezifische Frage nach dem Gebrauch von illegalen Dopingsubstanzen zum Zwecke einer Steigerung der individuellen Leistungsfähigkeit, unter der Voraussetzung, dass damit keinerlei gesundheitliche Risiken verbunden wären, wurde von 34 Personen (11,8%) mit „Ja“ beantwortet. Da die erwähnten 13 Dopingmittelkonsumenten mit Hilfe einer Filterfrage nicht berücksichtigt wurden, ergaben sich infolgedessen 241 Personen (83,7%), die auch unter der genannten Bedingung den Gebrauch von Dopingsubstanzen ablehnen würden. Im Vergleich mit dem gesamten Untersuchungskollektiv stellte sowohl das soziale
als
auch
das
sportliche
Profil
der
34
potentiellen
Dopingmittelkonsumenten ein eher untypisches Erscheinungsbild dar. Zwar konnten hinsichtlich des Alters, dem Geschlecht und dem Familienstand der betroffenen Personen keine Auffälligkeiten festgestellt werden, jedoch zeigte sich eine vergleichsweise niedrige Anzahl an Abiturienten sowie eine relativ geringe Anzahl an Personen, die den Langstreckenlauf als ihre Hauptsportart bezeichnen würden. In diesem Zusammenhang gaben lediglich 47,1% der Befragten (16 Nennungen) an, über ein Abitur zu verfügen, wohingegen mit 26,5% (9 Nennungen) eine verhältnismäßig große Anzahl die mittlere Reife besaß. Zum Vergleich lagen diese Werte unter Berücksichtigung aller
Abb. 7: Die abgeschlossene Schulausbildung der gesamten Untersuchungsgruppe und der potentiellen Dopingmittelkonsumenten
35
Untersuchungsteilnehmer bei einem Anteil von 61,1% Abiturienten bzw. 16,0% Personen mit mittlerer Reife. Das Sportverhalten der 34 potentiellen insofern
Auffälligkeiten
vergleichsweise Hauptsportart
viele
aufweisen, Personen
bezeichnen
als
den
würden.
Dopingmittelkonsumenten konnte mit
29,4%
(10
Langstreckenlauf
Diesbezüglich
Nennungen)
nicht
beschrieben
als
ihre
mit fünf
Nennungen (50%) die Meisten den Fußball als ihre Hauptsportart, gefolgt vom Radsport mit zwei Stimmen (20%). Desweiteren lässt die relativ geringe Anzahl an Jahren, seit denen die untersuchten Personen bereits regelmäßig im Laufsport aktiv sind, die Vermutung
nahe,
dass
weniger
die
erfahrenden
und
versierten
Langstreckenläufer zu risikofreien Dopingsubstanzen greifen würden, sondern vielmehr diejenigen, die den Laufsport eventuell nur als Ausgleich zu ihrer jeweiligen Hauptsportart ansehen. So gaben knapp ein Drittel (32,4%) der 34 befragten potentiellen Dopingkonsumenten an, erst seit 1-2 Jahren regelmäßig im Laufsport aktiv zu sein. Lediglich bei neun Personen (26,5%) konnte die Anzahl der jeweiligen Laufjahre auf mehr als fünf Jahre bemessen werden. Zum Vergleich lag der zuletzt genannte Wert, unter Berücksichtigung der gesamten Untersuchungsgruppe, mit insgesamt 100 Nennungen bei 34,7%.
Abb. 8: Die Laufjahre der gesamten Untersuchungsgruppe und der potentiellen Dopingmittelkonsumenten
7.5 Doping- und Arzneimittelanamnese Die
Anfertigung
Breitensport,
zum
zielgruppenorientierter Beispiel
in
Form
Anti-Doping-Maßnahmen einer
Verschärfung
im des
36
Arzneimittelgesetzes, setzt neben der Profilerstellung der entsprechenden Konsumenten
vor
allem
auch
eine
sorgfältige
Doping-
und
Arzneimittelanamnese voraus. Aufgrund des relativ geringen Datensatzes von 13 positiven Dopingfällen bzw. 31 Personen, die den missbräuchlichen Gebrauch eines Arzneimittels vor einem Wettkampf berichtet hatten, kann diesbezüglich allerdings die Repräsentativität der nachfolgenden Ergebnisse in Frage gestellt werden. Entsprechend der untersuchten Zielgruppe wurde in der Studie zum Thema Doping im Fitness-Sport von Striegel (2008) hautsächlich der Konsum von anabolen Steroiden, entweder allein (55,2%) oder in Kombination mit anderen Substanzklassen, wie Peptidhormonen, Diuretika oder Kortikosteroiden (32,1%) genannt (vgl. Striegel, 2008, S. 84). In
der
vorliegenden
Untersuchung konnte dieses Ergebnis
insofern
bestätigt
werden, als von 13 positiven Dopingfällen (30,8%) Gebrauch Steroiden
die
Meisten
ebenfalls von genannt
den
anabolen hatten,
gefolgt von den ß2-Agonisten mit drei Nennungen (23,1%) Abb. 9: Die eingenommenen Dopingsubstanzen
und den Cannabinoiden bzw.
den Peptidhormonen mit jeweils zwei Stimmen (15,4%). Um sicherstellen zu können, dass es sich bei den Konsumenten der anabolen Steroide auch um die gewünschte Zielgruppe der Langstreckenläufer handelte, wurde dieser Personenkreis
näher
untersucht.
Diesbezüglich
waren
alle
der
fünf
untersuchten Personen männlichen Geschlechts, vier (80%) gaben an, den Laufsport als ihre Hauptsportart bezeichnen zu können und empfanden zudem die Selbstbezeichnung des leistungsorientierten Freizeitläufers als zutreffend. Lediglich eine Person präferierte den Kraftsport als Hauptsportart und die Bezeichnung des Hobbyläufers.
37
Desweiteren konnte eine spezifische Betrachtung der Personen, welche den Gebrauch von ß2-Agonisten angegeben hatten, zeigen, dass dies zumindest teilweise auch auf eine medizinische Notwendigkeit zurückzuführen war. So wurde die Einnahme der genannten Substanzklasse von einer Person mit chronischem Asthma begründet, so dass in diesem Falle nicht von einer Verwendung zum Zwecke der Leistungssteigerung ausgegangen werden kann. In
diesem
Zusammenhang
zeigte
eine
genauere
Untersuchung
der
angegebenen Gründe einer Dopingmitteleinnahme, dass in nur sechs Fällen (46,2%) eine Steigerung der Leistung oder ein sportlicher Erfolg für die entsprechenden Konsumenten im Vordergrund stand. Ferner führten insgesamt fünf der 13 Dopingmittelkonsumenten ihre Einnahme auf eine chronische Erkrankung und somit einer medizinischen Notwendigkeit zurück. Der Gebrauch von Cannabinoiden wurde von den zwei betroffenen Personen mit einer Verwendung als Genussmittel begründet. Insofern konnte der Tatbestand des Dopings lediglich von sechs der insgesamt 288 untersuchten Personen erfüllt werden, da diese den Gebrauch der jeweiligen
Dopingsubstanzen
Nennungen),
auf
einen
entweder
Kraftzuwachs
auf (4
den
sportlichen
Nennungen)
oder
Erfolg auf
(4 eine
Verbesserung der Ausdauerleistungsfähigkeit (2 Nennungen) zurückgeführt hatten. Aufgrund dessen kann der Anteil der tatsächlich dopenden Sportler aus meiner Untersuchungsgruppe von 4,5% auf 2,1% revidiert werden. Als Bezugsquellen wurden von den sechs beschriebenen Personen vorzugsweise Ärzte bzw. Apotheken mit Rezept genannt (jeweils drei Stimmen), weitere Quellen, wie beispielsweise externe Dealer, andere Sportler oder das Internet, wurden jeweils einmal genannt. Über das Ausmaß des Arzneimittelgebrauchs im Breitensport ist bisher nur wenig bekannt, insofern erscheint auch die sorgfältige Arzneimittelanamnese als nicht minder relevant. Die untersuchte Probandengruppe, bestehend aus 26 männlichen und fünf weiblichen Personen, entsprach bezüglich der sozialen Indikatoren und dem jeweiligen Sportverhalten weites gehend dem gesamten Untersuchungskollektiv. Eine spezifische Betrachtung der Arzneimittel, welche vor einem Wettkampf oder Training eingenommen wurde, macht ersichtlich, dass vor allem Salicylate
38
und
nichtsteroidale
Entzündungshemmer den
befragten
von
Sportlern
bevorzugt wurden. Aspirin, das
bekannteste
Salicylatpräparat, ist frei in der Apotheke erhältlich und wurde von insgesamt 16 Personen
genannt,
welches in der Gruppe der
Abb. 10: Die eingenommenen Arzneimittel
Arzneimittelkonsumenten einem
Anteil
von
51,6%
entspricht.
Die
Klasse
der
nichtsteroidalen
Entzündungshemmern wurde angeführt von Ibuprofen mit acht Nennungen (25,8%), gefolgt von Diclofenac (7 Stimmen; 22,6%) und Paracetamol mit sechs Stimmen (19,4%). Desweiteren berichteten zwei Personen über den Gebrauch von dem Opioid Loperamid, welches zum Beispiel in dem Handelspräparat Imodium Akut enthalten ist und primär bei Durchfallerkrankungen eingesetzt wird. Weiter wurde von einer Person die Verwendung eines Antiallergikums aufgrund Heuschnupfen-bedingter Beschwerden genannt. Insofern kann in den drei zuletzt genannten Fällen nicht von einem Arzneimittelmissbrauch zum Zwecke
einer
Leistungssteigerung
oder
einer
präventiven
Schmerzunterdrückung ausgegangen werden. Desweiteren gaben insgesamt drei Personen (9,7%) an, vor einem Wettkampf oder einem Training bereits schon einmal ein Medikament aus der Gruppe der ß2-Sympathomimetika, zum Beispiel das bekannte Präparat Clenbuterol, eingenommen zu haben. Aufgrund dessen, dass die Einnahme der ß2Sympathomimetika entweder mit einem sportlichen Erfolg oder mit einer Verbesserung
der
Ausdauerleistungsfähigkeit
begründet
wurde,
ist
diesbezüglich nicht von einer medizinisch notwendigen Asthmabehandlung auszugehen. Ferner wird diese These dadurch gestützt, dass zwei der drei angesprochenen
Personen
ebenfalls
Dopingsubstanzen bestätigt hatten.
den
Gebrauch
von
illegalen
39
Unter Berücksichtigung der drei Personen, bei denen der Gebrauch verschiedener Arzneimittel auf eine medizinische Notwendigkeit zurückzuführen ist, konnte der Anteil der tatsächlichen Arzneimittelkonsumenten aus meiner Untersuchungsgruppe von 10,8% auf 9,7% revidiert werden. Die Einnahme eines Arzneimittels wurde von den untersuchten Sportlern fast ausschließlich mit einer Schmerzprävention begründet. Diesbezüglich führten 27 Personen (87,1%) die Einnahme
auf
eine
präventive Unterdrückung von Schmerzen zurück. Weiter
nannten
sechs
Personen (19,4%) einen sportlichen
Erfolg
als
Grund für die Einnahme der Arzneimittel, gefolgt von einer Verkürzung der Regenerationszeit mit vier
Abb. 11: Die Gründe für den Gebrauch von Arzneimitteln
Stimmen (12,9%) und einer Verbesserung der Ausdauerleistungsfähigkeit mit drei Stimmen (9,7%). „Werden Schmerzmittel über längere Zeit gegen Sportbeschwerden eingesetzt, um das Trainings- und Wettkampfvolumen erfüllen zu können, muss ein Fragezeichen hinter den Sinn dieser Behandlung gesetzt werden“ (Mahler, 2001, S. 230). Infolge
der
Nephrotoxizität
der
Salicylate
und
der
nichtsteroidalen
Entzündunghemmer, welche durch die potentiell auftretende Dehydratation während eines Ausdauerlaufes zusätzlich verstärkt werden kann, sollte der angegebene Konsum dieser Substanzen zum Zwecke einer präventiven Schmerzbehandlung nicht verharmlost werden. „Bei einem jungen Athleten, welcher Ibuprofen über mehrere Monate regelmäßig einnahm, wurde eine chronische renale Toxizität beobachtet“ (Mahler, 2001, S. 228). Da der vermehrte
Gebrauch
von
Schmerzmitteln
und
Entzündungshemmern
möglicherweise auch auf eine Unwissenheit seitens der Sportler bezogen auf mögliche Spätfolgen zurückzuführen ist, sollte eine diesbezügliche Aufklärung ebenfalls ein Bestandteil präventiver Anti-Doping-Maßnahmen darstellen. Diese
40
These lässt sich zudem durch die Tatsache stützen, dass sich aus der Gruppe der 28 tatsächlichen Arzneimittelkonsumenten immerhin vier Personen (14,3%) befanden, welche vor einem Wettkampf oder Training zwar schon einmal ein Arzneimittel eingenommen
hatten,
sich selbst
allerdings
dennoch
als
gesundheitsorientierte Freizeitläufer bezeichnen würden.
8. Anti-Doping-Maßnahmen im Breitensport In Deutschland ist das Thema Antidoping im Breiten- und Freizeitsport grundsätzlich kein Neuland. Hierzulande existieren bereits diverse DopingPräventionsprojekte und Antidoping-Initiativen, wie zum Beispiel das Neusser Modell, eine Arbeitsmedienmappe zur Dopingprävention der deutschen Sportjugend, eine Präventionskampagne der Nationalen Deutschen AntidopingAgentur namens HIGH 5 oder die im Januar 2005 veröffentliche Heidelberger Erklärung, welche im Zuge eines internationalen Expertengespräches zur Dopingprävention an der Heidelberger Akademie für Gesundheitsbildung entstanden ist. Diese berücksichtigen neben dem Leistungs- und Profisport zumeist auch diverse Dopingmethoden im Freizeit- und Fitnesssport, wobei diesbezüglich
umfassende
Anti-Doping-Maßnahmen
teilweise
nur
mit
Einschränkung möglich sind. „Im Breitensport ist es rechtlich kaum und logistisch
überhaupt
nicht
möglich,
flächendeckende
Dopingkontrollen
durchzuführen – ganz abgesehen von deren fraglichem Sinn“ (Alampi, Kamber & Marti, 2000, S. 77). Auf Grundlage meiner vorgestellten Untersuchungsergebnisse stellt im Langstreckenlauf
allerdings
weniger
der
Gebrauch
von
illegalen
Dopingsubstanzen eine Problematik dar, sondern vielmehr der missbräuchliche Einsatz von Arzneimitteln verbunden mit einer Unwissenheit über die gesundheitlichen Gefahren. Von dem angesprochenen Wissensdefizit über die möglichen
gesundheitlichen
Folgen
eines
Dopingmittel-
bzw.
Arzneimittelmissbrauches sind jedoch nicht nur die aktiven Sportler betroffen, sondern darüber hinaus auch die zuständigen Trainer oder das direkte soziale und familiäre Umfeld.
41
Demzufolge sollte einer der vorgestellten präventiven Anti-Doping-Maßnahmen aus einer umfangreichen Aufklärung bestehen, insbesondere wenn die missbräuchliche Verwendung von Arzneimitteln im Zusammenhang mit sportlichen Aktivitäten geschieht. Desweiteren kann möglicherweise auch eine Verschärfung des Arzneimittelgesetzes zu einem verringerten Gebrauch der genannten Substanzen verhelfen.
8.1 Verschärfung des Arzneimittelgesetzes Bereits im Juli 2008 wurde im Kampf gegen Doping eine Verschärfung des Arzneimittelgesetzes verabschiedet, wodurch primär die mit Dopingmitteln handelnden Netzwerke unterdrückt bzw. reduziert werden sollten. Das Gesetz sah schon die Besitzstrafbarkeit von nicht geringen Mengen verbotener Substanzen vor, da dies ein Hinweis auf Handel sein könnte. Jedoch stellte sich schnell heraus, dass die neu erlassenen Regelungen des Arzneimittelgesetzes nicht ausreichen würden, um eine wirksame Kontrolle des Umgangs mit Dopingsubstanzen gewährleisten zu können. So lässt der Begriff „geringe Mengen“ nicht nur einen äußerst großen Interpretationsspielraum für die betroffenen Personen zu, sondern ermöglicht zudem einen straffreien Besitz von
Dopingmitteln
zum
Eigengebrauch.
Insofern
kann
in
diesem
Zusammenhang vielmehr von einem Anti-Dealing-Gesetz als von einem weitreichenden und wirksamen Anti-Doping-Konzept gesprochen werden (vgl. Figura, 2009, S. 237). Anders verhält es sich diesbezüglich in anderen Staaten wie zum Beispiel Großbritannien, Schweden oder Italien, in denen bereits der Eigenkonsum oder der Besitz bestimmter Dopingsubstanzen strafbar ist. Allerdings sollte bei der Verschärfung entsprechender Arzneimittelgesetze auch beachtet werden, dass der offensichtlich weit verbreitete Missbrauch von Arzneimitteln in kommerziellen Fitness-Studios (vgl. Striegel 2008; Boos et al. 1998) entgegen landläufiger Meinung nicht den Anti-Doping-Regeln des organisierten Sports unterliegt. Eine Regelüberwachung durch die Polizei oder durch verschiedene Ordnungsbehörden könnte in diesem Bereich des Freizeitsports möglicherweise Abhilfe verschaffen. Da in der von mir untersuchten Zielgruppe der aktiven Langstreckenläufer allerdings weniger die Einnahme illegaler Dopingsubstanzen ein Problem
42
darstellt, sondern vielmehr die missbräuchliche Verwendung frei erwerblicher Arzneimittel, sollten diesbezüglich alternative Anti-Doping-Maßnahmen erhoben werden.
8.2 Aufklärungskampagnen im Freizeitsport Die Tatsache, dass die von mir untersuchten Sportler aus dem Bereich des Langstreckenlaufes primär auf frei verkäufliche Arzneimittel greifen, erscheint aufgrund der vergleichsweise einfachen Beschaffung wenig verwunderlich. Dennoch wird den damit verbundenen gesundheitlichen Gefahren in unserer Gesellschaft nur äußerst wenig Beachtung geschenkt, so dass diesbezüglich wahrscheinlich ein erhebliches Wissensdefizit seitens der Sportler bzw. dessen Umfeld besteht. Um dem entgegenwirken zu können, sollte die Aufklärung von Sportlern sowie Kinder und Jugendlichen im Mittelpunkt präventiver Anti-Doping-Maßnahmen stehen. Die Realisierung dieser Maßnahme wurde bereits in diversen Projekten und Aktionen durchgeführt, zum Beispiel in der Präventionsbroschüre „Sport ohne
Doping“
von
der
Deutschen
Sportjugend
oder
in
der
Präventionskampagne HIGH 5. Allerdings beziehen sich die bestehenden Aufklärungskampagnen ebenfalls zumeist auf illegale Dopingsubstanzen, wie etwa anabole Steroide oder Stimulanzien, die für mein Untersuchungskollektiv von vergleichsweise geringer Bedeutung waren. Unter Berücksichtigung der beschriebenen Probandengruppe könnte eine zielgruppenorientierte Aufklärungsmaßnahme zum Beispiel in Form eines mobilen Informationsfahrzeuges realisiert werden, welches vor allem auf größeren Städtemarathons die möglichen Folgen und Gefahren eines Arzneimittelmissbrauchs im Sport präsentiert. In ähnlicher Weise wird eine solche Kampagne bereits im Rahmen der Deutschland Tour mit Erfolg durchgeführt. Das sogenannte „neusser mobil“, welches im Zuge einer ganzheitlichen Antidopingkampagne der Stadt Neuss entstanden war, begleitet als fester Bestandteil des Tour-Trosses das gesamt Etappenrennen vom Start in Kitzbühel bis zur letzten Etappe nach Bremen. Dieses Fahrzeug ist fachgerecht
mit
umfangreichen
Informationsmaterial
und
diversen
Multimediaangeboten ausgestattet und bietet den Sportlern zudem die
43
Möglichkeit eines direkten Gespräches mit verschiedenen Anti-Doping-Experten zum Thema Aufklärung und Prävention. Im Laufsport ist eine Umsetzung der beschriebenen Aufklärungskampagne vor allem bei größeren Städtemarathons und Volksläufen, wie etwa dem BerlinMarathon oder dem Paderborner Osterlauf, zu empfehlen, da dementsprechend viele Sportler aus der gewünschten Zielgruppe angesprochen werden können. Ein Schwerpunkt der dort eingesetzten Fahrzeuge sollte in einer umfassenden und nachdrücklichen Aufklärung darüber liegen, dass die
eingenommenen
Arzneimittel einerseits eine nachlassende Leistungsfähigkeit oder ein fehlendes Trainings keinesfalls ausgleichen können und andererseits durch einen hohen first-pass Effekt in der Leber ein erhebliches Toxizitätspotential besitzen. Aufgrund dessen, dass immerhin 16,7% bzw. 11,8% der untersuchten Befragungsteilnehmer zum Zwecke einer Leistungssteigerung frei verfügbare Arzneimittel bzw. illegale Dopingsubstanzen einnehmen würden, sollte in der Erstellung einer Anti-Doping-Kampagne auch die Appellierung an das Wertebewusstsein der Sportler berücksichtigt werden. Um diesbezüglich eine möglichst große Zahl an Sportlern erreichen zu können, sollte zum Beispiel ein Informationsblatt in den Startunterlagen beigefügt werden, welches den Stellenwert von Fairness und Chancengleichheit im Sport eindrucksvoll beschreibt und somit eine Entwicklung und Stärkung der Eigenverantwortung der Sportler unterstützt. Allerdings sollten die erwähnten Informationsblätter nicht nur in Form eines sachlichen Aufklärungsschreibens gestaltet werden, sondern vielmehr als ein interaktives Projekt, zum Beispiel in Form eines themenbezogenes Rätsels mit Gewinnmöglichkeiten. „Das zur Verfügung stellen von Dopingaufklärungsmaterialien in ausschließlich schriftlicher Form wird nicht ausreichen, um dopende Fitness-Sportler und solche, die dies planen, tatsächlich zu erreichen und eine Verhaltensänderung bei diesen Personen hervorzurufen“ (Striegel, 2008, S. 119).
8.3 Die Bedeutung der Medien Im Kampf gegen Doping im Freizeit- und Breitensport können die Medien in zweierlei Hinsicht wirksam werden und nehmen somit in der Konzeptionierung neuer
Anti-Doping-Maßnahmen
einen
besonderen
Stellenwert
ein.
44
Diesbezüglich drängt die medientechnische Vermarktung des Leistungssports unter den olympischen Maximen „schneller, höher, weiter“ die entsprechenden Sportler zu immer höheren Leistungen und somit zu einer Steigerung der individuellen Leistungsfähigkeit mit allen erlaubten und unerlaubten Mitteln. Doch auch im Freizeitsport wird der Gebrauch von Doping- und Arzneimitteln nicht unwesentlich durch die Medien bzw. durch die medienvermittelten Schönheitsideale beeinflusst. „Solange hier nahezu fettfreie muskulöse Körper als
Schönheitsideal
angepriesen
werden,
wird
die
Nachfrage
nach
Dopingpräparaten zur Erlangung solcher Körper im Freizeitsport kaum zurückgehen“ (Hoffmann, 1999, S. 98). In diesem Zusammenhang ist zum Beispiel der Jargon-Begriff des ECA-Stacks zu nennen, welcher sich aus den Wirkstoffen Ephedrin, Koffein und Acetylsalicylsäure zusammensetzt und in Kombination vor allem die Fettverbrennung während eines Ausdauertrainings beschleunigen soll. Desweiteren
werden
die
Arzneimittelmissbrauch
mit
einem
verbundenen
regelmäßigen Gefahren
in
und
längerfristigen
der
Radio-
und
Fernsehwerbung verschwiegen oder zum Teil sogar beschönigt. So wird zum Beispiel das Schmerzmittel Aspirin, welches in meiner Studie zu dem am häufigsten verwendeten Arzneimittel zählt, in einem TV-Spot damit beworben, dass es nicht nur zur Linderung von Kopfschmerzen verhelfen soll, sondern zudem bei schmerzenden Beinen infolge einer ungewohnt hohen sportlichen Belastung
eingesetzt
werden
kann.
Im
Kampf
gegen
den
Medikamentenmissbrauch im Sport sollten diese Werbekampagnen äußerst kritisch betrachtet werden.
9. Zusammenfassung Entgegen
dem
von
Dopingmittelmissbrauch
Striegel im
(2008)
und
Fitnessbereich,
Boos ist
(1998)
diese
dargestellten
Problematik
im
Langstreckenlauf nicht bzw. nur kaum ersichtlich. Der Gebrauch von frei verkäuflichen
Arzneimitteln,
insbesondere
von
Schmerzmitteln
und
nichtsteroidalen Entzündungshemmern, muss in diesem Zusammenhang allerdings als nicht unbedenklich eingestuft werden, da die Wirkungen eines
45
Medikamentes
durch
einen
veränderten
Metabolismus
während
einer
sportlichen Tätigkeit beeinflusst werden und bei längerfristigem Gebrauch zu Schädigungen führen können (vgl. Mahler, 2001, S. 230). Dennoch kann auf Grundlage meiner Ergebnisse der Langstreckenlauf nicht als Prädikator für einen erhöhten Medikamentengebrauch angesehen werden, da der Anteil von 9,7% nicht außergewöhnlich hoch erscheint. Zudem kann eine einmalige Einnahme der frei verkäuflichen Arzneimittel in diesem Zusammenhang nicht ausgeschlossen werden. „Trotzdem sollte in den Massen von Teilnehmern an Wettkämpfen im Ausdauersport präventiv darauf hingewiesen werden, dass ein Start unter Schmerzmitteln oder Entzündungshemmern sowohl im Sinne der Gesundheit als auch des Fairplays besser unterlassen werden sollte“ (Alampi, Kamber & Marti, 2000, S. 78). Dementsprechend
muss
die
Repräsentativität
der
im
Jahre
1998
durchgeführten Untersuchung an 130 Teilnehmern des Schweizer JungfrauMarathons, bei dem angeblich über 30% der Teilnehmer unter Medikation gestanden haben sollen, kritisch hinterfragt werden. Diesbezüglich ist vor allem die angewandte Methodik angreifbar, da lediglich die gaschromatischen Spektren
der
abgegebenen
Urinproben
visuell
auf
nichtsteroidale
Entzündungshemmer kontrolliert wurden. Bei dieser Methode handelt es sich um eine optische Beurteilung der chromatographischen Peaks, bei der die Zuordnung und die jeweiligen Konzentrationen nach Erfahrungen des Laborpersonals ausschließlich geschätzt werden. Zusammengefasst dokumentiert die vorliegende Studie an 288 Personen, welche hauptsächlich im Laufsport aktiv sind und diesen zumeist sogar auf einer Wettkampfebene ausüben, eine deutliche Zurückhaltung in der Einnahme von Dopingsubstanzen, insbesondere im Vergleich mit Sportlern aus dem Bereich des Fitnesssports.
46
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Die Erklärung Ich versichere hiermit, dass ich die vorgelegte Arbeit in allen Teilen selbstständig angefertigt und keine anderen als die in der Arbeit angegebenen Hilfsmittel benutzt habe, ferner, dass ich sie nicht schon als Doktorarbeit oder Diplomarbeit an einer anderen Hochschule oder als Zulassungs- oder Facharbeit bei einer anderen Lehramtsprüfung oder als Teil solcher Arbeiten eingereicht habe. Ferner versichere ich, die gelieferten Zeichnungen, Kartenskizzen und bildlichen Darstellungen selbstständig angefertigt zu haben.
Paderborn, 23. Juli 2009
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