Internationale Psychoana ly tische' Bibli othek Band XIV
/
Das
Trauma der Geburt und
seine
Bedeutung für
die
Psychoanalyse von
Otto
Rank
Internationaler Psychoanalytischer Verl Leipzig /
Wien
/ Zürich
,-^i
j»>'i
'
[NTERNATIONALE PSYCHOANALYTISCHE BIBLIOTHEK Zur Psychoanalyse der Kriegsneurosen,
;
September
g.
1918.)
Soziologie. Zur Psychologie von Masse und Gesellschaft. 1920,
1919.
KARL ABRAHAM: Klinische Beiträge zur Psychoanalyse aus den Jahren X. Dr.
FREUD. — DIsFERKNCZI (Budapesl), Dr.
ühalt: Einleitung von Piof. SIGM. Jssionsbeliräge von" Dr.
ART,
ABRAHAM
—
erlin).
und
D,-.
ERNEST JONES
Dr.
und
iui-osen
S.
(Berlin)
ERNST SrMME[.
(London)
:
'907
dio Frendsche l'lioojic.
psycliosexnellen Differenzen der Hysterie und dev Denjentia praecoY, Die psychologischen Ke-.^iehunecn /.wischen Sexualität und Alkoholismiis. Die Stellung der Verwand! enehe in der Psycliologie der Neurosen.
Über Pathoneurosen.
äoiisphänomone.
^nita.
—
—
alyse.
—
Matwiali-
Über
—
—
Mamieken-Piß und Didraten-Sc heißer. Mjthns und Märchen.
-
THEODOR
Dr.
iIeIK:
(hgionspsychologie.
-
Das
Probleme der Teil: Das Ri-
I.
Mit einer Vorrede von. Prof. Dr. SIGM. lEUD. 1919. ftl.
talt: EinlMtung.
Widde,Sär'
1
"""' de^Gelubdes.) -Das
—
Untersuchungen über die frülicste prägenitale ICntwicklimgsstufe der Libido, - Über eiacidatio riraecox, Einige Belege zur Gefiililsslelinng weiblicher Kinder
-
Die Couvade und die PsYcllOderV^redtimpfracht. ~ Die PuberlüisriLen
^e
—
Einige Bemerkungen über die Rolle der GroOeltem in der Psycliologie der Neiu'osen. Eine Deckerinriernng, betrefiViid ein Kindhcitserlebnis \oii scheinbar ätiologischer BedfUUiiig. — Psychische Nachwii^kimgen der Beobachtinig des olterÜcheti Geschlechts Verkehrs bei Gi7iem neun fähngeTiKihde. —Kritik zu C. G. Jung: Versuch einer DarsteUung der psychoanalytischen Theorie, — Ül)er eint- konstitutionelle Grundlaiie der loknmot (irischen Angst, — über Einschränkungen und Umwandlungen der Schaidust bei den Psychonenrolikern. -Über neiuotische Exogamie,
-
-
—
iiufscln-eiljen lassen?
Symbolik. Völkerpsycl.ologisehe ParüIIelen V.u don antuen Sc.:
—
Bemerkungen zur
nourolisclier Frauen. — ühnnuächel und Gehiirgang als erfreue Zone. — Zur Psychogeiiese der Sli;iÜ('iiangst im Kinde5nUer. Sollen wir die Patienten ihre Triiurne
hren 1912 bis 1914.) 2., veränderte Aufl. 1922. halt: Vorwort. Mythologie und Psvehoancüvsp e.
—
—
Psychoanalytische
-
Traum iiuslän de.
—
Biträge zur Mythenforschung. (Aus den
B
hystei-ische
Ps;-cho:inalyse eines Falles-von Fuß- tnid Korsetlfe UschisAnsätze zur p.'jychoanaly tischen Erforschung und liehandlung des nianisch-depressi\'CH Irreseins und verwandter Zuslajide. Über die determinierende Kraft des Narneiis. Über ein koniplii-ierti's Zerenioniell irLu.s,
Die Psyehoanalyse eines Fh11l-s von "hvster. Über zwei Tj-peu der Kriegs lij-sten^.
OTTO RANK:
Dr.
IlysteVisclie
Eiklaiiings versuch einiger hystcr. Ti'chnische Schwieriglcpiten einer Hyslerie-
rpocliondiie.
.
—
—
—
der Schofax
- Das Geldausgeben im AngstÜber eine besondere l'orm des neurotisclien
gegenüber den Eltern, ziistand.
—
;Dr.GEZARÖHEIM:Spiegelzatiber.iy,g.
Widerstandes gegen die psychoanalj-tische Methodik. — Beiyerkungen zn Ferenc/is Mitteilungen über Sonntapt-
i.Dr.EDUARD HITSCHMANN.- Gotifried
limgen im
vorge.'ichriitenen Lebensalter,
Xr.
ERKEST
Her.
Psychoanalyse des und Motive, 191g.
stalten
Dr.
[I.
Dichters,
15 Textabbildungen.) 1920.
I
lalt: Die Psychoanalyse hIs psychologische Methode logetisches. Der ei-falmingswissensciiafüidie Qiu-
pr der Psychoanalyse. Proben psychoanalytischer Ar:
(Nachtwandeln, ünbezwingliche Abneignng ge^cii Speise, llyijnopompisclier Einfall. Ein Fall von
und
rrinini?.iercnder religiöser
irdischer Liebe usw.) ee Ergebnisse und Ausblicke. - Die ]^nlstehung der iücrischen Inspiration. Zur Psychiilogie des Kiieges des Friedens. Die Tiefen mächte des Kri«ges. Die hologischen Voranssct/ungen des VöLkerfriudens. iPsychologie det hyslerischen Madonnenkullus.
—
— —
und Lehensgang bei Margareta Ebner. — Ps3-c}iound WeltuiisdiiiumiK. (Positiv ismiis, Metaphysik,
leric yse. fc.)
— Gefährdete Kinder ui(d ihre
llldlung.
L
—
—
Wahiivoi-stellung
Das Kinderspiel
als
Dr.
Zur Pi-ognose psychoanalytischer Beliand-
Neurosen.
Psychoanalyse. (Mit einer KunsÜieilage
I
—
ncurosen.
seiner
OSKAR PFISTER: Zum Kampf um
ps ych
und
an idy tische
Scliiilersclbst-
Frülisymptom krankhafter
Hcklmig, zugleich ein Beitrag zur
^^'issen5tllaft5-
polngie.
*
-
Burosen. 1919. ih alt:
—
1920. 1921. Inhalt: Über die Bcdoutnng sexneller Jugendträume liir die Symptümatologie der Dementia praecox ^- Die
Die Kriegs-
Dr.S.FERENCZl: Hysterie und Palho-
:.
AUREL KOLKAI: Psychoanalyse und
IX.
piskussion, gehalten auf dem V. Internationalen teychoanalytischen Kongreß in Budapest, 28. und
'JONES: Therapie der
1921,'
i
J. VARENDONCK: Über das vorbewuDte phantasierende Denken. Mit
Xir.
Geleitwort von Prof. Dr. Sigm. Freud. 1922. XIIJ. Dr. S. FERENCZI: Populäre Vor-
träge über Psychoanalyse. Inhalt:
Zur
analytischen
19^2.
AnffiLSsung
der Psychoneurosen, Traume der Ahnungslosen. Suggestion und Psychoanrdyse. Die Psvchoannlyse des
-
—
-
Wit7.es dos Komischen. FJn Vortrag für' Richte,- und .Sta.lsanwiüle. Psychoanalyse und
^
und
-
Kriminologie ulosophie und Psychoanalyse. -^ Zur Psvchogenese der Mechanik. - Cornelia, die Mutler der Gracchen. - Anatol 1-rance nls A.ialyLiker.- Gla„b^, Uuglaube.Ütaerzangung I
OTTO RANK: Das Trauma der Geburt und seine Bedeutung für die
XIV. Dr.
Psychoanalyse.
1924,,
XV. Dr. S, PERENCZI: Genitaltheorie. 1924.
Versuch
einer
fXERNATIONALER PSYCHOANALYTISCHER VERLAG WIEN,
VII.
ANDREASGASSE
JrSL.
g.
L
Internationale Psychoanalytische Bibliothek Bd. XIV
Das
Trauma der Geburt und seine Bedeutung für die Psychoanalyse Von
Otto
Rank
1924 Internationaler Psychoanalytischer Verlag Leipzig
INTERNATIONAL PSYCHOANALYTIC UNIVERSITY IE
PSYCHOANALYTISCHE HOCHSCHULE
IN BERLIN
/
Wien
/
Zürich
Alle Reclite,
insbesondere das der Übersetzung, vorbehalten
* Copyright 1924
Wien' hy „Internationaler Psychoanalytischer Verlag, Ges. m.b.H.
^
* Druck von E. Haberlünd
in
Leipzig ;
Priiited in
Gennaiiv
.^
SIGM.
FREUD
DEM ERFORSCHER DES UNBEWUSSTEN SCHÖPFER DER PSYCHOANALYSE ÜBERREICHT ZUM 6. MAI 1923
ggig-'g^"^. ^~-'
.
<
•
Es
gelal die alte Sage,
daß König Micks lange Zeit nach dem weisen Silen, dem Begleiter des Dionysus. im Walde gejagt habe, ohne ihn zu fangen. Als er ihm endlich in die Hände gefallen ist. fragt der
König
was für den Menschen das Allerbeste und Aller vorzüglichste sei Starr und unbeweglich schweigt der Dämon; bis er, durch den König ge zwangen, endlich unter gellem Lachen in diese Worte ausbricht„Elendes Eintagsgeschlecht, des Zufalls Kinder und der Mühsal" was zwingst du mich dir zu sagen, was nicht zu hören für Ersprießlichste ist?
Das Allerbeste rexchbar: nicht geboren zu sein, Das Zweitbeste aber
ist
für dich
dich das
ist
für dich gänzlich uner-
nicht zu sein,
— Bald zu sterben." Nichts zu
Nietzsche (Die Geburt
sein
der Tragödie)
^
asf-srf -T-'~-^"
SJ-»-^'-
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'''
.i^:S::?;t!^:T!J---'-=:-^ L2^i^3iJ-
INHALT; Seite
Vorbemerkung Die analytische Situation Die infantile Angst Die sexuelle Befriedigung
Die neurotische Reproduktion
-
^
,i
-.g
Die symbolische Anpassung
_2
Die heroische Kompensation
1^2
Die
religiöse
Snblimierung
^^
Die künstlerische Idealisierung
j_.
Die philosophische Spekulation
jg^
Die
psychoanalytische Ei-kenntnis
Die therapeutische Wirkung
^„^ ^^^
?^8I
Korbemerkung Die nachstehenden Ausführungen bedeuten einen ersten Versuch, die psychoanalytische
Denkweise
samten Menschheitsentwicklung,
wenden; oder nicht
um
als
Menschwerdung
ja sogar
richtiger gesagt, nicht
eine der üblichen
solche auf das Verständnis der ge-
anzuwenden, denn
„Anwendungen
Geisteswissenschaften", vielmehr
um
die
anzu-
es handelt sich
der Psychoanalyse auf die
Fruchtbarmachung psycho-
analytischen Denkens für unsere gesamte Auffassung
und der Menschheitsgeschichte, welche
selbst
letzten
vom Menschen
Endes Geistesgeschichte,
d. h. die Geschichte der
Entwicklung des menschlischen Geistes und des
von ihm Geschaffenen
darstellt.
Diese eigenartige, noch nicht ganz klar zu fassende Betrachtungsweise erschließt sich uns auf Grund der ungeheueren Bewußtseinserweiterung durch die Psychoanalyse, die uns in den Stand setzt,
nunmehr
auch ein Stück des
tiefsten
Unbewußten
in seiner Wirksamkeit zu verstehen. selbst ist es
als
solches zu erkennen
und
Da die wissenschaftliche Erkenntnis
nur einer bewußten Erfassung von vorher Latentem entspricht, nur folgerichtig, daß jedes Stück Bewußtseinserweiterung, das
wir durch die Analyse erwerben, sich in Verständnis umsetzt. Es zeigt sich nunmehr an einer ganz bestimmten Stelle der psychoanalytischen Erkenntnis, die wir gleich näher charakterisieren werden, daß auch ein ganzes Stück organischer bzw. biologischer Entwicklung nur vom Psy-
chischen her zu „verstehen" 1
U^.
Rank
ist,
d. h.
vom
Psychischen, welches
ja
zu-
f^
Das Trauma der Geburt Erkenntnisapparat gleich mit allen Entwicklungsreston auch unseren selbst in sich schließt, der
eben durch unser fortschreitendes Wissen
Unbewußten mit einem Male geworden
um
vom
ein ganz Bedeutendes leistungsfähiger
ist.
Indem wir
einige
neue psychoanalytische Einzelerfahrungen lediglich
zum Ausgangspunkt
für weit umfassendere Betrachtungen
und
allge-
meine Erkenntnisse nehmen, glauben wir etwas von der bisherigen
„Anwendung"
der Psychoanalyse wesentlich Verschiedenes angebahnt
zu haben, wobei wir Wert darauflegen, uns auch vor einer Überschätzung
vom
der auf die Therapie „angewandten" psychoanalytischen Lehre
Unbewußten
freizuhalten,
Denkweise zu
ohne damit die Grenzen psychoanalytischer
verlassen, sie allerdings
nach beiden Richtungen hin
erweiternd. Ist es doch kein Zufall, daß die Psychoanalyse, sobald sie
einem therapeutischen Verfahren zur Lehre vom unbewußten Seelenleben zu entwickeln begann, fast gleichzeitig von ihrem
sich aus
medizinischen Ursprungsgebiet abweichend, nahezu auf alle Geistes-
um
wissenschaften befruchtend übergriff, der mächtigsten geistigen
schließlich selbst zu einer
Bewegungen der Gegenwart zu werden. Wird
auch der seelisch Kranke, an dem und mit dessen Hilfe die Psychoanalyse entdeckt und entvrickelt wurde, immer der Mutterboden für die weitere
Forschung und Ausgestaltung der Lehre bleiben,
so
kommt
mehr Bedeutung zu als Columbus, das dem kühnen
doch heute schon diesem Ursprung nicht gleichsweise
dem Ausgangsland
des
ver-
See-
fahrer die praktischen Mittel zu seiner Entdeckungsreise zur Verfügung stellte.
Indem wir im Folgenden zunächst
ein Stück Fortentwicklung der
Psychoanalyse selbst zu skizzieren versuchen, wie
quenten Anwendung der von
Freud
es sich
aus der konse-
geschaffenen Methode
und
seiner
darauf gegründeten Lehre ergeben hat, wollen wir dann von dieser Basis aus weiter reichende bare Erfassung des
und allgemeinere Erkenntnisse durch unmittel-
Unbewußten zu gewinnen
trachten.
Wer
mit dem
Vorbemerkung
Gang
eigenartigen sich nicht
der psychoanalytischen Forschung vertraut
der seelischen
ist,
wird
:
— im Einzelnen wie auch im Ganzen von Oberfläche ausgehend — immer weiterem Vordringen
wundern, daß
sie
j
bei
in die verborgenen
und schwer zugänglichen Tiefen
Ende auf einen Punkt stoßen mußte, an dem
sie
zugleich aber auch ihre Fundierung findet.
des Psychischen
1
am
j
ihre natürliche Grenze,
Nach
\
Durch-
\
forschung des Unbewußten, seiner seelischen Inhalte und komplizierten
'\
allseitiger
Mechanismen derUmsetzungins Bewußtesind wir bei der Analyse abnor-
''
mej aber auch normaler Menschen auf den letzten Urspmng des SeelischUnbewußten im Psychophysischen gestoßen, den wir nunmehr auch biologisch faßbar
machen können. Indem wir
'.
das anscheinend rein kÖrper-
:;
Geburtstrauma in seinen ungeheuren seelischen Folgen für die gesamte Entwicklung der Menschheit aus analytischen Erfahrungen liehe
erstmalig zu rekonstruieren versuchen,
vermögen wir
in
ihm
'
'
das letzte
biologisch faßbare Substrat des Psychischen zu erkennen
und gelangen Fundament und Kern des Unbewußten, auf dessen Verder von Freud geschaffene Bau der ersten umfassenden
so zur Einsicht in
ständnis sich
;
und
wissenschaftlich begründeten Psychologie erhebt. In diesem Sinne
sinddiefolgendenAusfiihrungennurmöglichundverständlichauf Grund der gesamten psychoanalytisch erarbeiteten Erkenntnisse über den Aufbau und die Funktionen unseres eigentlichen seelischen Apparates. Scheint es so möglich geworden, das von Freud entdeckte und erforschte
Unbewußte,
fundieren, so
ist
'
'
;
,
aber das eigentlich Seelische, biologisch zu eine zweite Absicht der Arbeit, die gesamte d. h.
\
seelische
:
Menschheits-Entwicklung synthetisch in den großen Zusammenhang
Mechanik des Unbewußten einzureihen, wie sie sich aus erkannten Bedeutung des Geburtstraumas und den ewig
der so fundierten der analytisch
wiederkehrenden Versuchen zu seiner Überwindung darstellt. Dabei bemerken wir mit Überraschung, wie uns die Verknüpfung der tiefsten biologischen Schichte des
Unbewußten mit dem höchsten manifesten
Inhalt der geistigen Produktionen des
Menschen zwanglos
gelingt,
daß
, \
:
?=.^ f*»
-^» l=^ ™i '
Das Trauma der Gehurt also
Fundament und Giebel einander entsprechen und harmonisch selbst es in seiner jüngsten Schrift
gänzen oder wie Freud
„Was im
er-
ausdrückt:
dem Tiefsten angehört hat, wird durch zum Höchsten der Menschenseele im Sinne unserer
einzelnen Seelenleben
die Idealbildung
Wertungen."*
Indem wir im folgenden versuchen, dem Mechanismus dieser „Idealbildung" in der Entwicklung des Menschen bis ins Biologische nachzugehen, erkennen wir, wie durch prozesse des
Unbewußten hindurch
stehen gelehrt hat ändert,
— der
tiefste
Verwandlungs-
all
die komplizierten
—
die uns erst die Psychoanalyse ver-
biologische Inhalt schließlich fast unver-
nur durch unsere eigene innere Verdrängung unkenntlich,
in die höchsten intellektuellen Leistungen hinein als manifeste
bis
Form
Es wird darin ein normales und allgemein-gültiges Bedeupsycho-biologisches Gesetz zum erstenmal sichtbar, dessen volle greifbar bleibt.
tung weder abzuschätzen noch im
Rahmen
unserer skizzenhaften Aus-
Auf dieses den In halt de terminieren de biologisch fundierteFormungsgesetzaufmerksamzumachenund hie und da die dahinter auftauchenden weiteren Probleme mehr ahnen
führungen zu erschöpfen
zu lassen
als
ist.
lösen zu wollen,
samtpToblem aber überhaupt
ist
die Hauptabsicht dieser Arbeit.
stellen
und wenigstens
zu seiner Lösung wagen zu können, verdanken wir Instrument und der Denkweise, die an die Hand gegeben hat.
i)
Das Ich und das
Es. 1923, S.
4,5
Freud uns in
Das Ge-
die ersten Schritte
dem
Forschungs-
seiner Psychoanalyse
Die analytische Situation Wenn
ich es zunächst unternehme, die Erforschung des Unbewui3ten
auf Gnind von psychoanalytischen Erfahrungen und Beobachtungen ein Stück weiter zu verfolgen, so möchte ich mich dabei auf ein Arbeitsprinzip berufen, welches auch bisher die psychoanalytische Forschung im Wesentlichen geleitet hat. Freud hat gelegentlich die Bemerkung gemacht, daß die Psychoanalyse eigentlich von der ersten Patientin erfunden worden sei, die Breuer im Jahre 1881 behandelte und deren Krankheitsgeschichte (Anna O .) viele Jahre später in den „Studien über Hysterie" (1895) veröffentlicht wurde. Das junge Mädchen, das in ihren Zuständen nur englisch verstand, nannte .
.
die sie erleichternden hypnotischen Aussprachen mit ihrem Arzt talking eure oder bezeichnete sie scherzhaft als cMmney sweeping. Und noch in späteren Jahren, als die psychoanalytischen Erfahrungen und Ergebnisse wegen ihrer überraschenden Neuartigkeit angefeindet und vielfach als
Ausgeburten einer verderbten Phantasie ihres Autors pflegteFreud diesen unverständigen Einwendungen
daß keines Menschen Hirn
kritisiert
wurden,
entgegenzuhalten,'
imstande gewesen wäre, derartige Tatsachen und Zusammenhänge zu erfinden, wenn sie ihm nicht aus einer je
Reihe gleichartiger Beobachtungen unabweisbar aufgedrängt worden wären. In diesem Sinne darf man also wohl sagen, daß nicht nur die Grundidee der Psychoanalyse, sondern auch ihre weitere Ausgestaltung zu einem großen Teil den Kranken zu verdanken
ist,
die in anerken-
Das Trauma der Geburt haben, bis sich die nenswerter Arbeit Material auf Material beigebracht Stücke der Beobacheinzelnen ungeordneten und ungleichwertigen
tungsgabe
Einsichten, Erkenntnissen
Freuds zu allgemeinen
und Ge-
setzmäßigkeiten verdichteten.
gegen diesem Forschungsweg. den die Analyse schrittweise, der Widerstände aller Art ankämpfend, gegangen ist, kann auch erst
An
gewürdigt werden, daß der Patient eigentlich irgendRecht habe, wenn er auch selbst nicht wisse wieso und
Satz
Freuds
vfie.
immer
warum
;
voll
dies hat
ihm
der Analytiker durch Aufdeckung der verdrängten
Zusammenhänge, durch Füllung der amnestischen Lücken zu zeigen, aufdeckt. indem er den „Sinn" der Krankheit und ihrer Symptome Psychologisch hat also der Kranke recht,
Unbewußte
— wenngleich
wie
jeher auch aus
es
seit
Künstler, Philosophen
und zwar, weil aus ihm
in pathologischer Entstellung
dem
Genie,
dem
—
das
spricht,
Seher, Religionsstifter,
und Entdecker gesprochen
hat.
Denn
nicht nur
ruht, die psychologische Erkenntnis, die auf der seelischen Intuition ist
und Verstehen
ein schrittweises Erfassen
die Fähigkeit
zum Erkennen
des
selbst setzt ein Stück
Unbewußten, sondern Aufliebung oder Über-
Gesuchte voraus, hinter denen wir das vorwissenschaftliche Wert der an anderen
windung von Verdrängungen „entdecken" können. Der
genommenen Psychoanalysen
liegt
nun
darin,
daß
sie
uns ermöglichen,
die Verdrängungen, die wir in uns selbst nicht durchschauen können,
an anderen
und ich
—
oft
unter stärkster
so Einblick in
Bemühung
— auflieben zu müssen,
neue Gebiete des Unbewußten zu erlangen.
Wenn
mich nun auf diese einzig objektive Forschungsmethode der Psycho-
analyse berufe, so geschieht
es,
weil ich
mich
raschend gleichartiger Eindrücke entschließen mußte, wieder einmal dort Recht zu geben,
und zaudernd zu
wo
wir
j;
unter der Fülle über-
ihm
dem Unbewußten
bisher nur ungläubig
folgen wagten.
In einer Reihe meist erfolgreich zu Ende durchgeführter Analysen Endphase der Analyse der Heilungsist es mir aufgefallen, daß in der
h
Die analytische
Sititation
vorgangvomUnbewußtenganzregelmäßiginderunsgroßenteils
']
' .
schon bekannten typischen
Geburtssymbolik
dargestellt wurde. Ich habe diese auffällige Tatsache dann Jim Zusammenhang mit anderen eigentümlichen Zügen des Heilungsprozesses {z. B.
\ 'j
der Identifizierung
mit dem Analytiker
:i
u.
a.
m.) in einer bisher noch unveröffentlichten ]
dem Winter 1921/23), die „Zum Verständnis der Libidoentwicklung im Heilungs Vorgang" betitelt ist, auch theoretisch zu würArbeit (aus
'
.
digen versucht. " Ich hatte dort bemerkt, daß es sich dabei offenbar um die bekannte Phantasie der Wiedergeburt handle, in die
der Genesungswille des Patienten seine Heilung einkleidet, %vie ja Kranke so häufig in der Rekonvaleszenz davon sprechen, daß sie sich „wie
neugeboren" fühlen. Ich betonte auch das unverkennbare Stück Subli^ mierungsarbeit, das darin liege, daß der Patient nunmehr imstande sei,
J /
,1
-
1
:.
im Oedipuskomplex Ausdruck findet, Analyse aufzugeben, indem er auf die Phantasie vom
die infantile Libidofixierung, die
zugunsten der
infantilen Kinde, das er
endgültig verzichte
— wie
und
die
Mu tter — dem Vater schenken wollte,
sich selbst als das
neugeborene
(geistige)
Kind
(des Analytikers) betrachte.
Trotzdem
"
sich diese Auffassung regelmäßig aus
Material, das ich dort kurz mitteilte, ergeben hatte
dem
'
analytischen
und im Rahmen
des Heilungsvorganges zweifellos auch berechtigt schien, stieß ich
mich
doch einerseits an dem infantilen, anderseitsan dem
Cha-
rakter der „Wiedergeburtsphantasie", die
lässigungihrerlibidinösen Tendenzen
ja
von
„ anagogischen "
Jung
unter Vernach-
überGebührunddahertheoretiscfa
irreführend bewertet worden war. Die Existenz solcher Gedankengänge war ja nie geleugnet worden^ was mich störte, war nur, daß uns das reale Substrat dafür fehlte, was wir sonst niemals zu vermissen hatten. i)
Siehe jetzt Internat. Zschr,
2) Vgl.
f.
Psa. IX, 4, 1925.
Freud: Aus der Geschichte
einer infantilen Neurose. KI. Sehr. IV,
und die dort daran geknüpfte Diskussion, die wir im vorletzten Abschnitt weiterführen und zu lösen versuchen, S.Sgi
kl=S^
if
>
\
* 1
\ "
Das Trauma der Gehurt So
ließ ich die
Sache liegen, bis mir eines Tages an einem besonders
deutlichen Fall klar wurde, daß der stärkste Widerstand gegen die Lö-
sung der Übertragungslibido in der Endphase der Analyse sich in Form zahlder frühesten infantilen Fixierung an die Mutter äußert. In reichen
Träumen
die endlich
dieses
Endstadiums drängte sich immer wieder
unabweisbare Tatsache auf, daß diese Fixierung an die
Mutter, welche der analytischen Fixierung zugrunde zu liegen schien, die früheste rein physiologische
beinhaltet.
Damit wurde auch
phantasie verständlich
und
Beziehung
zum
mütterlichen Körper
die Regelmäßigkeit der Wiedergeburts-
„Wiedergeburtsphantasie" des Patienten erwies sich einfach
holung seiner Geburt in der Analyse, wobei die Lösung objekt des Analytikers einer
vom
sung
Die
ihr reales Substrat analytisch faßbar.
genauen Reproduktion
ersten Libidoobjekt, des
Wieder-
als
vom
Libido-
der ersten Lö-
Neugeborenen von der Mutter, zu
entsprechen schien.
Da
die Patienten
sich unbeeinflußt
— und zwar ohne Unterschied
von dem
selbst
des Geschlechtes diese
noch unwissenden Analytiker
Endsituation ganz regelmäßig selbst zu schaffen schienen, war es klar,
zukommen müsse und es nur darauf ankomme, den Mut aufzubringen, dem Unbewußten auch hierin
daß
dem
eine prinzipielle Bedeutung
zu nehmen. Es ergibt sich dann zweifellos, daß das wesentlichste Stück der analytischen Arbeit, die Lösung und Be-
zu folgen und
es ernst
freiung der an den Analytiker „neurotisch" fixierten Libido, eigentlich
nicht
mehr und
seinerzeit
nicht weniger zu leisten hat,
als
dem Kranken
unvollkommen gelungene Ablösung von der Mutter
Analyse mit besserem Erfolg wiederholen zu
neswegs irgendwie metaphorisch
— zu
—
lassen.
Dies
ist
die
in der
aber kei-
auch nicht im psychologischen
nehmen, sondern der Patient wiederholt sozusagen
bio-
lorisch in der analytischen Situation die Schwangerschaftsperiode
und
Sinne
im Abschluß
der Analyse, der neuerlichen
Trennung vom
Ersatzobjekt,
den Geburtsakt, meist in allen seinen Einzelheiten getreu. Die
Ana-
Die analytische Situation lyse erweist sich so letzten
Endes als nachträgliche Erledigung des unvollkommen bewältigten Geburtstraumas. Dieser Schluß, zu dem ich durch eine Fülle verschiedenartigen Maunabweisbar gedrängt wurde, insbesondere von Träumen, die in einem größeren Zusammenhange veröffentlicht werden, hat sogleich bei terials
mir
selbst einige
möchte, da
Einwendungen wachgerufen,
die ich
nur andeuten
durch weitere Erfahrungen bald
zum Schweigen gebracht wurden. Ich habe mir gesagt, daß ich möglicherweise durch meine Indisie
viduaHtät oder eine besondere
Handhabung
der Technik, welche auch
Freud sehen Methode die Zersetzung der „Komplexe" zum Ausgangspunkt nimmt allerdings nicht damit endet das Ich des Patienten in immer frühere Libidopositionen zurückdränge ', so daß es dann schließlich kein Wunder wäre, im Endprozeß die letzte nach der klassischen
—
—
Zuflucht der Libido in das intrauterine Stadium provoziert zu haben Auch könnte man vielleicht glauben, daß dies als Resultat übermäßig lange fortgeführter Analysen sich schließlich
Demgegenüber möchte
auch ergeben müsse.
ich betonen, daß es sich erstens nicht
bloße Regressionsphänomene etwa
um
im Sinne
der uns allen geläufigen „Mutterleibsphantasie" handelte, die ja längst von der Analyse als eine der typischen Urphantasien betrachtet wird, sondern um viel greifbarere Reproduktionen unter dem Einfluß eines realen Wiederholungszwanges ferner, daß
meine Analysen,
soviel
mir bekannt
ist,
zu den
zeitlich
kürzeren gehören, sich also in Zeiträumen von etwa^yier^bhlängstens acht Monaten abspielten.
Aber selbst
diese
und andere Bedenken ähnlicher
gemacht
hatte,
Art, die ich
mir anfangs schwanden bald spurlos unter dem überraschenden
Eindruck dahin, daß bei Einstellung der analytischen Aufmerksamkeit auf diese Tatsachen auch die theoretisch und therapeutisch noch gänzlich i)
Ähnliches konnte
ja
Ferenczi
bei der progressiven Paralyse
für den organischen Zersetzungsprozeß annehmen. (HoUös-FerenciJ, aur Analyse der
parajyt. Geistesstörung, Beih. V, 1923.)
Das Trauma der Geburt
jQ
unbeeinflußten Analysanden
von Anfang an
zeigten, die analytische Situation
vom
ersten
Tendenz
die gleiche
Augenblick mit der
intra-
uterinen zu identifizieren. In einigen gleichzeitig begonnenen Fällen
von ganz verschiedenem Charakter- bzwr. Neurosentypus haben lysanden
die
— gleicherweise Männer und Frauen — den Analytiker
Ana-
gleich
zu Beginn in der unzweideutigsten Weise mit der Mutter identifiziert
und
sich selbst in ihren
Situation
des
Träumen und
sonstigen Reaktionen in die
Ungeborenen zurückversetzt.^ Daraus
daß
ergibt sich,
die eigentliche Übertragungslibido, die wir bei beiden Geschlechtern
analytisch aufzulösen haben, die talen physiologischen
Wenn man scheint es
sich
einem
besser gesagt,
mütterliche
ist,
wie
sie in
der präna-
Bindung zwischen Mutter und Kind gegeben war.
mit dieser Auffassung näher vertraut gemacht, hat,
bald, als hätte
man
unbewußt immer damit
eigentlich stillschweigend oder gearbeitet; zugleich
aber mit Erstaunen gewahr, wie Vieles überdeutlich für
wird
man
sie spricht
*
und
wie manches Dunkle und Rätselhafte an der Analyse und insbesondere
am
Heilungsvorgang mit einem Schlage schwindet, sobald
wahre Wesen und voll
die wirkliche
Bedeutung
dieser Tatsache
man
das
bewußt und
zu erfassen vermag.
Zunächst scheint die analytische Situation risch aus der hypnotischen entwickelt hat', das
selbst, die sich ja histo-
dem Urzustand herauszufordern. Die ruhige Lage im halbdunkeln Raum, das Hindämmern in einem von realen Anforderungen Vergleich mit
\) Auch dieses Beweisraaterial werde ich, so wie es sich der Beobachtung darbot, in einer vorbereiteten Publikation über „Die Technik der Traum-
deutung
in der Psychoanalyse« mitteilen. Der hypnotische Schlaf, der wie alle ähnlichen Zustände in den „Wieder"Geburtsträumeii als typisches Element des Intrauterinzustandes auftritt, legt die Vermutung nahe, daß das Wesen der Hypnose selbst wie der hypnotischen Beeinfluß barkeit auf die Urbeziehung des Kindes zur Mutter zurückgeht. Übrigens hat schon vor vielen Jahren Poul Bjerre einen ähnlichen Gedanken ausgesprochen. („Das Wesen der Hypnose.") 2)
|
Unbewußte direkt zum ;
J ';
TT Die analytische
^ il
Situation
,i
•i
fast freien
Zustand des Phantasierens (Halluzinierens), die Gegen wart und
gleichzeitige Unsichtbarkeit des Libidoobjektes u.
a. m. Aus dieser unbewußten Auffassung der analytischen Situation erklärt sich dann zwang-
los,
wieso der Patient spontan dazu
tionen, deren
kommen konnte,
mit seinen Assozia-
unbewußte Ziel Vorstellung die mütterliche Ursituation
in die Kindheit zurückzugehen des infantilen Materials
und
und
infantiler
Eindrücke zu führen;
sprechen die so gerichteten Assoziationen auch
es ent-
vom Bewußtsein her einer
asymptotischen Annäherung an jene primäre Übertragungsein Stellung, in der sich das
Unbewußte
des Patienten von
Die gesteigerte Erinnerungsfähigkeit
Anfang an
befindet.
in der Analyse, insbesondere
für vergessene (verdrängte) Eindrücke der Kindheit, erklärt sich also,
wie die ähnliche Erscheinung in der Hypnose, aus der vom „Drängen" des Arztes (Übertragung) ermunterten Tendenz des Unbewußten, „das Eigentliche", nämlich die Ursituation, zu reproduzieren, wie dies beispielsweise in den gleichfalls hyperranestischen Zuständen des
Traumes,
gewissen neurotischen Zuständen (double conscience) oder psychotischen
Rückbildungen
(das sog. „archaische
Denken") automatisch
In diesem Sinne sind gewissermaßen
geschieht.
alle infantilen
Erinnerungen als „Deckerinnerungen" aufzufassen und die ganze Reproduktionsfähigkeit wäre überhaupt der Tatsache zu verdanken, daß die „Urszene" eben nie erinnert
werden kann, weil die peinlichste
Trauma
der Geburt „assoziativ" daran geknüpft
aller
„Erinnerungen", das ist.
Die ans Unglaub-
liche grenzende Sicherheit der
Technik des „freien Einfalls" erhielte auf diese Weise ihre biologische Begründung. Wir wollen aber der verlockenden Versuchung nicht nachgeben, das ganze psychophysische
Problem
des Gedächtnisses
Angriff zu nehmen, von
von diesem archimedischen Punkt aus
dem
Ausgang nimmt und analytisch der
Vermutung
i)
sei hier
in
der ganze Verdrängungsprozeß seinen leicht
rückgängig zu machen ist/ Nur
Ausdruck gegeben, daß die Urverdrängung des
Siehe den letzten Abschnitt.
J
y..
'
ist,
den Analytiker auf die Bedeutung
so
|
}
!
'.
Das Trauma der Geburt
j2 Geburtstraumas
als
Ursache des Gedächtnisses überhaupt,
d. h.
der par-
Merkfähigkeit anzusehen wäre; also der Tatsache, daß Einzelnes
tiellen
im Sinne
einer Auslese haften bleibt, weil es einerseits von der Ur-
verdrängung angezogen wird,
um
anderseits späterhin als Ersatz des
eigentlich Verdrängten, des Urtraumas, reproduziert zu werden.'
Es steht dann in gutem Einklang mit dieser frühesten, einmal real durchlebten Phase der Mutterbindung, daß sich der analytische Wideretand gegen das Aufgeben derselben
am
Vater (-Substituten) abspielt,
der ja auch tatsächlich den ersten Anstoß zur Urlösung von der Mutter
gegeben hatte und so
zum
Dem
im
Analytiker, der
ersten
und dauernden Feind geworden war.
Verlaufe der Behandlung beide infantilen
Libidoobjekte repräsentiert,
fällt
dann
Aufgabe
die
zu, die Urfixierung
an die Mutter zu lösen, was der Patient eben nicht allein imstande war,
und
—
sie
je
nach dem Geschlecht des Patienten auf die Vater- bzw.
Mutter-Imagines
— weiter übertragungsfähig 2U machen.
Ist
ihm
dies
durch Überwindung des Urwiderstandes, der Mutterfixicrung, zunächst inbezug auf die eigene Person gelungen,
so setzt er der
Analyse einen
Termin, innerhalb dessen der Patient automatisch die neue Lösung von der Mutter(-ersatz)figur in Form der Reproduktion des Ge-
fixen
burtsaktes wiederholt. Somit erscheint die oft gestellte Frage,
Analyse zu Ende
sei,
Dauer zum Ablauf
wann
eine
indem eine bestimmte Prozesse natürlicherweise notwendig Ist und
in diesem Sinne beantwortet, dieser
ihre biologische Erkläi-ung und Rechtfertigung aus der Auffassung erhält, i)
Es würde zu weit führen,
dieses wichtige
Thema
hier
im
Detail
m ver-
folgen. Bei einer Patientin mit
phänomenalen Gedächtnisleistungen ließ sich ihre ganze Kunst auf der intensiven Verdrängung eines schweren Geburtstraumas beruhte. Uir Assoziation sapparat war auf eine Unzahl von Geburtsdaten verwandter, bekannter und historischer Personen aufgebaut, auf Grund deren sie dann weitere inhaltliche Verknüpfungen herstellte. Von hier aus fallt auch ein neues Licht auf die so problematisch geanalytisch leicht feststellen,
daß
wordene Analyse von Zahlen ein fällen, als die
Assoiiationszentren erscheinen.
über die Zeit Gesagte.
—
denen fast immer Geburtsdaten Siehe dazu auch das weiter unten in
\im».,L,^K;.t^mM
Die analytische Situation
iß
j
daß dieAnaljse dem Patienten die nachträgliche Erledigung des Geburtstraumas durch einen entsprechenden zeitlichen Ablauf ermöglichen
soll.
der unter diesem therapeutischen Gesichtspunkt allerdings in weitgehen-
dem Maße
immer
die Tendenz, die in so
hohem Maße
be-
friedigendeanalytischeSituatiuninsEndlosezu verlängern*, was von Anfang an Gegenstand der Analyse seiner Fixieningstendenz werden muß.
Auch das erfolgt eigentlich automatisch durch strenge Einhaltung der Freudschen Regel, die vorschreibt, den Patienten täglich eine gleiche Zeitspanne, und zwar eine volle Stunde zu sehen. Jede dieser Stunden repräsentiert für das Unbewußte des Patienten eine kleine Analyse in nuce, mit der neuerlichen Fixierung und allmählichen Lösung, was bekanntlich die Patienten
am Anfang
recht schlecht ver-
empfinden schon das im Sinne der Lösung von der Mutter eine zu „aktive Therapie'', während anderseits die Neigung, dem
tragen.'' Sie
Analytiker überhaupt zu entlaufen, sich
Wiederholung des Geburtstraumas
als
erkläit,
Tendenz zur
allzu direkten
welches eben die Analyse
durch eine allmähliche Ablösung zu ersetzen hat. i) Vgl. Meiu auch meine Erläuterungen in der gemeinsamen Arbeit mit Ferenczi: Entwicklungswege der Psychoanalyse (1924}, 2) Bekannt ist ja, wie häufig dahei die Dauer der Gravidität (7—10 Monate)
bevorzugt wird, was aber nicht bloß auf die bekannte Schwangerschaf tsphantasie (Kind vom Vaterl, sondern in tiefster Schichte auf die eigene Geburt bezug hat Vgl. dazu auch die bekannten Kuren von D^j^rine, der seine Patienten wie^ Gefangene behandelt: sie im verdunkelten Raum von aUer
Welt abscldießt und
ihnen sogar das Essen durch eine Öfüiung reichen läßt; nach einer gewissen Zeit sind sie dann froh, aus diesem Kerker entlassen zu werden. 5) Viele von ihnen können nicht erwanen, bis der Analytiker sie wegschickt, sondern wollen dies selbst bestimmen, sehen öfter nach der Uhr, andere oder auch dieselben erwarten einen Händedruck zum Abschied usw. VgLdazu auch das von Ferenczi beschriebene passagfere Symptom„Schwindelempfindung am Schluß der Analysenstunde" {Zscbr. 1914), wo die Fat. auf das
—
—
psychische
^ '
regulierbar wird.' Natürlich zeigt der Patient hinter all
seinen Widerständen
als
J -.
Trauma der
Gleichgewichtes
plötzlichen
Trennung mit
einer analogen Störung des
— als Jiysterischem Symptom — reagieren.
•
i
i
'
»*•
F
Die
infantile
Angst
ErfahrungsDer nächste Schluß, den wir aus diesen analytischen tatsachen
und
ziehen müssen, ihrer uns nahegelegten Auffassung
ist
Heilungssituation daß das Unbewußte des Patienten die analytische wiederholen und so teildazu benützt, um das Trauma der Geburt zu der,
sich das Geweise abzureagieren. Bevor wir aber verstehen können, wie müssen burtstrauma einzelnen Krankheitssymptomen auswirkt,
in den
Entwicklung wir zunächt seine allgemein-men schiische Wirkung in der des
Der normalen Individuums, namentlich in der Kindheit, verfolgen.
Freudsche
Satz,
daß Jeder Angstaffekt
im Grunde auf
die physio-
dabei als Leitlogische Geburtsangst (Atemnot) zurückgehe, soll uns linie dienen.
diesem Betrachten wir die seelische Entwicklung des Kindes unter Gesichtspunkt, wir ganz allgemein sagen der Mensch scheint so
viele Jahre
i
— nämlich seine ganze Kindheit — zu brauchen, um dieses
erste intensive
Jedes
können
Trauma
in annähernd normaler
Kind hat normalerweise Angst und
Berechtigung
vom Standpunkt
man kann mit
des gesunden,
schnittsmenschen die Kindheit des Einzelnen bezeichnen, die sich eben nur bei gewissen
benen oder
so geheißenen
Weise zu überwmden.
als
erwachsenen Durchdessen Normalncurose
— darum
— Individuen, den
einer gewissen
infantil geblie-
Neurotikern, ins reife
Alter fortsetzt.
Untersuchen wir, an
Stelle zahlloser Beispiele
mit dem gleichen ein-
Kinderangst, die fachen Mechanismus, den typischen Fall der
eintritt.
Die infantile Angst
wenn
das
Kind
allein
im dunkeln Raum
jj {meist
im Schlafzimmer,
beim Zubettgehen) gelassen wird. Diese Situation erinnert das dem ürtrauma noch näherstehende Kind offenbar
an die Mutterleibssituation mit dem bedeutsamen Unterschied, daß das Kind nun^ mehr bewußterweise von der Mutter getrennt ist, deren Leib nur durch das dunkle Zimmer oder warme Bett „symbolisch"
—
allerdings
ersetzt erscheint.
Die Angst verschwindet, nach der glänzenden Beobachtung von Freu d sobald dem Kinde das Dasein (die Nähe) der geliebten Person wieder
bewußt wird (Berührung, Stimme usw.).'
An
diesem einfachen Beispiel läßt sich der Mechanismus der AngstauslÖsung, der dann bei den Phobikern fast unverändert wiederkehrt (Klaustrophobie, Eisenbahn-Tunnel -Reise- Angst usw.), als
Reproduktion reale
der
Grundlage
Geburtsangst verstehen
der Symbolisierung
unbewußte und zugleich auch die
studieren;
nicht
zuletzt
die
Bedeutung des Getrenntseins von der Mutter und die bei-uhigende „therapeutische" Wirkung der wenn auch nur partiellen oder „symbolischen" Wiedervereinigung mit ihr.
Indem wir uns
die weittragenden Erörterungen über diese vielverheißenden Ausblicke für spätere Abschnitte aufsparen, fassen wir eine zweite, gleichfalls typische Angstsituation des Kindes ins Auge, die noch
näher an den wirklichen
tiefverdrängten
universelle kindliche Angst vor
Sachverhalt rührt. Das
ist
Tieren, zu deren Erklärung wir
die
trotz
ihrer häufigen Beziehung auf Raubtiere (Fleischfresser, wie den Wolf) nicht auf einen ererbten Furchtinstinkt der Menschheit rekurrieren müssen, was schon daraus hervorgeht, daß sich ein solcher nicht auf die seit Jahrtausenden domestizierten Haustiere
beziehen könnte deren Harmlosigkeit und Ungefährüchkeit von unzähligen Generationen Erwachsener ebenso erfahren und erlebt wurde
wie die Gefährlichkeit
der Raubtiere ;
man
wollte denn auf die Urzeiten des
gar auf seine biologischen Vorstufen (wie i)
z . B.
Menschen
Stanley
Hall
- oder
u. a.)
Siehe: Drei Abhandlungen zur Sexualtheorie, 1905, 8.7^, Fußnote.
—
Das Trauma der Geburt
j^ zurückgreifen,
und damit auf
die wilden Vorfahren unserer Haustiere,
um eine typische Angstreaktion zu erklären, die in unserer individuellen Entwicklung ihren Ursprung nach der
die ursprünglich
Rind usw.) lische")
hat.
Für
Wahl
die
dieser Angstobjekte,
dem Kind imponierenden Größe
(Pferd,
ganz andere, nämlich psychologische („symbomaßgebend. Wie die Analysen kindlicher Phobien
erfolgt, sind
Momente
unzweifelhaft gezeigt haben, bezieht sich die Größe bzw. Dicke (Leibes-
umfang) der Angsttiere auf die Gravidität, an die das Kind, wie wir zeigen können, mehr als eine dunkle Erinnerung hat, und die Raubtiere liefern
dann eine auch für den erwachsenen Psychologen schein-
bar noch ausreichende Rationalisierung für den
fressenwerden
—
in den tierischen Leib der
Die Bedeutung der Tiere
als Vaterersatz, die
Wunsch
— durch Ge-
Mutter zurückzugelangen.
Freud
aus der Neurosen-
psychologie für das Verständnis des Totemismus fruchtbar gemacht
durch die Auffassung nicht nur unberührt, sondern erhält eine vertiefte biologische Bedeutung, indem sie zeigt, wie durch Verhat, bleibt
schiebung der „Angst" auf den Vater selbst frißt) der
wird.
Denn
Totemtier, das
man
lebensnotwendige Verzicht auf die Mutter gesichert
dieser gefürchtete Vater verhindert das
Mutter und damit die Auslösung der sich aufs mütterliche Genitale, als
auf
(das
Zurückgehen zur
viel peinlicheren Urangst, die
dem Ort
der Geburt, wie späterhin
alle seine Ersatzobjekte, bezieht.
Das ebenso häufige, aber fast regelmäßig mit Grauen gemischte Angstgefühl kleiner enTieren gegenüber hat die gleiche Grundlage und verrät -in der
„Ünheimlichkeit" dieser Objekte auch deutlich diese Herkunft.
Aus der Analyse
solchet Phobien oder Angstträume, die ebenso,
auch weniger häufig, beim
Mann
als bei
wenn
der Frau gefunden werden,
ergibt sich mitallerDeutlichkeit, daß die Unhcimlichkeit dieser kleineren
Kriechtiere wie Maus, Schlange, Kröte, Käfer usw. auf deren Eigenschaft zurückgeht, in kleinen
Erdlöchem usw.
Sie zeigen also den Wunsch nach
Rückkehr
spurlos zu verschwinden.
in das mütterliche Versteck
Die restlos erfüllt
daß
sie
man
und
infantile
Angst
das Grauenhafte, das
jj
ihnen anhaftet, rührt daher,
dabei selbst die eigene Tendenz realisieren,
als
deren Objekt
Während man also in die großen Tiere wenn auch verdrängten (Angst) Ursituation
sich vor ihnen entsetzt.^
immer noch im Sinne
der,
eindringen kann, liegt das Unheimliche der kleinen Tiere in der
Gefahr, daß
sie
den eigenen Körper eindringen können.
selbst in
Übrigens sind die ganz kleinen Tiere wie Insekten usw. von der Psychoanalyse schon längst bezw. heit,
Embryonen
als
symbolische Darstellung von Kindern
aufgefaßt worden; wohl nicht nur
wegen der Klein-
sondern auch wegen ihrer Vermehrungsfähigkeit (Fruchtbarkeits-
symbol).^
Zum
Penis- „Symbol" oder besser gesagt Penis- Ideal werden
Ein kleines Maderl von 3Y4 Jahren, das sich ebenso oder mehr vor kleinen vor großen Hunden fürchtet, hat auch Angst vor Insekten (Fliegen, Bienen
i)
als
Auf
die Frage der Mutter,
warum
denn vor diesen kleinen Tieren ohne Zögern: Sie können mich doch schlucken!" Dabei aber macht sie beim Herannahen kleiner Hunde die gleichen charakteristischen Abwehrbewegungen wie etwa eine Erwachsene gegen eine Maus: Sie beugt, indem sie die Beine fest zusammenpreßt, die Knie so tief, daß sie ihr Kleidchen bis ganz zum Boden ziehen und sich damit beusw.).
sie sich
die ihr ja nichts tun könnten, fürchte, erwidert die Kleine
decken bann, direkt
um
als wollte sie das
,
„Hereinschlüpfen" verhindern. Ein andermal
die Ursache ihrer Bienenangst von der
widerspruchsvoll, sie wolle in den
Mutter befragt, erklärt sie Bauch der Biene hinein und doch wieder nicht.
—
2) Zuletzt noch bei Freud: Massenpsychologie, igai, S. 126. Für Schmetterlingsangst konnte Freud zeigen, daß das Öffnen und Schließen
die
der welches wieder eindeutig an das GebÜrorgan „erinnert". (Vgl. dazu das weitverbreitete mythische Motiv der Symplegaden oder Klappfelsen.) Flügel das auslösende
Moment
ist,
Die Spinne ist ein deutliches Symbol der unheimlichen Mutter, in deren Netz man gefangen wird. Man vgl. dazu die „unbewußte Geburtsphantasie", die F e r en c zi aus der Tagebuch-Beschreibung des Angstanfalles eines Patienten wiedergibt („Introjektion und Übertragung", Jahrb. I, 1909, S.450/51, Fußnote): „Die Hypochondrie umspinnt meine Seele, wie ein feiner Nebel, oder eher wie ein Spinngewehe, so wie Schimmelhlumen den Morast bedecken. Ich habe das Gefühl, als stäke ich in so einem Sumpf, als müßte ich den Kopf herausstecken, um atmen zu können. Zerreißen, ja zerreißen möchte ich das Spinngewebe. Aber nein, es gebt nicht! Das Gewebe ist irgendwo befestigt man müßte
—
a
Rank
i
Das Trauma
l8
der Geburt
aber eberj nur durch ihre Fähigkeit des restlosen Eindringen-
sie
könnens, wobei ihre wesentliche Eigenschaft, die besondere Kleinheit, die sogar
zti
ihrer
Deutung
als
Spermatozoen oder weiblichen Eiern
geführt hat, direkt auf den Mutterleib als ihren Aufenthaltsort hinweist.
So
ist
das (große) Tier zuerst lust- dann angstbesetztes Muttersymbol,
dann durch Verschiebung der Angst im Sinne der Phobien hemmender Vaterersatz,
mng und
um
schließlich auf dem
Umweg der sexuellen Tierbeobach-
der kleinen Tiere, die FÖtus wie Penis symbolisieren, wieder
mit maternaler Libido besetzt zu werden. Diesen Zusammenhängen verdankt eine Reihe von kleinen Tieren
auch dieAuffassungalsSeelentiere im Volksglauben. Am bekanntesten dies
ist
von der Schlange, deren phallische Bedeutung zweifellos auch
auf die Leichtigkeit des vollständigen Eindringens und Verschwindens
im (Erd-) Loch zurückgeht.
Dies zeigt der bekannte Tiergeisterglaube der Australier und gewisser zentralasiatischer
Stämme, wonach
rer Tiere in die Mutter eingehen,
die
Kinder in Gestalt kleine-
und zwar meist durch den Nabel. So
glauben die Eingeborenen von Kap Bedford, „daß die Knaben in Gestalt
einer Schlange, die
Mädchen
als
kleine Brachschnepfen in den
Leib der Mutter eingehen."' Diese ganz primitive Vereinigung von
— der Phallus geht ganz in die Frau ein und wächst dort zum Kind heran — wirkt noch im Volksglauben und im Märchen Kind und Phallus
als
„Körperseele" nach,
wo
die Seele des Schlafenden oder Verstorbenen
die Pfähle herausreißen an denen es hangt.
Geht das
nicht, so
müßte man
sich
durch das Netz langsam durcharheiten, um Luft zu schöpfen. Der Mensch ist doch nicht dazu da, um von solch einem Spinngewebe uraschleiert, erstickt, dee Sonnenlichts beraubt lu werden," i)
Daß
die Eigenheit besonders großer Schlangen, ihre Beute lebendig
Ganzen hinunterzuwürgen, wobei ihr Leib aufschwillt, kreis hineingehört, erscheint mir ebenso zweifellos wie ihrer Häutung (Wiedergeburt). 3)e. Artikel
„Aberglaube" von
Semalwisseaschaft", hg. von
F.
im
in diesen Vorstellungs-
die andere Auffälligkeit
Reitzenstein im „Handwörterbuch der
Max Marcuse,
1925,
S, 5.
Die
infantile
Angst
ip
in Gestalt solcher Tiere (Maus, Schlange usw.) aus
um
nach einiger Zeit wieder durch den
Mund in
dem Munde
schlüpft,
denselben Menschen
(Traum) oder in einen anderen {Befruchtung, Neugeburt) einzugehen,' Hier schließt sich der uralte Volksglaube von der Gebärmutter
nem
Tier an, Äer bis
als ei-
noch keine Erklärung gefunden hat/ aber
jetzt
vermutlich auch mit der Vorstellung von
dem
in den Mutterleib hinein-
gekrochenen und nicht wieder herausgekommenen Tier zusammenhängt, also sich in letzter Linie auf den
bärmutter bezieht. So
soll z.
Inhalt der befruchteten Ge-
im Braun seh weigischen
B.
in den ersten
24 Stunden nach der Geburt das neugeborene Kind nicht bei der Mutter liegen, „sonst kann die Gebärmutter keine Ruhe finden und kratzt
im Innern der Frau, wie
Schlafe aus
dem Munde
eine große Maus.^ Sie
hervorkriechen, sich baden
Wege zurückkehren", wie
in der
kann auch im
und auf demselben
von Panzer mitgeteilten Sage von
Ruhe ins Gras gelegt hat (Beiti-. z. d. Kann sie den Rückweg nicht finden, dann wird die
einer Wallfahrerin, die sich zur
Mythologien,
195).
Frau unfruchtbar.
Der Hinweis auf
diese typischen Angstsituationen der
ihre völkerpsychologischen Parallelen dürfte genügen,
1)
Kinder und
um
zu zeigen,
Im malayischen Panany-Märcheii hat sich die ostafrikanisclie Todesschlanee
zu einem Seelenwurm entwickelt, der nach 6 bis 8 Monaten mittels eines in die Erde gesteckten Bambusrohres aus dem Grab hervorkommt. (Nach H. L. Held: Schlangenkultus. Atlas Africanus, H. III, München 192a.) 2)
Daß
dies meist die
verkriecht (ihr
Kröte
ist,
die sich in
dunkeln unzugänglichen Löchern stimmen. Siehe „Die Kröte,
Name kommt davon), würde gut dazu
—
Gebärmutter" von Karl Spieß (Mitra I, Sp. 209 ft., 1914, Nr. 8). Schon im alten Ägypten wurde die Geburtsgöttin froschköpfig gedacht (siehe Jacoby und Spiegelberg; Der Frosch als Symbol der Auferstehung bei den Ägyptern. Sphinx VII.) anderseits weist der Kopf unserer Gebärmutter- Kröte zuweilen menschliche Züge auf (s. Abb. 7 bei Spieß I. c. Sp. 2 17), Über die gleiche ein Bild der
;
Bedeutung der Kröte im S.
20 ff. 5)
s.
Mexiko vgl. Ernst Fuhrmann: Mexiko lU, (Kulturen der Erde, Bd. XIIT, Darmstadt 1922).
Art.
Aberglaube
1.
alten
c.
Das Trauma der Geburt
20
was wir meinen. Bei genauer Erforschung der Umstände, unter denen die Kinderangst auftritt, wird
im Kinde
affekt des Geburtsaktes
legenheit, die irgendwie
dazu benützt wird,
um
man
finden, daß tatsächlich der Angst-
unerledigt weiterwirkt
und
jede Ge-
— meist „symbolisch" — daran „erinnert",
den unerledigten Affekt immer und immer aufs
Wenn man
neue abzureagieren (Pavor nocturnus).
so die
von
Freud
erkannte Herkunft des Angstaffektes aus wörtlich zu
nehmen
sich getraut
—
dem Geburtsvorgang ernst und und dazu nötigt uns die Reihe
—
man leicht erkennen, wie jede Äußerung infantiler Angst einer partiellen Erledigung der der mitgeteilten Erfahrungen
so wird
Geburtsangst entspricht. Der unabweisbaren
Frage,
woher
die Ten-
denz zur Wiederholung eines so starken Unlustaffektes stammen könnte,
werden wir später bei Erörterung des Lust-Unlust-Mechanismus nähertreten,
möchten iedoch schon hier auf
lytische Tatsache verweisen, daß ganz
zugrunde
liegt,
die ebenso unzweifelhafte ana-
wie jeder Angst die Geburtsangst
jede Lust letzten Endes zur Wiederherstellung
der intrauterinen Urlust tendiert. Schon die normalen, von der Analyse
erkannten Funktionen des Kindes, die Nahrungs-
als libidinös
aufnahme (Saugen) und
die
Ausstoßung der Stoffwechsolprodukte
ver-
raten die Tendenz, die unbeschrankten Freiheilen des pränatalen Zustandes so lange als möglich fortzusetzen.
Neurotiker wissen, gibt das
Unbewußte
Wie wir
aus der Analyse der
diesen Anspruch, den das Ich
zugunsten der sozialen Anpassung zurückstellen muß, niemals auf, und ist
jederzeit bereit, in
situation
Zuständen seiner Vorherrschaft, die sich der Ur-
annähern (Traum, Neurose, Coma), damit hervorzutreten.
Deutlicher noch zeigen die aus sen Lustquellen folgenden
dem
„Kinderfehler" Herkunft und Tendenz
dieser Libidobefriedigungen:
nämlich das Lutschen
nässen und Beschmutzen anderseits, sität
zu intensiven Festhalten an die-
wenn
sie zeitlich
einerseits, das
Be-
oder ihrer Inten-
nach über ein gewisses Maß hinausgehen (z. B. iu dem exquisit „neu-
rotischen"
Symptom
der Enuresis nocturna). In der
vom Bewußtsein
Die infantile Angst
21
unkontrollierbaren, scheinbar automatischen Entleerung des Urins des Kotes („als Liebesbeweis" für die Mutter)
wäre
als
es
noch im Mutterleib: inter faeces
benimmt
sich das
et urinas;^
und
Kind
so,
auf ähnlichen
Mechanismen ruht der sprichwörtliche Zusammenhang von Angstaffekt
und Defäkation. Der
Ersatz der zeitweise oder nach der
Entwöhnung
gänzlich vermißten Mutterbrust durch einen Finger zeigt dagegen den ersten
Versuch des Kindes, den Körper der Mutter durch den eigenen
Korper („Identifizierung"), bzw. einen Teil desselben zu ersetzen, wobei die rätselhafte
Bevorzugung der Fußzehen deutlich
die
Tendenz nach
Wiederherstellung der intrauterinen Körperstellung verrät.'
Vom Lut-
schen sowohl wie von der lustvollen Harnentleerung (Enuresis) führen die
von der Analyse aufgedecktenWege zum „Kinderfehler" kat exochen,
der genitalen Masturbation Pollution),
(s.
auch den späteren Ersatz der Eniuesis die :
welche den endgültigen und großartigsten Ersatz der Wieder-
vereinigung mit der Mutter, den Sexualakt, einleitet und vorbereiten hilft.
Der Versuch,
besetzen,
das angstbesetzte (mütterliche) Genitale sexuell
macht Schuldgefühl, indem
die maternale
zu
Angst nach dem
Mechanismus der Phobie an den Vater gebunden wird. Auf diesem Wege erfolgt die teilweise Verwandlung der Urangst in (sexuelles) Schuldgefühl, wobei
man
oft sehr
schön beobachten kann, wie die ur-
sprünglich mütterliche Tierangst in die deutlich auf Sexualverdrängung
beruhende Vaterangst übergeht, die durch Verschiebung auf Räuber, Einbrecher (Schwarzer Mann usw.) einwandfrei im Sinne des phobischen Mechanismus rationalisiert werden kann. Hierbei entsteht die sog.
Das Klosett erscheint im Traum als tj-pische Mutterleibsdarstelluiig (bereits bei Stekel: Die Sprache des Traumes, igii). 2) Nach einer mündlichen Mitteilung des Wiener Kinderarztes J. K. Fiiedi)
jung konnte
er nicht selten Kinder beobachten, die mit
dem Finger im Mund
zur Welt kamen. Dies zeigt die Tendenz zur unmittelbaren Ersetzung der Mutter in „statu nascendi".
keit
— In letzter Zeit sollen Versuche über die Reflexerregbar-
beim Fötus gezeigt haben, daß schon etwa im
auslösbar sind.
6.
j.
Monate Saugreflexe
Das Trauma der
22 Realangst deutlich
Gehurt.
Bindung und Abfuhr der verschobenen Urangst,
als
wobei die Verwandlung der mütterlichen Raumangst Eindringensangst vollkommen lichen)
An
und den kleinen
dem
in die väterliche
Verhalten zu den großen (mütter-
(phallischen) Tieren entspricht.
dieser Stelle wird sich voraussichtlich ein
analytischer Seite selbst erheben, den wir aber
Einwand von psycho-
um
so leichter
zu er-
ledigen hoffen. Die Erfahrung, daß jede Angst des Kindes der Geburtsangst entspricht (und jede Lust des Kindes zur Wiederherstellung
der intrauterinen Urlust tendiert), könnte
Kastrationsangst, Allgemeingültigkeit
im Hinblick auf
die sog.
die neuestens so stark betont wurde, in ihrer
angezweifelt
werden. Doch scheint mir leicht
verständlich, daß die kindliche Urangst sich
im Laufe der Entwick-
lung ganz besonders an das Genitale
eben wegen seiner ge-
wiß dunkel geahnten
heftet,
(oder erinnerten) faktischen biologischen Be-
ziehung zur Geburt (und Zeugung). Es
ist
begreiflich, ja eigentlich
selbstverständlich, daß gerade das weibliche Genitale als der Ort des
Geburtstraumas dann bald wieder lich von dorther
zum Hauptobjekt
stammenden Angstaffektes wird. So
des ursprüngbasiert die Be-
deutung der Kastrationsangst, wie schon Stärcke gemeint hat,^ auf der „Urkastration" der Geburt,
Mutter.'
Nur
„Kastration
d. h.
der
Trennung
des Kindes von der
erscheint es nicht gerade zweckmäßig, dort schon von
zu sprechen,
wo
es sich
noch nicht
Beziehung der Angst aufs Genitale handelt, der Geburt aus
dem
um
als sie
eine deutlichere
durch die Tatsache
(weiblichen) Genitale gegeben
ist.^
Eine starke
heuristische Stutze findet diese Auffassung darin, daß sie uns zwanglos das Rätsel der Ubiquität des „Kastrationskomplexes"
löst,
indem
sie
ihn
Stärcke; Psychoanalyse und Psychiatrie (Beiheft IV), 1921. 2) In Endträumen der analytischen Kur fand ich den Phallus öfters als „Symbol" der Nabelschnur verwendet. 5) Siehe auch Freud: Die infantile Genitalorganisation. Zschr. IX/a, 1925. i)
A.
(Erst nach Abschluß dieser Arbeit zitiert.)
.
Die infantile Angst
2}
auf die unbestreitbare Allgemeinheit des Geburtsaktes zurückführen
kann; ein Gesichtspunkt, der sich für das volle Verständnis und die reale
Fundierung auch der anderen „Urphantasien" von der größten
Bedeutung erweisen wird. Auch glauben wir nun besser zu verstehen,
warum
die „Kastrationsdrohung" regelmäßig eine so kolossale
haltige
Wirkung auf
kindliche Angst brachte
und
Kind ausübt,
— übrigens
das daraus stammende,
auch,
warum
vom Geburtsakt
die
„mitge-
Schuldgefühl durch keinerlei Erziehungsmaßnahmen zu ver-
meiden oder durch ist.'
das
und nach-
die üblichen analytischen
Die Drohung
trifft
Aufklärungen zu beheben
nicht nur auf das dunkel erinnerte Urtrauma,
bzw. die dasselbe repräsentierende unerledigte Angst, sondern bereits auf ein zweites
bewußt
voll
Unlusttrauma, die
erlebtes
Entwöhnung,
keit lange nicht der des ersten
dessen Intensität
gleichkommt,
ja
verfallenes
und Nachhaltig-
ein gut Teil seiner
dem voraufgegangenen
„traumatischen" Wirkung dritter Stelle tritt
und der Nachdrängung
verdankt. Erst an
dann das in der Individualgeschichte regelmäßig
phantasierte, höchstens
als
Kastration, das aber gerade
Drohung
wegen
erlebte
Genitaltrauma'
der
seiner Unrealität besonders prädis-
poniert scheint, den größten Teil des natalen Angstaffektes als Schuld-
gefühl zu übernehmen, das sich tatsächlich, ganz Sündenfalls, an die i)
2)
Trennung der Geschlechter,
Siehe daiu Melanie
Die
typische
im Sinne des biblischen die Verschiedenheit
Klein: Eine Kinderentwicklung, Imago,Bd.VII igzi. als Abwehr- und Trostsymbol der
Zweiheit, welche
Kastration den Verlust des einen unersetzlichen Gliedes (oft durch eine Vielheit) kompensieren soU, scheint ursprünglich dem Entwöhnungstrauma zuzuge-, hören und auf die Möglichkeit der Ernährung an beiden Brüsten zurück-
augehen, wobei tatsächlich die eine Brust den „Verlust" der anderen ersetzt. Auch die „symbolische" Verwendung der Testikel erweist sich nicht selten als
Mittelsvorstellung zwischen den Brüsten und
dem Penis, wie das Kuheuter dazu Stekels symbolische Gleichung der „paarigen Organe"). In einer andern Schichte scheint die Zweiheit der Kastrationsabwehr der
(vgl.
infantUen Ironie gegenüber dieser Lüge der Erwachsenen zu dienen (siehe dazu das Folgende im Text).
I
Das Trauma
24 der Sexualorgane
wußte, das
von nichts
und
der Geburt
-funktionell geknüpft erweist; das tiefste
Unbe-
immer geschlechtlich indifferent (bisexuell) bleibt, weiß daund kennt nur die primäre Urangst des allgemein-mensch-
lichen Geburtsaktes.
Im
Vergleich mit den wirklich schmerzhaft erlebten realen
der Geburt
und Entwöhnung
Traumen
scheint sogar eine tatsächlich erfolgte
Kastrationsdrohung die normale Abfuhr der Urangst
bewußtsein insofern zu erleichtern,
als ja das
als genitales Schuld-
Kind den Unernst der
Kastrationsdrohung ebensobald entdeckt hat wie alle anderen Unwahrheiten der Erwachsenen. als leere
Drohung
Dem
Urtrauma gegenüber wirkt dann
die bald
entlarvte Kastrationsphantasie vielmehr als ein Trost,
doch die Trennung nicht erfolgen könne.' Von hier führt ein direkter Weg zu den infantilen Sexual theorien (s. später S. 52 f.), welche daß
ja
die
„Kastration"
offenbar
um
(das
weibliche Genitale) nicht anerkennen wollen,
damit das Trauma der Geburt (Ur-Trennung) verleugnen
zu können.
Wir bemerken
hier übrigens, daß jede spielerische
tragischen Urmotive, welche mit
dem Bewußtsein
geht, lustauslösend wirkt,
sie die
vortäuscht.
indem
Verwendung
der
der Irrealität einher-
Negierung des Geburtstraumas
So die typischen Kinderspiele, vom frühesten „ Verstecken "
{Guck-Guck)uberSchaukeln, Eisenbahn-, Puppen- undDoktorspielen,'^ welche übrigens, wie
Freud
sehr frühzeitig erkannt hatte, dieselben
Elemente wie die entsprechenden neurotischen Symptome, nur mit positivem Lustvorzeichen beinhalten. Das Versteckenspielcn (auch „Zaubern"), das die Kinder unermüdlich wiederholen,
stellt
die Situation der
1) Den gleichen Trost-Mechanismen finden wir bei den als Opferhandlungen erkannten Fehlleistungen des Verlierens wieder: Man trennt sicli von einem wertvollen Teil seines Ich anstatt selbst ganz „getrennt" zu werden („Der Ring des Polykrates", der ins Meer geworfen wird, aber im Fischbauch wieder zur
Welt kommt.) 2)
Die beiden letzten mit direktem Bezug auf das Kinderkriegen (Puppe=FöTräumen).
tus in
Die infantile Angst
Trennung (und
2J rhythmischen
des Wiederfindens) als nicht ernst dar die ;
Bewegungsspiele (Schaukeln, Hopp-hoppreiten) wiederholen einfach den
embryonal empfundenen Rhythmus, der dann im neurotischen Sym-
ptom
des Schwindels die zweite Seite seines Januskopfes zeigt. Bald wird
dann
alles Spiel des
Kindes irgendwie
der Irrealität untergeordnet
und
dem
wesentlichen Gesichtspunkt
die Psychoanalyse hat ja zeigen können,
wie daraus die höheren und höchsten lustspendenden Phantasie
Formen
und
die
Irrealitäten, die
Kunst hervorgehen.' Selbst noch in den höchsten
dieser Scheinrealität, wie sie beispielsweise die griechische Tra-
gödie repräsentiert, sind wir imstande,
Angst und Schrecken zu ge-
nießen, indem wir dieseUrafTekte im Sinne von Aristoteles' Katharsis abreagieren, ähnlich wie das Kind die angstvolle Situation der Trennung als freiwilliges
Verstecken," das beliebig leicht
machen und zu wiederholen ist. Die aus dem Geburtstrauma stammende
und
oft
rückgängig zu
ständige
Angstbereit-
schaft des Kindes, die sich gerne auf alles mögliche verschiebt, äußert sich
noch
in ganz direkter, sozusagen biologischer
Itulturgeschichtlich
bedeutsamen
,
Weise in dem auch
charakteristischen Verhältnis
des
Kindes zum Tode. Was uns dabei zunächst überrascht hat, war nicht die Tatsache, daß das Kind die Todesvorstellung gar nicht kennt, sondern daß es auch hier, ähnlich wie auf lange Zeit nicht imstande
dem
Gebiete der Sexualität,
entsprechende Erfahrungen und selbst Aufklärungen in ihrer wirklichen Bedeutung zu akzeptieren. Es ist eines ist,
der größten Verdienste Freuds, unsere Aufmerksamkeit auf diese negative Todesvorstellung des Kindes gelenkt zu haben, die sich darin äußert, daß es beispielsweise verstorbene Personen
wesende behandelt. Bekannt i) 2)
ist
auch, daß das
wie zeitweise ab-
Unbewußte
Freud: Der Dichter und das Phantasieren, 1908. Auch im Märchen, z. B. von den sieben Geißlein,
diesen Stand-
hat das Verstecken die
Geburts-Rettungs- Bedeutung, d.h. der Rückkehr in den Mutterleib bei äußerer Gefahr.
26
Das Trauma, der Gehurt
punkt niemals aufgibt, wofür nicht nur der unausrottbare, in immer neuen Formen auflebende Unsterblichkeitsglaube Zeugnis ablegt, sondern auch die Tatsache, daß wir von Verstorbenen wie von Lebenden
träumen. Es wäre
nun wieder
gänzlich verfehlt,
tellektualistischen Einstellung zu glauben, das
vorstellung
wegen
akzeptieren; dies
ihrer Peinlichkeit
ist
und
im Sinne unserer
in-
Kind könne die Todes-
ihres Unlustcharakters nicht
schon deswegen nicht der
Fall, weil es sie a priori
ablehnt, ohne noch die Vorstellung ihres Inhalts vollzogen zu haben.
Überhaupt kennt das Kind keine abstrakte Todes Vorstellung, es reagiert nur auf den erlebten Todesfall oder den geschilderten (erklärten) inbezug auf die ihm nahestehenden Personen. Totsein gleichbedeutend mit Fortsein (Freud),
d. h.
ist
getrennt
für das Kind sein,
was un-
mittelbar an das Urtrauma rührt. Das Kind akzeptiert also die bewußte
indem
Todesvorstellung,
Darum kann
unbewußt mit der Urtrennung
es sie
identi-
den Erwachsenen roh erscheinen, wenn das Kind einen unerwünschten Konkurrenten, etwa ein neues Geschwisterchen, fiziert.
dessen Störung
wie wenn wir uns
es
ihm unangenehm
selbst
allein lassen.
jemandem
Nur
ist,
tot
sagen, er
verrät das
wünscht, was so
viel heißt,
möge zum Teufel gehen,
Kind ein weit
ursprünglichen Sinn dieser „Redensarten"
besseres
Wissen
d. h.
um
den
Erwachsenen, wenn dem störenden Geschwister eben rät, wieder dorthin woher es gekommen sei. Dies meint das Kind ganz ernsthaft als die
es beispielsweise
zu gehen,
und
dazu auch imstande, wieder auf Grund jener dunkeln Erinnerung an den Ort, woher die Kinder kommen. Der ist ist
Todesgedanke
somit von Anfang an mit einem starken unbewußten Lustaffekt, der
Rückkehr
Geschichte bis
dem
in den Mutterleib, besetzt, der sich durch die ganze
der Menschheit,
zur Wiederkehr im
von den
spiritistischen
primitiven Astralleib
Bestattungssitten
unvermindert
er-
halten hat.
Aber nicht bloß
die
Todes Vorstellung des Menschen hat diesen
libidinösen Hintergrund, sondern auch gegen die bewußterweise als
Die real erkannte
Trumpf
infantile
Vernichtung im Tode
^7
Angst
Mensch unbewußt den
spielt der
der pränatalen Existenz aus, welche den einzig wirklich er-
fahrenen Zustand jenseits des bewußten Lebens repräsentiert.
Kind einen störenden Konkurrenten beseitigen wünscht, so kann
es dies
es selbst
gekommen
Geschwisterchen kam: von der Mutter. sich selbst
ihm
also
den Tod
nur mittels der eigenen lustvoUen Erinnerung
an den Ort tun, von wo
wünscht
will,
Wenn das
ist
Man
an den Ort zurück, wo
es
und woher auch
könnte auch sagen,
das es
noch keinerlei Störungen
von außen gab. Die Berechtigung, in den kindlichen Todeswünschen das eigene unbewußte Wunschelement zu betonen, erhellt aus dem Verständnis der neurotischen Selbstvorwürfe, fällige
mit denen regelmäßig auf die zu-
Erfüllung eines solchen Wunsches reagiert wird.
Wenn man eine
nahestehende Person, gleichgültig welchen Geschlechts, verliert, so erinnert diese Trennung wieder an die Urtrennung von der Mutter und die schmerzliche Aufgabe, die Libido von dieser Person abzulösen, welche
Freud im Vorgang
der
Trauer
erkannt hat, entspricht einer psychi-
schen Wiederholung des Urtraumas.
An
den verschiedenen Trauerriten
der Menschen wird unzweifelhaft klar, wie erst kurzlich
Vortrag gezeigt bat, tifizieren trachtet,
beneidet.
'
daß der Trauernde sich mit
was
zeigt,
wie er ihn
um
die
Reik in einem
dem Toten zu
iden-
Rückkehr zur Mutter
Die bedeutungsvollen Eindrücke, die tatsächlich frühverstor-
bene Geschwister im Unbewußten des Überlebenden, später oft neurotisch
Gewordenen zurücklassen, zeigen deutlich
wirkung
dieser Identifizierung
selten darin äußert,
die
unheimliche Nach-
mit dem Verstorbenen, die sich nicht
daß der Betreffende sein Leben sozusagen unbewußt
in steter Trauer, d, h. in
einem Zustande
verbringt, der
dem
nierten Aufenthaltsort des Verstorbenen verblüffend angepaßtist.
Neurose läßt sich geradezu in ihrer Ganze
als
suppo-
Manche
eine solche embryonale
Fortsetzung der unterbrochenen Existenz eines frühverstorbenen Ge-
i)
„Tabnit, König von Sidon" (Wiener PsA. Vereinigung,
März
i9»3)-
2ö
Das Trauma
schwisters verstehen
häufig
a]s
und
der Gehurt
die Melancholie zeigt denselben
Mechanismus
Reaktion auf einen aktuellen Todesfall.^
Das Kind beneidet den Toten
und dementsprechend knüpft Geschwisterchen, wie
um das Glück der Rückkehr zur Mutter die eigentliche Eifersucht auf das
neue
man
in den Analysen noch deutlich sieht, in der Regel an die Schwangerschaftsperiode, d.h. dessen Aufenthalt im Mutterleibe an,
während
die
bekannte Abfindung mit der Tatsache des neuen
Konkurrenten durch Identifizierung mit der Mutter (das Kind vom Vater) bald nach der Geburt beginnt (das Kind als lebende Puppe). In dieser
unbewußten Tendenz
des Kindes, sich mit
sterchen, dessen bevorstehende
wurde, 2u identifizieren,
man im
dem intrauterinen GeschwiAnkunft ihm ja genugsam angekündigt
liegt das
Wesentliche dessen beschlossen, was
Sinne der psychoanalytischen Forschungen
als das
Trauma
des zweiten Kindes (Geschwister-Trauma) bezeichnen könnte. Das Wesentliche dabei besteht darin, daß das nachfolgende Kind die tiefste Wunschtendenz des bereits vorhandenen, den Aufenthalt in der Mutter realisiert, so
aber ein- für allemal den
Weg
zur
Rückkehr sozusagen
was bestimmend für die ganze weitere Einstellung und Entwicklung des Erst- oder Vorhergeborenen werden kann (siehe die Psycho-
verlegt,
logie des Jüngsten S. 107:
„Die heroische Kompensation"). Von da aus werden auch manche sonst unverständlicheZüge im erwachsenen Liebes-
leben (neurotische Kinderheschränkung usw.)—, wie gewisse organneurotische Frauenleiden analytisch zugänglich (Pseudo-Sterilitätusw.).
Die Identifizierung des Todeszustandes mit der Rückkehr in den Mutterleib erklärt auch, warum die Toten in ihrer Ruhe nicht gestört werden dürfen und
warum
eine solche Störung als die größte Strafe
empfunden
wird. Dies beweist die sekundäre Natur der ganzen Wiedergeburtsphantasie, welche keinen andern Sinn hat, als den
ursprünglichen Zu-
stand wiederherzustellen. Dies zeigen auch verschiedene biologische 1)
Es wäre der Mühe wert,
in
den Anamnesen Melancholischer darauf zu
achten, ob sie in der Kindheit einen Todesfall
(in
der Familie) erlebt haben.
Die
infantile
Tatsachen, bei denen das von
Jung
Angst
2^
irrtümlich für das Wesentliche
gehaltene ethisch-anagogische Element der Wiedergeburtsidee ausgeschlossen
ist.'
Ein besonders lehrreiches Beispiel
bildet eine
bestimmte
Art der Cichliden, „Maulbrüter", deren Weibchen die Laichkörner bis zur Reife in einem Kehlsack austragen." Bei der in Nordafrika leben-
den Art Haplocliromis strigigena, die ihre Eier an Pflanzen und Steine wird erst den ausgeschlüpften
heftet,
Jungen
der Kehlsack der
Mutter Zuflucht und Schutzorgan. Droht Gefahr oder kommt die Nacht,
dann
öffnet die
Mutter das Maul und eine ganze Schar der jungen
Haplochromen kriechen darin unter und bleiben so lange dort, bis die Gefahr vorüber ist oder der Morgen graut. Dies Gebahreti ist besonders interessant, weil es nicht bloß den
durch die ganze Tierreihe hindurch-
gehenden physiologischen Schlaf als zeitweilige Rückkehr in den Mutterleib erweist,
sondern weil gerade bei dieser Spezies die eigentliche
Brütung außerhalb des mütterlichen Körpers erfolgt (auf Steinen und Pflanzen) und von diesen Tieren sozusagen später nachgeholt wird, weil sie
scheinbar nicht darauf verzichten können.
Andere Tiere, die nicht wie die Beuteltiere (Känguruh) die partielle Rückkehr in den Mutterleib als Schutz haben, ersetzen diesen in einer
nur „symbolisch" zu nennenden Weise, wie beispielsweise
die Vogel
Jung
ist hier blind an den biologischen Tatsachen vorbeigegangen, weil die „analytische" Regressionstendenz zu schützen suchte gegen er sich und dabei die biologische übersali. So ist er oppositionell in die ethisch-anagogische Richtung geglitten, welche die Idee der Wiedergeburt in den Mittelpunkt stellt, die doch nur ein intcllcktualistischer Ausläufer ist („Wandlungen und Symbole der
,)
Libido", Jahrbuch, IV, 1912, S. 267). a) Die Mau Ibrut pflege findet sich bei zahlreichen Knochenfischen, ja sogar vereinzelt unter den Wirbeltieren. S. Meisenbeimer: Geschlecht und Ge-
im
Tierreich. Jena 1921, I. Band, Kap. 20: „Die Verwendung des Hierher Körpers im Dienst der Brutpflege", VIII. Stufe, S. 566 f. elterlichen gehören auch die wunderbaren Ortsinstinkte der Zugvögel und Wanderfische,
schlechter
—
die von
jedem fremden
langen, ivieder
i
man sie bringt oder an den an den Ort ihrer Geburt zurückkehren. Platz,
an den
sie selbst
ge-
Das Trauma
30
der Geburt
durch den Nestbau ' (den übrigens schon hier darauf aufmerksam, daß das,
im wesentlichen
die
Jung heranzieht). Wir werden
was wir tierischen Instinkt nennen,
Anpassung der pränatalen Libido an die Außen-
welt beinhaltet, also die Tendenz, diese Außenwelt möglichst getreu
dem
vorher erlebten Urzustand anzugleichen, während der Mensch auf
Grund
seiner langen Graviditätsperiode
und mit Hilfe der
später ent-
wickelten höheren Denkfähigkeiten den wirklichen Urzustand auf alle
mögliche "Weise, sozusagen schöpferisch wieder herzustellen sucht, was
ihm
in den sozial angepaßten Phantasieprodukten der Kunst, Religion,
Mythologie
während
bis
zu einem hohen Grade von Lustgewinnung gelingt,
es in der
Neurose kläglich
Der Grund hierfür liegt, wie
scheitert.
die Psychoanalyse gezeigt hat, in einer
psycho - biologischen Entwicklungshemmung, welche wir unter
dem
Sexualtraumas im nächsten Abschnitt besprechen wesentliche Moment der Neurosenentwicklung darin
Gesichtspunkt des wollen, da das
zu liegen scheint, daß der Mensch bei der biologischen wie kulturellen
Überwindung
des Geburtstraumas, welche wir
Durchgangspunkt der Sexualbefriedigung Ursituation
am
meisten annähert, ohne
Anpassung nennen,
scheitert,
sie
am
welche sich der
doch vollinhaltich
im
in-
fantilen Sinne wieder herzustellen.
i)
Eine amerikanische Kiadergärtnerin erzählte mir einmal, daß die kleinen sie mit Plastelin spielten, zumeist spontan Vogelnester nachbildeten.
Kinder, wenn
..i
Die
Das ganze
infantile
sexuelle
Befriedigung
Sexualproblem
liegt eigentlich in
der berühmten
Fragenach der Herkunfider Kinder beschlossen. Diese Frage, zu der das
Kind früher oder später spontan
gelangt,
tritt,
wie wir erfahren haben,
als
Endresultat eines unbefriedigenden Denkprozesses hervor, der sich in
mannigfachen Eigenarten des Kindes (Fragedrang) äußert, die beweisen, daß das Kind in sich
selbst die verlorene
Erinnerung an seinen früheren
Aufenthalt sucht und infolge einer äußerst intensiven Verdrängung nicht finden kann. Daher bedarf es auch in der Regel eines äußeren Anstoßes,
meist der Wiederholung des Ereignisses durch die Geburt eines Geschwisterchens,'
um
die Frage schließlich offen hervorbrechen zu lassen
an die Hilfe der Erwachsenen zu appellieren, die offenkundig dieses einmal verlorene Wissen irgendwie wiedergefunden zu haben
„„a
so
scheinen. Bekanntlich bringt aber die Beantwortung der Frage, selbst durch analytisch aufgeklärte Erzieher, dem Kinde ebensowenig Be-
freiung wie
ihm
dem erwachsenen Neurotiker
nicht bewußt gewesenen
gleichfalls
die Mitteilung irgendeines
Zusammenhanges, den
er infolge innerer,
unbewußter Verdrängungs widerstände nicht akzeptieren
kann. Auch verrät die typische Reaktion des Kindes auf die wahrheitsgetreue Antwort (das Kind wachse
im
Mutterleib, wie etwa die Pflanze
Es Bcheinl nach verschiedenen analytischen Erfahrungen, daß einiige oder jüngste Kinder (hxw. auch solche, die ein schweres Geburtstraumaiu verdrängen i)
hatten) die Frage nicht so direkt stellen,
Das Trauma der Gehurt
^2 in der Erde),
wo
das eigentliche Interesse des Kindes liegt:
man hineinkomme!
Problem, wie
nämlich im
Dies bezieht sich aber nicht so
sehr auf das Rätsel der Zeugung, wie die Erwachsenen von sich aus riickschließen, sondern zeigt zunächst die
hin,
wo man
vorher war.
Verdrängung erfahren
Da
'
hat,
so
das
Trauma
kann
der Aufklärung nicht herstellen rien von der Herkunft der Kinder
Tendenz zur Rückkehr
das
und fest,
dort-
der Geburt die intensivste
Kind die Erinnerung
hält an seinen eigenen
trotz
Theo-
welche offenkundig unbewußten
Reproduktionen des pränatalen Zustandes entsprechen und ihm so die Illusion einer
möglichen Rückkehr offen
lassen,
welcher
es
durch
Akzeptierung der Aufklärung verlustig ginge.
Da
ist
vor allem die berühmte Storchfabel, die ja geradezu darauf
gegründet scheint, daß der periodisch an denselben Ort wiederkehrende
Zugvogel das Kind sowohl bringen
nehmen kann,^ wobei
als
auch wieder mit sich zurück-
gleichzeitig der traumatische Sturz in die Tiefe
durch den sanften Gleitflug des ausdauernden Fliegers andere von
Freud
aus
entleert.
Auch
i)
und wird
soll die
(als
Kot durch den
Speise)
Darm
Leichtigkeit der Wiederholungsmög-
im Sinne der Kompensation
Mephistopheles:
als
kommt
wie wir wissen, für das Kind luslvolle Vorgang,
der sich täglich abspielt, lichkeit
Mutter an: das Kind
in die Mutter
dieser,
Eine
Beziehung auf die Verdauungszirkulation
direkt an das Leibinnere der
Mund
ist.
dem Unbewußten erschlossene infantile Geburts-
theorie knüpft mit ihrer
durch den
ersetzt
des
Traumas gewährleisten. Auch
Gesetz der Teufel und Gespenster; Wosiehereingesclilüpft, da müssen sie hinaus.
„'s ist ein
Das erste steht uns frei, beim zweiten sind wir Knechte." Die Indianer sollen bei der Herstellung von Pleclitarbeiten u.a. die Kreise in den Ornamenten nicht ganz schließen, weil die Frauen sonst keine Kinder bekämen (nach mündlicher Mitteilung einer Reisenden). 2) Sei es zu anderen Eltern (Familienroman), sei es an den Ort der Herkunft „Todeswunsch"). Siehe des Verfassers Abhandlung über die Lohengrinf
sage, igii.
Die die spätere Theorie,
sexuelle Befriedigung
an der
viele
}}
Menschen ziemlich lange
festhalten,
daß nämlich die Kinder durch Aufschneiden der Mutter (meist in der Nabelgegend) geboren werden, beruht auf der Verleugnung der eigenen Geburtsschmerzen, die zur Gänze der Mutter aufgebürdet werden/
Der gemeinsame Zug ethnologisch {Mythen sind,^
ist
die
Geburtstheorien, die auch
und besonders Märchen)
reichlich zu belegen
Verleugnung des weiblichen Sexualorgans und
deutlich, daß sie auf der
beruhen.
aller infantilen
dies verrät
Verdrängung des dort erlebten Geburtstraumas
Die unlustvolle Fixierung an diese Funktion des weiblichen
Genitales als Gebärorgan, liegt letzten Endes noch allen neurotischen
Störungen des erwachsenen Sexuallebens zugrunde, der psychischen
Impotenz wie der weiblichen
Frigidität in allen ihren
Formen, äußert
sich aber auch besonders deutlich in bestimmten Arten
(Schwindelanfällen), die mit
dem Gefühl
des Enger-
von
Platzarigst
and Weiterwerdens
der Straße einhergehen usw.
Weiters gehen aber auch die Perversionen, die
ja
nach Freud
das Positiv der Neurose darstellen, in entscheidender Weise auf die infantile Ursituafion zurück. Wie ich bereits anderwärts ausgeführt habe^ jst
das Verhalten des Perversen dadurch charakterisiert, daß er die in-
die typische
Mythenphantasie zu erwälinen, daß der furchtlo-_ se Held regelmäßig einaus dem Mutterleib Geschnittener ist, der— meist frühreif schon als Kind Wundertaten vollbringt; ihm bleibt offenbar mit der Geburtsangst auch die neurotische Frühperiode ihrer Erledigung erspart (siehe den Abschnitt: Die heroische Kompensation, S. 102). i)
Hier
ist
Übrigens hat es nach vereinzelten Erkundigungen den Anschein, als ob Kinder, die operativ zur Welt gebracht wurden, sich tatsächlich in gewisser
Beziehung
besser entwickelten. Anderseits hatte eine Frau, die ihr Kind in Narkose zur Welt gebracht hatte, das Gefühl, es sei nicht ihres, weü sie bei der Geburt bewußtlos
gewesen
sei.
Ihr infantiles Interesse,
woher die Kinder wirklich kommen,
ist
also
dabei unbefriedigt geblieben. 2)
Siehe meine Abliandlung Völkerpsychologische Parallelen zu den infantilen :
Sexualtheorien, 1911. 5) 3
Perversion und Neurose,
Raak
(Zschr., VIII, 1922.)
Das Trauma
)4 fantile Geburtstheorie
vom
der Geburt
analen Kind durch ihre teilweise Reali-
sierung vor der Verdrängung mittels des Schuldgefühls bewahrt: er spielt selbst das anale
also in
Kind, ehe es das Geburtstrauma erleiden mußte,
möglichster Annäherung an den Zustand der ( „polymorph -per-
versen ")Urlustsit-uation. Für die
keiner weiteren Erklärung
Ko pro- und Urolagnie bedarf es dazu
und ebenso
setzen alle anderen Arten der
Mundperversion die intrauterine Libidobefriedigung {bzw. die postnatale an der Mutterbrust) irgendwie
darum
Der Exhibitionist
ist
dadurch
daß er in den paradiesischen Urzustand der Nacktheit
charakterisiert,
zurückkehren
fort.'
will, in
so liebt.
dem
er vor der Geburt lebte
und den
Kind
das
Eine besondere Lustbetonung weist dabei der Akt des
Auskleidens, das Abstreifen der Hüllen auf, wie wir es in ausge-
sprochenen Fällen finden.
Die Entblößung der Genitalien entspricht
dann im Sinne der heterosexuellen Entwicklungsstufe dem Ersatz des stellvertretenden Teiles (Penis
der
Mann
die erste, das
Weib
—- Kind)
die zweite
für den ganzen Körper,
wobei
Bedeutung bevorzugt, was mit
verschiedenen Entwicklung des Kastrationskomplexes (normal:
der
Schamgefühl) zusammenhängt. Die besondere Charakteristik des sexuellen Schamgefühls, das Schließen oder
Bedecken der Augen" und das
Erröten weisen auf die pränatale Situation hin, in der bekanntlich
nach unten gerichteten Kopf das Blut zuströmt. Übrigens
ist
dem
auch die
apotropaische Bedeutung der Genitalen tblößung, die ein großes Stück des Aberglaubens beherrscht, ursprünglich nichts anderes als der Aus-
druck des auf dem Gebärorgan lastenden Verdrängungsfluches, der auch
Aus der Analyse einer Frau, die den Cunnilingus bevorzugte, ergab sich, LustempGndung an das Gefühl geknüpft war, ihre Klitoris (analog dem Penis) in einer warmen Höhle zu spüren. 2) Die tiefe Verknüpfung der von mir als „exhibitioniBtisch" erklärten Motive x)
daß
f.
die
der Nacktheit:
Kleidung, Blendung und Fesselung
(s.w. unten) ergibt sich
durch ihre gemeinsame Beziehung zur Ursituation. (Siehe meine damalige Abhandlung; Die Nacktheit in Sage und Dichtung, 1911. erst
-•!
a
Die sexuelle Befriedigung in den verschiedensten
)j
Verwünschungen und Flüchen
deutlich
zum
Ausdruck kommt. Ähnliches
gilt
für den
Partial Verdrängung
Fetischismus,
dessen
Mechanismus als einer
mit kompensatorischer Ersatzbildung
Freud
längst
beschrieben hat; die Verdrängung betrifft dabei ganz regelmäßig das mütterliche Genitale
im Sinne
der traumatischen Angstbesetzung
und
dessen Ersatz durch einen lustbesetzten Körperteil oder dessen ästhetisch
noch einwandfreiere Hülle
(Kleider, Schuhe, Korsett usw.).
Für den Masochismus haben mich schon frühere analytische Erfahrungen ahnen
lassen,
daß
um
es sich dabei
Geburtsschmerzen („SchlagephantasJe") in handelt,
^
Phantasie s.
was
sich aus
erklärt,
fast
lustvolle
der
Empfindungen
regelmäßigen Fesselung (Strafe:
später), als teilwei ser Wiederherstellung
nachgeahmt
Umwandlung
anderen typischen Elementen der masoch istischen
wie der
der Unbevveglichkeit,
die
die ja in
erscheint,^
Auf
derintrauterinenLustsituation
der Windelsituation (Sadger)
nur
der anderen Seite scheint der typische
Sadist, der im Blut und in den Eingeweiden wühlende Kinderschlächter
Ray) oder Frauenmörder (Bauch aufschlitzer), die infantile Neugierde, wie es im Leibesinnern aussieht, restlos zu agieren. W^ährend der Masochist den ursprünglichen Lustzustand durch affektive Um(Gilles de
Hierher scheint der weitverbreitete Fruchtbark ei tszauber des Ruteiischlagens („Lebetisrute") zu gehören, wie er in den Mythen der jungfräulichen Bona Dea als Strafe von seiten des eigenen Vaters erscheint, dessen Lüsten sich Man vgl. dazu das Peitschen der Brautpaare die keusche Göttin widersetzt. Hochzeitsbräuchen deutschen (W. IVI an nhardt: Antike Feld- und Waldin den kulte I, 299—503), in den römischen Luperkalien, im Wintersonnenwendefest i)
—
der Mexikaner, wobei die jungen um sie fruchtbar zu machen. 2.)
Madchen mit Säckchen geschlagen wurden,
Die bei den letztgenannten Formen (Exhibitionismus, Masochismus) be-
sonders hervortretende Rolle der von
Sadger
sog.
„Haut -Seh leim haut- und
Muskelerotik" scheint direkt aus der intrauterinen Situation ableitbar, wo der ganze Körper sozusagen ständig durch ein wohliges Gefühl von Weichheit, Wärme und Flüssigkeit angenehm „gekitzelt" wird. 3*
^s
Das Trauma
^6
der Geburt
Wertung des Geburtstraumas wieder herzustellen sucht, verkörpert der Sadist voll
den unauslöschlichen Haß des Ausgestoßenen, der mit seinem
erwachsenen Körper wirklich versucht, dort wieder hineinzu-
kommen, wo
Kind herausgekommen war, ohne Rücksicht darauf,
er als
daß er dabei auch sein Opfer sache
ist.
Auch
zerfleischt,
(Siehe später über das
die
Homosexualität
zu fügen; basiert
sie
Opfer,
was keineswegs die Haupt-
S. 94.)
scheint sich dieser Auffassung zwanglos
doch ganz offensichtlich beim
Manne auf dem
Abscheu vor dem weiblichen Genitale, und zwar wegen seiner innigen Beziehung
zum
Geburtsschock. Der Homosexuelle sieht
das mütterliche Gebärorgan
und
ist
Organ anzuerkennen. Überdies
daher unfähig,
spielen
die
im Weib nur
es als lustspendendes
Homosexuellen beiderlei
Geschlechts, wie wir aus den Analysen wissen, nur bewußterweise
Mann und
Frau,
—
im Unbewußten regelmäßig Mutter und Kind
was bei der weiblichen Homosexualität direkt manifest ist
— und
stellen
insofern tatsächlich eine besondere Art der Liebesbeziehung dar {„das dritte Geschlecht*'),
nämlich die direkte Fortsetzung der ungeschlecht-
lichen aber libidinösen
hebung
wert, daß
sich anscheinend
lich zur
Bindung der
Ursiluation.
Es
ist
der Hervor-
die Homosexualität als diejenige Perversion,
nur auf den Geschlechtsunterschied
die
bezieht, eigent-
Gänze auf der im Unbewußten fortlebenden Bisexualitat
des
embryonalen Zustands beruht.'
Mit diesen Erörterungen befinden wir uns mitten der
Geschlechtlichkeit,
welches
die
libido späterhin in so unerwünschter
in
dem Problem
simplen Äußerungen
Weise kompliziert.
der Ur-
Ich denke
das konsequente Festhalten an unserer bisherigen Auffassung wird
auch in den Stand
setzen,
dem
wicklung ein Stück näher zu
uns
Verständnis der normalen Sexualent-
kommen und
die scheinbar entgegen-
stehenden Schwierigkeiten zu überwinden. 1)
Hier wird die Hinfälligkeit von Adlers „männlichem Protest"
als
Er-
klärungsprinzip für die Perversionen (HomoseKualität) offenkundig.
4
Die Es
ist
57
besonders in letzter Zeit wiederholt bemerkt worden, daß
unsere gesamte Mentalität
punkt
sexuelle Befriedigung
so sehr in
und Welteinstellung den männlichen
den Vordergrund rückte und den weiblichen
auch des sozialen und wissenschaftlichen Denkens
Tatsache, daß lange
ist
die
und bedeutsame Perioden der menschlichen Kul-
turentwicklung unter
dem
Einfluß des von
und sogenannten „Mutterrechtes' standen und es
fast
Vielleicht das krasseste Beispiel für diese
gänzlich vernachlässigt hat. Einseitigkeit
Stand-
erst einer
,
Bachofen
„entdeckten"
der Vorherrschaft der Frau
d. h.
besonderen Anstrengung, der deutlichen Über-
windung von Widerständen
um
bedurfte,
diese offenbar
auch aus der
Überlieferung „verdrängten" Perioden wiederzufinden und sachen zu akzeptieren.'
Wie
als
Tat-
weit diese Einstellung sogar noch in uns
Psychoanalytikern nachwirkt, zeigt sich darin, daß wir in der Regel
nur für den Mann
die Sexualverhältnisse stillschweigend
darstellen,
wie wir vorgeben der Einfachheit wegen oder wenn wir ehrlicher sind, aus mangelhaftem Verständnis des weiblichen Lebens. Ich glaube kaum,
daß diese Einstellung die Folge einer sozialen Unterschätzung der Frau wie Alfred Adler meinte, sondern umgekehrt, beides der Ausdruck
ist,
jener Urverdrängung, welche das
Weib wegen
Verbindung mit dem Geburtstrauma auch zusetzen
und zu verleugnen
sucht.
sozial
seiner ursprünglichen
und
intellektuell herab-
Indem wir nun
die verdrängte
ürerinnerung an das Geburtstrauma wieder bewußt zu machen suchen, glauben war auch, die damit zugleich verdrängte Hochschätzung des
Weibes durch Befreiung des auf seinem Genitale lastenden Fluches wieder zu rehabilitieren.
Wir haben mit Überraschung aus den Analysen Freuds erfahren, daß es ein vollwertiges, wenn auch intensiv verdrängtes männliches Gegenstück zu
—— — ^
.
dem
schon oberflächlicher Beobachtung erkennbaren
—
\
^
•
^
——
'
'-^
M. Vaerting: Die weibliche Eigenart im Männerstaat und männliche Eigenart im Frauenstaat. Karlsruhe igaii)
Siehe
die
1 Das Trauma
ßS
Mädchen
Penisneid der
Knaben, Kinder
der Geburt
nämlich den unbewoißten Wunsch des
gibt:
— auf dem analen Weg — gebären zu können. Diese
Wunschphantasie, die durch die unbewußte Gleichsetzung von Kind und Kot (anales Kind), späterhin mit dem Penis, im Unbewußten wirk-
sam erhalten
bleibt, stellt gleichfalls nichts anderes dar, als einen
such zur Wiederherstellung der Ursituation, in der ein „anales" liche
kennen
feststeht,
selbst
noch
man als erstes Genitale das weibprimäre Wahrnehmung wohl physiologisch
d. h. aber,
lernte, dessen
ehe
psychologisch aber erst durch das Geburtstrauma repräsentiert
Daß
wird.
Kind war;
man
Ver-
Knabe bald nach der Geburt
der
allen anderen
das
ihm
eigene Glied bei
Geschöpfen voraussetzt,
ist wohl aus der anthropomorphen Einstellung des Menschen überhaupt leicht verständlich. Dennoch sollte uns die Hartnäckigkeit, mit der er gegen aJlen Augenschein
an dieser Auffassung
festhält,
davor warnen, dies der narzißtischen
Selbstüberschätzung allein zuzutrauen.
zunehmen, daß der Knabe
Es
liegt
vielmehr nahe an-
die Existenz des weiblichen Genitales so-
lange
als
dieses
Organs erinnert zu werden,
möglich zu leugnen sucht, weil er
es vermeiden will, an den ihm noch in allen Gliedern spukenden Schreck beim Passieren
den daran hängenden Angst-
d. h.
aiiekt zu reproduzieren.
Beweisend dafür
sich das kleine
in der gleichen ablehnenden
Mädchen
das eigene Genitale einstellt,
liche
ist,
sclieint
und zwar eben
mir jedoch, daß
weil es
Weise gegen
auch das weib-
ohne des narzißtischen Vorteils
eines Penisbesitzes teilhaftig zu sein. Diese Einstellung manifestiert sich als der sogenannte
„Penisneid", wobei sich zeigt, daß auch der
bewußten
— Motivierung
vom
— mehr
oder weniger
Ich (Neid) keineswegs die Hauptrolle
Im
Gegenteil ergibt sich, daß beide Geschlechter in gleicher Weise das weibliche Genitale geringschätzen und zu verleugnen suchen, zufällt.
weil beide
ohne Rücksicht auf ihr Geschlecht der Urverdrängung
mütterlichen Genitales unterworfen sind. Penis
— von
Adler
in
Anlehnung an
des
Beider Überschätzung des
die sexuale Schulpsychologie
Die aus
dem
—
klärt
sexuelle Befriedigung
}9
nicht einmal sekundären Gefühl der „Minderwertigkeit" ererweist sich letzten Endes
als
Reaktionsbildung gegen die
Existenz eines weiblichen Sexualorgans überhaupt, aus
dem man
ein-
mal schmerzhaft ausgestoßen wurde. Die Akzeptierung der „Kastration die ja die normale weibliche Entwicklung bedingt, die uns aber auch ,
in so typischer Weise
im Kastrationswunsch
tiker entgegentritt, ist
vermöge des
bereits
der männlichen Neuro-
erwähnten phantastischen
Elements geeignet, die reale Trennung von der Mutter durch die Identifizierung mit ihr zu ersetzen
und
so
auf dem
Umweg der Geschlechts-
liebe sich wieder der Ursituation anzunähern.
Für den Mann bedeutet ja ganz zweifellos, wie Ferenczi' in geistreicher Weise ausgeführt hat, das Eindringen in die Va^nalöffnung des Weibes eine partielle Rückkehr in den Mutterleib, die durch Identifizierung mit
dem Penis, den wir als Symbol
des Kleinen („Däumling")
kennen, nicht nur zu einer vollständigen, sondern auch wieder zur infantilen wird. Bei der Frau liegen aber die Verhältnisse, wie sich an
analytischem Material nachweisen
Frau
ist
vermöge der
mit
dem
ganz ähnlich, denn auch die
in der Masturbation so intensiv erlebten Klitoris-
libido imstande, sich in jyjaße
läßt,
weitgehendem
Penis, bzw.
—
oft
dem Mann zu
genug zu weitgehendem identifizieren
indirekt auch der Mutterleibssituation anzunähern.
und
-
so sich
Die darin schein-
bar zutage tretende Männlichfceitstendenz, die auf der unbewußten Identifizierung mit dem Vater ruht, verfolgt letzten Endes den Zweck, wenigstens so des unschätzbaren Vorteils teilhaftig zu werden, den der
Mann tiell
vor der Frau voraus hat
mit dem das Kind
und der darin
besteht, daß er sich par-
selbst repräsentierenden
Penis in die Mutter
zurückbegeben kann. Für die Frau ergibt sich dann eine noch weitergehende, die normale, Befriedigung dieses ürwunsches in der Identifizierung mit der Leibesfrucht, die als Mutterliebe manifest wird.
i)
Versuch einer Genitaltheorie (Kongreßbericht), Zschr. VIII, 1922,
S. 479.
Das Traujna
40
der Gehurt
Die unbewußte Gleichsetmng von Kind und Penis, die wir in den Psychosen so häufig be^vußt finden, vermagzwei analytisch gefundeneTatsachenzuerklären. Einmal die sohäufige, von Boehm(Zschr.Vin,i922) beschriebene Angstvorstellung des (homosexuellen oder impotenten) Mannes, von einem bei der Frau versteckten ungeheueren „aktiven" Penis, der plötzlich (nach Art eines Rüssels oder Pferdegliedes) herausgeschleudert wird, was deutlich auf die Identifizierung mit dem im mütterlichen Genitale versteckten Kinde hinweist, das plötzlich im GebuTtsakt herauskommt. Das weibliche Gegenstück zu dieser Vorstellung der „Frau mit dem Penis" hat sich mir aus Analysen, besonders von weiblicher Frigidität ergeben, wo nicht, wie man
—
—
meinen
der erste Anblick eines männlichen Gliedes (etwa des Brüderchens oder von Gespielen) im Sinne des „Penisneides" pathogen wirkte. sollte,
Vielmehr war
es
der Anblick eines
Genitales, was die traumatische
größe erinnerte,
d. h. statt eines
großen (erigierten oder väterlichen) Wirkung hatte, weil es an die Kindes-
am
eigenen Leib (durch Masturbation)
wahrgenommenen Körpereingangs
bereits etwas drin stecken zeigt, was den supponierten Eingang versperrt und sich späterhin (auf der sexuellen Stufe) sogar als etwas erweist, das in
dringen will
den eigenen Körper ein-
dazu die Angst vor Meinen Tieren). Der oft bewußte Schreck neurotischer Frauen, wie denn das große Ding in sie hinein-
gehen
(vgl.
solle,
rührt unmittelbar an die ürverdrängung des Geburtstraumas. Anderseits zeigt die bekannte Hochschätzung des gioßen Gliedes durch die Frau, daß sich gerade daran und
eben deswegen die
höchste Lustmöglichkeit knüpft, die durch eventuelle Schmerzen Smne der Ursituation nur gesteigert
im
wird. Aus den Analysen der weiblichen Frigidität (Vaginismus) ergibt sich mit Sicherheit, daß die typischen (masochistischen) Vergewaltigungsphantasien, die bei diesen Frauen verdrängt sind, nichts anderes
darstellen als mißglückte Anpassungsversuche an ihre (weibliche) Sexualrolle, indem sie sich als Niederschlag der anfänglischen Identifizierung
mit
i&t
dem Manne
(Penis)
Die
sexuelle Befriedigung
41
erweisen, die das aktiv-libidinöse Eindringen in die Mutter ermög-
lichen sollte.^ Das männliche Vorbild dazu finden wir in
dem
für die
meisten Männer besonders lustvollen („sadistischen") Aktder Defloration,
dem schmerzlichen und blutigen Eindringen in das weibliche Genitale, in dem noch niemand drin war." Im ersten Stadium der Kindheit verhalten sich also beide Geschlechter in bezug auf das Urobjekt der Libido, die Mutter, ganz gleich. flikt,
den wir dann in den Neurosen in
setzt erst
so großartiger
Entfaltung sehen,
mit der Kenntnis des Geschlechtsunterschiedes
ebenfalls für beide Geschlechter das für die spätere
Trauma darstellt. Für den Knaben, kennen lernt, dem er entstammt, und
Der Kon-
ein.
welche
Neurosenbildung
entscheidende
weil er das weibliche
Genitale
in das er später ein-
dringen
soll,
für das
lernt, das nicht
machen lingt es
Mädchen, weil
nur ein Eindringen
scheint, sondern
es das
männliche Genitale kennen
in das Liebesobjekt
später selbst
unmöglich zu
einzudringen bestimmt
ist.
Ge-
auch dieses Trauma durch glückliche Anpassung an die Oedipus-
situation zu
überwinden, dann
kommt
es
im
späteren Liebesleben durch
den Geschlechtsakt zu einer teilweisen Befriedigung des Urwunsches, 1)
Vgl. zu dieser typischen
Form der weiblichen Objektwahl meine
über die Libido Vorgänge bei der Heilung (1. c). zitierte Arbeit die späteren Hinweise auf mythologisches Material auch gj Vgl.
(S.
bereits
io6).
daß auch diese unbewußten Strebungen, wie so vieles Es Folkloristik als unverstandene Tatsachen existieren. der andere, in So die bekannte Mikaoperation der Australier, die meist nach der Beschneidung (Circumscheint übrigens,
cision) ausgeführt
und 14 Jahren) und eine künstliche Hypoim erigierten Zustande flach und lappenderen Labien und Klitoris Übrigens vielfach
wird (zwischen
1 2
spadie des Penis erzeugt, der damit
—
fdrmig wird. Beim Weibe beschnitten werden, um den Kindern nicht zu schaden (offenbar bei der Gewird dann zur Ermöglichung des Koitus der Hymen gewaltsam durchburt)
—
und der Scheiden ein gang durch einen Schnitt gegen den After hin erweitert. Trotzdem muß der Mann seinen Penis noch mit besonderer Schwierigkeit einführen, offenbar aus Angst gänzlich hängen zu bleiben oder hineinzufallen.
trennt
(Siehe Näheres über die Operationen
im „Handwörterbuch der
inReitzensteins bereits zitiertem
Sexualwissenschaft",
S.
5 ff.)
Artikel
I
Das Trauma
4-2
jedenfalls zur weitestgehenden, die
an diesem
Trauma
in der ja Oedipus-
spielen
und
grande
steht.
jedoch
ist
der Geburt
Überhaupt möglich ist. Das Scheitern
das für die spätere Neurose Entscheidende,
und Kastrationskomplex eine
so überragende Rolle
Sejcuakblehnung bei beiden Geschlechtern im VorderBeide werden dann in der Neurose auf die Stufe des ersten
die
GenitalkonHifctes zurückgeworfen
und
flüchten von da weiter zurück
in die ursprüngliche Libidosituation, die wieder für beide Geschlechter in der Rückkehr zur Mutter besteht.
Der Mann kann dabei von Anfang an beim selben Objekt bleiben, das für ihn Mutter, Geliebte und Weib darstellt, wobei der Vater bald
zum
Repräsentanten der an die Mutter (das mütterliche Genitale) geIcnüpften Angst wird. Bei der Frau ist dagegen ein Stück entscheidende
Übertragung der ursprünglich mütterlichen Libido auf den Vater notwendig, der mit dem von Freud bereits gewürdigten Passivitäts-Schub parallel geht.
Handelt
doch für das Mädchen darum, auf die aktiveRückkehrzurMutter,dasals„männliches«Vorrechterkannteoder geahnte Eindringen zu verzichten und den Wunsch nach Wiedererlangung des seligen Urzustandes auf dem Wege der passiven Reproduktion, d. h.
es sich
der Schwangerschaft
und Geburt
im höchsten Muttergluck zu befriedigen. Das Scheitern dieses psychobiologischen Umwanddes Kindes
lungsprozesses sehen wir in den weiblichen Neurotikern, die ausnahmslos das männliche Genitale ablehnen, indem sie es im Sinne des soge-
nannten „Männlichkeitskomplexes" nur
Emdrmgen werden
als
Instrument
zum
eigenen
in das Liebesobjekt gelten lassen wollen. Beide Geschlechter
also neurotisch,
wenn sie die
Urlibido der
Rückkehr zur Mutter,
welche das Trauma der Geburt gutmachen vorgezeichneten lichen
Form
soll, nicht auf dem ihnen Wege der Sexual befriedigung, sondern in der ursprüng-
der Infantilbefriedigung stillen wollen, wobei sie natürlich
wieder auf die Angstgrenze des Geburtstraumas stoßen müssen, die eben auf dem Wege der Sexual befriedigung am besten vermieden wird. So erweist sich die Geschlechtsliebe, die in der sexuellen Vereinigung
.jTi.
~is^M-
Die
sexuelle Befriedigung
gipfelt, als der großartigste
43
Versuch einer partiellen Wiederherstellung
der Ursituation zwischen Mutter
und Kind,
im neuen FruchtUnd wenn Plato das Wesen der die erst
keim wieder volle Erfüllung findet. Liebe, in Übereinstimmung mit orientEilischen Überlieferungen, aus der Sehnsucht zweier ehemals vereinigt gewesener
Teile erklärt, so
ist
dies die schönste poetische
großartigsten biologischen Versuch der
und dann getrennter
Umschreibung' für den
Überwindung
des Geburtstrau-
mas durch die wahrhaft „platonische Liebe", die des Kindes zur Mutter. Auf Grund dieser Auffassung wird uns auch die Entwicklung des Geschlechtstriebes etwas verständlicher, derimGegensatzzurLibidodoch
zur
Fortpflanzung"
als
dem
einzigen Mittel der Endbefriedigung ver-
Äußerung
im Oedipuskomplex gegeben, dessen Zusammenhang mit dem Wunsch nach Rückkehr in den Mutterleib von Jung im Sinne der anagogischen urteilt
Die
ist.
erste deutliche
des Geschlechtstriebes
ist
Wiedergeburtsphantasie" gedeutet worden war, während Ferenczi seinen Platz
als
biologische Grundlage desselben ange-
wiesen hat. Tatsächlich steht
ja
auch im Hintergrund der Oedipussage
(1. c.)
ihm wieder
jje dunkle Schicksalsfrage nach der Herkunft des Menschen, die Oedi-
nus nicht erkenntnismäßig, sondern durch faktische Rückkehr in den Mutterleib lösen will. ' In symbolischer Form erfolgt dies auch restlos,
denn
seine
Dunkel
Blendung
stellt
im
tiefsten
Grunde
des mütterlichen Leibesinnern dar
und
die
Rückkehr in
das
seine schließliche Ent-
rückung durch eine Felsspalte in die Unterwelt drückt die gleiche Wunschtendenz nochmals an der Mutter Erde aus.
Wir gelangen damit zum Verständnis
des psycho-biologischen Sinnes,
der sich in der normalen Entwicklungsstufe des Oedipuskomplexes i)
Man
vergleiche die entsprechenden bibliselien Aussprüche:
„Mann und
Frau sind ein Fleisch^' usw. (Erant duo in carne una). 3) Die kürzlich von Abraham aufgezeigte vaginale Symbolik des Hohlwegs (bzw. Dreiwegs) in der Oedipussage rekurriert auf die bekannte intrauterine Phantasie, in die der Vater (bzw. dessen Penis) störend eintritt (siehe
1923,5.
ia4fE).
Image IX,
Das Trauma
44 .
manifestiert.
Vom
der Gehurt
Standpunkt des Geburtstraumas haben wir im Oedi-
puskomplex den ersten vollwertigen Versuch zu erblicken, die Angst vor dem (mütterlichen) Genitale durch seine lustvoJle Besetzung als Libidoobjekt zu überwinden. Das heißt mit anderen Worten, die ursprüngliche— d. h. intrauterine- Lustmöglichkeit auf den Genital aus-
gang, der
gung ist
angstbesetzt
ist,
zu übertragen, also eine
alte
durch Verdrän-
verschüttete Lustquelle wieder zu eröffnen. Dieser erste Versuch
von vornherein
zum
Scheitern verurteilt: Nicht nur weil er mit unvollkommen ausgebildetem Sexualapparat unternommen wird, sondern
hauptsächlich, weil er sich
am
Urobjekt selbst abspielt, an
dem noch
die
ganze Angst und Verdrängung des Urtraumas unmittelbar hängt. Dies erklärt aber auch, warum dieser man wäre versucht zu sagen
—
—
tot-
geborene Versuch überhaupt unternommen- werden muß. Offenbar ist es die Voraussetzung für das Gelingen der späteren normalen Übertragung in der Liebeswahl, daß das Kind die Trennung vom Urobjekt
auch auf der ersten Stufe der Geschlechtsentwicklung,
trauma
wiederholt.
Damit
ist
als
Sexual-
aber auch der Oedipuskomplex,
als die
große Wiederholung des Urtraumas der Trennung, dazu verurteilt, von der Urverdrängung des Geburtstraumas in den Orkus hinabgezogen zu werden, allerdings nur, um bei jeder neuen Libido versagung dritte
mit den typischen Rückfallssymptomen zu reagieren.
Von
hier aus glauben wir auch den von
Freud erkannten und in den Analysen wiederholten zweizeitigen Ansatz in der menschlichen Sexualentwicklung aus der Individualgeschichte zu verstehen, indem wir in ihm den Nachklang der durch das Trauma der Geburt so tief geschiedenen Zustände des lustvollen Intrauterinlebens und der extrau-
terinen Anpassungsaufgaben
erblicken.
Es folgt dann auf das Se-
xualtrauma der geschlechtlichen Lösung von der Mutter die „Latenzperiode", mit ihrem zeitweiligen Verzicht auf die direkte Regressionstendenz zugunsten der Anpassung, bis dann wieder mit der Pubertät das Primat der Genitalzone erreicht wird, das wir im Sinne unserer
Die Ausführungen
als
sexuelle Befriedigung
Wiedergewinnen
45
der einst
als
Urprimat erlebten
Schätzung des (mütterlichen) Genitales auffassen müssen. Denn das Genitalprimat, welches den endgültigen Ersatz des ganzen Körpers
als
Objekt für die Mutter durch das (männliche) Genitale bedeutet, kann
nur zugelassen werden, wenn
es
gelungen
die ursprünglich ans
ist,
Genitale geknüpfte größte ünlusterfahrung in die möglichste Annähe-
rung an
jene Urlust zurückzu verwandeln, deren
man beim
ersten Auf-
enthalt in der Mutter teilhaftig war. Die Möglichkeit dazu wird ge-
schaffen unter den bekannten Zeichen schwerster Erschütterung, die
wir
als
Pubertät zusammenfassen
und
gipfelt
im Liebesakt mit seinen
hundertfachen Vorstadien, Annäherungen und Variationen, die alle auf einen möglichst innigen Kontakt, eine Einverleibung (Fressen vor Liebe) hat
hinauslaufen
man
(l'ammale
ä deux
dos).
Nicht ohne
Grund
daher den Zustand der Verliebtheit, der bis zur Identifizie-
rung der ganzen Außenwelt mit dem Objekt gehen kann (Wagners Tristan und Isolde"), als eine neurotische Introversion und den Koitus uiit
seinem momentanen Bewußtseinsverlust
j^nfall bezeichnet.
als
kleinen hysterischen
Die neurotische Reproduktion Nachdem wir
die kindliche
trauma des Ödipuskomplexes,
Libidoentwicklung
als
dem
bis
zum
Sexual-
für die Neurosen Bildung ent-
scheidenden Durchgangspunkt, verfolgt haben, können wir zu der Frage zurückkehren, inwiefern das einzelne neurotische Symptom selbst,
wie
im
analytischen Heiiungsprozeß verständlich wird,
entspricht.
Nun scheint die Formel
dem Geburtstrauma
dafür recht einfach zu sein
jeder neurotischen Störung hat die Analyse bekanntlich die
wiesen und da wir die Herkunft der Urangst aus
es
:
Als Kern
Angst
er-
dem Geburtstrauma
durch
Freud kennen, müßte sich eigentlich dieBeziehungdarauf überall
leicht
nachweisen
lassen,
ganz ähnlich wie in den Affektreaktionen des
Kindes. Es handelt sich aber nicht etwa bloß
um
die Auffassung, daß der
Angst affekt, der sich dann in verschiedener Form an bestimmte Inhalte heftet, aus jener
Urquelle stammt, sondern es läßt sich analytisch am emzelnen Symptom und der ganzen Neurosenbildung mit aller Sicherheit zeigen, daß es sich dabei wirklich
um reproduzierte Reminiszenzen an die Geburt bzw. ihr lustvolles Vorstadium handelt. Wenn wir damit letzten Endes wieder auf die ursprüngliche „traumatische" Theorie der Neurose zurückgreifen, wie sie in den klassischen „Studien über Hysterie" vor
denke
mehr
als
einem Yierteljahrhundert formuliert wurde,
so
daß weder wir noch diese Theorie sich dessen zu schämen brauchen. Man darf wohl sagen, daß in all diesen arbeits- und erfolgich,
—
reichen Jahren der analytischen Forschung keinen von uns selbst bei weitestgehender Würdigung aller andern Faktoren je die Gewißheit
—
Die neurotische Reproduktion verlassen hat, daß an
dem „Trauma" doch mehr
einzugestehen getrauten.
war, die
dran
sei
als
wir uns
Allerdings müssen wir zugeben, daß auch
der Zweifel an der Wirksamkeit jener scheinbaren
Freud
4y
Traumen
berechtigt
bald als bloße Wiederholungen von „Urphantasien"
erkannt hatte, deren psychobiologisches Substrat wir nun glauben
im
allgemein-menschlichen Trauma der Geburt mit allen seinen Folgen
gefunden zu haben. In statu nascendi können wir dieses Neurotisch werden, sozusagen als
Kurzschluß, in der echten
wie
sie
besonders
traumatischen Neurose
verfolgen,
im Kriege zu beobachten war {„Kriegsneurose"). Dort
wird durch den Schock die Urangst selbst unmittelbar mobilisiert, da die äußere Todesgefahr die sonst unbewußterweise reproduzierte Geburtssituation
Daß dann von hier aus die verSymptome entstehen können, die wir in
affektiv realisiert.'
schiedensten neurotischen
anderen Fällen ohne Einwirkung des Schocks entstehen sehen, beweist eben die fundamentale Bedeutung des Geburtstraumas als Ausdrucksmittel jeder neurotischen Angst. rose,
Nur steht die traumatische Neu-
mit diesem Zusammentreffen von
einer pathogenen Reihe, an deren
Form und
Ende
Inhalt,
am Anfang
die ausgesprochenen Psycho-
neurosen stehen, deren Inhalt das Sexualtrauma ausmacht, während Abwehr und Abfuhrmittel desselben universalen sich als
sie
Regressionsaussobald bedienen, das Individuum irgendwie drucks an der Realität Neurotiker Der scheitert nun ganz allgemein gesprochen, wie scheitert. nachweisen konnte, an der Sexualität, was in ja die Analyse
diesem Zudaß er sich sammenhange nicht mit der partiellen Befriedigung der Rückkehr zur Mutter, wie sie der Sexualakt und das Kind so viel heißt,
gewähren, begnügt, sondern stark „infantil" geblieben,
ganz
in die Mutter zurückverlangt.
Er
ist
so letzten
selbst
noch
Endes unfähig.
Die Traume der traumatischen Neurosen „wiederholen" in typisch er Weise das Geburtstrauma in der Einkleidung des aktuellen traumatiBchen Erlebnisses, aber meist mit dem einen oder anderen verräterischen Geburtsdetail. i'i
Das Trauma der Geburt
^S das
Trauma
dem normalen Wege zu erledigen und wird
der Geburt auf
durch Sexual befriedigung
der Angstverhütuug
auf die Urform der
Libidobefriedigung zurückgeworfen, die ja unerfüllbar bleibtund gegen die sich sein erwachsenes Ich mit Angstentwicklung sträubt.
Bereits an verschiedenen Stellen der bisherigen die kindliche
Ausführungen über
Libidoentwicklung wurde andeutungsweise auf die ent-
sprechenden Erscheinungen in der Neurose hingewiesen bei allen Zuständen, in
denen
die
namentlich
;
Angst manifest wird, ebenso bei
den unmittelbaren Störungen der Sexual funktion {„Aktualneurcsen")Halten wir uns
zum
besseren Verständnis der neurotischen Angst-
zustände noch einmal den einfachsten Fall der kindlichen Angstent-
bindung vor Augen, der vorbildlich für jede neurotische Angstentbin-
dung tion so
bleibt: die
Angst des Kindes im dunkeln Raum.
es
es
des
ist
dunkeln Mutterleib, der zwar
wurde
— was auch
die
seinerzeit äui3erst lustvoll
wurde, die das
empfunden
Tendenz zu seiner Wiederherstellung
aber durch die angstauslösende Trennung von
dem vom
Diese Situa-
— man kann kaum anders ausdrücken, obwohl nicht ganz — „erinnert" das Unbewußte Kindes an den Aufenthalt im
all ein gelassene
—
der Mutter beendet
Kind nun vermißt. In der Angst vor
Alleinsein wird also offenbar der Angstaffekt der ersten
Libidoobjekt er-innert,
erklärt
und zwar durch
Trennung
reales Wiedererleben,
durch Reproduktion und Abfuhr. Dieser Zwang zur Reproduktion des starken Unlustaffektes, dessen tigen wird,
ist
jedenfalls
Mechanismus uns
alle
Formen
lich der Phobien, auf
die aber bereits
—
Dem
gleichen Vorgang
neurotischer Angstentwicklung, einschließ-
dem Wege
Mechanismen. Ebenso
noch beschäf-
ganz ausgezeichnet geeignet, die Echtheit und
Realität dieser „Erinnerung" zu illustrieren.
entsprechen
später
der durch die Analyse aufgedeckten
die sogenannte
Aktualform der Angstneurose,
wie auch die Neurasthenie
—
zu den direkten
Störungen der Sexual funktion hinüberleitet, indem der Koitus interruptus der Angst vor
dem
sie
auslösende
mütterlichen Genitale entspricht
Die neurotische Reproduktion vagina dentata).
(gefährliche
und
fixierung
Auf
4^
der gleichen mütterlichen Ur-
der geschilderten infantilen Entwicklung beruhen alle
Formen von männlicher Impotenz
—
— der Penis schreckt überhaupt vor
dem Eindringen zurück und weiblicher Anästhesie (Vaginismus): hier versagt, nach dem von Freud beschriebenen hysterischen Mechanismus, die eine Funktion des Organs zugunsten einer anderen unbe-
wußten Lustfunktion ;
Art (Propagation)
Weisen
— Gebärfunktion, worin der Gegensatz zwischen
und Individuum
diese ausgesprochenen
Neurotiker ein Mensch
ist,
(Lust) steckt.
Angstsymptome darauf
der das
unzureichendem Maße überwunden
Trauma
hin, daß der
der Geburt nur in höchst
hat, so zeigen die
körperlichen
Sym-
ptome der Hysterie, nicht nur ihrer manifesten Form, sondern auch
dem
tiefsten
unbewußten Inhalt nach
vielfach ganz direkte physische
Reproduktionen des Geburtsaktes mit der ausgesprochenen Tendenz der Verleugnung,
d. h.
der
Rückkehr in die vorherige Lustsituation
des Intrauterinlebens. Hierher gehören vor allem die
der hysterischen Lähmung, von denen jaz.B. die anderes fceit
als die
Erscheinungen
Gehhemmung nichts
körperlich dargestellte Platzangst ist' und die Unbeweglich-
der lustvollen Ursituation zugleich mit
dem Schreck
der Befreiung
daraus zur Darstellung bringt. Die typischen, durch Anziehung der Extremitäten an den Körper charakterisierten Lähmungserscheinungen,
man sie z. B. bei Chorea minor nähern sich der Intrauterinstellung noch getreuer an.^
ebenso die Coordinationsstörungen wie findet,
1)
Siehe die entsprechenden Ausführungen in meiner Arbeit: Perversion und
Neurose. ,
Federns
Arbeit (Jahrb. VI, 1914) ,,über zwei typische Traumsensationen", der Hemmung und des FUegens, sowie ihrer Beziehung zu den neu2) Vgl.
rotischen
Symptomen der Lähmung, bzw.
des Schwindels.
AU
diese Sensationen
erweisen sich als eindeutige
Reproduktionen entsprechender Geburtssensationen (siehe das im Abschnitt „Symbolische Anpassung" über den Traum Gesagte, S.76). 5)
Man sieht wie diese Auffassung an M ey n e r t anknüpft, derdie Bewegungen
der Chorea minor bereits auf die Säuglingsbewegungen zurückführte. 4 Raak
Das Trauma
JO
der Gehurt
Bei Begründung dieser hysterischen
Symptome
als
Reproduktionen
von Intrauterinstellüng, bezw. Geburtsakt erscheint auch das Problem der
Konversion
in
einem neuen Lichte. Nicht
psychischen Erregung ins Körperliche
auf
dem
das ursprünglich
ist
die
„Konversion" der
zu erklären, sondern der Weg,
nur körperliche Ausdrucksmittel auch
psychische Ausdrucksmöglichkeiten erlangen konnte. Dieser Weg scheint aber der Mechanismus zu sein, auf dem die Angst entsteht, der erste psychische Inhalt
die sozusagen
Mensch bewußt
wird.
Von
dessen sich der
der Angst führen dann mannigfaltige
zum weiteren psychischen Überbau, von denen lich
ist,
wir den kulturgeschicht-
wie pathologisch bedeutsamsten, unter dem
bildung bekannten, später noch weiter
bis
Wege
Namen
der Symbol-
zur Sprachbüdung verfolgen
werden. Hier wollen wir nur kurz auf die Phantasiebiidungen, diese psychischen Ausläufer der hysterischen Körpersymptome hinweisen,
wie
sie sich
beispielsweise in
den sogenannten hysterischen Traum-
oder Dämmerzuständen (einschließlich der Absencen) äußern. Aus der trefflichen
Schilderung von
ersichtlich,
daß
es sich dabei
Abraham
um
(Jahrb. II 1910)
„psychische Konversionen",
ist
leicht
d. h.
uro
Reproduktionen der Ursituation auf psychischem Gebiete handelt, wobei das physische Zurückgehen in die Mutterleibssituation durch die bloße Introversion der Libido
Außenwelt auf wird, die wir
ersetzt, d. h. das
Zurückziehen von der
sich selbst durch die psychische Isolierung dargestellt
dann in den Psychosen
realisiert sehen.
Bezeichnend
ist
übrigens, wie häufig diese Traumzustände mit einem Angstaflekt enden,
dem Zurückgehen in der Phantasie eine Grenze setzt, wie die Angst dem nächtlichen Traum. Wie nahe diese Zustände den mystischen Ekder
stasen, der
Versenkung in das eigene Innere stehen,
ist ja
bekannt,
wenngleich seiner Herkunft nach unverstanden.' 1)
CavendishMoxon
(Mystical ecstasy and hysteiical
dream
states.
TLe Jour-
nal of abnormal Psychology,i92o/zi,p. 529) schildert die Beziehungen zur Extase, während eine tiefergehende Arbeit von Theodore Schroeder (Prenatal psycbism
Die neurotische Reproduktion
Zu den
JI
direkten körperlichen Reproduktionen des Geburtstraumas
gehören ferner
alle
neurotischen Atembeschwerden (Asthma), welche
die Erstickungssituation wiederholen, der so vielseitiger
fähige neurotische Kopfschmerz
(Migräne),
Verwendung
der auf die besondere
schmerzhafte Rolle des Kopfes beim Geburtsakt zurückgeht, und schließ-
ganz direkt
lich
alle
Krampfanfälle, wie
man
ganz kleinen Kindern, sogar Neugeborenen,
sie
übrigens schon bei
als fortgesetzte
des primären Geburtstraumas beobachten kann.
Erledigung
Der große hysterische
Anfall endlich bedient sich des gleichen Mechanismus, nur zeigt
auf der vollen
Höhe
der sexuellen Entwicklung stehend, auch die volle
Abwehr in der bekannten Stellung des arc de cercle, welcher der gekrümmten Embryonal Stellung diametral entgegengesetzt ist. ^
Vom
hysterischen Anfall aus, den die Psychoanalyse
und Abwehr der Koitusstellung erkannt des
nente Sexualablehnung, die sich ist
der
ein-
Äquivalent
streifen.
Probleme Die emi-
hysterischen Anfall so deutlich
eine Folge der Mutterfixierung. Die Kranke verleugnet
in der „Organsprache" zugleich
Wunsch
im
als
hat, lassen sich einige
Neurosenmechanismus und der Neurosenwahl
manifestiert,
er,
Rückkehr
mit dem Sexualwunsch auch den
in den Mutterleib, welcher sie eben an der nor-
malen sexuellen Einfühlung hindert. Diese pathologische Sexualisierung and mystical pantheism. Internat Journal of Psychoanalysis, Vol. III 1922) auf die pränatalen
Momente
hinweist.
1) In dieser ganzen Auffassung liegt vielleicht ein Hinweis auf die tiefere Bedeutung der Hysterie als ,,Uterus"-Krankheit (siehe auch E i s 1 e r Hysterische :
am
Uterus, Kongreßvortrag, Berlin, Sept. 1922). Auch die typischen Menstrualbeschwerden lassen sich leicht in diesem Sinne verstehen, wie ja tatsächlich die Geburt nur eine Kollektiv- Menstruation dar-
Erscheinungen
Die Menstruation, welche ja auch „periodisch" die Mutterleibsexistenz fortsetzt, scheint beim Kulturmenschen in die allgemeine Verdrängung des Geburtstraumas einbezogen worden zu sein. Ursprünglich das Signal der höchstellt.
sten lustvoUen BefruchtungsShigkeit des Weibes, ist sie unter
dem
Einfluß der
Verdrängung zum Sammelpunkt der verschiedensten neurotischen Beschwerden geworden. 1*
* Das Traunia
s^ des Geburtsaktes
ist
der Geburt
das Zerrbild der zur Erreichung des
normalen
Dagegen wird auch das ganze Quantum
Sexualzieles notwendigen.
Sexuallust (Libido) aus der späteren Entwicklung sozusagen in die infantile Ursituation rückverlegt,
was dem Anfall den von allen Beo-
bachtern beschriebenen lüsternen Charakter verleiht. So könnte
den hysterischen Anfall, in Schrei:
Weg vom
zeigen aber auch
bewußte Sprache
übersetzt,
(mütterlichen) Genitalel formulieren,
gleichwie
sexuellen
die
all
im
infantilen
Sinne.
als
man den
und zwar im
Denselben Mechanismus
anderen von der Analyse verständlich ge-
die
machten hysterischen „Verschiebungen",
die zumeist
nach der oberen
Körperhälfte tendieren („Verlegung nach oben"), wobei es nicht be-
deutungslos sein mag, daß gerade der Kopf zuerst das mütterliche Genitale verläßt, also der Körperteil bloß
am
der das Geburtstrauma nicht
ist,
intensivsten erlebt, sondern es auch zuerst passiert hat.
Aus einzelnen Analysen kann man den bestimmten Eindruck gewinnen, daß die spätere „Wahl" der Neurosenform in ganz entscheidender Weise des
vom Akt
der Geburt, den besonderen Angriffspunkten
Traumas' und der Reaktion des Individuums darauf bestimmt
wird.
Ohne den Detailuntersuchungen
möchte ich
als
allgemeinen Eindruck formulieren, daß die Verschie-
bungen sowohl nach oben (z.
B.
zu wollen,
hier vorgreifen
Lähmungen
(z.
— Krämpfe)
B. Globus jedenfalls
— Atemnot)
als
nach unten
einem Divergieren vom Geni-
talmittelpunkt entsprechen, ein Gesichtspunkt, der sich für das Verständnis des neurotischen Charaktertypus überhaupt
samten Reaktionsweise
als
hochbedeutsam
und
seiner ge-
erweist, da er die
ganzen
psycho- biologischen Reaktionen auf das Geburtstrauma umschließt. die körperlichen
Das heißt
Symptome versuchen zumeist mit Umgehung
der 'Angstgrenze direkt in das pränatale Stadium zu regredieren, wobei sich die
1I
umgangene Angst jenachdem
Man
vgl. die typischen
direkt oder in der oben
Körperfehler der neugeborenen Helden,
(S.
21)
S, 102.
Die neurotische Reproduktion beschriebenen Abwehrform von Seiten des Ich manifestiert, was (z.
S}
als sexuelles
Schuldgefühl
dann auch die sexuelle Bedeutung der Symptome erklärt
B. Steife, Röte Erektion). :
Die psychischen Symptome versuchen vom
gleichen Angstpunkt des mütterlichen Genital-Aus-Eingangs in der ent-
gegengesetzten Richtung des psychophysischen Apparates sich
dem
gleichen Ziel zu nähern (Phantasiebildung, Introversion, Halluzination
und
die als Endstadien dieser
Reihe aufzufassenden stupurösen und kata-
Wege führen zum
tonen Dämmerzustände). Beide
Endeffekt der
so-
genannten „Sesualablehnung", die letzten Endes auf die Ablehnung des mütterlichen Genitales zurückgeht die körperlichen Verschiebungs- und :
„Konversions"-Symptome, indem
sie das
Genitale durch weniger angst-
besetzte Ersatzgenitalien vertreten lassen; die psychischen
"indem
sie
Symptome,
zunächst überhaupt vom Körperlichen wegführen, abzulenken
suchen und so zu den Sublimierungsprozessen und Reaktionsbildungen Anlaß geben, die wir dann in den hochentwickelten Leistungen von Kunst, Philosophie
und Ethik
in höchster Ausbildung sehen.
All diese weitverzweigten psychischen
im einzelnen
erforscht zu
dienst der Psychoanalyse.
beweiskräftigen
haben
ist
Dagegen
Begründung
Zusammenhänge erkannt und
heute schon das unbestrittene Verfehlt es
noch an einer entsprechend
für den psychischen „Sinn" der
körper-
lichen Symptome. Nun glauben wir, daß unsere Auffassung von der psychobiologischen Bedeutung des Geburtstraumas imstande ist, diese
Lücke auszufüllen, indem sozusagen
schen
zum
sie
auf einen Zustand rekurriert, der uns
erstenmal ein reales Substrat für die psychophysiologi-
Zusammenhänge und Beziehungen
in seinen Hysteriestudien angebahnte
liefert.
Die von Ferenczi'
und von Groddeck^
für die
organischen Krankheiten geltend gemachte Auffassung scheint mir erst wirkdie volle theoretische Würdigung des Geburtstraumas ihre
durch i)
Hysterie und Pathoiieurosen, 1919.
2)
organischer Psychische Bedingtheit und psychoanalytische Behandlung
Leiden. 1917.
Und
die jüngste Publikation;
Das Buch vom Es. 1933.
vi
Das Trauma der Geburt
S4 liehe biologische
Geburts-
und
Begründung zu
Von im Traume
erhalten.
Intrauterin-Zustandes
der Reproduktion des ist
nur ein
Schritt zu
den entsprechenden Darstellungen in der Hysterie und von da wieder
nur ein Schritt zu den gleichen rein organischen Krankheitssymptomen, die
immer noch
denselben „Sinn
zu Iiaben scheinen und den gleichen
Tendenzen dienen. Die Übergänge formen ineinander sind
so fließend,
diagnostische Unterscheidung
rung
dieser
slsches
dieser verschiedenen Erscheinungs-
daß manchmal eine differential-
kaum möglich
Aus der Zuriickfüh-
ist.
Erscheinungen auf einen Primärzustand,
noch vereint
wo
ist,
wo Psychophy-
Trennung noch
es also diese
nicht gibt
(Groddeck), wird neben dem Mechanismus zugleich auch Inhalt
und Form der neurotischen Kürpersyraptorae dann für die
als
verständlich.
Dies
gilt
„psychisch" anerkannten Fälle ebenso wie für die
neurologisch oder organisch qualifizierten.
unserer Auffassung
ist es
Denn vom Standpunkt
ganz gleichgültig, ob etwa eine anatomische
Schädigung im Gehirn oder ein toxischer Reizzustand oder endlich ein rein psychogenes Erlebnis das Ich nötigt,
dem ewigen Drang
des
Un-
bewußten nachzugeben und zum Urquell der Libidobefriedigung und des Schutzes zu regredieren. Die Gleichartigkeit der
diesen verschiedenen Anlässen wird
dann
Symptome
aus
selbstverständlich, die ganze
künstlich hineingetragene Problematik verschwindet, denn das Indi-
viduum kann
gar nichts anderes tun,
ja
als die
physischen Entwicklung so weit zurückzulaufen,
als es die
Angstfixierung resp. Verdrängungsgrenze zuläßt.
stünde
erst,
wenn
Symptome nicht und naturnotwendig
die
es tatsächlich sind
Ich
muß mich
so
Bahnen der psychoindividuelle
Ein Problem
ent-
gleichmäßig wären wie
sie
sein müssen.
hier damit begnügen, auf ein paar schlagende Bei-
spiele zu verweisen
und
die weitere Verfolgung dieser vielversprechen-
den Aufklärungen neurologisch und internistisch erfahrenen Beobachtern zu überlassen. So zeigen die Fälle von
Narkolepsie, sowohl
die
genuinen wie die hysteroiden, den typischen Zustand des Embryonal-
vi
VJ
SS
Die neurotische Reproduktion
wobei auch das Symptom der plötzlichen Willenslähmung, Zudie kataplektischen Hemmungen, sich in sinnvollem biologischen Schlafes,
sammenhang mit
dieser Situation erweisen dürften (Gliederstellung!).
Nicht unwesentlich scheint
es,
daß die plötzliche Schlafsucht die Patien-
Straßenüberten oft gerade in gefährlichen Situationen überfällt (beim erinnert, queren, Bahnfahrten usw.), was wieder an die Somnambulen die im die es gleichfalls lieben, sich in solche Situationen zu begeben,
Normalzustand Angst auslösen würden. Bei der organischen Paralleldes erkrankung, der Encephalitis, weisen die bekannten Symptome das GeburtsTag- und Nachtwechsels, der Atemnot, der Tics, direkt auf trauma hin. Das praktisch Bedeutsame aus diesen Einsichten ergibt
bekannte klinische Erfahrung, wie
sich durch
Anknüpfung an
leicht diese
und ähnliche Zustände psychisch beeinflußbar
ist
die
jedoch zweifellos, daß ebenso wie das gleiche
die
Rede war, daß
scher Natur
beispielsweise
Wenn
AsthmaanfäUe
Es
Symptom von beiden muß,
Seiten her entstehen kann, es auch möglich sein Seiten her therapeutisch zu beeinflussen.
sind.'
es
von beiden
in letzter Zeit davon
— auch solche psychi-
— durch laryngolo^sche Eingriffe günstig beeinflußt wer-
den konnten,
ebensowenig zu bezweifeln wie ähnliche neuere
so ist dies
Erfahrungen über Behebung von nervösen Erscheinungen bei Kindern (Angstzustände, ängstliche
machung
Träume
usw.) durch operative Frei-
der Nasenluftwege. ^ Anderseits wird
dabei wirkenden psychophysischen
man
bei Kenntnis der
Mechanismen nicht überrascht
sein
Ich führe hier eine mündliche BemerkungvonDoz. Paul Schilder aus der Zeit der Niederschrift dieser Arbeit (April 1923) an, der darauf hinwies, daß mändje z. B. die Anfälle einer Kranken mit Cliorea minor schwanden, sobald i)
Patientin ins Bett
(!)
legte,
und der auch die
leichte psychische Ansprechbarke it
der senilen Abasien und Astasten betonte. 2) Siehe Dr. Stein in der Wiener tlin. Woch. (April Mitteilungen
(in
der Ges.
bach) und Hofer bronchiale.
d.
(Klinik
19115)
Ante zu Wien) von Eppioger Hajek) über
und
gleichzeitige
(Klinik
operative Behandlung
Wencke-
bei
Asthma
Das Trauma der Gehurt
/^
zu hören, daß narkotisierte Kinder eine Zeitlang später direkt Angst-
zustände entwickeln, die
sie
scheinbar schon längst überwunden hatten,
oder daß bestehende Ängstlichkeit (allein
im dunkeln Zimmer zu
schlafen, Schreckträume, pavor nocturnus usw.)
auffallend verstärktem sich so, daß das
angst mit siert
Maße
nach der Narkose in
auftritt.' Alle diese
Körpersymptom
(z.
Tatsachen erklären
B. Atemnot) automatisch die Geburts-
dem ganzen daranhängenden
psychischen Komplex mobili-
oder der narkotische Schlaf wieder in die Ursituation zurückführt.
Es wird von Art
und Schwere
des Falles abhängen, ob
man
sich für
eine organische (operative) oder psychische Beeinflussung entscheidet; die letzte
ist
vorläufig
noch zu ungewohnt, wird
sich aber über oder lang bei entsprechender Vereinfachung gewiß einbürgern.
Schließlich sei in diesem das von allgemeinerer lyse
z.
kun
Zusammenhange noch ein Problem erwähnt,
Bedeutung zu
sein scheint.
Wenn
wir die Ana-
B. einer Zwangsneurose konsequent durchführen, eo buchen wijc
es als ersten Erfolg,
wenn wir den
Patienten dazu gebracht haben, von
seinen rein intellektuellen Spekulationen zu den früheren infantilen Vorstadien derselben, den Zwangshandlungen
sprünglich lustvollen
— eventuell sogar den ur-
— zurückzukehren. Nicht
selten stellen sich dabei
sogar körperliche „ Kon versions "-Symptome her. Die Analyse zeigt dann,
—
daß die Zwangsneurose häutig meine beschränkte Erfahrung erlaubt mir nicht zu sagen immer, obzwar ich es regelmäßig gefunden habe
—
von
emem
„hysterischen" Kern ausstrahlt, den wir
Kinderneurose vermuten müssen. So wie man hinter der Zwangsneurose
fast
ja
am Grunde jeder
regelmäßig einen hyste-
Einer englischen Kinderärztin verdanke ich die Mitteilung, daß die Kinder nach Mandeloperationen in der Narkose oft noch jahrelang nächtliche Angstanfalle haben, die von den Eltern (oder sonstigen Beobachtern) seihst auf das „Trauma" der Operation zurückgeführt werden. Übrigens dies nach verein1}
ist
Erfahrungen auch noch häufig hei den Erwachsenen so, die auf Operationen in der Narkose mit typischen Mutterregressionsträumen, bezw. -Symptomen reazelten
gieren.
Die neurotische Reproduktion rischen,
vom
jy
Geburtstraiima unmittelbar abhängigen Kern auffinden
kann, so hat mich die Analyse einiger Fälle von Hysterie gelehrt, daß
neben der seit frühester Kindheit (schweres Geburtstrauma) bestehenden Neigung zu körperlichen Symptomen („Konversion"), die sich in der Neurose lärmend vordrängen, eine zwangsneurotische Ader in das hysterische Urgestein eingesprengt selbst die vollständige
ist,
fast
immer
ohne deren Aufdeckung
Analyse der Hysterie und das Schwinden ihrer
Symptome unvollständig
bleibt.
In den mir in Erinnerung gebliebenen
Fällen von weiblicher Hysterie ergab sich mit voller Klarheit, daß die
körperlichen Symptome, auf
im Sinne
dem Geburtstrauma
basierend, fast restlos
des (heterosexuellen) Ödipuskomplexes
verwendet waren,
Übertragung der Libido auf den Vater, die Reaktion auf die Enttäuschung und das Schuldgefühl zurückführen ließen. Die sich also auf die
körperlichen
Symptome
der Neurose erwiesen sich so (bei weiblichen
Patienten) als Niederschlag der in pathologischer Weise auf den Vater
verschobenen Libido (Mutteridentifizierung).
Aus der Enttäuschung
am
Vater hat aber ein Teil der Libido dieser
Mädchen wieder den Rückweg zur Mutter eingeschlagen,
um
die be-
reits teilweise aufgegebene (auf
den Vater übertragene) früheste Libidofixierung wieder zu besetzen. Da dies dann noch weniger gelingen kann, weil die Mutter inzwischen zur Ödipuskonkurrentin erhoben wurde, muß jetzt zu einem stärkeren Abwehrmittel gegriffen werden die auch biologisch notwendige neuerliche Lösung von
um
derMutter zu
ziehen. Dies erfolgt auf
dem Wege
voll-
der durch die Analyse aufgedeckten
Verwandlung von Liebe in Haß. den für die Zwangsneurose charakteristischen Mechanismus. Dieser Haß, der dazu dienen
soll, von der Liebe loszukommen, zur Mutter bedeutet aber nur eine andere Art der Fi-
xierung an die Mutter, an die
man nun
in
Haß gebunden
ist.
Die
se-
kundären Befreiungsversuche von ihr führen, meist unter dem traumatischen Eindruck eines neugekommenen Geschwisters, zur Verschiebung auf dasselbe oder den Vater,
als die eigentlich
von der Mutter
Das Trauma
y8
trennenden Faktoren. Hier
ist
der Gehurt
aber auch die Wurzel der direkten „To-
deswünsche" (weiblicher Patienten) gegen die eigene
die
Mutter zu suchen, welche
Rücksehnsucht („Liebestod") durch Abstoßung der Mutter
zu überwinden versuchen. Der weitere
Weg
der Reaktionsbildungen
gegen diese „sadistischen", nicht ichgerechten Todeswünsche, von den ethischen Hemmungen (Hypermoral, Mitleid) bis zur schwersten Selbstbestrafung (Masochismus, Depression) sind ja analytisch bereits einge-
hend verstanden und gewürdigt. Die Versuche, diesen ambivalenten Urkonflikt durch intellektuelle Arbeit zu bewältigen, die dann in so großartiger Hypertrophie im Zwangs-
grübeln und Zwangsdenken wiederkehren, gehören späteren Periode der „ Sexual forschung" an.
spekulativen Überbaues,
ja
entschieden der
Durch Abtragung
dem wir durch Angstentbindung und
dieses
Libido-
zufuhr den Boden entziehen können, treiben wir die im „System" verschanzte und kaum mehr auffindbare Urangst eigentlich wieder ins Körperliche zurück, in die Erdleitung
um
sie
auf diesem normalen
— abströmen zu
Wege
— sozusagen
lassen.
Dieser ebenfalls längs der gebahnten psychobiologischen
Wege
ver-
nun auch unter weniger extremen Bedingungen, sozusagen im Normalausmaß abspielen und tatsächlich hat man laufende Prozeß kann sich
von sehr vielen rein organischen Leiden den Eindruck, daß
man so sagen kann
sie
— wenn.
— dem Individuum den Luxus einer Neurosen bildung
ersparen; richtiger wäre es allerdings zu sagen, daß die Neurose der anspruchsvollere Ersatz für ein banales Organleiden
Ursache zugrundeliegt. Nicht selten sieht
man
ist,
dem aber die gleiche
zu seiner Überraschung,
wie eine Neurose mit ihren „nachgemachten" körperlichen Symptomen eigentlich jede wirkliche
Erkrankung derselben Organe zu verhindern,
weil zu ersetzen imstande legentlich erwähnte
ist.
Es
ist
übrigens auch
— bemerkenswert,
die viele Jahre hindurch
— wie Freud
ge-
daß beispielsweise Patienten,
an den schwersten Angstanfällen leiden, dabei
blühend aussehen ; ebenso daß Patienten mit jahrelanger Schlaflosigkeit
Die neurotische Reproduktion
j"j>
nicht ermüdet sind wie Menschen, die „wirklich" solange nicht geschlafen hätten. Offenbar bezieht das so viel Urlibido,
Von den
um
Unbewußte
aus
dem Symptom
den „neurotischen" Ausfall wettzumachen.
hysterischen Erscheinungen an den Extremitäten, die in
ganz charakteristischer Weise auf den Komplex des Urtraumas zurückweisen, führt eine gerade Linie zu gewissen zeremoniellen, zwangs-
mäßigen Lagerungen im
Bett,
wie wir
sie
ebenso schon bei kleinen
Kindern beobachten können und dann bei gewissen Zwangskranken wiederfinden, die es häufig auf die peinlich genaue
Anordnung
ihrer
Garderobe zu verschieben pflegen. Daß dieses Zeremoniell sich an die Bettlage knüpft, stimmt zur Auffassung des Schlafzustandes als einer
Rückkehr
zeitweisen
in die Embryonalsituation.
Ohne uns auf die Übergangsformen von den hysterischen Symptomen zu den Zwangshandlungen, wie den Tics u.
nur
die klassische
Zwangsneurose hervor,
sprünglich körperlichen
a.
einzulassen/ heben wir
bei der ja der
Symptom (Zwangshandlung)
zu
Weg vom dem
ur-
rein psy-
chischen, ja intellektuellen Bewaltigungs versuch von der Analyse restlos klargelegt wurde. Gilt für die körperlichen Erscheinungen
kranker
{z.
Zwangs-
B. Tic) das für die Hysterie Gesagte vollinhaltlich, so geht
das typische Zwangsdenken falls
gezeigt hat, auf das
und Zwangsgrubeln, wie die Analyse gleichinfantile Problem der Herkunft der Kinder zu-
rück („anales Kind") und knüpft damit an die ersten kindlichen Versuche
intellektuellen Bewältigung des Geburtstraumas an; dabei gelangt der Zwangskranke schließlich doch wieder auf dem Wege der „ Gedankenallmacht" in die ersehnte ürsituation zurück(F e r e n c z i), einer
allerdings
i)
meist
indem
er dabei auf seine individuelle
Weise den
Hierher gehören auch die sogenannten „Impulshandlungen" (Stekel), die
im
(hysterischen)
(Wandertrieb:
Dämmerzustände ausgeführte Zwangshandlungen sind
Heimweh
—
Zurückgehen! Pyromanie: Feuer
Mutter). 2)
Umweg zu
Entwicklungsstufen des Wirklichkeitssinnes. Zschr.
I,
1913.
—
Wärme
—
Das Trauma
6o
der Geburt
Tod und
philosophischen Spekulationen über
Jenseits mit seinen Höllenstrafen sucht.
Unsterblichkeit sowie das
Er wiederholt damit die scheinbar
unvermeidliche Projektion des Lebens vor der Geburt in die Zukunft,
nach dem Tode, welche die Menschheit
viele Jahrtausende
hindurch
auf die verschlungen dsten Irrwege des religiösen Aberglaubens, der in
den Unsterblichkeitslehren breiten Masse in
dem
gipfelt,
geführt hat
starken Interesse
am
und noch heute
bei der
Übersinnlichen, Okkulten,
mit seiner ganzen Geisterwelt weiterlebt.
Den Stimmungsschwankungen
des
Zwangskranken stehen
die Cy-
clothymien sehr nahe, seiner spekulativen Systembildung gewisse For-
men von ausgesprochener Psychose.
Dieerste Krankheitsform, mitihrem
plötzlichen Wechsel von Melancholie
und Manie, geht ganz unmittelbar
auf die Reproduktion der Gefühlszustände vor und nach
dem
Geburts-
trauma zurück, indem der Urmechanismus der Lust -Unlustverwandlung bei Verlust des ersten Libidoobjektes, der Trennung vom Mutterleib,
wiedererlebt wird. Diese Krankheitsform
des Lust-Unlustproblems
als
daher für das Studium
von ganz besonderer Bedeutung. Bei der Ana-
lyse tiefer Depressionszustände
sozusagen
ist
kann
man
die darin verarbeitete Libido
Niederschlag herauskristallisieren;
sie
äußert sich oft
als
„Sexualerregung an der ganzen Körperoberflächc". Das melancholische Stadium, das in einer das
tiefste
„Depression" genannt wird,
ist
Wesen
so treffend
ausdrückenden Weise
charakterisiert durch körperliche
Symp-
tome, welche säm tlich zur intrauterinen Situation tendieren,' während Ich kann es mir hier nicht versagen, eine überaus charakteristische ÄußeThomas Mann wiederzugeben, der in einer Schilderung einer okkultistischen Seance, der er bei S c h r e n ck - N o 1 1 i n beiwohnte, vom edium u. a. g .
i)
rung von
M
folgenden Eindruck wiedergab (in einem Vortrag in Wien am 29. III. 1925): „Einen mystischen Eindruck gewinnt die Situation nur durch das ringende
Almen den 2)
gen
des Mediums, dessen Zustand
Gebärakt ,
unzweideutig und täuschend an
erinnert."
Gedrückte Körperhaltung, Einrollen im Bett, tagelanges nnbewegli ches LieVerweigerung der selbständigen Ernährung, des Sprechens, ja jeder Bewe-
gung usw.
-P--V
"^-
^ f ftf^ V
' .'
-
Die neurotische Reproduktion der Affekt der Traurigkeit
Ausdruck
dem
post
6l
natum omne ardmal
Das darauffolgende manische Stadium
gibt.
triste est
ist
dagegen
ausgezeichnet körperlich durch die postnatale Lebhaftigkeit
und Be-
weglichkeit,
während
das
hohe Glücks- und Seligkeitsgefühl der
praenatalen Libidobefriedigung entspricht.
Den
Mechanismus dieser sonderbar gekreuzten Aufteilung von Affekt und Inhalt werden wir bei Besprechung des Lust-Unlustmechanismus aufklären. Hier,
wo
es
sich
um
nur
interessanten
grob schematisierende Hervorhebung des
neuen Gesichtspunktes handelt, müssen wir darauf verzichten zu zeigen, wie sich auch des feinere Detail der Symptombildung, bezw. der Mechanismus der Affektverteilung analytisch verständlich
machen
läßt.
im Sinne unserer Auffassung rein
Die symptomatische Entsprechung
von prae- und postnataler Libidosituation wird sich in praxi dadurch komplizieren, daß sich ja im Geburtsakt selbst, dessen psychische Begleiterscheinungen wir eben direkt nicht beobachten können, neben dem hauptsächlich „traumatischen" Erleben auch lustvolle, oder zu-
mindest
relativ lustvolle
regrediert
Momente einschieben, auf die vermutlich auch
werden kann.^
Wir möchten nur noch hervorheben, daß
zum
Unterschied von den rein neurotischen
bemerkenswerter Weise unterscheidet, daß Körper (oder das Ich)
als
die
Melancholie
sicii
Symptomen dadurch
in
nicht nur den eigenen
sie
Darstellungsmittel der Ursitualion verwendet,
sondern bereits die Neigung verrät, Dinge der Außenwelt Sinne zu benützen (z. B. Verdunkeln des Raumes),
im
gleichen
was wir
als „psy-
chotischen" Einschlag bezeichnen können. liker
mit
seiner
Macht so der MelanchoZurückziehung von der Außenwelt die Anpassung an
dieselbe ein Stück weit wieder ruckgängig, so sollen die psychotischen i)
Es
scheint sich aber dabei vorwiegend
um
die
normalen
Regressions-
möglichkeiten zu handeln, die im Gegensatz zur Manie bloß „euphorisch" zu nennen wären. Zur Bezeichnung dieser Affektlage wäre der von Hatting-
—
herg
geprägte Begriff der
„Angstlust" gut brauchbar.
-^
Das Trauma der Gehurt
^2
Wahnsysteme, deren Inhalt
so offenkundig die Wiederherstellung des
Urzustandes anstrebt, die nicht
mehr
libidogerechte
Außenwelt durch
die beste aller Welten, das intrauterine Dasein ersetzen.
man
Wo
eine solche Krankengeschichte, namentlich der weiten
man
der sogenannten Dementia praecox aufschlägt, findet
immer Gruppe
gehäufte
Darstellungen von Geburtsphantasien, die letzten Endes Reproduktionen der eigenen Vorzeit entsprechen,
beraubten Sprache,
sei
es
sei es
in direkter, nur ihres Affektes
in symbolischen Ausdrücken, deren Be-
deutung auf Grund der psychoanalytischen Traumforschung leicht verständlich
geworden
ist.
Die ersten verdienstvollen Schritte
zum
Verständnis des „Inhalts der
Psychose" verdanken wir der einsichtsvollen Züricher Psychiaterschule unter Führung von
Jung und Bleuler,
die bereits früh die
eminente
Bedeutung der psychoanalytischen Funde für die Psychiatrie erkannte und nutzbar machte.' Nachdem Freud bereits 1894 den Abwehr-
mechanismus zur Aufklärung gewisser halluzinatorischen Psychosen erstenmal die „Verdrängung' auch in
herangezogen und 1896
zum
Fällen von Paranoia
wirksam nachweisen konnte,
als
^
dauerte es ein
Siehe Jungs Referat über die einschlägige Literatur im Jahrbuch f. psychoanalytieche u. psychopathol, Forschungen, Bd. II, 1910, S. 556— 388 (die ent1)
sprechende Literatur deutscher u. Österr, Autoren ref. v. Abraham [s. auch dessenArbeit: Die psjchosexiiellenDifferenienderHysterieundDementia praecox, 1908] im Jahrbuch I, S. 546ff.; fortgesetzt in Jahrbuch VI, 1914, S. 343f. und schließlich im „Bericht über die Fortschritte der Psychoanalyse in den Jahren
1914—1919", Wien und Leipzig 1921, S. igSf.) Insbesondere sei hier verwiesen auf die ersten Arbeiten von Jung: Über die Psychologie der Dementia praecox, Ferner Halle 1907 und: Der Inhalt der Psychose, Leipzig und Wien 1908.
—
Honegger, Itten, Maeder, den verschiedenen Bänden des „Jahrbuchs". SchlieJ3Bleulers groß angelegtes Werk: Dementia praecox oder Gruppe der
die einschlägigen grundlegenden Arbeiten von
Nelken, Spielrein lich
u. a. in
Schizophrenien, igii, das
zum größten
Teil nichts als die
Anwendung der
Dementia praecox sein wUl. die Ab2) „Die Abwehmeuropsychosen" und „Weitere Bemerkungen über wehmeuropsychosen" (Kl. Sehr. Bd. T\. Ideen Freuds auf
y\
die
—**^ .*
vV.n^-^iJJ ti^L-L^:
Die neurotische Reproduktion volles
Dezennium,
6^
Zürcher Klinik den ersten großen Vorstoß
bis die
auf diesem Gebiet unternahm.
Bald danach
trat
Freud
seiner großangelegten Analyse eines Falles von Paranoia
hervor,
—
die
(1911) mit
(Schreber)
an seine eigenen Vorarbeiten anknüpfend und die
wertvollen Ergebnisse der Züricher Schule verwertend
— zum
ersten-
mal das Verständnis für den psychischen Mechanismus und struktuellen Aufbau der Psychose eröffnete. Dabei erwies sich die „homosexuelle" Einstellung
den
Mann
und
als
die Abwehr gegen diese feminine Libidoposition durch
das bedeutsamste Stück des Mechanismus, der auch wieder
der allgemeinsten Tendenz zur Überwindung des Geburtstraumas'
im Sinne
der Identifizierung mit der Mutter
Kind) — unterzuordnen erst das theoretische
Durch
ist.
diese
und
—
des Gebarens (anales
Untersuchungen Freuds war
Verständnis der Psychose möglich geworden,
dem
dann eine Reihe von Einzelarbeiten seiner Schüler gewidmet war, ^ In die allgemeine Psychiatrie sind diese umstürzenden Auffassungen natur-
gemäß sehr langsam eingedrungen, scheinen aber gerade in der allerletzten Zeit die Betrachtungsweise der jüngeren Psychiatergeneration entschei-
dend zu beeinflussen. 3
Im Vordergrundestehtdabeiderentwicklungspsy-
cholo^scheGesichtspunkt, der ein unbestreitbares Verdienst der Züricher
Schule (Honegger, Jung)
ist,
gegen dessen methodologischen Miß-
brauch sich aber bereits F reu d gewendet hatte, indem er zeigen konnte 1) In der klassischen Paranoia laßt sich leicht hinter den lärmenden Symptomen das Ur Symptom der Angst aufdecken (Verfolgtwerden!), ganz ähnlich
wie hinter den Schutibauten der Phobien oder den Reaktionsdämmen der Zwangsneurose. 2) Literatur:
Jahrbuch VI,
S.
545 ff.; Bericht,
S. 158.
5} Siehe besonders die interessanten
(Wien)
und
seine
Arbeiten von Dozent Paul Schilder letzte zusammenfassende Darstellung; Seele und Leben
(Springersche Monographien, Berlin 1925^. Die fast gleichzeitig erschienene Arbeit von Alfred Storch (Tübingen): Das archäisch -primitive Erleben und
Denken der Schizophrenen
(Berlin 1922), ruht fast ganz auf analytischer Auf-
fassung, ohne dies so rückhaltlos wie sind die wertvollen Beiträge von
L-
-
.
Schilder zuzugestehen.
— Rein analytisch
Nunbergin der Internat. Zschr. f. Psychoanalyse.
>^^»*i
v^V
Das Trauma der Geburt
^A wie ist,
vieles
ehe
noch der individuellen Analyse zugänglich und verständlich
man
zur Heranziehung phylogenetischer Materialien oder Ge-
sichtspunkte greifen dürfe.
genützt
und
Natürlich hat diese
Mahnung
nicht viel
so sehen wir jetzt die fortgeschrittenen Psychiater
im
des-
kriptiven Vergleich der Psychologie der Schizophrenen mit der des
Primitiven stecken.'
Wenn
Storch in
beispielsweise
seiner zweifellos
i[-
interessanten Arbeit die archäisch-primitiven Gefühlseinstellungen mit
den „magisch-tabuistischen" vergleicht und die „mystische Einigung" wie die „kosmische Identifizierung" betont, Ruckschritt von der Psychoanalyse,
als er
so
macht
er insoferne einen
deren Verständnis der primi-
tiven Einstellung nicht zur Erklärung der schizophrenen heranzieht,
sondern sich an der Nebeneinander Stellung genügen
läßt,
ohne zu
be-
merken, daß er ein offenbar einfacheres Problem der Individualpsycho-
nur durch ein komplizierteres ethnologisches
logie
ersetzt hat.
Unsere Auffassung tendiert vielmehr dahin, das individualpsychologische Verständnis noch ein ganzes Stück weiter zu führen
und
so
auch weitere Aufklärungen der völkerpsychologischen Rätsel zu finden.
Der hier
vertretene Gesichtspunkt von der fundamentalen
des Geburtstraumas scheint uns
bringen.
In den Psychosen
ist ja
nun
tatsächlich der
Bedeutung
Lösung nahe zu
die Regressions tendenz so stark aus-
geprägt, daß wir erwarten dürfen, in ihnen die weitestgehende
An-
näherung an dieUrsituation zu finden. Tatsächlich erweist sich der Inhalt der Psychose
teils
ganz offenkundig,
teils
in den den
Kranken eigenen
Zerfallssymptomen des Denkens und Sprechens vollständig durchsetzt
von den ausgebreitetes ten Geburts- und Intrauterinvorstellungen. Wir müssen es der fleißigen Arbeit der Psychiater danken, daß sie uns durch ausführliche Mitteilung von Krankengeschichten, deren Material unter
dem Einfluß analytischer Gesichtspunkte gewertet ist, in den Stand
gesetzt haben, dieaus der Analyse der Neurosen i)
gewonnenen Erfahrungen
Siehe auch die im Material interessante Arbeit von
der Geisteskranken, Berlin igaa.
Prinzhorn:
Bildnerei
'j
Die neurotische Reproduktion in so schlagender
6j
Weise an den Psychosen bestätigen zu können. Indem
ich auf das diesbezügliche große Material in der bereits zitierten Literatur
hinweise, möchte ich nur aus der letzten, mir zu Gesicht
Publikation von
Storch
gekommenen
einiges zur Illustration anführen.
„Ein an-
nähernd stupuröser Kranker macht andauernd Drehbewegungen, indem er
mit seiner Hand
um
den Nabel herumfährt. Auf Fragen gibt er
die Erklärung ab, er wolle ein heit
Loch machen (wozu?)
hinauszukommen. Weiteres
klar,
ist
um
nicht zu erfahren."
in die Frei-
Es
ist
jedoch
daß Pat. damit unbewußt die Rückkehr in den Leib meint, da
sonst das
„Symbol" unverständlich
bliebe. Sogar für eine manifest aus-
gesprochene Kastrationshandlung gibt er die gleiche Motivierung: „der
Kranke biß
sich einige
Tage nach dem vorhinerwähnten Vorfall ein
Fingerglied ab ; erst nach
Überwindung
vieler
Sperrungen gab er eine
Motivierung: .Durch das Abbeißen des einen Gliedes habe ich die
anderen Leute herbeigezogen,
um zu zeigen,
daß es an einer Stelle
fehlt.'
Bei weiterem Nachfragen fuhr er dann aber fort: ,Ich wollte in die Freiheit; (S. 7).
durch das
Loch
hinausgeschlüpft, wie ein Käfer'" Storch vermutet zwar, daß damit nicht nur das Verlassen der
Klinik, sondern
im
bin ich
analytischen Sinne auch die „unklare" Vorstellung
von einer Befreiung aus dem Mutterleib {Nabelgeburt) mit anklang, und bemerkt dazu, daß dem Kranken, wie so vielen Schizophrenen die Idee der Wiederverkörperung eine durchaus selbstverständliche Tatsache war, ebenso wie dem Primitiven die Reinkarnation.
—
junge Schizophrene, die als Kind
war und aus ihrem Dienst
vom eigenen Vater vergewaltigt worden
entlief,
stand eine Geburtsphantasie,
Eine
durchlebte in einem katatonen Zu-
indem
kind und dessen Mutter vorkam
sie sich
(S. 6l),
zugleich
als das Christus-
Dieselbe Kranke „sprach von
einem .Auseinander fallen ihrer eigenen Jugend mit ihrer jetzigen Person'. Sie habe das Gefühl, daß sich in ihrem Körper zwei Per-
sonen befänden, eine mit der häßlichen Vergangenheit, und eine andere; die etwas .ganz Hochgestelltes. Übergeschlechtlicbes' sei" (S. S
Rank
7W78).
Das Trauma der Geburt
^6 Eine andere Kranke gott"
und
65) machte die Pflegeschwester zu ihrem „Herr-
(S.
sagte, „in ihr
,von Christus bis
zum
und
in der Schwester sei alles enthalten, alles,
Niedrigsten'".
(Auf Befragen nach ihrer Be-
ziehung zu der Krankenschwester) ,Wir sind ganz eins, beide eine. sie ist
und
der Herrgott, ich bin dasselbe wie sie
Schwester
die
die ganze
ist
in mir'
Welt in sich" und
teristischer
Weise
.
.
.
Ich bin in der Schwester,
Ein andermal
.
sagt
sie,
„sie
habe
erläutert dies (auf Befragen) in charak-
(S. 80).
Einige Kranke zeigen die Regressionstendenz in nicht erwachsen zu sein, den
man
oft
auch
als
Form
des
Wunsches
Gegenstück zur Größen-
„Ein in der Mitte der 50 er stehender
sehnsucht bei Kindern findet.
Schizophrener beklagt sich in gereiztem Ton, daß er zu einem Kind
gemacht werde: Ich bin nicht mehr der Mann, bin
bereits ein
Kind;
wie mich meine Frau besucht hat, war ich nicht der Mann, der zu der Frau gehört, ich bin dagesessen wie ein Kind bei seiner Mutter" (S.
57).
Im
Gegensatz zu anderen Fällen,
wo
„die
Umwandlung
den weiblichen oder kindlichen Lebenszustand von den Kranken
Minderungund Herabsetzung „machten wir
öfters bei
als
bemerkt S torch,
jungen Schizophrenen, die eben über die
Schwelle der Kindheit die entgegengesetzte
ihres Ichs erlebt" wird,
in
ins
Leben der Erwachsenen hineintreten,
Erfahrung; wir fanden bei ihnen nicht selten eine
und Angst vor dem Erwachsensein, unter Umständen im Konflikt mit starkem Lebensdrang und Liebesbedürfnissen. Aus diesem Konflikt heraus möchten sie in die Kindheit ausgesprochene Lebensfurcht
zurückfliehen
.
.
." (S.
89). Ich glaube,
daß wir in dieser Tendenz den
Kern dessen vor uns haben, was die Bezeichnung des Krankheitsbildcs (als Dementia praecox) auch psychologisch rechtfertigen würde. Andere stellen direkt die alte Kloakentheorie, d. h.
den Aufenthalt
im Mutterleib
wieder her, wie die Kranke (S. 42), die „zwar nicht glaubt, daß die Kinder
durch denDarm geboren werden, wohl aber, daß zwischen dem ,TragBack , in dem ihrer Meinung nach das Kindin der Mutter heranwächst, und den
Die neurotische Reproduktion
Gang
untersten Darmabschnitten ein
seinen Kot entleert. Das Kind
ist
im
^7
besteht, durch
den der Embryo
Tragsack, saugt innen an den Er-
nährungzäpfchen (die sich innen an Stelle der Brüste befinden).VomTragsack geht ein ,AuBlauf nach
dem
After, ,daß das
der Nahriing, die es mit der Milch nimmt.' der Auslauf aus, gehl er weg,
ist
zum Putzen
Kind gesäubert wird von Vor dem Gebären da'
heilt
Eine andere Kala-
.
tone mit Koprophagie gibt direkt die embryonale Motivierung für ihr
Tun, wenn
sie berichtet,
„wie
sie
während ihrer psychotischen Zustände
Urin habe trinken und Kot essen müssen; nachdem sie vorher das Erlebnis des Absterbens durchgemacht hatte, habe sie gemeint, sie brauche die Stoffe für ihren
,Aufbau'.
Nunberg
In einem von
eingehend
analytisch untersuchten Fall eines Katatonen bedeutete das Verschlucken
der Exkremente eine Selbstbefruchtung
sammenfassend
sagt
Zu-
'
Storch (im Abschnitt „Wiedergeburt"): „Wir
treffen auf die Idee, gestorben
eines
und Wiedererneuerung.
und wiedererwacht zu
sein,
auf die Idee
Hindurchgehens durch den Tod, des Neuwerdens und schließlich
primitiv-sinnlichen EinWiedergeburtsgedankens, die Vorstellung eines
der Vergottung; wjr finden auch die
kleidungen
des
wirklichen Geborenwerdens und komplexe Denken der Kranken Stellung das
Kindsein
dgl, wieder.
durcheinanderfließen"
(S.
läßt
das
und Kindschaftsvor-
in der Geburts-
Gebären und Geborenwerden,
oft
Dabei
das
Mutter- und
76).'
Aber nicht nur der Inhalt der Wahn bildungen scheint eindeutig nach
dieser
Richtung bestimmt, sondern auch die psychotischen Aus-
nahmszustände
wie Halluzinationen,
Dämmerphasen und
Kata-
tonien lassen sich als weitergehende Regiessionen in den Fötahustand verstehen.
Den
ersten
kühnen Versuch einer solchen Auffassung aus
analytischem Material verdanken wir der wertvollen Arbeit des frühverstorbenen 1)
2)
5«
Tausk „Über
die
Über den katatonischen Anfall. Hervorhebungen von mir.
Entstehung des BeeinflussungsappaIntern. Zeitschr.
f.
Psychoanalyse, VI, 1920.
r
*»-Ajjgj
Das Trauma
68
rates in der Schizophrenie",'
der Geburt
den er
Projektion des eigenen
als
im
Mutlerleib genitalisierten Körpers auffaßt. „Die Projektion des eigenen
Abwehr gegen
Körpers wäre also eine
eine Lipidoposition, die der des
Endes der fötalen und des Anfangs der extrauterinen Entwicklung entspricht"
Von
c. S. 23).
{I.
verschiedener
hier aus versuchte
schizophrener
der
Mensch
seine
die
Symptome anzubahnen:
Katalepsie, A\e ßexibilitas cerea, nicht
dem
Tausk
Organe nicht
Erklärung
„Könnte die
jenem Stadium entsprechen, in
als
und
eigene empfindet
nicht zu sich gehörig, der Gewalt fremden Willens überlassen
sie. als
muß?
.
.
Könnte der katatone Stupor, der eine vollkommene Ablehnung der Außenweh darstellt, nicht eine Zurückversetzung in den Mutterleib Sollten diese schwersten katatonen
sein?
Symptome
nicht das ulti-
mum
refugium einer Psyche sein, die auch die primitivsten Ichfunktionen aufgibt und sich ganz auf den foetalen und Säuglingsstand-
punkt zurückzieht .... Das katatone Symptom, Starre des Schizophrenen,
ist
die negativistische
nichts anderes als eine Absage an die
Außenwelt, in .Organ spräche' ausgedrückt.
Spricht nicht auch der
im Endstadium der progr. Paralyse für eine solche Rezum Säuglingsleben? Manchen Kranken wird diese Regression
Säuglingsrefiex gression
in die Säuglingszeit
nur
als
Drohung mit
sogar bewußt.
jünger
und
ich in die
meint
und
sogar bis in die Foetalzeit
Ein Patient sagte mir:
kleiner werde, jetzt bin ich vier Jahre in die
—
alt,
Mutter zurück'"
(S.
dann 23I)-
komme Tausk
daß die Phantasie von der Rückkehr in den Mutterleib,'
werden müsse,
„als
pathologische Realität der
den Psyche in der Schizophrenie symptomatisch
b)
wohl
daß ich immer
,Ich fühle,
die als weitere atavistisch vorgebildete „Urphantasie"
1)
letzte
einer Konsequenz der Krankheitsentwicklung
Windeln und dann
also,
— das
angenommen
sich zurückbilden-
auftritt
.
Psychoanalyse, V, 1919Er merkt übrigens an» daß der Ausdruck „Muttcrleibsphantasie" von
Internat. Zeitschr,
Gustav
Grüner
f.
stamme.
Die neurotische Reproduktion Setzt
man nun
hier die Realität des Geburtstraumas mit seinen
folgenschweren Nachwirkungen ein, so kann
von
Tausk
zum
Verständnis auch anderer
sich direkt
6^
nicht nur sicher bejahen, sondern
man
die
sie real
Vermutungen
begründen und
Symptome Geisteskranker gelangen,
die
auf das Geburtstrauma und nur indirekt auf das Vor-
stadium beziehen.
So alle Anfälle, insbesondere der sogenannte epi-
leptische,' der inhaltlich und formal die deutlichsten Reminiszenzen
an den Geburtsakt verrät. zeitige
Trennung wie
Dabei findet übrigens eine ähnliche zwei-
bei der Cyclothymie statt,
der letzteren eigene zeitliche
wenngleich ohne die
dem großen epimit ihrem von Dostojewski so
Umkehrung; denn
leptischen Anfall vorangehende flura
die
meisterhaft beschriebenen Glückseligkeitsgefühl, entpricht der pränatalen Libidobefriedigung,
während der Krampfs nfall selbst den betreffen-
den Akt der Geburt reproduziert. All diesen psychotischen sie
Krankheitsymptomen
ist
gemeinsam, daß
der Analyse eine noch weitergehende Regression der
im Sinne
Libido als die Neurosen darstellen, indem sie den Verlust des ürobjektes in
einer kosmologisch zu nennenden Projektion durch Ablösung
ihrer Libido
von der die Mutter ersetzenden Außenwelt vervollstän-
digen, wobei sie aber durch Einverleibung (Introjektion) der Objekte
in ihr Ich wieder nur zur Ursituation zurückgelangen (Mutter Kind). In diesem eigentlich psychotischen des Verhältnisses zur
noia
—
und
Außenwelt
die paranoiden
lo^schen Weltbild
am
Mechanismus, der die Störung
beeinhaltet, steht die klassische
Formen
und
der Psychose
— dem
Paramytho-
nächsten.^ Sie scheint dadurch charakterisiert.
Die Zuriickführbarkeit des epileptischen Anfalles auf eine frühe Phase der Gebärdensprache hat bereits Ferenczi in seiner auch für die hier vorgetragene Auffassung grundlegenden Arbeit über „Entwicklungsstufen des Wirki)
f. PsA. I, 1915). der Helden" von Geburt des 2) Siehe im „Mythus (1909) die „paranoide"
lichkeilssinnes" angedeutet (Internat. Zeitschr.
Charakterisierung der mythischen Phantasicbildung
(S.
75,
2.
Aufl. 1922» S. 123).
csl
Das Trauma der Gehurt
70
daß bei ihr die Außenwelt in einer die normale „Anpassung" weit übersteigenden Intensität mit Libido besetzt, sozusagen die ganze Welt
zum Uterus gemacht ist, dessen feindlichen Einflüssen der Kranke nunmehr ausgesetzt ist (die elektrischen Ströme usw). Die ganze Situation '
des schützenden Mutterleibs
ist
logischen Bedeutung mittels der
hier in ihrer kulturellen
Gefühlsumkebrung
und kosmo-
(Hass) gegen den
störenden Vater zu einem einzigen feindlichen Riesenobjekt geworden, das den mit
dem
Vater Identifizierten (Helden) verfolgt
und zu immer
neuen Kämpfen herausfordert, bemerkenswert, daß der Paranoiker Strindberg die Erklärung für die ersten Wahrnehmungen des Kindes, Furcht und Hunger, in der vorgeburtlichen Einwirkung erkannt hat. (In seinem autobiographischen Werk: Die Vergangenheit eines Toren). Auf die Beziehungen, die sich von hier zum Versehen" der Schwangeren ergeben, kann nur hingewiesen werden. Es seien hier i)
Es
ist
einige für unsere Auffassung besonders bezeichnende Äußerungen Strindbergs angeführt (nach Storch 1, c. S. ifif). Als ihm die Geliebte durch einen
Fremden genommen wird,
ihm das eine „Erschütterung seines ganzen war ein Teil von ihm selber, der jetzt von
ist
Seelenkomplexes", denn „es
einem andern eingenommen wurde, ein Teil seiner Eingeweide, mit dem man jetzt spielte". (Entw. einer Seele, Kap. 5). — „In der Liebe schmilzt ,sich und seine Form er mit der geliebten Frau zusammen, dann aber, wenn er erwacht sein Selb sterhaUungs drang, und in der Angst, sein .Selbst durch die ähnlich machende Macht der Liebe zu verlieren', sucht er sich von ihr frei zu machen, um sich als etwas ,für sich Existierendes' wiederzufinden (Entzweit, Kap. Nach der Psychose zieht er sich in die Einsamverloren' hat,
2/3).
keit zurück, hat sich in „die Seide seiner eigenen Seele
eingesponnen" (Einsam,
Aus seiner schizophrenen Spätzeit berichtet er von Schutzmaßregeln, die er gegen die iim zur Nachtzeit störenden Ströme anwendet „Wenn man den Strömen einer Frau ausgesetzt ist, meistens während des Schlafes, so kann man sich isolieren; ein Zufall vcranlaßte mich eines Abends, ein wollenes Kap.
3).
:
zu werfen, und in dieser Nacht war ich geschützt, obwohl ich die Attaken der Strome merkte". Schließlich verrät er auch, daß die „Verfolgung" bei ihm an die Angst geknüpft ist, indem erden „panischen Schrecken vor allem und nichts" für seine Ruhelosigkeit verantwortlich
Tuch über Achsel und Hals
—
Strindbergs traurige Kindheit und sein besonderer „Mutterkommacht. plex"sindbekannt(s.denHinweis„Inzestmotiv", 1912,8.52 Note ). Vondiesem Punkte aus ist seine ganze Entwicklung, Persönlichkeit und Leistung zu verstehen.
;
7^
Die neurotische Reproduktion
Im Sinne dieser Rücktendenz zur Mutter, die der Psychotiker auf dem Wege der Projektion anstrebt, ist der psychotische Krankheitsverlauf, wie Freud erkannt hat, tatsächlich als Heilungsversuch aufzuwas wir
fassen,
ja
analytischen Heilungsprozeß, von
im
dem
wir aus-
gegangen waren, auch deutlich sehen. Nur findet die Psychose aus dem unterirdischen Labyrinth der Mutterleibssituation nicht mehr den Weg
zum Tageslicht der Gesundung, während der Neurotiker sich an dem ihm vom Analytiker zugeworfenen Ariadnefaden der Erinnerung wieder ins Leben zurückzufinden vermag.
Wie nach
der
Freudschen Auflassung
Zwangsneurose der Religionsbildung und
die
lerischen Produktion,
die Hysterie der künst-
dem mytho-
philosophischen Spekulation nahestehen, so die Psychosen logischen Weltbild.
Wenn
analytisch eingestellte Psychiater erkannt
haben, daß der Inhalt der Psychose, „kosmologisch" den nächsten Schritt, zur Analyse der Kosmologien
scheuen und werden dann finden, daß
Natur
projizierte infantile
Indem
ich
mir
sie
sei,
so dürfen wir
selbst,
nichts anderes als die auf die
Reminiszenz der eigenen Geburt
die eingehendere
auch nicht
Begründung
darstellen.
dieser Auffassung an
reichem mythisch -kosmologischen Material vorbehalte, wie ich
sie seit
langem unter dem Titel „Mikrokosmos und Makrokosmos" geplanthabe, kann ich hier nur auf verschiedene eigene Vorstudien aus dem Gebiet der Mythologie verweisen, welche zu zeigen versuchen, daß das mensch-
Geburtsproblem tatsächlich im Mittelpunkt des mythischen wie
liche
des infantilen Interesses steht
und den Inhalt der Phantasiebildungen
entscheidend bestimmt/
Der Mythus von der Geburt des Helden (1909), Die Loheiigrinsage (1911)1 Das Inzestmotiv in Dichtung und Sage (»912) (namentlich Kap. IX; Die Weltelternmythe) und schließlich; Psychoanalytische ^1914; Beiträge zur Mythenforschung. Gesammelte Studien aus den Jahren 1911 x)
2.
Siehe die Arbeiten:
veränd. Auflage 1923 (namentlich die Sintflutsage, Verschlingungsmythen,
Tiermärchen usw.)
^^-
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I..
^
.._i,^;^i=:-^
------;LT-'".
Die symbolische Anpassung Bevor wir uns den mythischen Verarbeitungen des Geburtstraumas in
den großartigen Kompensationsschöpfungen der Heroenbildung zu-
wenden, haben wir
teils
näherliegende,
teils
menschlich bedeutsamere
Tatsachen anzuführen, welche die fundamentale Bedeutung des Geburtstraumas und die unsterbliche Sehnsucht,
es
zu überwinden, in geradezu
überwältigender Weise offenbaren. Diese biologischen Tatsachen sind schließlich auch geeignet,
uns die zwischen der asozialen neurotischen
und der überwertigen heroischen Leistung liegende Anpassung malen verständlich zu machen und zu
erklären, wieso
ihm
des Nor-
diese
An-
passung, die wir Kultur nennen, überhaupt gelingen kann.
Der Zustand stellt,
des
Schlafes, der sich allnächtlich automatisch her-
legt die Auffassung nahe, daß
auch der normale Mensch, wie zu
erwarten, das Geburtstrauma eigentlich nie ganz überwindet, da er ja die Hälfte seiner Lebenszeit in
kommenden Zustand
einem dem intrauterinen
fast gleich-
verbringt." In diesen Zustand verfallen wir auto-
il Siehe dazu besonders Freud: Vorlesungen (Taschenausg. S. 80) und Feten cii:EiitwickIungsstufendes Wirklichkeitssinnes. Internat. Zschr. f. PsA. 1913. Die neurotische Schlaflosigkeit scheint regelmäßig auf zu intensiver Ver-
drängung dieser biologischen Notwendigkeit auf Kosten libidinöser Strebungen (tur Mutter) zu beruhen (wie der Somnambulismus in allen seinen Formen). Die so häufige Angst, lebendig
begraben zu werden, gehört gleichfalls
Zusammenhang («.Traumdeutung,
2.
in diesen
Aufl. igog, S. 19g Fußnote), ebenso wie
ihr „perverses" Gegenstück, die Nekrophilie.
Die symbolische Anpassung
"]}
matisch, sobald es dunkel wird, also wieder wie beim dunkeln
der Kinderangst,
wenn
Identifizierung mit
die äußeren
dem Urzustand
Dunkelwerden im Vorstellungsleben Angleichung
als
Zimmer
Umstände dem Unbewußten
die
nahelegen. Daher wird auch das aller
Rückkehr der Sonne
in
Völker in anthropomorpher
den Mutterleib (Unterwelt)
aufgefaßt.
Im
Schlafzustand, in
dem wir
selbst täglich in
in die Intrauterinsituation zurückkehren,
weitgehendem Maße
träumen
wir und bedienen
uns dabei, wie schon die Alten wußten, merkwürdiger Symbole, die von der Psychoanalyse empirisch festgesteHt, aber in ihrer Herkunft
und allgemein-menschlichen Bedeutung noch nicht ganz verstanden sind. Nun zeigen die analytischen Traume, von deren Verständnis wir in der Heilungssituation ausgegangen sind, daß diese Symbole im Wunsch-
tranm
letzten
darstellen, il
Endes regelmäßig den Aufenthalt
im Mutterleib
während im Angsttraum das Geburtstrauma,
die Ver-
Der Mond mit seinem periodischen Wachsen und Verschwinden scheint
noch besser zur mythologischen Darstellung der immer wieder aufs neue Mythen nicht nur direkt als schwangeres und gebärendes Weib, sondern auch als das verschwindende und wiederkehrende Kind. Auch gilt die Mondgöttin als Beistand der Geburt (Hebamme), was mit ihrem Einfluß auf die Menstruation zusammenhängt. Die Konsich
ersehnten Rückkehr zu eignen, und erscheint in den
gruenz der weiblichen Menses und der lunaren Phasen, die ja auch noch bei uns im Volksglauben als identisch gelten", führt Th. W.Danzel dazu, die astronomisch-kosmische Periodik erst als symbolischen Ausdruck subjektiver Pe-
rioden und Rhythmen ins Bewußtsein treten zu lassen und dem Kalender zugrunde zu legen, der ursprünglich in den Astralländem (China, Babylonien, Ägypten, Mexiko) ein „Buch der guten und bösen Tage« war (siehe „Mexiko" Bd. I, 28 [Kulturen der Erde, Bd. XI], Darmstadt 1922). „Der aSotagigen Periode des im mexikanischen Kalender eine besondere Rolle spielt, hat vielleicht außer astronomischen Zeiträumen auch die Dauer der SchwangerS.
Tanal-anad^ die
schaft zugrunde gelegen" fDanzel: Mexiko^II, S. 25, Darmstadt 1922). Fuhrmann (Mexiko III) erhebt diese Vermutung zu größerer Sicherheit, indem er das mexikanische Jahr auf die vorgeburtliche Zeit des Menschen und die neue (nicht auf den Sonnenlauf basierte) Zeitrechnung auf dieses zurückführt
m^
(S. 21).
Embryo-Jahr
Das Trauma der Gehurt
14 treibung aus
dem
Paradies, oft mit allen wirklich erlebten körperlichen
SensationenundDetailsreproduziert wird. Die halluzinatorischeWunsch-
erfüUung des narzißtischen Traum-Ich, zu deren Verständnis Freud auf den embryonalen Zustand zurückgreift," läßt sich tatsächlich aus völlig unbeeinflußten analytischen
Träumen
als ein
wirkliches Zurück-
gehen und Reproduzieren der intrauterinen Situation nachweisen, wie sie ja rein
physiologisch durch den Schlafzustand in weitem
bereits physiscli realisiert
zumindest ihrer von lungstendenz nach,
ist.
Ja, die
Freud
als
Traumbildung erweist
postulierten
eine vollständigere
Ausmaße
sich vielfach,
unbewußten WunecherfülRückkehr
in uterum,
als sie
durch den bloß physiologischen Schlaf vollzogen scheint. " Der infantile Charakter des Traumes geht also fundiert als wir bis jetzt uns
serem Bewußtsein, das zur ist,
dieses eigentliche tiefste
Indem
viel
weiter zurück
anzunehmen
ist viel tiefer
getrauten, weil wir mit un-
Wahrnehmung
der Außenweit geschaffen
Unbewußte nicht
erfassen konnten.
ich unter Vorbehalt des zu veröffentlichenden reichen Ana-
lysenmaterials hier nur darauf hinweise, daß sich
traum,
und
die beiden von
Freud
Wunsch -und Angst-
aufgestellten Haupttypen, der
Zurück-
führung auf die Lirsituation, bzw. ihrer peinlichen Unterbrechung durch das Geburtstrauma,' zwanglos fügen,
möchte ich nur noch den
Typus Freuds, den Straftraum erwähnen.
i)
Wenn
sich der
dritten
— meist
Metapsychologische Ergänzung zur Traumlehre. 1917.
2) Wir glauben daraus auch besser zu verstehen, warum
das Traumleben unter Einfluß der analytischen Situation oft in so überraschender Weise zu florieren, ja üppig zu wuchern beginnt.
dem
5)
Das Erwachen, besonders aus dem Angsttraum, wiederholt regelmäßig
den Geburtsvorgang,dasZurweltkommen;diesderSinndersogenantiten „Schwellensymbolik" (Silber er), die ja auch mythologisch ganz eindeutig als Geburts-
(SieheRöheim: Die Bedeutung des Überschreitens. Zschr. im Anschluß an die dortseihst vorangehende Arbeit von Frau Sokol-
situation erscheint.
VI, 1910,
nicka.) Übrigens äußert sich das Gehurts- Schwellensymptom auch in den so häufigen Zuckungen der Beine beim Einschlafen.
Die symbolische Anpassung
im
JLeben erfolgreiche
„strafweise
Freud
,
— Träumer
später,
wie
']$
es
den Anschein hal
in eine peinliche Situation zurückversetzt, so
ist es,
wie
angedeutet hat, neben einer „masochistischen" Tendenz der
Verjüngungs wünsch, der ihn dazu bewegt, der aber letzten Endes auf die lustvolle dies
Rückkehr in den Mutterleib
abzielt.
im sogenannten Prüfungstraum, einem
traumerlebnis aller Menschen, der eben
bis
Typischerweise erfolgt
fast
allgemeinen Angst-
zur Angstgrenze
der
bestandenen Prüfung in der Schulzeit zurückgeht. Der vorbewußte Trostgedanke, lich
dem
der Prüfungstraum Ausdruck verleiht, daß es
näm-
„damals" auch gut gegangen sei, bezieht sich regelmäßig zutiefst aut
den Geburtsakt, der übrigens auch die Vorstellung des glatten „ Durchrutschens", bezw. des peinlichen „ Durchfallens" verständlich macht.
auch hier zu erklären
bleibt, ist das intensive
Was
Schuldgefühl, das sich
an diesen Urwunsch regelmäßig knüpft und offenkundig mit dem Angstaffekt der Geburt so zusammenhängt, daß es seine volle Reproduktion vermeiden
soll,
wie
ja
auch das „Steckenbleiben" bei der
Prüfungssituation das weitere Zurückgehen
zum Urtrauma
selbst ver-
hindert.
Das Gegenstück zum Straftraum, der Bequemlichkeitstraum, läßt sich als Versuch zur Wiederherstellung der Intrauterinsituation
verstehen, auch
wenn
er scheinbar
von
oder Sekretionsbedürfnis ausgelöst wird.
so realen
Nöten wie Hunger
Denn mit
der physiologischen
SchlafSituation lebt auch die Tendenz zur hemmungslosen Befriedigung aller Körperbedürfnisse in der intrauterinen Form wieder auf (Enuresis,
auf sexueller Stufe Pollution, gleichbedeutend mit Inzest, weswegen gerade die offenkundigen Inzestträume so häufig mit Pollution einher-
gehen und anderseits der Pollutionstraum ten
Inzestwunsch
Wunsch zu
darstellt).
schlafen,
fast
immer
einen unverhüll-
Ja selbst auch der „Bequemlichkeits"-
den Freud
als
wesentlich für die Traumbildung
überhaupt hervorhebt, entspricht der Rückkehrtendenz in die intrauterine Situation,
Das Trauma der Geburt
7(>
AUeTräumevonkörperlichenSensationen, auch wenn sie durch äußere Reize ausgelöst werden innere Reize —
'
— wie
gestatten eine zwanglose
ation. Beispielsweise die
Rückführung auf
die Ursitu-
Kälteempfindung bei abgerutschter Bettdecke,
vom Unbewußten im Sinne
die
Bequemlichkeitsträume durch
die
des ersten Verlustes der schützenden
Hülle interpretiert und durch traumhafte Zurückziehung in ein Mutterleibssymbol kompensiert wird. Ähnlich die
sensation, die nicht
selten
resp;
Flug-
beim gleichen Träumer abwechseln:
erstere
häufig bei Menschen mit schwerer Geburt ten
Hemmungs-
im wunscherfüllenden Sinne
(Hemmung) vom Unbewuß-
des Nichthinauskönnens aus der Mutter
verwendet; letztere das heftige Geburtstrauma fabel zu
einem leichten
im Sinne Hinausschweben verwandelnd, im
der Storchtiefsten
Un-
bewußten aber den Dauerzustand des wohligen Schwabens in der Ursituation reproduzierend (siehe die geflügelten Engel, die Seelen der
noch Ungeborenen usw.); die entsprechende Angstsituation erscheint in den Fallträumen reproduziert.
Wir bemerken
hier, vorläufig
zusammenfassend, daß die
bis jetzt
besprochenen Traumtypen und -Sensationen ganz allgemeine Traumerlebnisse betrafen, deren typischer Charakter sich eben aus
dem
all-
gemein-menschlichen Geburtserlebnis erklärt." Dies gilt aber auch für die von der Analyse ihrem latenten Inhalt nach als typisch erkannten i)
Auch auf die sogenannten experimentelleriTräumefälU hierneues Licht.
Die apphzierten Reize werden im Sinne der erlebten Ursituation interpretiert (Stellung der Gliedmaßen usw.), um so mehr, als sie meist vom Experimentator unbewußt so gewählt werden (Auflegen von Gesichtsmasken, Nasenreiie, Fußsohlenkitzel usw.), a)
Dies
gilt
auch für die sogenannten Zahnreizträume,
die bereits
Jung
bei Frauen als Geburtsträume agnoszierte (s. Traumdeutung, 5. Aufl. 191 1, S. 300 Fußnote, sowie das dort von mir mitgeteilte Traumbeispiel). Im Sinne der hier
dargelegten Auffassung fall
ist das tertium comparalionis der typische leichte Ausder die Schwere des Traumas (Schmerzen) kompensieren soll, des Zahnes,
bieser Grundbedeutung lassen sich dann leicht die bisher gegebenen Deutungen unterordnen (Geburt, Todesbefiirchtung, Kastration, Masturbation usw.).
Die symbolische Anpassung Träume, von denen
Geburtstraum nach meiner Erfahrung den Wunsch
ich hier zunächst den sogenannten
anführen möchte. Dieser (oder die
77
stellt
Ablehnung) eines eigenen Kindes regelmäßig durch Repro-
duktion des eigenen Geburtsaktes bzw. der Intrauterinsituation (im Wasser) dar. Der Richfungswechsel, der in der Darstellung der Geburt (des
Herauskominens) durch das Hineinstürzen eben
klärt sich
als gleichzeitige
(ins
dem
festen
Traumbild
zeitlichen
und
liegt, er-
Darstellung des Traumas (Sturz)
der Rückkehrtendenz, welche es wieder aufzuheben
gung,
Wasser)
strebt.
topischen Regressionsanspruch'
gleichzeitig gerecht zu werden,
ist
und
Diese Nöti-
im mani-
für das Verständ-
Träume von ausschlaggebender Bedeutung. Sie erklärt nicht nur die Freuds che Beobachtung, daß die sogenannten „biographischen nis der
Träume"
in der Regel
von rückwärts nach vorn zu lesen sind
wunschgemäß mit dem Intrau terinzustand
(d. h.
enden), sondern legt es
nahe, von der ümkehrungstechnik einen weit ausgedehnteren Gebrauch
Deutung von Träumen zu machen, wobei der sekundäre Sinn der sogenannten progressiven Tendenzen in ihrem Verhältnis zu den bei der
Doppelschichtung,
regressiven deutlich greifbar wird. Die
besten in den Geburtsträumen zu beobachten
ist, '
die
äußert sich meist
am im
Auftreten zweier Generationen oder in Wiederholungen von Situationen (z.
B. des Geburtsaktes selbst,
deutlich, wie die Mutleridentifizierung
benützt wird,
um
letzteres mittels
Diese
gleichzeitig
im Heldenmythus) und zeigt (aus dem Ödipuskomplex) dazu
wie auch
Mutter und Kind darzustellen und zwar
Reproduktion des eigenen Geburtsaktes.
Träume
sind so der beste Beweis für die urnarzißtische Ten-
denz des Traumunbewußten und dafür, daß die Situation darstellen kann, die den
1) a)
gar nichts anderes
als
Ürnarzißmus in der vollkommen-
Siehe Freud;-Metapsychologische Ergänzung zur Traumlehre. Siehe auch meine frühere Abhandlxmg: Die Symbolschichtung im
traum. Jahrb. IV, 1912.
k^
es
Weck-
Das Trauma
7^ Weise
sten
befriedigt, ja geradezu verkörpert.'
Jung
die von
der Geburt
Damit bekommt auch
sogenannte Deutung auf der „Subjektstufe", mit der so
viel
anagogischer Mißbrauch getrieben wurde, eine reale Basis, ebenso
wie
alle
angeblich prospektiven Tendenzen, auch des Traumes,
I als
Pro-
jektionen der Mutterleibssituation in die Zukunft zu entlarven sind.' Schließlich sei hier seines allgemeineren Interesses eine typische
i
des Angsttraumes besprochen, die uns zu zeigen ver-
vom Träumer und vom Traumdeuter dem Traum unterprospektiven Tendenzen die Wirkung der Urverdrängung des
mag, wie legten
Form
wegen noch
alle
Geburtstraunias darstellen Es sind dies die sogenannten .
R ei se träume,
dem Urtrauma Kofferpacken und Nicht-
deren charakteristische Details sich mit Leichtigkeit aus verstehen lassen; Nichterreichen des Zuges,
Es gehört dieser Darstellungsmodus am eigenen Körper, mit eigenem Material einer gaiii primitiven Stufe der Entwicklung an, wie sie beispielsweise im hysterischen Anfall wiederhergestellt wird (Ferencüis „Gebärdensprache") und auf die Freud zuerst aufmerksam gemacht hat, indem er zeigte, wie der i)
Hysterische an sich selbst auch die Aktion des gewünschten Liebespartners hysterischen Anfall, 1909 (z. B. die Umarmung) darstellt (Allgemeines über den
—
und: Hysterische Phantasien und ihre Beziehung zur Bisexualität, 1908). Man halte dazu die interessanten Beobachtungen von Köhler an den Anthropoiden, die das Gewünschte dadurch zum Ausdruck bringen, daß sie es durch Andeutung am eigenen Körper vormachen. So deutete eine Schimpansin die Umihr Herr an ihr vornehmen sollte, dadurch an, daß sie sich ihre ArmeumdeneigenenKörperlegte. (Zur Psychologie der Schimpansen. 1911.) a) Die sogenannten telepathischen Träume lassen sich analytisch leicht als
armung, die
Projektionen der Ursituation in die Zukunft auflösen, wie überhaupt der ganze moderne Okkultismus, der auf der altindischen Wiedergeburtssymbolik ruht,
dem Urtrauma und seiner projektiven Verarbeitung (Astrologie) verstehen läßt, Nehmen doch die Okkultisten beispielsweise richtig an, daß im Traum Erinnerungen an Dinge wiederkehren, die im Vorleben des Träumers sich restlos aus
von Bedeutung waren; nur daß
Vorleben weiter zurück projizieren. Anderseits entspricht die Gnmdidee der Telepathie einem in die Zukunft pro-
jizierten, antizipierten dija vu,
sie dieses
etwas schon einmal Erlebtem, was gleichfalls nur
auf die vorgeburtliche Existenz bezug haben kann. (Vgl- dazu auch das interessante von Dr. Szilägyi unter dem Titel „Der junge Spiritist" veröffentlichte Materia], Zsch. IX/5, 1923. Zitiert nach Abschluß dieser Arbeit.)
1
'
Die symbolische Anpassung
79
im Traum so peinlich empwenn man die Abreise im Sinne
fertigwerden, Gepäckverlieren usw,, was
fanden wird, der
jf
ist
nur zu verstehen,
Trennung von
der Mutter auffaßt und das Gepäck
symbolischen Ersatz für den Mutterleib, der
von Fahrzeugen
ersetzt
wird
(Schiff,
ja
alle
Arten
Wagen
usw.).
auch durch
Auto, Bahnkoupe,
Die anscheinende Todessymbolik (StekeP)
(Koffer) als
darin ebenso vorbewußt
ist
wie etwaige prospektive Tendenzen (Lebensreise). Das Unbewußte
kann
:
;
.
die
Trennung, die Abreise,
ja selbst das
kehrungstendenz, nur
als
eine
die jede
Rückkehr
unverständlicher die
Umkehrung
und
darstellen kann.
auffassen
muß,
erklärt eine ganze
Traum Situationen mit einem
der Geburtsrichtung)
und
wie Form, Orientierung, übrigens auch
-
A
Reihe sonst
Schlage' (siehe vorhin
zeigt wieder,
daß gerade die
alles Zeitliche, ^
'
-
'
im Traume),
gerade mit den
,.
1
deutung"nurmitderVermutunghinausgehen,daßeiiieErinnerungsspur vielleicht das materielle Substrat für den Geburtstraum liefern mag.
^
,
So erklärt sich die Abneigung so vieler Menschen, gegen die Fahrtrichtung zu sitzen. Es ist dieselbe Urverd rängung, die den mythischen Personen verbietet, auf ihrem Wege rückwärts zu blicken (Versteinerung), die das verkehrt 7U Pferde 2)
Sitzen des verspotteten Helden (Christus!) bewirkt
nachklingt: Das Pferd beim Schwanz aufzäumen. '
Um
'
—
I
'
Die
i) jjDie Sprache des Traumes", xgu, wo im Anschluß an die Traumforschungen Freuds eine reiche Sammlung der sogenannten „Todessymbolik" Auch im Kapitel „Mutterleibs träume" finden sich eine zusammengestellt ist. Reihe guter Beobachtungen, die jedoch über das rein Praktische der „Symbol-
'
'
;
Fortbewegung im Traume doch wieder
anscheinend höheren psychischen Funktionen (nicht nur
i
im Sinne
der wunscherfüllenden Rückkehr in den Mutterleib auffassen, da es gar keine andere Wunschtendenz kennt
;
Sterben, nur
:,
und noch
in
der Redensart
i
> .'
— Die entsprechende lustvolle
R e i s e s p i e 1 (Kutscher, Eisenbahn usw.), wobei im Mutterleibssituation (Wagen, Schiff, Coupe usw.) der vom Erwachsenen Sinne der Situation zeigt das kindliche
empfundene Man gel der Fortbewegung gerade das eigentb'ch wunscherfüUende Element bildet (Siehe dazu Peer Gynts kindliche „Fahrt" mit der toten Mutter, an die dann seine Weltreise anschließt). bis knapp zur Entbindung 3) Bei Frauen, die man in der Schwangerschaft zanalysieren kann, erweist sich, daß die Zeiten und besonders die Zahlen zurück-
'\
als lächerlich
'
—
,
—
gehen aufSchwangerschaftund Geburt (Monate,Jahre, Kinder, Geschwister usw.),
,
Das Trauma der Geburt
8o allerttefsten
unbewußten Wünschen zusammenhängt, nicht nur
das rein
Körperliche (Sensationen, Stellung, Lage usw.). Die von Silberer in ihrer
Bedeutung gewiß überschätzte „funktionale" Deutung einzelner
Traumelemente, in der wir immer schon einen „Widerstand die analytische
Deutung vermutet haben, erweist
bare Folge einer Fluchttendenz vor dings folgt diese
dem
gegen
sich hier als unmittel-
eigentlich Verdrängten. Aller-
Tendenz gebahnten psychischen Wegen,
die
wahr-
scheinlich auch in der psychischen Entwicklung des Einzelnen von der
Verdrängung des ürtraumas zur Entwicklung der sogenannten höheren Funktionen
führt.
Bevor wir uns von der Traumsymbolik ?,um allgemeinen Verständnis der
Symbolik überhaupt uqd ihrer Verwendung im Dienste der
Kulturanpassung wenden, möchten wir noch besonders betonen, daß unsere Auffassung von der durchgreifenden Bedeutung des Geburts-
traumas ihre stärkste Stütze in der analytischen Traumdeutung
findet,
deren detaillierte Darstellung ich mir darum für einen größeren Zu-
sammenhang
aufsparen
muß. Hier
sei
nur hervorgehoben, daß die ein-
gangs erwähnten analytischen Erfahrungen uns in den Stand setzen, die in der Analyse sehr frühzeitig entdeckte „Mutterleibsphantasie",
wie
sie seit
Freud an
zahlreichen in der analytischen Literatur mit-
geteilten Beispielen gezeigt wurde, real zu fundieren.
Da
die Konse-
quenzen dieser Erfahrungen von ungeheurer Tragweite zu sein scheinen, wobei besonders die Geburtstage eine Rolle spielen, auf denen übrigens die meisten Analysen von Zahlen einfallen berulicn, Es darf dabei nicht wunder-
nehmen, wenn im Unbewußten weniger
mende
die aus unserer Sonnenrechnung stamNeunzalil fder Schwangerschaftsmonate) als die dem „natürlichen Kalen-
der" (siehe Note
auch
in
75} entsprechenden Zahlen zw finden sind, ähnlich wie der Mythologie die heiligen Zahlen zwisclien Sieben, Neun, Zehn i
S.
es beispielsweise in Mexiko 9 Unterwelten, in Neuseeland 10 Schicht meto oder Verwesungsgeslank ist der Ort, wo der Prozeß („die unterste der Umwandlung des verwesenden Leichnams in die Gestalt eines Wurmes sich
schwanken. So gibt
Danzel, Mexiko I, S. 21). In China beenden sich die zehn HöUenregionen tief im Innern der Erde und heißen „Gefangnisse der Erde" uaw.
vollendet".
.i^.
Die symbolische Anpassung soll
8t
kein Zweifel daran gelassen werden, was damit gemeint
es ein
Rückphantasieren
in den Mutterleib gibt,
ist
ist.
Daß
ebensowenig zu
Silberer an schönen Beispielen von „Sperma-
bestreiten' wie die von
tozoenträumen" aufgezeigte Wunsch tendenz, noch weiter in der Entwicklung, also in den Körper des Vaters zurückzugehen/ Doch sind dies
wie bemerkt Phantasien, die
z.
T. sogar an gehörte oder gelesene
Aufklärungen über die Sexualvorgänge anknüpfen. Aus der Analyse
von Kurträumen ergibt
sich aber
mit zweifelloser Sicherheit, daß in
den Träumen vielfach direkte, gänzlich unbewußte Reminiszenzen bzw. Reproduktionen der individuellen Intrauterin Stellung oder der Besonderheiten des Geburtsaktes vorliegen, die aus keiner bewußten
Erinnerung oder Phantasiebildung stammen können, weil
dem bekannt
sein konnten. Natürlich verwertet der
sie
nieman-
Traum dann auch
nachträglich über die eigene Geburt Gehortes, oft aber in so charak-
daß
teristischer Weise,
druck (der
oft
man
sich genötigt sieht,
dem unbewußten
Ein-
im wahren Sinne des Wortes ein „Eindruck" war) des
Träumers gegen
die
bewußte Erinnerung recht zu geben. Daß der
im Leib des Vaters reproduktionsfähig sei, möchte ich nicht behaupten, im Gegenteil scheint es mir, daß es sich bei diesen „Spermatozoenträumen", wenn man ihre Analyse unter Berücksichtigung der Aufenthalt
hier dargelegten Gesichtspunkte fortführt, letzten
Endes doch wieder
um
Mutterleibsträume handelt, die mittels eines später erworbenen bewußten Wissens umgearbeitet sind.^ Ja, oft genug erweisen sich die
sogenannten „Vaterleibsträume" insoferne direkt leibsträume, als
ja
der einzige
Weg,
um
als
verkappte Mutter-
wieder in die Mutter zu kom-
Die klassische Darstellung bietet ein 179g unter einem Pseudonym erschienenes Buch „Meine Geschichte eh' ich gebohren wurde. Eine anständige FoBse i)
vom Mann im grauen Rocke" (Neudrucke Berlin
o. J.
literarhiBtorischer Seltenheiten Nr. z,
Ernst Frensdorff).
Silberer: „Sperma tozoen träume" und „Zur Frage der Spermatozoentfäume". Jahrbuch IV, 1912. 2)
3) S
Dies hat bereits
Rank
Winterstein (Imago
(I,
1915, S. 319) richtig vermutet.
Das Trauma der Geburt
82
men, diese
die
Rückkehr zum väterlichen Spermatozoon
Träume keineswegs Phantasien von
leib", die
vielmehr nur
Vater zu
trennen und
der
Rückkehr
benutzt wird,
als Mittel
So entsprechen
ist.
um
in den „Vater-
sich neuerlich
vom
dauernd mit der Mutter zu vereinigen. Denn
so
die Fötalsituation, mindestens in der letzten Zeit der Schwangerschaft,
und
die Geburtssituation
und
unmittelbar gegeben
behaupten
also nicht
dem Individuum
sind als
solche zweifellos reproduktionsfähig.
Symptomen und
Wir
nicht weniger als die Realität der
mehr und
„Mutterleibsphantasie", wie neurotischen
solchem doch
als
sie sich
im
kindlichen Leben, in den
in der physiologischen Schlafsituation
I
(Traum) tatsächlich offenbart.
Wenn
wir versuchen, die nächste Konsequenz aus dieser Tatsache
zu ziehen, so müssen wir darauf gefai3t sein, verschiedenen Einwen-
dungen zu begegnen, d. h.
die
die
die
uns vor allem gerade die sogenannte Realität,
Außenwelt entgegenhalten werden, an der ja
Macht
des
Unbewußten, und wenn wir uns
vorstellen, ihre natürliche
wiß nicht
so weit
Grenze finden müsse.
schließlich doch
auch noch so groß
sie
Nun
wollen wir ge-
gehen, die reale Außenwelt zu leugnen, obwohl
gerade die großartigsten Denker in der menschlichen Geislesgeschichte, zuletzt
noch Schopenhauer in seiner
idealistischen Philosophie, sich
einer solchen Einstellung stark annähern. Die „Welt als Vorstellung' d. h. als
meine individuelle Vorstellung in meinem
Ich, hat
eben doch
gute psychologische Gründe, deren analytische Aufdeckung die Realität der Außenwelt nicht einschränkt erklärt.
Wenn
wir
alles
dem
Macht der „Vorstellung" Objekt der Außenwelt Gegen-
und doch
Ich
als
die
überstehende in das von Natur aus Gegebene und
Menschen Geschaffene als
teilen, so
andere
vom
ergeben sich zwei Gruppen, die wir
Natur und Kultur zusammenfassen können.
sich
alles
Von
der Kultur läßt
nun, angefangen von den primitivsten Erfindungen, wie depi
Feuer und den Werkzeugen, Leistungen, zeigen, daß
sie
bis zu
nicht nur
den kompliziertesten technischen
vom Menschen,
sondern auch nach
^3
Die symbolische Anpassung
dem Menschen
gebildet sind," dessen anthropromorphe Weltanschauung
von dieser Seite her
erst ihre
ren, diese Auffassung, die
Berechtigung
erhält.
Es würde zu weit füh-
von der Ur- und Kulturgeschichte in gleicher
Weise wie von der Analyse die stärksten Beweise erhalten
im
Detail zu begründen. Wesentlich
ist
hat, hier
das Verständnis des psycho-
logischen Mechanismus, mittels dessen alles „Erfinden", das eigentlich
Vorhandenem
ein Herausfinden von etwas latent
ist,
und somit
die
Mythen als gesamte Kulturschöpfung, vor sich geht, die sich in den menschliche Weltschöpfung nach dem Muster der eigenen Schöpfung spiegelt.
Das Studium und Verständnis der sogenannten Traumsymbolik setzt uns nun in den Stand, den Akt der Kulturschöpfung bis zu seinem Ursprung im tiefstenUnbewußtenzurückzu verfolgen. Aus der verwirrenden Fülle des kulturellen Tatsachenmaterials, welches die Menschheil in vieltausendjährigem Fortschreiten
immer wieder
aufs
neue aus der
gleichen alten Ursehnsucht produziert, wollen wir hier nur ein einziges, bereits
zum
Verständnis der infantilen Angst herangezogenes Beispiel
besprechen, das uns mitten in unsere Kultursphäre hineinversetzt, eleichzeitigaber den Rückblick auf die Entwicklungsgeschichte gestattet.
Es handelt sich
um
das
Zimmer, den Raum, der für das Unbewußte
reeelmäßig das weibliche Genitale ffebrauch vom einzige
lichen
„Frauenzimmer"
vertritt,
verrät;'
wie noch unser Sprach-
undzwarimletztenGrundedas
dem Unbewußten bekannte weibliche Genitale, den mütterKörper, in dem man sich vor dem Geburtstrauma geschützt
und gewärmt aufgehalten
hat.
Es
ist
nun nach
kulturhistorischen
Untersuchungen gar kein Zweifel, daß ebenso wie der Sarg und seine i)
Siehe
Ferenczis Hinweis aufdie„Psychogenese der Mechanik"
^.Iniago
V,
Dazu: Die
und die dort litierten Arbeiten von Mach, E. Kapp u. a. Berlin 1916, Maschine in der Karikatur, von Ing.H. Wettich (mit 260 Bildern), (mit Klima sowie: Die Technik im Lichte der Karikatur, von Dr. Anton iQiq)
139 Bildern), Wien 1915. („Das Mutterrecht«, 2) Siehe Bachofens griechische Parallele dazu 6«
'&=^
S. 55).
i
Das Trauma der Geburt
84
und Hockergrab {Embryonal-
primitiven Vorläufer, das Baum-, Erd-
stellung), einzig der Mutterleibssituation nachgebildet sind, in die
man
nach dem Tod zurückzukehren wünscht, wie die primitiven Wohnungen der Lebenden, sein',
mögen
es
nun Erdhöhlen' oder hohle Bäume gewesen
in instinktiver Erinnerung an
den wärmenden, schützenden
dem Nestbau des Was sich später im Laufe
Mutterleib gewählt oder gemacht wurden, analog Vogels, der die schützende Eihülle ersetzt.
der fortschreitenden
vom Urtrauma
Ur Verdrängung,
die eine allmähliche Entfernung
in sublimierte Ersatzbildungen des Urzustandes bedingt,
daraus entwickelt hat, bleibt doch
immer ganz offenbar mit jener realen moderne Kind uns mit
Ursituation aufs tiefste verknüpft, wie das
Angst im dunkeln
Räume
verrät.
Mag
die primitive Laubhütte
es
dem Herdfeuer
(Nest) sein, oder der erste „Altar'\ der aus
wärme) hervorging, oder
das Urbild des
die der
zum
himmlischen und kosmischen Projektion
mit seinen den primitiven
i)
Schutz dieses Feuers
oder die überdimensionalen orientalischen Tempelbauten,
Stätten entsprechen (Babelturm), welche
lichen
(Mutter-
„Tempels" (wie die indischen
Höhlentempel), der das Dach oder Haus darstellte;
seiner
Baumstamm
im
dieser
menschlichen
giiechischen
ersetzenden
und
Tempelbau die
mensch-
Beine repräsentierenden Säulen und seinen formenreichen
Amerikanisches Material zur Geburtshöhle bringt Roheini in einem Ar-
tikel: Primitive
Man
1921, p. 170 pp).
Von den
and Environment (Internat. Journal of Psycho an alysis
II,
W. Mathews
reiclilich zitierten Quellen ist besonders erwälinenswert, der die Geburlssymbolik in den betreffenden Mythen erkannt hat (Mythe at Gestation and Parturition. Americ. Anthropol. TV, 190», p. 737)2) Emil Lorenz hat in einer Studie: Der politische Mythus, Beiträge zur
Mythologie der Kultur (Imago V!, igaounderweitert separat 1922), anknüpfend an Jungs mythologische imd Ferenczis biologische Gesichtspunkte auf diese symbolische Bedeutung eindringlich hingewiesen und für das Verständnis der „Anpassung der Wirklichkeit an unsere Wünsche und Bedürfnisse unter dem
bestimmenden Einfluß des Urtypus der durch schen Integrals" vorgeschlagen
(S.
Mutter- Imago vermittelten Welt" den Begriff des „psychi-
die
ersten Auseinandersetzung des Icliganzen mit der
57 der Separatausgabe).
Die symbolische Anpassung
Sj
Kapitalen (Köpfen)die höchste künstlerischeldealisierung dieses menschlichen Usprungs erreichte, wie er
im Hohen Lied naiv
versinnbildlicht
erscheint; oder die gotischen Kirchenbauten des Mittelalters mit ihrer
Rückkehr zu den aufstrebenden und doch drückenden dunkeln Gewölben; oder schließlich die amerikanischen Wolkenkratzer mit ihrer
und den Liftschächten im Innern
glatten Körperfassade
um
es sich
:
überall handelt
eine über die bloße „Symbolbildung" des Traumes, ja auch
der Kunst hinausgehende Reproduktion,
schöpferische Gestaltung,
d. h.
welche in angenäherter Form den Ersatz der Ursituation
Von diesem simpelsten
gestattet.
Fall der „symbolischen" Realpassung ergeben
sich die weitesten Perspektiven für das Verständnis der
lichen Kulturentwicklung: Die Kinderstube, die
gesamten mensch-
vom
Beutel des Kän-
guruhs und dem Nest, über die Windeln und die Wiege sich erweitert zu
dem dem
mütterlichen Körper instinktiv nachgebildeten Haus,'
Das Bauopfer, das ursprünglich darin Fundament eines neuen Hauses einzumauern, als Mutterleibsersati sinnfällig machen. i)
besteht, ein lebendes
Kind in das den Charakter des Gebäudes
soll
Fuhrmann,
der in seinen interessanten Arbeiten auf das menschlichkörperliche Urbild des Profan- und Sakralbaues hingewiesen hat, als dem
Ernst
dem
schützenden Raum, in
dem
der
Mensch
sich zur Nachtzeit verkriecht (Haiis)
er die Neugeburt erwartet (Tempel), weist
auch auf bemerkenswerte sprachliche Übereinstimmungen hin: „Das Haus entsprach also der Haut, es entsprach dem Wasser, in das die Sonne eingeht, und auch das ganze Wortregister für Dorf usw. zeigt, daß ein Untergangsbe griff damit verbunden war. oder aus
Aus Haut wurde Hut, Hütte, Haus usw., aus Fell %vurde Ville, Bull usw. Aus Schaf wurde Schuppen, auch russ. Schuba, der Pelz. Aus WV, dem Wassdr, wurden Bect, Beih, das hehr. Haus, Ved^ der Wald im Schwedischen, das Holz Wenn ein Mensch ins Bett ging, war er im Wasser angelangt. Seine usw. Decken waren die Wellen, zwischen denen er lag, und sie wurden entsprechend aus einer Materie gemacht, die weich und fließend war. An den Pfosten des .
.
.
Bettes wurden häufig Schnitzereien angebracht, die auf die Ungeheuer der
Unterwelt Bezug hatten, aber auch die Engel, die Geister, die den Körper wieder belebten, mußten dabei vorhanden sein stand",
München
1923 und „Der Grahbau", ;
.
.
."
München
{„Der Sinn im Gegen1925, bes. S. 43
u. ff.)
^ .:-
Das Trauma der Geburt
ߣ
zur schützenden Stadt," zur befestigten Burg^ und von da in An-
knüpfung an
bereits
die
früher
mythische
erfolgte
Anghedemng
(Projektion bzw. Introjektion) der Natur (Erde, Kosmos) einerseits zu
den sozialen Verschiebungs- und Ersatzbildungen begrifflicher Art wie Vaterland, Nation
und
Staat,
Freud
die in der von
rekonstruierten
Weiset an die Urhordengeschichte und den gemeinsamen Verzicht und Besitz der Urmutter in der späteren sozialen Gemeinschaft anknüpfen.
Wie Freu d gezeigt hat, wird der Urvater von den Söhnen den Besitz der Multer gelangen,
die in
d. h.
wollen, was in der Urhorde das „starke
äußerer Widerstand dert.
Der Grund
und Träger
des Verzichtes
erschlagen.
wieder zur Mutter zurück
Männchen", der „Vater",
als
der „Angst" (vor der Mutter) verhin-
ist
aber, daß sie
tiven orgiastischcn Totenfeiern zeigen
—alle
wohl
die
— wie die primi-
Mutter geschlechtlich
besitzen (Promiskuität), nicht aber alle in sie zurückkehren können.
Dies
ist
das psychisch -reale Motiv der „heroischen Lüge", d.h. der
Tatsache, daß
im Mythus und Märchen immer nur
ein Einzelner,
zwar der Jüngste, der keinen Nachfolger bei der Mutter
und
hatte, die
Urtat begehen kann.
Aus diesem psychologischen Motiv heraus erfolgt auch die für die Menschheitsentwicklung so folgenschwere männliche Staatenbildung,
indem
es
notwendig wird, daß wieder ein Einzelner in Idenmit dem Vater dessen Platz einnehme und so den Bann der
auch
tifizierung
sozial
Unzugänglichkeit der Mutter, der im sogenannten „Mutterrecht" seinen soziologischen Ausdruck gefunden hatte, zu durchbrechen.* Die Aufrichtung der Vatermacht erfolgt also, indem die zur Ehrfurcht gemilderte
Furcht vor der Mutter auf den neuen Usurpator der Vaterstelle, den Zur Stadt als Muttersymbol vgl. meine Arbeit: Um Städte werben, 1911. Die sieben Hügel Roms entsprechen den Zitzen der säugenden Wölfin. verbergen: ursprünglich „Fluchtburg" (Lorenz, S. 8;-), 2) Von; Berg „Massenpsychologie und Ich-Analyse", 1921. Tabu«, 191B. und 5) „Totem unveränderter Abdruck 1897). 4) Bachofen: Das Mutterrecht, 1861 (zweiter i)
—
—
Die symbolische Anpassung Häuptling, Führer, König übertragen wird.
d. h. das
Den
Schutz, den er aut
(Verträgen) gegen die Wiederholung des Ur-
Grund von „Rechten" verbrechens,
07
neuerliche Erschlagen werden genießt, den ver-
dankt er der Tatsache, daß er an Stelle der Mutter
tritt,
und
so aus
der teilweisen Identifizierung mit der Mutter die ihr freiwillig zugestan-
denen „Rechte" mit übernimmt. In der sogenannten Herrschaft des Vaterrechts
stammt
„Recht", d.h. der gegenseitige
also das
liche) Schutz, die soziale
Schonung und Achtung
des anderen, aus der
natürlichen Phase der Mutterbindung, die einerseits auf
durch die Mutter
stammenden Angst vor den Herrscher
Die sonderbare Ambivalenz gegen
erklärt sich daraus, daß er geliebt, geschützt
wird, d. h. tabu^
gequält
ihr beruht.
dem Schutz
dem Geburtstrauma
anderseits auf der aus
(Leib),
(vertrag-
und geschont
soweit er die Mutter repräsentiert, dagegen gehaßt,
ist,
und erschlagen wird
Mutter. Er selbst kehrt in
all
als
Repräsentant des Urfeindes bei der
den Einschränkungen (Zeremoniell), die
seine „Rechte" oft vollständig aufzuheben scheinen, teilsweise in die lustvolle Ursituation zurück, an
den Ort, wohin
Fuß gehen muß. wird besonders im „Sonnenkultus"
selbst der
König ohne
Begleitung und zu Dies
klar, dessen
keineswegs in der bewußten Identifizierung mit erschöpft, sondern seine tiefer liegende
Bedeutung
dem mächtigen
Vater
unbewußte Lustquelle in der
ursprünglichen Geburtsvorstellung hat, welche die täglich auf-
niedergehende Sonne
das neugeborene
als
sich
und
und nächtlicherweile zur
Mutter rückkehrende Kind auffaßt (Sonne-Sohn).
Im Leben
der peru-
anischen Herrscher, dessen Zeremoniell der Sonnenidentifizierung entspricht,
kommt
dies deutlich
zu Fuß, sondern wird
rung nicht
selbst
trägt ein Kleid 1)
Das Urtabu
zu
stets
sich,
in
zum Ausdruck: Der Inka „geht niemals einer Sänfte getragen. Er nimmt die Nah-
sondern wird von seinen Frauen gefüttert. Er
nur einen Tag lang, dann ist
legt er es
ab und sechs Mo-
das mütterliche Genitale, das von Anfang an ambivalent
besetzt ist (heilig- verrucht),
Das Trauma der Geburl
88
nate lang werden diese abgelegten Kleider aufgehoben
und dann an
einem Tage verbrannt. Der Inka nimmt Nahrung nur einmal aus einem Gefäß, jedes
Tage
Ding benutzt
ein ganz neues
er
nur einmal
.
,
Der Inka
ist
also
an jedem
Wesen, der Säugling der Frauen, der auch von
ihnen genährt werden muß".' Der Inka
dauernd in statu nascendi wie bemerkt.
,
ist
also
durchaus „eintägig",
Fu hrmann mit Recht zusammenfassend
Einem ähnlichen Geburtszeremoniell
ist
aber jeder Herrscher
mehr oder minder unterworfen. Der Priester-König auf Neu-Guinea darf sich nicht
bewegen und
muß
gleichmäßigen Zustand der Atmosphäre zu sorgen).
mußte der Mikado jeden "Vormittag krone auf dem Haupt auf
(um
so für einen
— Im
alten Japan
sogar sitzend schlafen
einige Stunden lang mit der Kaiser-
dem Thron
sitzen (noch heute die Vorstellung
vom „Regieren" ^= Allmacht auf Erden ausüben); aber steif wie eine Statue, ohne Hände, Füße, Kopf oder Augen zu bewegen, da sonst Unheil über das Land kommen würde (nach Kämpfer: Hi-
unserer Kinder
story of Japan)."
Der König
ist
*
also ursprünglich nicht „Vater",
sondern Sohn, und
zwar ein kleiner Sohn, infam, ein Unmündiger, „Seine Majestät das
Kind
,
das von Mutters
Gnaden
regiert.^
Wir haben schon
angedeutet,
Puhrmana:
Reich der Inka, Hagen 1922,8,52 (Kulturen der Erde, Bd.I). 2) Der König oder Gott sitzt aber nicht „wie eine Statue", sondern die „Statue" verewigt nur diesen seligen Ruhezustand der Unbeweglichkeit (siehe Abschnitt über die Kunst). Die Krone, diese höchste aller Kopfbedeckungen, geht letzten Endes auf die embryonale „Glückshaube" zurück, wie noch unser Hut, dessgp
—
l^..-
Verlust im Traum die Bedeutungder Trennung von einem Teil desIchs hat.— Das Szepter, dessen phallische Bedeutung keinem Zweifel unterliegt, stammt aus der primitivsten Phase der Mutterlierrschaft (Frau mit dem Penis) und hat für den männlichen Herrscher ursprünglich nur den Sinn, ihn der
—
= die Mutter war — durch diesen Ersatz wieder machen (siehe die hölzerne Nachbildung, die zum Mann zu vom verlorenen — Dazu Rank: Die Matrone gegangen PhaEus des Osiris für sich machen wie die ältesten Priester kastriert
Isis
läßt,
von Ephesus, 1915)cfl«ßr mit schneiden zusammen der Heraus5) Vielleicht hangt Kaiser geschnittene (siehe auch „Kaiserschnitt"?).
=
:
S^
Die symbolische Anpassung wie
es
zu dieser frühesten Vorstufe einer sozialen Organisation, diesem
Kinderschuhen',
Staat „in
gekommen
sein
mag. Die frühere Hoch-
schätzung des Weibes (ihres Genitales), die noch in den alten Göttinnenkulten sichtbar hinterlassen hat,
ist
und ihre Spuren im
mußte durch
späteren „Mutterrecht
die spätere soziale Vaterorganisation, wie
Freud aus der primitiven Horde abgeleitet bat, abgelöst werden. Der gestrenge, aber rechtliche, nicht mehr gewalttätige Vater mußte wieder sie
„Inzestschranke" gegen die Rückkehrten denz zur Mutter aufge-
als
richtet werden,
womit
er
nur wieder seine ursprüngliche biologische
Funktion aufnahm, die Söhne von der Mutter zu trennen. Die Angst vor der Mutter wird dann
als
Ehrfurcht auf den König und die hem-
menden
Ich(-Ideal)-Instanzen, die er repräsentiert (Recht, Staat) über-
tragen.
Die Söhne (Bürger, Untertanen)
stellen sich zu
ihm
bekannten doppelseitigen ödipuslibido ein und die systematische
Entwertung der Frau Hochschätzung
als
resultiert schließlich aus ihrer
in der soziale
ursprünglichen
Reaktion auf die infantile Abhängigkeit, die der
Vater gewordene Sohn auf die Dauer nicht ertragen kann.'
Daher
strebt jede
mächtige und erfolgreiche Eroberernatur letzten
Endes nach dem Alleinbesitz der Mutter' (Vateridentifizierung) und jede Revolution, die den Sturz der männlichen Herrschaft anstrebt. Eine äußerst instruktive Illustration zu dieser biologischen Wurzel d es „Matriarchats« bietet die von Leo Frobenius („Das unbekannte Afrika'-. i)
*.
-
München 1923,8.23)
veröffentlichte
und
S.
4iff in diesem Sinne erläuterte
Felszeichiiung von Tiut in Algerien, die
einen durch die Nabelschnur (betenden) Mutter verbundenen der mit Jäger zeigt. 2} Siehe L. Jekels; Der Wendepunkt im Leben Napoleons L, Imago IIJ, J914 und William Boven: Alexander der Große, ebenda VIII, 1922.
Man der am
beachte übrigens das charakteristische Bekenntnis des jungen Napoleon,
Oktober 1798 schreibt: „Es gibt wohl kaimi einen kleinmütigeren ich Menschen, als ich es hin, wenn ich einen militärischen Plan vorhabe aber bin wie ein Mädchen, das seine Niederkunft erwartet. Habe ich meinen Entschluß gefaßt, dann ist altes vergessen bis auf das, was zum Erfolg 26.
.
.
.
beitragen kann" (Napoleon- Brevier, hg. von Hans F. Helmolt, Görlitz 1923).
Das Trauma der Geburt
^0
tendiert zur Mutterrückkehr. Veranlaßt
blutige
und ermöglicht wird aber
diese
Auflehnunggegen die Vaterherrschaft letzten Endes von der Frau,
und zwar ganz im Sinne der „heroischen Lüge" zösische Revolution zeigt,
ist es
des Mythus.
Wie die fran-
weniger der König als die ausschweifende
Königin,— der man übrigens charakteristischerweise den Inzest mit ihrem
Sohn nachsagte, schaft,
— überhaupt
die Maitressenwirtschaft
und Weiberherr-
welche die Wut der Menge reizt und auch die hervorragende Rolle
der Frau in den revolutionären sexuelle
Macht
(vgl.
Bewegungen mitbestimmt.' Durch
ihre
auch die serbische Königin Draga Maschin) wird
sie
für die Geroeinschaft gefährlich, deren soziales Gefüge auf der auf den
Vater verschobenen Angst ruht. Der König wird erschlagen, nicht aus
dem Joch loszukommen, sondern
um
der Mutter schützendes aufzuerlegen;^
Denn
die
Frau wirkt
antisozial,''
Le
um
sich ein stärkeres, sicher vor roi est mort, vive le roi.^
was ihren Ausschluß sowohl in
pri-
mitiven (Klubhäuser) wie in hochentwickelten Kulturen
wie politischen Leben psychologisch bcgiündet.^
vom sozialen Der Mann schätzt sie
dazu Beate Rank; Zur Rolle der Frau in der Entwicklung der menschlichen Gesellschaft. (Vortrag, Wiener PsA. Vereinigung, Mai 1923). Sielie
i)
2) Bachofeii (S. 51) leitet das pariicidiwn des römischen Rechtes, das ursprünglich den Königs- oder Vaterniord bedeutet, von pareo =^ gebären ab. „In
dem Worte
parricidium wird der Geburtsakt besonders hervorgehoben
cidiuni ist die an der gebärenden
Urmutter
in irgendeiner ihrer
.
.
.
Pari-
Geburten
begangene Verletzung". fvSieKe auch A.J. Stör f er: Zur Sonderstellung des Vatermordes. Eine rechts geschichtliche und völkerpsychologische Studie, 1911). 5) Siehe auch Paul Pedern: „Die vaterlose Gesellschaft. Zur Psychologie der Revolution", 1919, der zum Schlüsse kommt, daß die Menschheit eine vaterlose Gesellschaft auf die Dauer nicht vertragen kann. 4.)
Als Leutnant hatte Napoleon Biionaparte einen Dialog über die Liebe verdem es heißt: „Ich halte die Liebe fürschädlichderGesellschaft,
faßt, in
dem Glücke und
des Einzelnen; ich glaube, daß sie
hielte es für eine Wohltat,
mehr Übles als Gutes verursacht, wenn die Gottheit die Well davon befreien wollte !"
5) In seiner wertvollen Arbeit
über „Die Pubertätsriten der Wilden" hat
Mannwerdung durch eine symbolische Wiederholung der Geburt, durch Ablösung von der Mutter dargestellt wird (Imago IV, 1915/16). Th.
.
F^V
Reik
geieigt, wie die eigentliche
Die symbolische Anpassung nur bewußterweise gering, im Unbewußten fürchtet
darum auch sexualisiert
9^
'
er sie. Sie wird
in der französischen Revolution als Göttin der Vernunft ent-
und
idealisiert,
dem Haupte des immer weiblichen
wie im alten Hellas die aus
Zeus geborene Athene. Die „Freiheit"
(la liherte)
hat
Charakter gehabt und geht letzten Endes wieder nur auf die Befreiung
dem
aus
mütterlichen Gefängnis zurück (die Erstürmung der
Bastille).
Die Ausgestaltung der vaterrechtlichen Herrschaft zu den immer stärker vermännlich ten Staatssystemen ist also eine Fortwirkung der Urverdrängung,
'
welche darauf hinausgeht, die Frau
der peinlichen Erinnerung an das Geburtstrauma zuschalten, sogar
(semper
iiicertus)
um
Preis, die so unsichere
wegen
— immer weiter Herkunft
vom
aus-
Vater
zur Grundlage des ganzen Rechtswesens zu machen
(Namen, Erbfolge i)
den
— eben
Dies hat bereits
usw.).^
Die gleiche Tendenz, den schmerzhaften
Winterstein im Anschluß anBacliofen zum Verständ-
Sjstembildungen verwertet (ImagoU, 1915, S. 194 u. 2o8), 2) Der ursprüngliche Schwur bei den Testikeln des Vaters (tettes'), auf dem noch unser Eid (Fingerstellung) beruht, ist im Sinne des Unbewußten immer ein Meineid, da dieses mir die Herkunft von der Mutter kennt, wie die volkstümlichen Schwüre und Flüche zur Genüge beweisen, die alle in eindeutig derber
nis der philosophischen
Weise auf den Mutterleib deuten.
Daß der Name des „Rechts" von der Körperseite abgeleitet ist, die physiologisch durch das Geburtstrauma weniger betroffen und
Weise
Seite, die in reits
also kräftiger ist, zeigt in
welcher
Menschwerdung bestimmen. Die linke den Geburtsträumen so häufig als die gefährdete erscheint und die be-
diese biologischen Urtatsachen die
B a c h o f e n aus mythischer Überlieferung als die „mütterliche" erkaimt hatte,
ja durch anatomische Besonderheiten des Menschen von Anfang an, und zwar ontogenetisch, zur Minderwertigkeit bestimmt (die normale Geburtsposition in Linkslage). So erweist sich die (ethische) Symbolik von rechts und links (= schlecht), ist
auf die Stekel hingewiesen hat, im Geburtstrauma, ja im Intrauterin zustand verankert. Sieheauch die psychischen Besonderheiten der Linkshänder (Fl i e fl u. a.
Autoren) sowie die Erklärung der hysterischen Hemianästhesie bei Ferenczi: Erklärungsversuch einiger hysterischer Stigmata („Hysterie und Pathoneuder jüdischen Mystik die Auffassung, daß das Linke (Weibliche) abstoße, das Rechte [Männliche) anziehe, sowie Ähnliches in der
rosen", 1919.)
Datu
chinesischen Mystik
in
(Langer: Die Erotik der Kabbala. Prag
19231 S- 125)-
f
Das Trauma der Gehurt
92
Anteil der Frau an der eigenen Entstehung gänzlich auszuschalten, haben uns alle die Mythen bewahrt, in denen der Mann die
erste Frau schafft. wie beispielsweise in der biblischen Schöpfungsgeschichte, also sozu-
sagen das Ei vor der
Auf
Henne dagewesen
sein soll. 7
die ständige Festigung der
Reihe von
Vatermacht scheint nun auch eine abzuzielen, ähnlich wie die bereits genannten
Erfindungen
Kulturschöpfungen auf die ständige Erweiterung des Schutzes durch die Mutter. Wir meinen die Erfindung derWerkzeugeund Waffen, die eigentlich alle
dem männlichen
Geschlechtsorgan direkt nachgebildet smd,we]chcslange voraller Kultur, in der biülogischenEntwicklung.dazu
bestimmt
ist,
Da
einem
dies in
in die spröde weibliche Materie (Mutter) einzudringen.
für das
Unbewußte immer nur höchst unzureichenden
Maße
der Fall sein kann, wird der Versuch an den natürlichen Ersatzstonen (maleria) immer wieder mit vollkommeneren Mitteln,
eben
den Werkzeugen, wiederholt, die bekanntlich der anderen, natürlichen
Diese
d. h.
unbewußten Antrieb von der ewig unbefriedigbaren Tendenz zum voll-
selbst infolge der
längerung" erfahren hat wie
maßen
gelten.
erhält aber ihren
ständigen Eindringen in die Mutter,
summt, daß der Penis
Vervollkommnung
Werkzeuge (wie Hände, Füße, Gebiß)
Vervollkommnung
der Mutlerlibido,
als
darstellen,' auf die
sie die
wozu
die auffällige Tatsache
Urangst keinerlei ähnliche „Ver-
Werkzeuge für die andern Glied-
eben diese Tendenz verschoben erscheint,
ebenso wie die Mutter durch die materia ersetzt ungern vollzogenen Ersetzung (Erde),^ welche
ist.
Bei dieser mir
die erste kulmrelle
passungsleistung darstellt, scheint ,)
1)
nun auch
An-
eine ganz entschiedene rein
Priti Giese: Sexual Vorbilder bei einfachen Erfindungen, Imago III, 1914. Dagegen zur Lusterhohung im Se^ualakt selbst wie die (S. 41, Fußnote a)
angeführten Veranstaltungen Primitiver zeigen, die
wir psychologisch als „Fräser-
vativ" vor der Angst des gänzlichen Verschlungen werdens auffaßten. 5) Nach den (bisher noch unveröffentlichten) bioanalytischen
Unters uchungeu
Perenczis
scheint die
des Seewassers zu sein
i^v.-.jtA- «Vf
Erde
(Meer
selbst ein Ersatz der als
Muttersjmbol).
Urmutter
aller
Lebewesen,
n
Die symbolische Anpassung körperliche
p}
Abwendung vom Weibe als dem Urobjekt der Bewältigungs-
libido stattgefunden zuhaben. Es scheint, daß wir in der
desMenschen vom Erdboden,
Aufrichtung
die ja neuerdings mit der
Werkzeug-
erfindung in Verbindung gebracht wird,' den entscheidenden Schritt zur eigentlichen Menschwerdung,
letzten
zur „kulturellen"
Abwendung vom weiblichen
des Geburtstraumas durch
Anpassung an
d. h.
Überwindung Genitale
und
Außenwelt, zu erblicken haben, die Endes wieder nur mütterliche Bedeutung hat. die genitalisierte
Eng verwandt
in der Genese mit den
Werkzeugen sind die Waffen, ursprünglich vermutlich sogar identisch und wohl gleichzeitig zur Bearbeitung von Material wie zur Jagd (Tötung) verwendet. Die Jagd knüpft wieder unmittelbar an den Ersatz der mütterlichen Nahrung an, und zwar um so direkter je weiter wir in der Ernährung durch selbst
die Mutter zurückgehen.
Das warme Blut
des erlegten Tieres
wurde Ernährung getrunken, das wovon noch in den Verschlingungsmy then
in direkter Fortsetzung der intrauterinen
rohe Fleisch verschlungen
—
deutliche Nachklänge zu finden sind,
von dessen Weichteilen sches, hat,'
wo
der Held
im Innern
des Tieres
Die „Einverleibung" des tierischen Fleiauf dessen mütterliche Bedeutung kürzlich Ro h ei m hingewiesen zehrt.
wird noch auf der Stufe des totemistischen Vateropfers,
der Intrauterlnsituation,
aufgefaßt; ähnlich wie die kles hüllt,
ihm
im Sinne
Begabung mit den Kräften des Verzehrten Löwenhaut, in die sich beispielsweise
als
Hera-
nicht bloß die männliche (väterliche) Kraft des Tieres
verleiht, sondern die
Unverwundbarkeit des in utero geschützten Kindes (vgl. dazu denim „Schutze" der Nabelschnur jagenden Afrikaner). Hier ist übrigens daran zu erinnern, daß
jed^ Schutz vo r elementaren Gefahren
i)PaulAlsberg: Das Menschheitsrätsel. Versuch (1922), der allerdings
gebrauchs hinstellen
einer prinzipiellen Lösung umgekehrt die Menschwerdung als Resultat des Werkzeugmöchte; und zwar ursprünglich des mit der Hand gewor-
fenen Steins. 2) „Nach dem Tode des Urvaters« (Kongreß Vortrag, ImagoIX, 1, 1925.
Berlin,
September 1922)
L
l
\
Das Trauma
Qj
der Geburt
i
oder menschlichen Angriffen (mit Waffen), von der Erdhöhle oder dem ßaumloch bis zum beweglichen Schild oder Streitwagen, Unterseeboot
j
und Tank, '
bedeutet.*
letzten
Endes eine Flucht in die mütterliche Schutzhülle
Das noch warme
Fell des Tieres (Haut), das
zugleich als erste Schutzhülle gegen die Kälte diente,
Gegenstück Leib."
zum mythischen Hineinkriechen
in
dem Menschen ist
so das reale
den warmen tierischen
Ein Stück der Ambivalenz des späteren Tieropfers, die schon in der
Bezeichnung „Opfer" liegt, erklärt
sich aus dieser mütterlich-libidinösen
Bedeutung und drückt das Bedauern der Ursituation an die
aus,
daß die teilweise Realisierung
Tötung der Mutter gebunden
ist
(„Sadismus"),
iür die daher später der großartige totemistische Opfertod des Urvaters eingesetzt wird, ganz
.
im Sinne
der früher hervorgehobenen Ersetzung
des mütterlichen Libidoobiektes durch das väterliche Ichideal.
Diesen Übergang zeigt sehr schön das große mexikanische Frühlings{-
l !"
t
{Ochpanixtli
fest
= Wegkehren),
bei
dem
eine die Göttin Tlazolteotl
repräsentierende Frau durch Kopfabschneiden, getötet wurde.
wurde dem Opfer
die
Haut
zog, der bei den weiteren
„Dann
abgestreift, die ein Priester über-
Zeremonien nun
die Göttin reprä-
gefertigt sentierte. Aus der Schenkelhaut des Opfers wurde eine Maske („Schenkelmaske'^), mit derderSohn der Göttin, der Maisgott arateo^/,
bekleidet
wurde" (Danzel, Mexiko
I,
S. 45).
Auch
in diesen seltsamen
Dies zeigt die hlassische Überlieferung, nach der die persischen Frauen die panische Flucht ihrer Männer und Söhne vor den Mcdem durch Entblößung i)
f.
Scham aufhielten rogantes mim in uUroi matrium vtl uxorum vtlint refagere. Plutarch, de virt. niulierum, 5). Tiere gilt a) Das Einhüllen des Körpers in die warme Haut frisch geschlachteter ihrer
j"
i-
* >
\
'
:
dem Volk noch heute als Heilmittel, weil es die vorgeburtliche Situation herstellt. Die den Embryo umgebende Eihaut kannte schon Empedokles unter dem Namen „Schafhaut" [s. Schultz: Dokumente der Gnosis, 1910, S. 22 u. 128). gefertigte So erweist sich die noch heute vorwiegend aus tierischen Stoffen der Kleidung gleichzeitig als körperlicher Schuti vor der Kälte {die man bei teilweise durch Befriedigung als libidinöse Geburt zuerst erfahren hat) und
Rückkehr
in
den warmen Mutterleib.
Die symbolische Anpassung
1
Bräuchen handelt
es sich
um
pS
die Darstellung einer
Geburt
(die des
1
Maisgottes),
was auch durch die gespreizte Beinstellung des Abbil-
dem Sohn über den Kopf gezogenen Schenkelmaste in Verbindung zu stehen scheint). Auch hier zeigt sich wieder, daß der Übergang vom Mutteropfer (Göttin) zum des der Göttin versinnbildlicht wird (die mit der
Vateropfer (Priester) über den Sohn erfolgt,
dem Wege
derauf
Opfers wieder in die Mutter eingeht. Denn Menschenopfer, wie
sie
uns
am
dieses
die ursprünglichen
reinsten der mexikanische Kult bewahrt
hat, lassen keinen Zweifel daran, daß der Geopferte
mit dem in die
Mutter Zurückgeschickten identisch war und der Akt des Opferns den Vorgang der Geburt rückgängig machen
sollte'
selbst
„Der Gedanke des
Gefangenenopfers beherrschte so sehr die Anschauungen der Mexikaner,
daß sogar das Gebären eines Kindes
dem Erbeuten
verglichen wurde. Die Frau, die ein Kind geboren,
einen Gefangenen gemacht hat, und die Frau, die
ben
dem
ist, ist
der Krieger, der in die
Opfersteine getötet worden
zum
entsprechend finden wir
Hände
ist'
eines ist
Gefangenen
der Krieger, der
im Kindbett
der Feinde gefallen
(Danzel,
Mexiko
Fest Toxcatl einen
I,
Knaben
und auf
S. 2g).' als
gestor-
Dem-
Opfer, der
ein Jahr lang als der Gott verehrt wurde, als dessen Repräsentant er geopfert
werden
sollte.
Dieses Jahr entspricht der oben angeführten
Embryonal dauer von 260 Tagen, während deren der Knabe beständig von acht Pagen timgeben war; während der letzten 20 Tage wurde
ihm
ein
Mädchen
mann, Mexiko
(als
neunter
Begleiter) beigegeben (nach
Fuhr-
III, S. 15).
Wir glauben die „Symbolik" als das wichtigste Mittel zur Realanpassung in dem Sinne verstanden zu haben, daß aller „Comfort", den t. In den mexikanischen Bilderhandschriften wird der Geopferte meist als ein mit eingezogenen Gliedmaßen kopfabwarts Stürzender darge1)
stellt (s,
Danzel, Mexiko, Bd.
I).
Diese Auffassung wird psychoanalytisch erläutert von Alice Bilint: Die mexikanische Kriegshieroglyphe athlachinolli (Imago IX, 4, 1925). 2)
Das Trauma der Geburt
96 Zivilisation
und Technik fortwährend zu
immerwährende Substitution dabei fernt.
die
nur durch
steigern suchen,
und
das Urziel zu ersetzen sucht
im Sinne der sogenannten Entwicklung immer weiter davon
sich
ent-
Daraus erklärt sich der sonderbare Charakter des Symbols und
eben
gewissen
so sonderbare
Reaktion der Menschen darauf, die
Zusammenhang
Denn
rüstet ablehnen.
hat sich uns
als
leicht erkennen, in
die
vom Menschen
es in
einem
einem anderen aber
ent-
geschaffene Realwelt selbst
eine Kette ununterbrochen erneuerter Symbolbil-
dungen erwiesen, die aber nicht bloß einen Ersatz für
die verlorene
Urrealität darstellen sollen, die sie möglichst getreu nachbilden, sondern gleichzeitig so
wenig
als
möglich an das daran hängende Urlrauraa
innern dürfen. Dies erklärt u.
a.
auch das Problem, wieso eine moderne
Erfindung, wie beispielsweise der „Zeppelin"
verwendet werden kann: weil er nämlich ten Urbild gestaltet es sich
ist,
,
als
u n be w u ß tes Symbol
selbst
das sich darin nur selbst
dem unbewußwieder erkennt. Daß nach
auch bei allen praktischen Erfindungen letzten Endes
anderes als
um
die
er-
um
nichts
Verminderung der äußeren Widerstände gegen eine
möglichst ausgiebige,
dem Urzustände
möglichst angenäherte Libido-
befriedigung handelt, zeigt die Analyse des Erfinderwahns, die Kiel-
holz in einer schönen Arbeit versucht
hat.'
In einzelnen seiner Fälle
daß die Kranken, welche das perpetuum mobile oder die Quadratur des Zirkels finden wollen, damit das Problem des Dauerist
offensichtlich,
aufenthalts
im Mutterleibe
nisse) lösen wollen; in
(ev. die
Schwierigkeit der Größenverhält-
anderen Fällen von elektrischen Erfindungen
wo warme Ströme unsichtbar hindurchgehen) u. ä. dürfte eine eingehendere Beschäftigung mit dem Wahnsystera der Kranken dessen (Apparat,
Bedeutung
als
Reaktion auf das Geburtstrauma klarstellen.'
„Zur Genese und DynamikdesErfiaderwahns." Kongreßvortrag, Berlin 1922. 2) Siehe Tausks Vennutung, daß die „elektrischen Ströme" der Schiiophrcncn vielleicht die Empfindung der ersten Nerven- und Muskelfunktionen i)
des Neugeborenen darstellen
i
(1.
c. S.
28 Kote).
Die symbolische Anpassung
Haben wir
so die
Urphänomen befähigt,
menschliche den Menschen zum Unterschied vom Tier
„Symbolbildung"
erkannt, das
als das
eigentlich
der Veränderung des eigenen Körpers (Autoplastik*
statt
wie beim Giraffen, der sich „nach der Decke",
Außenwelt in derselben Weise
die
wußten zu
^7
als
d. h.
dem
Futter streckt),
genauen Abklatsch des Unbe-
einem Worte
gestalten (Alloplastik), so erübrigt noch, mit
auch des eigentlich intellektuellen Ausdrucksmittels zu gedenken, das gleich
dem
Gang den Menschen vom Tier fundamental unSprache und ihrer Entwicklung. Die merkwürdige
aufrechten
terscheidet: der
analytische Erfahrung, daß einerseits die
Symbolik
Übereinstimmungen
in der
einer lautlosen Universalsprache" über die Sprachgrenzen
als
weit hinausgehen, anderseits verblüfTende sprachliche Gleichklänge
und
Anklänge sich bei Völkern finden, bei denen eine direkte Beeinflussung gänzlich ausgeschlossen erscheint, wird mit einem Schlage verständlich,
Niederschlag der Sprachbildung, son-
wenn wir
die
Symbolik nicht
dern diese
als
Fortentwicklung der „Ursymbolik" verstehen.
Träume
die
als
Daß auch
der Tiere, die eine Fötalentwicklung durchmachen, die
Mutterleibssituation reproduzieren,
ist
anzunehmen, nur
fehlt ihren
Darstellungen der sprachliche Ausdruck, der für den Menschen charakteristisch
ist.
Wieso gerade der Mensch dazu gekommen
ist,
hängt
natürlich mit der phylogenetischen Entwicklung der höheren Zentren
und Funktionen zusammen, aber
ein Stück weit geht ja
in der individuellen Entwicklung des Einzelnen die Funktion des tierischen Lautes
die
dem Urstadium
Entstehung und der artikulierten
Nach Ferenczi: Hysterische Materialisationsphänomene
(Hysterie und auch bemerkt, „daß in der Hysterie Stück der organischen Grundlage, auf die die Symbolik im Psychischen über-
i)
Patlioneurosen, 1919, ein
—
— auch noch
haupt aufgebaut
ist,
S. 24);
zum
dortselbst
Vorschein
ist
kommt"
(S. 39).
Schon Schelling betonte in einer Jugendarbeit, daß die „älteste Sprache der Weh keine anderen als sinnliche Bezeichnungen der Begriffe kannte". Siehe auch die Arbeit von Hans Apfelbach: Das Denkgefühl, Eine Untersuchung über den emotionellen Charakter der Denkproiesse. Wien igaa. 2)
7
Rant
—
Das Trauma der Gehurt
98 parallel.
Sprache
der vermutlich
Die
als
erste
Reaktion nach
dem Geburtsakt ist
der Schrei,
gewaltsame Aulhebung der Atemnot ein Stück Angst
mit abführt (entspannt).
'
Derselbe Schrei wird dann
als
Verlangen nach
beim Saugen an der Brust geübte Lippenstellung als Wunschmoment zur Formung der allgemein menschder Mutter wiederholt, wobei die
die
Bildung des Lautes aus dem Sym-
bol in statu nascendi zu erfassen;^
denn die zum Saugen geformten
lichen Silbe
ma
führt.''
Hier
ist
den ersten Ersatz der Mutter durch einen sozusagen autoersten unlustplastischen Ansatz dar, dessen Mißlingen wieder nur den der Mutter signavollen Angstschrei auslöst, welcher die Trennung von
Lippen
stellen
lisiert.
Dieser Auffassung fügt sich die Theorie
rufzwanglos
ein, der
vom
auf der geschlechtlichen Stufe
ja
sexuellen Lock-
nur das Verlangen
ließe nach Wiedervereinigung mit dem Objekt wiederholt. Natürlich
mehr auch in der Wort- und Sprachbildung, die späterhin immer fortlebend und sexualisiert wird, ein gutes Stück der Ursymbolik als sich
auch noch auf der nächsten Ersatzstufe Vorstufe der Zeichnung für das Wort, nämlich in der Schrift und ihrer die dann der Künst(Bilderschrift) die Symbolik eine große Rolle spielt,
fortwirkend nachweisen,* wie
ler
ja
der Reproduktion durch Wiederentdecken und seine besondere Art
für den ästhetischen
Genuß nutzbar
zu
machen weiß, während
ihre
(Stotpeinlichen Angstwirkungen in der Analyse der Sprachstörungen Sprachtern Steckenbleiben), sowie in den Neologismen und dem
—
1)
Vom
Theorie auegepreßten Schrei führt nach Pfeifers phylogenetischer
ein direkter Sept. 1922).
Weg mr Stimmbildung und zum Gesang (Kongreß Vortrag, Berlin, Der Weg zur Musik scheint nach Schlüssen aus Analysen nicht vom
Geburtstrauma, eondem von der Intrauterinsituation unmittelbar abiuiweigen. kindlichen Worte Papa und 2) Siehe dam S.Spieltein: Die Entstehung der
Mama. Imago
VIII, 1922.
Kehlkopf Die amerikanische Schule der behaviourins läßt die Werte im zuerst plastisch geformt werden. Hans Sperber: Über den Einfluß sexueller Momente auf Entstehung 4.) Siehe Entwicklung der Sprache. Imago I, 1912; und Berny: Zur HypoÜiese des 5)
und
sexuellen Ursprungs der Sprache, ebenda
II,
1913.
Die symbolische Anpassung zerfall
S^
der Geisteskranken wieder auf die ursprüngliche Symbolbe-
deutung regredieren.'
Nachdem wir
so den
Umkreis menschlicher Schöpfung
zur Realisierung der Ursituation,
vom
traumas,
,.
-
nächtlichen
d. h.
als
Versuch
zur Rückgängigmachung des Ur^
Wunschtraum
bis zur
Realanpassung durch-
messen haben, wobei sich der sogenannte Fortschritt der Kulturentwicklung als eine ständig wiederholte Anpassung der triebhaften Tendenz der Rückkehr zur Mutter an die erzwungene Entfernung von ihr erwiesen hat, wollen wir,
dem Gang
der Kulturentwicklung folgend, an diesem
Punkt devüberdeutlichen Annäherungan das Urtraumadem Ruf: Zurück zur Natur folgen. Sehen wir uns aber das Verhältnis des !
Natur näher
an, so
Menschen zur
erkennen wir darin eine nur noch deutlichere Art der
anthropomorphen Angleichung,
die darauf hinausläuft, alles
kosmisch
Gegebene im gleichen Sinne des Unbewußten zu apperzipieren wie die Kultur
es
zu reproduzieren
strebt.
In der Naturmythologie sehen wir die
großartigen Überreste dieser vielleicht primitivsten Anpassungsleistung
sowohl im phylogenetischen wie auch
im
ontogenetischen Sinne.
das Neugeborene könnte gar nicht leben, wenn
zunächst liegenden Teil der Außenwelt selbst sofort
zum
Mutterersatz
es nicht sofort
und damit
machen würde:
letzten
seien es
Denn den ihm
Endes
nun
die
diese
Hände
der Hebamme oder das warme Wasser, späterhin dieWindel, das Bettchen,
—
Das phylogenetische Gegenstück sehen wir in den Zimmer usw. Mythen, wo zunächst die greifbare Erde, später gerade wegen seiner Unerreichbarkeit der Himmel als schützende Mutterhülle erscheinen. Vor das
der Erde vertritt das Wasser in Angleichung an das Intrauterinleben den
mütterlichen Urquell, während der Sonne
als
Wärmequelle
diese Bedeu-
noch in der „Symbolik" des Feuers fortlebt. Die Gebirge mit ihren Grotten undHöhlen,mitihrer Bewaldung (Haar) werden aisrietung
zufällt, die
sige Urmutter mit besonderer Betonung des schützenden Charakters ange-
i)
7-
Vgl.
Freud: Das Unbewußte, 1915
(Kl. Sehr. IV, S.
329
u.
ff.).
;
' ;
Das Trauma der Geburt
100
f
Unzulänglichkeit all dieser gesehen. Mit fortschreitender Erkenntnis der
womöglich
gebenen Ersatzbildungen kommt es teils zur realen Schöpfung vollkonimenererKulturbildungen.und, so weit auch dies unzureichend ist,
1
V
Phantasiebilparallel damit zu den großartigen kompensatorischen vom naiven Paradies und dem himmlischen Fortleben, oder
dungen vom
Sehnsuchtsland Orplid. realistischen Schlaraffenland oder idealistischen Schöpfungen des Menschen handelt, also Soweit es sich dabei
um
um
Kultur im engsten und weitesten Sinne, haben wir
sungen und Phantasieergänzungen zu tun, die
vom
es
mit Realanpas-
biologisch-instink-
und unter dem Gesichtspunkt derAnpassung der Realität an das Unbewußteals eigentliches
tiven bis zum bewußt-sozialen Tun reichen
Entwicklungsprinzip des Menschen dienen.' Soweit es sich
um
betrachtet zu
die Einbeziehung der
werden
.^
ver-
Natur in diesen
durch das lange menschliche Fötalstadium gegebenen „Symbolkreis handelt, haben wir den mittels deren der
Mechanismus der mythischen Projektion voruns,
Mensch
allein
imstande
ist,
die
gegebene „Natur' im
sich Sinne dieser angeborenen Urformen zu apperzipieren. So erklären im Prozeß die Weltschöpfungs- und „Welteltern"-raythen, welche uns
Rückgängigder kosmischen Angleichung den großartigsten Versuch zur machung des Urtraumas, zur Verleugnung der Trennung von der Mutter,
j
aufbewahrt haben." Die erste bewußte Anerkennung dieser Trennung Ich bleibt der erkenntnistheoretischen Erfassung des Gegensatzes von Biologische Vorstufen dazu im Tierreich zeigt Brun: Selektionstheorie Ansätze schon hei Ferenczi: und Lustprinzip.Iiitem.Zschr.f.PsA.IX, 2, 1925. i)
—
,v
Hysterische Materialisationsphänomene, 1919, S. 31.
J
Ähnlich die Weltuntergangsphantasien (Schieber) und -my then, welche in der radikalste« „Trennung" die innigste Wiedervereinigung (Auflösung ins All) Die Sintflut, die ja ein neues Weltzeitalter einleitetj ist nichts erreichen. „universelle" Reaktion auf das Geburtstrauma, wie auch die eine anderes als Natursagen" von der Entstehung der Erde oder der Meere zeigen. Hierin
^'.
2)
—
zum
Verständnis der Überlieferungen ich an anderer Stelle behandeln werde. zu liegen, die neuen Weltzeitalter scheint überhaupt der Schlüssel
;
|,
^
vom
h
Die symbolische Anpassung
und Nicht-Ich vorbehalten, nachdem sich
am Urproblem
lOl
die philosophische Spekulation
der „Identität" erschöpft hatte, das letzten Endes
in der physiologischen Beziehung von Mutter
und Kind
beschlossen
liegt.
-
i-
Die heroische Kompensation Standpunkt aut die psychowir von unserem neugewonnenen so bemerken wir. daß hier, analytische Mythenforschung zurückblicken,
Wenn
Ausdrucksmitteln als in den Neudas Material mit universaleren die Bedeutung des Geburtstraumas rosen und Psychosen spricht, uns der „Mythus von der Geburt zuerst nahegebracht worden war. Schon
wo
des Helden", den der Scharfblick
Freu ds
als
Kernproblem der Mythen-
darüber verschaffen bildung erkannt hatte, hätte uns volle Klarheit Erfahrungen teilhaftig gewesen können, wenn wir jener analytischen Kinder märchen" einen noch wären, die uns ermutigt hätten, diesen „ zuzugestehen und diese Pro,ekgrößeren Wahrhclts- und Realilätsgehalt Freuds' restlos in Psychologie
tionsphänomene nach der Anweisung Neigung, auf jede zurückzuübersetzen. Statt dessen hat diemenschliche dos Urtraumas mit Verzu deutliche Annäherung an die Erkenntnis der Einsicht in drängung zu reagieren, später zu einer Vernüchtigung geführt. den anagogisch-ethischen Mythendeutungen Jungs mit Der Mythus von der Geburt des Helden beginnt bekanntlich
der Situation des Kindes bereits
vom
im schützenden
— gar nicht
ganze weitere Schicksal des Heros
i)
wo
es
—
im Sinne der ürzur Welt kommen lassen will. Das
Vater verfolgt wird, der das Kind
wunscherfüllung
wirkung
Mutterleib (Kästchen),
ist
nun
nichts anderes als die Aus-
besonders schweres dieser Situation, d.h. die Reaktion auf ein
Siehe;
Zur Psychopathologie des Alltagslebens
(letzter Abschnitt).
r
Die
das durch überkompensatorische Leistungen,
Geburtstraunia,
denen die Wiedergewinnung der Mutter an
wunden werden
Denn
lO)
heroische Kompensation
unter
erster Stelle steht, über-
mui3.
diese als Heldentaten
bekannten Leistungen dienen auch im
Mythus, genau wie in der Neurose und allen anderen Schöpfungen des
Unbewußten, der Wiedergewinnung der ürsituation
in der Mutter,
wobei natürlich der Vater gleichzeitig als Hauptobjekt des Widerstandes bekämpft wird. Wie wir im Neurotiker den Menschen erkannten, der
den Uraffekt der Angst aus dem Geburtstrauma nicht ohne Schaden Überwinden kann, so repräsentiert der Heros den angstfreien Typus, der ein anscheinend besonders schweres Geburtstrauma durch kompensatorische Wiederholung in seinen Taten zu überwinden sucht. Daher ist
der Held in der nachträglich gebildeten (infantilen) Wunschphantasie
regelmäßig ein aus
dem
trauma von Anfang an
Mutterleib Geschnittener, erspart geblieben
ist.
dem
also das Angst-
Anderseits zeigt dieses
Motiv im Sinne des Mythus von der Geburt des Helden, wie schwer es dem Heros von Anfang geworden ist, den schützenden Mutterleib zu verlassen, in den er hinter der
Maske
aller
noch
so
kühnen Reform- und
immer wieder zurückzukehren strebt. Auch das Motiv der heldischen Unverwundbarkeit erklärt sich als eine Art Daueruterus, den der Held als Panzer, Hornhaut oder Helm (Tarnkappe) mit zur W^elt
Eroberertaten
bringt,' der aber doch durch die einzig sterbliche Stelle, die
,,
Achilles-
ferse", verrät,
wie stark einst auch der Held rein körperlich an die
Mutter
war."
i)
fixiert
Auch
Deswegen wird im Motiv der Aussetzung,
die die trojanischen
Helden
Gefahr verhüllenden „Wolken" oder
in
—
Nebel" der Athene gehören hierher. Rüstung geboren, wie Uitzilopochtli, der
das
Manchmal wird der Held
in voller
Stammesheros der Azteken.
Krone), der den der Mutterleib zuerst verläßt, sind meist die Füße, die zuletzt herauskommen, Füße schwache Teil. Wie die Achillesferse, übrigens auch die geschwollenen 2)
Im Gegensati zum „geschütien" Kopf (Glückshaube,
des Ödipus, zeigen, dürfte es sich säcUicli das mütterliche Genitale
um
beim
die tatdiejenige Korperstelle handeln, dies Anstritt zuletzt berührt hat;
_ji---
würde
^
Das Trauma
jOA
der Geburt
Rückkehr zur Mutter und das Trauma der Geburt (Hineinstürzen), eine zweite und schmerzlosere Ablösung von
gleichzeitig die darstellt
der Mutter durch phantastische Reproduktion der UrsituatJon versucht,
während das Motiv der zwei Mütter, das Jung
als
Symbol auffaßt, durch deren Charakterisierung
Mutter und
(Tiersäugung) direkt auf das zweite
Wie den Mythen
Trauma
der
als
Wiedergeburts-
-p
Amme
Jj
Entwöhnung
hinweist.
dabei, genau wie den Neurosen, ganz reelle Remi-
niszenzen an die beiden erlebten Urtraumen zugrunde liegen,
möge
schwer die Geburt des Herakles gewesen
wie
aus seiner
Säuglingszeit wird eingehend
Mutter ausgesetzte,
d. h.
sei.
geschildert, daß das
^ "^
ein
kurzer Hinweis auf den Heraklesmythus illustrieren, der ausdrücklich berichtet,
> VI
W^ *i
Und
von der
aus ihrem Leibe ausgestoßene Kind von der
Gottermutter Hera selbst an die Brust gelegt wurde. Aber der kräftige
Knabe
bereitete ihr, wie die Sage weiter erzählt, solche
sie das
Kind unwillig zu Boden
diese frühesten es sei
Traumen
warf.'
Schmerzen, daß
Eine deutlichere Erinnerung an
darf man selbst in der Analyse
kaum erwarten,
denn in Form neurotischer Reproduktionen, die sich aber in
der heroischen Überkompensation als Heldentaten manifestieren.
Weit naiver
als die
sation erfolgende die
unter
dem
Heroenbildung verraten die Kindermärchen,
Märchen, in denen der Held
;|
Zeichen der mythischen Kämpen-
selbst
noch
als
^-
d. h.
Kind, also vorwiegend
,"_
H auch erklärlich machen, wieso dieser schwache Punkt später zum „symbolischen-' Vertreter des eigenen Genitales werden kann (Fuß Penis Kastratioiisangst!).
=
Auch
die
;
Adlersche Theorie von der Organmiiiderwertigkeit und
ihrer
Überkompensation (Achilleus heißt der „Schnellfüßige"), die der Autor hereditärembryologisch zu begründen versuchte, scheint individuell in der Reaktion auf das Geburtstrauma verankert. 1)
Siehe:
Der Mythus von der Geburt des Helden
wo noch
S. 58/59),
Aufl.
1922,
spätere Heros der äolischen Auswanderer, tragt in
das Zeichen des Entwöhnungstraumas; er heißt der Uppenlose weil seine Mutter ihm im Feuer, wo sie ihn unsterblich machen
seinem Namen ,
2.
ähnliche Überlieferungen angeführt sind.
Auch Achilleus, der {a-xeii(.os)
(.1909,
wollte, eine Lippe verbrannt hatte.
| > 7,
1 r:
i; ',
f i
I
^ ]
<
^
Die
lieroische
JOJ
Kompensation
leidende Person auftritt, die typische Reaktion auf das Urtrauma.
dem
bereits analytisch
gewürdigten Geburtsmärchen
das sogar die Asphyktie des aus
und
seinen Blutandrang
dem Wolfsbauch
vom Rotkäppchen,
geschnittenen Kindes
zum Kopfe (Rotkäppchen) nicht
seinen Varianten: sieben Geißlein usw.)' leicht eindeutigste Darstellung des
—,
sei
Neben
vergißt
— (und
hier nur, als die viel-
Geburtsthemas, das Märchen von
Hansel und Gretel genannt, welches aus
dem
die
Kinder verschlingen-
den Tier wieder die böse Urmutter (Hexe) macht und zeigt, wie die postnatale Situation der Lebensnoi" (Hunger) durch immer neue Darstellungen des mühelos ernährenden Mutterleibes ersetzt wird
:
im Schla-
vom eßbaren Haus, im Käfig, wo man so dick gefüttert wird, daß man schließlich heraus muß, aber nur, um wieder in den heißen Backofen zu kommen.
raffenlandmotiv
Siehe meine Psychoanalyt. Beiträge zur Mythenforschuiig,
i)
2.
Aufl., S. 67,
2) Ich möchte es hier dahingestellt sein lassen, inwieweit die urgeschichtliche Not der Eiszeit, die im Mythus von der Sintflut dargestellt sein soll, aus der individuellen Urgeschichte ihre näher liegende Erklärung findet. Kennt ja doch das Unbewußte den plötzlichen Temperaturwechsel, die Gegensätze von warm und kalt, als typische Reproduktionen des Gehurtstraumas, sowohl im ,
als auch in gewissen neurotischen (vasomotorischen) Störungen wie Frousw. Jedenfalls scheint diese individuelle Erfahrung nicht ohne Erröten stein, Einfluß auf unsere Vorstellung von der „Eiszeit" gewesen zu sein, deren
Traum
wissenschaftliche Erfassung keineswegs noch gelungen
ist. Wahrscheinlich ist mehrere ganz langsam fortgeschrittene daß Abkühlungsperioden handelte, die der einzelne überhaupt nicht als solche wahrIm übrigen ließen sich beide Auffassungen mittels der genommen hahen kann.
es sich nicht
um
eine,
sondern
um
—
bioanaly tischen Katastrophentheorie
Ferencais auf dem Boden der Phyloge-
nese vereinigen.
Fuhrmann, daß die Märchen ursprünglich Winterdaß man sie nur im Winter erzählt hat, um sich über die
Sehr hübsch bemerkt
märchen
seien, d. h.
langen dunkeln Monate hinwegzutrösten. (Das Tier in der Religion, München Man vgl. übrigens auch ebendort seine Deutung der dänischen 1912, S. 55).
—
Sage 5)
vom König Lindwurm im
Sinne des Geburts Vorgangs (S. gi ff-)bekannte Geburts Symbolik Die des Brotes und Backens, die Fuhrmann
zuletzt dargestellt hat
(s.
:
Der Sinn im Gegenstand,
S. 6).
Das Trauma der Geburt
io6
Ein zweiter Typus von Märchen führt nicht mehr das Kind in seinen unmittelbaren Reaktionen auf das Geburtstrauma vor. sondern
den herangereiften Jüngling in seinem Liebesleben.
vom
Erzählungen
Märchen prinzen,' der
erfolgreichen
Anfang an bestimmte Jungfrau
erlöst
kurrenten für sich gewinnt, läßt sich
über das Sexualtrauma, lität,
d. h.
Diese beliebten
und gegen
die
ihm von
Brüder -Kon-
alle
im Sinne unserer Ausführungen
die Reaktion der Urlibido auf die Genita-
verstehen.
Während im Geburtsmythus der Heros von der Mutter im Mutterleib sozialer
—
vor
dem Vater
—
und ethischer Reformer den
geborgen wird,"
gerettet, d. h.
um
später als
Kulturfortschritt gegen die alte
Vatergeneration durchzusetzen,^ zeigt uns der Familienroman des Mär-
chenprinzen die Revancherettung der Mutter- (oder Tochterfigur) aus der Gewalt des bösen Tyrannen. Die typischen verraten uns aber, wieso er dazu imstande
Überwindung
all
ist,
Erlösungsmärchen und was
die furchtlose
der schrecken erregenden Abenteuer letzten Endes
Die typischen Details der Erlösungssituation zeigen mit
bedeutet.
aller Deutlichkeit,
daß die Rettung der Frau aus dem Todesschlaf
nichts anderes darstellt, als die mittels der „heroischen
Umwertung lichkeit des
Lüge"
des eigenen Geburtsaktes. Die Schwierigkeit
Herauskommens
ist
erfolgte
und Gefähr-
dabei durch die Schwierigkeit des Ein-
i) Der dem Heldenmythus zugrunde liegende und im Märchen ganz naiv durchbrechende „Familienroman" hat neben der bewußten Erhöhungs-
tendenz und der unbeivußten Vaterablehnung noch den letzten Sinn der Rückgängigmachung der eigenen Geburt überhaupt, 2) Typus Menachenfressermythen. Ansätze zu ihrer Analyse in meiner Abhandlung: Die Don Juan-Gestalt (Image VIII, igaa). 5} Als „Städtegründer" versucht er wieder die Ursituation des mütterlichen :
Schutzes zu realisieren.
Noch
in
der Psychogenese des geistigen Roformers, des intellektuellen Heros, am deutlichsten Nietzsche repräsentiert, erkennen wir im
wie ihn vielleicht
„Freimachen" von allem Überkommenen, Konventionellen die gleiche Tendenz der Loslösung.
loy
Die heroische Kompensation
dringens (Dornröschen, Waberlohe, rutschiger Glasberg, Klappfelsen)
und der endgültige Durchbruch der schützenden Hülle im Aufschneiden des Panzers, öffnen des Sarges oder Auftrennen des Hemdes ersetzt
dargestellt, in
dem
das
Mädchen
eingeschlossen erscheint.
Daß
alle diese
Handlungen auch offenkundige Defloration ssymbole darstellen, bestätigt nur
die Auffassung,
daß
es sich
im
Koitus selbst
um
die lustvolle
Um-
arbeitung des Eindringens in die Mutter handelt, wobei das physiologische Ideal der Virginität sich nicht bloß
auch
als
als
Verleugnung, sondern
direkten Ersatz des mütterlichen Ideals erweist.' Die für das
Verständnis der Märchen wichtige Tatsache, daß regelmäßig hinter der genitalen BedeutungderSymboleanch die Geburtsbedeutung steht,' weist
wieder auf die doppelte Lust-Unlustqualität des Geburtsakts hin und zeigt,
wie die aus dem Geburtstrauma stammende Angst durch die
„erlösende" Liebe
überwunden werden kann. So
ergibt sich, daß die
Rettung der schlafenden Frau durch den furchtlosen Helden die Verleugnung der Geburtsangst zur Grundlage hat. Dies zeigt sich dann deutlich in jenen Fassungen,
aus
dem
wo
er die Jungfrau befreit,
3
der Held nach selbst in
Tötung
des Drachens,
einen todesähnlichen Schlaf
während dessen ihm der Kopf abgehackt und nachher wieder verkehrt aufgesetzt wird* (Geburtssituation). Der Todesschlaf ist dabei wie in allen Zuständen der Hypnose, Starrheit (Versteinerung) usw.. verrällt,
Das Eindringen wird um so lustvoller, je mehr es an die Schwierigkeiten Herauskommens erinnert. Anderseits verringert die Virginität des die Urangst, niemand drin gewesen sein kann, worüber bekanntlich da dort noch kein Mann hinwegkommt (Hebbel, Maria Magdalena). Vgl. auch Freuds Abhandlung: i)
Das Tabu der 2)
Virginität. 1918 (Kl. Schriften, IV. Folge.)
man möchte sagen „phylogenetischen" Symbolik sei vomFroschkönig verwiesen, wo der Frosch den Penis, aber
Als ein Beispiel dieser,
auf das Märchen
auch den Foetus bedeutet. 5) In der babylonischen Kosmologie wird aus dem Leib des entzweigeschnittenen Ungeheuers Tiamat die Welt gemacht. Mythen4) Z. B. im „Brüderinärcheii". Siehe meine Psychoanalyt. Beiträge a.
forschung,
a.
Aufl. Kap. VI, S, iigff.
Das Trauma der Geburt
lOS ebenso aber auch Zuständen, duziert.
im Traum und
allen neurotischen wie psychotischen
als ein typisches Detail
der intrauterinen Situation repro-
'
Hier wird auch klar, warum
es gerade
immer der Jüngste sein muß,
der als Heros vor seinen Brüdern erscheint. Sein Attachement an die
Mutter beruht nicht bloß auf den psychischen Motiven der Zärtlichkeit
und Verwöhnung (Muttersöhnchen), sondern
diese selbst hat biologische
Gründe. Er bleibt sozusagen auch rein körperlich immer mit ihr verbunden, da nach ihm kein anderer den Platz in der Mutter eingenom-
men
hat (Virginitätsmotiv), er also wirklich der einzige
Rückkehr
in den Mutterleib
und
für den es sich sozusagen lohnt. der
— vergebens — ihm diesen
der für ihn charakteristischen
das Verbleiben dort
Wohl
ist,
für den die
möglich wäre,
aber versuchen die älteren Brü-
Platz streitig zu
„Tumpheit"
machen, den
erringt
er trotz
und behauptet.
="
Seine Überlegenheit besteht eigentlich darin, daß er als Letzter kommt, der die anderen sozusagen vertreibt, darin wieder dem Vater ähnlich,
mit dem er
allein sich aus
dem
gleichen Motiv schließlich zu identifi-
zieren vermag.
Zum
Typus der Erlösungsmythen gehört auch die biblische Paradieslegende, wo in direkter Umkehm ng des wirklichen Vorgangs Hierher gehört aizch das in anekdotischer und novellistischer Form dargeThema der Befnichtung (Koitus) im Schlafe. (Siehe Heinr. v. K 1 e i s t Die Marquis cvon O ... Die Dichtung und ihre Quellen. Mit einem EegleJtwort hrg. von Alfred Klaar.) 2) Diese Torheit, die sich immer auch als sexuelle Unerfahrenheit manifestiert (so schläft Parzival einige Nächte bei der Geliebten ohne sie zu berühren), scheint der ursprünglichen Li hid ob efriedigungs -Situation zu entsprechen, wie afrikai)
steUte
:
:
nische Erzählungen zeigen, die
Frobenius bei den Hamiten des Nilgebietes Dort schläft häufig ein Konigssohn monatelang bei einer Priniessin; jede Nacht „umschlingen sie sich mit den Beinen" und „saugen sie sich fest an hörte.
den Lippen". Nach Monaten erfolgt die Entdeckung. Der Prinz wird um ein Haar geopfert. Da wird sein Rang entdeckt, die Hochzeit gefeiert und das Beilager.
Und
in
der Hochzeitsnacht „fand
er eine
undurchbohrte Muschel, und das
Blut netzte die Leinewand" {„Das unbekannte Afrika",
k
S. 77).
Die das
Weib
dem Mann
aus
geschnitten, d. h. der
geboren wird, da auch hier er fällt.
'
lO^
heroische Kompensation
es
ist.
Mann
„heldenhaft"
der in den Todesschlaf ver-
Die darauffolgende Vertreibung aus dem Paradies, das für uns
das Sjmbol des unerreichbaren seligen Urzustandes geworden
alle
ist, stellt
wieder nur eine Wiederholung des schmerzlichen Geburtsvorganges, der
Trennung von
der Mutter
— durch den Vater —
in gleicher Weise unterworfen sind.
folgende Fluch; Mit Schmerzen
Der auf
dar, der
die
Mann und Frau
Erbsünde der Geburt
du deine Kinder gebären, verrät unverhüllt das der ganzen Mythenbildung zugrunge liegende Motiv, das
sollst
Urtrauma rückgängig zu machen, dessen unvermeidlich
kende Wiederholung im Fruchtgleichnis ausgesprochen die Paradiesesfnicht
vom Baum zu
Geburtstraumas
der gleiche Wunsch, die reife
mütterlichen
Helden
als
Stamm
im Sinne des Fmcht nicht vom
pflücken, erweist sich
zu trennen, wie
kommen
Das Verbot,
ist.
im Mythus von
der Geburt des
die ursprüngliche Feindseligkeit des Vaters, der
gar nicht zur Welt
fortwir-
lassen will.
Auch
den Helden
die auf die Übertretung
gesetzte Todesstrafe zeigt deutlich,
Abtrennung der Frucht,
d.
daß das Vergehen des Weibes in der h. der Geburt besteht und auch hier
wieder erweist sich der Tod im Sinne der Rückkehrtendenz hafte Reaktion auf das Geburtstrauma.
Wie
ich bereits
im „Mythus von
und in der „Lohengrinsage" mythischen Überlieferungen seines Sterbens
und in den
als
wunsch-
der Geburt des Helden" angedeutet
breit ausgeführt habe, gilt dies für alle
vom Tod
des Helden, was sich in der Art
Bestattungssitten aller Völker
und
Zeiten
in einer auf den ersten Blick vielleicht überraschenden,
unserem Unbewußten aber recht vertrauten Weise offenba rt. ' Und zwar keineswegs, Das Einblasen des Odems durch die Nase weist wieder auf diebegleitende Atemnot des Neugeborenen hin. Die spatere griecliische und neutestanientliche Pneumakonzeption hat hier ihre Wurzel. i)
.
2)
In der Polarzone wird der Tote in einen mit
Haut
überzogenen prisnia-
fischen Behälter in Hockcrstelluag gesetzt; ähnlich übrigens im alten Ägypten, noch vor der Periode der Einbalsamierung, in lusanimengekauerter Stellung in
jjQ
Das Trauma
wie
Jung auB dem manifesten Inhalt
der Geburt geschlossen hat, durch die Wieder-
geburtsidee, die ja von vornherein wieder mit
dem Todesfluch
belastet
Auffassung des wäre (Seelenwanderung), sondern durch die unbewußte Mutterschoß. „Alle Todes selbst als dauernde, ewige Rückkehr in den sie ernst, Geburt sinkt wieder in den Mutterschoß zurück, aus welchem die durch des Mannes Tat erweckt, ins Reich des Lichts hervortrat. Ja
höchste Alten erkennen gerade in der Wiederaufnahme des Toten die
Äußerung der Mutterliebe,
die Ihrer
Geburt in dem Augenblick die
von allen anderen verlassen dasteht todbringenden (Bachofen).' Sehr schön hat Bachofen dies an der Reihe Nemesis gezeigt, die aus dem (Vogel-) Ei stammt.' sowie an einer wie diese anderer Unterwelts- und TodesgöttJnnen. „Wir sehen,
Treue bewahrt, in welchem
.
sie
.
.
antiker
(im Anschauungsweise durchaus eine Eselin und eine weibliche Typho Oknos-Mythus) erforderte und erkennen den inneren Zusammenhang,
welcher die Eselin mit den eigestalteten Todesmüttem des lykischeu Harpyenmonumentes, mit der Beisetzung der ägyptischen Königstochter
im Leibe
der eigens angefertigten
nischen Minerva
steriler
Kuh
(Herod.
2, 151),
mit der gorgo-
Todesnatur, mit der Vorsiellung von großen
Grabesmüttern und mit der demetrischen Benennung der Verstorbenen ein Fell eingehüllt
(Fuhrmann: Der
Grabbau). In Neuguinea befinden sich die
Grabstätten unter den Frauenhäusem. Bei den späteren Kulturvölkern bekommt der Tote seine Frau mit ins Grab, oder, wenn er unverheiratet war, ein Witwenoder Mädchenopfer, das später durch die sogenannten „Totenkonkubinen" (nackte weihliche Tonfiguren) ersetzt wurde (Handw.
d.
Sex. Wiss.).
Erlösungsgedanken antikerGräbersymbolik (Neuausgabe; München 1925, S. 81). Das Oknos-Motiv gehört in die Reihe jener Unterwelts-Arbeiten, die wir im nächsten Abschnitt als Umwandlungen der Uri)„Oknos,der
Seilfl echter."
lust-Situation in eine peinvolle StrafSituation verstehen werden: er flicht das
Seil unaufhörlich, dessen anderes Ende von der Eselin verschlungen wird (Nahelschnurfixierung !).
„Auf dem Lycischen Harpyenmonument bildet das Ei selbst den Vogelleib. Tochter Ei und Henne fallen also hier ganz zusammen. Was der Mythus durch Kunst in bildende (Leda)- und Mutterverhältnis nebeneinanderateUt, gibt die voller Durchdringung" („Mutterrecht", S. 7off.). 2)
III
Die heroische Kompensation aufs engste verbindet. Überall erscheint das
und
gesetzes finster
Weib
in dieser Identifizierung zugleich
drohende Macht,
voll der
als
als
Träger des Todes-
und
liebreiche
als
höchsten Zuneigung, aber auch des
höchsten Ernstes, wie die mütterlich gestalteten Harpyen und die
alles
Lebens Gesetz in sich tragende ägyptisch-phönizische Sphinx
stofflichen
(Oknos S.83). Dies erklärt nach Bachofen auch,
warum
Männer
die
von den antiken Trauerriten ausgeschlossen waren (siehe die „Klage-
am Fuße
weiber" an der Leiche Hektors urid die trauernden Frauen
und
des Kreuzes)
Totenzeremoniell, wie
das „weibliche'
es
auch im
deutschen Volksaberglauben in einzelnen unverstandenen Bräuchen
So die Süddeutschen Totenbretter, die keinen anderen
weiterlebt.
Zweck
dem Toten
hatten, als
Berührung mit dem mütterlichen
die
Holze zu vermitteln; ferner ihn mit den Füßen nach auswärts aus tragen —
Hause zu hinter
Wie
ihm Wasser
also
in der umgekehrten Geburtsstellung
dem
— und
(Fruchtwasser) auszuschütten."
naturmythische Muttersymbol die für das Reli-
dieses einfache
giöse charakteristische Umgestaltung zum Bilde ewiger Strafe erfährt, hat gleichfalls bereits
Bachofen
mythus, gezeigt („Oknos"
S.
in besonders schöner
89 ff.).
Wenn also selbst die Todesstrafe, die
in der biblischen ErzählungdieVertreibungaus
und
verschärft, letzten
Unbewußten tilen
Endes
kommen
ist.
In den Mythen
dem Paradies wiederholt
als die definitivste
erscheint, so steht dies
Auffassung des Sterbens
Weise am Dana'iden-
als
Wunscherfüllung des in vollem Einklang mit der infan-
Rückkehr an den
Ort,
woher man
vom Paradies und dem goldenen
ge-
Zeitalter
haben wir die lustbetonte Darstellung dieses Urzustandes vor uns. Nach L
renz
c. S.
77. Siehe dortselbst
auch den Grabspruch an den Toten und die Erde aus dem Rigveda (X 18, 49 und 50); „Krieche nun ein hier in die Mutter Erde, in die weiträumige, breite, hochheilvoUe. Wolleweich ist die Erde 1)
dem
Opferlohngeber,
empor, o du
lich
I.
breite,
sie
heschütie dich auf deiner Weiterreise."
drücke nicht niederwärts,
sei
ihm
und leicht einläßlich. Wie die Mutter den Sohn
bedecke du
ihn, o Erde."
—
„Hebe dich leicht zugängmit
dem
Zipfel
Das Trauma der Geburt
JI2
während
Religionssysteme, die sogleich dualist ischauftretenden großen
im Sinne
Reaktionsder zwangsneurotischen Ambivalenz, die ethischen
bildungen gegen das Auftauchen der angstbesetzten Rücksehnsucht
und
die Versuche zu ihrer
Sublimierung
darstellen.
:
ii
Die Die
letzte
Tendenz
religiöse Suhlimierung
aller
Religionsbildung liegt in der Schaffung eines
und schützenden ürwesens, in dessen Schoß man aus allen Nöten und Gefahren flüchten kann und zu dem man schließlich in ein jenseitiges, zukünftiges Leben zurückkehrt, welches das getreue, helfenden
wenn auch
Am
stark sublimierte Abbild des
einmal verlassenen Paradieses
Tendenz ausgebildet in der die gesamte antike Weltanschauung zusammenfassend abschließenden christist.
konsequentesten
ist
diese
lichen Mythologie, mit ihrem reich bevölkerten
Himmel, der
dings eine Wiedervermenschlichung der altorientalischen
mythologie
aller-
Himmels-
an die dann in einem späteren Verdrängungsschub die mittelalterliche Astrologie mit ihrenGeburts-Horoskopen' wiedarstellt,
der anknüpft,
um
dann schließlich in der wissenschaftlichen Astro-
nomie, die noch reichlich zu
iin bewußt-phantastische
Elemente enthält
münden.
Wie
sich das altanlike Weltbild, das in der babylonischen Weltanschauung kulminierte, letzten Endes entwickelt hat, könnte uns
nur die psychologische Analyse lehren, denn soweit die Überlieferung, auch in bezug auf die Bildwerke, zurückreicht, sehen wir immer nuj" ein ferriges scheinbar ganz astrales Weltbild, Über dessen Genese aus
der babylonischen Kultur zunächst keine Auskunft zu holen
ist.
Ein
i) Die Astrologie konnte man eigentlich als die erste Lehre vom Geburtatrauma beieichoen; Des Menschen ganzes Wesen und Schicksal wird davon bestimmt, was im Momentseiner Geburt (am Himmel) vorgeht.
8
Rank
Das Trauma der Geburt
114
von „euexer Versuch dieser Art zeitliche Sonnenreligion
im
Hermann Schneider,
ältesten
„die lungstein-
Babylonien und Ägypten
nach-
als der
gelehrte
nicht ganz geglückt, zuweisen, scheint mir insofern ^vas er sucht sehr darauf ausgeht, das zu finden, Verfasser
m
dem
Material vielfach
Zwang antun muß.
bilder aus der Zeit
SiegelMaterial der vorbabylonischen „die ganze Chr. stammt, wo uns bereits Sonnenreligion, die wir aus den nor-
um
4000
v.
Symbolik der jungsteinzeitlichen dischen Felszeichnungen kennen", c S 11)
Jedenfalls ergibt sich aber,
ihm herangezogene
daß das von
(1
und dabei
Erst
wenn man
sich
um
als
fertiges
Produkt entgegentritt
die psychische
Bestimmung,
ist
Genese ebensosehr
man
imstande, das
kümmert wie um die historische jungsteinzeitlichen Sonnenganze ProblemderEntwicklungdieser religion zu erfassen.
-
.st uns hier scheinbar fertig entgegentritt, das spate begründen werde wie ich an anderer Stelle ausführlich
Das
astrale Weltbild, das
-
psychischenEntwicklungsprozesses der Projektion. Ausführungen noch einiges Licht auf den im Laufe der folgenden hervorzuheben, daß auch nach Ansicht fallen wird. Hier genügt es, Wertung des Feuers Schneiders diese ganze Entwicklung „von der
Produkteines langen
Himmel steht", wie es „im ausgehen" mag, das auch „als Sonne am S. 4)- Liegt hier warmen Menschen- und Tierleib gegenwärtig ist (1. c. der Hand, so mag eine einder mütterliche Ursprung des Sonnenkults auf primitiver Völker, der Corafache Danebenstellung des „Sternenkults" „religiösen" Vorstellungen Indianer, veranschaulichen, wie auch diese Sternenhimmel im Verhältnis des Kindes zur Mutter wurzeln. Der tief
wird dort mit der Unterwelt
identifiziert,
da an beiden Orten Nacht
gelten In diesem Zusammenhang herrscht. So ist er der Ort des Todes. Eingehen in Vorfahren, die durch ihr die Sterne als die verstorbenen die
Unterwelt zugleich
1922,
g. 27.
JahrgangV
am Nachthimmel
auftauch eiKDa^ber^u^-;
Die Unterwelt
alle
religiöse
IIS
Sublimierung
Vegetation emporwächst, so
ist
der als Spiegelbild der
Unterwelt gedachte Nachthimmel zugleich ein Ort der Fruchtbarkeit. In altmexikanischen Mythen werden die Sterne
welche der Sonne beim Untergehen Speise sich nicht erneuern könnte.
wie
Preuß
Ganz
{1. c.
p.
Opfer bezeichnet,
Nahrung dienen,
ohne
diese
Die irdischen Menschenopfer
sind,
als
ausführt, großenteils nur
Sterngottheiten
als
^
Nachahmungen
die
dieses Opfers der
XXXV).
abseits, ja direkt entgegengesetzt dieser
antiken Projektion ins
MakTofcosraische führt der andere große Zweig der altorientalischen
Religionsentwicklung, die mystische Versenkungslehre Ahindiens. in
den menschlichen Mikrokosmos hinein und gelangt dort
bis
zum tiefsten
Punkt der Überwindung des Geburtstraumas in der Seelenwanderungs-
Den ausgesprochen „therapeutischen" Charakter dieser religiös gefärbten Philosophie und Ethik, der „Yogapraxis", hat erst kürzlich iehre.
F.
Alexander
in einer ausgezeichneten Studie,^ auf der Darstellung
von Heiler^ fußend, aufgezeigt und dabei auf die Ähnlichkeit mit dem analytischen Verfahren hingewiesen.'' Das Ziel
all dieser
Übungen
ist
das Nirwana, das lustvolle Nichts, die Mutterleibssituation, zu der noch
Schopenhauers sich sehnt.
i)
halb metaphysischer Wille einzig zurückzukehren
Der Weg dazu
Preuß:
ist,
ähnlich
Nayarit-Expedition, p.
dem
XXVII
u.
analytischen, die Versetzung
XXX
(zit.
nach Storch
1. c.)
biologische Sinn psychischer Vorgänge. Eine psychoanalytische 3) Der Studie über Buddhas Versenkungslehre. Imago IX, 1, 1925. (Kongreßvortrag, Berlin, Sept. J922-)
Die Buddhistische Versenkung. München 1922, Versuche, wie der von OscarA. H. Schmitz, 4) Neuere „Psychoanalyse und Yoga" zu verbinden, zeugen nur von der unzulänglichen psychologischen Er3)
fassung beider Erscheinungen, die einander höchstens in gewissem Sinne ersetien Die Tendenz zur Modernisierung alter Formen der Überwindung könnten.
—
des Geburtstraumas verrät nur die Ünverwüstlichkeit des Regressionsdranges, dessen Quellen übrigens Schmitz an einem Punkte seiner Darstellung, in An-
lehnung an psychoanalytische Gedankengänge, nahekommt. [Psychoanalyse und Yoga. Darmstadt 1925, S. 89.)
Das Trauma
Il6
der Gehart
angenäherte Situation des hmdammerntatsachhch exn Ergebnis, nach Alexander den Meditierens, dessen ermöglicht die Intrauterinsituation weitgehendes Rückerinnern an von Haner^ verdanken Den kürzlich erschienen Untersuchungen ekstatischer altindischen Schilderungen wir die Zugänglichkeit der Weise den Sinn all dieser VeranErlebnisse, die in unzweifelhafter geweihte Brahmanenlassen. Der Brahmacarin, der
in eine
dem Embryonalzustand
staltung erkennen Schüler, der sich
erfüllen mit der geheimen Zauberkraft zu
die für den Inder den
Urgrund des Seins
bedeutet,
trachtet,
muß während
semer
hypnotischen SchlafzuEinv^eihung (üpanayana) einen dreitägigen Tage im Mutterdurchmachen. Es heißt von ihm, daß er drei stand
macht „Der Lehrer, der den Schüler einführt, trägt er ihn im in seinem Innern. Drei Nächte
leib des Lehrers ruht:
ihn
zum Embryo
Mutterleib. Dann
Götter gebiert er den, den zu schauen die
(Atharvaveda XI, 5 nach Hauer, ;
wie dies
Oldenburg
S. 86).
kommen
Wahrscheinlich saß der Novize,
festgestellt hat, für die sog. Diksa {Opferweihe)
gebogenen Beinen Tage lang mit geballten Fäusten und nach oben (amnion) umgeben, in einer in Embryostellung, mit allerlei Hüllen wieder zum Em„Die Priester machen den Hütte (Haner S. drei
98):
Diksitahütte ist für den Diksa vollziehen ... Die seinen Mutterleib emDiksita der Mutterleib: so lassen sie ihn in
bryo,
an dem
sie die
Gewand \bX. für umhüllen ihn mit dem Gewände. Das Amnion. Man den Diksita das Amnion; so umhüllen sie ihn mit dem
gehen, ...
legt
sie
darüber ein schwarzes Antilopenfell, außerhalb
vom Amnion
ist
die Fäuste. ihn mit dem Chorion. Er ballt geballten Fäusten Mit geballten Fäusten liegt der Embryo darinnen ; mit das Chorion
:
so
umhüllen
wird der Knabe geboren er
zum Avabhrthabad
sie
... das
schwarze Antilopenfell ablegend,
hinab: deshalb werden die
Chorion gelöst geboren. Mit seinem Gewand
Embryonen vom
steigt er
hin a b, deshal b
Untersuchung über die Die AnfdBge der Yogapraxis. Eine indischen Mystik. 1922-
steigt
Wur«In
der
Die
religiöse
dem Amnion
wird der Knabe mit
IJ7
Sublimierung
im
geboren".' Deutlich wird
Rig-
veda eine Stellung beschrieben, uttana, die sich bis auf die heutige
Yogapraxis erhalten hat und „g2inz gewissen
Embryostellungen
stereotypie katatoner
des Rigveda
wie Storch
die,
ist
gleicht,
Kranken nicht
c.
(l.
wie wir
selten sehen."
sie als
An
bemerkt,
S. 78)
Haltungs-
anderen Stellen
von rollenden Kopf- und Augenbewegungen, von
Schaukelbewegungen, Zittern und Schwanken die Rede, was sich wieder auf das Geburtstrauma zu beziehen scheint.
Wir haben
Urphänomen
hier das primitive
dem dann
Situation vor uns, aus
später
und Übertragung auf den Vater
der lustvoll-schützenden
durch Trennung von der Mutter
die Gestalt des allmächtigen
und
all-
gütigen, aber auch strafenden Gottes als religiöse Sublimierung auf dem
Wege stehen
der Projektionsschöpfung hervorgeht.
am Ursprung
Wie Rudolf Otto^
aller Religionsgeschichte,
meint,
vor der Ausbildung be-
stimmt umrissener Dämonen- und Göttergestalten, gewisse „numinöse Urgefühle", Gefühle des Erschauerns vor
dem Unheimlichen, des
Stau-
nens vor dem Unbegreiflichen, die sich beim Primitiven zunächst als dä-
monische Scheu" manifestieren. 3 Wir wissen nun durch Freuds Aufklärungen,* daß die Dämonen sich ursprünglich auf die Furcht vor den Toten beziehen, sprechen,
d. h.
während
beim Kinde
—
als
dem nach außen
sich anderseits die
projizierten Schuldgefühl ent-
unbestimmte Angst
selbst
— wie
Fortvvirkung des Urtraumas erklärt. Aus der indi-
viduellen Entwicklung
ist es
verständlich, daß sich
dann
die Uran
unmittelbar an den die Ursituation repräsentierenden Toten wieder an1)
2)
Oldenburg:
Verhältnis 5)
Religion des Veda,
2.
Das Heilige. Über das Irrationale
zum
Aufl. S. 405.
in der Idee des Göttlichen
und
sein
Rationalen. 11. Anfl. Stuttgart 1923.
Die positive Seite dieses religiösen Urgefühls, das „mystische Kraftkonties unter den Namen des Ormda, JVakondo, Mana als in und zwi-
Huum", wie
schen allen Menschen und Dinge wirksam gedacht wird, hat bereits (1. c. S. 58 ff.) als Projektion der Mutter-Kind-Beziehung aufgefaßt. 4)
Totem und Tabu.
1912.
S. 13.
Loreni
!J71Tt.TC-
SB"
Das Trauma der Geburt
ii8 knüpft.
und
f
Der Weg vom Dämonen- zum Götterglauben
psychologische folkloristisch gut erforscht; das
ist
mythologisch
Agens der ganzen
der angstbesetztenMutter Entwicklungliegt aberim allmählichen Ersatz Angst, das Schuldgefühl, (Dämonen) durch die an die „sublimierte" religiösen Entwicklung appellierende Vatergestalt. Dieser Prozeß der sie (S. 86-90) geschildert geht absolut parallel dem der sozialen, wie wir asiatischen Muttergotthaben. Auch hier anfangs der Kult der großen Liebe und des üppigen heit, „bald als die wilde Göttin der wollüstigen
Naturlebens" genommen, „bald
als
Eva und Maria der Sophia u. a. Irenäus, der Helena des Simon Magnus, gi-oßartig,"bemerkteinneuererUntersucher der „Gno-
fräuliche Göttin",' die in der
der Charis des fortsetzen.
„Es
jungreine Himmelskönigin, als die wiederkehren und sich in
ist
Mutter„welche Biegsamkeit der Glaube an die Heimatrecht finden, göttin beweist; in ihm konnte schlechterdings alles Kunstwas religiös in irgendeinem Sinne war, vom Orgiasmus bis zum stischen Mysterien".'
und
Schönheitswillen, von den Mysterien der ovvovaia bis
logie
und
Weltseele,
bis
zum
7.ur
Astro-
konnte Licht von Bethlehem. Die Muttergöitin Wcltlust, AVeltleid. Welt-
Weltgeist, Weltentwicklung,
erlösung, Weltlicht, Weltsame,
Weltsünde
strahlung in allen Stufenreihen der
— und
Wesen
bis
alles
dessen eine Ab-
zum Gemüse
—
sie
TeufeUn. konnte Lachen und Weinen, Geist und Leib. Göttin und Himmel, Erde und Hölle, sie konnte alles sein!" Die späteren Vorder und philosophischer Art von einer Schöpfung erWelt durch den männlichen Gott gehen, wie bereits Winterstein die kannte, nur auf eine Verleugnung der Urmuttex hinaus ^ ganz wie stellungen religiöser
1) 2)
Siehe
Bousset in Realenzyklopädie von Fauly-Wissowa-Kroll,
VII, 1515^-
Dr. LeonEin Beitrag aur GeEchichte des christlichen Gottesdienstes von
hard Fendt.
München 1923,8.41.
wird Gott dalier mit einer Gebärmutter heißt es; „Ebenso sagt die versehen. Bei Petavius, deTrinitate lib. V, c. 7,§ 4 vom Vater erzeugt sei: denn obgleich Schrift daß der Sohn aus der Gebärmutter ihm überhaupt nichts Körperliches ist, so ist doch in in Gott keine Gebärmutter, 5)
Noch
in der christlichen Religion
I
Die biblische
^^9
religiöse Sublimieruiig
Mensch enschöpfung. Dementsprechend finden wir
die ketze-
rischen Sekten sowohl des jüdischen wie des christlichen Glaubens charakterisiert
durch eine sexuell betonte Rückkehr zur Muttergöttin.
Diese revolutionären auch'
vollkommen
wegungen, nämlich
Bewegungen innerhalb
in der gleichen als
der Religion erfolgen also
Weise wie bei den
sozialen
Be-
Regi-essionen zur Mutter.
wahre Erzeugung, wahre Geljurt, die el>cn mit dem Worte ,Geb an nutter' angezeigt wird" (zit. nach Wiuterstein 1. c. S. 194). Weiteres hierhergeliörige überaus interessante Material bei Wolfgaug
Schultz: Dokumente der Guosis, Jena 1910. Ich kann es mir hier nicht versagen, aus dem prachtvollen „Buch von der Schöpfung des Kiudcs", wie es in den „Kleinen Midraschira" überliefert ist, den Hauptgedankengang und einige Satze anzuführen. Das „Buch" beginnt mit dem Beischlaf der Eltern und den ersten Schicksalen des „Tropfens", der von eiuem Engel beschützt wird, Nachdem „der Geist" in den Tropfen gebracht ist, fuhrt ihn Paradies" und des Abends in „die Hölle« und der Engel des Morgens in „das Erden wohnen, und den Ort, wo er begraben zeigt ihmdann den Ort, wo er auf
„Der Engel führt ihn aber immer wieder in den Leih seiner Mutter zurück, und der Heilige, gelobt sei er, macht ihm Türe und Riegel. Und der Heilige, gelobt sei er, sagt zu ihm Bis hierher sollst du kommen und nicht weiter. Und es Die ersten drei liegt das Kind in dem Schöße seiner Mutter neun Monate. sein wird.
:
—
Monate wohnt es in der untersten Kammer, die drei mittleren in der mittleren Kammer und die drei letzten in der obersten Kammer. Und es ißt von allem, wovon seine Mutter ißt, und es trinkt von allem, wovon seine Mutter trinkt, und Und sobald jene führt keinen Kot ab denn sonst würde seine Mntter sterben. ist, daß es hinausgehe, kommt jener Engel und sagt gekommen zu ihm: Zeit denn die Zeit ist gekommen, daß du hinausgehest hinaus; in die Welt. Und Gehe der Geist des Kindes antwortet: Ich habe bereits vor demjenigen, der da sprach,
—
;
und die Welt ward, gesagt, daß ich es mir genügen lasse an der Weit, in der ich gewohnt habe. Und der Engel antwortet ihm Die Welt, in die ich dich bringe, ist schön. Und ferner Wider deinen Willen bist du im Leibe deiner Mutter gebildet worden und wider deinen Willen wirst du geboren, um hinauszugehen in die Welt. Sofort weint das Kind. Und weshalb weint es? Wegen jener Welt, in der es war, und die es jetzt verläßt. Und wie es hinausgeht, schlägt es der Engel unter seine Nase und verlöscht das hinaus, Licht über seinem Haupte. Er bringt es gegen seinen Willen :
;
und weint
es
vergißt alles, was es gesehen hat. Und wie
es."
es
lunauskommt,
Das Trauma der Geburt
120
So erscheint der bekannte Spermatult im gnostischen Abendmahl 300 n. Chr.) verbunden mit der Sekte der Phibioniten (etwa soo
—
dem Dienst der asiatisch-ägyptischen Mnttergöltin Mami bei den Sumerern, Ischtar in Babylon, Magna Mater, Kybele, Ma, Ammas in Klein;
^Carthago, Isis in Ägypten,
Große Mutter in
asien,
bei den
Demeter
Griechen, Astarte bei den Syrern, Anahita bei den Persem, Alilat bei
den Nabatäern, Kwannyin im indischen, Kwannon im japanischen
Buddhismus und
„Ur-Mutter" des chinesischen Ta'oismus. Die
die
Phibioniten -Mahle, diese religio libidinum, die
Heidentum
in ihnen,
immer wieder wie
,,
trotz
allem echten
alte schwerverständliche
Kom-
mentare zum christlichen Abendmahl und seinem Abkömmling, der Messe, anmuten",* bestehen
kannte
(1. c.
4),
ihrem Wesen nach, wie Fendt
richtig er-
nicht in der geschlechtlichen Vermischung, die ihnen
zum Vorwurf gemacht wurde," sondern im Genuß (Verzehren) der Sexualexkrete. „Es nehmen das Weib und der Mann das männliche Sperma in ihre Hände Und so essen sie es und kommunizieren so sehr
.
ihre eigene Schande
chen:
Das
ist
.
.
.
.
und sprechen: Das
Ebenso aber (machen Blutperiode hat
.
sie es)
und
sie
mit
der Leib des Christus
dem vom Weibe, wenn
essen es ebenso
gemeinsam.
das Blut des Christus. "^ Folgerichtig
0. c. g) in der dritten Feier, die sie „das
die
ist
das
Weib
Und
.
.
.
die
sie spre-
sieht
Fendl
vollkommene Pascha" nennen,
Ergänzung und Erklärung der beiden anderen
der Sexualakt nur dazu verwendet wird,
um
in
dem
den Samen,
Sinne, daß
dieses Mittel
Fendt: Gnostische Mysterien, 1. c. S. 8. Besonders die inzestuösen Orgien, die ja zum asiatischen Mutterkult genau so gehören (siehe Rank: Iniestmotiv, 1912) wie zuTSatai]s-Messe,indcrdas 1)
Siehe
2)
Weib wieder
angebetet wird (vgl. Iinago Messen. IX/i, 1923). zen
Den
Phihioniteii wirft
ubiconvivium 3)
Eine
Logos
s.
Minucius Felix
(nach 200) vor:
ealuit et incettae libidinü tbriatU ftrvor exarsit"
iiluiliche
bei
LÖwenstein: Zur Psychologie der Schwar-
Fendt,
„-poit
(Fendt
multat epulat, 1. c.
12).
Gleichsetzung der Großen Mutter mit Christus als S. 80.
dem
Die des
I2l
religiöse Siiblimierung
Ärchons der Begierde, zu vertilgen.
„Ist
nämlich
trotz
allem ein
Kind erzeugt worden, so wird die heilige Speise des dritten Mahles Kind
Aus
sein!
Embryo
jeder so zufällig Mutter gewordenen Frau wird der
herausoperiert, zerhackt, mit Honig, Pfeffer, Öl
geriichen präpariert,
beten
sie
dies
und
dem
jeder ißt mit
Finger davon.
und Wohl-
Und danach
zur Danksagung die Formel: ,Der Archon der Begierde ver-
mochte uns nicht zu narren, nein, wir haben die Sünde des Bruders aufgelesen." ..eine botes,
laiten
gotl
— Nun kennen wir",
Fendt (S. 5) erläuternd hinzu, der Form der Auflösung des Ge-
setzt
Bekämpfung der Archonten in die der alexandrinische Klemens von den Antitakten und Nikoaussagt: was der Vatergott schuf, war alles gut; aber ein Unter-
mischte das Böse darein; von diesem Untergotte stammen die
Gebote
.
.
.
der Archon der Begierde will, daß Kinder erzengt werden
darum wird
alles getan,
um
—
die Kindererzeugung zu verhindern."
Wir haben diesen Kult und
seine
Kommentare
ausführlich wieder-
gegeben, weil darin der ganze Mechanismiis der religiösen Sublimierung, also der eigentlichen Religionsbildnng unverhüllt zutage
Der böse Untergott, der burtstrauma
die Kinder zur
immer wieder
ganze (inzestuöse)
Welt bringen,
erleiden lassen will,
Unzucht der Gnostiker
ist
die
tritt.
sie also das
Mutter und
Gedie
läuft darauf hinaus, wieder
den Mutterleib einzudringen, wobei jedoch die Erneuerung des Geburtstraumas ausgeschlossen werden soll: daher wird der Same vom in
Mand
aus einverleibt (gegessen). Ist
wird der
Embryo
Fendt,
um
herausgeschnitten,
und wieder nur durch den Mund „die Weltentwicklung
ist
dennoch Konzeption das
Trauma zu verhindern
einverleibt.
ein
erfolgt, so
„Man
begi-eift", sagt
ungeheurer Fehlschlag, die Er-
lösung kommt nur durch Zurücknahme
des
im
All Wirksamen."'
Auch der Brahinaiienschüler, der Samejiverlust erlitten hat, betet; „Zu mir kehre zurück die Sinnenkraft, Leben und Segen, zu mir kehre Brahmanenschaft, lu mir Besitz. Der Samen, der mir heute zur Erde entglitten ist, der %u den Kräutern, zu den Wassern entflohen ist, den nehme icb_wieder in mich auf. zu langem Leben und Glanz" (Oldenburg, 1. c. 430). Vom Yogin heißt 1)
D^s Trauma der Geburt
122
Der Vatergott worden,
setzt
ist
um
an
ganz
Stelle der angst-lustbesetzten
im Sinne
soziale Organisation zu schaffen
des
als antisozial
Freudschen „Totemismus
gewährleisten. Jeder Rückfall
nur
sexuell auswirken kann, gilt
und wird mit
allen Schrecken des sog. religiösen
Fanatismus verfolgt,' der aber letzten Endes, wie auch die volution, auf Erhaltung
die
und zu
in die Mutter Verehrung, der sich
darum
Urmutter ge-
und Verstärkung der
välerlichen
soziale
Re-
Macht zum
Schutz der sozialen Gemeinschaft hinausläuft. Deswegen folgt auf
alle
Zeiten solcher Rückfallsbewegungen eine verstärkte puritanische Reaktion,
wie auch in der Geschichte des jüdischen Glaubens. Die bekann-
teste
Bewegung
dieser Art
batianer", vor etwa
ist
die pseudomessianische Zeit der „Schab-
300 Jahren, deren Urheber Schabbatai Z'wi ein
spaniolischer Jude aus
Smyrna war. ^ Ähnlich wie
die Gnostiker prokla-
mierte auch er eine Auflösung des Gebotes und seine Anhänger entfernten sich
denn auch
— besonders nach seinem Tode — vollständig von
den sittenstrengen Satzungen des Judenmms. Ihre Besonderheit bestand
und verbotene Formen des Geschlechtslebens, besonders inzestuöse, als Gottesdienst. „In Höhlen darin, daß
in der
ihnen die Frau als Gottheit
Nahe
Orgien.
Salonikis veranstalteten sie zu religiösen
Am
in die Mitte
der Gebete
galt
Eingange des Sabbaths
und
beinahe durch
alle
stellten sie eine nackte
tanzten, gleichfalls nackt,
nahmen Orgien jüdischen
ein.
Zwecken wildeste
um
sie
Jungfrau
herum. Die
Stelle
Ähnliche Gebräuche haben sich bald
Gemeinden
der Welt verbreitet
.
.
.
Natür-
zwinge durch Übung den Tropfen, der in den Schoß der Frau fahren will,umiukehten. Wenn aber der eigene Tropfen schon gefallen
es: er
ist,
zwinge er ihn
umzukehren und behalte ihn. Der Yogin, der so den TropTod besiegen. Denn wie der gefallene Tropfen den
fen bewahrt, wird den
Tod
bedeutet, ebenso bedeutet das Zurückgehaltene das Leben."
{Schmidt:
Fakire und Fakirtum, 1908.) 1)
Siehe zu diesem
Thema Reik: Der
eigene und der fremde Gott. Zur
Psychoanalyse der religiösen Entwicklung. 1923. 2) Nach M. D. Georg Langer: Die Erotik der Kabbaln, Prag 1925.
Die
I2)
Suhlinüerung
religiöse
lieh
wurden
dem
gelang es ihnen doch zweihundert Jahre lang nicht, die Sekte aus-
sie
durch die Rabbiner aufs schärfste verfolgt
zurotten. In der Türkei gibt es
(Langer,
1.
c. S.
59).
Übeneste
bis
zum
.
.
.
Trotz-
heutigen Tage."
Die unmittelbare Reaktion, welche dann allerdings
nach Langers schöner Erklärung nicht nm- zur asketischen Ausschaltung des Weibes, sondern zur Verstärkung der
homosexuellen Bindung führte,'
Rabbi
ben
Israel
Elieser,
ist
an den
Baal Sehern
Tow
(sozial
Namen (1700
wirkenden)
berühmten
des
— 1760) und
von ihm geschaffenen Chassidismus geknüpft. Langer
kommt
zu
des
dem
Schluß: „Die ganze innere Geschichte des ewigen Volkes erscheint
wie eine Kette mehr oder minder bewußter Kämpfe der beiden Richtungen. Der Kampf wurde gewöhnlich mit einem Komalso eigentlich
promiß abgeschlossen, welches
in der prähistorischen Zeit
und neue Symbole zu den schon bestehenden
setze
Freud
neue Ge-
hinzufügte. Dabei
genannte Ödipus-Komplex und der Todesgedanke mächtig ein und so ist die gesamte jüdische Gesetzgebung greift der
eigentlich
von
vom Eros präformiert,
liche Sanktion erhält"
An
so
(1. c.
ehe
sie
durch die Offenbarung die gött-
95).
diese ausgezeichnete
Formulierung möchten wir eine methodor logische Bemerkung knüpfen, die auch auf die psychoanalytische Relir ,
gionsforschung Bezug hat. Es unterliegt keinem Zweifel, daß wir es in mütterlichen Sekten und Kulten mit ßückfallserscheinungen diesen im
Sinne einer „Wiederkehr des Verdrängten" zu tim haben. sich aber hier ebenso wie auf biologischem Gebiete vor
dem
Man muß vorzeitigen
Hineintragen des phylogenetischen Gesichtspunktes hüten, auch durchhistorisches Substrat finden aus ein oder rekonstruieren zu wollen, wo jedenfalls ein psychologisches Substrat, dieses aber sicher ten, vorliegt.
\
Deuteronomimn
(15^ 7) spricht von dem „Freunde, der dir wie deine neben der „Frau deines Schoßes« als vo^ etwas durchaus allgemein Bekanntem (Langer S. gi). 1)
'
im Unbewuß-
So greifen die modernen jüdischen Sektierer scheinbar auf
Seele. ist" gleich
->r-
Das Trauma der Geburt
j^.
die asiatischen Muttcrkulte zurück,
während
sie
natürlich gar nichts
aus ihrem davon zu wissen brauchen, sondern die gleichen Reaktionen Aber auch wo individuell erlebten Unbewußten produzieren können.
wahrscheinlich ist, wie beim eine direkte Übernahme möglich oder sogar
„goldenen Kalb" der Juden,' welches „das Neugeborene" als SohnGott darzustellen scheint, ist der psychologische Tatbestand bedeutsamer
und
interessanter als der
immer nur mechanische
der „Überlieferung
.
wir anderseits in der Überlieferung der Vaterreligionen selbst
Wenn
Bruchstücke der verdrängten mütterlichen Vorstufen zu erkennen und zu rekonstruieren vermögen, werden wir daran festzuhalten haben, dali es sich
lichen
um
Vorstufen der Religionsbildung im eigentSinne des Wortes handelt, die wir mit Freud' als Endresultat eben nur
der Urkämpfe für
um und
gegen die Mutter und
als
Sieg der sozialen
Vatermacht anerkennen müssen. Unter diesem Gesichtspunkt können wir, neben der von Freud ge-
Entwicklung der „Brüderhorde" zur Gemeinschaft, auch deren religiöse Entwicklung ein Stück weiter verfolgen, und zwar in Übereinstimmung mit unserer Annahme von der sozialen Entwickschilderten sozialen
lung (König-infans) als Ü bergang des Mutterkultus zurVaterreligion über ,
die Sohn-Gottschaft, die im Christentum ihren reinsten Ausdruck gefunden hat. Vielleicht beruht die welthistorische Bedeutung des Christentums überhaupt darauf, daß sie es zum erstenmale gewagt hat, den
Sohn-Gott in den Mittelpunkt zu
ohne gleichzeitig die Ursprung-
stellen,
liehen Rechte der Mutter und die sekundären des Vaters anzulasten. entspricht auch die hohe
Bewertung
Evangelien texten. Christus
auch die Bildwerke
i)
ten.
—
selbst ist
selbst
noch
Kindes durch
des
immer
als
—
Christus in den
darstellen (Pietä).
„Götzendienst" scheint schlechtweg Dienst der Muttergottheit lu bedeuVgl. den Dienst des Baal (kanaanäisch
anderen Völkern kleine Kinder a) Totem und Tabu, 1912.
in
:
El),
dem
bei den
>
[|
J
?
j
Dem
infant geblieben, wie ihn
Toten
;
PhÖnikem und
den glühenden Rachen geworfen wurden.
^
* '
i
•^-'-"
~r-.r-Sr??^g'n?^-;-'^— '--T^-^Hr--^
Die
religiöse
zum
'
Sublimierung
Gott. Die Bekenntnisformel
'
-
j
In den antiken Mysterien wurde jeder einzelne
unmittelbar
'
'
2/
Myste selbst
„Ich habe
:
"
gefastet,
ich habe den Kikeon (Mischtrank) getrunken, ich habe es aus der Kiste
genommen, und nachdem ich gearbeitet hatte, habe ich es in den Korb gelegt und aus dem Korb in die Kiste", zeigt, daß es sich dabei um eine Rückkehr (und Wiederkehr) cysta mystica
jetzt
in den Mutterleib handelt, als welcher die
auch schon von den Archäologen aufgefaßt wird.
„Indem der Myste aus der heiligen xtaxi^ die Nachbildung eines Mutterschoßes nahm und über seinen Leib gleiten ließ, empfing er die Gewißaus
heit,
dem Schoß
der Erdmutter wiedergeboren, ihr leibliches Kind
geworden zu sein."^ So erklären tungen, in denen
manche
sich
auch die noch dunkleren Andeu-
christlichen Schriftsteller
der eleusinischen Mysterien sprachen:
Niedersteig und der Priesterin,
das feierliche
,,Ist
dort nicht der finstere
Zusammensein
zwischen ihm und ihr
vom Geheimnis
allein,
des
und
Hierophanten und
hält nicht eine
un-
Menge fiir ihr Heil, was in der Finsternis von den beiden vollzogen wirdl"'Daß es sich üicht um den bloßen Koitus, auch nicht den „sakralen" handelt, dessen ja die „unzählbare Menge" auch teilzählbare
haftig
werden kann, sondern
um
Vereinigung mit der Mutter beweist nicht nur das Symbol der cysta mystica, sondern noch eindeutiger die
der realistische phiygische Mysterienkult, in
Grab
hinabsteigt,
rieselt.
Gott in
„wo ihn
das
Blut
ihm
der Myste in ein
eines geschlachteten Stieres
Nach der Wiedergeburt empfängt oder er in
dem
über-
Milchnahrung, da der dem Gott noch ein Kind ist, dann steigt er
empor und wird von der Gemeinde
als
er
Gott verehrt".
-'
Auch
die indische '
i) 2)
Körte im Arch. f. Rel.-Wiss. XVUI, De Jong: Das antike Mysterienwesen, A.
1915, '
1909, S. 22.
-
ReitiensteiniHeUeoistischeMysterienkuite. 2. Aufl. 1920,3.53.10 einem hermetischen Wiedergeburtsmysterium ruft der Myste aus „Ich bin im Himmel, 3)
;
im Wasser bin ich, bin in der Luft, ich bin in den Tieren, im Mutterleib, von Mutterleib, nach Mutterleib,
ich bin in der Erde, in
den Pflanien,
bin überall" (ebenda
S.
29 u. 55).
— Man vgl, auch die Mysterien des persischen
'
-' .
l-.,!«.'-^'.*.-.'----"
I f
f
/
Das Trauma
—
der Geburt
i
~
',
Yogaprasis ermöglicht
senkung selbst
zum
es
]eAem einzelnen durch
Gott zu werden, daB
i
mystische Ver-
heißt durch Eingehen in
Embryo, der göttlicher den Mutterleib, durch Rückverwandlung in den Allmacht
teilhaftig ist (siehe
Erweist sich so das in/ans
Ferenczi: Entwicklungsstufen). als letzten Endes das Ungeborene
—
—
Gott,
oder der noch ganz wie sein Statthalter auf Erden, sei es nun der König gefolgert jeder stärkeren Einschränkungen unterworfene Papst, so wird :
war einmal
selbst ,,Gott"
er sich wieder in
und kann
zu identifizieren.'
können nicht
wieder werden,
wenn bzw.
den Urzustand zurückversetzen kann und deswegen
jeder so leicht imstande, sich mit
so
es
so weit
Wie
alle
ist
dem späteren „einen und einzigen Gott'
-
,
aber nicht alle in die Mutter zurück können,
König oder Gott
sein.
Daher sind
die aus einer Viel-
müssen heit Auserwählten, die Priester, ursprünglich Kastrierte, d. h. sie auf diesesVorrecht des Eindringens in die Mutter verzichten, schließlich zLigunsten eines einzigen und zwar des Jüngsten, der sich wirklich
an die
zu setzen vermag und mittels der religiösen Subli-
Stelle des Vaters
mjerung
Handlung, mit der ihn allerdings die Menge umzuwanein freiwilliges Opfer für die anderen
die lustvollste
zu strafen glaubt, in
deln.* So rettet er aber die soziale Gemeinschaft vor
Mutter wird dabei
teils
dem
Zerfall.
Die
als das
böse
zur Himmelskönigin erhöht, teüs
|
verlockende Urprinzip alles Gebarens zur religiös-ethischen Ausgestaltung des antiken Unterweltsbegriffs verwendet, der aus der Himmels-
mythologie
(Jenseits)
stammend,
Mithras und dessen Stieropfer.
über die in der Joha nnes-Apokalypse
(Cumont:
Mithras; Dieterich: EineMithras-
liturgie^. i)
im „Mythus von der Geburt des Helden",
~
Geburt die eigentUche Leistung ident o r c h S. 60) sich mit Christus Wenn vollkomsie hat tifiziert, da auch sie in einem Stall zur Welt gekommen sei, so men recht: denn auch sie ist auf natürlichem Wege geboren und will das Gesei.
die
beispielsweise eine Schizophrene (S
burtstrauma verleugnen.
So scheint
J ^
» 'I
Siehe die gleiche Auffassimg
daß jeder einzelne ein „Held" und
2)
^
Mahomet
in seinen epileptischen
Zuständen (Aura?) das
haben. mische Paradies mit seinen Wonnen (Huris) konxipiert *u
isla-
I f
Die
religiöse
Suhlimierung
zum
vorbereitete religiöse Sublimierung bis
12^
andern Extrem der mittel-
alterHchen Höllen Vorstellung führt,
ij
das
\
Gegenstück zur intrauterinen Paradies- und Himmels-
\
Phantasie. Insbesondere die
Höllenstrafen,
Un-
\
gehende Reproduk-
1
tionen der Intrauterin-Situation dar (Fesseln, Hitze usw.),
uns daher nicht wundern, wenn mit besonderer Vorliebe
als
die den griechischen
terweltstrafen entsprechen, stellen bis ins einzelne
der gleichen
'}
'\
Diese offenbart sich in ihren krassen körperlichen Details angstbesetzte
'
und
kann
m
die Hysterien des Mittelalters sich
j
dieses voi-gebildeten Materials
es
zur Darstellung
unbewußten Tendenzen bedienten.' Aus der Analyse ergibt sich dann,
Unbewußten die Züge des bösen Urvaters
warum
trägt,
der spätere Herr dieser
denn
er
ist es ja,
,,
des
Hölle"
\
\
J
der den ursprüng-
lichen Schauplatz aller Lustsensationen in deren Gegenteil verkehrt hat.
Die ursprünglich weibliche Bedeutung des Teufels, der
Höllenschlund
selbst verkörpert, ist vielleicht
sehen Figur seiner Großmutter erhalten, die nicht nur in denen des Märchens liche Urmutter fortlebt.
—
als
ja
den Hexen
ja in
die alte böse
und
— und
die Inquisition
gi-au-
können wir nichts anderes
in die Wirklichkeit übertragene Höllen Situation mit was nach einer mündlich Strafen, geäußerten Vermutung Freuds ihren erblicken
auf ein
als die
Trauma zurückgehen mag, welches
reales
mit auch
das
das Sexual-
und
da-
Geburtstrauma unmittelbar berührt zu haben scheint.
Mit der Deutung der Höllenstrafen
als
Darstellungen der Intrauterin-
Situation mit negativem Vorzeichen haben wir uns derholt berührten
Thema
genähert, das wir
im
einem
bereits wie-
letzten Abschnitt als
Kernproblem des Geburtstraumas verstehen werden. Auch können wir den komplizierten, durch das Studium der Zwangs-
das psychologische
neurose erhellten
i)
Siehe dazu
Weg von
diesen primitiven Projektionen zu den hoch-
Groddeck: Der
\ ''
'
gefähr-
Im mittelalterlichen Hex enwahn und den
samen Verfolgungen durch
den
noch in der halb komi-
Symbolisierungszwang, Imago VIII, 1932.
''
Das Trauma der Geburt
128
nicht weiter verfolgen, die in den wertigen ReaktionsbUdungen hier möchten nur auf den fortethischen Vorstellungen gipfeln. Wir hinweisen, der sich dabei schreitenden Prozeß der Verinnerlichung Einsicht in die und der parallel geht'mit der zunehnnenden vollzieht
ja letzten Endes im psychische Genese der ethischen Bildungen, die lohnenden ^mbewußten Schuldgefühl wurzeln, Die strafenden und
höheren Mächte, die man nicht verletzen darf,
werden schließ-
lich wieder ins Ich zurückverlegt,
wo
von
sie einst
dem
aus
narzißtischen All mach tsgefühl die Ober-
in
projiziert
worden waren und als
mütter-
(Schutz, Hilfe,
Gnade)
nachdem
dort je liche
und Unterwelt
oder väterliche Repräsentanten (das eigene Allmachtsgefühl) figurieren. Erst der tita-
nischen Geistestat des starrsten Ixion auf
dem Rade
(Anssclmitt ans einem Vasenbild in Berlin)
setz in
uns
vom
gestirnten
Ethikers
Kant
blieb es vor-
behalten, das moralische
Ge-
wieder zu trennen
und dem
Himmel über uns
auch ihm nur, indem er diese schwer aufgegebene Identität in bekannten Gleichnis wenigstens metaphorisch wiederherstellte.
Für die Entwicklung
nur
des
Strafbegriffs
ist es
bedeutsam, daß nicht
Menschheit in der Phantasie ersonnen, sonauch in die Tat umgesetzt hat, den Urzustand der Mutter-
alle Strafen, die die
dern die
sie
leibssituation
mit Betonung des Unlustcharaklers darstellen. Ohne uns
einauf eine detaillierte Deutung der griechischen Unterweltsstrafen lassen zu können, sei
typische
nur erwähnt, daß
Züge aufweisen,
die
man
die bekanntesten von
ihnen
schon mit Rücksicht auf die Loka-
Die leicht versteht.
lität
mäßig
in einer
gründet mit
Sublimierung
religiöse
12^
Das Vergehen dieser Ursti'äflinge besteht
Auflehnung gegen den höchsten der
dem Begehren nach
Ixion, der überhaupt
als der erste
regel-
Götter, meist be-
dessen Weib, der Urmutter, wie bei
Verwandtenmorder
gilt.
Seine Strafe
besteht darin, daß er auf Zeus' Befehl „auf ein geflügeltes feuriges
Rad
Tantalos (Auf
emem
Saikopha.g)
mit vier Speichen, das sich unaufhörlich dreht, mit Schlangen
und
unter Geiselhieben
und dem Ausmfe: .Wohltäter
soll
gefesselt
man
ehren",
durch die Luft dahingerollt wird. Doppelt schwer erscheint die Strafe für Ixion, sofern er unsterblich ist."" Ähnlich wird
„Personifaktion der Fülle
und
des
Reichtums" wegen
den Übermuts gegen die Götter, denen er gleich sein i)
9
Roschers Lexikon der Mythologie
Kwk
Tantalos, eine
II/i.
seines freveln-
will, gestraft.
Die
•la-'TiTVIKI
Das Trauma
I}0
zeigt die
msprüngliche Version
der Gehurt
Angstsimstion in Pemianenz, indem
niederzufallen droht über seinem Haupte ein Stein schwebt, der stets Hungers und Durstes bezieht die andere Strafe des ihn ewig quälenden
an allen üppigen Gbrtermahlzeiten als Gast teilnehmenden Günstling, der, um die Götter auf die Probe zu stellen, ihnen Menschenfleisch vorsetzte. Auch er erscheint übrigens auf einem sich offenbar auf den,
Sarkophag aufs
Rad
(s.
Röscher Bd. V. Sp. .85/84) i"
geflochten,
während Ixion
Doppelkreis hineinkomponiert
ist.
in
g^i"'-
naturalistischer Weise
schöner Stilisierung in den
Sisyphos
endlich, den es auch nach
der gleichen „Unsterblichkeit" der Götter verlangt, wird dieser in der gleichen
Weise
erfüllt: das
Wunsch
ewige Zurückrollen des Steines,
den er gegen dessen natürliche Tendenz herunterzustürzen,
immer
wieder versucht, über den Gipfel des Berges zu wälzen: „Schweiß rinnt
von seinen Gliedern und eine Staubwolke umhüllt sein Haupt. Alle diese Strafen
Überlieferung
und
Sträflinge sind aber, nach der griechischen
selbst, erst später,
und zwar im Sinne
der griechischen
Kulturentwicklung an den Ort der Unterwell, den Tartaros, versetzt
und halten auch als solche unbewußte Bedeutung, sondern sie sind ia im Dunkel des
worden. Ursprünglich waren die gleiche
Mittelalters, das
Unterwelt
sie
nicht nur real
im Vergleich zum Griechentum
darstellt, wieder- realisiert
selbst eine höllische
worden. Die Verbrennung und
— nicht zu sprechen von den Köipcrverrenkungen Blendung der Gefesselten und Gefolterten {Kopfabwärtshängen) — Räderung der Hexen
die
oder Aussetzung
im Wasser,
die typische Strafe für den Vatermörder,
der in einen Sack vernäht ins
Meer
vei'senkt wird': all dies zeigt so
recht deutlich den unverwüstlichen Wunschcharakter des
erkannt hat, daß selbst noch die schrecklichsten Strafen,
wie_ihn
Freud
die der
Mensch ersinnen konnte und
ptomen der Neurose gegen
i)
Unbewußten
SieheStorfer:
die er in den körperlichen
sich selbst richtet, in die
Form
Ziir Sonderstelhiiig des Vaterinordes. 1911.
Sym-
der ersten
Die und
religiöse
Ißl
Sublimierung
stärksten Lusterfahvung, des Intrauterinlebeiis eingekleidet werden.
So wird
es
möglich und verständlich, daß derartige Strafen nicht nur
ertragen, sondern auch InstvoU die Veranstaltungen
zum
auch
empfunden werden, wie übrigens auch*
von Masochisten täglich beweisen. Dies erklärt
größten Teil den Lustcharakter gewisser neurotischen
ptome, in denen der Patient sich selbst in ein
er sich
Zimmer
zurückzieht
zum Gefangenen
und
Sym-
macht, in
einsperrt oder
indem
pessimistischen Phantasien die ganze Welt als Kerker empfindet
dem
er in
und sich
dabei unbewußtdarin wohlfühlt. 'Die eigen tlicheStrafe, die ihnlängst ge-
und der er durch diese Selbstbestrafungsphantasien nur scheinbar entrinnen will, war ursprünglich das Verlassen des Mutterleibs, die troffen hat
VertreibungausdiesemUr-Paradies, das immer wiederin allen möglichen
Formen von der
Auch
die
Gottvater
unstillbaren Sehnsucht realisiert zu
Kreuzigung,
im Mittelpunkt
die als Strafe für die
werden versucht.
Auflehnung gegen
der Christusmythe steht, entspricht derselben
Verwandlung und Angleichung der intrauterinen
Situation, wie die
Einschließung des Ixion ins Rad, mit dessen Wegfall die Speichen
zum
Kreuz werden.^ Die Kreuzigung entspricht somit gleichfalls der unlustbetonten Rückkehr in den Mutterleib, auf die ganz folgerichtig die
Auferstehung,
Denn
d.
h.
die
Geburt und nicht die Wiedergeburt
handelt sich auch hier
es
um
nichts anderes als
um
folgt.
eine ins
Ethisch-Religiöse sublimievte WiederholungHind Reproduktion des Ge-
,)
Von
hier aus
ist
auch die Tiefenpsychologie der
sog. .,Haftpsychoseii" erst
zu verstehen.
das Kreuz selbst noch etwas „Inneres" dar, niimtich die von der Umklammerung des Radkranzes befreiten Speichen. „Auch das Hakenkreuz 2)
So
stellt
—
Zusammenhang: das Speichenkreuz dem der Radkranz wieder natürlich Sinnbild des Lebens luid des Sieges" {Schneider, 1. c.
gehört in diesen wächst, S. 8,
ist
Anm.
2).
den Evangelien deren unglaubwürdige Widerijprüche aus der Tatsache des Wiederholungszwanges ..Damit erfüllet werde das Wort des Propheten!" 3) Christus selbst erklärt in
r
9*
Das Trauma der Geburt
I}2 burtsvorgangs
im Sinne
der neurotischen
Überwindung
des Urtrau-
die das christliche Erlösungsmas. Daher erklärt sich die große Rolle, Neurotiker und der Geistes»mysterium auch im Phantasieleben der Heros, dem die als Identifizierung mit dem passiven
kranken
spielt,
Rückkehr auf dem Wege des
dem
ist.
Diese
Menschheit ein großartiger Heilungsversuch, der die solcher Untergang der antiken Welt gerettet hat, und ist als
Identifizierung aus
lustvollen Leidens geglückt
ist
kenntlich, auch in den überlieferten "Wunderheilungen Christi deutlich durch Herausforderung der Blinde und Lahme durch sein Beispiel, d. h.
zur Identifizierung gesund machte, weil
sie in
ihm den Überwinder
des Geburtstraumas erblicken konnten.' infantile Theorie In diese Auffassung der Christuslegende fügt sich die Tatvon der unbefleckten Empfängnis als dogmatische Fassung der
sache des Geburtstraumas zwanglos ein
:
Sie besagt
im Sinne
des
Heroen-
mythus, dessen extremste Ausgestaltung die Christusfigur repräsentiert, daß auch dieser negative Held, dem die Überwindung in so weitgehen-
dem natürUchen Wege geboren, ja dem natürlichen Wege in die Mutter hineingekommen
dem Maße gelungen auch nicht auf ist.
ist,
Diese menschliche
traumas wird nun, ganz
nicht auf
UnvoUkommenheit
im Sinne
eines schweren Geburts-
unserer Auffassung von der Deter-
miniertheit des neurotischen Symptoms,
im
späteren
Leben vom Er-
wachsenen in seinen körperlichen und seelischen Leidenssymptomen gewissermaßen nachgeholt. Dabei stellt die manifeste Strafe ihrem latenten Inhalt nach die ideale Wunscherfüllung, die
Mutter
dar,
während
Rückkehr
die künstlerische Idealisierung des
in die
ornamental ge-
kreuzigten Heilands ihrem latenten Sinn nach die eigentliche Unterweltstrafe, die
Verhinderung der Embxyonalstellung, ausdrückt.
beginnt, entspricht Die neue Zeitrechnung, die mit Christi Geburt Wiederholung. (S. die psychologisch dem Embiyonaljahr und seiner ewigen i)
mexikanische Parallele
S. 75,
Fußnote).
Lukas Cranach: Kreuzigung
Holzschnitt
Lukas Granach: Kreuzigung (1502)
Die künstlerische Idealisierung Eine treffende Illustralion zu dieser allzu
Chrismsmythe bieten
menschlichen Auffassung der
die realistischen Kreuzigungsdarstellungen
Lukas Cranach,' wo neben dem
von
in der bekannten gestreckten Kör-
anderen Sünder in überaus charakperhaltung gekreuzigten Heiland die Embryonalstellung an Baumstämme genagelt erscheinen. teristischer
Weist so die
stilisierte
Kreuzstellung Christi in der Kunst auf einen
Abwehr- bzw. Strafmechanismus wie der arc de cercle hin, ähnlichen a der realistischen Figuren durch Lukas so gibt die Gegenüberstellung ein Bild von der Idoalisierungslendenz der künstlerischen
Cmnach
Darstellung, die darauf auszugehen scheint, die allzu deutliche An-
näherung an den Urzustand, die ihm auch Stvarrharakter ästhetische
i)
2)
Formgebung
verleiht,
durch
zn mildern.
Nocli reaüstischere Darstelluiigeii der Schacher bei Urs Graf u. a. Es ist interessant, daß für Schopenliaiier das Wesen der ästhetischen i" der Erlösung vom „Willen" bestand. Niefi sehe, der die dahinter
Wirkung
wirkende „Sexualverdrängung" bereits klar erkannte (.Genealogie der Moral, 6), („Die Welt als Wille und Vorstellung", I, 351) darüber führt die bekannte Stelle schmerzlose Zustand, den Epikuros als das höchste Gut an; Das ist der
den Zustand der Götter pries; wir sind, für jenen Augenblick, des Zuchtliausschnöden- Willensdrangs entledigt, wir feiern den Sabbath der
und
als
—
Wozu Nietzsche das Rad des Ixion steht still." und des langen bemerkt „Welche Vehemenz der Worte Welche Bilder der Qual t-Gegenüberstellung, jenes Überdrusses! Welche fast pathologische Z ei
arbeit des \VoUens, :
!
Augenblicks' und des sonstigen ,Kads des Ixion'."
Das Trauma der Geburt
n6
Wahrung
Dieser Piozeß der künstlerischen Idealisierung, der bei aller Naturtreuheit ja
doch den ästhetischen Schein, die Unwirklichkeit
geradezu die Verleugnung der „Natur" anstrebt, hat seinen un-
bestrittenen
Höhepunkt
in der griechischen Kultur gefunden, deren
meisterhafte psychologische Analyse
Nietzsche zum
Male
ersten
ge-
gegeben hat. In seinem genialen Erstlingswerk schon erfaßte er die
harmonische Fähigkeit dessen, was uns das griechische Wesen bedeutet
und was
er das „Apollinische" nennt, als Reaktion auf eine ursprüng-
liche neurotische Zerrissenheit, die er als das „Dionysische" charak-
Und mit Recht
terisiert.
führt er als Maßstab
und Gradmesser
dieses in
der menschlichen Geistesgeschichte einzig dastehenden Idealisierungs-
vorgangs das gänzlich veränderte Verhältnis
zum Tode
an,
wie
es sich
in der Anpreisung des Glückes der Ungeborenheit durch die Weisheit des Silen äußert,
und
in der Einstellung der homerischen
Helden zum l,eben
von denen man, „mit Umkehrung der silenischen Weisheit,
sagen könnte, das Allerschlimmste
für
sei
sie,
bald zu sterben, das
Zweitschlimmste, überhaupt einmal zu sterben." verlangt, auf der apollinischen Stufe, der .Wille' 80
—
„So ungestüm
nach diesem Dasein,
Eins fühlt sich der homerische Mensch mit ihm, daß
Klage zu seinem Preisliede wird. Hier
muß nun
selbst die
ausgesprochen werden,
daß diese von den neueren Menschen so sehnsüchtig angeschaute Harmonie, ja Einheit des Menschen mit der Natur, für die Schiller das Kunstwort ,naiv' in Geltung gebracht hat, keinesfalls ein so einfacher, sich
von
selbst ergebender,
gleichsam unvermeidlicher Zustand
wir an der Pforte jeder Kultur,
immer
erst ein
und durch
einem Paradies der Menschheit be-
uns das Naive' in der Kunst begegnet, haben
Wirkung
der apollinischen Kultur zu erkennen: welche
,
Titanenreich zu stürzen und
kräftige
Ungetüme zu
toten hat
Wahnvorspiegelungen und lustvolle Illusionen über
eine schreckliche Tiefe der Weltbetrachtung fähigkeit Sieger
dem
Wo
gegnen müßten ... wir die höchste
als
ist,
geworden
sein
muß
,
,
.
und
reizbarste Leidens-
Der Grieche kannte und emp-
i }7
Die künstlerische Idealisierung (and die Schrecken
und
Entsetzlichkeiten des Daseins:
leben zu können, mußte der Olympischen stellen.
um überhaupt
er vor sie hin die glänzende
Traumgeburt
Jenes ungeheure Mißtrauen gegen die
tita-
nischen Mächte der Natur, jene über allen Erkenntnissen erbarmungslos
thronende Moira, jener Geier des großen Menschenfreundes Prome-
theus, jenes Schreckenslos des weisen Ödipus, jener Geschlechtsfluch
der Atriden, der Orest
zum Mutterinorde
zwingt, kurz jene ganze Phi-
losophie des Waldgottes, samt ihren mythischen Exempeln, an der die
schwermütigen
Etrurier zugrunde gegangen sind
— wurde von den
Griechen durch jene künstlerische Mittel weit der Olympier fort-
während von neuem überwunden,
jedenfalls verhüllt
und dem
Anblick entzogen."' In diesen Sätzen hat Nietzsche das Problem der griechischen Kulturen twicklung mit unerhört
Wir brauchen nur
kühnem
Zugriff an der Wurzel erfaßt.
einen kleinen Schritt weiter in der psychologischen
Erfassung des „Dionysischen" zu gehen
und
der diese ganze Entwicklung gespeist hat:
den
Weg
veir
stehen
am
Urquell,
Um mm
der Angst!
aber
von der Angst zur Kunst zu verfolgen und gleichzeitig zu
verstehen, wieso gerade die Griechen zur höchsten
Vervollkommnung
der künstlerischen Idealisierung gelangen konnten, müssen wir wieder
auf ein Kernsymbol der Urangst in ihrer Herkunft aus der Geburt zurückgreifen: auf die
dem Trauma
Sphinx.
In seinem bedeutsamen Buche: Das Rätsel der Sphinx, hat Ludwig
Laistner (1884)
die griechische Volkssage
vom menschen würgenden
Ungeheuer mit den Alpsagen germanischer Überlieferung zusammengestellt
und beide auf
rückgeführt. produziert,
ist
Daß
das menschliche Erlebnis des
Alptraumes zu-
der Angsttraum selbst die primäre Geburtsangst re-
uns nun psychoanalytisch klar geworden. Ebenso
ist
die
das Angsterlebnis als solches repräsentierende Figur der mischgestalteten
Sphinx von der Psychoanalyse 1)
Heivorhebungen von mir.
als
Muttersymbol erkannt worden, und
Das Trauma der Geburt
138
Beziehung auf die Geburts-
ihr Charakter als
„Würgerin" macht
angst eindeutig.
In diesexn Sinne zeigt die Rolle der Sphinxgeslalt hi
die
der Ödipussage ganz klar, daß der Hekl auf zur Mutter die Geburtsangst überwinden
dem Wege
muß.
der
die ja die
Rückkehr Schranke
an die auch der Neurotiker in allen seinen Regressions versuchen
darstellt,
immer wieder
stößt.
hat in schöner Weise ausgeführt, \vic die
Reik'
Sphinxepisode eigentlich eine DoubletLe der Ödipussage seJbsi darstellt
nur hat
er, offenbai- verleitet
vielleicht historisch früheren
von
dem
Typus des männlichen agyptisclien Sphmx, fesLgestellten Muttercharaktei- der
den von der Analyse ursprünglich Figur
als
keineswegs primären, wenn auch
sekundär erweisen wollen, was sich nicht bloU in
dem
hier
entwickelten Zusammenhang, sondern nach den verschiedensten Rich-
tungen
als
unhaltbar erweist. Gewiß
die Ödipussage eine Doublette
ist
derSphinxepisodi;, wasaber psychologisch so viel bedeutet, als die Wieder-
holung des Urtraumas auf
dcj-
sexuellen Stufe (Ödipuskomplex), wäh-
rend die Sphinx das Urtraunia selbst
gender Charaktei/.u
stellt sie
denen das Kind
stellung aus
bereits geschilderte
dem Geburtstrauma
verschlungen wird, diesen
unmittelbar neben die inlaiUilen Angsttiere,
auch die
ja
hat.
Der Held,
in der lustvollen
Wüvgerin
stellt
von ihr nicht
Form
des Geschlechts-
aber die Sphinx nicht nur ihrem latenten
Inhalt nach den angst besetzten als
dei-
Entsprechend ihrem Angst-
aktes mit der Mutter zu wiederholen.^ als
ambivalente Ein-
vermag eben durch Überwindung der Angst
unbewußten Wunsch
charkter
Ihr menschenverschün-
darstellt.
Wunsch
Verschlingungsgefahr dar, sondern
festen Gestalt den Geburtsaltt selbst
der
in die
Mutter
sie repräsentiert in ihrer
imd
i)
Ödipus und die Sphinx, hnago VI, igso.
2)
Id der
Hcsiod scheu Theogonie, wo
Rückkehr
das Sträuben dagegen,
mani-
indem
die Spliiiix literarisuli zuerst erwälmt
Verbindung der in unterirdischer Höhle des Anmermit ihrem eigenen Sohne. „Ausgeburt der unterirdilandes hausenden Echidna schen Echidna" wird sie auch von Euripides genannt (Koscliors Lex.). erscheint, entsteht sie aus der
Die künstlerische Idealisierung der menschliche Oberleib aus
dem
J39
tierischen (mütterlichen) Unterleib
herauswächst, ohne sich endgültig davon lösen zu können.^ das Rätsel der Sphinsfigur,
und
in seiner
Lösung
Verständnis der ganzen griechischen Kunst-
ist
Dies
der Schlüssel
ist
zum
und Kulturent Wicklung
gegeben. Eine besonders sinnfällige psychologische Vorstufe dazu bietet das berühmte Terrakottarelief von Tenos, das die Sphinx als eine die Jugendblüte dahinraffende Todesgüttin darstellen soll. (Rosclier IV, Sp. 1370,) [Dazu halte i)
man
die älinliche „Harpic des
Grabmals von Xantos" bei Koscher I/2, Sp. 184G]. Diese Be-
ziehung der Sphinx zum Tode wird uns leicht vers.tändlich.
wenn wir uns daran daß
erinnern,
auch der große ägyptische Sphinx von Gizeh nichts ja
anderes als einGrabist,dersich
von den anderen „Tiersärgen", ivie z.B.denElephantenalleen der Minggräber in China, nur durch die besondere Kombi-
nation von
Mensch und Tier
imterscheidet,
Sphinx (Terrakottari'lief
von Tenos)
kunft des
die Her-
d. h.
Menschen aus dem
tierischen Leib
im
Sinne des
Heroenmytinis unterstreichf. Bedeutung genitale des Sphinxleibes (als Gebärorgan) kommt Die rein schließin spätgricchischen, offenkundig zu Vorschein zum lich weiblichem Gebrauch bestimmten erotischen Salbgefäßen in Sphinxform, ivie sie liberg (in Roschers Lexikon IV, Sp, 1384) bespricht (z. B. die schöne Sphinxvase im Brit, Mus. aus welche Murray um 440 ansetzt). S. Maria di Capua, wir in der altperuanischen Keramik, sehen Dasselbe beweist, die gleichfalls
daß die Sphinxfigur ursprünglich ein Gefäß war, und zwar das Gefäß, in dem der Mensch selbst aufbewahrt wurde imd aus dem er auch herauskam. So die merkwürdige Darstellung eines „sphinxartigen" Menschen mit Raubtiergebiß unter einem Schneckenhaus, die Fühler wachsen ihm ans den Augen heraus (nach Fuhrmann: Peru II, 1922, Tafel 57); oder Tafel 31 aus dem
Hamburger Museum
für Völkerkunde, zu der
Fuhrmann
bemerkt: „Eine sehr
p Das Trauma
jjQ
der Gehurt
Vergleichen wir auch nur flüchtig das klassische Zeitalter der grieso
können wir
sagen, daß die Griechen die affektiv erlebte Tendenz, sich
vom Mutter-
chischen Kunst mit seinen orientalischen Vorläufern,
leib zu lösen, die in
artigen
den Sphinx- und Kentaurgestalten einen
Ausdruck gefunden
hat, in der
ganzen Entwicklung ihrer Kunst
konsequent durchgeführt haben, indem asiatischen
Welt durch menschliche,
so eigen-
sie die tierischen
ja in
Homers
Götter der
Darstellung allzu
menschliche Gestalten ersetzten. All die mischgestalteten Fabelwesen, an denen die griechische Mythologie so überreich ist, scheinen den
SchmerzunddieQual
dieser Loslösungsbestrebungvon der
zuspiegeln, dessen Resultat wir in
lichen losgelösten
und doch
so
Mutter wider-
dem edelgeformten, von allem Menschmenschlich gebliebenen Körper ihrer
Büdv^erke, insbesondere des nackten Jünglings bewundern.
So
liegt die tiefe kultur-
und entwicklungsgeschichtliche Bedeutung
merkwürdige Darstellung mit einem Menschen köpf, der hinten aus dem Tier herauszuwachsen scheint, und die relativ starke Leibung des Tieres, das dem vorigen Bild zu entsprechen scheint (siehe Tafel go), könnte darauf hindeuten, Tafel 30, daß der Körper des Menschen im Tiere selbst noch verborgen ist."
—
aus
dem Wiener
dem vorKentaurendem herausgekommenen Menschen
Naturhistorischen
geschrittenen Stadium des
Museum,
nähert sich bereits in
Typus, dessen psychologische Bedeutung in unserem Sinne durch die Bemerkung von Fuhrmann unterstützt wird, daß ein Reittier in Peru nicht bekannt sei, daher „muß die Grundlage dieser Darstellung noch geklärt werden." Jedenfalls wird die „Entstehung« des Reiters dabei verständlich, der wieder nichts anderes
den mit der Mutter Verbundenen und darum Stärkeren, Höheren, MächtiVornehmeren (König, Führer, Herrscher) darstellt. (Als die Ureinwohner Mexikos die spanischen Eroherer auf ihren Pferden sahen, meinten sie, Roß und als
geren,
Reiter seien ein untrennbares Ganze.) Das infantile Vorbild zu diesen fast „psychotischen" Regressionen in den tierischen Leib bilden nicht nur die Schaukel-
und Steckenpferdchen der Kinder, sondern noch eindeutiger das sog. „Pferdcheaspjel",bei dem das Kind Beine und Unterkörper nach Pferdeart bewegt (springt), Das primitive während der Oberkörper den menschlichen Reiter darstellt. Steckenbleiben in diesem Zustand versinnbUdlichen sehr hübsch die von Bert-
—
ch i n ger publizierten „Illustrierten HaUuzinationen"eineB Schizophrenen (Jahrbuch f. PsA. III, 1911). G
Die
künstlerische Idealisierung
dergriechischenKunstdarin, daß
Akt der Menschwerdung,
sie
141
den biologischen und prähistorischen
die Loslösung
von der Mutter und die Aufrich-
tung von der Erde, in der Schaffung und Vervollkommnung ihres Kunst-
vom menschlichen Körper
ideals
wiederholte.' In der typischen
dem am Boden
der Giebelkomposition, die von deten Krieger bis
zum
Zwischengliedern
—
liegenden verwun-
aufgerichtet stehenden Gott eine Reihe von
auch kentauren hafte
—
möchte ich
darstellt,
ein Abbild dieses biologischen Entwicklungsprinzips sehen. ist ja
der
für die ganze asiatische Kunst, soweit sie den
Typus
Form
des Sitzenden („Thronenden")
Im übrigen
Menschen
abbildete,
maßgebend gewesen, wie
bei-
spielsweise in den Buddhastatuen mit den untergeschlagenen Beinen, in
der chinesischen Plastik usw. Erst die ägj'ptische Kunst beginnt den aufrecht stehenden oder schreitenden Körper
Tierkopf
— zu bevorzugen, der dann
wörtlich aus
dem
—
allerdings
in der griechischen
noch mit dem
Kunst sozusagen
tierischen Mischkörper als von allen Schlacken der
Geburt gereinigtes Schönheitsideal herauswächst. In der ägyptischen Plastik wächst, ähnlich wie in den alten chinesischen Felsskulpturen, allmählich die Figur aus
üem
Stein selbst heraus („Steingeburt"), wie beispielsweise die im Berliner Museum befindliche Granitstatue des Senmut (um 1470 v. Chr.), der eine Prinzessin hält; von
beiden sieht
man
nur den Kopf aus einem mächtigen Granitblock herausragen. Das-
selbe Motiv, schon zeigt die gleiche
mehr gelöst
dem künsderischen Geburtssymbol, Hedwig Fechheimer sagt in ihrem
aus
Gruppe in Kairo.
schönem Werk von der Plastik der Äg>-pter, ' daß sie ihrer Natur nach nur die in
Ruhe verharrende Gestalt als einwandfreien Vorwurf gelten lassen
konnte: Sitzen,
festes
Stehen, Hocken, Knien seien ihre häufigsten
Motive. Die Granitstatue des Senmut, bei der die menschliche Gestalt i)
Im „Laokoon"
säulen erzeugten,
sagt
Lessing, daß
und der
bei
den Alten „schöne Menschen BildMenschen mit zu
Staat schönen Bildsäulen schöne
verdanken hatte". 2) In
der Sammlung: Die Kunst des Ostens. Bd.I. Berlin.
j
Das Trauma der Gehurt
2
vollständig in einen
vom Kopf bekrönten Block hineinkomponiert
sei.
den konsequentesten ihrer schroffen Gesetzmäßigkeit vielleicht die an architektonische Formen Auscfruck dieser Raumphantasie dar, uns Plastik und Architektur, grenze (S. 25/26). Von hier aus erscheinen
stelle in
waren, wieder ihren psychologischen die ja ursprünglich offenbar eins
Zusammenhang zu bekommen wahren Sinne des Wortes,
ist
:
die Architektur, als
„Raumkunst" im
Plastik eine eine negaüve Plastik, wie die
übertreffen jede bekannt„raumfüllende" Kunst ist. „Die Würfelfiguren Didymaion bei Milet. auch die monumentalen Statuen vom Plastik
—
Das FormKonsequenz ihrer kubischen Auffassung. des Kauerns mit hochschema, zu dem die komplizierte Stellung Armen sich in der Vordurch die
-
gezogenen Knien und übergefalteten Bildwerk stellung vereinfachen ließ, ist im beiden Figuren sind völlig
Wie
.
starre
sehr
dem
restlos
verwirkhcht. Die
vom Würfel durchdrungen"
(S. 59)-
des ägyptischen Geist selbst dieses Herausarbeiten Geburtsakt verwandt schien, beweist
Menschen aus der Urform mit dem die
nämlich im ÄgypSprachbildung: „ein Bildwerk ,schaffen' heißt Tätigkeit des Plastikers wird durch
tischen
,zum Leben bringen', die
die Kausativform des Wortes ,leben' bezeichnet.
ähnlichkeit, sondern ein innerer
kommen
Grund
von Eigennamen für Statuen
duen erhebt
Der Mythus
bestätigt, das diese
gestaltete das
zugleich der Schöpfer der Kunst
priestex führt
den Titel ,Oberster
und
aller
hier keine Laut-
waltete, wird durch das
Vor-
zu Indivi-
Motiv in seiner Weise aus:
der Urgott Ptah, der einst sich selbst, die Götter ist
Daß
und
alle
Dinge schuf.
der Werkstätten. Sein Hoher-
Kunstwerke', sein
Name scheint
mit einem seltenen Wort für bilden' eng zusammenzuhängen
(S. 13).
,
Die doppelgestaltige Sphinxfigur, die für den Unsterblichkeitsglauben den vollendetsten künstlerisch-architektonischen Ausdruck
des Ägypters
der Wiedergeburt darstellte,
wurde für den griechischen Menschen zum
mütterlichen ReliAusgangspunkt eines Überwindungsprozesses dieser Kunstideals. gion und führte so zur Schaffung des höchsten männlichen
p
-i
Die
Der Weg, auf dem
diese
künstlei-ische Tdealisieru7ig
Entwicklung vor
j
sich ging,
/f.}
in der griechi-
*
sehen Kulturgeschichte leicht zu verfolgen. Neben der übernomme-
J
nen Sphinx
ist
ist
nämlich die griechische Luft von einem Spuk
Fundament
der ims verrät, auf welciiem
erfüllt,
^
dieser Prozeß der ..Helleni-
i
sierung" ruht: nämlich auf der intensivsten Verdrängimg des mütter-
'\
t
liehen Prinzips. Die Sphinx
Anschluß an
ist,
wie Ilberg
Rohde und Laistner ausführt,
(s.
Roschers Lexikon)
im
iibernoninienes Fabelwesen, das aber von der griechischen VolksphanTasie
\
zwar ein aus der Fremde '
bald mit* den eigenen Gebilden verwandter Art verschmolzen
wurde, Es handelt sich dabei
um
das uraltem
Glauben entstammende \
gespenstische Heei' weiblicher Unholde, wie es in solcher Fülle
nur
die griechische Sagenwelt auTzuweisen
hat,
au(-]\
die in Gestalt der
,'
^
Hekate, Gorgo, Morrao, Lamia, Gello, Empusa, ferner der Karen, Erinnyen, Harpyien, Sirenen und ähnlicher Höllengeister und Todcsdämo-
nen
erscheint. Sie alle sind Repräsentanten der angstbesetzten
(Geburtsangst) und zeigen
als
Urmutter
solche den fundamentalen Unterschied
zwischen der griechischen und asiatischen Kultur, in der die gi-oße Urmutter göttliche Verehrung genoß (Astarte-Kybele), während sie vom
Griechentum durch Reaktiviei-ung der Angstbesetzung verdrängt und durch den männlichen Götlerhimrael ersetzt wurde, dem auf Erden der männliche Staat entsprach.
'
Den Übergang zwischen
diesen beiden
extremen Weltanschauungen scheint die ägyptische Kultur zu bilden, aus der ja auch dieSphinxfigttrin das Griechentum übernommen wurde. Die ägj'ptische Kultur ist durch drei Determinanten gegeben, die sich alle in gleicher 1)
Weise auf die ersten Verdrängimgsschübe der
Wie unvollkommen
posi-
Verdrängung des Weibes gehmgen ist, blickt den ehelichen Zwistigkeiten des Götter\'aters Zeus mit der Muttergöttin diese
noch in Hera durch, die sciioii bei H oin e r des koniisdien Beigesclnnacks nicht entbehren und die Figur des göttlichen „Pantoffelhelden" rechtfertigen, den Offenbach aus dem abenteuerlustigen Ehemann gemacht hat. Das christliche Gegenstück daiu ist des Teufels Großmutter, die auch unheslriltene Herrin der Unter-
—
welt bleibt
fs.
S.
1
27l. In
Indien
ist
es die schreckliche Durya,
i
1 \
1
I
'
j
'
j
\
J
j
Das Trauma
j v^
tiven Einstellung zur
der Geburt
Mutter zurückführen
lassen, die in
den asiatischen
Hochschätzung Kulturen sich noch unverdrängt in der geschlechtlichen der Urmutter auszuwirken scheint
und
in der christlichen Muttergottes
insublimierterForni wiederkehrt: Religiös in
dem eigenartigen Toten-
insbesondere der kult, der in allen seinen sonderbaren Details,
Kon-
servierung des Körpers, auf ein Weiterleben
im Mutterleib hinaus-
die übertriebene
Wertschätzung des Tier-
läuft;'
künstlerisch durch
und sozial durch
körpers (Tierkultus);
die
Hochschätzung der Frau
(„Mutterrecht"). Diese ursprünglich rein „mütterlichen" Motive werden
nun im Laufe eines Jahrtausende währenden Entwicklungsprozesses, „vermänn\welcher der Überwindung des Geburtstraumas dienstbar ist, licht", d. h.
im Sinne
Typisch für
alle drei
der Anpassung auf die Vaterlibido umgearbeitet.
Manifestationen dieses Mutterprinzips, wie für die
beginnende Tendenz zu seiner Überwindung,
Mondgöttin
Isis,
ist
Verehrung der
die
neben der ihr Bruder Sohn und Gatte
mählich Geltung
verschafft.
lichen Entwicklung des
Das gleiche
Osiris sich all-
spiegelt sich in der allmäh-
Sonnenkults, der aber nicht nur, wie Jung
sonmeinte, die Angleichung an die Wiedergeburtsphantasie gestattet, Mutterlibido dern im Sinne der ursprünglicheren Mondverehrung der sich
Ausdruck gibt. Nicht nur weil die Sonne wieder aufgeht, identifiziert der Held mit ihr, sondern weil sie jeden Tag aufs neue in der Unterwelt Mutter verschwindet so dem Urwunsch der Vereinigung mit der
und
= Nacht entspricht Dies beweist gerade der ägyptische Sonnenkult unzweideutig: mit seinen zahlreichen bildlichen Darstellungen, welche das
Sonnenschiff auf seiner Nachtfahrt in der Unterwelt bevorzugen, wie auch in den Texten des Totenbuches: „Unter der als Scheibe gedachten
Erde
liegt eine
Sonnengott sie,
andere Welt, die den Abgeschiedenen gehört; betritt der der Gott .so erheben die Toten ihre Armeund preisen ihn ;
Mumie in eine hat darauf hingewiesen, daß das Einsargen der andeutet («t. Hülse von menschlicher Gestalt die Rückkehr in den Mutterleib i)
bei
Freud
Tausk,
1.
c. S.
24,
Anmerkg.).
:-(
-*T'
Die
künstlerische Idealisierung
i^j
erhört die Gebete derer, die in den Särgen liegen,
und gibt ihren Nasen wieder Atem.' Das ,Ued. der Urgötter' ruft den Sonnengott an Wenn du niedergehst in die Unterwelt in der Stunde (?) der Dunkelheit, weckst du Osiris auf mit deinen Strahlen. Wenn du aufgehst über den Köpfen :
(= Toten),
der Höhlenbewohner
stehen, die auf ihren Seiten liegen, bei
jubeln
sie
wenn du
dir zu ...
Du
,
läßt auf-
in die Unterwelt eindringst
Nacht!' Besondere Sprüche sollen es
dem Toten ermöglichen, daß seine Seele in die Sonnenbarke einsteige und mitfahre. Die Toten preisen den Sonnengott mit Liedern, die uns in den ihebanischen Königsgräbem
Wegen dieser starken Abhängigkeit der Toten von der Sonne stellt man in den Gräbern aus dem Ende des neuen Reiches erhalten sind.
.
.
.
den Sonnengott dar: in den Königsgräbern
tritt
der Verstorbene
dem
Gott wie ein Gleichgestellter gegenüber" (Röscher, Bd. IV, „Sonne"). Dementsprechend wird auch die Entstehung der Sonne in der ägyptischen Kosmologie so gedacht, daß der Sonnengott sich selbst erzeugt
Im
Lied der Urgötter beten diese: „Geheim sind seine Gestalten bei seinen Entstehungen ., der entstand als Re ., der von selbst entstand . ., der sich aus seinem Leibe schuf, der sich gebar; er habe.
.
.
.
.
ging nicht aus einem Mutterleib hervor; [woraus] er hervorging ist die Unendlichkeit.'^ Auch das andere „Lied der Urgötter" .
sagt: Es gibt keinen Vater von ihm, sein Phallus zeugte ihn; es gibt keine Mutter von ihm, sein Same trug ihn, Vater der Väter, Mutter der
—
Mütter"
(1. c.
Sp.
1
191).
Noch näher
steht der
embryonalen ürsitua-
tion eine andere Fassung dieses Geburtsmythus, wonach der Sonnengott ein Ei geschaffen habe, aus dem er dann selbst hervorging. Im Totenbuch heißt es: ,Re. der aus dem Ozean emporgestiegen ist', sagt. ,Ich bin eine Seele, die der Ozean geschaffen hat Mein Nest ist nicht gesehen, mein Ei ist nicht zerbrochen ... Ich habe mein Nest an den Enden des Himmels gemacht'. Und die von Reeder (Roschers .
.
.
Lex.) hierher gerechneten bekannten „Darstellungen des Käfers, der
eine Kugel 10 Rcink
(d. h.
*naij
sein Ei?) vor sich her wälzt [dortige Abb. 7],
und zwar
.
—
Das Trauma der Geburt
14^
Himmelsgöttin hinein, von der
in den Leib der
geboren wird,"
lassen keinen Zweifel daran,
daß
er später
es sich
um
die
handelt, die auch dem Urtendenz zur Rückkehr in den Mutterleib Stellen der Erde wie Sonnenkultus ursprünglich an soweit entfernten
Ägypten und Peru die gleiche Bedeutung gab. aber regelDie Ausgestaltung des Sonnenkults geht der mit einer entschiedenen Wendung von xnäßig einher
Mutterkultur zur Vaterkultur, wie Identifizierang
schließlichen
(infam) mit der Sonne
zeigt.
des
sie
sich
auch in der
neugeborenen
Königs
Dieser Gegensatz zur Vorherr-
(Vaterrecht) sowohl auf sozialem Gebiet Übergangsprozeß von religiösem, setzt sich ah
schaft der Frau,
wie auf
Ägypten nach Griechenland fort, wo
er in der vollständigen
Üben,
Verdrängung der Frau, sogar aus dem erotischen der ihr zur höchsten Blüte der männlichen Kultur und
ent-
gott in der
sprechenden künstlerischen Idealisierung führt. entscheidenden Der Übergangs- und Knotenpunkt dieser Wendung zu unserer abendländischen Kulturentwicfclung Einbekanntlich zuerst ägyptische liegt ^ in Kreta, wo sich a„„t mykenischen Kultur vermengt flüsse mit griechischen zur
Lotosblüte
>,aben.
«^
^^^^^ Der Sonnen-
Wie
*""'"*
deutlichste
Neuen Reiches zeigt,
so
diese
die nach Furt wänglev in der Greiffigur
Übereinstimmung mit dem Sphinxtypus des brachte sie auch den ganz ägyptisch anmutenden
Minotaui-us hervor, der gänzlich in Menschengestalt, nur mit Stierkopl gebildet
ist.
Das Gefängnis
dieser Mißgeburt, das
emem
berühmte
anaseitdem bedeutsamen Fund Weidners' auch dem Mitteilung von lytischen Verständnis zugänglich geworden (mündliche erkannt, d aß es sich bei den Prof. Freud). Weidner hat aus Inschriften
Labyrinth,
1)
E
F.
ist
Weidner: Zur
Beibabylonischen Eingeweideschau. Zugleich ein
Studien, Fritz trag zur Geschichte des Labyrinths. (Orient, burtstag.
I.
Band, Leipzig 1917,
S. 191.I
Hommel zum
60.
Ge-
m
Die künstlerische Idealisierung unentwirrbar verschlungenen dunkeln Gängen des Labyrinths stellungen der menschlichen heißt es in den von
Auffassung
als
ihm
um Dar-
Gedärme handelt („Palast der Eingeweide"
entzifferten Inschriften), deren analytische
Gefängnis der mißgebildeten Gestalt (Embryo), die den
Ausgang nicht finden kann, im Sinne der unbewußten Wunscherfüilung klar
ist.
Indem ich
fassung, deren
(nicht
nur
die
eingehende Beweisführung für diese Auf-
Konsequenzen für das Verständais ganzer Kulturkreise
des kretisch-mykenischen, sondern
auch des nordischen)
Kunstübung (Labyrinth tanze, Ornamentik usw.) von ungeahnter Bedeutung ist, für einen gi-ößeren Zusammenhang aufspare,'
und
ihrer
Die aus der Trojaburg kommenden Reiter (DarstoUung: vom Krog von Tragliatßlla)
die vorliegende Darstellung die Gegenfigur des Theseus dem es mittels des von hervorheben, der Ariadne ihm
möchte ich für
zugeworfenen
Fadens (Nabelschnur) gelingt, den Ausgang aus
dem Labyrinth
zu
fin-
Für die bereits genannte Arbeit: Mikrokosmos und Makrokosmos Vgl. F. Adama van Scheltema: Die altnordische Kunst. Berlin 1925, S. 115 ff.: „Der Kreis als Mutterform der Bronzezeitomamentik.« Oben eine Abbildung (nach Krause) zur vorläufigen Illustration: die Darstellung von dem berühmten Krug von Traghatella Die aus der Trojaburg, dem ,)
:
kommenden Reiter darstellend, wobei der Schweif des hinteren Pferdes noch in Windungen desselben steckt (s. Kraus e: Die nordische Herkunft „Labyrinth",
der Trojasage,
L.-
Glogau
1895}.
,
Das Trauma
jjg
der Geburt Diese seine
zu befreien. den, nach anderer Überlieferung sie daraus
mythischen Befreiung, welche in der Ausdi-ucksweise der sation als Erlösung der gefesselten Jungfrau stellt
Kompen-
durch den Helden darge-
Idealmenschen. wird, repräsentiert die Geburt des griechischen
i |
des Heros,
und
seine Loslösung von der antiken Urmutter.
Wir können von
hier aus rückblickend verstehen, wie das vorder-
asiatische Weltbild, das ein rein mütterliches war,
Weg
deuteten
über den ange-
der Vermännlichung in der ägyptischen Kulturwelt,
und zur zur raänDerstaatlichen Sozial Organisation der Griechen (Sparta) künstlerischen Idealisierung dieser rein männlichen Kultur in der
Den
führte.
Menschenschöpfung
vollendetsten
wicklungsganges finden wir im Mythus von P r o
Ausdruck
me
t
heu
s
,
dieses Ent-
dem kühnen
seine Feuerbringer und Menschenschöpfer, der sich vermaß, ganz wie menschlichen Vorbilder, die unerreichten griechischen Steinkün stier,
Menschen aus Erde zu bilden und ihnen
das Feuer des Lebens einzu-
hauchen." Dies sowie die Schöpfung des ersten Weibes, der Pandora, ihm besonders zugeschrieben wird, stellen ihn in eine Reihe mit die
dem
alttestamentarischen Gott; nur galt er den erlösungsbedürftigen und Heilbringer der Menschen und seine Taten
Griechen
wurden
als
Freund
als titanische
Frevel
vom
Göttervater Zeus bestraft.
Wir dürfen
erwarten, auch in seiner Bestrafung wieder die tiefste Wunscherfüllung des
Unbewußten zu
einen finden, die seinem Verbrechen entspricht: an
einsam stehenden Felsen festgeschmiedet
auch hier von „Kreuzigung"
—
— spätere Überlieferung spricht
frißt ein
Raubvogel unaufhörlich an
schon nachgewiesen hat, handelt es sich keinessondern wegs um das „himmlische Feuer" (Blitz usw.), das Prometheus rauht, nahverwandte Hier knüpft auch die um Feuer von der Erde (Mutter). vom göttlichen Schmiede an, der selbst lahm (Geburtsi)
Wie Bapp(RoschersLex.)
—
Hephaistos-Mythe
schmutziger beim Sturz aus dem Himmel!), Menschen nicht mehr aus d&zM auch Siehe Erde (Lehm) bildet, sondern aus edlem, reinen Metall. den Mc Curdy: Die Allmacht der Gedanken und die Mutterleibsphantasie in III, 1914-) Hephästos und emem Koman von Bulwer Lytton. {Imago trauraa
Mythen von
Die seiner Leber, die bei seine
Nacht immer nachwächst,
unbewußte Lust
149
künstlerische Idealisierung
um
seine Qua]
— und
— zu einer ewigen zu machen. Daher weiß auch
die alte Überlieferung bei
Hesiod nichts von seiner Befreiung, die
dem Herakles zugeschrieben wird, der ja ewig ans Weib gefesselten (Omphale) Helden
selbst
später
erst
einen solchen,
darstellt,
der iramer
wieder vergebens versucht, sich zu befreien." Dasselbe tut aber der Künstler, indem er wie Prometheus Menschen schafft,
nach seinem Bilde,
Geburtsakten sein
d. h.
Werk und
Schmerzen der Schöpfung Grieche, der das Weib nur
in
immer neuen, stets wiederholten ihm sich selbst unter den weiblichen in
gebiert. als
So hat der eminent künstlerische
Gebärorgan verstand, und der Knaben-
liebe huldigte, sich in Identifizierung
schöpfer erhoben,
indem
mit der Mutter zum Menschen-
er selbst sich in
den Kunstwerken schrittweise
und unter größtem W^iderstreben von der Mutter wie all die sphinxartigen Fabelwesen
so
loszulösen versuchte,
überzeugend darlun. Von diesem
„Moment" der gleichzeitig ersehnten und doch nicht gewollten Loslösung vom tierischen Mutterleib, von diesem ewigen Steckenbleiben im
Geburtsakt, das den Neurotiker alle Angst der Ursituation
wieder aufs neue erleben
läßt,
fand der griechische Künstler
immer
und mit
Auch hier knüpft die spätere satirische Auffassung vom „Unglück Weih" der Pandora, in der schon Preller die Unheilbüchse (die weibliche Genitale erkannte) an die das my^cay cvsta alte Stelle bei Hesiod an, wonach Zeus von Hephaistos i)
Erde schaffen Heß,
um
den Prometheus für den Feuerraub zu strafen. Hesiods Eriählung schließt mit den Worten: „So vermochte selbst Prometheus, der Leidabwender, dem Zorn des Zeus nicht zu entfliehen, und gewaltsam hält ihn, so listig er ist, die mäch-
die Pandora aus
Prometheus Welche weibliche Fessel da- vom Adler gequält tige Fessel gefangen." (inioUtoia mit im tiefsten Grunde gemeint ist, zeigt eine der ältesten '" ^"'' ""'' Darstellungen der Prometheusstrafe in einer Gemme auf
—
einem der sog. „Inselsteine" des Britischen Museums, die wieder nach Kreta, dem alten Sitz einer „vielleicht pelasgisch zu nennenden" Kunstübung zurückgeht. (Nach Röscher III/2, Sp. 3087.)
Das Trauma der Geburt
IjO
das ganze Volk den
ihm
Weg
im
zur Idealisierung
Festhalten dieses
bewegten Augenblicks, in seiner Erstarrung im Stein, den das Medusenhaupt noch in seiner schreckhaften Bedeutung bewahrt hat/ So
ist
die griechische
Kunst die
Bewegten ge-
erste Darstellung des
worden, welche die unbeholfene Steifheit der asiatischen und ägyptischen BildnisseinBewegungaufgelöst hat, die aber selbst wieder zur Erstarrung
war (Lessings Laokoon-Problem). Das Bewegungselement
verurteilt
hat der Grieche, der auch der erste „Sportsmann" war. in seiner Körperkultur, in den Spielen, als idealisierte
Unbewußten Nach
all
Wettkämpfen und Tänzen, auf deren Bedeutung
(rhythmisierte
und
(Anfälle) wir hier
dem wird
stilisierte)
körperliche Paroxismen des
nur hinweisen können."
es wahrscheinlich,
die
daß wir in der „Plastik
Anfänge jeder Kunst überhaupt zu suchen haben. Bevor aber der Ur-
mensch daran
ging, wie
Prometheus Menschen in Ton nachzubilden,
hat er vermutlich, in Analogie mit
Gefäß
das
zur
dem
Aufnahme und zum
„Instinkt" des Nestbaues, erst
Schutz, den Mutterleib plastisch
nachgebildet.^ Die altbabylonische Überlieferung von
i)
Auch
hier
ist
dem
Gott, der
vom schreckenerregenden gorgoniMedusa Rondanini, der griechischen
der IdcalisierungsprazeD
schen Schlund, bis zur schmerz verklärten Madonna, zu verfolgen, (siehe die entsprechenden Abb. bei Koscher
I/s,
Sp. 1716/17; 1725). Vgl. Ferenczi: Zur Symbolik des Medusenhanptes (Int. Zschr. f. PbA. IX, i, 1925, S. 69^ luid die ergänzende Bemerkung von Freud Die infantile Genitalorganisation (ebda. H, 3, S. 171, Anmkg. i). :
2)
Vgl. die Schilderung und Geschichte der „Labyrinthtänze" bei
Noch
in
den römischen Zirkusspielen, die
der Lauf in fiktiven Labyrinthgängen 5)
Fuhrmann
in
Krause.
nhserer Rennbahn i'orllehcn, findet
statt.
(Der Sinn im Gegenstand,
S. af.)
miterscheidet zwei
Typen
von Gefäßen: die einen, nicht für Flüssigkeit bestimmten, sind nach dem tierischen Darm gebildet, woraus sich die Wulattechnilt der Keramik entwickelte (z. B. auf Neuguinea). „Der Bauchtopf stellt daher im Grunde den Unterleib des Menschen naturgetreu dar, also eine endlose Linie von spiralig geordneten
Därmen,
die
außen durch eine Haut
iiberkleidet sind
enthalten, bzw. den Nabrungsvorrat in sich lieiten
bestimmten Gefäße seien dem
aufnehmen
und innen den Magen
sollen,"
— DiefürFlüssig-
Euter der Tiere, bzw. der Bnist der Frau
1
Menschen auf der Töpferscheibe dreht
die
J
künstlerische Idealisierung
Die
—
i^
auch im Tempel
so ist
Richtung. von Luxor der Gott Chnura dargestellt— weist in die gleiche der Geburt Das ursprüngliche „Gefäß" ist also, wie im „Mythus von wird. Bald erfährt des Helden", der Mutterleib, der zuerst nachgebildet Richtung, dann das Gefäß eine immer deutlichere Entwicklung in der
daß
es
den ursprünglichen Inhalt,
das Kind, oder dessen
Kopf (Topf)
d. h.
den verkleinerten Menschen,
darstellt.
Es bekommi einen Bauch,
Ohren, einen Schnabel usw. (Vgl. die typischen Kopfbecher, bes. der * erste MenschenPrimitiven, die Gesichtsurnen u. a. ra.) Also auch diese schöpfung
vom Gefäß zu dem
(darin befindlichen)
Kind wiederholt
Entwicklung getreu; und wenn die spätere richtige vom Gefäß befreit hat, Kunst, die den Menschen sozusagen gänzlich hervorbringt wie Prometheus und gleich fertige, erwachsene Menschen die biologische
so die griechischen Künstler,
haben wir auch darin die Tendenz
zui-
Vermeidung des Geburtstraunias, der schmerzlichen Auslösung zu erkennen. Hierin
haben
wir
die
eigentliche
Wurzel
der
Kunst
blicken: in dieser autoplastischen Nachbildung" des eigenen nachgebildet bouieille,
(s.
Schlauch
engl, bottle,
die Zit7.e
=
ouire
—
nterus;
—
ist,
er-
Werdens
Bocksbeulel, Beutel;
so daß jede Flasche ein Euter
zu
—
fn.
das auf der Basis steht,
nach oben".
Die spätere Ornamentik auf dem Gefäß
dann den ursprünglichen Inhalt, wie besonders deutlich die peruanische Keramik zeigt (s.inPuhrmanns Peru 1 besonders die merkwürdigen Tier- und Menschenfiguren auf den Ähnlich ist auch bauchigen Korper-Gcfdßen der Chimu-Kultur, Tafel 6 u. ff.). dem berühmten auf Krug von Ornamentik Tragbatella als Darstellung die i)
ersetzt
—
—
In der indischen Bbagavad Gita des Innern an der Oberfläche lu verstehen. werden die Körper krchetra, d. h. Gefäße, fruchttragender Boden, Mutterleib,
genannt (nach Winterstein 1. c, S. 195). hat aus der Vollkommenheit und EntwicliUuigslosigkeit des 2) Verworn Charakter dilurialen Naturalismus auf den von ilun sog. „phjsioplastischen" Kunst, 1908). dieser Frühkunst geschlossen (Zur Psychologie der primitiven -- Reinach hat dafür das trefflich doppelsinnige Wort geprägt: Prohi sine matre crraia, inater sine prolc defuncta (nach
Schcitemo
1.
C,
S. ö).
Das Trauma der Geburt
I j2
und Entstehens aus dem mütterlichen Gefäß; denn dieses
Nachbildung
Gefäßes selbst mochte auch praktischen Bedürfnissen dienstbar
gemacht worden die für die
sein,
während
die Gestaltung
nach
dem eigenen Körper
Kunst charakteristische Zutat des scheinbar Zwecklosen und
doch irgendwie Sinnvollen bedeutet. die
die
In diesem Sinne entwickelt sich
Kunst sozusagen als ein Zweig des „Kunstgewerbes", dassieursprüng-
licb
wohl war, und
bedeutsame Rolle.
als
solches spielt sie in der Realkultur eine ganz
Und
es
ist
gewiß auch kein
Zufall,
daß die vor
allem den männlichen Körper idealisierenden Griechen in der sierung
und Veredelung
I '
Stili-
des mutterlichen Gefäßes die höchste Stufe
der Vollendung in ihrer Vasenkunst erreicht haben.
In den naturgetreuen Tierdarstellungen der Eiszeit haben wir die ent-
sprechenden Anfänge der Malerei vor uns. In diesen Höhlenzeichnungen scheint sich der
Mensch den zu dem wärmenden Unterschlupf dazu-
gehörigen Tierkörper reproduziert zu haben. lich,
Nur
so
wird
es vei-ständ-
daß „einzelne Tiere oder Tiergmppen in versteckten Tiefen,
Kapellen
und Nischen, schwer, mühsam, nach Überwindung
licher Hindernisse
können, Pasiega), lich" sind (nach
(die oft
in
beträcht-
den Unkundigen in Lebensgefahr bringen
nur den Kriechenden oder Knieenden zugäng-
Schneider
l.c.,S.5).^ Diese Auffassung
würde der
herrschenden „magischen" Erklärung nicht nur nicht widersprechen, sondern sie psychologisch (vom Unbewußten) versländlich machen: handelt es sich doch
und ernähren, wie
um
Tiere, die den
Menschen wärmen, schützen
einst die Mutter.
In der späteren Malerei, beispielsweise der christlichen Kunst, wird das ganze Leben Jesu von der Geburt bis zum Tode dem des Lesens
unkundigen Volk bildlich
vorgestellt, so
daß die Identifizierung leicht
ermöglicht wird. Maria mit der italienischen i)
Siehe dazu R.
dem Kind entwickelt sich schließlich in Malkunst zum Symbol des Mutterglücks, d. h. des
Schmidt: Die Kunst der
Eiszeit, 1922,
Die Malerei der Eiszeit, 1923.
'*-^-
^-
—
und Herb. Kühn;
\
Die
IJ)
künstlerische Idealisierung
Glücks von Kind und Mutter in der Vereinigung.
So
löst
sich der
individuelle Erlöser wieder in die einzelnen göttlichen Individuen, die
Der gekreuzigte und „wiedergeborene" Christus wird /.um gewöhnlich geborenen Kind an der Mutterbrust. Die modernen Kunstbewegungen, die so viele primitive Züge Kinder, auf.
hier
auf-
weisen, wären dann die letzten Ausläufer jener „psychologisierenden
Kunstrichtung, die bewuflterweise „das Innere" des Menschen darh.sein Unbewußtes, und zwar vorwiegend in „embryonalen"
d.
stellt,
Formen.
'
Wir sind hiermit auf die Wurzel des Problems der Kunst gestoßen, das ja letzten Endesein Formproblem ist. Wie sich uns ergeben hat, geht alle „Form" auf die Urform des mütterlichen Gefäßes zurück, die in der
Kunst
in
weitgehendem Maße Inhalt geworden ist; und zwar
und
in einer idealisierten
— eben zur Form — sublimierten Weise,
welche die der Urverdrängung verfallene Urform wieder akzeptabel niacht,
indem
sie als
„schön" dargestellt und empfunden werden kann.
Fragen wir uns nun, wie
möglich war, daß das griechische Volk
es
dazu befähigt wurde, eine so weitgehende Idealisierung des Geburtstvaumas zustande zu bringen, so gibt uns vielleicht die griechische Urgeschichte einen WinkzumVerständnisdiesereinzigartigenEntwicklung.
Ich meine die dorische Wanderung mit allen ihren B'olgen, die einen Teil des Griechen Volkes in
und
früher Urzeit aus
dem Mutterlande
hinaus-
zwang, auf den gegenüberliegenden Ionischen Inseln und aö der kleinasiatischen Küste ein neues Mutterland zu suchen. drängte
es
Diese gewaltsame Trennung
nun im Sinne
einer
vom heimischen Mutterbaden
Wiederholung
samen Lösung von der Mutter,
i)
Siehe
des Gebm-tstraumas, der gewalt-
die ganze weitere
gi-iechischen Kultur entscheidend
Prinzhorn: Die
Untergrund
d.
Entwicklung der
bestimmt zu haben. Sicher
ist,
daß
Oskar Pfister: Der Expressionismus, 1920, und zuletzt noch
Hennami Bahr: Expressionismus,
psycho!, u. biolog.
scheint
191G,
Bildiierei der Geisteskranken, igaa.
Das Trauma
'S4 die
der Geburt
homerischen Epen, insbesondere die
Ilias, die erste
künstlerische
Reaktion auf den Abschluß dieser großen Völkerwandemng, die Besiedelung der kl ein asiatischen Küste duixh die griechischen Kolonisten, darstellt.
Der Kampf
um
die Veste Troja
und
die dahin aus
dem
Mutterlande entführte ewig junge Helena spiegeln die verzweifelten
Versuche der griechischen Auswanderer wieder, sich im neuen Mutter-
boden
festzusetzen,
wobei die homerischen Götterkampfe darauf hin-
zuweisen scheinen, daß sich dabei auch der
Kampf
der nnühsom auf-
gerichteten olympischen Herrschaft des Zeus gegen den in Kleinasien
noch herrschenden Kult des Mutteridols (Athene) wiederholte. hoffe,
Ich
einmal zeigen zu können, wie sich aus der inhaltlichen Analyse
der epischen Phantasie die wirkliche historische Wahrheit aus den
Überwuchei-ungen der unbewußten Verarbeitung herausschälen und so die
wozu mir bereits vor Anregung gegeben hatte, indem er mir
giiechische Urgeschichte rekonstruieren läßt,
vielen Jahren Prof.
Freud
die
nahelegte, den psychoanalytisch erkannten
dung an den homerischen Gedichten zu
Mechanismus der Epenbil-
verfolgen.' Ich
möchte hier nur
hervorheben, daß der den asiatischen Muttergöttinnen kongeniale griechische Demeterkult vor der dorischen hatte.
{Pfj-fiijtrjQ
^= Mutter-Erde) nach Herodot schon
Einwanderung Heimatrecht auf dem Peloponnes
Dies stützt unsere Vermutung, daß die von den dorischen Ein-
dringlingen vertriebene Bevölkerung stark an die Multer-Rrde war-,
während
es
anderseits vielleicht einen
fixiert
Hinweis darauf geben
mag, daß die Dorier in Reaktion auf diese allzu mütterliche Bindung lUT Knabenliebe ihre Zuflucht Herakles, nach
Wilamowitz
genommen
haben.
Die Gestalt des
ein getreues Spiegelbild
haften Adelskultur der peloponnesischen Dorier.
der recken-
würde dann nur im
—
Siehe meine Vorarbeiten dazu (Imago V, igi^ ig): Psychologische Beiträge zur Entstehung des Volksepos. I. Homer (Das Problem). II. Die dichi)
terische Phantasiebildung (daselbst S. 157
Fußnote die Skizze zum Plan des
Werkes, das bis jetzt nicht über die Vorarbeiten hinausgeführt ivurcte).
IJS
Die künstlerische Idealisierung Sinne der Heroisierung die Schwierigkeiten dieser Loslösung von
Mutter bewahrt haben.
Aei-
Herakles erscheint denn auch in vorhomeri-
scher Überliefei-ung als Eroberer von Troja. Beispiel davon, wie
Die homerische Darstellung gibt uns ein gules der Dichter
beim Versuch der Rückerinnerung peinlicher
Ereignisse auf die eigenen
Während
die Ilias
historischer
unbewußten Wunsch phantasien zurücksinkt.
nur die vergeblichen Kämpfe
um
Troja schilderl,
wird in der Odyssee der inihmreiche Abschluß dieses zehnjährigen Ringens rückschauend erzählt. Der kluge Held läßt in der berühmten Geschichte
vom hölzernen
Pferd, in dessen
Bauch
versteckt die Achäi-
Festung gelangen, die Kämpfe ihren schen Helden in das Innere der Abschluß finden. Diese menschlich und poetisch gleich tiefe Überlieferung zeigt deutlich, daß es sich letzten Endes für die
vom
Mutter-
boden gewaltsam vertriebenen Auswanderer' um die Wiedergewinnung mütterlichen Ideals (Helena') auf fremdem des ewig jungen und schönen
Boden handelte, und zwar in der dem Unbewußten einzig möglichen Form der Erfüllung, der Rückkehr in den tierischen Mutterleib, die der furchtlosen Helden sonst so wenig dig wäre,
wenn wir
als
Zuflucht
und Versteck wür-
nicht wüßten, daß gerade ihre Heldennatur sich
von der Schwierigkeit des Geburtstrauraas und der Kompensation der von der Vertreibung der Israeliten aus Ägypten, diesem „traumatischen" Ereignis ihrer Geschichte, von dem sich ihr ganzee wiichtigsten ableitet und das dein Urtrauma der Vertreibung aus dem Schicksal vveiteres Paradies genau entspricht. Seither suchen die Juden dieses gelobte Mutterland, i)
Ähnliches
gilt
wo Milch und Honig
fließt,
ohne
spiegelt die Paradies Vertreibung
es finden
zu können (Ahasver). Übrigens
wegen Genusses der verbotenen Frucht (Mutter-
brust) die strenge Notwendigkeit des Entwöhnungstranmas, das der Mensch mittels Realanpassung, durch Gewinnung künstlicher Nährungsstoffe aus der
Erde (Ackerbau), zu kompensieren sucht. schützende 2) Bekannüich wird erzählt, daß vor Einnahme der Stadt das sei, und worden Standbild der Athene durch Odysseus und Diomedes entführt zwar aus einem unter der CeUa der Göttin gelegenen Adyton durch unterirdische Kanäle oder Brunnenschächte.
Das Trauma
I j6
Angst ableitet. So
das trojanische Pferd das direkte
unbewußte Gegen-
den Kentauren und Sphingen des Mutterlandes,
zu
stück
ist
der Geburt
deren
Schöpfung später den großartigen Befreiungsprozeß von der Mutter einleitete
und
begleitete.
dessen Innere ein
Aber auch Troja
man nur
durch List gelangen kann,
Symbol der Mutter;'
ihm
die
die
selbst, das
Uneinnehmbare, in
ist,
wie jede Festung,
so erklärt sich auch die „Unterweltsbedeutung",
Mythologen beilegen, ebenso seine enge Verwandtschaft
mit den kretischen und nordischen Labyrinthen, die Ernst Krause {Carus Sterne) in einem geistreichen Buche, das nur zu sehr
am
histo-
risch-mythologischen Denken krankt, über jeden Zweifel sichergestellt hat.'
Die sprichwörtliche Schlauheit und Verschlagenheit des Odysseus, die übrigens allen
eignet
„Himmelsstürmern
der griechischen Mythologie
und ihnen den Sturz in den Tartaros und
trägt, wirft ein
Odysseus. der
die Höllenstrafen ein-
bedeutsames Licht auf die Psychologie des Dichters.^
als
Erzähler
all
dieser
Lügenmärchen, welche
kehr in den Mutterleib berichten, ganz offenbar ters selbst auftritt, darf
wohl
als
als
die
Rück-
Vertreter des Dich-
Repräsentant und Urvater des epischen
Dichters überhaupt aufgefaßt werden, dessen Funktion es zu sein scheint,
Urtrauma durch lügenhafte Übertreibung zu entwerten und dabei doch die Illusion einer hinter der Urphantasie liegenden Urrealität aufdas
recht zu erhalten.
Noch
die spätesten
der berühmt gewordene Baron von
mögliche, nie zu Erreichende z.
—
ja
B. sich selbst an den Haaren aus
Nachfahren dieser Gattung, wie
Münchhausen,
suchen das Un-
der Natur direkt Widersprechende,
dem Wasser zu
ziehen und anderes
Um Städte werben. Int. Zschr. f. PsA. I, 1913. Die Trojaburgen Nordeuropas. Ihr Zusammenhang mit der indogermanischen Trojasage von der entführten mid gefangenen Sonnenfrau, den Trojai)
Siehe meine Abhandlung:
2)
und Labjrinthtänzen zur Feier ihrer Lenzbefreiung. Mit 26 Abbildungen im Text. Glogau 1893. Verhältnis des Dichters zum Heros habe ich in meiner 3) Das psychologische Studie Über „Die Don Juan-Gestalt" gestreift (Imngo VIII, 1922, S. 195). Epielen, Schwert-
I
Die künstlerische Idealisierung
—
mehr
als die leichteste
I yj
Sache von der Welt darzustellen, wobei ge-
rade die Unmöglichkeit der Situation fürs
beruhigende und befriedigende Element
Unbewußte
das
am
meisten
darstellt.*
Diesem schlauen Überlister der natürlichen und göttlichen Ge-
Wunsch doch irgendwie zu
der diesen ewig unerfüllbaren
setze,
be-
friedigen vermag, steht in den märchenhaften Erzählungen der typische
Dummling
gegenüber, der merkwürdigerweise ebenso spielend die
unmöglichsten Aufgaben als ein
Seine
löst.
„Tumbheit
Ausdruck seiner Kindlichkeit,
er
ist
dümmer,
ihm
ersten
also je kindlicher er
Urwunsches und hat
die Erfüllung des
Embryonal zeit, wie der
er beinahe allmächtig
und
Däumling
aber nichts anderes
auch ein infans, so uner-
fahren wie der neugeborene Gott Horus, der mit dargestellt wird. Je
ist
dem Finger im Mund desto eher gelingt
ist,
er gar
nur
die
Große
der.
unseres Märchens, dann
hat den Idealzustand erreicht, von
ist
dem noch
neugeborenen mythischen der Neurotiker so häufig träumt, ' und Helden zu verkörpern scheinen: nämlich wieder ganz klein und dabei den die
doch
aller Vorteile des
Auf
Erwachsenen
der anderen Seite
ist
teilhaftig
zu sein.^
die gleichfalls von den Griechen zur höch-
sten Blüte gebrachte Tragödie, die
nach Nietzsche
am
„ästhetischen
Das Widernatürliche erweist sich oft verknüpft mit der UnrealisierMutterleibssituation und ihrer Darstellung. So bei barkeit der Macbeth die Drohung, er werde fallen, wenn der Bimamwald sich auf ihn zu bewege i)
(statt
:
er
den Wald hinein); diese Warnung entspricht der anderen, daß nur ein Ungeborener, d.h. der aus dem Mutterleib geschnittene Macduff, ihn besiegen werde (vgl. auch das Haupt des ungehorenen Kindes, das Macbeth erscheint und diesem Angelpunkt des Stuckes, das nach das blutige Haupt). Von Freud auf Kinderlosigkeit ruht, wird der manches Thema Rätselhafte darin verständdem in
lich.
—
Man
vgl.
daiu die Bemerkungen
(Imago V, 1917—19) situation entspricht a) Vgl.
in der
(1.
c. S.
Freuds Über „Das Unheimliche" Dichtung, das letzten Endes auch der Mutterleibs-
261 ff.)
den Ausspruch eines Patienten Freuds (Traumdeutung), der bedauerte,
die Situation an der Ernst seiner 5)
F e re n c I
sam gemacht
i
Amme damals nicht besser ausgenutzt zu haben.
hat zuerst auf diesen
(Internat. Zsch.
f.
„Traum vom gelehrten Säugling" aufmerk-
PsA. IX, S. 70).
-J."-
Oas Trauma
IjS Sokratismus",
d. h.
der Geburt
an der Hypertrophie des Bewußtseins zugrunde ging,
aus den mimischen Darstellungen der mythischen Kulthandlungen er-
wachsen und versinnbildlicht die Leiden und Strafen des mythischen Heros aus seiner tragischen Schuld.' Diese
ist
uns in ihrer unbewußten
Bedeutung aus der Analyse der mythischen Überlieferung bekannt ge-
worden und der Urspiung der Tragödie aus den Tänzen und Gesängen der in Bocksfelle gehüllten Vollstrecker des Opfers zeigt deutlich, es sich dabei handelt.
Das
Fell, in das sich die
Opferung und Ausweidung der Tiere hüllen, als
ein Ersatz des schützenden Mutterleibs
ist
worum
Teilnehmer nach der wieder nichts anderes
und auch
diese teilweise
Realisierung der Rückkehr hat in den zahllosen bocksbeinigen und bocks-
und Satyren der griechischen Mythologie' und Plastik gleichfalls dauernden bildhaften Ausdruck gefunden. So lebt in der Kunstgattung der Tragödie, die wie der Tanz den lebenden Menschen köpligen Faunen
selbst
zum Objekt nimmt,
der Angst-
ten Urwunsches in gemilderter
Form
und als
Strafcharakter des verdräng-
tragische Schuld fort, die jeder
einzelne von den sterblich geborenen Zuschauern
im fortwährenden
Neue abreagieren kann, während in der epischen Dichtung die Ansätze zur Überwindung des Urwunsches durch Wiedererleben
lügenhafte
immer
aufs
Umdichtung
vorliegen.
Die in der
starren Plastik erreichte
höchste Idealisierung des Geburtstraumas wird in der mitleiderregen-
den Tragödie sozusagen wieder in den weichen Urstoff des abfuhrfähigen Angstaffektes aufgelöst, während in der epischen und satirischen Dichi) Vgl. auch Wintersteiia: Zur Entstehungsgeschichte der griechischen Tragödie. Imago VIII, 1922. 2) In einer tiefgehenden psychoanalytischen Untersuchung; Panit und Pan-
Komplex {Imago VI, 1920) hat Dr. B. Felszeghy den Affekt des „panischen" Schreckens im Anschluß an Ferenczis Untersuchungen über die Entwicklung des Wirklichkeissinnes auf die Wiederholung der Gebuitsangst zurückgeführt und die merkwürdige mythische Gestalt des Pan restlos aus dieser Bedeutung verständlich gemacht. Vieles, was in unserer Arbeit von anderer Seite her eine
neue Beleuchtung erfahrt, findet sich bereits bei Pelszeghy ausgesprochen.
r iS9
Die künstlerische Idealisierung lung die zu hochgespannte Idealisierung sich
Zyniker Diogenes im
haftigkeit entlädt (Der
So steht die Kunst
dem
Wirklichkeit
daß
es das
sucht.
als
Darstellung
und
da führt ein
das
Lügen-
Faß).
gleichzeitige
kindlichen Spiel nahe, von
Urtrauma durch
Von
als pralilerische
dem
Verleugnung der
wir erkannt haben,
Bewußtsein des Unernstes zu entwerten
Weg zum
Verständnis des Humors, dieser
höchsten Stufe der Verdrängungsüberwindung durch eine ganz be-
stimmte Einstellung des Ich zum eigenen Unbewußten, dessen Genese wir aber hier nicht weiter verfolgen können, da sie uns wieder tief in die Neurotik
hineinführt.
P
und
in deren Therapie auf
Grund der Ichpsychologie
r—
Die philosophische Spekulation
Die griechische Philosophie, die eigentlich als dient,
— wenngleich Aristoteles recht
erste diesen
Namen
hatte, seine Vorläufer
nahe Verwandte des Philomythos zu bezeichnen,
—
ver-
noch
als
zeigt in ihren
Anfängen, bei den ionischen Naturphilosophen, an die später die Physik anknüpfte, das naive Gegenstück zu der aufs höchste gespannten Ideali-
und Mythologie abendländischen Denker von Thaies
sierungstendenz, wie sie uns in der griechischen Kunst
entgegengetreten
ist.
Diese ersten
Sofcrates scheinen die Übergangsstufe von der kosmischen Welt-
bis
anschauung des
alten Orients zu unserer naturwissenschaftlichen Be-
trachtungsweise zu bilden
und
repräsentiei-en die Vorläufer unseres
heutigen westeuropäischen Geisteslebens.
Während die orientalische Weltanschauung in großartiger kosmischer Projektion das irdische Schicksal aus zuleiten suchte,' die
Trennung
dem kosmischen Himmelsbild
haben die ionischen Denker
dieser
in naiver
ab-
Anschauung
Sphären vollzogen und im Zurückgehen zur ur-
sprünglichen Mutter Natur das irdische Leben, befreit von übernatürlichen Einflüssen, zu erfassen versucht.
indem
dies
nur gelingen konnte,
die Griechen gleichzeitig die ganze orientalische Himmelsmytho-
im wahren Sinne des Wortes wir bereits im vorigen Abschnitt
logie
i)
Daß
in die
Unterwelt verbannten, haben
angedeutet.
Durch
diese
Reinigung
Bei den Babyloniem geht die himmlische Stemdeutehunst der irdischen
Der Mensch und sein Inneres wurde an den Himmel meine vorhercitete Arbeit: Mikrokosmos und Makrokosmos),
Eingeweideschau projiziert
(s.
parallel.
Die der Luft
wo
philosophische Spekidation
vom kosmischen Spuk wurden
die orientalische
sie in
l6l
den Stand
gesetzt, dort,
Weltanschauung nur himmlische Gesetzmäßig-
keiten zu erkennen glaubte, die sich auf Erden auswirken, die eigent-
lichen Naturgesetze in naiver
Form zu sehen und zu
erfassen.
Die griechische Philosophie beginnt bekanntlich mit dem Satz des Thaies, daß das Wasser der Ursprung und Mutterschoß aller Dinge
Ehe wir
Entwicklung des griechischen Denkens von dieser lapidaren Formel verfolgen,' machen wir uns klar, daß damit sei.
'
die weitere
die erste erkenntnismäßige Fassung des individuellen Ursprungs des
Menschen zu einem allgemeinen Naturgesetz gegeben ist. Der Mechanismus dieser Erkenntnis, die für das biologische Geschehen zweifellos richtig ist,^ unterscheidet sich
von der kosmischen und mythischen
Projektion von Himmelsgewässern (Milchstraße)
(Totenstrom) dadurch, daß es sich wirklich
und Unter weltsflüssen
um
ein Ent-decken, das
Wegziehen eines Vorhanges, oder wie wir sagen würden, einer Verdrängung handelt, die es bisher verhindert
die
Aufliebung
im Wasser Lebens wiederzufinden, eben weil man selbst ein,„al aus dem Fi-uchtwasser gekommen war. Die Voraussetzung zur Entdeckung einer Wahrheit ist somit die Agnoszierung hatte,
den Ursprung
alles
des
Unbewußten
Außenwelt durch Aufhebung einer inneren in der Verdrängung, welche wie gerade die Entwicklung unmittelbar der Philosophie deutlich der Urverdrängung von ausgeht. zeigt
-
—
Schon beim Nachfolger des Thaies, bei
dem
ersten
philosophischen Schriftsteller
Anaximander der Alten,
aus Milet,
zeigt sich die
Reaktion, wenner sagt: „WoherdieDingeihreEntstehunghaben, dahin Die Bedeutung des Wassers im Kult und Leben der Alten. Eine symbolgeschichtliche Untersuchung von Martin Ninck (Pliilologus, Suppl. i)
Vg].:
Bd. XIV, Heft 2)
2,
Leipzig igai).
Nach Nietzsche: Die Philosophie im
(1875); danach
alle
tragischen Zeitalter der Griechen
folgenden Zitate.
3) Siehe jetzt dazu Ferenczis phylogenetische Parallele zur Individualentwicklung (Versuch einer Genitaltheorie, 1924.). II
Rank
ff
Das Trauma der Geburt
^müssen
sie
^^_
^^
denn sie auch zugrunde gehen, nach der Notwendigkeit; werden, für ihre Ungerechtigkeiten gerichtet
müssen Buße zahlen und
gemäß
der
Ordnung
der Zeit." Mit Recht deutet
orakelhaften Ausspruch sophie
und
Schopenhauer, erklärt: ist,
diesen
pessimistische Note in der Philo-
als die erste
vergleicht sie einer
Nietzsche
Äußerung
des klassischen Pessimisten
die dessen ganze Einstellung zum Leben
und zur "Welt
Menschen „Der rechte Maßstab zur Beurteilung eines jeden
daß er eigentlich ein Wesen
sei,
welches gar nicht existieren
sollte,
—
Leiden und Tod: sondern sein Dasein abbüßt durch vielgestaltiges Sind wir denn nicht alle was kann man von einem solchen erwarten? erstlich durch zum Tode verurteilte Sünder? Wir büßen unsere Geburl ab." Der Satz des Anaxidas Leben und zweitens durch das Sterben Betonung der Ruckmander ergänzt so die Erkenntnis des Thaies durch Naturgesetz aus kehr zu allem Ursprung und hat damit ein zweites veränderter Form psychologischer Intuition entdeckt, das in nur etwas
Denken übernommen wurde.' der Verwie der griechische Denker von „Unnotwendigen Annahme einea
in unser naturwissenschaftliches
Indem Nietzsche
zeigt,
gänglichkeit alles Irdischen zur
„EinfaU"
anthropomorphe weiß, ob nicht auch der hingeworfene es ist Nietzsches; „aUe unorganische Materie ist aus organischer entstanden, Naturwissentote organische Materie, Leichnam und Mensch", einmal unsere Naturwissenschaften unschaft „umwerten« wird. —Wie weit auch die exakten i)
Wer
bevnißt determiniert sind, versuchte neuerlich S. Rad ö darzustellen: Die der Naturforschuug im Lichte der Psychoanalyse. (Imago VIII, 1922)
Wege
—
l*"'"
Formel Chemie, die AI c h i m i e hat bereits J u n g die umfassende erzeugen. zu Mutter geprägt, daß sie letzten Endes darauf ausging, Kinder ohne Probleme Vgl. dazu H. Silberer: Der Homunkulus (Imago III, 1914) "»^
die Vorstufe der
,
'
—
Zu unserer modernen Chemie Vgl. der Mystik und ihrer Symbolik, 1914. Denken man den interessanten Aufsatz von Dr. Alfred Robitsek: Symbolisches psychologisch Es ist übrigens in der chemischen Forschung (Imago I, 1912). Alchimie und erste naturVernichter der der eigentliche bemerkenswert, daß
—
des Chemiker Justus Liebig Erfinder des Kunstdüngers und realsymin Wunschtraum Fleischextrakts ivurde und so den alchimistischen erfüllte. bolischer Weise
wissenschaftliche L-' 1-
d.«
Die philosophische Spekulation
l6ß
bestimmten", eines Urwesens kommt, das der Mutterschoß gelingt es ihm, einen Einblick in den
ist,
zum
da über die platonische „Idee in
dem
erst
Schopenhauer
Weg
aller
Dinge
zu eröffnen, der von
kantjschen „Ding-an-sich
wieder den „Willen",
führt,
wenn auch noch
in
naturphilosophischer Verkleidung erkannte. Aus diesem Konflikt zwi-
schen Entstehen und Vergehen, der direkt aus der Verdrängung des Ur-
traumas stammt, suchte sich Heraklit durch sein Gesetz
Werden
eigentlichen
der
indem
zu retten,
Hergang
jedes
Form der Polarität
er ganz
im Sinne
vom ewigen
der Urverdrängung „den
Werdens und Vergehens, welchen er unter
begriff, als das
Auseinandertreten einer Kraft in
zwei qualitativ verschiedene, entgegengesetzte
und zur Wiederver-
einigung strebende Tätigkeiten" erkannte. Handelt
es sich hier
um
Er-
fassung der an den Akt desWerdens (Geburt) geknüpften Urambivalenz, so fehlen auch nicht die qualitativen Substrate dieses Zustandcs. Hatte schon
Anaxiroander die Theorie
daß er
es aus
„warm" und
läßt, GO deutet sich
Warme um
als
Dünste, kurz
alles
vom
(kalten)
„feucht"
seinen Vorstufen hervorgehen
der „Physiker" Heraklit „dieses anaximandrlsche
den Hauch, den
warmen Atem,
Feurige; von diesem Feuer sagt er
was Thaies und Anaximander laufe in zahllosen
als
Wasser dahin weitergebildet,
vom Wasser
Verwandlungen
in drei Hauptzuständen, als
die
die trockenen
nun
dasselbe aus,
ausgesagt hatten, es durch-
Bahn
des Werdens, vor allem
Warmes, Feuchtes,
Festes." Auf diese Weise atmosphärischen den Kreislauf mit seiner Periodizität, die entdeckt er er aber zum Unterschied von Anaximander auffallenderweise so auffaßt,
daß der immer wieder erneuerte Untergang in dem alles vernichtenden Weltbrande „als ein Begehren und Bedürfen charakterisiert wird, das volle Verschlungensein
im Feuer als
die Sattheit." Mit dieser Erkenntnis
der lustvollen Rückkehr ins Nichts, die das
Werden wieder zu einem
unlösbaren Problem zu machen schien, hat sich die naive verdrängungsbefreite
Anschauung
bereits
wieder unter
dem
Verdrängungswelle der Spekulation zugewendet.
Einfluß einer neuen
Das Vrauma
i64
der Geburt
Während Heraklit noch mit Recht sagen konnte: „Mich selbst die suchte und erforschte ich", beginnt sein Nachfolger Parmenides logische neue Abwendung von den zu nah geschauten Realitäten in die den urAbstraktion des Seienden" und „Nichtseienden", die er aus ,,
sprünglich ganz real-menschlichen Tatsachen des Seins
und Nichtseins
herausspann, welche in ihrer anthropomorphen Übertragung auf die
Welt noch in den Sprachbildungen zu verfolgen sind: „denn esse heißt Deduktion ja im Grunde nur atmen'" (Nietzsche). Durch logische ,
gelangt dann Parmenides zur ersten Kritik des Erkenntnisapparates,
der nur den Schein erkennen lasse,
und
hat damit jene philosophische
Scheidung von „Geist und Körper" angebahnt, die noch in unserem wissenschaftlichen Denken fortbesteht. Hier wird /.um erstenmal die idealistische Weltbetiachtung, die bei
Plato und noch deutlicher
bei
seinen indischen Vorläufern aus einer mystischen Versenktheit in den Urzustand hervorging, rein logisch zu begründen versucht.
Einen weiteren Schritt
in die Naturwissenschaft wie Erkenntnis-
theorie
machte dann Anaxagoras, indem er die Möglichkeit
daß aus
dem
einen Urelement,
dem Schoß
Qualitäten hervorgehen könne.
Nach ihm
bestritt,
des Werdens, die Vielheit der gibt es vielmehr von
Anfang
an zahllose Substanzen, die nur durch die Bewegung die Buntheit und
Bewegung
eine
Mannigfaltigkeit der Welt erzeugen.
„Daß aber
Wahrheit und nicht ein Schein
bewies Anaxagoras aus der un-
sei,
bestreitbaren Sukzession unserer Vorstellungen
menides." seits
Um
aber
zu erklären,
nun wieder
nahm
Bewegungsmoment
er
im
Bewegung
im Denken, gegen
der Vorstellungen ihrer-
im Naus, „einen ersten den Keimpunkt alles so-
in einer Urzeit an, als aller
dem Umweg über
Veränderung."
waren,
im
Und
so gelangt er
die logische Deduktion, wieder zu
jenem berühmt gewordenen Urzustand, dem Chaos, noch nicht auf
Par-
„Geist an sich",
genannten Werdens, das heißt schließlich, auf
die
die
m dem
die Materien eingewirkt hatte, sie also
der Nous
noch unbewegt
seligen Mischzustand ruhten, den Anaxagoras mit
dem Aus-
I^S
Die philosophische Spekulation druck „Samen
aller
Dinge" bezeichnet. Wie
sich der
Denker aus diesem
Chaos des durch den Nous bewegten Kreises die Formung des Kosmos vorstellt, das
rührt bei aller primitiven Bildhaftigkeit der menschlichen
Zeugung, wie Nietzsche schon
Kant
zwei Jahrtausende später
sie
zeigt,
an die Gesetze der Mechanik, wie
in seiner Natrurgeschichte des
Him-
mels mit erhabener Begeisterung verkündete.
kommen
So
die ersten philosophischen
Denker der Griechen vom
Urproblem des Werdens, von der Frage der Herkunft der Dinge nicht
mehr
los,
entfernen sich aber gleichzeitig auf verschiedenen Wegen,
auf denen ihnen dann die späteren Philosophen folgen, in weiter gehender
Abwendung von dem
immer
eigentlichen hinter der Ur-
verdrängung liegenden Problem der Herkunft des Menschen. Erst dem
Genius des Plato blieb
es
vorbehalten, in seiner Lehre
Problem umzukehren und den Menschen
als
Maß
so
aller
gleichzeitig die griechische
vom Eros
das
auch auf dem Gebiet der Philosophie
Dinge wieder zu entdecken, wie ihn
fast
Kunst entdeckt hatte. Die Eroslehre Fla tos,
die von psychoanalytischer Seite bereits mehrfach gewürdigt wurde,'
den menschlichen Zeugungstrieb in den Mittelpunkt der Welterklärung, indem sie aufden verschiedenen Stufen des Eros die sinnliche, stellt
seelische, philosophischeundreligiöse (mystische) Einstellungnachweist.
zum
erstenmal das philosophische Problem an der Wurzel erfaßt und wir dürfen uns daher auch nicht wundern, wenn Plato zur
Hier
ist
Darstellung seiner Lehre auf Bilder zurückgi-eift, die den biologischen
Tatsachen ganz nahe
kommen. Er
einem verlorenen Zustand,
ja
faßt
den Eros
Sehnsucht nach noch deutlicher nach einer verlorenen als die
Einheit auf und erklärt auch in seinem berühmten Gleichnis von
dem
Besonders eindringlich in der wertvoUen Untersuchung von Winterstein: Psychoanalytische Anmerkungen zur Geschichte der Philosophie. Später von Nachmannsohn: Freuds Libidotheorie ver(Imago II, 1915-) i)
—
glichen mit derEroslehre Piatos (Internat. Zsch.
f,
PsA.
III,
Plato als Vorläufer der Psychoanalyse (ebenda VII, 1921).
1915)
und Pfister: -
PW.IUR'W
i"i--.._."
Das Trauma
i66
der Geburt
in zwei Hälften geschnittenen Urwesen, die nach Wiedervereinigung
Wesen
streben, das
des Geschlechtstriebes. Dies
wußte Annäherung an
das Verlangen
ist
die deutlichste be-
nach Wiedervereinigung des
Kindes mit der Mutter, die bisher in der menschlichen Geisteegeschichte erreicht
wurde und an
anknüpfen konnte.'
Ja,
Plato
nysische Religion zu der nis, der
Eros
sei
Freud wieder mit seiner Libidotheorie kommt im Anschluß an die orphisch-dio-
die erst
fast
letztraöglichen
der Schmerz,
biologischen Erkennt-
womit der Dämon, der durch
eigene rätselhafte Schuld in die Geburt gestürzt sei.^nach dem verlorenen Paradies seines reinen und eigentlichen
Wesens zurückverlange. Indem Plato durch ungewöhnlich intensive Intuition in. sich selbst diese Sehnsucht erfaßt und zur Darstellung gebracht hatte, projiziert er sie
nun
aber, der unerbittlichen
Urverdrängung gemäß, auf die ge-
samte Außenwelt und gelangt so dazu, in allen Dingen die Sehnsucht
nach dem Übersinnlichen, das Streben nach Vollkommenheit, das Auf-
gehenwollen im Urbild der „Idee" zu erkennen. Wie nahe diese Vorstellung psychologisch der Entstehungaus einem Urwesen steht, brauchte
uns nichterstdurchdiezur Verdeutlichungherangezogenen primitiveren Vorstellungen anderer Völker bewiesen zu werden,^ da die unbewußte
Bedeutung
so klar
ist.
Der
in dieser Auffassung zutage tretende plato-
nische Idealismus, der Bruch mit der Sinnenwelt, mit
dem
Plato offen-
bar seine Einsicht in die Innenwelt bezahlen mußte, findet in
dem
berühmt gewordenen Vergleich des menschlichen Daseins mit dem Aufenthalt in einer unterirdischen Höhle, an deren Wand man nur die Schatten der wirklichen
Vorgänge wahrnehme, eine wunscher-
fullende Darstellung, die auf die subjektive Quelle von Platos Ein-
i)
Freud:
Jenseits des Lustpriazips.
1921.
, 2) „Der Ausdruck ,Sturz in die Geburt' lindet sich nicht nur bei den Orphikem, sondern auch im Buddhismus" (Winterstein 1. c, S. 184V
5)
Winterstein
1, c.
S, 195.
Die
J^7_
philosophische Spekulation
nicht bloß,
sichten ein helles Licht wirft.
Der Höhlenvergleich
wie bereits Winterstein
vermutet hat, „eine Mutlerleibsphan-
(1.
c.)
ist
sondern läßt uns einen tieien Blick in den Geist des Philosophen tun. der den alles vorwärts treibenden Eros als Sehnsucht zur Rückkehr in den Urzustand empfand und zugleich den Ausdruck der tasie",
höchsten philosophischen Sublimierung dafür in seiner Ideenlehre schuf.'
Hatte in Plato die philosophische Erkenntnis des Menschen ihren Höhepunkt erreicht, so bleibt nur zu erklären, was die Denker der folgenden zwei Jahrtausende zwang, sich von dieser großarligen Synnautrphilosophischen Entwicklung these und Idealisierung der naiven
Griechentums wieder abzuwenden und die krausen Wege Verschiebung einzuschlagen. der Verdrängung und intellektuellen so nahegekommen, daß eine Plato war der gesuchten Urerkenntnis des frühen
als starke Reaktion unvermeidlich wurde,
deren Träger wir seinen
unmittelbarenSchülerundNachfolger Aristoteles erkennen. Diesem gelang durch
Abwendung vom
die naturwissenschaftliche lichkeit,
philosophisch formulierten Urtrauma
Eroberung eines neuen Stückes der Wirk-
mit der er der Vater der eigentlichen Natur- und Geistes-
wissenschaften wurde.
Dazu aber mußte
er wieder
den Blick nach
innen verschließen und in zwangsneurotischer Verschiebung der verdrängten Urlibido
auf die
Denkvorgänge
die
logisch - dialektische
Spekulation zur höchsten Blüte bringen, von der das ganze abendländische Philosophieren bis auf Schopenhauer gezehrt hat, der erst
wieder auf die indische Urweisheit bei Plato zurückgriff.
und
ihre philosophische Darstellung
Es würde hier zu weit führen, auch nur an-
deutungsweise den Entwicklungsgang des aristotelischen Denkens zu Die phylogenetische Ergänzung dazu ist nach Nietzsches Gedanken die Seelenwanderung des Pythagoras, die die Frage beantwortet, wie wir etwas d.h. von den Ideen wissen können: durch Erinnerung an frühere Existenien; aber biologisch gesprochen den Embryonal zu stand. i)
i68
Das Trauma der Geburt
skizzieren, das gerade
deswegen von so ungeheurem Einfluß auf die gesamte Geistesgeschichte Europas blieb, weil es immer tiefer in die scholastische Spekulation
und damit scheinbar immer weiter weg vom
Verdrängten führte. Ich sage scheinbar, denn noch in den abstraktesten logischen Rösselsprüngen der Aristoteliker lassen sich so gieifbare
Spuren des Urverdrangten nachweisen,' daß
immer
die
man
schon daraus allein
weiter fortgesetzte Spekulation verstehen könnte.
seits verrät die
Ander-
allgemein introvertierte Geistesrichtung des spekulativen
Logikers und des
ihm psychologisch nahestehenden Mystikers, daß er mit
vom Verdrängten sich in seiner gesamten selbst immer mehr der Ürsituation des Ver-
der gedankhchen Entfernung
psychischen Einstellung sinkens
und Aufgehens
im
nähert, der er
Inhalt des
Denkens auszu-
weichen sucht. Die philosophischen Mystiker
stellen so die direkte Fortsetzung der
religiösen Mystik, des Versenkens in das eigene Innere dar. sie
den Gott, den
sie jetzt in
kenntnis, aber das Ziel
werden mit dem lärbt
All.
ihrem eigenen Innern aufsuchen, Er-
das gleiche;
ist.
Daß
Nur nennen
die urdo
mysüca, das Eins-
dieses mystische Erlebnis stark sexuell ge-
die Vereinigung
mit der Gottheit unter dem Bilde einer geschlechtlichen Vereinigung (Erkennen coiVe) geschaut und empiunden wird,' weist nur auf den libidinösen Urgi-und des ganzen ist,
=
i)
In einer
während der Niederschrift bei der Redaktion von „Imago" eingelaufenen Arbeit von E. Boeder: Das Ding an sicii {Analytische Versuche an Aristoteles' Analytik), wird dies in eindringender Weise bis biologischen _
Ding an
sich,
mm
dem Embryo im
Mutterleib, gezeigt, von welclier Vorstellung insbesondere der ganze (geometrische) RaumLegriff des Aristoteles abgeleitet ist.. a) Siehe Pfisler: Hysterie und Mystik bei Margareta Ebner (1291-1551). 1910. („Zum Kampf um die Psychoanalyse," Kap. V, 1930.) Ders.: Die Frömmigkeit des Grafen Ludwig von Zinzendorf. Ein psa. Beitrag Kenntnis der z.
~
Sublimierungsprozessc und zur Erklärung des Pietismus, igio. Femer A. Kielholz: Jakob Boehme. Ein pathographischer Beitrag zur Psychologie der Mystik. 1919. Siehe auch G. Hahn: Die Probleme der Hysterie und die relig.
—
Offenbarungen der Heiligen Therese, 1906.
ttk
.
HMW!
Die philosophische Spekulation Strebens, die
Rückkehr
in den Urzustand, hin:
j6p „So wie einer, von
einem geliebten Weibe umschlungen, kein Bewußtsein hat von dem, was außen und innen ist, so hat auch der Geist, der von dem Urselbst verschlungen ist, kein Bewußtsein von dem, was außen und innen ist", heißt es in den Upanischaden. Und Plotin sagt von der mystischen Ekstase: „Es
mehr
zwei,
zu scheiden,
ist
kein Zwischenraum
sondern beide sind eins,
sie
mehr da,
es sind nicht
sind nicht voneinander
Diese Vereinigung ahmen hier in dieser Welt die Liebenden und Geliebten nach, die miteinander zu einem Wesen verschmelzen wollen.' Wie schon das indische tat
um
eine
solange jenes da
twam
asi {das bist
ist.
du
selbst) zeigt,
handelt es sich dabei
Aufhebung der Grenzen zwischen Ich und Nicht-Ich, wie
Gebet durch Einswerden mit Gott herzustellen sucht (man vergleiche die Verse Mechthilds: „Ich bin in dir und du bist in mir". Heiler' sie das
Das Gebet), und ein islamischer Mystiker
ruft in der seligen Ekstase
„Es hat zwischen uns aufgehört das Ich und das Du, ich bin nicht du bist nicht du, auch bist du nicht ich; ich bin zugleich ich
du
bist zugleich
du und
oder ich du seist"
Wie wir
(1.
ich. Ich bin in
ich,
und du Verwirrung darüber, ob du ich
c).
sehen, war es den Neuplatonikern
und ihren Nachfolgern griindhch gelungen, das in der Eroslehre ihres Meisters poetisch formulierie Streben nach Einssein mit ihrem Ursprung in weitgehendem iMaße, allerdings auf Kosten der philosophischen Einsicht, zu realisieren
Ais Reaktion darauf erscheint die neuer e Philosophie, die ganz ähnlich
Plotin litt selbst a« solchen ekstatisch-vi.ionären Seelen Verzückungen, wie er in den Enneaden (IV, 8, .) berichtet Diese Befreiung
-
Z wang der Sch.cksalsnotwendigkeiten und der Wiedergeburten Theurgen, Mag.er und Gnostiker. ker, erzielten dies bei sich selbst
-
der Seele vom lehrten auch die
Die echten Theurgen, wie die Neuplatonidurch Versenken in das Grübeln über die letzten
Dinge und wohl auch durch körperliche Vorbereitung, wie läuterndes Parten und Kasteiungen aller Art (siehe Th. Hopfner: Über die Geheunlehren von Jamblichup.
Quellenschr.
d,
Griech. Mystik, Bd.
I,
Leipzig 1932).
Das Trauma
JJO
der Gehurt
wie die giiechische Philosophie ihren Ausgangspunkt von der Ent-
deckung des Menschen
Trennung von
als
nahm und
eines Teiles der Natur
ihr gedanklich zu verleugnen
seine
und rückgängigzumachen
suchte.
Dies beginnt auf einer höheren psychischen Entwicklungsstufe
mit der
Entdeckung
des Ich,
als
vom
etwas
Nicht-Ich Verschiede-
nem durch Descartes, um schließlich in der genialen Icherweiterung des Kant sehen Systems zu gipfeln, während die hypertrophischen Ichsysteme nach Art desFichteschen das Gegenstück zur mythologischen Ichprojektion in die
Umwelt
darstellen.
Aber auch Kant
lungen, die Apriorität der Vorstellungen von
Raum und
ist es
nur ge-
Zeit als
an-
geborener Kategorien aus der Unmittelbarkeit des intrauterinen Zustandes zu erkennen und erkenntnistheoretisch zu fassen, indem er den transzendenten Tendenzen seines Unbewußten einerseits in der großartigen
Kompensation seiner Erkenntnis der kosmischen Gesetzmäßig-
Sonderlingsdasein eine keiten, anderseits in seinem pathologischen
weitgehende direkte Befriedigung
bot.
Das „Ding-an-sich", das er
bestehen ließ, das einzig Transzendente, also Unerforschliche,
ihm
dabei natürlich entgehen.
ist
weitere philosophische
Schopenhauers, talen legte,
verrät uns,
daß dieses Ding-
mit dem geheimnisvollen,
drängten Urgrund unseres Seins,
mußte
Nicht bloß der Rückschluß aus der
Entwicklung des philosophischen Denken an-6ich wieder identisch
als
dem MutterschoQ
Bestimmung
dieses Begriffs
;
so stark ver-
sondern auch die
durch den „Willen'
der damit das Ding-an-sich aus seiner transienden-
Verhexung wieder vermenschlichte und in unser Inneres vervvo es dann Nietzsche als den egoistischen Willen zur Macht zu
erkennen glaubte, während die Psychoanalyse auf dem von ihr neugefundenen Wege der „Selbsterkenntnis" darin die unbewußt wirkende Urlibido psychologisch faßbar gemacht hat.
Dies „Erkenne dich selbst", mit lich Ernst
gemacht
hat,
dem
führt uns zu
erst die
Psychoanalyse wirk-
Sokrates zurück, der
Forderung des delphischen Apollo zu seiner Lehre gemacht
hatte.
diese
Wir
lyi
Die philosophische Spekulation haben
bis jetzt
von diesem unmittelbaren Vorläufer des Plato nicht
gesprochen, ohne den dieser selbst
auch psychologisch, undenkbar
und
und
die ganze folgende Entwicklung,
Denn
ist.
vor
Tod gehenden Sokrates wie Nietzsche sagt, „mit
furchtlos in den
und Schüler
Aber
und Bewahrung
erst die
des
Bilde des
bewußt
hat sich sein Liebling aller inbrünstigen
seiner Schwärmerseele" niedergeworfen
gebung Pflege
Plato,
dem
und
sein
Hin-
Leben der
Andenkens an seinen Meister gewidmet.
Lehre des Sokrates
zeigt das konkrete Substrat des
traumas, auf das sein Schüler Plato
und dessen Nachfolger
Ur-
Aristoteles
in so weittragender
Weise reagiert haben. Mit dem Auftreten des So-
krates, der sich als
Sondertyp aus der Reihe der Philosophen vor
und
nach ihm scharf heraushebt, tritt im griechischen Denken jene entscheidende Wendung nach Innen ein, die dann durch Plato ihre philosophische Gestaltung erhält,
und
daß Sokrates, wie
kennzeichnet
ist,
berichtet, das
Nachdenken über
die schon äußerlich
dadurch ge-
Xenophon in seinen Memorabilien
die Weltentstehung
und
die damit ver-
wandten Fragen ausdrücklich als unnütz ablehnte. Um die Bedeutung des Sokrates, in dem Nietzsche „den einen Wendepunkt und Wirbel der sogenannten Weltgeschichte" sieht, voll würdigen zu können, müssen wir wieder auf Nietzsches unübertrefflich scharfsichtige Psychoanalyse dieses seines Erzgegners in der
burt der Tragödie" zurückgreifen.
„Nur
Ge-
aus Instinkt! Mit diesem Aus-
druck berühren wir Herz und Mittelpunkt der sokratischen Tendenz. Mit ihm verurteilt der Sokratismus ebenso die bestehende Kunst wie die bestehende Ethik
.
.
.
Von diesem einen Punkte
krates das Dasein korrigieren zu
der
müssen:
er,
der Einzelne,
Miene der Nichtachtung und der Überlegenheit,
einer ganz anders gearteten Kultur, Kunst
hinein
.
.
.
Dies
ist
die
anreizt,
und
die
als
und Moral,
ungeheure Bedenklichkeit,
angesichts des Sokrates, ergreift
aus glaubte So-
die
tritt
mit
der Vorläufer in eine
Welt
uns jedesmal,
uns immer und immer wieder
Sinn und Absicht dieser fragwürdigsten Erscheinung des Alter-
Das Trauma der Gehurt
1-^2
tums zu erkennen. Wer das griechische
ist das,
der es wagen darf, als ein Einzelner
Wesen zu verneinen
.
.
.?"
„Einen Schlüssel zu dem Wesen des Sokiates
,Dämonion
bare Erscheinung, die als
bietet
uns jene wunder-
des Sokrates' bezeichnet wird.
In besonderen Lagen, in denen sein ungeheurer Verstand ins Schwan-
ken
menten sie
sich
äußernde göttliche
hindernd
und
MoStimme. Diese Stimme mahnt, wenn
instinktive Weisheit zeigt sich bei dieser
abnormen Natur nur,
Menschen der
;
er einen festen Anhalt durch eine in solchen
kommt, immer ab. Die
gänzlich
da
gewann
geriet,
um dem
entgegenzutreten.
bewußten Erkennen hier und
Während doch
bei allen produktiven
Instinkt gerade die schöpferisch -affirmative Kraft
das Bewußtsein kritisch
Sokrates der Instinkt
zum
und abmahnend
Kritiker, das
sich gebärdet:
zum
Bewußtsein
ist
wird bei
Schöpfer
—
eine wahre Monstrosität per defectum.^'
An
diese Diagnose knüpft
später, eine
keit nicht
dann Nietzsche,
xwanzig
fast
Jaiire
Analyse des Menschen Sokrates,* die in ihrer Unerbittlich-
nur vor dem Allzumenschlichen nicht haltmacht, sondern
geradezu da ansetzt:
,,
Sokrates gehörte, seiner Herkunft nach,
niedersten Volk: Sokrates
war Pöbel. Man weiß, man
zum
sieht es selbst
noch, wie häßlich er war. Aber Häßlichkeit, an sich ein Einwand,
unter Griechen beinahe eine Wiederlegung. ein Grieche? Die Häßlichkeit
kreuzten, durch Kreuzung Falle erscheint sie als
ist
War
ist
Sokrates überhaupt
häufig genug der Ausdruck einer ge-
gehemmten
Entwicklung.
Im
andern
niedergehende Entwicklung. Die Anthropo-
logen unter den Kriminalisten sagen uns, daß der typische Verbrecher häßlich
ist:
monstrum
in fronte,
momtrum in animo
.
.
.
Aui dScadence
nur die zugestandene Wüslheit und Anarchie in den Instinkten, ebendahin deutet auch die Superfötation des Lobei Sokrates deutet nicht
gischen
i)
und
jene
Rhachitifcer-Bosheit,
die ihn auszeichnet. Ver-
Das Problem des Sokrates (.Götzendämmerung,
1888).
Die philosophische Spekulation
IJ)
gessen wir auch jene Gehörshalluzinationen nicht, die als des Sokrates' ins Religiöse interpretiert
„Als jener Physiognomiker eine ein
Höhle
Wort
aller
dem
worden sind."
Sokrates enthüllt hatte, wer er war,
schlimmen Begierden,
ließ der gi-oße Ironiker
verlauten, das den Schlüssel zu
wurde über
sagte er, aber ich
—
.Dämonion
alle
ihm
Hen,'
gibt.
,Dies
Wie wurde
ist
noch
wahr,'
Sokrates über
im Grande nur der extreme Fall, nur der in die Augen springendste von Dem, was damals die allgemeine Not zu werden anfing: daß niemand mehr über sich Herr war, daß die Instinkte sich gegeneinander wendeten. Er faszinierte als dieser sich Herr?
extreme Fall jedes als
—
Auge aus:
Antwort,
Sein Fall war
seine furchteinflößende Häßlichkeit sprach ihn für
er faszinierte, wie sich von selbst versteht,
als
Lösung,
noch stärker
Kur dieses Falls." bloß: man muß es dem
Anschein der
als
Sokrates „Vernunft ^^Tugend^^Glück heißt nachmachen und gegen die dunklen Begehrungen ein Tageslicht in
Permanenz
herstellen
—
das Tageslicht der Vernunft.
um jeden Preis sein: Unbewußte führt hinab ." tlar, hell
.
In Sokrates erblickt also
schen Menschen", glaubt, „daß das
jedes
Nachgeben an
Man muß klug,
die Instinkte, ans
.
Nietzsche „den Typus
der in unerschütterlichem
des theoreti-
Optimismus daran
Denken, an dem Leitfaden der Kausalität,
Abgründe
des Seins reiche,
und daß
das
bie in die
Denken
das Sein nicht sondern sogarzukorrigierenimstandesei."Sokrates nur zu erkennen, tiefsten
hat bekanntlich kerne schriftlichen
Werke
hinterlassen, sondern sich
damit begnügt, durch „bloßes Reden" auf seine Schüler und Jünger zu wirken. In dieser Technik, in ihrem Ziel der Selbsterkenntnis, in seiner Anschauung, daß die Einsicht zur
Tugend
und nicht zuletzt in seinem ganzen therapeutischen Wirken darf man ihn wohl als den Urvater der analytischen Technik bezeichnen, die in Plato ihren würdigen Theoretiker gefunden tiefe
Berechtigung,
wenn wir uns
hatte.
führe,
Dieser Vergleich erhält eine
erinnern, daß Sokrates selbst seine
Das Trauma der Gehurt
jy^
dialektische Therapie des Herausziebens der Gedanken der
praxis
gleichgestellt hat, wie er es in
Hebamme
Hebammen-
Nachahmung seiner Mutter,
die
war, übe. Diese Anekdote beweist ebenso wie die Überliefe-
rung von seinem bösen Weib Xanthippe, daß
sich bei
ihm, offenbar aus
rein individuellen Motiven, jene heftige Reaktion auf das Urtrauma eingestellt hatte, die
ihn anscheinend zu dem von Nietzsche geschilderten
type degeneri gemacht hatte. Die biologische Folge davon, seine Häßlichkeit, Rhachitis, Gehörshalluzinationen
heit seines Trieblebens,
wie
sie
und
die ganze Unbeherrscht-
Nietzscheschildert, würde so miteinem
Schlage verständlich werden. AberauchseinepsychischeReaktion darauf, die ihn offenbar
zwang, in der bekannten Identifizierung mit der Mutter
die Loslösung der überstarken Fixierung an sie zu erreichen
und
sich
der Knabenliebe hinzugeben, in der er das verlorene Mutter-Kind- Ver-
immer wieder erneuern konnte. Endlich ist ihm auch noch in einer dritten Form die Überwindung des Geburtstraumas gelungen, nämlich in der Überwindung der Todesangst. Wie Nietzsche ganz hältnis
richtig erkannte, hat
Sokrates seinen Tod
Vergehen seiner Art nur wollt und er
der
Hand
konnte ihn
die
freiwillig gewollt,
Verbannung üblich war. Er hat ihn
wollen: ,,Er erscheint uns
jenes Instinktes der Wissenschaft nicht
was bei weitem mehr das Bild des
sterbenden
ist
da für
als
nur
— auch sterben konnte;
Sokrates als des
ge-
der Erste, der an leben, sondern
und deshalb
ist
durch Wissen und Gründe
der Todesfurcht enthobenen Menschen das Wappenschild, das über
dem
mung
Eingangstor der Wissenschaft einen jeden an deren Bestim-
erinnert,
nämlich das Dasein
rechtfertigt erscheinen zu
So
ist es
Sokrates
—
— gelungen,
und damit
als ge-
machen." allerdings
neurotischer Ersatzbefriedigungen bechers
als begreiflich
nur mit Hilfe verschiedener,
und
um
z.
T.
den Preis des Schierlings-
das Geburtstrauma als Erster intellektuell zu
überwinden und damit
zum
unmittelbaren Vorläufer der
analytischen Therapie zu werden.
psycho-
Die psychoanalytische Erkenntnis aus der analytischen Situation
Wir haben
und
ihrer Darstellung
durch das Unbev«mßte des Analysierten die fundamentale Bedeutung des Geburlstraumas, seiner Verdiängung und deren Wiederkehr in neurotischer Reproduktion, symbolischer Anpassung, heroischer
Kom-
pensation, ethischer Reaktionsbildung, ästhetischer Idealisierung
philosophischer Spekulation erkannt.
blicken der
Wir glauben
in flüchtigem Über-
und
-ent Wicklungen ge-
wesentlichen Kulturleistungen
zeigt zu haben, daß nicht
nur
und
wertvollen, ja überwertigen
alle sozial
Schöpfungen des Menschen, sondern sogar die Menschwerdung einer spezifischen Reaktion auf das Geburtstraunaa entspringt, und wie schließlich die
Erkennmis dieser Tatsache
selbst
durch die psychoanaly-
Methode der bisher weitest gehenden Aufhebung der Urverdrängung durch Überwindung des Urwiderstandes, der Angst, zu vertische
danken
ist.
Die Entwicklung der psychoanalytischen Erkenntnis lehrreiches Bild von der
Macht
gewaltigen Leistung Freuds, die notwendig war,
zu der
helfen.
selbst gibt ein
dieses Urwiderstandes
Wie Freud immer wieder
betont,
ihn überwinden ist
er selbst nicht
eigentliche Entdecker der Psychoanalyse gewesen,
Wiener Arzt Dr. Josef Breuer, ten Fall
der
sondern der
1881 den eingangs erwähn-
von Hysterie behandelte und dabei von der Patientin auf
die Idee der talking eure, symbolisch gesprochen des
gebracht
und von der
wurde.
Wenn Freud
gelegentlich
im
chimney sweeping, Freundeskreis
von
Das Trauma der Gebart
1-7$
der Rolle
Breuers
in der Psychoanalyse sprach, ließ er ein
menschliches Verständnis lichsten Arbeit
durchblicken,
er
das
in
tiefes
seiner persön-
„Zur Geschichte der psychoanalytischen Bewegung"'
auch andeutet: daß nämlich Breuer letzten Endes vor den Konse-
quenzen seiner Entdeckung, wie vor einem untoward event flüchtete, weil er das sexuelle
Moment
nicht erkennen wollte, dessen
mutige Anerkennung B''reud
selbst viel später
der Reaktion
verholfen hat.
seines Lehrers
betroffen,
auch zum Verständnis
Und auch
die späteren
Abfallsbewegungen, welche sich dann innerhalb der Anhängerschaft der Psychoanalyse vollzogen
und zu neuen, nicht auf Beobachtung,
sondern auf Widerspruch gegründeten Theoriebildungen geführt haben, hat
Freud
von der
selbst in der gleichen Darstellung als „rückläufige,
Psychoanalyse wegstrebende Bewegungen " charakterisiert.
genugsam erfahren
Wie er selbst
dieMenschen am allerwenigsten dazu geschaffen, die psychoanalytischen Wahrheiten zu ertragen, imd öftev äußerte
daß
es
er,
hatte, scheinen
wenn ihm
der oder jener die weitere Gefolgschaft versagte,
eben nicht jedermanns Sache
sei,
immerfort in den dunkeln
Schächten des Unbewußten zu forschen und das Tageslicht nur gelegentlich zu erblicken.
Man
weiß nicht, was
man mehr bewundern
soll,
den Entdeckermut oder die Kampfzähigkeit Freuds, mit der er seine
Funde gegen
die
Widerstände der ganzen Welt hartnäckig zu
vertei-
digen wußte; noch intensiver gegen einzelne
ihm nahegestandene Mitarbeiter, die vor diesen Entdeckungen erschraken und wie Breuer die Flucht ergriffen, wenn auch nach den verschiedensten Richtungen, aus denen ihnen die Hoffnung winkte, diese an den Schlaf der Welt rüttelnden Einsichten loszuwerden. Was sie Richtiges auf diesen Ruckwegen als Zuflucht fanden, hat Freud mit bewundernswerter Objek-
von den Entstellungen und Verleugnungen der nur flüchtig geahnten Wahrheit gesondert, gleichzeitig aber als nicht eigentlich tivität
„psychoanalytisch" aus seinem Arbeitsgebiet ausgeschieden. i"!
Jahrb. d. Psychoanalyse. VI, 1914 (dann in den „Kleinen Schriften",
4.
Folge).
Die psychoanalytische Erkenntnis
lyy
So bietet die Geschichte der psychoanalytischen Bewegung, auch in
manchen Übertreibungen und Mißverständnissen der ihm benen Anhänger, welche die Lehren des Meisters ihrer Weise interpretierten, das gleiche hin jeder geistigen
Punkte
Bewegung,
die die
Wenn
ziehen.
erst
wir daher
jetzt
die
Freud imstande
war, die
wieder unniiittelbar an die Breuersche
so geschieht
selbst in allen seinen
es,
um
zu zeigen, wie folgerichtig
Anschauungen war, aber auch, wie
richtig die hier vorgetragene Auffassung die
und
tatsächlich die Ent-
theoretischen Schlüsse mit gleicher Konsequenz zu
Entdeckung anknüpfen,
Freud
und her schwankende Bild
Punkt war
deckung Breuers, aus der allerdings
und
oft allzu wörtlich in
Wahrheit in einem entscheidenden
enthüllt. Dieser entscheidende
praktischen
treu geblie-
folge-
Breuersche Entdeckung
Freud sehe Konzeption und Ausarbeitung derselben abschließt.
Der Ausgangspunkt Breuers war
die „Grundtatsache,
daß die Sym-
ptome der Hysterischen von eindrucksvollen, aber vergessenen Szenen ihres Lebens (Traumen) abhängen, die darauf gegründete Therapie, sie diese Erlebnisse in der (Katharsis),
und
Hypnose erinnern und reproduzieren zu
das daraus folgende Stückchen Theorie, daß diese
lassen
Sym-
ptome einer abnormen Verwendung von nicht erledigten Erregungsgrößen entsprechen (Konversion)".
Setzen wir in diese
Freudsche
Formulierung' des Kernes der Breuerschen Urentdeckung das durch die Freudsche Methode, also die eigentliche Psychoanalyse, schließlich aufgedeckte Urlrauma der Geburt ein, das in der
holung und Lösung gelangt, Ausgangspunkt der Analyse mit dem knüpft.
gleichfalls
so erscheint
Was dazwischen
damit der psychophysiologische
vom Problem
psychophysischen
Psychologie des Unbewußten, haupt, die diesen selbständigen
der „Konversion" (Freud)
Moment
liegt, ist die
Kur zur Wieder-
des Geburtstraumas ver-
von Freud
d. h.
Namen
allein geschaffene
die erste Psychologie über-
verdient, da die Bewußtseins-
psychologie, aus philosophischer Spekulation hervorgegangen, allmähi)
Zur Geschiclite
ti Ratik
d. psa.
Bewegung,
I,
c.
S. 208.
Das Trauma
17«
der Gehurt
immer mehr auf medizinischen Boden gestellt wurde (Sinnesbesser, physiologie, Neurologie, Gehirnanalomie). Wir verstehen nun
lieh
wie die erste Differenz sich zwischen der „physiologischen" Auffassung Breuers, der „Hypnoidtheorie", und der rein psychologischen Auffassung
Freuds, der
,,
Abwehrlehre", herstellen mußte, die dann zur
Entdeckung der Verdrängung führte und weiterhin zur Erforschung Unbewußten), sowie schließlich der des Verdrängten (Vorbewußten
—
verdrängenden Instanzen des Ich {und seiner Derivate:
Gewissen,
Schuldgefühl, Idealbildung usw.).
Es
ist
nicht nur geschieh ts wissenschaftlich, sondern auch menschlich
daß sich die Trennung Freuds von Breuer auf dem psychophysischen Grenzgebiet der „Konversion" vollzog, deren Name interessant,
zwar von Freud stammt, deren Tatsache sich aber den beiden Forgemeinsam ergeben hat" schern nach Freu d s Aussage „gleichzeitig und Boden der Entzweiung, der S. 3og). Es ist, als halte auf diesem (1.
-
c.
seither ein Tabu gelastet, Loslösung des Schülers von seinem Lehrer, bis heule ungelöst gedenn nicht nur ist das Problem der Konversion
blieben, sundern es hat sich auch
gewagt.'
Wenn wirnun durch
kaum
einer der Schüler
je
die konsequente Verfolgung der
daran-
Freud-
schen Methode wieder auf dieses analytische Urproblem hingedrängt
werden, so bleiben wir uns der Verantwortung bewußt, die der Versuch zu seiner Lösung in sich trägt, glauben ihn aber durch die bereits erwiesene allgemeine Bedeutsamkeit unseres Gesichtspunktes hinlänglich gerechtfertigt.
Wiederholt sind wir im Verlaufe unserer Darstellung der Frage aus-
gewichen, wieso
es
kommt, daß
das als Urtehdenz der Libido er-
Ursiluation kannte Streben nach Wiederherstellung der lustvollen im Mutterleib, das wir als Ausdruck der höchsten Lustmöglichkeit der die Siehe allerdings Ferenczi (Hysterie und Pathoiieuroscn, 1919), Protopsyche" Konversion in einem «Imlichen Sinne wie hier als „Regression zur i)
auffaßt
(1.
c. S. 24).
Die psychoanalytische Erkenntnis
l"]^
überhaupt ansehen müssen, in so unentrinnbarer Weise mit Urangst verbunden ptom, aber auch
ist,
alle
Bildungen verraten.
dem
der
wie es der Angsttraum, das neurotische Sym-
psychischen Abkömmlinge und Verwandte dieser
Um das
zu verstehen, müssen wir uns vor Augen
halten, daß der lustvolle Urzustand
durch den Akt der Geburt
— ver-
mutlich auch schon kurz vorher durch Verlagerungen und Druck (Kindsbew^egungen)
—
in unerwünschter
und das ganze Leben dann darin
Weise unterbrochen wird
besteht, dieses verlorene P.aradies
den geschilderten, höchst komplizierten zu ersetzen, da es tatsächlich nicht
Umwegen
mehr zu
auf
der Libidoschickale
erlangen
ist.
Es scheint, daß der Qrangstaffekt der Geburt, der das ganze Leben
Trennung von der allmählich zur zweiten Mutter gewordenen Außenwelt im Tode wirksam bleibt, von Anfang hindurch,
bis
zur neuerlichen
an nicht bloß Ausdruck physiologischer Beeinträchtigungen (Atemnot
— enge — Angst) des Neugeborenen
ist,
sondern infolge Verwandlung
einer höcht lustvollen in eine äußerst unlustvolle Situation sogleich
einen „psychischen" Gefühlscharakter
Angst
ist
so der erste Inhalt der
bekommt. Diese empfundene
Wahrnehmung, sozusagen der
erste
psychische Akt, welcher der noch ganz intensiven Tendenz zur Wiederherstellung der eben verlassenen Lustsituation die erste Schranke ent-
gegensetzt, in der wir die
Urverdrängung zu erkennen haben. Die Kon-
normale Äußerungen Freud in dem sogenannten körperAusdruck der Gemütsbewegung erkannte, erweist sich so als lichen version, deren
identisch mit der Entstehung des Psychischen aus der Körperinner vation,
mit dem bewußten Eindruck der wahrgenommenen Urangst. Wäre diese rein physiologisch, so könnte sie wahrscheinlich früher oder später d. h.
auch
voll abgeführt
die Rückstrebung
werden;
so aber
wird
sie
psychisch verankert,
(Libido) zu verhindern, die sich
dann
um
in allen späteren
Zuständen, vvo Angst entwickelt wird, an diesem Grenzwall der Ur-
verdrängung fixierte
bricht.
Das heißt der wahrgenommene und psychisch
Eindruck der Urangst löscht die Erinnerung an den voran-
Das Trauma
i8o
der Geburt
gegangenen Lusizustand aus, verhindert damit die Rückstrebung, die uns lebensunfähig machen würde, wie
ja
der „mutige" Selbstmörder,
der diese Angstgrenze riickschreitend zu passieren vermag, beweist. Es scheint, daß der
Mensch
nicht ertragen,
und
die schmerzliche
die ersatzmäßige
Trennung vom Urobjekt gar
Anpassung an
die Realität über-
haupt nicht zustande bringen würde, ohne durch die drohende Wieder-
holung der Urangst von einer weitgehenden Rückstrebung abgehalten
— im Schlaf (Traum), {unbewußte Phantasie) — sich dieser Grenze annähern XU werden. Sobald
man
sei es
sei es
im Wachen
will, tritt
Angst
auf und dies erklärt sowohl den unbewui3ten Lust- wie den bewußten ünlustcharakter aller neurotischen Symptome. Die einzige reaieMöglichkeit für die
annähernde Wiederherstellung der Urlust
schlechtliche Vereinigimg, das partielle rein körperliche in
bietet die ge-
Zurückgehen
den Mutterleib. Diese TeiJbefriedigung, an die die höchste Lust-
empfindung geknüpft
ist,
genügt aber nicht allen Individuen, oder stärkerer Wirkung des Gcbiu-tstraumas,
besser gesagt, sie
können infolge
die sich letzten
Endes aus dem Keimplasma ableiten
lassen wird,
und
der stärkeren Urverdrängung (Reaktion), die es notwendig macht, diese partielle körperliche
Beziehung zum Objekt nur in mehr oder weniger
unbefriedigender Weise herstellen. Ihr Unbewußtes strebt danach, die volle
Rückkehr zu reproduzieren,
sei es
durch Herstellung der kom-
und Kind mit dem Sexualpartner (Masturbation, Homosexualität'), sei es durch die Abwehr des Identifizierungsmechanismus im neurotischen Symptom, anstatt dies pletten körperlichen Identität von Mutter
durch Vollziehung des Geschlechtsaktes und Schaffung eines neuen
Lebewesens zu tun, mit dem
sie sich identifizieren
können. Hier
liegt
übrigens der fundamentale Unterschied in der gesamten psychischen
Entwicklung von
Mann und Weib, indem
das letztere imstande
ist,
durch ganz reale Reproduktion der Ursituation, das heißt durch wirki")
Von den Homosexuellen
matrii habent.
sagt schon
Martial:
pars
est
itna
patrU cetera
m iSi
Die psychoanalytische Erkenntnis Wiederholung von Schwangei-schaft und Gebärakt,
liehe
weitesten gehende
Annäherung an
während der hierin auf
Mann
die Urbefriedigung zu verschaffen,
unbewußte Identifizierung angewiesene
die
Reproduktion in der Identifizierung mit
sich Ersatz für diese
und der daraus folgenden Schöpfung
der „Mutter
künstlerischer Produktionen schaffen Rolle,
welche die Frau in der
muß. Dies
kultureller
Ku lturen twickiung
die
die ganze Ktolturschöpfung
spielt
und aus
während im
nur aus der durch
Urverdrängung beseitigten libldinösen Überschätzung des mütter-
lichen Urobjektes durch den die
und
erklärt die geringe
der dann ihre soziale Minderbewertung sekundär folgt,
Grunde genommen
am
sich die
normale
soziale
Mann
erfolgt.
'
So könnte
man
sagen, daß
Anpassung einer weitgehenden Übertragung der
Urlibido auf das Väterliche, Schöpferische entspricht, während alles
Pathologische
—
aber auch Übernormale
— auf einer
allzu starken
Mutterfixierung, bezw. der Abwehr-Reaktion dagegen, beruht.
xwischen
wunsch
liegt die volle sexuelle Befriedigung,
einschließt,
und eine nahezu
rastlose
die
Da-
auch den Kinder-
Rückverwandlung der
Urangst in die Urlibido zuläßt; daher lösen die zahlreichen, innerhalb des komplizierten
Angst aus, die
Sexualmechanismus möglichen Störungen sogleich bei den direkten Störungen der Sexualfunktion („Aktnal-
neurosen" Freuds) unmittelbar
frei
wird, bei den psychisch veranker-
Psychoneurosen dagegen im Schutzbau des Symptoms gebunden
H
len
t
scheint, und im Anfall
jeder Art auf reproduktiven
er-
Wege abgeführt wird.
Mit dem Geburtstrauma und den ihm vorangehenden Foetalzustande haben wir
das vielumstrittene Grenzgebiet des Psychophysischen end-
gemacht und verstehen von da aus nicht nur die Angst, dieses Ursymptom des Menschen, sondern auch die im Psychophysischen
lich greifbar
Motivierung für die von Alfred Adler als primum movens herangezogene Vorstellung von der „Minderwertigkeit" der Frau, die sich übrigens als direkte Folge der Verdrängung des Geburtstraunias ganz uni)
Hier
liegt die tiefste
abhängig vom Geschlecht
findet.
flp^T^^^^J^^»^^*^^?^^^
Das Trauma der Gehurt
1S2
wurzelnde Konversion in gleicher Weise wie das gesamte Affekt- und Triebleben. Der Trieb
tatsächlich nichts anderes als die nächste
ist
i|
Reaktion auf die psychisch verankerte Urangst, sozusagen der durch diese modifizierte Instinkt,
der Angstgrenze
indem
immer wieder
das Ich in seinem Riickdrang von
getrieben
aufs neue vorwärts
das Paradies statt in der Vergangenheit in der nach
Mutter gestalteten Welt zu suchen und soweit
dem Ebenbild
dies mißlingt, in
großartigen Wunschkompensationen der Religion, Kunst sophie.
Denn
diese
wird,
ungeheure Anpassungsleistung gelingt
der
den
und Philo-
in der Realität
erstmalig nur einem Typus Mensch, den uns die Geistesgeschichte
Heros überliefert hat, soweit handelt,
und den wir
als
es sich
„Künstler"
bezeichnen möchten,' soweit
es sich
um
ein Gestalten realer
als •i
Werte
im
weitesten Sinne des Wortes
um
ein Schaffen ideeller Werte,
des phantastischen Überbaus handelt, der aus den in der Realschöpfung
unbefriedigten Resten der Urlibido geschaffen
Mensch wird dann
in
diese das
Ursymbol
wird.
bereits
Der normale
repräsentierende*
Welt hineingeboren und findet die dem durchschnittlichen Verdrängungsgrad entsprechenden Befriedigungsmöglichkeiten bereits fertige
Formen
vor, die er aus seiner individuellen Urerfahi-ung
wieder zu erkennen und zu gebrauchen Hier
ist
hat („Symbolik
als
nur
).
der Ort, eine der wichtigsten theoretischen Folgerungen aus
dieser Auffassung zu ziehen, die sich ebenfalls als ganz direkte Forl-
setzung der von
Freud angebahnten Forschungsrichtimg erweist. Von
Anfang an war der
spezifisch analytische Gesichtspunkt die vorläufige
und phylogenetischen Einflüsse, die ja großenteils ohnehin unfaßbar waren und deren maßlose Überschätzung die Psychoanalyse dadurch korrigierte, daß sie ein großes und Zurückstellung
aller hereditären
höchst bedeutsames Stück der individuellen Entwicklung, nämlich die
frühe Kindheit, der Erforschung zugänglich i)
Rank: Der
3918.)
und
als
determinierenden
Künstler. Ansätze -m einer Sexualpsychologie. 1907.
(2.
Aufl.
Die psychoanalytische Erkenntnis Faktor ersten Ranges in ausgiebigstem
Da uns
8}
verständlich gemacht hat.
aber die Ausgestaltung der analytischen Technik in den Stand
im Laufe
gesetzt hat,
stadium
Maße
i
immer
unserer Erfahrung dieses infantile Entwicklungs-
weiter nach rückwärts, schließlich bis in das pränatale
Stadium, zu verfolgen, ergibt
sich,
Studium der Traum symkolik, sichtspunkt des mitgebrachten
— insbesondere aus einem
—
vertieften
daß wir den phylogenetischen Ge-
psychischen
Besitzes entbehren, be-
ziehungsweise ihn wieder auf das biogenetische Grundgesetz im Sinne Haeckels einschränken können. Nicht nur klärt sich die ganze Symbolik
und
alle
daran geknüpften Probleme in einfacherer und befrie-
digenderer Weise auf,
als dies
durch das vorzeitige Hineintragen phylo-
genetischer Gesichtspunkte in die Analyse durch die spekulative Nei-
gung Jungs der Mythologie
als
Fall war, der
kommend und
von der Psychiatrie
die
Vergleich sobjekt heranziehend der einzig aufschluß-
reichen Erfahrungen aus der Neurosenanalyse entbehrte, die ihm gestattet hätten, über die bloße Deskription und die daran geknüpfte
Spekulation hinauszugehen.
Freud
hat auch sogleich die Unfrucht-
barkeit des Beginnens erkannt, mit Hilfe ungedeuteten völkerpsycho-
logischen Materials die lich
machen zu
Phänomene
wollen,
eingeschlagen, den wir
und
der Individualp sychologie verständ-
hat den einzig richtigen
umgekehrten Weg
nun noch weiter verfolgen und damit den phylo-
genetischen Gesichtspunkt ein ganzes Stück zurückschieben können.
Nachdem wir
bereits die
Urphantasien von
der Kastration
und
der ödipussituation auf das Geburtstrauma (Trennung), bzw. dessen lustvolles
Vorstadium (Wiedervereinigung mit der Mutter) zurück-
führen konnten,
fällt es
uns nicht schwer, in direktem Anschluß an
Beobachtungen Freuds, die beides in sich fassende typische Situation von der Belauschung des elterlichen Koitus auf ihr
reales Substrat, die
pränatale Situation zurückzuführen. Bereits in der zweiten Auflage der
von typischen Träumen, denen „Phantasien über das Intrauterinleben, das Verweilen im Mutter-
„Traumdeutung" (1909)
berichtet
Freud
Das Trauma der Gehurt
i84 leibe
und den Geburtsakt zugrunde
der Beispiele den
Traum
liegen"
{S.
198),
und
führt als eines
eines jungen
Mannes an, „der in der Phanschon die intrauterine Gelegenheit zur Belauschung eines Koitus zwischen den Eltern benützt." Dieser sowie der nächste dort mitgerasie
teilte soll,
Geburtstraum einer Patientin, die sich vom Analytiker trennen sind, wie Freud zuerst erkannte, analytische Kurträume, von
deren Regelmäßigkeit unsere Untersuchung ihren Ausgang hat.
genommen
In bezug auf die Heilungssituation entsprechen
tasien", die aber
sie wohl „Phannur dem Reflex der tatsächlichen Reproduktion des
Geburtsakts mit echtem, „erinnertem" Material entsprechen.
Problem hat dann Freud
viele Jahre spater,
zum
„Mutterleibsphantasie" längst
nachdem
Dieses
die sogenannte
Spott aller Kritiker Heimalsrecht
in der Psychoanalyse erhalten hatte, in seiner klassischen Darstellung
der „Geschichte einer infantilen Neurose"' wieder aufgegriffen die allerdings unfaßbar gebliebene Realität der „Urszene" nicht
und nur
gegen die Umdeutungsversuche ehemaliger Anhänger, sondern ebensosehr gegen seine eigenen wissenschaftlichen Zweifel hartnäckig verfochten.
Von den
analytischen Wiedergeburtsphantasien des Patienten
ausgehend, dessen Klagen, „daß verhüllt sei," sich auf seine
führen ließen, gelangt
vom
die
Welt durch einen Schleier
Geburt in einer „Glückshaube" zurück-
Freud
zur Auffassung, daß sich der Patient in
den Mutterleib zurückwünsche mit der Mutter
ihm
{1. c.
S,
695),
um
dort in Identifizierung
Vater befruchtet zu werden und
ihm
ein
Kind
zu gebären. Der erste Teil des Wunsches ist, wie wir an einwandfreiem Material zeigen können, ganz real biologisch zu nehmen, der zweite Teil zeigt das ganze
Maß von
tung, welche diese ursprüngliche
Erlebnisse des
Knaben in
1)
Wunschtendenz durch
die spezifischen
seiner Kindheit erfahren hat.
bezeichnet in einer Fußnote
(1.
c. S.
Freud
selbst
695) diese Frage der Rückerinne-
Sammlung kleiner Schriften zur Neurosen lehre. im Winter 1914/ig niedergeschtiefaen.
beit selbst ist
und Umarbei-
psychischer Verkleidung
IV. Folge. 1918. Die Ar-
Die psychoanalytische Erkenntnis
iSs
rungsfähigkeit als ,,die heikelste der ganzen analytischen Lehre''
kommt
zu
dem
man könne
Schluß,
weisen, daß eine Art von schwer eine Vorbereitung
zum
und
„die Auffassung schwer von sich
bestimmbarem Wissen, etwas wie
Verständnis, beim Kinde dabei [bei der Reakti-
vierung der Urszene] mitwirkt. sich jeder Vorstellung; wir
Worin
mag, entzieht
dies bestehen
haben nur die eine ausgezeichnete Analogie
mit dem weitgehenden instinktiven Wissen der Tiere zur Ver-
fügung"
Die Tatsache, daß in den gänzlich unbeeinflußten
716).
(1. c.
Träumen zu Beginn
der Analyse, die
dem allgemeinen Traumtypus
der betreffenden Person überhaupt entsprechen, neben der aus Ge-
hörtem und Gelerntem rückphantasierten Belauschungssituation rein biologische Elemente (wie Gliedersteilung, besondere Geburtsschmerzen usw.), die auch der Mutter nicht bekannt gewesen sein können,
im Zusammenhang mit den körperlichen Symptomen nachzuweisen
sind, setzt
der Neurose
uns In den Stand, das reale Substrat auch
Wir brauchen dazu nur den „symbolischen" Anpassung an die Realität vom
der ,,Belauschungsphantasie" zu erfassen.' geschilderten
Weg
der
elterlichen Schlafzimmer, in das die Szene meist verlegt wird, zu
realen Urbild, ,vird
dem
Mutterleib, zurückzu verfolgen.
seinem
Auf diesem Wege
dann das eigentliche Wesen der „Urphantasie", nämlich die
Gleichgültigkeit, ob die Szene erlebt
wurde oder nicht, ohne weiteres denn auch der beobachtete Koitus könnte nicht die verständlich, trauhaben, Wirkung wenn er nicht an das matische ürtrauma, der ersten Störung der seligen Ruhe durch den Vater, erinnern würde. So erweist sich der spätere kindliche
Ödipuskomplex
als direkter
Abkömmling,
d.h. als die psychosexuelleVerai-beitung der intrauterinen ÖdipussiUiation, die sich so
i)
doch
als „ Kernkomplex
Das phantastische Element daran,
der Neurosen " erweist, da diese
die Rückprojizienmg der heterosexu-
ellen Stufe, hat in zahlreichen mythischen Überlieferungen,
im Mutterleib funden.
koitiert (Osiris), sowie in
wo der Held schon
obszönen Scherzen Niederschlag ge-
Das Trauma
j86 väterliche Störung,
wenn auch
der Geburt
nicht das erste
„Trauma",
so
doch dessen
unmittelbarer Vorläufer genannt zu werden verdient.'
Unter diesen Gesichtspunkten läßt sich das reale Substrat der „Urphanlasien" greifbar machen, die Urrealität aufzeigen, die ihnen zu-
grunde
liegt
und
so die „psychische Realität", die
dem Unbewußten zuerkennen fassen
und
müssen,
Wir können auf
verstehen.
als
die
Ich
Unbewußte,
Annahme denn
einer Vererbung
das primäre See-
erweist sich als das
im wachsenden
unverändert fortlebende Embryonale,^ welches
analyse als letzte metapsychologische Einheit lich neutralen
„Es" zusammengefaßt
Vorbewußten
an,
wie
ja
zeigt
libidinöse Verhältnis des
Embryo zum
alle
dieser
Bestimmung
Charaktere, die nach
unbewußten Kern unseres
i)
die Psycho-
Begi-iff des geschlecht-
was darüber hinausgeht,
im engeren
Sinne, gehört
dem
auch die in Witz, Folklore und Mythus ver-
wendete Sexualsymbolik
Aus
im
hat. Alles,
insbesondere auch alles Geschlechtliche
Freud
eine biologische Realität
psychischer Inhalte einstweilen verzichten, lische, das eigentlich
wir nach
;
des
wirklich
unbewußt daran
das
erklären sich zwanglos
letzter Darstellung^
Ichs eignen
nur
Mutterleib.
Unbewußten
Freuds
ist
:
dem
eigentlich
vor allem die in ihrer Intensität
Es kann daKer auch nicht ganz gleichgültig
sein, bis in
welche Zeit der
Gravidität derGeschlechtsverkehr fortgesetzt wird. Vgl. hierzu die Ausfüliningen
von Dr. H.
Hug-Hellmuth: Aus dem
~ Daselbst
Seelenleben des Kindes. Eine psa. Studie.
auch der Hinweis, daß die Freude am Rhythmus beim kleinen Kinde in ursächlichem Zusammenhang mit den Bewegiingsempfindungen des Foetus im Mntterleibe steht. 2) Ein Beweis dafür ist die analytisch bekannte, aber als unverstandener Widerspruch hingenommene Tatsache, daß als Darstellung für „dasjl^be wußte" 2.
erw. Aufl. 1921,
g, 2.
im Traume
die gleichen Symbole verwendet werden wie für den Mutterleib (Zimmer, Gebäude, Schränke, Schächte, Höhlen, die Silberer nur rein „funk-
tional" als psychische Selbstdarstellung zu fassen vermochte. Sieh© seine letzte
'
diesbezügliche Arbeit in den Sitzungsberichten der Wiener Gruppe (Internat.
^A
VHI, 1922, S. 556). Freud: Das Ich und das Es.
Zschr. 5)
f.
Psa.
]
1925.
y-
isy
Die psychoanalytische Erkenntnis stets
unveränderliche und durch nichts zu befriedigende Wunsch-
tendenz, die
Freud
biologisch als das Streben der Libido
herstellung eines verlorenen Urzustandes erfaßt hat tische" Urcharakter
dieser
Geschlechtsdifferenzierung,
Sitation,
das
;
nach Wieder-
dann der „narziß-
vollkommene Fehlen der
wodurch ursprünglich jedesObjekt, das dem
Ich gegenübersteht, Muttercharakter erhält; ferner die Zeitlosigkeit und der Mangel jederNegation, die, .erst durch den Vorgangder Verdrängung
eingeführt" wird,' also aus der psychischen Erfahrung des Geburts-
traumas stammt; endlich die fundamentalen seelischen Mechanismen des
Unbewußten wie :
das für die Kulturentwicklung ausschlaggebende die
Streben zur Projektion, soll,
und
die so rätselhafte
den verlorenen Zustand draußen ersetzen
J^eigung zur Identifizierung,
dig.
wieder
auf die Herstellung der alten Identität mit der Mutter abzielt. und für das Verständnis der gesamten Lebens"2,u den wesentlichen '""
vorgänge hochbedeutsamen Charakteren des Unbewußten gehört auch das vollkommene Fehlen der „Negation an sich", derTodesvorsteliung,
wie Freud frühzeitig aus dem infantilen Leben erschlossen hat. Das Kind und sein seelischer Repräsentant, das Unbewußte, weiß nur von (5er
ihm
aus der Erfahrung bekannten Situation vor der Geburt, deren
lustvolle Erinnerung in
dem unverwüstlichen Unsterblichkeitsglauben,
den Ideen eines ewigen Lebens nach dem Tode fortwirkt. Aber auch was uns biologisch als Todestrieb erscheint, kann nichts anderes anstreben, als den bereits erlebten Zustand vor der Geburt wieder herzustellen, und der „Wiederholungszwang" ' rührt von der Unerfüllbarkeit dieses Strebens her,
Möglichkeiten
i)
a)
das
immer wieder
erschöpft. Diesen
in
neuen Formen
Vorgang heißen wir biologisch
alle
ge-
Siehe: Ans der Geschichte einer infantilen Neurose, 1. c. 669, Fußnote 2. Siehe Freud: Jenseits des Lustprinzips. 1921. Mit der hier vertretenen
—
zusammenfassenden Ausführungen Schluß seiner Artikelserie: Das Selbst (Imago VIT, 1921,
Auffassung decken sich
von R6heiin
am
fast vollinhaltlich die
S.gosf.).
/
1
Das Trauma der Geburt
88
sprechen „Leben".
im Verlaufe
desselben dem durch das Geburtstrauma losgelösten „normalen" Individuum auch gelungen, unter den Ist es
geschilderten Schwierigkeiten der Kindheitsentwickking
meidung neurotischer Rückfälle, Welten", nämlich
aller
als
sich die
Außenwelt
und mit Ver-
als die
„beste
Mutterersatz anzupassen, so zeigt sich, dalJ
doch das Unbewußte inzwischen mit zäher Beharrlichkeit [den ihm vorgeschriebenen des Ich doch zu
Rückweg
eingeschlagen hat, der es gegen den Willen
seinem ursprünglichen Ziele zurückführt. Dieser Vor-
gang, den wir „Altern" nennen,
pers verlegen,
dings
sich aber zur Erreichung dieses
Zieles auf die systematische Zerstörung des ganzen Kor-
unbewußten Tode
muß
den
es
durch Krankheiten
aller
Im Moment des Sterbens trennt von dem Mutterersatz, der „Frau Welt",
fülirt.'
Art schließlich
zum
sich der Köx-per neuer-
deren Vorderseite schön
und wohlgebildet, deren Rückseite jedoch häßlich und grauenerregend gedacht wird," welche leicht
ist,^
da
Trennung
es sich ja
nur
um
für das das
Unbewußte anscheinend doch
Aufgeben eines Ersatzes zur Er-
langung der eigentlichen Seligkeit handelt. Hier wurzelt nicht nur die populäre Vorstellung
vom Tod
als Erlöser,
liche aller religiösen Exdösungsideen. i)
sondern auch das Wesent-
Anderseits
die schreckhafte
ist
Krankheit und Tod. nahm: „Leben das heißt lange dem Heilande Asklepios einen Hahn schuldig," (Natür-
Siehe die drei buddhistischen Übel: Alter,
—
Sokrates sagte, als er den Giftbecher
—
Itrank sein: ich bin lich ist der Heiland Asklepios mythisch eine Wiedergeburtsgottheit, die von Zeus mit dem Blitztod bestraft wurde, weil sie einen Toten erweckt hatte.) a) Siehe „Frau Welt" von H. Niggemann („Mitra",!, igi+^Nr. io,S. 279.} 5) Schon der große Arzt und Menschenbeobachter Hufeland spricht von der scheinbaren Schmerzhaftigkeit des Sterbens. In einem Aufsatz, den ich zufällig während der Niederschrift dieser Arbeit zu Gesicht bekam, zeigt
—
Heinz Welten {„Über Land und Meer", April 1925), „wie leicht sich's stirbt" an den überlieferten letzten Worten unserer großen Geister. Der berühmt ge-
—
wordene Ausspruch Goethes: Mehr Licht, weist deutlich auf die unbewußte. G^urtsphantasie^den Wunsch,JasJiight_derJVelt^u erblicken, hm. Goethes
a^ornTschweresUeburtstrauma, von dem hafte in seinem Leben und Schaffen.
er selbst berichtet, erklärt das Rätsel-
lo^
Die psychoanalytische Erkenntnis Vorstellung des Todes Schnitt wieder der
vom Leben
Mensch beim
zum
Sensenmann, der Einen mit gewaltigem
als
trennt, auf die Urangst zurückzuführen, die
Trauma, dem
letzten
letztenmal reproduziert
angst,
und
letzten
der Auffassung des Sterbens
als
des Todes,
so aus der höchsten Angst, der Todes-
noch den Lustgewinn der Negierung
Wie
erleben der Geburtsangst zieht.
Atemzuge
einer
des
ernst es
Todes durch Wieder-
dem Unbewußten mit
Rückkehr
in den Mutterleib
ist,
geht aus den- Totenriten aller Völker und Zeiten hervor, welche die
Störung des ewigen Schlafes (durch den Vater)
und den
als die
giÖßte Unbill
ruchlosesten Frevel ahndet.
So wie die Seele nach dem tiefsinnigen Dogma der Kirchenväter erst im vorgeschrittenen Stadium der Schwangerschaft, wenn das Kind die imstande ist, in den Embi^o fährt, ersten Eindrücke wahi-zunehmen des unsterblichen Lebens teilverläßt sie im Tode den Körper,
um
so
das unstillbare
vom Körper versucht zu retten. Wir stoßen
In diese Trennung der Seele
haftig zu werden.
Wünschen
die Unsterblichkeit
hier wieder auf den ursprünglichen, scheinbar phantastischen, in Wirklichkeit aber ganz realen Inhalt der Seelen Vorstellung, die sich nach
den schönen Ausführungen von Erwin
^md
Rohde
(„Psyche, Seelenkult
Unsterblichkeitsglaube der Griechen") aus der Todesvorstellung
entwickelt hat. Die Seele wird ursprünglich ganz real
und
körperlich
Doppclgänger des Verstorbenen vorgestellt (der ägyptische Ka und als ein seine Parallel gestalten},' der ihn im Sinne eines ganz realen Fortlebens
nach dem Tode ersetzen
soll.
Wie
sich daraus der primitive Seelen-
glaube, die religiöse Seelenvorstellung
und der philosophische
Seelen-
begriff entwickelt haben, versuchte ich gelegentlich in anderem Zu-
sammenhange zu
skizzieren.
Krauss:
='
Die psychoanalytische Forschung,
Glück und
die
all
im Volksglauben der Sudslavcn. Ders. Der Doppelgängerglaube im alten Ägypten und bei den SüdWien 1886. slaven. Imago VI, 1920, S. 38^ f. — Rank: Der Doppelgänger. Imago III, 1914. a) Die Don Juan-Gestalt. Imago VII, 1922, S. 166 ff. i) F. S.
—
Sreca.
:
Scliicksal
Das Trauma der Gehurt
1^0 diese Gebilde als
unbewußte Wunschphantasien
nun wieder auf den
immer wieder Angesichts sich auf
aufs
all
entlarvt
hat,
greift
dem
realen Seeleninhalt zurück, wie er sich in
neue gegebenen Embryonalzustand
realisiert.
immer wieder erneuten Versuche, Wegen der Ersatzbefriedigung den ver-
dieser großartigen,
den verschiedensten
lorenen Urzustand wieder herzustellen
und das Urtrauma zu verleugnen, glaubt man einen Augenblick lang den schwankenden Gang der Weltgeschichte mit ihren scheinbar willkürlich wechselnden Phasen in
Es scheint
seiner biologisch bedingten Gesetzmäßigkeit zu verstehen.
darin der gleiche
drängung die das
Urmechanismus zu walten, der
in so großartiger
Unbewußte zu
Weise auswirkt. Zeiten
sich
von der ürver-
gi-oßer äußerer Not,
stark an die erste Lebensnot des Individuums,
das Geburtstrauma, erinnern, führen automatisch zu verstärkten Re-
gressionsversuchen, die wieder aufgegeben werden müssen, nicht nur weil sie niemals
dann,
wenn
sie
zum
eigentlichen Ziele führen können, sondern gerade
ihm wieder
angst stoßen, die vor
dem
gekommen sind und auf die UrWache hält wie die Cherubim mit
zu nahe
Paradiese
dem gezückten Schwert vor dem Eingang zum Paradies. So die
wirkt gegen
Urtendenz zur Wiederherstellung der alten höchsten Lusterfahrung
nicht
nur
die
Urverdrängung
als
Schutz gegen die damit verbundene
Wiederholung der größten Unlusterfalirung, der Urangst, sondern gleichzeitig
auch das Sträuben gegen die Lustquelle
selbst,
an die
erinnert werden will, weil sie unerreichbar bleiben
man
muß. In
nicht dieser
doppelt gefügten Verdrängungsschranke, die der Abhaltung von der Urlusterinnerung durch die Geburtsangst und dem Vergessen des schmerzlichen Geburtstraumas durch
gangene Lusterlebnis entspricht,
Erinnerung an das vorherge-
also in dieser
Urambivalenz
des
Psychischen, liegt das Rätsel der Menschheitsentwicklung beschlossen, das nur auf selbst
einem Wege, der Entdeckung
des Verdrängungsvorganges
durch die Psychoanalyse, gelöst werden konnte.
Die therapeutische Wirkung Wenn ins
wir uns an die
Auge
gefaßte
am Schluß
des vorigen Abschnitts
noch einmal
Macht der Urverdrängung erinnern und an
die Jahr-
tausende hindurch von der Menschheit ebenso unermüdlich wie vergeblich wiederholten Versuche
sie
zu überwinden, so
mag
sich
im
ersten Augenblick zu den pessimistischen Konsequenzen, zu denen diese Auffassung allenthalben zu führen scheint, der
Gedanke an die
Denn welche Macht Unbewußte zum Verzicht auf seine
Hoffnungslosigkeit jeder Psychotherapie gesellen.
der Erde sollte imstande sein, das ureigenste Natur, zum Einschlagen einer andern
Sinne des Wortes angeborenen scheint aus
dem Gesagten
als
der
Richtung zu bewegen?
ihm im wahren
Nun
kein anderer Schluß möglich,
tatsächlich
als der,
daß
es
eben keine solche Macht geben könne. Anderseits zeigt die analytische Erfahmng. daß doch etwas existieren müsse, was es möglich macht,
schwer neurotische Menschen, bei denen das Unbewußte besonders
mächtig herrscht, wirklich in so weitgehendem Maße von dessen Überso wie die Nichtneurotischen macht zu befreien, daß sie imstande sind
—
7.U
leben. Das
wenig,
je
ist
allerdings auch alles, sehr viel
na<:hdem yon welchem Standpunkt
Nun
man
und zugleich
sehr
dieses Resultat be-
anscheinend nur der Analytiker selbst geneigt, es vom ersten Standpunkt zu betrachten, während der Patient es häufig genug trachtet.
ist
nur vom zweiten beurteilen kann. Dieser Widerspruch scheint zwar zunächst keiner weiteren Begründung zu bedürfen, verdient aber doch,
auf seine psychologische Motivierung untersucht zu werden.
1
Das Trauma
p2 Es
ist
nicht die
Rede von
Berechtigung glauben
zu haben und ich
habe Fälle
der Geburt
wo
Fällen,
darf, nicht
nur
der Analytiker mit subjektiver
sein Bestes, sondern Alles getan
wo ein wirklicher Erfolg tatsächlich ausbleibt; sondern im Auge, wo der Patient, tatsächlich von seinem Leiden
wieder arbeits- und genußfähig gemacht
befreit,
ist
und sich doch wie ein
Doch lassen wir uns dadurch natürlich keinen
Unzufriedener benimmt.
Augenblick von unserer Aufgabe abbringen oder wankelmütig machen.
Wer
sagt
uns denn, daß
alle die
anderen Menschen, welche die Analyse
nicht dui-chgemacht haben, bei denen es vielleicht auch gar nicht nötig wäre, zufriedener, glücklicher sind?
Freud, der
spruches von
lautet,
Wir
erinnern uns dabei eines Aus-
daß der geheilte Neurotiker
nachher nur gemeines Unglück
zeige,
wo
oft
genug
er früher „neurotisches"
Der Arzt kann auch beim körperlich schwer Erkrankten dessen Ansprüche auf volle Gesundheit kaum je erfüllen, geschweige denn hatte!
beim Neurotiker, der gerade am Übermaß ist
und zwar jener Ansprüche der Libido,
seiner
Ansprüche erkrankt
die nach den Erkenntnissen
der Psychoanalyse ihrer Natur nach überhaupt niemals zu befriedigen sind.
Führt
nicht eher
also die letzte
zum Aufgeben
Erkenntnis der Verursachung der Neurose
jedes Heilungsversuches, statt
uns mit der Er-
kenntnis der Verursachung auch die Mittel zu ihrer Beseitigung an die
Hand
zu geben!
Und
bedeutet dies nicht geradezu den vollständigen
Nihilismus in der Psychotherapie?
Ja,
ganze Forschung und Wissenschaft, die
noch mehr, eine Absage an ja tatsächlich
auf
dem
ins
die
Tech-
nische gewendeten sokratischen Satz zu ruhen scheint Wissen istMacht :
Nun
t
hat ja gerade die Psychoanalyse zu allererst an diesem Vorurteil
gerüttelt, das
von ihrem antiken Vorläufer
heit überliefert
ist.
als die
Summe
seiner Weis-
Die Psychoanalyse hat uns schrittweise gezwungen,
unseren intellektuellen
Hochmut
abzulegen und die Macht unseres
Bewußtseins gegenüber der biologischen Elementarkraft des Unbewußten
immer mehr und mehr geringschätzen zu lernen. Ich glaube, wir haben nun denselben Weg auf dem Gebiet der psychoanalytischen Therapie
Die therapeutische Wirkung selbst weiter
Ipß
zu gehen, nachdem wir uns genügend Wissen erworben
haben,
um
— Sokrates variierend — zu erkennen, daß
wissen,
ist,
daß unser Wissen therapeutisch nicht
es nicht in
des
viel taugt,
wirksamer Weise anwenden können. Freu d
frühzeitig davor gewarnt, das eigene
alles,
was wir
wenn wir
selbst hat
schon
Wissen und Verstehen mit dem
Kranken zu verwechseln,^ indem er scharf zwischen der Psycho-
analyse als Forschungsmethode
wir noch zu wenig
und
als
vom Unbewußten
Therapie unterschied. Solange erfahren hatten,
war
es aller-
dings häufig unvermeidlich, die Forschung in den Vordergrund zu
rücken,
wenn
das bisherige
Wissen
Aber
Effektes nicht ausreichte.
zui-
Erzielung des therapeutischen
die reichen
Erfahrungen der
letzten
Jahre haben uns übei-zeugt, daß die therapeutischen Möglichkeiten der A^'ermehrung unseres Wissens nicht ja
im erwarteten Maße entsprechen,
daß sogar das naive therapeutische Zugreifen durch ein Zuviel an
Wissen und Einsicht gehemmt werden kann.'' Anderseits hatte die Erfahrung schon lange gezeigt, daß die Mitteilung unseres Wissens an den Patienten und sogar seine intellektuelle Akzeptierung desselben
an seinen Symptomen nichts ändert. Die Analyse mußte den therapeutischen Wert auf die affektive Akzeptierung legen, die letzten Endes dem Abreagieren der Affekte gleichkam und nur nach Beseitigung der
unbewußten Widerstände möglich war. An
uotischen Vorzeit
Wiederholung
Stelle des aus der
stammenden bewußten Erinnernlassens
in der positiven
trat
hyp-
bald die
und negativen Übertragung, der
sich
die wirkliche affektive Reproduktion anschloß. ^ Es zeigte sich weiter,
Weitere RatscUäge zur Technik der Psychoanalyse: Zur Einleitung der Behandhmg. 1915 (Kl. Sehr. IV, Seite 456). 2) Solche Erfahrungen dürften denn auch Professor Fr eudveranlaßthaben,auf i)
dem
Kongreß (September 1922) „Das Verhältnis der psychoanalytischen Theorie zur Technik" zum Gegenstand einer Preisausschreibung zu machen. 5) Weitere Ratschläge usw. Erinnern, Wiederholen und Durcharbeiten. 1914 letzten
:
dazu Ferenczi und Rank; Entwicklungsziele der PsychoZur Wechselbeziehung von Theorie imd Praxis. 1924.
(Kl. Sehr. IV). Vgl.
analyse. 1,3
R.-inl:
Das Trauma der Qehurt
194 daß
man
diese
durchaus
zu provozieren habe,
dem Wiederholen
,
nichl:
zu vermeiden, sondern
wenn der in
also
genug gerade
Patient das Erinnern als Schutz vor
seiner
biologischen Funktion benützte.
Ferenczi auf
Zuerst hat bekanntlich
oft
Notwendigkeit einer „ak-
diese
tiven" Therapie nachdrücklich hingewiesen
'
und
diesen Hinweis dann
in einer eingehenderen Darstellung gegen eine mißverständliche Auf-
fassung zu rechtfertigen er,
daß die
als
und zu begründen
Neuerung verschriene
gesucht.^ Mit Recht betont
Aktivität ja seit jeher in der
Psychoanalyse stillschweigend geübt worden war, und ich kein weiteres Argument hinzuzufügen pie ihrer
flussung
Natur nach „aktiv"
und
sei, d.
als
vi'üßte
höchstens das, daß jede Thera-
h. irgend eine willkürliche Beein-
eine daraus folgende Veränderung, einen Effekt bezwecke.
Die an der Psychoanalyse mit Recht gerühmte „Passivität"
Tugend
dem
ist
eine
des Forschers, die ihn in den Stand setzt, überhaupt etwas
Neues zu finden, was er noch nicht weiß oder durch sein Wissen provoziert hat. Doch ebensowenig wie der Internist am Krankenbett in der Geschichte der Medizin, schlagen wird, wie
man
ja
selbst
nicht in einem Lehrbuch nach-
zur richtigen Diagnose gelange, kann der
praktische Analytiker darauf eingestellt sein, mit seinem Patienten, Schritt für Schritt der psychoanalytischen
Forschung folgend, dessen
Seelenleben sozusagen historisch aufzurollen. Er hat eben auch die
Summe
alles bisher erarbeiteten
aufzunehmen und
sie
praktisch anzuwenden. selbstverständlich,
Wissens in richtiger Weise in sich
dann den Forderungen
Daß
wenn er
er dabei „aktiv"
des Falles entsprechend
vorgehen muß,
ist
nur
irgend einen nennenswerten therapeutischen
Effekt erzielen will. Ist doch sein Eingieifen nicht weniger aktiv als das des Chirurgen
und hat zum
Ziel: die kunstgerechte
Lösung der
Urlibido aus ihrer Fixierung durch Aufhebung oder Milderung der Ur-
verdrängung und damit die Lösung des Patienten aus seiner neuroi)
2)
Technische Sclnvierigkeiten einer Hysterieanalyse. Int, Kschr, f. FsA. V, igig. Weiterer Ausbau der ,aktiven Technik' in der Psa. ebenda VII, 1921.
Die therapeutische Wirkwig
I?S
tischen Fixierung; in letzter Linie zurückgehend bis auf die Wieder-
holung des Geburtstrauraas mit Unterstützung einer erfahrenen Heb-
amme.
Ich sage absichtlich nicht „Arztes", weil es mir zunächst
die
Betonung
tun
ist.
neu
und praktischen Momentes zu
des rein menschlichen
Verweilen wir einen
Moment lang mit unserer Überlegung
fixierten therapeutischen
bei
diesem
bemerken wir mit Befriedigung
Ziel, so
den ersten Hoffnungsschimmer
um
im Dunkel
des therapeutischen Pessi-
mismus, bei dem wir zu landen schienen. Wir erkennen dann, daß wir eigentlich nichts anderes getan haben, als das, was der Patient ohnehin
sein ganzes
Leben
lang,
nur mit unzureichendem
sucht hat, nämlich das Geburtstrauma
zu überwinden.
Erfolg, ver-
im Sinne der Kulturanpassung
Nach unserer Auffassung würde
Individuum sofort in den verlassenen Zustand,
d. h.
das neugeborene
ja
praktisch gesprochen
dem Tode verfallen, wenn nicht dieNamr den ersten „therapeutischen" Eingriff an ihm vornähme und ihm das Zurückstreben durch Verankerung der Angst verbieten würde. Von diesem Moment erhalt eigentlich jede weitere Tätigkeit des
peutischen
Charakter, indem
sie
Individuums im Leben „thera-
entgegen den Rückstrebungsten-
denzen den „aufgegebenen" Patienten eine ganze Weile erhält,
ohne daß ihr
dies allerdings
am Leben
auf die Dauer gelingen kann.
Wir
Zusammenhang auch nicht versäumen, auf den hohen „kathartischen Wert hinzuweisen, den gerade die angeblich am wenigsten nützlichen, d. h. dem Ausdruck unbewußter Tendenzen dienenden Betätigungen haben: vom kindlichen Spiel' bis zum Spiel der möchten
in
diesem
Erwachsenen, das im Trauerspiel seine höchste kathartische Ausgestal-
tung
erfährt.
Ja,
wie
Freud
an
dem
Zerrbild der Psychosen zeigen
konnte, haben wir selbst deren Verlauf vielmehr
als
einen Heilungs-
versuch aufzufassen, der genau so wie der analytische eine rückläufige i)
Siehe Karl
gie, XII, 1912.
>3*
Grooß: Das
Spiel als Katharsis.
Zsclir.
f.
pädag. Psycholo-
Das Trauma der Geburt
1^6
Bewegung einschlägt. Dieser mußte auch
die Analyse folgen, wollte sie
überhaupt eine Möglichkeit der Beeinflussung gewinnen.
dem
imstande,
immer
Patienten
Nur
ist
sie
gerade nur so viel Lust zu gewähren,
daß die endgültige Entziehung des Libidomißbrauchs nicht gefährdet
Dabei
ist.
ersetzt
ihm
sie
Weise
in der eingangs geschilderten
das verlorene Urobjekt der Mutter durch ein Surrogat, auf das er
eher verzichten lernen kann,
bewußt gemacht
wird.
und der
für ihn hat
als es
solches
dieses Surrogat tiotzdem
dem Phänomen
der Übertragung äußert,
sich in
nur eine Zeitlang
als
so
Der hohe Wert, den
liegt in seiner Realität, d. h. darin,
nicht
ihm fortwährend nur
um
daß der Analytiker dem Patienten
gestattet, seine
Libido an ihn zu fixieren, son-
dern dies durch die Bedingungen und Veranstaltungen der Kur geradezu herausfordert.
So wird die neurotische Introversion durch die analy-
und
tische Situation paralysiert
analyse damit zurückgi-eifl,
ist
das
Medikament, auf das die Psycho-
der Mensch, der ähnlich den magischen
Praktiken des Medizinmannes dadurch wirkt, daß er direkt an das
Unbewußte will,
so
dagegen nichts
ist
Wenn man dies Suggestion nennen einzuwenden, außer daß man damit einen
des Patienten appelliert.'
nuiimehr psychologisch verständlichen Vorgang durch ein inhaltloses Kunstwort
ersetzt hat.*
Nicht nur die analytische Therapie, jede Therapie, auch kamentöse, wirkt letzten Endes im selben Sinne „suggestiv",
alle
medi-
d. h. inso-
Unbewußte des Patienten anspricht. Dies äußert sich schon der Wahl oder der persönlichen Beziehung zum Arzte, die regel-
fern sie das in
mäßig auf der Übertragung tischen
Maßnahmen den
ruht''
sekundär dessen therapeu-
Unbewußten
verleiht.
in den Analysen sind wir aber in der
Siehe dazu das reichhaUige, wie mir scheint jedoch in zu komplizierter
Weise ausgedeutete Urvaters. 2)
so
nötigen Nachdruck des
Aus zahlreichen Erfahrungen i)
und
Imago
Siehe
g) Siclie
folkloristische Material bei
Hdlieim: Nacli dem Tode des
IX/i, 1925.
Freud Zur Dynamik :
der Übertragung.
1,
c. S.
595.
Fcrenczi: liitroj ektion und Übertragung. Jahrb.
I,
1319.
Die therapeutische Wirkung l-.age,
diese
unbewußte Übertragungs Wirkung
aufzuklären.
Wir
wissen, daß
im Leben
ganz bestimmte, eng umgrenzte Rolle eindeutig zutage
spiel
tritt:
i^']
ihrem Mechanismus
in
des Kindes der „Doktor" eine
spielt, die
im bekannten Doktor-
Ideal des Kindes, als er sicher zu wissen scheint,
kommen und was überhaupt im Innern
woher
immer zeigt
Ob
er nun
dem Messer
ope-
rührt er dabei an das dunkle Urlrauma; die psychoanaly-
tische Situation, in der diese
muß,
die Kinder
des Körpers vorgeht.
horcht und klopft, die Exfcretionen prüft oder mit riert,
unbewußte
er repräsentiert insofei-n das
uns mit
„Übertragung" bewußt gemacht werden
voller Deutlichkeit, in
welchem Ausmaße
das
Un-
bewußte der erwachsensten Menschen das ganze Leben lang am „Doktorspiel" fixiert geblieben ist, welches in direkter Verknüpfung mit dem Kranke benimmt
Urtrauma
steht. Ja, jeder
ängstliche
Kind im dunkeln Zimmer,
sogleich wesentlich, spricht.
wenn
Wenngleich nun
wollen — und
vielleicht
Unbewußten zu
viel
sich manifesterweise
d. h. er
beruhigt sich bekanntlich
und ihm
tröstend zu-
Ai-zte dies nicht
anerkennen
der Arzt nur erscheint
die
Mehrzahl der
können
es viele
„Doktor spielen"
wie das
gar nicht, die selbst noch im
— weil
sie
davon eine Einbuße
ihrer wissenschaftlichen Reputation fürchten, so
mögen
sie
von den
wenigen analytisch beeinflußten Internisten und Spezi aläi-zten lernen, denen die ernsthafte Anerkennung und praktische Verwendung dieser
manchen unerwarteten Erfolg gebracht
Tatsache
welche aber nicht bloß zur
Anerkennung
hat.
Die Analyse,
dieser Tatsache, sondern
auch
zur Aufklärung des Patienten darüber geführt hat, scheint zu beweisen,
daß
dies,
keit
ist,
weit davon entfernt zu schaden, sogar die einzige Möglich-
um dem
therapeutischen Erfolg eine Dauerwirkung zu geben.
Denn diese Loslösung vom Analytiker, die das wesentliche Stück der analytischen Arbeit ist, wird im Zeichen der Reproduktion des Geburistraumas vollzogen, so daß der
Arzt auch sein Leiden verliert,
muß,
um
sein
ja,
Kranke zugleich mit seinem
besser gesagt, seinen Arzt aufgeben
Leiden zu verlieren.
Das Trauma
1^8
der Geburt
Dieser Parallel vorgang gibt zu denken
und
führt zur eigentlichen
Frage des Heilungs Vorganges, seines Mechanismus und der Technik,
man sich dabei zu bedienen hat. Nun lassen sich diese Probleme nur am Material selbst und seiner detaillierten Analyse studieren, auf deren baldige Veröffentlichung ich hier vertrösten muß,' Nur mit deren
Bemerkungen möchte
ein paar
ich dabei die Rolle des
Unbewußten
mißverstandenen bewußten Wissens anderseits
einerseits, des vielfach
umschreiben.
Wir müssen uns
hier besonders davor hüten, in den von
Nietzsche
Gefahr, der mit Recht kritisierten „Sokratismus" zu verfallen, einer entging. aber auch Sokrates selbst schließlich auf gewaltsame Weise Wir alle sind immer noch viel zu sehr „theoretische Menschen" und
schon „tugendhaft" geneigt zu glauben, daß das Wissen tatsächlich
mache. Das
wie gerade die Psychoanalyse bewiesen hat, durchaus Die Erkenntnis ist etwas vom Heilfaktor durchaus Ver-
ist,
nicht der Fall. schiedenes.
Das
tiefste
Unbewußte
ist
seinem Wesen nach ebensowenig
des Menschen; das einzu ändern, wie andere lebenswichtige Organe was wir in der Psychoanalyse erreichen können, ist eine verzige,
änderte Einstellung des Ich aber sehr
viel, ja,
geradezu
alles.
keit des
zum
zum Unbewußten.
wie die Entwicklungsgeschichte der Menschheit
Denn
schiedenen
zeigt,
und LeistungsfähigIch zum Unbewußten,
die psychische Gesundheit
Menschen hängt vom Verhältnis
Es, ab.'
Dies bedeutet
seines
Beim normalen leistungsfähigen Menschen
hemmenden
Ichinstanzen, die
dem
sind die ver-
sokratischen
,,
Dämo-
nion" entsprechen, imstande, das Unbewußte durch kritische Verur-
und gefühlsmäßige Ablehnung (Gewissen und Schuldgefühl) Schach zu halten. In den Neurosen vom hysterischen Typus muß
teilung in
ein stärkeres Mittel, nämlich die Angst des i)
Siehe vorläiifigr
Urtraumas immer wieder
Zum VcratäiidiiiB der Libidoentwicklung im Heihingsvor-
{fang. Ztschr. IX, 4, 1923. 2)
Siehe dazu
Freuds
letzte Arbeit:
Das Ich und das
Es. 1923.
Die therapeutische Wirkung mobilisiert werden,
um
das
199
Unbewußte zu verhindern,
das aus
ihm
hervorgegangene Ich in die Riickbewegung mitzureißen; in den Neurosen
vom Zwangstypus wird
derselbe Effekt durch Hypertrophierung
der Ichinstanzen erreicht; während wir in den Psychosen das abschrek-
kende Resultat
selbst
vor uns haben, das
eintritt,
mächtig und das Ich zu schwach erweist.^ kungsbereich der Analyse umfaßt also
darum
alle
handelt, das Verhältnis des Ich
wenn
sich das Es zu
Der therapeutische Wir-
jene Fälle, in denen es sich
zum
Es
so
zu regulieren, daß
durch entsprechende Dosierung, d. h. Libidoverteilung, das harmonische Verhältnis resultiert, das wirals normale Leistungsfähigkeit bezeichnen. Dieses Gebiet umfaßt nicht nur alle neurotischen Störungen
Anfangszustände der Psychosen,' sondern auch
alles,
chischen „Sekundäraffekt" bezeichnen könnte:
und Charakterabnormitäten
bis
was
d. h.
man
und
die
als psy-
Sexualkonflikte
zu einem gewissen Grade. Also nicht
nur die groben Störungen des Verhältnisses zwischen Ich und Es, sondern auch eine Reihe von feineren Funktionsstörungen innerhalb dieses Verhältnisses.
Es ließe sich unter Berücksichtigung der Bedeutung des Geburtstraumas eine neue Charakter- und j)
Dies
ist
natürlich
am
ehesten an
Typenlehre
aufstellen, die vor
dem Knotenpunkt der Entwicklung mög-
„Pubertät" bezeichnen und diese Erfahrung hat oiTenbar die lich, den Psychiatrie verleitet, den ursprünglich in diesem Sinne berechtigten Krankheitsbegriff der Dementia praecox so übermäßig auszudelinen, daß er seinen guten ivir als
Sinn verlor. den Eindruck, daß sich von hier aus vielleicht auch therapeu3) Ich habe für die Psychosen ergeben könnten, wie überhaupt die Möglichkeiten tische dargelegten Gesichtspunkte erste Ansätze zu einer wesentlich vereinfachten therapeutischen Einwirkung, die mehr aufs Unmittelbare geht, zu bieten scheinen. Die Neurosen einfacher Menschen und der primitive Inhalt der Psychosen
legen es
ja
nahe, die Beeinflussung auch auf einem ehifachen
Wege
zu suchen.
Ich verweise hier übrigens auf die bekannte klinische Tatsache, daß geisteskranke Frauen nach einer Geburt oft wesentliche Besserungen zeigen ; aber auch das Gegenstück, die Puerperalpsychosen, lassen die hier dargelegten
hänge erkennen.
Zusammen-
200
'
Das Trauma
der Gehurt
den bisherigen Versuchen dieser Art' ein weitgehendes Verständnis der
individuellen Bedingtheit und damit
Den
flussbarkeit voraus hat.
die Möglichkeit einer ßeeiii-
introvertierten
und
Neu-
ex tro vertierten
rosentypen {die Bezeichnungen stammen von Jung) entsprechen nämlich ähnliche Charakter typen, die sich in gleicher
trauma bzw. der Reaktion darauf ableiten zarten,
leichten
Kindern, die
Weise aus dem Ur-
lassen.
Den schwachen,
Frühgeburten, meist auch leichte
oft
Geburten hatten, scheint der Introversionscharakter anzuhaften, während die voll ausgetragenen, daher meist starken Kinder häufig den entgegengesetzten Typus zeigen. Dies erklärt sich daraus, daß bei den ersteren infolge des relativ schwächeren Geburtstraumas die Urangst
nicht so mächtig gegensetzt;
ist
wenn
und dem Ruckstreben weniger Widerstand
ent-
Menschen neurotisch werden, zeigen
ge-
diese
wöhnlich introvertiert depressiven Charakter. Die zweiten intensiv erlebte Urangst
mächtig nach außen und
sie
Neurosen weniger zur Reproduktion der Ursituation traumas
selbst neigen,
Während wir
auf das
sie bei
also glaubten, bis
sie
treibt die
werden in ihren als des
Geburts-
ihrem Rückstreben mächtig stoßen.
zum
der Neurosen vorgedrungen zu sein,
ersten verursachenden
mahnt uns
am Ende nicht einem Irrtum zu am Anfang und seither wiederholt
Trauma
hier etwas, uns zu
hüten,
verfallen,
lyse
durch das scharfe Beobachten
den die Psychoana-
und Denken Freuds immer wieder rechtzeitig durch Fortschritte in der Forschung und Erkenntnis zu vermeiden gewußt hat. So wie die ersten „Traumata", die
Symptome
man
für das
verantwortlich zu
Zustandekommen der neurotischen
machen
geneigt war, sich
als
allgemein
menschliche Normalerlebnisse erwiesen, und wie schließlich noch der analytisch aufgedeckte Kern der Neurosen, der Ödipuskomplex, als die
typische Normaleinstellung des Kindes
wurde, so i)
Siehe
ist
i.
B.
auch noch das
letzte
und Kulturmenschen erkannt
analytisch
Kretschmer: Körperbau und
faßbare Trauma, das
Charakter, igai, oder
Psychologische Typcni igzi.
.,^-^.
Jung:
Die therapeutische Wirkung
Trauma
201
der Geburt, geradezu das allgemeinste menschliche Erlebnis
überhaupt, aus
dem
sich eben mit
zwingender Notwendigkeit der Ent-
wicklungsgang des Einzelnen wie der Menschheit in der geschilderten
Weise
ableitet
und
Es
erklärt.
ist
offenbar kein Zufall, daß
wieder, sobald wir nur glauben, den Schlüssel
zum
xmmpr
Verständnis der
Neurosen gefunden zu haben, dieser sich uns in der Hand zu
eineiti
Instrument verwandelt, das doch besser geeignet erscheint, die bisher
unbekannte Psychologie des Normalen zu erschließen. So erklärt
Freuds Hauptwerk eigentlich das normalpsychologischen Phänomene (Traum, Witz, sich auch, daß
theorie), die
es
erste Verständnis der
Alltagsleben, Sexual-
Schaffung der ersten Psychologie überhaupt bedeutet, die
und zwar mittels der psj'^choanalytischen Methodik und Technik gewonnen wurde. Und so möchten wir auch unsere Ausführungen über die Bedeutung des Traumas der
allerdings aus pathologischem Material,
Geburt für die Psychoanalyse nur
als
einen Beitrag
zum Freudschen
Gebäude der Normalpsychologie betrachten, im besten Falle seiner Grundpfeiler,
lehre
als
einen
wobei wir allerdings aucli glauben, die Neurosen-
— einschließlich der Therapie — ein gutes Stück gefördert zu haben.
Wir wollen uns aber ganz
klar
machen, wie weit
dies
gelungen
ist,
weil davon die eigentliche weitere Problemstellung abhängt. Wir glauben, daß es uns gelungen ist, alle Neurosenformen und Symptome
Ausdrucksmittel einer Regression von der Stufe der Sexualanpassung in den pränatalen Urzustand, bzw. in die Geburtssituation, die ja dabei als
überwunden werden muß, zu erkennen. Für das
und
das therapeutische Eingieifen
mag
ist
iii-ziliche
Verständnis
diese Einsicht keineswegs zu
auch in bezug auf die Theorie der Neurosen in dem oben angedeuteten Sinne unbefriedigend geblieben sein, unterschätzen,
da
sie
sie
ja das Spezifische des
Falles,
bzw. der Sj'mptombildung auf
etwas so allgemeines wie das Geburtstrauma zurückführt; wenngleich ']&
innerhalb desselben sowohl für hereditäi'e Einflüsse des Keimplasmas
wie auch für etwaige individuelle Eigentümlichkeiten
(des Geburtsaktes)
Das Trauma der Geburt
202 reichlich
— man könnle
Immerhin
vielleicht sogar finden
:
zuviel
— Raum
bleibt.
versucht unsere Auffassung, die Theorie verschiedener Fixie-
rungsslellen, welche die
Neurosenwahl beslimraen
sollen,
durch eine
Verschiedenes bewirkende traumatische Schädigung an einer einzigen
im Geburtsakt, zu determinieren. Gibt
Fixierungsstelle,
es
doch unserer
Ansicht nach nur eine einzige Fixierungsstelle überhaupt, nämlich den mütterlichen Körper und
alle
Symptome beziehen sich inultinm analyxis
auf diese Urfixierung, die uns eben durch die psychobiologische Tatsache unseres Unbewußten gegeben
ist.
In diesemSinneglaubenvvirim Trauma
der Geburt das Urtrauma entdeckt zu haben
und brauchen im
einzelnen
Falle erst gar nicht auf dem langwierigen WegderanalylischenForschung die „pathogenen
Traumata" zu eruieren, sondern nur das spezifische Ge-
burtstrauma in der Reproduktion zu erkennen und Ich des Patienten
als infantile
dem
(erwachsenen)
Fixierung xu demonstrieren. Dabei gibt
der im Geburtstramna wirkende Trostmechanismus (am besten bekannt aus
dem Prüfungstraum: Es
ist
auch damals glimpflich abgelaufen!)
einen nicht zu unterschätzenden Heilfaktor ab, der zu einem entschie-
denen therapeutischen Optimismus berechtigt. Liegt also in unserer neuen Einsicht
Unbewußten
(Es) ein
vom Wesen und
eminent praktischer
Vorteil, so
bezug auf die Neurosenlehre bekennen, daß
erst
Charakter des
müssen wir
von hier aus
in die
Theorie der Neurosen eine Ausgestaltung erfahren müßte. Zunächst haben wir aber die Neurosen in all ihren vielfältigen Formen als Repro-
duktionen und Auswirkungen des Gebiirtstraumas erkannt, welches aber zugleich auch die kulturelle Normalanpassung sowie alle Höherleistungen des
Menschen bedingt und begründet. Wir kommen
auf den frühen Satz
Freuds
hier
zurück, daß die Psycho-Neurosen eigeni-
Ikh keine Krankheiten im strengen medizinischen Sinne des Wortes sind," sondern Entwicklungshemmungen in der realen sexuellen Ani)
Ein
Sati,
den
Jung dann auch
für die Psychosen bestätigen konnte, die
nach ihm mit denselben .,Komplexen" ringen, die der Normale bewältigt
hat.
S£k
Die therapeutische Wirkung passungsleistung des
Menschen;
aber, ebenso
stellen
sie
20
Versuche zur Überwindung des Geburtstraumas scheiterte.
In der Kulturanpassung, mit
und überwertigen Leistungen sehen
all
dar,
wie
diese,
wenn auch
ge-
ihren schwierigen normalen
vvir die
in verschieden
hohem
Grade gelungenen Versuche zur Überwindung des Geburtstraumas, zu deren gelungenstem wir die Psj'choanalyse in ihrer therapeutischen
Anwendung
— und
dies keineswegs
nur
— rechnen müssen.
So reduzierte sich letzten Endes das Neurosenproblem scheinbar auf ein
Formproblem, Denn
wir sehen in der biologischen Anpassung des
Kindes an die Extrauterinsituation, in der Normalanpassung des Kultur-
menschen, sowie in seinen kompensatorischen Überleistungen der Kunst (im weitesten Sinne des Wortes) den gleichen Überw in du ngs versuch sich in ähnlichen Formen abspielen; mit dem einzigen, allerdings wesentlichen Unterschied, daß der der
„Künstler"
Kulturmensch und noch mehr
dies in vielfältigen,
durch das Urtrauma bestimmten,
Formen objektiv reproduzieren kann, wähNeurotiker immer wieder nur in gleicher Weise am
streng determinierten
rend es der
eigenen Korper zu produzieren gezwungen raäßigen „Wiederkehr des gleichen" Produkts scheint aber das
Wesen
ist.'
In dieser zwangs-
am
eigenen Körper
der meisten pathologischen Prozesse zu bei-uhen.
Der Neurotiker wird so immer wieder auf das reale Geburtstrauma zurückgeworfen, während der Normale und Übernorraale es sozusagen nach
vom
wirft
und nach außen
projiziert, es also
zu objektivieren vermag.
Wollen wir uns schließlich noch kurz Rechenschaft darüber geben, in welcher Weise wir therapeutisch wirken und worin der Heilfaktor besteht, so haben wir abermals die analytische Erkenntnis und den
Weg
zu ihr
ist jetzt
als
etwas bereits Gegebenes herauszustellen. Die Analyse
in der Lage, sichin
arbeit zu befreien, i)
Siehe dazu
weitgehendem Maße von der Forschungs-
nachdem nicht nur der ganze Inhalt
Ferenczis
plastischtin Stadiums.
Zitat der
des
Unbewußten
Freudschen Auffassung
eines auto-
Das Trauma der Geburt
204
und
Mechanismen, sondern auch das vorläufig letzte. Element, das Urtrauma, von vornherein bekannt sind. Da der Patient die psychischen
in der
Regel mit der Übertragung
einsetzt,
ist
auch technisch die
Möglichkeit gegeben, mit der Aufdeckung des Urtraumas zu beginnen. anstatt
dem
Patienten Zeit zu lassen,
matisch zu wiederholen.
es
am Schluß
der Analyse auto-
Man kommt dadurch in dieLage, den gordischen
Knoten der Urverdrängung mit einem kräftigen Schnitt zu lösen, anstatt sich mühselig um seine Entknüpfung zu bemühen, die dämm so schwer gelingt, weil jedes Stückchen Lösung auf der einen Seile den Knoten auf der anderen nur um so fester zusammenzieht. Die Rekonstruktion der Kindheitsgeschichie erfolgt
dann nach Aufdeckung ihres Fundamentes auf dem festum rissen en Plan desselben sozusagen vom Sockel aufwärts
ohne Mühe, wobei auch das Erinnerungsgefühl, das mit dem Urtrauma verdrängt war, sich einstellt. Es handelt sich also darum, den Patienten, der in seiner Neurose zur Muttex-fixierung zurück-
Geburtstrauma während der Analyse in der Übertragung und deren Auflösung wiederholen und vergeflüchtet
ist,
das
stehen zu lassen und ihm nicht selben bei
Lösung vom Analytiker
unbewußte Reproduktion
die y.u
gestatten.
Der imgeheure
des-
thera-
man durch diese rechtzeitige Aufdeckung ist der, daß man am Schluß der Analyse statt
peutische Vorteil, den
der
Urfixierung erreicht,
der
Reproduktion des Geburtslraumas die Sexualkonflikte, vor denen der Patient geflüchtet
Schuldgefühl
(statt
ist
(Ödipuskomplex
etc.)
der Angst) rein erhält
und
und
so ungestört
sionsmechanismus lösen kann. Das Hilfsmittel tragung folgende Identifizierung mit
dem
in der Therapie der
Zwang
Regres-
die aus der Über-
dem Wege
lernt.
der sexuellen
Letzten Endes wird also
zur Wiederholung (Reproduktion) des Ur-
traumas bezw. der Ursituation
im Sinne
ist
vom
Analytiker, mittels deren
libidinösem Anteil der Patient die Angst auf
Übertxagungsmöglichkeiien überwinden
das zu ihnen gehörige
beseitigt,
indem
die
der Anpassungsstiebung veränderl wird.
g^^
Richtung der Libido
r Die therapeutische Wirkung All dies
mittels der
erfolgt
und Übersetzungstechnik lichen
als
von
Freud
20S
ausgebauten Assoziations-
Hilfsmittel, wobei wir aber als hauptsäch-
Motor dem Unbewußten des Patienten unser eigenes Unbe-
wußtes entgegensetzen,' Dies
ist
seine Libido einwirken können.
das einzige Mittel, mit
Wir
ihm
gestatten
dem wir auf
dabei sozusagen
zeitweise eine weitgehende Wiederherstellung der Ursituation,
indem
wir sein Unbewußtes durch die „Versagung" (Freud) dazu drängen,
um
dann sogleich durch das Aufzeigen des infantilen Charakters dieser
Tendenz
sein
bewußtes Ich von der Unmöglichkeit und Verwerflichkeit zu überzeugen,
dieses Zieles
anstatt es
durch fortwährende Angst-
produktion davon abschrecken zulassen. Das wichtigste technische Mittel, die
Lösung vom Ersatzobjekt der Libido, dem Analytiker, wird nicht auf der
erst
liche
Höhe
der Überlragungsentfaltung durch die unwiderruf-
Terminsetzung angewendet: sondern
tritt
ganz automatisch von
nur ist dem Patienten immer bewußt, daß die Kur einmal beendet werden muß, sondern jede einzelne Stunde fordert von ihm im Kleinen die Wiederholung der Fixiemng und Lösung, bis
Anfang an
in Aktion. Nicht
auch endgültig durchzuführen. Dazu kommt, daß der Analytiker, wie der Lehrer dem Schüler, vormacht, und
er imstande es
ihm
daß
er,
ja
ist.
sie
auch wie der Schüler, nur lernen kann, indem er sich mit dem
Lehrer
identifiziert,
wußten
akzeptiert,
d. h. die
indem
Einstellung des Analytikei-s
er ihn
zum
Ich-Ideal
zum Unbe-
nimmt. Hier
streifen
wir das Problem der Vaterübertragung, deren überragende Heilfunktion es rechtfertigt,
daß
sie in
der analytischen
Technik im Vordergrunde
muß im
Laufe der Analyse lernen, die an der Mutter hängende ürverdrängxmg so weit durch „Übertragung" zu lösen, daß Patient
steht.
Der
er sie
dann auf ein
reales Ersatzobjekt
übertragen kann, ohne die Ur-
verdrängung mitzunehmen. Diesen Versuch, der
ja
in der
Entwicklung mit mehr oder weniger Erfolg automatisch
normalen
gelingt,
muß
der Neurotiker in der Analyse mit Zuhilfenahme bewußter Kräfte nachi)
Freuds
Vergleich yorarecävei- (Kl. Sehr. IV, 405).
Das Trauma
2o6
der Geburt
wobei wir mit allen Mitteln der Bewußtmachung seiner unbewußten Regressionstendenzen an sein bewußtes Ich appellieren, um holen,
im Kampf gegen
es
das übermächtige Es zu stärken.
Wir bemerken dabei, daß der Patient letzten Endes nichts anderes zu machen hat, als ein Stück versäumter oder fehlerhafter Entwicklung nachzutragen
„Nacherziehung" Freuds).
(die sog.
Und zwar
jenes
Stück der sozialen und Menschh ei tsent wickjung, welches durch das
Geburtstrauma
einerseits
notwendig gemacht, anderseits
so sehr er-
schwert wird: nämlich die Loslösung von der Mutterfixienmg durch
Libidoübertragung auf den Vater (das „männliche Prinzip" [Bachofens]), d.h. analytisch des
Ödipuskomplexes,
gesprochen die Phase vor der Entwicklung
Gegen
diese
Nacherziehung wehrt sich das
Es des Patienten mittels des Libidowiderstandes,
d. h.
volle mütterliche Libidobefriedigung
Analytiker will,
sei es in
nunmehr vom
indem
es die
—
heterosexueller oder homosexueller Wiederholung der Ödipus-
situation.
Daß
sein Ich
imstande
ist,
durch Identifizierung mit
dem
Analytiker diese aktuell-libidinösen Tendenzen der Übertragung ebenso zu überwinden wie die regressiv-mütterlichen, erklärt sich daraus, daß dieses
sein Ich
gabe aus
dem Es
eben schon von Anfang an zu dieser besonderen Auf-
und entwickelt worden war. In der Analyse wird dann schließlich auch dieses normale Hilfsmittel der Entwicklung durch bewußte Veränderung verstärkt, da dem Patienten schließlich auch die Tatsache seiner Identifizierung mit dem Analytiker bewußt
und
geschaffen
er dadurch unabhängig von
Wenn
ihm gemacht
wird.
wir dabei letzten Endes doch wieder auf das so schwache
Bewußtsein und seine Hilfe zurückgreifen müssen, so dürfen wir uns mit folgenden Erwägungen trösten: Wenn das Bewußtsein auch nur eine schwache Waffe ist, so ist es doch die einzige, die uns im Kampf gegen die Neurose zugänglich
ist.
Die psychische Verankerung der
Angstempfindung des Geburtsaktes im Bewußtsein
als eines biologisch-
therapeutischen Mittels gegen das Zurückstreben bewirkt, wie wir zu
Die therapeutische TVirkung zeigen versuchten, die
20J
Menschwerdung, und das Bewußtsein
menschliche Charakteristikum hat exochen. Sollte da nicht tische
Aufhebung der Urverdrangung und
wußtsein hinreichen,
um
ihre
den Neurotiker in
wachsen zu machen, in dem der
selbst
ist ja
die"
das
analy-
Verankerung im Be-
dem
geringen
Maße
er-
noch in den Kinderschuhen
steckende Kulturmensch es tatsächlich heute erst ist? Der Neurotiker ist
nur noch ein bißchen früher, im Geburtstrauma, steckengeblieben
und was von der Therapie verlangt werden kann, den „Kinderschuhen
noch
ist
nur, ihn bis zu
zu bringen, in denen die Menschheit
steckt.
Geschrieben im April 1^2}
im ganzen
Phn Dr. Otto Rank erschienen früher: Ansalze zu einer Sexualpsychologie. Leipzig unrl
Der Künstler. Wien 1907;
2.
und
3.
Der Mythus von
Auflage 1918.
rler
Geburt des Helden.
Versuch einer
angewandten Seelenpsychologischen Mythendeutung. (Schriften zur Nr. V.) Leipzig und Wien 1909; Q.Auflage 1922.
kunde
Disease of the Birth of the Hcro. (Nervous and Mental Monograph Series.) New York 1914degli F.roi. ^BiWioteca Psicoanalitica Italiana It inito della nascita
The Myth
Nocera Inferiore 1921. N0.4.) Zurigo, Napoli, Vienna,
Die Lohengrinsage.Ein
Beitrag zu ihrer Motivgestaltung
und
Leipzig Deutung. (Schriften zur angewandten Seelenkunde Nr. XIII.)
und Wien 1911.
Da
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ge
.
Grundzüge einer
und Psychologie des dichterischen Schaffens. Leipzig
Wien
1912-
Die Bedeutung der Psychoanalyse für die Geisteswissenschaften. {Mii Dr. Hanns'Sachs.) Wiesbaden 1913The significance of Psy ch o- Analy sis (Nervous and Mental Disease Monograph
for the
Series.)
New
Mental ScieneeB. York
igi?'
Psycho analytischeBeilrägezur Mythe nforschung. (Internationale Gesammelte Studien aus den Jahren 1912-1914Zürich 1919; Psychoanalytische Bibliothek Nr. 4.) Leipzig, Wien, 2.
Auflage 1922.
Entwicklungszielc der Psychoanalyse. beziehung vonTheorie und
Zur Wechsel-
Praxis. (Mit Dr. ^.Ffirenczi.) Neue Arbeiten
Heft zur ärztlichen Psychoanalyse,
1.
Leipzig,
Wien, Zürich 1924.
Bücher von Dr. Otto Rank Der Künstler. Ansätze (Imago-Bücher Wien. Zürich 1922
logie.
zu einer Sexualpsycho4.
I.)
Tausend, Leipzig,
Wohl
eines der interessantesten Probleme, denen die Psydioanalysc sich zugewandt hat. (Frankfurter Zeitung)
DsB Wuvk Ranks
htliandelf in
sclieideiide Fragen,
Dtr
Weg
lielitvoUer Darstellung
ist
külm
ent-
aber kein Marsch
--
(Die Zeit)
auf der Straße.
Viele sehr verdienstvolle,
wenn auch harte und beinahe
riiti-
große Freiheit des Geistes und eine sehr schät/hare Unbefangenheit dazu. Übrigens hat Otto Rank auf dem Wege zur Seeiensdiau des Kiin.stlers eine ganie Menge psychologischer Faktoren auf ihren sexuellen Gehalt hin geprüft und mit »diöner Prägnanz demonstriert. (Münchner A llg-em ei n e Zeitung)
Meinungen.
sichtslose
Es gehört
auf Teile uralter religionspsydiotog-ischcr Grundmauern stoßt. Das Studium dieser gcistreiclien Schrift kann sehr empfohlen
(Zeitschrift für Religionspsychologie)
by Nletisehe, Hinton nnd olher earlicr the main explanation of tlie dynaniic prooesK by whidi the nrts, in thc widest scnse, havc come into beeing, i:i naw chiefly btin^ explored. One thinks of I' rcud and cspeeially of Dr. Rank, pcrhaps the most brilliant and clairvoyiint of the youngor investigators who still stand hy
As dimly thinkets,
g:Iimpsed
—
the master's side.
ihrer Motivgestaltung und Deutung. (Schriften zur angew. Seelenkunde. Nr. 13.) Leipzig u. Wien 1911
Der Verfasser, einer der scharfsinnigsten Sdiüler Freuds, verUmbildungen des Stoffes, indem
folgt die psychisch 1)rälingten
er sich auf ein ungelioure^ Material stützt von der altfranzS. sisehen vom Cheval!;ei.iu eygne an bis lu Wagners Musi k-
Sage
drania.Besonaer]5,interBSf!ai}t
(Havelock Ell is in „Tbedanceof the life")'-
Der Mythus von der Geburt des Helden. Mythendeutung. Versuch angewandten Seelenkunde. {Schriften zur Auflage, Leipzig u. Wien. 1922 Nr. 5.) Zweite einer psy (biologischen
ist
die Verbindunfriwischen denin
der Sage lebenden Vorsteüilngcn und dem aus dem Seelenleben der Neurotiker Erschlossenen. (Wiener Klin, Rundschau) t
eine
Hödist [nteressant, wie die Vertiefung' der Freud'schen Lehre
werden.
Die Lohengrinsage. Ein Beitrag zu
^ I
Inzestraotiv in Dichtung und Sage. Grundzüge feiner Psydiologie des dichterischen
Das
Schaffens. Leipzi^-ü;j
Wien
1912.
Vülkerpsydiologisch wie hiologisdi mit einem Schlage eine ungeahnte Perspektive eröffnet iMiinc(io. Med. Wochensohr.)
Einen Teil der neuen, Urhaftes belichtenden Seelenlehre, die wagniakräftig über die schwanken Mauern der Träume steigt, in die fahlen Gärten körperhdier Wallungen zwiadien Kinder und Eltern tritt, — einen Teil dieser neuen Lehre erhärtet Rank in 24 Kapiteln. Es geht den Wisscrisdtaftler an, wie den gliedernden (undiergliederlen) Dichter. (Al.f red Kerrim Fan) .
.
Von
Seite zu Seite floßt die Rank'sdie Gedankenarbeit dem Leser wadisende Achtung vor der strömenden Fülle stets kampfbereiter ethnologischer und literarisdier Kenntnisse
unter wahrhaft erstaunlicher Belesenhcit ihres Schöpfers . Das Werk hat berechtigte Aussicht die kun.sttheo retische Bibel der Freudianer zu werden (Literar. Zentralblatt) .
Das BudiThüß
als die erste große Leistung Literatutbetrachtung begrüßt worden.
Werke
of the Birth of the Herb. (Nerv, and Ment. Disease Monogr. Series) New- York 1914
Eines der hedeutensten
della nascita degli Eroi. (Biblioteca Psicoanalitica Italiana. Nr. 4.) Zurigo, Napoli, Vienna, Nocera Inferiore 1921
Das Trauma der Geburt und
The Myth
n mito
[Vergriffen]
Der Verfasser darf mit Rcdit behaupten, die „Grundzüge einer Psychologie des dichterischen Schaffens" gegeben nu {Die Neue Generation) haben.
Literatur.
(Zeitschrift
f.
in
der
einer"
.
neuen
(Die Zeil)
psydiounolylisdien
angewandte Psychologie) seine Be-
deutung für die Psychoanalyse.
(Intern.
PsAna]yt.Bibl.Bd.l4.)Leipz.,Wien,Zürichl924
Sozialen und dem "Individuellen ist Die Verbindung mit dem (Berliner Tageblatt) Rank vollkommen gelungen.
Tragweite kaum lu umfassender Gedanke: ein ungeheurer Spiegel. Das Buch von Gesdiiclite ganie die und anregend, sondern auch Rank wirkt nicht nur belehrend (Die Zeit) befreiend.
Es
ist ein in seiner
Psychoanalytische Beiträge zur Mythenforschung. (Internat. Psychoanalyt. Bibliothek. Nr. 4.) 2. Aufl., Leipzig, Wien, Zürich 1922 I-nhslt: Vorwort / Mythnlnffie u. Psydioanalyse / Die Symbolik /Volkerpsydiol'giscke Parallelen zu den Infantilen Semal-
Deutung der Sintflutsage Dukaten -Scheiß er / Das Brüdermarchen theorien / Zur
Daß Rank
es
verstanden hat, sein
und fesselnd zu
ge.stalten, ist für
keine Oberras diu ng. {Zeitsch.
> /
Männtkeu-Piß und Mythus u. Märchen.
Thema
Solu
Kritische Leser werden viel Anregung-
Die Bedeutung der Psychoanalyse für die Geisteswissenschaften.
Wiesbaden
1913
The significance
of Psycho-Analysis for the Mental Sciences. (Nervous and Mental
Disease Monograph Series) New-York 1916 The book forms an
invaluahle iotroduclion It is to bc hoped tbat a carefui perusal of the book by a wide circle of such readers on both sides of the Allantie may help tu .
.
.
bring about a coltaboration.
(The Internat. Journ. of Psychoanalysis)
klar, übersichthch
den Kenner seiner Arbeiten f.
Mit Dr. Hanns Sachs
al
wissunsch uft)
und interessantes Ma-
Mit Dr. S. Ferenczi
(Literarisches Echo)
Entwicklungsziele der Psychoanalyse. Zur Wechselbeziehung von Theorie und^ Praxis.
Libro ... de una prcsenlacion elegante es uno de l^s magnificas contribuciones a la interpretaciön psicoanalitica de raitos y legendas. (Kevista di ,Psi qu ia tria, Lima)
(Neue Arbeiten zur ärztlichen Psychoanalyse, Heft 1) Leipzig, Wien, Zürich 1924
terial in
diesen Aufsalzen finden.
Zu beaichen durch
Internationaler Psychoanalytischer Verlag
Wien, VU. AndreasgosSE 3
|
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!
'^
iNTERNATIONA-LER> PSYCHOÄNrtYTISCH.E^ .
'S WIE»,
ÄNDREASGASSE
Vri.
Im Dezember Neue Arbeiten zur
Dh
S.
5'
i^2y erschei7ten:
ärztlichen Psychoanalyse, Heft
Ferenczi
und
Dr. Otto
I
Rank
Entwicklungsziele der Psychoanalyse Zur Wechselbeziehung von Theorie und
' .
Praxis
* -
Heft II
Abraham
Dr. Karl
Versuch einer
Entwicklungstheorie der Libido auf
Grund der Psychoanalyse seehscher Störungen Bd.
Dr.
XF
Ferenczi
S. I
Versuch einer Genital Iheorie '
Vera Schmidt
Psychoanalytische Erziehung in Sowj^etrußland Bericht über das Moskauer Kinderheim-Sanatorium
'
*
Prof. Dr. Sigm.
Freud
Zur Geschichte der psychoanalytischen Bewegung (ErstnuiUga sdbitHrulige Veröffmllichimg der Arbeit aus der „Fierwt Folge" der Schriften zur Neitrosenlehre^^)
„Sammlung kiemer