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  • May 2020
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 402.608 Leben und Wirtschaften                                                       SS2009                                                                                     Boeckle Martin    

Auswirkungen von Steuersenkungen auf die Konsum und Sparneigung Einleitung:  Das Wort „Steuern“ weckt wohl in erster Linie Assoziationen wie Last, Zwangsabgaben,  Einschränkung des privaten Konsums und damit der persönlichen Freiheit. Erst auf den zweiten Blick  wird auch die Nähe zum Wort „steuern“, also lenken und gestalten, deutlich. Steuern sind kein Selbst­ zweck, sondern ein Instrument, um bestimmte Ziele zu erreichen. Sie sind in unserer Wirtschaft und  Gesellschaft ein politisches Gestaltungsmittel, das wir weniger oder stärker dosiert einsetzen können. Eingenschaften von Steuern: • Steuern sind ein politisches Gestaltungsmittel • Steuern sichern soziale Leistungen • Steuern finanzieren öffentliche Einrichtungen • Steuern lenken Verhaltensweisen • Steuern ermöglichen Vermögensverteilung • Steuern dienen zur Stabilisierung der Wirtschaft

direkt / indirekt Bei direkten Steuern sind Steuer ­ schuldner (der gesetzlich verpflicht.) und der Steuerträger (der wirtschaft. belastete) identich. (Einkommens ­ steuer) Bei indirekten Steuern ist das Verhältnis genau um umgekehrt.           (Umsatzsteuer, Mineralölsteuer)

Das Steuersystem in Österreich: Moderne Staaten haben aufgrund ihres hohen Finanzierungsbedarfs und ihrer anspruchsvollen  Zielsetzungen ein sehr vielfältiges Steuersystem. Der Bogen spannt sich von großen Steuern wie  Umsatz und Einkommenssteuer, sowie den Steuern auf Löhne und Gehälter, über Steuern auf  Grundbesitz und Grunderwerb, Energie, Versicherungen und Erbschaften bis zu den Steuern auf Bier,  Zigaretten und Wetteinsätze bei Glückspielen. 

 402.608 Leben und Wirtschaften                                                       SS2009                                                                                     Boeckle Martin    

Trotz der Fülle an verschiedenen Steuern kann unschwer festgestellt werden, dass sich das  österreichische Steuersystem auf zwei bedeutende Steuern konzentriert, nämlich die Lohnsteuer und die  Umsatzsteuer, die zusammen den Großteil der Einnahmen vom Bund aufbringen.  Die Einkommenssteuer: Die Einkommenssteuer eines Staates  lässt in vieler Hinsicht Rückschlüsse  auf das Gerechtigkeitsempfinden  einer Gesellschaft zu, denn es muss  geregelt werden, wer wie viel Steuer  von einem Einkommen zu zahlen  hat, welche persönlichen Umstände  berücksichtigt werden sollen und  welche Ausnahmen zugelassen  werden.  Die Einkommensteuer tritt  in mehreren Erhebungsformen auf,  der veranlagten Einkommensteuer,  der Lohnsteuer, der  Kapitalertragsteuer I (Dividenden)  und der Kapitalertragsteuer II  (Zinsen). Je höher das Einkommen ist, umso leistungsfähiger ist eine Person, d. h. , die Steuerzahlung kann bei  höheren Einkommen auch einen höheren Anteil am Einkommen ausmachen. Es wird daher ein  progressiver Tarif gewählt.  Ausgangspunkt der Steuerberechnung sind die Einkünfte, die der/die Steuerpflichtige innerhalb eines  Kalenderjahres bezogen hat: 1. 2. 3. 4. 5. 6. 7.

 Einkünfte aus Land­ und Forstwirtschaft  Einkünfte aus selbstständiger Arbeit  Einkünfte aus Gewerbebetrieb  Einkünfte aus nichtselbstständiger Arbeit  Einkünfte aus Kapitalvermögen  Einkünfte aus Vermietung und Verpachtung  Sonstige Einkünfte (Spekulationsgeschäften)

Der Einkommensteuertarif                                         Durchschnittssteuersatz und Grenzsteuersatz

 402.608 Leben und Wirtschaften                                                       SS2009                                                                                     Boeckle Martin    

Progressiver Verlauf: Wie in der Grafik ersichtlich, steigt der Durchschnittssteuersatz mit steigendem Einkommen. Ein  derartiger Verlauf wird als progressiv bezeichnet und mit der steigenden Leistungsfähigkeit bei  steigendem Einkommen begründet. Kalte Progression: Mit steigender Bemessungsgrundlage nimmt der Durchschnittssteuersatz zu. Wenn z. B. das Gehalt eines Steuerpflichtigen um 10 % von 1.500 € mtl. Auf 1.650 € mtl. steigt, so  steigt die jährliche Steuerzahlung (inkl. Steuer auf sonstige Bezüge) von 1.518,24 € auf 2.098,98 €, das  ist eine Steigerung um 38,25 %. Der Durchschnittssteuersatz steigt dadurch von 7,2 % auf 9,1 %. Wenn alle Preise in einer Volkswirtschaft und somit auch die Löhne und Gehälter um z. B. 10 %  steigen und auch die Lohnsteuer um 10 % steigt, ist niemand schlechter gestellt als vorher. Die  Kaufkraft ist somit gleich geblieben. Lohnsteuersenkungen werden daher von den Vertretungen der ArbeitnehmerInnen unter anderem auch deswegen gefordert, um die durch die kalte Progression  gestiegene Steuerbelastung wieder zu senken. Die Steuerreform: (Quelle AK Wien) 

Die Steuergrenze wird von derzeit € 10.000,­­ jährlich auf €  11.000,­­ jährlich angehoben. Außerdem wird die Grenze, ab  der der Spitzensteuersatz von 50% anfällt, von derzeit €  51.000,­­ Jahreseinkommen auf € 60.000,­­ Jahreseinkommen  angehoben. Der Grenzsteuersatz für Einkommen zwischen € 11.000,­­  jährlich und € 25.000,­­ jährlich beträgt im neuen Tarif 36,5%  (beim alten Tarif beträgt der Grenzsteuersatz 38,3%). Der Grenzsteuersatz für Einkommen zwischen € 25.000,­­  jährlich und € 60.000,­­ jährlich beträgt im neuen Tarif 43,21%  (beim alten Tarif beträgt der Grenzsteuersatz 43,6% bis zu einem Jahreseinkommen von € 51.000,­­, darüber  beträgt der Grenzsteuersatz im alten Tarif 50%). Familienpaket:  1. Erhöhung des Kinderabsetzbetrages 2. Einführung eines Kinderfreibetrages 3. Einführung der steuerlichen Absetzbarkeit der  Kinderbetreuungskosten 4. Einführung der Steuerfreiheit für übernommene  Kinderbetreuungskosten

 402.608 Leben und Wirtschaften                                                       SS2009                                                                                     Boeckle Martin    

Auswirkungen bei Steuersenkungen: (auf Konsum & Sparneigung)  Eine in diesem Zusammenhang sehr wichtige Quote ist die Sparquote. Mit Sparquote bezeichnet man in  der Volkswirtschaftslehre den Anteil der Ersparnisse am Einkommen. Die Sparquote: (OeNB)  ­ Einflussfaktoren

Begriffe:  Grenzneigung zum Konsum (MPC – Marginal Propensity to Consume) Die Grenzneigung zum Konsum  stellt jenen zusätzlichen Konsum dar, der pro zusätzlicher Geldeinheit an verfügbarem Einkommen  getätigt wird. (Steigung der Konsumfunktion – Tangenz)  Grenzneigung zum Sparen (MPS – Marginal Propensity to Save) Sie wird definiert als jener Teil jeder  zusätzlichen Geldeinheit des verfügbaren Einkommens, der nicht konsumiert, sondern gespart wird.  Lebenszyklushypothese: Sie geht davon aus, dass Personen sparen, um ihr Konsumniveau während ihrer  Lebnszeit möglichst ausgeglichen halten zu können.  Vermögenseffekt: Die Tatsache, dass ein höheres Vermögen zu einem höheren Konsumniveau führt,  wird Vermögenseffekt genannt. 

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Steuern werden gesenkt, es steht somit mehr Einkommen zur Verfügung. Die Auswirkungen auf die  Konsum und Sparneigung möchte ich anhand zweier Denkrichtungen, die in der Volkswirtschaft  herrschen untersuchen. Ihre Denkweisen weichen stark von einander ab und führen zu  unterschiedlichen politischen Prioritäten.  Die klassische Lehre (Adam Smith)

Lehre von Keynes (John Maynard Keynes)

Es ist zuerst immer die Frage zu stellen, welche Steuer gesenkt wird: Eine die auf die Nachfrage oder  eine, die auf das Angebot wirkt. Auf die Konsum­ u. Sparneigung können nur Steuern wirken, die auf  die Nachfrage Auswirkung haben, so z. B. die Lohnsteuer ­ Nicht die Umsatzsteuer, denn diese ist  Bestandteil des Verkaufpreises und wirkt daher auf das Angebot. Niedrigere Lohnsteuer bewirkt  höheres verfügbares Einkommen. Das verfügbare Einkommen steht für Konsum und Sparen zu  Verfügung. Alles, was vom Einkommen nicht gespart wird konsumiert. Keynes nimmt eine vergleichbare Unterscheidung in subjektive und objektive Faktoren vor. Zu den  subjektiven und sozial orientierten Faktoren zählen die Erwartungen, die persönliche Einstellung zum  Konsum und zum Sparen, Zukunftsängste und Hoffnungen, Geiz und Prahlerei etc. Zu den objektiven  Faktoren zählen das Einkommen, das Zinsniveau, das Vermögen, das Preisniveau, Steuern und  Transfers sowie die Einkommensverteilung.  Die Konsumfunktion: Die Konsumfunktion zeigt die Beziehung  zwischen der Höhe der Konsumausgaben  und der Höhe des verfügbaren  Einkommens der privaten Haushalte.  Eine derartige Konsumfunktion nennt  man eine kurzfristige. Recht zuversichtlich können wir  allerdings sein, dass der Konsum C  kurzfristig und maßgeblich durch die  Höhe des aktuellen Einkommens Y  beeinflusst wird. Es ist allgemeine  Lebenserfahrung, dass der Konsum mit  dem Einkommen steigt. Das gilt für  einzelne Wirtschaftssubjekte wie für 

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gesamte Volkswirtschaften.  Keynes nennt es ein "fundamentales psychologisches Gesetz", dass die Konsumausgaben mit dem  Einkommen nur unterproportional zunehmen.  Der Schnittpunkt der 45° Linie mit der Konsumfunktion markiert jenes verfügbare Einkommen, das  gerade zur Deckung der Konsumausgaben ausreicht (Gleichgewichtspunkt).  Die Sparfunktion Die Sparfunktion zeigt den  Zusammenhang zwischen der Höhe der  Ersparnis und dem Einkommen. Sie ist  nichts anderes als der Abstand zwischen  der 45° Linie und der Konsumfunktion. 

Interpretation Keynes: Bei Keynes sind sowohl Sparen als Konsumieren vom Einkommmen abhängig. Im Falle einer Lohnsteuersenkung ­> höheres Einkommen, umsomehr wird sowohl gespart als auch  konsumiert. ABER: Die Grenzneigung des Konsums nimmt mit der Zunahme des Einkommens ab u.  die Grenzeigung des Sparens dafür zu. (Grenzneigung des Konsums heißt: bei mehr Einkommen, wird  mehr konsumiert)  Interpretation Klassik:  Es spielt nur der langfristige Konsum eine Rolle. Betrachtet man aber die langfristige Konsumfunktion,  so sieht die Sache anders aus: Nach dieser Theorie verläuft der Konsum sehr konstant. Es gibt also  praktisch einen proportionalen Zusammenhang zwischen Konsum und verfügbaren Einkommen.  Warum? Wichtig für Konsumentscheidungen ist nach dieser Theorie nicht das kurzfristige, sondern das  langfristige Einkommen. Diese sogenannte Lebenszyklushypothese geht davon aus, dass Personen  sparen, um ihr Konsumniveau über ihre Lebenszeit hinweg konstant zu halten. Darüber hinaus muss  noch berücksichtigen, dass nicht nur das Einkommen aus laufender Tätigkeit, sondern auch  Vermögenseinkommen für den Konsum herangezogen werden können. Diese bleiben im Normalfall  auch regelmäßig.  Wie weit eine einmalig Lohnsteuersenkung daher Auswirkungen haben wir bleibt  mehr als fraglich. 

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