Der Standard 19. September 2008

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Granit und Kalk, Thrill und Grill

26.05.09 20:37

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19. September 2008 Granit 18:09 MESZ

und Kalk, Thrill und Grill

Österreichs Sportkletterer gehören seit Jahren zu den besten der Welt. Einige können von ihrem Hobby leben - ohne die Kletterei hingegen nicht

Wien - David Lama klettert. Unter anderem auch im Weltcup. Und müsste der 18-Jährige einmal nicht klettern, weil kein Weltcup, keine andere Veranstaltung stattfindet, dann klettert er trotzdem. Mit Freunden und Kollegen, fern jeglichen Publikums und Preisgeldes, auf Felsen oder Blöcken in der ganzen Welt, auf der Suche nach den schwierigsten Erstbesteigungen. Im August ist er mit seinem Freund Jorg Verhoeven, ebenfalls Weltklassekletterer, aber aus den Niederlanden, die Route "Desperation of the Northface" geklettert. 820 Meter fast kerzengerade die Zillertaler Sagwand (3227 Meter) hinauf. Um 4 Uhr in der Früh ging es los, um 19 Uhr stand das Duo auf der Spitze. Das hatte zuvor noch keiner geschafft.

David Lama ist der Popstar unter den Sportkletterern. Publikum braucht der 18-jährige Tiroler nicht unbedingt - aber Bühnen wie die Granitwände im Yosemite Valley.

"Irgendwie ist Peter Habeler schuld" , antwortet der Tiroler, auf seine Klettermotivation angesprochen. Der österreichische Alpinist, dem 1978 gemeinsam mit Reinhold Messner die Erstbesteigung des Mount Everest ohne künstlichen Sauerstoff geglückt war, entdeckte die Fähigkeiten des damals sechsjährigen David bei einem Abenteuercamp. Was blieb den Eltern übrig, als Habeler zu glauben? Klettern lag David Lama, dem Sohn eines nepalesischen Bergführers und einer Tirolerin, im Blut. "Machen, was mir taugt" Heute, mit 18 Jahren, ist Lama gleichsam der Popstar unter den Sportkletterern. Der zweifache Jugendweltmeister und Europameister sowohl im Vorstieg (2006) als auch im Bouldern (2007) hat drei Hauptsponsoren, einen Manager und einen eigenen Trainer. Die Schule hat er Anfang des Jahres abgebrochen, ein Jahr vor der Matura. Zwischen Kletterhallen, Granit und Kalk war einfach keine Zeit mehr. "Ich will vom Sport leben können und machen, was mir taugt" , sagt er dem Standard. Vor allem taugt ihm das Klettern. "Im Sommer hab ich eineinhalb Monate kein einziges Mal zu Hause geschlafen. Ich war nur klettern." Den Sponsoren und Kletter-Veranstaltern taugt er, sie zahlen ihm neben Preisgeld auch für VideoDrehs und Show-Events. Der deutsche Spiegel kürte ihn jüngst zum "Model in der Wand" . Dabei ist David Lama nicht einmal der beste Österreicher im Weltcup. Kilian Fischhuber ist dreifacher Weltcup-Gesamtsieger im Bouldern, der 25-jährige Sportstudent aus Niederösterreich verwies den Tiroler in dieser Saison auf Rang zwei. Fischhuber ist übrigens der erste Kletterer, der als Zeitsoldat beim Bundesheer aufgenommen wurde. "Zwei Tage klettern, ein Tag Pause" , so beschreibt er sein Erfolgsrezept. Zwölf bis 15 Wettkämpfe pro Jahr bestreitet er. "Die geilsten Blöcke" Und wenn Fischhuber einmal urlaubt, definieren sich seine Reisen wie folgt: "Am Felsen Spaß haben, auf den geilsten Blöcken der Welt." Im August war er mit Freunden in Südafrika. "Oral Office" , "Leopard's Cave" oder "Black Shadow" heißen die Blöcke, auf denen er sich vergnügte. Und am Abend gab's Gegrilltes.

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Granit und Kalk, Thrill und Grill

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"Die Gewichtsdiskussion gibt es in unserem Sport auch, ähnlich wie bei den Skispringern" , räumt Fischhuber ein. "Aber nicht in der Weltklasse. Denn da kannst du dir Untergewicht einfach nicht leisten." Vor sieben Jahren noch klassierten sich Österreichs Sportkletterer in den Weltcups unter "ferner liefen" . Mittlerweile werden neben den Herren- auch die Damenbewerbe von Österreichern beherrscht. Die 15-jährige Johanna Ernst, ebenfalls in Imst beim Heim-Weltcup dabei, führt in der Disziplin Vorstieg. Und hätte sich Weltmeisterin Angela Eiter (22) nicht beim Weltcup in Bern verletzt, könnte auch sie noch um den Gesamtsieg mitklettern. Anna Stöhr steht bereits vorzeitig als Siegerin des Boulder-Bewerbs fest. Nach der Matura (2006) nahm sich die mittlerweile 20-jährige Sportstudentin eine achtmonatige Auszeit vom Kletterweltcup und reiste mit Freunden durch Thailand, Malaysia, Australien, Neuseeland. Nicht nur, aber auch auf der Suche nach den interessantesten Felsen. "Bei meinem Comeback 2007 konnte ich gleich den ersten wichtigen internationalen Bewerb gewinnen" , erzählt die Tirolerin. Den zweiten gewann sie auch: die WM in Avilés (Spanien). (David Krutzler - DER STANDARD PRINTAUSGABE 20.9. 2008)

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