DEUTSCH / GERMAN
Ihr Führer für
PORT ARTHUR
To u r i s t e n I N F O R M AT I O N Bitte helfen Sie uns, Port Arthur zu erhalten Diese historische Stätte ist vom Verfall bedroht. Sie können helfen, sie zu bewahren, indem Sie weder auf den Mauerresten noch auf den Grundmauern herumlaufen. Bitte lassen Sie alles so zurück, wie Sie es vorgefunden haben, damit andere auch etwas davon haben. Sondertouren Zutritt zum »Point Puer« Jungengefängnis und zur »Isle of the Dead« (Insel der Toten) ist nur im Rahmen von organisierten Touren möglich. Diese sind gebührenpflichtig und können im Besucherzentrum oder an Bord der MV Marana gebucht werden. Öffnungszeiten Das Besucherzentrum öffnet um 8.30 Uhr morgens und schließt abends nach Beendigung der letzten Geistertour. Die Gebäude sind täglich zwischen 9 und 17 Uhr geöffnet. Die aktuellen Zeiten für Führungen, die täglich zu unterschiedlichen Zeiten zwischen 9 und 17 Uhr stattfinden, sind auf Informationsschildern und im Besucherzentrum angegeben. Das Gelände und die Ruinen sind von 8.30 Uhr bis zum Einbruch der Dunkelheit geöffnet.
•
Hafenrundfahrt (20 Minuten) Die Abfahrtszeit wird Ihnen beim Kauf der Eintrittskarte bekannt gegeben. Bitte finden Sie sich 5 Minuten vor der angegebenen Abfahrtszeit an der Anlegestelle ein, da die Fähre pünktlich abfährt. Die Rundfahrt führt Sie zu den Docks, zum Jungengefängnis »Point Puer« und zur Friedhofsinsel »Isle of the Dead«. Besucher, die eine »Point Puer« oder »Isle of the Dead« Tour gebucht haben, steigen an diesen Stationen aus.
Im Besucherzentrum angebotene Dienstleistungen Erste Hilfe, Rollstuhlverleih, Regenschirmverleih, Verkauf von Regenmänteln, Tickets für alle Touren, Buchungen für die Geistertouren, Tickets für landschaftlich reizvolle Rundflüge, Informationsmaterial über Konferenzexkursionen und Verpflegungsangebote, - Tasmanian Visitor Information Network. Zweckmäßige Kleidung Das Wetter in Port Arthur ist sehr wechselhaft. Es wird deshalb empfohlen, warme Kleidung sowie Regenmantel oder Regenschirm mitzubringen. Da der Boden stellenweise uneben ist und man längere Strecken zu Fuß zurücklegt, ist festes Schuhwerk angebracht. Behindertengerechter Zugang Wir können besondere Vorkehrungen treffen, um behinderten Menschen den Zugang zu erleichtern. Bitte erkundigen sich am Kartenverkaufsschalter.
Eintrittskarten Ihre Tageskarte ist für zwei aufeinanderfolgende Tage gültig. Jahreskarten sind gegen einen geringen Aufpreis erhältlich.
Weitere Anfragen Postanschrift: Port Arthur Historic Site Port Arthur Tasmania Australia 7182
Die folgenden Leistungen sind im Eintrittspreis inbegriffen:
Telefon: 1800 659 101
•
Interpretationsgalerie Beim Eintritt bekommen Sie eine Spielkarte ausgehändigt, durch die Sie die Identität eines echten Sträflings annehmen können.
Telefax: 1800 659 202 E-mail:
[email protected] Website: http://www.portarthur.org.au
Beginnen Sie oben mit dem groß angelegten Modell der Anlage, um einen Eindruck über deren frühere Ausdehnung und Komplexität zu gewinnen. Gehen Sie dann nach unten in die Interpretationsgalerie, wo Sie »Ihren« Sträfling finden und sein Leben in Port Arthur nachvollziehen können. •
Einführungsrundgang (45 Minuten) Rundgänge starten regelmäßig vom Untergeschoß des Besucherzentrums aus. Dieser Rundgang vermittelt Ihnen einen Überblick über die bedeutendsten Stätten in Port Arthur.
2
3
Wi l l ko m m e n i n PORT ARTHUR MACHEN SIE SICH AUF ÜBERRASCHUNGEN GEFASST
E i n e kurze Einführung in d i e Geschichte von
PORT ARTHUR
Viele Besucher erwarten Leidensgeschichten von Folterungen und anderen Qualen. Aber das ist nur ein Teil der Geschichte.
Über Tausende von Jahren wurde dieses Gebiet vom Volksstamm der Pyderrairme bewohnt.
Port Arthur wurde zu dem Zweck angelegt, die »Schurken ehrlich zu machen«. Die Stützpfeiler dieses Systems waren Disziplin und Bestrafung, religiöse und moralische Anleitung, Einteilung und Trennung nach Klasse sowie Ausbildung und Erziehung. Die angewandten Methoden erscheinen heutzutage grausam und viele der Männer gingen an ihnen zugrunde. Andere wiederum wurden mit wertvollen Kenntnissen für die Zukunft ausgestattet. Alle Gebäude wurden vollständig von Sträflingen erbaut und sind ein Sinnbild für die handwerklichen Fähigkeiten, die ihnen vermittelt wurden.
Port Arthur entstand im Jahr 1830 zunächst als Holzfällerlager. Nach 1833 wurde es in ein Straflager für Wiederholungstäter aus allen australischen Kolonien umgewandelt. Im Jahr 1840 war es auch zu einer wichtigen industriellen Siedlung mit mehr als 2000 Einwohnern geworden. Der Transport von Gefangenen nach Van Diemens Land (wieTasmanien damals genannt wurde) endete 1853 und Port Arthur wurde allmählich zu einer Unterkunft für alte, kranke Männer – die Überbleibsel des Sträflingssystems. Die Sträflingssiedlung wurde 1877 geschlossen und viele Gebäude wurden entweder abgerissen oder brannten ab. Ein kleiner Ort mit dem neuen Namen »Carnarvon« entstand zwischen den Ruinen. Sogenannter »Sträflingstourismus« wurde schnell zu einem einträchtigen Geschäft und ist es bis heute geblieben. Bitte helfen Sie uns, Port Arthur zu bewahren. Sie können helfen, diese vom Verfall bedrohte historische Stätte zu erhalten, indem Sie vermeiden, auf den Mauerresten und Grundmauern herumzulaufen. Bitte lassen Sie alles so zurück, wie Sie es vorgefunden haben, damit andere auch etwas davon haben.
4
5
1.
D E R V E R W A LT U N G S B E R E I C H – D A S HAUS DES KOMMANDANTEN (IN MEHREREN PHASEN ZWISCHEN 1833 UND 1856 GEBAUT), DAS HAUS DES OBEROFFIZIERS (1833) UND DAS GERICHTSGEBÄUDE (1846)
2.
DER MILITÄRBEREICH – DIE KASERNE (1831, 1847), DAS TURMC O T TA G E - O F F I Z I E R S Q U A R T I E R (1854) UND DER WACHTTURM (1842)
IMMER WACHSAM
DIE KOMMANDOZENTRALE
Soldaten bewachten die Häftlinge bei der Arbeit und verfolgten entkommene Insassen. In späteren Jahren wurden die Soldaten durch zivile Wärter und Polizisten ersetzt; viele von ihnen waren selbst ehemalige Häftlinge.
Von hier aus, dem Wohnsitz der leitenden Verwaltungsbeamten, wurde der Funktionsablauf des Apparates gesteuert. Das Haus des Kommandanten war durch eine Mauer geschützt, hinter der ein schöner Garten mit Blumen, Kräutern, Obst und Gemüse lag. Der Kommandant war für alle Bereiche außer der Garnison, welche dem Oberoffizier des Militärs unterstand, zuständig. Später wurden nur noch Zivilisten als Beamte eingesetzt. Von den Frauen der leitenden Verwaltungsbeamten wurde erwartet, ein glückliches Zuhause zu schaffen und ein gutes Beispiel für andere Familien zu sein. Neuankömmlinge mussten sich vor dem Gerichtsgebäude in einer Reihe aufstellen, wo ihnen der Schriftführer des Kommandanten eine Stunde lang die Regeln und Vorschriften vorlas. Die Aufseher genossen es, Gefangene von hier durch die »grüne Tür« zur Auferlegung von Strafen zu schicken. Steigen Sie auf den Hügel hinter dem Haus des Kommandanten und versuchen Sie sich vorzustellen, was er von hier aus gesehen haben mag. 6
TOUR TIP
In der Kaserne waren alleinstehende Männer in einem großen Gemeinschaftsraum untergebracht. Ehepaare lebten in einem anderen großen Gemeinschaftsraum, der durch Vorhänge unterteilt war. Zwölf Ehefrauen waren für die Krankenpflege, Wäsche und Näharbeiten für jeweils hundert Männer verantwortlich. Die Kaserne wurde mehrere Male erweitert. Das Turm-Cottage war das Quartier für Offiziere. Im Wachtturmsgebäude befanden sich das Waffenarsenal, ein Raum für den Wachtposten, ein Wachtturm und drei Zellen für Soldaten, zivile Straftäter und weibliche Sträflinge, die als Dienstboten arbeiteten. Die Gebäude des Militärkomplexes wurden nach Schließung der Siedlung entweder abgerissen oder von den Buschfeuern des Jahres 1897 vernichtet.
Sehen Sie sich einmal die Innenwände im Erdgeschoß des Wachtturmsgebäudes an. Können Sie sich denken, warum das Schießpulver hier nicht mehr aufbewahrt wurde? 7
TOUR TIP
3.
DER STRÄFLINGSBEREICH – DIE BARACKEN DER STRÄFLINGE (1830, 1834) UND DIE S T R A FA N S TA LT ( 1 8 5 7 )
4.
DER INDUSTRIEBEREICH (1831, 1857)
ARBEIT ZUM (ÜBER)LEBEN
LÖWENKÄFIGE Bevor die Getreidemühle und die Kornspeicher zur Strafanstalt umgewandelt wurden, waren die Häftlinge in Holzbaracken untergebracht. Die ursprüngliche Hoffnung, den gesamten Mehlbedarf der Siedlung mit Hilfe der Mühle zu decken, hatte sich nie verwirklicht. In den beiden unteren Stockwerken des Gefängnisses befanden sich 138 Einzelzellen für die sogenannten »Löwen«. So nannte man Häftlinge von schlechtem Charakter, die unter schwerer Strafe standen. Darüber befanden sich der Speisesaal, welcher auch als Abendschule genutzt wurde, eine Bücherei und eine katholische Kapelle. Ein Schlafsaal für ungefähr 416 der Männer mit guter Führung befand sich im Obergeschoss. Die Küche und Bäckerei befanden sich im westlichen Flügel. Vor und nach der Arbeit versammelten sich die Männer in einem von Mauern umgebenen Hof zum Gebet und zum Abzählen. Hinter dem Hauptgebäude befanden sich ein Übungsplatz sowie eine Waschküche und Toiletten. Die Strafanstalt wurde von den Feuern des Jahres 1897 zerstört.
Die Werkstätten waren für das Überleben der Sträflingssiedlung unverzichtbar und auch für den Reformprozess von großer Bedeutung. Hier wurden von der Siedlung benötigte Güter hergestellt, überschüssige Produkte wurden verkauft und gleichzeitig wurden den Sträflingen handwerkliche Kenntnisse vermittelt. Die Werkstätten am südlichen Ufer der Bucht beherbergten eine Reihe von Handwerkern wie z.B. Schmiede, Schuhmacher, Schreiner, Böttcher, Drechsler, Schneider und Nagelschmiede. 1857 wurden diese Werkstätten durch einen größeren Komplex am westlichen Ende der Strafanstalt ersetzt. Hier befanden sich Schreiner, Böttcher, Maler, Schmiede, Gießer, dampfbetriebene Sägewerke sowie eine Knochenmühle. Nach und nach verringerte sich die Abhängigkeit der Siedlung von eingeführten Gütern, bis zum Punkt der völligen Unabhängigkeit. Schließlich wurden sogar Güter ausgeführt. Als aber die Zahl der arbeitsfähigen Männer nach 1864 fiel, ging die Zahl der Werkstätten immer weiter zurück, bis sie schließlich ganz aufgelöst wurden. Während der 1930er Jahre befanden sich hier ein Laden und ein beliebtes Museum mit Kuriositäten aus dem 19. Jahrhundert.
Wenn Sie der Strafanstalt gegenüber stehen, ist rechts davon eine Rasenfläche zu erkennen. Können Sie sich vorstellen, was für Geräusche und Gerüche einst die Luft hier erfüllt haben?
Können Sie die Spuren, die das Feuer hinterlassen hat, erkennen?
8
TOUR TIP
9
TOUR TIP
5.
D E R W O H L FA H R T S B E R E I C H – DAS ARMENHAUS (1864) UND DIE I R R E N A N S TA LT ( 1 8 6 8 )
Ab 1860 wurden viele Männer je nach Gesundheitszustand zwischen dem Armenhaus, dem Krankenhaus und der Irrenanstalt hin- und hergeschickt. Die Unterstützung, die man diesen hilflosen Männern damals bot, stellt den Beginn des modernen Wohlfahrtssystems in Australien dar. EIN ZUHAUSE FÜR »ALTE HERREN« Im Armenhaus waren Männer untergebracht, die entweder zu alt oder zu schwach waren, um für sich selbst zu sorgen. Im Speisesaal nahmen bis zu 140 Männer auf Bänken ihre Mahlzeiten ein. Die vor dem Speisesaal gelegene weitläufige Holzbaracke, die als Schlafsaal diente, ist inzwischen verschwunden. Die Armen wurden trotz allem wie Häftlinge behandelt. Falls sie dazu in der Lage waren, wurden sie nutzbringend als Arbeitskräfte eingesetzt, wodurch man sie gleichzeitig gefügig machte. Unter ihnen befanden sich ein Schäfer, ein Schweinefütterer, ein Lampenanzünder, jemand, der die Uhren instandhielt, sowie Dienstboten der Offiziere. Auch auf angenehme und weiterbildende Aktivitäten für die alten Herren wurde Wert gelegt. Sie hatten Zugang zu einer Bücherei, und es gab wöchentliche Musik- und Theaterveranstaltungen im Speisesaal. Sehen Sie sich den Speisesaal der Armen einmal an. Wie haben sich die alten Männer warm gehalten? 10
VON GRAUSAMKEIT ZU GÜTE Die meisten Männer in dieser Irrenanstalt litten unter Depressionen oder Demenz oder waren geistig behindert. Das Gebäude verkörpert das fortschrittlichste Denken der damaligen Zeit im Hinblick auf angemessene Architektur für moderne Behandlungsweisen. Die »Irren« würden in einer ruhigen, sauberen Umgebung durch Güte, körperliche Bewegung, Unterhaltung, religiöse Erbauung und Arbeit genesen. Die Räume waren geräumig und hell; störende Patienten wurden isoliert. »Ausgezeichnete Bäder« wurden angeboten. Wer sich gut benahm, durfte im Garten arbeiten oder in der Sonne sitzen. Gewalttätige Patienten wurden in geschlossenen Abteilungen untergebracht. Aber ebenso wie die Häftlinge mussten auch die Patienten arbeiten. Die Fenster waren zu hoch, um hinauszusehen, und das Gebäude war von einem hohen Zaun umgeben. Alle aßen gemeinsam in einem zentralen Saal, wo Ausbrüche von gewalttätigen Insassen die Ruhe störten. Trotz dieser Unzulänglichkeiten ging es den Männern hier besser als in den britischen »Klapsmühlen«. Nachdem die Anstalt durch die Buschfeuer des Jahres 1895 schwer beschädigt worden war, wurde sie später in stark veränderter Form wieder aufgebaut. Das Gebäude wurde bis in die 70er Jahre des 20. Jahrhunderts als Rathaus und Gemeindezentrum genutzt.
Nehmen Sie an, Sie seien ein Wärter der Anstalt. Wo würden Sie sich hinsetzen, um so viele Plätze wie möglich im Auge zu behalten? TOUR TIP
11
TOUR TIP
14
7
Carnarvon Bay
1
Landesteg
Haus des Kommandanten
Cottage von Smith O’Brien
Offiziersquartier Wachtturm
Damm
Wäscherei
6
Krankenhaus
2
Toiletten Kanadisches Cottage
Erste Hilfe
Essen/Lebensmittel
Docks - 8 Minuten retour Docks - 15 Kinderspielplatz Minuten retour
Grill Helling
10
gie
Besucherzentrum
run
Haus des Schiffsbauers
Cottage von Pat Jones
Wanderweg zur Stewarts Bay
art
en
9
Scorpion Rock Kirche
Empfohlener Rundweg für Besucher mit beschränkter Zeit Empfohlener rollstuhlgeeigneter Rundweg
Prices Brennofen 12
Jugendherberge (YHA)
Regierungscottage
Besucherparkplatz
Kalkofen Haus des Aufsehers
gsg
ad Ro tty Je
Zusätzlicher Parkplatz
Re
Ch urc hS tre et
LandestegCottage
11
Port Arthur Motor Inn
Pfarrhaus Erinnerungsgarten
Telefon Briefkasten
Haus des katholischen Kaplans
Haus des Buchhalters
St. Davidskirche
Information
Parkplatz
Haus des Unterarztes
Ta rle to n
Fährenanlegestelle
Eftpos-Kartenzahlung
Trentham Cha mp Stre et
Str ee t
N
et ay Stre Tramw
Haus des Richters und Chefarztes
4
3
Mason Cove
Insel der Toten
Einzelgefängnis
Memorial Avenue
Wohnhaus des Polizisten Strafanstalt
12
Cottage des Aufsehers
8
Point Puer
Landesteg
5
Büro des Kommandanten
Wanderweg zur Carnarvon Bay
13
Speisesaal der Armen
Irrenanstalt, Studienzentrum, Museum und Café
13
6.
7.
DAS KRANKENHAUS (1842)
D A S C O T TA G E V O N S M I T H O’ BRIEN (GEGEN 1850)
SIMULANTEN AUFGEPASST! »Ich habe ganz vergessen, wie man lacht...« William Smith OBrien, 1850
Das Krankenhaus befindet hoch oben auf dem Hügel, um die gesundheitsfördernden Brisen einzufangen. Es hat Krankenstationen für 80 Häftlingspatienten, einen Lagerraum, eine Küche, zwei Leichenhallen, ein Waschhaus und einen Lagerraum für Abfall. Die meisten Patienten wurden aufgrund von Arbeitsunfällen, Atem- oder Rheumabeschwerden - verursacht durch die Arbeit im Freien und das Schlafen in nasser Kleidung in feuchten Zellen - eingeliefert. Die Zahl altersbedingter Erkrankungen nahm mit steigender Zahl der Armen zu. Bis das Gegenteil bewiesen war, wurde allgemein angenommen, dass Krankheiten grundsätzlich vorgetäuscht wurden. Häftlinge gingen dem Arzt als Pfleger zur Hand. Ärztebedarf war nicht in ausreichender Menge vorhanden, und die Behandlungsmethoden waren oft primitiv. Der Arzt benutzte eine Stopfnadel, um die Wunde eines Häftlings zuzunähen, der sich die Kehle durchgeschnitten hatte und trug dann eine selbstgemachte Salbe aus ausgelassenem Pökelfleisch auf. Trotz der widrigen Bedingungen waren die Krankheits- und Sterberaten hier niedriger als in einer britischen Stadt.
Dieses Cottage, das ursprünglich ein Stall war, beherbergte einen der berühmtesten politischen Häftlinge von Port Arthur, den irischen Parlamentarier William Smith O’ Brien. Er hatte sich einer revolutionären Gruppe angeschlossen, die für die Unabhängigkeit Irlands von Großbritannien kämpfte. Wegen Hochverrats wurde O’ Brien im Jahr 1849 auf Lebenszeit nach Van Diemens Land gebracht. Im August 1850 wurde er schließlich nach Port Arthur geschickt, wo ihm sein Status einige Annehmlichkeiten verschaffte. Er schrieb, die Siedlung sähe eher aus wie »ein hübsches Dorf in romantischer Lage« als das »Domizil von Leiden und Verbrechen«. Es war ihm zwar nicht erlaubt, Besucher zu empfangen, aber die Bewirtschaftung eines kleinen Gartens brachte ihm Trost. Er wurde nach vier Monaten freigelassen und kehrte 1856 nach Irland zurück.
Das Krankenhaus wurde durch die Buschfeuer Ende des 19. Jahrhunderts zerstört.
Sehen Sie einmal nach unten ins Erdgeschoss. Warum, nehmen Sie an, befand sich die Leichenhalle hier? 14
Stellen Sie sich vor, Sie wären Smith O’ Brien und arbeiteten in seinem Garten. Was, glauben Sie, hat er gesehen? TOUR TIP
15
TOUR TIP
8 . DAS EINZELGEFÄNGNIS (1849)
9 . DIE CIVIL ROW (REIHE DER
ZIVILEN HÄUSER) (1842-1848), DAS R E G I E R U N G S C O T TA G E ( 1 8 5 3 ) U N D DER REGIERUNGSGARTEN (1846)
»Auf die verdorbenen Gedanken der Sträflinge Einfluss nehmen...« Kommandant Boyd 1864 Die Isolation und die hohen Mauern des Einzelgefängnisses dienten dem Zweck, ungehorsame Sträflinge mit einem ungewissen und schrecklichen Schicksal einzuschüchtern. Dies war Ausdruck einer neuen Denkweise in Hinsicht auf die Besserung von Verbrechern. Man nahm nun an, dass körperliche Züchtigung nur zur Verhärtung eines Sträflings führte, während er in einer ruhigen, geordneten Atmosphäre seine Sünden bereuen und sein Leben ändern könnte. Jeder Neuankömmling verbrachte hier 4 bis 12 Monate in Isolation und umgeben von Schweigen; dabei stand er dauernd unter Beobachtung. Abgesehen vom Besuch der Kapelle, Putzdienst und Leibesübungen verbrachte er 23 Stunden pro Tag in seiner winzigen Zelle, wo er Kleidung, Schuhe, Matten oder Besen herstellen konnte. Er hatte einen kleinen Tisch, einen Schemel, eine Bettrolle, einen Nachttopf sowie ein Eckregal für Essgeschirr, persönliche Gegenstände, Waschsachen und die Bibel. Wenn man ihn ins Freie ließ, wurde er durch eine Maske daran gehindert, mit anderen Insassen Kontakt aufzunehmen. Jegliches Fehlbetragen wurde mit Aufenthalt in der Strafzelle geahndet, wo er bis zu 30 Tage bei Wasser und Brot in völliger Dunkelheit und Stille verbringen musste. Auch Leibesübungen wurden allein durchgeführt, und in der Kapelle standen die Sträflinge in voneinander abgeschirmten Einzelkabinen. Sein körperlicher und geistiger Zustand wurde von Medizinern überwacht. Uns ist kein Fall eines geistigen Zusammenbruchs unter diesen Bedingungen bekannt. Solch eine Diagnose wäre allerdings beinahe unmöglich gewesen, da ja alle Sträflinge von vornherein als Simulanten eingestuft waren. Aber es ist bekannt, dass solche Zusammenbrüche in modernen Gefängnissen vorkommen, die mit dem Isolationssystem in Port Arthur viel gemeinsam haben. Das Gebäude wurde 1895 durch ein Buschfeuer fast vollständig zerstört. Einige Abschnitte wurden Mitte des 20. Jahrhunderts wieder aufgebaut.
VON NEUGIERIGEN BLICKEN ABGESCHIRMT Die Civil Row ersetzte die früheren hölzernen Cottages und stellte eine angemessenere Unterkunft für den Richter bei seinen Besuchen, den Chefarzt, den römischkatholischen Kaplan, den Unterarzt, den Buchhalter und den anglikanischen Pfarrer dar. Mit Hilfe dieser Unterkunft wurde deren Privatleben über die physische und moralische Verschmutzung der Häftlinge erhoben. Im Regierungscottage wurden wichtige Gäste untergebracht, wie zum Beispiel der Gouverneur und seine Frau, Sir John und Lady Franklin. Abgegrenzt durch einen Zaun konnten bedeutende Besucher und in Port Arthur ansässige Familien die frische Luft im Regierungsgarten genießen. Auf Grundlage eingehender Forschung hat man diesen Garten wieder so rekonstruieren können wie er zwischen 1860 und 1870 wahrscheinlich ausgesehen hat. In den Offiziersparzellen vor der Civil Row wurden allerlei in Großbritannien heimische Obst- und Gemüsearten angebaut, was eine willkommene Bereicherung der trübseligen Rationen darstellte. Jedoch stellten diese Gärten auch eine Versuchung für die Männer dar. Offiziere verkauften unerlaubterweise überzählige Produkte und Sträflinge stahlen Nahrungsmittel entweder zum Essen oder um damit auf dem schwarzen Markt zu handeln.
Was können Sie sehen, wenn Sie in der Kapelle stehen? Was können Sie hören, wenn Sie sich für einige Augenblicke in der hermetisch abgeriegelten Zelle aufhalten? 16
TOUR TIP
17
1 0.
11.
DIE KIRCHE (1837)
DAS WERK GOTTES TUN
DER HAFEN UND DIE DOCKS (1834 – 1848)
DIE SCHNELLSTRASSE VON PORT ARTHUR Religion war einer der zentralen Drehpunkte in der Reformmaschinerie. Die Kirche war das eindrucksvollste Gebäude der gesamten Anlage. Die Jungen von »Point Puer« stellten dekorative Sandsteinarbeiten sowie die Schreinerarbeiten für die Innenausstattung her. Die großen Fenster waren aus einfachem Glas gefertigt. Jeder musste am Sonntag zur Kirche gehen, und bis zu 1100 Menschen versammelten sich hier zum Gottesdienst. Die Sträflinge beteten unter bewaffneter Bewachung im Hauptschiff der Kirche, während die Freien hinter einem Vorhang auf erhöhten hölzernen Bänken zur rechten und linken Seite davon saßen. Der Kirchenchor, der sich aus Häftlingen mit guter Führung zusammensetzte, sang Kirchenlieder. Die Predigten forderten alle zu Gehorsam und Reue auf.
Die katholischen Sträflinge weigerten sich schließlich, am anglikanischen Gottesdienst teilzunehmen. Dieser Streik führte dazu, dass ein katholischer Kaplan eingesetzt und eine Kapelle gebaut wurden. Da die Kirche nicht geweiht war, konnte sie auch von Katholiken benutzt werden.
Planken, Kacheln, Ziegelsteine und Kalk wurden vor der Verschiffung auf der Werft vor dem Kommissariatslager aufgestapelt. Noch heute ist das Fundament des Krans zu sehen, der für das Löschen und Beladen von Frachtschiffen verwendet wurde. Der Hafen stellte auch eine Fluchtroute dar. In einem peinlichen Zwischenfall schaffte es die acht Mann starke Sträflingscrew des Kommandanten, in einem Walfangboot die offene See zu erreichen, bevor man bemerkte, dass der Kommandant nicht an Bord war. Die Sträflinge wurden vier Monate später in New South Wales gefasst. SCHIFFE FÜR DIE NEUE KOLONIE Innerhalb von 15 Jahren wurden in den Docks 16 große, geschlossene Schiffe sowie etwa 150 kleine, offene Boote gebaut. Außerdem wurden zahlreiche Schiffe verschiedener Größe repariert. Viele dieser Schiffe waren Walfangboote mit acht Rudern, die auch für allgemeine Transportzwecke benutzt wurden. Eines der großen Schiffe, die Lady Franklin, war so solide gebaut, dass sie bis 1898 im Einsatz war. Während der Blütezeit waren 70 Männer in den Docks tätig. Da ausgebildete Handwerker immer knapp waren, wurden viele der Sträflinge, unter ihnen auch die Jungen von »Point Puer«, hier ausgebildet. In Port Arthur bauten die Sträflinge sowohl die Docks als auch die Schiffe. In anderen Teilen des britischen Weltreichs wurden die Sträflinge nur zum Ausschachten der Docks eingesetzt.
Die Kirche brannte während des Feuers des Jahres 1884 aus. Einige Abschnitte sind seitdem wieder aufgebaut worden.
Schauen Sie in der Kirche an der Westseite des Turmes hinauf. Warum, glauben Sie, haben einige Steine eine andere Farbe? 18
Die See war die Schnellstrasse, die Port Arthur mit der Außenwelt verband. Viele Schiffe brachten Sträflinge und wichtige Versorgungsmittel hierher. Sie verließen den Hafen beladen mit produzierten Gütern für Regierungsläden und Märkte.
Können Sie die flachen Stellen innerhalb dieser Anlage erkennen? Versuchen Sie mit Hilfe der Karte herauszufinden, was sich hier einmal befunden hat. TOUR TIP
19
TOUR TIP
1 2.
13.
DIE INSEL DER TOTEN
»POINT PUER« JUNGENGEFÄNGNIS
» Ein sicherer und ungestörter Ruheplatz«
»Kleine verdorbene Burschen«
Reverend Manton, 1833
Gouverneur Arthur, 1833 Dies war das erste Gefängnis für Jungen im britischen Weltreich. Ziel war, die Jungen vor Korruption durch die älteren Männer zu bewahren und ihnen einige nützliche Kenntnisse für die Zukunft zu vermitteln. Über einen Zeitraum von 15 Jahren wurden 3000 Jungen im Alter von 9 bis 17 Jahren nach »Point Puer« geschickt. Viele von ihnen waren Straßenjungen aus den britischen Slums. Die Unterkunft war überfüllt und heruntergekommen. Die Jungen schikanierten einander und griffen Angestellte an; sie stahlen, was nicht niet- und nagelfest war, und viele rannten davon. Disziplin und Strafmaßnahmen waren erbarmungslos. Als Strafe für triviale Delikte sperrte man die Jungen viele Tage lang in winzigen Zellen bei Wasser und Brot ein. Andererseits bekamen fügsame Jungen die Möglichkeit, handwerkliche Fähigkeiten wie Schuhmacherei zu erlernen.
Etwa 1100 Menschen liegen hier begraben. Sogar im Tod wurde die strenge soziale Ordnung eingehalten. Die tiefer gelegene Hälfte der Insel war für Sträflinge, Geistesgestörte, Invaliden und Arme reserviert. Das höher gelegene Gelände war für zivile und militärische Begräbnisse reserviert. Sträflinge und Soldaten starben meist durch Industrieunfälle oder an Krankheiten wie Lungenentzündung. Frauen starben häufig im Kindbett, Kinder erlagen Krankheiten wie Keuchhusten oder Masern und alte Männer gingen an Schlaganfällen und Herzleiden zugrunde. Ein Sträfling, der auf der Insel als Totengräber arbeitete, baute Blumen an und sagte, er könne es nicht über sich bringen, »das Gemüse, das auf diesem Boden wächst, zu essen«.
In der Kapelle / dem Klassenraum versuchte man bis zu 800 erschöpften, hungrigen Jungen das Lesen, Schreiben und Rechnen beizubringen. Die Bibel wurde als Lesebuch sowie zur religiösen Anleitung verwendet. In den ersten Jahren wurde den Jungen auch Zeit zum Spielen gegeben, aber dies wurde später abgeschafft. Einige der Jungen führten später ein erfolgreiches Leben. Die meisten machten aber eine »Gaunerkarriere« und fanden sich zunächst im Sträflingssystem für Erwachsene und noch später in den Wohlfahrtseinrichtungen wieder. Die Anlage wurde 1849 geschlossen, da junge Straftäter seitdem in britische Haftanstalten eingewiesen wurden.
Man kann heute den Einfluss von »Point Puer« auf den Jugendstrafvollzug erkennen. Einen Rundgang auf der Insel der Toten (»Isle of the Dead«) können Sie entweder im Besucherzentrum oder auf der MV Marana buchen. 20
TOUR TIP
Eine »Point Puer« Führung können Sie entweder im Besucherzentrum oder auf der MV Marana buchen. 21
TOUR TIP
1 4.
VON RUINEN UMGEBEN: CARNARVON UND DANACH
15.
DER ERINNERUNGSGARTEN VON PORT ARTHUR
Am Sonntag, den 28. April 1996, tötete ein Amokläufer in der historischen Stätte von Port Arthur 35 Menschen und verwundete Dutzende mehr. Der Mann wurde gefangengenommen und erklärte sich bei der Verhandlung für schuldig. Er wurde zu lebenslanger Haft ohne Bewährung verurteilt. Infolge dieses verheerenden Verbrechens wurden im australischen Bundesparlament strenge Gesetze zur Kontrolle bestimmter Arten von Schusswaffen erlassen. Dieser Garten ist ein Ort von stiller Schönheit und ruhiger Besinnung. Hier bietet sich uns die Möglichkeit, uns mit der Tragödie auseinanderzusetzen und uns der vielen Opfer zu erinnern.
Nach der Schließung von Port Arthur im Jahr 1877 entstand zwischen den Ruinen ein Ort. Ein neuer Name, Carnarvon, sollte den »verhassten Makel« auslöschen. Es stellte sich jedoch heraus, dass aus dem »verhassten Makel« ein gutes Geschäft zu machen war. Touristen, die darauf erpicht waren, die Schrecken des Sträflingsdaseins aus zweiter Hand zu erleben, kamen in Scharen angereist. Um 1920 waren viele der Einwohner Carnarvons im Tourismus tätig. Einige neue Gebäude wie zum Beispiel das Kanadische Cottage, das Wohnhaus des Polizisten und das Cottage von Pat Jones wurden anscheinend auch als Unterkunft für die wachsende Bevölkerung verwendet. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts erkannte die Regierung den historischen Wert der Sträflingssiedlung und übernahm die Anlage. 1971 wurde die Stätte zum Nationalpark erklärt. 22
23
EIN KRIMINELL GUTES RESTAURANT Hier bei Felons sind wir der Qualität verpflichtet. Bei der Beschaffung unserer Produkte stellen wir sicher, dass wir nur das Allerbeste bekommen, das die Farmer und Anbauer Tasmaniens zu bieten haben. Soweit irgend möglich kaufen wir direkt bei den Erzeugern auf der Tasman-Halbinsel ein, damit unsere Gäste die einzigartigen Gaumenfreuden der Region von Port Arthur erleben können.
Bei Felons genießen Sie das Beste, das unsere Region an Fisch und Meeresfrüchten, Rind und Wild zu bieten hat, delikat gewürzt mit Kräutern der Tasman-Halbinsel und perfekt ergänzt mit dem frischesten Gemüse und Obst unserer örtlichen Erzeuger. Diese Gaumenfreuden werden abgerundet durch hervorragendes Brot und Gebäck, eine Weinkarte mit den erlesensten Weinen Tasmaniens und eine Lage inmitten der bedeutendsten Sehenswürdigkeit aus der Sträflingsgeschichte Australiens - was mehr könnte man sich für ein perfektes Mittag- oder Abendessen wünschen! Felons Restaurant am Besucherzentrum der historischen Stätte Port Arthur • 7 Tage die Woche geöffnet • Alkoholausschank • Öffnungszeiten im Winter: 17-20 Uhr • Öffnungszeiten im Sommer: 17-21 Uhr • Für Teilnehmer an einer der historischen Geistertouren können Reservierungen früh oder spät vorgenommen werden.
TEL : 1800 659 101 24