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DER WIDERSTAND
Widerstand in Italien | In Italien war der Widerstand gegen den sich an die Macht geputschten Mussolini zuerst nur schwach, da sich die unterdrückten Oppositionspolitiker nicht von ihrer Gewaltlosigkeit lossagen wollten. Erst als sie erkannten, dass der Terror der faschistischen Squadristen nur durch organisierten bewaffneten Widerstand eingedämmt werden konnte, hatten sie Erfolg. Überall in Italien formierten sich CLN-Gruppen (comitato di liberazione nazionale), in welchen sich Sozialisten, Kommunisten, aber auch Gewerkschafter, Mitglieder der Italienischen Volkspartei (PPI) und Kleriker zusammenschlossen, die mit dem faschismusfreundlichen Kurs der Kurie nicht einverstanden waren. Der geheime Widerstand äußerte sich auf verschiedene Weise: Die Partisanen kämpften offen gegen faschistische und später deutschen NS-Truppen, andere verteilten Gegenpropaganda, stifteten Streiks an, versteckten Regimegegner und Juden oder fälschten Papiere und Meldescheine. Widerstand in Südtirol | In Südtirol sah die Situation etwas anders aus als auf gesamtstaatlicher Ebene. Seit 1920 von der italofaschistischen Regierung unterdrückt, fiel den Südtirolern eine Unterscheidung schwer – die Abneigung äußerte sich bei der breiten Masse in einem undifferenzierten Antiitalianismus, der bis heute anhält. Auf der anderen Seite wurden die deutsch-nazistischen Truppen Großteils als Befreier empfangen, da Südtirol endlich wieder „deutsch“ sein könne. „Der Faschismus war menschlicher, korrumpierter und leichter berechenbar – aber er sprach italienisch, er war ‚fremd‘. Der Nazismus war wohl brutaler, unmenschlicher – doch er redete immerhin deutsch. Für viele ‚gehörte er zu uns‘, war er ‚unser‘, weil er ‚unsere‘ Sprache sprach.“, schreibt der Historiker Claus Gatterer über seine Landsleute. Im November 1939, nach dem Hitler-Mussolini-Abkommen, welches zur Option führte, wurde der „Andreas-Hofer-Bund“ (AHB) gegründet. Er stellte sich offen gegen die Abwanderung, konnte aber gegen die derzeitige prodeutsche Stimmung nicht viel ausrichten. Mit dem Einmarsch der Deutschen 1943 sah der AHB schweren Zeiten entgegen: Der erste Obmann, Friedl Volgger, wurde verhaftet und ins KZ Dachau gebracht, die Leitung musste abtauchen, der aktive Kern schrumpfte auf rund 30 Mitgliedern. In dieser Zeit übernahm Hans Egarter (Bild 1) das Ruder. Egarter schrieb 1945: „Die Aufgabe des Andreas-Hofer-Bundes war es, gegen den Faschismus und Nationalsozialismus zu arbeiten und zu deren Zerstörung beizutragen. Die Mitglieder der Gruppe wollten der Welt zeigen, dass es in Südtirol Männer gab, die nichts mit den Nazi-Verbrechen gemeinsam haben und die durch ihre Arbeit gegen Nazismus und Faschismus zeigten, dass sie ihren Worten auch Taten folgen ließen und dass sie bereit waren, die schwersten Opfer zu bringen, um ihr Ziel zu erreichen.“ Die Aktivitäten des AHB, so begrenzt sie auch waren, dürfen nicht unterschätzt werden, führt man sich die schwierige Lage der Widerständler in Südtirol vor Augen: Sie reichten von Gegenpropaganda und Unterstützung der Landgeistlichen (die meisten im Gegensatz zum Bischof Heinrich Geißler gegen die Abwanderung) über enge Kontakte zum französischen und britischen Geheimdienst bis hin zur Unterstützung der vor allem im Passeiertal aktiven „Partisanen“ mit Geld und Waffen. Aber auch nach dem Krieg unterstützten sie die US-Amerikaner bei der Suche und den Verhören von versteckten SSund Wehrmachtsangehörigen. Bei diesen Razzien kamen ortskundige und deutschsprachige Helfer den Amerikanern sehr gelegen. Damit machten sie sich aber auch viele Feinde und wurden als Verräter und Nestbeschmutzer gebrandmarkt. Zur Bozner CLN hatte die Gruppe um Egarter nur spärlich Kontakt, und zwar mit dem Leiter Manilo Longon, sie endeten aber mit Longons Verhaftung und Erschießung im Dezember 1944. Neben den sprachlichen und kulturellen Unterschieden gab es auch Differenzen in der Zielsetzung: Während der AHB vehement eine Angliederung Südtirols an ein Nachkriegsösterreich anstrebte, war die Bozner CLN-Sektion für einen Verbleib bei Italien. Das CLN von Bozen ist ein Beispiel von „waffenlosem“ Widerstand: Es gründete Widerstandsgruppen in verschiedenen Fabriken, unterstütze Partisanen in Norditalien und verbreitete antinazistische Propaganda. Nach Errichtung des Durchgangslagers in Bozen organisierte das CLN Ausbrüche aus Lager und Zügen und einen Briefverkehr mit den Inhaftierten. Im Dezember wurde die CNL-Leitung verhaftet, sieben von ihnen starben im KZ Mauthausen. Nicht vergessen werden dürfen auch nicht die mutigen Einzelaktionen von Menschen wie Josef Mayr-Nusser (Bild 2), der den Eid auf Hitler verweigerte und dafür deportiert und getötet wurde.