Das Trauma Der Geburt.pdf

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Internationale Psychoana ly tische' Bibli othek Band XIV

/

Das

Trauma der Geburt und

seine

Bedeutung für

die

Psychoanalyse von

Otto

Rank

Internationaler Psychoanalytischer Verl Leipzig /

Wien

/ Zürich

,-^i

j»>'i

'

[NTERNATIONALE PSYCHOANALYTISCHE BIBLIOTHEK Zur Psychoanalyse der Kriegsneurosen,

;

September

g.

1918.)

Soziologie. Zur Psychologie von Masse und Gesellschaft. 1920,

1919.

KARL ABRAHAM: Klinische Beiträge zur Psychoanalyse aus den Jahren X. Dr.

FREUD. — DIsFERKNCZI (Budapesl), Dr.

ühalt: Einleitung von Piof. SIGM. Jssionsbeliräge von" Dr.

ART,

ABRAHAM



erlin).

und

D,-.

ERNEST JONES

Dr.

und

iui-osen

S.

(Berlin)

ERNST SrMME[.

(London)

:

'907

dio Frendsche l'lioojic.

psycliosexnellen Differenzen der Hysterie und dev Denjentia praecoY, Die psychologischen Ke-.^iehunecn /.wischen Sexualität und Alkoholismiis. Die Stellung der Verwand! enehe in der Psycliologie der Neurosen.

Über Pathoneurosen.

äoiisphänomone.

^nita.





alyse.



Matwiali-

Über





Mamieken-Piß und Didraten-Sc heißer. Mjthns und Märchen.

-

THEODOR

Dr.

iIeIK:

(hgionspsychologie.

-

Das

Probleme der Teil: Das Ri-

I.

Mit einer Vorrede von. Prof. Dr. SIGM. lEUD. 1919. ftl.

talt: EinlMtung.

Widde,Sär'

1

"""' de^Gelubdes.) -Das



Untersuchungen über die frülicste prägenitale ICntwicklimgsstufe der Libido, - Über eiacidatio riraecox, Einige Belege zur Gefiililsslelinng weiblicher Kinder

-

Die Couvade und die PsYcllOderV^redtimpfracht. ~ Die PuberlüisriLen

^e



Einige Bemerkungen über die Rolle der GroOeltem in der Psycliologie der Neiu'osen. Eine Deckerinriernng, betrefiViid ein Kindhcitserlebnis \oii scheinbar ätiologischer BedfUUiiig. — Psychische Nachwii^kimgen der Beobachtinig des olterÜcheti Geschlechts Verkehrs bei Gi7iem neun fähngeTiKihde. —Kritik zu C. G. Jung: Versuch einer DarsteUung der psychoanalytischen Theorie, — Ül)er eint- konstitutionelle Grundlaiie der loknmot (irischen Angst, — über Einschränkungen und Umwandlungen der Schaidust bei den Psychonenrolikern. -Über neiuotische Exogamie,

-

-



iiufscln-eiljen lassen?

Symbolik. Völkerpsycl.ologisehe ParüIIelen V.u don antuen Sc.:


Bemerkungen zur

nourolisclier Frauen. — ühnnuächel und Gehiirgang als erfreue Zone. — Zur Psychogeiiese der Sli;iÜ('iiangst im Kinde5nUer. Sollen wir die Patienten ihre Triiurne

hren 1912 bis 1914.) 2., veränderte Aufl. 1922. halt: Vorwort. Mythologie und Psvehoancüvsp e.





Psychoanalytische

-

Traum iiuslän de.



Biträge zur Mythenforschung. (Aus den

B

hystei-ische

Ps;-cho:inalyse eines Falles-von Fuß- tnid Korsetlfe UschisAnsätze zur p.'jychoanaly tischen Erforschung und liehandlung des nianisch-depressi\'CH Irreseins und verwandter Zuslajide. Über die determinierende Kraft des Narneiis. Über ein koniplii-ierti's Zerenioniell irLu.s,

Die Psyehoanalyse eines Fh11l-s von "hvster. Über zwei Tj-peu der Kriegs lij-sten^.

OTTO RANK:

Dr.

IlysteVisclie

Eiklaiiings versuch einiger hystcr. Ti'chnische Schwieriglcpiten einer Hyslerie-

rpocliondiie.

.







der Schofax

- Das Geldausgeben im AngstÜber eine besondere l'orm des neurotisclien

gegenüber den Eltern, ziistand.



;Dr.GEZARÖHEIM:Spiegelzatiber.iy,g.

Widerstandes gegen die psychoanalj-tische Methodik. — Beiyerkungen zn Ferenc/is Mitteilungen über Sonntapt-

i.Dr.EDUARD HITSCHMANN.- Gotifried

limgen im

vorge.'ichriitenen Lebensalter,

Xr.

ERKEST

Her.

Psychoanalyse des und Motive, 191g.

stalten

Dr.

[I.

Dichters,

15 Textabbildungen.) 1920.

I

lalt: Die Psychoanalyse hIs psychologische Methode logetisches. Der ei-falmingswissensciiafüidie Qiu-

pr der Psychoanalyse. Proben psychoanalytischer Ar:

(Nachtwandeln, ünbezwingliche Abneignng ge^cii Speise, llyijnopompisclier Einfall. Ein Fall von

und

rrinini?.iercnder religiöser

irdischer Liebe usw.) ee Ergebnisse und Ausblicke. - Die ]^nlstehung der iücrischen Inspiration. Zur Psychiilogie des Kiieges des Friedens. Die Tiefen mächte des Kri«ges. Die hologischen Voranssct/ungen des VöLkerfriudens. iPsychologie det hyslerischen Madonnenkullus.



— —

und Lehensgang bei Margareta Ebner. — Ps3-c}iound WeltuiisdiiiumiK. (Positiv ismiis, Metaphysik,

leric yse. fc.)

— Gefährdete Kinder ui(d ihre

llldlung.

L





Wahiivoi-stellung

Das Kinderspiel

als

Dr.

Zur Pi-ognose psychoanalytischer Beliand-

Neurosen.

Psychoanalyse. (Mit einer KunsÜieilage

I



ncurosen.

seiner

OSKAR PFISTER: Zum Kampf um

ps ych

und

an idy tische

Scliiilersclbst-

Frülisymptom krankhafter

Hcklmig, zugleich ein Beitrag zur

^^'issen5tllaft5-

polngie.

*

-

Burosen. 1919. ih alt:



1920. 1921. Inhalt: Über die Bcdoutnng sexneller Jugendträume liir die Symptümatologie der Dementia praecox ^- Die

Die Kriegs-

Dr.S.FERENCZl: Hysterie und Palho-

:.

AUREL KOLKAI: Psychoanalyse und

IX.

piskussion, gehalten auf dem V. Internationalen teychoanalytischen Kongreß in Budapest, 28. und

'JONES: Therapie der

1921,'

i

J. VARENDONCK: Über das vorbewuDte phantasierende Denken. Mit

Xir.

Geleitwort von Prof. Dr. Sigm. Freud. 1922. XIIJ. Dr. S. FERENCZI: Populäre Vor-

träge über Psychoanalyse. Inhalt:

Zur

analytischen

19^2.

AnffiLSsung

der Psychoneurosen, Traume der Ahnungslosen. Suggestion und Psychoanrdyse. Die Psvchoannlyse des

-



-

Wit7.es dos Komischen. FJn Vortrag für' Richte,- und .Sta.lsanwiüle. Psychoanalyse und

^

und

-

Kriminologie ulosophie und Psychoanalyse. -^ Zur Psvchogenese der Mechanik. - Cornelia, die Mutler der Gracchen. - Anatol 1-rance nls A.ialyLiker.- Gla„b^, Uuglaube.Ütaerzangung I

OTTO RANK: Das Trauma der Geburt und seine Bedeutung für die

XIV. Dr.

Psychoanalyse.

1924,,

XV. Dr. S, PERENCZI: Genitaltheorie. 1924.

Versuch

einer

fXERNATIONALER PSYCHOANALYTISCHER VERLAG WIEN,

VII.

ANDREASGASSE

JrSL.

g.

L

Internationale Psychoanalytische Bibliothek Bd. XIV

Das

Trauma der Geburt und seine Bedeutung für die Psychoanalyse Von

Otto

Rank

1924 Internationaler Psychoanalytischer Verlag Leipzig

INTERNATIONAL PSYCHOANALYTIC UNIVERSITY IE

PSYCHOANALYTISCHE HOCHSCHULE

IN BERLIN

/

Wien

/

Zürich

Alle Reclite,

insbesondere das der Übersetzung, vorbehalten

* Copyright 1924

Wien' hy „Internationaler Psychoanalytischer Verlag, Ges. m.b.H.

^

* Druck von E. Haberlünd

in

Leipzig ;

Priiited in

Gennaiiv

.^

SIGM.

FREUD

DEM ERFORSCHER DES UNBEWUSSTEN SCHÖPFER DER PSYCHOANALYSE ÜBERREICHT ZUM 6. MAI 1923

ggig-'g^"^. ^~-'

.

<



Es

gelal die alte Sage,

daß König Micks lange Zeit nach dem weisen Silen, dem Begleiter des Dionysus. im Walde gejagt habe, ohne ihn zu fangen. Als er ihm endlich in die Hände gefallen ist. fragt der

König

was für den Menschen das Allerbeste und Aller vorzüglichste sei Starr und unbeweglich schweigt der Dämon; bis er, durch den König ge zwangen, endlich unter gellem Lachen in diese Worte ausbricht„Elendes Eintagsgeschlecht, des Zufalls Kinder und der Mühsal" was zwingst du mich dir zu sagen, was nicht zu hören für Ersprießlichste ist?

Das Allerbeste rexchbar: nicht geboren zu sein, Das Zweitbeste aber

ist

für dich

dich das

ist

für dich gänzlich uner-

nicht zu sein,

— Bald zu sterben." Nichts zu

Nietzsche (Die Geburt

sein

der Tragödie)

^

asf-srf -T-'~-^"

SJ-»-^'-

'.

}

<

'

'''

.i^:S::?;t!^:T!J---'-=:-^ L2^i^3iJ-

INHALT; Seite

Vorbemerkung Die analytische Situation Die infantile Angst Die sexuelle Befriedigung

Die neurotische Reproduktion

-

^

,i

-.g

Die symbolische Anpassung

_2

Die heroische Kompensation

1^2

Die

religiöse

Snblimierung

^^

Die künstlerische Idealisierung

j_.

Die philosophische Spekulation

jg^

Die

psychoanalytische Ei-kenntnis

Die therapeutische Wirkung

^„^ ^^^

?^8I

Korbemerkung Die nachstehenden Ausführungen bedeuten einen ersten Versuch, die psychoanalytische

Denkweise

samten Menschheitsentwicklung,

wenden; oder nicht

um

als

Menschwerdung

ja sogar

richtiger gesagt, nicht

eine der üblichen

solche auf das Verständnis der ge-

anzuwenden, denn

„Anwendungen

Geisteswissenschaften", vielmehr

um

die

anzu-

es handelt sich

der Psychoanalyse auf die

Fruchtbarmachung psycho-

analytischen Denkens für unsere gesamte Auffassung

und der Menschheitsgeschichte, welche

selbst

letzten

vom Menschen

Endes Geistesgeschichte,

d. h. die Geschichte der

Entwicklung des menschlischen Geistes und des

von ihm Geschaffenen

darstellt.

Diese eigenartige, noch nicht ganz klar zu fassende Betrachtungsweise erschließt sich uns auf Grund der ungeheueren Bewußtseinserweiterung durch die Psychoanalyse, die uns in den Stand setzt,

nunmehr

auch ein Stück des

tiefsten

Unbewußten

in seiner Wirksamkeit zu verstehen. selbst ist es

als

solches zu erkennen

und

Da die wissenschaftliche Erkenntnis

nur einer bewußten Erfassung von vorher Latentem entspricht, nur folgerichtig, daß jedes Stück Bewußtseinserweiterung, das

wir durch die Analyse erwerben, sich in Verständnis umsetzt. Es zeigt sich nunmehr an einer ganz bestimmten Stelle der psychoanalytischen Erkenntnis, die wir gleich näher charakterisieren werden, daß auch ein ganzes Stück organischer bzw. biologischer Entwicklung nur vom Psy-

chischen her zu „verstehen" 1

U^.

Rank

ist,

d. h.

vom

Psychischen, welches

ja

zu-

f^

Das Trauma der Geburt Erkenntnisapparat gleich mit allen Entwicklungsreston auch unseren selbst in sich schließt, der

eben durch unser fortschreitendes Wissen

Unbewußten mit einem Male geworden

um

vom

ein ganz Bedeutendes leistungsfähiger

ist.

Indem wir

einige

neue psychoanalytische Einzelerfahrungen lediglich

zum Ausgangspunkt

für weit umfassendere Betrachtungen

und

allge-

meine Erkenntnisse nehmen, glauben wir etwas von der bisherigen

„Anwendung"

der Psychoanalyse wesentlich Verschiedenes angebahnt

zu haben, wobei wir Wert darauflegen, uns auch vor einer Überschätzung

vom

der auf die Therapie „angewandten" psychoanalytischen Lehre

Unbewußten

freizuhalten,

Denkweise zu

ohne damit die Grenzen psychoanalytischer

verlassen, sie allerdings

nach beiden Richtungen hin

erweiternd. Ist es doch kein Zufall, daß die Psychoanalyse, sobald sie

einem therapeutischen Verfahren zur Lehre vom unbewußten Seelenleben zu entwickeln begann, fast gleichzeitig von ihrem

sich aus

medizinischen Ursprungsgebiet abweichend, nahezu auf alle Geistes-

um

wissenschaften befruchtend übergriff, der mächtigsten geistigen

schließlich selbst zu einer

Bewegungen der Gegenwart zu werden. Wird

auch der seelisch Kranke, an dem und mit dessen Hilfe die Psychoanalyse entdeckt und entvrickelt wurde, immer der Mutterboden für die weitere

Forschung und Ausgestaltung der Lehre bleiben,

so

kommt

mehr Bedeutung zu als Columbus, das dem kühnen

doch heute schon diesem Ursprung nicht gleichsweise

dem Ausgangsland

des

ver-

See-

fahrer die praktischen Mittel zu seiner Entdeckungsreise zur Verfügung stellte.

Indem wir im Folgenden zunächst

ein Stück Fortentwicklung der

Psychoanalyse selbst zu skizzieren versuchen, wie

quenten Anwendung der von

Freud

es sich

aus der konse-

geschaffenen Methode

und

seiner

darauf gegründeten Lehre ergeben hat, wollen wir dann von dieser Basis aus weiter reichende bare Erfassung des

und allgemeinere Erkenntnisse durch unmittel-

Unbewußten zu gewinnen

trachten.

Wer

mit dem

Vorbemerkung

Gang

eigenartigen sich nicht

der psychoanalytischen Forschung vertraut

der seelischen

ist,

wird

:

— im Einzelnen wie auch im Ganzen von Oberfläche ausgehend — immer weiterem Vordringen

wundern, daß

sie

j

bei

in die verborgenen

und schwer zugänglichen Tiefen

Ende auf einen Punkt stoßen mußte, an dem

sie

zugleich aber auch ihre Fundierung findet.

des Psychischen

1

am

j

ihre natürliche Grenze,

Nach

\

Durch-

\

forschung des Unbewußten, seiner seelischen Inhalte und komplizierten

'\

allseitiger

Mechanismen derUmsetzungins Bewußtesind wir bei der Analyse abnor-

''

mej aber auch normaler Menschen auf den letzten Urspmng des SeelischUnbewußten im Psychophysischen gestoßen, den wir nunmehr auch biologisch faßbar

machen können. Indem wir

'.

das anscheinend rein kÖrper-

:;

Geburtstrauma in seinen ungeheuren seelischen Folgen für die gesamte Entwicklung der Menschheit aus analytischen Erfahrungen liehe

erstmalig zu rekonstruieren versuchen,

vermögen wir

in

ihm

'

'

das letzte

biologisch faßbare Substrat des Psychischen zu erkennen

und gelangen Fundament und Kern des Unbewußten, auf dessen Verder von Freud geschaffene Bau der ersten umfassenden

so zur Einsicht in

ständnis sich

;

und

wissenschaftlich begründeten Psychologie erhebt. In diesem Sinne

sinddiefolgendenAusfiihrungennurmöglichundverständlichauf Grund der gesamten psychoanalytisch erarbeiteten Erkenntnisse über den Aufbau und die Funktionen unseres eigentlichen seelischen Apparates. Scheint es so möglich geworden, das von Freud entdeckte und erforschte

Unbewußte,

fundieren, so

ist

'

'

;

,

aber das eigentlich Seelische, biologisch zu eine zweite Absicht der Arbeit, die gesamte d. h.

\

seelische

:

Menschheits-Entwicklung synthetisch in den großen Zusammenhang

Mechanik des Unbewußten einzureihen, wie sie sich aus erkannten Bedeutung des Geburtstraumas und den ewig

der so fundierten der analytisch

wiederkehrenden Versuchen zu seiner Überwindung darstellt. Dabei bemerken wir mit Überraschung, wie uns die Verknüpfung der tiefsten biologischen Schichte des

Unbewußten mit dem höchsten manifesten

Inhalt der geistigen Produktionen des

Menschen zwanglos

gelingt,

daß

, \

:

?=.^ f*»

-^» l=^ ™i '

Das Trauma der Gehurt also

Fundament und Giebel einander entsprechen und harmonisch selbst es in seiner jüngsten Schrift

gänzen oder wie Freud

„Was im

er-

ausdrückt:

dem Tiefsten angehört hat, wird durch zum Höchsten der Menschenseele im Sinne unserer

einzelnen Seelenleben

die Idealbildung

Wertungen."*

Indem wir im folgenden versuchen, dem Mechanismus dieser „Idealbildung" in der Entwicklung des Menschen bis ins Biologische nachzugehen, erkennen wir, wie durch prozesse des

Unbewußten hindurch

stehen gelehrt hat ändert,

— der

tiefste

Verwandlungs-

all

die komplizierten



die uns erst die Psychoanalyse ver-

biologische Inhalt schließlich fast unver-

nur durch unsere eigene innere Verdrängung unkenntlich,

in die höchsten intellektuellen Leistungen hinein als manifeste

bis

Form

Es wird darin ein normales und allgemein-gültiges Bedeupsycho-biologisches Gesetz zum erstenmal sichtbar, dessen volle greifbar bleibt.

tung weder abzuschätzen noch im

Rahmen

unserer skizzenhaften Aus-

Auf dieses den In halt de terminieren de biologisch fundierteFormungsgesetzaufmerksamzumachenund hie und da die dahinter auftauchenden weiteren Probleme mehr ahnen

führungen zu erschöpfen

zu lassen

als

ist.

lösen zu wollen,

samtpToblem aber überhaupt

ist

die Hauptabsicht dieser Arbeit.

stellen

und wenigstens

zu seiner Lösung wagen zu können, verdanken wir Instrument und der Denkweise, die an die Hand gegeben hat.

i)

Das Ich und das

Es. 1923, S.

4,5

Freud uns in

Das Ge-

die ersten Schritte

dem

Forschungs-

seiner Psychoanalyse

Die analytische Situation Wenn

ich es zunächst unternehme, die Erforschung des Unbewui3ten

auf Gnind von psychoanalytischen Erfahrungen und Beobachtungen ein Stück weiter zu verfolgen, so möchte ich mich dabei auf ein Arbeitsprinzip berufen, welches auch bisher die psychoanalytische Forschung im Wesentlichen geleitet hat. Freud hat gelegentlich die Bemerkung gemacht, daß die Psychoanalyse eigentlich von der ersten Patientin erfunden worden sei, die Breuer im Jahre 1881 behandelte und deren Krankheitsgeschichte (Anna O .) viele Jahre später in den „Studien über Hysterie" (1895) veröffentlicht wurde. Das junge Mädchen, das in ihren Zuständen nur englisch verstand, nannte .

.

die sie erleichternden hypnotischen Aussprachen mit ihrem Arzt talking eure oder bezeichnete sie scherzhaft als cMmney sweeping. Und noch in späteren Jahren, als die psychoanalytischen Erfahrungen und Ergebnisse wegen ihrer überraschenden Neuartigkeit angefeindet und vielfach als

Ausgeburten einer verderbten Phantasie ihres Autors pflegteFreud diesen unverständigen Einwendungen

daß keines Menschen Hirn

kritisiert

wurden,

entgegenzuhalten,'

imstande gewesen wäre, derartige Tatsachen und Zusammenhänge zu erfinden, wenn sie ihm nicht aus einer je

Reihe gleichartiger Beobachtungen unabweisbar aufgedrängt worden wären. In diesem Sinne darf man also wohl sagen, daß nicht nur die Grundidee der Psychoanalyse, sondern auch ihre weitere Ausgestaltung zu einem großen Teil den Kranken zu verdanken

ist,

die in anerken-

Das Trauma der Geburt haben, bis sich die nenswerter Arbeit Material auf Material beigebracht Stücke der Beobacheinzelnen ungeordneten und ungleichwertigen

tungsgabe

Einsichten, Erkenntnissen

Freuds zu allgemeinen

und Ge-

setzmäßigkeiten verdichteten.

gegen diesem Forschungsweg. den die Analyse schrittweise, der Widerstände aller Art ankämpfend, gegangen ist, kann auch erst

An

gewürdigt werden, daß der Patient eigentlich irgendRecht habe, wenn er auch selbst nicht wisse wieso und

Satz

Freuds

vfie.

immer

warum

;

voll

dies hat

ihm

der Analytiker durch Aufdeckung der verdrängten

Zusammenhänge, durch Füllung der amnestischen Lücken zu zeigen, aufdeckt. indem er den „Sinn" der Krankheit und ihrer Symptome Psychologisch hat also der Kranke recht,

Unbewußte

— wenngleich

wie

jeher auch aus

es

seit

Künstler, Philosophen

und zwar, weil aus ihm

in pathologischer Entstellung

dem

Genie,

dem



das

spricht,

Seher, Religionsstifter,

und Entdecker gesprochen

hat.

Denn

nicht nur

ruht, die psychologische Erkenntnis, die auf der seelischen Intuition ist

und Verstehen

ein schrittweises Erfassen

die Fähigkeit

zum Erkennen

des

selbst setzt ein Stück

Unbewußten, sondern Aufliebung oder Über-

Gesuchte voraus, hinter denen wir das vorwissenschaftliche Wert der an anderen

windung von Verdrängungen „entdecken" können. Der

genommenen Psychoanalysen

liegt

nun

darin,

daß

sie

uns ermöglichen,

die Verdrängungen, die wir in uns selbst nicht durchschauen können,

an anderen

und ich



oft

unter stärkster

so Einblick in

Bemühung

— auflieben zu müssen,

neue Gebiete des Unbewußten zu erlangen.

Wenn

mich nun auf diese einzig objektive Forschungsmethode der Psycho-

analyse berufe, so geschieht

es,

weil ich

mich

raschend gleichartiger Eindrücke entschließen mußte, wieder einmal dort Recht zu geben,

und zaudernd zu

wo

wir

j;

unter der Fülle über-

ihm

dem Unbewußten

bisher nur ungläubig

folgen wagten.

In einer Reihe meist erfolgreich zu Ende durchgeführter Analysen Endphase der Analyse der Heilungsist es mir aufgefallen, daß in der

h

Die analytische

Sititation

vorgangvomUnbewußtenganzregelmäßiginderunsgroßenteils

']

' .

schon bekannten typischen

Geburtssymbolik

dargestellt wurde. Ich habe diese auffällige Tatsache dann Jim Zusammenhang mit anderen eigentümlichen Zügen des Heilungsprozesses {z. B.

\ 'j

der Identifizierung

mit dem Analytiker

:i

u.

a.

m.) in einer bisher noch unveröffentlichten ]

dem Winter 1921/23), die „Zum Verständnis der Libidoentwicklung im Heilungs Vorgang" betitelt ist, auch theoretisch zu würArbeit (aus

'

.

digen versucht. " Ich hatte dort bemerkt, daß es sich dabei offenbar um die bekannte Phantasie der Wiedergeburt handle, in die

der Genesungswille des Patienten seine Heilung einkleidet, %vie ja Kranke so häufig in der Rekonvaleszenz davon sprechen, daß sie sich „wie

neugeboren" fühlen. Ich betonte auch das unverkennbare Stück Subli^ mierungsarbeit, das darin liege, daß der Patient nunmehr imstande sei,

J /

,1

-

1

:.

im Oedipuskomplex Ausdruck findet, Analyse aufzugeben, indem er auf die Phantasie vom

die infantile Libidofixierung, die

zugunsten der

infantilen Kinde, das er

endgültig verzichte

— wie

und

die

Mu tter — dem Vater schenken wollte,

sich selbst als das

neugeborene

(geistige)

Kind

(des Analytikers) betrachte.

Trotzdem

"

sich diese Auffassung regelmäßig aus

Material, das ich dort kurz mitteilte, ergeben hatte

dem

'

analytischen

und im Rahmen

des Heilungsvorganges zweifellos auch berechtigt schien, stieß ich

mich

doch einerseits an dem infantilen, anderseitsan dem

Cha-

rakter der „Wiedergeburtsphantasie", die

lässigungihrerlibidinösen Tendenzen

ja

von

„ anagogischen "

Jung

unter Vernach-

überGebührunddahertheoretiscfa

irreführend bewertet worden war. Die Existenz solcher Gedankengänge war ja nie geleugnet worden^ was mich störte, war nur, daß uns das reale Substrat dafür fehlte, was wir sonst niemals zu vermissen hatten. i)

Siehe jetzt Internat. Zschr,

2) Vgl.

f.

Psa. IX, 4, 1925.

Freud: Aus der Geschichte

einer infantilen Neurose. KI. Sehr. IV,

und die dort daran geknüpfte Diskussion, die wir im vorletzten Abschnitt weiterführen und zu lösen versuchen, S.Sgi

kl=S^

if

>

\

* 1

\ "

Das Trauma der Gehurt So

ließ ich die

Sache liegen, bis mir eines Tages an einem besonders

deutlichen Fall klar wurde, daß der stärkste Widerstand gegen die Lö-

sung der Übertragungslibido in der Endphase der Analyse sich in Form zahlder frühesten infantilen Fixierung an die Mutter äußert. In reichen

Träumen

die endlich

dieses

Endstadiums drängte sich immer wieder

unabweisbare Tatsache auf, daß diese Fixierung an die

Mutter, welche der analytischen Fixierung zugrunde zu liegen schien, die früheste rein physiologische

beinhaltet.

Damit wurde auch

phantasie verständlich

und

Beziehung

zum

mütterlichen Körper

die Regelmäßigkeit der Wiedergeburts-

„Wiedergeburtsphantasie" des Patienten erwies sich einfach

holung seiner Geburt in der Analyse, wobei die Lösung objekt des Analytikers einer

vom

sung

Die

ihr reales Substrat analytisch faßbar.

genauen Reproduktion

ersten Libidoobjekt, des

Wieder-

als

vom

Libido-

der ersten Lö-

Neugeborenen von der Mutter, zu

entsprechen schien.

Da

die Patienten

sich unbeeinflußt

— und zwar ohne Unterschied

von dem

selbst

des Geschlechtes diese

noch unwissenden Analytiker

Endsituation ganz regelmäßig selbst zu schaffen schienen, war es klar,

zukommen müsse und es nur darauf ankomme, den Mut aufzubringen, dem Unbewußten auch hierin

daß

dem

eine prinzipielle Bedeutung

zu nehmen. Es ergibt sich dann zweifellos, daß das wesentlichste Stück der analytischen Arbeit, die Lösung und Be-

zu folgen und

es ernst

freiung der an den Analytiker „neurotisch" fixierten Libido, eigentlich

nicht

mehr und

seinerzeit

nicht weniger zu leisten hat,

als

dem Kranken

unvollkommen gelungene Ablösung von der Mutter

Analyse mit besserem Erfolg wiederholen zu

neswegs irgendwie metaphorisch

— zu



lassen.

Dies

ist

die

in der

aber kei-

auch nicht im psychologischen

nehmen, sondern der Patient wiederholt sozusagen

bio-

lorisch in der analytischen Situation die Schwangerschaftsperiode

und

Sinne

im Abschluß

der Analyse, der neuerlichen

Trennung vom

Ersatzobjekt,

den Geburtsakt, meist in allen seinen Einzelheiten getreu. Die

Ana-

Die analytische Situation lyse erweist sich so letzten

Endes als nachträgliche Erledigung des unvollkommen bewältigten Geburtstraumas. Dieser Schluß, zu dem ich durch eine Fülle verschiedenartigen Maunabweisbar gedrängt wurde, insbesondere von Träumen, die in einem größeren Zusammenhange veröffentlicht werden, hat sogleich bei terials

mir

selbst einige

möchte, da

Einwendungen wachgerufen,

die ich

nur andeuten

durch weitere Erfahrungen bald

zum Schweigen gebracht wurden. Ich habe mir gesagt, daß ich möglicherweise durch meine Indisie

viduaHtät oder eine besondere

Handhabung

der Technik, welche auch

Freud sehen Methode die Zersetzung der „Komplexe" zum Ausgangspunkt nimmt allerdings nicht damit endet das Ich des Patienten in immer frühere Libidopositionen zurückdränge ', so daß es dann schließlich kein Wunder wäre, im Endprozeß die letzte nach der klassischen





Zuflucht der Libido in das intrauterine Stadium provoziert zu haben Auch könnte man vielleicht glauben, daß dies als Resultat übermäßig lange fortgeführter Analysen sich schließlich

Demgegenüber möchte

auch ergeben müsse.

ich betonen, daß es sich erstens nicht

bloße Regressionsphänomene etwa

um

im Sinne

der uns allen geläufigen „Mutterleibsphantasie" handelte, die ja längst von der Analyse als eine der typischen Urphantasien betrachtet wird, sondern um viel greifbarere Reproduktionen unter dem Einfluß eines realen Wiederholungszwanges ferner, daß

meine Analysen,

soviel

mir bekannt

ist,

zu den

zeitlich

kürzeren gehören, sich also in Zeiträumen von etwa^yier^bhlängstens acht Monaten abspielten.

Aber selbst

diese

und andere Bedenken ähnlicher

gemacht

hatte,

Art, die ich

mir anfangs schwanden bald spurlos unter dem überraschenden

Eindruck dahin, daß bei Einstellung der analytischen Aufmerksamkeit auf diese Tatsachen auch die theoretisch und therapeutisch noch gänzlich i)

Ähnliches konnte

ja

Ferenczi

bei der progressiven Paralyse

für den organischen Zersetzungsprozeß annehmen. (HoUös-FerenciJ, aur Analyse der

parajyt. Geistesstörung, Beih. V, 1923.)

Das Trauma der Geburt

jQ

unbeeinflußten Analysanden

von Anfang an

zeigten, die analytische Situation

vom

ersten

Tendenz

die gleiche

Augenblick mit der

intra-

uterinen zu identifizieren. In einigen gleichzeitig begonnenen Fällen

von ganz verschiedenem Charakter- bzwr. Neurosentypus haben lysanden

die

— gleicherweise Männer und Frauen — den Analytiker

Ana-

gleich

zu Beginn in der unzweideutigsten Weise mit der Mutter identifiziert

und

sich selbst in ihren

Situation

des

Träumen und

sonstigen Reaktionen in die

Ungeborenen zurückversetzt.^ Daraus

daß

ergibt sich,

die eigentliche Übertragungslibido, die wir bei beiden Geschlechtern

analytisch aufzulösen haben, die talen physiologischen

Wenn man scheint es

sich

einem

besser gesagt,

mütterliche

ist,

wie

sie in

der präna-

Bindung zwischen Mutter und Kind gegeben war.

mit dieser Auffassung näher vertraut gemacht, hat,

bald, als hätte

man

unbewußt immer damit

eigentlich stillschweigend oder gearbeitet; zugleich

aber mit Erstaunen gewahr, wie Vieles überdeutlich für

wird

man

sie spricht

*

und

wie manches Dunkle und Rätselhafte an der Analyse und insbesondere

am

Heilungsvorgang mit einem Schlage schwindet, sobald

wahre Wesen und voll

die wirkliche

Bedeutung

dieser Tatsache

man

das

bewußt und

zu erfassen vermag.

Zunächst scheint die analytische Situation risch aus der hypnotischen entwickelt hat', das

selbst, die sich ja histo-

dem Urzustand herauszufordern. Die ruhige Lage im halbdunkeln Raum, das Hindämmern in einem von realen Anforderungen Vergleich mit

\) Auch dieses Beweisraaterial werde ich, so wie es sich der Beobachtung darbot, in einer vorbereiteten Publikation über „Die Technik der Traum-

deutung

in der Psychoanalyse« mitteilen. Der hypnotische Schlaf, der wie alle ähnlichen Zustände in den „Wieder"Geburtsträumeii als typisches Element des Intrauterinzustandes auftritt, legt die Vermutung nahe, daß das Wesen der Hypnose selbst wie der hypnotischen Beeinfluß barkeit auf die Urbeziehung des Kindes zur Mutter zurückgeht. Übrigens hat schon vor vielen Jahren Poul Bjerre einen ähnlichen Gedanken ausgesprochen. („Das Wesen der Hypnose.") 2)

|

Unbewußte direkt zum ;

J ';

TT Die analytische

^ il

Situation

,i

•i

fast freien

Zustand des Phantasierens (Halluzinierens), die Gegen wart und

gleichzeitige Unsichtbarkeit des Libidoobjektes u.

a. m. Aus dieser unbewußten Auffassung der analytischen Situation erklärt sich dann zwang-

los,

wieso der Patient spontan dazu

tionen, deren

kommen konnte,

mit seinen Assozia-

unbewußte Ziel Vorstellung die mütterliche Ursituation

in die Kindheit zurückzugehen des infantilen Materials

und

und

infantiler

Eindrücke zu führen;

sprechen die so gerichteten Assoziationen auch

es ent-

vom Bewußtsein her einer

asymptotischen Annäherung an jene primäre Übertragungsein Stellung, in der sich das

Unbewußte

des Patienten von

Die gesteigerte Erinnerungsfähigkeit

Anfang an

befindet.

in der Analyse, insbesondere

für vergessene (verdrängte) Eindrücke der Kindheit, erklärt sich also,

wie die ähnliche Erscheinung in der Hypnose, aus der vom „Drängen" des Arztes (Übertragung) ermunterten Tendenz des Unbewußten, „das Eigentliche", nämlich die Ursituation, zu reproduzieren, wie dies beispielsweise in den gleichfalls hyperranestischen Zuständen des

Traumes,

gewissen neurotischen Zuständen (double conscience) oder psychotischen

Rückbildungen

(das sog. „archaische

Denken") automatisch

In diesem Sinne sind gewissermaßen

geschieht.

alle infantilen

Erinnerungen als „Deckerinnerungen" aufzufassen und die ganze Reproduktionsfähigkeit wäre überhaupt der Tatsache zu verdanken, daß die „Urszene" eben nie erinnert

werden kann, weil die peinlichste

Trauma

der Geburt „assoziativ" daran geknüpft

aller

„Erinnerungen", das ist.

Die ans Unglaub-

liche grenzende Sicherheit der

Technik des „freien Einfalls" erhielte auf diese Weise ihre biologische Begründung. Wir wollen aber der verlockenden Versuchung nicht nachgeben, das ganze psychophysische

Problem

des Gedächtnisses

Angriff zu nehmen, von

von diesem archimedischen Punkt aus

dem

Ausgang nimmt und analytisch der

Vermutung

i)

sei hier

in

der ganze Verdrängungsprozeß seinen leicht

rückgängig zu machen ist/ Nur

Ausdruck gegeben, daß die Urverdrängung des

Siehe den letzten Abschnitt.

J

y..

'

ist,

den Analytiker auf die Bedeutung

so

|

}

!

'.

Das Trauma der Geburt

j2 Geburtstraumas

als

Ursache des Gedächtnisses überhaupt,

d. h.

der par-

Merkfähigkeit anzusehen wäre; also der Tatsache, daß Einzelnes

tiellen

im Sinne

einer Auslese haften bleibt, weil es einerseits von der Ur-

verdrängung angezogen wird,

um

anderseits späterhin als Ersatz des

eigentlich Verdrängten, des Urtraumas, reproduziert zu werden.'

Es steht dann in gutem Einklang mit dieser frühesten, einmal real durchlebten Phase der Mutterbindung, daß sich der analytische Wideretand gegen das Aufgeben derselben

am

Vater (-Substituten) abspielt,

der ja auch tatsächlich den ersten Anstoß zur Urlösung von der Mutter

gegeben hatte und so

zum

Dem

im

Analytiker, der

ersten

und dauernden Feind geworden war.

Verlaufe der Behandlung beide infantilen

Libidoobjekte repräsentiert,

fällt

dann

Aufgabe

die

zu, die Urfixierung

an die Mutter zu lösen, was der Patient eben nicht allein imstande war,

und



sie

je

nach dem Geschlecht des Patienten auf die Vater- bzw.

Mutter-Imagines

— weiter übertragungsfähig 2U machen.

Ist

ihm

dies

durch Überwindung des Urwiderstandes, der Mutterfixicrung, zunächst inbezug auf die eigene Person gelungen,

so setzt er der

Analyse einen

Termin, innerhalb dessen der Patient automatisch die neue Lösung von der Mutter(-ersatz)figur in Form der Reproduktion des Ge-

fixen

burtsaktes wiederholt. Somit erscheint die oft gestellte Frage,

Analyse zu Ende

sei,

Dauer zum Ablauf

wann

eine

indem eine bestimmte Prozesse natürlicherweise notwendig Ist und

in diesem Sinne beantwortet, dieser

ihre biologische Erkläi-ung und Rechtfertigung aus der Auffassung erhält, i)

Es würde zu weit führen,

dieses wichtige

Thema

hier

im

Detail

m ver-

folgen. Bei einer Patientin mit

phänomenalen Gedächtnisleistungen ließ sich ihre ganze Kunst auf der intensiven Verdrängung eines schweren Geburtstraumas beruhte. Uir Assoziation sapparat war auf eine Unzahl von Geburtsdaten verwandter, bekannter und historischer Personen aufgebaut, auf Grund deren sie dann weitere inhaltliche Verknüpfungen herstellte. Von hier aus fallt auch ein neues Licht auf die so problematisch geanalytisch leicht feststellen,

daß

wordene Analyse von Zahlen ein fällen, als die

Assoiiationszentren erscheinen.

über die Zeit Gesagte.



denen fast immer Geburtsdaten Siehe dazu auch das weiter unten in

\im».,L,^K;.t^mM

Die analytische Situation



j

daß dieAnaljse dem Patienten die nachträgliche Erledigung des Geburtstraumas durch einen entsprechenden zeitlichen Ablauf ermöglichen

soll.

der unter diesem therapeutischen Gesichtspunkt allerdings in weitgehen-

dem Maße

immer

die Tendenz, die in so

hohem Maße

be-

friedigendeanalytischeSituatiuninsEndlosezu verlängern*, was von Anfang an Gegenstand der Analyse seiner Fixieningstendenz werden muß.

Auch das erfolgt eigentlich automatisch durch strenge Einhaltung der Freudschen Regel, die vorschreibt, den Patienten täglich eine gleiche Zeitspanne, und zwar eine volle Stunde zu sehen. Jede dieser Stunden repräsentiert für das Unbewußte des Patienten eine kleine Analyse in nuce, mit der neuerlichen Fixierung und allmählichen Lösung, was bekanntlich die Patienten

am Anfang

recht schlecht ver-

empfinden schon das im Sinne der Lösung von der Mutter eine zu „aktive Therapie'', während anderseits die Neigung, dem

tragen.'' Sie

Analytiker überhaupt zu entlaufen, sich

Wiederholung des Geburtstraumas

als

erkläit,

Tendenz zur

allzu direkten

welches eben die Analyse

durch eine allmähliche Ablösung zu ersetzen hat. i) Vgl. Meiu auch meine Erläuterungen in der gemeinsamen Arbeit mit Ferenczi: Entwicklungswege der Psychoanalyse (1924}, 2) Bekannt ist ja, wie häufig dahei die Dauer der Gravidität (7—10 Monate)

bevorzugt wird, was aber nicht bloß auf die bekannte Schwangerschaf tsphantasie (Kind vom Vaterl, sondern in tiefster Schichte auf die eigene Geburt bezug hat Vgl. dazu auch die bekannten Kuren von D^j^rine, der seine Patienten wie^ Gefangene behandelt: sie im verdunkelten Raum von aUer

Welt abscldießt und

ihnen sogar das Essen durch eine Öfüiung reichen läßt; nach einer gewissen Zeit sind sie dann froh, aus diesem Kerker entlassen zu werden. 5) Viele von ihnen können nicht erwanen, bis der Analytiker sie wegschickt, sondern wollen dies selbst bestimmen, sehen öfter nach der Uhr, andere oder auch dieselben erwarten einen Händedruck zum Abschied usw. VgLdazu auch das von Ferenczi beschriebene passagfere Symptom„Schwindelempfindung am Schluß der Analysenstunde" {Zscbr. 1914), wo die Fat. auf das





psychische

^ '

regulierbar wird.' Natürlich zeigt der Patient hinter all

seinen Widerständen

als

J -.

Trauma der

Gleichgewichtes

plötzlichen

Trennung mit

einer analogen Störung des

— als Jiysterischem Symptom — reagieren.



i

i

'

»*•

F

Die

infantile

Angst

ErfahrungsDer nächste Schluß, den wir aus diesen analytischen tatsachen

und

ziehen müssen, ihrer uns nahegelegten Auffassung

ist

Heilungssituation daß das Unbewußte des Patienten die analytische wiederholen und so teildazu benützt, um das Trauma der Geburt zu der,

sich das Geweise abzureagieren. Bevor wir aber verstehen können, wie müssen burtstrauma einzelnen Krankheitssymptomen auswirkt,

in den

Entwicklung wir zunächt seine allgemein-men schiische Wirkung in der des

Der normalen Individuums, namentlich in der Kindheit, verfolgen.

Freudsche

Satz,

daß Jeder Angstaffekt

im Grunde auf

die physio-

dabei als Leitlogische Geburtsangst (Atemnot) zurückgehe, soll uns linie dienen.

diesem Betrachten wir die seelische Entwicklung des Kindes unter Gesichtspunkt, wir ganz allgemein sagen der Mensch scheint so

viele Jahre

i

— nämlich seine ganze Kindheit — zu brauchen, um dieses

erste intensive

Jedes

können

Trauma

in annähernd normaler

Kind hat normalerweise Angst und

Berechtigung

vom Standpunkt

man kann mit

des gesunden,

schnittsmenschen die Kindheit des Einzelnen bezeichnen, die sich eben nur bei gewissen

benen oder

so geheißenen

Weise zu überwmden.

als

erwachsenen Durchdessen Normalncurose

— darum

— Individuen, den

einer gewissen

infantil geblie-

Neurotikern, ins reife

Alter fortsetzt.

Untersuchen wir, an

Stelle zahlloser Beispiele

mit dem gleichen ein-

Kinderangst, die fachen Mechanismus, den typischen Fall der

eintritt.

Die infantile Angst

wenn

das

Kind

allein

im dunkeln Raum

jj {meist

im Schlafzimmer,

beim Zubettgehen) gelassen wird. Diese Situation erinnert das dem ürtrauma noch näherstehende Kind offenbar

an die Mutterleibssituation mit dem bedeutsamen Unterschied, daß das Kind nun^ mehr bewußterweise von der Mutter getrennt ist, deren Leib nur durch das dunkle Zimmer oder warme Bett „symbolisch"



allerdings

ersetzt erscheint.

Die Angst verschwindet, nach der glänzenden Beobachtung von Freu d sobald dem Kinde das Dasein (die Nähe) der geliebten Person wieder

bewußt wird (Berührung, Stimme usw.).'

An

diesem einfachen Beispiel läßt sich der Mechanismus der AngstauslÖsung, der dann bei den Phobikern fast unverändert wiederkehrt (Klaustrophobie, Eisenbahn-Tunnel -Reise- Angst usw.), als

Reproduktion reale

der

Grundlage

Geburtsangst verstehen

der Symbolisierung

unbewußte und zugleich auch die

studieren;

nicht

zuletzt

die

Bedeutung des Getrenntseins von der Mutter und die bei-uhigende „therapeutische" Wirkung der wenn auch nur partiellen oder „symbolischen" Wiedervereinigung mit ihr.

Indem wir uns

die weittragenden Erörterungen über diese vielverheißenden Ausblicke für spätere Abschnitte aufsparen, fassen wir eine zweite, gleichfalls typische Angstsituation des Kindes ins Auge, die noch

näher an den wirklichen

tiefverdrängten

universelle kindliche Angst vor

Sachverhalt rührt. Das

ist

Tieren, zu deren Erklärung wir

die

trotz

ihrer häufigen Beziehung auf Raubtiere (Fleischfresser, wie den Wolf) nicht auf einen ererbten Furchtinstinkt der Menschheit rekurrieren müssen, was schon daraus hervorgeht, daß sich ein solcher nicht auf die seit Jahrtausenden domestizierten Haustiere

beziehen könnte deren Harmlosigkeit und Ungefährüchkeit von unzähligen Generationen Erwachsener ebenso erfahren und erlebt wurde

wie die Gefährlichkeit

der Raubtiere ;

man

wollte denn auf die Urzeiten des

gar auf seine biologischen Vorstufen (wie i)

z . B.

Menschen

Stanley

Hall

- oder

u. a.)

Siehe: Drei Abhandlungen zur Sexualtheorie, 1905, 8.7^, Fußnote.



Das Trauma der Geburt

j^ zurückgreifen,

und damit auf

die wilden Vorfahren unserer Haustiere,

um eine typische Angstreaktion zu erklären, die in unserer individuellen Entwicklung ihren Ursprung nach der

die ursprünglich

Rind usw.) lische")

hat.

Für

Wahl

die

dieser Angstobjekte,

dem Kind imponierenden Größe

(Pferd,

ganz andere, nämlich psychologische („symbomaßgebend. Wie die Analysen kindlicher Phobien

erfolgt, sind

Momente

unzweifelhaft gezeigt haben, bezieht sich die Größe bzw. Dicke (Leibes-

umfang) der Angsttiere auf die Gravidität, an die das Kind, wie wir zeigen können, mehr als eine dunkle Erinnerung hat, und die Raubtiere liefern

dann eine auch für den erwachsenen Psychologen schein-

bar noch ausreichende Rationalisierung für den

fressenwerden



in den tierischen Leib der

Die Bedeutung der Tiere

als Vaterersatz, die

Wunsch

— durch Ge-

Mutter zurückzugelangen.

Freud

aus der Neurosen-

psychologie für das Verständnis des Totemismus fruchtbar gemacht

durch die Auffassung nicht nur unberührt, sondern erhält eine vertiefte biologische Bedeutung, indem sie zeigt, wie durch Verhat, bleibt

schiebung der „Angst" auf den Vater selbst frißt) der

wird.

Denn

Totemtier, das

man

lebensnotwendige Verzicht auf die Mutter gesichert

dieser gefürchtete Vater verhindert das

Mutter und damit die Auslösung der sich aufs mütterliche Genitale, als

auf

(das

Zurückgehen zur

viel peinlicheren Urangst, die

dem Ort

der Geburt, wie späterhin

alle seine Ersatzobjekte, bezieht.

Das ebenso häufige, aber fast regelmäßig mit Grauen gemischte Angstgefühl kleiner enTieren gegenüber hat die gleiche Grundlage und verrät -in der

„Ünheimlichkeit" dieser Objekte auch deutlich diese Herkunft.

Aus der Analyse

solchet Phobien oder Angstträume, die ebenso,

auch weniger häufig, beim

Mann

als bei

wenn

der Frau gefunden werden,

ergibt sich mitallerDeutlichkeit, daß die Unhcimlichkeit dieser kleineren

Kriechtiere wie Maus, Schlange, Kröte, Käfer usw. auf deren Eigenschaft zurückgeht, in kleinen

Erdlöchem usw.

Sie zeigen also den Wunsch nach

Rückkehr

spurlos zu verschwinden.

in das mütterliche Versteck

Die restlos erfüllt

daß

sie

man

und

infantile

Angst

das Grauenhafte, das

jj

ihnen anhaftet, rührt daher,

dabei selbst die eigene Tendenz realisieren,

als

deren Objekt

Während man also in die großen Tiere wenn auch verdrängten (Angst) Ursituation

sich vor ihnen entsetzt.^

immer noch im Sinne

der,

eindringen kann, liegt das Unheimliche der kleinen Tiere in der

Gefahr, daß

sie

den eigenen Körper eindringen können.

selbst in

Übrigens sind die ganz kleinen Tiere wie Insekten usw. von der Psychoanalyse schon längst bezw. heit,

Embryonen

als

symbolische Darstellung von Kindern

aufgefaßt worden; wohl nicht nur

wegen der Klein-

sondern auch wegen ihrer Vermehrungsfähigkeit (Fruchtbarkeits-

symbol).^

Zum

Penis- „Symbol" oder besser gesagt Penis- Ideal werden

Ein kleines Maderl von 3Y4 Jahren, das sich ebenso oder mehr vor kleinen vor großen Hunden fürchtet, hat auch Angst vor Insekten (Fliegen, Bienen

i)

als

Auf

die Frage der Mutter,

warum

denn vor diesen kleinen Tieren ohne Zögern: Sie können mich doch schlucken!" Dabei aber macht sie beim Herannahen kleiner Hunde die gleichen charakteristischen Abwehrbewegungen wie etwa eine Erwachsene gegen eine Maus: Sie beugt, indem sie die Beine fest zusammenpreßt, die Knie so tief, daß sie ihr Kleidchen bis ganz zum Boden ziehen und sich damit beusw.).

sie sich

die ihr ja nichts tun könnten, fürchte, erwidert die Kleine

decken bann, direkt

um

als wollte sie das

,

„Hereinschlüpfen" verhindern. Ein andermal

die Ursache ihrer Bienenangst von der

widerspruchsvoll, sie wolle in den

Mutter befragt, erklärt sie Bauch der Biene hinein und doch wieder nicht.



2) Zuletzt noch bei Freud: Massenpsychologie, igai, S. 126. Für Schmetterlingsangst konnte Freud zeigen, daß das Öffnen und Schließen

die

der welches wieder eindeutig an das GebÜrorgan „erinnert". (Vgl. dazu das weitverbreitete mythische Motiv der Symplegaden oder Klappfelsen.) Flügel das auslösende

Moment

ist,

Die Spinne ist ein deutliches Symbol der unheimlichen Mutter, in deren Netz man gefangen wird. Man vgl. dazu die „unbewußte Geburtsphantasie", die F e r en c zi aus der Tagebuch-Beschreibung des Angstanfalles eines Patienten wiedergibt („Introjektion und Übertragung", Jahrb. I, 1909, S.450/51, Fußnote): „Die Hypochondrie umspinnt meine Seele, wie ein feiner Nebel, oder eher wie ein Spinngewehe, so wie Schimmelhlumen den Morast bedecken. Ich habe das Gefühl, als stäke ich in so einem Sumpf, als müßte ich den Kopf herausstecken, um atmen zu können. Zerreißen, ja zerreißen möchte ich das Spinngewebe. Aber nein, es gebt nicht! Das Gewebe ist irgendwo befestigt man müßte



a

Rank

i

Das Trauma

l8

der Geburt

aber eberj nur durch ihre Fähigkeit des restlosen Eindringen-

sie

könnens, wobei ihre wesentliche Eigenschaft, die besondere Kleinheit, die sogar

zti

ihrer

Deutung

als

Spermatozoen oder weiblichen Eiern

geführt hat, direkt auf den Mutterleib als ihren Aufenthaltsort hinweist.

So

ist

das (große) Tier zuerst lust- dann angstbesetztes Muttersymbol,

dann durch Verschiebung der Angst im Sinne der Phobien hemmender Vaterersatz,

mng und

um

schließlich auf dem

Umweg der sexuellen Tierbeobach-

der kleinen Tiere, die FÖtus wie Penis symbolisieren, wieder

mit maternaler Libido besetzt zu werden. Diesen Zusammenhängen verdankt eine Reihe von kleinen Tieren

auch dieAuffassungalsSeelentiere im Volksglauben. Am bekanntesten dies

ist

von der Schlange, deren phallische Bedeutung zweifellos auch

auf die Leichtigkeit des vollständigen Eindringens und Verschwindens

im (Erd-) Loch zurückgeht.

Dies zeigt der bekannte Tiergeisterglaube der Australier und gewisser zentralasiatischer

Stämme, wonach

rer Tiere in die Mutter eingehen,

die

Kinder in Gestalt kleine-

und zwar meist durch den Nabel. So

glauben die Eingeborenen von Kap Bedford, „daß die Knaben in Gestalt

einer Schlange, die

Mädchen

als

kleine Brachschnepfen in den

Leib der Mutter eingehen."' Diese ganz primitive Vereinigung von

— der Phallus geht ganz in die Frau ein und wächst dort zum Kind heran — wirkt noch im Volksglauben und im Märchen Kind und Phallus

als

„Körperseele" nach,

wo

die Seele des Schlafenden oder Verstorbenen

die Pfähle herausreißen an denen es hangt.

Geht das

nicht, so

müßte man

sich

durch das Netz langsam durcharheiten, um Luft zu schöpfen. Der Mensch ist doch nicht dazu da, um von solch einem Spinngewebe uraschleiert, erstickt, dee Sonnenlichts beraubt lu werden," i)

Daß

die Eigenheit besonders großer Schlangen, ihre Beute lebendig

Ganzen hinunterzuwürgen, wobei ihr Leib aufschwillt, kreis hineingehört, erscheint mir ebenso zweifellos wie ihrer Häutung (Wiedergeburt). 3)e. Artikel

„Aberglaube" von

Semalwisseaschaft", hg. von

F.

im

in diesen Vorstellungs-

die andere Auffälligkeit

Reitzenstein im „Handwörterbuch der

Max Marcuse,

1925,

S, 5.

Die

infantile

Angst

ip

in Gestalt solcher Tiere (Maus, Schlange usw.) aus

um

nach einiger Zeit wieder durch den

Mund in

dem Munde

schlüpft,

denselben Menschen

(Traum) oder in einen anderen {Befruchtung, Neugeburt) einzugehen,' Hier schließt sich der uralte Volksglaube von der Gebärmutter

nem

Tier an, Äer bis

als ei-

noch keine Erklärung gefunden hat/ aber

jetzt

vermutlich auch mit der Vorstellung von

dem

in den Mutterleib hinein-

gekrochenen und nicht wieder herausgekommenen Tier zusammenhängt, also sich in letzter Linie auf den

bärmutter bezieht. So

soll z.

Inhalt der befruchteten Ge-

im Braun seh weigischen

B.

in den ersten

24 Stunden nach der Geburt das neugeborene Kind nicht bei der Mutter liegen, „sonst kann die Gebärmutter keine Ruhe finden und kratzt

im Innern der Frau, wie

Schlafe aus

dem Munde

eine große Maus.^ Sie

hervorkriechen, sich baden

Wege zurückkehren", wie

in der

kann auch im

und auf demselben

von Panzer mitgeteilten Sage von

Ruhe ins Gras gelegt hat (Beiti-. z. d. Kann sie den Rückweg nicht finden, dann wird die

einer Wallfahrerin, die sich zur

Mythologien,

195).

Frau unfruchtbar.

Der Hinweis auf

diese typischen Angstsituationen der

ihre völkerpsychologischen Parallelen dürfte genügen,

1)

Kinder und

um

zu zeigen,

Im malayischen Panany-Märcheii hat sich die ostafrikanisclie Todesschlanee

zu einem Seelenwurm entwickelt, der nach 6 bis 8 Monaten mittels eines in die Erde gesteckten Bambusrohres aus dem Grab hervorkommt. (Nach H. L. Held: Schlangenkultus. Atlas Africanus, H. III, München 192a.) 2)

Daß

dies meist die

verkriecht (ihr

Kröte

ist,

die sich in

dunkeln unzugänglichen Löchern stimmen. Siehe „Die Kröte,

Name kommt davon), würde gut dazu



Gebärmutter" von Karl Spieß (Mitra I, Sp. 209 ft., 1914, Nr. 8). Schon im alten Ägypten wurde die Geburtsgöttin froschköpfig gedacht (siehe Jacoby und Spiegelberg; Der Frosch als Symbol der Auferstehung bei den Ägyptern. Sphinx VII.) anderseits weist der Kopf unserer Gebärmutter- Kröte zuweilen menschliche Züge auf (s. Abb. 7 bei Spieß I. c. Sp. 2 17), Über die gleiche ein Bild der

;

Bedeutung der Kröte im S.

20 ff. 5)

s.

Mexiko vgl. Ernst Fuhrmann: Mexiko lU, (Kulturen der Erde, Bd. XIIT, Darmstadt 1922).

Art.

Aberglaube

1.

alten

c.

Das Trauma der Geburt

20

was wir meinen. Bei genauer Erforschung der Umstände, unter denen die Kinderangst auftritt, wird

im Kinde

affekt des Geburtsaktes

legenheit, die irgendwie

dazu benützt wird,

um

man

finden, daß tatsächlich der Angst-

unerledigt weiterwirkt

und

jede Ge-

— meist „symbolisch" — daran „erinnert",

den unerledigten Affekt immer und immer aufs

Wenn man

neue abzureagieren (Pavor nocturnus).

so die

von

Freud

erkannte Herkunft des Angstaffektes aus wörtlich zu

nehmen

sich getraut



dem Geburtsvorgang ernst und und dazu nötigt uns die Reihe



man leicht erkennen, wie jede Äußerung infantiler Angst einer partiellen Erledigung der der mitgeteilten Erfahrungen

so wird

Geburtsangst entspricht. Der unabweisbaren

Frage,

woher

die Ten-

denz zur Wiederholung eines so starken Unlustaffektes stammen könnte,

werden wir später bei Erörterung des Lust-Unlust-Mechanismus nähertreten,

möchten iedoch schon hier auf

lytische Tatsache verweisen, daß ganz

zugrunde

liegt,

die ebenso unzweifelhafte ana-

wie jeder Angst die Geburtsangst

jede Lust letzten Endes zur Wiederherstellung

der intrauterinen Urlust tendiert. Schon die normalen, von der Analyse

erkannten Funktionen des Kindes, die Nahrungs-

als libidinös

aufnahme (Saugen) und

die

Ausstoßung der Stoffwechsolprodukte

ver-

raten die Tendenz, die unbeschrankten Freiheilen des pränatalen Zustandes so lange als möglich fortzusetzen.

Neurotiker wissen, gibt das

Unbewußte

Wie wir

aus der Analyse der

diesen Anspruch, den das Ich

zugunsten der sozialen Anpassung zurückstellen muß, niemals auf, und ist

jederzeit bereit, in

situation

Zuständen seiner Vorherrschaft, die sich der Ur-

annähern (Traum, Neurose, Coma), damit hervorzutreten.

Deutlicher noch zeigen die aus sen Lustquellen folgenden

dem

„Kinderfehler" Herkunft und Tendenz

dieser Libidobefriedigungen:

nämlich das Lutschen

nässen und Beschmutzen anderseits, sität

zu intensiven Festhalten an die-

wenn

sie zeitlich

einerseits, das

Be-

oder ihrer Inten-

nach über ein gewisses Maß hinausgehen (z. B. iu dem exquisit „neu-

rotischen"

Symptom

der Enuresis nocturna). In der

vom Bewußtsein

Die infantile Angst

21

unkontrollierbaren, scheinbar automatischen Entleerung des Urins des Kotes („als Liebesbeweis" für die Mutter)

wäre

als

es

noch im Mutterleib: inter faeces

benimmt

sich das

et urinas;^

und

Kind

so,

auf ähnlichen

Mechanismen ruht der sprichwörtliche Zusammenhang von Angstaffekt

und Defäkation. Der

Ersatz der zeitweise oder nach der

Entwöhnung

gänzlich vermißten Mutterbrust durch einen Finger zeigt dagegen den ersten

Versuch des Kindes, den Körper der Mutter durch den eigenen

Korper („Identifizierung"), bzw. einen Teil desselben zu ersetzen, wobei die rätselhafte

Bevorzugung der Fußzehen deutlich

die

Tendenz nach

Wiederherstellung der intrauterinen Körperstellung verrät.'

Vom Lut-

schen sowohl wie von der lustvollen Harnentleerung (Enuresis) führen die

von der Analyse aufgedecktenWege zum „Kinderfehler" kat exochen,

der genitalen Masturbation Pollution),

(s.

auch den späteren Ersatz der Eniuesis die :

welche den endgültigen und großartigsten Ersatz der Wieder-

vereinigung mit der Mutter, den Sexualakt, einleitet und vorbereiten hilft.

Der Versuch,

besetzen,

das angstbesetzte (mütterliche) Genitale sexuell

macht Schuldgefühl, indem

die maternale

zu

Angst nach dem

Mechanismus der Phobie an den Vater gebunden wird. Auf diesem Wege erfolgt die teilweise Verwandlung der Urangst in (sexuelles) Schuldgefühl, wobei

man

oft sehr

schön beobachten kann, wie die ur-

sprünglich mütterliche Tierangst in die deutlich auf Sexualverdrängung

beruhende Vaterangst übergeht, die durch Verschiebung auf Räuber, Einbrecher (Schwarzer Mann usw.) einwandfrei im Sinne des phobischen Mechanismus rationalisiert werden kann. Hierbei entsteht die sog.

Das Klosett erscheint im Traum als tj-pische Mutterleibsdarstelluiig (bereits bei Stekel: Die Sprache des Traumes, igii). 2) Nach einer mündlichen Mitteilung des Wiener Kinderarztes J. K. Fiiedi)

jung konnte

er nicht selten Kinder beobachten, die mit

dem Finger im Mund

zur Welt kamen. Dies zeigt die Tendenz zur unmittelbaren Ersetzung der Mutter in „statu nascendi".

keit

— In letzter Zeit sollen Versuche über die Reflexerregbar-

beim Fötus gezeigt haben, daß schon etwa im

auslösbar sind.

6.

j.

Monate Saugreflexe

Das Trauma der

22 Realangst deutlich

Gehurt.

Bindung und Abfuhr der verschobenen Urangst,

als

wobei die Verwandlung der mütterlichen Raumangst Eindringensangst vollkommen lichen)

An

und den kleinen

dem

in die väterliche

Verhalten zu den großen (mütter-

(phallischen) Tieren entspricht.

dieser Stelle wird sich voraussichtlich ein

analytischer Seite selbst erheben, den wir aber

Einwand von psycho-

um

so leichter

zu er-

ledigen hoffen. Die Erfahrung, daß jede Angst des Kindes der Geburtsangst entspricht (und jede Lust des Kindes zur Wiederherstellung

der intrauterinen Urlust tendiert), könnte

Kastrationsangst, Allgemeingültigkeit

im Hinblick auf

die sog.

die neuestens so stark betont wurde, in ihrer

angezweifelt

werden. Doch scheint mir leicht

verständlich, daß die kindliche Urangst sich

im Laufe der Entwick-

lung ganz besonders an das Genitale

eben wegen seiner ge-

wiß dunkel geahnten

heftet,

(oder erinnerten) faktischen biologischen Be-

ziehung zur Geburt (und Zeugung). Es

ist

begreiflich, ja eigentlich

selbstverständlich, daß gerade das weibliche Genitale als der Ort des

Geburtstraumas dann bald wieder lich von dorther

zum Hauptobjekt

stammenden Angstaffektes wird. So

des ursprüngbasiert die Be-

deutung der Kastrationsangst, wie schon Stärcke gemeint hat,^ auf der „Urkastration" der Geburt,

Mutter.'

Nur

„Kastration

d. h.

der

Trennung

des Kindes von der

erscheint es nicht gerade zweckmäßig, dort schon von

zu sprechen,

wo

es sich

noch nicht

Beziehung der Angst aufs Genitale handelt, der Geburt aus

dem

um

als sie

eine deutlichere

durch die Tatsache

(weiblichen) Genitale gegeben

ist.^

Eine starke

heuristische Stutze findet diese Auffassung darin, daß sie uns zwanglos das Rätsel der Ubiquität des „Kastrationskomplexes"

löst,

indem

sie

ihn

Stärcke; Psychoanalyse und Psychiatrie (Beiheft IV), 1921. 2) In Endträumen der analytischen Kur fand ich den Phallus öfters als „Symbol" der Nabelschnur verwendet. 5) Siehe auch Freud: Die infantile Genitalorganisation. Zschr. IX/a, 1925. i)

A.

(Erst nach Abschluß dieser Arbeit zitiert.)

.

Die infantile Angst

2}

auf die unbestreitbare Allgemeinheit des Geburtsaktes zurückführen

kann; ein Gesichtspunkt, der sich für das volle Verständnis und die reale

Fundierung auch der anderen „Urphantasien" von der größten

Bedeutung erweisen wird. Auch glauben wir nun besser zu verstehen,

warum

die „Kastrationsdrohung" regelmäßig eine so kolossale

haltige

Wirkung auf

kindliche Angst brachte

und

Kind ausübt,

— übrigens

das daraus stammende,

auch,

warum

vom Geburtsakt

die

„mitge-

Schuldgefühl durch keinerlei Erziehungsmaßnahmen zu ver-

meiden oder durch ist.'

das

und nach-

die üblichen analytischen

Die Drohung

trifft

Aufklärungen zu beheben

nicht nur auf das dunkel erinnerte Urtrauma,

bzw. die dasselbe repräsentierende unerledigte Angst, sondern bereits auf ein zweites

bewußt

voll

Unlusttrauma, die

erlebtes

Entwöhnung,

keit lange nicht der des ersten

dessen Intensität

gleichkommt,

ja

verfallenes

und Nachhaltig-

ein gut Teil seiner

dem voraufgegangenen

„traumatischen" Wirkung dritter Stelle tritt

und der Nachdrängung

verdankt. Erst an

dann das in der Individualgeschichte regelmäßig

phantasierte, höchstens

als

Kastration, das aber gerade

Drohung

wegen

erlebte

Genitaltrauma'

der

seiner Unrealität besonders prädis-

poniert scheint, den größten Teil des natalen Angstaffektes als Schuld-

gefühl zu übernehmen, das sich tatsächlich, ganz Sündenfalls, an die i)

2)

Trennung der Geschlechter,

Siehe daiu Melanie

Die

typische

im Sinne des biblischen die Verschiedenheit

Klein: Eine Kinderentwicklung, Imago,Bd.VII igzi. als Abwehr- und Trostsymbol der

Zweiheit, welche

Kastration den Verlust des einen unersetzlichen Gliedes (oft durch eine Vielheit) kompensieren soU, scheint ursprünglich dem Entwöhnungstrauma zuzuge-, hören und auf die Möglichkeit der Ernährung an beiden Brüsten zurück-

augehen, wobei tatsächlich die eine Brust den „Verlust" der anderen ersetzt. Auch die „symbolische" Verwendung der Testikel erweist sich nicht selten als

Mittelsvorstellung zwischen den Brüsten und

dem Penis, wie das Kuheuter dazu Stekels symbolische Gleichung der „paarigen Organe"). In einer andern Schichte scheint die Zweiheit der Kastrationsabwehr der

(vgl.

infantUen Ironie gegenüber dieser Lüge der Erwachsenen zu dienen (siehe dazu das Folgende im Text).

I

Das Trauma

24 der Sexualorgane

wußte, das

von nichts

und

der Geburt

-funktionell geknüpft erweist; das tiefste

Unbe-

immer geschlechtlich indifferent (bisexuell) bleibt, weiß daund kennt nur die primäre Urangst des allgemein-mensch-

lichen Geburtsaktes.

Im

Vergleich mit den wirklich schmerzhaft erlebten realen

der Geburt

und Entwöhnung

Traumen

scheint sogar eine tatsächlich erfolgte

Kastrationsdrohung die normale Abfuhr der Urangst

bewußtsein insofern zu erleichtern,

als ja das

als genitales Schuld-

Kind den Unernst der

Kastrationsdrohung ebensobald entdeckt hat wie alle anderen Unwahrheiten der Erwachsenen. als leere

Drohung

Dem

Urtrauma gegenüber wirkt dann

die bald

entlarvte Kastrationsphantasie vielmehr als ein Trost,

doch die Trennung nicht erfolgen könne.' Von hier führt ein direkter Weg zu den infantilen Sexual theorien (s. später S. 52 f.), welche daß

ja

die

„Kastration"

offenbar

um

(das

weibliche Genitale) nicht anerkennen wollen,

damit das Trauma der Geburt (Ur-Trennung) verleugnen

zu können.

Wir bemerken

hier übrigens, daß jede spielerische

tragischen Urmotive, welche mit

dem Bewußtsein

geht, lustauslösend wirkt,

sie die

vortäuscht.

indem

Verwendung

der

der Irrealität einher-

Negierung des Geburtstraumas

So die typischen Kinderspiele, vom frühesten „ Verstecken "

{Guck-Guck)uberSchaukeln, Eisenbahn-, Puppen- undDoktorspielen,'^ welche übrigens, wie

Freud

sehr frühzeitig erkannt hatte, dieselben

Elemente wie die entsprechenden neurotischen Symptome, nur mit positivem Lustvorzeichen beinhalten. Das Versteckenspielcn (auch „Zaubern"), das die Kinder unermüdlich wiederholen,

stellt

die Situation der

1) Den gleichen Trost-Mechanismen finden wir bei den als Opferhandlungen erkannten Fehlleistungen des Verlierens wieder: Man trennt sicli von einem wertvollen Teil seines Ich anstatt selbst ganz „getrennt" zu werden („Der Ring des Polykrates", der ins Meer geworfen wird, aber im Fischbauch wieder zur

Welt kommt.) 2)

Die beiden letzten mit direktem Bezug auf das Kinderkriegen (Puppe=FöTräumen).

tus in

Die infantile Angst

Trennung (und

2J rhythmischen

des Wiederfindens) als nicht ernst dar die ;

Bewegungsspiele (Schaukeln, Hopp-hoppreiten) wiederholen einfach den

embryonal empfundenen Rhythmus, der dann im neurotischen Sym-

ptom

des Schwindels die zweite Seite seines Januskopfes zeigt. Bald wird

dann

alles Spiel des

Kindes irgendwie

der Irrealität untergeordnet

und

dem

wesentlichen Gesichtspunkt

die Psychoanalyse hat ja zeigen können,

wie daraus die höheren und höchsten lustspendenden Phantasie

Formen

und

die

Irrealitäten, die

Kunst hervorgehen.' Selbst noch in den höchsten

dieser Scheinrealität, wie sie beispielsweise die griechische Tra-

gödie repräsentiert, sind wir imstande,

Angst und Schrecken zu ge-

nießen, indem wir dieseUrafTekte im Sinne von Aristoteles' Katharsis abreagieren, ähnlich wie das Kind die angstvolle Situation der Trennung als freiwilliges

Verstecken," das beliebig leicht

machen und zu wiederholen ist. Die aus dem Geburtstrauma stammende

und

oft

rückgängig zu

ständige

Angstbereit-

schaft des Kindes, die sich gerne auf alles mögliche verschiebt, äußert sich

noch

in ganz direkter, sozusagen biologischer

Itulturgeschichtlich

bedeutsamen

,

Weise in dem auch

charakteristischen Verhältnis

des

Kindes zum Tode. Was uns dabei zunächst überrascht hat, war nicht die Tatsache, daß das Kind die Todesvorstellung gar nicht kennt, sondern daß es auch hier, ähnlich wie auf lange Zeit nicht imstande

dem

Gebiete der Sexualität,

entsprechende Erfahrungen und selbst Aufklärungen in ihrer wirklichen Bedeutung zu akzeptieren. Es ist eines ist,

der größten Verdienste Freuds, unsere Aufmerksamkeit auf diese negative Todesvorstellung des Kindes gelenkt zu haben, die sich darin äußert, daß es beispielsweise verstorbene Personen

wesende behandelt. Bekannt i) 2)

ist

auch, daß das

wie zeitweise ab-

Unbewußte

Freud: Der Dichter und das Phantasieren, 1908. Auch im Märchen, z. B. von den sieben Geißlein,

diesen Stand-

hat das Verstecken die

Geburts-Rettungs- Bedeutung, d.h. der Rückkehr in den Mutterleib bei äußerer Gefahr.

26

Das Trauma, der Gehurt

punkt niemals aufgibt, wofür nicht nur der unausrottbare, in immer neuen Formen auflebende Unsterblichkeitsglaube Zeugnis ablegt, sondern auch die Tatsache, daß wir von Verstorbenen wie von Lebenden

träumen. Es wäre

nun wieder

gänzlich verfehlt,

tellektualistischen Einstellung zu glauben, das

vorstellung

wegen

akzeptieren; dies

ihrer Peinlichkeit

ist

und

im Sinne unserer

in-

Kind könne die Todes-

ihres Unlustcharakters nicht

schon deswegen nicht der

Fall, weil es sie a priori

ablehnt, ohne noch die Vorstellung ihres Inhalts vollzogen zu haben.

Überhaupt kennt das Kind keine abstrakte Todes Vorstellung, es reagiert nur auf den erlebten Todesfall oder den geschilderten (erklärten) inbezug auf die ihm nahestehenden Personen. Totsein gleichbedeutend mit Fortsein (Freud),

d. h.

ist

getrennt

für das Kind sein,

was un-

mittelbar an das Urtrauma rührt. Das Kind akzeptiert also die bewußte

indem

Todesvorstellung,

Darum kann

unbewußt mit der Urtrennung

es sie

identi-

den Erwachsenen roh erscheinen, wenn das Kind einen unerwünschten Konkurrenten, etwa ein neues Geschwisterchen, fiziert.

dessen Störung

wie wenn wir uns

es

ihm unangenehm

selbst

allein lassen.

jemandem

Nur

ist,

tot

sagen, er

verrät das

wünscht, was so

viel heißt,

möge zum Teufel gehen,

Kind ein weit

ursprünglichen Sinn dieser „Redensarten"

besseres

Wissen

d. h.

um

den

Erwachsenen, wenn dem störenden Geschwister eben rät, wieder dorthin woher es gekommen sei. Dies meint das Kind ganz ernsthaft als die

es beispielsweise

zu gehen,

und

dazu auch imstande, wieder auf Grund jener dunkeln Erinnerung an den Ort, woher die Kinder kommen. Der ist ist

Todesgedanke

somit von Anfang an mit einem starken unbewußten Lustaffekt, der

Rückkehr

Geschichte bis

dem

in den Mutterleib, besetzt, der sich durch die ganze

der Menschheit,

zur Wiederkehr im

von den

spiritistischen

primitiven Astralleib

Bestattungssitten

unvermindert

er-

halten hat.

Aber nicht bloß

die

Todes Vorstellung des Menschen hat diesen

libidinösen Hintergrund, sondern auch gegen die bewußterweise als

Die real erkannte

Trumpf

infantile

Vernichtung im Tode

^7

Angst

Mensch unbewußt den

spielt der

der pränatalen Existenz aus, welche den einzig wirklich er-

fahrenen Zustand jenseits des bewußten Lebens repräsentiert.

Kind einen störenden Konkurrenten beseitigen wünscht, so kann

es dies

es selbst

gekommen

Geschwisterchen kam: von der Mutter. sich selbst

ihm

also

den Tod

nur mittels der eigenen lustvoUen Erinnerung

an den Ort tun, von wo

wünscht

will,

Wenn das

ist

Man

an den Ort zurück, wo

es

und woher auch

könnte auch sagen,

das es

noch keinerlei Störungen

von außen gab. Die Berechtigung, in den kindlichen Todeswünschen das eigene unbewußte Wunschelement zu betonen, erhellt aus dem Verständnis der neurotischen Selbstvorwürfe, fällige

mit denen regelmäßig auf die zu-

Erfüllung eines solchen Wunsches reagiert wird.

Wenn man eine

nahestehende Person, gleichgültig welchen Geschlechts, verliert, so erinnert diese Trennung wieder an die Urtrennung von der Mutter und die schmerzliche Aufgabe, die Libido von dieser Person abzulösen, welche

Freud im Vorgang

der

Trauer

erkannt hat, entspricht einer psychi-

schen Wiederholung des Urtraumas.

An

den verschiedenen Trauerriten

der Menschen wird unzweifelhaft klar, wie erst kurzlich

Vortrag gezeigt bat, tifizieren trachtet,

beneidet.

'

daß der Trauernde sich mit

was

zeigt,

wie er ihn

um

die

Reik in einem

dem Toten zu

iden-

Rückkehr zur Mutter

Die bedeutungsvollen Eindrücke, die tatsächlich frühverstor-

bene Geschwister im Unbewußten des Überlebenden, später oft neurotisch

Gewordenen zurücklassen, zeigen deutlich

wirkung

dieser Identifizierung

selten darin äußert,

die

unheimliche Nach-

mit dem Verstorbenen, die sich nicht

daß der Betreffende sein Leben sozusagen unbewußt

in steter Trauer, d, h. in

einem Zustande

verbringt, der

dem

nierten Aufenthaltsort des Verstorbenen verblüffend angepaßtist.

Neurose läßt sich geradezu in ihrer Ganze

als

suppo-

Manche

eine solche embryonale

Fortsetzung der unterbrochenen Existenz eines frühverstorbenen Ge-

i)

„Tabnit, König von Sidon" (Wiener PsA. Vereinigung,

März

i9»3)-



Das Trauma

schwisters verstehen

häufig

a]s

und

der Gehurt

die Melancholie zeigt denselben

Mechanismus

Reaktion auf einen aktuellen Todesfall.^

Das Kind beneidet den Toten

und dementsprechend knüpft Geschwisterchen, wie

um das Glück der Rückkehr zur Mutter die eigentliche Eifersucht auf das

neue

man

in den Analysen noch deutlich sieht, in der Regel an die Schwangerschaftsperiode, d.h. dessen Aufenthalt im Mutterleibe an,

während

die

bekannte Abfindung mit der Tatsache des neuen

Konkurrenten durch Identifizierung mit der Mutter (das Kind vom Vater) bald nach der Geburt beginnt (das Kind als lebende Puppe). In dieser

unbewußten Tendenz

des Kindes, sich mit

sterchen, dessen bevorstehende

wurde, 2u identifizieren,

man im

dem intrauterinen GeschwiAnkunft ihm ja genugsam angekündigt

liegt das

Wesentliche dessen beschlossen, was

Sinne der psychoanalytischen Forschungen

als das

Trauma

des zweiten Kindes (Geschwister-Trauma) bezeichnen könnte. Das Wesentliche dabei besteht darin, daß das nachfolgende Kind die tiefste Wunschtendenz des bereits vorhandenen, den Aufenthalt in der Mutter realisiert, so

aber ein- für allemal den

Weg

zur

Rückkehr sozusagen

was bestimmend für die ganze weitere Einstellung und Entwicklung des Erst- oder Vorhergeborenen werden kann (siehe die Psycho-

verlegt,

logie des Jüngsten S. 107:

„Die heroische Kompensation"). Von da aus werden auch manche sonst unverständlicheZüge im erwachsenen Liebes-

leben (neurotische Kinderheschränkung usw.)—, wie gewisse organneurotische Frauenleiden analytisch zugänglich (Pseudo-Sterilitätusw.).

Die Identifizierung des Todeszustandes mit der Rückkehr in den Mutterleib erklärt auch, warum die Toten in ihrer Ruhe nicht gestört werden dürfen und

warum

eine solche Störung als die größte Strafe

empfunden

wird. Dies beweist die sekundäre Natur der ganzen Wiedergeburtsphantasie, welche keinen andern Sinn hat, als den

ursprünglichen Zu-

stand wiederherzustellen. Dies zeigen auch verschiedene biologische 1)

Es wäre der Mühe wert,

in

den Anamnesen Melancholischer darauf zu

achten, ob sie in der Kindheit einen Todesfall

(in

der Familie) erlebt haben.

Die

infantile

Tatsachen, bei denen das von

Jung

Angst

2^

irrtümlich für das Wesentliche

gehaltene ethisch-anagogische Element der Wiedergeburtsidee ausgeschlossen

ist.'

Ein besonders lehrreiches Beispiel

bildet eine

bestimmte

Art der Cichliden, „Maulbrüter", deren Weibchen die Laichkörner bis zur Reife in einem Kehlsack austragen." Bei der in Nordafrika leben-

den Art Haplocliromis strigigena, die ihre Eier an Pflanzen und Steine wird erst den ausgeschlüpften

heftet,

Jungen

der Kehlsack der

Mutter Zuflucht und Schutzorgan. Droht Gefahr oder kommt die Nacht,

dann

öffnet die

Mutter das Maul und eine ganze Schar der jungen

Haplochromen kriechen darin unter und bleiben so lange dort, bis die Gefahr vorüber ist oder der Morgen graut. Dies Gebahreti ist besonders interessant, weil es nicht bloß den

durch die ganze Tierreihe hindurch-

gehenden physiologischen Schlaf als zeitweilige Rückkehr in den Mutterleib erweist,

sondern weil gerade bei dieser Spezies die eigentliche

Brütung außerhalb des mütterlichen Körpers erfolgt (auf Steinen und Pflanzen) und von diesen Tieren sozusagen später nachgeholt wird, weil sie

scheinbar nicht darauf verzichten können.

Andere Tiere, die nicht wie die Beuteltiere (Känguruh) die partielle Rückkehr in den Mutterleib als Schutz haben, ersetzen diesen in einer

nur „symbolisch" zu nennenden Weise, wie beispielsweise

die Vogel

Jung

ist hier blind an den biologischen Tatsachen vorbeigegangen, weil die „analytische" Regressionstendenz zu schützen suchte gegen er sich und dabei die biologische übersali. So ist er oppositionell in die ethisch-anagogische Richtung geglitten, welche die Idee der Wiedergeburt in den Mittelpunkt stellt, die doch nur ein intcllcktualistischer Ausläufer ist („Wandlungen und Symbole der

,)

Libido", Jahrbuch, IV, 1912, S. 267). a) Die Mau Ibrut pflege findet sich bei zahlreichen Knochenfischen, ja sogar vereinzelt unter den Wirbeltieren. S. Meisenbeimer: Geschlecht und Ge-

im

Tierreich. Jena 1921, I. Band, Kap. 20: „Die Verwendung des Hierher Körpers im Dienst der Brutpflege", VIII. Stufe, S. 566 f. elterlichen gehören auch die wunderbaren Ortsinstinkte der Zugvögel und Wanderfische,

schlechter



die von

jedem fremden

langen, ivieder

i

man sie bringt oder an den an den Ort ihrer Geburt zurückkehren. Platz,

an den

sie selbst

ge-

Das Trauma

30

der Geburt

durch den Nestbau ' (den übrigens schon hier darauf aufmerksam, daß das,

im wesentlichen

die

Jung heranzieht). Wir werden

was wir tierischen Instinkt nennen,

Anpassung der pränatalen Libido an die Außen-

welt beinhaltet, also die Tendenz, diese Außenwelt möglichst getreu

dem

vorher erlebten Urzustand anzugleichen, während der Mensch auf

Grund

seiner langen Graviditätsperiode

und mit Hilfe der

später ent-

wickelten höheren Denkfähigkeiten den wirklichen Urzustand auf alle

mögliche "Weise, sozusagen schöpferisch wieder herzustellen sucht, was

ihm

in den sozial angepaßten Phantasieprodukten der Kunst, Religion,

Mythologie

während

bis

zu einem hohen Grade von Lustgewinnung gelingt,

es in der

Neurose kläglich

Der Grund hierfür liegt, wie

scheitert.

die Psychoanalyse gezeigt hat, in einer

psycho - biologischen Entwicklungshemmung, welche wir unter

dem

Sexualtraumas im nächsten Abschnitt besprechen wesentliche Moment der Neurosenentwicklung darin

Gesichtspunkt des wollen, da das

zu liegen scheint, daß der Mensch bei der biologischen wie kulturellen

Überwindung

des Geburtstraumas, welche wir

Durchgangspunkt der Sexualbefriedigung Ursituation

am

meisten annähert, ohne

Anpassung nennen,

scheitert,

sie

am

welche sich der

doch vollinhaltich

im

in-

fantilen Sinne wieder herzustellen.

i)

Eine amerikanische Kiadergärtnerin erzählte mir einmal, daß die kleinen sie mit Plastelin spielten, zumeist spontan Vogelnester nachbildeten.

Kinder, wenn

..i

Die

Das ganze

infantile

sexuelle

Befriedigung

Sexualproblem

liegt eigentlich in

der berühmten

Fragenach der Herkunfider Kinder beschlossen. Diese Frage, zu der das

Kind früher oder später spontan

gelangt,

tritt,

wie wir erfahren haben,

als

Endresultat eines unbefriedigenden Denkprozesses hervor, der sich in

mannigfachen Eigenarten des Kindes (Fragedrang) äußert, die beweisen, daß das Kind in sich

selbst die verlorene

Erinnerung an seinen früheren

Aufenthalt sucht und infolge einer äußerst intensiven Verdrängung nicht finden kann. Daher bedarf es auch in der Regel eines äußeren Anstoßes,

meist der Wiederholung des Ereignisses durch die Geburt eines Geschwisterchens,'

um

die Frage schließlich offen hervorbrechen zu lassen

an die Hilfe der Erwachsenen zu appellieren, die offenkundig dieses einmal verlorene Wissen irgendwie wiedergefunden zu haben

„„a

so

scheinen. Bekanntlich bringt aber die Beantwortung der Frage, selbst durch analytisch aufgeklärte Erzieher, dem Kinde ebensowenig Be-

freiung wie

ihm

dem erwachsenen Neurotiker

nicht bewußt gewesenen

gleichfalls

die Mitteilung irgendeines

Zusammenhanges, den

er infolge innerer,

unbewußter Verdrängungs widerstände nicht akzeptieren

kann. Auch verrät die typische Reaktion des Kindes auf die wahrheitsgetreue Antwort (das Kind wachse

im

Mutterleib, wie etwa die Pflanze

Es Bcheinl nach verschiedenen analytischen Erfahrungen, daß einiige oder jüngste Kinder (hxw. auch solche, die ein schweres Geburtstraumaiu verdrängen i)

hatten) die Frage nicht so direkt stellen,

Das Trauma der Gehurt

^2 in der Erde),

wo

das eigentliche Interesse des Kindes liegt:

man hineinkomme!

Problem, wie

nämlich im

Dies bezieht sich aber nicht so

sehr auf das Rätsel der Zeugung, wie die Erwachsenen von sich aus riickschließen, sondern zeigt zunächst die

hin,

wo man

vorher war.

Verdrängung erfahren

Da

'

hat,

so

das

Trauma

kann

der Aufklärung nicht herstellen rien von der Herkunft der Kinder

Tendenz zur Rückkehr

das

und fest,

dort-

der Geburt die intensivste

Kind die Erinnerung

hält an seinen eigenen

trotz

Theo-

welche offenkundig unbewußten

Reproduktionen des pränatalen Zustandes entsprechen und ihm so die Illusion einer

möglichen Rückkehr offen

lassen,

welcher

es

durch

Akzeptierung der Aufklärung verlustig ginge.

Da

ist

vor allem die berühmte Storchfabel, die ja geradezu darauf

gegründet scheint, daß der periodisch an denselben Ort wiederkehrende

Zugvogel das Kind sowohl bringen

nehmen kann,^ wobei

als

auch wieder mit sich zurück-

gleichzeitig der traumatische Sturz in die Tiefe

durch den sanften Gleitflug des ausdauernden Fliegers andere von

Freud

aus

entleert.

Auch

i)

und wird

soll die

(als

Kot durch den

Speise)

Darm

Leichtigkeit der Wiederholungsmög-

im Sinne der Kompensation

Mephistopheles:

als

kommt

wie wir wissen, für das Kind luslvolle Vorgang,

der sich täglich abspielt, lichkeit

Mutter an: das Kind

in die Mutter

dieser,

Eine

Beziehung auf die Verdauungszirkulation

direkt an das Leibinnere der

Mund

ist.

dem Unbewußten erschlossene infantile Geburts-

theorie knüpft mit ihrer

durch den

ersetzt

des

Traumas gewährleisten. Auch

Gesetz der Teufel und Gespenster; Wosiehereingesclilüpft, da müssen sie hinaus.

„'s ist ein

Das erste steht uns frei, beim zweiten sind wir Knechte." Die Indianer sollen bei der Herstellung von Pleclitarbeiten u.a. die Kreise in den Ornamenten nicht ganz schließen, weil die Frauen sonst keine Kinder bekämen (nach mündlicher Mitteilung einer Reisenden). 2) Sei es zu anderen Eltern (Familienroman), sei es an den Ort der Herkunft „Todeswunsch"). Siehe des Verfassers Abhandlung über die Lohengrinf

sage, igii.

Die die spätere Theorie,

sexuelle Befriedigung

an der

viele

}}

Menschen ziemlich lange

festhalten,

daß nämlich die Kinder durch Aufschneiden der Mutter (meist in der Nabelgegend) geboren werden, beruht auf der Verleugnung der eigenen Geburtsschmerzen, die zur Gänze der Mutter aufgebürdet werden/

Der gemeinsame Zug ethnologisch {Mythen sind,^

ist

die

Geburtstheorien, die auch

und besonders Märchen)

reichlich zu belegen

Verleugnung des weiblichen Sexualorgans und

deutlich, daß sie auf der

beruhen.

aller infantilen

dies verrät

Verdrängung des dort erlebten Geburtstraumas

Die unlustvolle Fixierung an diese Funktion des weiblichen

Genitales als Gebärorgan, liegt letzten Endes noch allen neurotischen

Störungen des erwachsenen Sexuallebens zugrunde, der psychischen

Impotenz wie der weiblichen

Frigidität in allen ihren

Formen, äußert

sich aber auch besonders deutlich in bestimmten Arten

(Schwindelanfällen), die mit

dem Gefühl

des Enger-

von

Platzarigst

and Weiterwerdens

der Straße einhergehen usw.

Weiters gehen aber auch die Perversionen, die

ja

nach Freud

das Positiv der Neurose darstellen, in entscheidender Weise auf die infantile Ursituafion zurück. Wie ich bereits anderwärts ausgeführt habe^ jst

das Verhalten des Perversen dadurch charakterisiert, daß er die in-

die typische

Mythenphantasie zu erwälinen, daß der furchtlo-_ se Held regelmäßig einaus dem Mutterleib Geschnittener ist, der— meist frühreif schon als Kind Wundertaten vollbringt; ihm bleibt offenbar mit der Geburtsangst auch die neurotische Frühperiode ihrer Erledigung erspart (siehe den Abschnitt: Die heroische Kompensation, S. 102). i)

Hier

ist

Übrigens hat es nach vereinzelten Erkundigungen den Anschein, als ob Kinder, die operativ zur Welt gebracht wurden, sich tatsächlich in gewisser

Beziehung

besser entwickelten. Anderseits hatte eine Frau, die ihr Kind in Narkose zur Welt gebracht hatte, das Gefühl, es sei nicht ihres, weü sie bei der Geburt bewußtlos

gewesen

sei.

Ihr infantiles Interesse,

woher die Kinder wirklich kommen,

ist

also

dabei unbefriedigt geblieben. 2)

Siehe meine Abliandlung Völkerpsychologische Parallelen zu den infantilen :

Sexualtheorien, 1911. 5) 3

Perversion und Neurose,

Raak

(Zschr., VIII, 1922.)

Das Trauma

)4 fantile Geburtstheorie

vom

der Geburt

analen Kind durch ihre teilweise Reali-

sierung vor der Verdrängung mittels des Schuldgefühls bewahrt: er spielt selbst das anale

also in

Kind, ehe es das Geburtstrauma erleiden mußte,

möglichster Annäherung an den Zustand der ( „polymorph -per-

versen ")Urlustsit-uation. Für die

keiner weiteren Erklärung

Ko pro- und Urolagnie bedarf es dazu

und ebenso

setzen alle anderen Arten der

Mundperversion die intrauterine Libidobefriedigung {bzw. die postnatale an der Mutterbrust) irgendwie

darum

Der Exhibitionist

ist

dadurch

daß er in den paradiesischen Urzustand der Nacktheit

charakterisiert,

zurückkehren

fort.'

will, in

so liebt.

dem

er vor der Geburt lebte

und den

Kind

das

Eine besondere Lustbetonung weist dabei der Akt des

Auskleidens, das Abstreifen der Hüllen auf, wie wir es in ausge-

sprochenen Fällen finden.

Die Entblößung der Genitalien entspricht

dann im Sinne der heterosexuellen Entwicklungsstufe dem Ersatz des stellvertretenden Teiles (Penis

der

Mann

die erste, das

Weib

—- Kind)

die zweite

für den ganzen Körper,

wobei

Bedeutung bevorzugt, was mit

verschiedenen Entwicklung des Kastrationskomplexes (normal:

der

Schamgefühl) zusammenhängt. Die besondere Charakteristik des sexuellen Schamgefühls, das Schließen oder

Bedecken der Augen" und das

Erröten weisen auf die pränatale Situation hin, in der bekanntlich

nach unten gerichteten Kopf das Blut zuströmt. Übrigens

ist

dem

auch die

apotropaische Bedeutung der Genitalen tblößung, die ein großes Stück des Aberglaubens beherrscht, ursprünglich nichts anderes als der Aus-

druck des auf dem Gebärorgan lastenden Verdrängungsfluches, der auch

Aus der Analyse einer Frau, die den Cunnilingus bevorzugte, ergab sich, LustempGndung an das Gefühl geknüpft war, ihre Klitoris (analog dem Penis) in einer warmen Höhle zu spüren. 2) Die tiefe Verknüpfung der von mir als „exhibitioniBtisch" erklärten Motive x)

daß

f.

die

der Nacktheit:

Kleidung, Blendung und Fesselung

(s.w. unten) ergibt sich

durch ihre gemeinsame Beziehung zur Ursituation. (Siehe meine damalige Abhandlung; Die Nacktheit in Sage und Dichtung, 1911. erst

-•!

a

Die sexuelle Befriedigung in den verschiedensten

)j

Verwünschungen und Flüchen

deutlich

zum

Ausdruck kommt. Ähnliches

gilt

für den

Partial Verdrängung

Fetischismus,

dessen

Mechanismus als einer

mit kompensatorischer Ersatzbildung

Freud

längst

beschrieben hat; die Verdrängung betrifft dabei ganz regelmäßig das mütterliche Genitale

im Sinne

der traumatischen Angstbesetzung

und

dessen Ersatz durch einen lustbesetzten Körperteil oder dessen ästhetisch

noch einwandfreiere Hülle

(Kleider, Schuhe, Korsett usw.).

Für den Masochismus haben mich schon frühere analytische Erfahrungen ahnen

lassen,

daß

um

es sich dabei

Geburtsschmerzen („SchlagephantasJe") in handelt,

^

Phantasie s.

was

sich aus

erklärt,

fast

lustvolle

der

Empfindungen

regelmäßigen Fesselung (Strafe:

später), als teilwei ser Wiederherstellung

nachgeahmt

Umwandlung

anderen typischen Elementen der masoch istischen

wie der

der Unbevveglichkeit,

die

die ja in

erscheint,^

Auf

derintrauterinenLustsituation

der Windelsituation (Sadger)

nur

der anderen Seite scheint der typische

Sadist, der im Blut und in den Eingeweiden wühlende Kinderschlächter

Ray) oder Frauenmörder (Bauch aufschlitzer), die infantile Neugierde, wie es im Leibesinnern aussieht, restlos zu agieren. W^ährend der Masochist den ursprünglichen Lustzustand durch affektive Um(Gilles de

Hierher scheint der weitverbreitete Fruchtbark ei tszauber des Ruteiischlagens („Lebetisrute") zu gehören, wie er in den Mythen der jungfräulichen Bona Dea als Strafe von seiten des eigenen Vaters erscheint, dessen Lüsten sich Man vgl. dazu das Peitschen der Brautpaare die keusche Göttin widersetzt. Hochzeitsbräuchen deutschen (W. IVI an nhardt: Antike Feld- und Waldin den kulte I, 299—503), in den römischen Luperkalien, im Wintersonnenwendefest i)



der Mexikaner, wobei die jungen um sie fruchtbar zu machen. 2.)

Madchen mit Säckchen geschlagen wurden,

Die bei den letztgenannten Formen (Exhibitionismus, Masochismus) be-

sonders hervortretende Rolle der von

Sadger

sog.

„Haut -Seh leim haut- und

Muskelerotik" scheint direkt aus der intrauterinen Situation ableitbar, wo der ganze Körper sozusagen ständig durch ein wohliges Gefühl von Weichheit, Wärme und Flüssigkeit angenehm „gekitzelt" wird. 3*

^s

Das Trauma

^6

der Geburt

Wertung des Geburtstraumas wieder herzustellen sucht, verkörpert der Sadist voll

den unauslöschlichen Haß des Ausgestoßenen, der mit seinem

erwachsenen Körper wirklich versucht, dort wieder hineinzu-

kommen, wo

Kind herausgekommen war, ohne Rücksicht darauf,

er als

daß er dabei auch sein Opfer sache

ist.

Auch

zerfleischt,

(Siehe später über das

die

Homosexualität

zu fügen; basiert

sie

Opfer,

was keineswegs die Haupt-

S. 94.)

scheint sich dieser Auffassung zwanglos

doch ganz offensichtlich beim

Manne auf dem

Abscheu vor dem weiblichen Genitale, und zwar wegen seiner innigen Beziehung

zum

Geburtsschock. Der Homosexuelle sieht

das mütterliche Gebärorgan

und

ist

Organ anzuerkennen. Überdies

daher unfähig,

spielen

die

im Weib nur

es als lustspendendes

Homosexuellen beiderlei

Geschlechts, wie wir aus den Analysen wissen, nur bewußterweise

Mann und

Frau,



im Unbewußten regelmäßig Mutter und Kind

was bei der weiblichen Homosexualität direkt manifest ist

— und

stellen

insofern tatsächlich eine besondere Art der Liebesbeziehung dar {„das dritte Geschlecht*'),

nämlich die direkte Fortsetzung der ungeschlecht-

lichen aber libidinösen

hebung

wert, daß

sich anscheinend

lich zur

Bindung der

Ursiluation.

Es

ist

der Hervor-

die Homosexualität als diejenige Perversion,

nur auf den Geschlechtsunterschied

die

bezieht, eigent-

Gänze auf der im Unbewußten fortlebenden Bisexualitat

des

embryonalen Zustands beruht.'

Mit diesen Erörterungen befinden wir uns mitten der

Geschlechtlichkeit,

welches

die

libido späterhin in so unerwünschter

in

dem Problem

simplen Äußerungen

Weise kompliziert.

der Ur-

Ich denke

das konsequente Festhalten an unserer bisherigen Auffassung wird

auch in den Stand

setzen,

dem

wicklung ein Stück näher zu

uns

Verständnis der normalen Sexualent-

kommen und

die scheinbar entgegen-

stehenden Schwierigkeiten zu überwinden. 1)

Hier wird die Hinfälligkeit von Adlers „männlichem Protest"

als

Er-

klärungsprinzip für die Perversionen (HomoseKualität) offenkundig.

4

Die Es

ist

57

besonders in letzter Zeit wiederholt bemerkt worden, daß

unsere gesamte Mentalität

punkt

sexuelle Befriedigung

so sehr in

und Welteinstellung den männlichen

den Vordergrund rückte und den weiblichen

auch des sozialen und wissenschaftlichen Denkens

Tatsache, daß lange

ist

die

und bedeutsame Perioden der menschlichen Kul-

turentwicklung unter

dem

Einfluß des von

und sogenannten „Mutterrechtes' standen und es

fast

Vielleicht das krasseste Beispiel für diese

gänzlich vernachlässigt hat. Einseitigkeit

Stand-

erst einer

,

Bachofen

„entdeckten"

der Vorherrschaft der Frau

d. h.

besonderen Anstrengung, der deutlichen Über-

windung von Widerständen

um

bedurfte,

diese offenbar

auch aus der

Überlieferung „verdrängten" Perioden wiederzufinden und sachen zu akzeptieren.'

Wie

als

Tat-

weit diese Einstellung sogar noch in uns

Psychoanalytikern nachwirkt, zeigt sich darin, daß wir in der Regel

nur für den Mann

die Sexualverhältnisse stillschweigend

darstellen,

wie wir vorgeben der Einfachheit wegen oder wenn wir ehrlicher sind, aus mangelhaftem Verständnis des weiblichen Lebens. Ich glaube kaum,

daß diese Einstellung die Folge einer sozialen Unterschätzung der Frau wie Alfred Adler meinte, sondern umgekehrt, beides der Ausdruck

ist,

jener Urverdrängung, welche das

Weib wegen

Verbindung mit dem Geburtstrauma auch zusetzen

und zu verleugnen

sucht.

sozial

seiner ursprünglichen

und

intellektuell herab-

Indem wir nun

die verdrängte

ürerinnerung an das Geburtstrauma wieder bewußt zu machen suchen, glauben war auch, die damit zugleich verdrängte Hochschätzung des

Weibes durch Befreiung des auf seinem Genitale lastenden Fluches wieder zu rehabilitieren.

Wir haben mit Überraschung aus den Analysen Freuds erfahren, daß es ein vollwertiges, wenn auch intensiv verdrängtes männliches Gegenstück zu

—— — ^

.

dem

schon oberflächlicher Beobachtung erkennbaren



\

^



^

——

'

'-^

M. Vaerting: Die weibliche Eigenart im Männerstaat und männliche Eigenart im Frauenstaat. Karlsruhe igaii)

Siehe

die

1 Das Trauma

ßS

Mädchen

Penisneid der

Knaben, Kinder

der Geburt

nämlich den unbewoißten Wunsch des

gibt:

— auf dem analen Weg — gebären zu können. Diese

Wunschphantasie, die durch die unbewußte Gleichsetzung von Kind und Kot (anales Kind), späterhin mit dem Penis, im Unbewußten wirk-

sam erhalten

bleibt, stellt gleichfalls nichts anderes dar, als einen

such zur Wiederherstellung der Ursituation, in der ein „anales" liche

kennen

feststeht,

selbst

noch

man als erstes Genitale das weibprimäre Wahrnehmung wohl physiologisch

d. h. aber,

lernte, dessen

ehe

psychologisch aber erst durch das Geburtstrauma repräsentiert

Daß

wird.

Kind war;

man

Ver-

Knabe bald nach der Geburt

der

allen anderen

das

ihm

eigene Glied bei

Geschöpfen voraussetzt,

ist wohl aus der anthropomorphen Einstellung des Menschen überhaupt leicht verständlich. Dennoch sollte uns die Hartnäckigkeit, mit der er gegen aJlen Augenschein

an dieser Auffassung

festhält,

davor warnen, dies der narzißtischen

Selbstüberschätzung allein zuzutrauen.

zunehmen, daß der Knabe

Es

liegt

vielmehr nahe an-

die Existenz des weiblichen Genitales so-

lange

als

dieses

Organs erinnert zu werden,

möglich zu leugnen sucht, weil er

es vermeiden will, an den ihm noch in allen Gliedern spukenden Schreck beim Passieren

den daran hängenden Angst-

d. h.

aiiekt zu reproduzieren.

Beweisend dafür

sich das kleine

in der gleichen ablehnenden

Mädchen

das eigene Genitale einstellt,

liche

ist,

sclieint

und zwar eben

mir jedoch, daß

weil es

Weise gegen

auch das weib-

ohne des narzißtischen Vorteils

eines Penisbesitzes teilhaftig zu sein. Diese Einstellung manifestiert sich als der sogenannte

„Penisneid", wobei sich zeigt, daß auch der

bewußten

— Motivierung

vom

— mehr

oder weniger

Ich (Neid) keineswegs die Hauptrolle

Im

Gegenteil ergibt sich, daß beide Geschlechter in gleicher Weise das weibliche Genitale geringschätzen und zu verleugnen suchen, zufällt.

weil beide

ohne Rücksicht auf ihr Geschlecht der Urverdrängung

mütterlichen Genitales unterworfen sind. Penis

— von

Adler

in

Anlehnung an

des

Beider Überschätzung des

die sexuale Schulpsychologie

Die aus

dem



klärt

sexuelle Befriedigung

}9

nicht einmal sekundären Gefühl der „Minderwertigkeit" ererweist sich letzten Endes

als

Reaktionsbildung gegen die

Existenz eines weiblichen Sexualorgans überhaupt, aus

dem man

ein-

mal schmerzhaft ausgestoßen wurde. Die Akzeptierung der „Kastration die ja die normale weibliche Entwicklung bedingt, die uns aber auch ,

in so typischer Weise

im Kastrationswunsch

tiker entgegentritt, ist

vermöge des

bereits

der männlichen Neuro-

erwähnten phantastischen

Elements geeignet, die reale Trennung von der Mutter durch die Identifizierung mit ihr zu ersetzen

und

so

auf dem

Umweg der Geschlechts-

liebe sich wieder der Ursituation anzunähern.

Für den Mann bedeutet ja ganz zweifellos, wie Ferenczi' in geistreicher Weise ausgeführt hat, das Eindringen in die Va^nalöffnung des Weibes eine partielle Rückkehr in den Mutterleib, die durch Identifizierung mit

dem Penis, den wir als Symbol

des Kleinen („Däumling")

kennen, nicht nur zu einer vollständigen, sondern auch wieder zur infantilen wird. Bei der Frau liegen aber die Verhältnisse, wie sich an

analytischem Material nachweisen

Frau

ist

vermöge der

mit

dem

ganz ähnlich, denn auch die

in der Masturbation so intensiv erlebten Klitoris-

libido imstande, sich in jyjaße

läßt,

weitgehendem

Penis, bzw.



oft

dem Mann zu

genug zu weitgehendem identifizieren

indirekt auch der Mutterleibssituation anzunähern.

und

-

so sich

Die darin schein-

bar zutage tretende Männlichfceitstendenz, die auf der unbewußten Identifizierung mit dem Vater ruht, verfolgt letzten Endes den Zweck, wenigstens so des unschätzbaren Vorteils teilhaftig zu werden, den der

Mann tiell

vor der Frau voraus hat

mit dem das Kind

und der darin

besteht, daß er sich par-

selbst repräsentierenden

Penis in die Mutter

zurückbegeben kann. Für die Frau ergibt sich dann eine noch weitergehende, die normale, Befriedigung dieses ürwunsches in der Identifizierung mit der Leibesfrucht, die als Mutterliebe manifest wird.

i)

Versuch einer Genitaltheorie (Kongreßbericht), Zschr. VIII, 1922,

S. 479.

Das Traujna

40

der Gehurt

Die unbewußte Gleichsetmng von Kind und Penis, die wir in den Psychosen so häufig be^vußt finden, vermagzwei analytisch gefundeneTatsachenzuerklären. Einmal die sohäufige, von Boehm(Zschr.Vin,i922) beschriebene Angstvorstellung des (homosexuellen oder impotenten) Mannes, von einem bei der Frau versteckten ungeheueren „aktiven" Penis, der plötzlich (nach Art eines Rüssels oder Pferdegliedes) herausgeschleudert wird, was deutlich auf die Identifizierung mit dem im mütterlichen Genitale versteckten Kinde hinweist, das plötzlich im GebuTtsakt herauskommt. Das weibliche Gegenstück zu dieser Vorstellung der „Frau mit dem Penis" hat sich mir aus Analysen, besonders von weiblicher Frigidität ergeben, wo nicht, wie man





meinen

der erste Anblick eines männlichen Gliedes (etwa des Brüderchens oder von Gespielen) im Sinne des „Penisneides" pathogen wirkte. sollte,

Vielmehr war

es

der Anblick eines

Genitales, was die traumatische

größe erinnerte,

d. h. statt eines

großen (erigierten oder väterlichen) Wirkung hatte, weil es an die Kindes-

am

eigenen Leib (durch Masturbation)

wahrgenommenen Körpereingangs

bereits etwas drin stecken zeigt, was den supponierten Eingang versperrt und sich späterhin (auf der sexuellen Stufe) sogar als etwas erweist, das in

dringen will

den eigenen Körper ein-

dazu die Angst vor Meinen Tieren). Der oft bewußte Schreck neurotischer Frauen, wie denn das große Ding in sie hinein-

gehen

(vgl.

solle,

rührt unmittelbar an die ürverdrängung des Geburtstraumas. Anderseits zeigt die bekannte Hochschätzung des gioßen Gliedes durch die Frau, daß sich gerade daran und

eben deswegen die

höchste Lustmöglichkeit knüpft, die durch eventuelle Schmerzen Smne der Ursituation nur gesteigert

im

wird. Aus den Analysen der weiblichen Frigidität (Vaginismus) ergibt sich mit Sicherheit, daß die typischen (masochistischen) Vergewaltigungsphantasien, die bei diesen Frauen verdrängt sind, nichts anderes

darstellen als mißglückte Anpassungsversuche an ihre (weibliche) Sexualrolle, indem sie sich als Niederschlag der anfänglischen Identifizierung

mit

i&t

dem Manne

(Penis)

Die

sexuelle Befriedigung

41

erweisen, die das aktiv-libidinöse Eindringen in die Mutter ermög-

lichen sollte.^ Das männliche Vorbild dazu finden wir in

dem

für die

meisten Männer besonders lustvollen („sadistischen") Aktder Defloration,

dem schmerzlichen und blutigen Eindringen in das weibliche Genitale, in dem noch niemand drin war." Im ersten Stadium der Kindheit verhalten sich also beide Geschlechter in bezug auf das Urobjekt der Libido, die Mutter, ganz gleich. flikt,

den wir dann in den Neurosen in

setzt erst

so großartiger

Entfaltung sehen,

mit der Kenntnis des Geschlechtsunterschiedes

ebenfalls für beide Geschlechter das für die spätere

Trauma darstellt. Für den Knaben, kennen lernt, dem er entstammt, und

Der Kon-

ein.

welche

Neurosenbildung

entscheidende

weil er das weibliche

Genitale

in das er später ein-

dringen

soll,

für das

lernt, das nicht

machen lingt es

Mädchen, weil

nur ein Eindringen

scheint, sondern

es das

männliche Genitale kennen

in das Liebesobjekt

später selbst

unmöglich zu

einzudringen bestimmt

ist.

Ge-

auch dieses Trauma durch glückliche Anpassung an die Oedipus-

situation zu

überwinden, dann

kommt

es

im

späteren Liebesleben durch

den Geschlechtsakt zu einer teilweisen Befriedigung des Urwunsches, 1)

Vgl. zu dieser typischen

Form der weiblichen Objektwahl meine

über die Libido Vorgänge bei der Heilung (1. c). zitierte Arbeit die späteren Hinweise auf mythologisches Material auch gj Vgl.

(S.

bereits

io6).

daß auch diese unbewußten Strebungen, wie so vieles Es Folkloristik als unverstandene Tatsachen existieren. der andere, in So die bekannte Mikaoperation der Australier, die meist nach der Beschneidung (Circumscheint übrigens,

cision) ausgeführt

und 14 Jahren) und eine künstliche Hypoim erigierten Zustande flach und lappenderen Labien und Klitoris Übrigens vielfach

wird (zwischen

1 2

spadie des Penis erzeugt, der damit



fdrmig wird. Beim Weibe beschnitten werden, um den Kindern nicht zu schaden (offenbar bei der Gewird dann zur Ermöglichung des Koitus der Hymen gewaltsam durchburt)



und der Scheiden ein gang durch einen Schnitt gegen den After hin erweitert. Trotzdem muß der Mann seinen Penis noch mit besonderer Schwierigkeit einführen, offenbar aus Angst gänzlich hängen zu bleiben oder hineinzufallen.

trennt

(Siehe Näheres über die Operationen

im „Handwörterbuch der

inReitzensteins bereits zitiertem

Sexualwissenschaft",

S.

5 ff.)

Artikel

I

Das Trauma

4-2

jedenfalls zur weitestgehenden, die

an diesem

Trauma

in der ja Oedipus-

spielen

und

grande

steht.

jedoch

ist

der Geburt

Überhaupt möglich ist. Das Scheitern

das für die spätere Neurose Entscheidende,

und Kastrationskomplex eine

so überragende Rolle

Sejcuakblehnung bei beiden Geschlechtern im VorderBeide werden dann in der Neurose auf die Stufe des ersten

die

GenitalkonHifctes zurückgeworfen

und

flüchten von da weiter zurück

in die ursprüngliche Libidosituation, die wieder für beide Geschlechter in der Rückkehr zur Mutter besteht.

Der Mann kann dabei von Anfang an beim selben Objekt bleiben, das für ihn Mutter, Geliebte und Weib darstellt, wobei der Vater bald

zum

Repräsentanten der an die Mutter (das mütterliche Genitale) geIcnüpften Angst wird. Bei der Frau ist dagegen ein Stück entscheidende

Übertragung der ursprünglich mütterlichen Libido auf den Vater notwendig, der mit dem von Freud bereits gewürdigten Passivitäts-Schub parallel geht.

Handelt

doch für das Mädchen darum, auf die aktiveRückkehrzurMutter,dasals„männliches«Vorrechterkannteoder geahnte Eindringen zu verzichten und den Wunsch nach Wiedererlangung des seligen Urzustandes auf dem Wege der passiven Reproduktion, d. h.

es sich

der Schwangerschaft

und Geburt

im höchsten Muttergluck zu befriedigen. Das Scheitern dieses psychobiologischen Umwanddes Kindes

lungsprozesses sehen wir in den weiblichen Neurotikern, die ausnahmslos das männliche Genitale ablehnen, indem sie es im Sinne des soge-

nannten „Männlichkeitskomplexes" nur

Emdrmgen werden

als

Instrument

zum

eigenen

in das Liebesobjekt gelten lassen wollen. Beide Geschlechter

also neurotisch,

wenn sie die

Urlibido der

Rückkehr zur Mutter,

welche das Trauma der Geburt gutmachen vorgezeichneten lichen

Form

soll, nicht auf dem ihnen Wege der Sexual befriedigung, sondern in der ursprüng-

der Infantilbefriedigung stillen wollen, wobei sie natürlich

wieder auf die Angstgrenze des Geburtstraumas stoßen müssen, die eben auf dem Wege der Sexual befriedigung am besten vermieden wird. So erweist sich die Geschlechtsliebe, die in der sexuellen Vereinigung

.jTi.

~is^M-

Die

sexuelle Befriedigung

gipfelt, als der großartigste

43

Versuch einer partiellen Wiederherstellung

der Ursituation zwischen Mutter

und Kind,

im neuen FruchtUnd wenn Plato das Wesen der die erst

keim wieder volle Erfüllung findet. Liebe, in Übereinstimmung mit orientEilischen Überlieferungen, aus der Sehnsucht zweier ehemals vereinigt gewesener

Teile erklärt, so

ist

dies die schönste poetische

großartigsten biologischen Versuch der

und dann getrennter

Umschreibung' für den

Überwindung

des Geburtstrau-

mas durch die wahrhaft „platonische Liebe", die des Kindes zur Mutter. Auf Grund dieser Auffassung wird uns auch die Entwicklung des Geschlechtstriebes etwas verständlicher, derimGegensatzzurLibidodoch

zur

Fortpflanzung"

als

dem

einzigen Mittel der Endbefriedigung ver-

Äußerung

im Oedipuskomplex gegeben, dessen Zusammenhang mit dem Wunsch nach Rückkehr in den Mutterleib von Jung im Sinne der anagogischen urteilt

Die

ist.

erste deutliche

des Geschlechtstriebes

ist

Wiedergeburtsphantasie" gedeutet worden war, während Ferenczi seinen Platz

als

biologische Grundlage desselben ange-

wiesen hat. Tatsächlich steht

ja

auch im Hintergrund der Oedipussage

(1. c.)

ihm wieder

jje dunkle Schicksalsfrage nach der Herkunft des Menschen, die Oedi-

nus nicht erkenntnismäßig, sondern durch faktische Rückkehr in den Mutterleib lösen will. ' In symbolischer Form erfolgt dies auch restlos,

denn

seine

Dunkel

Blendung

stellt

im

tiefsten

Grunde

des mütterlichen Leibesinnern dar

und

die

Rückkehr in

das

seine schließliche Ent-

rückung durch eine Felsspalte in die Unterwelt drückt die gleiche Wunschtendenz nochmals an der Mutter Erde aus.

Wir gelangen damit zum Verständnis

des psycho-biologischen Sinnes,

der sich in der normalen Entwicklungsstufe des Oedipuskomplexes i)

Man

vergleiche die entsprechenden bibliselien Aussprüche:

„Mann und

Frau sind ein Fleisch^' usw. (Erant duo in carne una). 3) Die kürzlich von Abraham aufgezeigte vaginale Symbolik des Hohlwegs (bzw. Dreiwegs) in der Oedipussage rekurriert auf die bekannte intrauterine Phantasie, in die der Vater (bzw. dessen Penis) störend eintritt (siehe

1923,5.

ia4fE).

Image IX,

Das Trauma

44 .

manifestiert.

Vom

der Gehurt

Standpunkt des Geburtstraumas haben wir im Oedi-

puskomplex den ersten vollwertigen Versuch zu erblicken, die Angst vor dem (mütterlichen) Genitale durch seine lustvoJle Besetzung als Libidoobjekt zu überwinden. Das heißt mit anderen Worten, die ursprüngliche— d. h. intrauterine- Lustmöglichkeit auf den Genital aus-

gang, der

gung ist

angstbesetzt

ist,

zu übertragen, also eine

alte

durch Verdrän-

verschüttete Lustquelle wieder zu eröffnen. Dieser erste Versuch

von vornherein

zum

Scheitern verurteilt: Nicht nur weil er mit unvollkommen ausgebildetem Sexualapparat unternommen wird, sondern

hauptsächlich, weil er sich

am

Urobjekt selbst abspielt, an

dem noch

die

ganze Angst und Verdrängung des Urtraumas unmittelbar hängt. Dies erklärt aber auch, warum dieser man wäre versucht zu sagen





tot-

geborene Versuch überhaupt unternommen- werden muß. Offenbar ist es die Voraussetzung für das Gelingen der späteren normalen Übertragung in der Liebeswahl, daß das Kind die Trennung vom Urobjekt

auch auf der ersten Stufe der Geschlechtsentwicklung,

trauma

wiederholt.

Damit

ist

als

Sexual-

aber auch der Oedipuskomplex,

als die

große Wiederholung des Urtraumas der Trennung, dazu verurteilt, von der Urverdrängung des Geburtstraumas in den Orkus hinabgezogen zu werden, allerdings nur, um bei jeder neuen Libido versagung dritte

mit den typischen Rückfallssymptomen zu reagieren.

Von

hier aus glauben wir auch den von

Freud erkannten und in den Analysen wiederholten zweizeitigen Ansatz in der menschlichen Sexualentwicklung aus der Individualgeschichte zu verstehen, indem wir in ihm den Nachklang der durch das Trauma der Geburt so tief geschiedenen Zustände des lustvollen Intrauterinlebens und der extrau-

terinen Anpassungsaufgaben

erblicken.

Es folgt dann auf das Se-

xualtrauma der geschlechtlichen Lösung von der Mutter die „Latenzperiode", mit ihrem zeitweiligen Verzicht auf die direkte Regressionstendenz zugunsten der Anpassung, bis dann wieder mit der Pubertät das Primat der Genitalzone erreicht wird, das wir im Sinne unserer

Die Ausführungen

als

sexuelle Befriedigung

Wiedergewinnen

45

der einst

als

Urprimat erlebten

Schätzung des (mütterlichen) Genitales auffassen müssen. Denn das Genitalprimat, welches den endgültigen Ersatz des ganzen Körpers

als

Objekt für die Mutter durch das (männliche) Genitale bedeutet, kann

nur zugelassen werden, wenn

es

gelungen

die ursprünglich ans

ist,

Genitale geknüpfte größte ünlusterfahrung in die möglichste Annähe-

rung an

jene Urlust zurückzu verwandeln, deren

man beim

ersten Auf-

enthalt in der Mutter teilhaftig war. Die Möglichkeit dazu wird ge-

schaffen unter den bekannten Zeichen schwerster Erschütterung, die

wir

als

Pubertät zusammenfassen

und

gipfelt

im Liebesakt mit seinen

hundertfachen Vorstadien, Annäherungen und Variationen, die alle auf einen möglichst innigen Kontakt, eine Einverleibung (Fressen vor Liebe) hat

hinauslaufen

man

(l'ammale

ä deux

dos).

Nicht ohne

Grund

daher den Zustand der Verliebtheit, der bis zur Identifizie-

rung der ganzen Außenwelt mit dem Objekt gehen kann (Wagners Tristan und Isolde"), als eine neurotische Introversion und den Koitus uiit

seinem momentanen Bewußtseinsverlust

j^nfall bezeichnet.

als

kleinen hysterischen

Die neurotische Reproduktion Nachdem wir

die kindliche

trauma des Ödipuskomplexes,

Libidoentwicklung

als

dem

bis

zum

Sexual-

für die Neurosen Bildung ent-

scheidenden Durchgangspunkt, verfolgt haben, können wir zu der Frage zurückkehren, inwiefern das einzelne neurotische Symptom selbst,

wie

im

analytischen Heiiungsprozeß verständlich wird,

entspricht.

Nun scheint die Formel

dem Geburtstrauma

dafür recht einfach zu sein

jeder neurotischen Störung hat die Analyse bekanntlich die

wiesen und da wir die Herkunft der Urangst aus

es

:

Als Kern

Angst

er-

dem Geburtstrauma

durch

Freud kennen, müßte sich eigentlich dieBeziehungdarauf überall

leicht

nachweisen

lassen,

ganz ähnlich wie in den Affektreaktionen des

Kindes. Es handelt sich aber nicht etwa bloß

um

die Auffassung, daß der

Angst affekt, der sich dann in verschiedener Form an bestimmte Inhalte heftet, aus jener

Urquelle stammt, sondern es läßt sich analytisch am emzelnen Symptom und der ganzen Neurosenbildung mit aller Sicherheit zeigen, daß es sich dabei wirklich

um reproduzierte Reminiszenzen an die Geburt bzw. ihr lustvolles Vorstadium handelt. Wenn wir damit letzten Endes wieder auf die ursprüngliche „traumatische" Theorie der Neurose zurückgreifen, wie sie in den klassischen „Studien über Hysterie" vor

denke

mehr

als

einem Yierteljahrhundert formuliert wurde,

so

daß weder wir noch diese Theorie sich dessen zu schämen brauchen. Man darf wohl sagen, daß in all diesen arbeits- und erfolgich,



reichen Jahren der analytischen Forschung keinen von uns selbst bei weitestgehender Würdigung aller andern Faktoren je die Gewißheit



Die neurotische Reproduktion verlassen hat, daß an

dem „Trauma" doch mehr

einzugestehen getrauten.

war, die

dran

sei

als

wir uns

Allerdings müssen wir zugeben, daß auch

der Zweifel an der Wirksamkeit jener scheinbaren

Freud

4y

Traumen

berechtigt

bald als bloße Wiederholungen von „Urphantasien"

erkannt hatte, deren psychobiologisches Substrat wir nun glauben

im

allgemein-menschlichen Trauma der Geburt mit allen seinen Folgen

gefunden zu haben. In statu nascendi können wir dieses Neurotisch werden, sozusagen als

Kurzschluß, in der echten

wie

sie

besonders

traumatischen Neurose

verfolgen,

im Kriege zu beobachten war {„Kriegsneurose"). Dort

wird durch den Schock die Urangst selbst unmittelbar mobilisiert, da die äußere Todesgefahr die sonst unbewußterweise reproduzierte Geburtssituation

Daß dann von hier aus die verSymptome entstehen können, die wir in

affektiv realisiert.'

schiedensten neurotischen

anderen Fällen ohne Einwirkung des Schocks entstehen sehen, beweist eben die fundamentale Bedeutung des Geburtstraumas als Ausdrucksmittel jeder neurotischen Angst. rose,

Nur steht die traumatische Neu-

mit diesem Zusammentreffen von

einer pathogenen Reihe, an deren

Form und

Ende

Inhalt,

am Anfang

die ausgesprochenen Psycho-

neurosen stehen, deren Inhalt das Sexualtrauma ausmacht, während Abwehr und Abfuhrmittel desselben universalen sich als

sie

Regressionsaussobald bedienen, das Individuum irgendwie drucks an der Realität Neurotiker Der scheitert nun ganz allgemein gesprochen, wie scheitert. nachweisen konnte, an der Sexualität, was in ja die Analyse

diesem Zudaß er sich sammenhange nicht mit der partiellen Befriedigung der Rückkehr zur Mutter, wie sie der Sexualakt und das Kind so viel heißt,

gewähren, begnügt, sondern stark „infantil" geblieben,

ganz

in die Mutter zurückverlangt.

Er

ist

so letzten

selbst

noch

Endes unfähig.

Die Traume der traumatischen Neurosen „wiederholen" in typisch er Weise das Geburtstrauma in der Einkleidung des aktuellen traumatiBchen Erlebnisses, aber meist mit dem einen oder anderen verräterischen Geburtsdetail. i'i

Das Trauma der Geburt

^S das

Trauma

dem normalen Wege zu erledigen und wird

der Geburt auf

durch Sexual befriedigung

der Angstverhütuug

auf die Urform der

Libidobefriedigung zurückgeworfen, die ja unerfüllbar bleibtund gegen die sich sein erwachsenes Ich mit Angstentwicklung sträubt.

Bereits an verschiedenen Stellen der bisherigen die kindliche

Ausführungen über

Libidoentwicklung wurde andeutungsweise auf die ent-

sprechenden Erscheinungen in der Neurose hingewiesen bei allen Zuständen, in

denen

die

namentlich

;

Angst manifest wird, ebenso bei

den unmittelbaren Störungen der Sexual funktion {„Aktualneurcsen")Halten wir uns

zum

besseren Verständnis der neurotischen Angst-

zustände noch einmal den einfachsten Fall der kindlichen Angstent-

bindung vor Augen, der vorbildlich für jede neurotische Angstentbin-

dung tion so

bleibt: die

Angst des Kindes im dunkeln Raum.

es

es

des

ist

dunkeln Mutterleib, der zwar

wurde

— was auch

die

seinerzeit äui3erst lustvoll

wurde, die das

empfunden

Tendenz zu seiner Wiederherstellung

aber durch die angstauslösende Trennung von

dem vom

Diese Situa-

— man kann kaum anders ausdrücken, obwohl nicht ganz — „erinnert" das Unbewußte Kindes an den Aufenthalt im

all ein gelassene



der Mutter beendet

Kind nun vermißt. In der Angst vor

Alleinsein wird also offenbar der Angstaffekt der ersten

Libidoobjekt er-innert,

erklärt

und zwar durch

Trennung

reales Wiedererleben,

durch Reproduktion und Abfuhr. Dieser Zwang zur Reproduktion des starken Unlustaffektes, dessen tigen wird,

ist

jedenfalls

Mechanismus uns

alle

Formen

lich der Phobien, auf

die aber bereits



Dem

gleichen Vorgang

neurotischer Angstentwicklung, einschließ-

dem Wege

Mechanismen. Ebenso

noch beschäf-

ganz ausgezeichnet geeignet, die Echtheit und

Realität dieser „Erinnerung" zu illustrieren.

entsprechen

später

der durch die Analyse aufgedeckten

die sogenannte

Aktualform der Angstneurose,

wie auch die Neurasthenie



zu den direkten

Störungen der Sexual funktion hinüberleitet, indem der Koitus interruptus der Angst vor

dem

sie

auslösende

mütterlichen Genitale entspricht

Die neurotische Reproduktion vagina dentata).

(gefährliche

und

fixierung

Auf

4^

der gleichen mütterlichen Ur-

der geschilderten infantilen Entwicklung beruhen alle

Formen von männlicher Impotenz



— der Penis schreckt überhaupt vor

dem Eindringen zurück und weiblicher Anästhesie (Vaginismus): hier versagt, nach dem von Freud beschriebenen hysterischen Mechanismus, die eine Funktion des Organs zugunsten einer anderen unbe-

wußten Lustfunktion ;

Art (Propagation)

Weisen

— Gebärfunktion, worin der Gegensatz zwischen

und Individuum

diese ausgesprochenen

Neurotiker ein Mensch

ist,

(Lust) steckt.

Angstsymptome darauf

der das

unzureichendem Maße überwunden

Trauma

hin, daß der

der Geburt nur in höchst

hat, so zeigen die

körperlichen

Sym-

ptome der Hysterie, nicht nur ihrer manifesten Form, sondern auch

dem

tiefsten

unbewußten Inhalt nach

vielfach ganz direkte physische

Reproduktionen des Geburtsaktes mit der ausgesprochenen Tendenz der Verleugnung,

d. h.

der

Rückkehr in die vorherige Lustsituation

des Intrauterinlebens. Hierher gehören vor allem die

der hysterischen Lähmung, von denen jaz.B. die anderes fceit

als die

Erscheinungen

Gehhemmung nichts

körperlich dargestellte Platzangst ist' und die Unbeweglich-

der lustvollen Ursituation zugleich mit

dem Schreck

der Befreiung

daraus zur Darstellung bringt. Die typischen, durch Anziehung der Extremitäten an den Körper charakterisierten Lähmungserscheinungen,

man sie z. B. bei Chorea minor nähern sich der Intrauterinstellung noch getreuer an.^

ebenso die Coordinationsstörungen wie findet,

1)

Siehe die entsprechenden Ausführungen in meiner Arbeit: Perversion und

Neurose. ,

Federns

Arbeit (Jahrb. VI, 1914) ,,über zwei typische Traumsensationen", der Hemmung und des FUegens, sowie ihrer Beziehung zu den neu2) Vgl.

rotischen

Symptomen der Lähmung, bzw.

des Schwindels.

AU

diese Sensationen

erweisen sich als eindeutige

Reproduktionen entsprechender Geburtssensationen (siehe das im Abschnitt „Symbolische Anpassung" über den Traum Gesagte, S.76). 5)

Man sieht wie diese Auffassung an M ey n e r t anknüpft, derdie Bewegungen

der Chorea minor bereits auf die Säuglingsbewegungen zurückführte. 4 Raak

Das Trauma

JO

der Gehurt

Bei Begründung dieser hysterischen

Symptome

als

Reproduktionen

von Intrauterinstellüng, bezw. Geburtsakt erscheint auch das Problem der

Konversion

in

einem neuen Lichte. Nicht

psychischen Erregung ins Körperliche

auf

dem

das ursprünglich

ist

die

„Konversion" der

zu erklären, sondern der Weg,

nur körperliche Ausdrucksmittel auch

psychische Ausdrucksmöglichkeiten erlangen konnte. Dieser Weg scheint aber der Mechanismus zu sein, auf dem die Angst entsteht, der erste psychische Inhalt

die sozusagen

Mensch bewußt

wird.

Von

dessen sich der

der Angst führen dann mannigfaltige

zum weiteren psychischen Überbau, von denen lich

ist,

wir den kulturgeschicht-

wie pathologisch bedeutsamsten, unter dem

bildung bekannten, später noch weiter

bis

Wege

Namen

der Symbol-

zur Sprachbüdung verfolgen

werden. Hier wollen wir nur kurz auf die Phantasiebiidungen, diese psychischen Ausläufer der hysterischen Körpersymptome hinweisen,

wie

sie sich

beispielsweise in

den sogenannten hysterischen Traum-

oder Dämmerzuständen (einschließlich der Absencen) äußern. Aus der trefflichen

Schilderung von

ersichtlich,

daß

es sich dabei

Abraham

um

(Jahrb. II 1910)

„psychische Konversionen",

ist

leicht

d. h.

uro

Reproduktionen der Ursituation auf psychischem Gebiete handelt, wobei das physische Zurückgehen in die Mutterleibssituation durch die bloße Introversion der Libido

Außenwelt auf wird, die wir

ersetzt, d. h. das

Zurückziehen von der

sich selbst durch die psychische Isolierung dargestellt

dann in den Psychosen

realisiert sehen.

Bezeichnend

ist

übrigens, wie häufig diese Traumzustände mit einem Angstaflekt enden,

dem Zurückgehen in der Phantasie eine Grenze setzt, wie die Angst dem nächtlichen Traum. Wie nahe diese Zustände den mystischen Ekder

stasen, der

Versenkung in das eigene Innere stehen,

ist ja

bekannt,

wenngleich seiner Herkunft nach unverstanden.' 1)

CavendishMoxon

(Mystical ecstasy and hysteiical

dream

states.

TLe Jour-

nal of abnormal Psychology,i92o/zi,p. 529) schildert die Beziehungen zur Extase, während eine tiefergehende Arbeit von Theodore Schroeder (Prenatal psycbism

Die neurotische Reproduktion

Zu den

JI

direkten körperlichen Reproduktionen des Geburtstraumas

gehören ferner

alle

neurotischen Atembeschwerden (Asthma), welche

die Erstickungssituation wiederholen, der so vielseitiger

fähige neurotische Kopfschmerz

(Migräne),

Verwendung

der auf die besondere

schmerzhafte Rolle des Kopfes beim Geburtsakt zurückgeht, und schließ-

ganz direkt

lich

alle

Krampfanfälle, wie

man

ganz kleinen Kindern, sogar Neugeborenen,

sie

übrigens schon bei

als fortgesetzte

des primären Geburtstraumas beobachten kann.

Erledigung

Der große hysterische

Anfall endlich bedient sich des gleichen Mechanismus, nur zeigt

auf der vollen

Höhe

der sexuellen Entwicklung stehend, auch die volle

Abwehr in der bekannten Stellung des arc de cercle, welcher der gekrümmten Embryonal Stellung diametral entgegengesetzt ist. ^

Vom

hysterischen Anfall aus, den die Psychoanalyse

und Abwehr der Koitusstellung erkannt des

nente Sexualablehnung, die sich ist

der

ein-

Äquivalent

streifen.

Probleme Die emi-

hysterischen Anfall so deutlich

eine Folge der Mutterfixierung. Die Kranke verleugnet

in der „Organsprache" zugleich

Wunsch

im

als

hat, lassen sich einige

Neurosenmechanismus und der Neurosenwahl

manifestiert,

er,

Rückkehr

mit dem Sexualwunsch auch den

in den Mutterleib, welcher sie eben an der nor-

malen sexuellen Einfühlung hindert. Diese pathologische Sexualisierung and mystical pantheism. Internat Journal of Psychoanalysis, Vol. III 1922) auf die pränatalen

Momente

hinweist.

1) In dieser ganzen Auffassung liegt vielleicht ein Hinweis auf die tiefere Bedeutung der Hysterie als ,,Uterus"-Krankheit (siehe auch E i s 1 e r Hysterische :

am

Uterus, Kongreßvortrag, Berlin, Sept. 1922). Auch die typischen Menstrualbeschwerden lassen sich leicht in diesem Sinne verstehen, wie ja tatsächlich die Geburt nur eine Kollektiv- Menstruation dar-

Erscheinungen

Die Menstruation, welche ja auch „periodisch" die Mutterleibsexistenz fortsetzt, scheint beim Kulturmenschen in die allgemeine Verdrängung des Geburtstraumas einbezogen worden zu sein. Ursprünglich das Signal der höchstellt.

sten lustvoUen BefruchtungsShigkeit des Weibes, ist sie unter

dem

Einfluß der

Verdrängung zum Sammelpunkt der verschiedensten neurotischen Beschwerden geworden. 1*

* Das Traunia

s^ des Geburtsaktes

ist

der Geburt

das Zerrbild der zur Erreichung des

normalen

Dagegen wird auch das ganze Quantum

Sexualzieles notwendigen.

Sexuallust (Libido) aus der späteren Entwicklung sozusagen in die infantile Ursituation rückverlegt,

was dem Anfall den von allen Beo-

bachtern beschriebenen lüsternen Charakter verleiht. So könnte

den hysterischen Anfall, in Schrei:

Weg vom

zeigen aber auch

bewußte Sprache

übersetzt,

(mütterlichen) Genitalel formulieren,

gleichwie

sexuellen

die

all

im

infantilen

Sinne.

als

man den

und zwar im

Denselben Mechanismus

anderen von der Analyse verständlich ge-

die

machten hysterischen „Verschiebungen",

die zumeist

nach der oberen

Körperhälfte tendieren („Verlegung nach oben"), wobei es nicht be-

deutungslos sein mag, daß gerade der Kopf zuerst das mütterliche Genitale verläßt, also der Körperteil bloß

am

der das Geburtstrauma nicht

ist,

intensivsten erlebt, sondern es auch zuerst passiert hat.

Aus einzelnen Analysen kann man den bestimmten Eindruck gewinnen, daß die spätere „Wahl" der Neurosenform in ganz entscheidender Weise des

vom Akt

der Geburt, den besonderen Angriffspunkten

Traumas' und der Reaktion des Individuums darauf bestimmt

wird.

Ohne den Detailuntersuchungen

möchte ich

als

allgemeinen Eindruck formulieren, daß die Verschie-

bungen sowohl nach oben (z.

B.

zu wollen,

hier vorgreifen

Lähmungen

(z.

— Krämpfe)

B. Globus jedenfalls

— Atemnot)

als

nach unten

einem Divergieren vom Geni-

talmittelpunkt entsprechen, ein Gesichtspunkt, der sich für das Verständnis des neurotischen Charaktertypus überhaupt

samten Reaktionsweise

als

hochbedeutsam

und

seiner ge-

erweist, da er die

ganzen

psycho- biologischen Reaktionen auf das Geburtstrauma umschließt. die körperlichen

Das heißt

Symptome versuchen zumeist mit Umgehung

der 'Angstgrenze direkt in das pränatale Stadium zu regredieren, wobei sich die

1I

umgangene Angst jenachdem

Man

vgl. die typischen

direkt oder in der oben

Körperfehler der neugeborenen Helden,

(S.

21)

S, 102.

Die neurotische Reproduktion beschriebenen Abwehrform von Seiten des Ich manifestiert, was (z.

S}

als sexuelles

Schuldgefühl

dann auch die sexuelle Bedeutung der Symptome erklärt

B. Steife, Röte Erektion). :

Die psychischen Symptome versuchen vom

gleichen Angstpunkt des mütterlichen Genital-Aus-Eingangs in der ent-

gegengesetzten Richtung des psychophysischen Apparates sich

dem

gleichen Ziel zu nähern (Phantasiebildung, Introversion, Halluzination

und

die als Endstadien dieser

Reihe aufzufassenden stupurösen und kata-

Wege führen zum

tonen Dämmerzustände). Beide

Endeffekt der

so-

genannten „Sesualablehnung", die letzten Endes auf die Ablehnung des mütterlichen Genitales zurückgeht die körperlichen Verschiebungs- und :

„Konversions"-Symptome, indem

sie das

Genitale durch weniger angst-

besetzte Ersatzgenitalien vertreten lassen; die psychischen

"indem

sie

Symptome,

zunächst überhaupt vom Körperlichen wegführen, abzulenken

suchen und so zu den Sublimierungsprozessen und Reaktionsbildungen Anlaß geben, die wir dann in den hochentwickelten Leistungen von Kunst, Philosophie

und Ethik

in höchster Ausbildung sehen.

All diese weitverzweigten psychischen

im einzelnen

erforscht zu

dienst der Psychoanalyse.

beweiskräftigen

haben

ist

Dagegen

Begründung

Zusammenhänge erkannt und

heute schon das unbestrittene Verfehlt es

noch an einer entsprechend

für den psychischen „Sinn" der

körper-

lichen Symptome. Nun glauben wir, daß unsere Auffassung von der psychobiologischen Bedeutung des Geburtstraumas imstande ist, diese

Lücke auszufüllen, indem sozusagen

schen

zum

sie

auf einen Zustand rekurriert, der uns

erstenmal ein reales Substrat für die psychophysiologi-

Zusammenhänge und Beziehungen

in seinen Hysteriestudien angebahnte

liefert.

Die von Ferenczi'

und von Groddeck^

für die

organischen Krankheiten geltend gemachte Auffassung scheint mir erst wirkdie volle theoretische Würdigung des Geburtstraumas ihre

durch i)

Hysterie und Pathoiieurosen, 1919.

2)

organischer Psychische Bedingtheit und psychoanalytische Behandlung

Leiden. 1917.

Und

die jüngste Publikation;

Das Buch vom Es. 1933.

vi

Das Trauma der Geburt

S4 liehe biologische

Geburts-

und

Begründung zu

Von im Traume

erhalten.

Intrauterin-Zustandes

der Reproduktion des ist

nur ein

Schritt zu

den entsprechenden Darstellungen in der Hysterie und von da wieder

nur ein Schritt zu den gleichen rein organischen Krankheitssymptomen, die

immer noch

denselben „Sinn

zu Iiaben scheinen und den gleichen

Tendenzen dienen. Die Übergänge formen ineinander sind

so fließend,

diagnostische Unterscheidung

rung

dieser

slsches

dieser verschiedenen Erscheinungs-

daß manchmal eine differential-

kaum möglich

Aus der Zuriickfüh-

ist.

Erscheinungen auf einen Primärzustand,

noch vereint

wo

ist,

wo Psychophy-

Trennung noch

es also diese

nicht gibt

(Groddeck), wird neben dem Mechanismus zugleich auch Inhalt

und Form der neurotischen Kürpersyraptorae dann für die

als

verständlich.

Dies

gilt

„psychisch" anerkannten Fälle ebenso wie für die

neurologisch oder organisch qualifizierten.

unserer Auffassung

ist es

Denn vom Standpunkt

ganz gleichgültig, ob etwa eine anatomische

Schädigung im Gehirn oder ein toxischer Reizzustand oder endlich ein rein psychogenes Erlebnis das Ich nötigt,

dem ewigen Drang

des

Un-

bewußten nachzugeben und zum Urquell der Libidobefriedigung und des Schutzes zu regredieren. Die Gleichartigkeit der

diesen verschiedenen Anlässen wird

dann

Symptome

aus

selbstverständlich, die ganze

künstlich hineingetragene Problematik verschwindet, denn das Indi-

viduum kann

gar nichts anderes tun,

ja

als die

physischen Entwicklung so weit zurückzulaufen,

als es die

Angstfixierung resp. Verdrängungsgrenze zuläßt.

stünde

erst,

wenn

Symptome nicht und naturnotwendig

die

es tatsächlich sind

Ich

muß mich

so

Bahnen der psychoindividuelle

Ein Problem

ent-

gleichmäßig wären wie

sie

sein müssen.

hier damit begnügen, auf ein paar schlagende Bei-

spiele zu verweisen

und

die weitere Verfolgung dieser vielversprechen-

den Aufklärungen neurologisch und internistisch erfahrenen Beobachtern zu überlassen. So zeigen die Fälle von

Narkolepsie, sowohl

die

genuinen wie die hysteroiden, den typischen Zustand des Embryonal-

vi

VJ

SS

Die neurotische Reproduktion

wobei auch das Symptom der plötzlichen Willenslähmung, Zudie kataplektischen Hemmungen, sich in sinnvollem biologischen Schlafes,

sammenhang mit

dieser Situation erweisen dürften (Gliederstellung!).

Nicht unwesentlich scheint

es,

daß die plötzliche Schlafsucht die Patien-

Straßenüberten oft gerade in gefährlichen Situationen überfällt (beim erinnert, queren, Bahnfahrten usw.), was wieder an die Somnambulen die im die es gleichfalls lieben, sich in solche Situationen zu begeben,

Normalzustand Angst auslösen würden. Bei der organischen Paralleldes erkrankung, der Encephalitis, weisen die bekannten Symptome das GeburtsTag- und Nachtwechsels, der Atemnot, der Tics, direkt auf trauma hin. Das praktisch Bedeutsame aus diesen Einsichten ergibt

bekannte klinische Erfahrung, wie

sich durch

Anknüpfung an

leicht diese

und ähnliche Zustände psychisch beeinflußbar

ist

die

jedoch zweifellos, daß ebenso wie das gleiche

die

Rede war, daß

scher Natur

beispielsweise

Wenn

AsthmaanfäUe

Es

Symptom von beiden muß,

Seiten her entstehen kann, es auch möglich sein Seiten her therapeutisch zu beeinflussen.

sind.'

es

von beiden

in letzter Zeit davon

— auch solche psychi-

— durch laryngolo^sche Eingriffe günstig beeinflußt wer-

den konnten,

ebensowenig zu bezweifeln wie ähnliche neuere

so ist dies

Erfahrungen über Behebung von nervösen Erscheinungen bei Kindern (Angstzustände, ängstliche

machung

Träume

usw.) durch operative Frei-

der Nasenluftwege. ^ Anderseits wird

dabei wirkenden psychophysischen

man

bei Kenntnis der

Mechanismen nicht überrascht

sein

Ich führe hier eine mündliche BemerkungvonDoz. Paul Schilder aus der Zeit der Niederschrift dieser Arbeit (April 1923) an, der darauf hinwies, daß mändje z. B. die Anfälle einer Kranken mit Cliorea minor schwanden, sobald i)

Patientin ins Bett

(!)

legte,

und der auch die

leichte psychische Ansprechbarke it

der senilen Abasien und Astasten betonte. 2) Siehe Dr. Stein in der Wiener tlin. Woch. (April Mitteilungen

(in

der Ges.

bach) und Hofer bronchiale.

d.

(Klinik

19115)

Ante zu Wien) von Eppioger Hajek) über

und

gleichzeitige

(Klinik

operative Behandlung

Wencke-

bei

Asthma

Das Trauma der Gehurt

/^

zu hören, daß narkotisierte Kinder eine Zeitlang später direkt Angst-

zustände entwickeln, die

sie

scheinbar schon längst überwunden hatten,

oder daß bestehende Ängstlichkeit (allein

im dunkeln Zimmer zu

schlafen, Schreckträume, pavor nocturnus usw.)

auffallend verstärktem sich so, daß das

angst mit siert

Maße

nach der Narkose in

auftritt.' Alle diese

Körpersymptom

(z.

Tatsachen erklären

B. Atemnot) automatisch die Geburts-

dem ganzen daranhängenden

psychischen Komplex mobili-

oder der narkotische Schlaf wieder in die Ursituation zurückführt.

Es wird von Art

und Schwere

des Falles abhängen, ob

man

sich für

eine organische (operative) oder psychische Beeinflussung entscheidet; die letzte

ist

vorläufig

noch zu ungewohnt, wird

sich aber über oder lang bei entsprechender Vereinfachung gewiß einbürgern.

Schließlich sei in diesem das von allgemeinerer lyse

z.

kun

Zusammenhange noch ein Problem erwähnt,

Bedeutung zu

sein scheint.

Wenn

wir die Ana-

B. einer Zwangsneurose konsequent durchführen, eo buchen wijc

es als ersten Erfolg,

wenn wir den

Patienten dazu gebracht haben, von

seinen rein intellektuellen Spekulationen zu den früheren infantilen Vorstadien derselben, den Zwangshandlungen

sprünglich lustvollen

— eventuell sogar den ur-

— zurückzukehren. Nicht

selten stellen sich dabei

sogar körperliche „ Kon versions "-Symptome her. Die Analyse zeigt dann,



daß die Zwangsneurose häutig meine beschränkte Erfahrung erlaubt mir nicht zu sagen immer, obzwar ich es regelmäßig gefunden habe



von

emem

„hysterischen" Kern ausstrahlt, den wir

Kinderneurose vermuten müssen. So wie man hinter der Zwangsneurose

fast

ja

am Grunde jeder

regelmäßig einen hyste-

Einer englischen Kinderärztin verdanke ich die Mitteilung, daß die Kinder nach Mandeloperationen in der Narkose oft noch jahrelang nächtliche Angstanfalle haben, die von den Eltern (oder sonstigen Beobachtern) seihst auf das „Trauma" der Operation zurückgeführt werden. Übrigens dies nach verein1}

ist

Erfahrungen auch noch häufig hei den Erwachsenen so, die auf Operationen in der Narkose mit typischen Mutterregressionsträumen, bezw. -Symptomen reazelten

gieren.

Die neurotische Reproduktion rischen,

vom

jy

Geburtstraiima unmittelbar abhängigen Kern auffinden

kann, so hat mich die Analyse einiger Fälle von Hysterie gelehrt, daß

neben der seit frühester Kindheit (schweres Geburtstrauma) bestehenden Neigung zu körperlichen Symptomen („Konversion"), die sich in der Neurose lärmend vordrängen, eine zwangsneurotische Ader in das hysterische Urgestein eingesprengt selbst die vollständige

ist,

fast

immer

ohne deren Aufdeckung

Analyse der Hysterie und das Schwinden ihrer

Symptome unvollständig

bleibt.

In den mir in Erinnerung gebliebenen

Fällen von weiblicher Hysterie ergab sich mit voller Klarheit, daß die

körperlichen Symptome, auf

im Sinne

dem Geburtstrauma

basierend, fast restlos

des (heterosexuellen) Ödipuskomplexes

verwendet waren,

Übertragung der Libido auf den Vater, die Reaktion auf die Enttäuschung und das Schuldgefühl zurückführen ließen. Die sich also auf die

körperlichen

Symptome

der Neurose erwiesen sich so (bei weiblichen

Patienten) als Niederschlag der in pathologischer Weise auf den Vater

verschobenen Libido (Mutteridentifizierung).

Aus der Enttäuschung

am

Vater hat aber ein Teil der Libido dieser

Mädchen wieder den Rückweg zur Mutter eingeschlagen,

um

die be-

reits teilweise aufgegebene (auf

den Vater übertragene) früheste Libidofixierung wieder zu besetzen. Da dies dann noch weniger gelingen kann, weil die Mutter inzwischen zur Ödipuskonkurrentin erhoben wurde, muß jetzt zu einem stärkeren Abwehrmittel gegriffen werden die auch biologisch notwendige neuerliche Lösung von

um

derMutter zu

ziehen. Dies erfolgt auf

dem Wege

voll-

der durch die Analyse aufgedeckten

Verwandlung von Liebe in Haß. den für die Zwangsneurose charakteristischen Mechanismus. Dieser Haß, der dazu dienen

soll, von der Liebe loszukommen, zur Mutter bedeutet aber nur eine andere Art der Fi-

xierung an die Mutter, an die

man nun

in

Haß gebunden

ist.

Die

se-

kundären Befreiungsversuche von ihr führen, meist unter dem traumatischen Eindruck eines neugekommenen Geschwisters, zur Verschiebung auf dasselbe oder den Vater,

als die eigentlich

von der Mutter

Das Trauma

y8

trennenden Faktoren. Hier

ist

der Gehurt

aber auch die Wurzel der direkten „To-

deswünsche" (weiblicher Patienten) gegen die eigene

die

Mutter zu suchen, welche

Rücksehnsucht („Liebestod") durch Abstoßung der Mutter

zu überwinden versuchen. Der weitere

Weg

der Reaktionsbildungen

gegen diese „sadistischen", nicht ichgerechten Todeswünsche, von den ethischen Hemmungen (Hypermoral, Mitleid) bis zur schwersten Selbstbestrafung (Masochismus, Depression) sind ja analytisch bereits einge-

hend verstanden und gewürdigt. Die Versuche, diesen ambivalenten Urkonflikt durch intellektuelle Arbeit zu bewältigen, die dann in so großartiger Hypertrophie im Zwangs-

grübeln und Zwangsdenken wiederkehren, gehören späteren Periode der „ Sexual forschung" an.

spekulativen Überbaues,

ja

entschieden der

Durch Abtragung

dem wir durch Angstentbindung und

dieses

Libido-

zufuhr den Boden entziehen können, treiben wir die im „System" verschanzte und kaum mehr auffindbare Urangst eigentlich wieder ins Körperliche zurück, in die Erdleitung

um

sie

auf diesem normalen

— abströmen zu

Wege

— sozusagen

lassen.

Dieser ebenfalls längs der gebahnten psychobiologischen

Wege

ver-

nun auch unter weniger extremen Bedingungen, sozusagen im Normalausmaß abspielen und tatsächlich hat man laufende Prozeß kann sich

von sehr vielen rein organischen Leiden den Eindruck, daß

man so sagen kann

sie

— wenn.

— dem Individuum den Luxus einer Neurosen bildung

ersparen; richtiger wäre es allerdings zu sagen, daß die Neurose der anspruchsvollere Ersatz für ein banales Organleiden

Ursache zugrundeliegt. Nicht selten sieht

man

ist,

dem aber die gleiche

zu seiner Überraschung,

wie eine Neurose mit ihren „nachgemachten" körperlichen Symptomen eigentlich jede wirkliche

Erkrankung derselben Organe zu verhindern,

weil zu ersetzen imstande legentlich erwähnte

ist.

Es

ist

übrigens auch

— bemerkenswert,

die viele Jahre hindurch

— wie Freud

ge-

daß beispielsweise Patienten,

an den schwersten Angstanfällen leiden, dabei

blühend aussehen ; ebenso daß Patienten mit jahrelanger Schlaflosigkeit

Die neurotische Reproduktion

j"j>

nicht ermüdet sind wie Menschen, die „wirklich" solange nicht geschlafen hätten. Offenbar bezieht das so viel Urlibido,

Von den

um

Unbewußte

aus

dem Symptom

den „neurotischen" Ausfall wettzumachen.

hysterischen Erscheinungen an den Extremitäten, die in

ganz charakteristischer Weise auf den Komplex des Urtraumas zurückweisen, führt eine gerade Linie zu gewissen zeremoniellen, zwangs-

mäßigen Lagerungen im

Bett,

wie wir

sie

ebenso schon bei kleinen

Kindern beobachten können und dann bei gewissen Zwangskranken wiederfinden, die es häufig auf die peinlich genaue

Anordnung

ihrer

Garderobe zu verschieben pflegen. Daß dieses Zeremoniell sich an die Bettlage knüpft, stimmt zur Auffassung des Schlafzustandes als einer

Rückkehr

zeitweisen

in die Embryonalsituation.

Ohne uns auf die Übergangsformen von den hysterischen Symptomen zu den Zwangshandlungen, wie den Tics u.

nur

die klassische

Zwangsneurose hervor,

sprünglich körperlichen

a.

einzulassen/ heben wir

bei der ja der

Symptom (Zwangshandlung)

zu

Weg vom dem

ur-

rein psy-

chischen, ja intellektuellen Bewaltigungs versuch von der Analyse restlos klargelegt wurde. Gilt für die körperlichen Erscheinungen

kranker

{z.

Zwangs-

B. Tic) das für die Hysterie Gesagte vollinhaltlich, so geht

das typische Zwangsdenken falls

gezeigt hat, auf das

und Zwangsgrubeln, wie die Analyse gleichinfantile Problem der Herkunft der Kinder zu-

rück („anales Kind") und knüpft damit an die ersten kindlichen Versuche

intellektuellen Bewältigung des Geburtstraumas an; dabei gelangt der Zwangskranke schließlich doch wieder auf dem Wege der „ Gedankenallmacht" in die ersehnte ürsituation zurück(F e r e n c z i), einer

allerdings

i)

meist

indem

er dabei auf seine individuelle

Weise den

Hierher gehören auch die sogenannten „Impulshandlungen" (Stekel), die

im

(hysterischen)

(Wandertrieb:

Dämmerzustände ausgeführte Zwangshandlungen sind

Heimweh



Zurückgehen! Pyromanie: Feuer

Mutter). 2)

Umweg zu

Entwicklungsstufen des Wirklichkeitssinnes. Zschr.

I,

1913.



Wärme



Das Trauma

6o

der Geburt

Tod und

philosophischen Spekulationen über

Jenseits mit seinen Höllenstrafen sucht.

Unsterblichkeit sowie das

Er wiederholt damit die scheinbar

unvermeidliche Projektion des Lebens vor der Geburt in die Zukunft,

nach dem Tode, welche die Menschheit

viele Jahrtausende

hindurch

auf die verschlungen dsten Irrwege des religiösen Aberglaubens, der in

den Unsterblichkeitslehren breiten Masse in

dem

gipfelt,

geführt hat

starken Interesse

am

und noch heute

bei der

Übersinnlichen, Okkulten,

mit seiner ganzen Geisterwelt weiterlebt.

Den Stimmungsschwankungen

des

Zwangskranken stehen

die Cy-

clothymien sehr nahe, seiner spekulativen Systembildung gewisse For-

men von ausgesprochener Psychose.

Dieerste Krankheitsform, mitihrem

plötzlichen Wechsel von Melancholie

und Manie, geht ganz unmittelbar

auf die Reproduktion der Gefühlszustände vor und nach

dem

Geburts-

trauma zurück, indem der Urmechanismus der Lust -Unlustverwandlung bei Verlust des ersten Libidoobjektes, der Trennung vom Mutterleib,

wiedererlebt wird. Diese Krankheitsform

des Lust-Unlustproblems

als

daher für das Studium

von ganz besonderer Bedeutung. Bei der Ana-

lyse tiefer Depressionszustände

sozusagen

ist

kann

man

die darin verarbeitete Libido

Niederschlag herauskristallisieren;

sie

äußert sich oft

als

„Sexualerregung an der ganzen Körperoberflächc". Das melancholische Stadium, das in einer das

tiefste

„Depression" genannt wird,

ist

Wesen

so treffend

ausdrückenden Weise

charakterisiert durch körperliche

Symp-

tome, welche säm tlich zur intrauterinen Situation tendieren,' während Ich kann es mir hier nicht versagen, eine überaus charakteristische ÄußeThomas Mann wiederzugeben, der in einer Schilderung einer okkultistischen Seance, der er bei S c h r e n ck - N o 1 1 i n beiwohnte, vom edium u. a. g .

i)

rung von

M

folgenden Eindruck wiedergab (in einem Vortrag in Wien am 29. III. 1925): „Einen mystischen Eindruck gewinnt die Situation nur durch das ringende

Almen den 2)

gen

des Mediums, dessen Zustand

Gebärakt ,

unzweideutig und täuschend an

erinnert."

Gedrückte Körperhaltung, Einrollen im Bett, tagelanges nnbewegli ches LieVerweigerung der selbständigen Ernährung, des Sprechens, ja jeder Bewe-

gung usw.

-P--V

"^-

^ f ftf^ V

' .'

-

Die neurotische Reproduktion der Affekt der Traurigkeit

Ausdruck

dem

post

6l

natum omne ardmal

Das darauffolgende manische Stadium

gibt.

triste est

ist

dagegen

ausgezeichnet körperlich durch die postnatale Lebhaftigkeit

und Be-

weglichkeit,

während

das

hohe Glücks- und Seligkeitsgefühl der

praenatalen Libidobefriedigung entspricht.

Den

Mechanismus dieser sonderbar gekreuzten Aufteilung von Affekt und Inhalt werden wir bei Besprechung des Lust-Unlustmechanismus aufklären. Hier,

wo

es

sich

um

nur

interessanten

grob schematisierende Hervorhebung des

neuen Gesichtspunktes handelt, müssen wir darauf verzichten zu zeigen, wie sich auch des feinere Detail der Symptombildung, bezw. der Mechanismus der Affektverteilung analytisch verständlich

machen

läßt.

im Sinne unserer Auffassung rein

Die symptomatische Entsprechung

von prae- und postnataler Libidosituation wird sich in praxi dadurch komplizieren, daß sich ja im Geburtsakt selbst, dessen psychische Begleiterscheinungen wir eben direkt nicht beobachten können, neben dem hauptsächlich „traumatischen" Erleben auch lustvolle, oder zu-

mindest

relativ lustvolle

regrediert

Momente einschieben, auf die vermutlich auch

werden kann.^

Wir möchten nur noch hervorheben, daß

zum

Unterschied von den rein neurotischen

bemerkenswerter Weise unterscheidet, daß Körper (oder das Ich)

als

die

Melancholie

sicii

Symptomen dadurch

in

nicht nur den eigenen

sie

Darstellungsmittel der Ursitualion verwendet,

sondern bereits die Neigung verrät, Dinge der Außenwelt Sinne zu benützen (z. B. Verdunkeln des Raumes),

im

gleichen

was wir

als „psy-

chotischen" Einschlag bezeichnen können. liker

mit

seiner

Macht so der MelanchoZurückziehung von der Außenwelt die Anpassung an

dieselbe ein Stück weit wieder ruckgängig, so sollen die psychotischen i)

Es

scheint sich aber dabei vorwiegend

um

die

normalen

Regressions-

möglichkeiten zu handeln, die im Gegensatz zur Manie bloß „euphorisch" zu nennen wären. Zur Bezeichnung dieser Affektlage wäre der von Hatting-



herg

geprägte Begriff der

„Angstlust" gut brauchbar.

-^

Das Trauma der Gehurt

^2

Wahnsysteme, deren Inhalt

so offenkundig die Wiederherstellung des

Urzustandes anstrebt, die nicht

mehr

libidogerechte

Außenwelt durch

die beste aller Welten, das intrauterine Dasein ersetzen.

man

Wo

eine solche Krankengeschichte, namentlich der weiten

man

der sogenannten Dementia praecox aufschlägt, findet

immer Gruppe

gehäufte

Darstellungen von Geburtsphantasien, die letzten Endes Reproduktionen der eigenen Vorzeit entsprechen,

beraubten Sprache,

sei

es

sei es

in direkter, nur ihres Affektes

in symbolischen Ausdrücken, deren Be-

deutung auf Grund der psychoanalytischen Traumforschung leicht verständlich

geworden

ist.

Die ersten verdienstvollen Schritte

zum

Verständnis des „Inhalts der

Psychose" verdanken wir der einsichtsvollen Züricher Psychiaterschule unter Führung von

Jung und Bleuler,

die bereits früh die

eminente

Bedeutung der psychoanalytischen Funde für die Psychiatrie erkannte und nutzbar machte.' Nachdem Freud bereits 1894 den Abwehr-

mechanismus zur Aufklärung gewisser halluzinatorischen Psychosen erstenmal die „Verdrängung' auch in

herangezogen und 1896

zum

Fällen von Paranoia

wirksam nachweisen konnte,

als

^

dauerte es ein

Siehe Jungs Referat über die einschlägige Literatur im Jahrbuch f. psychoanalytieche u. psychopathol, Forschungen, Bd. II, 1910, S. 556— 388 (die ent1)

sprechende Literatur deutscher u. Österr, Autoren ref. v. Abraham [s. auch dessenArbeit: Die psjchosexiiellenDifferenienderHysterieundDementia praecox, 1908] im Jahrbuch I, S. 546ff.; fortgesetzt in Jahrbuch VI, 1914, S. 343f. und schließlich im „Bericht über die Fortschritte der Psychoanalyse in den Jahren

1914—1919", Wien und Leipzig 1921, S. igSf.) Insbesondere sei hier verwiesen auf die ersten Arbeiten von Jung: Über die Psychologie der Dementia praecox, Ferner Halle 1907 und: Der Inhalt der Psychose, Leipzig und Wien 1908.



Honegger, Itten, Maeder, den verschiedenen Bänden des „Jahrbuchs". SchlieJ3Bleulers groß angelegtes Werk: Dementia praecox oder Gruppe der

die einschlägigen grundlegenden Arbeiten von

Nelken, Spielrein lich

u. a. in

Schizophrenien, igii, das

zum größten

Teil nichts als die

Anwendung der

Dementia praecox sein wUl. die Ab2) „Die Abwehmeuropsychosen" und „Weitere Bemerkungen über wehmeuropsychosen" (Kl. Sehr. Bd. T\. Ideen Freuds auf

y\

die

—**^ .*

vV.n^-^iJJ ti^L-L^:

Die neurotische Reproduktion volles

Dezennium,

6^

Zürcher Klinik den ersten großen Vorstoß

bis die

auf diesem Gebiet unternahm.

Bald danach

trat

Freud

seiner großangelegten Analyse eines Falles von Paranoia

hervor,



die

(1911) mit

(Schreber)

an seine eigenen Vorarbeiten anknüpfend und die

wertvollen Ergebnisse der Züricher Schule verwertend

— zum

ersten-

mal das Verständnis für den psychischen Mechanismus und struktuellen Aufbau der Psychose eröffnete. Dabei erwies sich die „homosexuelle" Einstellung

den

Mann

und

als

die Abwehr gegen diese feminine Libidoposition durch

das bedeutsamste Stück des Mechanismus, der auch wieder

der allgemeinsten Tendenz zur Überwindung des Geburtstraumas'

im Sinne

der Identifizierung mit der Mutter

Kind) — unterzuordnen erst das theoretische

Durch

ist.

diese

und



des Gebarens (anales

Untersuchungen Freuds war

Verständnis der Psychose möglich geworden,

dem

dann eine Reihe von Einzelarbeiten seiner Schüler gewidmet war, ^ In die allgemeine Psychiatrie sind diese umstürzenden Auffassungen natur-

gemäß sehr langsam eingedrungen, scheinen aber gerade in der allerletzten Zeit die Betrachtungsweise der jüngeren Psychiatergeneration entschei-

dend zu beeinflussen. 3

Im Vordergrundestehtdabeiderentwicklungspsy-

cholo^scheGesichtspunkt, der ein unbestreitbares Verdienst der Züricher

Schule (Honegger, Jung)

ist,

gegen dessen methodologischen Miß-

brauch sich aber bereits F reu d gewendet hatte, indem er zeigen konnte 1) In der klassischen Paranoia laßt sich leicht hinter den lärmenden Symptomen das Ur Symptom der Angst aufdecken (Verfolgtwerden!), ganz ähnlich

wie hinter den Schutibauten der Phobien oder den Reaktionsdämmen der Zwangsneurose. 2) Literatur:

Jahrbuch VI,

S.

545 ff.; Bericht,

S. 158.

5} Siehe besonders die interessanten

(Wien)

und

seine

Arbeiten von Dozent Paul Schilder letzte zusammenfassende Darstellung; Seele und Leben

(Springersche Monographien, Berlin 1925^. Die fast gleichzeitig erschienene Arbeit von Alfred Storch (Tübingen): Das archäisch -primitive Erleben und

Denken der Schizophrenen

(Berlin 1922), ruht fast ganz auf analytischer Auf-

fassung, ohne dies so rückhaltlos wie sind die wertvollen Beiträge von

L-

-

.

Schilder zuzugestehen.

— Rein analytisch

Nunbergin der Internat. Zschr. f. Psychoanalyse.

>^^»*i
v^V

Das Trauma der Geburt

^A wie ist,

vieles

ehe

noch der individuellen Analyse zugänglich und verständlich

man

zur Heranziehung phylogenetischer Materialien oder Ge-

sichtspunkte greifen dürfe.

genützt

und

Natürlich hat diese

Mahnung

nicht viel

so sehen wir jetzt die fortgeschrittenen Psychiater

im

des-

kriptiven Vergleich der Psychologie der Schizophrenen mit der des

Primitiven stecken.'

Wenn

Storch in

beispielsweise

seiner zweifellos

i[-

interessanten Arbeit die archäisch-primitiven Gefühlseinstellungen mit

den „magisch-tabuistischen" vergleicht und die „mystische Einigung" wie die „kosmische Identifizierung" betont, Ruckschritt von der Psychoanalyse,

als er

so

macht

er insoferne einen

deren Verständnis der primi-

tiven Einstellung nicht zur Erklärung der schizophrenen heranzieht,

sondern sich an der Nebeneinander Stellung genügen

läßt,

ohne zu

be-

merken, daß er ein offenbar einfacheres Problem der Individualpsycho-

nur durch ein komplizierteres ethnologisches

logie

ersetzt hat.

Unsere Auffassung tendiert vielmehr dahin, das individualpsychologische Verständnis noch ein ganzes Stück weiter zu führen

und

so

auch weitere Aufklärungen der völkerpsychologischen Rätsel zu finden.

Der hier

vertretene Gesichtspunkt von der fundamentalen

des Geburtstraumas scheint uns

bringen.

In den Psychosen

ist ja

nun

tatsächlich der

Bedeutung

Lösung nahe zu

die Regressions tendenz so stark aus-

geprägt, daß wir erwarten dürfen, in ihnen die weitestgehende

An-

näherung an dieUrsituation zu finden. Tatsächlich erweist sich der Inhalt der Psychose

teils

ganz offenkundig,

teils

in den den

Kranken eigenen

Zerfallssymptomen des Denkens und Sprechens vollständig durchsetzt

von den ausgebreitetes ten Geburts- und Intrauterinvorstellungen. Wir müssen es der fleißigen Arbeit der Psychiater danken, daß sie uns durch ausführliche Mitteilung von Krankengeschichten, deren Material unter

dem Einfluß analytischer Gesichtspunkte gewertet ist, in den Stand

gesetzt haben, dieaus der Analyse der Neurosen i)

gewonnenen Erfahrungen

Siehe auch die im Material interessante Arbeit von

der Geisteskranken, Berlin igaa.

Prinzhorn:

Bildnerei

'j

Die neurotische Reproduktion in so schlagender

6j

Weise an den Psychosen bestätigen zu können. Indem

ich auf das diesbezügliche große Material in der bereits zitierten Literatur

hinweise, möchte ich nur aus der letzten, mir zu Gesicht

Publikation von

Storch

gekommenen

einiges zur Illustration anführen.

„Ein an-

nähernd stupuröser Kranker macht andauernd Drehbewegungen, indem er

mit seiner Hand

um

den Nabel herumfährt. Auf Fragen gibt er

die Erklärung ab, er wolle ein heit

Loch machen (wozu?)

hinauszukommen. Weiteres

klar,

ist

um

nicht zu erfahren."

in die Frei-

Es

ist

jedoch

daß Pat. damit unbewußt die Rückkehr in den Leib meint, da

sonst das

„Symbol" unverständlich

bliebe. Sogar für eine manifest aus-

gesprochene Kastrationshandlung gibt er die gleiche Motivierung: „der

Kranke biß

sich einige

Tage nach dem vorhinerwähnten Vorfall ein

Fingerglied ab ; erst nach

Überwindung

vieler

Sperrungen gab er eine

Motivierung: .Durch das Abbeißen des einen Gliedes habe ich die

anderen Leute herbeigezogen,

um zu zeigen,

daß es an einer Stelle

fehlt.'

Bei weiterem Nachfragen fuhr er dann aber fort: ,Ich wollte in die Freiheit; (S. 7).

durch das

Loch

hinausgeschlüpft, wie ein Käfer'" Storch vermutet zwar, daß damit nicht nur das Verlassen der

Klinik, sondern

im

bin ich

analytischen Sinne auch die „unklare" Vorstellung

von einer Befreiung aus dem Mutterleib {Nabelgeburt) mit anklang, und bemerkt dazu, daß dem Kranken, wie so vielen Schizophrenen die Idee der Wiederverkörperung eine durchaus selbstverständliche Tatsache war, ebenso wie dem Primitiven die Reinkarnation.



junge Schizophrene, die als Kind

war und aus ihrem Dienst

vom eigenen Vater vergewaltigt worden

entlief,

stand eine Geburtsphantasie,

Eine

durchlebte in einem katatonen Zu-

indem

kind und dessen Mutter vorkam

sie sich

(S. 6l),

zugleich

als das Christus-

Dieselbe Kranke „sprach von

einem .Auseinander fallen ihrer eigenen Jugend mit ihrer jetzigen Person'. Sie habe das Gefühl, daß sich in ihrem Körper zwei Per-

sonen befänden, eine mit der häßlichen Vergangenheit, und eine andere; die etwas .ganz Hochgestelltes. Übergeschlechtlicbes' sei" (S. S

Rank

7W78).

Das Trauma der Geburt

^6 Eine andere Kranke gott"

und

65) machte die Pflegeschwester zu ihrem „Herr-

(S.

sagte, „in ihr

,von Christus bis

zum

und

in der Schwester sei alles enthalten, alles,

Niedrigsten'".

(Auf Befragen nach ihrer Be-

ziehung zu der Krankenschwester) ,Wir sind ganz eins, beide eine. sie ist

und

der Herrgott, ich bin dasselbe wie sie

Schwester

die

die ganze

ist

in mir'

Welt in sich" und

teristischer

Weise

.

.

.

Ich bin in der Schwester,

Ein andermal

.

sagt

sie,

„sie

habe

erläutert dies (auf Befragen) in charak-

(S. 80).

Einige Kranke zeigen die Regressionstendenz in nicht erwachsen zu sein, den

man

oft

auch

als

Form

des

Wunsches

Gegenstück zur Größen-

„Ein in der Mitte der 50 er stehender

sehnsucht bei Kindern findet.

Schizophrener beklagt sich in gereiztem Ton, daß er zu einem Kind

gemacht werde: Ich bin nicht mehr der Mann, bin

bereits ein

Kind;

wie mich meine Frau besucht hat, war ich nicht der Mann, der zu der Frau gehört, ich bin dagesessen wie ein Kind bei seiner Mutter" (S.

57).

Im

Gegensatz zu anderen Fällen,

wo

„die

Umwandlung

den weiblichen oder kindlichen Lebenszustand von den Kranken

Minderungund Herabsetzung „machten wir

öfters bei

als

bemerkt S torch,

jungen Schizophrenen, die eben über die

Schwelle der Kindheit die entgegengesetzte

ihres Ichs erlebt" wird,

in

ins

Leben der Erwachsenen hineintreten,

Erfahrung; wir fanden bei ihnen nicht selten eine

und Angst vor dem Erwachsensein, unter Umständen im Konflikt mit starkem Lebensdrang und Liebesbedürfnissen. Aus diesem Konflikt heraus möchten sie in die Kindheit ausgesprochene Lebensfurcht

zurückfliehen

.

.

." (S.

89). Ich glaube,

daß wir in dieser Tendenz den

Kern dessen vor uns haben, was die Bezeichnung des Krankheitsbildcs (als Dementia praecox) auch psychologisch rechtfertigen würde. Andere stellen direkt die alte Kloakentheorie, d. h.

den Aufenthalt

im Mutterleib

wieder her, wie die Kranke (S. 42), die „zwar nicht glaubt, daß die Kinder

durch denDarm geboren werden, wohl aber, daß zwischen dem ,TragBack , in dem ihrer Meinung nach das Kindin der Mutter heranwächst, und den

Die neurotische Reproduktion

Gang

untersten Darmabschnitten ein

seinen Kot entleert. Das Kind

ist

im

^7

besteht, durch

den der Embryo

Tragsack, saugt innen an den Er-

nährungzäpfchen (die sich innen an Stelle der Brüste befinden).VomTragsack geht ein ,AuBlauf nach

dem

After, ,daß das

der Nahriing, die es mit der Milch nimmt.' der Auslauf aus, gehl er weg,

ist

zum Putzen

Kind gesäubert wird von Vor dem Gebären da'

heilt

Eine andere Kala-

.

tone mit Koprophagie gibt direkt die embryonale Motivierung für ihr

Tun, wenn

sie berichtet,

„wie

sie

während ihrer psychotischen Zustände

Urin habe trinken und Kot essen müssen; nachdem sie vorher das Erlebnis des Absterbens durchgemacht hatte, habe sie gemeint, sie brauche die Stoffe für ihren

,Aufbau'.

Nunberg

In einem von

eingehend

analytisch untersuchten Fall eines Katatonen bedeutete das Verschlucken

der Exkremente eine Selbstbefruchtung

sammenfassend

sagt

Zu-

'

Storch (im Abschnitt „Wiedergeburt"): „Wir

treffen auf die Idee, gestorben

eines

und Wiedererneuerung.

und wiedererwacht zu

sein,

auf die Idee

Hindurchgehens durch den Tod, des Neuwerdens und schließlich

primitiv-sinnlichen EinWiedergeburtsgedankens, die Vorstellung eines

der Vergottung; wjr finden auch die

kleidungen

des

wirklichen Geborenwerdens und komplexe Denken der Kranken Stellung das

Kindsein

dgl, wieder.

durcheinanderfließen"

(S.

läßt

das

und Kindschaftsvor-

in der Geburts-

Gebären und Geborenwerden,

oft

Dabei

das

Mutter- und

76).'

Aber nicht nur der Inhalt der Wahn bildungen scheint eindeutig nach

dieser

Richtung bestimmt, sondern auch die psychotischen Aus-

nahmszustände

wie Halluzinationen,

Dämmerphasen und

Kata-

tonien lassen sich als weitergehende Regiessionen in den Fötahustand verstehen.

Den

ersten

kühnen Versuch einer solchen Auffassung aus

analytischem Material verdanken wir der wertvollen Arbeit des frühverstorbenen 1)

2)



Tausk „Über

die

Über den katatonischen Anfall. Hervorhebungen von mir.

Entstehung des BeeinflussungsappaIntern. Zeitschr.

f.

Psychoanalyse, VI, 1920.

r

*»-Ajjgj

Das Trauma

68

rates in der Schizophrenie",'

der Geburt

den er

Projektion des eigenen

als

im

Mutlerleib genitalisierten Körpers auffaßt. „Die Projektion des eigenen

Abwehr gegen

Körpers wäre also eine

eine Lipidoposition, die der des

Endes der fötalen und des Anfangs der extrauterinen Entwicklung entspricht"

Von

c. S. 23).

{I.

verschiedener

hier aus versuchte

schizophrener

der

Mensch

seine

die

Symptome anzubahnen:

Katalepsie, A\e ßexibilitas cerea, nicht

dem

Tausk

Organe nicht

Erklärung

„Könnte die

jenem Stadium entsprechen, in

als

und

eigene empfindet

nicht zu sich gehörig, der Gewalt fremden Willens überlassen

sie. als

muß?

.

.

Könnte der katatone Stupor, der eine vollkommene Ablehnung der Außenweh darstellt, nicht eine Zurückversetzung in den Mutterleib Sollten diese schwersten katatonen

sein?

Symptome

nicht das ulti-

mum

refugium einer Psyche sein, die auch die primitivsten Ichfunktionen aufgibt und sich ganz auf den foetalen und Säuglingsstand-

punkt zurückzieht .... Das katatone Symptom, Starre des Schizophrenen,

ist

die negativistische

nichts anderes als eine Absage an die

Außenwelt, in .Organ spräche' ausgedrückt.

Spricht nicht auch der

im Endstadium der progr. Paralyse für eine solche Rezum Säuglingsleben? Manchen Kranken wird diese Regression

Säuglingsrefiex gression

in die Säuglingszeit

nur

als

Drohung mit

sogar bewußt.

jünger

und

ich in die

meint

und

sogar bis in die Foetalzeit

Ein Patient sagte mir:

kleiner werde, jetzt bin ich vier Jahre in die



alt,

Mutter zurück'"

(S.

dann 23I)-

komme Tausk

daß die Phantasie von der Rückkehr in den Mutterleib,'

werden müsse,

„als

pathologische Realität der

den Psyche in der Schizophrenie symptomatisch

b)

wohl

daß ich immer

,Ich fühle,

die als weitere atavistisch vorgebildete „Urphantasie"

1)

letzte

einer Konsequenz der Krankheitsentwicklung

Windeln und dann

also,

— das

angenommen

sich zurückbilden-

auftritt

.

Psychoanalyse, V, 1919Er merkt übrigens an» daß der Ausdruck „Muttcrleibsphantasie" von

Internat. Zeitschr,

Gustav

Grüner

f.

stamme.

Die neurotische Reproduktion Setzt

man nun

hier die Realität des Geburtstraumas mit seinen

folgenschweren Nachwirkungen ein, so kann

von

Tausk

zum

Verständnis auch anderer

sich direkt

6^

nicht nur sicher bejahen, sondern

man

die

sie real

Vermutungen

begründen und

Symptome Geisteskranker gelangen,

die

auf das Geburtstrauma und nur indirekt auf das Vor-

stadium beziehen.

So alle Anfälle, insbesondere der sogenannte epi-

leptische,' der inhaltlich und formal die deutlichsten Reminiszenzen

an den Geburtsakt verrät. zeitige

Trennung wie

Dabei findet übrigens eine ähnliche zwei-

bei der Cyclothymie statt,

der letzteren eigene zeitliche

wenngleich ohne die

dem großen epimit ihrem von Dostojewski so

Umkehrung; denn

leptischen Anfall vorangehende flura

die

meisterhaft beschriebenen Glückseligkeitsgefühl, entpricht der pränatalen Libidobefriedigung,

während der Krampfs nfall selbst den betreffen-

den Akt der Geburt reproduziert. All diesen psychotischen sie

Krankheitsymptomen

ist

gemeinsam, daß

der Analyse eine noch weitergehende Regression der

im Sinne

Libido als die Neurosen darstellen, indem sie den Verlust des ürobjektes in

einer kosmologisch zu nennenden Projektion durch Ablösung

ihrer Libido

von der die Mutter ersetzenden Außenwelt vervollstän-

digen, wobei sie aber durch Einverleibung (Introjektion) der Objekte

in ihr Ich wieder nur zur Ursituation zurückgelangen (Mutter Kind). In diesem eigentlich psychotischen des Verhältnisses zur

noia



und

Außenwelt

die paranoiden

lo^schen Weltbild

am

Mechanismus, der die Störung

beeinhaltet, steht die klassische

Formen

und

der Psychose

— dem

Paramytho-

nächsten.^ Sie scheint dadurch charakterisiert.

Die Zuriickführbarkeit des epileptischen Anfalles auf eine frühe Phase der Gebärdensprache hat bereits Ferenczi in seiner auch für die hier vorgetragene Auffassung grundlegenden Arbeit über „Entwicklungsstufen des Wirki)

f. PsA. I, 1915). der Helden" von Geburt des 2) Siehe im „Mythus (1909) die „paranoide"

lichkeilssinnes" angedeutet (Internat. Zeitschr.

Charakterisierung der mythischen Phantasicbildung

(S.

75,

2.

Aufl. 1922» S. 123).

csl

Das Trauma der Gehurt

70

daß bei ihr die Außenwelt in einer die normale „Anpassung" weit übersteigenden Intensität mit Libido besetzt, sozusagen die ganze Welt

zum Uterus gemacht ist, dessen feindlichen Einflüssen der Kranke nunmehr ausgesetzt ist (die elektrischen Ströme usw). Die ganze Situation '

des schützenden Mutterleibs

ist

logischen Bedeutung mittels der

hier in ihrer kulturellen

Gefühlsumkebrung

und kosmo-

(Hass) gegen den

störenden Vater zu einem einzigen feindlichen Riesenobjekt geworden, das den mit

dem

Vater Identifizierten (Helden) verfolgt

und zu immer

neuen Kämpfen herausfordert, bemerkenswert, daß der Paranoiker Strindberg die Erklärung für die ersten Wahrnehmungen des Kindes, Furcht und Hunger, in der vorgeburtlichen Einwirkung erkannt hat. (In seinem autobiographischen Werk: Die Vergangenheit eines Toren). Auf die Beziehungen, die sich von hier zum Versehen" der Schwangeren ergeben, kann nur hingewiesen werden. Es seien hier i)

Es

ist

einige für unsere Auffassung besonders bezeichnende Äußerungen Strindbergs angeführt (nach Storch 1, c. S. ifif). Als ihm die Geliebte durch einen

Fremden genommen wird,

ihm das eine „Erschütterung seines ganzen war ein Teil von ihm selber, der jetzt von

ist

Seelenkomplexes", denn „es

einem andern eingenommen wurde, ein Teil seiner Eingeweide, mit dem man jetzt spielte". (Entw. einer Seele, Kap. 5). — „In der Liebe schmilzt ,sich und seine Form er mit der geliebten Frau zusammen, dann aber, wenn er erwacht sein Selb sterhaUungs drang, und in der Angst, sein .Selbst durch die ähnlich machende Macht der Liebe zu verlieren', sucht er sich von ihr frei zu machen, um sich als etwas ,für sich Existierendes' wiederzufinden (Entzweit, Kap. Nach der Psychose zieht er sich in die Einsamverloren' hat,

2/3).

keit zurück, hat sich in „die Seide seiner eigenen Seele

eingesponnen" (Einsam,

Aus seiner schizophrenen Spätzeit berichtet er von Schutzmaßregeln, die er gegen die iim zur Nachtzeit störenden Ströme anwendet „Wenn man den Strömen einer Frau ausgesetzt ist, meistens während des Schlafes, so kann man sich isolieren; ein Zufall vcranlaßte mich eines Abends, ein wollenes Kap.

3).

:

zu werfen, und in dieser Nacht war ich geschützt, obwohl ich die Attaken der Strome merkte". Schließlich verrät er auch, daß die „Verfolgung" bei ihm an die Angst geknüpft ist, indem erden „panischen Schrecken vor allem und nichts" für seine Ruhelosigkeit verantwortlich

Tuch über Achsel und Hals



Strindbergs traurige Kindheit und sein besonderer „Mutterkommacht. plex"sindbekannt(s.denHinweis„Inzestmotiv", 1912,8.52 Note ). Vondiesem Punkte aus ist seine ganze Entwicklung, Persönlichkeit und Leistung zu verstehen.

;

7^

Die neurotische Reproduktion

Im Sinne dieser Rücktendenz zur Mutter, die der Psychotiker auf dem Wege der Projektion anstrebt, ist der psychotische Krankheitsverlauf, wie Freud erkannt hat, tatsächlich als Heilungsversuch aufzuwas wir

fassen,

ja

analytischen Heilungsprozeß, von

im

dem

wir aus-

gegangen waren, auch deutlich sehen. Nur findet die Psychose aus dem unterirdischen Labyrinth der Mutterleibssituation nicht mehr den Weg

zum Tageslicht der Gesundung, während der Neurotiker sich an dem ihm vom Analytiker zugeworfenen Ariadnefaden der Erinnerung wieder ins Leben zurückzufinden vermag.

Wie nach

der

Freudschen Auflassung

Zwangsneurose der Religionsbildung und

die

lerischen Produktion,

die Hysterie der künst-

dem mytho-

philosophischen Spekulation nahestehen, so die Psychosen logischen Weltbild.

Wenn

analytisch eingestellte Psychiater erkannt

haben, daß der Inhalt der Psychose, „kosmologisch" den nächsten Schritt, zur Analyse der Kosmologien

scheuen und werden dann finden, daß

Natur

projizierte infantile

Indem

ich

mir

sie

sei,

so dürfen wir

selbst,

nichts anderes als die auf die

Reminiszenz der eigenen Geburt

die eingehendere

auch nicht

Begründung

darstellen.

dieser Auffassung an

reichem mythisch -kosmologischen Material vorbehalte, wie ich

sie seit

langem unter dem Titel „Mikrokosmos und Makrokosmos" geplanthabe, kann ich hier nur auf verschiedene eigene Vorstudien aus dem Gebiet der Mythologie verweisen, welche zu zeigen versuchen, daß das mensch-

Geburtsproblem tatsächlich im Mittelpunkt des mythischen wie

liche

des infantilen Interesses steht

und den Inhalt der Phantasiebildungen

entscheidend bestimmt/

Der Mythus von der Geburt des Helden (1909), Die Loheiigrinsage (1911)1 Das Inzestmotiv in Dichtung und Sage (»912) (namentlich Kap. IX; Die Weltelternmythe) und schließlich; Psychoanalytische ^1914; Beiträge zur Mythenforschung. Gesammelte Studien aus den Jahren 1911 x)

2.

Siehe die Arbeiten:

veränd. Auflage 1923 (namentlich die Sintflutsage, Verschlingungsmythen,

Tiermärchen usw.)

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------;LT-'".

Die symbolische Anpassung Bevor wir uns den mythischen Verarbeitungen des Geburtstraumas in

den großartigen Kompensationsschöpfungen der Heroenbildung zu-

wenden, haben wir

teils

näherliegende,

teils

menschlich bedeutsamere

Tatsachen anzuführen, welche die fundamentale Bedeutung des Geburtstraumas und die unsterbliche Sehnsucht,

es

zu überwinden, in geradezu

überwältigender Weise offenbaren. Diese biologischen Tatsachen sind schließlich auch geeignet,

uns die zwischen der asozialen neurotischen

und der überwertigen heroischen Leistung liegende Anpassung malen verständlich zu machen und zu

erklären, wieso

ihm

des Nor-

diese

An-

passung, die wir Kultur nennen, überhaupt gelingen kann.

Der Zustand stellt,

des

Schlafes, der sich allnächtlich automatisch her-

legt die Auffassung nahe, daß

auch der normale Mensch, wie zu

erwarten, das Geburtstrauma eigentlich nie ganz überwindet, da er ja die Hälfte seiner Lebenszeit in

kommenden Zustand

einem dem intrauterinen

fast gleich-

verbringt." In diesen Zustand verfallen wir auto-

il Siehe dazu besonders Freud: Vorlesungen (Taschenausg. S. 80) und Feten cii:EiitwickIungsstufendes Wirklichkeitssinnes. Internat. Zschr. f. PsA. 1913. Die neurotische Schlaflosigkeit scheint regelmäßig auf zu intensiver Ver-

drängung dieser biologischen Notwendigkeit auf Kosten libidinöser Strebungen (tur Mutter) zu beruhen (wie der Somnambulismus in allen seinen Formen). Die so häufige Angst, lebendig

begraben zu werden, gehört gleichfalls

Zusammenhang («.Traumdeutung,

2.

in diesen

Aufl. igog, S. 19g Fußnote), ebenso wie

ihr „perverses" Gegenstück, die Nekrophilie.

Die symbolische Anpassung

"]}

matisch, sobald es dunkel wird, also wieder wie beim dunkeln

der Kinderangst,

wenn

Identifizierung mit

die äußeren

dem Urzustand

Dunkelwerden im Vorstellungsleben Angleichung

als

Zimmer

Umstände dem Unbewußten

die

nahelegen. Daher wird auch das aller

Rückkehr der Sonne

in

Völker in anthropomorpher

den Mutterleib (Unterwelt)

aufgefaßt.

Im

Schlafzustand, in

dem wir

selbst täglich in

in die Intrauterinsituation zurückkehren,

weitgehendem Maße

träumen

wir und bedienen

uns dabei, wie schon die Alten wußten, merkwürdiger Symbole, die von der Psychoanalyse empirisch festgesteHt, aber in ihrer Herkunft

und allgemein-menschlichen Bedeutung noch nicht ganz verstanden sind. Nun zeigen die analytischen Traume, von deren Verständnis wir in der Heilungssituation ausgegangen sind, daß diese Symbole im Wunsch-

tranm

letzten

darstellen, il

Endes regelmäßig den Aufenthalt

im Mutterleib

während im Angsttraum das Geburtstrauma,

die Ver-

Der Mond mit seinem periodischen Wachsen und Verschwinden scheint

noch besser zur mythologischen Darstellung der immer wieder aufs neue Mythen nicht nur direkt als schwangeres und gebärendes Weib, sondern auch als das verschwindende und wiederkehrende Kind. Auch gilt die Mondgöttin als Beistand der Geburt (Hebamme), was mit ihrem Einfluß auf die Menstruation zusammenhängt. Die Konsich

ersehnten Rückkehr zu eignen, und erscheint in den

gruenz der weiblichen Menses und der lunaren Phasen, die ja auch noch bei uns im Volksglauben als identisch gelten", führt Th. W.Danzel dazu, die astronomisch-kosmische Periodik erst als symbolischen Ausdruck subjektiver Pe-

rioden und Rhythmen ins Bewußtsein treten zu lassen und dem Kalender zugrunde zu legen, der ursprünglich in den Astralländem (China, Babylonien, Ägypten, Mexiko) ein „Buch der guten und bösen Tage« war (siehe „Mexiko" Bd. I, 28 [Kulturen der Erde, Bd. XI], Darmstadt 1922). „Der aSotagigen Periode des im mexikanischen Kalender eine besondere Rolle spielt, hat vielleicht außer astronomischen Zeiträumen auch die Dauer der SchwangerS.

Tanal-anad^ die

schaft zugrunde gelegen" fDanzel: Mexiko^II, S. 25, Darmstadt 1922). Fuhrmann (Mexiko III) erhebt diese Vermutung zu größerer Sicherheit, indem er das mexikanische Jahr auf die vorgeburtliche Zeit des Menschen und die neue (nicht auf den Sonnenlauf basierte) Zeitrechnung auf dieses zurückführt

m^

(S. 21).

Embryo-Jahr

Das Trauma der Gehurt

14 treibung aus

dem

Paradies, oft mit allen wirklich erlebten körperlichen

SensationenundDetailsreproduziert wird. Die halluzinatorischeWunsch-

erfüUung des narzißtischen Traum-Ich, zu deren Verständnis Freud auf den embryonalen Zustand zurückgreift," läßt sich tatsächlich aus völlig unbeeinflußten analytischen

Träumen

als ein

wirkliches Zurück-

gehen und Reproduzieren der intrauterinen Situation nachweisen, wie sie ja rein

physiologisch durch den Schlafzustand in weitem

bereits physiscli realisiert

zumindest ihrer von lungstendenz nach,

ist.

Ja, die

Freud

als

Traumbildung erweist

postulierten

eine vollständigere

Ausmaße

sich vielfach,

unbewußten WunecherfülRückkehr

in uterum,

als sie

durch den bloß physiologischen Schlaf vollzogen scheint. " Der infantile Charakter des Traumes geht also fundiert als wir bis jetzt uns

serem Bewußtsein, das zur ist,

dieses eigentliche tiefste

Indem

viel

weiter zurück

anzunehmen

ist viel tiefer

getrauten, weil wir mit un-

Wahrnehmung

der Außenweit geschaffen

Unbewußte nicht

erfassen konnten.

ich unter Vorbehalt des zu veröffentlichenden reichen Ana-

lysenmaterials hier nur darauf hinweise, daß sich

traum,

und

die beiden von

Freud

Wunsch -und Angst-

aufgestellten Haupttypen, der

Zurück-

führung auf die Lirsituation, bzw. ihrer peinlichen Unterbrechung durch das Geburtstrauma,' zwanglos fügen,

möchte ich nur noch den

Typus Freuds, den Straftraum erwähnen.

i)

Wenn

sich der

dritten

— meist

Metapsychologische Ergänzung zur Traumlehre. 1917.

2) Wir glauben daraus auch besser zu verstehen, warum

das Traumleben unter Einfluß der analytischen Situation oft in so überraschender Weise zu florieren, ja üppig zu wuchern beginnt.

dem

5)

Das Erwachen, besonders aus dem Angsttraum, wiederholt regelmäßig

den Geburtsvorgang,dasZurweltkommen;diesderSinndersogenantiten „Schwellensymbolik" (Silber er), die ja auch mythologisch ganz eindeutig als Geburts-

(SieheRöheim: Die Bedeutung des Überschreitens. Zschr. im Anschluß an die dortseihst vorangehende Arbeit von Frau Sokol-

situation erscheint.

VI, 1910,

nicka.) Übrigens äußert sich das Gehurts- Schwellensymptom auch in den so häufigen Zuckungen der Beine beim Einschlafen.

Die symbolische Anpassung

im

JLeben erfolgreiche

„strafweise

Freud

,

— Träumer

später,

wie

']$

es

den Anschein hal

in eine peinliche Situation zurückversetzt, so

ist es,

wie

angedeutet hat, neben einer „masochistischen" Tendenz der

Verjüngungs wünsch, der ihn dazu bewegt, der aber letzten Endes auf die lustvolle dies

Rückkehr in den Mutterleib

abzielt.

im sogenannten Prüfungstraum, einem

traumerlebnis aller Menschen, der eben

bis

Typischerweise erfolgt

fast

allgemeinen Angst-

zur Angstgrenze

der

bestandenen Prüfung in der Schulzeit zurückgeht. Der vorbewußte Trostgedanke, lich

dem

der Prüfungstraum Ausdruck verleiht, daß es

näm-

„damals" auch gut gegangen sei, bezieht sich regelmäßig zutiefst aut

den Geburtsakt, der übrigens auch die Vorstellung des glatten „ Durchrutschens", bezw. des peinlichen „ Durchfallens" verständlich macht.

auch hier zu erklären

bleibt, ist das intensive

Was

Schuldgefühl, das sich

an diesen Urwunsch regelmäßig knüpft und offenkundig mit dem Angstaffekt der Geburt so zusammenhängt, daß es seine volle Reproduktion vermeiden

soll,

wie

ja

auch das „Steckenbleiben" bei der

Prüfungssituation das weitere Zurückgehen

zum Urtrauma

selbst ver-

hindert.

Das Gegenstück zum Straftraum, der Bequemlichkeitstraum, läßt sich als Versuch zur Wiederherstellung der Intrauterinsituation

verstehen, auch

wenn

er scheinbar

von

oder Sekretionsbedürfnis ausgelöst wird.

so realen

Nöten wie Hunger

Denn mit

der physiologischen

SchlafSituation lebt auch die Tendenz zur hemmungslosen Befriedigung aller Körperbedürfnisse in der intrauterinen Form wieder auf (Enuresis,

auf sexueller Stufe Pollution, gleichbedeutend mit Inzest, weswegen gerade die offenkundigen Inzestträume so häufig mit Pollution einher-

gehen und anderseits der Pollutionstraum ten

Inzestwunsch

Wunsch zu

darstellt).

schlafen,

fast

immer

einen unverhüll-

Ja selbst auch der „Bequemlichkeits"-

den Freud

als

wesentlich für die Traumbildung

überhaupt hervorhebt, entspricht der Rückkehrtendenz in die intrauterine Situation,

Das Trauma der Geburt

7(>

AUeTräumevonkörperlichenSensationen, auch wenn sie durch äußere Reize ausgelöst werden innere Reize —

'

— wie

gestatten eine zwanglose

ation. Beispielsweise die

Rückführung auf

die Ursitu-

Kälteempfindung bei abgerutschter Bettdecke,

vom Unbewußten im Sinne

die

Bequemlichkeitsträume durch

die

des ersten Verlustes der schützenden

Hülle interpretiert und durch traumhafte Zurückziehung in ein Mutterleibssymbol kompensiert wird. Ähnlich die

sensation, die nicht

selten

resp;

Flug-

beim gleichen Träumer abwechseln:

erstere

häufig bei Menschen mit schwerer Geburt ten

Hemmungs-

im wunscherfüllenden Sinne

(Hemmung) vom Unbewuß-

des Nichthinauskönnens aus der Mutter

verwendet; letztere das heftige Geburtstrauma fabel zu

einem leichten

im Sinne Hinausschweben verwandelnd, im

der Storchtiefsten

Un-

bewußten aber den Dauerzustand des wohligen Schwabens in der Ursituation reproduzierend (siehe die geflügelten Engel, die Seelen der

noch Ungeborenen usw.); die entsprechende Angstsituation erscheint in den Fallträumen reproduziert.

Wir bemerken

hier, vorläufig

zusammenfassend, daß die

bis jetzt

besprochenen Traumtypen und -Sensationen ganz allgemeine Traumerlebnisse betrafen, deren typischer Charakter sich eben aus

dem

all-

gemein-menschlichen Geburtserlebnis erklärt." Dies gilt aber auch für die von der Analyse ihrem latenten Inhalt nach als typisch erkannten i)

Auch auf die sogenannten experimentelleriTräumefälU hierneues Licht.

Die apphzierten Reize werden im Sinne der erlebten Ursituation interpretiert (Stellung der Gliedmaßen usw.), um so mehr, als sie meist vom Experimentator unbewußt so gewählt werden (Auflegen von Gesichtsmasken, Nasenreiie, Fußsohlenkitzel usw.), a)

Dies

gilt

auch für die sogenannten Zahnreizträume,

die bereits

Jung

bei Frauen als Geburtsträume agnoszierte (s. Traumdeutung, 5. Aufl. 191 1, S. 300 Fußnote, sowie das dort von mir mitgeteilte Traumbeispiel). Im Sinne der hier

dargelegten Auffassung fall

ist das tertium comparalionis der typische leichte Ausder die Schwere des Traumas (Schmerzen) kompensieren soll, des Zahnes,

bieser Grundbedeutung lassen sich dann leicht die bisher gegebenen Deutungen unterordnen (Geburt, Todesbefiirchtung, Kastration, Masturbation usw.).

Die symbolische Anpassung Träume, von denen

Geburtstraum nach meiner Erfahrung den Wunsch

ich hier zunächst den sogenannten

anführen möchte. Dieser (oder die

77

stellt

Ablehnung) eines eigenen Kindes regelmäßig durch Repro-

duktion des eigenen Geburtsaktes bzw. der Intrauterinsituation (im Wasser) dar. Der Richfungswechsel, der in der Darstellung der Geburt (des

Herauskominens) durch das Hineinstürzen eben

klärt sich

als gleichzeitige

(ins

dem

festen

Traumbild

zeitlichen

und

liegt, er-

Darstellung des Traumas (Sturz)

der Rückkehrtendenz, welche es wieder aufzuheben

gung,

Wasser)

strebt.

topischen Regressionsanspruch'

gleichzeitig gerecht zu werden,

ist

und

Diese Nöti-

im mani-

für das Verständ-

Träume von ausschlaggebender Bedeutung. Sie erklärt nicht nur die Freuds che Beobachtung, daß die sogenannten „biographischen nis der

Träume"

in der Regel

von rückwärts nach vorn zu lesen sind

wunschgemäß mit dem Intrau terinzustand

(d. h.

enden), sondern legt es

nahe, von der ümkehrungstechnik einen weit ausgedehnteren Gebrauch

Deutung von Träumen zu machen, wobei der sekundäre Sinn der sogenannten progressiven Tendenzen in ihrem Verhältnis zu den bei der

Doppelschichtung,

regressiven deutlich greifbar wird. Die

besten in den Geburtsträumen zu beobachten

ist, '

die

äußert sich meist

am im

Auftreten zweier Generationen oder in Wiederholungen von Situationen (z.

B. des Geburtsaktes selbst,

deutlich, wie die Mutleridentifizierung

benützt wird,

um

letzteres mittels

Diese

gleichzeitig

im Heldenmythus) und zeigt (aus dem Ödipuskomplex) dazu

wie auch

Mutter und Kind darzustellen und zwar

Reproduktion des eigenen Geburtsaktes.

Träume

sind so der beste Beweis für die urnarzißtische Ten-

denz des Traumunbewußten und dafür, daß die Situation darstellen kann, die den

1) a)

gar nichts anderes

als

Ürnarzißmus in der vollkommen-

Siehe Freud;-Metapsychologische Ergänzung zur Traumlehre. Siehe auch meine frühere Abhandlxmg: Die Symbolschichtung im

traum. Jahrb. IV, 1912.

k^

es

Weck-

Das Trauma

7^ Weise

sten

befriedigt, ja geradezu verkörpert.'

Jung

die von

der Geburt

Damit bekommt auch

sogenannte Deutung auf der „Subjektstufe", mit der so

viel

anagogischer Mißbrauch getrieben wurde, eine reale Basis, ebenso

wie

alle

angeblich prospektiven Tendenzen, auch des Traumes,

I als

Pro-

jektionen der Mutterleibssituation in die Zukunft zu entlarven sind.' Schließlich sei hier seines allgemeineren Interesses eine typische

i

des Angsttraumes besprochen, die uns zu zeigen ver-

vom Träumer und vom Traumdeuter dem Traum unterprospektiven Tendenzen die Wirkung der Urverdrängung des

mag, wie legten

Form

wegen noch

alle

Geburtstraunias darstellen Es sind dies die sogenannten .

R ei se träume,

dem Urtrauma Kofferpacken und Nicht-

deren charakteristische Details sich mit Leichtigkeit aus verstehen lassen; Nichterreichen des Zuges,

Es gehört dieser Darstellungsmodus am eigenen Körper, mit eigenem Material einer gaiii primitiven Stufe der Entwicklung an, wie sie beispielsweise im hysterischen Anfall wiederhergestellt wird (Ferencüis „Gebärdensprache") und auf die Freud zuerst aufmerksam gemacht hat, indem er zeigte, wie der i)

Hysterische an sich selbst auch die Aktion des gewünschten Liebespartners hysterischen Anfall, 1909 (z. B. die Umarmung) darstellt (Allgemeines über den



und: Hysterische Phantasien und ihre Beziehung zur Bisexualität, 1908). Man halte dazu die interessanten Beobachtungen von Köhler an den Anthropoiden, die das Gewünschte dadurch zum Ausdruck bringen, daß sie es durch Andeutung am eigenen Körper vormachen. So deutete eine Schimpansin die Umihr Herr an ihr vornehmen sollte, dadurch an, daß sie sich ihre ArmeumdeneigenenKörperlegte. (Zur Psychologie der Schimpansen. 1911.) a) Die sogenannten telepathischen Träume lassen sich analytisch leicht als

armung, die

Projektionen der Ursituation in die Zukunft auflösen, wie überhaupt der ganze moderne Okkultismus, der auf der altindischen Wiedergeburtssymbolik ruht,

dem Urtrauma und seiner projektiven Verarbeitung (Astrologie) verstehen läßt, Nehmen doch die Okkultisten beispielsweise richtig an, daß im Traum Erinnerungen an Dinge wiederkehren, die im Vorleben des Träumers sich restlos aus

von Bedeutung waren; nur daß

Vorleben weiter zurück projizieren. Anderseits entspricht die Gnmdidee der Telepathie einem in die Zukunft pro-

jizierten, antizipierten dija vu,

sie dieses

etwas schon einmal Erlebtem, was gleichfalls nur

auf die vorgeburtliche Existenz bezug haben kann. (Vgl- dazu auch das interessante von Dr. Szilägyi unter dem Titel „Der junge Spiritist" veröffentlichte Materia], Zsch. IX/5, 1923. Zitiert nach Abschluß dieser Arbeit.)

1

'

Die symbolische Anpassung

79

im Traum so peinlich empwenn man die Abreise im Sinne

fertigwerden, Gepäckverlieren usw,, was

fanden wird, der

jf

ist

nur zu verstehen,

Trennung von

der Mutter auffaßt und das Gepäck

symbolischen Ersatz für den Mutterleib, der

von Fahrzeugen

ersetzt

wird

(Schiff,

ja

alle

Arten

Wagen

usw.).

auch durch

Auto, Bahnkoupe,

Die anscheinende Todessymbolik (StekeP)

(Koffer) als

darin ebenso vorbewußt

ist

wie etwaige prospektive Tendenzen (Lebensreise). Das Unbewußte

kann

:

;

.

die

Trennung, die Abreise,

ja selbst das

kehrungstendenz, nur

als

eine

die jede

Rückkehr

unverständlicher die

Umkehrung

und

darstellen kann.

auffassen

muß,

erklärt eine ganze

Traum Situationen mit einem

der Geburtsrichtung)

und

wie Form, Orientierung, übrigens auch

-

A

Reihe sonst

Schlage' (siehe vorhin

zeigt wieder,

daß gerade die

alles Zeitliche, ^

'

-

'

im Traume),

gerade mit den

,.

1

deutung"nurmitderVermutunghinausgehen,daßeiiieErinnerungsspur vielleicht das materielle Substrat für den Geburtstraum liefern mag.

^

,

So erklärt sich die Abneigung so vieler Menschen, gegen die Fahrtrichtung zu sitzen. Es ist dieselbe Urverd rängung, die den mythischen Personen verbietet, auf ihrem Wege rückwärts zu blicken (Versteinerung), die das verkehrt 7U Pferde 2)

Sitzen des verspotteten Helden (Christus!) bewirkt

nachklingt: Das Pferd beim Schwanz aufzäumen. '

Um

'



I

'

Die

i) jjDie Sprache des Traumes", xgu, wo im Anschluß an die Traumforschungen Freuds eine reiche Sammlung der sogenannten „Todessymbolik" Auch im Kapitel „Mutterleibs träume" finden sich eine zusammengestellt ist. Reihe guter Beobachtungen, die jedoch über das rein Praktische der „Symbol-

'

'

;

Fortbewegung im Traume doch wieder

anscheinend höheren psychischen Funktionen (nicht nur

i

im Sinne

der wunscherfüllenden Rückkehr in den Mutterleib auffassen, da es gar keine andere Wunschtendenz kennt

;

Sterben, nur

:,

und noch

in

der Redensart

i

> .'

— Die entsprechende lustvolle

R e i s e s p i e 1 (Kutscher, Eisenbahn usw.), wobei im Mutterleibssituation (Wagen, Schiff, Coupe usw.) der vom Erwachsenen Sinne der Situation zeigt das kindliche

empfundene Man gel der Fortbewegung gerade das eigentb'ch wunscherfüUende Element bildet (Siehe dazu Peer Gynts kindliche „Fahrt" mit der toten Mutter, an die dann seine Weltreise anschließt). bis knapp zur Entbindung 3) Bei Frauen, die man in der Schwangerschaft zanalysieren kann, erweist sich, daß die Zeiten und besonders die Zahlen zurück-

'\

als lächerlich

'



,



gehen aufSchwangerschaftund Geburt (Monate,Jahre, Kinder, Geschwister usw.),

,

Das Trauma der Geburt

8o allerttefsten

unbewußten Wünschen zusammenhängt, nicht nur

das rein

Körperliche (Sensationen, Stellung, Lage usw.). Die von Silberer in ihrer

Bedeutung gewiß überschätzte „funktionale" Deutung einzelner

Traumelemente, in der wir immer schon einen „Widerstand die analytische

Deutung vermutet haben, erweist

bare Folge einer Fluchttendenz vor dings folgt diese

dem

gegen

sich hier als unmittel-

eigentlich Verdrängten. Aller-

Tendenz gebahnten psychischen Wegen,

die

wahr-

scheinlich auch in der psychischen Entwicklung des Einzelnen von der

Verdrängung des ürtraumas zur Entwicklung der sogenannten höheren Funktionen

führt.

Bevor wir uns von der Traumsymbolik ?,um allgemeinen Verständnis der

Symbolik überhaupt uqd ihrer Verwendung im Dienste der

Kulturanpassung wenden, möchten wir noch besonders betonen, daß unsere Auffassung von der durchgreifenden Bedeutung des Geburts-

traumas ihre stärkste Stütze in der analytischen Traumdeutung

findet,

deren detaillierte Darstellung ich mir darum für einen größeren Zu-

sammenhang

aufsparen

muß. Hier

sei

nur hervorgehoben, daß die ein-

gangs erwähnten analytischen Erfahrungen uns in den Stand setzen, die in der Analyse sehr frühzeitig entdeckte „Mutterleibsphantasie",

wie

sie seit

Freud an

zahlreichen in der analytischen Literatur mit-

geteilten Beispielen gezeigt wurde, real zu fundieren.

Da

die Konse-

quenzen dieser Erfahrungen von ungeheurer Tragweite zu sein scheinen, wobei besonders die Geburtstage eine Rolle spielen, auf denen übrigens die meisten Analysen von Zahlen einfallen berulicn, Es darf dabei nicht wunder-

nehmen, wenn im Unbewußten weniger

mende

die aus unserer Sonnenrechnung stamNeunzalil fder Schwangerschaftsmonate) als die dem „natürlichen Kalen-

der" (siehe Note

auch

in

75} entsprechenden Zahlen zw finden sind, ähnlich wie der Mythologie die heiligen Zahlen zwisclien Sieben, Neun, Zehn i

S.

es beispielsweise in Mexiko 9 Unterwelten, in Neuseeland 10 Schicht meto oder Verwesungsgeslank ist der Ort, wo der Prozeß („die unterste der Umwandlung des verwesenden Leichnams in die Gestalt eines Wurmes sich

schwanken. So gibt

Danzel, Mexiko I, S. 21). In China beenden sich die zehn HöUenregionen tief im Innern der Erde und heißen „Gefangnisse der Erde" uaw.

vollendet".

.i^.

Die symbolische Anpassung soll

8t

kein Zweifel daran gelassen werden, was damit gemeint

es ein

Rückphantasieren

in den Mutterleib gibt,

ist

ist.

Daß

ebensowenig zu

Silberer an schönen Beispielen von „Sperma-

bestreiten' wie die von

tozoenträumen" aufgezeigte Wunsch tendenz, noch weiter in der Entwicklung, also in den Körper des Vaters zurückzugehen/ Doch sind dies

wie bemerkt Phantasien, die

z.

T. sogar an gehörte oder gelesene

Aufklärungen über die Sexualvorgänge anknüpfen. Aus der Analyse

von Kurträumen ergibt

sich aber

mit zweifelloser Sicherheit, daß in

den Träumen vielfach direkte, gänzlich unbewußte Reminiszenzen bzw. Reproduktionen der individuellen Intrauterin Stellung oder der Besonderheiten des Geburtsaktes vorliegen, die aus keiner bewußten

Erinnerung oder Phantasiebildung stammen können, weil

dem bekannt

sein konnten. Natürlich verwertet der

sie

nieman-

Traum dann auch

nachträglich über die eigene Geburt Gehortes, oft aber in so charak-

daß

teristischer Weise,

druck (der

oft

man

sich genötigt sieht,

dem unbewußten

Ein-

im wahren Sinne des Wortes ein „Eindruck" war) des

Träumers gegen

die

bewußte Erinnerung recht zu geben. Daß der

im Leib des Vaters reproduktionsfähig sei, möchte ich nicht behaupten, im Gegenteil scheint es mir, daß es sich bei diesen „Spermatozoenträumen", wenn man ihre Analyse unter Berücksichtigung der Aufenthalt

hier dargelegten Gesichtspunkte fortführt, letzten

Endes doch wieder

um

Mutterleibsträume handelt, die mittels eines später erworbenen bewußten Wissens umgearbeitet sind.^ Ja, oft genug erweisen sich die

sogenannten „Vaterleibsträume" insoferne direkt leibsträume, als

ja

der einzige

Weg,

um

als

verkappte Mutter-

wieder in die Mutter zu kom-

Die klassische Darstellung bietet ein 179g unter einem Pseudonym erschienenes Buch „Meine Geschichte eh' ich gebohren wurde. Eine anständige FoBse i)

vom Mann im grauen Rocke" (Neudrucke Berlin

o. J.

literarhiBtorischer Seltenheiten Nr. z,

Ernst Frensdorff).

Silberer: „Sperma tozoen träume" und „Zur Frage der Spermatozoentfäume". Jahrbuch IV, 1912. 2)

3) S

Dies hat bereits

Rank

Winterstein (Imago

(I,

1915, S. 319) richtig vermutet.

Das Trauma der Geburt

82

men, diese

die

Rückkehr zum väterlichen Spermatozoon

Träume keineswegs Phantasien von

leib", die

vielmehr nur

Vater zu

trennen und

der

Rückkehr

benutzt wird,

als Mittel

So entsprechen

ist.

um

in den „Vater-

sich neuerlich

vom

dauernd mit der Mutter zu vereinigen. Denn

so

die Fötalsituation, mindestens in der letzten Zeit der Schwangerschaft,

und

die Geburtssituation

und

unmittelbar gegeben

behaupten

also nicht

dem Individuum

sind als

solche zweifellos reproduktionsfähig.

Symptomen und

Wir

nicht weniger als die Realität der

mehr und

„Mutterleibsphantasie", wie neurotischen

solchem doch

als

sie sich

im

kindlichen Leben, in den

in der physiologischen Schlafsituation

I

(Traum) tatsächlich offenbart.

Wenn

wir versuchen, die nächste Konsequenz aus dieser Tatsache

zu ziehen, so müssen wir darauf gefai3t sein, verschiedenen Einwen-

dungen zu begegnen, d. h.

die

die

die

uns vor allem gerade die sogenannte Realität,

Außenwelt entgegenhalten werden, an der ja

Macht

des

Unbewußten, und wenn wir uns

vorstellen, ihre natürliche

wiß nicht

so weit

Grenze finden müsse.

schließlich doch

auch noch so groß

sie

Nun

wollen wir ge-

gehen, die reale Außenwelt zu leugnen, obwohl

gerade die großartigsten Denker in der menschlichen Geislesgeschichte, zuletzt

noch Schopenhauer in seiner

idealistischen Philosophie, sich

einer solchen Einstellung stark annähern. Die „Welt als Vorstellung' d. h. als

meine individuelle Vorstellung in meinem

Ich, hat

eben doch

gute psychologische Gründe, deren analytische Aufdeckung die Realität der Außenwelt nicht einschränkt erklärt.

Wenn

wir

alles

dem

Macht der „Vorstellung" Objekt der Außenwelt Gegen-

und doch

Ich

als

die

überstehende in das von Natur aus Gegebene und

Menschen Geschaffene als

teilen, so

andere

vom

ergeben sich zwei Gruppen, die wir

Natur und Kultur zusammenfassen können.

sich

alles

Von

der Kultur läßt

nun, angefangen von den primitivsten Erfindungen, wie depi

Feuer und den Werkzeugen, Leistungen, zeigen, daß

sie

bis zu

nicht nur

den kompliziertesten technischen

vom Menschen,

sondern auch nach

^3

Die symbolische Anpassung

dem Menschen

gebildet sind," dessen anthropromorphe Weltanschauung

von dieser Seite her

erst ihre

ren, diese Auffassung, die

Berechtigung

erhält.

Es würde zu weit füh-

von der Ur- und Kulturgeschichte in gleicher

Weise wie von der Analyse die stärksten Beweise erhalten

im

Detail zu begründen. Wesentlich

ist

hat, hier

das Verständnis des psycho-

logischen Mechanismus, mittels dessen alles „Erfinden", das eigentlich

Vorhandenem

ein Herausfinden von etwas latent

ist,

und somit

die

Mythen als gesamte Kulturschöpfung, vor sich geht, die sich in den menschliche Weltschöpfung nach dem Muster der eigenen Schöpfung spiegelt.

Das Studium und Verständnis der sogenannten Traumsymbolik setzt uns nun in den Stand, den Akt der Kulturschöpfung bis zu seinem Ursprung im tiefstenUnbewußtenzurückzu verfolgen. Aus der verwirrenden Fülle des kulturellen Tatsachenmaterials, welches die Menschheil in vieltausendjährigem Fortschreiten

immer wieder

aufs

neue aus der

gleichen alten Ursehnsucht produziert, wollen wir hier nur ein einziges, bereits

zum

Verständnis der infantilen Angst herangezogenes Beispiel

besprechen, das uns mitten in unsere Kultursphäre hineinversetzt, eleichzeitigaber den Rückblick auf die Entwicklungsgeschichte gestattet.

Es handelt sich

um

das

Zimmer, den Raum, der für das Unbewußte

reeelmäßig das weibliche Genitale ffebrauch vom einzige

lichen

„Frauenzimmer"

vertritt,

verrät;'

wie noch unser Sprach-

undzwarimletztenGrundedas

dem Unbewußten bekannte weibliche Genitale, den mütterKörper, in dem man sich vor dem Geburtstrauma geschützt

und gewärmt aufgehalten

hat.

Es

ist

nun nach

kulturhistorischen

Untersuchungen gar kein Zweifel, daß ebenso wie der Sarg und seine i)

Siehe

Ferenczis Hinweis aufdie„Psychogenese der Mechanik"

^.Iniago

V,

Dazu: Die

und die dort litierten Arbeiten von Mach, E. Kapp u. a. Berlin 1916, Maschine in der Karikatur, von Ing.H. Wettich (mit 260 Bildern), (mit Klima sowie: Die Technik im Lichte der Karikatur, von Dr. Anton iQiq)

139 Bildern), Wien 1915. („Das Mutterrecht«, 2) Siehe Bachofens griechische Parallele dazu 6«

'&=^

S. 55).

i

Das Trauma der Geburt

84

und Hockergrab {Embryonal-

primitiven Vorläufer, das Baum-, Erd-

stellung), einzig der Mutterleibssituation nachgebildet sind, in die

man

nach dem Tod zurückzukehren wünscht, wie die primitiven Wohnungen der Lebenden, sein',

mögen

es

nun Erdhöhlen' oder hohle Bäume gewesen

in instinktiver Erinnerung an

den wärmenden, schützenden

dem Nestbau des Was sich später im Laufe

Mutterleib gewählt oder gemacht wurden, analog Vogels, der die schützende Eihülle ersetzt.

der fortschreitenden

vom Urtrauma

Ur Verdrängung,

die eine allmähliche Entfernung

in sublimierte Ersatzbildungen des Urzustandes bedingt,

daraus entwickelt hat, bleibt doch

immer ganz offenbar mit jener realen moderne Kind uns mit

Ursituation aufs tiefste verknüpft, wie das

Angst im dunkeln

Räume

verrät.

Mag

die primitive Laubhütte

es

dem Herdfeuer

(Nest) sein, oder der erste „Altar'\ der aus

wärme) hervorging, oder

das Urbild des

die der

zum

himmlischen und kosmischen Projektion

mit seinen den primitiven

i)

Schutz dieses Feuers

oder die überdimensionalen orientalischen Tempelbauten,

Stätten entsprechen (Babelturm), welche

lichen

(Mutter-

„Tempels" (wie die indischen

Höhlentempel), der das Dach oder Haus darstellte;

seiner

Baumstamm

im

dieser

menschlichen

giiechischen

ersetzenden

und

Tempelbau die

mensch-

Beine repräsentierenden Säulen und seinen formenreichen

Amerikanisches Material zur Geburtshöhle bringt Roheini in einem Ar-

tikel: Primitive

Man

1921, p. 170 pp).

Von den

and Environment (Internat. Journal of Psycho an alysis

II,

W. Mathews

reiclilich zitierten Quellen ist besonders erwälinenswert, der die Geburlssymbolik in den betreffenden Mythen erkannt hat (Mythe at Gestation and Parturition. Americ. Anthropol. TV, 190», p. 737)2) Emil Lorenz hat in einer Studie: Der politische Mythus, Beiträge zur

Mythologie der Kultur (Imago V!, igaounderweitert separat 1922), anknüpfend an Jungs mythologische imd Ferenczis biologische Gesichtspunkte auf diese symbolische Bedeutung eindringlich hingewiesen und für das Verständnis der „Anpassung der Wirklichkeit an unsere Wünsche und Bedürfnisse unter dem

bestimmenden Einfluß des Urtypus der durch schen Integrals" vorgeschlagen

(S.

Mutter- Imago vermittelten Welt" den Begriff des „psychi-

die

ersten Auseinandersetzung des Icliganzen mit der

57 der Separatausgabe).

Die symbolische Anpassung

Sj

Kapitalen (Köpfen)die höchste künstlerischeldealisierung dieses menschlichen Usprungs erreichte, wie er

im Hohen Lied naiv

versinnbildlicht

erscheint; oder die gotischen Kirchenbauten des Mittelalters mit ihrer

Rückkehr zu den aufstrebenden und doch drückenden dunkeln Gewölben; oder schließlich die amerikanischen Wolkenkratzer mit ihrer

und den Liftschächten im Innern

glatten Körperfassade

um

es sich

:

überall handelt

eine über die bloße „Symbolbildung" des Traumes, ja auch

der Kunst hinausgehende Reproduktion,

schöpferische Gestaltung,

d. h.

welche in angenäherter Form den Ersatz der Ursituation

Von diesem simpelsten

gestattet.

Fall der „symbolischen" Realpassung ergeben

sich die weitesten Perspektiven für das Verständnis der

lichen Kulturentwicklung: Die Kinderstube, die

gesamten mensch-

vom

Beutel des Kän-

guruhs und dem Nest, über die Windeln und die Wiege sich erweitert zu

dem dem

mütterlichen Körper instinktiv nachgebildeten Haus,'

Das Bauopfer, das ursprünglich darin Fundament eines neuen Hauses einzumauern, als Mutterleibsersati sinnfällig machen. i)

besteht, ein lebendes

Kind in das den Charakter des Gebäudes

soll

Fuhrmann,

der in seinen interessanten Arbeiten auf das menschlichkörperliche Urbild des Profan- und Sakralbaues hingewiesen hat, als dem

Ernst

dem

schützenden Raum, in

dem

der

Mensch

sich zur Nachtzeit verkriecht (Haiis)

er die Neugeburt erwartet (Tempel), weist

auch auf bemerkenswerte sprachliche Übereinstimmungen hin: „Das Haus entsprach also der Haut, es entsprach dem Wasser, in das die Sonne eingeht, und auch das ganze Wortregister für Dorf usw. zeigt, daß ein Untergangsbe griff damit verbunden war. oder aus

Aus Haut wurde Hut, Hütte, Haus usw., aus Fell %vurde Ville, Bull usw. Aus Schaf wurde Schuppen, auch russ. Schuba, der Pelz. Aus WV, dem Wassdr, wurden Bect, Beih, das hehr. Haus, Ved^ der Wald im Schwedischen, das Holz Wenn ein Mensch ins Bett ging, war er im Wasser angelangt. Seine usw. Decken waren die Wellen, zwischen denen er lag, und sie wurden entsprechend aus einer Materie gemacht, die weich und fließend war. An den Pfosten des .

.

.

Bettes wurden häufig Schnitzereien angebracht, die auf die Ungeheuer der

Unterwelt Bezug hatten, aber auch die Engel, die Geister, die den Körper wieder belebten, mußten dabei vorhanden sein stand",

München

1923 und „Der Grahbau", ;

.

.

."

München

{„Der Sinn im Gegen1925, bes. S. 43

u. ff.)

^ .:-

Das Trauma der Geburt

ߣ

zur schützenden Stadt," zur befestigten Burg^ und von da in An-

knüpfung an

bereits

die

früher

mythische

erfolgte

Anghedemng

(Projektion bzw. Introjektion) der Natur (Erde, Kosmos) einerseits zu

den sozialen Verschiebungs- und Ersatzbildungen begrifflicher Art wie Vaterland, Nation

und

Staat,

Freud

die in der von

rekonstruierten

Weiset an die Urhordengeschichte und den gemeinsamen Verzicht und Besitz der Urmutter in der späteren sozialen Gemeinschaft anknüpfen.

Wie Freu d gezeigt hat, wird der Urvater von den Söhnen den Besitz der Multer gelangen,

die in

d. h.

wollen, was in der Urhorde das „starke

äußerer Widerstand dert.

Der Grund

und Träger

des Verzichtes

erschlagen.

wieder zur Mutter zurück

Männchen", der „Vater",

als

der „Angst" (vor der Mutter) verhin-

ist

aber, daß sie

tiven orgiastischcn Totenfeiern zeigen

—alle

wohl

die

— wie die primi-

Mutter geschlechtlich

besitzen (Promiskuität), nicht aber alle in sie zurückkehren können.

Dies

ist

das psychisch -reale Motiv der „heroischen Lüge", d.h. der

Tatsache, daß

im Mythus und Märchen immer nur

ein Einzelner,

zwar der Jüngste, der keinen Nachfolger bei der Mutter

und

hatte, die

Urtat begehen kann.

Aus diesem psychologischen Motiv heraus erfolgt auch die für die Menschheitsentwicklung so folgenschwere männliche Staatenbildung,

indem

es

notwendig wird, daß wieder ein Einzelner in Idenmit dem Vater dessen Platz einnehme und so den Bann der

auch

tifizierung

sozial

Unzugänglichkeit der Mutter, der im sogenannten „Mutterrecht" seinen soziologischen Ausdruck gefunden hatte, zu durchbrechen.* Die Aufrichtung der Vatermacht erfolgt also, indem die zur Ehrfurcht gemilderte

Furcht vor der Mutter auf den neuen Usurpator der Vaterstelle, den Zur Stadt als Muttersymbol vgl. meine Arbeit: Um Städte werben, 1911. Die sieben Hügel Roms entsprechen den Zitzen der säugenden Wölfin. verbergen: ursprünglich „Fluchtburg" (Lorenz, S. 8;-), 2) Von; Berg „Massenpsychologie und Ich-Analyse", 1921. Tabu«, 191B. und 5) „Totem unveränderter Abdruck 1897). 4) Bachofen: Das Mutterrecht, 1861 (zweiter i)





Die symbolische Anpassung Häuptling, Führer, König übertragen wird.

d. h. das

Den

Schutz, den er aut

(Verträgen) gegen die Wiederholung des Ur-

Grund von „Rechten" verbrechens,

07

neuerliche Erschlagen werden genießt, den ver-

dankt er der Tatsache, daß er an Stelle der Mutter

tritt,

und

so aus

der teilweisen Identifizierung mit der Mutter die ihr freiwillig zugestan-

denen „Rechte" mit übernimmt. In der sogenannten Herrschaft des Vaterrechts

stammt

„Recht", d.h. der gegenseitige

also das

liche) Schutz, die soziale

Schonung und Achtung

des anderen, aus der

natürlichen Phase der Mutterbindung, die einerseits auf

durch die Mutter

stammenden Angst vor den Herrscher

Die sonderbare Ambivalenz gegen

erklärt sich daraus, daß er geliebt, geschützt

wird, d. h. tabu^

gequält

ihr beruht.

dem Schutz

dem Geburtstrauma

anderseits auf der aus

(Leib),

(vertrag-

und geschont

soweit er die Mutter repräsentiert, dagegen gehaßt,

ist,

und erschlagen wird

Mutter. Er selbst kehrt in

all

als

Repräsentant des Urfeindes bei der

den Einschränkungen (Zeremoniell), die

seine „Rechte" oft vollständig aufzuheben scheinen, teilsweise in die lustvolle Ursituation zurück, an

den Ort, wohin

Fuß gehen muß. wird besonders im „Sonnenkultus"

selbst der

König ohne

Begleitung und zu Dies

klar, dessen

keineswegs in der bewußten Identifizierung mit erschöpft, sondern seine tiefer liegende

Bedeutung

dem mächtigen

Vater

unbewußte Lustquelle in der

ursprünglichen Geburtsvorstellung hat, welche die täglich auf-

niedergehende Sonne

das neugeborene

als

sich

und

und nächtlicherweile zur

Mutter rückkehrende Kind auffaßt (Sonne-Sohn).

Im Leben

der peru-

anischen Herrscher, dessen Zeremoniell der Sonnenidentifizierung entspricht,

kommt

dies deutlich

zu Fuß, sondern wird

rung nicht

selbst

trägt ein Kleid 1)

Das Urtabu

zu

stets

sich,

in

zum Ausdruck: Der Inka „geht niemals einer Sänfte getragen. Er nimmt die Nah-

sondern wird von seinen Frauen gefüttert. Er

nur einen Tag lang, dann ist

legt er es

ab und sechs Mo-

das mütterliche Genitale, das von Anfang an ambivalent

besetzt ist (heilig- verrucht),

Das Trauma der Geburl

88

nate lang werden diese abgelegten Kleider aufgehoben

und dann an

einem Tage verbrannt. Der Inka nimmt Nahrung nur einmal aus einem Gefäß, jedes

Tage

Ding benutzt

ein ganz neues

er

nur einmal

.

,

Der Inka

ist

also

an jedem

Wesen, der Säugling der Frauen, der auch von

ihnen genährt werden muß".' Der Inka

dauernd in statu nascendi wie bemerkt.

,

ist

also

durchaus „eintägig",

Fu hrmann mit Recht zusammenfassend

Einem ähnlichen Geburtszeremoniell

ist

aber jeder Herrscher

mehr oder minder unterworfen. Der Priester-König auf Neu-Guinea darf sich nicht

bewegen und

muß

gleichmäßigen Zustand der Atmosphäre zu sorgen).

mußte der Mikado jeden "Vormittag krone auf dem Haupt auf

(um

so für einen

— Im

alten Japan

sogar sitzend schlafen

einige Stunden lang mit der Kaiser-

dem Thron

sitzen (noch heute die Vorstellung

vom „Regieren" ^= Allmacht auf Erden ausüben); aber steif wie eine Statue, ohne Hände, Füße, Kopf oder Augen zu bewegen, da sonst Unheil über das Land kommen würde (nach Kämpfer: Hi-

unserer Kinder

story of Japan)."

Der König

ist

*

also ursprünglich nicht „Vater",

sondern Sohn, und

zwar ein kleiner Sohn, infam, ein Unmündiger, „Seine Majestät das

Kind

,

das von Mutters

Gnaden

regiert.^

Wir haben schon

angedeutet,

Puhrmana:

Reich der Inka, Hagen 1922,8,52 (Kulturen der Erde, Bd.I). 2) Der König oder Gott sitzt aber nicht „wie eine Statue", sondern die „Statue" verewigt nur diesen seligen Ruhezustand der Unbeweglichkeit (siehe Abschnitt über die Kunst). Die Krone, diese höchste aller Kopfbedeckungen, geht letzten Endes auf die embryonale „Glückshaube" zurück, wie noch unser Hut, dessgp



l^..-

Verlust im Traum die Bedeutungder Trennung von einem Teil desIchs hat.— Das Szepter, dessen phallische Bedeutung keinem Zweifel unterliegt, stammt aus der primitivsten Phase der Mutterlierrschaft (Frau mit dem Penis) und hat für den männlichen Herrscher ursprünglich nur den Sinn, ihn der



= die Mutter war — durch diesen Ersatz wieder machen (siehe die hölzerne Nachbildung, die zum Mann zu vom verlorenen — Dazu Rank: Die Matrone gegangen PhaEus des Osiris für sich machen wie die ältesten Priester kastriert

Isis

läßt,

von Ephesus, 1915)cfl«ßr mit schneiden zusammen der Heraus5) Vielleicht hangt Kaiser geschnittene (siehe auch „Kaiserschnitt"?).

=

:

S^

Die symbolische Anpassung wie

es

zu dieser frühesten Vorstufe einer sozialen Organisation, diesem

Kinderschuhen',

Staat „in

gekommen

sein

mag. Die frühere Hoch-

schätzung des Weibes (ihres Genitales), die noch in den alten Göttinnenkulten sichtbar hinterlassen hat,

ist

und ihre Spuren im

mußte durch

späteren „Mutterrecht

die spätere soziale Vaterorganisation, wie

Freud aus der primitiven Horde abgeleitet bat, abgelöst werden. Der gestrenge, aber rechtliche, nicht mehr gewalttätige Vater mußte wieder sie

„Inzestschranke" gegen die Rückkehrten denz zur Mutter aufge-

als

richtet werden,

womit

er

nur wieder seine ursprüngliche biologische

Funktion aufnahm, die Söhne von der Mutter zu trennen. Die Angst vor der Mutter wird dann

als

Ehrfurcht auf den König und die hem-

menden

Ich(-Ideal)-Instanzen, die er repräsentiert (Recht, Staat) über-

tragen.

Die Söhne (Bürger, Untertanen)

stellen sich zu

ihm

bekannten doppelseitigen ödipuslibido ein und die systematische

Entwertung der Frau Hochschätzung

als

resultiert schließlich aus ihrer

in der soziale

ursprünglichen

Reaktion auf die infantile Abhängigkeit, die der

Vater gewordene Sohn auf die Dauer nicht ertragen kann.'

Daher

strebt jede

mächtige und erfolgreiche Eroberernatur letzten

Endes nach dem Alleinbesitz der Mutter' (Vateridentifizierung) und jede Revolution, die den Sturz der männlichen Herrschaft anstrebt. Eine äußerst instruktive Illustration zu dieser biologischen Wurzel d es „Matriarchats« bietet die von Leo Frobenius („Das unbekannte Afrika'-. i)

*.

-

München 1923,8.23)

veröffentlichte

und

S.

4iff in diesem Sinne erläuterte

Felszeichiiung von Tiut in Algerien, die

einen durch die Nabelschnur (betenden) Mutter verbundenen der mit Jäger zeigt. 2} Siehe L. Jekels; Der Wendepunkt im Leben Napoleons L, Imago IIJ, J914 und William Boven: Alexander der Große, ebenda VIII, 1922.

Man der am

beachte übrigens das charakteristische Bekenntnis des jungen Napoleon,

Oktober 1798 schreibt: „Es gibt wohl kaimi einen kleinmütigeren ich Menschen, als ich es hin, wenn ich einen militärischen Plan vorhabe aber bin wie ein Mädchen, das seine Niederkunft erwartet. Habe ich meinen Entschluß gefaßt, dann ist altes vergessen bis auf das, was zum Erfolg 26.

.

.

.

beitragen kann" (Napoleon- Brevier, hg. von Hans F. Helmolt, Görlitz 1923).

Das Trauma der Geburt

^0

tendiert zur Mutterrückkehr. Veranlaßt

blutige

und ermöglicht wird aber

diese

Auflehnunggegen die Vaterherrschaft letzten Endes von der Frau,

und zwar ganz im Sinne der „heroischen Lüge" zösische Revolution zeigt,

ist es

des Mythus.

Wie die fran-

weniger der König als die ausschweifende

Königin,— der man übrigens charakteristischerweise den Inzest mit ihrem

Sohn nachsagte, schaft,

— überhaupt

die Maitressenwirtschaft

und Weiberherr-

welche die Wut der Menge reizt und auch die hervorragende Rolle

der Frau in den revolutionären sexuelle

Macht

(vgl.

Bewegungen mitbestimmt.' Durch

ihre

auch die serbische Königin Draga Maschin) wird

sie

für die Geroeinschaft gefährlich, deren soziales Gefüge auf der auf den

Vater verschobenen Angst ruht. Der König wird erschlagen, nicht aus

dem Joch loszukommen, sondern

um

der Mutter schützendes aufzuerlegen;^

Denn

die

Frau wirkt

antisozial,''

Le

um

sich ein stärkeres, sicher vor roi est mort, vive le roi.^

was ihren Ausschluß sowohl in

pri-

mitiven (Klubhäuser) wie in hochentwickelten Kulturen

wie politischen Leben psychologisch bcgiündet.^

vom sozialen Der Mann schätzt sie

dazu Beate Rank; Zur Rolle der Frau in der Entwicklung der menschlichen Gesellschaft. (Vortrag, Wiener PsA. Vereinigung, Mai 1923). Sielie

i)

2) Bachofeii (S. 51) leitet das pariicidiwn des römischen Rechtes, das ursprünglich den Königs- oder Vaterniord bedeutet, von pareo =^ gebären ab. „In

dem Worte

parricidium wird der Geburtsakt besonders hervorgehoben

cidiuni ist die an der gebärenden

Urmutter

in irgendeiner ihrer

.

.

.

Pari-

Geburten

begangene Verletzung". fvSieKe auch A.J. Stör f er: Zur Sonderstellung des Vatermordes. Eine rechts geschichtliche und völkerpsychologische Studie, 1911). 5) Siehe auch Paul Pedern: „Die vaterlose Gesellschaft. Zur Psychologie der Revolution", 1919, der zum Schlüsse kommt, daß die Menschheit eine vaterlose Gesellschaft auf die Dauer nicht vertragen kann. 4.)

Als Leutnant hatte Napoleon Biionaparte einen Dialog über die Liebe verdem es heißt: „Ich halte die Liebe fürschädlichderGesellschaft,

faßt, in

dem Glücke und

des Einzelnen; ich glaube, daß sie

hielte es für eine Wohltat,

mehr Übles als Gutes verursacht, wenn die Gottheit die Well davon befreien wollte !"

5) In seiner wertvollen Arbeit

über „Die Pubertätsriten der Wilden" hat

Mannwerdung durch eine symbolische Wiederholung der Geburt, durch Ablösung von der Mutter dargestellt wird (Imago IV, 1915/16). Th.

.

F^V

Reik

geieigt, wie die eigentliche

Die symbolische Anpassung nur bewußterweise gering, im Unbewußten fürchtet

darum auch sexualisiert

9^

'

er sie. Sie wird

in der französischen Revolution als Göttin der Vernunft ent-

und

idealisiert,

dem Haupte des immer weiblichen

wie im alten Hellas die aus

Zeus geborene Athene. Die „Freiheit"

(la liherte)

hat

Charakter gehabt und geht letzten Endes wieder nur auf die Befreiung

dem

aus

mütterlichen Gefängnis zurück (die Erstürmung der

Bastille).

Die Ausgestaltung der vaterrechtlichen Herrschaft zu den immer stärker vermännlich ten Staatssystemen ist also eine Fortwirkung der Urverdrängung,

'

welche darauf hinausgeht, die Frau

der peinlichen Erinnerung an das Geburtstrauma zuschalten, sogar

(semper

iiicertus)

um

Preis, die so unsichere

wegen

— immer weiter Herkunft

vom

aus-

Vater

zur Grundlage des ganzen Rechtswesens zu machen

(Namen, Erbfolge i)

den

— eben

Dies hat bereits

usw.).^

Die gleiche Tendenz, den schmerzhaften

Winterstein im Anschluß anBacliofen zum Verständ-

Sjstembildungen verwertet (ImagoU, 1915, S. 194 u. 2o8), 2) Der ursprüngliche Schwur bei den Testikeln des Vaters (tettes'), auf dem noch unser Eid (Fingerstellung) beruht, ist im Sinne des Unbewußten immer ein Meineid, da dieses mir die Herkunft von der Mutter kennt, wie die volkstümlichen Schwüre und Flüche zur Genüge beweisen, die alle in eindeutig derber

nis der philosophischen

Weise auf den Mutterleib deuten.

Daß der Name des „Rechts" von der Körperseite abgeleitet ist, die physiologisch durch das Geburtstrauma weniger betroffen und

Weise

Seite, die in reits

also kräftiger ist, zeigt in

welcher

Menschwerdung bestimmen. Die linke den Geburtsträumen so häufig als die gefährdete erscheint und die be-

diese biologischen Urtatsachen die

B a c h o f e n aus mythischer Überlieferung als die „mütterliche" erkaimt hatte,

ja durch anatomische Besonderheiten des Menschen von Anfang an, und zwar ontogenetisch, zur Minderwertigkeit bestimmt (die normale Geburtsposition in Linkslage). So erweist sich die (ethische) Symbolik von rechts und links (= schlecht), ist

auf die Stekel hingewiesen hat, im Geburtstrauma, ja im Intrauterin zustand verankert. Sieheauch die psychischen Besonderheiten der Linkshänder (Fl i e fl u. a.

Autoren) sowie die Erklärung der hysterischen Hemianästhesie bei Ferenczi: Erklärungsversuch einiger hysterischer Stigmata („Hysterie und Pathoneuder jüdischen Mystik die Auffassung, daß das Linke (Weibliche) abstoße, das Rechte [Männliche) anziehe, sowie Ähnliches in der

rosen", 1919.)

Datu

chinesischen Mystik

in

(Langer: Die Erotik der Kabbala. Prag

19231 S- 125)-

f

Das Trauma der Gehurt

92

Anteil der Frau an der eigenen Entstehung gänzlich auszuschalten, haben uns alle die Mythen bewahrt, in denen der Mann die

erste Frau schafft. wie beispielsweise in der biblischen Schöpfungsgeschichte, also sozu-

sagen das Ei vor der

Auf

Henne dagewesen

sein soll. 7

die ständige Festigung der

Reihe von

Vatermacht scheint nun auch eine abzuzielen, ähnlich wie die bereits genannten

Erfindungen

Kulturschöpfungen auf die ständige Erweiterung des Schutzes durch die Mutter. Wir meinen die Erfindung derWerkzeugeund Waffen, die eigentlich alle

dem männlichen

Geschlechtsorgan direkt nachgebildet smd,we]chcslange voraller Kultur, in der biülogischenEntwicklung.dazu

bestimmt

ist,

Da

einem

dies in

in die spröde weibliche Materie (Mutter) einzudringen.

für das

Unbewußte immer nur höchst unzureichenden

Maße

der Fall sein kann, wird der Versuch an den natürlichen Ersatzstonen (maleria) immer wieder mit vollkommeneren Mitteln,

eben

den Werkzeugen, wiederholt, die bekanntlich der anderen, natürlichen

Diese

d. h.

unbewußten Antrieb von der ewig unbefriedigbaren Tendenz zum voll-

selbst infolge der

längerung" erfahren hat wie

maßen

gelten.

erhält aber ihren

ständigen Eindringen in die Mutter,

summt, daß der Penis

Vervollkommnung

Werkzeuge (wie Hände, Füße, Gebiß)

Vervollkommnung

der Mutlerlibido,

als

darstellen,' auf die

sie die

wozu

die auffällige Tatsache

Urangst keinerlei ähnliche „Ver-

Werkzeuge für die andern Glied-

eben diese Tendenz verschoben erscheint,

ebenso wie die Mutter durch die materia ersetzt ungern vollzogenen Ersetzung (Erde),^ welche

ist.

Bei dieser mir

die erste kulmrelle

passungsleistung darstellt, scheint ,)

1)

nun auch

An-

eine ganz entschiedene rein

Priti Giese: Sexual Vorbilder bei einfachen Erfindungen, Imago III, 1914. Dagegen zur Lusterhohung im Se^ualakt selbst wie die (S. 41, Fußnote a)

angeführten Veranstaltungen Primitiver zeigen, die

wir psychologisch als „Fräser-

vativ" vor der Angst des gänzlichen Verschlungen werdens auffaßten. 5) Nach den (bisher noch unveröffentlichten) bioanalytischen

Unters uchungeu

Perenczis

scheint die

des Seewassers zu sein

i^v.-.jtA- «Vf

Erde

(Meer

selbst ein Ersatz der als

Muttersjmbol).

Urmutter

aller

Lebewesen,

n

Die symbolische Anpassung körperliche

p}

Abwendung vom Weibe als dem Urobjekt der Bewältigungs-

libido stattgefunden zuhaben. Es scheint, daß wir in der

desMenschen vom Erdboden,

Aufrichtung

die ja neuerdings mit der

Werkzeug-

erfindung in Verbindung gebracht wird,' den entscheidenden Schritt zur eigentlichen Menschwerdung,

letzten

zur „kulturellen"

Abwendung vom weiblichen

des Geburtstraumas durch

Anpassung an

d. h.

Überwindung Genitale

und

Außenwelt, zu erblicken haben, die Endes wieder nur mütterliche Bedeutung hat. die genitalisierte

Eng verwandt

in der Genese mit den

Werkzeugen sind die Waffen, ursprünglich vermutlich sogar identisch und wohl gleichzeitig zur Bearbeitung von Material wie zur Jagd (Tötung) verwendet. Die Jagd knüpft wieder unmittelbar an den Ersatz der mütterlichen Nahrung an, und zwar um so direkter je weiter wir in der Ernährung durch selbst

die Mutter zurückgehen.

Das warme Blut

des erlegten Tieres

wurde Ernährung getrunken, das wovon noch in den Verschlingungsmy then

in direkter Fortsetzung der intrauterinen

rohe Fleisch verschlungen



deutliche Nachklänge zu finden sind,

von dessen Weichteilen sches, hat,'

wo

der Held

im Innern

des Tieres

Die „Einverleibung" des tierischen Fleiauf dessen mütterliche Bedeutung kürzlich Ro h ei m hingewiesen zehrt.

wird noch auf der Stufe des totemistischen Vateropfers,

der Intrauterlnsituation,

aufgefaßt; ähnlich wie die kles hüllt,

ihm

im Sinne

Begabung mit den Kräften des Verzehrten Löwenhaut, in die sich beispielsweise

als

Hera-

nicht bloß die männliche (väterliche) Kraft des Tieres

verleiht, sondern die

Unverwundbarkeit des in utero geschützten Kindes (vgl. dazu denim „Schutze" der Nabelschnur jagenden Afrikaner). Hier ist übrigens daran zu erinnern, daß

jed^ Schutz vo r elementaren Gefahren

i)PaulAlsberg: Das Menschheitsrätsel. Versuch (1922), der allerdings

gebrauchs hinstellen

einer prinzipiellen Lösung umgekehrt die Menschwerdung als Resultat des Werkzeugmöchte; und zwar ursprünglich des mit der Hand gewor-

fenen Steins. 2) „Nach dem Tode des Urvaters« (Kongreß Vortrag, ImagoIX, 1, 1925.

Berlin,

September 1922)

L

l

\

Das Trauma

Qj

der Geburt

i

oder menschlichen Angriffen (mit Waffen), von der Erdhöhle oder dem ßaumloch bis zum beweglichen Schild oder Streitwagen, Unterseeboot

j

und Tank, '

bedeutet.*

letzten

Endes eine Flucht in die mütterliche Schutzhülle

Das noch warme

Fell des Tieres (Haut), das

zugleich als erste Schutzhülle gegen die Kälte diente,

Gegenstück Leib."

zum mythischen Hineinkriechen

in

dem Menschen ist

so das reale

den warmen tierischen

Ein Stück der Ambivalenz des späteren Tieropfers, die schon in der

Bezeichnung „Opfer" liegt, erklärt

sich aus dieser mütterlich-libidinösen

Bedeutung und drückt das Bedauern der Ursituation an die

aus,

daß die teilweise Realisierung

Tötung der Mutter gebunden

ist

(„Sadismus"),

iür die daher später der großartige totemistische Opfertod des Urvaters eingesetzt wird, ganz

.

im Sinne

der früher hervorgehobenen Ersetzung

des mütterlichen Libidoobiektes durch das väterliche Ichideal.

Diesen Übergang zeigt sehr schön das große mexikanische Frühlings{-

l !"

t

{Ochpanixtli

fest

= Wegkehren),

bei

dem

eine die Göttin Tlazolteotl

repräsentierende Frau durch Kopfabschneiden, getötet wurde.

wurde dem Opfer

die

Haut

zog, der bei den weiteren

„Dann

abgestreift, die ein Priester über-

Zeremonien nun

die Göttin reprä-

gefertigt sentierte. Aus der Schenkelhaut des Opfers wurde eine Maske („Schenkelmaske'^), mit derderSohn der Göttin, der Maisgott arateo^/,

bekleidet

wurde" (Danzel, Mexiko

I,

S. 45).

Auch

in diesen seltsamen

Dies zeigt die hlassische Überlieferung, nach der die persischen Frauen die panische Flucht ihrer Männer und Söhne vor den Mcdem durch Entblößung i)

f.

Scham aufhielten rogantes mim in uUroi matrium vtl uxorum vtlint refagere. Plutarch, de virt. niulierum, 5). Tiere gilt a) Das Einhüllen des Körpers in die warme Haut frisch geschlachteter ihrer

j"

i-

* >

\

'

:

dem Volk noch heute als Heilmittel, weil es die vorgeburtliche Situation herstellt. Die den Embryo umgebende Eihaut kannte schon Empedokles unter dem Namen „Schafhaut" [s. Schultz: Dokumente der Gnosis, 1910, S. 22 u. 128). gefertigte So erweist sich die noch heute vorwiegend aus tierischen Stoffen der Kleidung gleichzeitig als körperlicher Schuti vor der Kälte {die man bei teilweise durch Befriedigung als libidinöse Geburt zuerst erfahren hat) und

Rückkehr

in

den warmen Mutterleib.

Die symbolische Anpassung

1

Bräuchen handelt

es sich

um

pS

die Darstellung einer

Geburt

(die des

1

Maisgottes),

was auch durch die gespreizte Beinstellung des Abbil-

dem Sohn über den Kopf gezogenen Schenkelmaste in Verbindung zu stehen scheint). Auch hier zeigt sich wieder, daß der Übergang vom Mutteropfer (Göttin) zum des der Göttin versinnbildlicht wird (die mit der

Vateropfer (Priester) über den Sohn erfolgt,

dem Wege

derauf

Opfers wieder in die Mutter eingeht. Denn Menschenopfer, wie

sie

uns

am

dieses

die ursprünglichen

reinsten der mexikanische Kult bewahrt

hat, lassen keinen Zweifel daran, daß der Geopferte

mit dem in die

Mutter Zurückgeschickten identisch war und der Akt des Opferns den Vorgang der Geburt rückgängig machen

sollte'

selbst

„Der Gedanke des

Gefangenenopfers beherrschte so sehr die Anschauungen der Mexikaner,

daß sogar das Gebären eines Kindes

dem Erbeuten

verglichen wurde. Die Frau, die ein Kind geboren,

einen Gefangenen gemacht hat, und die Frau, die

ben

dem

ist, ist

der Krieger, der in die

Opfersteine getötet worden

zum

entsprechend finden wir

Hände

ist'

eines ist

Gefangenen

der Krieger, der

im Kindbett

der Feinde gefallen

(Danzel,

Mexiko

Fest Toxcatl einen

I,

Knaben

und auf

S. 2g).' als

gestor-

Dem-

Opfer, der

ein Jahr lang als der Gott verehrt wurde, als dessen Repräsentant er geopfert

werden

sollte.

Dieses Jahr entspricht der oben angeführten

Embryonal dauer von 260 Tagen, während deren der Knabe beständig von acht Pagen timgeben war; während der letzten 20 Tage wurde

ihm

ein

Mädchen

mann, Mexiko

(als

neunter

Begleiter) beigegeben (nach

Fuhr-

III, S. 15).

Wir glauben die „Symbolik" als das wichtigste Mittel zur Realanpassung in dem Sinne verstanden zu haben, daß aller „Comfort", den t. In den mexikanischen Bilderhandschriften wird der Geopferte meist als ein mit eingezogenen Gliedmaßen kopfabwarts Stürzender darge1)

stellt (s,

Danzel, Mexiko, Bd.

I).

Diese Auffassung wird psychoanalytisch erläutert von Alice Bilint: Die mexikanische Kriegshieroglyphe athlachinolli (Imago IX, 4, 1925). 2)

Das Trauma der Geburt

96 Zivilisation

und Technik fortwährend zu

immerwährende Substitution dabei fernt.

die

nur durch

steigern suchen,

und

das Urziel zu ersetzen sucht

im Sinne der sogenannten Entwicklung immer weiter davon

sich

ent-

Daraus erklärt sich der sonderbare Charakter des Symbols und

eben

gewissen

so sonderbare

Reaktion der Menschen darauf, die

Zusammenhang

Denn

rüstet ablehnen.

hat sich uns

als

leicht erkennen, in

die

vom Menschen

es in

einem

einem anderen aber

ent-

geschaffene Realwelt selbst

eine Kette ununterbrochen erneuerter Symbolbil-

dungen erwiesen, die aber nicht bloß einen Ersatz für

die verlorene

Urrealität darstellen sollen, die sie möglichst getreu nachbilden, sondern gleichzeitig so

wenig

als

möglich an das daran hängende Urlrauraa

innern dürfen. Dies erklärt u.

a.

auch das Problem, wieso eine moderne

Erfindung, wie beispielsweise der „Zeppelin"

verwendet werden kann: weil er nämlich ten Urbild gestaltet es sich

ist,

,

als

u n be w u ß tes Symbol

selbst

das sich darin nur selbst

dem unbewußwieder erkennt. Daß nach

auch bei allen praktischen Erfindungen letzten Endes

anderes als

um

die

er-

um

nichts

Verminderung der äußeren Widerstände gegen eine

möglichst ausgiebige,

dem Urzustände

möglichst angenäherte Libido-

befriedigung handelt, zeigt die Analyse des Erfinderwahns, die Kiel-

holz in einer schönen Arbeit versucht

hat.'

In einzelnen seiner Fälle

daß die Kranken, welche das perpetuum mobile oder die Quadratur des Zirkels finden wollen, damit das Problem des Dauerist

offensichtlich,

aufenthalts

im Mutterleibe

nisse) lösen wollen; in

(ev. die

Schwierigkeit der Größenverhält-

anderen Fällen von elektrischen Erfindungen

wo warme Ströme unsichtbar hindurchgehen) u. ä. dürfte eine eingehendere Beschäftigung mit dem Wahnsystera der Kranken dessen (Apparat,

Bedeutung

als

Reaktion auf das Geburtstrauma klarstellen.'

„Zur Genese und DynamikdesErfiaderwahns." Kongreßvortrag, Berlin 1922. 2) Siehe Tausks Vennutung, daß die „elektrischen Ströme" der Schiiophrcncn vielleicht die Empfindung der ersten Nerven- und Muskelfunktionen i)

des Neugeborenen darstellen

i

(1.

c. S.

28 Kote).

Die symbolische Anpassung

Haben wir

so die

Urphänomen befähigt,

menschliche den Menschen zum Unterschied vom Tier

„Symbolbildung"

erkannt, das

als das

eigentlich

der Veränderung des eigenen Körpers (Autoplastik*

statt

wie beim Giraffen, der sich „nach der Decke",

Außenwelt in derselben Weise

die

wußten zu

^7

als

d. h.

dem

Futter streckt),

genauen Abklatsch des Unbe-

einem Worte

gestalten (Alloplastik), so erübrigt noch, mit

auch des eigentlich intellektuellen Ausdrucksmittels zu gedenken, das gleich

dem

Gang den Menschen vom Tier fundamental unSprache und ihrer Entwicklung. Die merkwürdige

aufrechten

terscheidet: der

analytische Erfahrung, daß einerseits die

Symbolik

Übereinstimmungen

in der

einer lautlosen Universalsprache" über die Sprachgrenzen

als

weit hinausgehen, anderseits verblüfTende sprachliche Gleichklänge

und

Anklänge sich bei Völkern finden, bei denen eine direkte Beeinflussung gänzlich ausgeschlossen erscheint, wird mit einem Schlage verständlich,

Niederschlag der Sprachbildung, son-

wenn wir

die

Symbolik nicht

dern diese

als

Fortentwicklung der „Ursymbolik" verstehen.

Träume

die

als

Daß auch

der Tiere, die eine Fötalentwicklung durchmachen, die

Mutterleibssituation reproduzieren,

ist

anzunehmen, nur

fehlt ihren

Darstellungen der sprachliche Ausdruck, der für den Menschen charakteristisch

ist.

Wieso gerade der Mensch dazu gekommen

ist,

hängt

natürlich mit der phylogenetischen Entwicklung der höheren Zentren

und Funktionen zusammen, aber

ein Stück weit geht ja

in der individuellen Entwicklung des Einzelnen die Funktion des tierischen Lautes

die

dem Urstadium

Entstehung und der artikulierten

Nach Ferenczi: Hysterische Materialisationsphänomene

(Hysterie und auch bemerkt, „daß in der Hysterie Stück der organischen Grundlage, auf die die Symbolik im Psychischen über-

i)

Patlioneurosen, 1919, ein



— auch noch

haupt aufgebaut

ist,

S. 24);

zum

dortselbst

Vorschein

ist

kommt"

(S. 39).

Schon Schelling betonte in einer Jugendarbeit, daß die „älteste Sprache der Weh keine anderen als sinnliche Bezeichnungen der Begriffe kannte". Siehe auch die Arbeit von Hans Apfelbach: Das Denkgefühl, Eine Untersuchung über den emotionellen Charakter der Denkproiesse. Wien igaa. 2)

7

Rant



Das Trauma der Gehurt

98 parallel.

Sprache

der vermutlich

Die

als

erste

Reaktion nach

dem Geburtsakt ist

der Schrei,

gewaltsame Aulhebung der Atemnot ein Stück Angst

mit abführt (entspannt).

'

Derselbe Schrei wird dann

als

Verlangen nach

beim Saugen an der Brust geübte Lippenstellung als Wunschmoment zur Formung der allgemein menschder Mutter wiederholt, wobei die

die

Bildung des Lautes aus dem Sym-

bol in statu nascendi zu erfassen;^

denn die zum Saugen geformten

lichen Silbe

ma

führt.''

Hier

ist

den ersten Ersatz der Mutter durch einen sozusagen autoersten unlustplastischen Ansatz dar, dessen Mißlingen wieder nur den der Mutter signavollen Angstschrei auslöst, welcher die Trennung von

Lippen

stellen

lisiert.

Dieser Auffassung fügt sich die Theorie

rufzwanglos

ein, der

vom

auf der geschlechtlichen Stufe

ja

sexuellen Lock-

nur das Verlangen

ließe nach Wiedervereinigung mit dem Objekt wiederholt. Natürlich

mehr auch in der Wort- und Sprachbildung, die späterhin immer fortlebend und sexualisiert wird, ein gutes Stück der Ursymbolik als sich

auch noch auf der nächsten Ersatzstufe Vorstufe der Zeichnung für das Wort, nämlich in der Schrift und ihrer die dann der Künst(Bilderschrift) die Symbolik eine große Rolle spielt,

fortwirkend nachweisen,* wie

ler

ja

der Reproduktion durch Wiederentdecken und seine besondere Art

für den ästhetischen

Genuß nutzbar

zu

machen weiß, während

ihre

(Stotpeinlichen Angstwirkungen in der Analyse der Sprachstörungen Sprachtern Steckenbleiben), sowie in den Neologismen und dem



1)

Vom

Theorie auegepreßten Schrei führt nach Pfeifers phylogenetischer

ein direkter Sept. 1922).

Weg mr Stimmbildung und zum Gesang (Kongreß Vortrag, Berlin, Der Weg zur Musik scheint nach Schlüssen aus Analysen nicht vom

Geburtstrauma, eondem von der Intrauterinsituation unmittelbar abiuiweigen. kindlichen Worte Papa und 2) Siehe dam S.Spieltein: Die Entstehung der

Mama. Imago

VIII, 1922.

Kehlkopf Die amerikanische Schule der behaviourins läßt die Werte im zuerst plastisch geformt werden. Hans Sperber: Über den Einfluß sexueller Momente auf Entstehung 4.) Siehe Entwicklung der Sprache. Imago I, 1912; und Berny: Zur HypoÜiese des 5)

und

sexuellen Ursprungs der Sprache, ebenda

II,

1913.

Die symbolische Anpassung zerfall

S^

der Geisteskranken wieder auf die ursprüngliche Symbolbe-

deutung regredieren.'

Nachdem wir

so den

Umkreis menschlicher Schöpfung

zur Realisierung der Ursituation,

vom

traumas,

,.

-

nächtlichen

d. h.

als

Versuch

zur Rückgängigmachung des Ur^

Wunschtraum

bis zur

Realanpassung durch-

messen haben, wobei sich der sogenannte Fortschritt der Kulturentwicklung als eine ständig wiederholte Anpassung der triebhaften Tendenz der Rückkehr zur Mutter an die erzwungene Entfernung von ihr erwiesen hat, wollen wir,

dem Gang

der Kulturentwicklung folgend, an diesem

Punkt devüberdeutlichen Annäherungan das Urtraumadem Ruf: Zurück zur Natur folgen. Sehen wir uns aber das Verhältnis des !

Natur näher

an, so

Menschen zur

erkennen wir darin eine nur noch deutlichere Art der

anthropomorphen Angleichung,

die darauf hinausläuft, alles

kosmisch

Gegebene im gleichen Sinne des Unbewußten zu apperzipieren wie die Kultur

es

zu reproduzieren

strebt.

In der Naturmythologie sehen wir die

großartigen Überreste dieser vielleicht primitivsten Anpassungsleistung

sowohl im phylogenetischen wie auch

im

ontogenetischen Sinne.

das Neugeborene könnte gar nicht leben, wenn

zunächst liegenden Teil der Außenwelt selbst sofort

zum

Mutterersatz

es nicht sofort

und damit

machen würde:

letzten

seien es

Denn den ihm

Endes

nun

die

diese

Hände

der Hebamme oder das warme Wasser, späterhin dieWindel, das Bettchen,



Das phylogenetische Gegenstück sehen wir in den Zimmer usw. Mythen, wo zunächst die greifbare Erde, später gerade wegen seiner Unerreichbarkeit der Himmel als schützende Mutterhülle erscheinen. Vor das

der Erde vertritt das Wasser in Angleichung an das Intrauterinleben den

mütterlichen Urquell, während der Sonne

als

Wärmequelle

diese Bedeu-

noch in der „Symbolik" des Feuers fortlebt. Die Gebirge mit ihren Grotten undHöhlen,mitihrer Bewaldung (Haar) werden aisrietung

zufällt, die

sige Urmutter mit besonderer Betonung des schützenden Charakters ange-

i)

7-

Vgl.

Freud: Das Unbewußte, 1915

(Kl. Sehr. IV, S.

329

u.

ff.).

;

' ;

Das Trauma der Geburt

100

f

Unzulänglichkeit all dieser gesehen. Mit fortschreitender Erkenntnis der

womöglich

gebenen Ersatzbildungen kommt es teils zur realen Schöpfung vollkonimenererKulturbildungen.und, so weit auch dies unzureichend ist,

1

V

Phantasiebilparallel damit zu den großartigen kompensatorischen vom naiven Paradies und dem himmlischen Fortleben, oder

dungen vom

Sehnsuchtsland Orplid. realistischen Schlaraffenland oder idealistischen Schöpfungen des Menschen handelt, also Soweit es sich dabei

um

um

Kultur im engsten und weitesten Sinne, haben wir

sungen und Phantasieergänzungen zu tun, die

vom

es

mit Realanpas-

biologisch-instink-

und unter dem Gesichtspunkt derAnpassung der Realität an das Unbewußteals eigentliches

tiven bis zum bewußt-sozialen Tun reichen

Entwicklungsprinzip des Menschen dienen.' Soweit es sich

um

betrachtet zu

die Einbeziehung der

werden

.^

ver-

Natur in diesen

durch das lange menschliche Fötalstadium gegebenen „Symbolkreis handelt, haben wir den mittels deren der

Mechanismus der mythischen Projektion voruns,

Mensch

allein

imstande

ist,

die

gegebene „Natur' im

sich Sinne dieser angeborenen Urformen zu apperzipieren. So erklären im Prozeß die Weltschöpfungs- und „Welteltern"-raythen, welche uns

Rückgängigder kosmischen Angleichung den großartigsten Versuch zur machung des Urtraumas, zur Verleugnung der Trennung von der Mutter,

j

aufbewahrt haben." Die erste bewußte Anerkennung dieser Trennung Ich bleibt der erkenntnistheoretischen Erfassung des Gegensatzes von Biologische Vorstufen dazu im Tierreich zeigt Brun: Selektionstheorie Ansätze schon hei Ferenczi: und Lustprinzip.Iiitem.Zschr.f.PsA.IX, 2, 1925. i)



,v

Hysterische Materialisationsphänomene, 1919, S. 31.

J

Ähnlich die Weltuntergangsphantasien (Schieber) und -my then, welche in der radikalste« „Trennung" die innigste Wiedervereinigung (Auflösung ins All) Die Sintflut, die ja ein neues Weltzeitalter einleitetj ist nichts erreichen. „universelle" Reaktion auf das Geburtstrauma, wie auch die eine anderes als Natursagen" von der Entstehung der Erde oder der Meere zeigen. Hierin

^'.

2)



zum

Verständnis der Überlieferungen ich an anderer Stelle behandeln werde. zu liegen, die neuen Weltzeitalter scheint überhaupt der Schlüssel

;

|,

^

vom

h

Die symbolische Anpassung

und Nicht-Ich vorbehalten, nachdem sich

am Urproblem

lOl

die philosophische Spekulation

der „Identität" erschöpft hatte, das letzten Endes

in der physiologischen Beziehung von Mutter

und Kind

beschlossen

liegt.

-

i-

Die heroische Kompensation Standpunkt aut die psychowir von unserem neugewonnenen so bemerken wir. daß hier, analytische Mythenforschung zurückblicken,

Wenn

Ausdrucksmitteln als in den Neudas Material mit universaleren die Bedeutung des Geburtstraumas rosen und Psychosen spricht, uns der „Mythus von der Geburt zuerst nahegebracht worden war. Schon

wo

des Helden", den der Scharfblick

Freu ds

als

Kernproblem der Mythen-

darüber verschaffen bildung erkannt hatte, hätte uns volle Klarheit Erfahrungen teilhaftig gewesen können, wenn wir jener analytischen Kinder märchen" einen noch wären, die uns ermutigt hätten, diesen „ zuzugestehen und diese Pro,ekgrößeren Wahrhclts- und Realilätsgehalt Freuds' restlos in Psychologie

tionsphänomene nach der Anweisung Neigung, auf jede zurückzuübersetzen. Statt dessen hat diemenschliche dos Urtraumas mit Verzu deutliche Annäherung an die Erkenntnis der Einsicht in drängung zu reagieren, später zu einer Vernüchtigung geführt. den anagogisch-ethischen Mythendeutungen Jungs mit Der Mythus von der Geburt des Helden beginnt bekanntlich

der Situation des Kindes bereits

vom

im schützenden

— gar nicht

ganze weitere Schicksal des Heros

i)

wo

es



im Sinne der ürzur Welt kommen lassen will. Das

Vater verfolgt wird, der das Kind

wunscherfüllung

wirkung

Mutterleib (Kästchen),

ist

nun

nichts anderes als die Aus-

besonders schweres dieser Situation, d.h. die Reaktion auf ein

Siehe;

Zur Psychopathologie des Alltagslebens

(letzter Abschnitt).

r

Die

das durch überkompensatorische Leistungen,

Geburtstraunia,

denen die Wiedergewinnung der Mutter an

wunden werden

Denn

lO)

heroische Kompensation

unter

erster Stelle steht, über-

mui3.

diese als Heldentaten

bekannten Leistungen dienen auch im

Mythus, genau wie in der Neurose und allen anderen Schöpfungen des

Unbewußten, der Wiedergewinnung der ürsituation

in der Mutter,

wobei natürlich der Vater gleichzeitig als Hauptobjekt des Widerstandes bekämpft wird. Wie wir im Neurotiker den Menschen erkannten, der

den Uraffekt der Angst aus dem Geburtstrauma nicht ohne Schaden Überwinden kann, so repräsentiert der Heros den angstfreien Typus, der ein anscheinend besonders schweres Geburtstrauma durch kompensatorische Wiederholung in seinen Taten zu überwinden sucht. Daher ist

der Held in der nachträglich gebildeten (infantilen) Wunschphantasie

regelmäßig ein aus

dem

trauma von Anfang an

Mutterleib Geschnittener, erspart geblieben

ist.

dem

also das Angst-

Anderseits zeigt dieses

Motiv im Sinne des Mythus von der Geburt des Helden, wie schwer es dem Heros von Anfang geworden ist, den schützenden Mutterleib zu verlassen, in den er hinter der

Maske

aller

noch

so

kühnen Reform- und

immer wieder zurückzukehren strebt. Auch das Motiv der heldischen Unverwundbarkeit erklärt sich als eine Art Daueruterus, den der Held als Panzer, Hornhaut oder Helm (Tarnkappe) mit zur W^elt

Eroberertaten

bringt,' der aber doch durch die einzig sterbliche Stelle, die

,,

Achilles-

ferse", verrät,

wie stark einst auch der Held rein körperlich an die

Mutter

war."

i)

fixiert

Auch

Deswegen wird im Motiv der Aussetzung,

die die trojanischen

Helden

Gefahr verhüllenden „Wolken" oder

in



Nebel" der Athene gehören hierher. Rüstung geboren, wie Uitzilopochtli, der

das

Manchmal wird der Held

in voller

Stammesheros der Azteken.

Krone), der den der Mutterleib zuerst verläßt, sind meist die Füße, die zuletzt herauskommen, Füße schwache Teil. Wie die Achillesferse, übrigens auch die geschwollenen 2)

Im Gegensati zum „geschütien" Kopf (Glückshaube,

des Ödipus, zeigen, dürfte es sich säcUicli das mütterliche Genitale

um

beim

die tatdiejenige Korperstelle handeln, dies Anstritt zuletzt berührt hat;

_ji---

würde

^

Das Trauma

jOA

der Geburt

Rückkehr zur Mutter und das Trauma der Geburt (Hineinstürzen), eine zweite und schmerzlosere Ablösung von

gleichzeitig die darstellt

der Mutter durch phantastische Reproduktion der UrsituatJon versucht,

während das Motiv der zwei Mütter, das Jung

als

Symbol auffaßt, durch deren Charakterisierung

Mutter und

(Tiersäugung) direkt auf das zweite

Wie den Mythen

Trauma

der

als

Wiedergeburts-

-p

Amme

Jj

Entwöhnung

hinweist.

dabei, genau wie den Neurosen, ganz reelle Remi-

niszenzen an die beiden erlebten Urtraumen zugrunde liegen,

möge

schwer die Geburt des Herakles gewesen

wie

aus seiner

Säuglingszeit wird eingehend

Mutter ausgesetzte,

d. h.

sei.

geschildert, daß das

^ "^

ein

kurzer Hinweis auf den Heraklesmythus illustrieren, der ausdrücklich berichtet,

> VI

W^ *i

Und

von der

aus ihrem Leibe ausgestoßene Kind von der

Gottermutter Hera selbst an die Brust gelegt wurde. Aber der kräftige

Knabe

bereitete ihr, wie die Sage weiter erzählt, solche

sie das

Kind unwillig zu Boden

diese frühesten es sei

Traumen

warf.'

Schmerzen, daß

Eine deutlichere Erinnerung an

darf man selbst in der Analyse

kaum erwarten,

denn in Form neurotischer Reproduktionen, die sich aber in

der heroischen Überkompensation als Heldentaten manifestieren.

Weit naiver

als die

sation erfolgende die

unter

dem

Heroenbildung verraten die Kindermärchen,

Märchen, in denen der Held

;|

Zeichen der mythischen Kämpen-

selbst

noch

als

^-

d. h.

Kind, also vorwiegend

,"_

H auch erklärlich machen, wieso dieser schwache Punkt später zum „symbolischen-' Vertreter des eigenen Genitales werden kann (Fuß Penis Kastratioiisangst!).

=

Auch

die

;

Adlersche Theorie von der Organmiiiderwertigkeit und

ihrer

Überkompensation (Achilleus heißt der „Schnellfüßige"), die der Autor hereditärembryologisch zu begründen versuchte, scheint individuell in der Reaktion auf das Geburtstrauma verankert. 1)

Siehe:

Der Mythus von der Geburt des Helden

wo noch

S. 58/59),

Aufl.

1922,

spätere Heros der äolischen Auswanderer, tragt in

das Zeichen des Entwöhnungstraumas; er heißt der Uppenlose weil seine Mutter ihm im Feuer, wo sie ihn unsterblich machen

seinem Namen ,

2.

ähnliche Überlieferungen angeführt sind.

Auch Achilleus, der {a-xeii(.os)

(.1909,

wollte, eine Lippe verbrannt hatte.

| > 7,

1 r:

i; ',

f i

I

^ ]

<

^

Die

lieroische

JOJ

Kompensation

leidende Person auftritt, die typische Reaktion auf das Urtrauma.

dem

bereits analytisch

gewürdigten Geburtsmärchen

das sogar die Asphyktie des aus

und

seinen Blutandrang

dem Wolfsbauch

vom Rotkäppchen,

geschnittenen Kindes

zum Kopfe (Rotkäppchen) nicht

seinen Varianten: sieben Geißlein usw.)' leicht eindeutigste Darstellung des

—,

sei

Neben

vergißt

— (und

hier nur, als die viel-

Geburtsthemas, das Märchen von

Hansel und Gretel genannt, welches aus

dem

die

Kinder verschlingen-

den Tier wieder die böse Urmutter (Hexe) macht und zeigt, wie die postnatale Situation der Lebensnoi" (Hunger) durch immer neue Darstellungen des mühelos ernährenden Mutterleibes ersetzt wird

:

im Schla-

vom eßbaren Haus, im Käfig, wo man so dick gefüttert wird, daß man schließlich heraus muß, aber nur, um wieder in den heißen Backofen zu kommen.

raffenlandmotiv

Siehe meine Psychoanalyt. Beiträge zur Mythenforschuiig,

i)

2.

Aufl., S. 67,

2) Ich möchte es hier dahingestellt sein lassen, inwieweit die urgeschichtliche Not der Eiszeit, die im Mythus von der Sintflut dargestellt sein soll, aus der individuellen Urgeschichte ihre näher liegende Erklärung findet. Kennt ja doch das Unbewußte den plötzlichen Temperaturwechsel, die Gegensätze von warm und kalt, als typische Reproduktionen des Gehurtstraumas, sowohl im ,

als auch in gewissen neurotischen (vasomotorischen) Störungen wie Frousw. Jedenfalls scheint diese individuelle Erfahrung nicht ohne Erröten stein, Einfluß auf unsere Vorstellung von der „Eiszeit" gewesen zu sein, deren

Traum

wissenschaftliche Erfassung keineswegs noch gelungen

ist. Wahrscheinlich ist mehrere ganz langsam fortgeschrittene daß Abkühlungsperioden handelte, die der einzelne überhaupt nicht als solche wahrIm übrigen ließen sich beide Auffassungen mittels der genommen hahen kann.

es sich nicht

um

eine,

sondern

um



bioanaly tischen Katastrophentheorie

Ferencais auf dem Boden der Phyloge-

nese vereinigen.

Fuhrmann, daß die Märchen ursprünglich Winterdaß man sie nur im Winter erzählt hat, um sich über die

Sehr hübsch bemerkt

märchen

seien, d. h.

langen dunkeln Monate hinwegzutrösten. (Das Tier in der Religion, München Man vgl. übrigens auch ebendort seine Deutung der dänischen 1912, S. 55).



Sage 5)

vom König Lindwurm im

Sinne des Geburts Vorgangs (S. gi ff-)bekannte Geburts Symbolik Die des Brotes und Backens, die Fuhrmann

zuletzt dargestellt hat

(s.

:

Der Sinn im Gegenstand,

S. 6).

Das Trauma der Geburt

io6

Ein zweiter Typus von Märchen führt nicht mehr das Kind in seinen unmittelbaren Reaktionen auf das Geburtstrauma vor. sondern

den herangereiften Jüngling in seinem Liebesleben.

vom

Erzählungen

Märchen prinzen,' der

erfolgreichen

Anfang an bestimmte Jungfrau

erlöst

kurrenten für sich gewinnt, läßt sich

über das Sexualtrauma, lität,

d. h.

Diese beliebten

und gegen

die

ihm von

Brüder -Kon-

alle

im Sinne unserer Ausführungen

die Reaktion der Urlibido auf die Genita-

verstehen.

Während im Geburtsmythus der Heros von der Mutter im Mutterleib sozialer



vor

dem Vater



und ethischer Reformer den

geborgen wird,"

gerettet, d. h.

um

später als

Kulturfortschritt gegen die alte

Vatergeneration durchzusetzen,^ zeigt uns der Familienroman des Mär-

chenprinzen die Revancherettung der Mutter- (oder Tochterfigur) aus der Gewalt des bösen Tyrannen. Die typischen verraten uns aber, wieso er dazu imstande

Überwindung

all

ist,

Erlösungsmärchen und was

die furchtlose

der schrecken erregenden Abenteuer letzten Endes

Die typischen Details der Erlösungssituation zeigen mit

bedeutet.

aller Deutlichkeit,

daß die Rettung der Frau aus dem Todesschlaf

nichts anderes darstellt, als die mittels der „heroischen

Umwertung lichkeit des

Lüge"

des eigenen Geburtsaktes. Die Schwierigkeit

Herauskommens

ist

erfolgte

und Gefähr-

dabei durch die Schwierigkeit des Ein-

i) Der dem Heldenmythus zugrunde liegende und im Märchen ganz naiv durchbrechende „Familienroman" hat neben der bewußten Erhöhungs-

tendenz und der unbeivußten Vaterablehnung noch den letzten Sinn der Rückgängigmachung der eigenen Geburt überhaupt, 2) Typus Menachenfressermythen. Ansätze zu ihrer Analyse in meiner Abhandlung: Die Don Juan-Gestalt (Image VIII, igaa). 5} Als „Städtegründer" versucht er wieder die Ursituation des mütterlichen :

Schutzes zu realisieren.

Noch

in

der Psychogenese des geistigen Roformers, des intellektuellen Heros, am deutlichsten Nietzsche repräsentiert, erkennen wir im

wie ihn vielleicht

„Freimachen" von allem Überkommenen, Konventionellen die gleiche Tendenz der Loslösung.

loy

Die heroische Kompensation

dringens (Dornröschen, Waberlohe, rutschiger Glasberg, Klappfelsen)

und der endgültige Durchbruch der schützenden Hülle im Aufschneiden des Panzers, öffnen des Sarges oder Auftrennen des Hemdes ersetzt

dargestellt, in

dem

das

Mädchen

eingeschlossen erscheint.

Daß

alle diese

Handlungen auch offenkundige Defloration ssymbole darstellen, bestätigt nur

die Auffassung,

daß

es sich

im

Koitus selbst

um

die lustvolle

Um-

arbeitung des Eindringens in die Mutter handelt, wobei das physiologische Ideal der Virginität sich nicht bloß

auch

als

als

Verleugnung, sondern

direkten Ersatz des mütterlichen Ideals erweist.' Die für das

Verständnis der Märchen wichtige Tatsache, daß regelmäßig hinter der genitalen BedeutungderSymboleanch die Geburtsbedeutung steht,' weist

wieder auf die doppelte Lust-Unlustqualität des Geburtsakts hin und zeigt,

wie die aus dem Geburtstrauma stammende Angst durch die

„erlösende" Liebe

überwunden werden kann. So

ergibt sich, daß die

Rettung der schlafenden Frau durch den furchtlosen Helden die Verleugnung der Geburtsangst zur Grundlage hat. Dies zeigt sich dann deutlich in jenen Fassungen,

aus

dem

wo

er die Jungfrau befreit,

3

der Held nach selbst in

Tötung

des Drachens,

einen todesähnlichen Schlaf

während dessen ihm der Kopf abgehackt und nachher wieder verkehrt aufgesetzt wird* (Geburtssituation). Der Todesschlaf ist dabei wie in allen Zuständen der Hypnose, Starrheit (Versteinerung) usw.. verrällt,

Das Eindringen wird um so lustvoller, je mehr es an die Schwierigkeiten Herauskommens erinnert. Anderseits verringert die Virginität des die Urangst, niemand drin gewesen sein kann, worüber bekanntlich da dort noch kein Mann hinwegkommt (Hebbel, Maria Magdalena). Vgl. auch Freuds Abhandlung: i)

Das Tabu der 2)

Virginität. 1918 (Kl. Schriften, IV. Folge.)

man möchte sagen „phylogenetischen" Symbolik sei vomFroschkönig verwiesen, wo der Frosch den Penis, aber

Als ein Beispiel dieser,

auf das Märchen

auch den Foetus bedeutet. 5) In der babylonischen Kosmologie wird aus dem Leib des entzweigeschnittenen Ungeheuers Tiamat die Welt gemacht. Mythen4) Z. B. im „Brüderinärcheii". Siehe meine Psychoanalyt. Beiträge a.

forschung,

a.

Aufl. Kap. VI, S, iigff.

Das Trauma der Geburt

lOS ebenso aber auch Zuständen, duziert.

im Traum und

allen neurotischen wie psychotischen

als ein typisches Detail

der intrauterinen Situation repro-

'

Hier wird auch klar, warum

es gerade

immer der Jüngste sein muß,

der als Heros vor seinen Brüdern erscheint. Sein Attachement an die

Mutter beruht nicht bloß auf den psychischen Motiven der Zärtlichkeit

und Verwöhnung (Muttersöhnchen), sondern

diese selbst hat biologische

Gründe. Er bleibt sozusagen auch rein körperlich immer mit ihr verbunden, da nach ihm kein anderer den Platz in der Mutter eingenom-

men

hat (Virginitätsmotiv), er also wirklich der einzige

Rückkehr

in den Mutterleib

und

für den es sich sozusagen lohnt. der

— vergebens — ihm diesen

der für ihn charakteristischen

das Verbleiben dort

Wohl

ist,

für den die

möglich wäre,

aber versuchen die älteren Brü-

Platz streitig zu

„Tumpheit"

machen, den

erringt

er trotz

und behauptet.

="

Seine Überlegenheit besteht eigentlich darin, daß er als Letzter kommt, der die anderen sozusagen vertreibt, darin wieder dem Vater ähnlich,

mit dem er

allein sich aus

dem

gleichen Motiv schließlich zu identifi-

zieren vermag.

Zum

Typus der Erlösungsmythen gehört auch die biblische Paradieslegende, wo in direkter Umkehm ng des wirklichen Vorgangs Hierher gehört aizch das in anekdotischer und novellistischer Form dargeThema der Befnichtung (Koitus) im Schlafe. (Siehe Heinr. v. K 1 e i s t Die Marquis cvon O ... Die Dichtung und ihre Quellen. Mit einem EegleJtwort hrg. von Alfred Klaar.) 2) Diese Torheit, die sich immer auch als sexuelle Unerfahrenheit manifestiert (so schläft Parzival einige Nächte bei der Geliebten ohne sie zu berühren), scheint der ursprünglichen Li hid ob efriedigungs -Situation zu entsprechen, wie afrikai)

steUte

:

:

nische Erzählungen zeigen, die

Frobenius bei den Hamiten des Nilgebietes Dort schläft häufig ein Konigssohn monatelang bei einer Priniessin; jede Nacht „umschlingen sie sich mit den Beinen" und „saugen sie sich fest an hörte.

den Lippen". Nach Monaten erfolgt die Entdeckung. Der Prinz wird um ein Haar geopfert. Da wird sein Rang entdeckt, die Hochzeit gefeiert und das Beilager.

Und

in

der Hochzeitsnacht „fand

er eine

undurchbohrte Muschel, und das

Blut netzte die Leinewand" {„Das unbekannte Afrika",

k

S. 77).

Die das

Weib

dem Mann

aus

geschnitten, d. h. der

geboren wird, da auch hier er fällt.

'

lO^

heroische Kompensation

es

ist.

Mann

„heldenhaft"

der in den Todesschlaf ver-

Die darauffolgende Vertreibung aus dem Paradies, das für uns

das Sjmbol des unerreichbaren seligen Urzustandes geworden

alle

ist, stellt

wieder nur eine Wiederholung des schmerzlichen Geburtsvorganges, der

Trennung von

der Mutter

— durch den Vater —

in gleicher Weise unterworfen sind.

folgende Fluch; Mit Schmerzen

Der auf

dar, der

die

Mann und Frau

Erbsünde der Geburt

du deine Kinder gebären, verrät unverhüllt das der ganzen Mythenbildung zugrunge liegende Motiv, das

sollst

Urtrauma rückgängig zu machen, dessen unvermeidlich

kende Wiederholung im Fruchtgleichnis ausgesprochen die Paradiesesfnicht

vom Baum zu

Geburtstraumas

der gleiche Wunsch, die reife

mütterlichen

Helden

als

Stamm

im Sinne des Fmcht nicht vom

pflücken, erweist sich

zu trennen, wie

kommen

Das Verbot,

ist.

im Mythus von

der Geburt des

die ursprüngliche Feindseligkeit des Vaters, der

gar nicht zur Welt

fortwir-

lassen will.

Auch

den Helden

die auf die Übertretung

gesetzte Todesstrafe zeigt deutlich,

Abtrennung der Frucht,

d.

daß das Vergehen des Weibes in der h. der Geburt besteht und auch hier

wieder erweist sich der Tod im Sinne der Rückkehrtendenz hafte Reaktion auf das Geburtstrauma.

Wie

ich bereits

im „Mythus von

und in der „Lohengrinsage" mythischen Überlieferungen seines Sterbens

und in den

als

wunsch-

der Geburt des Helden" angedeutet

breit ausgeführt habe, gilt dies für alle

vom Tod

des Helden, was sich in der Art

Bestattungssitten aller Völker

und

Zeiten

in einer auf den ersten Blick vielleicht überraschenden,

unserem Unbewußten aber recht vertrauten Weise offenba rt. ' Und zwar keineswegs, Das Einblasen des Odems durch die Nase weist wieder auf diebegleitende Atemnot des Neugeborenen hin. Die spatere griecliische und neutestanientliche Pneumakonzeption hat hier ihre Wurzel. i)

.

2)

In der Polarzone wird der Tote in einen mit

Haut

überzogenen prisnia-

fischen Behälter in Hockcrstelluag gesetzt; ähnlich übrigens im alten Ägypten, noch vor der Periode der Einbalsamierung, in lusanimengekauerter Stellung in

jjQ

Das Trauma

wie

Jung auB dem manifesten Inhalt

der Geburt geschlossen hat, durch die Wieder-

geburtsidee, die ja von vornherein wieder mit

dem Todesfluch

belastet

Auffassung des wäre (Seelenwanderung), sondern durch die unbewußte Mutterschoß. „Alle Todes selbst als dauernde, ewige Rückkehr in den sie ernst, Geburt sinkt wieder in den Mutterschoß zurück, aus welchem die durch des Mannes Tat erweckt, ins Reich des Lichts hervortrat. Ja

höchste Alten erkennen gerade in der Wiederaufnahme des Toten die

Äußerung der Mutterliebe,

die Ihrer

Geburt in dem Augenblick die

von allen anderen verlassen dasteht todbringenden (Bachofen).' Sehr schön hat Bachofen dies an der Reihe Nemesis gezeigt, die aus dem (Vogel-) Ei stammt.' sowie an einer wie diese anderer Unterwelts- und TodesgöttJnnen. „Wir sehen,

Treue bewahrt, in welchem

.

sie

.

.

antiker

(im Anschauungsweise durchaus eine Eselin und eine weibliche Typho Oknos-Mythus) erforderte und erkennen den inneren Zusammenhang,

welcher die Eselin mit den eigestalteten Todesmüttem des lykischeu Harpyenmonumentes, mit der Beisetzung der ägyptischen Königstochter

im Leibe

der eigens angefertigten

nischen Minerva

steriler

Kuh

(Herod.

2, 151),

mit der gorgo-

Todesnatur, mit der Vorsiellung von großen

Grabesmüttern und mit der demetrischen Benennung der Verstorbenen ein Fell eingehüllt

(Fuhrmann: Der

Grabbau). In Neuguinea befinden sich die

Grabstätten unter den Frauenhäusem. Bei den späteren Kulturvölkern bekommt der Tote seine Frau mit ins Grab, oder, wenn er unverheiratet war, ein Witwenoder Mädchenopfer, das später durch die sogenannten „Totenkonkubinen" (nackte weihliche Tonfiguren) ersetzt wurde (Handw.

d.

Sex. Wiss.).

Erlösungsgedanken antikerGräbersymbolik (Neuausgabe; München 1925, S. 81). Das Oknos-Motiv gehört in die Reihe jener Unterwelts-Arbeiten, die wir im nächsten Abschnitt als Umwandlungen der Uri)„Oknos,der

Seilfl echter."

lust-Situation in eine peinvolle StrafSituation verstehen werden: er flicht das

Seil unaufhörlich, dessen anderes Ende von der Eselin verschlungen wird (Nahelschnurfixierung !).

„Auf dem Lycischen Harpyenmonument bildet das Ei selbst den Vogelleib. Tochter Ei und Henne fallen also hier ganz zusammen. Was der Mythus durch Kunst in bildende (Leda)- und Mutterverhältnis nebeneinanderateUt, gibt die voller Durchdringung" („Mutterrecht", S. 7off.). 2)

III

Die heroische Kompensation aufs engste verbindet. Überall erscheint das

und

gesetzes finster

Weib

in dieser Identifizierung zugleich

drohende Macht,

voll der

als

als

Träger des Todes-

und

liebreiche

als

höchsten Zuneigung, aber auch des

höchsten Ernstes, wie die mütterlich gestalteten Harpyen und die

alles

Lebens Gesetz in sich tragende ägyptisch-phönizische Sphinx

stofflichen

(Oknos S.83). Dies erklärt nach Bachofen auch,

warum

Männer

die

von den antiken Trauerriten ausgeschlossen waren (siehe die „Klage-

am Fuße

weiber" an der Leiche Hektors urid die trauernden Frauen

und

des Kreuzes)

Totenzeremoniell, wie

das „weibliche'

es

auch im

deutschen Volksaberglauben in einzelnen unverstandenen Bräuchen

So die Süddeutschen Totenbretter, die keinen anderen

weiterlebt.

Zweck

dem Toten

hatten, als

Berührung mit dem mütterlichen

die

Holze zu vermitteln; ferner ihn mit den Füßen nach auswärts aus tragen —

Hause zu hinter

Wie

ihm Wasser

also

in der umgekehrten Geburtsstellung

dem

— und

(Fruchtwasser) auszuschütten."

naturmythische Muttersymbol die für das Reli-

dieses einfache

giöse charakteristische Umgestaltung zum Bilde ewiger Strafe erfährt, hat gleichfalls bereits

Bachofen

mythus, gezeigt („Oknos"

S.

in besonders schöner

89 ff.).

Wenn also selbst die Todesstrafe, die

in der biblischen ErzählungdieVertreibungaus

und

verschärft, letzten

Unbewußten tilen

Endes

kommen

ist.

In den Mythen

dem Paradies wiederholt

als die definitivste

erscheint, so steht dies

Auffassung des Sterbens

Weise am Dana'iden-

als

Wunscherfüllung des in vollem Einklang mit der infan-

Rückkehr an den

Ort,

woher man

vom Paradies und dem goldenen

ge-

Zeitalter

haben wir die lustbetonte Darstellung dieses Urzustandes vor uns. Nach L

renz

c. S.

77. Siehe dortselbst

auch den Grabspruch an den Toten und die Erde aus dem Rigveda (X 18, 49 und 50); „Krieche nun ein hier in die Mutter Erde, in die weiträumige, breite, hochheilvoUe. Wolleweich ist die Erde 1)

dem

Opferlohngeber,

empor, o du

lich

I.

breite,

sie

heschütie dich auf deiner Weiterreise."

drücke nicht niederwärts,

sei

ihm

und leicht einläßlich. Wie die Mutter den Sohn

bedecke du

ihn, o Erde."



„Hebe dich leicht zugängmit

dem

Zipfel

Das Trauma der Geburt

JI2

während

Religionssysteme, die sogleich dualist ischauftretenden großen

im Sinne

Reaktionsder zwangsneurotischen Ambivalenz, die ethischen

bildungen gegen das Auftauchen der angstbesetzten Rücksehnsucht

und

die Versuche zu ihrer

Sublimierung

darstellen.

:

ii

Die Die

letzte

Tendenz

religiöse Suhlimierung

aller

Religionsbildung liegt in der Schaffung eines

und schützenden ürwesens, in dessen Schoß man aus allen Nöten und Gefahren flüchten kann und zu dem man schließlich in ein jenseitiges, zukünftiges Leben zurückkehrt, welches das getreue, helfenden

wenn auch

Am

stark sublimierte Abbild des

einmal verlassenen Paradieses

Tendenz ausgebildet in der die gesamte antike Weltanschauung zusammenfassend abschließenden christist.

konsequentesten

ist

diese

lichen Mythologie, mit ihrem reich bevölkerten

Himmel, der

dings eine Wiedervermenschlichung der altorientalischen

mythologie

aller-

Himmels-

an die dann in einem späteren Verdrängungsschub die mittelalterliche Astrologie mit ihrenGeburts-Horoskopen' wiedarstellt,

der anknüpft,

um

dann schließlich in der wissenschaftlichen Astro-

nomie, die noch reichlich zu

iin bewußt-phantastische

Elemente enthält

münden.

Wie

sich das altanlike Weltbild, das in der babylonischen Weltanschauung kulminierte, letzten Endes entwickelt hat, könnte uns

nur die psychologische Analyse lehren, denn soweit die Überlieferung, auch in bezug auf die Bildwerke, zurückreicht, sehen wir immer nuj" ein ferriges scheinbar ganz astrales Weltbild, Über dessen Genese aus

der babylonischen Kultur zunächst keine Auskunft zu holen

ist.

Ein

i) Die Astrologie konnte man eigentlich als die erste Lehre vom Geburtatrauma beieichoen; Des Menschen ganzes Wesen und Schicksal wird davon bestimmt, was im Momentseiner Geburt (am Himmel) vorgeht.

8

Rank

Das Trauma der Geburt

114

von „euexer Versuch dieser Art zeitliche Sonnenreligion

im

Hermann Schneider,

ältesten

„die lungstein-

Babylonien und Ägypten

nach-

als der

gelehrte

nicht ganz geglückt, zuweisen, scheint mir insofern ^vas er sucht sehr darauf ausgeht, das zu finden, Verfasser

m

dem

Material vielfach

Zwang antun muß.

bilder aus der Zeit

SiegelMaterial der vorbabylonischen „die ganze Chr. stammt, wo uns bereits Sonnenreligion, die wir aus den nor-

um

4000

v.

Symbolik der jungsteinzeitlichen dischen Felszeichnungen kennen", c S 11)

Jedenfalls ergibt sich aber,

ihm herangezogene

daß das von

(1

und dabei

Erst

wenn man

sich

um

als

fertiges

Produkt entgegentritt

die psychische

Bestimmung,

ist

Genese ebensosehr

man

imstande, das

kümmert wie um die historische jungsteinzeitlichen Sonnenganze ProblemderEntwicklungdieser religion zu erfassen.

-

.st uns hier scheinbar fertig entgegentritt, das spate begründen werde wie ich an anderer Stelle ausführlich

Das

astrale Weltbild, das

-

psychischenEntwicklungsprozesses der Projektion. Ausführungen noch einiges Licht auf den im Laufe der folgenden hervorzuheben, daß auch nach Ansicht fallen wird. Hier genügt es, Wertung des Feuers Schneiders diese ganze Entwicklung „von der

Produkteines langen

Himmel steht", wie es „im ausgehen" mag, das auch „als Sonne am S. 4)- Liegt hier warmen Menschen- und Tierleib gegenwärtig ist (1. c. der Hand, so mag eine einder mütterliche Ursprung des Sonnenkults auf primitiver Völker, der Corafache Danebenstellung des „Sternenkults" „religiösen" Vorstellungen Indianer, veranschaulichen, wie auch diese Sternenhimmel im Verhältnis des Kindes zur Mutter wurzeln. Der tief

wird dort mit der Unterwelt

identifiziert,

da an beiden Orten Nacht

gelten In diesem Zusammenhang herrscht. So ist er der Ort des Todes. Eingehen in Vorfahren, die durch ihr die Sterne als die verstorbenen die

Unterwelt zugleich

1922,

g. 27.

JahrgangV

am Nachthimmel

auftauch eiKDa^ber^u^-;

Die Unterwelt

alle

religiöse

IIS

Sublimierung

Vegetation emporwächst, so

ist

der als Spiegelbild der

Unterwelt gedachte Nachthimmel zugleich ein Ort der Fruchtbarkeit. In altmexikanischen Mythen werden die Sterne

welche der Sonne beim Untergehen Speise sich nicht erneuern könnte.

wie

Preuß

Ganz

{1. c.

p.

Opfer bezeichnet,

Nahrung dienen,

ohne

diese

Die irdischen Menschenopfer

sind,

als

ausführt, großenteils nur

Sterngottheiten

als

^

Nachahmungen

die

dieses Opfers der

XXXV).

abseits, ja direkt entgegengesetzt dieser

antiken Projektion ins

MakTofcosraische führt der andere große Zweig der altorientalischen

Religionsentwicklung, die mystische Versenkungslehre Ahindiens. in

den menschlichen Mikrokosmos hinein und gelangt dort

bis

zum tiefsten

Punkt der Überwindung des Geburtstraumas in der Seelenwanderungs-

Den ausgesprochen „therapeutischen" Charakter dieser religiös gefärbten Philosophie und Ethik, der „Yogapraxis", hat erst kürzlich iehre.

F.

Alexander

in einer ausgezeichneten Studie,^ auf der Darstellung

von Heiler^ fußend, aufgezeigt und dabei auf die Ähnlichkeit mit dem analytischen Verfahren hingewiesen.'' Das Ziel

all dieser

Übungen

ist

das Nirwana, das lustvolle Nichts, die Mutterleibssituation, zu der noch

Schopenhauers sich sehnt.

i)

halb metaphysischer Wille einzig zurückzukehren

Der Weg dazu

Preuß:

ist,

ähnlich

Nayarit-Expedition, p.

dem

XXVII

u.

analytischen, die Versetzung

XXX

(zit.

nach Storch

1. c.)

biologische Sinn psychischer Vorgänge. Eine psychoanalytische 3) Der Studie über Buddhas Versenkungslehre. Imago IX, 1, 1925. (Kongreßvortrag, Berlin, Sept. J922-)

Die Buddhistische Versenkung. München 1922, Versuche, wie der von OscarA. H. Schmitz, 4) Neuere „Psychoanalyse und Yoga" zu verbinden, zeugen nur von der unzulänglichen psychologischen Er3)

fassung beider Erscheinungen, die einander höchstens in gewissem Sinne ersetien Die Tendenz zur Modernisierung alter Formen der Überwindung könnten.



des Geburtstraumas verrät nur die Ünverwüstlichkeit des Regressionsdranges, dessen Quellen übrigens Schmitz an einem Punkte seiner Darstellung, in An-

lehnung an psychoanalytische Gedankengänge, nahekommt. [Psychoanalyse und Yoga. Darmstadt 1925, S. 89.)

Das Trauma

Il6

der Gehart

angenäherte Situation des hmdammerntatsachhch exn Ergebnis, nach Alexander den Meditierens, dessen ermöglicht die Intrauterinsituation weitgehendes Rückerinnern an von Haner^ verdanken Den kürzlich erschienen Untersuchungen ekstatischer altindischen Schilderungen wir die Zugänglichkeit der Weise den Sinn all dieser VeranErlebnisse, die in unzweifelhafter geweihte Brahmanenlassen. Der Brahmacarin, der

in eine

dem Embryonalzustand

staltung erkennen Schüler, der sich

erfüllen mit der geheimen Zauberkraft zu

die für den Inder den

Urgrund des Seins

bedeutet,

trachtet,

muß während

semer

hypnotischen SchlafzuEinv^eihung (üpanayana) einen dreitägigen Tage im Mutterdurchmachen. Es heißt von ihm, daß er drei stand

macht „Der Lehrer, der den Schüler einführt, trägt er ihn im in seinem Innern. Drei Nächte

leib des Lehrers ruht:

ihn

zum Embryo

Mutterleib. Dann

Götter gebiert er den, den zu schauen die

(Atharvaveda XI, 5 nach Hauer, ;

wie dies

Oldenburg

S. 86).

kommen

Wahrscheinlich saß der Novize,

festgestellt hat, für die sog. Diksa {Opferweihe)

gebogenen Beinen Tage lang mit geballten Fäusten und nach oben (amnion) umgeben, in einer in Embryostellung, mit allerlei Hüllen wieder zum Em„Die Priester machen den Hütte (Haner S. drei

98):

Diksitahütte ist für den Diksa vollziehen ... Die seinen Mutterleib emDiksita der Mutterleib: so lassen sie ihn in

bryo,

an dem

sie die

Gewand \bX. für umhüllen ihn mit dem Gewände. Das Amnion. Man den Diksita das Amnion; so umhüllen sie ihn mit dem

gehen, ...

legt

sie

darüber ein schwarzes Antilopenfell, außerhalb

vom Amnion

ist

die Fäuste. ihn mit dem Chorion. Er ballt geballten Fäusten Mit geballten Fäusten liegt der Embryo darinnen ; mit das Chorion

:

so

umhüllen

wird der Knabe geboren er

zum Avabhrthabad

sie

... das

schwarze Antilopenfell ablegend,

hinab: deshalb werden die

Chorion gelöst geboren. Mit seinem Gewand

Embryonen vom

steigt er

hin a b, deshal b

Untersuchung über die Die AnfdBge der Yogapraxis. Eine indischen Mystik. 1922-

steigt

Wur«In

der

Die

religiöse

dem Amnion

wird der Knabe mit

IJ7

Sublimierung

im

geboren".' Deutlich wird

Rig-

veda eine Stellung beschrieben, uttana, die sich bis auf die heutige

Yogapraxis erhalten hat und „g2inz gewissen

Embryostellungen

stereotypie katatoner

des Rigveda

wie Storch

die,

ist

gleicht,

Kranken nicht

c.

(l.

wie wir

selten sehen."

sie als

An

bemerkt,

S. 78)

Haltungs-

anderen Stellen

von rollenden Kopf- und Augenbewegungen, von

Schaukelbewegungen, Zittern und Schwanken die Rede, was sich wieder auf das Geburtstrauma zu beziehen scheint.

Wir haben

Urphänomen

hier das primitive

dem dann

Situation vor uns, aus

später

und Übertragung auf den Vater

der lustvoll-schützenden

durch Trennung von der Mutter

die Gestalt des allmächtigen

und

all-

gütigen, aber auch strafenden Gottes als religiöse Sublimierung auf dem

Wege stehen

der Projektionsschöpfung hervorgeht.

am Ursprung

Wie Rudolf Otto^

aller Religionsgeschichte,

meint,

vor der Ausbildung be-

stimmt umrissener Dämonen- und Göttergestalten, gewisse „numinöse Urgefühle", Gefühle des Erschauerns vor

dem Unheimlichen, des

Stau-

nens vor dem Unbegreiflichen, die sich beim Primitiven zunächst als dä-

monische Scheu" manifestieren. 3 Wir wissen nun durch Freuds Aufklärungen,* daß die Dämonen sich ursprünglich auf die Furcht vor den Toten beziehen, sprechen,

d. h.

während

beim Kinde



als

dem nach außen

sich anderseits die

projizierten Schuldgefühl ent-

unbestimmte Angst

selbst

— wie

Fortvvirkung des Urtraumas erklärt. Aus der indi-

viduellen Entwicklung

ist es

verständlich, daß sich

dann

die Uran
unmittelbar an den die Ursituation repräsentierenden Toten wieder an1)

2)

Oldenburg:

Verhältnis 5)

Religion des Veda,

2.

Das Heilige. Über das Irrationale

zum

Aufl. S. 405.

in der Idee des Göttlichen

und

sein

Rationalen. 11. Anfl. Stuttgart 1923.

Die positive Seite dieses religiösen Urgefühls, das „mystische Kraftkonties unter den Namen des Ormda, JVakondo, Mana als in und zwi-

Huum", wie

schen allen Menschen und Dinge wirksam gedacht wird, hat bereits (1. c. S. 58 ff.) als Projektion der Mutter-Kind-Beziehung aufgefaßt. 4)

Totem und Tabu.

1912.

S. 13.

Loreni

!J71Tt.TC-

SB"

Das Trauma der Geburt

ii8 knüpft.

und

f

Der Weg vom Dämonen- zum Götterglauben

psychologische folkloristisch gut erforscht; das

ist

mythologisch

Agens der ganzen

der angstbesetztenMutter Entwicklungliegt aberim allmählichen Ersatz Angst, das Schuldgefühl, (Dämonen) durch die an die „sublimierte" religiösen Entwicklung appellierende Vatergestalt. Dieser Prozeß der sie (S. 86-90) geschildert geht absolut parallel dem der sozialen, wie wir asiatischen Muttergotthaben. Auch hier anfangs der Kult der großen Liebe und des üppigen heit, „bald als die wilde Göttin der wollüstigen

Naturlebens" genommen, „bald

als

Eva und Maria der Sophia u. a. Irenäus, der Helena des Simon Magnus, gi-oßartig,"bemerkteinneuererUntersucher der „Gno-

fräuliche Göttin",' die in der

der Charis des fortsetzen.

„Es

jungreine Himmelskönigin, als die wiederkehren und sich in

ist

Mutter„welche Biegsamkeit der Glaube an die Heimatrecht finden, göttin beweist; in ihm konnte schlechterdings alles Kunstwas religiös in irgendeinem Sinne war, vom Orgiasmus bis zum stischen Mysterien".'

und

Schönheitswillen, von den Mysterien der ovvovaia bis

logie

und

Weltseele,

bis

zum

7.ur

Astro-

konnte Licht von Bethlehem. Die Muttergöitin Wcltlust, AVeltleid. Welt-

Weltgeist, Weltentwicklung,

erlösung, Weltlicht, Weltsame,

Weltsünde

strahlung in allen Stufenreihen der

— und

Wesen

bis

alles

dessen eine Ab-

zum Gemüse



sie

TeufeUn. konnte Lachen und Weinen, Geist und Leib. Göttin und Himmel, Erde und Hölle, sie konnte alles sein!" Die späteren Vorder und philosophischer Art von einer Schöpfung erWelt durch den männlichen Gott gehen, wie bereits Winterstein die kannte, nur auf eine Verleugnung der Urmuttex hinaus ^ ganz wie stellungen religiöser

1) 2)

Siehe

Bousset in Realenzyklopädie von Fauly-Wissowa-Kroll,

VII, 1515^-

Dr. LeonEin Beitrag aur GeEchichte des christlichen Gottesdienstes von

hard Fendt.

München 1923,8.41.

wird Gott dalier mit einer Gebärmutter heißt es; „Ebenso sagt die versehen. Bei Petavius, deTrinitate lib. V, c. 7,§ 4 vom Vater erzeugt sei: denn obgleich Schrift daß der Sohn aus der Gebärmutter ihm überhaupt nichts Körperliches ist, so ist doch in in Gott keine Gebärmutter, 5)

Noch

in der christlichen Religion

I

Die biblische

^^9

religiöse Sublimieruiig

Mensch enschöpfung. Dementsprechend finden wir

die ketze-

rischen Sekten sowohl des jüdischen wie des christlichen Glaubens charakterisiert

durch eine sexuell betonte Rückkehr zur Muttergöttin.

Diese revolutionären auch'

vollkommen

wegungen, nämlich

Bewegungen innerhalb

in der gleichen als

der Religion erfolgen also

Weise wie bei den

sozialen

Be-

Regi-essionen zur Mutter.

wahre Erzeugung, wahre Geljurt, die el>cn mit dem Worte ,Geb an nutter' angezeigt wird" (zit. nach Wiuterstein 1. c. S. 194). Weiteres hierhergeliörige überaus interessante Material bei Wolfgaug

Schultz: Dokumente der Guosis, Jena 1910. Ich kann es mir hier nicht versagen, aus dem prachtvollen „Buch von der Schöpfung des Kiudcs", wie es in den „Kleinen Midraschira" überliefert ist, den Hauptgedankengang und einige Satze anzuführen. Das „Buch" beginnt mit dem Beischlaf der Eltern und den ersten Schicksalen des „Tropfens", der von eiuem Engel beschützt wird, Nachdem „der Geist" in den Tropfen gebracht ist, fuhrt ihn Paradies" und des Abends in „die Hölle« und der Engel des Morgens in „das Erden wohnen, und den Ort, wo er begraben zeigt ihmdann den Ort, wo er auf

„Der Engel führt ihn aber immer wieder in den Leih seiner Mutter zurück, und der Heilige, gelobt sei er, macht ihm Türe und Riegel. Und der Heilige, gelobt sei er, sagt zu ihm Bis hierher sollst du kommen und nicht weiter. Und es Die ersten drei liegt das Kind in dem Schöße seiner Mutter neun Monate. sein wird.

:



Monate wohnt es in der untersten Kammer, die drei mittleren in der mittleren Kammer und die drei letzten in der obersten Kammer. Und es ißt von allem, wovon seine Mutter ißt, und es trinkt von allem, wovon seine Mutter trinkt, und Und sobald jene führt keinen Kot ab denn sonst würde seine Mntter sterben. ist, daß es hinausgehe, kommt jener Engel und sagt gekommen zu ihm: Zeit denn die Zeit ist gekommen, daß du hinausgehest hinaus; in die Welt. Und Gehe der Geist des Kindes antwortet: Ich habe bereits vor demjenigen, der da sprach,



;

und die Welt ward, gesagt, daß ich es mir genügen lasse an der Weit, in der ich gewohnt habe. Und der Engel antwortet ihm Die Welt, in die ich dich bringe, ist schön. Und ferner Wider deinen Willen bist du im Leibe deiner Mutter gebildet worden und wider deinen Willen wirst du geboren, um hinauszugehen in die Welt. Sofort weint das Kind. Und weshalb weint es? Wegen jener Welt, in der es war, und die es jetzt verläßt. Und wie es hinausgeht, schlägt es der Engel unter seine Nase und verlöscht das hinaus, Licht über seinem Haupte. Er bringt es gegen seinen Willen :

;

und weint

es

vergißt alles, was es gesehen hat. Und wie

es."

es

lunauskommt,

Das Trauma der Geburt

120

So erscheint der bekannte Spermatult im gnostischen Abendmahl 300 n. Chr.) verbunden mit der Sekte der Phibioniten (etwa soo



dem Dienst der asiatisch-ägyptischen Mnttergöltin Mami bei den Sumerern, Ischtar in Babylon, Magna Mater, Kybele, Ma, Ammas in Klein;

^Carthago, Isis in Ägypten,

Große Mutter in

asien,

bei den

Demeter

Griechen, Astarte bei den Syrern, Anahita bei den Persem, Alilat bei

den Nabatäern, Kwannyin im indischen, Kwannon im japanischen

Buddhismus und

„Ur-Mutter" des chinesischen Ta'oismus. Die

die

Phibioniten -Mahle, diese religio libidinum, die

Heidentum

in ihnen,

immer wieder wie

,,

trotz

allem echten

alte schwerverständliche

Kom-

mentare zum christlichen Abendmahl und seinem Abkömmling, der Messe, anmuten",* bestehen

kannte

(1. c.

4),

ihrem Wesen nach, wie Fendt

richtig er-

nicht in der geschlechtlichen Vermischung, die ihnen

zum Vorwurf gemacht wurde," sondern im Genuß (Verzehren) der Sexualexkrete. „Es nehmen das Weib und der Mann das männliche Sperma in ihre Hände Und so essen sie es und kommunizieren so sehr

.

ihre eigene Schande

chen:

Das

ist

.

.

.

.

und sprechen: Das

Ebenso aber (machen Blutperiode hat

.

sie es)

und

sie

mit

der Leib des Christus

dem vom Weibe, wenn

essen es ebenso

gemeinsam.

das Blut des Christus. "^ Folgerichtig

0. c. g) in der dritten Feier, die sie „das

die

ist

das

Weib

Und

.

.

.

die

sie spre-

sieht

Fendl

vollkommene Pascha" nennen,

Ergänzung und Erklärung der beiden anderen

der Sexualakt nur dazu verwendet wird,

um

in

dem

den Samen,

Sinne, daß

dieses Mittel

Fendt: Gnostische Mysterien, 1. c. S. 8. Besonders die inzestuösen Orgien, die ja zum asiatischen Mutterkult genau so gehören (siehe Rank: Iniestmotiv, 1912) wie zuTSatai]s-Messe,indcrdas 1)

Siehe

2)

Weib wieder

angebetet wird (vgl. Iinago Messen. IX/i, 1923). zen

Den

Phihioniteii wirft

ubiconvivium 3)

Eine

Logos

s.

Minucius Felix

(nach 200) vor:

ealuit et incettae libidinü tbriatU ftrvor exarsit"

iiluiliche

bei

LÖwenstein: Zur Psychologie der Schwar-

Fendt,

„-poit

(Fendt

multat epulat, 1. c.

12).

Gleichsetzung der Großen Mutter mit Christus als S. 80.

dem

Die des

I2l

religiöse Siiblimierung

Ärchons der Begierde, zu vertilgen.

„Ist

nämlich

trotz

allem ein

Kind erzeugt worden, so wird die heilige Speise des dritten Mahles Kind

Aus

sein!

Embryo

jeder so zufällig Mutter gewordenen Frau wird der

herausoperiert, zerhackt, mit Honig, Pfeffer, Öl

geriichen präpariert,

beten

sie

dies

und

dem

jeder ißt mit

Finger davon.

und Wohl-

Und danach

zur Danksagung die Formel: ,Der Archon der Begierde ver-

mochte uns nicht zu narren, nein, wir haben die Sünde des Bruders aufgelesen." ..eine botes,

laiten

gotl

— Nun kennen wir",

Fendt (S. 5) erläuternd hinzu, der Form der Auflösung des Ge-

setzt

Bekämpfung der Archonten in die der alexandrinische Klemens von den Antitakten und Nikoaussagt: was der Vatergott schuf, war alles gut; aber ein Unter-

mischte das Böse darein; von diesem Untergotte stammen die

Gebote

.

.

.

der Archon der Begierde will, daß Kinder erzengt werden

darum wird

alles getan,

um



die Kindererzeugung zu verhindern."

Wir haben diesen Kult und

seine

Kommentare

ausführlich wieder-

gegeben, weil darin der ganze Mechanismiis der religiösen Sublimierung, also der eigentlichen Religionsbildnng unverhüllt zutage

Der böse Untergott, der burtstrauma

die Kinder zur

immer wieder

ganze (inzestuöse)

Welt bringen,

erleiden lassen will,

Unzucht der Gnostiker

ist

die

tritt.

sie also das

Mutter und

Gedie

läuft darauf hinaus, wieder

den Mutterleib einzudringen, wobei jedoch die Erneuerung des Geburtstraumas ausgeschlossen werden soll: daher wird der Same vom in

Mand

aus einverleibt (gegessen). Ist

wird der

Embryo

Fendt,

um

herausgeschnitten,

und wieder nur durch den Mund „die Weltentwicklung

ist

dennoch Konzeption das

Trauma zu verhindern

einverleibt.

ein

erfolgt, so

„Man

begi-eift", sagt

ungeheurer Fehlschlag, die Er-

lösung kommt nur durch Zurücknahme

des

im

All Wirksamen."'

Auch der Brahinaiienschüler, der Samejiverlust erlitten hat, betet; „Zu mir kehre zurück die Sinnenkraft, Leben und Segen, zu mir kehre Brahmanenschaft, lu mir Besitz. Der Samen, der mir heute zur Erde entglitten ist, der %u den Kräutern, zu den Wassern entflohen ist, den nehme icb_wieder in mich auf. zu langem Leben und Glanz" (Oldenburg, 1. c. 430). Vom Yogin heißt 1)

D^s Trauma der Geburt

122

Der Vatergott worden,

setzt

ist

um

an

ganz

Stelle der angst-lustbesetzten

im Sinne

soziale Organisation zu schaffen

des

als antisozial

Freudschen „Totemismus

gewährleisten. Jeder Rückfall

nur

sexuell auswirken kann, gilt

und wird mit

allen Schrecken des sog. religiösen

Fanatismus verfolgt,' der aber letzten Endes, wie auch die volution, auf Erhaltung

die

und zu

in die Mutter Verehrung, der sich

darum

Urmutter ge-

und Verstärkung der

välerlichen

soziale

Re-

Macht zum

Schutz der sozialen Gemeinschaft hinausläuft. Deswegen folgt auf

alle

Zeiten solcher Rückfallsbewegungen eine verstärkte puritanische Reaktion,

wie auch in der Geschichte des jüdischen Glaubens. Die bekann-

teste

Bewegung

dieser Art

batianer", vor etwa

ist

die pseudomessianische Zeit der „Schab-

300 Jahren, deren Urheber Schabbatai Z'wi ein

spaniolischer Jude aus

Smyrna war. ^ Ähnlich wie

die Gnostiker prokla-

mierte auch er eine Auflösung des Gebotes und seine Anhänger entfernten sich

denn auch

— besonders nach seinem Tode — vollständig von

den sittenstrengen Satzungen des Judenmms. Ihre Besonderheit bestand

und verbotene Formen des Geschlechtslebens, besonders inzestuöse, als Gottesdienst. „In Höhlen darin, daß

in der

ihnen die Frau als Gottheit

Nahe

Orgien.

Salonikis veranstalteten sie zu religiösen

Am

in die Mitte

der Gebete

galt

Eingange des Sabbaths

und

beinahe durch

alle

stellten sie eine nackte

tanzten, gleichfalls nackt,

nahmen Orgien jüdischen

ein.

Zwecken wildeste

um

sie

Jungfrau

herum. Die

Stelle

Ähnliche Gebräuche haben sich bald

Gemeinden

der Welt verbreitet

.

.

.

Natür-

zwinge durch Übung den Tropfen, der in den Schoß der Frau fahren will,umiukehten. Wenn aber der eigene Tropfen schon gefallen

es: er

ist,

zwinge er ihn

umzukehren und behalte ihn. Der Yogin, der so den TropTod besiegen. Denn wie der gefallene Tropfen den

fen bewahrt, wird den

Tod

bedeutet, ebenso bedeutet das Zurückgehaltene das Leben."

{Schmidt:

Fakire und Fakirtum, 1908.) 1)

Siehe zu diesem

Thema Reik: Der

eigene und der fremde Gott. Zur

Psychoanalyse der religiösen Entwicklung. 1923. 2) Nach M. D. Georg Langer: Die Erotik der Kabbaln, Prag 1925.

Die

I2)

Suhlinüerung

religiöse

lieh

wurden

dem

gelang es ihnen doch zweihundert Jahre lang nicht, die Sekte aus-

sie

durch die Rabbiner aufs schärfste verfolgt

zurotten. In der Türkei gibt es

(Langer,

1.

c. S.

59).

Übeneste

bis

zum

.

.

.

Trotz-

heutigen Tage."

Die unmittelbare Reaktion, welche dann allerdings

nach Langers schöner Erklärung nicht nm- zur asketischen Ausschaltung des Weibes, sondern zur Verstärkung der

homosexuellen Bindung führte,'

Rabbi

ben

Israel

Elieser,

ist

an den

Baal Sehern

Tow

(sozial

Namen (1700

wirkenden)

berühmten

des

— 1760) und

von ihm geschaffenen Chassidismus geknüpft. Langer

kommt

zu

des

dem

Schluß: „Die ganze innere Geschichte des ewigen Volkes erscheint

wie eine Kette mehr oder minder bewußter Kämpfe der beiden Richtungen. Der Kampf wurde gewöhnlich mit einem Komalso eigentlich

promiß abgeschlossen, welches

in der prähistorischen Zeit

und neue Symbole zu den schon bestehenden

setze

Freud

neue Ge-

hinzufügte. Dabei

genannte Ödipus-Komplex und der Todesgedanke mächtig ein und so ist die gesamte jüdische Gesetzgebung greift der

eigentlich

von

vom Eros präformiert,

liche Sanktion erhält"

An

so

(1. c.

ehe

sie

durch die Offenbarung die gött-

95).

diese ausgezeichnete

Formulierung möchten wir eine methodor logische Bemerkung knüpfen, die auch auf die psychoanalytische Relir ,

gionsforschung Bezug hat. Es unterliegt keinem Zweifel, daß wir es in mütterlichen Sekten und Kulten mit ßückfallserscheinungen diesen im

Sinne einer „Wiederkehr des Verdrängten" zu tim haben. sich aber hier ebenso wie auf biologischem Gebiete vor

dem

Man muß vorzeitigen

Hineintragen des phylogenetischen Gesichtspunktes hüten, auch durchhistorisches Substrat finden aus ein oder rekonstruieren zu wollen, wo jedenfalls ein psychologisches Substrat, dieses aber sicher ten, vorliegt.

\

Deuteronomimn

(15^ 7) spricht von dem „Freunde, der dir wie deine neben der „Frau deines Schoßes« als vo^ etwas durchaus allgemein Bekanntem (Langer S. gi). 1)

'

im Unbewuß-

So greifen die modernen jüdischen Sektierer scheinbar auf

Seele. ist" gleich

->r-

Das Trauma der Geburt

j^.

die asiatischen Muttcrkulte zurück,

während

sie

natürlich gar nichts

aus ihrem davon zu wissen brauchen, sondern die gleichen Reaktionen Aber auch wo individuell erlebten Unbewußten produzieren können.

wahrscheinlich ist, wie beim eine direkte Übernahme möglich oder sogar

„goldenen Kalb" der Juden,' welches „das Neugeborene" als SohnGott darzustellen scheint, ist der psychologische Tatbestand bedeutsamer

und

interessanter als der

immer nur mechanische

der „Überlieferung

.

wir anderseits in der Überlieferung der Vaterreligionen selbst

Wenn

Bruchstücke der verdrängten mütterlichen Vorstufen zu erkennen und zu rekonstruieren vermögen, werden wir daran festzuhalten haben, dali es sich

lichen

um

Vorstufen der Religionsbildung im eigentSinne des Wortes handelt, die wir mit Freud' als Endresultat eben nur

der Urkämpfe für

um und

gegen die Mutter und

als

Sieg der sozialen

Vatermacht anerkennen müssen. Unter diesem Gesichtspunkt können wir, neben der von Freud ge-

Entwicklung der „Brüderhorde" zur Gemeinschaft, auch deren religiöse Entwicklung ein Stück weiter verfolgen, und zwar in Übereinstimmung mit unserer Annahme von der sozialen Entwickschilderten sozialen

lung (König-infans) als Ü bergang des Mutterkultus zurVaterreligion über ,

die Sohn-Gottschaft, die im Christentum ihren reinsten Ausdruck gefunden hat. Vielleicht beruht die welthistorische Bedeutung des Christentums überhaupt darauf, daß sie es zum erstenmale gewagt hat, den

Sohn-Gott in den Mittelpunkt zu

ohne gleichzeitig die Ursprung-

stellen,

liehen Rechte der Mutter und die sekundären des Vaters anzulasten. entspricht auch die hohe

Bewertung

Evangelien texten. Christus

auch die Bildwerke

i)

ten.



selbst ist

selbst

noch

Kindes durch

des

immer

als



Christus in den

darstellen (Pietä).

„Götzendienst" scheint schlechtweg Dienst der Muttergottheit lu bedeuVgl. den Dienst des Baal (kanaanäisch

anderen Völkern kleine Kinder a) Totem und Tabu, 1912.

in

:

El),

dem

bei den

>

[|

J

?

j

Dem

infant geblieben, wie ihn

Toten

;

PhÖnikem und

den glühenden Rachen geworfen wurden.

^

* '

i

•^-'-"

~r-.r-Sr??^g'n?^-;-'^— '--T^-^Hr--^

Die

religiöse

zum

'

Sublimierung

Gott. Die Bekenntnisformel

'

-

j

In den antiken Mysterien wurde jeder einzelne

unmittelbar

'

'

2/

Myste selbst

„Ich habe

:

"

gefastet,

ich habe den Kikeon (Mischtrank) getrunken, ich habe es aus der Kiste

genommen, und nachdem ich gearbeitet hatte, habe ich es in den Korb gelegt und aus dem Korb in die Kiste", zeigt, daß es sich dabei um eine Rückkehr (und Wiederkehr) cysta mystica

jetzt

in den Mutterleib handelt, als welcher die

auch schon von den Archäologen aufgefaßt wird.

„Indem der Myste aus der heiligen xtaxi^ die Nachbildung eines Mutterschoßes nahm und über seinen Leib gleiten ließ, empfing er die Gewißaus

heit,

dem Schoß

der Erdmutter wiedergeboren, ihr leibliches Kind

geworden zu sein."^ So erklären tungen, in denen

manche

sich

auch die noch dunkleren Andeu-

christlichen Schriftsteller

der eleusinischen Mysterien sprachen:

Niedersteig und der Priesterin,

das feierliche

,,Ist

dort nicht der finstere

Zusammensein

zwischen ihm und ihr

vom Geheimnis

allein,

des

und

Hierophanten und

hält nicht eine

un-

Menge fiir ihr Heil, was in der Finsternis von den beiden vollzogen wirdl"'Daß es sich üicht um den bloßen Koitus, auch nicht den „sakralen" handelt, dessen ja die „unzählbare Menge" auch teilzählbare

haftig

werden kann, sondern

um

Vereinigung mit der Mutter beweist nicht nur das Symbol der cysta mystica, sondern noch eindeutiger die

der realistische phiygische Mysterienkult, in

Grab

hinabsteigt,

rieselt.

Gott in

„wo ihn

das

Blut

ihm

der Myste in ein

eines geschlachteten Stieres

Nach der Wiedergeburt empfängt oder er in

dem

über-

Milchnahrung, da der dem Gott noch ein Kind ist, dann steigt er

empor und wird von der Gemeinde

als

er

Gott verehrt".

-'

Auch

die indische '

i) 2)

Körte im Arch. f. Rel.-Wiss. XVUI, De Jong: Das antike Mysterienwesen, A.

1915, '

1909, S. 22.

-

ReitiensteiniHeUeoistischeMysterienkuite. 2. Aufl. 1920,3.53.10 einem hermetischen Wiedergeburtsmysterium ruft der Myste aus „Ich bin im Himmel, 3)

;

im Wasser bin ich, bin in der Luft, ich bin in den Tieren, im Mutterleib, von Mutterleib, nach Mutterleib,

ich bin in der Erde, in

den Pflanien,

bin überall" (ebenda

S.

29 u. 55).

— Man vgl, auch die Mysterien des persischen

'

-' .

l-.,!«.'-^'.*.-.'----"

I f

f

/

Das Trauma



der Geburt

i

~

',

Yogaprasis ermöglicht

senkung selbst

zum

es

]eAem einzelnen durch

Gott zu werden, daB

i

mystische Ver-

heißt durch Eingehen in

Embryo, der göttlicher den Mutterleib, durch Rückverwandlung in den Allmacht

teilhaftig ist (siehe

Erweist sich so das in/ans

Ferenczi: Entwicklungsstufen). als letzten Endes das Ungeborene





Gott,

oder der noch ganz wie sein Statthalter auf Erden, sei es nun der König gefolgert jeder stärkeren Einschränkungen unterworfene Papst, so wird :

war einmal

selbst ,,Gott"

er sich wieder in

und kann

zu identifizieren.'

können nicht

wieder werden,

wenn bzw.

den Urzustand zurückversetzen kann und deswegen

jeder so leicht imstande, sich mit

so

es

so weit

Wie

alle

ist

dem späteren „einen und einzigen Gott'

-

,

aber nicht alle in die Mutter zurück können,

König oder Gott

sein.

Daher sind

die aus einer Viel-

müssen heit Auserwählten, die Priester, ursprünglich Kastrierte, d. h. sie auf diesesVorrecht des Eindringens in die Mutter verzichten, schließlich zLigunsten eines einzigen und zwar des Jüngsten, der sich wirklich

an die

zu setzen vermag und mittels der religiösen Subli-

Stelle des Vaters

mjerung

Handlung, mit der ihn allerdings die Menge umzuwanein freiwilliges Opfer für die anderen

die lustvollste

zu strafen glaubt, in

deln.* So rettet er aber die soziale Gemeinschaft vor

Mutter wird dabei

teils

dem

Zerfall.

Die

als das

böse

zur Himmelskönigin erhöht, teüs

|

verlockende Urprinzip alles Gebarens zur religiös-ethischen Ausgestaltung des antiken Unterweltsbegriffs verwendet, der aus der Himmels-

mythologie

(Jenseits)

stammend,

Mithras und dessen Stieropfer.

über die in der Joha nnes-Apokalypse

(Cumont:

Mithras; Dieterich: EineMithras-

liturgie^. i)

im „Mythus von der Geburt des Helden",

~

Geburt die eigentUche Leistung ident o r c h S. 60) sich mit Christus Wenn vollkomsie hat tifiziert, da auch sie in einem Stall zur Welt gekommen sei, so men recht: denn auch sie ist auf natürlichem Wege geboren und will das Gesei.

die

beispielsweise eine Schizophrene (S

burtstrauma verleugnen.

So scheint

J ^

» 'I

Siehe die gleiche Auffassimg

daß jeder einzelne ein „Held" und

2)

^

Mahomet

in seinen epileptischen

Zuständen (Aura?) das

haben. mische Paradies mit seinen Wonnen (Huris) konxipiert *u

isla-

I f

Die

religiöse

Suhlimierung

zum

vorbereitete religiöse Sublimierung bis

12^

andern Extrem der mittel-

alterHchen Höllen Vorstellung führt,

ij

das

\

Gegenstück zur intrauterinen Paradies- und Himmels-

\

Phantasie. Insbesondere die

Höllenstrafen,

Un-

\

gehende Reproduk-

1

tionen der Intrauterin-Situation dar (Fesseln, Hitze usw.),

uns daher nicht wundern, wenn mit besonderer Vorliebe

als

die den griechischen

terweltstrafen entsprechen, stellen bis ins einzelne

der gleichen

'}

'\

Diese offenbart sich in ihren krassen körperlichen Details angstbesetzte

'

und

kann

m

die Hysterien des Mittelalters sich

j

dieses voi-gebildeten Materials

es

zur Darstellung

unbewußten Tendenzen bedienten.' Aus der Analyse ergibt sich dann,

Unbewußten die Züge des bösen Urvaters

warum

trägt,

der spätere Herr dieser

denn

er

ist es ja,

,,

des

Hölle"

\

\

J

der den ursprüng-

lichen Schauplatz aller Lustsensationen in deren Gegenteil verkehrt hat.

Die ursprünglich weibliche Bedeutung des Teufels, der

Höllenschlund

selbst verkörpert, ist vielleicht

sehen Figur seiner Großmutter erhalten, die nicht nur in denen des Märchens liche Urmutter fortlebt.



als

ja

den Hexen

ja in

die alte böse

und

— und

die Inquisition

gi-au-

können wir nichts anderes

in die Wirklichkeit übertragene Höllen Situation mit was nach einer mündlich Strafen, geäußerten Vermutung Freuds ihren erblicken

auf ein

als die

Trauma zurückgehen mag, welches

reales

mit auch

das

das Sexual-

und

da-

Geburtstrauma unmittelbar berührt zu haben scheint.

Mit der Deutung der Höllenstrafen

als

Darstellungen der Intrauterin-

Situation mit negativem Vorzeichen haben wir uns derholt berührten

Thema

genähert, das wir

im

einem

bereits wie-

letzten Abschnitt als

Kernproblem des Geburtstraumas verstehen werden. Auch können wir den komplizierten, durch das Studium der Zwangs-

das psychologische

neurose erhellten

i)

Siehe dazu

Weg von

diesen primitiven Projektionen zu den hoch-

Groddeck: Der

\ ''

'

gefähr-

Im mittelalterlichen Hex enwahn und den

samen Verfolgungen durch

den

noch in der halb komi-

Symbolisierungszwang, Imago VIII, 1932.

''

Das Trauma der Geburt

128

nicht weiter verfolgen, die in den wertigen ReaktionsbUdungen hier möchten nur auf den fortethischen Vorstellungen gipfeln. Wir hinweisen, der sich dabei schreitenden Prozeß der Verinnerlichung Einsicht in die und der parallel geht'mit der zunehnnenden vollzieht

ja letzten Endes im psychische Genese der ethischen Bildungen, die lohnenden ^mbewußten Schuldgefühl wurzeln, Die strafenden und

höheren Mächte, die man nicht verletzen darf,

werden schließ-

lich wieder ins Ich zurückverlegt,

wo

von

sie einst

dem

aus

narzißtischen All mach tsgefühl die Ober-

in

projiziert

worden waren und als

mütter-

(Schutz, Hilfe,

Gnade)

nachdem

dort je liche

und Unterwelt

oder väterliche Repräsentanten (das eigene Allmachtsgefühl) figurieren. Erst der tita-

nischen Geistestat des starrsten Ixion auf

dem Rade

(Anssclmitt ans einem Vasenbild in Berlin)

setz in

uns

vom

gestirnten

Ethikers

Kant

blieb es vor-

behalten, das moralische

Ge-

wieder zu trennen

und dem

Himmel über uns

auch ihm nur, indem er diese schwer aufgegebene Identität in bekannten Gleichnis wenigstens metaphorisch wiederherstellte.

Für die Entwicklung

nur

des

Strafbegriffs

ist es

bedeutsam, daß nicht

Menschheit in der Phantasie ersonnen, sonauch in die Tat umgesetzt hat, den Urzustand der Mutter-

alle Strafen, die die

dern die

sie

leibssituation

mit Betonung des Unlustcharaklers darstellen. Ohne uns

einauf eine detaillierte Deutung der griechischen Unterweltsstrafen lassen zu können, sei

typische

nur erwähnt, daß

Züge aufweisen,

die

man

die bekanntesten von

ihnen

schon mit Rücksicht auf die Loka-

Die leicht versteht.

lität

mäßig

in einer

gründet mit

Sublimierung

religiöse

12^

Das Vergehen dieser Ursti'äflinge besteht

Auflehnung gegen den höchsten der

dem Begehren nach

Ixion, der überhaupt

als der erste

regel-

Götter, meist be-

dessen Weib, der Urmutter, wie bei

Verwandtenmorder

gilt.

Seine Strafe

besteht darin, daß er auf Zeus' Befehl „auf ein geflügeltes feuriges

Rad

Tantalos (Auf

emem

Saikopha.g)

mit vier Speichen, das sich unaufhörlich dreht, mit Schlangen

und

unter Geiselhieben

und dem Ausmfe: .Wohltäter

soll

gefesselt

man

ehren",

durch die Luft dahingerollt wird. Doppelt schwer erscheint die Strafe für Ixion, sofern er unsterblich ist."" Ähnlich wird

„Personifaktion der Fülle

und

des

Reichtums" wegen

den Übermuts gegen die Götter, denen er gleich sein i)

9

Roschers Lexikon der Mythologie

Kwk

Tantalos, eine

II/i.

seines freveln-

will, gestraft.

Die

•la-'TiTVIKI

Das Trauma

I}0

zeigt die

msprüngliche Version

der Gehurt

Angstsimstion in Pemianenz, indem

niederzufallen droht über seinem Haupte ein Stein schwebt, der stets Hungers und Durstes bezieht die andere Strafe des ihn ewig quälenden

an allen üppigen Gbrtermahlzeiten als Gast teilnehmenden Günstling, der, um die Götter auf die Probe zu stellen, ihnen Menschenfleisch vorsetzte. Auch er erscheint übrigens auf einem sich offenbar auf den,

Sarkophag aufs

Rad

(s.

Röscher Bd. V. Sp. .85/84) i"

geflochten,

während Ixion

Doppelkreis hineinkomponiert

ist.

in

g^i"'-

naturalistischer Weise

schöner Stilisierung in den

Sisyphos

endlich, den es auch nach

der gleichen „Unsterblichkeit" der Götter verlangt, wird dieser in der gleichen

Weise

erfüllt: das

Wunsch

ewige Zurückrollen des Steines,

den er gegen dessen natürliche Tendenz herunterzustürzen,

immer

wieder versucht, über den Gipfel des Berges zu wälzen: „Schweiß rinnt

von seinen Gliedern und eine Staubwolke umhüllt sein Haupt. Alle diese Strafen

Überlieferung

und

Sträflinge sind aber, nach der griechischen

selbst, erst später,

und zwar im Sinne

der griechischen

Kulturentwicklung an den Ort der Unterwell, den Tartaros, versetzt

und halten auch als solche unbewußte Bedeutung, sondern sie sind ia im Dunkel des

worden. Ursprünglich waren die gleiche

Mittelalters, das

Unterwelt

sie

nicht nur real

im Vergleich zum Griechentum

darstellt, wieder- realisiert

selbst eine höllische

worden. Die Verbrennung und

— nicht zu sprechen von den Köipcrverrenkungen Blendung der Gefesselten und Gefolterten {Kopfabwärtshängen) — Räderung der Hexen

die

oder Aussetzung

im Wasser,

die typische Strafe für den Vatermörder,

der in einen Sack vernäht ins

Meer

vei'senkt wird': all dies zeigt so

recht deutlich den unverwüstlichen Wunschcharakter des

erkannt hat, daß selbst noch die schrecklichsten Strafen,

wie_ihn

Freud

die der

Mensch ersinnen konnte und

ptomen der Neurose gegen

i)

Unbewußten

SieheStorfer:

die er in den körperlichen

sich selbst richtet, in die

Form

Ziir Sonderstelhiiig des Vaterinordes. 1911.

Sym-

der ersten

Die und

religiöse

Ißl

Sublimierung

stärksten Lusterfahvung, des Intrauterinlebeiis eingekleidet werden.

So wird

es

möglich und verständlich, daß derartige Strafen nicht nur

ertragen, sondern auch InstvoU die Veranstaltungen

zum

auch

empfunden werden, wie übrigens auch*

von Masochisten täglich beweisen. Dies erklärt

größten Teil den Lustcharakter gewisser neurotischen

ptome, in denen der Patient sich selbst in ein

er sich

Zimmer

zurückzieht

zum Gefangenen

und

Sym-

macht, in

einsperrt oder

indem

pessimistischen Phantasien die ganze Welt als Kerker empfindet

dem

er in

und sich

dabei unbewußtdarin wohlfühlt. 'Die eigen tlicheStrafe, die ihnlängst ge-

und der er durch diese Selbstbestrafungsphantasien nur scheinbar entrinnen will, war ursprünglich das Verlassen des Mutterleibs, die troffen hat

VertreibungausdiesemUr-Paradies, das immer wiederin allen möglichen

Formen von der

Auch

die

Gottvater

unstillbaren Sehnsucht realisiert zu

Kreuzigung,

im Mittelpunkt

die als Strafe für die

werden versucht.

Auflehnung gegen

der Christusmythe steht, entspricht derselben

Verwandlung und Angleichung der intrauterinen

Situation, wie die

Einschließung des Ixion ins Rad, mit dessen Wegfall die Speichen

zum

Kreuz werden.^ Die Kreuzigung entspricht somit gleichfalls der unlustbetonten Rückkehr in den Mutterleib, auf die ganz folgerichtig die

Auferstehung,

Denn

d.

h.

die

Geburt und nicht die Wiedergeburt

handelt sich auch hier

es

um

nichts anderes als

um

folgt.

eine ins

Ethisch-Religiöse sublimievte WiederholungHind Reproduktion des Ge-

,)

Von

hier aus

ist

auch die Tiefenpsychologie der

sog. .,Haftpsychoseii" erst

zu verstehen.

das Kreuz selbst noch etwas „Inneres" dar, niimtich die von der Umklammerung des Radkranzes befreiten Speichen. „Auch das Hakenkreuz 2)

So

stellt



Zusammenhang: das Speichenkreuz dem der Radkranz wieder natürlich Sinnbild des Lebens luid des Sieges" {Schneider, 1. c.

gehört in diesen wächst, S. 8,

ist

Anm.

2).

den Evangelien deren unglaubwürdige Widerijprüche aus der Tatsache des Wiederholungszwanges ..Damit erfüllet werde das Wort des Propheten!" 3) Christus selbst erklärt in

r

9*

Das Trauma der Geburt

I}2 burtsvorgangs

im Sinne

der neurotischen

Überwindung

des Urtrau-

die das christliche Erlösungsmas. Daher erklärt sich die große Rolle, Neurotiker und der Geistes»mysterium auch im Phantasieleben der Heros, dem die als Identifizierung mit dem passiven

kranken

spielt,

Rückkehr auf dem Wege des

dem

ist.

Diese

Menschheit ein großartiger Heilungsversuch, der die solcher Untergang der antiken Welt gerettet hat, und ist als

Identifizierung aus

lustvollen Leidens geglückt

ist

kenntlich, auch in den überlieferten "Wunderheilungen Christi deutlich durch Herausforderung der Blinde und Lahme durch sein Beispiel, d. h.

zur Identifizierung gesund machte, weil

sie in

ihm den Überwinder

des Geburtstraumas erblicken konnten.' infantile Theorie In diese Auffassung der Christuslegende fügt sich die Tatvon der unbefleckten Empfängnis als dogmatische Fassung der

sache des Geburtstraumas zwanglos ein

:

Sie besagt

im Sinne

des

Heroen-

mythus, dessen extremste Ausgestaltung die Christusfigur repräsentiert, daß auch dieser negative Held, dem die Überwindung in so weitgehen-

dem natürUchen Wege geboren, ja dem natürlichen Wege in die Mutter hineingekommen

dem Maße gelungen auch nicht auf ist.

ist,

Diese menschliche

traumas wird nun, ganz

nicht auf

UnvoUkommenheit

im Sinne

eines schweren Geburts-

unserer Auffassung von der Deter-

miniertheit des neurotischen Symptoms,

im

späteren

Leben vom Er-

wachsenen in seinen körperlichen und seelischen Leidenssymptomen gewissermaßen nachgeholt. Dabei stellt die manifeste Strafe ihrem latenten Inhalt nach die ideale Wunscherfüllung, die

Mutter

dar,

während

Rückkehr

die künstlerische Idealisierung des

in die

ornamental ge-

kreuzigten Heilands ihrem latenten Sinn nach die eigentliche Unterweltstrafe, die

Verhinderung der Embxyonalstellung, ausdrückt.

beginnt, entspricht Die neue Zeitrechnung, die mit Christi Geburt Wiederholung. (S. die psychologisch dem Embiyonaljahr und seiner ewigen i)

mexikanische Parallele

S. 75,

Fußnote).

Lukas Cranach: Kreuzigung

Holzschnitt

Lukas Granach: Kreuzigung (1502)

Die künstlerische Idealisierung Eine treffende Illustralion zu dieser allzu

Chrismsmythe bieten

menschlichen Auffassung der

die realistischen Kreuzigungsdarstellungen

Lukas Cranach,' wo neben dem

von

in der bekannten gestreckten Kör-

anderen Sünder in überaus charakperhaltung gekreuzigten Heiland die Embryonalstellung an Baumstämme genagelt erscheinen. teristischer

Weist so die

stilisierte

Kreuzstellung Christi in der Kunst auf einen

Abwehr- bzw. Strafmechanismus wie der arc de cercle hin, ähnlichen a der realistischen Figuren durch Lukas so gibt die Gegenüberstellung ein Bild von der Idoalisierungslendenz der künstlerischen

Cmnach

Darstellung, die darauf auszugehen scheint, die allzu deutliche An-

näherung an den Urzustand, die ihm auch Stvarrharakter ästhetische

i)

2)

Formgebung

verleiht,

durch

zn mildern.

Nocli reaüstischere Darstelluiigeii der Schacher bei Urs Graf u. a. Es ist interessant, daß für Schopenliaiier das Wesen der ästhetischen i" der Erlösung vom „Willen" bestand. Niefi sehe, der die dahinter

Wirkung

wirkende „Sexualverdrängung" bereits klar erkannte (.Genealogie der Moral, 6), („Die Welt als Wille und Vorstellung", I, 351) darüber führt die bekannte Stelle schmerzlose Zustand, den Epikuros als das höchste Gut an; Das ist der

den Zustand der Götter pries; wir sind, für jenen Augenblick, des Zuchtliausschnöden- Willensdrangs entledigt, wir feiern den Sabbath der

und

als



Wozu Nietzsche das Rad des Ixion steht still." und des langen bemerkt „Welche Vehemenz der Worte Welche Bilder der Qual t-Gegenüberstellung, jenes Überdrusses! Welche fast pathologische Z ei

arbeit des \VoUens, :

!

Augenblicks' und des sonstigen ,Kads des Ixion'."

Das Trauma der Geburt

n6

Wahrung

Dieser Piozeß der künstlerischen Idealisierung, der bei aller Naturtreuheit ja

doch den ästhetischen Schein, die Unwirklichkeit

geradezu die Verleugnung der „Natur" anstrebt, hat seinen un-

bestrittenen

Höhepunkt

in der griechischen Kultur gefunden, deren

meisterhafte psychologische Analyse

Nietzsche zum

Male

ersten

ge-

gegeben hat. In seinem genialen Erstlingswerk schon erfaßte er die

harmonische Fähigkeit dessen, was uns das griechische Wesen bedeutet

und was

er das „Apollinische" nennt, als Reaktion auf eine ursprüng-

liche neurotische Zerrissenheit, die er als das „Dionysische" charak-

Und mit Recht

terisiert.

führt er als Maßstab

und Gradmesser

dieses in

der menschlichen Geistesgeschichte einzig dastehenden Idealisierungs-

vorgangs das gänzlich veränderte Verhältnis

zum Tode

an,

wie

es sich

in der Anpreisung des Glückes der Ungeborenheit durch die Weisheit des Silen äußert,

und

in der Einstellung der homerischen

Helden zum l,eben

von denen man, „mit Umkehrung der silenischen Weisheit,

sagen könnte, das Allerschlimmste

für

sei

sie,

bald zu sterben, das

Zweitschlimmste, überhaupt einmal zu sterben." verlangt, auf der apollinischen Stufe, der .Wille' 80



„So ungestüm

nach diesem Dasein,

Eins fühlt sich der homerische Mensch mit ihm, daß

Klage zu seinem Preisliede wird. Hier

muß nun

selbst die

ausgesprochen werden,

daß diese von den neueren Menschen so sehnsüchtig angeschaute Harmonie, ja Einheit des Menschen mit der Natur, für die Schiller das Kunstwort ,naiv' in Geltung gebracht hat, keinesfalls ein so einfacher, sich

von

selbst ergebender,

gleichsam unvermeidlicher Zustand

wir an der Pforte jeder Kultur,

immer

erst ein

und durch

einem Paradies der Menschheit be-

uns das Naive' in der Kunst begegnet, haben

Wirkung

der apollinischen Kultur zu erkennen: welche

,

Titanenreich zu stürzen und

kräftige

Ungetüme zu

toten hat

Wahnvorspiegelungen und lustvolle Illusionen über

eine schreckliche Tiefe der Weltbetrachtung fähigkeit Sieger

dem

Wo

gegnen müßten ... wir die höchste

als

ist,

geworden

sein

muß

,

,

.

und

reizbarste Leidens-

Der Grieche kannte und emp-

i }7

Die künstlerische Idealisierung (and die Schrecken

und

Entsetzlichkeiten des Daseins:

leben zu können, mußte der Olympischen stellen.

um überhaupt

er vor sie hin die glänzende

Traumgeburt

Jenes ungeheure Mißtrauen gegen die

tita-

nischen Mächte der Natur, jene über allen Erkenntnissen erbarmungslos

thronende Moira, jener Geier des großen Menschenfreundes Prome-

theus, jenes Schreckenslos des weisen Ödipus, jener Geschlechtsfluch

der Atriden, der Orest

zum Mutterinorde

zwingt, kurz jene ganze Phi-

losophie des Waldgottes, samt ihren mythischen Exempeln, an der die

schwermütigen

Etrurier zugrunde gegangen sind

— wurde von den

Griechen durch jene künstlerische Mittel weit der Olympier fort-

während von neuem überwunden,

jedenfalls verhüllt

und dem

Anblick entzogen."' In diesen Sätzen hat Nietzsche das Problem der griechischen Kulturen twicklung mit unerhört

Wir brauchen nur

kühnem

Zugriff an der Wurzel erfaßt.

einen kleinen Schritt weiter in der psychologischen

Erfassung des „Dionysischen" zu gehen

und

der diese ganze Entwicklung gespeist hat:

den

Weg

veir

stehen

am

Urquell,

Um mm

der Angst!

aber

von der Angst zur Kunst zu verfolgen und gleichzeitig zu

verstehen, wieso gerade die Griechen zur höchsten

Vervollkommnung

der künstlerischen Idealisierung gelangen konnten, müssen wir wieder

auf ein Kernsymbol der Urangst in ihrer Herkunft aus der Geburt zurückgreifen: auf die

dem Trauma

Sphinx.

In seinem bedeutsamen Buche: Das Rätsel der Sphinx, hat Ludwig

Laistner (1884)

die griechische Volkssage

vom menschen würgenden

Ungeheuer mit den Alpsagen germanischer Überlieferung zusammengestellt

und beide auf

rückgeführt. produziert,

ist

Daß

das menschliche Erlebnis des

Alptraumes zu-

der Angsttraum selbst die primäre Geburtsangst re-

uns nun psychoanalytisch klar geworden. Ebenso

ist

die

das Angsterlebnis als solches repräsentierende Figur der mischgestalteten

Sphinx von der Psychoanalyse 1)

Heivorhebungen von mir.

als

Muttersymbol erkannt worden, und

Das Trauma der Geburt

138

Beziehung auf die Geburts-

ihr Charakter als

„Würgerin" macht

angst eindeutig.

In diesexn Sinne zeigt die Rolle der Sphinxgeslalt hi

die

der Ödipussage ganz klar, daß der Hekl auf zur Mutter die Geburtsangst überwinden

dem Wege

muß.

der

die ja die

Rückkehr Schranke

an die auch der Neurotiker in allen seinen Regressions versuchen

darstellt,

immer wieder

stößt.

hat in schöner Weise ausgeführt, \vic die

Reik'

Sphinxepisode eigentlich eine DoubletLe der Ödipussage seJbsi darstellt

nur hat

er, offenbai- verleitet

vielleicht historisch früheren

von

dem

Typus des männlichen agyptisclien Sphmx, fesLgestellten Muttercharaktei- der

den von der Analyse ursprünglich Figur

als

keineswegs primären, wenn auch

sekundär erweisen wollen, was sich nicht bloU in

dem

hier

entwickelten Zusammenhang, sondern nach den verschiedensten Rich-

tungen

als

unhaltbar erweist. Gewiß

die Ödipussage eine Doublette

ist

derSphinxepisodi;, wasaber psychologisch so viel bedeutet, als die Wieder-

holung des Urtraumas auf

dcj-

sexuellen Stufe (Ödipuskomplex), wäh-

rend die Sphinx das Urtraunia selbst

gender Charaktei/.u

stellt sie

denen das Kind

stellung aus

bereits geschilderte

dem Geburtstrauma

verschlungen wird, diesen

unmittelbar neben die inlaiUilen Angsttiere,

auch die

ja

hat.

Der Held,

in der lustvollen

Wüvgerin

stellt

von ihr nicht

Form

des Geschlechts-

aber die Sphinx nicht nur ihrem latenten

Inhalt nach den angst besetzten als

dei-

Entsprechend ihrem Angst-

aktes mit der Mutter zu wiederholen.^ als

ambivalente Ein-

vermag eben durch Überwindung der Angst

unbewußten Wunsch

charkter

Ihr menschenverschün-

darstellt.

Wunsch

Verschlingungsgefahr dar, sondern

festen Gestalt den Geburtsaltt selbst

der

in die

Mutter

sie repräsentiert in ihrer

imd

i)

Ödipus und die Sphinx, hnago VI, igso.

2)

Id der

Hcsiod scheu Theogonie, wo

Rückkehr

das Sträuben dagegen,

mani-

indem

die Spliiiix literarisuli zuerst erwälmt

Verbindung der in unterirdischer Höhle des Anmermit ihrem eigenen Sohne. „Ausgeburt der unterirdilandes hausenden Echidna schen Echidna" wird sie auch von Euripides genannt (Koscliors Lex.). erscheint, entsteht sie aus der

Die künstlerische Idealisierung der menschliche Oberleib aus

dem

J39

tierischen (mütterlichen) Unterleib

herauswächst, ohne sich endgültig davon lösen zu können.^ das Rätsel der Sphinsfigur,

und

in seiner

Lösung

Verständnis der ganzen griechischen Kunst-

ist

Dies

der Schlüssel

ist

zum

und Kulturent Wicklung

gegeben. Eine besonders sinnfällige psychologische Vorstufe dazu bietet das berühmte Terrakottarelief von Tenos, das die Sphinx als eine die Jugendblüte dahinraffende Todesgüttin darstellen soll. (Rosclier IV, Sp. 1370,) [Dazu halte i)

man

die älinliche „Harpic des

Grabmals von Xantos" bei Koscher I/2, Sp. 184G]. Diese Be-

ziehung der Sphinx zum Tode wird uns leicht vers.tändlich.

wenn wir uns daran daß

erinnern,

auch der große ägyptische Sphinx von Gizeh nichts ja

anderes als einGrabist,dersich

von den anderen „Tiersärgen", ivie z.B.denElephantenalleen der Minggräber in China, nur durch die besondere Kombi-

nation von

Mensch und Tier

imterscheidet,

Sphinx (Terrakottari'lief

von Tenos)

kunft des

die Her-

d. h.

Menschen aus dem

tierischen Leib

im

Sinne des

Heroenmytinis unterstreichf. Bedeutung genitale des Sphinxleibes (als Gebärorgan) kommt Die rein schließin spätgricchischen, offenkundig zu Vorschein zum lich weiblichem Gebrauch bestimmten erotischen Salbgefäßen in Sphinxform, ivie sie liberg (in Roschers Lexikon IV, Sp, 1384) bespricht (z. B. die schöne Sphinxvase im Brit, Mus. aus welche Murray um 440 ansetzt). S. Maria di Capua, wir in der altperuanischen Keramik, sehen Dasselbe beweist, die gleichfalls

daß die Sphinxfigur ursprünglich ein Gefäß war, und zwar das Gefäß, in dem der Mensch selbst aufbewahrt wurde imd aus dem er auch herauskam. So die merkwürdige Darstellung eines „sphinxartigen" Menschen mit Raubtiergebiß unter einem Schneckenhaus, die Fühler wachsen ihm ans den Augen heraus (nach Fuhrmann: Peru II, 1922, Tafel 57); oder Tafel 31 aus dem

Hamburger Museum

für Völkerkunde, zu der

Fuhrmann

bemerkt: „Eine sehr

p Das Trauma

jjQ

der Gehurt

Vergleichen wir auch nur flüchtig das klassische Zeitalter der grieso

können wir

sagen, daß die Griechen die affektiv erlebte Tendenz, sich

vom Mutter-

chischen Kunst mit seinen orientalischen Vorläufern,

leib zu lösen, die in

artigen

den Sphinx- und Kentaurgestalten einen

Ausdruck gefunden

hat, in der

ganzen Entwicklung ihrer Kunst

konsequent durchgeführt haben, indem asiatischen

Welt durch menschliche,

so eigen-

sie die tierischen

ja in

Homers

Götter der

Darstellung allzu

menschliche Gestalten ersetzten. All die mischgestalteten Fabelwesen, an denen die griechische Mythologie so überreich ist, scheinen den

SchmerzunddieQual

dieser Loslösungsbestrebungvon der

zuspiegeln, dessen Resultat wir in

lichen losgelösten

und doch

so

Mutter wider-

dem edelgeformten, von allem Menschmenschlich gebliebenen Körper ihrer

Büdv^erke, insbesondere des nackten Jünglings bewundern.

So

liegt die tiefe kultur-

und entwicklungsgeschichtliche Bedeutung

merkwürdige Darstellung mit einem Menschen köpf, der hinten aus dem Tier herauszuwachsen scheint, und die relativ starke Leibung des Tieres, das dem vorigen Bild zu entsprechen scheint (siehe Tafel go), könnte darauf hindeuten, Tafel 30, daß der Körper des Menschen im Tiere selbst noch verborgen ist."



aus

dem Wiener

dem vorKentaurendem herausgekommenen Menschen

Naturhistorischen

geschrittenen Stadium des

Museum,

nähert sich bereits in

Typus, dessen psychologische Bedeutung in unserem Sinne durch die Bemerkung von Fuhrmann unterstützt wird, daß ein Reittier in Peru nicht bekannt sei, daher „muß die Grundlage dieser Darstellung noch geklärt werden." Jedenfalls wird die „Entstehung« des Reiters dabei verständlich, der wieder nichts anderes

den mit der Mutter Verbundenen und darum Stärkeren, Höheren, MächtiVornehmeren (König, Führer, Herrscher) darstellt. (Als die Ureinwohner Mexikos die spanischen Eroherer auf ihren Pferden sahen, meinten sie, Roß und als

geren,

Reiter seien ein untrennbares Ganze.) Das infantile Vorbild zu diesen fast „psychotischen" Regressionen in den tierischen Leib bilden nicht nur die Schaukel-

und Steckenpferdchen der Kinder, sondern noch eindeutiger das sog. „Pferdcheaspjel",bei dem das Kind Beine und Unterkörper nach Pferdeart bewegt (springt), Das primitive während der Oberkörper den menschlichen Reiter darstellt. Steckenbleiben in diesem Zustand versinnbUdlichen sehr hübsch die von Bert-



ch i n ger publizierten „Illustrierten HaUuzinationen"eineB Schizophrenen (Jahrbuch f. PsA. III, 1911). G

Die

künstlerische Idealisierung

dergriechischenKunstdarin, daß

Akt der Menschwerdung,

sie

141

den biologischen und prähistorischen

die Loslösung

von der Mutter und die Aufrich-

tung von der Erde, in der Schaffung und Vervollkommnung ihres Kunst-

vom menschlichen Körper

ideals

wiederholte.' In der typischen

dem am Boden

der Giebelkomposition, die von deten Krieger bis

zum

Zwischengliedern



liegenden verwun-

aufgerichtet stehenden Gott eine Reihe von

auch kentauren hafte



möchte ich

darstellt,

ein Abbild dieses biologischen Entwicklungsprinzips sehen. ist ja

der

für die ganze asiatische Kunst, soweit sie den

Typus

Form

des Sitzenden („Thronenden")

Im übrigen

Menschen

abbildete,

maßgebend gewesen, wie

bei-

spielsweise in den Buddhastatuen mit den untergeschlagenen Beinen, in

der chinesischen Plastik usw. Erst die ägj'ptische Kunst beginnt den aufrecht stehenden oder schreitenden Körper

Tierkopf

— zu bevorzugen, der dann

wörtlich aus

dem



allerdings

in der griechischen

noch mit dem

Kunst sozusagen

tierischen Mischkörper als von allen Schlacken der

Geburt gereinigtes Schönheitsideal herauswächst. In der ägyptischen Plastik wächst, ähnlich wie in den alten chinesischen Felsskulpturen, allmählich die Figur aus

üem

Stein selbst heraus („Steingeburt"), wie beispielsweise die im Berliner Museum befindliche Granitstatue des Senmut (um 1470 v. Chr.), der eine Prinzessin hält; von

beiden sieht

man

nur den Kopf aus einem mächtigen Granitblock herausragen. Das-

selbe Motiv, schon zeigt die gleiche

mehr gelöst

dem künsderischen Geburtssymbol, Hedwig Fechheimer sagt in ihrem

aus

Gruppe in Kairo.

schönem Werk von der Plastik der Äg>-pter, ' daß sie ihrer Natur nach nur die in

Ruhe verharrende Gestalt als einwandfreien Vorwurf gelten lassen

konnte: Sitzen,

festes

Stehen, Hocken, Knien seien ihre häufigsten

Motive. Die Granitstatue des Senmut, bei der die menschliche Gestalt i)

Im „Laokoon"

säulen erzeugten,

sagt

Lessing, daß

und der

bei

den Alten „schöne Menschen BildMenschen mit zu

Staat schönen Bildsäulen schöne

verdanken hatte". 2) In

der Sammlung: Die Kunst des Ostens. Bd.I. Berlin.

j

Das Trauma der Gehurt

2

vollständig in einen

vom Kopf bekrönten Block hineinkomponiert

sei.

den konsequentesten ihrer schroffen Gesetzmäßigkeit vielleicht die an architektonische Formen Auscfruck dieser Raumphantasie dar, uns Plastik und Architektur, grenze (S. 25/26). Von hier aus erscheinen

stelle in

waren, wieder ihren psychologischen die ja ursprünglich offenbar eins

Zusammenhang zu bekommen wahren Sinne des Wortes,

ist

:

die Architektur, als

„Raumkunst" im

Plastik eine eine negaüve Plastik, wie die

übertreffen jede bekannt„raumfüllende" Kunst ist. „Die Würfelfiguren Didymaion bei Milet. auch die monumentalen Statuen vom Plastik



Das FormKonsequenz ihrer kubischen Auffassung. des Kauerns mit hochschema, zu dem die komplizierte Stellung Armen sich in der Vordurch die

-

gezogenen Knien und übergefalteten Bildwerk stellung vereinfachen ließ, ist im beiden Figuren sind völlig

Wie

.

starre

sehr

dem

restlos

verwirkhcht. Die

vom Würfel durchdrungen"

(S. 59)-

des ägyptischen Geist selbst dieses Herausarbeiten Geburtsakt verwandt schien, beweist

Menschen aus der Urform mit dem die

nämlich im ÄgypSprachbildung: „ein Bildwerk ,schaffen' heißt Tätigkeit des Plastikers wird durch

tischen

,zum Leben bringen', die

die Kausativform des Wortes ,leben' bezeichnet.

ähnlichkeit, sondern ein innerer

kommen

Grund

von Eigennamen für Statuen

duen erhebt

Der Mythus

bestätigt, das diese

gestaltete das

zugleich der Schöpfer der Kunst

priestex führt

den Titel ,Oberster

und

aller

hier keine Laut-

waltete, wird durch das

Vor-

zu Indivi-

Motiv in seiner Weise aus:

der Urgott Ptah, der einst sich selbst, die Götter ist

Daß

und

alle

Dinge schuf.

der Werkstätten. Sein Hoher-

Kunstwerke', sein

Name scheint

mit einem seltenen Wort für bilden' eng zusammenzuhängen

(S. 13).

,

Die doppelgestaltige Sphinxfigur, die für den Unsterblichkeitsglauben den vollendetsten künstlerisch-architektonischen Ausdruck

des Ägypters

der Wiedergeburt darstellte,

wurde für den griechischen Menschen zum

mütterlichen ReliAusgangspunkt eines Überwindungsprozesses dieser Kunstideals. gion und führte so zur Schaffung des höchsten männlichen

p

-i

Die

Der Weg, auf dem

diese

künstlei-ische Tdealisieru7ig

Entwicklung vor

j

sich ging,

/f.}

in der griechi-

*

sehen Kulturgeschichte leicht zu verfolgen. Neben der übernomme-

J

nen Sphinx

ist

ist

nämlich die griechische Luft von einem Spuk

Fundament

der ims verrät, auf welciiem

erfüllt,

^

dieser Prozeß der ..Helleni-

i

sierung" ruht: nämlich auf der intensivsten Verdrängimg des mütter-

'\

t

liehen Prinzips. Die Sphinx

Anschluß an

ist,

wie Ilberg

Rohde und Laistner ausführt,

(s.

Roschers Lexikon)

im

iibernoninienes Fabelwesen, das aber von der griechischen VolksphanTasie

\

zwar ein aus der Fremde '

bald mit* den eigenen Gebilden verwandter Art verschmolzen

wurde, Es handelt sich dabei

um

das uraltem

Glauben entstammende \

gespenstische Heei' weiblicher Unholde, wie es in solcher Fülle

nur

die griechische Sagenwelt auTzuweisen

hat,

au(-]\

die in Gestalt der

,'

^

Hekate, Gorgo, Morrao, Lamia, Gello, Empusa, ferner der Karen, Erinnyen, Harpyien, Sirenen und ähnlicher Höllengeister und Todcsdämo-

nen

erscheint. Sie alle sind Repräsentanten der angstbesetzten

(Geburtsangst) und zeigen

als

Urmutter

solche den fundamentalen Unterschied

zwischen der griechischen und asiatischen Kultur, in der die gi-oße Urmutter göttliche Verehrung genoß (Astarte-Kybele), während sie vom

Griechentum durch Reaktiviei-ung der Angstbesetzung verdrängt und durch den männlichen Götlerhimrael ersetzt wurde, dem auf Erden der männliche Staat entsprach.

'

Den Übergang zwischen

diesen beiden

extremen Weltanschauungen scheint die ägyptische Kultur zu bilden, aus der ja auch dieSphinxfigttrin das Griechentum übernommen wurde. Die ägj'ptische Kultur ist durch drei Determinanten gegeben, die sich alle in gleicher 1)

Weise auf die ersten Verdrängimgsschübe der

Wie unvollkommen

posi-

Verdrängung des Weibes gehmgen ist, blickt den ehelichen Zwistigkeiten des Götter\'aters Zeus mit der Muttergöttin diese

noch in Hera durch, die sciioii bei H oin e r des koniisdien Beigesclnnacks nicht entbehren und die Figur des göttlichen „Pantoffelhelden" rechtfertigen, den Offenbach aus dem abenteuerlustigen Ehemann gemacht hat. Das christliche Gegenstück daiu ist des Teufels Großmutter, die auch unheslriltene Herrin der Unter-



welt bleibt

fs.

S.

1

27l. In

Indien

ist

es die schreckliche Durya,

i

1 \

1

I

'

j

'

j

\

J

j

Das Trauma

j v^

tiven Einstellung zur

der Geburt

Mutter zurückführen

lassen, die in

den asiatischen

Hochschätzung Kulturen sich noch unverdrängt in der geschlechtlichen der Urmutter auszuwirken scheint

und

in der christlichen Muttergottes

insublimierterForni wiederkehrt: Religiös in

dem eigenartigen Toten-

insbesondere der kult, der in allen seinen sonderbaren Details,

Kon-

servierung des Körpers, auf ein Weiterleben

im Mutterleib hinaus-

die übertriebene

Wertschätzung des Tier-

läuft;'

künstlerisch durch

und sozial durch

körpers (Tierkultus);

die

Hochschätzung der Frau

(„Mutterrecht"). Diese ursprünglich rein „mütterlichen" Motive werden

nun im Laufe eines Jahrtausende währenden Entwicklungsprozesses, „vermänn\welcher der Überwindung des Geburtstraumas dienstbar ist, licht", d. h.

im Sinne

Typisch für

alle drei

der Anpassung auf die Vaterlibido umgearbeitet.

Manifestationen dieses Mutterprinzips, wie für die

beginnende Tendenz zu seiner Überwindung,

Mondgöttin

Isis,

ist

Verehrung der

die

neben der ihr Bruder Sohn und Gatte

mählich Geltung

verschafft.

lichen Entwicklung des

Das gleiche

Osiris sich all-

spiegelt sich in der allmäh-

Sonnenkults, der aber nicht nur, wie Jung

sonmeinte, die Angleichung an die Wiedergeburtsphantasie gestattet, Mutterlibido dern im Sinne der ursprünglicheren Mondverehrung der sich

Ausdruck gibt. Nicht nur weil die Sonne wieder aufgeht, identifiziert der Held mit ihr, sondern weil sie jeden Tag aufs neue in der Unterwelt Mutter verschwindet so dem Urwunsch der Vereinigung mit der

und

= Nacht entspricht Dies beweist gerade der ägyptische Sonnenkult unzweideutig: mit seinen zahlreichen bildlichen Darstellungen, welche das

Sonnenschiff auf seiner Nachtfahrt in der Unterwelt bevorzugen, wie auch in den Texten des Totenbuches: „Unter der als Scheibe gedachten

Erde

liegt eine

Sonnengott sie,

andere Welt, die den Abgeschiedenen gehört; betritt der der Gott .so erheben die Toten ihre Armeund preisen ihn ;

Mumie in eine hat darauf hingewiesen, daß das Einsargen der andeutet («t. Hülse von menschlicher Gestalt die Rückkehr in den Mutterleib i)

bei

Freud

Tausk,

1.

c. S.

24,

Anmerkg.).

:-(

-*T'

Die

künstlerische Idealisierung

i^j

erhört die Gebete derer, die in den Särgen liegen,

und gibt ihren Nasen wieder Atem.' Das ,Ued. der Urgötter' ruft den Sonnengott an Wenn du niedergehst in die Unterwelt in der Stunde (?) der Dunkelheit, weckst du Osiris auf mit deinen Strahlen. Wenn du aufgehst über den Köpfen :

(= Toten),

der Höhlenbewohner

stehen, die auf ihren Seiten liegen, bei

jubeln

sie

wenn du

dir zu ...

Du

,

läßt auf-

in die Unterwelt eindringst

Nacht!' Besondere Sprüche sollen es

dem Toten ermöglichen, daß seine Seele in die Sonnenbarke einsteige und mitfahre. Die Toten preisen den Sonnengott mit Liedern, die uns in den ihebanischen Königsgräbem

Wegen dieser starken Abhängigkeit der Toten von der Sonne stellt man in den Gräbern aus dem Ende des neuen Reiches erhalten sind.

.

.

.

den Sonnengott dar: in den Königsgräbern

tritt

der Verstorbene

dem

Gott wie ein Gleichgestellter gegenüber" (Röscher, Bd. IV, „Sonne"). Dementsprechend wird auch die Entstehung der Sonne in der ägyptischen Kosmologie so gedacht, daß der Sonnengott sich selbst erzeugt

Im

Lied der Urgötter beten diese: „Geheim sind seine Gestalten bei seinen Entstehungen ., der entstand als Re ., der von selbst entstand . ., der sich aus seinem Leibe schuf, der sich gebar; er habe.

.

.

.

.

ging nicht aus einem Mutterleib hervor; [woraus] er hervorging ist die Unendlichkeit.'^ Auch das andere „Lied der Urgötter" .

sagt: Es gibt keinen Vater von ihm, sein Phallus zeugte ihn; es gibt keine Mutter von ihm, sein Same trug ihn, Vater der Väter, Mutter der



Mütter"

(1. c.

Sp.

1

191).

Noch näher

steht der

embryonalen ürsitua-

tion eine andere Fassung dieses Geburtsmythus, wonach der Sonnengott ein Ei geschaffen habe, aus dem er dann selbst hervorging. Im Totenbuch heißt es: ,Re. der aus dem Ozean emporgestiegen ist', sagt. ,Ich bin eine Seele, die der Ozean geschaffen hat Mein Nest ist nicht gesehen, mein Ei ist nicht zerbrochen ... Ich habe mein Nest an den Enden des Himmels gemacht'. Und die von Reeder (Roschers .

.

.

Lex.) hierher gerechneten bekannten „Darstellungen des Käfers, der

eine Kugel 10 Rcink

(d. h.

*naij

sein Ei?) vor sich her wälzt [dortige Abb. 7],

und zwar

.



Das Trauma der Geburt

14^

Himmelsgöttin hinein, von der

in den Leib der

geboren wird,"

lassen keinen Zweifel daran,

daß

er später

es sich

um

die

handelt, die auch dem Urtendenz zur Rückkehr in den Mutterleib Stellen der Erde wie Sonnenkultus ursprünglich an soweit entfernten

Ägypten und Peru die gleiche Bedeutung gab. aber regelDie Ausgestaltung des Sonnenkults geht der mit einer entschiedenen Wendung von xnäßig einher

Mutterkultur zur Vaterkultur, wie Identifizierang

schließlichen

(infam) mit der Sonne

zeigt.

des

sie

sich

auch in der

neugeborenen

Königs

Dieser Gegensatz zur Vorherr-

(Vaterrecht) sowohl auf sozialem Gebiet Übergangsprozeß von religiösem, setzt sich ah

schaft der Frau,

wie auf

Ägypten nach Griechenland fort, wo

er in der vollständigen

Üben,

Verdrängung der Frau, sogar aus dem erotischen der ihr zur höchsten Blüte der männlichen Kultur und

ent-

gott in der

sprechenden künstlerischen Idealisierung führt. entscheidenden Der Übergangs- und Knotenpunkt dieser Wendung zu unserer abendländischen Kulturentwicfclung Einbekanntlich zuerst ägyptische liegt ^ in Kreta, wo sich a„„t mykenischen Kultur vermengt flüsse mit griechischen zur

Lotosblüte

>,aben.

«^

^^^^^ Der Sonnen-

Wie

*""'"*

deutlichste

Neuen Reiches zeigt,

so

diese

die nach Furt wänglev in der Greiffigur

Übereinstimmung mit dem Sphinxtypus des brachte sie auch den ganz ägyptisch anmutenden

Minotaui-us hervor, der gänzlich in Menschengestalt, nur mit Stierkopl gebildet

ist.

Das Gefängnis

dieser Mißgeburt, das

emem

berühmte

anaseitdem bedeutsamen Fund Weidners' auch dem Mitteilung von lytischen Verständnis zugänglich geworden (mündliche erkannt, d aß es sich bei den Prof. Freud). Weidner hat aus Inschriften

Labyrinth,

1)

E

F.

ist

Weidner: Zur

Beibabylonischen Eingeweideschau. Zugleich ein

Studien, Fritz trag zur Geschichte des Labyrinths. (Orient, burtstag.

I.

Band, Leipzig 1917,

S. 191.I

Hommel zum

60.

Ge-

m

Die künstlerische Idealisierung unentwirrbar verschlungenen dunkeln Gängen des Labyrinths stellungen der menschlichen heißt es in den von

Auffassung

als

ihm

um Dar-

Gedärme handelt („Palast der Eingeweide"

entzifferten Inschriften), deren analytische

Gefängnis der mißgebildeten Gestalt (Embryo), die den

Ausgang nicht finden kann, im Sinne der unbewußten Wunscherfüilung klar

ist.

Indem ich

fassung, deren

(nicht

nur

die

eingehende Beweisführung für diese Auf-

Konsequenzen für das Verständais ganzer Kulturkreise

des kretisch-mykenischen, sondern

auch des nordischen)

Kunstübung (Labyrinth tanze, Ornamentik usw.) von ungeahnter Bedeutung ist, für einen gi-ößeren Zusammenhang aufspare,'

und

ihrer

Die aus der Trojaburg kommenden Reiter (DarstoUung: vom Krog von Tragliatßlla)

die vorliegende Darstellung die Gegenfigur des Theseus dem es mittels des von hervorheben, der Ariadne ihm

möchte ich für

zugeworfenen

Fadens (Nabelschnur) gelingt, den Ausgang aus

dem Labyrinth

zu

fin-

Für die bereits genannte Arbeit: Mikrokosmos und Makrokosmos Vgl. F. Adama van Scheltema: Die altnordische Kunst. Berlin 1925, S. 115 ff.: „Der Kreis als Mutterform der Bronzezeitomamentik.« Oben eine Abbildung (nach Krause) zur vorläufigen Illustration: die Darstellung von dem berühmten Krug von Traghatella Die aus der Trojaburg, dem ,)

:

kommenden Reiter darstellend, wobei der Schweif des hinteren Pferdes noch in Windungen desselben steckt (s. Kraus e: Die nordische Herkunft „Labyrinth",

der Trojasage,

L.-

Glogau

1895}.

,

Das Trauma

jjg

der Geburt Diese seine

zu befreien. den, nach anderer Überlieferung sie daraus

mythischen Befreiung, welche in der Ausdi-ucksweise der sation als Erlösung der gefesselten Jungfrau stellt

Kompen-

durch den Helden darge-

Idealmenschen. wird, repräsentiert die Geburt des griechischen

i |

des Heros,

und

seine Loslösung von der antiken Urmutter.

Wir können von

hier aus rückblickend verstehen, wie das vorder-

asiatische Weltbild, das ein rein mütterliches war,

Weg

deuteten

über den ange-

der Vermännlichung in der ägyptischen Kulturwelt,

und zur zur raänDerstaatlichen Sozial Organisation der Griechen (Sparta) künstlerischen Idealisierung dieser rein männlichen Kultur in der

Den

führte.

Menschenschöpfung

vollendetsten

wicklungsganges finden wir im Mythus von P r o

Ausdruck

me

t

heu

s

,

dieses Ent-

dem kühnen

seine Feuerbringer und Menschenschöpfer, der sich vermaß, ganz wie menschlichen Vorbilder, die unerreichten griechischen Steinkün stier,

Menschen aus Erde zu bilden und ihnen

das Feuer des Lebens einzu-

hauchen." Dies sowie die Schöpfung des ersten Weibes, der Pandora, ihm besonders zugeschrieben wird, stellen ihn in eine Reihe mit die

dem

alttestamentarischen Gott; nur galt er den erlösungsbedürftigen und Heilbringer der Menschen und seine Taten

Griechen

wurden

als

Freund

als titanische

Frevel

vom

Göttervater Zeus bestraft.

Wir dürfen

erwarten, auch in seiner Bestrafung wieder die tiefste Wunscherfüllung des

Unbewußten zu

einen finden, die seinem Verbrechen entspricht: an

einsam stehenden Felsen festgeschmiedet

auch hier von „Kreuzigung"



— spätere Überlieferung spricht

frißt ein

Raubvogel unaufhörlich an

schon nachgewiesen hat, handelt es sich keinessondern wegs um das „himmlische Feuer" (Blitz usw.), das Prometheus rauht, nahverwandte Hier knüpft auch die um Feuer von der Erde (Mutter). vom göttlichen Schmiede an, der selbst lahm (Geburtsi)

Wie Bapp(RoschersLex.)



Hephaistos-Mythe

schmutziger beim Sturz aus dem Himmel!), Menschen nicht mehr aus d&zM auch Siehe Erde (Lehm) bildet, sondern aus edlem, reinen Metall. den Mc Curdy: Die Allmacht der Gedanken und die Mutterleibsphantasie in III, 1914-) Hephästos und emem Koman von Bulwer Lytton. {Imago trauraa

Mythen von

Die seiner Leber, die bei seine

Nacht immer nachwächst,

unbewußte Lust

149

künstlerische Idealisierung

um

seine Qua]

— und

— zu einer ewigen zu machen. Daher weiß auch

die alte Überlieferung bei

Hesiod nichts von seiner Befreiung, die

dem Herakles zugeschrieben wird, der ja ewig ans Weib gefesselten (Omphale) Helden

selbst

später

erst

einen solchen,

darstellt,

der iramer

wieder vergebens versucht, sich zu befreien." Dasselbe tut aber der Künstler, indem er wie Prometheus Menschen schafft,

nach seinem Bilde,

Geburtsakten sein

d. h.

Werk und

Schmerzen der Schöpfung Grieche, der das Weib nur

in

immer neuen, stets wiederholten ihm sich selbst unter den weiblichen in

gebiert. als

So hat der eminent künstlerische

Gebärorgan verstand, und der Knaben-

liebe huldigte, sich in Identifizierung

schöpfer erhoben,

indem

mit der Mutter zum Menschen-

er selbst sich in

den Kunstwerken schrittweise

und unter größtem W^iderstreben von der Mutter wie all die sphinxartigen Fabelwesen

so

loszulösen versuchte,

überzeugend darlun. Von diesem

„Moment" der gleichzeitig ersehnten und doch nicht gewollten Loslösung vom tierischen Mutterleib, von diesem ewigen Steckenbleiben im

Geburtsakt, das den Neurotiker alle Angst der Ursituation

wieder aufs neue erleben

läßt,

fand der griechische Künstler

immer

und mit

Auch hier knüpft die spätere satirische Auffassung vom „Unglück Weih" der Pandora, in der schon Preller die Unheilbüchse (die weibliche Genitale erkannte) an die das my^cay cvsta alte Stelle bei Hesiod an, wonach Zeus von Hephaistos i)

Erde schaffen Heß,

um

den Prometheus für den Feuerraub zu strafen. Hesiods Eriählung schließt mit den Worten: „So vermochte selbst Prometheus, der Leidabwender, dem Zorn des Zeus nicht zu entfliehen, und gewaltsam hält ihn, so listig er ist, die mäch-

die Pandora aus

Prometheus Welche weibliche Fessel da- vom Adler gequält tige Fessel gefangen." (inioUtoia mit im tiefsten Grunde gemeint ist, zeigt eine der ältesten '" ^"'' ""'' Darstellungen der Prometheusstrafe in einer Gemme auf



einem der sog. „Inselsteine" des Britischen Museums, die wieder nach Kreta, dem alten Sitz einer „vielleicht pelasgisch zu nennenden" Kunstübung zurückgeht. (Nach Röscher III/2, Sp. 3087.)

Das Trauma der Geburt

IjO

das ganze Volk den

ihm

Weg

im

zur Idealisierung

Festhalten dieses

bewegten Augenblicks, in seiner Erstarrung im Stein, den das Medusenhaupt noch in seiner schreckhaften Bedeutung bewahrt hat/ So

ist

die griechische

Kunst die

Bewegten ge-

erste Darstellung des

worden, welche die unbeholfene Steifheit der asiatischen und ägyptischen BildnisseinBewegungaufgelöst hat, die aber selbst wieder zur Erstarrung

war (Lessings Laokoon-Problem). Das Bewegungselement

verurteilt

hat der Grieche, der auch der erste „Sportsmann" war. in seiner Körperkultur, in den Spielen, als idealisierte

Unbewußten Nach

all

Wettkämpfen und Tänzen, auf deren Bedeutung

(rhythmisierte

und

(Anfälle) wir hier

dem wird

stilisierte)

körperliche Paroxismen des

nur hinweisen können."

es wahrscheinlich,

die

daß wir in der „Plastik

Anfänge jeder Kunst überhaupt zu suchen haben. Bevor aber der Ur-

mensch daran

ging, wie

Prometheus Menschen in Ton nachzubilden,

hat er vermutlich, in Analogie mit

Gefäß

das

zur

dem

Aufnahme und zum

„Instinkt" des Nestbaues, erst

Schutz, den Mutterleib plastisch

nachgebildet.^ Die altbabylonische Überlieferung von

i)

Auch

hier

ist

dem

Gott, der

vom schreckenerregenden gorgoniMedusa Rondanini, der griechischen

der IdcalisierungsprazeD

schen Schlund, bis zur schmerz verklärten Madonna, zu verfolgen, (siehe die entsprechenden Abb. bei Koscher

I/s,

Sp. 1716/17; 1725). Vgl. Ferenczi: Zur Symbolik des Medusenhanptes (Int. Zschr. f. PbA. IX, i, 1925, S. 69^ luid die ergänzende Bemerkung von Freud Die infantile Genitalorganisation (ebda. H, 3, S. 171, Anmkg. i). :

2)

Vgl. die Schilderung und Geschichte der „Labyrinthtänze" bei

Noch

in

den römischen Zirkusspielen, die

der Lauf in fiktiven Labyrinthgängen 5)

Fuhrmann

in

Krause.

nhserer Rennbahn i'orllehcn, findet

statt.

(Der Sinn im Gegenstand,

S. af.)

miterscheidet zwei

Typen

von Gefäßen: die einen, nicht für Flüssigkeit bestimmten, sind nach dem tierischen Darm gebildet, woraus sich die Wulattechnilt der Keramik entwickelte (z. B. auf Neuguinea). „Der Bauchtopf stellt daher im Grunde den Unterleib des Menschen naturgetreu dar, also eine endlose Linie von spiralig geordneten

Därmen,

die

außen durch eine Haut

iiberkleidet sind

enthalten, bzw. den Nabrungsvorrat in sich lieiten

bestimmten Gefäße seien dem

aufnehmen

und innen den Magen

sollen,"

— DiefürFlüssig-

Euter der Tiere, bzw. der Bnist der Frau

1

Menschen auf der Töpferscheibe dreht

die

J

künstlerische Idealisierung

Die



i^

auch im Tempel

so ist

Richtung. von Luxor der Gott Chnura dargestellt— weist in die gleiche der Geburt Das ursprüngliche „Gefäß" ist also, wie im „Mythus von wird. Bald erfährt des Helden", der Mutterleib, der zuerst nachgebildet Richtung, dann das Gefäß eine immer deutlichere Entwicklung in der

daß

es

den ursprünglichen Inhalt,

das Kind, oder dessen

Kopf (Topf)

d. h.

den verkleinerten Menschen,

darstellt.

Es bekommi einen Bauch,

Ohren, einen Schnabel usw. (Vgl. die typischen Kopfbecher, bes. der * erste MenschenPrimitiven, die Gesichtsurnen u. a. ra.) Also auch diese schöpfung

vom Gefäß zu dem

(darin befindlichen)

Kind wiederholt

Entwicklung getreu; und wenn die spätere richtige vom Gefäß befreit hat, Kunst, die den Menschen sozusagen gänzlich hervorbringt wie Prometheus und gleich fertige, erwachsene Menschen die biologische

so die griechischen Künstler,

haben wir auch darin die Tendenz

zui-

Vermeidung des Geburtstraunias, der schmerzlichen Auslösung zu erkennen. Hierin

haben

wir

die

eigentliche

Wurzel

der

Kunst

blicken: in dieser autoplastischen Nachbildung" des eigenen nachgebildet bouieille,

(s.

Schlauch

engl, bottle,

die Zit7.e

=

ouire



nterus;



ist,

er-

Werdens

Bocksbeulel, Beutel;

so daß jede Flasche ein Euter

zu



fn.

das auf der Basis steht,

nach oben".

Die spätere Ornamentik auf dem Gefäß

dann den ursprünglichen Inhalt, wie besonders deutlich die peruanische Keramik zeigt (s.inPuhrmanns Peru 1 besonders die merkwürdigen Tier- und Menschenfiguren auf den Ähnlich ist auch bauchigen Korper-Gcfdßen der Chimu-Kultur, Tafel 6 u. ff.). dem berühmten auf Krug von Ornamentik Tragbatella als Darstellung die i)

ersetzt





In der indischen Bbagavad Gita des Innern an der Oberfläche lu verstehen. werden die Körper krchetra, d. h. Gefäße, fruchttragender Boden, Mutterleib,

genannt (nach Winterstein 1. c, S. 195). hat aus der Vollkommenheit und EntwicliUuigslosigkeit des 2) Verworn Charakter dilurialen Naturalismus auf den von ilun sog. „phjsioplastischen" Kunst, 1908). dieser Frühkunst geschlossen (Zur Psychologie der primitiven -- Reinach hat dafür das trefflich doppelsinnige Wort geprägt: Prohi sine matre crraia, inater sine prolc defuncta (nach

Schcitemo

1.

C,

S. ö).

Das Trauma der Geburt

I j2

und Entstehens aus dem mütterlichen Gefäß; denn dieses

Nachbildung

Gefäßes selbst mochte auch praktischen Bedürfnissen dienstbar

gemacht worden die für die

sein,

während

die Gestaltung

nach

dem eigenen Körper

Kunst charakteristische Zutat des scheinbar Zwecklosen und

doch irgendwie Sinnvollen bedeutet. die

die

In diesem Sinne entwickelt sich

Kunst sozusagen als ein Zweig des „Kunstgewerbes", dassieursprüng-

licb

wohl war, und

bedeutsame Rolle.

als

solches spielt sie in der Realkultur eine ganz

Und

es

ist

gewiß auch kein

Zufall,

daß die vor

allem den männlichen Körper idealisierenden Griechen in der sierung

und Veredelung

I '

Stili-

des mutterlichen Gefäßes die höchste Stufe

der Vollendung in ihrer Vasenkunst erreicht haben.

In den naturgetreuen Tierdarstellungen der Eiszeit haben wir die ent-

sprechenden Anfänge der Malerei vor uns. In diesen Höhlenzeichnungen scheint sich der

Mensch den zu dem wärmenden Unterschlupf dazu-

gehörigen Tierkörper reproduziert zu haben. lich,

Nur

so

wird

es vei-ständ-

daß „einzelne Tiere oder Tiergmppen in versteckten Tiefen,

Kapellen

und Nischen, schwer, mühsam, nach Überwindung

licher Hindernisse

können, Pasiega), lich" sind (nach

(die oft

in

beträcht-

den Unkundigen in Lebensgefahr bringen

nur den Kriechenden oder Knieenden zugäng-

Schneider

l.c.,S.5).^ Diese Auffassung

würde der

herrschenden „magischen" Erklärung nicht nur nicht widersprechen, sondern sie psychologisch (vom Unbewußten) versländlich machen: handelt es sich doch

und ernähren, wie

um

Tiere, die den

Menschen wärmen, schützen

einst die Mutter.

In der späteren Malerei, beispielsweise der christlichen Kunst, wird das ganze Leben Jesu von der Geburt bis zum Tode dem des Lesens

unkundigen Volk bildlich

vorgestellt, so

daß die Identifizierung leicht

ermöglicht wird. Maria mit der italienischen i)

Siehe dazu R.

dem Kind entwickelt sich schließlich in Malkunst zum Symbol des Mutterglücks, d. h. des

Schmidt: Die Kunst der

Eiszeit, 1922,

Die Malerei der Eiszeit, 1923.

'*-^-

^-



und Herb. Kühn;

\

Die

IJ)

künstlerische Idealisierung

Glücks von Kind und Mutter in der Vereinigung.

So

löst

sich der

individuelle Erlöser wieder in die einzelnen göttlichen Individuen, die

Der gekreuzigte und „wiedergeborene" Christus wird /.um gewöhnlich geborenen Kind an der Mutterbrust. Die modernen Kunstbewegungen, die so viele primitive Züge Kinder, auf.

hier

auf-

weisen, wären dann die letzten Ausläufer jener „psychologisierenden

Kunstrichtung, die bewuflterweise „das Innere" des Menschen darh.sein Unbewußtes, und zwar vorwiegend in „embryonalen"

d.

stellt,

Formen.

'

Wir sind hiermit auf die Wurzel des Problems der Kunst gestoßen, das ja letzten Endesein Formproblem ist. Wie sich uns ergeben hat, geht alle „Form" auf die Urform des mütterlichen Gefäßes zurück, die in der

Kunst

in

weitgehendem Maße Inhalt geworden ist; und zwar

und

in einer idealisierten

— eben zur Form — sublimierten Weise,

welche die der Urverdrängung verfallene Urform wieder akzeptabel niacht,

indem

sie als

„schön" dargestellt und empfunden werden kann.

Fragen wir uns nun, wie

möglich war, daß das griechische Volk

es

dazu befähigt wurde, eine so weitgehende Idealisierung des Geburtstvaumas zustande zu bringen, so gibt uns vielleicht die griechische Urgeschichte einen WinkzumVerständnisdiesereinzigartigenEntwicklung.

Ich meine die dorische Wanderung mit allen ihren B'olgen, die einen Teil des Griechen Volkes in

und

früher Urzeit aus

dem Mutterlande

hinaus-

zwang, auf den gegenüberliegenden Ionischen Inseln und aö der kleinasiatischen Küste ein neues Mutterland zu suchen. drängte

es

Diese gewaltsame Trennung

nun im Sinne

einer

vom heimischen Mutterbaden

Wiederholung

samen Lösung von der Mutter,

i)

Siehe

des Gebm-tstraumas, der gewalt-

die ganze weitere

gi-iechischen Kultur entscheidend

Prinzhorn: Die

Untergrund

d.

Entwicklung der

bestimmt zu haben. Sicher

ist,

daß

Oskar Pfister: Der Expressionismus, 1920, und zuletzt noch

Hennami Bahr: Expressionismus,

psycho!, u. biolog.

scheint

191G,

Bildiierei der Geisteskranken, igaa.

Das Trauma

'S4 die

der Geburt

homerischen Epen, insbesondere die

Ilias, die erste

künstlerische

Reaktion auf den Abschluß dieser großen Völkerwandemng, die Besiedelung der kl ein asiatischen Küste duixh die griechischen Kolonisten, darstellt.

Der Kampf

um

die Veste Troja

und

die dahin aus

dem

Mutterlande entführte ewig junge Helena spiegeln die verzweifelten

Versuche der griechischen Auswanderer wieder, sich im neuen Mutter-

boden

festzusetzen,

wobei die homerischen Götterkampfe darauf hin-

zuweisen scheinen, daß sich dabei auch der

Kampf

der nnühsom auf-

gerichteten olympischen Herrschaft des Zeus gegen den in Kleinasien

noch herrschenden Kult des Mutteridols (Athene) wiederholte. hoffe,

Ich

einmal zeigen zu können, wie sich aus der inhaltlichen Analyse

der epischen Phantasie die wirkliche historische Wahrheit aus den

Überwuchei-ungen der unbewußten Verarbeitung herausschälen und so die

wozu mir bereits vor Anregung gegeben hatte, indem er mir

giiechische Urgeschichte rekonstruieren läßt,

vielen Jahren Prof.

Freud

die

nahelegte, den psychoanalytisch erkannten

dung an den homerischen Gedichten zu

Mechanismus der Epenbil-

verfolgen.' Ich

möchte hier nur

hervorheben, daß der den asiatischen Muttergöttinnen kongeniale griechische Demeterkult vor der dorischen hatte.

{Pfj-fiijtrjQ

^= Mutter-Erde) nach Herodot schon

Einwanderung Heimatrecht auf dem Peloponnes

Dies stützt unsere Vermutung, daß die von den dorischen Ein-

dringlingen vertriebene Bevölkerung stark an die Multer-Rrde war-,

während

es

anderseits vielleicht einen

fixiert

Hinweis darauf geben

mag, daß die Dorier in Reaktion auf diese allzu mütterliche Bindung lUT Knabenliebe ihre Zuflucht Herakles, nach

Wilamowitz

genommen

haben.

Die Gestalt des

ein getreues Spiegelbild

haften Adelskultur der peloponnesischen Dorier.

der recken-

würde dann nur im



Siehe meine Vorarbeiten dazu (Imago V, igi^ ig): Psychologische Beiträge zur Entstehung des Volksepos. I. Homer (Das Problem). II. Die dichi)

terische Phantasiebildung (daselbst S. 157

Fußnote die Skizze zum Plan des

Werkes, das bis jetzt nicht über die Vorarbeiten hinausgeführt ivurcte).

IJS

Die künstlerische Idealisierung Sinne der Heroisierung die Schwierigkeiten dieser Loslösung von

Mutter bewahrt haben.

Aei-

Herakles erscheint denn auch in vorhomeri-

scher Überliefei-ung als Eroberer von Troja. Beispiel davon, wie

Die homerische Darstellung gibt uns ein gules der Dichter

beim Versuch der Rückerinnerung peinlicher

Ereignisse auf die eigenen

Während

die Ilias

historischer

unbewußten Wunsch phantasien zurücksinkt.

nur die vergeblichen Kämpfe

um

Troja schilderl,

wird in der Odyssee der inihmreiche Abschluß dieses zehnjährigen Ringens rückschauend erzählt. Der kluge Held läßt in der berühmten Geschichte

vom hölzernen

Pferd, in dessen

Bauch

versteckt die Achäi-

Festung gelangen, die Kämpfe ihren schen Helden in das Innere der Abschluß finden. Diese menschlich und poetisch gleich tiefe Überlieferung zeigt deutlich, daß es sich letzten Endes für die

vom

Mutter-

boden gewaltsam vertriebenen Auswanderer' um die Wiedergewinnung mütterlichen Ideals (Helena') auf fremdem des ewig jungen und schönen

Boden handelte, und zwar in der dem Unbewußten einzig möglichen Form der Erfüllung, der Rückkehr in den tierischen Mutterleib, die der furchtlosen Helden sonst so wenig dig wäre,

wenn wir

als

Zuflucht

und Versteck wür-

nicht wüßten, daß gerade ihre Heldennatur sich

von der Schwierigkeit des Geburtstrauraas und der Kompensation der von der Vertreibung der Israeliten aus Ägypten, diesem „traumatischen" Ereignis ihrer Geschichte, von dem sich ihr ganzee wiichtigsten ableitet und das dein Urtrauma der Vertreibung aus dem Schicksal vveiteres Paradies genau entspricht. Seither suchen die Juden dieses gelobte Mutterland, i)

Ähnliches

gilt

wo Milch und Honig

fließt,

ohne

spiegelt die Paradies Vertreibung

es finden

zu können (Ahasver). Übrigens

wegen Genusses der verbotenen Frucht (Mutter-

brust) die strenge Notwendigkeit des Entwöhnungstranmas, das der Mensch mittels Realanpassung, durch Gewinnung künstlicher Nährungsstoffe aus der

Erde (Ackerbau), zu kompensieren sucht. schützende 2) Bekannüich wird erzählt, daß vor Einnahme der Stadt das sei, und worden Standbild der Athene durch Odysseus und Diomedes entführt zwar aus einem unter der CeUa der Göttin gelegenen Adyton durch unterirdische Kanäle oder Brunnenschächte.

Das Trauma

I j6

Angst ableitet. So

das trojanische Pferd das direkte

unbewußte Gegen-

den Kentauren und Sphingen des Mutterlandes,

zu

stück

ist

der Geburt

deren

Schöpfung später den großartigen Befreiungsprozeß von der Mutter einleitete

und

begleitete.

dessen Innere ein

Aber auch Troja

man nur

durch List gelangen kann,

Symbol der Mutter;'

ihm

die

die

selbst, das

Uneinnehmbare, in

ist,

wie jede Festung,

so erklärt sich auch die „Unterweltsbedeutung",

Mythologen beilegen, ebenso seine enge Verwandtschaft

mit den kretischen und nordischen Labyrinthen, die Ernst Krause {Carus Sterne) in einem geistreichen Buche, das nur zu sehr

am

histo-

risch-mythologischen Denken krankt, über jeden Zweifel sichergestellt hat.'

Die sprichwörtliche Schlauheit und Verschlagenheit des Odysseus, die übrigens allen

eignet

„Himmelsstürmern

der griechischen Mythologie

und ihnen den Sturz in den Tartaros und

trägt, wirft ein

Odysseus. der

die Höllenstrafen ein-

bedeutsames Licht auf die Psychologie des Dichters.^

als

Erzähler

all

dieser

Lügenmärchen, welche

kehr in den Mutterleib berichten, ganz offenbar ters selbst auftritt, darf

wohl

als

als

die

Rück-

Vertreter des Dich-

Repräsentant und Urvater des epischen

Dichters überhaupt aufgefaßt werden, dessen Funktion es zu sein scheint,

Urtrauma durch lügenhafte Übertreibung zu entwerten und dabei doch die Illusion einer hinter der Urphantasie liegenden Urrealität aufdas

recht zu erhalten.

Noch

die spätesten

der berühmt gewordene Baron von

mögliche, nie zu Erreichende z.



ja

B. sich selbst an den Haaren aus

Nachfahren dieser Gattung, wie

Münchhausen,

suchen das Un-

der Natur direkt Widersprechende,

dem Wasser zu

ziehen und anderes

Um Städte werben. Int. Zschr. f. PsA. I, 1913. Die Trojaburgen Nordeuropas. Ihr Zusammenhang mit der indogermanischen Trojasage von der entführten mid gefangenen Sonnenfrau, den Trojai)

Siehe meine Abhandlung:

2)

und Labjrinthtänzen zur Feier ihrer Lenzbefreiung. Mit 26 Abbildungen im Text. Glogau 1893. Verhältnis des Dichters zum Heros habe ich in meiner 3) Das psychologische Studie Über „Die Don Juan-Gestalt" gestreift (Imngo VIII, 1922, S. 195). Epielen, Schwert-

I

Die künstlerische Idealisierung



mehr

als die leichteste

I yj

Sache von der Welt darzustellen, wobei ge-

rade die Unmöglichkeit der Situation fürs

beruhigende und befriedigende Element

Unbewußte

das

am

meisten

darstellt.*

Diesem schlauen Überlister der natürlichen und göttlichen Ge-

Wunsch doch irgendwie zu

der diesen ewig unerfüllbaren

setze,

be-

friedigen vermag, steht in den märchenhaften Erzählungen der typische

Dummling

gegenüber, der merkwürdigerweise ebenso spielend die

unmöglichsten Aufgaben als ein

Seine

löst.

„Tumbheit

Ausdruck seiner Kindlichkeit,

er

ist

dümmer,

ihm

ersten

also je kindlicher er

Urwunsches und hat

die Erfüllung des

Embryonal zeit, wie der

er beinahe allmächtig

und

Däumling

aber nichts anderes

auch ein infans, so uner-

fahren wie der neugeborene Gott Horus, der mit dargestellt wird. Je

ist

dem Finger im Mund desto eher gelingt

ist,

er gar

nur

die

Große

der.

unseres Märchens, dann

hat den Idealzustand erreicht, von

ist

dem noch

neugeborenen mythischen der Neurotiker so häufig träumt, ' und Helden zu verkörpern scheinen: nämlich wieder ganz klein und dabei den die

doch

aller Vorteile des

Auf

Erwachsenen

der anderen Seite

ist

teilhaftig

zu sein.^

die gleichfalls von den Griechen zur höch-

sten Blüte gebrachte Tragödie, die

nach Nietzsche

am

„ästhetischen

Das Widernatürliche erweist sich oft verknüpft mit der UnrealisierMutterleibssituation und ihrer Darstellung. So bei barkeit der Macbeth die Drohung, er werde fallen, wenn der Bimamwald sich auf ihn zu bewege i)

(statt

:

er

den Wald hinein); diese Warnung entspricht der anderen, daß nur ein Ungeborener, d.h. der aus dem Mutterleib geschnittene Macduff, ihn besiegen werde (vgl. auch das Haupt des ungehorenen Kindes, das Macbeth erscheint und diesem Angelpunkt des Stuckes, das nach das blutige Haupt). Von Freud auf Kinderlosigkeit ruht, wird der manches Thema Rätselhafte darin verständdem in

lich.



Man

vgl.

daiu die Bemerkungen

(Imago V, 1917—19) situation entspricht a) Vgl.

in der

(1.

c. S.

Freuds Über „Das Unheimliche" Dichtung, das letzten Endes auch der Mutterleibs-

261 ff.)

den Ausspruch eines Patienten Freuds (Traumdeutung), der bedauerte,

die Situation an der Ernst seiner 5)

F e re n c I

sam gemacht

i

Amme damals nicht besser ausgenutzt zu haben.

hat zuerst auf diesen

(Internat. Zsch.

f.

„Traum vom gelehrten Säugling" aufmerk-

PsA. IX, S. 70).

-J."-

Oas Trauma

IjS Sokratismus",

d. h.

der Geburt

an der Hypertrophie des Bewußtseins zugrunde ging,

aus den mimischen Darstellungen der mythischen Kulthandlungen er-

wachsen und versinnbildlicht die Leiden und Strafen des mythischen Heros aus seiner tragischen Schuld.' Diese

ist

uns in ihrer unbewußten

Bedeutung aus der Analyse der mythischen Überlieferung bekannt ge-

worden und der Urspiung der Tragödie aus den Tänzen und Gesängen der in Bocksfelle gehüllten Vollstrecker des Opfers zeigt deutlich, es sich dabei handelt.

Das

Fell, in das sich die

Opferung und Ausweidung der Tiere hüllen, als

ein Ersatz des schützenden Mutterleibs

ist

worum

Teilnehmer nach der wieder nichts anderes

und auch

diese teilweise

Realisierung der Rückkehr hat in den zahllosen bocksbeinigen und bocks-

und Satyren der griechischen Mythologie' und Plastik gleichfalls dauernden bildhaften Ausdruck gefunden. So lebt in der Kunstgattung der Tragödie, die wie der Tanz den lebenden Menschen köpligen Faunen

selbst

zum Objekt nimmt,

der Angst-

ten Urwunsches in gemilderter

Form

und als

Strafcharakter des verdräng-

tragische Schuld fort, die jeder

einzelne von den sterblich geborenen Zuschauern

im fortwährenden

Neue abreagieren kann, während in der epischen Dichtung die Ansätze zur Überwindung des Urwunsches durch Wiedererleben

lügenhafte

immer

aufs

Umdichtung

vorliegen.

Die in der

starren Plastik erreichte

höchste Idealisierung des Geburtstraumas wird in der mitleiderregen-

den Tragödie sozusagen wieder in den weichen Urstoff des abfuhrfähigen Angstaffektes aufgelöst, während in der epischen und satirischen Dichi) Vgl. auch Wintersteiia: Zur Entstehungsgeschichte der griechischen Tragödie. Imago VIII, 1922. 2) In einer tiefgehenden psychoanalytischen Untersuchung; Panit und Pan-

Komplex {Imago VI, 1920) hat Dr. B. Felszeghy den Affekt des „panischen" Schreckens im Anschluß an Ferenczis Untersuchungen über die Entwicklung des Wirklichkeissinnes auf die Wiederholung der Gebuitsangst zurückgeführt und die merkwürdige mythische Gestalt des Pan restlos aus dieser Bedeutung verständlich gemacht. Vieles, was in unserer Arbeit von anderer Seite her eine

neue Beleuchtung erfahrt, findet sich bereits bei Pelszeghy ausgesprochen.

r iS9

Die künstlerische Idealisierung lung die zu hochgespannte Idealisierung sich

Zyniker Diogenes im

haftigkeit entlädt (Der

So steht die Kunst

dem

Wirklichkeit

daß

es das

sucht.

als

Darstellung

und

da führt ein

das

Lügen-

Faß).

gleichzeitige

kindlichen Spiel nahe, von

Urtrauma durch

Von

als pralilerische

dem

Verleugnung der

wir erkannt haben,

Bewußtsein des Unernstes zu entwerten

Weg zum

Verständnis des Humors, dieser

höchsten Stufe der Verdrängungsüberwindung durch eine ganz be-

stimmte Einstellung des Ich zum eigenen Unbewußten, dessen Genese wir aber hier nicht weiter verfolgen können, da sie uns wieder tief in die Neurotik

hineinführt.

P

und

in deren Therapie auf

Grund der Ichpsychologie

r—

Die philosophische Spekulation

Die griechische Philosophie, die eigentlich als dient,

— wenngleich Aristoteles recht

erste diesen

Namen

hatte, seine Vorläufer

nahe Verwandte des Philomythos zu bezeichnen,



ver-

noch

als

zeigt in ihren

Anfängen, bei den ionischen Naturphilosophen, an die später die Physik anknüpfte, das naive Gegenstück zu der aufs höchste gespannten Ideali-

und Mythologie abendländischen Denker von Thaies

sierungstendenz, wie sie uns in der griechischen Kunst

entgegengetreten

ist.

Diese ersten

Sofcrates scheinen die Übergangsstufe von der kosmischen Welt-

bis

anschauung des

alten Orients zu unserer naturwissenschaftlichen Be-

trachtungsweise zu bilden

und

repräsentiei-en die Vorläufer unseres

heutigen westeuropäischen Geisteslebens.

Während die orientalische Weltanschauung in großartiger kosmischer Projektion das irdische Schicksal aus zuleiten suchte,' die

Trennung

dem kosmischen Himmelsbild

haben die ionischen Denker

dieser

in naiver

ab-

Anschauung

Sphären vollzogen und im Zurückgehen zur ur-

sprünglichen Mutter Natur das irdische Leben, befreit von übernatürlichen Einflüssen, zu erfassen versucht.

indem

dies

nur gelingen konnte,

die Griechen gleichzeitig die ganze orientalische Himmelsmytho-

im wahren Sinne des Wortes wir bereits im vorigen Abschnitt

logie

i)

Daß

in die

Unterwelt verbannten, haben

angedeutet.

Durch

diese

Reinigung

Bei den Babyloniem geht die himmlische Stemdeutehunst der irdischen

Der Mensch und sein Inneres wurde an den Himmel meine vorhercitete Arbeit: Mikrokosmos und Makrokosmos),

Eingeweideschau projiziert

(s.

parallel.

Die der Luft

wo

philosophische Spekidation

vom kosmischen Spuk wurden

die orientalische

sie in

l6l

den Stand

gesetzt, dort,

Weltanschauung nur himmlische Gesetzmäßig-

keiten zu erkennen glaubte, die sich auf Erden auswirken, die eigent-

lichen Naturgesetze in naiver

Form zu sehen und zu

erfassen.

Die griechische Philosophie beginnt bekanntlich mit dem Satz des Thaies, daß das Wasser der Ursprung und Mutterschoß aller Dinge

Ehe wir

Entwicklung des griechischen Denkens von dieser lapidaren Formel verfolgen,' machen wir uns klar, daß damit sei.

'

die weitere

die erste erkenntnismäßige Fassung des individuellen Ursprungs des

Menschen zu einem allgemeinen Naturgesetz gegeben ist. Der Mechanismus dieser Erkenntnis, die für das biologische Geschehen zweifellos richtig ist,^ unterscheidet sich

von der kosmischen und mythischen

Projektion von Himmelsgewässern (Milchstraße)

(Totenstrom) dadurch, daß es sich wirklich

und Unter weltsflüssen

um

ein Ent-decken, das

Wegziehen eines Vorhanges, oder wie wir sagen würden, einer Verdrängung handelt, die es bisher verhindert

die

Aufliebung

im Wasser Lebens wiederzufinden, eben weil man selbst ein,„al aus dem Fi-uchtwasser gekommen war. Die Voraussetzung zur Entdeckung einer Wahrheit ist somit die Agnoszierung hatte,

den Ursprung

alles

des

Unbewußten

Außenwelt durch Aufhebung einer inneren in der Verdrängung, welche wie gerade die Entwicklung unmittelbar der Philosophie deutlich der Urverdrängung von ausgeht. zeigt

-



Schon beim Nachfolger des Thaies, bei

dem

ersten

philosophischen Schriftsteller

Anaximander der Alten,

aus Milet,

zeigt sich die

Reaktion, wenner sagt: „WoherdieDingeihreEntstehunghaben, dahin Die Bedeutung des Wassers im Kult und Leben der Alten. Eine symbolgeschichtliche Untersuchung von Martin Ninck (Pliilologus, Suppl. i)

Vg].:

Bd. XIV, Heft 2)

2,

Leipzig igai).

Nach Nietzsche: Die Philosophie im

(1875); danach

alle

tragischen Zeitalter der Griechen

folgenden Zitate.

3) Siehe jetzt dazu Ferenczis phylogenetische Parallele zur Individualentwicklung (Versuch einer Genitaltheorie, 1924.). II

Rank

ff

Das Trauma der Geburt

^müssen

sie

^^_

^^

denn sie auch zugrunde gehen, nach der Notwendigkeit; werden, für ihre Ungerechtigkeiten gerichtet

müssen Buße zahlen und

gemäß

der

Ordnung

der Zeit." Mit Recht deutet

orakelhaften Ausspruch sophie

und

Schopenhauer, erklärt: ist,

diesen

pessimistische Note in der Philo-

als die erste

vergleicht sie einer

Nietzsche

Äußerung

des klassischen Pessimisten

die dessen ganze Einstellung zum Leben

und zur "Welt

Menschen „Der rechte Maßstab zur Beurteilung eines jeden

daß er eigentlich ein Wesen

sei,

welches gar nicht existieren

sollte,



Leiden und Tod: sondern sein Dasein abbüßt durch vielgestaltiges Sind wir denn nicht alle was kann man von einem solchen erwarten? erstlich durch zum Tode verurteilte Sünder? Wir büßen unsere Geburl ab." Der Satz des Anaxidas Leben und zweitens durch das Sterben Betonung der Ruckmander ergänzt so die Erkenntnis des Thaies durch Naturgesetz aus kehr zu allem Ursprung und hat damit ein zweites veränderter Form psychologischer Intuition entdeckt, das in nur etwas

Denken übernommen wurde.' der Verwie der griechische Denker von „Unnotwendigen Annahme einea

in unser naturwissenschaftliches

Indem Nietzsche

zeigt,

gänglichkeit alles Irdischen zur

„EinfaU"

anthropomorphe weiß, ob nicht auch der hingeworfene es ist Nietzsches; „aUe unorganische Materie ist aus organischer entstanden, Naturwissentote organische Materie, Leichnam und Mensch", einmal unsere Naturwissenschaften unschaft „umwerten« wird. —Wie weit auch die exakten i)

Wer

bevnißt determiniert sind, versuchte neuerlich S. Rad ö darzustellen: Die der Naturforschuug im Lichte der Psychoanalyse. (Imago VIII, 1922)

Wege



l*"'"

Formel Chemie, die AI c h i m i e hat bereits J u n g die umfassende erzeugen. zu Mutter geprägt, daß sie letzten Endes darauf ausging, Kinder ohne Probleme Vgl. dazu H. Silberer: Der Homunkulus (Imago III, 1914) "»^

die Vorstufe der

,

'



Zu unserer modernen Chemie Vgl. der Mystik und ihrer Symbolik, 1914. Denken man den interessanten Aufsatz von Dr. Alfred Robitsek: Symbolisches psychologisch Es ist übrigens in der chemischen Forschung (Imago I, 1912). Alchimie und erste naturVernichter der der eigentliche bemerkenswert, daß



des Chemiker Justus Liebig Erfinder des Kunstdüngers und realsymin Wunschtraum Fleischextrakts ivurde und so den alchimistischen erfüllte. bolischer Weise

wissenschaftliche L-' 1-

d.«

Die philosophische Spekulation

l6ß

bestimmten", eines Urwesens kommt, das der Mutterschoß gelingt es ihm, einen Einblick in den

ist,

zum

da über die platonische „Idee in

dem

erst

Schopenhauer

Weg

aller

Dinge

zu eröffnen, der von

kantjschen „Ding-an-sich

wieder den „Willen",

führt,

wenn auch noch

in

naturphilosophischer Verkleidung erkannte. Aus diesem Konflikt zwi-

schen Entstehen und Vergehen, der direkt aus der Verdrängung des Ur-

traumas stammt, suchte sich Heraklit durch sein Gesetz

Werden

eigentlichen

der

indem

zu retten,

Hergang

jedes

Form der Polarität

er ganz

im Sinne

vom ewigen

der Urverdrängung „den

Werdens und Vergehens, welchen er unter

begriff, als das

Auseinandertreten einer Kraft in

zwei qualitativ verschiedene, entgegengesetzte

und zur Wiederver-

einigung strebende Tätigkeiten" erkannte. Handelt

es sich hier

um

Er-

fassung der an den Akt desWerdens (Geburt) geknüpften Urambivalenz, so fehlen auch nicht die qualitativen Substrate dieses Zustandcs. Hatte schon

Anaxiroander die Theorie

daß er

es aus

„warm" und

läßt, GO deutet sich

Warme um

als

Dünste, kurz

alles

vom

(kalten)

„feucht"

seinen Vorstufen hervorgehen

der „Physiker" Heraklit „dieses anaximandrlsche

den Hauch, den

warmen Atem,

Feurige; von diesem Feuer sagt er

was Thaies und Anaximander laufe in zahllosen

als

Wasser dahin weitergebildet,

vom Wasser

Verwandlungen

in drei Hauptzuständen, als

die

die trockenen

nun

dasselbe aus,

ausgesagt hatten, es durch-

Bahn

des Werdens, vor allem

Warmes, Feuchtes,

Festes." Auf diese Weise atmosphärischen den Kreislauf mit seiner Periodizität, die entdeckt er er aber zum Unterschied von Anaximander auffallenderweise so auffaßt,

daß der immer wieder erneuerte Untergang in dem alles vernichtenden Weltbrande „als ein Begehren und Bedürfen charakterisiert wird, das volle Verschlungensein

im Feuer als

die Sattheit." Mit dieser Erkenntnis

der lustvollen Rückkehr ins Nichts, die das

Werden wieder zu einem

unlösbaren Problem zu machen schien, hat sich die naive verdrängungsbefreite

Anschauung

bereits

wieder unter

dem

Verdrängungswelle der Spekulation zugewendet.

Einfluß einer neuen

Das Vrauma

i64

der Geburt

Während Heraklit noch mit Recht sagen konnte: „Mich selbst die suchte und erforschte ich", beginnt sein Nachfolger Parmenides logische neue Abwendung von den zu nah geschauten Realitäten in die den urAbstraktion des Seienden" und „Nichtseienden", die er aus ,,

sprünglich ganz real-menschlichen Tatsachen des Seins

und Nichtseins

herausspann, welche in ihrer anthropomorphen Übertragung auf die

Welt noch in den Sprachbildungen zu verfolgen sind: „denn esse heißt Deduktion ja im Grunde nur atmen'" (Nietzsche). Durch logische ,

gelangt dann Parmenides zur ersten Kritik des Erkenntnisapparates,

der nur den Schein erkennen lasse,

und

hat damit jene philosophische

Scheidung von „Geist und Körper" angebahnt, die noch in unserem wissenschaftlichen Denken fortbesteht. Hier wird /.um erstenmal die idealistische Weltbetiachtung, die bei

Plato und noch deutlicher

bei

seinen indischen Vorläufern aus einer mystischen Versenktheit in den Urzustand hervorging, rein logisch zu begründen versucht.

Einen weiteren Schritt

in die Naturwissenschaft wie Erkenntnis-

theorie

machte dann Anaxagoras, indem er die Möglichkeit

daß aus

dem

einen Urelement,

dem Schoß

Qualitäten hervorgehen könne.

Nach ihm

bestritt,

des Werdens, die Vielheit der gibt es vielmehr von

Anfang

an zahllose Substanzen, die nur durch die Bewegung die Buntheit und

Bewegung

eine

Mannigfaltigkeit der Welt erzeugen.

„Daß aber

Wahrheit und nicht ein Schein

bewies Anaxagoras aus der un-

sei,

bestreitbaren Sukzession unserer Vorstellungen

menides." seits

Um

aber

zu erklären,

nun wieder

nahm

Bewegungsmoment

er

im

Bewegung

im Denken, gegen

der Vorstellungen ihrer-

im Naus, „einen ersten den Keimpunkt alles so-

in einer Urzeit an, als aller

dem Umweg über

Veränderung."

waren,

im

Und

so gelangt er

die logische Deduktion, wieder zu

jenem berühmt gewordenen Urzustand, dem Chaos, noch nicht auf

Par-

„Geist an sich",

genannten Werdens, das heißt schließlich, auf

die

die

m dem

die Materien eingewirkt hatte, sie also

der Nous

noch unbewegt

seligen Mischzustand ruhten, den Anaxagoras mit

dem Aus-

I^S

Die philosophische Spekulation druck „Samen

aller

Dinge" bezeichnet. Wie

sich der

Denker aus diesem

Chaos des durch den Nous bewegten Kreises die Formung des Kosmos vorstellt, das

rührt bei aller primitiven Bildhaftigkeit der menschlichen

Zeugung, wie Nietzsche schon

Kant

zwei Jahrtausende später

sie

zeigt,

an die Gesetze der Mechanik, wie

in seiner Natrurgeschichte des

Him-

mels mit erhabener Begeisterung verkündete.

kommen

So

die ersten philosophischen

Denker der Griechen vom

Urproblem des Werdens, von der Frage der Herkunft der Dinge nicht

mehr

los,

entfernen sich aber gleichzeitig auf verschiedenen Wegen,

auf denen ihnen dann die späteren Philosophen folgen, in weiter gehender

Abwendung von dem

immer

eigentlichen hinter der Ur-

verdrängung liegenden Problem der Herkunft des Menschen. Erst dem

Genius des Plato blieb

es

vorbehalten, in seiner Lehre

Problem umzukehren und den Menschen

als

Maß

so

aller

gleichzeitig die griechische

vom Eros

das

auch auf dem Gebiet der Philosophie

Dinge wieder zu entdecken, wie ihn

fast

Kunst entdeckt hatte. Die Eroslehre Fla tos,

die von psychoanalytischer Seite bereits mehrfach gewürdigt wurde,'

den menschlichen Zeugungstrieb in den Mittelpunkt der Welterklärung, indem sie aufden verschiedenen Stufen des Eros die sinnliche, stellt

seelische, philosophischeundreligiöse (mystische) Einstellungnachweist.

zum

erstenmal das philosophische Problem an der Wurzel erfaßt und wir dürfen uns daher auch nicht wundern, wenn Plato zur

Hier

ist

Darstellung seiner Lehre auf Bilder zurückgi-eift, die den biologischen

Tatsachen ganz nahe

kommen. Er

einem verlorenen Zustand,

ja

faßt

den Eros

Sehnsucht nach noch deutlicher nach einer verlorenen als die

Einheit auf und erklärt auch in seinem berühmten Gleichnis von

dem

Besonders eindringlich in der wertvoUen Untersuchung von Winterstein: Psychoanalytische Anmerkungen zur Geschichte der Philosophie. Später von Nachmannsohn: Freuds Libidotheorie ver(Imago II, 1915-) i)



glichen mit derEroslehre Piatos (Internat. Zsch.

f,

PsA.

III,

Plato als Vorläufer der Psychoanalyse (ebenda VII, 1921).

1915)

und Pfister: -

PW.IUR'W

i"i--.._."

Das Trauma

i66

der Geburt

in zwei Hälften geschnittenen Urwesen, die nach Wiedervereinigung

Wesen

streben, das

des Geschlechtstriebes. Dies

wußte Annäherung an

das Verlangen

ist

die deutlichste be-

nach Wiedervereinigung des

Kindes mit der Mutter, die bisher in der menschlichen Geisteegeschichte erreicht

wurde und an

anknüpfen konnte.'

Ja,

Plato

nysische Religion zu der nis, der

Eros

sei

Freud wieder mit seiner Libidotheorie kommt im Anschluß an die orphisch-dio-

die erst

fast

letztraöglichen

der Schmerz,

biologischen Erkennt-

womit der Dämon, der durch

eigene rätselhafte Schuld in die Geburt gestürzt sei.^nach dem verlorenen Paradies seines reinen und eigentlichen

Wesens zurückverlange. Indem Plato durch ungewöhnlich intensive Intuition in. sich selbst diese Sehnsucht erfaßt und zur Darstellung gebracht hatte, projiziert er sie

nun

aber, der unerbittlichen

Urverdrängung gemäß, auf die ge-

samte Außenwelt und gelangt so dazu, in allen Dingen die Sehnsucht

nach dem Übersinnlichen, das Streben nach Vollkommenheit, das Auf-

gehenwollen im Urbild der „Idee" zu erkennen. Wie nahe diese Vorstellung psychologisch der Entstehungaus einem Urwesen steht, brauchte

uns nichterstdurchdiezur Verdeutlichungherangezogenen primitiveren Vorstellungen anderer Völker bewiesen zu werden,^ da die unbewußte

Bedeutung

so klar

ist.

Der

in dieser Auffassung zutage tretende plato-

nische Idealismus, der Bruch mit der Sinnenwelt, mit

dem

Plato offen-

bar seine Einsicht in die Innenwelt bezahlen mußte, findet in

dem

berühmt gewordenen Vergleich des menschlichen Daseins mit dem Aufenthalt in einer unterirdischen Höhle, an deren Wand man nur die Schatten der wirklichen

Vorgänge wahrnehme, eine wunscher-

fullende Darstellung, die auf die subjektive Quelle von Platos Ein-

i)

Freud:

Jenseits des Lustpriazips.

1921.

, 2) „Der Ausdruck ,Sturz in die Geburt' lindet sich nicht nur bei den Orphikem, sondern auch im Buddhismus" (Winterstein 1. c, S. 184V

5)

Winterstein

1, c.

S, 195.

Die

J^7_

philosophische Spekulation

nicht bloß,

sichten ein helles Licht wirft.

Der Höhlenvergleich

wie bereits Winterstein

vermutet hat, „eine Mutlerleibsphan-

(1.

c.)

ist

sondern läßt uns einen tieien Blick in den Geist des Philosophen tun. der den alles vorwärts treibenden Eros als Sehnsucht zur Rückkehr in den Urzustand empfand und zugleich den Ausdruck der tasie",

höchsten philosophischen Sublimierung dafür in seiner Ideenlehre schuf.'

Hatte in Plato die philosophische Erkenntnis des Menschen ihren Höhepunkt erreicht, so bleibt nur zu erklären, was die Denker der folgenden zwei Jahrtausende zwang, sich von dieser großarligen Synnautrphilosophischen Entwicklung these und Idealisierung der naiven

Griechentums wieder abzuwenden und die krausen Wege Verschiebung einzuschlagen. der Verdrängung und intellektuellen so nahegekommen, daß eine Plato war der gesuchten Urerkenntnis des frühen

als starke Reaktion unvermeidlich wurde,

deren Träger wir seinen

unmittelbarenSchülerundNachfolger Aristoteles erkennen. Diesem gelang durch

Abwendung vom

die naturwissenschaftliche lichkeit,

philosophisch formulierten Urtrauma

Eroberung eines neuen Stückes der Wirk-

mit der er der Vater der eigentlichen Natur- und Geistes-

wissenschaften wurde.

Dazu aber mußte

er wieder

den Blick nach

innen verschließen und in zwangsneurotischer Verschiebung der verdrängten Urlibido

auf die

Denkvorgänge

die

logisch - dialektische

Spekulation zur höchsten Blüte bringen, von der das ganze abendländische Philosophieren bis auf Schopenhauer gezehrt hat, der erst

wieder auf die indische Urweisheit bei Plato zurückgriff.

und

ihre philosophische Darstellung

Es würde hier zu weit führen, auch nur an-

deutungsweise den Entwicklungsgang des aristotelischen Denkens zu Die phylogenetische Ergänzung dazu ist nach Nietzsches Gedanken die Seelenwanderung des Pythagoras, die die Frage beantwortet, wie wir etwas d.h. von den Ideen wissen können: durch Erinnerung an frühere Existenien; aber biologisch gesprochen den Embryonal zu stand. i)

i68

Das Trauma der Geburt

skizzieren, das gerade

deswegen von so ungeheurem Einfluß auf die gesamte Geistesgeschichte Europas blieb, weil es immer tiefer in die scholastische Spekulation

und damit scheinbar immer weiter weg vom

Verdrängten führte. Ich sage scheinbar, denn noch in den abstraktesten logischen Rösselsprüngen der Aristoteliker lassen sich so gieifbare

Spuren des Urverdrangten nachweisen,' daß

immer

die

man

schon daraus allein

weiter fortgesetzte Spekulation verstehen könnte.

seits verrät die

Ander-

allgemein introvertierte Geistesrichtung des spekulativen

Logikers und des

ihm psychologisch nahestehenden Mystikers, daß er mit

vom Verdrängten sich in seiner gesamten selbst immer mehr der Ürsituation des Ver-

der gedankhchen Entfernung

psychischen Einstellung sinkens

und Aufgehens

im

nähert, der er

Inhalt des

Denkens auszu-

weichen sucht. Die philosophischen Mystiker

stellen so die direkte Fortsetzung der

religiösen Mystik, des Versenkens in das eigene Innere dar. sie

den Gott, den

sie jetzt in

kenntnis, aber das Ziel

werden mit dem lärbt

All.

ihrem eigenen Innern aufsuchen, Er-

das gleiche;

ist.

Daß

Nur nennen

die urdo

mysüca, das Eins-

dieses mystische Erlebnis stark sexuell ge-

die Vereinigung

mit der Gottheit unter dem Bilde einer geschlechtlichen Vereinigung (Erkennen coiVe) geschaut und empiunden wird,' weist nur auf den libidinösen Urgi-und des ganzen ist,

=

i)

In einer

während der Niederschrift bei der Redaktion von „Imago" eingelaufenen Arbeit von E. Boeder: Das Ding an sicii {Analytische Versuche an Aristoteles' Analytik), wird dies in eindringender Weise bis biologischen _

Ding an

sich,

mm

dem Embryo im

Mutterleib, gezeigt, von welclier Vorstellung insbesondere der ganze (geometrische) RaumLegriff des Aristoteles abgeleitet ist.. a) Siehe Pfisler: Hysterie und Mystik bei Margareta Ebner (1291-1551). 1910. („Zum Kampf um die Psychoanalyse," Kap. V, 1930.) Ders.: Die Frömmigkeit des Grafen Ludwig von Zinzendorf. Ein psa. Beitrag Kenntnis der z.

~

Sublimierungsprozessc und zur Erklärung des Pietismus, igio. Femer A. Kielholz: Jakob Boehme. Ein pathographischer Beitrag zur Psychologie der Mystik. 1919. Siehe auch G. Hahn: Die Probleme der Hysterie und die relig.



Offenbarungen der Heiligen Therese, 1906.

ttk

.

HMW!

Die philosophische Spekulation Strebens, die

Rückkehr

in den Urzustand, hin:

j6p „So wie einer, von

einem geliebten Weibe umschlungen, kein Bewußtsein hat von dem, was außen und innen ist, so hat auch der Geist, der von dem Urselbst verschlungen ist, kein Bewußtsein von dem, was außen und innen ist", heißt es in den Upanischaden. Und Plotin sagt von der mystischen Ekstase: „Es

mehr

zwei,

zu scheiden,

ist

kein Zwischenraum

sondern beide sind eins,

sie

mehr da,

es sind nicht

sind nicht voneinander

Diese Vereinigung ahmen hier in dieser Welt die Liebenden und Geliebten nach, die miteinander zu einem Wesen verschmelzen wollen.' Wie schon das indische tat

um

eine

solange jenes da

twam

asi {das bist

ist.

du

selbst) zeigt,

handelt es sich dabei

Aufhebung der Grenzen zwischen Ich und Nicht-Ich, wie

Gebet durch Einswerden mit Gott herzustellen sucht (man vergleiche die Verse Mechthilds: „Ich bin in dir und du bist in mir". Heiler' sie das

Das Gebet), und ein islamischer Mystiker

ruft in der seligen Ekstase

„Es hat zwischen uns aufgehört das Ich und das Du, ich bin nicht du bist nicht du, auch bist du nicht ich; ich bin zugleich ich

du

bist zugleich

du und

oder ich du seist"

Wie wir

(1.

ich. Ich bin in

ich,

und du Verwirrung darüber, ob du ich

c).

sehen, war es den Neuplatonikern

und ihren Nachfolgern griindhch gelungen, das in der Eroslehre ihres Meisters poetisch formulierie Streben nach Einssein mit ihrem Ursprung in weitgehendem iMaße, allerdings auf Kosten der philosophischen Einsicht, zu realisieren

Ais Reaktion darauf erscheint die neuer e Philosophie, die ganz ähnlich

Plotin litt selbst a« solchen ekstatisch-vi.ionären Seelen Verzückungen, wie er in den Enneaden (IV, 8, .) berichtet Diese Befreiung

-

Z wang der Sch.cksalsnotwendigkeiten und der Wiedergeburten Theurgen, Mag.er und Gnostiker. ker, erzielten dies bei sich selbst

-

der Seele vom lehrten auch die

Die echten Theurgen, wie die Neuplatonidurch Versenken in das Grübeln über die letzten

Dinge und wohl auch durch körperliche Vorbereitung, wie läuterndes Parten und Kasteiungen aller Art (siehe Th. Hopfner: Über die Geheunlehren von Jamblichup.

Quellenschr.

d,

Griech. Mystik, Bd.

I,

Leipzig 1932).

Das Trauma

JJO

der Gehurt

wie die giiechische Philosophie ihren Ausgangspunkt von der Ent-

deckung des Menschen

Trennung von

als

nahm und

eines Teiles der Natur

ihr gedanklich zu verleugnen

seine

und rückgängigzumachen

suchte.

Dies beginnt auf einer höheren psychischen Entwicklungsstufe

mit der

Entdeckung

des Ich,

als

vom

etwas

Nicht-Ich Verschiede-

nem durch Descartes, um schließlich in der genialen Icherweiterung des Kant sehen Systems zu gipfeln, während die hypertrophischen Ichsysteme nach Art desFichteschen das Gegenstück zur mythologischen Ichprojektion in die

Umwelt

darstellen.

Aber auch Kant

lungen, die Apriorität der Vorstellungen von

Raum und

ist es

nur ge-

Zeit als

an-

geborener Kategorien aus der Unmittelbarkeit des intrauterinen Zustandes zu erkennen und erkenntnistheoretisch zu fassen, indem er den transzendenten Tendenzen seines Unbewußten einerseits in der großartigen

Kompensation seiner Erkenntnis der kosmischen Gesetzmäßig-

Sonderlingsdasein eine keiten, anderseits in seinem pathologischen

weitgehende direkte Befriedigung

bot.

Das „Ding-an-sich", das er

bestehen ließ, das einzig Transzendente, also Unerforschliche,

ihm

dabei natürlich entgehen.

ist

weitere philosophische

Schopenhauers, talen legte,

verrät uns,

daß dieses Ding-

mit dem geheimnisvollen,

drängten Urgrund unseres Seins,

mußte

Nicht bloß der Rückschluß aus der

Entwicklung des philosophischen Denken an-6ich wieder identisch

als

dem MutterschoQ

Bestimmung

dieses Begriffs

;

so stark ver-

sondern auch die

durch den „Willen'

der damit das Ding-an-sich aus seiner transienden-

Verhexung wieder vermenschlichte und in unser Inneres vervvo es dann Nietzsche als den egoistischen Willen zur Macht zu

erkennen glaubte, während die Psychoanalyse auf dem von ihr neugefundenen Wege der „Selbsterkenntnis" darin die unbewußt wirkende Urlibido psychologisch faßbar gemacht hat.

Dies „Erkenne dich selbst", mit lich Ernst

gemacht

hat,

dem

führt uns zu

erst die

Psychoanalyse wirk-

Sokrates zurück, der

Forderung des delphischen Apollo zu seiner Lehre gemacht

hatte.

diese

Wir

lyi

Die philosophische Spekulation haben

bis jetzt

von diesem unmittelbaren Vorläufer des Plato nicht

gesprochen, ohne den dieser selbst

auch psychologisch, undenkbar

und

und

die ganze folgende Entwicklung,

Denn

ist.

vor

Tod gehenden Sokrates wie Nietzsche sagt, „mit

furchtlos in den

und Schüler

Aber

und Bewahrung

erst die

des

Bilde des

bewußt

hat sich sein Liebling aller inbrünstigen

seiner Schwärmerseele" niedergeworfen

gebung Pflege

Plato,

dem

und

sein

Hin-

Leben der

Andenkens an seinen Meister gewidmet.

Lehre des Sokrates

zeigt das konkrete Substrat des

traumas, auf das sein Schüler Plato

und dessen Nachfolger

Ur-

Aristoteles

in so weittragender

Weise reagiert haben. Mit dem Auftreten des So-

krates, der sich als

Sondertyp aus der Reihe der Philosophen vor

und

nach ihm scharf heraushebt, tritt im griechischen Denken jene entscheidende Wendung nach Innen ein, die dann durch Plato ihre philosophische Gestaltung erhält,

und

daß Sokrates, wie

kennzeichnet

ist,

berichtet, das

Nachdenken über

die schon äußerlich

dadurch ge-

Xenophon in seinen Memorabilien

die Weltentstehung

und

die damit ver-

wandten Fragen ausdrücklich als unnütz ablehnte. Um die Bedeutung des Sokrates, in dem Nietzsche „den einen Wendepunkt und Wirbel der sogenannten Weltgeschichte" sieht, voll würdigen zu können, müssen wir wieder auf Nietzsches unübertrefflich scharfsichtige Psychoanalyse dieses seines Erzgegners in der

burt der Tragödie" zurückgreifen.

„Nur

Ge-

aus Instinkt! Mit diesem Aus-

druck berühren wir Herz und Mittelpunkt der sokratischen Tendenz. Mit ihm verurteilt der Sokratismus ebenso die bestehende Kunst wie die bestehende Ethik

.

.

.

Von diesem einen Punkte

krates das Dasein korrigieren zu

der

müssen:

er,

der Einzelne,

Miene der Nichtachtung und der Überlegenheit,

einer ganz anders gearteten Kultur, Kunst

hinein

.

.

.

Dies

ist

die

anreizt,

und

die

als

und Moral,

ungeheure Bedenklichkeit,

angesichts des Sokrates, ergreift

aus glaubte So-

die

tritt

mit

der Vorläufer in eine

Welt

uns jedesmal,

uns immer und immer wieder

Sinn und Absicht dieser fragwürdigsten Erscheinung des Alter-

Das Trauma der Gehurt

1-^2

tums zu erkennen. Wer das griechische

ist das,

der es wagen darf, als ein Einzelner

Wesen zu verneinen

.

.

.?"

„Einen Schlüssel zu dem Wesen des Sokiates

,Dämonion

bare Erscheinung, die als

bietet

uns jene wunder-

des Sokrates' bezeichnet wird.

In besonderen Lagen, in denen sein ungeheurer Verstand ins Schwan-

ken

menten sie

sich

äußernde göttliche

hindernd

und

MoStimme. Diese Stimme mahnt, wenn

instinktive Weisheit zeigt sich bei dieser

abnormen Natur nur,

Menschen der

;

er einen festen Anhalt durch eine in solchen

kommt, immer ab. Die

gänzlich

da

gewann

geriet,

um dem

entgegenzutreten.

bewußten Erkennen hier und

Während doch

bei allen produktiven

Instinkt gerade die schöpferisch -affirmative Kraft

das Bewußtsein kritisch

Sokrates der Instinkt

zum

und abmahnend

Kritiker, das

sich gebärdet:

zum

Bewußtsein

ist

wird bei

Schöpfer



eine wahre Monstrosität per defectum.^'

An

diese Diagnose knüpft

später, eine

keit nicht

dann Nietzsche,

xwanzig

fast

Jaiire

Analyse des Menschen Sokrates,* die in ihrer Unerbittlich-

nur vor dem Allzumenschlichen nicht haltmacht, sondern

geradezu da ansetzt:

,,

Sokrates gehörte, seiner Herkunft nach,

niedersten Volk: Sokrates

war Pöbel. Man weiß, man

zum

sieht es selbst

noch, wie häßlich er war. Aber Häßlichkeit, an sich ein Einwand,

unter Griechen beinahe eine Wiederlegung. ein Grieche? Die Häßlichkeit

kreuzten, durch Kreuzung Falle erscheint sie als

ist

War

ist

Sokrates überhaupt

häufig genug der Ausdruck einer ge-

gehemmten

Entwicklung.

Im

andern

niedergehende Entwicklung. Die Anthropo-

logen unter den Kriminalisten sagen uns, daß der typische Verbrecher häßlich

ist:

monstrum

in fronte,

momtrum in animo

.

.

.

Aui dScadence

nur die zugestandene Wüslheit und Anarchie in den Instinkten, ebendahin deutet auch die Superfötation des Lobei Sokrates deutet nicht

gischen

i)

und

jene

Rhachitifcer-Bosheit,

die ihn auszeichnet. Ver-

Das Problem des Sokrates (.Götzendämmerung,

1888).

Die philosophische Spekulation

IJ)

gessen wir auch jene Gehörshalluzinationen nicht, die als des Sokrates' ins Religiöse interpretiert

„Als jener Physiognomiker eine ein

Höhle

Wort

aller

dem

worden sind."

Sokrates enthüllt hatte, wer er war,

schlimmen Begierden,

ließ der gi-oße Ironiker

verlauten, das den Schlüssel zu

wurde über

sagte er, aber ich



.Dämonion

alle

ihm

Hen,'

gibt.

,Dies

Wie wurde

ist

noch

wahr,'

Sokrates über

im Grande nur der extreme Fall, nur der in die Augen springendste von Dem, was damals die allgemeine Not zu werden anfing: daß niemand mehr über sich Herr war, daß die Instinkte sich gegeneinander wendeten. Er faszinierte als dieser sich Herr?

extreme Fall jedes als



Auge aus:

Antwort,

Sein Fall war

seine furchteinflößende Häßlichkeit sprach ihn für

er faszinierte, wie sich von selbst versteht,

als

Lösung,

noch stärker

Kur dieses Falls." bloß: man muß es dem

Anschein der

als

Sokrates „Vernunft ^^Tugend^^Glück heißt nachmachen und gegen die dunklen Begehrungen ein Tageslicht in

Permanenz

herstellen



das Tageslicht der Vernunft.

um jeden Preis sein: Unbewußte führt hinab ." tlar, hell

.

In Sokrates erblickt also

schen Menschen", glaubt, „daß das

jedes

Nachgeben an

Man muß klug,

die Instinkte, ans

.

Nietzsche „den Typus

der in unerschütterlichem

des theoreti-

Optimismus daran

Denken, an dem Leitfaden der Kausalität,

Abgründe

des Seins reiche,

und daß

das

bie in die

Denken

das Sein nicht sondern sogarzukorrigierenimstandesei."Sokrates nur zu erkennen, tiefsten

hat bekanntlich kerne schriftlichen

Werke

hinterlassen, sondern sich

damit begnügt, durch „bloßes Reden" auf seine Schüler und Jünger zu wirken. In dieser Technik, in ihrem Ziel der Selbsterkenntnis, in seiner Anschauung, daß die Einsicht zur

Tugend

und nicht zuletzt in seinem ganzen therapeutischen Wirken darf man ihn wohl als den Urvater der analytischen Technik bezeichnen, die in Plato ihren würdigen Theoretiker gefunden tiefe

Berechtigung,

wenn wir uns

hatte.

führe,

Dieser Vergleich erhält eine

erinnern, daß Sokrates selbst seine

Das Trauma der Gehurt

jy^

dialektische Therapie des Herausziebens der Gedanken der

praxis

gleichgestellt hat, wie er es in

Hebamme

Hebammen-

Nachahmung seiner Mutter,

die

war, übe. Diese Anekdote beweist ebenso wie die Überliefe-

rung von seinem bösen Weib Xanthippe, daß

sich bei

ihm, offenbar aus

rein individuellen Motiven, jene heftige Reaktion auf das Urtrauma eingestellt hatte, die

ihn anscheinend zu dem von Nietzsche geschilderten

type degeneri gemacht hatte. Die biologische Folge davon, seine Häßlichkeit, Rhachitis, Gehörshalluzinationen

heit seines Trieblebens,

wie

sie

und

die ganze Unbeherrscht-

Nietzscheschildert, würde so miteinem

Schlage verständlich werden. AberauchseinepsychischeReaktion darauf, die ihn offenbar

zwang, in der bekannten Identifizierung mit der Mutter

die Loslösung der überstarken Fixierung an sie zu erreichen

und

sich

der Knabenliebe hinzugeben, in der er das verlorene Mutter-Kind- Ver-

immer wieder erneuern konnte. Endlich ist ihm auch noch in einer dritten Form die Überwindung des Geburtstraumas gelungen, nämlich in der Überwindung der Todesangst. Wie Nietzsche ganz hältnis

richtig erkannte, hat

Sokrates seinen Tod

Vergehen seiner Art nur wollt und er

der

Hand

konnte ihn

die

freiwillig gewollt,

Verbannung üblich war. Er hat ihn

wollen: ,,Er erscheint uns

jenes Instinktes der Wissenschaft nicht

was bei weitem mehr das Bild des

sterbenden

ist

da für

als

nur

— auch sterben konnte;

Sokrates als des

ge-

der Erste, der an leben, sondern

und deshalb

ist

durch Wissen und Gründe

der Todesfurcht enthobenen Menschen das Wappenschild, das über

dem

mung

Eingangstor der Wissenschaft einen jeden an deren Bestim-

erinnert,

nämlich das Dasein

rechtfertigt erscheinen zu

So

ist es

Sokrates



— gelungen,

und damit

als ge-

machen." allerdings

neurotischer Ersatzbefriedigungen bechers

als begreiflich

nur mit Hilfe verschiedener,

und

um

z.

T.

den Preis des Schierlings-

das Geburtstrauma als Erster intellektuell zu

überwinden und damit

zum

unmittelbaren Vorläufer der

analytischen Therapie zu werden.

psycho-

Die psychoanalytische Erkenntnis aus der analytischen Situation

Wir haben

und

ihrer Darstellung

durch das Unbev«mßte des Analysierten die fundamentale Bedeutung des Geburlstraumas, seiner Verdiängung und deren Wiederkehr in neurotischer Reproduktion, symbolischer Anpassung, heroischer

Kom-

pensation, ethischer Reaktionsbildung, ästhetischer Idealisierung

philosophischer Spekulation erkannt.

blicken der

Wir glauben

in flüchtigem Über-

und

-ent Wicklungen ge-

wesentlichen Kulturleistungen

zeigt zu haben, daß nicht

nur

und

wertvollen, ja überwertigen

alle sozial

Schöpfungen des Menschen, sondern sogar die Menschwerdung einer spezifischen Reaktion auf das Geburtstraunaa entspringt, und wie schließlich die

Erkennmis dieser Tatsache

selbst

durch die psychoanaly-

Methode der bisher weitest gehenden Aufhebung der Urverdrängung durch Überwindung des Urwiderstandes, der Angst, zu vertische

danken

ist.

Die Entwicklung der psychoanalytischen Erkenntnis lehrreiches Bild von der

Macht

gewaltigen Leistung Freuds, die notwendig war,

zu der

helfen.

selbst gibt ein

dieses Urwiderstandes

Wie Freud immer wieder

betont,

ihn überwinden ist

er selbst nicht

eigentliche Entdecker der Psychoanalyse gewesen,

Wiener Arzt Dr. Josef Breuer, ten Fall

der

sondern der

1881 den eingangs erwähn-

von Hysterie behandelte und dabei von der Patientin auf

die Idee der talking eure, symbolisch gesprochen des

gebracht

und von der

wurde.

Wenn Freud

gelegentlich

im

chimney sweeping, Freundeskreis

von

Das Trauma der Gebart

1-7$

der Rolle

Breuers

in der Psychoanalyse sprach, ließ er ein

menschliches Verständnis lichsten Arbeit

durchblicken,

er

das

in

tiefes

seiner persön-

„Zur Geschichte der psychoanalytischen Bewegung"'

auch andeutet: daß nämlich Breuer letzten Endes vor den Konse-

quenzen seiner Entdeckung, wie vor einem untoward event flüchtete, weil er das sexuelle

Moment

nicht erkennen wollte, dessen

mutige Anerkennung B''reud

selbst viel später

der Reaktion

verholfen hat.

seines Lehrers

betroffen,

auch zum Verständnis

Und auch

die späteren

Abfallsbewegungen, welche sich dann innerhalb der Anhängerschaft der Psychoanalyse vollzogen

und zu neuen, nicht auf Beobachtung,

sondern auf Widerspruch gegründeten Theoriebildungen geführt haben, hat

Freud

von der

selbst in der gleichen Darstellung als „rückläufige,

Psychoanalyse wegstrebende Bewegungen " charakterisiert.

genugsam erfahren

Wie er selbst

dieMenschen am allerwenigsten dazu geschaffen, die psychoanalytischen Wahrheiten zu ertragen, imd öftev äußerte

daß

es

er,

hatte, scheinen

wenn ihm

der oder jener die weitere Gefolgschaft versagte,

eben nicht jedermanns Sache

sei,

immerfort in den dunkeln

Schächten des Unbewußten zu forschen und das Tageslicht nur gelegentlich zu erblicken.

Man

weiß nicht, was

man mehr bewundern

soll,

den Entdeckermut oder die Kampfzähigkeit Freuds, mit der er seine

Funde gegen

die

Widerstände der ganzen Welt hartnäckig zu

vertei-

digen wußte; noch intensiver gegen einzelne

ihm nahegestandene Mitarbeiter, die vor diesen Entdeckungen erschraken und wie Breuer die Flucht ergriffen, wenn auch nach den verschiedensten Richtungen, aus denen ihnen die Hoffnung winkte, diese an den Schlaf der Welt rüttelnden Einsichten loszuwerden. Was sie Richtiges auf diesen Ruckwegen als Zuflucht fanden, hat Freud mit bewundernswerter Objek-

von den Entstellungen und Verleugnungen der nur flüchtig geahnten Wahrheit gesondert, gleichzeitig aber als nicht eigentlich tivität

„psychoanalytisch" aus seinem Arbeitsgebiet ausgeschieden. i"!

Jahrb. d. Psychoanalyse. VI, 1914 (dann in den „Kleinen Schriften",

4.

Folge).

Die psychoanalytische Erkenntnis

lyy

So bietet die Geschichte der psychoanalytischen Bewegung, auch in

manchen Übertreibungen und Mißverständnissen der ihm benen Anhänger, welche die Lehren des Meisters ihrer Weise interpretierten, das gleiche hin jeder geistigen

Punkte

Bewegung,

die die

Wenn

ziehen.

erst

wir daher

jetzt

die

Freud imstande

war, die

wieder unniiittelbar an die Breuersche

so geschieht

selbst in allen seinen

es,

um

zu zeigen, wie folgerichtig

Anschauungen war, aber auch, wie

richtig die hier vorgetragene Auffassung die

und

tatsächlich die Ent-

theoretischen Schlüsse mit gleicher Konsequenz zu

Entdeckung anknüpfen,

Freud

und her schwankende Bild

Punkt war

deckung Breuers, aus der allerdings

und

oft allzu wörtlich in

Wahrheit in einem entscheidenden

enthüllt. Dieser entscheidende

praktischen

treu geblie-

folge-

Breuersche Entdeckung

Freud sehe Konzeption und Ausarbeitung derselben abschließt.

Der Ausgangspunkt Breuers war

die „Grundtatsache,

daß die Sym-

ptome der Hysterischen von eindrucksvollen, aber vergessenen Szenen ihres Lebens (Traumen) abhängen, die darauf gegründete Therapie, sie diese Erlebnisse in der (Katharsis),

und

Hypnose erinnern und reproduzieren zu

das daraus folgende Stückchen Theorie, daß diese

lassen

Sym-

ptome einer abnormen Verwendung von nicht erledigten Erregungsgrößen entsprechen (Konversion)".

Setzen wir in diese

Freudsche

Formulierung' des Kernes der Breuerschen Urentdeckung das durch die Freudsche Methode, also die eigentliche Psychoanalyse, schließlich aufgedeckte Urlrauma der Geburt ein, das in der

holung und Lösung gelangt, Ausgangspunkt der Analyse mit dem knüpft.

gleichfalls

so erscheint

Was dazwischen

damit der psychophysiologische

vom Problem

psychophysischen

Psychologie des Unbewußten, haupt, die diesen selbständigen

der „Konversion" (Freud)

Moment

liegt, ist die

Kur zur Wieder-

des Geburtstraumas ver-

von Freud

d. h.

Namen

allein geschaffene

die erste Psychologie über-

verdient, da die Bewußtseins-

psychologie, aus philosophischer Spekulation hervorgegangen, allmähi)

Zur Geschiclite

ti Ratik

d. psa.

Bewegung,

I,

c.

S. 208.

Das Trauma

17«

der Gehurt

immer mehr auf medizinischen Boden gestellt wurde (Sinnesbesser, physiologie, Neurologie, Gehirnanalomie). Wir verstehen nun

lieh

wie die erste Differenz sich zwischen der „physiologischen" Auffassung Breuers, der „Hypnoidtheorie", und der rein psychologischen Auffassung

Freuds, der

,,

Abwehrlehre", herstellen mußte, die dann zur

Entdeckung der Verdrängung führte und weiterhin zur Erforschung Unbewußten), sowie schließlich der des Verdrängten (Vorbewußten



verdrängenden Instanzen des Ich {und seiner Derivate:

Gewissen,

Schuldgefühl, Idealbildung usw.).

Es

ist

nicht nur geschieh ts wissenschaftlich, sondern auch menschlich

daß sich die Trennung Freuds von Breuer auf dem psychophysischen Grenzgebiet der „Konversion" vollzog, deren Name interessant,

zwar von Freud stammt, deren Tatsache sich aber den beiden Forgemeinsam ergeben hat" schern nach Freu d s Aussage „gleichzeitig und Boden der Entzweiung, der S. 3og). Es ist, als halte auf diesem (1.

-

c.

seither ein Tabu gelastet, Loslösung des Schülers von seinem Lehrer, bis heule ungelöst gedenn nicht nur ist das Problem der Konversion

blieben, sundern es hat sich auch

gewagt.'

Wenn wirnun durch

kaum

einer der Schüler

je

die konsequente Verfolgung der

daran-

Freud-

schen Methode wieder auf dieses analytische Urproblem hingedrängt

werden, so bleiben wir uns der Verantwortung bewußt, die der Versuch zu seiner Lösung in sich trägt, glauben ihn aber durch die bereits erwiesene allgemeine Bedeutsamkeit unseres Gesichtspunktes hinlänglich gerechtfertigt.

Wiederholt sind wir im Verlaufe unserer Darstellung der Frage aus-

gewichen, wieso

es

kommt, daß

das als Urtehdenz der Libido er-

Ursiluation kannte Streben nach Wiederherstellung der lustvollen im Mutterleib, das wir als Ausdruck der höchsten Lustmöglichkeit der die Siehe allerdings Ferenczi (Hysterie und Pathoiieuroscn, 1919), Protopsyche" Konversion in einem «Imlichen Sinne wie hier als „Regression zur i)

auffaßt

(1.

c. S. 24).

Die psychoanalytische Erkenntnis

l"]^

überhaupt ansehen müssen, in so unentrinnbarer Weise mit Urangst verbunden ptom, aber auch

ist,

alle

Bildungen verraten.

dem

der

wie es der Angsttraum, das neurotische Sym-

psychischen Abkömmlinge und Verwandte dieser

Um das

zu verstehen, müssen wir uns vor Augen

halten, daß der lustvolle Urzustand

durch den Akt der Geburt

— ver-

mutlich auch schon kurz vorher durch Verlagerungen und Druck (Kindsbew^egungen)



in unerwünschter

und das ganze Leben dann darin

Weise unterbrochen wird

besteht, dieses verlorene P.aradies

den geschilderten, höchst komplizierten zu ersetzen, da es tatsächlich nicht

Umwegen

mehr zu

auf

der Libidoschickale

erlangen

ist.

Es scheint, daß der Qrangstaffekt der Geburt, der das ganze Leben

Trennung von der allmählich zur zweiten Mutter gewordenen Außenwelt im Tode wirksam bleibt, von Anfang hindurch,

bis

zur neuerlichen

an nicht bloß Ausdruck physiologischer Beeinträchtigungen (Atemnot

— enge — Angst) des Neugeborenen

ist,

sondern infolge Verwandlung

einer höcht lustvollen in eine äußerst unlustvolle Situation sogleich

einen „psychischen" Gefühlscharakter

Angst

ist

so der erste Inhalt der

bekommt. Diese empfundene

Wahrnehmung, sozusagen der

erste

psychische Akt, welcher der noch ganz intensiven Tendenz zur Wiederherstellung der eben verlassenen Lustsituation die erste Schranke ent-

gegensetzt, in der wir die

Urverdrängung zu erkennen haben. Die Kon-

normale Äußerungen Freud in dem sogenannten körperAusdruck der Gemütsbewegung erkannte, erweist sich so als lichen version, deren

identisch mit der Entstehung des Psychischen aus der Körperinner vation,

mit dem bewußten Eindruck der wahrgenommenen Urangst. Wäre diese rein physiologisch, so könnte sie wahrscheinlich früher oder später d. h.

auch

voll abgeführt

die Rückstrebung

werden;

so aber

wird

sie

psychisch verankert,

(Libido) zu verhindern, die sich

dann

um

in allen späteren

Zuständen, vvo Angst entwickelt wird, an diesem Grenzwall der Ur-

verdrängung fixierte

bricht.

Das heißt der wahrgenommene und psychisch

Eindruck der Urangst löscht die Erinnerung an den voran-

Das Trauma

i8o

der Geburt

gegangenen Lusizustand aus, verhindert damit die Rückstrebung, die uns lebensunfähig machen würde, wie

ja

der „mutige" Selbstmörder,

der diese Angstgrenze riickschreitend zu passieren vermag, beweist. Es scheint, daß der

Mensch

nicht ertragen,

und

die schmerzliche

die ersatzmäßige

Trennung vom Urobjekt gar

Anpassung an

die Realität über-

haupt nicht zustande bringen würde, ohne durch die drohende Wieder-

holung der Urangst von einer weitgehenden Rückstrebung abgehalten

— im Schlaf (Traum), {unbewußte Phantasie) — sich dieser Grenze annähern XU werden. Sobald

man

sei es

sei es

im Wachen

will, tritt

Angst

auf und dies erklärt sowohl den unbewui3ten Lust- wie den bewußten ünlustcharakter aller neurotischen Symptome. Die einzige reaieMöglichkeit für die

annähernde Wiederherstellung der Urlust

schlechtliche Vereinigimg, das partielle rein körperliche in

bietet die ge-

Zurückgehen

den Mutterleib. Diese TeiJbefriedigung, an die die höchste Lust-

empfindung geknüpft

ist,

genügt aber nicht allen Individuen, oder stärkerer Wirkung des Gcbiu-tstraumas,

besser gesagt, sie

können infolge

die sich letzten

Endes aus dem Keimplasma ableiten

lassen wird,

und

der stärkeren Urverdrängung (Reaktion), die es notwendig macht, diese partielle körperliche

Beziehung zum Objekt nur in mehr oder weniger

unbefriedigender Weise herstellen. Ihr Unbewußtes strebt danach, die volle

Rückkehr zu reproduzieren,

sei es

durch Herstellung der kom-

und Kind mit dem Sexualpartner (Masturbation, Homosexualität'), sei es durch die Abwehr des Identifizierungsmechanismus im neurotischen Symptom, anstatt dies pletten körperlichen Identität von Mutter

durch Vollziehung des Geschlechtsaktes und Schaffung eines neuen

Lebewesens zu tun, mit dem

sie sich identifizieren

können. Hier

liegt

übrigens der fundamentale Unterschied in der gesamten psychischen

Entwicklung von

Mann und Weib, indem

das letztere imstande

ist,

durch ganz reale Reproduktion der Ursituation, das heißt durch wirki")

Von den Homosexuellen

matrii habent.

sagt schon

Martial:

pars

est

itna

patrU cetera

m iSi

Die psychoanalytische Erkenntnis Wiederholung von Schwangei-schaft und Gebärakt,

liehe

weitesten gehende

Annäherung an

während der hierin auf

Mann

die Urbefriedigung zu verschaffen,

unbewußte Identifizierung angewiesene

die

Reproduktion in der Identifizierung mit

sich Ersatz für diese

und der daraus folgenden Schöpfung

der „Mutter

künstlerischer Produktionen schaffen Rolle,

welche die Frau in der

muß. Dies

kultureller

Ku lturen twickiung

die

die ganze Ktolturschöpfung

spielt

und aus

während im

nur aus der durch

Urverdrängung beseitigten libldinösen Überschätzung des mütter-

lichen Urobjektes durch den die

und

erklärt die geringe

der dann ihre soziale Minderbewertung sekundär folgt,

Grunde genommen

am

sich die

normale

soziale

Mann

erfolgt.

'

So könnte

man

sagen, daß

Anpassung einer weitgehenden Übertragung der

Urlibido auf das Väterliche, Schöpferische entspricht, während alles

Pathologische



aber auch Übernormale

— auf einer

allzu starken

Mutterfixierung, bezw. der Abwehr-Reaktion dagegen, beruht.

xwischen

wunsch

liegt die volle sexuelle Befriedigung,

einschließt,

und eine nahezu

rastlose

die

Da-

auch den Kinder-

Rückverwandlung der

Urangst in die Urlibido zuläßt; daher lösen die zahlreichen, innerhalb des komplizierten

Angst aus, die

Sexualmechanismus möglichen Störungen sogleich bei den direkten Störungen der Sexualfunktion („Aktnal-

neurosen" Freuds) unmittelbar

frei

wird, bei den psychisch veranker-

Psychoneurosen dagegen im Schutzbau des Symptoms gebunden

H

len

t

scheint, und im Anfall

jeder Art auf reproduktiven

er-

Wege abgeführt wird.

Mit dem Geburtstrauma und den ihm vorangehenden Foetalzustande haben wir

das vielumstrittene Grenzgebiet des Psychophysischen end-

gemacht und verstehen von da aus nicht nur die Angst, dieses Ursymptom des Menschen, sondern auch die im Psychophysischen

lich greifbar

Motivierung für die von Alfred Adler als primum movens herangezogene Vorstellung von der „Minderwertigkeit" der Frau, die sich übrigens als direkte Folge der Verdrängung des Geburtstraunias ganz uni)

Hier

liegt die tiefste

abhängig vom Geschlecht

findet.

flp^T^^^^J^^»^^*^^?^^^

Das Trauma der Gehurt

1S2

wurzelnde Konversion in gleicher Weise wie das gesamte Affekt- und Triebleben. Der Trieb

tatsächlich nichts anderes als die nächste

ist

i|

Reaktion auf die psychisch verankerte Urangst, sozusagen der durch diese modifizierte Instinkt,

der Angstgrenze

indem

immer wieder

das Ich in seinem Riickdrang von

getrieben

aufs neue vorwärts

das Paradies statt in der Vergangenheit in der nach

Mutter gestalteten Welt zu suchen und soweit

dem Ebenbild

dies mißlingt, in

großartigen Wunschkompensationen der Religion, Kunst sophie.

Denn

diese

wird,

ungeheure Anpassungsleistung gelingt

der

den

und Philo-

in der Realität

erstmalig nur einem Typus Mensch, den uns die Geistesgeschichte

Heros überliefert hat, soweit handelt,

und den wir

als

es sich

„Künstler"

bezeichnen möchten,' soweit

es sich

um

ein Gestalten realer

als •i

Werte

im

weitesten Sinne des Wortes

um

ein Schaffen ideeller Werte,

des phantastischen Überbaus handelt, der aus den in der Realschöpfung

unbefriedigten Resten der Urlibido geschaffen

Mensch wird dann

in

diese das

Ursymbol

wird.

bereits

Der normale

repräsentierende*

Welt hineingeboren und findet die dem durchschnittlichen Verdrängungsgrad entsprechenden Befriedigungsmöglichkeiten bereits fertige

Formen

vor, die er aus seiner individuellen Urerfahi-ung

wieder zu erkennen und zu gebrauchen Hier

ist

hat („Symbolik

als

nur

).

der Ort, eine der wichtigsten theoretischen Folgerungen aus

dieser Auffassung zu ziehen, die sich ebenfalls als ganz direkte Forl-

setzung der von

Freud angebahnten Forschungsrichtimg erweist. Von

Anfang an war der

spezifisch analytische Gesichtspunkt die vorläufige

und phylogenetischen Einflüsse, die ja großenteils ohnehin unfaßbar waren und deren maßlose Überschätzung die Psychoanalyse dadurch korrigierte, daß sie ein großes und Zurückstellung

aller hereditären

höchst bedeutsames Stück der individuellen Entwicklung, nämlich die

frühe Kindheit, der Erforschung zugänglich i)

Rank: Der

3918.)

und

als

determinierenden

Künstler. Ansätze -m einer Sexualpsychologie. 1907.

(2.

Aufl.

Die psychoanalytische Erkenntnis Faktor ersten Ranges in ausgiebigstem

Da uns

8}

verständlich gemacht hat.

aber die Ausgestaltung der analytischen Technik in den Stand

im Laufe

gesetzt hat,

stadium

Maße

i

immer

unserer Erfahrung dieses infantile Entwicklungs-

weiter nach rückwärts, schließlich bis in das pränatale

Stadium, zu verfolgen, ergibt

sich,

Studium der Traum symkolik, sichtspunkt des mitgebrachten

— insbesondere aus einem



vertieften

daß wir den phylogenetischen Ge-

psychischen

Besitzes entbehren, be-

ziehungsweise ihn wieder auf das biogenetische Grundgesetz im Sinne Haeckels einschränken können. Nicht nur klärt sich die ganze Symbolik

und

alle

daran geknüpften Probleme in einfacherer und befrie-

digenderer Weise auf,

als dies

durch das vorzeitige Hineintragen phylo-

genetischer Gesichtspunkte in die Analyse durch die spekulative Nei-

gung Jungs der Mythologie

als

Fall war, der

kommend und

von der Psychiatrie

die

Vergleich sobjekt heranziehend der einzig aufschluß-

reichen Erfahrungen aus der Neurosenanalyse entbehrte, die ihm gestattet hätten, über die bloße Deskription und die daran geknüpfte

Spekulation hinauszugehen.

Freud

hat auch sogleich die Unfrucht-

barkeit des Beginnens erkannt, mit Hilfe ungedeuteten völkerpsycho-

logischen Materials die lich

machen zu

Phänomene

wollen,

eingeschlagen, den wir

und

der Individualp sychologie verständ-

hat den einzig richtigen

umgekehrten Weg

nun noch weiter verfolgen und damit den phylo-

genetischen Gesichtspunkt ein ganzes Stück zurückschieben können.

Nachdem wir

bereits die

Urphantasien von

der Kastration

und

der ödipussituation auf das Geburtstrauma (Trennung), bzw. dessen lustvolles

Vorstadium (Wiedervereinigung mit der Mutter) zurück-

führen konnten,

fällt es

uns nicht schwer, in direktem Anschluß an

Beobachtungen Freuds, die beides in sich fassende typische Situation von der Belauschung des elterlichen Koitus auf ihr

reales Substrat, die

pränatale Situation zurückzuführen. Bereits in der zweiten Auflage der

von typischen Träumen, denen „Phantasien über das Intrauterinleben, das Verweilen im Mutter-

„Traumdeutung" (1909)

berichtet

Freud

Das Trauma der Gehurt

i84 leibe

und den Geburtsakt zugrunde

der Beispiele den

Traum

liegen"

{S.

198),

und

führt als eines

eines jungen

Mannes an, „der in der Phanschon die intrauterine Gelegenheit zur Belauschung eines Koitus zwischen den Eltern benützt." Dieser sowie der nächste dort mitgerasie

teilte soll,

Geburtstraum einer Patientin, die sich vom Analytiker trennen sind, wie Freud zuerst erkannte, analytische Kurträume, von

deren Regelmäßigkeit unsere Untersuchung ihren Ausgang hat.

genommen

In bezug auf die Heilungssituation entsprechen

tasien", die aber

sie wohl „Phannur dem Reflex der tatsächlichen Reproduktion des

Geburtsakts mit echtem, „erinnertem" Material entsprechen.

Problem hat dann Freud

viele Jahre spater,

zum

„Mutterleibsphantasie" längst

nachdem

Dieses

die sogenannte

Spott aller Kritiker Heimalsrecht

in der Psychoanalyse erhalten hatte, in seiner klassischen Darstellung

der „Geschichte einer infantilen Neurose"' wieder aufgegriffen die allerdings unfaßbar gebliebene Realität der „Urszene" nicht

und nur

gegen die Umdeutungsversuche ehemaliger Anhänger, sondern ebensosehr gegen seine eigenen wissenschaftlichen Zweifel hartnäckig verfochten.

Von den

analytischen Wiedergeburtsphantasien des Patienten

ausgehend, dessen Klagen, „daß verhüllt sei," sich auf seine

führen ließen, gelangt

vom

die

Welt durch einen Schleier

Geburt in einer „Glückshaube" zurück-

Freud

zur Auffassung, daß sich der Patient in

den Mutterleib zurückwünsche mit der Mutter

ihm

{1. c.

S,

695),

um

dort in Identifizierung

Vater befruchtet zu werden und

ihm

ein

Kind

zu gebären. Der erste Teil des Wunsches ist, wie wir an einwandfreiem Material zeigen können, ganz real biologisch zu nehmen, der zweite Teil zeigt das ganze

Maß von

tung, welche diese ursprüngliche

Erlebnisse des

Knaben in

1)

Wunschtendenz durch

die spezifischen

seiner Kindheit erfahren hat.

bezeichnet in einer Fußnote

(1.

c. S.

Freud

selbst

695) diese Frage der Rückerinne-

Sammlung kleiner Schriften zur Neurosen lehre. im Winter 1914/ig niedergeschtiefaen.

beit selbst ist

und Umarbei-

psychischer Verkleidung

IV. Folge. 1918. Die Ar-

Die psychoanalytische Erkenntnis

iSs

rungsfähigkeit als ,,die heikelste der ganzen analytischen Lehre''

kommt

zu

dem

man könne

Schluß,

weisen, daß eine Art von schwer eine Vorbereitung

zum

und

„die Auffassung schwer von sich

bestimmbarem Wissen, etwas wie

Verständnis, beim Kinde dabei [bei der Reakti-

vierung der Urszene] mitwirkt. sich jeder Vorstellung; wir

Worin

mag, entzieht

dies bestehen

haben nur die eine ausgezeichnete Analogie

mit dem weitgehenden instinktiven Wissen der Tiere zur Ver-

fügung"

Die Tatsache, daß in den gänzlich unbeeinflußten

716).

(1. c.

Träumen zu Beginn

der Analyse, die

dem allgemeinen Traumtypus

der betreffenden Person überhaupt entsprechen, neben der aus Ge-

hörtem und Gelerntem rückphantasierten Belauschungssituation rein biologische Elemente (wie Gliedersteilung, besondere Geburtsschmerzen usw.), die auch der Mutter nicht bekannt gewesen sein können,

im Zusammenhang mit den körperlichen Symptomen nachzuweisen

sind, setzt

der Neurose

uns In den Stand, das reale Substrat auch

Wir brauchen dazu nur den „symbolischen" Anpassung an die Realität vom

der ,,Belauschungsphantasie" zu erfassen.' geschilderten

Weg

der

elterlichen Schlafzimmer, in das die Szene meist verlegt wird, zu

realen Urbild, ,vird

dem

Mutterleib, zurückzu verfolgen.

seinem

Auf diesem Wege

dann das eigentliche Wesen der „Urphantasie", nämlich die

Gleichgültigkeit, ob die Szene erlebt

wurde oder nicht, ohne weiteres denn auch der beobachtete Koitus könnte nicht die verständlich, trauhaben, Wirkung wenn er nicht an das matische ürtrauma, der ersten Störung der seligen Ruhe durch den Vater, erinnern würde. So erweist sich der spätere kindliche

Ödipuskomplex

als direkter

Abkömmling,

d.h. als die psychosexuelleVerai-beitung der intrauterinen ÖdipussiUiation, die sich so

i)

doch

als „ Kernkomplex

Das phantastische Element daran,

der Neurosen " erweist, da diese

die Rückprojizienmg der heterosexu-

ellen Stufe, hat in zahlreichen mythischen Überlieferungen,

im Mutterleib funden.

koitiert (Osiris), sowie in

wo der Held schon

obszönen Scherzen Niederschlag ge-

Das Trauma

j86 väterliche Störung,

wenn auch

der Geburt

nicht das erste

„Trauma",

so

doch dessen

unmittelbarer Vorläufer genannt zu werden verdient.'

Unter diesen Gesichtspunkten läßt sich das reale Substrat der „Urphanlasien" greifbar machen, die Urrealität aufzeigen, die ihnen zu-

grunde

liegt

und

so die „psychische Realität", die

dem Unbewußten zuerkennen fassen

und

müssen,

Wir können auf

verstehen.

als

die

Ich

Unbewußte,

Annahme denn

einer Vererbung

das primäre See-

erweist sich als das

im wachsenden

unverändert fortlebende Embryonale,^ welches

analyse als letzte metapsychologische Einheit lich neutralen

„Es" zusammengefaßt

Vorbewußten

an,

wie

ja

zeigt

libidinöse Verhältnis des

Embryo zum

alle

dieser

Bestimmung

Charaktere, die nach

unbewußten Kern unseres

i)

die Psycho-

Begi-iff des geschlecht-

was darüber hinausgeht,

im engeren

Sinne, gehört

dem

auch die in Witz, Folklore und Mythus ver-

wendete Sexualsymbolik

Aus

im

hat. Alles,

insbesondere auch alles Geschlechtliche

Freud

eine biologische Realität

psychischer Inhalte einstweilen verzichten, lische, das eigentlich

wir nach

;

des

wirklich

unbewußt daran

das

erklären sich zwanglos

letzter Darstellung^

Ichs eignen

nur

Mutterleib.

Unbewußten

Freuds

ist

:

dem

eigentlich

vor allem die in ihrer Intensität

Es kann daKer auch nicht ganz gleichgültig

sein, bis in

welche Zeit der

Gravidität derGeschlechtsverkehr fortgesetzt wird. Vgl. hierzu die Ausfüliningen

von Dr. H.

Hug-Hellmuth: Aus dem

~ Daselbst

Seelenleben des Kindes. Eine psa. Studie.

auch der Hinweis, daß die Freude am Rhythmus beim kleinen Kinde in ursächlichem Zusammenhang mit den Bewegiingsempfindungen des Foetus im Mntterleibe steht. 2) Ein Beweis dafür ist die analytisch bekannte, aber als unverstandener Widerspruch hingenommene Tatsache, daß als Darstellung für „dasjl^be wußte" 2.

erw. Aufl. 1921,

g, 2.

im Traume

die gleichen Symbole verwendet werden wie für den Mutterleib (Zimmer, Gebäude, Schränke, Schächte, Höhlen, die Silberer nur rein „funk-

tional" als psychische Selbstdarstellung zu fassen vermochte. Sieh© seine letzte

'

diesbezügliche Arbeit in den Sitzungsberichten der Wiener Gruppe (Internat.

^A

VHI, 1922, S. 556). Freud: Das Ich und das Es.

Zschr. 5)

f.

Psa.

]

1925.

y-

isy

Die psychoanalytische Erkenntnis stets

unveränderliche und durch nichts zu befriedigende Wunsch-

tendenz, die

Freud

biologisch als das Streben der Libido

herstellung eines verlorenen Urzustandes erfaßt hat tische" Urcharakter

dieser

Geschlechtsdifferenzierung,

Sitation,

das

;

nach Wieder-

dann der „narziß-

vollkommene Fehlen der

wodurch ursprünglich jedesObjekt, das dem

Ich gegenübersteht, Muttercharakter erhält; ferner die Zeitlosigkeit und der Mangel jederNegation, die, .erst durch den Vorgangder Verdrängung

eingeführt" wird,' also aus der psychischen Erfahrung des Geburts-

traumas stammt; endlich die fundamentalen seelischen Mechanismen des

Unbewußten wie :

das für die Kulturentwicklung ausschlaggebende die

Streben zur Projektion, soll,

und

die so rätselhafte

den verlorenen Zustand draußen ersetzen

J^eigung zur Identifizierung,

dig.

wieder

auf die Herstellung der alten Identität mit der Mutter abzielt. und für das Verständnis der gesamten Lebens"2,u den wesentlichen '""

vorgänge hochbedeutsamen Charakteren des Unbewußten gehört auch das vollkommene Fehlen der „Negation an sich", derTodesvorsteliung,

wie Freud frühzeitig aus dem infantilen Leben erschlossen hat. Das Kind und sein seelischer Repräsentant, das Unbewußte, weiß nur von (5er

ihm

aus der Erfahrung bekannten Situation vor der Geburt, deren

lustvolle Erinnerung in

dem unverwüstlichen Unsterblichkeitsglauben,

den Ideen eines ewigen Lebens nach dem Tode fortwirkt. Aber auch was uns biologisch als Todestrieb erscheint, kann nichts anderes anstreben, als den bereits erlebten Zustand vor der Geburt wieder herzustellen, und der „Wiederholungszwang" ' rührt von der Unerfüllbarkeit dieses Strebens her,

Möglichkeiten

i)

a)

das

immer wieder

erschöpft. Diesen

in

neuen Formen

Vorgang heißen wir biologisch

alle

ge-

Siehe: Ans der Geschichte einer infantilen Neurose, 1. c. 669, Fußnote 2. Siehe Freud: Jenseits des Lustprinzips. 1921. Mit der hier vertretenen



zusammenfassenden Ausführungen Schluß seiner Artikelserie: Das Selbst (Imago VIT, 1921,

Auffassung decken sich

von R6heiin

am

fast vollinhaltlich die

S.gosf.).

/

1

Das Trauma der Geburt

88

sprechen „Leben".

im Verlaufe

desselben dem durch das Geburtstrauma losgelösten „normalen" Individuum auch gelungen, unter den Ist es

geschilderten Schwierigkeiten der Kindheitsentwickking

meidung neurotischer Rückfälle, Welten", nämlich

aller

als

sich die

Außenwelt

und mit Ver-

als die

„beste

Mutterersatz anzupassen, so zeigt sich, dalJ

doch das Unbewußte inzwischen mit zäher Beharrlichkeit [den ihm vorgeschriebenen des Ich doch zu

Rückweg

eingeschlagen hat, der es gegen den Willen

seinem ursprünglichen Ziele zurückführt. Dieser Vor-

gang, den wir „Altern" nennen,

pers verlegen,

dings

sich aber zur Erreichung dieses

Zieles auf die systematische Zerstörung des ganzen Kor-

unbewußten Tode

muß

den

es

durch Krankheiten

aller

Im Moment des Sterbens trennt von dem Mutterersatz, der „Frau Welt",

fülirt.'

Art schließlich

zum

sich der Köx-per neuer-

deren Vorderseite schön

und wohlgebildet, deren Rückseite jedoch häßlich und grauenerregend gedacht wird," welche leicht

ist,^

da

Trennung

es sich ja

nur

um

für das das

Unbewußte anscheinend doch

Aufgeben eines Ersatzes zur Er-

langung der eigentlichen Seligkeit handelt. Hier wurzelt nicht nur die populäre Vorstellung

vom Tod

als Erlöser,

liche aller religiösen Exdösungsideen. i)

sondern auch das Wesent-

Anderseits

die schreckhafte

ist

Krankheit und Tod. nahm: „Leben das heißt lange dem Heilande Asklepios einen Hahn schuldig," (Natür-

Siehe die drei buddhistischen Übel: Alter,



Sokrates sagte, als er den Giftbecher



Itrank sein: ich bin lich ist der Heiland Asklepios mythisch eine Wiedergeburtsgottheit, die von Zeus mit dem Blitztod bestraft wurde, weil sie einen Toten erweckt hatte.) a) Siehe „Frau Welt" von H. Niggemann („Mitra",!, igi+^Nr. io,S. 279.} 5) Schon der große Arzt und Menschenbeobachter Hufeland spricht von der scheinbaren Schmerzhaftigkeit des Sterbens. In einem Aufsatz, den ich zufällig während der Niederschrift dieser Arbeit zu Gesicht bekam, zeigt



Heinz Welten {„Über Land und Meer", April 1925), „wie leicht sich's stirbt" an den überlieferten letzten Worten unserer großen Geister. Der berühmt ge-



wordene Ausspruch Goethes: Mehr Licht, weist deutlich auf die unbewußte. G^urtsphantasie^den Wunsch,JasJiight_derJVelt^u erblicken, hm. Goethes

a^ornTschweresUeburtstrauma, von dem hafte in seinem Leben und Schaffen.

er selbst berichtet, erklärt das Rätsel-

lo^

Die psychoanalytische Erkenntnis Vorstellung des Todes Schnitt wieder der

vom Leben

Mensch beim

zum

Sensenmann, der Einen mit gewaltigem

als

trennt, auf die Urangst zurückzuführen, die

Trauma, dem

letzten

letztenmal reproduziert

angst,

und

letzten

der Auffassung des Sterbens

als

des Todes,

so aus der höchsten Angst, der Todes-

noch den Lustgewinn der Negierung

Wie

erleben der Geburtsangst zieht.

Atemzuge

einer

des

ernst es

Todes durch Wieder-

dem Unbewußten mit

Rückkehr

in den Mutterleib

ist,

geht aus den- Totenriten aller Völker und Zeiten hervor, welche die

Störung des ewigen Schlafes (durch den Vater)

und den

als die

giÖßte Unbill

ruchlosesten Frevel ahndet.

So wie die Seele nach dem tiefsinnigen Dogma der Kirchenväter erst im vorgeschrittenen Stadium der Schwangerschaft, wenn das Kind die imstande ist, in den Embi^o fährt, ersten Eindrücke wahi-zunehmen des unsterblichen Lebens teilverläßt sie im Tode den Körper,

um

so

das unstillbare

vom Körper versucht zu retten. Wir stoßen

In diese Trennung der Seele

haftig zu werden.

Wünschen

die Unsterblichkeit

hier wieder auf den ursprünglichen, scheinbar phantastischen, in Wirklichkeit aber ganz realen Inhalt der Seelen Vorstellung, die sich nach

den schönen Ausführungen von Erwin

^md

Rohde

(„Psyche, Seelenkult

Unsterblichkeitsglaube der Griechen") aus der Todesvorstellung

entwickelt hat. Die Seele wird ursprünglich ganz real

und

körperlich

Doppclgänger des Verstorbenen vorgestellt (der ägyptische Ka und als ein seine Parallel gestalten},' der ihn im Sinne eines ganz realen Fortlebens

nach dem Tode ersetzen

soll.

Wie

sich daraus der primitive Seelen-

glaube, die religiöse Seelenvorstellung

und der philosophische

Seelen-

begriff entwickelt haben, versuchte ich gelegentlich in anderem Zu-

sammenhange zu

skizzieren.

Krauss:

='

Die psychoanalytische Forschung,

Glück und

die

all

im Volksglauben der Sudslavcn. Ders. Der Doppelgängerglaube im alten Ägypten und bei den SüdWien 1886. slaven. Imago VI, 1920, S. 38^ f. — Rank: Der Doppelgänger. Imago III, 1914. a) Die Don Juan-Gestalt. Imago VII, 1922, S. 166 ff. i) F. S.



Sreca.

:

Scliicksal

Das Trauma der Gehurt

1^0 diese Gebilde als

unbewußte Wunschphantasien

nun wieder auf den

immer wieder Angesichts sich auf

aufs

all

entlarvt

hat,

greift

dem

realen Seeleninhalt zurück, wie er sich in

neue gegebenen Embryonalzustand

realisiert.

immer wieder erneuten Versuche, Wegen der Ersatzbefriedigung den ver-

dieser großartigen,

den verschiedensten

lorenen Urzustand wieder herzustellen

und das Urtrauma zu verleugnen, glaubt man einen Augenblick lang den schwankenden Gang der Weltgeschichte mit ihren scheinbar willkürlich wechselnden Phasen in

Es scheint

seiner biologisch bedingten Gesetzmäßigkeit zu verstehen.

darin der gleiche

drängung die das

Urmechanismus zu walten, der

in so großartiger

Unbewußte zu

Weise auswirkt. Zeiten

sich

von der ürver-

gi-oßer äußerer Not,

stark an die erste Lebensnot des Individuums,

das Geburtstrauma, erinnern, führen automatisch zu verstärkten Re-

gressionsversuchen, die wieder aufgegeben werden müssen, nicht nur weil sie niemals

dann,

wenn

sie

zum

eigentlichen Ziele führen können, sondern gerade

ihm wieder

angst stoßen, die vor

dem

gekommen sind und auf die UrWache hält wie die Cherubim mit

zu nahe

Paradiese

dem gezückten Schwert vor dem Eingang zum Paradies. So die

wirkt gegen

Urtendenz zur Wiederherstellung der alten höchsten Lusterfahrung

nicht

nur

die

Urverdrängung

als

Schutz gegen die damit verbundene

Wiederholung der größten Unlusterfalirung, der Urangst, sondern gleichzeitig

auch das Sträuben gegen die Lustquelle

selbst,

an die

erinnert werden will, weil sie unerreichbar bleiben

man

muß. In

nicht dieser

doppelt gefügten Verdrängungsschranke, die der Abhaltung von der Urlusterinnerung durch die Geburtsangst und dem Vergessen des schmerzlichen Geburtstraumas durch

gangene Lusterlebnis entspricht,

Erinnerung an das vorherge-

also in dieser

Urambivalenz

des

Psychischen, liegt das Rätsel der Menschheitsentwicklung beschlossen, das nur auf selbst

einem Wege, der Entdeckung

des Verdrängungsvorganges

durch die Psychoanalyse, gelöst werden konnte.

Die therapeutische Wirkung Wenn ins

wir uns an die

Auge

gefaßte

am Schluß

des vorigen Abschnitts

noch einmal

Macht der Urverdrängung erinnern und an

die Jahr-

tausende hindurch von der Menschheit ebenso unermüdlich wie vergeblich wiederholten Versuche

sie

zu überwinden, so

mag

sich

im

ersten Augenblick zu den pessimistischen Konsequenzen, zu denen diese Auffassung allenthalben zu führen scheint, der

Gedanke an die

Denn welche Macht Unbewußte zum Verzicht auf seine

Hoffnungslosigkeit jeder Psychotherapie gesellen.

der Erde sollte imstande sein, das ureigenste Natur, zum Einschlagen einer andern

Sinne des Wortes angeborenen scheint aus

dem Gesagten

als

der

Richtung zu bewegen?

ihm im wahren

Nun

kein anderer Schluß möglich,

tatsächlich

als der,

daß

es

eben keine solche Macht geben könne. Anderseits zeigt die analytische Erfahmng. daß doch etwas existieren müsse, was es möglich macht,

schwer neurotische Menschen, bei denen das Unbewußte besonders

mächtig herrscht, wirklich in so weitgehendem Maße von dessen Überso wie die Nichtneurotischen macht zu befreien, daß sie imstande sind



7.U

leben. Das

wenig,

je

ist

allerdings auch alles, sehr viel

na<:hdem yon welchem Standpunkt

Nun

man

und zugleich

sehr

dieses Resultat be-

anscheinend nur der Analytiker selbst geneigt, es vom ersten Standpunkt zu betrachten, während der Patient es häufig genug trachtet.

ist

nur vom zweiten beurteilen kann. Dieser Widerspruch scheint zwar zunächst keiner weiteren Begründung zu bedürfen, verdient aber doch,

auf seine psychologische Motivierung untersucht zu werden.

1

Das Trauma

p2 Es

ist

nicht die

Rede von

Berechtigung glauben

zu haben und ich

habe Fälle

der Geburt

wo

Fällen,

darf, nicht

nur

der Analytiker mit subjektiver

sein Bestes, sondern Alles getan

wo ein wirklicher Erfolg tatsächlich ausbleibt; sondern im Auge, wo der Patient, tatsächlich von seinem Leiden

wieder arbeits- und genußfähig gemacht

befreit,

ist

und sich doch wie ein

Doch lassen wir uns dadurch natürlich keinen

Unzufriedener benimmt.

Augenblick von unserer Aufgabe abbringen oder wankelmütig machen.

Wer

sagt

uns denn, daß

alle die

anderen Menschen, welche die Analyse

nicht dui-chgemacht haben, bei denen es vielleicht auch gar nicht nötig wäre, zufriedener, glücklicher sind?

Freud, der

spruches von

lautet,

Wir

erinnern uns dabei eines Aus-

daß der geheilte Neurotiker

nachher nur gemeines Unglück

zeige,

wo

oft

genug

er früher „neurotisches"

Der Arzt kann auch beim körperlich schwer Erkrankten dessen Ansprüche auf volle Gesundheit kaum je erfüllen, geschweige denn hatte!

beim Neurotiker, der gerade am Übermaß ist

und zwar jener Ansprüche der Libido,

seiner

Ansprüche erkrankt

die nach den Erkenntnissen

der Psychoanalyse ihrer Natur nach überhaupt niemals zu befriedigen sind.

Führt

nicht eher

also die letzte

zum Aufgeben

Erkenntnis der Verursachung der Neurose

jedes Heilungsversuches, statt

uns mit der Er-

kenntnis der Verursachung auch die Mittel zu ihrer Beseitigung an die

Hand

zu geben!

Und

bedeutet dies nicht geradezu den vollständigen

Nihilismus in der Psychotherapie?

Ja,

ganze Forschung und Wissenschaft, die

noch mehr, eine Absage an ja tatsächlich

auf

dem

ins

die

Tech-

nische gewendeten sokratischen Satz zu ruhen scheint Wissen istMacht :

Nun

t

hat ja gerade die Psychoanalyse zu allererst an diesem Vorurteil

gerüttelt, das

von ihrem antiken Vorläufer

heit überliefert

ist.

als die

Summe

seiner Weis-

Die Psychoanalyse hat uns schrittweise gezwungen,

unseren intellektuellen

Hochmut

abzulegen und die Macht unseres

Bewußtseins gegenüber der biologischen Elementarkraft des Unbewußten

immer mehr und mehr geringschätzen zu lernen. Ich glaube, wir haben nun denselben Weg auf dem Gebiet der psychoanalytischen Therapie

Die therapeutische Wirkung selbst weiter

Ipß

zu gehen, nachdem wir uns genügend Wissen erworben

haben,

um

— Sokrates variierend — zu erkennen, daß

wissen,

ist,

daß unser Wissen therapeutisch nicht

es nicht in

des

viel taugt,

wirksamer Weise anwenden können. Freu d

frühzeitig davor gewarnt, das eigene

alles,

was wir

wenn wir

selbst hat

schon

Wissen und Verstehen mit dem

Kranken zu verwechseln,^ indem er scharf zwischen der Psycho-

analyse als Forschungsmethode

wir noch zu wenig

und

als

vom Unbewußten

Therapie unterschied. Solange erfahren hatten,

war

es aller-

dings häufig unvermeidlich, die Forschung in den Vordergrund zu

rücken,

wenn

das bisherige

Wissen

Aber

Effektes nicht ausreichte.

zui-

Erzielung des therapeutischen

die reichen

Erfahrungen der

letzten

Jahre haben uns übei-zeugt, daß die therapeutischen Möglichkeiten der A^'ermehrung unseres Wissens nicht ja

im erwarteten Maße entsprechen,

daß sogar das naive therapeutische Zugreifen durch ein Zuviel an

Wissen und Einsicht gehemmt werden kann.'' Anderseits hatte die Erfahrung schon lange gezeigt, daß die Mitteilung unseres Wissens an den Patienten und sogar seine intellektuelle Akzeptierung desselben

an seinen Symptomen nichts ändert. Die Analyse mußte den therapeutischen Wert auf die affektive Akzeptierung legen, die letzten Endes dem Abreagieren der Affekte gleichkam und nur nach Beseitigung der

unbewußten Widerstände möglich war. An

uotischen Vorzeit

Wiederholung

Stelle des aus der

stammenden bewußten Erinnernlassens

in der positiven

trat

hyp-

bald die

und negativen Übertragung, der

sich

die wirkliche affektive Reproduktion anschloß. ^ Es zeigte sich weiter,

Weitere RatscUäge zur Technik der Psychoanalyse: Zur Einleitung der Behandhmg. 1915 (Kl. Sehr. IV, Seite 456). 2) Solche Erfahrungen dürften denn auch Professor Fr eudveranlaßthaben,auf i)

dem

Kongreß (September 1922) „Das Verhältnis der psychoanalytischen Theorie zur Technik" zum Gegenstand einer Preisausschreibung zu machen. 5) Weitere Ratschläge usw. Erinnern, Wiederholen und Durcharbeiten. 1914 letzten

:

dazu Ferenczi und Rank; Entwicklungsziele der PsychoZur Wechselbeziehung von Theorie imd Praxis. 1924.

(Kl. Sehr. IV). Vgl.

analyse. 1,3

R.-inl:

Das Trauma der Qehurt

194 daß

man

diese

durchaus

zu provozieren habe,

dem Wiederholen

,

nichl:

zu vermeiden, sondern

wenn der in

also

genug gerade

Patient das Erinnern als Schutz vor

seiner

biologischen Funktion benützte.

Ferenczi auf

Zuerst hat bekanntlich

oft

Notwendigkeit einer „ak-

diese

tiven" Therapie nachdrücklich hingewiesen

'

und

diesen Hinweis dann

in einer eingehenderen Darstellung gegen eine mißverständliche Auf-

fassung zu rechtfertigen er,

daß die

als

und zu begründen

Neuerung verschriene

gesucht.^ Mit Recht betont

Aktivität ja seit jeher in der

Psychoanalyse stillschweigend geübt worden war, und ich kein weiteres Argument hinzuzufügen pie ihrer

flussung

Natur nach „aktiv"

und

sei, d.

als

vi'üßte

höchstens das, daß jede Thera-

h. irgend eine willkürliche Beein-

eine daraus folgende Veränderung, einen Effekt bezwecke.

Die an der Psychoanalyse mit Recht gerühmte „Passivität"

Tugend

dem

ist

eine

des Forschers, die ihn in den Stand setzt, überhaupt etwas

Neues zu finden, was er noch nicht weiß oder durch sein Wissen provoziert hat. Doch ebensowenig wie der Internist am Krankenbett in der Geschichte der Medizin, schlagen wird, wie

man

ja

selbst

nicht in einem Lehrbuch nach-

zur richtigen Diagnose gelange, kann der

praktische Analytiker darauf eingestellt sein, mit seinem Patienten, Schritt für Schritt der psychoanalytischen

Forschung folgend, dessen

Seelenleben sozusagen historisch aufzurollen. Er hat eben auch die

Summe

alles bisher erarbeiteten

aufzunehmen und

sie

praktisch anzuwenden. selbstverständlich,

Wissens in richtiger Weise in sich

dann den Forderungen

Daß

wenn er

er dabei „aktiv"

des Falles entsprechend

vorgehen muß,

ist

nur

irgend einen nennenswerten therapeutischen

Effekt erzielen will. Ist doch sein Eingieifen nicht weniger aktiv als das des Chirurgen

und hat zum

Ziel: die kunstgerechte

Lösung der

Urlibido aus ihrer Fixierung durch Aufhebung oder Milderung der Ur-

verdrängung und damit die Lösung des Patienten aus seiner neuroi)

2)

Technische Sclnvierigkeiten einer Hysterieanalyse. Int, Kschr, f. FsA. V, igig. Weiterer Ausbau der ,aktiven Technik' in der Psa. ebenda VII, 1921.

Die therapeutische Wirkwig

I?S

tischen Fixierung; in letzter Linie zurückgehend bis auf die Wieder-

holung des Geburtstrauraas mit Unterstützung einer erfahrenen Heb-

amme.

Ich sage absichtlich nicht „Arztes", weil es mir zunächst

die

Betonung

tun

ist.

neu

und praktischen Momentes zu

des rein menschlichen

Verweilen wir einen

Moment lang mit unserer Überlegung

fixierten therapeutischen

bei

diesem

bemerken wir mit Befriedigung

Ziel, so

den ersten Hoffnungsschimmer

um

im Dunkel

des therapeutischen Pessi-

mismus, bei dem wir zu landen schienen. Wir erkennen dann, daß wir eigentlich nichts anderes getan haben, als das, was der Patient ohnehin

sein ganzes

Leben

lang,

nur mit unzureichendem

sucht hat, nämlich das Geburtstrauma

zu überwinden.

Erfolg, ver-

im Sinne der Kulturanpassung

Nach unserer Auffassung würde

Individuum sofort in den verlassenen Zustand,

d. h.

das neugeborene

ja

praktisch gesprochen

dem Tode verfallen, wenn nicht dieNamr den ersten „therapeutischen" Eingriff an ihm vornähme und ihm das Zurückstreben durch Verankerung der Angst verbieten würde. Von diesem Moment erhalt eigentlich jede weitere Tätigkeit des

peutischen

Charakter, indem

sie

Individuums im Leben „thera-

entgegen den Rückstrebungsten-

denzen den „aufgegebenen" Patienten eine ganze Weile erhält,

ohne daß ihr

dies allerdings

am Leben

auf die Dauer gelingen kann.

Wir

Zusammenhang auch nicht versäumen, auf den hohen „kathartischen Wert hinzuweisen, den gerade die angeblich am wenigsten nützlichen, d. h. dem Ausdruck unbewußter Tendenzen dienenden Betätigungen haben: vom kindlichen Spiel' bis zum Spiel der möchten

in

diesem

Erwachsenen, das im Trauerspiel seine höchste kathartische Ausgestal-

tung

erfährt.

Ja,

wie

Freud

an

dem

Zerrbild der Psychosen zeigen

konnte, haben wir selbst deren Verlauf vielmehr

als

einen Heilungs-

versuch aufzufassen, der genau so wie der analytische eine rückläufige i)

Siehe Karl

gie, XII, 1912.

>3*

Grooß: Das

Spiel als Katharsis.

Zsclir.

f.

pädag. Psycholo-

Das Trauma der Geburt

1^6

Bewegung einschlägt. Dieser mußte auch

die Analyse folgen, wollte sie

überhaupt eine Möglichkeit der Beeinflussung gewinnen.

dem

imstande,

immer

Patienten

Nur

ist

sie

gerade nur so viel Lust zu gewähren,

daß die endgültige Entziehung des Libidomißbrauchs nicht gefährdet

Dabei

ist.

ersetzt

ihm

sie

Weise

in der eingangs geschilderten

das verlorene Urobjekt der Mutter durch ein Surrogat, auf das er

eher verzichten lernen kann,

bewußt gemacht

wird.

und der

für ihn hat

als es

solches

dieses Surrogat tiotzdem

dem Phänomen

der Übertragung äußert,

sich in

nur eine Zeitlang

als

so

Der hohe Wert, den

liegt in seiner Realität, d. h. darin,

nicht

ihm fortwährend nur

um

daß der Analytiker dem Patienten

gestattet, seine

Libido an ihn zu fixieren, son-

dern dies durch die Bedingungen und Veranstaltungen der Kur geradezu herausfordert.

So wird die neurotische Introversion durch die analy-

und

tische Situation paralysiert

analyse damit zurückgi-eifl,

ist

das

Medikament, auf das die Psycho-

der Mensch, der ähnlich den magischen

Praktiken des Medizinmannes dadurch wirkt, daß er direkt an das

Unbewußte will,

so

dagegen nichts

ist

Wenn man dies Suggestion nennen einzuwenden, außer daß man damit einen

des Patienten appelliert.'

nuiimehr psychologisch verständlichen Vorgang durch ein inhaltloses Kunstwort

ersetzt hat.*

Nicht nur die analytische Therapie, jede Therapie, auch kamentöse, wirkt letzten Endes im selben Sinne „suggestiv",

alle

medi-

d. h. inso-

Unbewußte des Patienten anspricht. Dies äußert sich schon der Wahl oder der persönlichen Beziehung zum Arzte, die regel-

fern sie das in

mäßig auf der Übertragung tischen

Maßnahmen den

ruht''

sekundär dessen therapeu-

Unbewußten

verleiht.

in den Analysen sind wir aber in der

Siehe dazu das reichhaUige, wie mir scheint jedoch in zu komplizierter

Weise ausgedeutete Urvaters. 2)

so

nötigen Nachdruck des

Aus zahlreichen Erfahrungen i)

und

Imago

Siehe

g) Siclie

folkloristische Material bei

Hdlieim: Nacli dem Tode des

IX/i, 1925.

Freud Zur Dynamik :

der Übertragung.

1,

c. S.

595.

Fcrenczi: liitroj ektion und Übertragung. Jahrb.

I,

1319.

Die therapeutische Wirkung l-.age,

diese

unbewußte Übertragungs Wirkung

aufzuklären.

Wir

wissen, daß

im Leben

ganz bestimmte, eng umgrenzte Rolle eindeutig zutage

spiel

tritt:

i^']

ihrem Mechanismus

in

des Kindes der „Doktor" eine

spielt, die

im bekannten Doktor-

Ideal des Kindes, als er sicher zu wissen scheint,

kommen und was überhaupt im Innern

woher

immer zeigt

Ob

er nun

dem Messer

ope-

rührt er dabei an das dunkle Urlrauma; die psychoanaly-

tische Situation, in der diese

muß,

die Kinder

des Körpers vorgeht.

horcht und klopft, die Exfcretionen prüft oder mit riert,

unbewußte

er repräsentiert insofei-n das

uns mit

„Übertragung" bewußt gemacht werden

voller Deutlichkeit, in

welchem Ausmaße

das

Un-

bewußte der erwachsensten Menschen das ganze Leben lang am „Doktorspiel" fixiert geblieben ist, welches in direkter Verknüpfung mit dem Kranke benimmt

Urtrauma

steht. Ja, jeder

ängstliche

Kind im dunkeln Zimmer,

sogleich wesentlich, spricht.

wenn

Wenngleich nun

wollen — und

vielleicht

Unbewußten zu

viel

sich manifesterweise

d. h. er

beruhigt sich bekanntlich

und ihm

tröstend zu-

Ai-zte dies nicht

anerkennen

der Arzt nur erscheint

die

Mehrzahl der

können

es viele

„Doktor spielen"

wie das

gar nicht, die selbst noch im

— weil

sie

davon eine Einbuße

ihrer wissenschaftlichen Reputation fürchten, so

mögen

sie

von den

wenigen analytisch beeinflußten Internisten und Spezi aläi-zten lernen, denen die ernsthafte Anerkennung und praktische Verwendung dieser

manchen unerwarteten Erfolg gebracht

Tatsache

welche aber nicht bloß zur

Anerkennung

hat.

Die Analyse,

dieser Tatsache, sondern

auch

zur Aufklärung des Patienten darüber geführt hat, scheint zu beweisen,

daß

dies,

keit

ist,

weit davon entfernt zu schaden, sogar die einzige Möglich-

um dem

therapeutischen Erfolg eine Dauerwirkung zu geben.

Denn diese Loslösung vom Analytiker, die das wesentliche Stück der analytischen Arbeit ist, wird im Zeichen der Reproduktion des Geburistraumas vollzogen, so daß der

Arzt auch sein Leiden verliert,

muß,

um

sein

ja,

Kranke zugleich mit seinem

besser gesagt, seinen Arzt aufgeben

Leiden zu verlieren.

Das Trauma

1^8

der Geburt

Dieser Parallel vorgang gibt zu denken

und

führt zur eigentlichen

Frage des Heilungs Vorganges, seines Mechanismus und der Technik,

man sich dabei zu bedienen hat. Nun lassen sich diese Probleme nur am Material selbst und seiner detaillierten Analyse studieren, auf deren baldige Veröffentlichung ich hier vertrösten muß,' Nur mit deren

Bemerkungen möchte

ein paar

ich dabei die Rolle des

Unbewußten

mißverstandenen bewußten Wissens anderseits

einerseits, des vielfach

umschreiben.

Wir müssen uns

hier besonders davor hüten, in den von

Nietzsche

Gefahr, der mit Recht kritisierten „Sokratismus" zu verfallen, einer entging. aber auch Sokrates selbst schließlich auf gewaltsame Weise Wir alle sind immer noch viel zu sehr „theoretische Menschen" und

schon „tugendhaft" geneigt zu glauben, daß das Wissen tatsächlich

mache. Das

wie gerade die Psychoanalyse bewiesen hat, durchaus Die Erkenntnis ist etwas vom Heilfaktor durchaus Ver-

ist,

nicht der Fall. schiedenes.

Das

tiefste

Unbewußte

ist

seinem Wesen nach ebensowenig

des Menschen; das einzu ändern, wie andere lebenswichtige Organe was wir in der Psychoanalyse erreichen können, ist eine verzige,

änderte Einstellung des Ich aber sehr

viel, ja,

geradezu

alles.

keit des

zum

zum Unbewußten.

wie die Entwicklungsgeschichte der Menschheit

Denn

schiedenen

zeigt,

und LeistungsfähigIch zum Unbewußten,

die psychische Gesundheit

Menschen hängt vom Verhältnis

Es, ab.'

Dies bedeutet

seines

Beim normalen leistungsfähigen Menschen

hemmenden

Ichinstanzen, die

dem

sind die ver-

sokratischen

,,

Dämo-

nion" entsprechen, imstande, das Unbewußte durch kritische Verur-

und gefühlsmäßige Ablehnung (Gewissen und Schuldgefühl) Schach zu halten. In den Neurosen vom hysterischen Typus muß

teilung in

ein stärkeres Mittel, nämlich die Angst des i)

Siehe vorläiifigr

Urtraumas immer wieder

Zum VcratäiidiiiB der Libidoentwicklung im Heihingsvor-

{fang. Ztschr. IX, 4, 1923. 2)

Siehe dazu

Freuds

letzte Arbeit:

Das Ich und das

Es. 1923.

Die therapeutische Wirkung mobilisiert werden,

um

das

199

Unbewußte zu verhindern,

das aus

ihm

hervorgegangene Ich in die Riickbewegung mitzureißen; in den Neurosen

vom Zwangstypus wird

derselbe Effekt durch Hypertrophierung

der Ichinstanzen erreicht; während wir in den Psychosen das abschrek-

kende Resultat

selbst

vor uns haben, das

eintritt,

mächtig und das Ich zu schwach erweist.^ kungsbereich der Analyse umfaßt also

darum

alle

handelt, das Verhältnis des Ich

wenn

sich das Es zu

Der therapeutische Wir-

jene Fälle, in denen es sich

zum

Es

so

zu regulieren, daß

durch entsprechende Dosierung, d. h. Libidoverteilung, das harmonische Verhältnis resultiert, das wirals normale Leistungsfähigkeit bezeichnen. Dieses Gebiet umfaßt nicht nur alle neurotischen Störungen

Anfangszustände der Psychosen,' sondern auch

alles,

chischen „Sekundäraffekt" bezeichnen könnte:

und Charakterabnormitäten

bis

was

d. h.

man

und

die

als psy-

Sexualkonflikte

zu einem gewissen Grade. Also nicht

nur die groben Störungen des Verhältnisses zwischen Ich und Es, sondern auch eine Reihe von feineren Funktionsstörungen innerhalb dieses Verhältnisses.

Es ließe sich unter Berücksichtigung der Bedeutung des Geburtstraumas eine neue Charakter- und j)

Dies

ist

natürlich

am

ehesten an

Typenlehre

aufstellen, die vor

dem Knotenpunkt der Entwicklung mög-

„Pubertät" bezeichnen und diese Erfahrung hat oiTenbar die lich, den Psychiatrie verleitet, den ursprünglich in diesem Sinne berechtigten Krankheitsbegriff der Dementia praecox so übermäßig auszudelinen, daß er seinen guten ivir als

Sinn verlor. den Eindruck, daß sich von hier aus vielleicht auch therapeu3) Ich habe für die Psychosen ergeben könnten, wie überhaupt die Möglichkeiten tische dargelegten Gesichtspunkte erste Ansätze zu einer wesentlich vereinfachten therapeutischen Einwirkung, die mehr aufs Unmittelbare geht, zu bieten scheinen. Die Neurosen einfacher Menschen und der primitive Inhalt der Psychosen

legen es

ja

nahe, die Beeinflussung auch auf einem ehifachen

Wege

zu suchen.

Ich verweise hier übrigens auf die bekannte klinische Tatsache, daß geisteskranke Frauen nach einer Geburt oft wesentliche Besserungen zeigen ; aber auch das Gegenstück, die Puerperalpsychosen, lassen die hier dargelegten

hänge erkennen.

Zusammen-

200

'

Das Trauma

der Gehurt

den bisherigen Versuchen dieser Art' ein weitgehendes Verständnis der

individuellen Bedingtheit und damit

Den

flussbarkeit voraus hat.

die Möglichkeit einer ßeeiii-

introvertierten

und

Neu-

ex tro vertierten

rosentypen {die Bezeichnungen stammen von Jung) entsprechen nämlich ähnliche Charakter typen, die sich in gleicher

trauma bzw. der Reaktion darauf ableiten zarten,

leichten

Kindern, die

Weise aus dem Ur-

lassen.

Den schwachen,

Frühgeburten, meist auch leichte

oft

Geburten hatten, scheint der Introversionscharakter anzuhaften, während die voll ausgetragenen, daher meist starken Kinder häufig den entgegengesetzten Typus zeigen. Dies erklärt sich daraus, daß bei den ersteren infolge des relativ schwächeren Geburtstraumas die Urangst

nicht so mächtig gegensetzt;

ist

wenn

und dem Ruckstreben weniger Widerstand

ent-

Menschen neurotisch werden, zeigen

ge-

diese

wöhnlich introvertiert depressiven Charakter. Die zweiten intensiv erlebte Urangst

mächtig nach außen und

sie

Neurosen weniger zur Reproduktion der Ursituation traumas

selbst neigen,

Während wir

auf das

sie bei

also glaubten, bis

sie

treibt die

werden in ihren als des

Geburts-

ihrem Rückstreben mächtig stoßen.

zum

der Neurosen vorgedrungen zu sein,

ersten verursachenden

mahnt uns

am Ende nicht einem Irrtum zu am Anfang und seither wiederholt

Trauma

hier etwas, uns zu

hüten,

verfallen,

lyse

durch das scharfe Beobachten

den die Psychoana-

und Denken Freuds immer wieder rechtzeitig durch Fortschritte in der Forschung und Erkenntnis zu vermeiden gewußt hat. So wie die ersten „Traumata", die

Symptome

man

für das

verantwortlich zu

Zustandekommen der neurotischen

machen

geneigt war, sich

als

allgemein

menschliche Normalerlebnisse erwiesen, und wie schließlich noch der analytisch aufgedeckte Kern der Neurosen, der Ödipuskomplex, als die

typische Normaleinstellung des Kindes

wurde, so i)

Siehe

ist

i.

B.

auch noch das

letzte

und Kulturmenschen erkannt

analytisch

Kretschmer: Körperbau und

faßbare Trauma, das

Charakter, igai, oder

Psychologische Typcni igzi.

.,^-^.
Jung:

Die therapeutische Wirkung

Trauma

201

der Geburt, geradezu das allgemeinste menschliche Erlebnis

überhaupt, aus

dem

sich eben mit

zwingender Notwendigkeit der Ent-

wicklungsgang des Einzelnen wie der Menschheit in der geschilderten

Weise

ableitet

und

Es

erklärt.

ist

offenbar kein Zufall, daß

wieder, sobald wir nur glauben, den Schlüssel

zum

xmmpr

Verständnis der

Neurosen gefunden zu haben, dieser sich uns in der Hand zu

eineiti

Instrument verwandelt, das doch besser geeignet erscheint, die bisher

unbekannte Psychologie des Normalen zu erschließen. So erklärt

Freuds Hauptwerk eigentlich das normalpsychologischen Phänomene (Traum, Witz, sich auch, daß

theorie), die

es

erste Verständnis der

Alltagsleben, Sexual-

Schaffung der ersten Psychologie überhaupt bedeutet, die

und zwar mittels der psj'^choanalytischen Methodik und Technik gewonnen wurde. Und so möchten wir auch unsere Ausführungen über die Bedeutung des Traumas der

allerdings aus pathologischem Material,

Geburt für die Psychoanalyse nur

als

einen Beitrag

zum Freudschen

Gebäude der Normalpsychologie betrachten, im besten Falle seiner Grundpfeiler,

lehre

als

einen

wobei wir allerdings aucli glauben, die Neurosen-

— einschließlich der Therapie — ein gutes Stück gefördert zu haben.

Wir wollen uns aber ganz

klar

machen, wie weit

dies

gelungen

ist,

weil davon die eigentliche weitere Problemstellung abhängt. Wir glauben, daß es uns gelungen ist, alle Neurosenformen und Symptome

Ausdrucksmittel einer Regression von der Stufe der Sexualanpassung in den pränatalen Urzustand, bzw. in die Geburtssituation, die ja dabei als

überwunden werden muß, zu erkennen. Für das

und

das therapeutische Eingieifen

mag

ist

iii-ziliche

Verständnis

diese Einsicht keineswegs zu

auch in bezug auf die Theorie der Neurosen in dem oben angedeuteten Sinne unbefriedigend geblieben sein, unterschätzen,

da

sie

sie

ja das Spezifische des

Falles,

bzw. der Sj'mptombildung auf

etwas so allgemeines wie das Geburtstrauma zurückführt; wenngleich ']&

innerhalb desselben sowohl für hereditäi'e Einflüsse des Keimplasmas

wie auch für etwaige individuelle Eigentümlichkeiten

(des Geburtsaktes)

Das Trauma der Geburt

202 reichlich

— man könnle

Immerhin

vielleicht sogar finden

:

zuviel

— Raum

bleibt.

versucht unsere Auffassung, die Theorie verschiedener Fixie-

rungsslellen, welche die

Neurosenwahl beslimraen

sollen,

durch eine

Verschiedenes bewirkende traumatische Schädigung an einer einzigen

im Geburtsakt, zu determinieren. Gibt

Fixierungsstelle,

es

doch unserer

Ansicht nach nur eine einzige Fixierungsstelle überhaupt, nämlich den mütterlichen Körper und

alle

Symptome beziehen sich inultinm analyxis

auf diese Urfixierung, die uns eben durch die psychobiologische Tatsache unseres Unbewußten gegeben

ist.

In diesemSinneglaubenvvirim Trauma

der Geburt das Urtrauma entdeckt zu haben

und brauchen im

einzelnen

Falle erst gar nicht auf dem langwierigen WegderanalylischenForschung die „pathogenen

Traumata" zu eruieren, sondern nur das spezifische Ge-

burtstrauma in der Reproduktion zu erkennen und Ich des Patienten

als infantile

dem

(erwachsenen)

Fixierung xu demonstrieren. Dabei gibt

der im Geburtstramna wirkende Trostmechanismus (am besten bekannt aus

dem Prüfungstraum: Es

ist

auch damals glimpflich abgelaufen!)

einen nicht zu unterschätzenden Heilfaktor ab, der zu einem entschie-

denen therapeutischen Optimismus berechtigt. Liegt also in unserer neuen Einsicht

Unbewußten

(Es) ein

vom Wesen und

eminent praktischer

Vorteil, so

bezug auf die Neurosenlehre bekennen, daß

erst

Charakter des

müssen wir

von hier aus

in die

Theorie der Neurosen eine Ausgestaltung erfahren müßte. Zunächst haben wir aber die Neurosen in all ihren vielfältigen Formen als Repro-

duktionen und Auswirkungen des Gebiirtstraumas erkannt, welches aber zugleich auch die kulturelle Normalanpassung sowie alle Höherleistungen des

Menschen bedingt und begründet. Wir kommen

auf den frühen Satz

Freuds

hier

zurück, daß die Psycho-Neurosen eigeni-

Ikh keine Krankheiten im strengen medizinischen Sinne des Wortes sind," sondern Entwicklungshemmungen in der realen sexuellen Ani)

Ein

Sati,

den

Jung dann auch

für die Psychosen bestätigen konnte, die

nach ihm mit denselben .,Komplexen" ringen, die der Normale bewältigt

hat.

S£k

Die therapeutische Wirkung passungsleistung des

Menschen;

aber, ebenso

stellen

sie

20

Versuche zur Überwindung des Geburtstraumas scheiterte.

In der Kulturanpassung, mit

und überwertigen Leistungen sehen

all

dar,

wie

diese,

wenn auch

ge-

ihren schwierigen normalen

vvir die

in verschieden

hohem

Grade gelungenen Versuche zur Überwindung des Geburtstraumas, zu deren gelungenstem wir die Psj'choanalyse in ihrer therapeutischen

Anwendung

— und

dies keineswegs

nur

— rechnen müssen.

So reduzierte sich letzten Endes das Neurosenproblem scheinbar auf ein

Formproblem, Denn

wir sehen in der biologischen Anpassung des

Kindes an die Extrauterinsituation, in der Normalanpassung des Kultur-

menschen, sowie in seinen kompensatorischen Überleistungen der Kunst (im weitesten Sinne des Wortes) den gleichen Überw in du ngs versuch sich in ähnlichen Formen abspielen; mit dem einzigen, allerdings wesentlichen Unterschied, daß der der

„Künstler"

Kulturmensch und noch mehr

dies in vielfältigen,

durch das Urtrauma bestimmten,

Formen objektiv reproduzieren kann, wähNeurotiker immer wieder nur in gleicher Weise am

streng determinierten

rend es der

eigenen Korper zu produzieren gezwungen raäßigen „Wiederkehr des gleichen" Produkts scheint aber das

Wesen

ist.'

In dieser zwangs-

am

eigenen Körper

der meisten pathologischen Prozesse zu bei-uhen.

Der Neurotiker wird so immer wieder auf das reale Geburtstrauma zurückgeworfen, während der Normale und Übernorraale es sozusagen nach

vom

wirft

und nach außen

projiziert, es also

zu objektivieren vermag.

Wollen wir uns schließlich noch kurz Rechenschaft darüber geben, in welcher Weise wir therapeutisch wirken und worin der Heilfaktor besteht, so haben wir abermals die analytische Erkenntnis und den

Weg

zu ihr

ist jetzt

als

etwas bereits Gegebenes herauszustellen. Die Analyse

in der Lage, sichin

arbeit zu befreien, i)

Siehe dazu

weitgehendem Maße von der Forschungs-

nachdem nicht nur der ganze Inhalt

Ferenczis

plastischtin Stadiums.

Zitat der

des

Unbewußten

Freudschen Auffassung

eines auto-

Das Trauma der Geburt

204

und

Mechanismen, sondern auch das vorläufig letzte. Element, das Urtrauma, von vornherein bekannt sind. Da der Patient die psychischen

in der

Regel mit der Übertragung

einsetzt,

ist

auch technisch die

Möglichkeit gegeben, mit der Aufdeckung des Urtraumas zu beginnen. anstatt

dem

Patienten Zeit zu lassen,

matisch zu wiederholen.

es

am Schluß

der Analyse auto-

Man kommt dadurch in dieLage, den gordischen

Knoten der Urverdrängung mit einem kräftigen Schnitt zu lösen, anstatt sich mühselig um seine Entknüpfung zu bemühen, die dämm so schwer gelingt, weil jedes Stückchen Lösung auf der einen Seile den Knoten auf der anderen nur um so fester zusammenzieht. Die Rekonstruktion der Kindheitsgeschichie erfolgt

dann nach Aufdeckung ihres Fundamentes auf dem festum rissen en Plan desselben sozusagen vom Sockel aufwärts

ohne Mühe, wobei auch das Erinnerungsgefühl, das mit dem Urtrauma verdrängt war, sich einstellt. Es handelt sich also darum, den Patienten, der in seiner Neurose zur Muttex-fixierung zurück-

Geburtstrauma während der Analyse in der Übertragung und deren Auflösung wiederholen und vergeflüchtet

ist,

das

stehen zu lassen und ihm nicht selben bei

Lösung vom Analytiker

unbewußte Reproduktion

die y.u

gestatten.

Der imgeheure

des-

thera-

man durch diese rechtzeitige Aufdeckung ist der, daß man am Schluß der Analyse statt

peutische Vorteil, den

der

Urfixierung erreicht,

der

Reproduktion des Geburtslraumas die Sexualkonflikte, vor denen der Patient geflüchtet

Schuldgefühl

(statt

ist

(Ödipuskomplex

etc.)

der Angst) rein erhält

und

und

so ungestört

sionsmechanismus lösen kann. Das Hilfsmittel tragung folgende Identifizierung mit

dem

in der Therapie der

Zwang

Regres-

die aus der Über-

dem Wege

lernt.

der sexuellen

Letzten Endes wird also

zur Wiederholung (Reproduktion) des Ur-

traumas bezw. der Ursituation

im Sinne

ist

vom

Analytiker, mittels deren

libidinösem Anteil der Patient die Angst auf

Übertxagungsmöglichkeiien überwinden

das zu ihnen gehörige

beseitigt,

indem

die

der Anpassungsstiebung veränderl wird.

g^^

Richtung der Libido

r Die therapeutische Wirkung All dies

mittels der

erfolgt

und Übersetzungstechnik lichen

als

von

Freud

20S

ausgebauten Assoziations-

Hilfsmittel, wobei wir aber als hauptsäch-

Motor dem Unbewußten des Patienten unser eigenes Unbe-

wußtes entgegensetzen,' Dies

ist

seine Libido einwirken können.

das einzige Mittel, mit

Wir

ihm

gestatten

dem wir auf

dabei sozusagen

zeitweise eine weitgehende Wiederherstellung der Ursituation,

indem

wir sein Unbewußtes durch die „Versagung" (Freud) dazu drängen,

um

dann sogleich durch das Aufzeigen des infantilen Charakters dieser

Tendenz

sein

bewußtes Ich von der Unmöglichkeit und Verwerflichkeit zu überzeugen,

dieses Zieles

anstatt es

durch fortwährende Angst-

produktion davon abschrecken zulassen. Das wichtigste technische Mittel, die

Lösung vom Ersatzobjekt der Libido, dem Analytiker, wird nicht auf der

erst

liche

Höhe

der Überlragungsentfaltung durch die unwiderruf-

Terminsetzung angewendet: sondern

tritt

ganz automatisch von

nur ist dem Patienten immer bewußt, daß die Kur einmal beendet werden muß, sondern jede einzelne Stunde fordert von ihm im Kleinen die Wiederholung der Fixiemng und Lösung, bis

Anfang an

in Aktion. Nicht

auch endgültig durchzuführen. Dazu kommt, daß der Analytiker, wie der Lehrer dem Schüler, vormacht, und

er imstande es

ihm

daß

er,

ja

ist.

sie

auch wie der Schüler, nur lernen kann, indem er sich mit dem

Lehrer

identifiziert,

wußten

akzeptiert,

d. h. die

indem

Einstellung des Analytikei-s

er ihn

zum

Ich-Ideal

zum Unbe-

nimmt. Hier

streifen

wir das Problem der Vaterübertragung, deren überragende Heilfunktion es rechtfertigt,

daß

sie in

der analytischen

Technik im Vordergrunde

muß im

Laufe der Analyse lernen, die an der Mutter hängende ürverdrängxmg so weit durch „Übertragung" zu lösen, daß Patient

steht.

Der

er sie

dann auf ein

reales Ersatzobjekt

übertragen kann, ohne die Ur-

verdrängung mitzunehmen. Diesen Versuch, der

ja

in der

Entwicklung mit mehr oder weniger Erfolg automatisch

normalen

gelingt,

muß

der Neurotiker in der Analyse mit Zuhilfenahme bewußter Kräfte nachi)

Freuds

Vergleich yorarecävei- (Kl. Sehr. IV, 405).

Das Trauma

2o6

der Geburt

wobei wir mit allen Mitteln der Bewußtmachung seiner unbewußten Regressionstendenzen an sein bewußtes Ich appellieren, um holen,

im Kampf gegen

es

das übermächtige Es zu stärken.

Wir bemerken dabei, daß der Patient letzten Endes nichts anderes zu machen hat, als ein Stück versäumter oder fehlerhafter Entwicklung nachzutragen

„Nacherziehung" Freuds).

(die sog.

Und zwar

jenes

Stück der sozialen und Menschh ei tsent wickjung, welches durch das

Geburtstrauma

einerseits

notwendig gemacht, anderseits

so sehr er-

schwert wird: nämlich die Loslösung von der Mutterfixienmg durch

Libidoübertragung auf den Vater (das „männliche Prinzip" [Bachofens]), d.h. analytisch des

Ödipuskomplexes,

gesprochen die Phase vor der Entwicklung

Gegen

diese

Nacherziehung wehrt sich das

Es des Patienten mittels des Libidowiderstandes,

d. h.

volle mütterliche Libidobefriedigung

Analytiker will,

sei es in

nunmehr vom

indem

es die



heterosexueller oder homosexueller Wiederholung der Ödipus-

situation.

Daß

sein Ich

imstande

ist,

durch Identifizierung mit

dem

Analytiker diese aktuell-libidinösen Tendenzen der Übertragung ebenso zu überwinden wie die regressiv-mütterlichen, erklärt sich daraus, daß dieses

sein Ich

gabe aus

dem Es

eben schon von Anfang an zu dieser besonderen Auf-

und entwickelt worden war. In der Analyse wird dann schließlich auch dieses normale Hilfsmittel der Entwicklung durch bewußte Veränderung verstärkt, da dem Patienten schließlich auch die Tatsache seiner Identifizierung mit dem Analytiker bewußt

und

geschaffen

er dadurch unabhängig von

Wenn

ihm gemacht

wird.

wir dabei letzten Endes doch wieder auf das so schwache

Bewußtsein und seine Hilfe zurückgreifen müssen, so dürfen wir uns mit folgenden Erwägungen trösten: Wenn das Bewußtsein auch nur eine schwache Waffe ist, so ist es doch die einzige, die uns im Kampf gegen die Neurose zugänglich

ist.

Die psychische Verankerung der

Angstempfindung des Geburtsaktes im Bewußtsein

als eines biologisch-

therapeutischen Mittels gegen das Zurückstreben bewirkt, wie wir zu

Die therapeutische TVirkung zeigen versuchten, die

20J

Menschwerdung, und das Bewußtsein

menschliche Charakteristikum hat exochen. Sollte da nicht tische

Aufhebung der Urverdrangung und

wußtsein hinreichen,

um

ihre

den Neurotiker in

wachsen zu machen, in dem der

selbst

ist ja

die"

das

analy-

Verankerung im Be-

dem

geringen

Maße

er-

noch in den Kinderschuhen

steckende Kulturmensch es tatsächlich heute erst ist? Der Neurotiker ist

nur noch ein bißchen früher, im Geburtstrauma, steckengeblieben

und was von der Therapie verlangt werden kann, den „Kinderschuhen

noch

ist

nur, ihn bis zu

zu bringen, in denen die Menschheit

steckt.

Geschrieben im April 1^2}

im ganzen

Phn Dr. Otto Rank erschienen früher: Ansalze zu einer Sexualpsychologie. Leipzig unrl

Der Künstler. Wien 1907;

2.

und

3.

Der Mythus von

Auflage 1918.

rler

Geburt des Helden.

Versuch einer

angewandten Seelenpsychologischen Mythendeutung. (Schriften zur Nr. V.) Leipzig und Wien 1909; Q.Auflage 1922.

kunde

Disease of the Birth of the Hcro. (Nervous and Mental Monograph Series.) New York 1914degli F.roi. ^BiWioteca Psicoanalitica Italiana It inito della nascita

The Myth

Nocera Inferiore 1921. N0.4.) Zurigo, Napoli, Vienna,

Die Lohengrinsage.Ein

Beitrag zu ihrer Motivgestaltung

und

Leipzig Deutung. (Schriften zur angewandten Seelenkunde Nr. XIII.)

und Wien 1911.

Da

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V

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un g u nd S

a

ge

.

Grundzüge einer

und Psychologie des dichterischen Schaffens. Leipzig

Wien

1912-

Die Bedeutung der Psychoanalyse für die Geisteswissenschaften. {Mii Dr. Hanns'Sachs.) Wiesbaden 1913The significance of Psy ch o- Analy sis (Nervous and Mental Disease Monograph

for the

Series.)

New

Mental ScieneeB. York

igi?'

Psycho analytischeBeilrägezur Mythe nforschung. (Internationale Gesammelte Studien aus den Jahren 1912-1914Zürich 1919; Psychoanalytische Bibliothek Nr. 4.) Leipzig, Wien, 2.

Auflage 1922.

Entwicklungszielc der Psychoanalyse. beziehung vonTheorie und

Zur Wechsel-

Praxis. (Mit Dr. ^.Ffirenczi.) Neue Arbeiten

Heft zur ärztlichen Psychoanalyse,

1.

Leipzig,

Wien, Zürich 1924.

Bücher von Dr. Otto Rank Der Künstler. Ansätze (Imago-Bücher Wien. Zürich 1922

logie.

zu einer Sexualpsycho4.

I.)

Tausend, Leipzig,

Wohl

eines der interessantesten Probleme, denen die Psydioanalysc sich zugewandt hat. (Frankfurter Zeitung)

DsB Wuvk Ranks

htliandelf in

sclieideiide Fragen,

Dtr

Weg

lielitvoUer Darstellung

ist

külm

ent-

aber kein Marsch

--

(Die Zeit)

auf der Straße.

Viele sehr verdienstvolle,

wenn auch harte und beinahe

riiti-

große Freiheit des Geistes und eine sehr schät/hare Unbefangenheit dazu. Übrigens hat Otto Rank auf dem Wege zur Seeiensdiau des Kiin.stlers eine ganie Menge psychologischer Faktoren auf ihren sexuellen Gehalt hin geprüft und mit »diöner Prägnanz demonstriert. (Münchner A llg-em ei n e Zeitung)

Meinungen.

sichtslose

Es gehört

auf Teile uralter religionspsydiotog-ischcr Grundmauern stoßt. Das Studium dieser gcistreiclien Schrift kann sehr empfohlen

(Zeitschrift für Religionspsychologie)

by Nletisehe, Hinton nnd olher earlicr the main explanation of tlie dynaniic prooesK by whidi the nrts, in thc widest scnse, havc come into beeing, i:i naw chiefly btin^ explored. One thinks of I' rcud and cspeeially of Dr. Rank, pcrhaps the most brilliant and clairvoyiint of the youngor investigators who still stand hy

As dimly thinkets,

g:Iimpsed



the master's side.

ihrer Motivgestaltung und Deutung. (Schriften zur angew. Seelenkunde. Nr. 13.) Leipzig u. Wien 1911

Der Verfasser, einer der scharfsinnigsten Sdiüler Freuds, verUmbildungen des Stoffes, indem

folgt die psychisch 1)rälingten

er sich auf ein ungelioure^ Material stützt von der altfranzS. sisehen vom Cheval!;ei.iu eygne an bis lu Wagners Musi k-

Sage

drania.Besonaer]5,interBSf!ai}t

(Havelock Ell is in „Tbedanceof the life")'-

Der Mythus von der Geburt des Helden. Mythendeutung. Versuch angewandten Seelenkunde. {Schriften zur Auflage, Leipzig u. Wien. 1922 Nr. 5.) Zweite einer psy (biologischen

ist

die Verbindunfriwischen denin

der Sage lebenden Vorsteüilngcn und dem aus dem Seelenleben der Neurotiker Erschlossenen. (Wiener Klin, Rundschau) t

eine

Hödist [nteressant, wie die Vertiefung' der Freud'schen Lehre

werden.

Die Lohengrinsage. Ein Beitrag zu

^ I

Inzestraotiv in Dichtung und Sage. Grundzüge feiner Psydiologie des dichterischen

Das

Schaffens. Leipzi^-ü;j

Wien

1912.

Vülkerpsydiologisch wie hiologisdi mit einem Schlage eine ungeahnte Perspektive eröffnet iMiinc(io. Med. Wochensohr.)

Einen Teil der neuen, Urhaftes belichtenden Seelenlehre, die wagniakräftig über die schwanken Mauern der Träume steigt, in die fahlen Gärten körperhdier Wallungen zwiadien Kinder und Eltern tritt, — einen Teil dieser neuen Lehre erhärtet Rank in 24 Kapiteln. Es geht den Wisscrisdtaftler an, wie den gliedernden (undiergliederlen) Dichter. (Al.f red Kerrim Fan) .

.

Von

Seite zu Seite floßt die Rank'sdie Gedankenarbeit dem Leser wadisende Achtung vor der strömenden Fülle stets kampfbereiter ethnologischer und literarisdier Kenntnisse

unter wahrhaft erstaunlicher Belesenhcit ihres Schöpfers . Das Werk hat berechtigte Aussicht die kun.sttheo retische Bibel der Freudianer zu werden (Literar. Zentralblatt) .

Das BudiThüß

als die erste große Leistung Literatutbetrachtung begrüßt worden.

Werke

of the Birth of the Herb. (Nerv, and Ment. Disease Monogr. Series) New- York 1914

Eines der hedeutensten

della nascita degli Eroi. (Biblioteca Psicoanalitica Italiana. Nr. 4.) Zurigo, Napoli, Vienna, Nocera Inferiore 1921

Das Trauma der Geburt und

The Myth

n mito

[Vergriffen]

Der Verfasser darf mit Rcdit behaupten, die „Grundzüge einer Psychologie des dichterischen Schaffens" gegeben nu {Die Neue Generation) haben.

Literatur.

(Zeitschrift

f.

in

der

einer"

.

neuen

(Die Zeil)

psydiounolylisdien

angewandte Psychologie) seine Be-

deutung für die Psychoanalyse.

(Intern.

PsAna]yt.Bibl.Bd.l4.)Leipz.,Wien,Zürichl924

Sozialen und dem "Individuellen ist Die Verbindung mit dem (Berliner Tageblatt) Rank vollkommen gelungen.

Tragweite kaum lu umfassender Gedanke: ein ungeheurer Spiegel. Das Buch von Gesdiiclite ganie die und anregend, sondern auch Rank wirkt nicht nur belehrend (Die Zeit) befreiend.

Es

ist ein in seiner

Psychoanalytische Beiträge zur Mythenforschung. (Internat. Psychoanalyt. Bibliothek. Nr. 4.) 2. Aufl., Leipzig, Wien, Zürich 1922 I-nhslt: Vorwort / Mythnlnffie u. Psydioanalyse / Die Symbolik /Volkerpsydiol'giscke Parallelen zu den Infantilen Semal-

Deutung der Sintflutsage Dukaten -Scheiß er / Das Brüdermarchen theorien / Zur

Daß Rank

es

verstanden hat, sein

und fesselnd zu

ge.stalten, ist für

keine Oberras diu ng. {Zeitsch.

> /

Männtkeu-Piß und Mythus u. Märchen.

Thema

Solu

Kritische Leser werden viel Anregung-

Die Bedeutung der Psychoanalyse für die Geisteswissenschaften.

Wiesbaden

1913

The significance

of Psycho-Analysis for the Mental Sciences. (Nervous and Mental

Disease Monograph Series) New-York 1916 The book forms an

invaluahle iotroduclion It is to bc hoped tbat a carefui perusal of the book by a wide circle of such readers on both sides of the Allantie may help tu .

.

.

bring about a coltaboration.

(The Internat. Journ. of Psychoanalysis)

klar, übersichthch

den Kenner seiner Arbeiten f.

Mit Dr. Hanns Sachs

al

wissunsch uft)

und interessantes Ma-

Mit Dr. S. Ferenczi

(Literarisches Echo)

Entwicklungsziele der Psychoanalyse. Zur Wechselbeziehung von Theorie und^ Praxis.

Libro ... de una prcsenlacion elegante es uno de l^s magnificas contribuciones a la interpretaciön psicoanalitica de raitos y legendas. (Kevista di ,Psi qu ia tria, Lima)

(Neue Arbeiten zur ärztlichen Psychoanalyse, Heft 1) Leipzig, Wien, Zürich 1924

terial in

diesen Aufsalzen finden.

Zu beaichen durch

Internationaler Psychoanalytischer Verlag

Wien, VU. AndreasgosSE 3

|

-I»

!

'^

iNTERNATIONA-LER> PSYCHOÄNrtYTISCH.E^ .

'S WIE»,

ÄNDREASGASSE

Vri.

Im Dezember Neue Arbeiten zur

Dh

S.

5'

i^2y erschei7ten:

ärztlichen Psychoanalyse, Heft

Ferenczi

und

Dr. Otto

I

Rank

Entwicklungsziele der Psychoanalyse Zur Wechselbeziehung von Theorie und

' .

Praxis

* -

Heft II

Abraham

Dr. Karl

Versuch einer

Entwicklungstheorie der Libido auf

Grund der Psychoanalyse seehscher Störungen Bd.

Dr.

XF

Ferenczi

S. I

Versuch einer Genital Iheorie '

Vera Schmidt

Psychoanalytische Erziehung in Sowj^etrußland Bericht über das Moskauer Kinderheim-Sanatorium

'

*

Prof. Dr. Sigm.

Freud

Zur Geschichte der psychoanalytischen Bewegung (ErstnuiUga sdbitHrulige Veröffmllichimg der Arbeit aus der „Fierwt Folge" der Schriften zur Neitrosenlehre^^)

„Sammlung kiemer

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