Die Wahre Geschichte Von Lehman Brothers

  • May 2020
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Lehman Brothers

Die wahre Geschichte von Lehman Brothers Wie viele haben geschwiegen, um die schon lange marode US-Bank am Leben zu erhalten? Wirtschaftsexperten und Anwälte berichten über die tatsächlichen Hintergründe der Pleite des 158 Jahres Finanzhauses.

Richard Fuld, Chef von Lehman Brothers wusste schon lange über die Pleite der Bank

M

it deutschen Sparern wurde die schon lange marode US-Bank Lehman Brothers am Leben erhalten. Nachforschungen von Finanzexperten ergeben, dass die Pleite gegangene US-Bank durch Zertifikate und Mithilfe der Citibank am Leben erhalten wurde.

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Am 15. September 2008 erstickt die Bank Lehman Brothers, das Vorzeigekind des amerikanischen Superkapitalismus, an der eigenen Gier. Rund 50.000 Privatleute hatten in LehmanZertifikate investiert und so verschwanden mindestens 1 Milliarde Euro in einer der wohl schamlosesten Geldabzieherei der Bankgeschichte. Viele

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deutsche Sparer haben unwissend die Pleite von Lehman Brothers durch ihre Investitionen verzögert. Über tausend Dokumente haben Experten für Börsen- und Kapitalmarktrecht sowie Rechtsanwälte ausgewertet. Die Zertifikate der deutschen Sparer waren noch längst nicht fällig und die

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eingesammelten Ersparnisse dienten nicht einer Investition für die Zukunft, sondern viel eher, den angeschlagenen Konzern am Leben zu erhalten. Laut Experten waren die Zertifikate so ausgelegt, dass nur Lehman Brothers am Ende gewinnen konnten. In 2006 rutschte die Bank schon Richtung Überschuldung. Und das lag eher daran, dass sich der Firmenchef Richard Fuld schwere Fehler leistete. Im Oktober 2007, als die Immobilienflaute schon längst zu erkennen war, stieg Fuld bei Archstone Smith Trust ein, dem drittgrößten Wohneigentümer der USA. Der Gesamtpreis war völlig überzogen und lag bei 15,7 Milliarden Euro. Kurz danach musste Archstone extreme Zahlungsschwierigkeiten der Börsenaufsicht melden. Dementsprechend wurde die Lehman Aktie von den Zeitungen und Analysten herabgewertet und der Kurs begann eine Talfahrt. Die Gesamtsubstanz schmolz mit einer abartigen Geschwindigkeit, so dass im Mai 2008, vier Monate nach der Pleite, das Konzernvermögen gerade mal bei 20 Milliarden lag. Das bedeutet gerade mal drei Prozent der Bilanzsumme. Erstaunlicherweise einen Monat vor der Pleitemeldung sprang ihnen die Citibank zu Hilfe und erklärte offiziell, dass zwar die Lehman-Abschreibungen sehr hoch seien, aber noch kein echtes Problem bestünde. Dies war wohl die größte Märchengeschichte des Jahres, denn seit sehr langer Zeit musste immer wieder neues Eigenkapital herbeigeschafft werden, um die US-Bank von der Pleite abzuhalten. In Europa hatten Zweckgesellschaften, wie in Holland, Luxemburg und den Niederländischen Antillen, die Aufgabe übernommen. Sie emittierten Schuldverschreibungen, genauer

gesagt Zertifikate, was erst einmal wie ein Qualitätsnachweis klang. Käufer waren der festen Überzeugung sich wie bei einem Aktienfonds an etwas Greifbarem zu beteiligen. In Wirklichkeit liehen sie der US-Bank Lehman Brothers nur Geld aus. Die Zertifikate waren unüberschaubar und die Konditionen abhängig vom Ölpreis, stiegen oder fielen zwischen zwei Stichtagen. Lehman hatte sich mit Absicht eine sehr komplexe Gewinn- oder Verlustformel ausgedacht. Diese füllte in manchen Fällen rund 90 Seiten in dem 486-Seiten-Prospekt aus. Niemand war in der Lage sie zu verstehen, geschweige denn Finanzexperten hätten sie nachvollziehen können. Fakt ist, es wurde immer weniger ausgezahlt als eingezahlt wurde. Als Lehman Brothers schon in 2006 mit dem ernsthaften Problem konfrontiert wurde, startete die Bank, um gegen zu steuern, ein wahres Emissionsfeuerwerk. Schon in 2005 hatten sie versucht, über Zertifikate im Wert von über 35 Milliarden Euro bei europäischen Anlegern unterzubringen. Im Jahre 2006 lag die Zahl bei 50 Milliarden und in 2007 bei 80 Milliarden. Wie viele Wertpapiere am Ende genau verkauft wurden, ist jedem unklar. Fakt ist, dass die meisten jedoch nach Deutschland gingen und von der Citibank an Sparer gebracht wurden. Die Citibank war damals die deutsche Tochter der amerikanischen Citigroup. Der Verkauf der Wertpapiere hielt in Deutschland bis kurz vor der Pleite an. Warum in Deutschland dieses möglich ist, liegt daran, dass solche Zockerpapiere hier auch erlaubt sind. In Finanzkreisen ist Deutschland als idealer Markt für undurchschaubare Produkte bekannt. Die Deutschen sind gutgläubig und gierig und haben relativ viel

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Geld auf der hohen Kante, so dass man ohne Probleme Zertifikate am Schalter verkaufen kann. Rund 170 Wertpapiere waren am Ende im Handel. Die meisten Papiere, die auf dem Markt zu finden waren, kamen von Lehman Brothers Treasury Co. B.V. in Amsterdam, einer Briefkastenfirma ohne einen einzigen Mitarbeiter. Dies war auch nicht nötig, da die Einnahmen gleich weiter an den Konzern überwiesen wurden. In Holland wurde weniger Geld bilanziert als der Geschäftsbericht lautete. Man nimmt an, dass der Mehrwert gleich in die Holding eingeflossen ist, ohne dass man die Verbindlichkeiten jemals in die Bilanz eingeschrieben hat. Somit ist klar, dass an eine Rückzahlung gar nicht gedacht wurde. Wirtschaftsdetekteien beurteilen dieses Vorgehen als Straftat, da das Geld als Eigenkapital genutzt und der Anleger getäuscht wurde und darüber hinaus noch eine Bilanzfälschung stattfand. Wer jedoch die Verantwortung übernimmt für diese Straftat ist jedoch noch unklar. Die US-Bank Lehman Brothers war schon lange als Zockerbude bekannt. Die Finra, die größte nichtstaatliche Regulierungsbehörde für Wertpapierhändler in den USA, weist in den letzten 8 Jahren rund 160 Straf- und mehrere 100 Schiedsgerichtsverfahren aus, die alleine gegen die Brokertochter Lehman Inc. geführt worden waren. Es wird auch wegen Bilanzmanipulation ermittelt. Ob die Citibank dieses wusste oder nicht, ist noch unklar, da die Bank diese Ermittlungen nicht kommentieren möchte. Doch man vermutet, dass die Citibank, als weltgrößtes Privatkundeninstitut und Vertriebspartner Nummer 1 der Lehmans, darüber gewusst haben muss. Die Citibank war am Überleben der US-Bank Lehman Brothers sehr interessiert. Aus der Konkursakte ist zu erlesen, dass

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ker begonnen, denn spätestens da war die Überschuldung erkennbar. Man versuchte das Geschäft über Zertifikate wieder anzukurbeln. Ob es jemals eine AbspraDie Händler wurden mit hohe Provisionen geködert che gegeben hat, werden die Ermittlungen die Citibank neben der Bank of New der US-Behörde ergeben. Ab Juni York Mellon als größter Gläubiger mit 2006, wahrscheinlich auch schon ein rund 110 Milliarden Euro geführt wird. Jahr zuvor, diente die Citibank in den Dabei handelt es sich hauptsächlich um USA als zentrale VerrechnungsstelAnleihen der eigenen Kunden der Citi- le für Lehman Brothers Zertifikate. bank, die wiederum die Citibank treu- Allein dieser Job war für die Citibank händerisch aufbewahrt. Die Citibank eine sehr lukrative Angelegenheit. Die hat bewusst Informationen bezüglich Bank hatte großes Interesse Lehman der Lehman Zertifikate zurück gehalPapiere zu verhökern. Die Mitarbeiter ten, um das Überleben von Lehman der Citibank, auch in den höheren EtaBrothers zu verlängern. gen, schienen zumindest über das Problem nicht informiert zu sein. Die LehAb 2006 hat das Schweigen der Banman Zertifikate ohne „Kapitalschutz“

fielen in die Klasse 3 und genossen somit die gleiche Bewertung wie ein Aktienfonds auf Euro-Basis. Dies ist heute völlig unmöglich. Papiere mit „Kapitalschutz“ wurden sogar in Klasse 1 eingestuft. Die Papiere mit „Kapitalschutz“ schützten damals wie heute nicht vor dem Totalverlust. Ein Anlageberater von der Citibank glaubte bis zum Schluss an die Sicherheit der Zertifikate und gab auch zu, dass keiner jemals die Berechnungsformel gelesen habe, da man sie dann eh nicht verstanden hätte. Die Chefs bedienten sich sehr subtiler Methoden, damit hauptsächlich Lehman Aktien verkauft wurden. Sie schraubten die Ziele der Berater immer weiter nach oben. Manche Filialen mussten bis zu 17.000 Euro Abschlussprovision schaffen. Mit einem bis drei Prozent Gebühren ließ sich dieser

Die Citibank-Oberen erzählten offenbar nichts von Lehmans Problemen. Am Ende waren die Opfer die Citibank-Kunden .

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Umsatz jedoch nicht mehr bewältigen, so wurden in Zukunft für den Verkauf von Citibank und Lehman Papieren, vor dem Kunden gut versteckt, 5 bis 6 % Kickback-Provision gezahlt. Die Finanzberater erreichten schon bei gut 300.000 Euro das Monatsziel. Bei normalen Methoden hätten sie eine halbe Millionen Umsatz machen müssen. Die Anlageberater bestätigen auch offiziell, dass sie vom Institut über die Provisionen gesteuert wurden. Das Geld der Sparer ist erst mal weg. Ihnen bleibt nur der Rechtsweg übrig. Dieser ist jedoch sehr mühselig und wie so oft erfolglos. Doch einen Funken Hoffnung ist übrig geblieben, seit ein Leipziger Richter das Institut wegen Falschberatung verurteilte. Eine sicherheitsorientierte Anlegerin hatte Ende 2006 ihr Vermögen mit Zertifikaten der Citibank verloren, die

ähnlich riskant waren, wie die Lehman Zertifikate. Laut Urteil muss die Bank der Kundin den Gesamtbetrag inklusive Zinsen ersetzen. Im Klartext: Hat der vermeintliche Berater, um seine Provision hochzuschrauben, die Risiken bei Lehman Zertifikaten verschwiegen oder verharmlost, sind die Erfolgschancen auf Schadenersatz gegeben. Die Sparer müssen jedoch zweifellos eine Falschberatung nachweisen. In diesem Fall haftet auch nicht der Berater, sondern der Arbeitsgeber, d.h. die Bank oder die Sparkasse. Rechtliche Grundlage ist eine schon ältere Entscheidung des Bundesgerichtshofs (BGH vom 6.7.1993, Aktenzeichen: XI ZR 12/93), die unter der Bezeichnung „Bond-Urteil“ bekannt wurde. Die Banken sind seit-

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dem verpflichtet ihre Kunden „anleger- und objektgerecht“ zu beraten. Der Berater muss vor dem Kauf die Vermögensverhältnisse, Anlageziele und die Risikobereitschaft des Sparers abklären. Ausführlich muss besprochen werden, etwa das Verlustrisiko des empfohlenen Anlageprodukts. Ist dies nicht geschehen durch ein unterschriebenes Beratungsprotokoll, hat der Anleger gute Chancen. Jedoch entscheidet immer der Einzelfall und so hat z. B. eine siebzigjährige Rentnerin mehr Chancen als ein dreißigjähriger Angestellter, der seit Jahren mit Aktien hantiert. Der Klagemarathon ist für Sparer in Deutschland relativ teuer, da die Rechtsschutzversicherung so gut wie nie zahlt. So gibt es noch die Möglichkeit sich einer Sammelklage anzuschließen oder den Beistand einer Verbraucherzentrale oder des BankenOmbudsmanns zu bedienen.

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