Netzwerke Im Wandel

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rotary OKTOBER 2009

SUISSE LIECHTENSTEIN

Netzwerke im Wandel Le Rotary sur les réseaux sociaux en ligne Rotary e reti sociali online

Zeitschrift der Distrikte Revue des districts Rivista dei distretti 1980 1990 20 0 0

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Rotary auf dem Weg ins interaktive Zeitalter

Netzwerke im Wandel Die Welt verändert sich. Der Aufbau des Internets vor 40 Jahren hat unser Kommunikationsverhalten bereits nachhaltig beeinflusst. Waren bisher text- und bildbasierte Webseiten sowie E-Mails die Repräsentanten des Webs, gewinnen soziale Medien wie Netzwerke, Plattformen und Communities als Form eines «Mitmachnetzes» – oder Web 2.0 – an Bedeutung und verändern unser bisheriges Networking. Experten sind sich einig, dass diese Art der Verbreitung und Kollaboration von Informationen eine weitere Revolution des Medienzeitalters darstellt. Kerngedanke ist dabei der Ansatz der Schwarmintelligenz. Nicht das alleinige Wissen, sondern dasTeilen und Weiterentwickeln von Informationen, Meinungen und Ideen werden künftig entscheidende Vorteile bringen – von der Arbeitswelt bis zur Gestaltung des Privatlebens und Mobilisierung von Aktiven. Einhergehend verändert sich das Mediennutzungsverhalten dramatisch. Jüngere Menschen verzichten zwischenzeitlich häufig auf eine gekaufte Tageszeitung. Auflagenverluste sind bei allen grossen Kaufzeitungen weltweit zu beobachten. Soziale Medien überflügeln einseitig sendende Medien offline wie online bei netzaffinen Nutzern. Wie unterscheiden sich Web-2.0Anwendungen? Derzeit lassen sich folgende Unterscheidungen treffen: Suchmaschinen sind die «Schleusenwärter» des Internet. Was nicht unter den ersten 20 Treffern steht, findet nicht statt. ROTARY SUISSE LIECHTENSTEIN

Google verbreitert mit funktionellen Anwendungen sein Angebot, das einen bislang uneinholbaren Vorsprung zu Yahoo oder Microsofts Bing schafft. Doch der Suchmaschinengigant wird sich künftig noch stärker mit der Echtzeitsuche und empfehlungsbasierter Suche auseinandersetzen müssen, die beispielsweise der MikrobloggingDienst Twitter bereits in Ansätzen darstellt. Blogs repräsentieren ein breites Spektrum an Themen und Meinungen – die im Gegensatz zu Online-

Wellen, die von Obamas Wahlkampf über Naturkatastrophen bis zur Wahl im Iran eindrucksvoll zeigen, wie unzensierbar Einzelne heute als Informationsgeber, Vermittler und Empfänger agieren. Künftig wird dieser Austausch das Medienbild nachhaltig verändern – von Massenmedien zu Medienmassen. Trotz häufiger Klage über die Relevanz und Authentizität solcher Instrumente: Die Online-Reputation des Informationsgebers entscheidet massgeblich über die Echtheit der Information. Die Selbstkontrolle der Community funktioniert weit

Medien der Verlage keinen journa- häufiger, als Journalisten und die listischen Grundsätzen unterliegen. kritische Öffentlichkeit es meist anIn den USA existieren bereits Tau- nehmen. sende professionell betriebener Online-Tagebücher, die eng mitein- Bilder kommentieren ander vernetzt sind und quasi als Video- und Bildportale stellen eine Mini-Verlage Gewinne abwerfen. In weitere Gruppe des «EchtzeitnetEuropa ist der Professionalisie- zes» dar. YouTube ist zwischenzeitrungsgrad bislang deutlich gerin- lich die zweitgrösste Suchmaschine ger. Die pasder Welt mit sende Wahl 100 000 000 Schwarmintelligenz der Kommunieingestellten kation mit dieser heterogenen Videoclips und nicht erst seit der Gruppe ist eine grosse Herausfor- Wahl im Iran häufig genutzte Quelle derung für Unternehmen und Insti- für die klassische Medienberichtertutionen, wie der Fall der Sportarti- stattung. Flickr ist das grösste Bilkelmarke Jako kürzlich zeigte. Die derportal mit rund drei Millionen juristische Abmahnung eines miss- neuer, hochgeladener Fotos – im liebigen Blogbeitrages entfachte ei- Monat. All diese Plattformen eint nen Sturm der Entrüstung, der bis ein Ansatz: Die Bewertung, Komin die klassischen Medien reichte. mentierung und Interagitation durch den Betrachter. Nicht länger Unzensierbare Kurzmeldungen verläuft der Informationsfluss dabei Microblogs wieTwitter sind Eilnach- wie bei herkömmlichen Medien in richten, Empfehlungen und Mei- eine Richtung – abgesehen von Lenungsaustausch in Kurzform. Maxi- serbriefen in den Tageszeitungen mal 140 Zeichen schaffen mediale beispielsweise – sondern die eingeOKTOBER 2009

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stellten Videos, Bilder oder Blogbeiträge erfahren Kritik, Lob und im besten Fall die Weiterempfehlung und damit eine wahre Lawine an Aufmerksamkeit. Wissen teilen Die Online-Enzyklopädie Wikipedia sammelt das Wissen der Welt durch Autoren und Nutzer. Mit knapp einer Million Artikel ist der deutschsprachige Teil die zweitgrösste Gruppe nach drei Millionen englischsprachigen Artikeln. Die Kollaboration von Wissen beweist eindrucksvoll, wie das Mitmachnetz, trotz mancher Unzulänglichkeit in

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motiv, nutzerbasiert relevante Webseiten zu einem bestimmten Themenfeld bereitzustellen. Je besser die Verschlagwortung in sogenannten Tags stattfindet, umso höher ist der allgemeine Nutzen. Facebook, Xing und Rotary Soziale Netzwerke wie Facebook, LinkedIn und Xing stellen vom Ansatz wohl die ähnlichste Gruppe zu Gemeinschaften wie Rotary dar. Statt Mitgliederverzeichnis präsentieren sich die Nutzer in kurzen Steckbriefen und entscheiden selber, wie viel Informationen sie wem über sich preisgeben. Statt Aufnah-

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Internet 4 Jahre benötigte, um jeweils 50 Millionen Nutzer zu gewinnen, schaffte es Facebook innerhalb von nur 9 Monaten, dass 100 Millionen Menschen beitraten und heute insgesamt 300 Millionen Nutzer täglich 1,5 Millionen Links, Fotos, Videoclips und Blogbeiträge austauschen. Wie muss sich Rotary auf diese neue Medienwelt einstellen? Würde heutzutage Paul Harris bloggen, twittern und sich in OnlineCommunities engagieren? Vergleicht man diese Netzgemeinschaften mit Rotary, dann sind viele

Rotary Networking in sozialen Medien, z.B. mit Austausch und Kommentierung von Fotos und bewegten Bildern: www.flickr.com/groups/familyofrotary und www.youtube.com/user/RotaryInternational

der Genauigkeit, genutzt werden kann. Vielfach kopiert sind solche Wissensammlungen, die von jedem verändert und ergänzt werden dürfen, als Wikis in vielen Institutionen und Unternehmen im Einsatz. Der Ansatz der gemeinsamen Wissensverbreitung und -archivierung wird künftig eine noch grössere Rolle spielen. Social Bookmarks sind Dienste wie Delicous oder Mr. Wong, deren Nutzer Internet-Lesezeichen in einem sinnvollen Kontext sammeln. Auch hier gilt das gemeinschaftliche LeitROTARY SUISSE LIECHTENSTEIN

meausschuss ist die Eintrittsbarriere gering und der Grad der Aktivität dem User überlassen. Je nach Ausrichtung wird das Bekannten-Netz300 Mio. werk mittels Statusmeldung, Empfehlung und Mundpropaganda informiert oder der berufliche Austausch durch Formierung und Engagement in Interessensgruppen forciert. 80 Prozent der US-amerikanischen Unternehmen nutzen soziale Netzwerke zwischenzeitlich zur Mitarbeiter-Rekrutierung. Während das Radio 38 Jahre, das TV 13 Jahre und das

Ähnlichkeiten festzustellen. Zum Beispiel der Aufbau: So wie sich Online-Nutzer in soziale Netzwerke vernetzen und austauschen, verNutzer bindet das Clubmeeting die Mitglieder als Forum der Informationsvermittlung, des Austausches und der Projektbegründung. Die Xing-Gruppe Rotary beweist eindrucksvoll, wie club-, distrikt- und länderübergreifend künftig der Austausch im Sinne der rotarischen Idee wächst. Mit über 1110 Rotarierinnen und Rotariern, darunter rund 100 aus der Schweiz, OKTOBER 2009

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Facebook. Tausende von Fans auf der offiziellen FacebookSeite von RI, Links zu RI-Neuigkeiten und Diskussionen: www.facebook.com/pages/Rotary-International/7268844551

LinkedIn. Grösste Rotary Online-Gemeinschaft. 6000 Mitglieder tauschen Tipps, Hinweise und Informationen aus: www.linkedin.com/groups?gid=858557

werden im «RC Xing» gemeinsamThemen diskutiert, Ideen zum Polio-Tag ausgetauscht oder ein gemeinsames Treffen organisiert – neben dem Clubleben in den örtlichen Clubs. Freundschaften begründen und pflegen, voneinander «hören», miteinander gestalten – was bislang, meist an der Distriktsgrenze endet, bekommt in diesem Forum eine erfrischende Dynamik. Einer der drei Moderatoren ist Raimond Gatter vom RC Ufenau. «Die Neugier nach den Köpfen hinter den Bildern und Beiträgen trieb uns dazu, ein erstes, reales Treffen im Mai in Berlin zu organisieren.» Menschen sind an Menschen interessiert. Wie sie zueinander finden, spielt dabei eine untergeordnete Rolle. Soziale Netzwerke sind ein modernes Vehikel für den Kommunikationsaustausch, genauso wie Briefe,Telefon und E-Mail helfen, räumliche Distanzen zu überwinden. LinkedIn, das Pendant zu Xing, vereint in der

Twitter. Mit Kurznews z.B. auf Neues im Web hinweisen: www.twitter.com/rotary

offiziellen Rotary International Gruppe sogar über 6000 Mitglieder aus aller Welt. Wie finde ich Clubpartner für kontinentübergreifende Hilfsprojekte, zur Formierung von GSE-Teams oder praktische Ratschläge für die Organisation einer Distriktskonferenz? Diese und eine Vielzahl weiterer Themen werden diskutiert und öffnen neue Wege des Austausches. Das eigene Netzwerk wird wirksam ausgeweitet und drängende Fragen von denen beantwortet, die Experten in diesem Bereich sind oder den entscheidenden Tipp für weitere Kontakte nennen können.

Xing. Deutschsprachiges Pendant zu LinkedIn mit rund 100 Schweizer RotarierInnen: www.xing.com/net/rotary ROTARY SUISSE LIECHTENSTEIN

Via Twitter zur Website Rotary International nutzt zwischenzeitlich den Mikroblog Twitter, um auf neu eingestellte Informationen auf der Webseite hinzuweisen, das Spendensammeln OKTOBER 2009

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von einzelnen Clubs positiv zu vermelden oder einfach den Dialog zwischen Interessenten und Mitgliedern zu fördern. Rund 5600 Abonnenten, genannt Follower, hat der Rotary Twitterkanal. Auch deutschsprachige Clubs twittern Hinweise zu anstehenden Vortragsthemen und Benefizaktionen, um die eigenen Mitglieder, befreundete Rotarier und Nachbarclubs zur Teilnahme zu motivieren. In Zeiten der Informationsüberflutung ist nicht länger die «Giesskanne» gefragt, sondern der gezielt eingesetzte Tropfen Information an die richtigen Rezipienten. Twitter beweist wie keine andere Anwendung derzeit, wie das Echtzeit-Netz Realität wird. Dank mobilerTechnik wird von überall gesendet, so dass der Besuch der Clubvertreter beim Hilfsprojekt in Afrika zum medialen Ereignis der Daheimgebliebenen werden kann. Wie kann Rotary diese neuen Medien sinnvoll nutzen? Transparenz, Authentizität und Geschwindigkeit sind bei sozialen Medien oberstes Gebot für einen offenen Dialog. Dabei kommt es nicht darauf an, sofort auf allen Kanälen präsent zu sein, sondern als Mitglied oder als Club erste Erfahrungen zu sammeln. Die Einbindung möglicher Social Medias sollte im Kontext zur clubeigenen Presse- und Öffentlichkeitsarbeit stehen. Ideal sind zeitlich begrenzte Projekte, um die erforderlichen Kapazitäten langsam aufzubauen, denn nichts ist schlimmer, als ein verwaistes Club-Blog oder ein inaktiver Twitterkanal mit Nachrichten aus dem vergangenen Jahr. Offenheit für Neues, etwas Respekt und interessante Inhalte zu vermitteln, sind die besten Garanten für erste, erfolgreiche Schritte im Web 2.0. Rot. Tobias Russ

Social Media Surftipps auch auf der Übersicht über Social Media Aktivitäten von Rotary International. www.rotary.org/de/mediaandnews/multimedia/social_netw orking/

Tobias Russ ist Mitglied im RC München-Blutenburg und arbeitet als Seniorberater bei der nahe München ansässigen Engel & Zimmermann AG. Die Agentur für Wirtschaftskommunikation unterstützt Unternehmen und Institutionen in der Presse-/ Öffentlichkeitsarbeit und auf dem Weg ins Web 2.0. twitter.com/tobiasruss

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8 Überlegungen zum Eintritt in soziale Medien für Clubs • Wie könnte ein clubeigenes Angebot aussehen? Gibt es jemanden im Club, der Erfahrungen in sozialen Online-Netzwerken hat oder vielleicht einen eigenen Blog betreibt? • Welche Suchmaschinenergebnisse erscheinen bei Eingabe des eigenen Clubnamens? Keine relevanten Ergebnisse oder vielleicht kritische Beiträge? Dann sollten mehr positive Nachrichten im Netz lanciert werden, um die Online-Bekanntheit zu begründen bzw. negative Artikel mittelfristig zu verdrängen. • Welche Strategie wird in die clubeigene Presse- und Öffentlichkeitsarbeit gelegt? Gibt es Defizite in der Aussenwahrnehmung? Könnte eine blogähnlich gestaltete Webseite mehr über unsere Aktivitäten vermitteln? Lassen sich neue Förderer und Teilnehmer für die nächste Sozialaktion oder das anstehende Benefizkonzert damit akquirieren? • Welche sozialen Netzwerke helfen uns, Hilfsprojekte noch besser zu koordinieren und geeignete Partner zu finden? Forenbeiträge in LinkedIn oder Xing schaffen Wissensaustausch und helfen, nicht das berühmte Rad ständig neu erfinden zu müssen. • Wie können wir unser eigenes Clubwissen zu Projekten besser verfügbar machen? Sammlungen von Webseiten als Linklisten lassen sich perfekt unter einem gemeinsamen Account bei Delicous oder Mr. Wong führen und offen oder geschlossen einsehbar machen. Wikipedia bietet die eigene Software als frei verfügbare Plattform unter dem Namen MediaWiki. Eine clubinterne Wissenssammlung lässt sich damit unter Beteiligung der Mitglieder offen oder geschlossen aufbauen. • Wie kann die Informationsvermittlung nach innen über den wöchentlichen Report hinaus verbessert werden? Lassen sich Projektfortschritte mit Fotos und Videocontent in Bildoder Videocommunities darstellen? • Welche Wege der Neumitglied-Gewinnung strebt der Club langfristig an? Wie präsentieren wir uns jungen, aufgeschlossenen Zielgruppen? Können wir mit einer verbesserten Eigendarstellung und der Dokumentation unserer Hilfsprojekte beruflich und familiär stark eingespannte potentielle Mitglieder dennoch interessieren? • Welchen Nutzen schenken wir unseren Referenten, gute Vorträge im Netz zu verlängern? Belohnen wir Zeit und Engagement durch einen kleinen veröffentlichten Beitrag, der auch langfristig Suchmaschinenrelevant bleibt und die Reputation des Referenten in seinem Themenfeld unterstützt?

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