Facts About Korea (german)

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  • Pages: 256
Tatsachen über Korea 2009 Edition Copyright ¤ˇ1973 Herausgegeben vom Korean Culture and Information Service Ministerium für Kultur, Sport und Tourismus 15, Hyojaro, Jongno-gu, Seoul, Republik Korea Telefon: 82-2-398-1914~20 Fax: 82-2-398-1882 Alle Rechte vorbehalten Gedruckt in Seoul ISBN 89-7375-110-5 03910 Wünschen Sie weitere Informationen über Korea, besuchen Sie unsere Homepage: www.korea.net

Tatsachen über Korea

Korean Culture and Information Service Ministerium für Kultur, Sport und Tourismus

Inhaltsverzeichnis

Fakten und Zahlen

6

Allgemein / Geographie / Menschen / Nationalflagge / Nationalhymne (Aegukga) / Regierung / Wirtschaft / Koreas Welterbe

Korea und seine Menschen

12

Geographie / Klima / Menschen / Sprache

Geschichte

24

Gojoseon / Drei Königreiche und Gaya / Das Vereinigte Silla-Reich und Balhae / Goryeo / Joseon / Die japanische Besetzung und Koreas Unabhängigkeitsbewegung / Die Gründung der Republik Korea

Verfassung und Regierung

36

Verfassung / Exekutive / Legislative / Judikative / Unabhängige Organisationen / Kommunalverwaltungen

Innerkoreanische Beziehungen

54

Historischer Hintergrund / Streben nach einer friedlichen Lösung der nordkoreanischen Atomkrise / Innerkoreanischer Austausch und Zusammenarbeit /

Korea in der Welt

72

Internationale Beziehungen / Wirtschaftlicher Austausch / Internationaler Frieden und Zusammenarbeit / Koreas Entwicklungszusammenarbeit / Zukünftige politische Richtung

Wirtschaft

84

Wirtschaftswachstum / Industrielle Innovation / Wissenschaft und Technologie / Information und Telekommunikation / Wirtschaftliche Herausforderungen / Ausländische Direktinvestitionen (FDI) / Liberalisierung des Kapitalmarktes / System zur Unterstützung von Investoren / Logistikzentrum der Weltklasse / Konjunkturaussichten

Gesellschaft

112

Sozialfürsorge / Bildung / Medien

Kunst und Kultur

140

UNESCO-Schätze in Korea / Bildende Künste / Literatur / Malerei / Musik und Tanz / Schauspiel und Film / Museen und Theater

Koreanische Lebensweise

180

Häuser / Kleidung / Koreanische Küche / Feste / Religion

Sport

206

Olympische Sommerspiele in Seoul im Rückblick / Rangfolge im olympischen Medaillenspiegel / Fußballweltmeisterschaft 2002 Korea, Japan / Sportveranstaltungen im eigenen Land / Beliebte Sportarten / Traditionelle Sportarten

Tourismus

222

Reisetipps / Transportmittel /Unterkunft / Korea entdecken / Einkaufen

FAKTEN UND ZAHLEN

1 Fakten und Zahlen Allgemein Geographie Menschen Nationalflagge Nationalhymne (Aegukga) Regierung Wirtschaft Koreas Welterbe

Fakten und Zahlen Längste Flüsse: Amnokgang 790 km, Nakdonggang 521,5 km, Dumanggang 521 km, Hangang 481,7 km Großstädte: Seoul (10,0 Millionen) Busan (3,5 Millionen), Incheon (2,6 Millionen), Daegu (2,5 Millionen), Dajeon (1,5 Millionen), Gwangju (1,4 Millionen), Ulsan (1,1 Millionen) Klima: gemäßigt, mit vier deutlich ausgeprägten Jahreszeiten Allgemein Bezeichnung: Republik Korea (Südkorea) Hauptstadt: Seoul (10,0 Millionen Einwohner) Nationalflagge: Taegeukgi Nationalblume: Mugunghwa (Hibiskus) Währung: Won (1 US-Dollar = 1.257,5 Won) Währungskurs Ende 2008 Sprache: Koreanisch (Schriftform: Hangeul)

Menschen

Geographie Lage: Korea liegt an den Knotenpunkten Nordostasiens zwischen Japan, dem äußersten Osten Russlands und China Territorium Koreanische Halbinsel: 223.170 qkm Südkorea: 100.032 qkm Höchste Berge: Baekdusan 2744 m, Hallasan 1950 m

8

Einwohnerzahl: 48,61 Millionen (Südkorea, 2008) ansässige Ausländer: 1,1 Millionen Durchschnittsalter: 36,7 Jahre (2008) Erwerbstätige Bevölkerung: 24,3 Millionen (2008) Bevölkerungswachstumsrate: 0,31% (2008) Lebenserwartung: Männer: 76,1 Jahre; Frauen: 82,7 Jahre (2007) Religion: Nach einer Erhebung aus dem Jahr 2005 besteht die Hälfte der Bevölkerung aus praktizierenden Gläubigen. Innerhalb dieser Gruppe sind 10.726.463 Buddhisten, 8.616.438 Protestanten und 5.146.147 Katholiken die drei vorherrschenden Religionsgruppen. Die Verfassung garantiert die Meinungs-, Gewissens- und Religionsfreiheit.

Die Nationalblume Koreas ist die Mugunghwa oder der Hibiskus

Nationalflagge

Die koreanische Flagge wird Taegeukgi genannt. Auf ihr sind Yin

und Yang, zwei Prinzipien der asiatischen Philosophie, symbolisch dargestellt. Der Kreis im Zentrum der Flagge ist in zwei gleiche Hälften geteilt. Die obere rote Hälfte stellt die aktiven kosmischen Kräfte des Yang dar. Umgekehrt symbolisiert die untere blaue Hälfte die passiven kosmischen Kräfte des Yin. Beide Kräfte stellen sinnbildlich fortwährende Bewegung, Ausgeglichenheit und Harmonie dar und stehen damit als Symbol für die Unendlichkeit. Der Kreis ist von vier Trigrammen umgeben, von denen sich eines in jeder Ecke befindet. Jedes Trigramm symbolisiert eines der vier universalen Elemente: Himmel, Erde, Feuer und Wasser.

Nationalhymne (Aegukga) Andante maestoso

Dong hae

Ha

Musik von Ahn Eak-tai

mul gwa Baek du sa

neu ni mi

ni

bo u-- ha sa

Mu - gung hwa

sam - cheol

li

Dae - hansa ram

Dae han - eu ro

Ma reugo dal

u

ri na raman

hwa reo gang -

gi

to

ri

rok

se

san

bojeonha

se

9

Fakten und Zahlen

Wirtschaft Bruttoinlandsprodukt: 928,7 Milliarden USDollar (2008, vorläufig) Pro-Kopf-Bruttonationaleinkommen (BNE): 19.231 US-Dollar (2008, vorläufig) Regierung Politisches System: Demokratie. Der Präsident wird für eine einmalige Amtszeit von 5 Jahren durch direkte Volksabstimmung gewählt. Gewaltenteilung zwischen Exekutive, Legislative (Einkammer-Nationalversammlung) und Judikative Präsident: Lee Myung-bak seit 2008 Wahlrecht: Allgemein mit 19 Jahren Wahlen: -Präsidentschaftswahlen: alle 5 Jahre -Wahl der Nationalversammlung: alle 4 Jahre -Kommunalwahlen: alle 4 Jahre Politische Parteien: Große Nationalpartei, Vereinigte Demokratische Partei, Bündnis der Vorwärts- und Erneuerungspartei, Pro Park Geun-hye-Bündnis, Demokratische Arbeiterpartei, Erneuerung der Korea-Partei Finanzhilfe: 2008 hat Korea insgesamt 797 Millionen US-Dollar für die Öffentliche Entwicklungszusammenarbeit (ODA) bereitgestellt. Bis 2012 soll das Budget auf 0,15% des Bruttonationaleinkommens (BNE) Koreas erhöht werden und bis 2015 auf 0,25%. Friedenssicherung: Mit der Entsendung eines Batallions von Militäringenieuren nach Somalia 1993 begann Südkorea, sich an Friedenseinsätzen der Vereinten Nationen zu beteiligen. Seither hat sich Südkorea an gemeinsamen Friedenseinsätzen in Indien, Pakistan, Liberia, Burundi, im Sudan, in Georgien, Osttimor, im Libanon und in Afghanistan beteiligt und die ZaytunStreitkräfte in die autonome kurdische Region im Irak entsandt. 10

Wachstumsrate Bruttoinlandsprodukt (BIP): 2,2 Prozent (2008, vorläufig) Devisenreserven: 201,2 Milliarden US-Dollar (ab Ende 2008) Exporte: 422,0 Milliarden US-Dollar (2008) Importe: 435,3 Milliarden (2008) Wichtigste Industrieprodukte: Halbleiter, Kraftfahrzeuge, Schiffe, Unterhaltungselektronik, Geräte der mobilen Telekommunikation, Stahl und Chemikalien Freihandelsabkommen: Korea hat mit Chile, Singapur, der Europäischen Freihandelsgemeinschaft (EFTA), der ASEAN, den USA und Indien Freihandelsabkommen geschlossen — insgesamt mit 18 Ländern. Derzeit werden Verhandlungen über Freihandelsabkommen mit der EU, mit Kanada, Mexiko, dem GCC (Golfkooperationsrat), mit Peru, Australien und Neuseeland geführt. Ziel ist es, diese bis zum Ende des Jahres 2009 abzuschließen.

Koreas Welterbe Welterbe •Haeinsa Tempel/Janggyeongpanjeon, die Aufbewahrungsstätte für die hölzernen Druckplatten der Tripitaka Koreana (1995) •Jongmyo-Schrein (1995) •Seokguram-Grotte und der BulguksaTempel (1995) •Palastkomplex Changdeokgung (1997) •Festung Hwaseong (1997) •Dolmen in Gochang, Hwasun und Ganghwa (2000) •Historische Gebiete in Gyeongju (2000) •Jejus Vulkaninsel und Lavagrotten (2007) •Die königlichen Gräber der JoseonDynastie (2009)

Immaterielles Kulturerbe •Das Königliche Ritual zu Ehren der Vorfahren im Jongmyo-Schrein und die dazugehörige Musik (2001) •Pansori — Epischer Gesang (2003) •Gangneung Danoje-Festival (2005)

Dokumente des Welt-Registers •Das Hunminjeongum-Manuskript (1997) •Joseonwangjosillok, die Annalen der Joseon-Dynastie (1997) •Seungjeongwonilgi, die Protokolle des Königlichen Sekretariats (2001) •Buljo Jikjisimcheyojeol (Vol. II), der zweite Band der Anthologie der Zen-Lehre der großen buddhistischen Priester (2001) •Hölzerne Druckplatten der Tripitaka Koreana und verschiedener buddhistischer Schriften (2007) •Uigwe, Die Königlichen Protokolle der Joseon-Dynastie (2007) •Donguibogam, Prinzipien und Anwendung der östlichen Medizin (2009)

http://www.korea.net

Besuchen Sie korea.net, die offizielle Website der koreanischen Regierung, wenn Sie interessiert sind an: •aktuellem Geschehen in Korea •gründlichem Fachwissen über Koreas Wirtschaft, Geschichte, Kunst und Kultur •neuesten Informationen der Regierung •einem ausführlichen Verzeichnis der auf Korea bezogenen Websites korea.net liefert den Nutzern genaueste, zeitgemäßeste und umfassendste Informationen über Korea

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KOREA UND SEINE MENSCHEN

2 Korea und seine Menschen Geographie Klima Menschen Sprache

Korea und seine Menschen

Korea und seine Menschen Geographie Korea liegt auf einer Halbinsel, die von Nord nach Süd 1100km misst. Die koreanische Halbinsel liegt im nordöstlichen Teil des asiatischen Kontinents, wo sich die koreanischen Gewässer mit dem westlichen Teil des Pazifiks vereinen. Im Norden grenzt die Halbinsel an China und Russland, im Osten an das Ostmeer, auf dessen anderer Seite Japan liegt. Außer dem Festland gehören zu Korea noch 3200 Inseln. Mit einer Gesamtfläche von 223.170 qkm ist die koreanische Halbinsel ungefähr so groß wie Großbritannien oder Ghana. Davon umfasst die Republik Korea 100.032 qkm oder etwa 45 Prozent des Gesamtgebietes. Zwei Drittel des Landes sind gebirgig, vergleichbar mit Ländern wie Portugal, Ungarn oder Irland. Das Taebaeksan-Gebirge erstreckt sich über die gesamte Ostküste. Durch die peitschenden Wellen des Ostmeers sind

Die Grenzen des koreanischen Territoriums Äußerste Punkte

Orte

Breitengrade

Nördlichster Punkt

Pungseo-ri (Yuwonjin), Provinz Hamgyeongbuk-do

43° 00’42”N

Südlichster Punkt

Insel Marado, Selbstverwaltete Provinz Jeju

33° 06’43”N

Östlichster Punkt

Insel Dokdo, Provinz Gyeongsangbuk-do

131° 52’22” E

Insel Bidanseom, Provinz Pyeonganbuk-do

124° 10’51” E

Westlichster Punkt

Quelle: National Geographic Information Institute

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Korea und seine Menschen

Die schwimmende Insel auf Seouls Hangang-Fluss wird in der Nähe von Banpo gebaut. Nach ihrer Fertigstellung im März 2010 wird die schwimmende Insel, die aus drei künstlichen Inseln besteht, über Theater- und Ausstellungsräumlichkeiten verfügen und ein Ort für Festivals, Sport- und Freizeitveranstaltungen sein.

dort Klippen und kleine felsige Inseln entstanden. Im Westen und Süden fallen die Bergketten sanft zum Meer hin ab, wobei Ebenen und zerklüftete Inseln entstanden sind. Die koreanische Halbinsel hat so viele malerische Berge und Flüsse, dass die Koreaner ihr Land häufig mit besticktem Brokat vergleichen. Der höchste Berg ist der Baekdusan, der heute in Nordkorea an der Grenze zu China liegt. Er ist 2744 m hoch. Der Baekdusan ist ein erloschener Vulkan mit einem Kratersee, Cheonji, genannt. Der Berg gilt als ein besonders wichtiges Symbol für den Geist der Koreaner und findet sogar in der Nationalhymne Erwähnung. Im Vergleich zu seiner Größe hat Korea relativ viele Flüsse, die die Lebensgewohnheiten der Koreaner stark geprägt und eine entscheidende Rolle bei der Industrialisierung des Landes gespielt haben. Die beiden längsten Flüsse in Nordkorea, der Amnokgang (auch Yalu genannt) mit 790 km Länge und der Dumangang (auch Tumen genannt) mit einer Länge von 521 km, entspringen auf dem Baekdusan. Sie fließen nach Westen bzw. nach Osten und bilden die nördliche Grenze der Halbinsel. Die längsten Flüsse im Süden der Halbinsel sind der Nakdonggang (521,5 km) und der Hangang (481,7 km). Der Hangang fließt durch die Hauptstadt Seoul. Er ist die Lebensader für die dicht besiedelte Region des modernen

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Korea. Bereits zur Zeit der alten Königreiche hat der Hangang eine große Rolle für die dort lebende Bevölkerung gespielt. Als Halbinsel ist Korea an drei Seiten von Meer umgeben. Diese geographische Lage hat das Leben der Bewohner wesentlich beeinflusst und dazu beigetragen, dass sie bereits früh eine große Geschicklichkeit als Schiffsbauer und Seefahrer entwickelten.

Klima Korea hat vier Jahreszeiten. Frühling und Herbst sind eher kurz, der Sommer heiß und feucht, und in den trockenen, kalten Wintern schneit es mancherorts sehr viel. Die Durchschnittstemperatur liegt je nach Region zwischen 6° C(50° F) und 16° C(61° F). Zu Beginn des Frühlings bringt der Wind aus den Wüsten Nordchinas gelben Sandstaub mit. Ab Mitte April sind die Temperaturen mild, und auf den Bergen und Wiesen blühen wild wachsende Blumen in leuchtenden Farben. Zu dieser Zeit fangen die Bauern an, die Reisfelder zu bestellen. Der Herbst mit seiner frischen Luft und dem tiefblauen Himmel ist die Jahreszeit, die die Koreaner am meisten lieben.

Frühling auf der Insel Anmyeondo, Sommer auf der Insel Baengnyeongdo, Herbst auf dem Berg Juwangsan,Winter auf dem Berg Deokyusan

17

Korea und seine Menschen

Das Land ist in prächtige herbstliche Farben getaucht, es ist die Zeit der Ernte, und es finden viele Volksfeste statt, die ihre Wurzeln in uralten ländlichen Traditionen haben.

Menschen Ende 2008 umfasste Südkoreas Gesamtbevölkerung schätzungsweise 48.606.787 Menschen mit einer Bevölkerungsdichte von 498 Menschen pro Quadratkilometer. Die Einwohnerzahl Nordkoreas beträgt etwa 23.298.012. In den 1960er Jahren ist die Bevölkerung jährlich um drei Prozent gewachsen, in dem darauf folgenden Jahrzehnt aber nur noch um zwei Prozent. 2008 lag die Wachstumsrate bei 0,31 Prozent, und es wird mit einem fortlaufenden Rückgang des Bevölkerungswachstums bis zu 0,02 Prozent im Jahre 2020 gerechnet. In den 1960er Jahren entsprach die Aufteilung der Bevölkerung in Jung und Alt der Form einer Pyramide: die Geburtenrate war hoch, die Lebenserwartung relativ niedrig. Heute nimmt die Altersgruppenverteilung eher die Form einer

Monatliche Durchschnittstemperatur und Niederschlagsmenge in Seoul

Quelle: Korea Meteorological Administration

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Der Zustrom von Beschäftigten aus anderen Ländern und die steigende Zahl internationaler Eheschließungen machen Korea zunehmend zu einer multiethnischen und multikulturellen Gesellschaft.

Glocke an, weil die Geburtenrate sinkt, die Lebenserwartung aber gestiegen ist. Der Anteil der jungen Menschen an der Bevölkerung (15 Jahre und jünger) nimmt ab, während der Anteil der älteren Bürger an der Bevölkerung (65 Jahre und älter) bis zum Jahr 2020 etwa 15,6 Prozent ausmachen wird. Die schnelle Industrialisierung und Urbanisierung des Landes in den 1960er und 1970er Jahren hatte zur Folge, dass immer

Bevölkerungsstruktur

2008 246.561

580.336

956.093

1.416.414

1.803.676

2.025.648 2.999.751

3.019.045

4.108.272

4.251.758 4.251.732

4.031.278

3.719.366

3.462.098 3.126.831

3.515.185

2.440.276

2.652.467 Männer

Frauen

(Personen)

Quelle: Korea National Statistical Office

19

Korea und seine Menschen

Hangeul hat Korea zu einer fast 100%igen Alphabetisierungsrate verholfen. Das wissenschaftliche Alphabet hat dem Land sogar einen Vorteil im Computerzeitalter verschafft.

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mehr Menschen von den ländlichen in die städtischen Gebiete zogen, insbesondere nach Seoul. Dadurch sind städtische Ballungsgebiete entstanden. In den letzten Jahren konnte man beobachten, dass immer mehr Menschen aus der Innenstadt Seouls in die Randgebiete abwanderten. Die Zahl der in Korea lebenden Ausländer – einschließlich derjenigen, die sich nur kurz in Korea aufhielten – belief sich 2008 auf 1.158.866. Mittlerweile macht diese Personengruppe zwei Prozent der Bevölkerung aus. Das jährliche Wachstum der ausländischen Bevölkerung um 8,7 Prozent deutet auf die Geschwindigkeit hin, in der sich die koreanische Gesellschaft ethnisch und kulturell verändert. 2007 lebten noch 1.066.273 Ausländer in Korea. Von den Ausländern, die für längere Zeit in Korea leben, sind 566.116 Arbeiter und technische Lehrlinge; das macht 48,9 Prozent der ausländischen Bevölkerung aus. Die Zahl derjenigen, die durch Eheschließungen nach Korea kamen, beläuft sich auf 122.552 oder 10,6 Prozent, während die in Korea 71.531 Studierenden 6,2 Prozent ausmachen. Unterteilt in Nationalitäten, machen Chinesen 57 Prozent (484.674, von denen 362.920 ethnische Koreaner sind) der 854.007 registrierten Ausländer aus, die für längere Zeit in Korea leben. Die zweitgrößte ethnische Gruppe bilden die Vietnamesen (79,848 oder 9,4 Prozent), gefolgt von den

Philippinen (39.372 oder 4,6 Prozent), den Thailändern (30.051 oder 3,5 Prozent) und den Amerikanern (28.853 oder 3,4 Prozent). Die Bevölkerung der Restgruppe kommt vornehmlich aus Indonesien, Taiwan und der Mongolei.

Sprache Die Tatsache, dass alle Koreaner dieselbe Sprache sprechen, hat zu ihrer ausgeprägten nationalen Identität geführt. Im Koreanischen gibt es verschiedene Dialekte neben der Standardvariante, die in Seoul gesprochen wird. Außer dem Dialekt, der in der Provinz Jeju-do gesprochen wird, sind sich die Dialekte aber sehr ähnlich, so dass keine Verständigungsprobleme auftreten. Linguistische und ethnologische Studien belegen, dass die koreanische Sprache zur altaischen Sprachgruppe gehört, zu der auch die türkische, die mongolische und die tungusischmandschurische Sprache zählen. Die koreanische Schrift, Hangeul genannt, wurde im 15. Jahrhundert von König Sejong dem Großen entwickelt. Vor Einführung dieses Alphabets beherrschte nur ein verhältnismäßig kleiner Prozentsatz der Bevölkerung die chinesischen Schriftzeichen, da diese sehr schwer zu erlernen sind. In seinem Bemühen, ein koreanisches Alphabet

Ein Porträt von König Sejong, der treibenden Kraft in Bezug auf die Entwicklung des Hangeul.

Koreanische Sprachkurse ziehen Studenten aus dem Ausland an.

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Korea und seine Menschen

auszuarbeiten, studierte König Sejong verschiedene Schriftsysteme, wie beispielsweise die alten chinesischen Schriftzeichen, die Uighur-Schrift und die mongolische Schrift. Die Schrift, die schließlich erarbeitet wurde, beruht hauptsächlich auf phonologischen Studien. Sie folgte vor allem einer Theorie der Dreiteilung einer Silbe in An-, Mittel- und Auslaut und nicht der in der traditionellen chinesischen Phonologie üblichen Zweiteilung. Das Hangeul-Alphabet besteht aus 10 Vokalen und 14 Konsonanten, die zu zahlreichen Silbenkombinationen

Das koreanische Alphabet Hangeul besteht aus zehn Vokalen und vierzehn Konsonanten.

In Abhängigkeit vom Vokal werden die Silben in Hangeul entweder von links nach rechts (˙ˇ) oder von oben nach unten (–‚) geschrieben - mit der Möglichkeit, einen oder zwei zusätzliche Buchstaben darunter zu platzieren (˙ ,–„). Beispiel

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zusammengestellt werden können. Hangeul ist einfach und doch systematisch und umfassend, es gilt als eines der wissenschaftlichsten Schriftsysteme der Welt. Es ist leicht zu lernen und zu schreiben, was entscheidend zu der niedrigen Analphabetenrate und zum fortschrittlichen Verlagswesen in Korea beigetragen hat. Ausländer können sich für koreanische Sprachkurse an Universitäten in Seoul einschreiben, beispielsweise an der Nationaluniversität Seoul, der Yonsei-Universität, der KoreaUniversität und der Ewha-Frauenuniversität.

Nützliche Sätze im Koreanischen

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GESCHICHTE

3 Geschichte Gojoseon Drei Königreiche und Gaya Das Vereinigte Silla-Reich und Balhae Goryeo Joseon Die japanische Besatzung und Koreas Unabhängigkeitsbewegung Die Gründung der Republik Korea

Geschichte

Geschichte Gojoseon Vor etwa 700.000 Jahren begannen Menschen, die koreanische Halbinsel und die umliegenden Gegenden zu besiedeln. Die Jungsteinzeit begann vor etwa 8000 Jahren. In verschiedenen Gebieten der koreanischen Halbinsel können Relikte aus dieser Epoche gefunden werden, vor allem in den Küstengebieten und in der Nähe großer Flüsse. Die Bronzezeit begann etwa 2000 bis 1500 v. Chr. in der heutigen Mongolei und auf der koreanischen Halbinsel. Im Laufe der sich weiterentwickelnden Zivilisation bildeten sich viele Stämme in der zur Mandschurei gehörenden Provinz Liaoning sowie im Nordwesten Koreas. Diese Stämme wurden von Stammesführern regiert. Dangung, der legendäre Gründer des Prähistorische Epoche auf der koreanischen Halbinsel Zeitraum: vor etwa 700.000 Jahren Werkzeuge: Steinwerkzeuge, aus Knochen hergestellte Werkzeuge Wirtschaftsform: jagen und sammeln — nomadisch Behausung: Höhlen, Hütte Gesellschaftsform: Gruppengemeinschaft, auf Gleichheit basierende Gesellschaft Reliquien: Jumeok Dokki (Faustkeil) Geulggae (Seitenschaber)

Paläolithikum 26

Zeitraum: etwa 8.000 v. Chr. Werkzeuge: geschliffene Steinwerkzeuge, Keramik Wirtschaftsform: Land- und Viehwirtschaft — Sesshaftigkeit Behausung: Bunker Gesellschaftsform: auf Gleichheit basierende Stammesgesellschaft Reliquien: Bitsalmunui Togi (Töpferware mit Kammmuster) Ppyeobaneul (Knochennadeln)

Neolithikum

Zeitraum: etwa 1.000 v. Chr. Werkzeuge: Bronze Wirtschaftsform: Privatbesitz Behausung: ebenerdiges Wohnen Gesellschaftsform: Klassengesellschaft, anerkannter Privatbesitz Reliquien: Minmunui Togi (unverziertes Steingut) Bipahyeong Donggeom (mandolineförmiger Dolch)

Bronzezeit

koreanischen Volkes, vereinte diese Stämme und gründete so das Königreich Gojoseon (2333 v.Chr.). Das Gründungsdatum belegt, dass Korea auf eine lange Geschichte zurückblicken kann. Dieses geschichtliche Erbe erfüllt die Koreaner mit Stolz, der ihnen die Kraft verleiht, schwierige Zeiten zu überstehen.

Drei Königreiche und Gaya Die Stadtstaaten wiederum bildeten im Laufe der Zeit größere Stammesverbände mit komplexeren politischen Strukturen, die schließlich zur Bildung von Königreichen führten. Von diesen Stammesverbänden entwickelte sich Goguryeo als erster zu einem Königreich (37 v.Chr. - 668 n.Chr.), das am mittleren Lauf des Flusses Amnokgang (Yalu) lag. Im Ergebnis der Eroberungskriege, die von Gwanggaeto dem Großen (Regierungszeit: 391 - 413) und König Jangsu (Regierungszeit 413 - 491) angeführt wurden, war Goguryeo in der Lage, breite Landstreifen zu besetzen, welche die Mandschurei und große Teile der koreanischen Halbinsel umfassten. Das Königreich Baekje (18 v.Chr. - 660 n.Chr.) entstand aus einem Stadtstaat, der südlich des Flusses Hangang, ganz in der Nähe des heutigen Seoul, lag. Während der Herrschaft von König Geunchogo (346 n.Chr. - 375 n.Chr) entwickelte sich Baekje zu einem zentralisierten aristokratischen Staat. Das Königreich Silla (57 v.Chr. - 935 n.Chr.), das am weitesten im Süden lag, war zunächst das schwächste und am wenigsten entwickelte der drei Reiche. Da es auf Grund seiner geographischen Lage nicht im chinesischen Einflussbereich lag, war es aufgeschlossener gegenüber Praktiken und Ideen, die nicht aus China kamen. Die Gesellschaftsstruktur basierte auf einer fortschrittlichen, betont klassenbewussten buddhistischen Ordnung. Das Militär bestand aus einem einzigartigen Korps junger aristokratischer Krieger, die sich Hwarang (“Blume der Jugend”) nannten. Die Ursprünge des Königreichs Gaya (42-562) liegen in einer Art Konföderation, die sich nach dem Aufeinandertreffen verschiedene Stämme aus dem Gebiet des NakdonggangFlusses bildete.

Rüstung und Helm Die Rüstung der Krieger des Königreiches Gaya wurde aus langen, rechteckigen Stahlplatten hergestellt und durch Nägel zusammengehalten

Drei Königreiche und Gaya (5. Jahrhundert)

Goguryeo

Pjöngjang

Ostmeer

Namgyeong (Seoul)

Gelbes Meer

Usan Dokdo

Ungjin (Gongju) Sabi (Buyeo)

Baekje

Silla Geumseong (Gyeongju)

Gaya

Tamna

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Geschichte

Das Vereinigte Silla-Reich und Balhae (8. Jahrhundert)

Balhae

Sanggyeong

Pjöngjang

Ostmeer

Namgyeong (Seoul)

Usan

Silla

Gelbes Meer

Geumseong (Gyeongju)

Tamna

Ein anmutig verzierter Dachziegel aus der Zeit des Vereinigten SillaReiches

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Dokdo

Das Vereinigte Silla-Reich und Balhae

Mitte des 6. Jahrhunderts brachte das SillaReich das gesamte benachbarte GayaKönigreich unter seine Kontrolle. Nach der Bildung eines Bündnisses mit der TangDynastie Chinas war Silla in der Lage, Baekje im Jahr 660 Goguryeo im Jahr 668 zu unterwerfen. Die Vereinigung der koreanischen Halbinsel war offiziell mit der Besiegung der Tang-Dynastie durch Silla im Jahr 676 beendet. Silla erreichte die Blütezeit seiner Macht und seines Wohlstands Mitte des achten Jahrhunderts. Es war bestrebt, ein vollkommenes buddhistisches Land zu schaffen. So wurde der prächtige Bulguksa-Tempel in der Zeit des Vereinigten SillaReiches errichtet. 698 gründeten Flüchtlinge aus Goguryeo das Königreich Balhae im südlichen Zentrum der Mandschurei. Diese neue Einheit, bekannt als Balhae, umfasste nicht nur Flüchtlingen aus Goguryeo, sondern auch eine große Mohe-Bevölkerung. Das Regierungssystem von Balhae war nach dem Vorbild der Verwaltungsstruktur des Königreiches Goguryeo geschaffen worden. Darüber hinaus hatte die hoch entwickelte Kultur Balhaes ihre Wurzeln in der Goguryeos. Das Balhae-Reich erlebte seine Blütezeit in der ersten Hälfte des 9. Jahrhunderts, als es ein umfangreiches Territorium besetzte, das im Norden bis an den Fluss Amur und im Westen bis nach Kaiyuan, eine Stadt in der Mandschurei, reichte. Es nahm diplomatische Beziehungen mit der Türkei und mit Japan auf. Das BalhaeReich existierte bis 926, dann wurde es von den Khitanen überrannt. Danach zogen viele Mitglieder der herrschenden Klasse, die zumeist Koreaner waren, nach Süden und siedelten sich in dem neu gegründeten GoryeoReich an.

Goryeo Das Königreich Goryeo (918-1392) war von Wang Geon, einem General, gegründet worden, der unter Gungye, einem aufständischen Prinzen des Silla-Reiches, gedient hatte. Er wählte seine Heimatstadt Songak (das heutige Gaeseong in Nordkorea) zur Hauptstadt. Sein vordringlichstes Ziel war, das dem Goguryeo-Reich verloren gegangene Territorium im Nordosten von China zurückzuerobern. Er nannte sein Reich Goryeo. Von diesem Namen leitet sich das heutige Wort Korea ab. Es ist dem Goryeo-Reich während der fünf Jahrhunderte seiner Existenz nicht gelungen, das verlorene Land zurückzuerobern; auf kultureller Ebene hat es jedoch Bewundernswertes geleistet, wie zum Beispiel die Herstellung von Cheongja, dem blau-grünen Seladon-Porzellan. Zudem erlebte der Buddhismus im Goryeo-Reich eine Blütezeit. Nicht weniger bedeutsam war die Erfindung der ersten beweglichen Metall-Lettern im Jahr 1234, zwei Jahrhunderte vor Gutenberg. Zur gleichen Zeit gelang es talentierten koreanischen Kunsthandwerkern, die gesamten buddhistischen Schriften in mehr als 80.000 hölzerne Druckplatten zu schnitzen. Mit dieser so genannten Tripitaka Koreana wollte man sich den Schutz vor mongolischen Eindringlingen erflehen. Heute werden die hölzernen Druckplatten im Haeinsa-Tempel aufbewahrt.

Goryeo-Dynastie (11. Jahrhundert)

Seogyeong (Pjöngjang)

Ostmeer

Gelbes Meer

Gaegyeong(Gaeseong) Namgyeong (Seoul)

Usan Dokdo

Donggyeong (Gyeongju)

Tamna

Restaurierte Geumsok Hwalja (Bewegliche Metalllettern aus der Goryeo-Epoche)

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Geschichte

Joseon

Die Joseon-Dynastie (15. Jahrhundert)

Hamgil-do (Hamgyeong-do)

Pyeongan-do

Hamheung

Pjöngjang

Ostmeer

Hwanghae-do Haeju Gyeonggi-do

Gangwon-do

Hanseong (Seoul)

Ulleungdo Wonju Dokdo

Gelbes Meer

Chungcheong-do Gongju Jeonju

Gyeongsang-do Daegu

Jeolla-do

Jeju-do

Gyeongguk Daejeon

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1392 gründete General Yi Seong-gye ein neues Reich, das Joseon genannt wurde. Die ersten Herrscher von Joseon unterstützten anstelle des Buddhismus den Konfuzianismus als Leitphilosophie, um den in der Goryeo-Zeit stark gewordenen Einfluss des Buddhismus zurückzudrängen. Die Joseon-Herrscher regierten die Dynastie auf Basis eines sehr ausgewogenen politischen Systems. Die staatliche Leistungsprüfung für Beamte wurde fest institutionalisiert. Diese Prüfung war der Maßstab für das soziale und intellektuelle Leben während der Joseon-Zeit. Der geistigen Ausbildung wurde absoluter Vorrang eingeräumt, wohingegen Handel und Wirtschaft innerhalb der konfuzianisch orientierten Gesellschaft keinen hohen Stellenwert hatten. Während der Herrschaft des vierten Joseon-Monarchen, König Sejongs des Großen (1418-1450), erlebte Korea eine noch nie da gewesene Blütezeit. Unter seiner Leitung erarbeiteten Gelehrte der königlichen Akademie das koreanische Alphabet Hangeul. Damals nannte man es Hunminjeongeum, was so viel bedeutet wie “korrekte Laute zur Unterweisung des Volkes”. König Sejong hatte großes Interesse an der Astronomie. Auf sein Betreiben hin wurden Sonnenuhren, Wasseruhren, Himmelsgloben und astronomische Karten hergestellt. Als Teil der Bemühungen, eine Regierungsstruktur Joseons zu entwickeln, führte König Sejo (Regierungszeit: 1455 - 1468) ein Rechtssystem ein und veranlasste die Erstellung des Gyeongguk Daejon (Kodex). Die Regierungsform der JoseonDynastie wurde offiziell mit der nachfolgenden Fertigstellung des Gyeongguk Daejeon in der Zeit der Herrschaft Königs Seongjong (Regierungszeit: 1469 - 1494) eingeführt. 1592 fielen die Japaner in das Joseon-Reich ein, um von dort aus nach China vorzudringen. Zur See leistete Admiral Yi Sun-sin (1545-1598), eine der am meisten geachteten historischen Persönlichkeiten in Korea, mit brillanten Seemanövern erfolgreich Widerstand gegen die Japaner. Er setzte dabei die Geobukseon, die “Schildkrötenschiffe” ein, von denen man annimmt, dass sie die ersten gepanzerten Kriegsschiffe der Welt waren.

Seit Beginn des frühen 17. Jahrhunderts entstand unter liberal gesinnten Gelehrten im Beamtenstand die so genannte Silhak-Bewegung, deren Ziel es war, der praktischen Ausbildung eine größere Priorität einzuräumen, um eine moderne Nation aufzubauen. Hauptanliegen dieser Bewegung waren Verbesserungen in der Landwirtschaft und der Industrie sowie radikale Reformen bei der Landverteilung. Die konservativen Aristokraten, die an der Macht waren, zeigten sich jedoch nicht bereit, derart drastische Veränderungen hinzunehmen. Gegen Ende der Joseon-Zeit kam es innerhalb des Regierungsapparates und der oberen Schichten immer wieder zu Auseinandersetzungen. König Jeongjo (Regierungszeit: 1724 - 1776) setzte diesen eine Politik des Ausgleichs entgegen, wobei es ihm gelang, die Autorität des Hofes und die politische Stabilität aufrechtzuerhalten. König Jeongjo, der von 1776 bis 1800 regierte, führte diese Politik des Ausgleichs fort. Er gründete Gyujanggak(die Königliche Bibliothek), um dort Schriften und Aufzeichnungen des Hofes aufzubewahren. Darüber hinaus führte er weitere politische und kulturelle Reformen durch. In dieser Zeit erlangte die Silhak-Bewegung ihre größte Bedeutung. Eine Reihe von führenden Gelehrten schlugen in progressiven Schriften Verbesserungen in der Landwirtschaft und der Industrie vor; aber nur wenige ihrer Ideen wurden von der Regierung übernommen.

Zeichnungen eines Geobukseon, das als erstes gepanzertes Schlachtschiff der Welt gilt.

Die japanische Besatzung und Koreas Unabhängigkeitsbewegung Im 19. Jahrhundert blieb Korea ein “Einsiedler-Königreich”, das sich weigerte, westlichen Forderungen nach diplomatischen und wirtschaftlichen Beziehungen nachzugeben. Einige asiatische und europäische Länder wetteiferten darum, ihre imperialistischen Interessen durchzusetzen und Einfluss auf die koreanische Halbinsel zu gewinnen. Nachdem Japan die Kriege gegen China und Russland gewonnen hatte, annektierte es Korea und stellte es 1910 unter seine Kolonialherrschaft. Diese bewirkte, dass sich das Nationalgefühl der Koreaner

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Geschichte

Kim Gu, Präsident der Exilregierung von Korea in Schanghai

immer stärker entwickelte. Koreanische Intellektuelle waren empört über die Politik der Japaner, deren Ziel es war, die Koreaner völlig zu assimilieren. Sie verboten sogar, dass an den Schulen Koreanisch gelehrt wurde. Am 1. März 1919 kam es landesweit zu Aufständen gegen die Japaner, wobei Tausende Menschen ihr Leben verloren. Die Unabhängigkeitsbewegung schlug zwar fehl, stärkte aber das Zusammengehörigkeitsgefühl und den Patriotismus der Koreaner und führte schließlich zur Gründung einer Exilregierung in Schanghai und zu einem organisierten bewaffneten Kampf gegen die japanischen Kolonialherren in der Mandschurei. Noch immer wird an jedem 1. März, einem nationalen Feiertag, dieser Unabhängigkeitsbewegung gedacht. Der Lebensstandard der Koreaner hatte sich unter der Kolonialherrschaft bis zu Japans Niederlage im Zweiten Weltkrieg 1945 zusehends verschlechtert. Während der gesamten Kolonialzeit beuteten die Japaner Korea wirtschaftlich aus.

Die Gründung der Republik Korea

Hochrangige Beamte der Exilregierung Koreas in Schanghai posieren 1945 für ein Erinnerungsfoto

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Mit Freude und großer Erleichterung reagierten die Koreaner auf die Niederlage der Japaner im Zweiten Weltkrieg. Die Freude währte jedoch nicht lange, denn die Befreiung von den Japanern brachte nicht die lang ersehnte Unabhängigkeit, für die man so sehr gekämpft hatte. Durch den nun beginnenden Kalten Krieg kam es zur Teilung des Landes in zwei ideologisch entgegengesetzte Lager. Die Bemühungen der Koreaner, eine unabhängige Regierung einzusetzen, wurden durchkreuzt, als die Amerikaner den Süden besetzten, und im Norden die Sowjetunion die Kontrolle übernahm. Im November 1947 verabschiedete die Vollversammlung der Vereinten Nationen eine Resolution, die in Korea allgemeine Wahlen unter der Aufsicht einer UN-Kommission vorsah. Die Sowjetunion weigerte sich jedoch, diese Resolution anzuerkennen und verwehrte der Kommission den Zugang zum nordkoreanischen Territorium. Daraufhin verabschiedete die UN-Vollversammlung eine neue Resolution, die besagte, dass in den Gebieten, die für die UN-Kommission zugänglich waren,

Wahlen stattfinden sollten. Am 10. Mai 1948 fanden die ersten Wahlen südlich des 38. Breitengrades statt. Dieser Breitengrad trennte von nun an die koreanische Halbinsel in Nord und Süd. Syngman Rhee wurde 1948 zum ersten Präsidenten der Republik Korea gewählt. Im Norden etablierte sich ein kommunistisches Regime unter der Führung von Kim Il-sung. Am 25. Juni 1950 fiel Nordkorea auf breiter Front im Süden ein und löste so einen Krieg aus, der drei Jahre lang dauerte. Amerikaner, Chinesen und weitere ausländische Streitkräfte griffen in den Krieg ein. Die gesamte Halbinsel wurde verwüstet. Im Juli 1953 wurde ein Waffenstillstandsabkommen unterzeichnet. Koreas wachstums- und exportorientierte wirtschaftliche Entwicklung seit den 1960er Jahren war derart bemerkenswert, dass sie in den 1970er Jahren mit der Bezeichnung “das Wunder vom Hangang-Fluss” gewürdigt wurde. 1988 richtete Seoul erfolgreich die 24. Olympischen Spiele aus. 2002 war Korea zusammen mit Japan Gastgeber der FIFA-FußballWeltmeisterschaft. Durch diese Ereignisse konnte Korea der Welt einen Eindruck von seinem reichen kulturellen Erbe, seiner Liebe zur Kunst und dem hohen Stand seiner modernen Technologien vermitteln. In den 1950er Jahren gehörte Korea zu den ärmsten Ländern der Welt. Heute ist es etwa die 13.größte Wirtschaftsmacht der Welt, und die Nation ist entschlossen, in dem neuen Jahrtausend ihre Stellung als eine global führende Wirtschaftsmacht weiter auszubauen. Die Republik Korea hat immer das Ziel verfolgt, Demokratie und Marktwirtschaft weiter zu entwickeln. Obwohl das Erbe des Kalten Krieges auf dieser Halbinsel immer noch fortbesteht, ist Korea heute bereit, einen neuen wirtschaftlichen Start zu vollziehen. Die beiden Koreas arbeiten zudem auf einen dauerhaften Frieden auf der Halbinsel sowie auf die Förderung von Wohlstand sowohl für Süd- als auch für Nordkorea hin, den es auf friedlichem Weg durch Versöhnung und Zusammenarbeit zu erreichen gilt.

Syngman Rhee der erste Präsident der Republik Korea

Eine besondere Zeremonie anlässlich der Einsetzung der Regierung der Republik Korea am 15. August 1948.

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Geschichte im Überblick

Koreanische Geschichte Die Geschichte Koreas begann mit dem Königreich Gojoseon (2333 v. Chr.). Im Verlauf seiner 5000-jährigen Geschichte hat Korea im Zusammenspiel mit den größeren Nachbarländern eine wahrhaft individuelle Kultur entwickelt.

Paläolithikum Neolithikum

Epoche der Drei Königreiche Silla (57 v.Chr.-935 n.Chr.) Baekje (18 v.Chr.-660 n.Chr.) Goguryeo (37 v.Chr.-668 n.Chr.)

Vereinigte Königreiche von Samhan (Drei Han-Staaten)

Gemalte Jagdszene in einer Grabstätte (Replik) Diese Szene zeigt Krieger auf dem Rücken ihrer Pferde bei der Jagd auf Hirsche und Tiger. Die Jagd war für den Wohlstand des Staates während des Königreiches Goguryeo (13 v.Chr.-668 n.Chr.) sehr wichtig. Königreich Gaya (42-562)

Eisenzeit Buyeo

Gojoseon Bronzezeit

KOREA v.Chr.

5000

2000

1000

500

200

100

n.Chr.

200

300

400

500

CHINA Bronzezeit

Shang-Dynastie (1600 -1046)

Zhou-Dynastie (1046-256)

Epoche der kriegführenden Staaten (475-221) Qin-Dynastie (221-206) Westliche Han-Dynastie (206 v.Chr.-25 n.Chr.)

San-Guo-Ära Sui-Dynastie (Drei Königreiche) (581-618) (220-280) Jin-Dynastie (265-420) Nan-Bei-Chao-

Zeit der Frühlings- und Herbstannalen (770-476)

Ost Han-Dynastie (25-220)

Dynastien (420-589)

Der Westen Frühes Mesopotamien Ägyptische Königreiche

Julius Cäsar (101-44)

Geburt Jesus Christus

Erster Punischer Krieg (264-241) Zweiter Punischer Krieg (219-201) Dritter Punischer Krieg (149-146) Griechische Zivilisation Die Gründung Roms (735)

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Sokrates (470-399) Alexander der Große (356-323)

Gründung des Christentums als Staatsreligion des Römischen Imperiums (392) Zweiteilung des Römischen Imperiums (395)

Angelsachsen in Britannien gegründet (449) Mohammed (570-632)

Das Vereinigte Königreich Silla (676-935) Joseon-Dynastie (1392-1910)

FIFA-Weltmeisterschaft 2002 Korea /Japan

Seokguram-Grotte Goryeo-Dynastie (918-1392)

SedalonKeramik

Die Aufbewahrungsstätte der hölzernen Druckplatten der Tripitaka Koreana

Königreich Balhae (698-926)

600

700

Tang-Dynastie (618-907)

Hunminjeongeum war ein Lehrbuch für das Unterrichten des Hangeul, des koreanischen Alphabets, das von dem vierten Monarchen der Joseon-Dynastie, König Sejong dem Großen (Regierungszeit: 14181450), entwickelt wurde.

Koreakrieg (1950-53)

Die Tripitaka Koreana ist die älteste und umfassendste, heute existierende Zusammenstellung buddhistischer Schriften. Während der Goryeo-Dynastie (9181392) wurde sie in 81.340 hölzerne Druckplatten geschnitzt.

900

1000

1100

1200

Daehan-Imperium

1300

1400

Erster Kreuzzug (1096-99)

Der Hundertjährige Krieg (1344-1434) Marco Polo(1254-1324) Magna Charta (1215)

Hegira (622) und der Beginn der islamischen Epoche

1500

1800

Qing-Dynastie (1616-1911)

Ming-Dynastie (1368-1644)

Wu-Dai-Dynastie (907-960)

Charles der Große krönte erstmals den Heiligen Römischen Kaiser (800)

Gründung der Republik Korea (1948)

YuanDynastie (1271-1368)

Song-Dynastie (960-1279)

Die 24. Olympischen Spiele Seoul (1988)

1900

2000

Gründung der Volksrepublik China (1949)

Gründung der Republik China (1912)

Erster Weltkrieg (1914-18) Zweiter Weltkrieg (1939-45) Amerikanischer Bürgerkrieg (1861-65) Amerikanische Revolution (1776) Französische Revolution (1789-1793) Der Dreißigjährige Krieg (1618-48) Reformation Martin Luther (1517) Gutenberg-Presse (1455) Kolumbus entdeckt Amerika (1492)

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VERFASSUNG UND REGIERUNG

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Verfassung und Regierung

Verfassung Exekutive Legislative Judikative Unabhängige Organisationen Kommunalverwaltungen

38 Verfassung und Regierung

Verfassung und Regierung Verfassung

Das Manuskript der ersten Verfassung der Republik Korea

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Die erste Verfassung der Republik Korea trat am 17. Juli 1948 in Kraft. Auf dem Weg zur Demokratie hat Korea Zeiten der politischen Unruhe erlebt, was dazu führte, dass die Verfassung neun Mal geändert wurde, das letzte Mal am 29. Oktober 1987. Die Annahme der jetzigen Verfassung ist ein großer Fortschritt in Richtung einer vollständigen Demokratisierung. Abgesehen von der üblichen Überarbeitung einer Verfassung sind einige Veränderungen besonders hervorzuheben, so beispielsweise die Beschränkung der Macht des Präsidenten, die Stärkung der Macht der Legislative sowie einige Bestimmungen zum Schutz der Menschenrechte. Insbesondere haben die Gründung eines unabhängigen Verfassungsgerichts und dessen erfolgreiche Arbeit entscheidend dazu beigetragen, Korea zu einem freien demokratischen Land zu machen. Die Verfassung besteht aus einer Präambel, 130 Artikeln und sechs zusätzlichen Bestimmungen. Sie ist in zehn Kapitel aufgeteilt: Allgemeine Bestimmungen, Rechte und Pflichten der Bürger, die Nationalversammlung, die Exekutive, das Rechtswesen, das Verfassungsgericht, die Wahlen, die Kommunalverwaltung, die Wirtschaft und Verfassungsänderungen. Zu den grundlegenden Bestimmungen der Verfassung gehört die Souveränität des

Volkes, die Trennung der Gewalten, die Verfolgung des Ziels einer friedlichen und demokratischen Wiedervereinigung Südund Nordkoreas, das Streben nach Frieden und Zusammenarbeit auf internationaler Ebene, die Pflicht, die Gesetze zu achten, und die Verpflichtung des Staates, für das öffentliche Wohl zu sorgen. Eine Verfassungsänderung bedarf einer besonderen Vorgehensweise, die sich von anderen Formen der Gesetzgebung unterscheidet. Eine Verfassungsänderung kann nur vom Präsidenten oder von der Mehrheit der Nationalversammlung vorgeschlagen werden. Eine Verfassungsänderung wird nur wirksam, wenn sie von der Nationalversammlung und im Rahmen einer Volksabstimmung akzeptiert wird. Bei einer Abstimmung in der Nationalversammlung müssen mindestens zwei Drittel ihrer Mitglieder für die Verfassungsänderung stimmen; bei der Volksabstimmung muss mehr als die Hälfte der Wähler eine Verfassungsänderung befürworten.

Exekutive Der Präsident Der Präsident der Republik Korea, der in allgemeiner, freier und geheimer Wahl direkt vom Volk gewählt wird, steht an der Spitze der Exekutive. Der Präsident amtiert für die Dauer einer fünfjährigen Legislaturperiode; eine Verlängerung der Amtszeit ist nicht Cheongwadae (Präsidialamt)

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Verfassung und Regierung

Präsident Lee Myung-bak und die First Laddy, Kim Yoon-ok

möglich. Mit der Begrenzung der Amtszeit auf fünf Jahre soll verhindert werden, dass sich jemand an der Macht festhält und sein Amt nicht aufgibt. Sollte der Präsident während seiner Amtszeit sterben oder sein Amt nicht mehr ausüben können, übernimmt gemäß den gesetzlichen Bestimmungen der Premierminister oder ein Mitglied des Kabinetts vorübergehend die Aufgaben des Präsidenten. In dem gegenwärtigen politischen System hat der Präsident fünf wichtige Aufgaben: Er ist erstens als Staatsoberhaupt verantwortlich für innere Angelegenheiten und vertritt den Staat auch nach außen. Er empfängt ausländische Diplomaten, er verleiht Orden und andere Auszeichnungen und hat das Recht, jemanden zu begnadigen. Es ist seine Pflicht, die Unabhängigkeit und die territoriale Unversehrtheit sowie den Weiterbestand des Staates und die Einhaltung der Verfassung sicherzustellen; zu seinen besonderen Pflichten gehört es, für die friedliche Wiedervereinigung Koreas einzutreten. Zweitens ist der Präsident oberster Chef der Verwaltung; als solcher setzt er Gesetze in Kraft, die von der Legislative verabschiedet worden sind und erlässt Anordnungen und Dekrete zur Ausarbeitung von Gesetzen. Der Präsident ist der Vorsitzende des Kabinetts. Er hat die Befugnis, Beamte sowie den Premierminister und die Leiter von staatlichen Behörden 40

und Dienststellen zu ernennen. Drittens ist der Präsident oberster Befehlshaber der Streitkräfte und kann als solcher den Krieg erklären. Viertens ist der Präsident verantwortlich für die Außenpolitik. Er hat das Recht, diplomatische Gesandte zu akkreditieren oder zu entsenden und Verträge mit anderen Nationen zu schließen. Schließlich ist der Präsident der höchstrangige Politiker und der entscheidende Gesetzgeber des Landes. Er kann der Nationalversammlung Gesetzesentwürfe vorschlagen und den Gesetzgebern persönlich oder schriftlich seine Stellungnahme zu bestimmten Gesetzesentwürfen mitteilen. Der Präsident hat nicht das Recht, die Nationalversammlung aufzulösen; andererseits aber kann die Nationalversammlung den Präsidenten verpflichten, sich an die Verfassung zu halten und andernfalls ein Amtsenthebungsverfahren einleiten.

Das Kabinett In Koreas präsidialem Regierungssystem regiert der Präsident mit Hilfe des Kabinetts, das aus 15 bis 30 Mitgliedern besteht und dessen Vorsitzender er ist. Er ist für alle wichtigen Regierungsentscheidungen allein verantwortlich. Der Präsident ernennt den Premierminister, der dann durch die Nationalversammlung bestätigt werden muss. Als zweitwichtigste Person nach dem Präsidenten hat der Premierminister in der Exekutive die Aufsicht über die Minister; er leitet auch das Büro

Die Kabinettsitzung

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Verfassung und Regierung

Der zentrale Regierungskomplex in der Straße Sejongno, Seoul

zur Koordinierung der Politik, ist aber letztlich dem Präsidenten verpflichtet. Der Premierminister hat auch das Recht, sich an politischen Entscheidungsprozessen zu beteiligen und an den Versammlungen der Nationalversammlung teilzunehmen. Die Mitglieder des Kabinetts werden auf Vorschlag des Premierministers vom Präsidenten ernannt. Ihnen obliegt die Leitung ihrer Ministerien, sie beteiligen sich an politischen Entscheidungsprozessen, sie können im Namen des Präsidenten handeln und jederzeit an den Sitzungen der Nationalversammlung teilnehmen, um ihren Standpunkt darzulegen. Die Mitglieder des Kabinetts sind allein gegenüber dem Präsidenten verantwortlich. Abgesehen vom Kabinett unterstehen dem Präsidenten mehrere Behörden direkt, die für die Festlegung und Umsetzung nationaler Politik zuständig sind: Das Amt für Rechnungsprüfung und Inspektion Korea, der Staatliche Nachrichtendienst und das Komitee für Kommunikationswesen. Die Leiter dieser Behörden werden direkt vom Präsidenten ernannt. Die Ernennung des Vorsitzenden für das Amt für Rechnungsprüfung und Inspektion bedarf allerdings der Zustimmung der Nationalversammlung. Das Amt für Rechnungsprüfung und Inspektion ist verantwortlich für die Rechnungsprüfung von Regierungsbehörden des Landes und der Kommunen, von staatlichen

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Regierungskomplex in der Stadt Daejeon

Gesellschaften und ähnlichen Organisationen. Das Amt hat auch das Recht, Machtmissbrauch oder Fehlverhalten von Staatsbediensteten aufzudecken. Die Ergebnisse solcher Untersuchungen werden sowohl dem Präsidenten als auch der Nationalversammlung vorgelegt, obwohl das Amt dem Präsidenten direkt untersteht. Der Staatliche Nachrichtendienst hat den Auftrag, Nachrichtenmaterial im In- und Ausland sowie Informationen über subversive und kriminelle internationale Aktivitäten zu sammeln. Er plant und koordiniert die nachrichtendienstlichen und sicherheitspolitischen Aktivitäten der Regierung. Das Komitee für Kommunikationswesen besteht aus fünf ständigen Mitgliedern, die die Behörde führen und sich bei Entscheidungen untereinander abstimmen müssen. Es handelt sich um die höchste Instanz, die für das Rundfunksystem, die Telekommunikation und das Internetfernsehen (IPTV) zuständig ist.

Legislative Die Gesetzgebungskompetenz liegt bei der Nationalversammlung, die aus einer Kammer besteht. Die Versammlung setzt sich aus 299 Mitgliedern zusammen, die für vier Jahre gewählt werden. 43

Verfassung und Regierung

Von 299 Mitgliedern werden 245 durch Volksabstimmung in den kommunalen Wahlbezirken gewählt, während die verbleibenden 54 Mitglieder ihre Sitze auf der Grundlage des Verhältniswahlsystems erhalten, innerhalb dessen jeder politischen Partei Sitze zugeteilt werden, die mindestens drei Prozent aller gültigen Stimmen oder mindestens fünf Sitze bei der Kommunalwahl gewonnen hat. Ziel dieses Wahlsystems ist es, die Stimmen der Menschen aus den unterschiedlichsten Gesellschaftsschichten zu berücksichtigen, um so die Kompetenz der Versammlung zu erhöhen. Um gewählt zu werden, muss ein Kandidat mindestens 25 Jahre alt sein. Aus jedem Wahlbezirk wird ein Kandidat mit der Mehrheit der Stimmen gewählt. Ein Mitglied der Nationalversammlung wird außerhalb der Nationalversammlung nicht verantwortlich gemacht für Meinungen, die es in der Kammer vertritt, oder für Stimmen, die es in der Kammer abgegeben hat. Während einer Sitzung der Nationalversammlung darf keines ihrer Mitglieder ohne Zustimmung des gesamten Parlaments verhaftet werden, es sei denn, es wird bei einer kriminellen Tat in flagranti ertappt. Sollte ein Mitglied der Nationalversammlung direkt vor der Eröffnung einer Sitzung in Haft genommen worden sein, so muss es für die Zeit der Sitzung freigelassen werden, wenn die Nationalversammlung das verlangt. Es gibt reguläre und außerordentliche Sitzungen der Die Nationalversammlung

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Nationalversammlung. Gesetzmäßig vorgeschrieben ist eine reguläre Sitzung der Nationalversammlung pro Jahr, sie findet in der Zeit von September bis Ende Dezember statt. Außerordentliche Sitzungen können vom Präsidenten oder von mindestens einem Viertel der Mitglieder beantragt werden. Die Sitzungsperiode von regulären Parlamentsversammlungen ist auf 100 Tage beschränkt, die für außerordentliche Sitzungen auf 30 Tage. Wenn der Präsident eine außerordentliche Parlamentssitzung einberufen lässt, muss er bekannt geben, wie lange die Sitzung dauern wird und warum er sie einberufen hat. Mit Ausnahme der Fälle, in denen die Verfassung oder das Gesetz es anders vorsehen, ist eine Abstimmung im Parlament nur dann rechtsverbindlich, wenn mehr als die Hälfte der Mitglieder der Nationalversammlung anwesend ist, und wenn mehr als die Hälfte der anwesenden Mitglieder für einen Antrag stimmt. Wenn darüber unentschieden abgestimmt wird, gilt dieser als von der Nationalversammlung abgelehnt. Parlamentssitzungen sind öffentlich. Wenn jedoch mehr als die Hälfte der Parlamentsmitglieder gegen eine Beteiligung der Öffentlichkeit stimmt, oder wenn der Parlamentspräsident die Öffentlichkeit aus Gründen der nationalen Sicherheit

Alle Bürger, die mindestens 19 Jahre alt sind, haben das Wahlrecht.

Die 18. Nationalversammlung

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Verfassung und Regierung

Der Oberste Gerichtshof

ausschließen will, wird sie nicht zugelassen. Laut Verfassung hat die Nationalversammlung eine Reihe von Aufgaben. Die wichtigste besteht in dem Gesetzeserlass. Zu den weiteren Funktionen der Nationalversammlung gehört es, den Staatshaushalt sowie außenpolitische Entscheidungen zu genehmigen, einer Kriegserklärung und der Stationierung einheimischer Truppen im Ausland oder ausländischer Truppen im Inland zuzustimmen, Staatsangelegenheiten zu überprüfen und Amtsenthebungsverfahren einzuleiten. Der Antrag zu einem Amtsenthebungsverfahren muss von mindestens einem Drittel der Parlamentsmitglieder eingebracht werden. Nur wenn die Mehrheit des Parlaments dem Antrag zustimmt, gilt er als angenommen. Der Antrag zur Amtsenthebung eines Präsidenten muss von der Mehrheit aller Parlamentsmitglieder eingebracht werden, und mindestens zwei Drittel aller Parlamentsmitglieder müssen für den Antrag stimmen. Wenn die Nationalversammlung für ein Amtsenthebungsverfahren stimmt, muss der Fall anschließend dem Verfassungsgericht vorgelegt werden. Die Nationalversammlung wählt einen Sprecher und zwei stellvertretende Sprecher für eine Amtszeit von zwei Jahren. Der Sprecher leitet die Parlamentssitzungen, vertritt das Parlament nach außen und überwacht die Verwaltung. Die stellvertretenden Sprecher stehen dem Sprecher zur Seite und vertreten ihn in seiner Abwesenheit.

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Judikative Die Judikative besteht in Korea aus dem Obersten Gerichtshof, den Hohen Gerichtshöfen, den Bezirksgerichten, dem Patentgericht, dem Familiengericht sowie den Verwaltungs-, Land- und Amtsgerichten. Die Gerichte sprechen Recht in Zivilund Strafsachen, bei rechtlichen Auseinandersetzungen in Verwaltungs- und Wahlangelegenheiten sowie bei allen anderen Rechtsstreitigkeiten. Gleichzeitig wachen sie über das Grundbuchregister, die Einhaltung des Familienrechts, die Rechtmäßigkeit von Geldanlagen sowie über die Beamten des Justizwesens. Sie befassen sich auch mit Grundstücksfragen und notariellen Angelegenheiten. Der Oberste Gerichtshof ist die höchste Instanz. Er entscheidet über eingelegte Rechtsmittel von niederen Instanzen und über Urteile von Kriegsgerichten. Der Oberste Richter wird vom Präsidenten mit Zustimmung der Nationalversammlung ernannt. Die Ernennung der anderen Richter erfolgt durch den Präsidenten auf Vorschlag des Obersten Richters. Die Amtszeit des Obersten Richters beträgt sechs Jahre, eine zweite Amtszeit ist ausgeschlossen. Der Oberste Richter muss sein Amt im Alter von 70 Jahren niederlegen. Die Amtszeit der anderen Richter beträgt ebenfalls sechs Jahre. Sie können aber wiedergewählt werden und müssen im Alter von 65 Jahren ihr Amt aufgeben. Die Hohen Gerichte sind Gerichte zweiter Instanz in Strafund Zivilangelegenheiten sowie in Verwaltungsfällen, die von den Amts- und Familiengerichten an sie verwiesen werden. Das Patentgericht prüft Entscheidungen des Patentamts in zweiter Instanz. Auch in Patentfragen ist der Oberste Gerichtshof die letzte Instanz. Landgerichte, die in erster Instanz entscheiden, gibt es in Seoul und den folgenden dreizehn Städten: Incheon, Uijeongbu, Suwon, Chuncheon, Daejeon, Cheongju, Daegu, Busan, Changwon, Ulsan, Gwangju, Jeonju und Jeju. Das Familiengericht befasst sich mit allen Rechtsfällen, die die Ehe, die Jugendlichen und den häuslichen Bereich betreffen.

Statue der Justiz vor dem Obersten Gerichtshof in Seocho-dong, Seoul

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Verfassung und Regierung

Das Verwaltungsgericht befasst sich mit Verwaltungsfällen. Außerhalb Seouls sind die Landgerichte auch für Verwaltungsfragen zuständig. Abgesehen von diesen Gerichten gibt es Militärgerichte, die bei Vergehen von Soldaten und zivilen Angehörigen des Militärs entscheiden.

Unabhängige Organisationen Das Verfassungsgericht Das Verfassungsgericht wurde im September 1988 als wesentlicher Teil des konstitutionellen Systems gegründet. Entsprechend der Verfassung der Sechsten Republik, der der starke Wunsch des koreanischen Volkes nach Demokratie zugrunde lag, soll es dem besonderen Schutz der grundlegenden bürgerlichen Rechte Rechnung tragen und als Kontrolle der Staatsgewalt fungieren. Das Verfassungsgericht entscheidet über die Verfassungskonformität der Gesetze, schlichtet bei Kompetenzstreitigkeiten von Regierungsorganen, urteilt bei Verfassungsbeschwerden der Bürger, entscheidet in letzter Instanz bei Amtsenthebungsverfahren und fällt Urteile im Falle der Auflösung von politischen Parteien. Es gibt neun Verfassungsrichter, die sechs Jahre im Amt bleiben und für die eine weitere Amtszeit möglich ist. Das mit einer Kuppel versehene fünfstöckige Gebäude des Verfassungsgerichts in Seoul Das Verfassungsgericht

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wurde mit einem Architekturpreis ausgezeichnet.

Nationale Wahlkommission In Übereinstimmung mit Artikel 114 der Verfassung wurde die Nationale Wahlkommission als eine unabhängige Verfassungsbehörde gegründet. Ihr Status ist vergleichbar mit dem der Nationalversammlung, der Regierung, der Gerichte und des Verfassungsgerichtes. Ihre Aufgabe ist es, dafür zu sorgen, dass Wahlen und Volksabstimmungen fair verlaufen. Sie beschäftigt sich außerdem mit Verwaltungsangelegenheiten, die die politischen Parteien und öffentliche Gelder betreffen. Die Amtszeit und der Status jedes Wahlbeauftragten werden verfassungsgemäß genau festgelegt. Es ist sichergestellt, dass die Wahlbeauftragten ihre Pflichten ohne jegliche Einmischung von außen erfüllen können.

Nationale Menschenrechtskommission Die Kommission wurde 2001 als nationale Institution zur Verteidigung der Menschenrechte gegründet. Sie ist der Wahrung der Menschenrechte in einem weiteren Sinne, und zwar unter Einbeziehung der Würde, des Wertes und der Freiheit jedes Menschen, verpflichtet, wie es in den internationalen Menschenrechtskonventionen und Verträgen festgeschrieben ist, die Korea unterzeichnet hat. Die Kommission besteht aus 11 Beauftragten, einschließlich des Vorsitzenden, der drei ständigen Beauftragten und der sieben nichtständigen Beauftragten. Von den 11 Beauftragten werden vier von der Nationalversammlung gewählt, vier vom Präsidenten und drei vom Obersten Staatsrichter des Obersten Gerichtshofs ernannt und dann vom Präsidenten bestätigt.

Seoul-Platz vor dem Rathaus

Kommunalverwaltungen Der Artikel 117 der Verfassung der Republik Korea besagt, dass “die Kommunalverwaltungen sich mit Angelegenheiten zu befassen haben, die dem Wohl der Bürger dienen, dass es ihre

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Verfassung und Regierung

Aufgabe ist, Grundbesitz zu verwalten, und dass sie im Rahmen der geltenden Gesetze Vorschriften bezüglich der lokalen Autonomie erlassen können.” Die Leiter der Kommunalverwaltungen haben, sofern im Gesetz nicht anders vorgeschrieben, die Aufgabe, die Verwaltung innerhalb ihres Verwaltungsbezirks zu überwachen. Zu den Aufgaben der kommunalen Exekutive gehört es, die ihr von der Zentralregierung gestellten Aufgaben zu erledigen. Dazu gehört die Verwaltung von öffentlichen Einrichtungen und die Festsetzung und Erhebung von Kommunalsteuern sowie

Kommunalverwaltungen 1 Hauptstadt Seoul Verwaltungssitz: Euljiro Einwohnerzahl: 10,0 million Fläche: 605 km2 http://www.seoul.go.kr/

14

1 3 8

2 Großstadt Busan Verwaltungssitz: Jungangro Einwohnerzahl: 3,5 million Fläche: 766 km2 http://www.busan.go.kr/

15 11 10

5

3 Großstadt Incheon Verwaltungssitz: Guwol-dong Einwohnerzahl: 2,6 million Fläche: 1.007 km2 http://www.incheon.go.kr/

4 13 7 9

4 Großstadt Daegu

6

Verwaltungssitz: Gongpyeongro Einwohnerzahl: 2,5 million Fläche: 884 km2 http://www.daegu.go.kr/

12

5 Großstadt Daejeon

16 Jeju Sonder-/Selbstverwaltungsprovinz

Verwaltungssitz: Hyangchongil Einwohnerzahl: 1,5 million Fläche: 540 km2 http://www.metro.daejeon.kr/

Verwaltungssitz: Jeju City Einwohnerzahl: 0,5 million Fläche: 1.848 km2 http://www.jeju.go.kr/

16 50

2

von Gebühren für öffentliche Dienstleistungen. Die Kommunalverwaltungen auf höherer Ebene haben auch die Aufgabe, zwischen der Regierung und den Kommunalverwaltungen auf niedrigerer Ebene zu vermitteln. Die Kommunalverwaltungen auf niedrigerer Ebene koordinieren ihre Dienstleistungen unter Berücksichtigung der Verwaltungsbezirke (-eup, -myeon und -dong), die als Außenstellen und Anlaufstellen für die Bewohner dienen. Sie sind in erster Linie mit den routinemäßigen Verwaltungstätigkeiten sowie mit sozialen Dienstleistungen beschäftigt.

6 Großstadt Gwangju Verwaltungssitz: Chipyung-dong Einwohnerzahl: 1,4 million Fläche: 501 km2 http://www.gwangju.go.kr/ 7 Großstadt Ulsan Verwaltungssitz: Shinjung 1-dong Einwohnerzahl: 1,1 million Fläche: 1.057 km2 http://www.ulsan.go.kr/

8 Provinz Gyeonggi-do Verwaltungssitz: Suwon Einwohnerzahl: 11,2 million Fläche: 10.184 km2 http://www.gg.go.kr/ 9 Provinz Gyeongsangnam-do Verwaltungssitz: Changwon Einwohnerzahl: 3,1 million Fläche: 10.524 km2 http://www.gsnd.net/

10 Provinz Gyeongsangbuk-do Verwaltungssitz: Daegu Einwohnerzahl: 2,6 million Fläche: 19.026 km2 http://www.gyeongbuk.go.kr/

11 Provinz Chungcheongnam-do Verwaltungssitz: Daejeon Einwohnerzahl: 1,9 million Fläche: 8.601 km2 http://www.chungnam.net/ 12 Provinz Jeollanam-do Verwaltungssitz: Muan Einwohnerzahl: 1,8 million Fläche: 12.121 km2 http://www.jeonnam.go.kr/

13 Provinz Jeollabuk-do Verwaltungssitz: Jeonju Einwohnerzahl: 1,7 million Fläche: 8.063 km2 http://www.jeonbuk.go.kr/ 14 Provinz Gangwon-do Verwaltungssitz: Chuncheon Einwohnerzahl: 1,5 million Fläche: 16.874 km2 http://www.provin.gangwon.kr/

15 Provinz Chungcheongbuk-do Verwaltungssitz: Cheongju Einwohnerzahl: 1,5 million Fläche: 7.432 km2 http://www.cb21.net/

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Verfassung und Regierung im Überblick

Regierungsaufbau Legislative

Exekutive

Judikative

Verfassungsgericht

Präsident •Amt für Rechnungsprüfung und Inspektion •Staatlicher Nachrichtendienst

Komitee für Kommunikationswesen

Premierminister •Staatsminister für besondere Angelegenheiten •Ministerium für Gesetzgebung •Amt zur Betreuung von Vaterlandsfreunden und Veteranen

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•Kommission für fairen Handel •Kommission für Finanzdienstleistung •Kommission für Bürgerrechte

Ministerium für Strategie und Finanzen

Ministerium für Bildung, Wissenschaft und Technologie

Ministerium für auswärtige Angelegenheiten und Handel

Ministerium für Wiedervereinigung

Justizministerium

Verteidigungsministerium

Ministerium für öffentliche Verwaltung und Sicherheit

Ministerium für Kultur, Sport und Tourismus

Ministerium für Ernährung, Land-, Forstwirtschaft und Fischerei

Ministerium für wissensbasierte Wirtschaft

Ministerium für Gesundheit, Soziales und Familien

Umweltministerium

Arbeitsministerium

Ministerium für die Gleichstellung der Geschlechter

Ministerium für Land, Verkehr und maritime Angelegenheiten

Präsidenten der Republik Korea

Syngman Rhee

Yun Bo-seon

Park Chung-hee

Choi Kyu-hah

1., 2. und 3. Präsident (1948 - 1960)

4. Präsident (1960 - 1962)

5., 6., 7., 8. und 9. Präsident (1963 - 1979)

10. Präsident (1979-1980)

Chun Doo-hwan

Roh Tae-woo

Kim Young-sam

Kim Dae-jung

11. und 12. Präsident (1980 - 1988)

13. Präsident (1988 - 1993)

14. Präsident (1993 - 1998)

15. Präsident (1998 - 2003)

Roh Moo-hyun

Lee Myung-bak

16. Präsident (2003 - 2008)

17. Präsident (2008 - )

53

INNERKOREANISCHE BEZIEHUNGEN

5

Innerkoreanische Beziehungen

Historischer Hintergrund Streben nach einer friedlichen Lösung der nordkoreanischen Atomkrise Innerkoreanischer Austausch und Zusammenarbeit

56 Innerkoreanische Beziehungen

Innerkoreanische Beziehungen Historischer Hintergrund

Gedenkstätte für die Veteranen des Koreakrieges in Washington, D.C.

56

Das Ende des Zweiten Weltkriegs, gekennzeichnet durch die offizielle Niederlage Japans, wurde von den Koreanern mit großer Freude begrüßt, die sich davon eine vereinte, unabhängige Nation erhofften. Zu ihrem Leidwesen fanden sich die Koreaner im Mittelpunkt des folgenden Kalten Krieges zwischen Ost und West wieder und mussten die Schande der nationalen Teilung erleiden. Die nationale Teilung und die Bildung getrennter Regierungen im Süden und im Norden führte schließlich zu einem Bürgerkrieg, der als Koreakrieg (1950-1953) in die Geschichte einging. Während der Koreakrieg ein Nebenprodukt interner ideologischer Konflikte war, wurde er von vielen auch als Stellvertreterkrieg zwischen dem Westen und dem kommunistischen Block betrachtet. Der Koreakrieg weitete sich zu einem groß angelegten, internationalen militärischen Konflikt aus, bei dem 16 UNNationen auf Seiten des Südens kämpften, während sich China und die UdSSR den Kampfhandlungen ihres kommunistisches Verbündeten Nordkorea anschlossen. Der Krieg endete mit einem Waffenstillstand, infolgedessen eine 155 Meilen lange Waffenstillstandslinie gezogen wurde, welche die koreanische Halbinsel wirksam trennte.

Nach Unterzeichnung des Waffenstillstandsabkommens verschärfte sich der Kalte Krieg auf der koreanischen Halbinsel. Während die südkoreanische Regierung mit ihrer Politik gegenüber Nordkorea das Ziel verfolgte, durch die Niederlage des Kommunismus die Wiedervereinigung zu erreichen, schlug Nordkorea einen harten Kurs ein, der sich auf den Versuch konzentrierte, den Süden kommunistisch zu machen. Seit Beginn der 1970er Jahre ließen die Spannungen im Kalten Krieg langsam nach, als sich die kapitalistischen und die kommunistischen Länder engagiert um Entspannung bemühten. Vor diesem Hintergrund verkündeten Seoul und Pjöngjang das Gemeinsame Kommuniqué des Südens und des Nordens vom 4. Juli 1972. Darüber hinaus pflegten sie in einen begrenzten Dialog und Austausch in Form der Rot-KreuzGespräche zwischen dem Süden und dem Norden sowie der Sitzungen des Koordinationsausschusses des Südens und des Nordens. Dennoch erwies es sich als unmöglich, die Jahre der Feindseligkeiten und des Misstrauens zu vergessen, die sich zwischen dem Süden und dem Norden aufgebaut hatten, so dass die Bemühungen zum Aufbau eines gegenseitigen Vertrauens auf der politischen Ebene vergeblich waren. 1979 stand die Welt wieder einmal am Abgrund, als infolge des Einmarsches der UdSSR in Afghanistan eine neue Konfrontation im Kalten Krieg entstand. Im Ergebnis dessen verschlechterten sich auch die innerkoreanischen Beziehungen. Mitte der 1980er Jahre haben Reformen und Offenheit die Beschleunigung dieses Prozesses in den kommunistischen Ländern Osteuropas ausgelöst. Die innerkoreanischen Beziehungen erreichten einen bedeutsamen Wendepunkt, als sich die Struktur des Kalten Krieges aufzulösen begann. Als Teil der Bemühungen, auf die rapide Veränderung der internationalen Situation zu reagieren, die sich Ende der 1980er Jahre vollzog, ergriff Korea zahlreiche Maßnahmen. Dazu zählten die Sondererklärung des Präsidenten im Interesse des nationalen Selbstbewusstseins, der Wiedervereinigung und des Wohlstands vom 7. Juli 1988, die Schaffung der Vereinigungsklausel der nationalen Gemeinschaft Korea, die Verabschiedung des Gesetzes über den innerkoreanischen

Soldaten an der Demarkationslinie in der Entmilitarisierten Zone nahe Cheorwon

57

Innerkoreanische Beziehungen

Die fünfte Gesprächsrunde auf höchster Ebene, 1991

Austausch und die Zusammenarbeit und die Schaffung des innerkoreanischen Kooperationsfonds. Durch den Dialog mit Nordkorea wurden weitere konkrete Maßnahmen, wie das innerkoreanische Basisabkommen, erreicht. 1991 schlossen sich beide Koreas den Vereinten Nationen an. Dadurch wurde das Rahmenwerk der innerkoreanischen Versöhnung und Zusammenarbeit geschaffen. Dennoch gelang es trotz der internen Bemühungen Koreas,

Produktion und Zahl der Beschäftigten im Industriekomplex Gaeseong 38.931 Zahl der nordkoreanischen Beschäftigten Wert der hergestellten Produkte (in Millionen Dollar) 29.489

22.538 132,56 15.584

118,87 107,27

11.189 7.621

2.000 0,5 2005. 3

3.657

46,90

4.728

0,7

2,81

2005. 6

2005. 9

10,89 2005. 12

Quelle: Ministerium für Wiedervereinigung

58

77,31

8.879

17,38 2006. 6

2006. 12

2007. 6

2007. 12

2008. 6

2008. 12

ein Rahmenwerk für die Entwicklung der innerkoreanischen Beziehungen zu etablieren, und trotz aller wichtigen Abkommen zwischen den beiden Koreas nicht, die nächste Stufe der innerkoreanischen Beziehungen zu erreichen, nämlich die der Versöhnung. Nordkoreas nachfolgender Austritt aus dem Atomwaffensperrvertrag (NPT) hatte wieder einmal eine Abkühlung der innerkoreanischen Beziehungen und einen erneuten Stillstand zur Konsequenz. Während im Prinzip ein Abkommen über die Veranstaltung eines innerkoreanischen Gipfels 1994 erreicht worden war, wurde die Idee aufgrund des plötzlichen Todes von Kim Il-sung verschoben. Während der nächsten vier Jahre etablierte Nordkorea eine Regierungsstruktur, bei der alle Entscheidungen weiterhin auf den Anweisungen Kim Il-sungs basierten. Das führte wieder einmal zu einem Stillstand in den innerkoreanischen Beziehungen. In dieser Zeit sah sich Nordkorea auch mit ernsthaften wirtschaftlichen Schwierigkeiten konfrontiert. Zwischenzeitlich hatte es den Versuch gegeben, die erste nordkoreanische Atomkrise durch den Bau von

Offizielle Wiederbegegnung getrennter Familienangehöriger Personen

Quelle: Ministerium für Wiedervereinigung

59

Innerkoreanische Beziehungen

Das historische, erste innerkoreanische Gipfeltreffen 2000

60

Leichtwasserreaktoren koreanischer Art in Nordkorea zu lösen, die über eine Leistung von 2 Millionen Kilowatt verfügten. Darüber hinaus waren die so genannten 'Vier-ParteienGespräche' Teil der Bemühungen, ein dauerhaftes Friedensregime auf der koreanischen Halbinsel zu schaffen. Kurz nach Einführung der Regierung Kim Dae-jung 1998 genehmigte die Regierung als Teil ihrer Politik der Trennung von politischen und wirtschaftlichen Angelgenheiten, umfangreiche Wirtschaftskooperationsprojekte unter Einbeziehung des Privatsektors. Darüber hinaus wurde im November 1998 das Tourismusprojekt Geumgangsan ins Leben gerufen. All diese positiven Entwicklungen ebneten den Weg für den Beginn eines bedeutenden Durchbruchs in den innerkoreanischen Beziehungen. Im Juni 2000 fand der erste Gipfel zwischen den Staatschefs der beiden Koreas seit der Teilung des Landes statt. Dieses Treffen diente als Impuls und markierte den Beginn umfassender humanitärer Hilfe für Nordkorea, diverse Termine zur Zusammenführung getrennter Familien fanden statt. Im wirtschaftlichen Bereich gab es Bemühungen, die Bahnstrecken Gyeongui und Donghae sowie Straßenverbindungen zwischen den beiden Koreas wieder herzustellen. Zudem wurde der Industriekomplex Gaeseong geschaffen. Die Umsetzung solcher Projekte in Folge des innerkoreanischen Gipfels führte zum Abbau von Spannungen zwischen den beiden Koreas und zur veränderten Wahrnehmung Südkoreas durch Nordkorea. Allerdings sorgte die Durchführung eines nordkoreanischen Atomtests im Oktober 2006 für große Aufregung in der koreanischen Öffentlichkeit, und die Kritik an der Sonnenscheinpolitik der Regierung gegenüber Nordkorea wurde schärfer. Inmitten dieser Begebenheiten fand im Oktober 2007 der zweite innerkoreanische Gipfel statt, wenngleich diese Zusammenkunft wenig dazu beitrug, die Bedenken der Öffentlichkeit in Bezug auf den nordkoreanischen Atomkonflikt abzuschwächen. Vor diesem Hintergrund übernahm die Regierung Lee Myungbak die Amtsgeschäfte und verfolgte ihre Politik der 'Vision 3000', der Entnuklearisierung und der Offenheit. Die Regierung

Lee Myung-bak stellte eine Politik der Koexistenz und des gemeinsamen Wohlstands mit Nordkorea vor, die auf Maßnahmen der Versöhnung und Zusammenarbeit basierte. Diese Politik der Koexistenz und des gemeinsamen Wohlstands mit Nordkorea hat die Lösung der nordkoreanischen Atomkrise und die Gründung eines neuen Friedensregimes zum Ziel sowie den Aufbau der nordkoreanischen Wirtschaft und die Bildung einer innerkoreanischen Wirtschaftsgemeinschaft durch Wirtschaftskooperation, die einen gemeinsamen Wohlstand anvisiert. Diese Politik hat auch zum Ziel, durch die Lösung humanitärer Angelegenheiten das Glück koreanischer Bürger auf beiden Seiten der Grenze sicherzustellen. Die Regierung Lee Myung-bak hat sich bemüht, diese politischen Ziele zu erreichen, indem sie ihre Nordkorea-Politik trotz der Einhaltung grundlegender Prinzipien auf flexible Art und Weise umsetzte.

Streben nach einer friedlichen Lösung der nordkoreanischen Atomkrise Die nordkoreanische Atomkrise betrifft nicht nur die beiden Koreas, sondern die internationale Gemeinschaft als Ganzes, da sie eine ersthafte Bedrohung des Friedens und der Stabilität sowohl auf der koreanischen Halbinsel als auch in Nordostasien bedeutet. In vollem Bewusstsein über die Natur der nordkoreanischen Nuklearkrise hat sich die koreanische Regierung bemüht, die Krise durch die Sechs-ParteienGespräche zu lösen, an denen die beiden Koreas, die Vereinigten Staaten, China, Russland und Japan beteiligt sind. Das erste konkrete Abkommen auf dem Weg zur Lösung der nordkoreanischen Atomkrise und zur Denuklearisierung Nordkoreas entstand in Form der Gemeinsamen Erklärung, die im Rahmen der in Peking stattfindenden vierten Runde der Sechs-Parteien-Gespräche am 19. September 2005 veröffentlicht wurde (Gemeinsame Erklärung vom 19. September). In dieser gemeinsamen Erklärung sicherte Nordkorea den Verzicht auf alle Atomwaffen und bestehenden Atompläne zu. Die anderen betreffenden Parteien versprachen, 61

Innerkoreanische Beziehungen

Die Vertreter der SechsParteien-Gespräche posieren für ein Gruppenfoto im Rahmen ihres Treffens in Peking, China, am 30. September 2007

62

auf derlei Maßnahmen von nordkoreanischer Seite mit Wirtschaftskooperation, Energieversorgung und der Normalisierung der Beziehungen zu reagieren. Dadurch wurde ein grundlegendes Rahmenwerk für die Lösung des nordkoreanischen Atomkonflikts geschaffen. Obwohl die nordkoreanischen Raketentests und die Durchführung eines Atomtests 2006 die Stimmung verschlechterten, haben sich die Teilnehmer der Sechs-ParteienGespräche weiterhin um die Denuklearisierung Nordkoreas bemüht. Dieses Engagement trug schließlich Früchte, in Gestalt der Anfänglichen Handlungen zur Umsetzung der Gemeinsamen Erklärung (Abkommen vom 13. Februar), erreicht am 13. Februar 2007, sowie in Gestalt der Handlungen zur Umsetzung der Gemeinsamen Erklärung in der Zweiten Phase (Abkommen vom 3. Oktober), das am 3. Oktober 2007 unterzeichnet wurde. In Übereinstimmung mit diesen Abkommen begann Nordkorea am 14. Juli 2007 mit der Stilllegung und Versiegelung seiner Atomanlagen. Darüber hinaus übergab es am 26. Juni 2008 die so genannte “atomare Erklärung” . Zum gegenwärtigen Zeitpunkt beschäftigt sich Nordkorea mit der Deaktivierung seiner Atomanlagen. Während zudem stetige Diskussionen über die Verifizierung der Inhalte der atomaren Erklärung stattfanden, konnte während des Treffens der Delegationsleiter der Sechs-Parteien-Gespräche im Dezember 2008 in dieser Angelegenheit keine Vereinbarung erzielt werden. Der Prozess, eine atomfreie koreanische Halbinsel zu

Ein Freundschaftsspiel zwischen den Fußballmannschaften Süd- und Nordkoreas

schaffen, hat nun eine heikle Phase erreicht, da die betreffenden Parteien den Abschluss der zweiten Stufe des Prozessen und den Beginn der dritten anstreben. Während sich die Beendigung der zweiten Stufe verzögerte, weil keine Übereinstimmung bezüglich der Verifizierung der Inhalte der atomaren Erklärung erzielt werden konnte, bleibt die koreanische Regierung in enger Zusammenarbeit mit den anderen Teilnehmern der Sechs-Parteien-Gespräche dem Vorhaben der Denuklearisierung Nordkoreas entsprechend der Gemeinsamen Erklärung vom 19. September verpflichtet. Korea hat sich bemüht, seinen Status als Vorsitzender der Arbeitsgruppe (WG) für Wirtschafts- und Energiekooperation zu nutzen, die in Übereinstimmung mit dem Abkommen vom 13. Februar gegründet wurde, um einen reibungslosen Fortschritt der Denuklearisierung Nordkoreas zu gewährleisten. Wann immer sich die Sechs-Parteien-Gespräche schwierig gestalteten, hat Korea zudem aktiv von Mitteln wie dem innerkoreanischen Dialog und dem Bündnis zwischen Korea und den USA Gebrauch gemacht, um mögliche Lösungen zu präsentieren, die zur Beendigung des Stillstands verhelfen könnten und um die betreffenden Parteien von der Rückkehr an den Verhandlungstisch zu überzeugen. Die friedliche Lösung der nordkoreanischen Atomkrise wird gemeinsame Bemühungen sowohl von den betreffenden Länder als auch der internationalen Gemeinschaft fordern. Aus diesem Grund wird die koreanische Regierung keine Mühe scheuen, 63

Innerkoreanische Beziehungen

Nordkorea von dem Verzicht auf seine Atomwaffen zu überzeugen, ob im Rahmen der innerkoreanischen Gespräche oder als Teil von Verhandlungen oder koordinierten Bemühungen mit anderen Teilnehmern der Sechs-Parteien-Gespräche, namentlich den Vereinigten Staaten, China und Russland.

Innerkoreanischer Austausch und Zusammenarbeit Die Bekanntgabe der Präsidialen Erklärung im Interesse des Nationalen Selbstbewusstseins, der Vereinigung und des Wohlstands vom 7. Juli 1988 markierte einen offiziellen Beginn des innerkoreanischen Austausches und der Zusammenarbeit. Während des innerkoreanischen Gipfels 2000 haben sich beide Seiten auf die Schaffung regelmäßiger innerkoreanischer Ministertreffen und die Gründung eines innerkoreanischen Komitees für Wirtschaftskooperation verständigt. Des Weiteren wurden drei Wirtschaftskooperationsprojekte in vollem Umfang umgesetzt, und zwar der Bau des Industriekomplexes Gaeseong, innerkoreanischer Eisenbahn- und Straßenverbindungen sowie das Tourismusprojekt Geumgangsan. Der innerkoreanische Austausch und die Zusammenarbeit haben nicht nur dazu beigetragen, wirtschaftliche Profite zu erzielen, sondern militärische Spannungen auf der koreanischen Halbinsel abzubauen, die Abhängigkeit der nordkoreanischen Wirtschaft von Südkorea zu erhöhen und einen allmählichen Wandel im Norden einzuleiten. Die Regierung strebt die weitere Intensivierung des innerkoreanischen Austausches und der Kooperation als Teil ihrer Bemühungen an, Öffnung und Reformen in Nordkorea zu erleichtern. Darüber hinaus wird die derzeitige Basis für die Wiedervereinigung durch die Förderung einer innerkoreanischen Wirtschaftsgemeinschaft geschaffen.

Gegenwärtiger Stand der persönlichen innerkoreanischen Begegnung Mit Genehmigung der zuständigen Behörden sind die

64

Bewohner Nord- und Südkoreas nun in der Lage, neue geschaffene Straßennetze, Schiff- und Flugverbindungen zu nutzen, um Personen auf der anderen Hälfte der Halbinsel oder in Drittländern zu besuchen. Die Entwicklung des Industriekomplexes Gaeseong sowie des Tourismusprojekts Geumgangsan hat auf beiden Seiten zu einer deutlichen Erhöhung der Anzahl an Menschen geführt, welche die andere Hälfte der Halbinsel besuchten. Abseits derjenigen, die dies im Rahmen des Geumgangsan- oder des Gaeseong-Projekts taten, sind es mehr als 100.000 Menschen, die Nordkorea seit 2006 jedes Jahr besuchen. Die Zahl der Besucher stieg von etwa 8.000 im Jahr 2000 auf 187.000 im Jahr 2008.

Gegenwärtiger Stand des innerkoreanischen Handels und der Investitionen In den Anfangsphasen bestand der innerkoreanische Handel in Form eines indirekten Handels, der über Handelsmakler im Ausland an Orten wie China stattfand. Der tatsächliche direkte Handel zwischen den beiden Koreas begann in Folge der Öffnung des innerkoreanischen Büros für Wirtschaftskooperation in Gaeseong im Oktober 2005. Der innerkoreanische Handel erhöhte sich von etwa 420 Millionen US-Dollar im Jahr 2000 auf mehr als 1 Milliarde US-Dollar 2005, als der Gaeseong-Komplex seinen Betrieb aufnahm. 2008 belief sich der innerkoreanische Handel auf insgesamt 1,8 Milliarden US-Dollar. Die kontinuierliche Expansion des innerkoreanischen Handels hat das Interesse an Investitionen in Nordkorea erhöht. In Übereinstimmung mit den Maßnahmen zur Aktivierung der innerkoreanischen Wirtschaftskooperation hat die Regierung Investitionen in Nordkorea auf institutioneller Ebene unterstützt. Die Zahl der genehmigten Wirtschaftskooperationsprojekte stieg von zwei im Jahr 2000 auf zweiundsechzig im Jahr 2008. Auch die Bereiche, in denen solche Kooperationen umgesetzt wurden, gestalten sich zunehmend verschiedenartig und erstrecken sich vom Produktionssektor bis zu entsprechenden Bereichen der Dienstleistungsindustrie, wie der Logistik.

65

Innerkoreanische Beziehungen

Die Wiederherstellung der Bahn- und Straßenverbindungen sowie die Tourismusprojekte Geumgangsan und Gaeseong Während Fernstraßen wie Gyeongui und Donghae seit Dezember 2004 beide Koreas verbinden, fahren Güterzüge regelmäßig seit dem 17. Dezember 2007. Allerdings hat Nordkoreas einseitig getroffene Entscheidung dazu geführt, dass der Zugverkehr am 1. Dezember 2008 eingestellt wurde. Im Rahmen des Tourismusprojekts, das im November 1998 ins Leben gerufen wurde, sind mehr als 1,93 Millionen Menschen nach Geumgangsan gereist. Allerdings wurde das Projekt in Folge eines Vorfalls am 11. Juli 2008 vorläufig ausgesetzt, nachdem eine Touristin während ihres Aufenthaltes in dem Bergressort erschossen worden war. Im Zeitraum von Dezember 2007 bis zum 28. November 2008 reisten indessen etwa 110.000 Touristen nach Gaeseong, bis Nordkorea dieses Projekt einseitig beendete.

Industriekomplex Gaeseong Der Industriekomplex Gaeseong (GIC) nahe der Grenzstadt Gaeseong in der nordkoreanischen Provinz Hwanghae ist ein Wirtschaftskooperationsprojekt, das von beiden Koreas gemeinsam entwickelt und verfolgt wurde. Nach offiziellen 2007 nahmen die beiden Koreas den täglichen Güterzugverkehr zwischen Munsan im Süden und Bongdong im Norden auf.

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innerkoreanischen Beratungen und einem Abkommen zwischen Hyundai Asan und Nordkorea, begannen die Bauarbeiten am 22. August 2000. Der tatsächliche Betrieb des Komplexes wurde Ende Dezember 2007 aufgenommen, nachdem die erste Entwicklungsphase und die Vergabe von Baugrundstücken abgeschlossen waren. In beiderseitigem Interesse vereint der Industriekomplex Gaeseong das Kapital und die Technologie des Südens mit der Arbeit und dem Grund und Boden des Nordens. Der Komplex verwandelt ein Gebiet der Konfrontation und der Spannungen schrittweise in eines der Versöhnung und des Friedens. Auf der Gyeongui-Fernstraße passieren täglich etwa 700 Fahrzeuge und 1200 südkoreanische Mitarbeiter mit Zubehör die Demilitarisierte Zone, um den Bedarf der bestehenden Unternehmen zu decken und die Vorbereitungen für neue Niederlassungen in der Industriezone zu treffen. Ende Dezember 2008 waren 93 Firmen auf dem Komplex tätig. 2008 wurden dort Waren im Wert von etwa 251,42 Millionen US-Dollar produziert, von denen fast 36 Millionen aus dem Exportgeschäft kamen. Wie die Schätzung des GIC-Gesamtproduktionswertes in Höhe von 524,8 Millionen US-Dollar seit 2005 belegt, konnte im Jahr 2008 eine Erhöhung der Produktionsleistung innerhalb des Komplexes verzeichnet werden. Nordkoreanische Arbeiterinnen auf dem Industriekomplex Gaeseong

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Innerkoreanische Beziehungen

Kim Soon-kwon (Dr. Mais) Als Vorsitzender der Internationalen MaisStiftung (ICF) betreute Dr. Kim die Entwicklung von "Super-Mais", ein Getreide, das entwickelt wurde, um höhere Ernteerträge zu erzielen. 1998 übergab die ICF das Saatgut des "Super-Mais" an Nordkorea und begann mit ihren Forschern, nach neuen Wegen zu suchen, um die dauerhafte Lebensmittelknappheit dort abzuschwächen.

Die Regierung wird sich auf Basis der von beiden Koreas geschlossenen Abkommen dauerhaft um enge Beratungen mit den nordkoreanischen Behörden und Firmen bemühen und die Entwicklungen beobachten, so dass die Unternehmen investieren und ihren Geschäften in dem Komplex weiterhin nachgehen können.

Gegenwärtiger Stand des innerkoreanischen gesellschaftlichen und kulturellen Austausches Der innerkoreanische gesellschaftliche und kulturelle Austausch dient der Überwindung der Kluft, die zwischen beiden Koreas in Bezug auf Sprache, Bildung und Lebenskultur entstanden ist. Er soll den Weg für die Bildung einer nationalen Gemeinschaft ebnen. Austausch und Zusammenarbeit auf dem gesellschaftlichen und kulturellen Gebiet wurden seit 2000 kontinuierlich gefördert und ausgebaut. Die Zahl der genehmigten innerkoreanischen Austausch- und Kooperationsprojekte hat sich 2008 auf 143 erhöht. Etwa 47.611 Menschen haben die andere Hälfte des Landes im Rahmen dieser Unternehmungen besucht. Die Bemühungen um die Wiederherstellung einer nationalen Homogenität haben zur Entstehung von Kooperationsprojekten in den Bereichen Geschichte, Bildung, Wissenschaft, Kunst & Kultur, Sport und Religion geführt. 1991 wurden gemeinsame Teams zu den

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Einst getrennte Familienangehörige treffen sich bei einer offiziellen Familienzusammenführung.

Tischtennisweltmeisterschaften und zur FIFA JugendWeltmeisterschaft geschickt. Bei der Eröffnungszeremonie der Olympischen Spiele in Sydney 2000 sind beide Koreas zusammen marschiert.

Zusammenführungen getrennter Familien Dank der seit 2000 erfolgten 16 Runden der Zusammenführung getrennter Familien und dank der sieben Runden, bei denen Familien per Videoaufzeichnungen vereint wurden, haben seit 50 Jahren erstmals 19.960 Menschen die Gelegenheit gehabt, Familienmitgliedern zu begegnen, von denen sie getrennt wurden. Bedauerlicherweise hat die jüngste Abkühlung der innerkoreanischen Beziehungen seit 2008 zur Aussetzung der Familienzusammenführungen auf Regierungsebene geführt. Allerdings finden derlei Begegnungen weiterhin auf privater Ebene statt. Die Regierung beabsichtigt, die Angelegenheit der Zusammenführung getrennter Familien zur Priorität zu erheben, wenn die innerkoreanischen Gespräche wieder aufgenommen werden. Die Regierung wird sich bemühen, regelmäßige Zusammenkünfte zu ermöglichen, indem sie auf die Einrichtung eines dafür vorgesehenen Zentrums in Mt. Geumgang drängt, ebenso wie auf die Zusicherung einer Genehmigung zum Besuch der Heimatstadt für getrennte Familienmitglieder und auf uneingeschränkte Besuchsmöglichkeiten für getrennte Familienmitglieder. 69

Innerkoreanische Beziehungen im Überblick

Bedeutende Errungenschaften in den innerkoreanischen Beziehungen Der Koreakrieg begann am 25. Juni 1950, als Nordkorea in Südkorea einmarschierte. 1953 wurde ein Waffenstillstandsabkommen unterzeichnet. Südkoreas erstaunliches Wirtschaftswachstum seit 1960 hat die Beziehungen zwischen den beiden den beiden Koreas beeinflusst. Mit seiner starken Wirtschaft als Plattform war Südkorea in der Lage, dem Norden Dialog und Austausch vorzuschlagen.

November 1998 Beginn von Gruppenreisen für südkoreanische Touristen in die nordkoreanische Bergregion Geumgansan

20. - 23. September 1985 Erste Wiederbegegnung getrennter koreanischer Familien

30. November 1972 Koordinationsausschuss Süd-Nord

4. Juli 1972 Bekanntgabe des Gemeinsamen Kommuniqués zwischen dem Süden und dem Norden am 4. Juli

27. Juli 1953 Unterzeichnung des Waffenstillstandsabkommens

25. Juni 1950 Beginn des Koreakrieges

70

11. Dezember 2007 Öffnung der innerkoreanischen Zugstrecke zwischen Gyeongeui und Donghae (Beginn des Güterverkehrs zwischen Munsan und Bongdong)

5. Dezember 2007 Beginn südkoreanischer Gruppenreisen in die historische Stadt Gaeseong in Nordkorea

2. - 4. Oktober 2007 Das zweite innerkoreanische Gipfeltreffen 19. September 2005 Bei der 4. Runde der Sechs-ParteienGespräche wurde die Gemeinsame Erklärung verabschiedet und die Denuklearisierung der koreanischen Halbinsel gefordert.

30. Juni 2003 Grundsteinlegung für den Industriekomplex Gaeseong

15. September 2000 Gemeinsamer Einmarsch der beiden Koreas bei der Eröffnungszeremonie der Olympischen Spiele in Sydney

13. - 15. Juni 2000 Das erste innerkoreanische Gipfeltreffen

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KOREA IN DER WELT

6 Korea in der Welt Internationale Beziehungen Wirtschaftlicher Austausch Internationaler Frieden und Zusammenarbeit Koreas Entwicklungszusammenarbeit Zukünftige politische Richtung

Korea in der Welt

Korea in der Welt Internationale Beziehungen Seit ihrer Gründung 1948 hat sich die Republik Korea dauerhaft dem Prinzip der Demokratie und der freien Markwirtschaft verschrieben. Die auswärtigen Beziehungen haben sich in diesem Zeitraum allerdings stark verändert. Die im Kalten Krieg dominierende Konfrontation zwischen den USA und der UdSSR, die in der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg entstand, hat einen Großteil der Welt in zwei gegnerische Blöcke geteilt. In diesem Zusammenhang verbündete sich die Republik Korea mit den Demokratien des Westens. Als sich der Kalte Krieg verschärfte, hat sich die Republik Korea durch die weitere Stärkung der Beziehungen mit traditionellen Verbündeten und den Aufbau kooperativer Beziehungen mit den Ländern der Dritten Welt auf die Erweiterung ihrer Auslandsbeziehungen konzentriert. Seit den 1970er Jahren ist die Politik der Republik Korea darauf ausgerichtet, eine unabhängige und friedliche Wiedervereinigung der Halbinsel zu erreichen. Korea vertiefte

Mitwirkung in internationalen Organisationen

www.imf.org IWF (1955)

74

www.apec.org APEC (1989)

www.un.org

www.wto.org

www.oecd.org

Vereinte Nationen (1991)

WTO (1995)

OECD (1996)

auch seine Beziehungen zu Verbündeten und übernahm in internationalen Organisationen eine aktive Rolle. Mit ihrer etablierten politischen Basis fuhr die Republik Korea in den 1980er Jahren fort, kooperative Partnerschaften mit verschiedenen Ländern in vielen Bereichen zu fördern. In den späten 1980er und frühen 1990er Jahren reagierte die Republik Korea durch die aktive Verfolgung einer “Nordpolitik” schnell auf die epochalen Veränderungen in Osteuropa und in der ehemaligen Sowjetunion, Veränderungen, die den Kalten Krieg wirksam beendeten. Die aktive Verfolgung dieser “Nordpolitik” führte zum Aufbau von Beziehungen mit Ländern des ehemaligen kommunistischen Blocks, mit denen Korea aufgrund der Andersartigkeit politischer Systeme und Ideologien seit langem zerstritten war. Koreas Normalisierung der Beziehungen zu den meisten dieser Länder, einschließlich der ehemaligen Sowjetunion und Chinas, machte Koreas Auslandsbeziehungen wahrhaft global. Die größte Errungenschaft der Nordpolitik-Kampagne bestand allerdings in dem gemeinsamen Beitritt Süd- und Nordkoreas in die Vereinten Nationen im September 1991. Mit der Unterzeichnung des Abkommens über Versöhnung, Niochtangriff, Austausch und Zusammenarbeit (Rahmenvertrag SüdNord) und der Gemeinsamen Erklärung zur nuklearen Denuklearisierung auf der koreanischen Halbinsel im Dezember 1991 wurde eine neue Grundlage für die friedliche Koexistenz und für Wohlstand auf der Halbinsel geschaffen. Diese historischen Dokumente bedeuteten einen wichtigen ersten Schritt in Richtung friedliche Wiedervereinigung der geteilten Süd- und Nordkorea sind den Vereinten Nationen im September 1991 gleichzeitig beigetreten.

75

Korea in der Welt

Nation und bereiteten den Boden für Frieden nicht nur auf der koreanischen Halbinsel sondern in ganz Nordostasien.

Wirtschaftlicher Austausch

Der ehemalige Präsident Kim Dae-jung, der 2000 den Friedensnobelpreis erhielt

76

Das Ende des Kalten Krieges leitete einen neuen Trend in Form des Regionalismus ein. Länder, wie die Republik Korea, die ein exportorientiertes Wachstum verfolgten, sahen sich auf internationaler Ebene mit einem wirtschaftlichen Umfeld konfrontiert, das in großem Maßstab von dem der Vergangenheit abwich. Koreas Exportwachstum hing vornehmlich vom Handel mit Industrieländern, wie den Vereinigten Staaten, Japan und der Europäischen Union, ab. Diese Situation führte oft zu Unstimmigkeiten über das Handelsungleichgewicht. Koreas Abhängigkeit vom Handel mit Industrieländern war sich allerdings kontinuierlich rückläufig, während sich der Handel mit Entwicklungsländern verstärkte. Solange Koreas Wirtschaft und Handel fortdauernd wachsen und der Industrieschwerpunkt weiterhin auf der Technologie liegt, wird sich der Handel der Republik Korea mit Entwicklungsländern und Ländern Osteuropas erwartungsgemäß stetig verstärken. Nach Abschluss der Umstrukturierung seiner Industrieunternehmen wird Korea in der Lage sein, seine Zusammenarbeit mit Entwicklungsländern in Form von sich ergänzenden Partnerschaften zu intensivieren, wobei jede Seite ihre eigenen Vorteile erzielt. Dies wird Korea wiederum erlauben, einen größeren Beitrag zur Entwicklung der globalen Wirtschaft zu leisten. Solange die Industrieländer der Schlüssel des Handels und in den Bereichen der industriellen Wissenschaft und Technologie als Partner von maßgeblicher Bedeutung bleiben, wird sich Korea bemühen, die Spannungen durch die gegenseitige Öffnung der Industrie-, Landwirtschafts- und Dienstleistungsmärkte abzubauen. Globale Umweltveränderungen, wie der Klimawandel und die Abholzung der Wälder, stellen für alle Menschen auf der Welt neue Herausforderungen dar. Angesichts dieser Herausforderungen hat Präsident Lee Myung-bak 2008 mit dem Programm “Wenig Kohlenstoff, Grünes Wachstum” eine neue

Vision Koreas für die Entwicklung des Landes vorgestellt. Korea hat sich zum Ziel gesetzt, eine kohlenstoffarme Gesellschaft zu werden und mit Hilfe grüner Technologien und grüner Industrien, welche die Umweltfreundlichkeit fördern und nachteilige Umwelteinflüsse vermindern, ein grünes Wachstum zu schaffen. Darüber hinaus wird die Republik Korea globale Bemühungen auf konstruktive Weise unterstützen, um dem Klimawandel entgegenzuwirken. Die Uruguay-Runde sieht eine umfassende Senkung der Zölle, eine generelle Abschaffung von zollfremden Handelsschranken, die Liberalisierung des Dienstleistungsverkehrs, den Schutz geistiger Eigentumsrechte, ein stärkeres Instrument zur Streitbeilegung und die Etablierung der Welthandelsorganisation vor. Die Republik Korea öffnet proaktiv ihre Märkte, unterstützt die globale Handelsliberalisierung und engagiert sich aktiv im Rahmen der 2001 begonnenen Verhandlungen der Doha- Entwicklungsrunde. Korea hat mit 16 Ländern Freihandelsabkommen (FTA) geschlossen, u.a. mit Chile, Singapur, der Europäischen Freihandelszone (EFTA), den USA und der ASEAN (Warenhandel und Dienstleistungsverkehr). Während Korea Verhandlungen über ein FTA mit Indien zudem abgeschlossen hat, sind die Verhandlungen mit der EU fast beendet. Derzeit laufen ebenfalls Verhandlungen über ein FTA mit Kanada, dem Golfkooperationsrat (GCC), Australien, Neuseeland, Peru, Mexiko und der ASEAN (Investitionen). Korea konzentriert sich auch darauf, eine Basis für Verhandlungen mit Japan, China, MERCOSUR und Russland zu schaffen. Im Fall unfairer Import-

Fließband bei LGs polnischer LCD-Gruppe

Freihandelsabkommen Korea-EU Handelsminister Kim Jong-hoon und seine EUAmtskollegin, Catherine Ashton, schütteln Hände bei der gemeinsamen Pressekonferenz nach Abschluss des Treffens der Handelsminister Koreas und der EU in Seoul im Januar 2009.

77

Korea in der Welt

beschränkungen seitens der Handelspartner hat Korea die Angelegenheiten entweder auf bilateralem Wege oder durch Inanspruchnahme der Streitschlichtungsverfahren der Welthandelsorganisation (WTO) gelöst.

Internationaler Frieden und Zusammenarbeit

Dr. Lee Jong-wook Im Vorfeld seiner Tätigkeit als Generaldirektor der Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat sich Dr. Lee weltweit für den Kampf gegen die zwei größten Herausforderungen in Bezug auf die internationale Gesundheit und Entwicklung eingesetzt — Tuberkulose und Kinderkrankheiten, denen durch Schutzimpfungen vorgebeugt werden kann. Dr. Lee Jong-wook starb nach plötzlicher Krankheit am 22. Mai 2006.

78

Die Republik Korea ist 1991 den Vereinten Nationen beigetreten. Seitdem hat sie eine immer aktivere Rolle gespielt, den gesamten Bereich globaler Themen anzusprechen und handelte sowohl als regionaler Vermittler als auch als einflussreicher internationaler Akteur. Von 1996 bis 1997 war Korea nichtständiges Mitglied des Sicherheitsrates. In dieser Zeit hat es eine wichtige Rolle bei der Verteidigung des Schutzes von Zivilpersonen gespielt, die in bewaffnete Konflikte involviert waren. Wähernd Korea die Präsidentschaft des 56. Sitzung der Generalsversammlung innehatte, wurde der ehemalige koreanische Außenminister Ban Kimoon 2006 zum 8. Generalsekretär der Vereinten Nationen gewählt. Die Operationen zur Friedenssicherung haben sich als wichtiges und mächtiges Mittel der UN erwiesen, Länder zu unterstützen, die von Konflikten gezeichnet sind. Aufgrund seiner eigenen Erfahrungen beim Aufbau eines vom Krieg erschütterten Landes, ist sich Korea der Bedeutung des internationalen Friedens und der internationaler Sicherheit in vollem Umfang bewusst und hat aktiv an vierzehn UNOperationen zur Friedenssicherung teilgenommen, darunter im Libanon, in Somalia, in Osttimor sowie bei der Überwachung des Waffenstillstands und der Umsetzung vertrauensbildender Maßnahmen. Durch die Bereitstellung medizinischer Dienste und die Unterstützung lokaler Bauprojekte hat Korea diversen Kommunen beim Wiederaufbau zur Seite gestanden. Als vehementer Verfechter der Menschenrechte ist die Republik Korea an bedeutenden internationalen Menschenrechtskonventionen beteiligt. Als eines der Gründungsmitglieder des Menschenrechtsrates strebt Korea die Stärkung der Rolle des Rates als faire und wirksame Institution an, die in der Lage ist, rechtzeitig und wirkungsvoll auf Menschenrechtsverletzungen zu reagieren.

Darüber hinaus ist Korea nachdrücklich der Förderung der Demokratie verpflichtet. Korea hat sich innerhalb der Gemeinschaft der Demokratien auf globaler Ebene aktiv engagiert und, durch die Ausrichtung des Ersten Treffens hochrangiger Vertreter, 2008 dazu beigetragen, den Rahmen für die Asien-Pazifischen Demokratischen Partnerschaft zu bilden. Korea hat sich auch aktiv an den weltweiten Bemühungen um die Stärkung der Regimes beteiligt, die sich der Abrüstung und der Nichtverbreitung von Kernwaffen verpflichtet fühlen. Die jährlich stattfindende internationale Konferenz namens “JejuProzess”, die seit 2002 von Korea und dem zuständigen UNBüro für die Angelegenheiten der Entwaffnung gemeinsam ausgerichtet wird, ist eine bedeutungsvolle Plattform für die Förderung der Gespräche über verschiedene Themen im Bereich der Entwaffnung und der Nichtverbreitung von Kernwaffen. Die von Korea in Zusammenarbeit mit Australien bei der 63. Sitzung der UN-Generalversammlung erfolgreich eingebrachte Empfehlung einer neuen Resolution über die Vermeidung und Bekämpfung illegaler Vermittlungsaktivitäten ist ein weiteres Beispiel für Koreas aktive Rolle auf diesem Gebiet. Als Teil der Bemühungen, bilaterale Freundschaften und gegenseitiges Verständnis zu fördern und weltweit zu Versöhnung und Kooperation beizutragen, hat sich die Republik Korea gänzlich dem kulturellen Austausch mit

UN-Generalsekretär Ban Ki-moon Der Südkoreaner Ban Ki-moon, achter Generalsekretär der Vereinten Nationen, war 37 Jahre im Dienst der Regierung und auf internationaler Ebene tätig. Zum Zeitpunkt seiner Wahl als Generalsekretär war Herr Ban Minister für Auswärtiges und Handel der Republik Korea. "Mein Herz fließt über vor Dankbarkeit gegenüber meinem Land und den Menschen, die mir zu diesem Amt verholfen haben. Es war ein langer Weg von meiner Jugend im kriegsgeschundenen und bettelarmen Korea bis zu diesem Podium und diesen ehrfurchtgebietenden Verantwortlichkeiten. Ich konnte diesen Weg zurücklegen, weil die Vereinten Nationen in den dunkelsten Zeiten an der Seite meines Volkes standen. Sie gaben uns Hoffnung und sorgten für unseren Lebensunterhalt, für Sicherheit und Würde. Sie zeigten uns einen besseren Weg. Deshalb fühle ich mich heute zu Hause, wie viele Meilen und Jahre ich auch immer gereist bin." (Zitat aus der Antrittsrede von Generalsekretär Ban vor den Vereinten Nationen.)

79

Korea in der Welt

anderen Ländern verpflichtet. Korea ist zudem bestrebt, das Bewusstsein und die Kenntnisse über die traditionelle koreanische Kunst und Kultur im Ausland zu vertiefen und unterstützt koreanische Studienprogramme im Ausland sowie zahlreiche wissenschaftliche Konferenzen und den Austausch auf sportlicher Ebene. Die 1991 gegründete Korea Foundation ist verantwortlich für die Koordinierung und Unterstützung eines umfassenden Angebots internationaler Kulturaustauschprogramme.

Koreas Entwicklungszusammenarbeit

BEXCO, Busan Ausstellungs & Konferenzzentrum

80

Von 1945 bis zu den frühen 1990er Jahren hat Korea von Seiten der internationalen Gemeinschaft verschiedene Formen der Öffentlichen Entwicklungszusammenarbeit (ODA) erhalten. Diese Unterstützung diente als wertvolles Mittel der phänomenalen wirtschaftlichen Entwicklung Koreas. Als mittlerweile 13.-größte Wirtschaftsmacht der Welt ist Korea heute verpflichtet, auf dem Gebiet der internationalen Entwicklung zu einem Geberland zu werden. Korea bemüht sich insbesondere, die Millennium-Entwicklungsziele (MDGs) zu erreichen, die von den Vereinten Nationen festgelegt wurden, und plant zu diesem Zweck, seine ODA schrittweise zu erhöhen. 2008 hat Korea insgesamt 797 Millionen US-Dollar (vorläufige Zahl) für die ODA bereitgestellt und gemäß den derzeitigen Planungen wird sich diese Summe bis 2012 um 0,15 % und bis 2015 um 0,25 % des Bruttonationaleinkommens (BNE) erhöhen. Darüber hinaus bereitet sich Korea darauf vor, bis

Südkoreas Einheit Dongmyeong in der Stadt Try, südlicher Libanon, behandelte innerhalb von 8 Monaten insgesamt 3.000 einheimische Patienten.

2012 der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) und dem Entwicklungshilfeausschuss (DAC) beizutreten. Das ODA-Verwaltungssystem Koreas umfasst bilaterale und multilaterale Hilfsleistungen. Die bilaterale Hilfe unterteilt sich in Zuschüsse und konzessionäre Kredite. Zuschüsse, die Darlehen und technische Kooperationsprogramme umfassen, werden von der Internationalen Kooperationsbehörde Korea (KOICA) in Übereinstimmung mit den vom Ministerium für Auswärtiges und Handel (MOFAT) festgelegten politischen Richtlinien umgesetzt. Während Zuschusshilfsprogramme ausschließlich von KOICA umgesetzt werden, sind andere Regierungsbehörden und Organisationen für einige, die technische Zusammenarbeit betreffende Programme zuständig. Konzessionäre Kredite werden aus dem Fonds für wirtschaftliche Entwicklung und Zusammenarbeit (EDCF) finanziert, der unter der Aufsicht des Ministeriums für Strategie und Finanzen von der Export-Import Bank von Korea (Korea EXIM Bank) programmiert wird. Unter Berücksichtigung des sich weltweit erhöhenden Bedarfs an humanitärer Unterstützung, der sich aus den verstärkten Herausforderungen aufgrund des Klimawandels, der weltweiten Nahrungsmittelkrise, der Naturkatastrophen und Konflikte ergibt, wird Korea seine humanitären Hilfsleistungen ausweiten. Zu diesem Zweck nutzt es auf nationaler, regionaler

81

Korea in der Welt

Internationale Kooperationsbehörde Korea (KOICA) KOICA konzentriert sich auf die Armutsbekämpfung und bemüht sich aktiv darum, internationale Entwicklungsziele zu erreichen und Lösungen für globale Probleme zu finden. Sie strebt nachhaltige sozioökonomische Entwicklungen und verbesserte Regierungsformen in den Entwicklungsländern an.

und globaler Ebene vielfältige Möglichkeiten und Methoden, um wirksamer und koordinierter auf die humanitäre Situation zu reagieren. Die Armen und Schwachen haben weltweit am meisten unter dem Anstieg der Nahrungsmittelpreise und den Klimakatastrophen des Jahres 2008 gelitten. In diesem Zusammenhang hat sich Korea selbst verpflichtet, über einen Zeitraum von drei Jahren (2009-2011) 100 Millionen US-Dollar als Nahrungsmittelhilfe und für die Zusammenarbeit beim Aufbau der Landwirtschaft in Entwicklungsländern bereitzustellen. Diese Mittel werden hilfreich ein, um der weltweiten Nahrungsmittelkrise zu begegnen und die Versorgungssituation zu verbessern. 2008 hat Korea ebenfalls mehr als 10 Millionen US-Dollar Notfallhilfe an Katastrophenopfer in 29 Ländern bereitgestellt, einschließlich China und Myanmar, die 2008 von verheerenden Katastrophen betroffen waren. Im September 2007 hat Korea ein FlugticketSolidaritätsprogramm unter dem Namen “Beitrag zur globalen Armutsbekämpfung” eingeführt, im Rahmen dessen von jedem Passagier 1.000 koreanische Won erhoben werden, der Korea mit einer internationalen Fluggesellschaft verlässt. Die Erlöse aus diesem Programm kommen den weltweiten Initiativen um Armuts- und Krankheitsbekämpfung in Entwicklungsländern zu Gute. Die Gelder wurden hauptsächlich in UNITAID (internationale Einrichtung zum Erwerb von Medikamenten) und in Projekte von Nichtregierungsorganisationen investiert, um die Krankheiten in Afrika zu bekämpfen — ein Kontinent, auf dem jährlich im Durchschnitt mehr als 3,2 Millionen Menschen an vornehmlich drei Krankheiten (HIV/AIDS, Tuberkulose und Malaria) sterben. Ein noch größerer Teil den Menschen ist von anderen tropischen Krankheiten betroffen.

Zukünftige politische Richtung Geleitet von der Vision eines “Globalen Korea” strebt die 82

Republik Korea eine Umsetzung der Politik in aktiver Zusammenarbeit mit der internationalen Gemeinschaft an. Durch die Überwindung der Unterschiede von Rasse, Religion und Wohlstand wird Korea seine freundschaftlichen Beziehungen mit allen Ländern und Völkern stärken. Indem Korea die universellen Werte der Demokratie und der Marktwirtschaft respektiert, wird es sich weiterhin an den weltweiten Friedens- und Aufbaubemühungen beteiligen. Die Republik Korea wird keine Mühe scheuen, die Beziehungen zu den Vereinigten Staaten und den Nachbarländern weiterhin zu stärken. Während sich Korea durch die Förderung des Vorhabens “Wenig Kohlenstoff, Grünes Wachstum” entschieden für die Gewährleistung einer sicheren Rohstoff- und Energieversorgung engagiert, strebt es an, im Rahmen der internationalen Zusammenarbeit eine führende Rolle im Bereich der Umweltpolitik zu spielen. Koreas Politik wird auf eine Weise zur Förderung und zum Schutz universaler Werte beitragen, die der wirtschaftlichen Größe und der globalen Bedeutung des Landes entspricht. Zu diesem Zweck wird die Republik Korea aktiv an den UNOperationen zur Friedenssicherung teilnehmen und ihr Öffentliche Entwicklungszusammenarbeit (ODA) erhöhen.

Koreas bilaterale ODA nach Regionen unterteilt Ozeanien (0,8%)

Andere (9,2%)

Europa (3,4%)

Amerika (11,2%)

Asien (61,2%) Afrika (14.3%)

Quelle: International Development Statistics Online DB, OECD

83

WIRTSCHAFT

7 Wirtschaft Wirtschaftswachstum Industrielle Innovation Wissenschaft und Technologie Information und Telekommunikation Wirtschaftliche Herausforderungen Ausländische Direktinvestitionen (FDI) Liberalisierung des Kapitalmarktes System zur Unterstützung von Investoren Logistikzentrum der Weltklasse Konjunkturaussichten

Wirtschaft

Wirtschaft Wirtschaftswachstum

Das Wunder vom Hangang "Das Wunder vom Hangang" ist ein Slogan, der verwendet wird, um die Phase des rapiden Wirtschaftswachstums zu beschreiben, das in Südkorea nach dem Ende des Koreakrieges stattfand.

86

Korea erholte sich rapide von der wirtschaftlichen Krise, die Ende 1997 begann. Diese Krise hatte ganz Asien erfasst und bedrohte Koreas beachtliche wirtschaftliche Leistungen. Aber dank der strikten Einhaltung des IWF-Abkommens, des Reformkurses der koreanischen Regierung sowie der erfolgreichen Verhandlungen mit ausländischen Kreditbanken über die Umstrukturierung von Auslandsschulden, befindet sich die Wirtschaft heute wieder auf Wachstumskurs. Bereits kurz nach Ausbruch der Krise hat Korea damit begonnen, sich rasch in die Weltwirtschaft zu integrieren mit dem Ziel, die Probleme, die ihren Ursprung in der Vergangenheit haben, durch den Aufbau eines fortschrittlichen Wirtschaftssystems zu überwinden. Korea, das als eines der ärmsten Agrarländer der Welt bekannt war, hat erst 1962 mit der Entwicklung seiner Wirtschaft begonnen. In weniger als vier Jahrzehnten hat es erreicht, was, in Anspielung auf den Fluss, der durch Seoul fließt, als das “Wunder vom Hangang” bekannt wurde — eine erstaunliche Entwicklung, die die koreanische Wirtschaft völlig veränderte und einen Wendepunkt in der koreanischen Geschichte markierte.

Eine nach außen orientierte Wirtschaftsstrategie, die auf den Export als Wachstumsmotor setzte, hat in großem Maße zu dem wirtschaftlichen Umschwung beigetragen. Auf dieser Strategie aufbauend, wurden viele erfolgreiche Wirtschaftsprogramme auf den Weg gebracht. Das hatte zur Folge, dass Koreas Bruttoinlandsprodukt (BIP) in den Jahren von 1962 bis 2008 von 2,3 Milliarden US-Dollar auf 928,7 Milliarden US-Dollar stieg und das Pro-Kopf-Einkommen von 87 US-Dollar auf ca. 19.231 USDollar. Diese eindrucksvollen Zahlen zeigen, wie erfolgreich die Wirtschaftsprogramme waren. Zu den wichtigsten Importgütern gehören Rohstoffe, wie Rohöl und Mineralien, Konsumgüter, Nahrungsmittel, Maschinen, elektronische Geräte und Transportausrüstungen. Seit den 1960er Jahren hat sich Korea rapide entwickelt, vor allem wegen hoher Spar- und Investitionsraten, aber auch, weil es der Erziehung einen hohen Stellenwert einräumt. 1996 wurde Korea als 29. Mitglied in die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) aufgenommen. Koreas Wirtschaft ist eine der am schnellsten gewachsenen Ökonomien der Welt, die sich darum bemüht, im 21. Jahrhundert eine Schlüsselstellung in Asien einzunehmen. Die nordostasiatische Region hat die nötigen Voraussetzungen für eine erfolgreiche wirtschaftliche Entwicklung: eine Bevölkerung von 1,5 Milliarden Menschen, ausreichend vorhandene, natürliche Ressourcen und einen großen Absatzmarkt.

Wachstum Bruttoinlandsprodukt (BIP)

Pro-Kopf-Bruttonationaleinkommen (BNE)

(Einheit: Milliarden US$)

(Einheit: US$)

2008

929

2008

2007

1.049

2007

2000

512

1990

264

1970 1960

1990 1980

8

1970

2

10.841

2000

64

1980

19.231 21.695

1960

6.147 1.645 254 79

Quelle: Bank von Korea

87

Wirtschaft

Industrielle Innovation Als die dreizehntgrößte Wirtschaftsmacht der Welt kann Korea in vielerlei Hinsicht auf eine Erfolgsgeschichte zurückblicken. 2008 lag Koreas Handelsvolumen mit 857 Milliarden US-Dollar auf Platz 11 der Weltrangliste. Korea hat auch die weltweit sechstgrößten Reserven an ausländischen Devisen. Vergleichbar mit anderen Ländern war auch die koreanische Wirtschaft von dem weltweiten Wirtschaftsabschwung betroffen. Obwohl der Won 2008 fast ein Drittel seines Wertes verlor, prognostizierte der Direktor des IWF-Regionalbüros für das Gebiet Asien-Pazifik eine schnelle Erholung aufgrund der 'verbesserten wirtschaftlichen Grundlagen'. Koreas nachhaltiges Wirtschaftswachstum ist den Schlüsselindustrien zu verdanken, die auf dem weltweiten Markt Anerkennung gefunden haben. Korea ist die größte Schiffbaunation der Welt und rangiert bezüglich der Halbleiter- und Display-Produktion auf Platz eins. Es belegt den zweiten Platz bei der Herstellung von Mobiltelefonen. Die Stahl- und Automobil-Industrien betreffend rangiert Korea auf Platz fünf. Der Schiffbausektor Koreas bleibt weiterhin Industrieführer und rangiert weltweit auf dem ersten Platz in Bezug auf Neuaufträge, Auftragsbestände und das Volumen des Schiffbaus. Koreas Schiffbausektor deckt gegenwärtig über 40% der weltweiten Nachfrage ab. Geländewagen von Hyundai Motor vor ihrer Verschiffung in den südöstlichen Hafen Ulsan

88

Als einer der größeren Automobilhersteller produziert Korea jährlich über 3,8 Millionen Fahrzeuge. Seit Korea 1976 erstmals mit dem Export von Autos begann, hat sich die koreanische Automobilindustrie in einem rasanten Tempo entwickelt. Da koreanische Autos weltweit immer populärer werden, haben führende koreanische Hersteller damit begonnen, Fertigungsanlagen im Ausland zu errichten. Mit fast 11% des globalen Marktanteils ist die koreanische Halbleiterindustrie führend in diesem Bereich, besonders was Flash-Speicher und DRAM (Dynamic Random Access Memory) betrifft. Die beiden führenden Halbleiter-Produzenten Koreas, Samsung Electronics und Hynix, rangierten 2008 weltweit auf den ersten beiden Plätzen. Alles in allem machten die beiden Giganten 50 Prozent des Weltmarktes aus. Rückblickend hat Koreas Industriepolitik ihren Kurs in jedem Jahrzehnt erheblich geändert. Dadurch war es möglich, die Wirtschaft in eine zunehmend positive und erfolgreiche Zukunft zu führen. In den 1960er Jahren hat Korea damit begonnen, den Export zu fördern, indem es entsprechende Gesetze und Vorschriften erließ und exportorientierte Entwicklungspläne aufstellte. In den 1970er Jahren stand die chemische Industrie im Zentrum der koreanischen Industriepolitik. In den 1980er Jahren kam es zu einer industriellen Umstrukturierung mit dem

Führende Handelsnationen, 2007

Koreas wichtigste Produktionserzeugnisse

(Milliarden US$) Vereinigte Staaten

3.183

Deutschland China

2.174

Japan

1.334

Frankreich

1.169

Vereinigtes Königreich

1.057

Niederlande

1.043

Italien

996

Belgien

844

Kanada

809

Republik Korea

Jahr

2.385

728

Quelle: Welthandelsorganisation

1980 1990 1995 1997 1999 2000 2002 2003 2004 2005 2006

Autoproduktion Aufträge für den Schiffbau Stahlproduktion (In Tausende) (1.000 Bruttoregistertonnen) (1.000 Meter-Tonnen)

123 1.321 2.526 2.818 2.843 3.115 3.148 3.178 3.469 3.699 3.840

1.690 4.382 7.133 12.749 12.719 19.380 12.774 28.188 25.735 19.279 33.656

9.341 24.868 36.772 42.554 41.042 43.107 45.390 46.310 47.521 47.770 48.433

Quelle: Ministerium für wissensbasierte Wirtschaft

89

Wirtschaft

Hyundai-Autofabrik in Indien

Ziel, kleine und mittlere Unternehmen (SMEs) zu fördern. Die 1990er Jahre standen ganz im Zeichen einer Öffnung und einer Liberalisierung des Marktes. Als Asien 1997 von einer Finanzkrise erschüttert wurde, unternahm Korea mutige Schritte, um eine schnelle wirtschaftliche Erholung zu bewirken. Koreanische Unternehmen ergriffen die Initiative, um größere Transparenz zu schaffen und sich globalen Standards anzupassen. Gleichzeitig wurden Bestimmungen erlassen, infolgedessen die Bildung von Venture-Unternehmen erleichtert wurde. Seit dem Jahr 2000 stand die industrielle Erneuerung auf Platz eins der nationalen Agenda. Um dieses Ziele zu erreichen, fordert Korea unternehmensfreundliche Strategien sowie Maßnahmen, die zu einer verstärkten Zusammenarbeit zwischen Großkonzernen und kleinen und mittleren Unternehmen (SMEs) führen. Koreas bedeutendstes Gewicht liegt auf der Förderung der Wachstumsmotoren des Landes und der Verbesserung seiner industriellen Struktur. Um diese Ziele zu verwirklichen, strebt Korea die weitere Entwicklung seines Bauteil- und Baustoffsektors sowie des wissensbasierten Dienstleistungssektors an. Nach dem erfolgreichen Zustandekommen des Freihandelsabkommens mit den USA hofft Korea jetzt auf weitere, gegenseitig nutzbringende Verträge mit seinen

90

Handelspartnern. Sie werden Korea den Weg ebnen, voll und ganz in die globale Wirtschaft integriert zu werden. Je mehr koreanische Unternehmen investieren und sich unternehmerischen Vorhaben im Ausland anschließen, umso gewichtiger wird Koreas Rolle in der globalen Wirtschaft sein.

Wissenschaft und Technologie Um die Entwicklung von Wissenschaft und Technologie weiter zu fördern, hat die Regierung 1966 das Institut für Wissenschaft und Technologie (KIST) und 1967 das Ministerium für Wissenschaft und Technologie (MOST) gegründet. In der Überzeugung, dass die Zukunft auf der Heranbildung von Arbeitskräften und der Förderung von Wissenschaft und Technologie basiert, gründete die Regierung am 29. Februar 2008 das Ministerium für Bildung, Wissenschaft und Technologie (MEST). Am Anfang hatte sich Korea hauptsächlich auf die Einführung, die Übernahme und die Anwendung der

Verteilung der Regierungsausgaben im Bereich Forschung und Entwicklung (R&D) gemäß der sozioökonomischen Zweckbestimmung Bodenuntersuchung und Bebauung 1.782 Sozialstruktur und Verbesserung der Beziehungen 1.901 Andere 14.160 Förderung der öffentlichen Gesundheit 8.017 Systematische Bodennutzung 1.463

Umweltschutz 2.647 Nicht-orientierte Forschung 4.030

Weltraumforschung und -entwicklung 2.767 Stärkung der Landesverteidigung 12.734

2007

Energieproduktion und -verteilung 8.551

Agrartechnologie und Produktionsentwicklung 5.482 Industrieproduktion und Technologieentwicklung 32.211 Quelle: Korea Institute of Science & Technology Evaluation and Planning

(Einheit: 100 Millionen Won)

91

Wirtschaft

HalbleiterForschungszentrum von Samsung Electronics

Samsungs 64 Gigabyte NAND Flash-Speicher

92

Technologien aus dem Ausland konzentriert. In den 1980er Jahren wurde jedoch sehr viel Gewicht auf Forschungsprojekte gelegt, um Personen mit besonderen Begabungen auf dem Gebiet der Wissenschaft und Technologie zu fördern. Hierzu gehörten auch Programme zur Förderung von Investitionen im öffentlichen und privaten Bereich sowie zur Ausbildung hoch qualifizierter Arbeitskräfte. Seit Beginn der 1990er Jahre konzentriert sich die Regierung auf drei Gebiete: Förderung der Grundlagenforschung, verbesserte Nutzung der vorhandenen Forschungsprogramme und intensivere internationale Zusammenarbeit auf dem Gebiet von Wissenschaft und Forschung. Auf diese Weise soll die Wettbewerbsfähigkeit Koreas auf technologischem Gebiet erhöht werden. Die Investitionen auf dem Gebiet von Wissenschaft und Forschung beliefen sich Ende 2007 auf 33,6 Milliarden USDollar, das entsprach 3,47 Prozent des Bruttosozialprodukts. Korea will vor allem auch in Technologien investieren, die von öffentlichem Nutzen sind und die Lebensqualität verbessern, und in solche, die zur Schaffung neuer Industriezweige führen können. Darüber hinaus will Korea aber auch verstärkt an globalen Projekten zur Erhaltung der Umwelt, zur stabilen

Nahrungsmittel- und Energieversorgung und zur Förderung des Gesundheitswesens mitarbeiten, um so einen Beitrag zur Verbesserung der Lebenssituation aller Menschen zu leisten.

Information und Telekommunikation Korea ist weltweit führend auf dem Gebiet der Informationstechnologie (IT). Es produziert und exportiert eine große Anzahl an IT-Produkten. Auch werden in Korea modernste Technologien entwickelt und eine Vielzahl von Internet- und Mobilfunkgeräten genutzt. Computerchips und IT-Produkte machen über 30% der Gesamtexporte aus und fast jeder Einwohner, der älter als 12 Jahre ist, hat ein Mobiltelefon. Das tägliche Leben der Koreaner, vom Essengehen bis zur Nutzung des öffentlichen Nahverkehrs, wird mit Hilfe von Computern organisiert, und fast jeder Haushalt verfügt über einen Zugang zum Hochgeschwindigkeitsnetz. Heute zählen koreanische Halbleiter, Mobiltelefone, TFT-

Die World Cyber Games (WCG) sind das größte, jährlich stattfindende Spiele-Festival der Welt. Dieses "Cyber Games Festival" wird von koreanischen Unternehmen organisiert.

Internetnutzung (Einheit: 1.000 Personen)

15.060

2008

34.820

14.043

2006

34.120

12.191

2005

33.010

11.921

2004

31.580

11.178

2003

29.220

10.405

2002

26.270

7.806

2001

24.380

3.870

2000 1999

36.190

14.710

2007

590

19.040 10.860

Inhaber eines Hochgeschwindigkeitesinternetanschlusses Internetnutzer

Quelle: Korea Communications Commission

93

Wirtschaft

LCDs und andere Produkte weltweit zu den modernsten und meistverkauften Produkten ihrer Art. Die koreanische ITIndustrie war in der Lage, sich eine solche Führungsposition zu sichern, weil sie den Entwicklungs- und den Nutzungsprozess verbunden hat: Neue Dienstleistungen erzeugen eine neue Nachfrage auf dem heimischen Markt, die erforderliche Infrastruktur zur Nutzung dieser Dienstleistungen wird eingerichtet und die Produktionsleistungen der notwendigen Maschinen verbessert. Von 2001 bis 2008 hat Korea große Veränderungen auf dem IT-Sektor erlebt. Die Zahl der Nutzer des Breitbandinternets stieg von 7,81 Millionen auf 15,06 Millionen, die Zahl der Internetnutzer von 24,38 Millionen auf 36,19 Millionen. Die Zahl der Transaktionen im Bereich E-Commerce zwischen 2003 und 2006 zeigt ebenfalls ein Wachstum von 7,2 Millionen auf 12,8 Millionen Fälle. Während sich die Zahl der IT-bezogenen Unternehmen im Zeitraum von 2003 bis 2008 nur wenig änderte (14,026 bzw. 16,757), stieg die Zahl der Angestellten im IT-Bereich von 642.000 auf 716.000. Ein menschenähnlicher Roboter, HUBO

Wirtschaftliche Herausforderungen Seit Jahrzehnten verzeichnete Korea ein jährliches Durchschnittswachstum von 8,6 Prozent und ist damit die

10 führende IDI(ICT-Entwicklungsindex) Länder (Rangfolge)

29

Schweden

36 28

Island

35

25

Norwegen

34

9

33 23

Schweiz

22

Finnland

20 Quelle: International Telecommunication Union

94

37

24

Niederlande

Vereinigtes Königreich

38

26

Dänemark

Luxemburg

39

27

Republik Korea

32 31 30

2002 2007

Hoffen auf Aktienkurse in Rekordhöhe

elftgrößte Handelsnation der Welt. Innerhalb von weniger als zwei Generationen hat sich Korea als einer der weltweit führenden Schiffbauer, Elektronik-, Halbleiter- und Autoproduzenten etabliert. Die internationalen Finanzmärkte haben Koreas wirtschaftliche Entwicklung positiv begrüßt, vor allem das anhaltend hohe Wachstum, die moderate Inflation, die hohen Sparrücklagen, die geringe Auslandsverschuldung und die erheblichen Überschüsse des Staatshaushalts. Dieser positive Ausblick auf die Wirtschaft wurde aber überschattet durch die schwierige Lage verschiedener Konzerne und Finanzinstitutionen. Diese ließ bei einigen ausländischen Investoren Zweifel an der koreanischen Wirtschaft aufkommen, was 1997 zu einer ernsthaften Liquiditätskrise führte. Diese wiederum hatte eine besorgniserregende Arbeitslosigkeit zur Folge. Nach dem Regierungswechsel 1998 war Korea bereit, mit dem Internationalen Währungsfonds (IWF) zusammenzuarbeiten und umfassende Reformen durchzuführen. Es war entschlossen, strikte Maßnahmen zu ergreifen, um die Wirtschaftskrise zu überwinden. Die neue Regierung leitete Reformen im Finanz-, Unternehmens-, im öffentlichen und Arbeitssektor ein, um das Vertrauen der ausländischen Investoren wiederherzustellen, Koreas freie Marktwirtschaft zu stützen und die

95

Wirtschaft

Umstrukturierung der Jaebeols (Großkonzerne) zu ermöglichen. Außerdem sollten die Reformen zu einer größeren Flexibilität auf dem Arbeitsmarkt führen. Die Devisenreserven Koreas, die Ende 1997 nur 20,4 Milliarden US-Dollar ausmachten, beliefen sich bis Ende 2008 auf 201,2 Milliarden US-Dollar, so dass das Land in der Lage war, die insgesamt 13,5 Milliarden US-Dollar an den Internationalen Währungsfonds (IWF) zurückzuzahlen. Am 16. Dezember 1999 erklärte die Geschäftsführung des IWF die Devisenkrise der Republik Korea offiziell für beendet. Koreas Kreditwürdigkeit entspricht inzwischen wieder der Anlagebonität. Finanzielle Umstrukturierung: Eine moderne, auf der freien Marktwirtschaft basierende Wirtschaft kann ohne dynamische und gut kontrollierte Finanzinstitute nicht funktionieren. Die Kommission der Finanzdienstleistungen (FSC), ein Organ zur Einführung allgemeingültiger Bankpraktiken, hat ein neues System der umsichtigen Überwachung und Kontrolle sowie einen Plan zur Durchführung von Reformen entwickelt. Im Rahmen der Reformen auf dem Finanzsektor hat die Regierung einige nicht lebensfähige Finanzinstitute geschlossen. Viele andere Banken müssen hohe Auflagen der FSC erfüllen, um in Zukunft auf einer gesunden Grundlage arbeiten zu können.

Devisenreserven (Einheit: Milliarden US$)

2008

201,2 96,2

2000 1990

14,8

1980 1970 1960

6,6 0,6 0,2 Quelle: Bank von Korea

96

Auch außerhalb der Banken hat es in Korea eine Umstrukturierung des Finanzwesens gegeben. Als Folge der Umstrukturierungsmaßnamen sind seit 1997 koreaweit ca. 40 Prozent aller Finanzinstitute — insgesamt 867 einschließlich Sparkassen und Kreditgenossenschaften — aufgelöst worden. Ende 2006 waren in Korea 1.377 Finanzinstitutionen tätig. Umstrukturierung der Unternehmen: Im Unternehmensbereich sind die Ergebnisse der Umstrukturierung insgesamt recht positiv. Die Schulden-Eigenkapital-Rate hat sich in der verarbeitenden Industrie wesentlich verbessert, von 396% Ende 1997 auf 81,5% im September 2006. Der Mythos der Konglomerate, die glaubten, “zu groß zu sein, um scheitern” zu können, wurde zerstört, als viele der 30 größten Unternehmen verkauft oder aufgelöst wurden oder fusionierten. Die Regeln für ein transparentes und verantwortungsvolles Management wurden festgelegt und durch die Ernennung von Direktoren von außen, die Einführung von Revisionsausschüssen und die obligatorische Veröffentlichung aller Finanzberichte untermauert. Ziel der Unternehmensreform ist es, durch die Etablierung eines effizienten und fairen Marktes die Produktivität und das Wachstumspotenzial der koreanischen Wirtschaft zu steigern. Die Strukturreform der Unternehmen wird, basierend auf folgenden Prinzipien, weiter fortgesetzt: Erstens ist es zur Verbesserung der Transparenz in den Bereichen des Managements und der Buchführung notwendig, sich auf die Schaffung eines marktfreundlichen Überwachungssystems zu konzentrieren und so das Vertrauen der Marktteilnehmer zu gewinnen. Zweitens sollte die Unternehmensreform kontinuierlich durchgeführt werden. Die Umstrukturierung der Unternehmen sollte so lange gefördert werden, bis die Transparenz der Unternehmen globalen Standards entspricht. Es werden Maßnahmen zur Förderung der

Die Kampagne der Goldsammlung Die Kampagne der Goldsammlung war mehr als eine einfache symbolische Geste des Patriotismus. Unzählige Koreaner nahmen an der landesweiten Kampagne teil, um der Regierung in einer wirtschaftlich schwierigen Phase zum Wiederaufbau ihrer Finanzreserven zu verhelfen.

97

Wirtschaft

Transparenz und Solidität der Unternehmenskontrolle durchgeführt und verstärkt. Das System zur Kontrolle des Managements wird innerhalb der Firmen weiter ausgebaut, indem man dem Revisionsausschuss und dem Vorstand eine größere Einflussnahme ermöglicht und die Rechte der Minderheitsaktionäre erweitert. Um illegale Praktiken, wie Bilanzschönung und Manipulation von Aktienkursen, zu verhindern, wurden im Januar 2006 bei Streitigkeiten im Bereich von Wertpapieren Gruppenklagen zugelassen.

Ausländische Direktinvestitionen (FDI)

Präsident Lee Myung-bak bei der "Asian Leadership Conference" in Seoul

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In Korea betrug das Außenhandelsvolumen im Jahr 2006 etwa 71,5% des nationalen Bruttoinlandsprodukts, während auf dem Herstellungssektor die Einkünfte von Unternehmen mit ausländischen Investitionen fast 14% der Gesamtverkäufe ausmachten. Korea arbeitet intensiv daran, die Unternehmen zu unterstützen, in die ausländisches Kapital investiert wurde. Ein Beispiel aus jüngster Zeit ist die Eröffnung des weltgrößten LCD-Komplexes in Paju, nur wenige Kilometer von der Entmilitarisierten Zone entfernt. Die Regierung hat dafür gesorgt, dass die erforderlichen Straßen gebaut werden und die Infrastruktur bereitgestellt wird, um den großen Industriekomplex in Paju zu unterstützen. Sie kümmerte sich darum, dass Regulierungen, die in den Grenzgebieten seit Jahrzehnten in Kraft waren, gelockert oder ganz abgeschafft wurden. Diese und andere Maßnahmen wurden sehr zügig durchgesetzt — ein Zeichen für die Bereitschaft und Entschlossenheit der Regierung, ausländische

Unternehmen zu fördern, die in Korea Fuß fassen wollen. Es gibt viele andere Erfolgsgeschichten: Der britische Einzelhändler Tesco konnte in Korea bemerkenswerte Erfolge erzielen. Tesco erwirtschaftet hier ein Drittel seiner Auslandserträge. Ein anderes Beispiel für erfolgreiche ausländische Investitionen ist die Standard Chartered First Bank (SC First Bank). Nachdem sie sich infolge ihres 3,3 Milliarden-US$-Erwerbs von der First Bank im Januar 2005 auf dem koreanischen Markt niedergelassen hatte, ist die SC First Bank nun zum größten ausländischen Investor auf dem koreanischen Finanzmarkt geworden. Die SC First Bank macht ein Fünftel des Gesamtvermögens der Standard Chartered Group aus. Weitere 900 Millionen US$ flossen seit 2005 in die Bank. Die Bedeutung der SC First Bank wird anhand der Tatsache belegt, dass es das einzige Unternehmen innerhalb der gesamten Gruppe ist, das direkt dem Geschäftsführer der Standard Chartered berichtet. 2009 erwartet Korea ausländische Investitionen in Höhe von 12,5 Milliarden US$. Die Summe übersteigt ein wenig das für 2008 festgesetzte Ziel von 12 Milliarden US$. Zusätzlich zu den herkömmlichen Sektoren, wie dem Finanz-

Ausländische Direktinvestitionen (Einheit: Milliarden US$)

2008

11,7

2007

10,5 11,2

2006

11,6

2005

12,8

2004 2003

6,5 9,1

2002

11,3

2001 Quelle: Ministerium für wissensbasierte Wirtschaft

99

Wirtschaft

und Versicherungsbereich, kann man bei den Investoren ein wachsendes Interesse an Forschungsund Entwicklungseinrichtungen, Logistikzentren und an den regionalen Hauptgeschäftsstellen multinationaler Unternehmen feststellen. Bei Herstellern von Ersatzteilen besteht ein großes Interesse an Koreas hoch entwickeltem Elektroniksektor. Das Interesse, das Investoren in diesen Bereichen zeigen, ist nur natürlich, wenn man bedenkt, welche enormen Investitionen Korea zur Unterstützung von Forschung und Entwicklung jährlich tätigt. Korea gehört Jahr für Jahr weltweit zu den Top Ten, was Investitionen in Forschung und Entwicklung betrifft. Ein solches Engagement hat sich in vielen Bereichen ausgezahlt. 2006 lag Korea auf Rang vier bei den internationalen Patentanmeldungen, die bei der Weltorganisation für Intellektuelles Eigentum (WIPO) eingereicht wurden. Eine andere Stärke Koreas sind seine hoch qualifizierten menschlichen Ressourcen. Es gibt mehr als 100.000 Studenten, die jedes Jahr ein Studium in verschiedenen Wissenschaftsbereichen abschließen. Immer mehr dieser

Anzahl der Forscher 9,2

Anzahl der Forscher pro 1.000 arbeitenden Personen

(Einheit: 1.000 Personen)

8,3 289

7,5 6,6 6,1

257

6,7 235

6,2 210

4,7

4,6

190

4,9

198

179

4,3 138

1997

130

1998

135

1999

160

2000

2001

2002

Quelle: Ministerium für Bildung, Wissenschaft und Technologie

100

2003

2004

2005

2006

2007

Invest KOREA (IK), Koreas nationale Behörde zur Investitionsförderung, wurde innerhalb der Behörde zur Förderung der Handelsinvestitionen (KOTRA) in der einzigen Absicht gegründet, den Zugang nach und die erfolgreiche Gründung ausländischer Unternehmen in Korea zu unterstützen. Weitere Informationen über Invest Korea unter: www.investkorea.org

Studenten setzen ihr Studium fort, um einen Master- oder einen Doktortitel zu erwerben. Für Investoren ist dies das optimale Umfeld, um im Bereich von Produktion und Dienstleistungen kreativ arbeiten zu können. Es muss auch in Betracht gezogen werden, dass Korea der perfekte Standort für Logistikzentren oder Zweigstellen verschiedener Firmen Asiens ist. 51 Städte mit einer Bevölkerungszahl von mindestens einer Million Menschen liegen nur vier Flugstunden von Seoul entfernt. Abgesehen von seiner geographischen Lage als Drehscheibe Asiens hat Korea für ausländische Unternehmen noch einen weiteren Vorteil: Sie haben es leichter, in andere ausländische Märkte zu expandieren, nachdem sie Korea als Testfeld genutzt haben. Schon jetzt sind mehr als die Hälfte der Fortune-500Firmen in Korea präsent. Da man weiß, wie wichtig Investitionen für die Zukunft der Nation sind, tut Korea alles, um den Bedürfnissen von Investoren zu entsprechen. Es werden Maßnahmen getroffen, um das wirtschaftliche Umfeld und das Geschäftsklima fortlaufend zu verbessern. Der neu errichtete Bürokomplex “Invest Korea Plaza” im Süden Seouls wurde Ende 2006

101

Wirtschaft

Schnelllebige und marktfreundliche Reformen Die Erweiterung des Kapitalmarktes macht Korea auf den internationalen Märkten wettbewerbsfähiger.

102

eröffnet, um ausländische Unternehmen darin zu unterstützen, sich behutsam auf dem koreanischen Markt einzufinden. Diese Einrichtung bietet potenziellen Investoren viele Dienstleistungen an. Zu den wichtigsten gehören die Beratungen vor Ort und die anfängliche Hilfestellung für Unternehmen, die in Korea ihren Betrieb aufnehmen. “Invest Korea Plaza” ist eine Serviceadresse für Investoren. Hier stehen Projektmanager vor Ort zur Verfügung, die bei der Erledigung sämtlicher Belange behilflich sind, angefangen bei der Suche nach dem besten Standort für Fabrikanlagen über die Erledigung von Verwaltungsfragen bis zur Beratung bei der Bewerbung für wichtige Hilfsprogramme und Zuschüsse von Seiten der Regierung. Die Regierung bemüht sich darum, den Unternehmen stärkere Anreize zu bieten, damit solche Unternehmen, die an Forschung und Entwicklung im HightechBereich interessiert sind oder die ihre regionale Hauptgeschäftsstelle nach Korea verlegen wollen, einen besseren Zugang zu finanzieller Unterstützung haben. Letztendlich konzentriert Korea seine Bemühungen auf zwei Ziele: Erstens auf die Förderung von Marktbedingungen, die es Unternehmen erlauben, ihr Geschäftspotenzial in Korea voll auszuschöpfen und zweitens auf die Zusage, Korea unternehmensfreundlicher zu gestalten.

Liberalisierung des Kapitalmarktes Bei seinen Bemühungen, den Kapitalmarkt weiter zu entwickeln, verfolgt Korea gleichzeitig zwei Strategien, die miteinander verknüpft sind: Erstens soll der Kapitalmarkt liberalisiert werden, wodurch Korea einen größeren Zugang zu ausländischen Währungen und ausländischer Technologie erhalten wird. Zweitens soll der Markt erweitert werden, um die Effizienz des Kapitalmarktes zu steigern. Erhebliche Fortschritte sind auf

dem Weg zur Öffnung des Kapitalmarkts und beim Abbau von Beschränkungen bei Portfolio- und Direktinvestitionen bereits gemacht worden. Ausländische Investitionen sind jetzt in allen Industriebereichen möglich, mit Ausnahme solcher, die die nationale Sicherheit und kulturelle Bereiche, wie die Massenmedien, betreffen. Ausländer, die Grund und Boden für gewerbliche oder andere Zwecke erwerben wollen, werden genauso behandelt wie Einheimische. Sämtliche Beschränkungen hinsichtlich ausländischer Investitionen in koreanische Obligationen und auf dem Finanzmarkt wurden aufgehoben, einschließlich der Höchstgrenze für Investitionen auf dem Aktienmarkt. Ausländische Banken und Versicherungsgesellschaften können in Korea Tochtergesellschaften gründen. Seit dem 25. Mai 1998 können ausländische Investoren ohne ausdrückliche Zustimmung des Firmenvorstands oder der Regierung Anteile an koreanischen Firmen kaufen. Industriezweige im Bereich der Verteidigung und öffentlichrechtliche Körperschaften bilden eine Ausnahme. An einigen öffentlich-rechtlichen Körperschaften können sich ausländische Investoren bis zu 50 Prozent beteiligen. Einheimischen und ausländischen Investoren sind alle Arten von Firmenübernahmen, feindliche eingeschlossen, erlaubt. Alle Finanzinstitute, die gewisse Voraussetzungen erfüllen, können Transaktionen in ausländischer Währung vornehmen. Im Mai 1998 wurde die Höchstgrenze für ausländische Investitionen auf dem koreanischen Aktienmarkt aufgehoben. 2002 wurde das Zertifizierungsverfahren der Bank von Korea abgeschafft und die mühselige Papierarbeit, die Finanztransaktionen von Einzelpersonen und Unternehmen begleitete, vereinfacht. Gleichzeitig wurde die strenge Regulierung des Kapitalflusses erheblich liberalisiert. Um ausländischen Investoren größere Anreize zu bieten, hat sich die Regierung seit 2005 für eine Liberalisierung eingesetzt.

Das globale Zentrum Seoul öffnete im Januar 2008, um ausländischen Unternehmern in Korea mehrsprachige Unterstützung in den Bereichen der Administration und des alltäglichen Lebens zukommen zu lassen.

103

Wirtschaft

Es wurden beispielsweise die Bestimmungen bezüglich ausländischer Direktinvestitionen und des Erwerbs von Wohneigentum im Ausland durch koreanische Staatsbürger gelockert. 2006 wurden alle Kapitaltransaktionen von einem Lizenzsystem in ein einfaches Berichtsystem umgewandelt, was die Liberalisierung von Investitionen nach Korea weiter förderte.

System zur Unterstützung von Investoren Alle Gesetze und Bestimmungen, die sich auf ausländische Direktinvestitionen (FDI) beziehen, sind in einem einzigen Gesetzeswerk zusammengefasst worden, dem “Gesetz zur Förderung ausländischer Investitionen” (FIPA), das im November 1998 in Kraft getreten ist. Seither hat das Gesetz die Gleichbehandlung aller ausländischen Investoren gewährleistet. Das FIPA schafft gewisse Anreize für ausländische Investoren, wie Steuerbefreiungen oder -senkungen. So wird zum Beispiel Hightech-Firmen für einen Zeitraum von sieben Jahren die Körperschafts- und Einkommenssteuer erlassen oder reduziert. Ausländische Firmen, die in Korea investieren wollen, können Grund und Boden, der dem Staat gehört, zu günstigen Raten für maximal 50 Jahre pachten. In manchen Fällen erhalten sie den Grund und Boden auch unentgeltlich. Darüber hinaus wurden Freie Investitionszonen für groß angelegte Direktinvestitionen eingerichtet. Die Regierung hebt immer mehr Importbeschränkungen auf, so Seminar für Ausländer über das Leben in Korea Als Teil ihrer Langzeitstrategie zur Anziehung ausländischer Direktinvestitionen hat die koreanische Regierung ein Seminar für neu angereiste Geschäftsleute über das Leben in Korea ausgerichtet.

104

dass immer weniger Produkte verzollt werden müssen. Dienstleistungssektor: Die Liberalisierung des Dienstleistungssektors war in Korea mit Schwierigkeiten verbunden, da das Dienstleistungsgewerbe noch verhältnismäßig rückständig war. Dennoch hat die Regierung eine Reihe von einseitigen Maßnahmen zur völligen Öffnung des Dienstleistungssektors ergriffen. So ist zum Beispiel der Markt für Lebensversicherungen schon jetzt für ausländische Versicherungsagenten frei zugänglich. Für ausländische Banken gelten dieselben Regelungen wie für einheimische. Für ausländische Investoren im Einzel- und Großhandel gibt es nur noch in ganz wenigen Bereichen Beschränkungen. Der Werbemarkt, der zunächst nur für Jointventures mit ausländischer Minderheitsbeteiligung offen war, ist nun in vollem Umfang für ausländische Investoren zugänglich. Schutz des geistigen Eigentums: Die Regierung ist sich bewusst, dass ein weitreichender Schutz geistigen Eigentums für den technologischen Fortschritt Koreas und für stabile wirtschaftliche Beziehungen zu seinen wichtigsten Handelspartnern äußerst wichtig ist. Deshalb sind seit 1987 grundlegende Reformen zum Schutze des geistigen Eigentums eingeführt worden. Das neue koreanische Urhebergesetz sieht einen Anziehung ausländischer Direktinvestitionen Südkorea schafft für ausländische Investoren ein unternehmensfreundliches Umfeld.

105

Wirtschaft

umfassenden Schutz sowohl für Werke ausländischer als auch koreanischer Autoren vor. Das Urheberrecht wird für die Lebensdauer eines Autors und 50 Jahre darüber hinaus geschützt. Durch eine Sondergesetzgebung ist das Urheberrecht auch auf das geistige Eigentum an ComputerSoftware ausgedehnt worden.

Hafen in Gwangyang, ein logistisches Zentrum für Nordostasien im Südwesten Koreas

106

Der Agrarmarkt: Wie in vielen anderen Ländern hat die Agrarpolitik in Korea weitreichende soziale und politische Auswirkungen, die eine Liberalisierung erschweren. Die besondere Sensibilität der koreanischen Landwirtschaft ist darauf zurückzuführen, dass das Verhältnis der von einem koreanischen und einem US-amerikanischen Bauern zu nutzenden Fläche 1:57 beträgt, d.h., dass die koreanischen Bauern keinesfalls so wettbewerbsfähig sein können, wie die amerikanischen. Dennoch bemüht sich die koreanische Regierung, den Markt für landwirtschaftliche Produkte weiter zu öffnen. Gleichzeitig ergreift sie Maßnahmen, um die Wettbewerbsfähigkeit der koreanischen Bauern zu erhöhen. Im Dezember 1998 wurde eine Arbeitsgruppe gegründet, deren Aufgabe es war, den Zeitplan der Importliberalisierung für landwirtschaftliche Produkte bis Ende 1991 zu überprüfen. Überarbeitete Pläne haben dazu beigetragen, eine

umfassendere Liberalisierung durchzuführen und die Marktöffnung zu beschleunigen. Während der Gespräche der Uruguay-Runde über landwirtschaftliche Produkte hat sich die koreanische Regierung zudem verpflichtet, den Marktzugang für verschiedene landwirtschaftliche Produkte zu verbessern.

Logistikzentrum der Weltklasse Der im März 2001 eröffnete Internationale Flughafen Incheon verfügt über hochmoderne Einrichtungen und ebensolche Verkehrsnetzwerke. Aufgrund seiner strategischen Lage erfüllt der neue Flughafen alle Voraussetzungen, um zu einem führenden Logistik- und Beförderungszentrum in Nordostasien zu werden. Pläne über die Expansion des Flughafens sehen die Einrichtung einer Freihandelszone, eines internationalen Geschäfts- sowie eines gesonderten Wirtschaftsbereiches vor. Der Internationale Flughafen Incheon hat seit seiner Eröffnung im März 2001 einen kontinuierlichen Anstieg des

Frachtaufkommen im Hafen und Verladungsquote (Einheit: Millionen Tonnen) Frachtaufkommen

Verladungsquote 35,5% 35,4%

34,9%

31,1%

35,5%

14,52

35,1%

34,5%

36,3% 17,48 15,22

17,93

15,95

13,19 11,89

26,9% 9,99 9,12

2000

2001

2002

2003

2004

2005

2006

2007

2008

Quelle: Ministerium für Land, Transport und maritime Angelegenheiten

107

Wirtschaft

Frachtaufkommens erlebt. 2006 wurden 2,34 Millionen Tonnen internationale Luftfracht abgefertigt. Incheon wurde in Bezug auf das Luftfrachtaufkommen zum zweitgrößten Flughafen der Welt. Auf internationalen Seewegen fahren koreanische Containerschiffe verschiedene Häfen in Süd- und Nordamerika, Europa, Australien, Afrika und im Mittleren Osten an. Ausländische Ozeandampfer, Kreuzfahrtschiffe und Personenbeförderungsfrachter laufen häufig koreanische Häfen an. Zudem stieg auch das Frachtaufkommen in den Häfen kontinuierlich — von 11,89 Millionen Standardcontainern (TEU) 2002 auf 17,48 Millionen 2007. Das wurde erreicht durch den Ausbau der Hafenanlagen und einen verbesserten Güterumschlag im Hafen Busan und in den Häfen von Gwangyang und Incheon. 2007 fertigte der Hafen Busan 13,26 Millionen TEU ab und rangiert damit in Bezug auf die Menge der abgefertigten Container seit vier Jahren in Folge weltweit auf Platz fünf.

Frachtaufkommen und Verladungsquote auf dem Internationalen Flughafen Incheon (Einheit: Millionen Tonnen) Frachtaufkommen

Verladungsquote 50,1%

46,7%

48,1% 46,2%

46,4%

49,2%

46,2% 2,56

44,2%

2,42

2,34 2,13

2,15

2004

2005

1,84 1,70

1,18

2001

2002

2003

Quelle: Incheon International Airport Corporation (IIAC)

108

2006

2007

2008

Internationales Geschäftsviertel Songdo (IBD) Das Geschäftsviertel Songdo ist ein professionell geplantes, internationales Geschäftszentrum, das auf 1.500 Morgen künstlich aufgeschüttetem Land entlang des Hafengebietes von Incheon errichtet wurde. Es liegt etwa 65 km südlich von Seoul und wird über eine 11 km lange Autobahnbrücke mit dem Internationalen Flughafen Incheon verbunden.

Konjunkturaussichten Seit dem Beginn der Finanzkrise 1997 hat sich Korea schnell in die Weltwirtschaft integriert. Die Regierung hat ein neues Modell umgesetzt: Koreanische Unternehmen werden an internationale Standards angepasst, Arbeitskräfte gefördert und die technologische Entwicklung vorangetrieben, um die Effizienz der Institutionen zu erhöhen. Wie rasch und wie intensiv sich die Wirtschaft erholen wird, hängt im Wesentlichen davon ab, wie schnell es gelingt, die Unternehmen umzustrukturieren, in welchem Maße sich die Haushalte an eine größere Unsicherheit auf dem Arbeitsmarkt anpassen und das Vertrauen der Investoren wiedergewonnen werden kann. Die Regierung wird die Reformen strikt durchführen, sie wird die Umstrukturierung des Finanzmarktes und der Unternehmen fortsetzen und gleichzeitig eine flexible Makroökonomie anstreben, die das Wachstum befördert. Es ist Koreas Ziel, die Probleme zu lösen, deren Wurzeln in der Vergangenheit liegen und eine Wirtschaftsstruktur zu schaffen, die geeignet ist, die Herausforderungen des 21. Jahrhunderts zu bewältigen.

109

Wirtschaft

im Überblick

Wunder Ostasiens In den vergangenen vier Jahrzehnten war Koreas eindrucksvolles Wirtschaftswachstum Teil dessen, was als “Wunder Ostasiens” bezeichnet wurde.

Handelsvolumen

857

728

333

113 11

1974

1988

2000

Quelle: Ministerium für wissensbasierte Wirtschaft

110

2007

2008

(Einheit: Milliarden US$)

2008 Bedeutende Exportprodukte Produkte

Wert 43,1

Schiffe

37,8

Erdölprodukte

Schnurlose Kommunikationsgeräte

35,7

Autos

34,9

32,8

Halbleiter

29,8

Stahlblechprodukte

Flachbildschirme und Sensoren

18,3

Autoteile

14,0

Kunstharz

13,4

Computer

Quelle: Korea International Trade Association

10,7

(Einheit: Milliarden US$)

111

GESELLSCHAFT

8 Gesellschaft Sozialfürsorge Arbeitsmarkt Wohnungswesen Gesundheitswesen Soziale Sicherheit Stellung der Frau Bildung Das Schulsystem Sonderschulen und außerschulische Bildung Korea-Studien Medien Zeitungen und Nachrichtenagenturen Fernsehen Radio

Gesellschaft 114 Gesellschaft

Gesellschaft Sozialfürsorge Arbeitsmarkt Seit dem Beginn der Industrialisierung Anfang der 1960er Jahre hat sich die Beschäftigungsstruktur in Korea sehr verändert. 1963 waren die meisten Menschen, nämlich 63 Prozent, in der Land- und Forstwirtschaft und in der Fischerei beschäftigt, 2008 waren es nur noch 7,2 Prozent. Gleichzeitig ist die Beschäftigungsrate im tertiären Sektor (Dienstleistungsgewerbe) von 28,3 Prozent der insgesamt Erwerbstätigen im Jahr 1963 auf 75,4 Prozent 2008 gestiegen. In der zweiten Hälfte der 1970er Jahre war der koreanische Arbeitsmarkt großen Veränderungen unterworfen. Mit seinen arbeitsintensiven Industrien, wie der

Zusammensetzung der Arbeitskräfte in der Industrie Primär

2008 2000 1990 1980

7.2% 7,2%

Sekundär

17,4% 7.2%

10,6%

Tertiär

75.0% 75,4%

20,4% 17,9%

69,0% 27,6%

34,0%

54,5% 22,5%

50,4%

1970

43,5% 14,3%

63,0%

1963

35,3% 8,7%

28,3%

Quelle: Korea National Statistical Office Anmerkung: Der Begriff "primär" bezieht sich auf die Bereiche Land- und Forstwirtschaft und Fischerei, "sekundär" meint den Bergbau- und den Produktionssektor und "tertiär" den Bereich des Sozialkapitals (SOC) und andere Dienstleistungsbereiche.

114

Herstellung von Textilien und Schuhen, war Korea weltweit wettbewerbsfähig. In den 1970er und 1980er Jahren konzentrierte sich die Regierung in Reaktion auf das Wirtschaftswachstum auf das Angebot und die Ausbildung von Arbeitskräften. Die Heranbildung qualifizierter Arbeitskräfte und die Bereitstellung von Arbeitsvermittlungsagenturen für schlecht ausgebildete Arbeitskräfte waren zwei große politische Vorhaben, um den Mangel an Arbeitskräften infolge der Industrialisierung zu beheben. Ab der zweiten Hälfte der 1980er Jahre führte die Konzentration auf das quantitative Wachstum zu einer Ungleichheit zwischen den einzelnen sozialen Schichten und Regionen. Der Schwerpunkt der Politik verlagerte sich daraufhin auf die Förderung von Wohlfahrt und die Schaffung von sozialer Gleichberechtigung. Deshalb wurde, abgesehen von vielen anderen Maßnahmen, ein Gesetz zur Regulierung des Mindestlohns (1986) und ein Gesetz zur Wahrung der Chancengleichheit bei der Einstellung (1987) sowie ein Gesetz zur Förderung der Beschäftigung von Behinderten und deren beruflicher Rehabilitation (1990) verabschiedet. Anfang der 1990er Jahre verabschiedete die Regierung mehrere bahnbrechende Gesetze, um das Problem der Arbeitslosigkeit systematisch anzugehen, das wegen der Im Trainingszentrum der Doosan Heavy Industries werden ausländische Ingenieure über den Bau und den Betrieb von Kraftwerken unterrichtet.

115

Gesellschaft

Verlangsamung des wirtschaftlichen Wachstums entstanden war. Dazu gehörten ein Gesetz zur Arbeitslosenversicherung (1993), ein Gesetz zur Beschäftigungspolitik (1995) und ein Gesetz zur Förderung der Berufsausbildung (1997). Um der Arbeitslosigkeit Herr zu werden und das soziale Netz zu festigen, wurde im Oktober 1999 das Gesetz zur Arbeitslosenversicherung dahingehend geändert, dass allen Arbeitnehmern, auch Teilzeitbeschäftigten und gelegentlich Beschäftigten, eine Arbeitslosenunterstützung zusteht. Individuell zugeschnittene Aktionspläne (IAPS) für Empfänger von Arbeitslosenunterstützung sind dahingehend erweitert worden, dass sowohl junge als auch ältere Menschen erfasst werden. Ziel ist es, sie zu ermutigen, sich intensiver um eine Beschäftigung zu bemühen. Als Antwort auf die zunehmende Notwendigkeit einer lebenslangen Weiterbildung hat die Regierung Investitionen in die berufliche Weiterbildung schrittweise ausgebaut. Sinkende Geburtenraten führen zu einer Überalterung der arbeitenden Bevölkerung. Um dem Problem entgegenzuwirken, wurden Schritte unternommen, die Beschäftigtenrate von Frauen zu erhöhen. Diese beinhalteten Maßnahmen gegen die berufliche Diskriminierung und solche zur Erleichterung der Vereinbarkeit von Arbeit und Familie. Zudem wird nach Lösungen gesucht, einen Karriereeinbruch aufgrund einer Schwangerschaft zu verhindern. Außerdem wurden eine Reihe anderer Maßnahmen Beschäftigungsentwicklung (Tausend Personen, %)

Bevölkerung älter als 15 Jahre

Wirtschaftlich aktive Bevölkerung

2001

36.579

Quote der Teilnahme an Gesamt Erwerbstätig Nicht erwerbstätig wirtschaftlichen Aktivitäten 22.471 21.572 899 61,4

2002

36.963

22.921

22.169

752

62,0

3,3

2003

37.340

22.957

22.139

818

61,5

3,6

2004

37.717

23.417

22.557

860

62,1

3,7

2005

38.300

23.743

22.856

887

62,0

3,7

2006

38.762

23.978

23.151

827

61,9

3,5

2007

39.170

24.216

23.433

783

61,8

3,2

2008

39.598

24.347

23.577

769

61.5

3.2

Jahr

Quelle: Korea National Statistical Office

116

Erwerbslosenquote 4,0

Apartment-Komplex in Seoul

ergriffen, um die Beschäftigung von älteren Menschen zu fördern. Dazu gehören die Erhöhung des Rentenalters, eine Reform des Lohnsystems und der Abbau von Vorurteilen gegenüber älteren Menschen sowie das Eintreten gegen die Diskriminierung dieser Altersgruppen.

Wohnungswesen Wie in anderen Ländern ging auch in Korea die Industrialisierung einher mit einer starken Urbanisierung. 1960 lebten nur 27,7 Prozent der Koreaner in Städten, 2000 waren es 88,3 Prozent. Dieser Trend ist jedoch rückläufig; 2005 lebten 81,5 Prozent der koreanischen Bevölkerung in Städten. Diese schnelle Bevölkerungszunahme in den städtischen Gebieten führte zu einem Wohnungsmangel und zu Status Wohnungsbau (Tausend Einheiten)

2008

371

2006

470

2000

433

1990

750

1980 1970

212 115 Quelle: Ministerium für Land, Transport und maritime Angelegenheiten

117

Gesellschaft

unerschwinglichen Grundstückspreisen. Um das Wohnungsproblem zu lösen und die Mieten zu stabilisieren, wurde seitens der Regierung alles getan, um genügend Bauland zur Verfügung zu stellen und den Bau kleiner Wohnungen zu ermöglichen. 1988 hat die Regierung einen Wohnungsbauplan verabschiedet, durch den in der Zeit von 1988 bis 1992 zwei Millionen Wohnungen bereitgestellt werden sollten. Tatsächlich sind in diesem Zeitraum mehr als die geplanten zwei Millionen, nämlich 2,7 Millionen Wohnungen gebaut worden. Dieses massive Wohnungsangebot hat zu einer deutlichen Stabilisierung der Immobilienpreise beigetragen. Im Zeitraum von 1993 bis 1997 stellte die Regierung jährlich durchschnittlich 500.000 bis 600.000 Wohneinheiten zur Verfügung. In Folge dieser Bemühungen stieg das Wohnungsangebot von 72,4 Prozent 1990 auf 107,1 Prozent 2006. Steigende Grundstückspreise und ein moderner Lebensstil, der aufgrund des wirtschaftlichen Wachstums möglich wurde, haben dazu geführt, dass immer mehr Menschen in Apartmenthäusern wohnen. 1985 waren nur 13,5 Prozent der Wohneinheiten Apartments, 2005 waren es 52,5 Prozent. In Korea sind die meisten Apartments, wie die Eigentumswohnungen in den USA, im Besitz von einzelnen Familien.

Gesundheitswesen Aufgrund der erfolgreichen wirtschaftlichen Entwicklung hat sich der Gesundheitszustand des koreanischen Volkes in den Dreidimensionale HochgeschwindigkeitsComputertomographie (CT)

118

vergangenen vier Jahrzehnten deutlich verbessert. 1960 hatten Frauen eine Lebenserwartung von 54 Jahren, Männer von 51 Jahren. 2007 stieg die Lebenserwartung für Frauen auf 82,7 Jahre, bei Männern auf 76,1 Jahre. Die Kindersterblichkeit und die Sterblichkeit von Frauen während der Schwangerschaft sind stark zurückgegangen. Erreicht werden konnte das nur durch eine bessere Ernährung und ein effektiveres Gesundheitswesen. Immer mehr Menschen nehmen ärztliche Hilfe in Anspruch, daher ist der Anteil der medizinischen Kosten an den gesamten Haushaltskosten entsprechend gestiegen. 1985 betrugen die Ausgaben für medizinische Hilfe pro Kopf 85.000 Won, bis 2003 stiegen sie auf 840.133 Won. Ein Gesundheitswesen in Form von Krankenversicherung und medizinischer Unterstützung wurde erstmals 1977 eingeführt. Bis 1980 waren aber insgesamt nur 29,5 Prozent der Bevölkerung in irgendeiner Form krankenversichert; im Dezember 2007 waren 96,3 Prozent der Bevölkerung krankenversichert, die restlichen 3,7 Prozent konnten Unterstützung für medizinische Leistungen in Anspruch nehmen. Das Versorgungssystem mit medizinischen Einrichtungen und medizinischem Personal hat sich kontinuierlich verbessert. 1975 gab es insgesamt 11.188 Krankenhäuser und Kliniken (einschließlich der Kliniken mit Naturheilverfahren); die Zahl stieg 2007 auf 52.914. Inzwischen ist die Zahl der zugelassenen Ärzte, die 1975 bei Zugelassenes medizinisches Personal pro Person (Personen)

Quelle: National Statistical Office Anmerkung: Medizinisches Personal umfasst Mediziner, Zahnmediziner, zugelassene Pharmazeuten, Hebammen und Krankenpflegepersonal.

119

Gesellschaft

Ausländische Ehepartner koreanischer Staatsangehöriger können mittlerweile kostenlose medizinische Kontrolluntersuchungen in Anspruch nehmen.

16.800 lag, auf 91.393 im Jahr 2007 gestiegen. Die Kombination aus modernster medizinischer Technologie und geringen medizinischen Kosten hat zu einem bemerkenswerten Zuwachs ausländischer Patienten geführt, die sich in Korea behandeln lassen. 2008 haben sich insgesamt etwa 28.000 Patienten aus dem Ausland in Korea medizinisch behandeln lassen. Zu den gefragtesten Behandlungsformen zählten allgemeine Gesundheitschecks, Hautbehandlungen und kosmetische Chirurgie. Die koreanische Regierung hat ebenfalls den Aufbau einer Infrastruktur unterstützt, die es Patienten aus dem Ausland ermöglicht, umfassende Dienstleistungen in Anspruch zu nehmen.

Soziale Sicherheit Seit Ende der 1980er Jahre sind verschiedene Sozialversicherungssysteme eingeführt worden. Dazu gehörten die Erweiterung der Krankenversicherung und der medizinischen Unterstützung (1988 und 1989), die Einführung eines Nationalen Rentenservice 1988 sowie die Einführung einer Arbeitslosenversicherung 1995. Die Regierung hat mit diesen Maßnahmen alle Voraussetzungen dafür geschaffen, eine Gesellschaftsordnung aufzubauen, die das Wohlergehen ihrer Bürger sicherstellt. Das Nationalen Rentenservice-System erfasst alle in Korea wohnhaften Personen zwischen 18 und 60 Jahren, unabhängig von ihrem Einkommen. Mit diesem System will man vor allem Beschäftigte unterstützen, die in wirtschaftliche Schwierigkeiten geraten. Es 120

Respektvoller Umgang mit Senioren

gibt aber auch Wohlfahrtsprogramme für diejenigen, die nicht aktiv am Erwerbsleben teilnehmen. Sie sehen eine Unterstützung bei den Lebenshaltungskosten und bei der medizinischen Versorgung vor. Aufgrund des steigenden Lebensstandards und der verbesserten ärztlichen Versorgung ist das Durchschnittsalter der Koreaner stark gestiegen, d.h., die Zahl der Älteren hat sich im Laufe der Jahre erheblich erhöht. 1960 wurden nur 2,9 Prozent der Bevölkerung 65 Jahre alt oder älter. 2008 waren es 10,3 Prozent und 2018 werden aller Voraussicht nach 14,3 Prozent der Bevölkerung 65 Jahre alt oder älter sein. Es wurden folgende Maßnahmen zur Unterstützung älterer Personen umgesetzt: Bereitstellung direkter staatlicher Fördermittel für ältere Menschen, die unter dem Existenzminimum leben, Einführung einer Basis-Altersrente, Erweiterung von Beschäftigungsmöglichkeiten für ältere Arbeitnehmer durch die Schaffung angemessener Arbeitsplätze sowie die Einrichtung von Arbeitsvermittlungszentren, Stärkung des Gesundheitssystems Vier Sozialversicherungsprogramme Programm

Jahr der Einführung

Hauptanliegen

Staatliche Rente

1988

Einkommenssicherheit

Krankenversicherung

1977

Medizinische Versorgung

Arbeitslosenversicherung

1995

Entlastung für Erwerbslose

Arbeitsunfallversicherung

1964

Ausgleichszahlung im Fall eines Arbeitsunfalls

Quelle: http://www.4insure.or.kr

121

Gesellschaft

für Ältere — die Beispiele schließen die Einführung eines Langzeit-Gesundheitssystems für Ältere ein — und die Gründung verschiedener Arten von öffentlichen Einrichtungen für Ältere. Das im Januar 2008 eingeführte System der Basis-Altersrente wurde für die über 65-jährigen einkommensschwachen Menschen geschaffen, die ein Anrecht auf eine Rente haben. Das im Januar 2008 eingeführte Langzeit-Gesundheitssystem für Ältere wurde aus der Perspektive der Sozialversicherung entwickelt, um den Gesundheitszustand älterer Menschen zu verbessern und die von den Familien getragene Finanzlast zu senken, indem Gesundheitsfürsorge für diejenigen garantiert wird, die an Altersdemenz und Lähmungen leiden. Mit der Stärkung sozialer Sicherheitsmaßnahmen seit Ende der 1980er Jahre wurden weitreichende Verbesserungen im Bereich der Behindertenfürsorge erreicht. Behinderte werden nun in 15 Kategorien unterteilt. Allein 2008 wurden 2,23 Millionen als Behinderte registriert. Als Teil ihrer fortlaufenden Bemühungen um den Abbau der von behinderten Menschen getragenen Finanzlast, hat die Regierung die Erwerbsunfähigkeitsentschädigung und die Erwerbsunfähigkeitsentschädigung für Kinder eingeführt. Zudem hat sie sich dafür eingesetzt, die Zahl der Arbeitsplätze für Behinderte zu erhöhen. Vor Kurzem wurden Dienste eingerichtet, um die Teilnahme Behinderter an gesellschaftlichen Aktivitäten zu unterstützen. Korea ist bereits eine Partei der UNBehindertenrechtskonvention. In diesem Zusammenhang sicherte das im April 2008 in Kraft getretene Gesetz über das Diskriminierungsverbot von Behinderten und deren Rechtlichen Schutz Korea den Status, das zweite Land Asiens zu sein, das ein solches Gesetz verabschiedete.

Stellung der Frau In der traditionellen koreanischen Familie war die Rolle der Frauen weitgehend auf das Haus beschränkt. Schon in jungen Jahren wurden sie in den konfuzianischen Tugenden der Unterordnung und Ausdauer unterwiesen, um sie auf die Rolle als Ehefrau und Mutter vorzubereiten. Anders als Männer durften Frauen nicht aktiv am gesellschaftlichen Leben teilnehmen, und ihr Aufgabenbereich 122

beschränkte sich auf den Haushalt und die Familie. Mit der Gründung der Republik 1948 erhielten die Frauen das verfassungsmäßige Recht auf Ausbildung und Arbeit sowie das Recht, am öffentlichen Leben teilzunehmen. Im März 2005 unternahm die Regierung einen weiteren großen Schritt in Richtung einer Gleichberechtigung von Männern und Frauen, indem sie das Hoju-Familienregistersystem abschaffte, das dem Oberhaupt eines Haushalts besondere Rechte zuwies. Die juristische Sonderstellung des Familienoberhaupts war eines der deutlichsten Beispiele für die Diskriminierung von Frauen. Die Abschaffung dieses Systems legte den Grundstein für ein neues Verständnis von Familie, das auf demokratischen Werten und der Gleichheit der Geschlechter basiert. Mit fortschreitender wirtschaftlicher Entwicklung und steigendem Lebensstandard hat sich auch der Bildungsstandard der Frauen deutlich verbessert. In Korea ist der Besuch der Grund- und Mittelschule Pflicht. Der Besuch dieser Schulen ist kostenlos. 2005 besuchten 100 Prozent der koreanischen Kinder eine Grundschule. Fast ebenso viele Kinder, Jungen und Mädchen gleichermaßen, besuchen die Mittel- und Oberschulen. Insgesamt gehen 84,0 Prozent der männlichen Schüler nach der Oberschule zum College oder zur Universität, bei den Schülerinnen sind es 83,5 Prozent, also fast genauso viele. Die Zahl der Schülerinnen, die sich in Korea am College einschreiben, liegt deutlich über dem Weltdurchschnitt. Die Industrialisierung hat die Zahl der berufstätigen Frauen stetig ansteigen lassen: von 37,2 Prozent 1965 auf 49,9 Prozent 2008. Nach Berufen unterteilt, arbeiteten 1975 nur 2 Prozent der Frauen in gehobenen oder leitenden Positionen, während 3,7 Prozent einer Bürotätigkeit nachgingen. 2008 jedoch lag die Zahl der Frauen in gehobenen oder leitenden Positionen bereits bei 19,8 Prozent und die Zahl der Frauen, die eine Bürotätigkeit ausübten, bei 17,1 Prozent. Koreanische Frauen engagieren sich heutzutage in vielen verschiedenen Bereichen und leisten einen beträchtlichen Beitrag zur Gesellschaft. In letzter Zeit haben Frauen in einigen Bereichen große

Südkoreas erste Astronautin, Yi So-yeon

123

Gesellschaft

Staatsanwältinnen lächeln während der Feierlichkeiten anlässlich ihrer offiziellen Ernennung auf dem Regierungskomplex Gwacheon.

Fortschritte erzielt, vor allem im Bereich der Regierungsarbeit. So ist zum Beispiel die Zahl der Parlamentarierinnen deutlich gestiegen; in der 16. Nationalversammlung (2000-2004) gab es 16 Frauen (5,9 Prozent), in der 18. Nationalversammlung (20082012) sind es 43 (14,4 Prozent). Bei der letzten Anwaltsprüfung waren 38,2 Prozent der erfolgreichen Kandidaten Frauen. Unter denen, die ihr Examen für den höheren Dienst oder den Auswärtigen Dienst bestanden, machten Frauen 51,2 bzw. 65,7 Prozent aus. Fast alle von ihnen wurden Richterinnen, Staatsanwältinnen, Regierungsbeamtinnen auf mittlerer Ebene oder traten in den diplomatischen Dienst ein.

Bildung Die Koreaner haben seit alters her großen Wert auf Bildung gelegt, nicht nur zum Zwecke der persönlichen Weiterbildung, sondern auch als wichtigste Grundvoraussetzung für die Selbstverwirklichung. In den 80er Jahren des 19. Jahrhunderts wurden moderne Schulen eingerichtet. Mit der Gründung der Republik Korea 1948 begann die koreanische Regierung mit der Einführung eines modernen Bildungssystems. 1953 wurden sechs Jahre Grundschulausbildung Pflicht. Heute weist Korea eine der niedrigsten Analphabetenraten der Welt auf, und es ist eine Tatsache, dass der hohe Bildungsstand des Volkes die grundlegende Ursache für den raschen wirtschaftlichen Aufschwung ist, den die Nation in den letzten drei Jahrzehnten erzielt hat. 124

Das Schulsystem Das Schulsystem in der Republik Korea besteht aus ein- bis dreijährigen Vorschulen und Kindergärten, sechsjährigen Grundschulen, dreijährigen Mittelschulen, dreijährigen Oberschulen und vierjährigen Colleges und Universitäten, an denen man auch promovieren kann. Es gibt auch zwei- bis dreijährige Fachoberschulen und Berufsschulen. Der Besuch der Grundschule ist Pflicht. Die Grundschulen sind fast zu 100 Prozent ausgelastet. 2002 wurden drei Jahre Schulpflicht auch für die Mittelschule eingeführt. Obwohl der Besuch der Vorschule nicht Pflicht ist, wird man sich ihrer Bedeutung in den letzten Jahren zunehmend bewusst. Die Vorschulerziehung wird als sehr wichtiges Mittel betrachtet, die soziale Ungleichheit zu beseitigen, einer größeren Zahl von Frauen die Möglichkeit zu geben, außerhalb des Hauses zu arbeiten und damit die niedrigen Geburtenraten zu steigern. In Korea ist die Zahl der Kindergärten von 901 im Jahr 1980 auf 8.344 im Jahr 2008 gestiegen. Seit 1999 führt die Regierung ein landesweites Projekt durch, um die Ausbildungskosten von Fünfjährigen aus sozial schwachen Familien zu bezuschussen. Seit 2004 gibt es auch gestaffelte Zuschüsse für Drei- bis Vierjährige. Außerdem seit 2005 wurden Bestimmungen erlassen, um Haushalten mit zwei und mehr Kindern einen Zuschuss zu den Ausbildungsgebühren zukommen zu lassen. Aufgrund dieser Maßnahmen haben Kinder aus unterprivilegierten Gesellschaftsschichten größere Chancen, an Grundschüler zeigen ihre Zeichnungen von Dokdo, Koreas östlichstem Gebiet.

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Gesellschaft

der Vorschulausbildung teilzuhaben. Auf diese Weise entsteht mehr Gerechtigkeit im Bildungswesen. 1960 betrug die durchschnittliche Zahl der Schüler pro Lehrer in den Grundschulen 58,8. Diese Zahl wurde bis 2008 auf 21,3 reduziert. Grundschullehrer müssen eine vierjährige Lehrerausbildung an der Universität durchlaufen oder entweder an der Ewha Womans University oder an der Korea National University of Education einen Abschluss in Grundschulerziehung machen. Nach Abschluss der Grundschule besuchen die Kinder im Alter von 12 bis 14 Jahren die 7. bis 9. Klasse einer Mittelschule. Dort kamen 2006 auf einen Lehrer 19,4 Schüler, 1975 waren es Bildungssystem

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Mittelschüler lernen Chemie in ihrem Labor

noch 43,2 Schüler. Es gibt zwei Arten von Oberschulen in der Republik Korea, allgemeinbildende und berufsbildende. Diejenigen, die eine berufsbildende Oberschule besuchen wollen (die Gebiete wie Agrar-, Ingenieur- und Wirtschaftswissenschaften bis hin zu Meereskunde abdeckt), können die Schule wählen, die sie besuchen möchten und werden auf der Grundlage einer Aufnahmeprüfung zugelassen, die von der jeweiligen Schule durchgeführt wird. Der Lehrplan dieser Schulen sieht in der Regel 40-60 Prozent allgemeinbildende Kurse vor, der Rest sind berufsbildende Kurse. 2008 gab es 697 berufsbildende Oberschulen mit 487.492 Schülern. Unter den allgemeinbildenden Oberschulen gibt es verschiedene, die sich auf bestimmte Fächer wie Kunst, Sport, Wissenschaft und Fremdsprachen, spezialisiert haben. Das Ziel dieser Schulen ist es, denjenigen eine angemessene Ausbildung zuteil werden zu lassen, die auf diesen Gebieten über besondere Fähigkeiten verfügen. Die Kurse an den allgemeinbildenden Oberschulen dienen der Vorbereitung für den Eintritt in die Universität. Im Jahr 2008 gab es 1.493 allgemeinbildende Oberschulen mit 1,42 Millionen Schülern. Rechnet man beide Formen der Oberschulen zusammen, lag die Rate der Mittelschüler, die 2008 eine Oberschule besuchten, bei 99,7 Prozent. Es gibt verschiedene Arten von Institutionen, an denen man eine Hochschulausbildung absolvieren kann: Colleges und Universitäten mit einem auf vier Jahre festgelegten Lehrplan 127

Gesellschaft

Studenten auf dem Universitätscampus

Berufsausbildung für Behinderte

(sechs Jahre in den Fächern Medizin und Zahnmedizin), pädagogische Hochschulen (vier Jahre), Fachhochschulen (zwei Jahre), eine Universität zur Ausbildung von Journalisten, Fernuniversitäten sowie verschiedene andere, gemischte Schultypen mit Hochschulstatus, an denen zwei- bis vierjährige Kurse angeboten werden. Im Jahr 2008 gab es 405 Institutionen für eine weiterführende Ausbildung mit einer Gesamtzahl von 3,56 Millionen Studenten und 73.072 Lehrkräften. Colleges und Universitäten unterliegen strengen Einschreibungsbeschränkungen. Über die Qualifikation eines jeden Bewerbers wird anhand der Oberschulzeugnisse sowie einer nationalen Aufnahmeprüfung entschieden.

Sonderschulen und außerschulische Bildung Menschen mit Behinderung können in Sonderschulen oder in speziell für sie eingerichteten Klassen in allgemeinbildenden Schulen eine Ausbildung erhalten. Im Jahr 2008 erhielten insgesamt 71.484 behinderte Schüler eine gezielte Förderung. Von diesen besuchten 23.400 eine Sonderschule und 48.084 wurden in speziellen Klassen an regulären allgemeinbildenden Schulen unterrichtet. Seit 2008 gibt es in Korea 149 Sonderschulen für Behinderte. Darunter waren sieben Schulen für psychisch kranke Schüler, zwölf Schulen für Schüler mit Sehbehinderungen, 18 für Schüler mit körperlichen Behinderungen, 1 für Schüler mit

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E-learning hat begonnen, die Gesellschaft durch die schlichte Bereitstellung von Material und die Verbesserung der Lernmethoden zu beeinflussen. Es hat den Bildungsrahmen erweitert und umfasst den gesamten Cyberspace-Bereich. Es führt zur Entwicklung eines allgegenwärtigen Bildungssystems und zu einer Gesellschaft, die sich in einem lebenslangen Lernprozess befindet.

Sprachbehinderungen und 95 für Schüler mit verlangsamter geistiger Entwicklung. Mit einem zunehmenden Bewusstsein für die Bedürfnisse behinderter Menschen gibt es auch wachsende Bemühungen, sie in allgemeine Schulen zu integrieren. Immer mehr Schulen stellen Personal zur Unterstützung der Sondererziehung ein und stellen Einrichtungen für Schüler mit Behinderungen zur Verfügung. Um Schüler aufzunehmen, die unter chronischen Gesundheitsproblemen leiden, fördert die Regierung auch den Bau von Schulen im Bereich von Krankenhäusern. Zur Verbesserung der Qualität der Sonderschulen gründete die Regierung 1994 das Staatliche Institut für Sonderschulen, das für die Forschung auf dem Gebiet der Bildung in Sonderschulen verantwortlich ist und dafür sorgen soll, dass die Öffentlichkeit eine größere Sensibilität für die Bedürfnisse von Behinderten entwickelt. Die Korea National Open University (KNOU) bietet für berufstätige Jugendliche und Erwachsene vierjährige Universitätskurse in Geisteswissenschaften, Sozialwissenschaften, Naturwissenschaften und Erziehungswissenschaften an. Der Unterricht wird durch verschiedene Medien, wie Internet, Kabelfernsehen, Radio, Video- und Audioaufnahmen, vermittelt. Durchschnittlich 100 Kurse pro Semester werden über den offenen Universitätssender und den Fernsehsender KNOU-TV angeboten, der überall im Land über Kabel und Satellit

129

Gesellschaft

empfangen werden kann. Der Sender strahlt durchschnittlich 16 Stunden pro Tag dreißigminütige Vorlesungen aus. KNOU sendet 33 halbstündige Radiobeiträge und bietet Online-Kurse an, um die Teilnahme der Studierenden zu überprüfen. Diejenigen, die in diesen Vorlesungen die vorgeschriebene Anzahl von Punkten erreichen, erhalten den gleichen Abschluss wie an normalen Colleges und Universitäten. Es werden auch entsprechende Programme für die Oberschule angeboten. Es gibt auch andere Arten der Fortbildung. Dazu gehören Kurse, die von staatlichen oder privaten Organisationen angeboten werden, um Jugendlichen oder Berufstätigen die Chance zu geben, sich beruflich weiterbilden oder ihnen neue Ideen für die Freizeitgestaltung zu vermitteln.

Korea-Studien Die Bezeichnung “Korea-Studien” tauchte nach der Befreiung Koreas von Japan 1945 auf. Akademische Kreise waren darum bemüht, die Forschung über Korea, einschließlich seiner Geschichte, Kultur, sowie seines sozialen und politischen Systems, zu fördern. Während der 35 Jahre dauernden Kolonialherrschaft wurde die Forschung entweder völlig unterdrückt oder durfte nur vom Standpunkt der Japaner aus betrieben werden, d.h. durch den Filter der japanischen Sichtweise. Während die Zahl der ausländischen Wissenschaftler, die sich mit der Korea-Forschung beschäftigen, in den vergangenen Jahrzehnten zunahm, hat die Regierung die Forschung im eigenen Land durch die Gründung der Akademie Internationale Konferenz über Korea-Studien

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Seminare über die Kultur helfen ausländischen Studenten, den Rhythmus der traditionellen Musik zu erfassen.

für Korea-Studien 1978 und der Graduiertenschule für KoreaStudien 1980 gefördert. Seit Februar 2009 sind an dieser staatlichen Akademie 540 Magister- und 275 Doktortitel in vier Bereichen — Geisteswissenschaften, Kultur und Kunst, Sozialwissenschaften und Internationale Korea-Studien — verliehen worden. Gegenwärtig sind an der Akademie 206 koreanische und ausländische Studenten für die Magister- und Promotionsstudiengänge eingeschrieben. Ausländische Studenten sind nach Abschluss ihres Studiums in ihre Heimatländer zurückgekehrt, wo sie als Professoren oder Wissenschaftler in der Koreanistik tätig sind. Koreanische Studiengänge stoßen bei den Intellektuellen in Übersee auf zunehmendes Interesse. Kurse mit dieser Thematik werden inzwischen in über 735 Universitäten in China, Japan, Thailand, Dänemark, den USA, Russland, der Schweiz, Deutschland, Polen, der Ukraine, Ungarn und in vielen anderen Ländern angeboten.

Medien Zeitungen und Nachrichtenagenturen Die koreanische Presse existiert nun schon seit mehr als 100 Jahren. Die erste moderne Zeitung Dongnip Sinmun (“Die Unabhängige”) wurde 1896 von Dr. Seo Jae-pil gegründet. Diese zweisprachige Zeitung erschien dreimal wöchentlich mit 131

Gesellschaft

Die erste Ausgabe der Dongnipsinmum ("Die Unabhängige") vom 7. April 1896. Es war Koreas erste, in Hangeul verfasste Zeitung in Privatbesitz.

einer Auflage von 300 Exemplaren auf vier kleinformatigen Seiten. Die ersten drei Seiten waren in koreanischer, die letzte in englischer Sprache geschrieben. In den darauf folgenden Jahrzehnten sahen die koreanischen Zeitungen ihre größte Herausforderung darin, das Nationalgefühl des koreanischen Volkes zu stärken und das Augenmerk der Koreaner auf die sich rasch wandelnde Welt zu lenken. Die Zeitungen spielten eine wichtige Rolle bei den Unabhängigkeitsbewegungen während der japanischen Besatzung (1910-1945). Die Chosun Ilbo und die Dong-A Ilbo sind die beiden ältesten Zeitungen in Korea; beide wurden 1920, unmittelbar nach der historischen “Unabhängigkeitsbewegung des 1. März”, gegründet. Beide Zeitungen sind für ihren unabhängigen Standpunkt und ihren bedeutenden Einfluss auf die öffentliche Meinung bekannt. An dieser Haltung hielt man auch während der Gründung der Republik Korea 1948 fest. Mit einem breiten Spielraum für Kritik an der Bürokratie waren Zeitungen immer ein Vorreiter für soziale Veränderungen. Koreanische Zeitungsverlage haben in den letzten Jahren erhebliche Summen in moderne Druckanlagen und Ausrüstungen investiert. Die meisten Tageszeitungen arbeiten mit einem computergesteuerten Schriftsetz- und Redigierverfahren und sind in der Lage, mehrfarbig zu drucken. Es gibt zwei große Nachrichtenagenturen in Korea: Yonhap News und Newsis. Yonhap News hat im Inland ein weit verzweigtes Netzwerk und unterhält zudem 42 Büros in Übersee — in Europa, den USA, im Mittleren Osten, in Südostasien und in Südamerika. Die Agentur Newsis, die 2001 zugelassen wurde, bietet seit Juni 2002 ihre Nachrichtendienste an.

Fernsehen Das Zeitalter des Fernsehens begann in Korea 1956 mit der Eröffnung eines privaten und eines kommerziell betriebenen Fernsehsenders. Dieser wurde jedoch 1959 durch ein Feuer zerstört. Im Dezember 1961 wurde der öffentlich-rechtliche Sender KBS-TV als erster Sender mit einem umfassenden

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Vorführung der TVVernetzung von zu Hause aus

Programm in Betrieb genommen. Eine weitere Rundfunkanstalt, TBC-TV, nahm ihren Betrieb im Dezember 1964 auf. Die Munhwa Broadcasting Company gründete im August 1969 Koreas dritten Fernsehsender, MBC-TV. Durch die Fusionen im Medienbereich in den späten 1980er Jahren kam es zu einem Zusammenschluss von TBC-TV und KBS, aus dem KBS-2 entstand. Der Sender EBS (Educational Broadcasting System), der unter der Aufsicht des Erziehungsministeriums stand, ging 1990 auf Sendung. Er sendet Bildungsprogramme für Schüler und Studenten, Kulturprogramme und Dokumentarfilme. Nach Inkrafttreten des neuen Rundfunkgesetzes im Juni 2000 wurde EBS eine öffentlich-rechtliche Körperschaft. SBS (Seoul Broadcasting System), ein Privatsender, strahlt seit 1990 Programme aus. Die ersten lokalen Privatsender, PSB (Busan Broadcasting Corp.), TBC (Daegu Broadcasting Corp.), KBC (Gwangju Broadcasting Company) und TJB (Daejeon Broadcasting Corp.), wurden 1995 gegründet, um die Kultur und Wirtschaft in den einzelnen Regionen zu fördern. Eine zweite Gruppe von privaten Fernsehstationen strahlt seit 1997 aus: iTV (Incheon Television Corp.), UBC (Ulsan Broadcasting Corp.), CJB (Cheongju Broadcasting Corp.) und JTV (Jeonju Television Corp.). Einige der Fernsehanstalten existieren nicht mehr, andere wurden umbenannt. Zusätzlich gingen Gangwon Television Broadcasting (GTB) und Jeju Free International City Broadcasting System (JIBS)

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Gesellschaft

Koreas MultimediaMobiltelefon LG Electronics Mobiltelefon mit DMB(Digital Multimedia Broadcasting) Funktion

2001 bzw. 2002 auf Sendung. Der Sender iTV änderte 2007 seinen Namen in OBS (Open Broadcasting Station). Die Fernsehsender KBS, MBC, SBS und EBS, begannen in der zweiten Hälfte 2001 mit der Ausstrahlung digitaler Programme innerhalb des Seouler Stadtgebiets. 2002 wurde das Gebiet auf das gesamte Einzugsgebiet Seouls und die umliegenden Gebiete ausgeweitet. Kabelfernsehen gibt es in Korea seit 1970. Es wurde vor allem von denjenigen begrüßt, die aufgrund der geographischen Lage oder anderer Umstände einen schlechten Fernsehempfang hatten. Seit den späten 1980er Jahren ist ein wachsender Bedarf an Kabelfernsehen zu verzeichnen, da der Wunsch nach mehr Information und mehr Unterhaltung in der Öffentlichkeit immer größer wird. Das Kabelfernsehen steckte 1990 noch in der Experimentierphase. Ende 2005 konnten bereits 14,0 Millionen Abonnenten ihr Fernsehprogramm in 77 Themenbereichen auf 70 Kabelkanälen empfangen. Heutzutage versuchen insbesondere die zuständigen Unternehmen, das Kabelfernsehen von analog auf digital umzustellen. Seit 1995 hat Korea drei Telekommunikationssatelliten, Mugunghwa Nr. 1, 2 und 3, ins All geschickt und sich somit 168 Satellitenkanale gesichert, auf denen Programme im Bereich

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des Sports, der Musik, der Bildung und der Unterhaltung ausgestrahlt werden. Die Korea Digital Broadcasting (KDB) strahlt seit März 2002 per Satellit aus und ermöglichte Ende 2008 ca. 2 Millionen Kunden den Empfang auf diversen Kanälen. Die Satelliten trugen auch dazu bei, dass Korea zu einer der führenden Nationen im Bereich der Informationstechnologie wurde. 2005 wurde DMB (Digital Multimedia Broadcasting) in Korea eingeführt. Während sich Korea gegenwärtig seiner sechs Terrestrischen DMB (T-DMB)-Unternehmen rühmt, die über zehn Millionen Nutzer verzeichnen, verfügt es ledigleich über ein Satelliten-DMB (S-DMB)-Unternehmen mit zwei Millionen Nutzern. Sowohl T-DMB als auch S-DMB verfügen über eine hinreichend gute Qualität, um in der U-Bahn empfangen werden zu können. Die Entwicklung des IPTV (Internet Protocol Television) hat Korea ebenfalls den Weg geebnet, zu einer der führenden Nationen im Bereich der Informationstechnologie zu werden. Laut Angaben des Kommunikationsausschusses Korea (KCC), sind seit Februar 2009 insgesamt 1,8 Milliarden IPTV-Nutzer registriert. Als Teil der fortdauernden Bemühungen, die Kommerzialisierung des IPTV voranzutreiben, haben sich die Telekommunikationsunternehmen darauf verständigt, 2008 die gewaltige Summe von 1,5 Billionen KRW (1,5 Milliarden USDollar) in Netzwerke, Plattformen, Digitalempfänger und Inhalte zu investieren. In seinem 2007 veröffentlichten Bericht über die 'Perspektiven der IPTV-Industrie' hat das Institut für Elektronikund Telekommunikationsforschung (ETRI) prognostiziert, dass sich die Zahl der IPTV-Nutzer bis Ende 2009 auf 2,5 Millionen und bis 2012 auf 3,3 Millionen belaufen werde. Für 2008 sagte es zudem einen Marktumfang von mindestens 540 Milliarden KRW (5,4 Milliarden US-Dollar) und für 2009 von etwa 660 Milliarden KRW (6,6 Milliarden US-Dollar) voraus.

Radio Radiosendungen gab es in Korea erstmals 1927, nachdem die japanische Kolonialmacht eine Radiostation in Seoul

135

Gesellschaft

Koreas globales englischsprachiges Kabelnetz “Arirang”

www.arirang.co.kr

eingerichtet hatte. Später übernahm die amerikanische Militärregierung die Station und gründete den Sender KBS (Korean Broadcasting System). Bis 1954 war er der einzige Sender, dann wurde der Sender CBS (Christian Broadcasting System) gegründet, eine private, hauptsächlich mit kirchlicher Unterstützung betriebene Radiostation, die Bildungsinhalte und religiöse Programme in Kombination mit Nachrichten und Unterhaltung sendete. Im Dezember 1956 nahm eine weitere christliche Organisation, die Evangelical Alliance Mission, die Far Eastern Broadcasting Station in Incheon in Betrieb. Der erste kommerzielle Hörfunksender, die Busan Munwha Broadcasting Station, wurde 1959 gegründet. Es folgten weitere private Sender. Die MBC (Munhwa Broadcasting Company) begann mit dem Sendezeichen KLKV im Dezember 1961 mit der Ausstrahlung, gefolgt von zwei Konkurrenzunternehmen, der DBS (Dong-A Broadcasting Station) 1963 und der TBC (Dongyang Broadcasting Company) 1964. Weitere Veränderungen folgten 1990, als eine Anzahl von Radiostationen, die sich auf ein bestimmtes Gebiet spezialisiert hatten, ihren Betrieb aufnahm. Der Sender TBS (Traffic Broadcasting Station), den die Stadt Seoul betreibt, wurde im Juni 1990 eingerichtet, dann folgte der staatliche Sender EBS

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Studio von “Bae Chul-soo’s Music Camp", dem Popmusik-Radiosender von MBC

(Educational Broadcasting Station). Auch die Peace Broadcasting Foundation, ein katholischer Sender, und das Buddhist Broadcasting System wurden 1990 gegründet. Im März 1991 begann der private Seouler Sender, Seoul Radio Station, mit der Ausstrahlung speziell in Seoul und Umgebung. 1997 wurden weitere fünf lokale Radiosender, die auf UKW ausstrahlen, eingerichtet. Derzeit gibt es 202 Radiosender in der Republik Korea, von denen 153 auf UKW, 47 auf Mittel- und zwei auf Kurzwelle für im Ausland lebende Koreaner senden. Trotz der zunehmenden Popularität des Fernsehens erfreut sich das Radio immer noch einer wachsenden Zuhörerschaft.

Bedeutende fremdsprachliche koreanische Zeitungen und Netzwerke (Stand: Februar 2008)

Medien

Sprache

Homepage

Korea Times

Englisch

Korea Herald

Englisch

http://www.koreaherald.co.kr

JoongAng Daily

Englisch

http://joongangdaily.joins.com

Arirang TV KBS worldnet

http://www.koreatimes.co.kr

Englisch

http://www.arirang.co.kr

Englisch, Chinesisch Japanisch

http://www.kbsworld.net

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Gesellschaft im Überblick

Das Durchschnittsleben der Koreaner

Schüler der Mittel- und Oberschule, die im Ausland lernen 15.697

15.327

2006

2007

(Personen) 12.252

3.692 2.024

1995

2000

2005

Quelle: Korean Educational Development Institute

Die Zahl der Kindergärten in Korea stieg von 901 im Jahr 1980 auf 8.344 im Jahr 2008

Die Fertilitätsrate lag 2008 bei 1,19

Der Anteil der Absolventen der Mittelschule, die 2008 in die Oberschule aufstiegen, betrug 99.7%

Durchschnittliche Zeiteinteilung von Oberschülern Fertilitätsrate 4,53 (Personen) 8,3% Anderes

2,82

14%

40,8%

Freizeit

1,57

1,47

Schlafen,

24 Essen, Std. Körperpflege 1,19

36,9%

usw.

Lernen

1970

1980

1990

2000

2008

Quelle: Korea National Statistical Office

138

Quelle: Korea National Statistical Office, 2004

Erwerbstätigkeit und Bildungsniveau (Tausend Personen)

College, Absolventen der Universität & Höheres Bildungsniveau

8.676

Absolventen der Oberschule

9.654

Absolventen der Mittelschule & Niedrigeres Bildungsniveau

5.247

Quelle: Korea National Statistical Office, 2008

Das Durchschnittsalter der Frischvermählten betrug 2008 bei Männern 31,4 Jahre und bei Frauen 28,3 Jahre.

Die durchschnittliche Lebenserwartung betrug 2007 bei Männern 76,1 Jahre und bei Frauen 82,7 Jahre.

Lebenserwartung Frauen

Männer 2007

76,1

75,2

79,0

2005

2006

82,7

80,4

85,8 (Jahre)

Quelle: OECD Health Data, 2008

139

KUNST UND KULTUR

9 Kunst und Kultur UNESCO-Schätze in Korea Bildende Künste Literatur Malerei Musik und Tanz Schauspiel und Film Museen und Theater

Kunst und Kultur

Kunst und Kultur Die Koreaner haben aufgrund der topographischen Besonderheiten ihres Landes — eine Halbinsel, die aus dem größten Kontinent der Welt hervorragt — verschiedene spezifische Eigenheiten entwickelt. Die ozeanischen und kontinentalen Einflüsse prägten die Identität der Bewohner, die wiederum Kunst und Kultur prägte. Im Lauf von Jahrtausenden haben sich die Koreaner und die vorherrschenden Kulturen des asiatischen Kontinents gegenseitig beeinflusst, trotz der peripheren Lage Koreas im Nordosten. Es ist bemerkenswert, dass das Land eine ganz eigene, ausgeprägte Kultur entwickelt hat, obwohl es religiöse Strömungen und Traditionen aus anderen asiatischen Regionen aufgenommen hat. Man spricht in diesem Zusammenhang von der “Zentralität der koreanischen Kultur”. Aufgrund dieser topographischen Einflüsse entwickelten die Koreaner einen friedliebenden und gleichzeitig dynamischen Charakter und schufen so eine Kultur, die gleichzeitig kontemplativ und dynamisch, lebensbejahend und gefühlsbetont ist.

UNESCO-Schätze in Korea Welterbe Die UNESCO hat in Anerkennung der Einzigartigkeit der koreanischen Kultur einige ihrer Kulturschätze auf die Liste des

142

Weltkulturerbes gesetzt. 1995 fügte die UNESCO den BulguksaTempel und die Seokguram-Grotte, beide in Gyeongju, in der Provinz Geongsangbuk-do gelegen ebenso hinzu wie die Holzblöcke der Tripitaka Koreana zum Druck buddhistischer Schriften, das Janggyeongpanjeon (die alte Lagerstätte dieser Holzblöcke) im Haeinsa-Tempel in der Provinz Gyeongsangnamdo und den Jongmyo-Schrein in Seoul. Der Changdeokgung-Palast in Seoul und die Festung Hwaseong in Suwon wurden 1997 auch in die Liste eingetragen. Im Jahr 2000 wurden zwei weitere koreanische Kulturschätze in die Liste aufgenommen: die prähistorischen Dolmen in Gochang, Hwasun und Ganghwa und das gesamte Gebiet von Gyeongju, der Hauptstadt des alten Silla-Reiches (57 v.Chr. 935 n.Chr.), wo unzählige Kulturschätze und historische Stätten sorgfältig erhalten werden. 2007 nannte die UNESCO Koreas Vulkaninsel Jejudo und ihre Lavagrotten eine naturgegebene Besonderheit von außergewöhnlicher Schönheit, die Zeugnis von der Geschichte unseres Planeten ablegt. 2009 wurden 40 königliche Gräber der Liste hinzugefügt. Sie waren gemäß der alten Theorie der Prophezeiung angelegt worden, die ihrerseits auf der Topografie basiert, die im Englischen unter ihrem chinesischen Namen Feng Shui bekannt ist. Der Tempel Bulguksa und die Seokguram-Grotte wurden zur Zeit des Silla-Königreichs ab dem Jahr 751 über einen Zeitraum von 23 Jahren vom Obersten Minister, Kim Dae-seong (701Der majestätische Eingang zum Bulguksa-Tempel

143

Kunst und Kultur

Die wichtigste Räumlichkeit der Seokguram-Grotte ist dieser Rundbau

144

774), erbaut. Es ist überliefert, dass Kim als Sohn eines Obersten Ministers wiedergeboren wurde, weil er in seinem vorherigen Leben der rechtschaffende Sohn einer armen Witwe war. Er selbst wurde Oberster Minister, trat aber im Jahr 750 von diesem Amt zurück, um den Bau des Tempels Bulguksa zu überwachen und so die Eltern seines derzeitigen Lebens zu ehren. Zur Ehrung der Eltern seines frühreren Lebens ließ er die Seokguram-Grotte erbauen. Bulguksa diente der öffentlichen Verehrung des Königs und die Seokguram-Grotte seiner persönlichen Verehrung. Errichtet auf einer Reihe von Steinterrassen, scheint der Tempel auf natürliche Weise aus dem felsigen Terrain der bewaldeten Ausläufer des TohamsanBerges herauszuragen. Zum Bulguksa-Tempel gehören die Seokgatap- (Pagode des historischen Buddha) und die Dabotap-Pagode (Pagode der vielen Schätze), die Cheongungyo- (Brücke der blauen Wolke), die Baegungyo-(Brücke der weißen Wolke) und die ChilbogyoBrücke (Brücke der sieben Schätze) — die drei Treppen werden Brücken genannt, da sie symbolisch von der diesseitigen Welt in das Land Buddhas, Bulguk, führen. Ferner finden sich in- und

außerhalb der Tempelanlagen einige vergoldete BuddhaStatuen und andere herausragende Kunstschätze. Zwei der schönsten Pagoden Koreas findet man im Hof der Daeungjeon-Halle. Die 8,3 Meter hohe Seokgatab-Pagode (Pagode des Sakyamuni) und die 10,5 Meter hohe DabotabPagode (Pagode der zahlreichen Schätze) wurden beide um 756 erbaut. Die Seokgatab-Pagode zeichnet sich durch einen insgesamt eher maskulinen, schlichten Charakter aus. Ihre erhabene Würde deutet auf den geistigen Aufstieg durch die Befolgung der Lehren des Sakyamuni hin. Die Dabotab-Pagode ist reich verziert, von eher femininer Ausstrahlung und symbolisiert die Komplexität der Welt. Die Seokguram-Grotte wurde zur gleichen Zeit erbaut wie der Bulguksa-Tempel und im Laufe der Jahre mehrfach neu gestaltet. Sie ist eine künstlich geschaffene Steingrotte, in der sich 38 Buddhastatuen befinden. Wie die Bauwerke in der Nähe des Bulguksa-Tempels ist auch sie aus Granit. Sie besteht aus einem rechtwinkligen Vorraum und einer runden Innenkammer mit einem kuppelförmigen Dach. Beide Räume werden durch einen rechtwinkligen Durchgang

Hölzerne Druckplatten der Tripitaka Koreana

145

Kunst und Kultur

Changdeokgung-Palast

Jongmyo-Schrein

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miteinander verbunden. Die aus einem einzigen Granitblock gemeißelte 3,5 Meter hohe Hauptstatue zeigt einen mit gekreuzten Beinen sitzenden Buddha auf einem Lotusthron, dessen Gesicht nach Osten gewandt ist. Seine Augen sind in stiller Meditation geschlossen, und ein gelassener und allwissender Ausdruck spiegelt sich in seinem Gesicht wider. Die Seokguram-Grotte aus der Silla-Zeit ist ein Beispiel dafür, wie groß das Wissen auf den Gebieten der Architektur, Mathematik, Geometrie und Physik zu jener Zeit schon war, und wie gut es gelungen ist, diese Kenntnisse mit Religion und Kunst harmonisch zu verbinden. Die SeokuramGrotte ist eines der größten buddhistischen Meisterwerke Koreas. Das Janggyeonpanjeon, eine zweistöckige Halle im Bereich des Haeinsa-Tempels, dient als Aufbewahrungsort der Tripitaka Koreana, die aus 81.258 hölzernen Druckplatten besteht und die Goryeo-Version des buddhistischen Kanons enthält. Mit der präzisen Wiedergabe von mehr als 52 Millionen chinesischen Schriftzeichen gilt sie als eine der ältesten und umfassendsten Sammlungen der Lehren Buddhas, die heute in der Welt existieren. Der Jongmyo-Schrein wurde 1395, drei Jahre nach Beginn der Joseon-Zeit, errichtet, um die sterblichen Überreste der Könige und Königinnen aufzubewahren. Die traditionellen Ahnengedenkfeiern werden jeden ersten Sonntag im Mai am Jongmyo-Schrein abgehalten. Während dieser Zeremonie wird eine besondere Musik, die so genannte Jongmyo Jeryeak,

gespielt. Der Changdeokgung-Palast wurde 1405 errichtet. Er brannte 1592 während der japanischen Invasion nieder und wurde später erneut aufgebaut. Der Palast an sich ist ein Meisterwerk, der hintere Garten, Huwon genannt, ist jedoch aufgrund seiner wunderschön gestalteten Anlagen besonders erwähnenswert. In diesem Garten, der fast drei Viertel des insgesamt 405.636 qm großen Palastgrundstücks umfasst, sind inmitten eines dichten Waldes auf geschmackvolle Weise malerische Pavillons und Hallen, Lotusteiche, einzigartig geformte Felsen, Steinbrücken, Treppen, Kanäle und Springbrunnen angelegt. Sie alle sind wichtige Bestandteile eines traditionellen Gartens im koreanischen Stil. Die Festung Hwaseong wurde 1796, nach 34 Monaten Bauzeit, in Suwon, südlich von Seoul, fertig gestellt. In die Konstruktion der Festung flossen sowohl die neuesten Technologien und Theorien über militärische Verteidigung ein, als auch ästhetische Prinzipien, um Hwaseong zur fortschrittlichsten Festung der damaligen Zeit zu machen. Sie erstreckte sich über bergiges Gelände und Flachland und umschloss städtisches Gebiet. Hwaseong umfasste vier Haupttore, sieben kleinere Tore, Gefechtsstände, Beobachtungstürme, Festungsmauern, Wachposten und Bunker. Die 5.743 Meter lange Festungsmauer ist größtenteils noch erhalten.

Grabstätten der SillaDynastie in Gyeongju

Dolmen

Die Festung Hwaseong in Suwon

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Kunst und Kultur

Hallasan und Lava-Grotte auf Jeju-do

Das historische Gebiet Gyeongju und die Dolmenstätten der Gemeinden Gochang, Jeollabuk-do; Hwasun, Jeollanam-do und Ganghwa in der Provinz Gyeonggi-do, wurden 2000 ebenfalls der Liste hinzugefügt. Gyeongju war für 1000 Jahre die Hauptstadt des Königreiches Silla; das Gebiet wird aufgrund des Reichtums an historischen Besitztümern als “Museum ohne Wände” bezeichnet. Die Vulkaninsel Jeju und die Lavagrotten umfassen zusammen drei Orte auf einer Fläche von 18.846 ha. Einer dieser Orte ist Geomunoreum, das mit seinen vielfarbigen Karbonatdecken und -böden sowie seinen schwarzen Lavawänden überall als das schönste Lavahöhlensystem betrachtet wird. Ein weiterer Ort ist der festungsähnliche Krater Seongsan Ilchulbong, der sich aus dem Ozean erhebt und Hallasan, Südkoreas höchster Berg, mit seinen Wasserfällen, vielgestaltigen Felsformationen und seinem kleinen Kratersee. Diese Orte überragender Schönheit bezeugen ebenfalls die Geschichte des Planeten, seine Besonderheiten und Prozesse, die unsere Welt gestalteten. Die königlichen Gräber der Joseon-Dynastie wurden in Anlehnung an die Prinzipien des Konfuzianismus, der

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herrschenden Ideologie der Zeit, und des “Pungsu”, der koreanischen Version der geografischen Weissagung erbaut, die in China als Feng Shui bekannt ist. Sie sind von einer Art Schönheit, die in den Gräbern anderer Länder kaum zu finden ist. Die Gräber werden als Zeugen gepriesen, die aufgrund der räumlichen Gestaltung, des architektonischen Designs, der Nutzung und der Größe der Steinobjekte die Ansichten über die Natur und über das Universum während der Jeseon-Zeit reflektieren. Der kulturelle Wert der Gräber wird auch in der Aufrechterhaltung der Ahnenbräuche während der langen Geschichte der Jeseon-Dynastie bis heute sichtbar.

Die königlichen Gräber der Joseon-Dynastie

Welterbe 1997 legte die UNESCO ein Register zum Schutz bedrohter Aufzeichnungen und Dokumente an, mit dem Ziel, solche Schriften zu erhalten, die zum Zeitpunkt ihrer Entstehung neue technologische Horizonte eröffneten. In dieses Register wurden aus Koreas schriftlichen Hinterlassenschaften das Hunminjeongeum (Korrekte Laute zur Unterweisung des Volkes), das Joseonwangjosillok (Annalen der Joseon-Dynastie), das Buljo Jikjisimcheyojeol (Ausgewählte Predigten

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Kunst und Kultur

Hunminjeongeum

Joseon Wangjosillok

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buddhistischer Weiser und Seon-Meister), das Seungjeongwon Ilgi (Tagebücher des königlichen Sekretariats), die hölzernen Druckplatten der Tripitaka Koreana, diverse buddhistische Schriften und die Uigwe (Königliche Protokolle der JoseonDynastie) aufgenommen. Das Hunminjeongeum war der Vorläufer eines Lehrbuches für den Unterricht des Hangeul, des koreanischen Alphabetes, das von König Sejong dem Großen, dem vierten König der Joseon-Zeit (Regierungszeit: 1418 - 1450), entwickelt wurde. Das neue Alphabet wurde 1446 eingeführt. Das Joseonwangjosillok entstand aus der Tradition, für jede Regentschaft ein historisches Dokument anzulegen. Es beginnt 1413 mit den Annalen von König Taejo, dem Gründer und ersten König des Joseon-Reichs, und wurde bis zum Niedergang des Reiches fortgeführt. Diese Annalen wurden von den Historikern des “Amtes für die Sammlung von Annalen” (Chunchugwan) aufgezeichnet. Um ihren Erhalt zu gewährleisten, fertigte man Kopien an, die in speziellen Lagerstätten im ganzen Land aufbewahrt wurden. Das Buljo Jikjisimcheyojeol, das 1372 von dem Mönch Baegun (1398-1374) verfasst wurde, enthält die Grundlagen des Seon(Zen-) Buddhismus. Die Schlüsselwörter des Titels “Jikjisimche” wurden einer berühmten Redensart über das Erlangen der Erleuchtung durch das Praktizieren des Seon entnommen. Eine Schlussschrift auf der letzten Seite des Buches besagt, dass es 1377 mit beweglichen Metall-Lettern im Tempel Heungdeoksa gedruckt wurde, etwa 70 Jahre vor dem Druck der GutenbergBibel in Deutschland. Es ist also das älteste, mit beweglichen

Buljo Jikjisimcheyojeol

Seungjeongwon Ilgi

Metall-Lettern gedruckte Buch der Welt. Das Seungjeongwon, das Königliche Sekretariat zur Zeit des Königreichs Joseon, war verantwortlich für das Verfassen des Seungjeongwonilgi, eines detaillierten Berichts über die täglichen Ereignisse und den offiziellen Zeitplan des Königshofes, der vom ersten König des Joseon-Reiches Taejo (Regierungszeit: 1392- 1398) bis zum letzten König Sunjong (Regierungszeit: 1907-1910) geschrieben wurde. Heute existieren allerdings nur 3.243 dieser Tagebücher. In den Seungjeongwonilgi ist die größte Sammlung von authentischen, historischen Informationen und Staatsgeheimnissen des Königreichs Joseon enthalten. Sie dienten als Primärquelle für die Annalen des Königreichs Joseon, ihr historischer Wert ist also noch größer, als der der Annalen. Bei der Goryeo Daejanggyeong (Goryeo-Dynastie-Tripitaka), die modernen Wissenschaftlern als “Tripitaka Koreana” bekannt ist, handelt es sich um eine Sammlung der Tripitaka (buddhistische Schriften). Im Auftrag der Könige der GoryeoDynastie (918-1392) wurde sie im 13. Jahrhundert in 81.258

Uigwe: Königliche Protokolle der JoseonDynastie

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Kunst und Kultur

Donguibogam

Jongmyojeryeak (Königliche rituelle Ahnenmusik)

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hölzerne Druckplatten geschnitzt. Sie wird gegenwärtig im Haeinsa-Tempel in der Provinz Gyeongsangnam-do aufbewahrt. Eine einzigartige Form von dokumentarischer Hinterlassenschaft ist die Uigwe, eine Sammlung Königlicher Protokolle der 500 Jahre währenden Joseon-Dynastie. Als umfassende und systematische Sammlung von Schriften und Bildern handelt es sich um detaillierte Beschreibungen bedeutender Feierlichkeiten und Riten am Hof der Joseon-Ära. Ihr besonderer Stil dokumentarischer Hinterlassenschaft ist nirgendwo sonst in der Welt zu finden. Donguibogam (Prinzipien und Anwendung der östlichen Medizin) ist eine Enzyklopädie des medizinischen Wissens und der Behandlungstechniken, zusammengefasst und herausgegeben von Heo Jun (1539-1615) Anfang des 17. Jahrhunderts, mit Unterstützung von Medizinexperten und Literaten, gemäß den Anweisungen des königlichen Hofes. Die Arbeit zeigt die Entwicklung der Medizin in Ostasien und darüber hinaus. In Bezug auf das Gesundheitssystem wurden Vorbilder der präventiven Medizin und der öffentlichen

Gesundheitsfürsorge durch den Staat entwickelt, bei denen es sich bis zum 19. Jahrhundert praktisch um beispiellose Ideen handelte.

Immaterielles Kulturerbe Zum Schutz des mündlichen und immateriellen Erbes der Menschheit beschloss die UNESCO 1998, auch Meisterwerke aus diesem Bereich in ein Register aufzunehmen. Seit der ersten Bekanntmachung dieses Beschlusses im Jahr 2001 wurden drei immaterielle Kulturschätze Koreas zu Meisterwerken erklärt. Zu diesen gehören Jongmyojerye und Jongmyojeryeak (Königliche Ahnenriten und königlich rituelle Musik), Pansori (Epischer Gesang) und das Gangneung-DanojeFestival. Jongmyojerye sind die Ahnengedenkriten, die für die Unterhaltung der Könige und Königinnen der Joseon-Zeit am königlichen Ahnenschrein Jongmyo, der ihre Ahnentafeln beherbergt, abgehalten wurden. Jongmyojeryeak, die königliche rituelle Ahnenmusik, wurde während der Riten aufgeführt. Botaepyeong (“Großen Frieden bewahren”) war eine aus elf Teilen bestehende Suite, die von rituellem Tanz begleitet war und die zivilen Errungenschaften der Gründer der Dynastie pries. Jeongdaeeop (“Eine große Dynastie gründen”) war eine Suite aus 15 Teilen, die die militärischen Errungenschaften rühmte. Diese beiden Werke wurden 1447 verfasst. Zwei zusätzliche Stücke, die als Jongmyoakjang bekannt sind, entstanden einige Jahre später. Hunderte von Priestern, Musikern, Tänzern und Dienern nehmen an dem Ereignis teil, das die Feierlichkeit und Großartigkeit konfuzianischer Rituale widerspiegelt. Es ist ein seltenes Beispiel für ein immaterielles kulturelles Meisterwerk, das seine Originalform 500 Jahre beibehalten hat. Pansori ist ein Genre des musikalischen Geschichtenerzählens, das von einem Sänger mit Trommelbegleitung aufgeführt wird. Diese volkstümlichen, epischen Einzelgesänge, die durch einen ausdrucksstarken Gesang, durch stilisierte Sprache und nachahmende Gesten

Maskentanz beim Gangneung-DanojeFestival

Pansori-Darbietung

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Kunst und Kultur

Maitreya (der Buddha der Zukunft) aus Gold und Bronze aus der Zeit des Königreiches Goguryeo

charakterisiert sind, schließen sowohl aristokratische als auch volkstümliche Kultur ein. Das Wort Pansori setzt sich aus den Bestandteilen Pan (ein öffentlicher Platz, wo sich Menschen versammeln) und Sori (Lied) zusammen. Aufführungen können bis zu acht Stunden dauern, bei denen ein Sänger oder eine Sängerin Texte improvisiert, die sowohl ländliche Dialekte als auch gelehrte literarische Ausdrücke enthalten. Die Vertonung, die Charaktere und die Szenerie des Pansori stammen aus der Joseon-Zeit (1392-1910). Das Danoje-Fest, das gefeiert wird, um für eine gute Ernte zu beten, fällt auf den fünften Tag des fünften Monats nach dem Mondkalender und kennzeichnet das Ende der Gerste- und Reispflanzzeit. Traditionell war dies neben dem Neujahrstag und Chuseok, dem Erntefest, einer der drei wichtigsten Feiertage. Das Gangneung-Danoje-Fest ist das größte traditionelle Fest in Korea. Es findet in der Provinz Gangwon-do, hauptsächlich in der Stadt Gangneung, statt. Es wird im vierten bis Anfang des fünften Monats nach dem Mondkalender gefeiert, dauert also fast vier Wochen. Musik, Tanz, Literatur und Schauspiel haben einen hohen künstlerischen Wert, da das Fest schon seit fast tausend Jahre veranstaltet wird und die Geschichte und das Leben des einfachen Volkes widerspiegelt. Das Fest schließt auch religiöse koreanische Traditionen des Konfuzianismus, des Schamanismus, des Buddhismus und des Taoismus ein und präsentiert eine Vielfalt von Zeremonien und Aufführungen.

Bildende Künste Obwohl die Menschen in der Altsteinzeit begannen, die koreanische Halbinsel zu besiedeln, deuten bestehende Überreste darauf hin, dass die Wurzeln der Bildenden Künste bis in die Jungsteinzeit zurückreichen (6000 v.Chr. -1000 v.Chr.). Felsgravuren in einer Flussuferklippe namens Bangudae in Ulsan an der Südostküste zeigen anschauliche Darstellungen von Tieren. Sie sind eine bemerkenswerte Kunstform aus prähistorischer Zeit. Der ästhetische Sinn dieser Ära spiegelt sich auch in den Waben- und Aubergine-Mustern auf den Töpferwaren des täglichen

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Gebrauchs. In der Bronzezeit (1000 v.Chr.-300 v.Chr.) wurden vielfältige Bronzewaren hergestellt, darunter Spiegel, Glocken und Anhänger. Von den meisten Produkten wird angenommen, dass sie eine Machtstellung anzeigen oder Ehrfurcht erwecken sollten oder zu religiösen Zwecken entworfen wurden. Während der Epoche der Drei Königreiche Goguryeo (37 v.Chr.- 668 n.Chr.), Baekje (18 v.Chr660 n.Chr.) und Silla (57 v.Chr.-935 n.Chr.) hat jedes Reich unter dem Einfluss seiner eigenen einzigartigen geographischen, politischen und gesellschaftlichen Umstände verschiedene Bildende Künste hervorgebracht. Wandmalereien der Gräber des Goguryeo-Reiches, die vornehmlich in der Nähe von Jiban und Pjöngjang gefunden wurden, geben uns eine Vorstellung von der Kunst dieses Königreiches. Die Malereien an den vier Wänden und den Decken der Grabkammern zeigen Figuren, die in glitzernden Farben und in dynamischen Bewegungen festgehalten wurden und illustrieren Ideen über das Leben auf der Erde und im Jenseits. Die Kunst des Königreiches Baekje wird am besten charakterisiert durch die sachte Oberflächenbehandlung und das warme Lächeln, wie die in einen Fels gravierte buddhistische Trias in Seosan verdeutlicht. Archäologen haben prächtige Sammlungen von Gold-Accessoires gefunden, einschließlich Kronen, Ohrringe, Halsketten und Bänder aus den Gräbern von Silla, die sichtbarer Ausdruck von Macht sind. In den Gräbern wurden Goldfäden und -granulate sowie prachtvolle Accessoires gefunden, welche von den hoch entwickelten künstlerischen Fertigkeiten dieses Königreiches zeugen. In der Zwischenzeit führte die offizielle Anerkennung des Buddhismus während der Zeit der Drei Königreiche zur Errichtung buddhistischer Statuen. Ein bedeutsames Beispiel ist die Statue von Maitreya (der Buddha der Zukunft), der sitzend in Meditation versunken ist und seine Wange mit seinem Finger berührt.

Ein Wandgemälde in Ssangyeongchong (die Grabstätte der doppelten Säulen) aus der Zeit des Königreiches Goguryeo

Goldkrone aus dem Königreich Silla

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Kunst und Kultur

Die Göttliche Glocke von König Seongdeok (Ende 8. Jahrhundert) ist die größte ihrer Art in Korea.

Während des vereinten Silla-Reichs (676-935) wurde eine ausgefeilte künstlerische Kultur entwickelt, die aufgrund des kulturellen Austausches mit der Tang-Dynastie (618-907) Chinas deren Einfluss deutlich widerspiegelte. Dennoch war der Buddhismus eine starke Triebkraft für die kulturelle Entwicklung Sillas. Die Seokguram-Grotte, eines der bedeutendsten Zeugnisse der bildenden Kunst zur Zeit des vereinten SillaReiches, ist ein einzigartiges Meisterstück in Bezug auf die majestätisch anmutenden Figuren, ihre realistische und einzigartige Ausdrucksform. Darüber hinaus haben sich die Künstler des Silla-Reiches auch durch die Herstellung von Tempelglocken hervorgetan. Bronze-Glocken, wie die Göttliche Glocke von König Seongdeok, die Ende des 8. Jahrhunderts hergestellt wurde, sind sehr bekannt für ihre eleganten Muster, ihren vollen Klang und ihre beeindruckende Größe. Der hohe Stand der Kunst während des Goryeo-Reiches (918-1392) wird am besten an den Seladon-Produkten deutlich. Die jadegrüne Farbe und die eleganten Muster des GoryeoSeladon sind bestechend schön und unterscheiden sich sehr von den chinesischen Keramikprodukten. Zudem wurde Goryeo-Seladon in vielfältiger Form hergestellt. Bis zur ersten Hälfte des 12. Jahrhunderts war das Goryeo-Seladon für seine klare Farbe bekannt, während in der zweiten Hälfte des Jahrhunderts die Technik des Eingravierens von Mustern in den Ton und das anschließende Ausfüllen der Einbuchtungen mit weiß oder schwarz geschlämmtem Ton als wichtigstes Charakteristikum hervortrat. Die gegenwärtig älteste Holzstruktur aus dieser Epoche ist die Muryangsujeon (Halle des ewigen Lebens) im Buseoksa-

Goryeo

Seladon-Vase mit eingearbeitetem Ton aus der Zeit der GoryeoDynastie

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Sedalon-Krug in Gestalt einer Schildkröte

Muryangsujeon, die älteste Holzstruktur in Korea

Tempel in Yeongju, in der Provinz Gyeongsangbuk-do. Es wird angenommen, dass sie im 14. Jahrhundert gebaut wurde. Es gibt zwei vorherrschende Arten von architektonischen Holzkonstruktionen aus dieser Zeit: Jusimpo (Säulenstützen zur Stabilisierung der Decke) und Dapo (Halterungen, die auf den Balken zwischen Trägern und Säulen befestigt werden). Das Dapo-System wurde eigens für die Errichtung großer Bauwerke entwickelt. Diese beiden Konstruktionsformen blieben bis in die Joseon-Dynastie die Grundlage für Holzbauten. Buncheong, aus grauem Ton gefertigtes Steingut, das mit einer weiß geschlämmten Tonbeschichtung verziert ist, war eine in der Joseon-Dynastie hergestellte Art von Keramik. Sie wurde mit einer Seladon-ähnlichen, grau-blauen Glasur überzogen. Auch weißes und blau-weißes Porzellan ist typisch für diese Epoche. Buncheong-Waren wurden von einfachen Menschen im Alltag verwendet. Sie sind mit aufgelockerten

Joseon

Blau-weiße Porzellanvase mit Bambus- und Kieferbaum-Muster

BuncheongFlasche mit PfingstrosenDesign

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Kunst und Kultur

Yongbieocheonga Die Arbeit preist die Tugenden der Vorfahren des Hauses Yi, der Gründerfamilie der Joseon-Dynastie, und vergleicht sie mit einem tief verwurzelten Baum und der Quelle eines tiefen Gewässers.

Mustern verziert. Weißes Porzellan, das eine perfekte Harmonie zwischen Rundungen und raffinierten Farbtönen darstellt, ist ein Beispiel für vollendete Schönheit. Seit Mitte des 15. Jahrhunderts offenbarte das blau-weiße Porzellan dank der in blauer Kobaltfarbe gemalten pittoresken Muster auf weißem Porzellan einen exzellenten ästhetischen Sinn. Während der Joseon-Dynastie (1392-1910) florierte die traditionelle Bauweise, die im Einklang mit der Naturlandschaft stehen sollte, in großer Vielfalt und Perfektion. Sungnyemun (auch bekannt als Namdaemun) im Zentrum von Seoul ist ein besonders geschätztes Beispiel für den architektonischen Stil der frühen Joseon-Dynastie. Sungnyemun und zahlreiche Tempel sowie Palastgebäude werden unter Anwendung traditioneller Methoden wieder aufgebaut oder saniert. Westliche Architektur setzte sich erst Ende des 19. Jahrhunderts durch, als Kirchen und Amtssitze ausländischer Gesandtschaften von Architekten und Ingenieuren aus dem Ausland gebaut wurden. Mit der Industrialisierung und Urbanisierung Koreas seit den 1960er Jahren hat die Regierung Baupläne vorangetrieben, infolgedessen viele wunderschöne alte Gebäude zerstört und durch unansehnliche Gebäude ersetzt wurden. Allerdings hat es in jüngster Zeit engagierte Diskussionen darüber gegeben, die dazu geführt haben, dass man wieder anfängt darauf zu achten, dass ein Bauwerk harmonisch in die Landschaft passen sollte.

Literatur Die koreanische Literatur wird im Allgemeinen chronologisch in klassische und moderne Epochen unterteilt. Die klassische Literatur entwickelte sich vor dem Hintergrund des traditionellen Volksglaubens der Koreaner; sie wurde auch vom Taoismus, vom Konfuzianismus und am meisten vom Buddhismus beeinflusst. Während der JoseonZeit war der Einfluss des Konfuzianismus am größten.

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Im Gegensatz dazu entwickelte sich die moderne Literatur Koreas aus dem Kontakt mit der westlichen Kultur und folgte dem Trend der Modernisierung. Nicht nur christliches Gedankengut, sondern auch verschiedene künstlerische Strömungen und Einflüsse wurden aus dem Westen übernommen. Als die Bewegungen “Neue Erziehung” und “Nationale Bewegung für Sprache und Kultur” entstanden, verlor die chinesische Schrift, die bis dahin von der herrschenden Klasse verwendet wurde, ihre soziokulturelle Funktion. Die Hyangga-Dichtung der Silla-Zeit markiert den Beginn einer einzigartigen poetischen Form in der koreanischen Literatur. Die Hyangga wurden in der HyangchalSchrift aufgezeichnet, in der die koreanische Sprache unter Verwendung von “Klang” (eum) und “Bedeutung” (hun) der chinesischen Schriftzeichen geschrieben wurde. Vierzehn Gedichte im Hyangga-Stil sind in den Samgungnyusa (Denkwürdiges aus den Drei Königreichen) überliefert. Charakteristisch für die Literatur der Goryeo-Zeit sind der zunehmende Gebrauch von chinesischen Schriftzeichen, das Verschwinden des Hyangga-Stils und das Auftreten der Goryeogayo (Goryeo-Lieder), die bis zur Joseon-Zeit in mündlicher Form überliefert wurden. Die Entstehung des koreanischen Alphabetes, Hangeul, in der frühen Joseon-Zeit markierte einen Wendepunkt in der Geschichte der koreanischen Literatur. Die Partituren (Akjang) solcher Lieder wie Yongbieocheonga (Lieder der am Himmel fliegenden Drachen) wurden in koreanischer Schrift dokumentiert. Das Sijo (aktuelle Melodie) ist repräsentativ für die Dichtung der Joseon-Zeit. Diese Gedichtform wurde bereits in der späten Goryeo-Zeit entwickelt, fand jedoch erst während der JoseonZeit und dem dann vorherrschenden Neo-Konfuzianismus, der während der Song-Dynastie in China zum Tragen kam, weite Verbreitung. Eine andere Form der Dichtung jener Zeit waren die Gasa. Diese zählen zwar zur Kategorie der Gedichte, doch

Honggildongjeon ("Geschichten von Hong Gil-dong", der erste Roman, der in Hangeul veröffentlicht wurde) ist eine sozialkritische Arbeit, in der die Ungerechtigkeiten der Joseon-Gesellschaft, wie die diskriminierende Behandlung nichtehelicher Kinder und die klassenspezifischen Unterschiede, vernichtend attackiert wurden.

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Kunst und Kultur

Sansumunjeon Tonziegel aus dem Königreich Baekje, auf dem die Landschaft als Relief dargestellt wird

werden in ihnen nicht nur menschliche Gefühle zum Ausdruck gebracht, sondern häufig auch moralische Lehren erteilt. Zu den ersten klassischen Erzählungen zählen die Geumosinhwa (Erzählungen von Geumo), von Kim Si-seup in chinesischen Schriftzeichen verfasst, und die Honggildongjeon (Geschichten von Hong Gil-dong), die Heo Gyun in Hangeul schrieb. Mit der Zeit wurde die koreanische Schrift, Hangeul, immer häufiger verwendet, was zur Entwicklung der koreanischen Sprach- und Literaturforschung führte. Die moderne koreanische Literatur entwickelte sich vor dem Hintergrund der zerfallenden feudalistischen Gesellschaft der Joseon-Zeit und der Einführung neuer Ideen aus dem Westen. Als neue Gedichtformen in der modernen Literatur Koreas wurden die Changga (Neue Liedform) und die Sincheshi (Neue Dichtung) gefeiert.

Malerei

Figuren an den Wänden von Muyongchong (Grabstätte) aus der Zeit des Königreiches Goguryeo

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Obwohl koreanische Maler aus der Zeit der Drei Königreiche ein bestimmtes Niveau an Fertigkeiten zeigten, sind die meisten Gemälde verloren gegangen, weil sie auf Papier gemalt waren. Deshalb ist es nur möglich, eine begrenzte Anzahl von Gemälden aus dieser Zeit, wie die Wandgemälde der Grabstätten, zu bewundern. In Ergänzung zu den Wandgemälden von Goguryeo, verweisen die Landschaftsgemälde auf den Fliesen der Gräber in Baekje sowie das Gemälde vom Fliegenden Pferd des Silla-

Geumgangsan-do Panoramablick auf das Geumgang-Gebirge, gemalt von Jeong Seon, Künstler der JoseonDynastie

Reiches auf die Charakteristika und die Qualität der Gemälde aus der Zeit der Drei Königreiche. Diese Arbeiten zeigen dynamische und kräftige Linien, eine harmonische Zusammenstellung und charakteristische Besonderheiten aus dieser Zeit. Aus dem vereinten Silla-Reich ist nur eine Hand voll Gemälde erhalten. Dennoch bezeugen die gemalten Illustrationen von den Lehren der Avatamsaka Sutra (Blumengirlanden-Sutra) die Verfeinerung der Gemälde dieses Zeitalters. Charakteristisch für diese Illustrationen ist eine feine, sehr lebhafte Linienführung. Sowohl die dekorative Kunst als auch die buddhistische

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Kunst und Kultur

"Elster und Tiger", ein beliebtes Thema in der Volksmalerei

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Malerei erlebten während der Goryeo-Dynastie ihre Blütezeit. In dieser Epoche entstand eine große Vielfalt an Gemälden. Bei den aus dieser Zeit erhaltenen Arbeiten handelt es sich vornehmlich um buddhistische Malereien des 13. und 14. Jahrhunderts. Auffallend an diesen Gemälden sind die eleganten Posen, die Darstellung feiner Kleiderfalten und die Verwendung edler Farben. Die Gemälde spiegeln die Blütezeit des Buddhismus wider. Die größten Fortschritte machte die koreanische Malerei zur Zeit der Joseon-Dynastie. Ausgebildete, professionelle Maler und Künstler spielten eine führende Rolle bei der Entwicklung der Malerei. Insbesondere trugen das Wirtschaftswachstum, die politische Stabilität und die ideologische Entwicklung im 18. Jahrhundert dazu bei, dass sich der einzigartige koreanische Malstil durchsetzen konnte. Dieser Trend ist bei der Landschaftsmalerei und der Genremalereien mit säkularen Themen zu beobachten. Jeong Seon (1676-1758) und Kim Hongdo (1745-1816) werden als zwei führende Maler dieser Zeit angesehen. Angeregt von Gemälden aus China (Südschule) bemalte Jeong Seon seine Leinwände mit pittoresken Berglandschaften Koreas und schuf einen unverkennbaren koreanischen Stil. Von allen koreanischen Künstlern hatte er den größten Einfluss auf die Entwicklung des Geschmacks der Intellektuellen dieser Zeit, und dies ist bis heute so geblieben. Eines seiner Meisterstücke ist “Panoramablick auf das Geumgang-Gebirge”. Mittlerweile finden die Gemälde von Kim Hong-do immer größeren Anklang, weil er das tägliche Leben der Bauern, Künstler und Händler eingefangen hat. Seine genauen und heiteren Darstellungen stechen hervor. In den späten Jahren der Joseon-Dynastie haben sich die Malstile immer mehr durchgesetzt. Ungeschulte Maler tauchten auf und schufen Werke im Stil der Volksmalerei, um die große Nachfrage innerhalb der Bevölkerung zu befriedigen. Diese Gemälde zeugen von einer zwanglosen Verwendung bunter Farben sowie stark vereinfachter und stilisierter Muster.

Nach der gewaltsamen Annektierung Koreas durch Japan 1910 wurden die traditionellen Maltechniken nach und nach durch westliche Techniken der Ölmalerei verdrängt, die während dieser Zeit eingeführt und später vorherrschend waren. Nach der Befreiung Koreas von der japanischen Herrschaft 1945 wurde die Tradition der koreanischen Malerei von einer Reihe herausragender Künstler wieder aufgenommen. Gleichzeitig trugen viele koreanische Künstler, die eine Ausbildung in Europa und den Vereinigten Staaten genossen hatten, dazu bei, dass ihr Heimatland mit den zeitgenössischen Trends in der Welt mithalten konnte. In den 1950er Jahren spielte eine staatliche Institution, die “Nationalausstellung”, eine wichtige Rolle bei der Weiterentwicklung der koreanischen Kunst. In der “Nationalausstellung” herrschte eine eher formelle und akademische Atmosphäre, man neigte dazu, Bilder im gegenständlichen Stil auszustellen. Junge Künstler, die in ihren Werken nach Kreativität strebten, versuchten, Kunst im Einklang mit dem neuen Zeitalter zu schaffen. In den späten 1960er Jahren fand ein Wandel in der koreanischen Malerei in Richtung geometrische Abstraktion statt. Eine andere Gruppe von Künstlern zeigte großes Interesse an Themen, die sich mit der natürlichen Einheit von Mensch und Natur beschäftigen.

"Ssireum" (Koreanischer Ringkampf) von Kim Hongdo, Künstler der JoseonDynastie

"US-Karte" von dem berühmten Videokünstler Paik Nam-june, ausgestellt im Smithsonian, Washington, D.C.

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Kunst und Kultur

Koreanische Bilder der 1980er Jahre sind zum großen Teil eine Reaktion auf den Modernismus der 1970er Jahre. In dieser Zeit wollten die Künstler mit ihrer Kunst zu den herrschenden sozialen Verhältnissen Stellung nehmen. Von diesem Zeitpunkt an interessierte man sich für die Moderne und die Post-Moderne. 1995 fand die erste Internationale Biennale in Gwangju, der Hauptstadt der Provinz Jeollanam-do, statt. Dieses Ereignis bot modernen koreanischen Künstlern die Gelegenheit, mit führenden Persönlichkeiten der internationalen Kunstwelt zusammenzutreffen. Eine der bekanntesten Ausstellungen war die Videokunst von Paik Nam-june. Heutzutage wird in Korea sowohl traditionelle Malerei als auch Malerei im westlichen Stil gelehrt, man findet Bilder beider Stilrichtungen. Daher sind die Koreaner im künstlerischen Bereich besonders vielseitig orientiert. Viele koreanische Maler arbeiten in New York, Paris und anderen Zentren der zeitgenössischen Kunst.

Musik und Tanz Aufführung der nationalen klassischen Hofmusik Sujecheon (Langes Leben so ewig wie die Himmel)

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Musik und Tanz dienten der religiösen Verehrung. Diese Tradition wurde während der Zeit der Drei Königreiche fortgeführt. In dieser Zeit wurden mehr als 30 Musikinstrumente

gespielt. Besonders erwähnenswert ist die Hyeonhakgeum (schwarze Kranich-Zither), die Wang San-ak aus dem GoguryeoReich baute. Als Vorlage diente die siebensaitige Zither aus der chinesischen Jin-Dynastie. Ebenfalls erwähnenswert ist die Gayageum (Gaya-Zither), die während der Gaya-Zeit (42-562) populär war. Die zwölfsaitige Gayageum wird auch heute noch in Korea gespielt. Das Goryeo-Reich folgte in seinen früheren Jahren der musikalischen Tradition des Silla-Reiches, später entwickelte es jedoch verschiedene Stilrichtungen. Es gab drei Arten von Musik im Goryeo-Reich: Dangak, Musik der chinesischen TangDynastie, Hyangak oder Dorfmusik und Aak oder Hofmusik. Teile der Goryeo-Musik wurden in der Joseon-Zeit übernommen und werden auch heute noch bei Zeremonien, speziell zur Ahnenverehrung, gespielt. Wie in der Musik übernahm man während des GoryeoReichs auch im Bereich des Tanzes zunächst die Tradition der Drei Königreiche. Später bereicherte man die Musik- und Tanzdarbietungen durch die Einführung von Hoftänzen und religiösen Tänzen aus der chinesischen Song-Dynastie. Während der Joseon-Zeit war die Musik ein wesentliches Element bei Ritualen und Zeremonien. Zu Beginn des JoseonReichs gründeten die Koreaner zwei Einrichtungen, die sich mit Musik beschäftigten und bemühten sich, musikalische Percussion-Instrumente für Samulnori

Kkwaenggwari

Samulnori ist ein aus vier verschiedenen Instrumenten bestehendes Percussion-Ensemble : Kkwaenggwari (kleiner Metall-Gong), Jing (großer Metall-Gong), Janggo (Stundenglasstrommel) und Buk (Fasstrommel).

Jing

Pungmul janggo

Soribuk

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Kunst und Kultur

Rain Populärer Sänger, Tänzer, Model und Schauspieler

Ballerina Kang Sue-jin mit dem Stuttgarter Ballett

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Aufzeichnungen zusammenzustellen. Auf Grund dieser Bemühungen wurde 1493 ein Verzeichnis der Musik, Akhakgwebeom, erstellt. Es unterteilte die Musik, die am Hof gespielt wurde, in drei Kategorien: zeremonielle Musik, chinesische Musik und heimische Lieder. Insbesondere während der Regentschaft König Sejongs wurden die Partituren für einzelne Musikinstrumente neu geschrieben. Neben der Hofmusik pflegte man die Traditionen der Dangak und Hyangak weiter. Volkstänze, wie Bauern-, Schamanen- und Mönchstänze, wurden gegen Ende der Joseon-Zeit beliebt, ebenso wie der Maskentanz, bekannt als Sandaenori, und der Puppentanz. Die Maskentänze, in denen tänzerische Elemente mit Liedern und Erzählungen kombiniert wurden, beinhalteten schamanistische Elemente und richteten sich daher vor allen Dingen an die Landbevölkerung. Die Aufführungen enthielten oft satirische Passagen, die den Adel verspotteten, was das Publikum besonders amüsierte. Der traditionelle Tanz war stark durch konfuzianische und buddhistische Einflüsse geprägt. Der konfuzianische Einfluss wirkte sich oft repressiv aus, während der Buddhismus mehr Toleranz zuließ, was bei den wunderschönen Hoftänzen und den zahlreichen Schamanentänzen für die Seelen der Toten zum Ausdruck kommt. Durch die japanische Besatzung ging eine große Zahl traditioneller Tänze verloren, ebenso wie durch die rasche Industrialisierung und Urbanisierung Koreas in den 1960er und 1970er Jahren. Erst in den 1980er Jahren begannen die Koreaner über eine Renaissance dieser lang vergessenen Tänze nachzudenken. Von den 56 ursprünglich existierenden Hoftänzen sind heute nur noch wenige bekannt. Zu diesen zählen der Cheoyongmu (Maskentanz) aus der SillaZeit, der Hakchum (Kranichtanz) aus der Goryeo-Zeit und der Chunaengjeon (Tanz der Nachtigall im Frühling) aus der JoseonZeit. Um deren Erhalt zu sichern, erklärte die Regierung alle diese Tänze zu “Immateriellen Kulturgütern.” Den Tänzern wurde der Titel “Menschliche Kulturgüter” verliehen, die höchste Auszeichnung für diejenigen, die traditionelle Künste und

traditionelles Kunsthandwerk meisterhaft beherrschen. Die Entwicklung des modernen Tanzes ist solchen Pionieren wie Jo Taek-won und Choe Seung-hui zu verdanken, die während der japanischen Kolonialzeit aktiv waren. Nach der Befreiung wurde 1950 die Ballett-Gesellschaft von Seoul als erste Institution für Ballett und modernen Tanz gegründet. 1893 hörten die Koreaner zum ersten Mal westliche Musik in Form einer christlichen Hymne, ab 1904 unterrichtete man westliche Musik in den Schulen. Changga, eine neue Art von Liedern, die zu westlichen Melodien gesungen wurden, erfreute sich im ganzen Land einer zunehmenden Popularität. Als die Nation durch die erzwungene Öffnung gegenüber dem Westen und die lange japanische Kolonialherrschaft schwere Zeiten erlebte, sangen die Koreaner die Changga, um der Liebe zu ihrem Land Ausdruck zu verleihen, den Geist der Unabhängigkeit zu stärken und Bildung und Kultur zu fördern. 1919 komponierte Hong Nan-pa das Lied Bongseonhwa (“Balsamine”) als Changga. Nach der Befreiung Koreas 1945 wurde das erste westliche Orchester gegründet, die Koreanische Philharmonische Orchestergesellschaft. Heute gibt es in Seoul und in den Provinzen etwa 50 große Orchester. Eine wachsende Zahl koreanischer Musiker tritt im In- und Ausland auf. Das Publikum zollt ihnen höchstes Lob, und sie werden bei anerkannten internationalen Wettbewerben mit Auszeichnungen geehrt. Zu diesen bemerkenswerten Künstlern zählt auch das ChungTrio, der Dirigent und Pianist Chung Myung-whun, die Cellistin Chung Myung-wha und die Violinistin Chung Kyung-wha. Unter den Sängerinnen und Sängern haben sich die Sopranistinnen Jo Sumi, Shin Young-ok und Hong Hyegyong eindrucksvoll auf den internationalen

Sopranistin Jo Su-mi

Dirigent und Pianist Chung Myung-whun

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Kunst und Kultur

Die letzte Kaiserin Ein Musical, das den tragischen Untergang der koreanischen Monarchie und der Kaiserin Myeongseong erzählt

Maskentanz oder Talchum ist eine Art des Volksdramas, das bei den allgemeinen Leuten sehr beliebt ist. Madanggeuk-Aufführung (Freilufttheater), Teil des Dongnae Yaryu (Theater in der freien Landschaft)

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Bühnen präsentiert. Sie spielten Hauptrollen an der New Yorker Metropolitan Opera und auf anderen berühmten Bühnen und haben mit weltbekannten Plattenfirmen Aufnahmen gemacht. Im August 1997 wurde das Musical “Die letzte Kaiserin”, in dem die letzten Jahre der koreanischen Monarchie und der Kaiserin Myeongseong dargestellt werden, unter großem Beifall der amerikanischen Presse in New York inszeniert. Das Musical ist als epische Erzählung besonders geeignet, den Amerikanern, insbesondere den Korea-Amerikanern, die koreanische Geschichte und Kultur näher zu bringen. Um die traditionelle koreanische Musik und die Darstellenden Künste zu pflegen und weiterzuentwickeln, wurde 1951 das Staatliche Institut für Traditionelle Darstellende Künste gegründet. 1993 eröffnete die Regierung die Koreanische Nationaluniversität für Kunst, um eine Ausbildung von Weltklasseniveau im Bereich Kunst anzubieten und professionelle Künstler auszubilden. Die Universität besteht aus den sechs Instituten: Musik, Schauspiel, Tanz, Visuelle Kunst, Film und Multimedia und

traditionelle koreanische Kunst. Öffentliche und private Kunstzentren, wie das Seoul Arts Center (Kunstzentrum Seoul) und das LG Arts Center (LG-Kunstzentrum), haben dem koreanischen Publikum verschiedene Aufführungen aus der ganzen Welt nahe gebracht. Seit 2004 haben Mitglieder des Koreanischen Festival-Netzwerkes der Darstellenden Künste Einladungen an ausländische Ensembles ausgesprochen, Festivals ausgewertet, Informationen über Darstellende Künste ausgetauscht und Veranstaltungen co-produziert. 2005 wurde die “Performing Arts Market in Seoul” (PAMS) gegründet, eine Institution, die sowohl koreanische als auch internationale Künstlergruppen fördert.

Schauspiel und Film Koreanische Schauspiele haben ihren Ursprung in prähistorischen religiösen Riten; Musik und Tanz spielen eine wesentliche Rolle bei allen traditionellen Theateraufführungen. Ein gutes Beispiel für diese klassische Theaterform ist der Maskentanz, Sandaenori, eine Kombination von Tanz, Lied und Erzählung mit satirischen und humoristischen Einlagen. Je nach Region mit kleineren Variationen in Stil, Dialog und Kostümen, erfreute er sich bis ins frühe 20. Jahrhundert großer Beliebtheit bei der Landbevölkerung. Pansori, die langen dramatischen Lieder, zogen ebenfalls ein großes Publikum an. Die schamanistischen Rituale, bekannt als “Gut”, sind eine andere Form des religiösen Theaters für das Volk. Sie alle werden auch heute noch aufgeführt, wenn auch nicht besonders häufig. Es gibt einige Institutionen, die verschiedene Darstellende Künste unter einem Dach anbieten, so z. B. das Jeong-dongTheater im Zentrum Seouls, das eine Reihe traditioneller Darstellender Künste, Dramen und Musik präsentiert. Die erste Aufführung eines Singeuk (Neues Schauspiel), eine veränderte Form des

Koreanische Breakdancer haben internationale Anerkennung erlangt, indem sie zahlreiche internationale Wettbewerbe gewannen.

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Kunst und Kultur

Maskentanzes und anderer traditioneller Schauspielformen, fand im Dezember 1902 statt. Das moderne Schauspiel fasste jedoch erst in der Zeit zwischen 1910 und 1920 Fuß in Korea, nämlich nach der Eröffnung des ersten Theaters im westlichen Stil 1908 in Seoul. Dieses Theater, Wongaksa, war bis November 1909 in Betrieb. Theatergruppen, wie Hyeoksindan und Munsuseong, wurden von denen ins Leben gerufen, die nach ihrem Studium aus Japan zurückkehrten und Sinpa- (Neue Welle) Schauspiele inszenierten. Diese neuen Schauspiele standen im Gegensatz zu denen der Alten Welle (Gupa), den Kabuki-Schauspielen aus Japan. Die neuen Theaterstücke beschäftigten sich zunächst mit politischen und militärischen Themen, später gab es auch Detektivgeschichten, Seifenopern und Tragödien. Während das Interesse an den Sinpa-Schauspielen langsam nachließ, wurde eine echte neue Welle von Theaterstücken von den Künstlern gefördert, die sich um das Wongaksa scharten. Durch sie hob sich der Vorhang für das moderne Schauspiel. 1922 wurde Towolhoe, ein Theaterkreis, gebildet, der durch 87 Aufführungen dem ganzen Land die neuen Schauspiele näher brachte. Bis in die 1930er Jahre waren solche Schauspiele populär, das Interesse ließ jedoch während der sozialpolitischen Unruhen in den 1940er und 1950er Jahren Koreanische Fernsehdramen Winter Sonata (2002, KBS) ”Winter Sonata” war der zweite Teil des KBSFernsehdramas ”Endlose Liebe”. Es wurde auf dem japanischen Fernsehsender NHK ausgestrahlt und verhalf der Hallyu- (koreanische Popkultur) Welle zur Popularität, die Japan und Asien überschwemmte.

Daejanggeum (2003, MBC) Dieses Fernsehdrama basiert lose auf der Geschichte einer historischen Figur aus der Zeit der Joseon-Dynastie und fokussiert auf Jang-geum, Koreas erste weibliche Ärztin am Königshof.

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nach. Im darauf folgenden Jahrzehnt erlosch es durch die rasch zunehmende Produktion von Filmen und das Aufkommen des Fernsehens nahezu völlig. In den 1970er Jahren begann eine Gruppe junger Künstler mit dem Studium und der Adaption der Stilrichtungen und Themen der traditionellen Theaterkunst, wie den Maskentänzen, den schamanistischen Ritualen und dem Pansori. Die Stiftung für Koreanische Kunst und Kultur unterstützte ein jährlich stattfindendes Theaterfestival, um lokale Aufführungen zu fördern. Gegenwärtig ist eine große Zahl von Schauspieltruppen das ganze Jahr hindurch aktiv; in den kleinen Theatern entlang der Daehangno-Straße im Zentrum Seouls beschäftigen sie sich mit allen Genres, von Komödien bis zu historischen Schauspielen. Einige Inszenierungen sind sehr erfolgreich, so dass ihre Spielzeit verlängert wird. 1919 wurde der erste, in Korea produzierte Film dem Publikum vorgestellt. Er trug den Titel “Gerechte Rache” und war ein so genanntes Kino-Schauspiel, das gleichzeitig mit einer Bühnenaufführung gezeigt wurde. 1923 entstand der erste Spielfilm mit dem Titel “Schwur im Mondschein”. 1926 drehte der charismatische Schauspieler und Regisseur Na Ungyu den Film “Arirang”, ein filmischer Protest gegen die Unterdrückung durch die Japaner, der vom Publikum begeistert aufgenommen wurde. Nach dem Ende des Koreakrieges 1953 wuchs die koreanische Filmindustrie allmählich und erfreute sich ein Jahrzehnt lang eines erfolgreichen Geschäfts. Das stagnierte jedoch in den darauf folgenden zwei Jahrzehnten, vornehmlich aufgrund der raschen Verbreitung des Fernsehens. Seit den frühen 1980er Jahren erlebte die Filmindustrie jedoch einen neuen Aufschwung, den sie hauptsächlich einigen jungen Regisseuren zu verdanken hat, die auf die alten Stereotypen verzichteten und mutig genug waren, neue Wege zu beschreiten. Ihre Bemühungen hatten Erfolg und fanden bei verschiedenen internationalen Festivals, u.a. in Cannes, Chicago, Berlin, Venedig, London, Tokio und Moskau, Anerkennung. Dieser positive Trend verstärkte sich in den

Old Boy (2003, Regie: Park Chan-wook) ”Old Boy” ist die verworrene Geschichte eines Mannes, der ohne Erklärung für 15 Jahre im Gefängnis sitzt. Der Film gewann 2004 bei den Filmfestspielen in Cannes den Großen Preis der Jury.

Verborgener Sonnenschein (2007, Regie: Lee Chang-dong) Die Geschichte handelt von einer Frau, die den Tod ihres Mannes und ihres Kindes zu verkraften versucht. Jeon Do-yeon gewann bei den Filmfestspielen in Cannes den Preis als beste Schauspielerin.

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Kunst und Kultur

JUMP, 14. die spektakuläre Kampfsport-Performance Diese dynamische Show vereint die alte koreanische Kampfkunst Taekwondo mit Taekkyeon und anderen asiatischen Kampfkünsten. JUMP gewann den Comedy-Preis beim Edinburgh Fringe Festival 2006. Im selben Jahr wurden Prinz Charles und der BBC bei der Royal Variety Performance Auszüge aus dieser Show vorgestellt.

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1990er Jahren, da immer mehr koreanische Regisseure Filme produzierten, die einzigartige koreanische Geschichten erzählen, die Menschen in aller Welt angesprochen haben. Ende 2000 war mit “Chunhyangjeon” (Die Geschichte von Chunhyang) unter der Regie von Im Kwon-taek zum ersten Mal ein koreanischer Film beim Filmfestival in Cannes vertreten. Vier weitere Filme von Im Kwon-taek liefen in der Kategorie “Nicht im Wettbewerb”. 2000 der Film “Seom” (Island) und 2001 der Film “Adress Unknown” von Kim Ki-duk lief bei den Internationalen Filmfestspielen in Venedig im Wettbewerb. Im selben Jahr wurde der Film “Joint Security Area” von Park Chan-wook für die Berlinale nominiert. Der Filmregisseur Park Chan-wook wurde 2004 beim Filmfestival in Cannes für seinen Film “Old Boy” mit dem Großen Preis der Jury ausgezeichnet. Er gewann auch beim Internationalen Filmfestival in Bangkok die Auszeichnung “Bester Regisseur” für seinen Film “Old Boy” im Jahr 2005 sowie für seinen Film “Sympathy for Lady Vengeance” im Jahr 2006. Das öffentliche Interesse am Film ist stark gestiegen. Kommunalverwaltungen oder private Organisationen in Korea organisierten einige internationale Filmfestivals, darunter das Internationale Filmfestival in Busan, das Internationale Festival

des Fantastischen Films in Bucheon, das Internationale Filmfestival in Jeonju und das Frauenfilmfestival in Seoul. Wie in anderen Ländern verzeichnet auch das koreanische Kino einen bemerkenswerten Zuwachs im Bereich der Animation und des Cartoons. Mehr als 200 Firmen sind im Produktionsbereich dieser modernen Gattungen tätig. Die Film-, Video-, Animations- und Online-Industrie erlebt zurzeit einen Boom in Korea, der noch dadurch angeheizt wird, dass Internetdienste über Hochgeschwindigkeitsnetze zur Verfügung stehen. 2007 wurden, nach starken Reduzierungen beim LeinwandQuotensystem im Vorjahr, 392 Spielfilme in Korea gezeigt; das bedeutete einen 60-prozentigen Anstieg gegenüber 2003. Davon waren fast 30 Prozent oder 112 Spielfilme koreanische Produktionen.

Museen und Theater In Korea gibt es eine Vielzahl kultureller Einrichtungen, in denen sich die Menschen das ganze Jahr hindurch an Ausstellungen und Aufführungen erfreuen können. Dort kann man einen ersten Eindruck von den kulturellen und künstlerischen Errungenschaften Koreas in der Vergangenheit und Gegenwart gewinnen, da sie sowohl traditionelle als auch moderne Trends und Stilrichtungen berücksichtigen. Von großen Museen mit internationalem Standard bis hin zu kleinen Nationalmuseum für Zeitgenössische Kunst im Grand Park südlich von Seoul

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Kunst und Kultur

Das Nationalmuseum von Korea Yongsan-gu, Seoul

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Theatern, in denen sich die Akteure zwanglos unter das Publikum mischen und interagieren können, findet man eine Vielzahl von Einrichtungen verschiedener Größe, so dass jede den unterschiedlichen Interessen und Vorlieben ihres Zielpublikums gerecht werden kann. Es gibt 358 Museen in Korea, von denen 31 von der Regierung gegründet wurden und zentral geleitet werden: Hierzu gehören auch das Koreanische Nationalmuseum und das Nationalmuseum für Volkskunde in der Innenstadt von Seoul. Weitere Museen befinden sich in Provinzstädten, die zum Teil Hauptstädte der früheren Königreiche waren. Insbesondere Gyeongju und Buyeo sind wahre Schatzkammern mit ihren historischen Überresten und Relikten, die Zeugnisse für die herausragende Kultur der jeweiligen Region sind. In dieser Hinsicht hat jedes Museum einen einzigartigen historischen Wert. Zusätzlich zu den nationalen und öffentlichen Museen sowie den College- und Universitätsmuseen gibt es mehr als 155 private Museen, die von Privatpersonen, religiösen Organisationen oder Firmen gegründet wurden. In den meisten Fällen bestehen diese Sammlungen aus Kunstgegenständen, die zusammenzutragen eine Aufgabe ist, die viel Leidenschaft erfordert und zumeist ein Leben lang währt. Diese Sammlungen reichen von volkstümlicher Malerei,

Büchern, religiösen Gegenständen, Möbeln und Stickereien bis zu traditionellen Gewändern. In den letzten Jahren entstanden Museen mit ungewöhnlichen Sammlungen, wie das Kimchi-Museum, das sich ganz auf Kimchi spezialisiert hat. Kimchi, eingelegter Kohl oder Rettich, wird als ein Markenzeichen Koreas angesehen. Korea hat ungefähr 80 Mehrzwecktheater. Das 1950 gegründete Nationaltheater liegt am Fuße des Berges Namsan im Zentrum von Seoul. Mit dem Ziel, die traditionelle Kultur und die zeitgenössischen Darstellenden Künste zu pflegen und weiterzuentwickeln, hat es ein halbes Jahrhundert voller Probleme überstanden und ist nun zu Recht stolz auf seine vier Theatertruppen, die in der Regel etwa 35 Vorstellungen pro Jahr geben. Zu diesen vier Theatergruppen gehören das Nationale Schauspielensemble, das Nationale Changgeuk-Ensemble (koreanisches Musikdrama), das Nationale Tanzensemble und das Nationalorchester für Traditionelle Musik. Sie alle sind häufig im In- und Ausland mit besonderen Aufführungen zu sehen. Abgesehen von diesen vier Gruppen, sind auch drei weitere sehr aktiv, die Nationale Operngesellschaft, die Nationale

Kimchi-Museum in Seouls COEX-Zentrum

Sejong-Center im Zentrum von Seoul

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Culture and the Arts

Das Opernhaus und der Komplex des Kunstzentrums Seoul

Ballettgesellschaft und der Nationalchor. Diese drei Ensembles sind seit Februar 2000 unabhängig und haben ihren Sitz im Seouler Kunstzentrum. Das Nationalmuseum für Zeitgenössische Kunst liegt in einem malerischen Park südlich von Seoul und zeigt eine umfangreiche Sammlung koreanischer und westlicher Kunst des 20. Jahrhunderts. In den letzten zwei Jahrzehnten ist die Zahl der Kunstgalerien aufgrund des zunehmenden öffentlichen Interesses an den schönen Künsten stark gestiegen. Galerien verschiedener Größe, die unterschiedliche Stilrichtungen präsentieren, findet man in großer Zahl in solchen Gegenden wie Insa-dong in der Innenstadt von Seoul. Diese wird von in Korea ansässigen Ausländern auch als “Mary’s Alley” bezeichnet. Weitere Galerien finden sich in Sagan-dong in der Nähe des GyeongbokgungPalastes und in Cheongdam-dong im Süden von Seoul. Koreas größtes Mehrzwecktheater ist das SejongKulturzentrum im Zentrum der Hauptstadt. Diesem 1978 eröffneten städtischen Kulturzentrum sind das Philharmonische Orchester Seoul, das Städtische Orchester für traditionelle Musik, der Städtische Chor, die Städtische Theatergesellschaft, die Städtische Musicalgesellschaft, die Städtische Tanzgesellschaft, die Städtische Operngesellschaft, der Städtische Mädchen- und Jungenchor sowie das Seouler

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Im Zentrum von Daehagno, Marronnier-Park, finden zahlreiche LiveAufführungen statt. Daehagno ist bei jungen Koreanern beliebt und zählt zu einem der bedeutendsten Theaterviertel Seouls.

Jugendphilharmonie-Orchester angegliedert. Der Hauptsaal des Sejong-Kulturzentrums bietet 3.800 Menschen Platz, die dort befindliche Orgel ist eine der besten der Welt. Das Seouler Kunstzentrum, im Süden der Stadt gelegen, ist Koreas erstes Kunst- und Kulturzentrum. Das Zentrum mit einer Gesamtfläche von 234.385 qm und einer bebauten Fläche von 120.951 qm wurde in drei Phasen von 1988 bis 1993 eröffnet. Das Opernhaus mit seiner schönen Architektur hat drei separate Theater. Das Operntheater mit 2278 Sitzen ist für große Opern, Ballette und ähnliche Aufführungen konzipiert. Das Towol-Theater mit 669 Sitzen ist ein mittelgroßes Theater für Theaterstücke, kleinere Opern und modernen Tanz. Das JayuTheater, in dem maximal 350 Personen Platz finden, ist für experimentelle und avantgardistische Aufführungen vorgesehen. In der großen Konzerthalle mit 2.600 Plätzen können große Orchester auftreten, in der kleinen mit 380 Plätzen finden Solooder Kammerkonzerte statt. Zudem gibt es in dem Zentrum eine Kunstgalerie, eine Kalligraphiehalle, eine Kunstbibliothek, ein Freilichttheater und ein Filmarchiv. Seit seiner Fertigstellung gilt das Seouler Kunstzentrum bei Künstlern aus allen Bereichen als einzigartiger Ort, an dem Werke voller Kreativität gefördert und aufgeführt werden. Als Institution von Weltrang spielt das Zentrum nun eine entscheidende Rolle dabei, die koreanische Kultur ins nächste Jahrhundert zu führen. 177

Kunst und Kultur im Überblick

Hallyu: Koreanische Welle Hallyu, die “Koreanische Welle” ist die Antwort auf das zunehmende Interesse an koreanischer Pop- und traditioneller Kultur in Asien, Europa, dem Mittleren Osten und den Amerikas.

BEDEUTENDE KOREANISCHE FILMFESTIVALS Puchon International Fantastic Film Festival

Pusan International Film Festival Das Pusan International Film Festival bildet den Mittelpunkt des asiatischen Kinos und besteht 2009 das 14. Jahr. Das PIFF überschreitet die Grenzen, welche den Dokumentations- vom Animationsfilm, vom kommerziellen, unabhängigen, digitalen und analogen Film trennen und bietet asiatischen Regisseuren und Schauspielern die Gelegenheit, internationale Anerkennung zu bekommen.

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Das PiFan findet jedes Jahr im Juli in Bucheon, Südkorea, statt. Im Mittelpunkt des seit 1997 existierenden Festivals stehen Thriller, Horro-, Mystery- und FantasyFilme unter besonderer Berücksichtigung von Filmen aus Südkorea und anderen asiatischen Nationen.

Jeonju International Film Festival Das Jeonju International Film Festival fördert die Möglichkeiten des digitalen Films. In Ergänzung zur Aufführung vieler Kurzfilme aus der ganzen Welt, vergeben die Organisatoren jährlich 50 Millionen KRW an drei Filmemacher, die digitale Kurzfilme ausdrücklich für das Festival produzieren.

SCHAUSPIELER

Jang Dong-gun

Bae Yong Joon

SÄNGER

Rain

BoA

KOREANISCHE STARS

Jun Ji-hyun

Lee Young-ae

SCHAUSPIELERINNEN

Sarah Chang

Paik Nam-june

KÜNSTLER

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KOREANISCHE LEBENSWEISE

10 Häuser Kleidung Koreanische Küche Feste Religion

Koreanische Lebensweise

Koreanische Lebensweise

Koreanische Lebensweise

Dolmen-Park in Suncheon Entlang des Sees Juam sind prähistorische Dolmen und andere Reliquien zu sehen. Es ist der erste Park Koreas, der diesen Markierern von Grabstätten gewidmet ist.

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Es wird allgemein vermutet, dass die Menschen des Paläolithikums vor etwa 40.000 bis 50.000 Jahren die ersten waren, die die koreanische Halbinsel besiedelten. Dennoch fehlt bis jetzt der Beweis dafür, dass es sich um die ethnischen Vorfahren der heutigen Koreaner handelt. Einige dieser Bewohner lebten in Höhlen, während andere sich eine Unterkunft zu ebener Erde bauten. Sie ernährten sich von Früchten und essbaren Wurzeln und lebten vom Jagen und Fischen. Die Menschen des Neolithikums traten in Korea gegen 4.000 v.Chr. in Erscheinung. Auf der gesamten Halbinsel findet man konkrete Spuren ihrer Existenz aus der Zeit um 3.000 v.Chr. Man geht davon aus, dass sie die Vorfahren der Koreaner sind. Sie lebten zunächst in der Nähe der Küste und an Flussufern, bevor sie ins Landesinnere wanderten. Ihr Nahrungslieferant war hauptsächlich das Meer. Sie benutzten Netze, Angelhaken und Angelschnüre, um Fische und Schalentiere zu fangen. Auch die Jagd diente der Nahrungsbeschaffung. Pfeil- und Speerspitzen wurden an Ausgrabungsstätten aus dem Neolithikum gefunden. Später begannen die Menschen, das Land zu kultivieren und benutzten hierfür Steinhacken, Sicheln und Mühlsteine.

Der Reisanbau begann während des Bronzezeitalters, das in Korea bis etwa 400 v.Chr. dauerte. Die Menschen lebten in dieser Zeit in Erdhöhlen, bestattet wurden sie überwiegend in Dolmen- und Steingräbern. Als die Landwirtschaft zum Hauptnahrungserwerb wurde, bildeten sich Dörfer, denen ein Anführer mit höchster Autorität vorstand. Um diese Gemeinschaften zu regieren, wurde die Einführung von Gesetzen erforderlich. In Gojoseon (2.333 v.Chr. - 194 v.Chr.) wurde ein Gesetzeskodex, bestehend aus acht Artikeln, in Kraft gesetzt, von denen heute lediglich drei bekannt sind. Sie lauten wie folgt. Erstens: Jeder, der einen anderen tötet, soll sofort getötet werden. Zweitens: Derjenige, der einem anderen körperlichen Schaden zufügt, muss diesen Schaden in Getreide ersetzen. Drittens: Derjenige, der das Eigentum eines anderen stiehlt, soll Sklave des Bestohlenen werden.

Häuser Die Form der traditionellen koreanischen Häuser, Hanok, blieb von der Zeit der Drei Königreiche bis in die späte Joseon-Zeit (1392- 1910) relativ unverändert. Ondol, die einzigartige koreanische Fußbodenheizung, wurde zunächst im Norden verwendet. Rauch und Hitze wurden durch Rohre unter die Böden geleitet. Im wärmeren Süden fand dieses Heizsystem bei Holzböden Anwendung. Die Ondol Die moderne Nutzung bezieht sich auf jegliche Art von Fußbodenheizung und folgt damit der traditionellen Lebensweise, auf dem Fußboden zu essen und zu schlafen.

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Koreanische Lebensweise

Namsangol: Traditionelles Dorf im Zentrum von Seoul

traditionellen Häuser bestanden im Wesentlichen aus Lehm und Holz. Giwa, spezielle schwarze Ziegel für die Dächer, wurden in der Regel aus rotem Lehm hergestellt. Der Sitz des Präsidenten wird heute aufgrund der blauen Dachziegel Cheong Wa Dae oder Blaues Haus genannt. Zum Bau der traditionellen Häuser verwendete man keine Nägel, sondern hölzerne Pflöcke. Die Häuser der Oberschicht bestanden aus einer Reihe separater Räumlichkeiten. Ein Teil war für die Unterbringung der Frauen und Kinder bestimmt, ein anderer für die Männer der Familie und deren Gäste, ein weiterer für die Bediensteten. Sie alle wurden von einer Mauer umschlossen. Hinter dem Haus befand sich der Ahnenschrein der Familie. Gelegentlich wurde außerhalb der Mauer, an der Vorderseite des Hauses, auch ein Lotusteich angelegt. Die Form der Häuser im kälteren Norden unterschied sich von der im wärmeren Süden. Waren sie hier relativ einfach und L-förmig geschnitten mit einem rechtwinkligen Flur und einer Küche an einem sowie einem Zimmer am anderen Ende, so waren sie im Norden U-förmig oder quadratisch mit einem Garten in der Mitte angelegt. In den späten 1960er Jahren änderte sich die Form der Häuser rasch durch den Bau von Apartmenthäusern im westlichen Stil. Seit den 1970er Jahren schießen im ganzen Land Hochhäuser wie Pilze aus dem Boden, aber das Ondol-

System blieb populär und heiße Wasserrohre ersetzten die Rauchableitungsrohren unter dem Fußboden.

Kleidung Die Koreaner begannen Kleider aus Hanf und Pfeilwurz zu weben und züchteten Seidenwürmer für die Seidenproduktion. Während der Zeit der Drei Königreiche trugen die Männer Jeogori (Jacke), Baji (Hosen) und Durumagi (Mantel), ergänzt durch Hut, Gürtel und Schuhe. Die Frauen trugen eine Jeogori (kurze Jacke) mit zwei langen Bändern, die zu einem Knoten, Otgoreum, gebunden wurden, einen knöchellangen, um die Brust gewickelten Rock, Chima, einen Durumagi, ergänzt durch Beoseon, weiße Baumwollstrümpfe und Schuhe, deren Form an Boote erinnert. Diese Kleidung, bekannt als Hanbok, blieb in dieser Form Hunderte von Jahren für Männer und Frauen gleich, mit Ausnahme kleinerer Veränderungen in der Länge von Jeogori und Chima. Während des Koreakrieges (1950-1953) verbreitete sich die westliche Kleidung in Korea, und in den 1960er und 1970er Jahren der raschen Industrialisierung wurde der Hanbok immer weniger getragen und für den Alltag als ungeeignet angesehen. In jüngster Zeit werben Hanbok-Liebhaber für dessen Wiederbelebung und kreierten moderne Formen, die einfacher zu tragen sind. Der traditionelle Hanbok wird in der Regel an Feiertagen, wie dem Neujahrsfest nach dem Mondkalender, oder Chuseok,

Hanbok, traditionelle Kleidung

Traditionelles koreanisches Essen

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Koreanische Lebensweise

Hausfrauen bei der Kimchi-Herstellung

dem koreanischen Erntedankfest, sowie bei Familienfesten, wie dem Hwangap, dem 60. Geburtstag, getragen. Baechu-Kimchi

Koreanische Küche Bei den drei Grundbedürfnissen des Lebens — Wohnen, Kleidung, Ernährung — haben die Veränderungen der Essgewohnheiten die Koreaner am stärksten beeinflusst. Reis ist zwar immer noch das Grundnahrungsmittel der meisten Koreaner, die jüngere Generation bevorzugt jedoch häufig westliche Nahrungsmittel.

Herstellung von Baechu-Kimchi

1. Zutaten für Kimchi

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2. Schneiden und waschen Sie Chinakohl und weichen Sie ihn in Salzwasser ein.

3. Entfernen Sie den Stumpf des Kohls.

Reis wird im Allgemeinen mit verschiedenen Beilagen serviert, meist mit gewürzten Gemüsesorten, Suppe, Eintopf und Fleisch. Bei einer traditionellen Mahlzeit darf Kimchi nicht fehlen, eine Mischung aus verschiedenen eingelegten Gemüsesorten wie Chinakohl, Rettich, grüne Zwiebeln und Gurken. Bestimmte Sorten Kimchi sind durch die Zugabe von rotem Paprikapulver scharf gewürzt, andere werden ohne dieses Gewürz hergestellt oder in eine wohlschmeckende Flüssigkeit eingelegt. Knoblauch als aromatische Zutat ist jedoch in allen Varianten enthalten. Ende November oder Anfang Dezember sind die koreanischen Familien mit der Zubereitung des Kimchi für die lange Winterzeit beschäftigt (Gimjang). Noch bis vor wenigen Jahrzehnten wurde der Kimchi-Vorrat in großen Gefäßen unter der Erde gelagert, um den Geschmack zu erhalten. Im modernen Korea haben Frauen oftmals weder Zeit, Kimchi zuzubereiten, noch den erforderlichen Außenraum zur Lagerung größerer Mengen. Dennoch ist Kimchi immer noch ein grundlegender Teil koreanischer Lebensweise: Unternehmen, die diese fermentierte Speise herstellen oder spezielle KimchiKühlschränke verkaufen, freuen sich über die rege Nachfrage. Ebenso wie Kimchi erregte auch Doenjang (koreanische Bohnenpaste) aufgrund ihrer vor Krebs schützenden Eigenschaften die Aufmerksamkeit moderner Ernährungs-

4. Mischen Sie Gewürze mit gesalzenem und fermentiertem Fisch.

5. Verteilen Sie die Gewürze gleichmäßig zwischen den Blättern.

Bulgogi, Koreas beliebtestes Rindfleischgericht

6. Wickeln Sie den gesamten Kohl ein und lagern Sie ihn an einem kühlen Ort.

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Koreanische Lebensweise

Tteokguk Der koreanische Brauch sieht vor, das Neue Jahr mit einer herzhaften Reiskuchensuppe zu beginnen. Das soll Glück bringen.

Sebae ist ein Brauch und Neujahrsgruß, bei dem sich die Jüngeren vor den Älteren verneigen und ihnen damit Respekt zollen.

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wissenschaftler. Früher bereiteten die Koreaner Doenjang zu Hause zu, indem sie gelbe Bohnen kochten, diese im Schatten trockneten, sie dann in Salzwasser einlegten und in der Sonne fermentieren ließen. Heute stellen nur noch wenige Familien Doenjang selbst her, die meisten kaufen industriell gefertigte Bohnenpaste. Die bei Koreanern wie auch bei Ausländern beliebtesten Fleischgerichte sind Bulgogi (meist Rindfleisch) und Galbi (Rippchen vom Rind oder Schwein).

Feste Früher waren Feste prunkvolle religiöse Feierlichkeiten. Schon vor der Zeit der Drei Königreiche wurden Erntedankfeste in den kleineren vereinigten Königreichen zum ersten Mal offiziell gefeiert. Dazu zählten Yeonggo (Trommeln, die die Geister beschwören) aus Buyeo, Dongmaeng (Verehrung des Gründers) aus Goguryeo sowie Mucheon (Tanz zum Himmel) aus Dongye. In der Regel wurden die Feste im zehnten Monat nach dem Mondkalender gefeiert, nachdem die Ernte eingebracht war, mit Ausnahme des Yeonggo, das im zwölften Monat stattfand. Die Tradition des Erntedankfestes und des fröhlichen Willkommenheißens des neuen Jahres wurde in den späteren Königreichen und Epochen fortgeführt, obwohl jedes

Königreich weitere Feiertage einführte und andere strich. In der Hektik des modernen Lebens sind viele der traditionellen Feiertage verloren gegangen. Einige werden jedoch immer noch mit großer Begeisterung gefeiert. Ein solcher Tag ist Seol, der erste Tag des Jahres nach dem Mondkalender, der nach westlicher Zeitrechnung auf Ende Januar oder Anfang Februar fällt. An diesem Tag versammelt sich die ganze Familie. Meist im Hanbok oder in Festtagskleidung vollzieht die Familie die Ahnengedenkriten. Anschließend verbeugen sich die jüngeren Familienmitglieder tief vor den Älteren. Ein weiterer wichtiger Feiertag ist Daeborum, der erste Vollmond des Jahres nach Seol. An diesem Tag beten die Bauern und Fischer für eine gute Ernte und einen reichen Fang, die übrige Bevölkerung bereitet besondere Speisen aus dem Gemüse der Saison zu. Auf diese Weise bittet sie um ein glückliches Jahr, in dem kein Unglück geschehen möge. An Dano, dem fünften Tag des fünften Monats, gehen die Bauern einen Tag lang nicht aufs Feld, sondern nehmen an den Feierlichkeiten teil, die das Ende der Aussaat kennzeichnen. Die

Zum Frühstück zu Daeboreum wird Ogokbap (Reis aus fünf Körnern) mit verschiedenen getrockneten Kräutern gegessen.

Eine Familie bei der Herstellung von Songpyeon, dem halbmondförmig gestalteten Reiskuchen, zu Chuseok

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Koreanische Lebensweise

Dol, Feierlichkeiten zum 1. Geburtstag

Frauen waschen ihr Haar mit Wasser, in dem Irisblüten gekocht wurden und hoffen, auf diese Weise Unglück abzuwenden. Dano war in früheren Zeiten ein wichtiger Feiertag, das Interesse hat jedoch nachgelassen, mit Ausnahme einiger Provinzen. Chuseok, ein Vollmondtag im Herbst, der auf den fünfzehnten Tag des achten Monats nach dem Mondkalender fällt, ist einer der bedeutendsten koreanischen Feiertage, den die modernen Koreaner mit größter Ungeduld erwarten. Autos drängen sich in endlosen Schlangen auf den Autobahnen, und nahezu alle Institutionen und Geschäfte sind drei Tage lang geschlossen. Alle Familienmitglieder kommen zusammen, sie erweisen ihren Ahnen Respekt und besuchen die Gräber ihrer Vorfahren. Diejenigen, die in den Städten leben, kehren in ihre Heimatorte zurück, um Chuseok zu feiern. Flug- und Bahntickets werden von den Heimkehrern im Allgemeinen schon Monate im Voraus gebucht. Weitere Feiertage sind Buddhas Geburtstag am achten Tag des vierten Monats nach dem Mondkalender und Weihnachten, das nicht nur die Christen, sondern die meisten jungen Leute feiern. An Buddhas Geburtstag zieht eine große Anzahl Buddhisten in einer Parade durch das Zentrum von Seoul, lotusförmige Laternen schmücken die Hauptstraßen der Stadt. Es gibt verschiedene Familienfeiern, die allen Koreanern

Koreanische Teezeremonie Das Hauptelement der koreanischen Teezeremonie ist die Ruhe und die Natürlichkeit, den Tee in entspanntem und formalem Rahmen zu genießen. Die Teezeremonien werden jetzt neu belebt als eine Form, Entspannung und Harmonie in einer schnelllebigen Welt zu finden und eine lange Tradition dieser immateriellen koreanischen Kunstform fortzusetzen.

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wichtig sind und die fröhlich und ausgelassen begangen werden. Zu diesen gehören Baegil, der 100. Tag im Leben eines Kindes, Dol, der erste Geburtstag und Hoegap oder Hwangap, der 60. Geburtstag, an dem sich der Lebenszyklus nach dem fernöstlichen Tierkreis vollenden soll. Diesen Festtagen kam eine besondere Bedeutung zu, als die Kindersterblichkeitsrate noch hoch und die Lebenserwartung niedrig war.

Feiertage

1. Jan.

1. März

Neujahr

Der erste Tag des Neuen Jahres ist ein gesetzlicher Feiertag.

Seollal: Neujahr nach dem Mondkalender

Der erste Tag des ersten Monats nach dem Mondkalender: Der Tag vor und nach Seollal ist auch ein offizieller Feiertag, so dass sich Seollal auf 3 Feiertage erstreckt.

Tag der Unabhängigkeitsbewegung

Dieser Tag erinnert an die große Unabhängigkeitsbewegung gegen die japanische Kolonialherrschaft 1919.

Buddhas Geburtstag 8. April (Mondkalender)

In buddhistischen Tempeln finden feierliche Rituale statt. An dem vorangehenden Sonntag ist der Bezirk Jongno im Zentrum von Seoul aufgrund einer großen Laternenparade von Licht und Menschen erfüllt.

5. Mai

Tag der Kinder

Ein Tag mit verschiedenen Feierlichkeiten für Kinder.

6. Juni

Volkstrauertag

Die Nation gedenkt der Kriegstoten. Auf dem Nationalfriedhof werden Gedenkgottesdienste abgehalten.

Tag der Befreiung

1945 wurde Korea an diesem Tag von der 35-jährigen Kolonialherrschaft Japans befreit. Es ist zugleich der Gründungstag der Republik Korea 1948.

Chuseok: Koreanisches Erntedankfest (Mondkalender)

Dieses ist einer der größten nationalen Feiertage des Jahres. Die Familien halten zu Hause oder an Familiengräbern Gedenkfeierlichkeiten ab. Es ist ein wichtiger Bestandteil des Abends, den Vollmond zu betrachten und sich etwas zu wünschen.

Nationalfeiertag

Gründung der Nation Korea durch Dangun, 2333 v.Chr.

Weihnachten

Sowohl Christen als auch Nicht-Christen feiern diesen Tag, wie im Westen.

15. Aug.

3. Okt.

25. Dez.

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Koreanische Lebensweise

Zu solchen großen Festen kamen selbst entfernte Verwandte, heute werden sie jedoch nur noch im engeren Familienkreis gefeiert. Immer mehr ältere Menschen gehen heute dazu über, den 60. Geburtstag, Hoegap, nicht zu Hause zu begehen, sondern auf eine andere Weise zu feiern, zum Beispiel auf einer Auslandreise.

Religion Anders als in Kulturen, in denen eine Religion dominierend ist, beinhaltet die koreanische Kultur eine Vielzahl religiöser Elemente, die die Denk- und Verhaltensweisen der Menschen geprägt haben. In frühen historischen Epochen waren religiöse und politische Funktionen miteinander verbunden, später wurden sie jedoch voneinander getrennt. Historisch betrachtet lebten die Koreaner unter dem Einfluss des Schamanismus, Buddhismus, Taoismus oder Konfuzianismus. In der Neuzeit hat sich das Christentum in Korea immer weiter verbreitet, was zu einer Veränderung der Lebenseinstellung mancher Menschen führte. Die Industrialisierung, die in Korea innerhalb weniger Jahrzehnte

Religion Eine Erhebung aus dem Jahr 2005 zeigt, dass die Hälfte der Bevölkerung aktiv eine Religion praktiziert. Innerhalb dieser Religionsgruppen dominieren der Buddhismus (43,0%), der Protestantismus (34,5%) und der Katholizismus (20,6%). Die verbleibenden 1,9% praktizieren vornehmlich den Konfuzianismus, den Schamanismus, den Islam und den Cheondogyo (Himmlischer Weg), eine heimische Religion. (Personen)

Quelle: Korea National Statistical Office (2005)

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stattfand und nicht in einigen Jahrhunderten wie im Westen, hat ein beträchtliches Maß an Angst ausgelöst und eine innere Entwurzelung mit sich gebracht. Sie hat den Koreanern ihre Seelenruhe genommen und sie dazu gebracht, Trost in der Religion zu suchen. Infolgedessen ist die Zahl der Gläubigen merklich gestiegen, religiöse Institutionen werden zu einflussreichen gesellschaftlichen Organisationen. Die Religionsfreiheit wird durch die koreanische Verfassung garantiert. Laut einer statistischen Erhebung von 2005 gehören 53,1 Prozent der Koreaner einer Religionsgemeinschaft an. 43 Prozent sind Buddhisten, gefolgt von Protestanten mit 34,5 Prozent und Katholiken mit 20,6 Prozent.

Buddhismus Der Buddhismus ist eine mehr auf philosophischen Grundsätzen aufbauende Religion, die eine große Disziplin verlangt und deren Kernpunkt die persönliche Rettung durch Wiedergeburt in einem endlosen Kreislauf der Reinkarnation ist. Der Buddhismus wurde in Korea 372 n.Chr. während des Goguryeo-Reiches durch einen Mönch namens Sundo eingeführt, der aus dem chinesischen Qian Qin-Reich kam. 384 n.Chr. brachte der Mönch Malananda den Buddhismus aus dem östlichen Jin-Staat in China nach Baekje. Im Silla-Reich wurde

Der Jogyesa-Tempel ist das Zentrum des ZenBuddhismus in Korea und befindet sich im Herzen von Seoul.

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Koreanische Lebensweise

Lotus-Laternenfestival Am Wochenende vor Buddhas Geburt (8. April nach dem Mondkalender) wird ein Laternenfestival veranstaltet.

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der Buddhismus Mitte des 5. Jahrhunderts durch Mönch Ado aus dem Goguryeo-Reich verbreitet. Diese Religion wurde von den Herrschern der Drei Königreiche sehr gefördert, da sie als geistiger Halt für die Regierung nützlich zu sein schien. Buddha war das einzige Objekt der Verehrung, wie auch der König die einzige Autoritätsperson war. Unter dem Schutz des Königshofes wurden zahlreiche Tempel und Klöster gebaut, und die Zahl der Gläubigen nahm kontinuierlich zu. Im sechsten Jahrhundert wanderten Mönche und Künstler mit Schriften und religiösen Kunstgegenständen nach Japan aus, um dort die Basis für eine frühe buddhistische Kultur zu schaffen. Als das Silla-Reich im Jahr 676 vereinigt wurde, war der Buddhismus Staatsreligion, obgleich die Regierungssysteme den konfuzianischen Regeln folgten. Die Förderung des Buddhismus durch den Königshof führte zu einer wahren Blütezeit der buddhistischen Kunst und des Tempelbaus. Zeugnis hiervon legen der Bulguksa-Tempel und andere Relikte in Gyeongju, der Hauptstadt des Silla-Reiches, ab. Der Einfluss des Buddhismus schwand, als der Adel sich zunehmend einem ausschweifenden Lebensstil hingab. Damals entwickelte sich

eine neue Richtung, die des Seon- (Zen-) Buddhismus, deren Ziel es ist, durch ein genügsames Leben die allgemeingültige Wahrheit zu finden. Die Herrscher des nachfolgenden Goryeo-Reichs waren noch größere Anhänger des Buddhismus. Während dieser Zeit setzte sich die Blütezeit in der buddhistischen Kunst und Architektur durch die vorbehaltlose Unterstützung des Adels fort. Zu der Zeit wurde auch die Tripitaka Koreana geschaffen. Als Yi Seong-gye, der Gründer des Joseon-Reichs, einen Aufstand inszenierte und sich 1392 selbst zum König ernannte, versuchte er, den Einfluss des Buddhismus auf die Regierung zu beseitigen und übernahm die konfuzianische Lehre als Richtschnur für die Regierung und die moralischen Grundsätze. Während der 500 Jahre währenden Herrschaft des Joseon-Reichs stießen jegliche Bemühungen, den Buddhismus wieder aufleben zu lassen, auf heftigen Widerstand seitens der konfuzianischen Gelehrten und Beamten. Als Japan Korea 1910 gewaltsam annektierte, versuchte es, die buddhistischen Sekten Koreas mit denen Japans zu vereinigen. Diese Versuche schlugen jedoch fehl und führten sogar zu einem wieder erwachenden Interesse der Koreaner am Buddhismus in der Form, wie er in ihrem Land üblich war. In den letzten Jahrzehnten konnte man eine Art Renaissance des Buddhismus erleben, der sich darum bemüht, die Veränderungen in der modernen Gesellschaft in den Glauben zu integrieren. Der Großteil der Mönche lebt im Gebirge und übt sich in Selbstdisziplin und Meditation, ein Teil jedoch zieht in die Städte, um dort den Glauben zu verkünden. Eine Vielzahl von Mönchen erforscht an Universitäten im In- und Ausland die buddhistischen Lehren. Der Seon- (Zen-) Buddhismus in Korea, der auf Meditation ausgerichtet ist, erfreut sich zunehmenden Interesses. Viele Ausländer treten in die Fußstapfen großer koreanischer Mönche und üben sich im Songgwangsa-Tempel in der Provinz Jeollanam-do sowie in Zentren des ZenBuddhismus in Seoul und verschiedenen Provinzstädten in Selbstdisziplin.

Restaurierte Mugujeonggwang Daedaranigyeong (reine und lichte Dharani Sutra) Die ältesten existierenden Holzdruckplatten wurden verwendet, um das Dokument zu drucken.

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Koreanische Lebensweise

Das Dorf Cheonghakdong am südlichen Fuß des Samsinbong-Gipfels auf dem Berg Jirisan. Dort wird das traditionelle Alltagsleben der Koreaner aufrechterhalten.

Konfuzianismus Der Konfuzianismus ist eine Morallehre und eine religiöse Anschauung, die von Konfuzius im 6. Jahrhundert v.Chr. begründet wurde. Im Grunde genommen handelt es sich um ein System von ethischen Begriffen — mildtätige Liebe, Rechtschaffenheit, Anstand und kluge Führung — dazu geschaffen, ein geordnetes Leben in Familie und Gesellschaft zu ermöglichen. Im Konfuzianismus gab es keinen Gott, wie im frühen Buddhismus, doch mit der Zeit wurden die weisen und grundlegenden Prinzipien von den späteren Anhängern kanonisiert. Der Konfuzianismus gelangte zu Beginn der christlichen Zeitrechnung mit den ersten Aufzeichnungen in chinesischer Schrift ins Land. Überlieferungen aus den drei Königreichen Goguryeo, Baekje und Silla belegen, dass er bereits früh Einfluss ausübte. In Goguryeo wurde 372 eine staatliche Universität namens Daehak gegründet. Auf dem Land entstanden private konfuzianische Akademien. Im Königreich Baekje finden sich derartige Institutionen sogar noch früher. Im Vereinigten Silla-Reich wurden Delegationen von Gelehrten nach Tang-China entsandt, um dort die Arbeit der Institutionen direkt zu verfolgen und umfangreiches Schriftgut 196

Gelehrte in traditioneller Tracht studieren den konfuzianischen Kanon.

über die dort behandelten Themen nach Korea zu bringen. In der Goryeo-Zeit im 10. Jahrhundert war der Buddhismus Staatsreligion, der Konfuzianismus bildete das philosophische und strukturelle Rückgrat des Staates. In der Prüfung für Beamte, Gwageo, die in Anlehnung an das chinesische System im späten 10. Jahrhundert eingeführt wurde, legte man großen Wert auf das Studium der klassischen Schriften des Konfuzius. In dieser Zeit prägten sich die konfuzianischen Werte tief in das Bewusstsein der Koreaner ein. Im 1392 gegründeten Joseon-Reich akzeptierte man den Konfuzianismus als offizielle Ideologie und entwickelte ein konfuzianisch geprägtes Erziehungs-, Verwaltungs- und Zeremoniensystem. Als westliche Mächte und Japan im späten 19. Jahrhundert anfingen, militärischen Druck auf Korea auszuüben, um eine Öffnung des Landes nach außen zu forcieren, bildeten die Konfuzianer “rechtschaffene Armeen”, um sich gegen die Aggression wehren zu können. Es gab auch Kreise, die bestrebt waren, den Konfuzianismus zu reformieren und ihn an die veränderte Lebenssituation anzupassen. Diese Kreise begrüßten die westliche Zivilisation und wollten eine moderne, unabhängige Regierung gründen. Auch während der japanischen Kolonialzeit sind viele der Reformer den Unabhängigkeitsbewegungen beigetreten, um

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Koreanische Lebensweise

gegen das imperialistische Japan zu kämpfen. Heutzutage ist die Ahnenverehrung, wie Konfuzius sie lehrte, immer noch weit verbreitet, und die Ehrfurcht der Kinder vor den Eltern wird als hohe Tugend in der koreanischen Gesellschaft angesehen.

Katholizismus Die Welle der christlichen Missionierung erreichte Korea im 17. Jahrhundert, als Kopien der Werke des katholischen Missionars Matteo Ricci in chinesischer Sprache von Peking aus durch die jährlich dorthin entsandte Tribut-Delegation ins Land gelangten. Neben religiösen Doktrinen beschäftigen sich diese Bücher auch mit Aspekten der westlichen Lehre, wie dem Sonnenkalender und anderen Themen, die das Interesse der Gelehrten der Silhak, der Schule des Praktischen Lernens, weckten. Im 18. Jahrhundert gab es bereits etliche Konvertiten unter diesen Gelehrten und ihren Familien. Es kamen aber keine Priester ins Land. 1794 reiste der erste chinesische Priester, Zhou Wenmo, nach Korea. Die Zahl der Konvertiten nahm weiter zu, obgleich die Verbreitung ausländischer Religionen auf koreanischem Boden immer noch gegen das Gesetz verstieß. Von Zeit zu Zeit gab es Verfolgungen. Im Jahr 1865, zwei Jahre nach der Amtsübernahme des ausländerfeindlichen Prinzregent Daewongun, standen ein Dutzend koreanische Myeongdong-Kathedrale im Zentrum von Seoul

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Priester einer Gemeinde von 23.000 Gläubigen vor. 1925 wurden 79 Koreaner, die während der Verfolgungen in der Joseon-Zeit ihr Leben geopfert hatten, im Petersdom zu Rom selig gesprochen, weitere 24 wurden 1968 in diesen Kreis aufgenommen. Während des Koreakrieges (1950-1953) und auch danach nahm die Zahl katholischer Organisationen und Missionen zu. Die katholische Kirche in Korea wuchs schnell, ihre Hierarchie wurde 1962 begründet. 1984 feierte die römisch-katholische Kirche ihr zweihundertjähriges Bestehen in Korea. Zu diesem Anlass reiste Papst Johannes Paul II. nach Seoul, wo er 93 Koreaner und 10 französische Missionare heilig sprach. Es war das erste Mal, dass eine Heiligsprechung nicht im Vatikan stattfand. Damit hat Korea die viertgrößte Zahl an Heiligen weltweit, obwohl die Zahl der Katholiken nur langsam zunahm.

Protestantismus 1884 kam Horace N. Allen, ein Mediziner und presbyterianischer Missionar, aus den USA nach Korea. Die Amerikaner Horace G. Underwood, ebenfalls Presbyterianer, sowie Henry G. Appenzeller, ein Missionar aus der methodistischepiskopalischen Kirche, folgten im nächsten Jahr. Vertreter anderer protestantischer Konfessionen schlossen sich ihnen an. Sie leisteten ihren Beitrag in der koreanischen Gesellschaft, Einweihung einer renovierten Kirche

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Koreanische Lebensweise

indem sie medizinische und erzieherische Dienste anboten und auf diese Weise ihren Glauben verbreiteten. Koreanische Protestanten, wie Dr. Seo Jae-pil, Yi Sang-jae und Yun Chi-ho, alle führende Persönlichkeiten in der Unabhängigkeitsbewegung, widmeten ihr Leben der Politik. Die protestantischen Privatschulen, wie die Yonhi- und die Ewha-Schulen, dienten der Förderung des nationalistischen Gedankengutes. 1903 wurde neben anderen christlichen Organisationen auch der “Christliche Verein junger Männer” (YMCA) in Seoul gegründet. Diese Organisationen setzten sozialpolitische Programme um und regten an, dass ähnliche Vereinigungen junger Koreaner gebildet wurden. Sie dienten nicht allein politischen oder erzieherischen Zwecken, sondern weckten auch das soziale Bewusstsein gegenüber abergläubischen Praktiken und schlechten Gewohnheiten. Gleichzeitig traten sie für die Gleichberechtigung von Mann und Frau, die Abschaffung des Konkubinats und die Vereinfachung von Vorschriften bezüglich der Zeremonien ein. Aufgrund der ständig zunehmenden Aktivitäten der protestantischen Kirchen in Korea fanden 1905 große Konferenzen statt, auf denen man sich mit dem Bibelstudium beschäftigte. Vier Jahre später wurde die Kampagne “Eine Million Seelen für Christus” ins Leben gerufen, mit dem Ziel, noch mehr Menschen zum Protestantismus zu bekehren. Der Protestantismus wurde nicht nur als Glaubensrichtung, sondern auch wegen seiner politischen, sozialen, kulturellen und erzieherischen Aspekte sehr begrüßt.

Heimische Religionen Der Zusammenbruch der Joseon-Dynastie und die japanische Besetzung waren Auslöser für die Entstehung verschiedener neuer Glaubensrichtungen. Der Won-Buddhismus wurde gegründet mit dem Versprechen, alle empfindsamen und leidenden Wesen in ein ewiges Paradies zu führen. Es ist ein Glaube, der auf moralischer Lehre, seelischer Kraft und dem Streben nach Wahrheit basiert. Die Bezeichnung Won-Buddhismus, koreanisch Wonbulgyo, ist

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Daejonggyo

eine Zusammenstellung aus Wörtern, die Wahrheit, Erleuchtung und Lehren bedeuten: “Won” meint ‘einheitlicher Zirkel’ und symbolisiert die endgültige Wahrheit. “Bul” bedeutet ‘erleuchten’ und “gyo” heißt ‘die Wahrheit lehren’. Aus diesem Grund handelt es sich bei dem Won-Buddhismus um eine Religion, die die wahrhafte Erleuchtung und die Anwendung dieses Wissens im alltäglichen Leben einfordert. In den 60er Jahren des 19. Jahrhunderts entstand eine Glaubensrichtung, die man als Cheondogyo bezeichnete und die sich vor allem auf technologische und soziale Probleme konzentrierte, um ein Gegengewicht zu der überhand nehmenden Konkurrenz aus dem Ausland zu bilden. Damals nannte man sie Donghak (östliche Lehre) als Gegenbegriff zur “westlichen Lehre”. Cheondogyo basiert auf dem Prinzip des Innaecheon, das heißt, der Mensch ist identisch mit “Haneullim”, dem Gott des Cheondogyo, der Mensch ist jedoch nicht gleich Gott. Die Gedanken eines jeden Menschen kreisen um “Haneullim”, dies ist die Quelle seiner Göttlichkeit, während geistiges Training ihn mit Gott eins werden lässt. Daejonggyo, eine nationalistische Religion, die Dangun verehrte, spielte eine entscheidende Rolle bei der Führung der koreanischen Unabhängigkeitsbewegung während der 1910er und 20er Jahre.

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Koreanische Lebensweise

Hauptmoschee in Hannam-dong, Seoul

Islam Trotz der Handelsbeziehungen und des diplomatischen Austausches zwischen der Goryeo-Dynastie und der islamischen Welt lösten sich diese Kontakte während der Joseon-Dynastie auf. Die ersten Koreaner, die mit dem Islam in Berührung kamen, waren jene, die Anfang des 20. Jahrhunderts während der japanischen Kolonialherrschaft in den Nordosten Chinas zogen. Nach dem Zweiten Weltkrieg kehrte eine Handvoll von ihnen, nunmehr zum Islam übergetreten, nach Korea zurück. Sie hatten jedoch keine Möglichkeit, Gottesdienste abzuhalten. Das änderte sich erst, als türkische UN-Streitkräfte während des Koreakrieges (1950-1953) nach Korea kamen und ihnen die Teilnahme an ihren Gottesdiensten erlaubten. 1955 wurde der Islam in Korea mit einem Gottesdienst offiziell eingeführt. Danach fand die Wahl des ersten koreanischen Imam statt. Die Zahl der dem Islam angehörigen Gläubigen nahm weiter zu, so dass 1967 eine neue Organisation, die “Muslimische Gemeinschaft Koreas”, entstand und 1976 eine Hauptmoschee in Seoul eingeweiht wurde.

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Ein Seseupmu ist ein Schamane, der seine Berufung von seinen oder üblicherweise von ihren Vorfahren übernahm.

Schamanismus Der Schamanismus ist eine alte polytheistische Religion, die keinen systematischen Aufbau hat, aber dennoch das Alltagsleben der Menschen in Form von Sitten und Bräuchen durchdringt. Die Anhänger des Schamanismus in Korea verehren Tausende von Geistern und Dämonen, die, wie man annimmt, überall in der Natur leben, beispielsweise in Felsen, Bäumen, Bergen, Flüssen und auch in Himmelskörpern. Im alten Korea war der Schamanismus eine Religion, die auf Angst und Aberglauben aufbaute. Für die moderne Generation ist der Schamanismus mit seinen farbenfrohen künstlerischen Ritualen Teil ihrer Kultur. Ein schamanistisches Ritual, reich an exorzistischen Elementen, verbindet Elemente der Schauspielkunst mit Musik und Tanz. Die Einführung kultivierterer Religionen, wie der Taoismus, der Konfuzianismus und der Buddhismus, führte nicht zu einer Aufgabe des schamanistischen Glaubens und dessen Praktiken. Sie nahmen Elemente des Schamanismus in ihren Glauben auf und existierten friedlich nebeneinander. Der Schamanismus ist bis heute eine religiöse Grundlage des koreanischen Volkes und gleichzeitig ein lebendiges Element ihrer Kultur.

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Koreanische Lebensweise im Überblick

Die Schönheit Koreas Hanbok war für Jahrtausende die traditionelle Kleidung der Koreaner. Bevor die westlichen Kleidung vor 100 Jahren Einzug erhielt, war Hanbok die Alltagskleidung. Männer trugen Jeogori (Jacke) und Baji (Hose), während Frauen Jeogori und Chima (Wickelrock) trugen. Heute wird Hanbok vornehmlich an Feiertagen oder zu besonderen Anlässen, wie Hochzeiten, dem 60. oder 70. Geburtstag, Seollal oder Chuseok, getragen.

KLEIDUNG

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HÄUSER Koreanische Gärten sind so gestaltet, dass sie eine natürliche Landschaft nachbilden, mit Hügeln, Bächen und Feldern. Üblicherweise sind sie klein, streben aber eine ideale Harmonie zwischen Natur und Mensch an. Die grundsätzliche Idee besteht darin, den Garten mit der geringstmöglichen Beeinträchtigung anzulegen, da die Natur nach koreanischer Auffassung bereits eine perfekte und absolute Einheit darstellt, die Leben regeneriert und aufrechterhält.

ESSEN Koreanisches Essen ist nahrhaft und viele Gerichte sind zum Teil fermentiert. Aus diesem Grund wird es als gesund und Krebs vorbeugend angesehen. Kimchi, die bekannteste Speise, ist gesalzener und fermentierter Kohl und wird als Beilage zu fast jeder Speise gereicht. Es ist reich an Vitaminen und Mineralstoffen. Galbi und Bulgogi sind die im Westen bekanntesten Hauptgerichte.

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SPORT

11 Sports Die Olympischen Sommerspiele in Seoul im Rückblick Rangfolge im olympischen Medaillenspiegel Fußballweltmeisterschaft 2002 Korea/Japan Sportveranstaltungen im eigenen Land Beliebte Sportarten Traditionelle Sportarten

Sport

Sport

Ahn Hyun-soo führt beim 500-m-Eisschnelllauf bei der World Team Championship 2006 in Montreal.

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Seit alters her haben sich die Koreaner an verschiedenen sportlichen Aktivitäten und Spielen erfreut. Der starke wirtschaftliche Aufschwung während der letzten Jahre hat auch dazu geführt, dass sich immer mehr Koreaner für Sport interessieren, sich sportlich betätigen und an Sportwettkämpfen teilnehmen. Zu den bemerkenswertesten Ereignissen der jüngsten Zeit zählen die erfolgreiche Ausrichtung der Olympischen Spiele 1988 in Seoul und die gemeinsame Ausrichtung der Fußballweltmeisterschaft 2002 mit Japan. Darüber hinaus wurde Daegu als Gastgeberstadt der IAAF-AthletikWeltmeisterschaft 2011 gewählt, eines der drei größten Ereignisse auf der Weltbühne des Sports, zusammen mit den Olympischen Spielen und der FIFA-Weltmeisterschaft. Angesichts der Größe und der Bevölkerungszahl Koreas zeigt das Land bei internationalen Sportwettkämpfen herausragende Leistungen. Noch nie hat sich ein asiatisches Land in den vergangenen Jahren sechsmal für die Endspiele der Fußballweltmeisterschaft qualifizieren können. Zur Unterstützung verschiedener Projekte erstellt das Koreanische Institut für Sportwissenschaften eine computergesteuerte Datenbank, die Auskünfte über Sporteinrichtungen,

Programme, Trainingspersonal und die Anzahl der Teilnehmer an sportlichen Aktivitäten gibt. Einen wichtigen Aspekt der von der Regierung betriebenen Sportpolitik stellt die Förderung der sportlichen Begegnungen mit Nordkorea dar. Die koreanische Regierung ist schon seit langem darum bemüht, Nordkorea an Sportereignissen zu beteiligen, da Sport, ihrer Meinung nach, am besten geeignet ist, ein geteiltes Volk wieder zu vereinen. Darüber hinaus unterstützt die Republik Korea Anträge von Nordkorea, Mitglied in verschiedenen internationalen Sportorganisationen zu werden, so im “Weltverband der Bergsteiger” und im “PanAsiatischen Boxverband”.

Die Olympischen Sommerspiele in Seoul im Rückblick Unter dem Motto “Frieden, Harmonie, Fortschritt” fanden die 24. Olympischen Sommerspiele vom 17. September bis 2. Oktober 1988 in Korea mit großem Erfolg statt. An der bis dahin größten Olympiade nahmen mehr als 13.000 Athleten und Die Olympische Flamme bei den Olympischen Spielen in Seoul 1988

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Sport

Funktionäre aus 160 Ländern teil. Sie warben für die hohen Ideale von Harmonie und Frieden und überwanden dabei die Barrieren, die damals Ost und West, Nord und Süd trennten. Als erste boykottfreie Olympiade seit 12 Jahren standen bei diesen Spielen ideologische Unterschiede und nationale Interessen hinter dem olympischen Gedanken zurück. Sie waren damit wieder im Einklang mit dem Grundgedanken der olympischen Bewegung. Der Erfolg dieser Olympiade ist zum einen auf die überwältigenden Bemühungen des koreanischen Volkes zurückzuführen, Frieden und Harmonie für die gesamte Menschheit zu schaffen. Zum anderen ist er dem festen Willen des Internationalen Olympischen Komitees gedankt, die Spiele wieder zu einem einzigartigen Fest für die gesamte Menschheit zu machen. Drittens begründet sich der Erfolg in dem Wunsch nach Frieden, der allen Nationen der Welt gemeinsam ist. Nach der Ausrichtung dieser Olympiade verfügt Korea nun über zahlreiche Sportanlagen von Weltformat, überwiegend in Seoul und Busan, den Städten, in denen die meisten Veranstaltungen stattfanden. Im Seouler Sportkomplex, mit einer Fläche von 545.000 qm, befanden sich das Olympische Stadion mit 100.000 Sitzplätzen, zwei Sporthallen für Rangfolge und Anzahl der Goldmedaillen, die Südkorea bei Olympischen Sommerspielen gewann * Keine Teilnahme an den Olympischen Spielen 1980 in Moskau

Quelle: Internationales Olympisches Komitee

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Basketball und Boxen, eine Schwimmhalle, ein BaseballStadion und ein Aufwärmplatz. Im Olympischen Park im Südosten Seouls liegen in einem ausgedehnten Gebiet von 1,5 Millionen qm ein Velodrom mit 6000 Plätzen, drei Sporthallen, zwei Austragungsorte für Fechtkämpfe und Gewichtheben, Schwimmhallen und Tennisplätze. Ein wichtiger Trainingsort für die koreanischen Athleten ist das TaeneungSportlerdorf am östlichen Stadtrand von Seoul. Zu diesem Dorf, das auf einem Grundstück von 17,1 Morgen inmitten eines wunderschönen Waldgebietes erbaut wurde, gehören eine Eisbahn, Schwimmhallen, Schießstände und Hallen für Ringen, Boxen und Gewichtheben.

Gesamtzahl der Goldmedaillen bei Olympischen Sommerspielen nach Sportart (1936 - 2008)

Rangfolge im olympischen Medaillenspiegel Korea nimmt aktiv an vielen internationalen Sportwettkämpfen teil. Die Koreaner starteten bei den Olympischen Spielen 1948 in London zum ersten Mal unter ihrer eigenen Flagge. 1936 gewann ein koreanischer Marathonläufer, Sohn Kee-jeong, die Goldmedaille bei der Olympiade in Berlin. Er nahm jedoch als Mitglied der japanischen Mannschaft teil, da Korea damals unter japanischer Kolonialherrschaft stand. Koreanische Athleten schnitten bei den Olympischen Spielen zunehmend besser ab. 1976, bei den Spielen in Montreal, rangierte Korea auf Platz 19 unter mehr als 100 teilnehmenden Nationen. 1984, in Los Angeles, nahm Korea unter 140 Nationen Platz zehn ein und erreichte 1988 in Seoul Platz vier unter 160 Nationen. Bei den Olympischen Spielen in Barcelona 1992 belegte Korea Platz sieben im Medaillenspiegel. Diese Spiele werden den Koreanern im Gedächtnis bleiben, insbesondere aufgrund der Goldmedaille, die Hwang Young-jo im Marathon gewann. Er war damit der erste koreanische Marathonläufer, der diese olympische Disziplin unter der Flagge Koreas gewann.

Quelle: Internationales Olympisches Komitee

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Sport

Bei der Olympiade 1992 in Barcelona belegte Korea mit zwölf Gold-, fünf Silber- und zwölf Bronzemedaillen Platz sieben unter 172 Nationen. Bei den Olympischen Spielen 1996 in Atlanta lag es mit sieben Gold-, fünfzehn Silber- und fünf Bronzemedaillen auf Platz zehn und bei der Olympiade in Sydney vier Jahre später belegte es mit acht Gold-, neun Silber- und elf Bronzemedaillen Rang 12. Bei den Olympischen Spielen in Athen 2004 gewann Korea neun Gold-, zwölf Silber- und neun Bronzemedaillen und belegte damit Platz neun. Bei den Olympischen Spielen in Peking 2008 belegte Korea den 7. Platz, indem es 13 Gold-, 10 Silber- und 8 Bronzemedaillen gewann. Bei den olympischen Spielen 2008 hat Korea die außergewöhnlichsten Leistungen gezeigt. Dazu zählten die erste Goldmedaille im Schwimmen durch Park Tae-hwan, 9 direkte Siege sowie die Goldmedaille der Baseball-Mannschaft und 5 Weltrekorde durch Jang Mi-ran im Gewichtheben der Frauen über 75 Kilogramm.

Fußballweltmeisterschaft 2002 Korea/Japan Die Fußballweltmeisterschaft 2002 Korea/Japan endete nach einmonatiger Dauer am 30. Juni 2002. Bei der ersten Fußballweltmeisterschaft im 21. Jahrhundert wurden insgesamt 64 Spiele ausgetragen. Sämtliche Veranstaltungen gingen ohne die befürchteten Ausschreitungen von Hooligans und ohne terroristische Anschläge und ohne Zwischenfälle zu Ende. Die Nationalmannschaften von Korea und Japan schlugen sich tapfer. Die japanische Mannschaft erreichte das Die Koreaner erinnern sich immer noch gern an die siegreichen Momente der FIFA-Weltmeisterschaft Korea/Japan 2002, als die koreanische Nationalmannschaft das Halbfinale erreichte.

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Achtelfinale und die koreanische Mannschaft das Halbfinale. Derart erfolgreich war bisher kein asiatisches Land bei einer Fußballweltmeisterschaft gewesen. Der verblüffende Erfolg der koreanischen Mannschaft führte dazu, dass sich das nationale Image des Landes entscheidend verbesserte und sich den Menschen in der ganzen Welt das Markenzeichen “Korea” einprägte. Die Fußballweltmeisterschaft bot Korea eine gute Gelegenheit, sich von seinem durch Krieg, Demonstrationen und autoritäre Regierungen geprägten Negativimage zu lösen und in die Reihe der fortschrittlichen Länder aufzurücken. Die Leistung der nimmermüden koreanischen Fußballspieler war mehr als ausreichend, um die Zuschauer in aller Welt zu beeindrucken, und die “Roten Teufel”, die im ganzen Land ihre Mannschaft während der Fußballweltmeisterschaft unterstützen, vermittelten einen Eindruck von dem starken Zusammenhalt des koreanischen Volkes. Das dynamische Auftreten Koreas auf dem und abseits des Fußballfeldes hatte vielfältige Ursachen. Nachdem sich Korea 1997 durch die Finanzkrise gekämpft hatte, war es eine erbauende Leistung, die nach wie vor die Elastizität des Landes symbolisiert. Die Regierung und der Privatsektor haben von diesem hart erarbeiteten Moment profitiert. Die ausländischen Medien erklärten, Korea sei der größte Gewinner der ersten Fußballweltmeisterschaft im 21. Jahrhundert. Die Koreaner haben die Ausländer auch mit ihrer enthusiastischen und friedlichen Anfeuerung der Mannschaft in den Straßen beeindruckt. Schätzungsweise zog es landesweit insgesamt 22 Millionen Menschen auf die Straßen, um die koreanische Mannschaft während ihrer sieben Spiele anzufeuern. 4,2 Millionen waren es beim Achtelfinalspiel gegen Italien, 5 Millionen beim Viertelfinalspiel gegen Spanien und 6,5 Millionen beim Halbfinalspiel gegen Deutschland. Beim Spiel um den dritten Platz gegen die Türkei am 29. Juni kamen 2,17 Millionen Menschen in den Straßen zusammen. Insgesamt 10,48 Millionen Menschen versammelten sich während der sieben Spiele in den Straßen Seouls, das sind 88 Prozent aller

Eine gewaltige Menge feuert ihre Nationalmannschaft vor dem Rathaus Seoul während der Weltmeisterschaft Korea/Japan 2002 an.

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Sport

Bewohner der Hauptstadt. Seit 1971 hat die Republik Korea jährlich ein internationales Fußballturnier gesponsert, ursprünglich bekannt als PräsidentenCup. Dieses Turnier, das später in Korea-Cup umbenannt wurde, hat wesentlich zu einer Verbesserung der fußballerischen Qualität der Asiaten beigetragen sowie Verständnis und Freundschaft zwischen den Teilnehmerstaaten gefördert. Mannschaften aus Asien, Europa, Lateinamerika und Afrika nahmen daran teil. 1983 war Korea das erste asiatische Land, das eine Profi-Fußballliga hatte. 1994 änderte man deren Namen in Korea-Liga. Heute besteht diese aus zehn Mannschaften, seit 1996 ist auch Spielern aus dem Ausland die Teilnahme erlaubt.

Sportveranstaltungen im eigenen Land

Das Nationale Sportfest

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Das Nationale Sportfest findet jedes Jahr im Oktober statt, Teilnehmer aus ganz Korea wetteifern in 39 verschiedenen Sportarten miteinander. Abwechselnd sind größere Städte wie Seoul, Busan, Daegu, Gwangju und Incheon für die Ausrichtung verantwortlich. Das Nationale Sportfest für Kinder wird ebenfalls jährlich veranstaltet, mehr als 10.000 Jungen und Mädchen aus Grundund Mittelschulen des ganzen Landes nehmen daran teil. Das Nationale Wintersportfest, das jedes Jahr im Januar abgehalten wird, umfasst Disziplinen wie Eisschnelllauf, Eiskunstlauf, Skifahren, Eishockey und Biathlon. Ein weiteres jährliches Sportereignis ist das Nationale Sportfest für Behinderte. Es wurde 1981 ins Leben gerufen und bietet seitdem Menschen aus ganz Korea die Möglichkeit, im sportlichen Wettkampf zusammenzukommen und ihre sportlichen Fähigkeiten unter Beweis zu stellen. In den letzten Jahren ist Skifahren bei der koreanischen Jugend rasch ein beliebter Wintersport geworden. Die SkiSaison in Korea ist ziemlich kurz,

Choi Kyung-ju möchte auf seinem Erfolg aufbauen.

sie geht von Ende Dezember bis Anfang März. In dieser Zeit verkehren Shuttle-Busse zwischen den Skigebieten und Seoul. Jedes Jahr im Februar findet ein Skifest für Ausländer im Yongpyeong-Skigebiet statt. Einige Tausende Touristen aus südostasiatischen Ländern besuchen in dieser Zeit Korea, um in den landesweit verstreuten Skigebieten Wintersport zu treiben.

Beliebte Sportarten Die Koreaner schlagen sich gut im Wettbewerb mit anderen Spitzenathleten, bei den Olympischen Spielen ebenso wie bei anderen großen internationalen Sportwettkämpfen, z.B. beim Baseball, Golf, Bogenschießen, Schießen, Tischtennis, Eisschnelllauf über Kurzstrecke, Eiskunstlauf und Schwimmen. Das koreanische Baseballteam hat bei den Olympischen Spielen in Peking 2008 die Goldmedaille und bei den World Baseball Classics (WBC) 2009 die Silbermedaille gewonnen. Wie die große Zahl koreanischer Baseballspieler zeigt, die, wie Park Chan-ho, Chu Shin-soo und Lee Seung-yeop, derzeit in professionellen Baseballligen in den Vereinigten Staaten und in Japan spielen, ist koreanischer Baseball deutlich im Aufstieg begriffen. Korea hat ebenfalls eine große Zahl von Weltklassegolfern hervorgebracht. In dieser Hinsicht haben viele weibliche Golferinnen, wie Pak Se-ri, Kim Mi-hyun und Shin Ji-ae, die renommierten LPGA und die US Women's Open Golf

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Sport

Park Tae-hwan bei seinem dynamischen Sprung bei den Schwimmweltmeisterschaften

Championships gewonnen. Während Choi Kyung-Ju bei der PGA-Tour 2002 zwei Veranstaltungen gewann, siegte Yang Yong-eun bei der PGA Tour Hondo Classic 2009. Seit kurzem machen sich koreanische Baseballstars in amerikanischen und japanischen Ligen einen Namen. Beim Golf gibt es seit neuestem auch in Korea einige Weltklassespieler. Insbesondere professionelle Golfspielerinnen wie Michelle Wie, Seri Pak und Mi-hyun Kim, haben verschiedene Titel bei LPGA-Turnieren oder den USOpen der Frauen gewonnen. Choi Kyung-ju setzte sich durch und gewann allein 2002 zwei PGA-Titel. Im Tennis gewann Lee Hyung-taik im Januar 2003 das Internationale Adidas-Turnier in Sydney und ist damit der erste Koreaner, der jemals ein großes internationales Turnier gewann. Zwei junge Koreaner haben sich einen Namen gemacht und ihrem Land beim Schwimmen und Eiskunstlauf zu Ansehen verholfen. Bei den Asien-Spielen in Doha gewann Park Taehwan drei Gold-, eine Silber- und drei Bronze-Medaillen und stellte damit zwei neue asiatische Rekorde auf. Bei den Schwimmweltmeisterschaften in Sydney 2007 gewann er Gold beim 400-m-Freistil und Bronze beim 200-m-Freistil. Bei den Olympischen Spielen in Peking 2008 gewann er beim 400-mFreistil eine Gold- und beim 200-m-Freistil eine Silbermedaille. Kim Yu-na hatte bei den Eiskunstlauf-Weltmeisterschaften 2007

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und 2008 bereits die Bronzemedaille gewonnen. Bei den VierKontinente-Meisterschaften im Eiskunstlaufen in Vancouver, Kanada, 2009 gewann sie Gold. Bei den EiskunstlaufWeltmeisterschaften in Los Angeles im März 2009 behauptete sie den höchsten Platz, indem sie mit 207,71 Punkten einen neuen Weltrekord aufstellte. Darüber hinaus unterhalten einheimische Sportverbände, wie die Professionelle Fußballliga (K-Liga), die BaseballOrganisation Korea (KBO), die Koreanische Basketballliga (KBL) und die Koreanische Volleyballliga (V-Liga) ihre Fans, die in die Stadien strömen, um ihre Lieblingsmannschaften zu sehen.

Traditionelle Sportarten Es ist überliefert, dass die Koreaner in früheren Zeiten zahlreiche traditionelle Sportarten ausübten, wie Drachensteigen, Tauziehen, Geune, Jegichagi, Neolttwigi und auch Taekwondo und Ssireum. Von den traditionellen Sportarten, die auch heute wieder ausgeübt werden, ist der Kampfsport Taekwondo international am meisten bekannt. Er ist der einzige international anerkannte Sport, der in Korea seinen Ursprung hat und heute weltweit ausgeübt wird. Beim Taekwondo kommt der gesamte Körper zum Einsatz, insbesondere Hände und Füße. Dieser Sport stärkt nicht nur das eigene Wohlbefinden, sondern dient auch der Charakterbildung durch physisches und mentales Training in Kombination mit Techniken zum Erlernen von Disziplin. Dieser Kampfsport zur Selbstverteidigung ist im letzten Vierteljahrhundert international zu einem beliebten Sport geworden, mehr als 3000 koreanische Trainer lehren heute Taekwondo in mehr als 150 Ländern. Beweise für die Existenz von Taekwondo als Mittel zur systematischen Verteidigung, bei dem die instinktiven Reflexe des Körpers genutzt werden, können bis in die Zeit der alten Stammesgemeinschaften zurückverfolgt werden.

Kim Yu-na aus Südkorea bei einer EiskunstlaufPerformance der Frauen bei den Weltmeisterschaften im Eiskunstlauf.

Kukkiwon Hauptsitz des WeltTaekwondo

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Sport

Taekwondo hat sich mittlerweile als internationale Sportart etabliert.

Während religiöser Zeremonien wie Yeonggo, Dongmaeng (eine Art Erntedankfeier) und Mucheon (Tanz zum Himmel), praktizierten die Koreaner eine einzigartige Übung für das körperliche Training, aus der sich später Taekwondo entwickelte. In Korea gehören über 3,8 Millionen Menschen dem Taekwondo-Verband an. Dieser ist somit der größte, dem Koreanischen Sportrat angeschlossene Verband. Der TaekwondoWeltverband mit Sitz in Seoul wurde 1980 vom Internationalen Olympischen Komitee (IOK) als die den Taekwondo-Sport offiziell vertretende Organisation anerkannt. Taekwondo war bei den Olympischen Spielen 1988 in Seoul ein Demonstrationssport, ein Zeichen dafür, dass Taekwondo weltweit immer populärer wird. Seit den Olympischen Spielen in Sydney im Jahr 2000 ist es eine reguläre olympische Disziplin. Der frühere olympische Taekwondo-Kämpfer Moon Dae-sung wurde während der Olympischen Spiele in Peking zum Mitglied der Athletenkomission des Internationalen Olympischen Komitees (IOC) gewählt. Ssireum, eine traditionelle koreanische Form des Ringens, ist ein Volkssport, bei dem sich die beiden Gegner an der Satba (eine Art Schärpe, die um Hüfte und Oberschenkel gebunden wird) festhalten und ihre Stärke sowie verschiedene Techniken einsetzen, um den Gegner zu Boden zu zwingen. Der Ursprung des Ssireum geht bis in die Zeit zurück, als sich die ersten Gemeinschaften bildeten. In diesen primitiven Gemeinschaften 218

Ssireum, eine Art des traditionellen koreanischen Ringkampfes.

waren die Menschen gezwungen, gegen wilde Tiere zu kämpfen, nicht nur zum Zwecke der Selbstverteidigung, sondern auch zur Nahrungsbeschaffung. Auch war es diesen Gemeinschaften unmöglich, Konflikten mit anderen Gemeinschaften aus dem Weg zu gehen. Folglich entwickelten und praktizierten sie verschiedene Formen des Kampfes, um sich selbst zu schützen. Der endgültige Gewinner eines Ssireum-Turniers erhielt nach alter Sitte einen Bullen. Dieser war nicht nur ein Symbol der Stärke, sondern stellte in einer auf Ackerbau und Viehzucht ausgerichteten Gesellschaft auch ein Vermögen dar. Heute ist Ssireum ein Sport, der sich einer großen Anhängerschaft erfreut. Er ist nicht länger nur ein traditioneller Volkssport, der lediglich an Feiertagen ausgeübt wird. Der koreanische Ssireum-Verband hat durch das Sponsern von Wettbewerben mit hochrangiger Konkurrenz einen landesweiten Boom hervorgerufen. Der Sport ist bei den Zuschauern so populär, dass diese Turniere regelmäßig im Fernsehen übertragen werden. Durch die Aufstellung von Regeln und Vorschriften hat sich Ssireum vom traditionellen Sport, der auch eine Methode zur Selbstverteidigung darstellte, zu einem beliebten und modernen Volkssport gewandelt, der einen Platz im Leben der modernen Koreaner einnimmt.

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Sport im Überblick

Sport: Eine Form des Kontakts zwischen den Welten Traditionsgemäß haben die Koreaner zahlreiche Sportarten ausgeübt. Mit der eindrucksvollen wirtschaftlichen Entwicklung der letzten Jahre hat sich das Interesse an Sport drastisch erhöht. Mehr und mehr Koreaner nehmen heute an organisiserten Sportveranstaltungen teil und konkurrieren in Wettkämpfen.

DREIFACHKRONE DER ATHLETIK

2002 FIFAWeltmeisterschaft Korea/Japan

Olympische Spiele 1988 in Seoul Die 24. Olympischen Sommerspiele gingen nach 16 Tagen, vom 17. September bis 2. Oktober 1988, in Seoul erfolgreich zu Ende. Sie standen ganz im Zeichen von Frieden, Harmonie und Fortschritt.

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Korea war das erste asiatische Land, das während der Weltmeisterschaften 2002 das Halbfinale erreichte.

2011 IAAFLeichtathletikWeltmeisterschaften in Daegu Daegu wurde als Gastgeberstadt der IAAF-LeichtathletikWeltmeisterschaften ausgewählt.

Yun Kyung-shin

Handball

Park Chan-ho

Baseball

KOREANISCHE SPORTSTARS

Kim Yu-na

Eiskunstlauf

Park Ji-sung

Fußball

Park Tae-hwan

Schwimmen

Golf Choi Kyung-ju

Pak Se-ri 221

TOURISMUS

12 Tourismus Reisetipps Transportmittel Unterkunft Korea entdecken Einkaufen

Tourismus

Tourismus Mit seiner landschaftlichen Schönheit und seinem einzigartigen kulturellen und historischen Erbe hat Korea Touristen aus aller Welt viel zu bieten. Auf der Halbinsel, deren Klima durch vier verschiedene Jahreszeiten geprägt ist, gibt es unzählige malerische Täler, Berge, Flüsse und Strände. Im ganzen Land findet man zahlreiche alte Tempel und Schreine, königliche Paläste, Skulpturen, Pagoden, archäologische Ausgrabungsstätten, Festungsanlagen, Volkskundedörfer und Museen. Seit kurzem sind auch Reisen nach Nordkorea möglich, in Zukunft soll es weitere Besichtigungsprogramme unter Beteiligung der nordkoreanischen Behörden geben.

Reisetipps Visum: Touristen können sich in Korea 15 Tage lang ohne Visum

Besucher

(Tausend Personen) 6.891

2008

6.448

2007

6.155

2006

6.023

2005 5.322

2000 3.753

1995 2.959

1990 976

1980 1970

224

173

Quelle: Korea Tourism Organization

aufhalten, sie müssen jedoch einen Nachweis erbringen, dass sie das Land nach Ablauf dieser Frist wieder verlassen. Reisende aus bestimmten Ländern benötigen kein Visum und dürfen sich in einigen Fällen bis zu drei Monate im Land aufhalten, in anderen Fällen ein oder zwei Monate. Voraussetzung ist allerdings, dass sie in dieser Zeit keiner bezahlten Tätigkeit nachgehen. Reisende mit Langzeitvisum müssen innerhalb von 90 Tagen nach Einreise bei einer örtlichen Einwanderungsbehörde eine Aufenthaltsgenehmigung beantragen. Die Regierungswebseite www.korea.net bietet Links zu ausführlicheren Informationen.

Telefonische Reiseinformation Korea: 1330 Touristen aus dem Ausland erhalten unter der TelefonNr.: 1330 sofortige Auskunft von jedem Ort in Korea.

50,000 Won

Währung: Die koreanische Währung heißt Won und ist in 1000(0,80 US-Dollar), 5000- oder 10.000-Won-Scheinen sowie in 10-, 50-, 100- und 500-Won-Münzen in Umlauf. Die Banken sind in aller Regel Montag bis Freitag zwischen 9.00 Uhr und 16.00 Uhr geöffnet. Geldautomaten stehen rund um die Uhr zur Verfügung. Die meisten großen Geschäfte, Hotels und Restaurants akzeptieren gängige internationale Kreditkarten. Es empfiehlt sich jedoch, stets etwas Bargeld mit sich zu führen, da viele kleinere Einrichtungen und Geschäfte selten Kreditkarten akzeptieren. Quarantäne für Tiere und Pflanzen: Alle eingeführten Tiere, Pflanzen sowie daraus hergestellte Produkte werden ab Ankunft in Flug- oder Seehäfen unter Quarantäne gestellt.

10,000 Won

5,000 Won

1,000 Won

USA (8.9%)

Besucher nach Nationalität

Europa (8.6%)

Taiwan (4.6%)

China (16.9%) Ausländische Besucher (2008)

Japan (34.5%)

Andere (26.5%)

Quelle: Korea Tourism Organization

225

Tourismus

Internationaler Flughafen Incheon

Transportmittel Anreise nach Korea Mit dem Flugzeug: Korea ist mit nahezu allen großen Hauptstädten der Welt verbunden, sei es durch Direkt- oder Anschlussflüge von internationalen Flughäfen in Ostasien. Etwa 37 internationale Fluggesellschaften fliegen Korea regelmäßig an, es gibt jede Woche rund 1500 Starts und Landungen. Korea hat neun internationale Flughäfen: den Internationalen Flughafen Incheon, der seit dem 29. März 2001 in Betrieb ist, den Gimhae-Flughafen in Busan, den Internationalen Flughafen Jeju, Cheongju, Daegu, Yangyang, Muan und Gwangju. Die internationalen Flughäfen in Busan und auf der Insel Jeju sind durch Direktflüge mit großen Städten in Japan, wie Tokio, Fukuoka, Nagoya und Osaka, verbunden. Flughafenbahn (AREX)

Internationaler Flughafen Incheon

Gyeyang

L Lin inie ie 5 9(i m

Geomam

1

Unseo

IR T

Internationaler Flughafen Incheon Frachtterminal

Ba u)

AREX Streckenplan (Phase 1)

Flughafen Gimpo

AREX ist das größte private Investitionsprojekt der Republik Korea und das erste, privat finanzierte Eisenbahn-Infrastrukturprojekt. Es ist sowohl eine Antwort auf den zunehmenden Luftverkehr als auch auf den Bedarf an zusätzlichen öffentlichen Transportmitteln.

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Spezielle Flughafen- und Stadtbusse fahren zwischen 5 Uhr morgens und 22.30 Uhr abends alle 15 Minuten von verschiedenen Punkten in Seoul ab. Sie sind eine preisgünstigere Alternative zu den KAL-Limousine Bussen, die den Internationalen Flughafen Incheon mit 19 größeren Hotels in Seoul verbinden. Mit der Fähre: Verschiedene Linien bieten Schiffspassagen nach Korea an. Von der amerikanischen Westküste aus sind dies folgende Linien: Waterman Steamship, American Pioneer, Pacific Far East, Pacific Orient Express, State Marine und United States Lines. Verschiedene Gesellschaften, wie BuGwan Ferry, Korea Ferry und Korea Marine Express, bieten regelmäßige Fährverbindungen zwischen Busan, der Insel Jejudo und den japanischen Häfen Shimonoseki, Kobe und Hokada an. Eine andere Fährlinie verkehrt zwischen Incheon und den chinesischen Häfen Tianjin und Weihai. Passagiere, die per Fähre nach Korea einreisen, dürfen ihre Privatautos für einen vorübergehenden Zeitraum nach Korea einführen, vorausgesetzt, sie sind im Besitz der entsprechenden Dokumente.

Die Bugwan-Fähre Seonghee fährt zwischen Busan und Japans Stadt Shimonoseki.

Fortbewegung in Korea Inlandsflüge: Die meisten Inlandsreisedestinationen liegen nicht länger als eine Flugstunde von Seoul entfernt. Der Flughafen Gimpo, der zwischen der westlichen Region Seouls und dem Internationalen Flughafen Incheon liegt, wird in erster Linie für Inlandsflüge genutzt. Korean Air und Asiana Airlines wickeln alle Inlandsflüge ab. Bahnverbindungen: Das koreanische Eisenbahnunternehmen (KORAIL) setzt auf seinem ausgedehnten Schienennetz, das nahezu alle Teile des Landes abdeckt, drei Arten von Zügen ein – Superschnellzüge(KTX), Schnellzüge(Saemaeul) und Regionalzüge(Mugunghwa). Der Superschnellzug (KTX)

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Tourismus

KTX

verbindet Seoul mit Busan, Mokpo, Ost-Daegu, Gwangju und Iksan. Da selbst die längste KTX-Reise weniger als drei Stunden dauert, gibt es keine Speisewagen, aber Reisende können an den bereitstehenden Servicewagen Snacks und Getränke erwerben. Viele Schnellzüge verfügen hingegen über Speisewagen. Die beliebtesten Reiseziele im Land sind direkt oder mit einmaligem Umsteigen zu erreichen. Informationen über kombinierte Zugund Fährtickets sowie über erhältliche Bahnpässe finden Sie auf der Website des koreanischen Eisenbahnunternehmens (www.korail.go.kr). (Anmerkung: Bahnpässe müssen von zertifizierten Korail-Anbietern im Ausland erworben werden). Regional- und Stadtbusse: Ein Netzwerk aus normalen Intercity-Bussen und Langstrecken-Expressbussen verbindet praktisch alle Städte und Ortschaften des Landes miteinander. Normale Intercity-Busse, die häufig halten, sind die preisgünstigste Art, um das Land zu bereisen. Preise für Fahrscheine liegen zwischen 700 und 1800 Won (0,56-1,43 USDollar). Auf der Website “www.visitkorea.or.kr” erhalten Sie detaillierte Informationen.

System der Stadtbusse in Seoul Alle Stadtbusse sind durch eine der vier Farben gekennzeichnet: blau, grün, rot und gelb. Blaue Busse fahren auf den Fernstraßen. Grüne Busse verkehren zwischen UBahn-Stationen und nahe gelegenen Wohngebieten. Rote Busse fahren zwischen dem Hauptzentrum und wichtigen Nebenzentren der Stadt. Gelbe Busse verkehren auf den Ringstraßen im Zentrum oder in den Nebenzentren.

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Langstrecken-Expressbusse: Langstrecken-Expressbusse fahren direkt zu ihren Zielorten und legen nur alle paar Stunden an den Autobahnraststätten einen Zwischenstopp ein. Zwei verschiedene Busarten verbinden jede große Stadt im Land. Normale Expressbusse haben vier Sitze in einer Reihe. Die teureren Deluxe-Expressbusse haben lediglich drei Sitze in einer Reihe und bieten Annehmlichkeiten wie Telefone und Filme. Einige Buslinien bieten auch Deluxe-Expressbusse an, die über Nacht fahren. Seoul verfügt über drei IntercityTerminals, die Busverbindungen in verschiedene Teile des Landes anbieten: den größten Terminal, den ExpressbusHauptterminal, den Nambu Bus-Terminal auf der U-Bahnlinie 3 in Gangnam, und den Dong- (Ost-) Seoul Bus-Terminal nahe der U-Bahnstation Gangbyeon auf der Linie 2. Der Busan Expressbus-Terminal liegt im östlichen Stadtzentrum.

U-Bahn: Um möglichst schnell und bequem durch Seoul, Busan, Daegu, Gwangju, Incheon und Daejeon zu reisen, sollten Touristen die U-Bahn nehmen. Diese ist in diesen Städten das Haupttransportmittel, das eine schnelle, sichere und bequeme Art der Fortbewegung ermöglicht. In Seoul verbindet sie das Zentrum mit den umliegenden Gegenden und den Trabantenstädten. Der Grundpreis beträgt 1000 Won (0,80 US-Dollar), die Fahrpreise richten sich nach der Entfernung. Fahrgäste können Bus- und U-Bahntickets durch die Verwendung einer Debitkarte, bekannt als ‘T-money’, auf unkomplizierte Weise bezahlen. Taxis: Es gibt zwei Arten von Taxis — normale und DeluxeTaxis. Die Fahrpreise richten sich nach der Entfernung und der Zeit. Die schwarzen Deluxe-Taxis sind komfortabler und bieten einen besseren Service und kosten deshalb auch mehr als die normalen grauen Taxis. Nahezu alle Taxis sind jedoch mit einem kostenlosen Übersetzungssystem ausgestattet, das per Mobiltelefon erreichbar ist, um die Kommunikation zwischen Fahrgast und Fahrer zu erleichtern. Mietwagen: Mit dem Auto durch Korea zu reisen kann aufregend und zugleich eine effektive Art der Fortbewegung sein. Das Straßen- und Autobahnnetz ist flächendeckend, so dass Besucher jede entlegene Gegend erreichen können. Der Fahrer muss jedoch den Nachweis erbringen, dass er folgende Bedingungen erfüllt: - eine mehr als einjährige Fahrpraxis - Besitz eines internationalen Führerscheins - Mindestalter von 19 Jahren - einen gültigen Reisepass. Die Mietpreise liegen je nach Wagentyp zwischen 68.000 und 265.000 Won (54,10 US-Dollar - 210,70 US-Dollar) pro Tag. Die Geschwindigkeit ist in den Städten auf 60km/h beschränkt, dies gilt für die meisten Straßen; auf den Stadtautobahnen,

U-Bahn

Taxis Reguläre Taxis: Fahrpreise liegen bei 2.400 Won für die ersten 2 km und 100 Won für jede weiteren 144 Meter(Seoul).

Taxis auf Bestellung: Fahrgäste können das Taxi von jedem Ort der Stadt aus rufen und werden innerhalb von fünf Minuten abgeholt. Luxus-Taxis: Luxus-Taxis sind schwarz mit einem gelben Zeichen auf dem Dach. Sie bieten eine höhere Servicequalität und kosten während der ersten 3 km 4500 Won und 200 Won für jede weiteren 164 Meter.

Kastenwagen-Taxis: Sie bieten acht Passagieren Platz.

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Tourismus

einschließlich dem Olympic Expressway, gilt Tempo 80 bis 100. Fahren unter Alkohol- oder Drogeneinfluss zieht schwere Strafen nach sich. Fährverbindungen: Diese stellen eine der angenehmsten Möglichkeiten dar, Korea zu entdecken. Fähren verkehren zwischen Busan und der Insel Jejudo, zwischen Mokpo und der Insel Hongdo sowie zwischen Pohang und der Insel Ulleungdo. Es gibt Schiffe, die mit vielen möglichen Zwischenstopps an den Häfen der Südküste und dem Hallyeo Maritime National Park zwischen Busan und Yeosu verkehren. Auf der Website “www.visitkorea.or.kr” finden Sie weitere Informationen über das Transportwesen sowie viele andere nützliche Hinweise für Touristen.

Unterkunft Reisende in Korea können aus einem großen Angebot guter Unterkünften wählen: Hotels, Gasthäuser, Herbergen, private Unterbringung bei Familien und Ferienwohnungen in Erholungsgebieten.

Tempelaufenthalt

Das moderne Leben ist aufreibend und anstrengend. Da wir in einer hektischen Welt leben, sind wir immer in Eile, um irgendwo hinzukommen. Programme über Tempelaufenthalte, wie im Samhwasa-Tempel, bieten den Menschen die Gelegenheit, eine Auszeit zu nehmen und sich auf die Stille und die Besinnlichkeit zu konzentrieren ohne die ganze Ausstattung, die wir in unserem städtischen

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Leben mit uns führen. Derzeit nehmen landesweit 87Tempel an diesem Programm teil. Die Aufenthalte können Übernachtungen einschließen, einen halben Tag umfassen oder auf 3 - 4 Tage ausgeweitet werden. Sechs Tempel sind für Einzelpersonen immer geöffnet, während Gruppen in allen Tempeln das gesamte Jahr über Reservierungen machen sollten. Die meisten Tempel, die an dem Programm teilnehmen, liegen in gepflegten National- oder Provinzparks. Auf diese Weise bietet das Programm den Teilnehmern eine ausgezeichnete Gelegenheit, sich inmitten der Ruhe der Natur zu entspannen, nachzudenken und Kräfte zu sammeln. Weitere Informationen über Programme zu Tempelaufenthalten finden Sie unter: http://www.templestay.com

Es gibt Hotels in allen Kategorien: Super Deluxe, Deluxe, erster, zweiter und dritter Klasse. Die Übernachtungspreise beginnen bei etwa 46.000 Won (36,60 US-Dollar) pro Nacht, die Preise der Super Deluxe-Hotels beginnen bei 170.000 Won. Eine wachsende Zahl der Hotels bieten ihren Gästen Einrichtungen zur Entspannung, wie Schwimmbäder, Saunen, überdachte Golfplätze, Bowlingbahnen und Fitnesscenter. Ferner gibt es Diskotheken, Karaoke-Bars und Kasinos, in denen Tag und Nacht für Unterhaltung gesorgt ist. Man kann das gesamte Jahr über Angebote und Pauschalreisen buchen, die Spaß und Unterhaltung versprechen und auf die Jahreszeiten abgestimmt sind. Gasthäuser (Yeogwan) und Herbergen sind kostengünstige Übernachtungsmöglichkeiten. Sie bieten einfache und saubere Unterkünfte an. Die Preise variieren je nach Service und Ausstattung. Eine Übernachtung in einer Herberge kostet zwischen 6000 Won und 22.000 Won (4,80 US-Dollar - 17,50 USDollar), eine Übernachtung in einem Gasthaus zwischen 30.000 Won und 60.000 Won (23,90 US-Dollar - 47,70 US-Dollar), Wohnanlagen sind apartmentähnliche Unterkünfte, die Zweckmäßigkeit und Komfort verbinden, weil sie über private Kochgelegenheiten, Seminarräume, Schwimmbäder, Freizeiteinrichtungen, nahe gelegenen Restaurants und Supermärkte verfügen. Sie sind sehr geräumig und befinden sich zumeist in der Nähe von Ski-Ressorts, berühmten Bergregionen, Parks und Stränden. Wenngleich diese Wohnanlagen in der Hochsaison ausschließlich an Mitglieder vermietet werden, können sie in der Nebensaison auch von Nichtmitgliedern gemietet werden. Die Preise variieren in Abhängigkeit von den Einrichtungen erheblich, liegen aber üblicherweise zwischen 30.000 Won und 100.000 Won pro Nacht. Luxuriöse Wohnanlagen kosten pro Nacht bis zu 200.000 Won. Pensionen sind eine neue Art der Unterkunft, die es seit kurzer Zeit in Korea gibt. Pensionen finden sich üblicherweise in Touristengebieten, umgeben von schönen Landschaften. Es handelt sich um Häuser oder Hütten im europäischen Stil. Sie sind ein exzellenter Ort, um in einem natürlichen Umfeld zur Ruhe zu kommen und sich zu entspannen. Es gibt verschiedene

Das Shilla-Hotel in Seoul

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Tourismus

Pension in Gangwon-do

Arten von Pensionen, die von Villen bis zu einfachen Blockhütten reichen. Sie werden bei Paaren und Familien immer beliebter. Die private Unterbringung in Familien ist nicht nur eine äußerst billige oder sogar kostenlose Unterkunft, sondern auch eine gute Gelegenheit, eine koreanische Familie näher kennen zu lernen und von der Lebensweise der Koreaner aus nächster Nähe zu erfahren. In ländlichen Gebieten vermieten einige Familien Unterkünfte zu sehr günstigen Preisen, zwischen 15.000 Won und 30.000 Won, abhängig von der Jahreszeit und dem Standard. Da sich diese “Minbak” zumeist in einfach ausgestatteten Privathäusern befinden, gibt es keine separaten Badezimmer, die Gäste müssen nach traditioneller koreanischer Art meistens auf dem Boden schlafen und essen. Allerdings ist ein gesundes Frühstück in der Regel im Preis inbegriffen, was besonders angenehm ist, wenn man kleine Orte ohne Restaurants bereist.

Korea entdecken Seoul Seoul, die Hauptstadt Koreas, am Hangang-Fluss gelegen, hat sich zu einer pulsierenden Metropole mit mehr als zehn Millionen Einwohnern entwickelt. Die Stadt, die während der Urbanisierung und Industrialisierung in großem Umfang gewachsen ist, entwickelt sich immer mehr zu einem lebendigen und blühenden Zentrum der politischen, wirtschaftlichen, kulturellen und wissenschaftlichen Aktivitäten des Landes. In Seoul, der zehntgrößten Stadt der Welt, erlebt man eine faszinierende Mischung von Vergangenheit und Gegenwart. Jahrhundertealte Paläste, Stadttore, Schreine, Gärten und unschätzbare Kunstsammlungen in den Museen legen Zeugnis ab von der glänzenden Vergangenheit dieser Stadt, gleichzeitig 232

repräsentieren die glitzernden Fassaden der in den Himmel ragenden Wolkenkratzer und der geschäftige Straßenverkehr das moderne Leben. Das alte Seoul war von so genannten vier “inneren” und vier “äußeren” Bergen umgeben. Die vier “inneren” Berge, Bugaksan im Norden, Naksan im Osten, Inwangsan im Westen und Namsan im Süden, entsprechen denen, die ursprünglich innerhalb der Schlossmauern der alten Hauptstadt des JoseonReiches (1392-1910) lagen. Die vier “äußeren” Berge sind der Bukhansan im Norden, der Yongmasan im Osten, der Deogyangsan im Westen und der Gwanaksan im Süden. Jeder Berg liegt in einer wunderschönen Landschaft und ist von einzigartiger Schönheit. Von allen Bergen hat man einen grandiosen Blick auf die Stadt Seoul. Es gibt zahlreiche Trinkwasserquellen und Rastplätze für Wanderer.

Die Insel Yeouido erstreckt sich entlang des HangangFlusses in Seoul.

Einkaufsstraße Ssamziegil in Insa-dong im Zentrum von Seoul

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Tourismus

Bustour durch Seoul Die Städtetour Seoul verbindet die meisten der bedeutenden Sehenswürdigkeiten und Einkaufsbezirke, einschließlich der Paläste Gyeongbokgung und Changgyeonggung, der Märkte Namdaemun und Dongdaemun und den Seoul-Tower.

Bukhansan ist ein Nationalpark, der sich oberhalb des Seouler UBahn-Netzes befindet.

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In Seoul gehören die vier alten Königspaläste aus der Joeson-Zeit, der Gyeongbokgung-, Deoksugung-, Changdeokgung- und der Changgyeonggung-Palast zu den Sehenswürdigkeiten, die man gesehen haben muss. Der Jongmyo-Schrein, der königliche Ahnenschrein aus der JoseonZeit, und der Huwon (hinterer Garten) hinter dem Changdeokgung-Palast, sind bekannt für ihre wunderschönen Landschaftsgärten bzw. für ihre klassische Architektur. Eine der beliebtesten Gegenden für Touristen ist Insadong nahe der Innenstadt von Seoul. Die Straßen sind dicht gesäumt mit Antiquitätenläden, Kunstgalerien, traditionellen Teehäusern und Restaurants sowie Buchläden. Es ist ein Ort, an den es sowohl Gelegenheitskäufer als auch ernsthafte Sammler zieht. Weitere, sehr empfehlenswerte Sehenswürdigkeiten sind das Nationalmuseum, das Staatliche Institut für Traditionelle Darstellende Künste, das Sejong-Kulturzentrum, die Ho-AmKunsthalle und das Korea-Haus. Das Nationalmuseum für Zeitgenössische Kunst in Gwacheon, einer südlich von Seoul gelegenen Trabantenstadt, lohnt ebenfalls einen Besuch. Vom Seoul-Tower, der im Namsan-Park im Herzen von Seoul liegt, können Besucher einen Panoramablick auf die gesamte Stadt genießen. Ebenfalls im Namsan-Park befindet sich ein rekonstruiertes traditionelles Dorf, das besichtigt werden kann. Es gibt eine Fülle von Parks in und um Seoul, wie den Olympischen Park, den Seoul Grand Park und den Citizens’ Forest. Sie dienen nicht nur der Erholung, sondern verfügen auch über

eine Vielzahl von Spazier-, Reit- und Fahrradwegen. Diese Parks gehören zu den verborgenen Schätzen Seouls, die die Einwohner der Stadt genießen, die aber von Touristen oft übersehen werden. Ausländische Besucher sollten sich auf keinen Fall ein koreanisches Essen entgehen lassen, entweder in einem modernen Restaurant oder in einem vornehmen Restaurant in traditionellem Stil. Man findet auch chinesische und japanische Restaurants, aber auch solche mit französischer, italienischer, mexikanischer oder pakistanischer Küche. Seoul hat auch ein aktives Nachtleben mit Varietés, Cafés und Nachtclubs hoch über den Dächern. Den faszinierenden Anblick, den Seoul bei Nacht bietet, kann man entspannt bei einer Bootsfahrt auf dem Hangang-Fluss genießen, der mitten durch Seoul fließt.

Die Umgebung von Seoul & Provinz Gyeonggi-do Die Provinz Gyeonggi-do liegt in der westlichen Zentralregion der koreanischen Halbinsel. Der Hangang-Fluss teilt sie in ein bergiges Gebiet im Norden und in eine offene Ebene im Süden. Während es in Seoul für den Besucher so viele faszinierende und interessante Dinge zu sehen und zu tun gibt, bietet diese Region außerhalb der Stadt die Möglichkeit, sich zu erholen und Kräfte zu sammeln. Die Küstenlinie verläuft unregelmäßig, zahllose Buchten, Halbinseln und Inseln prägen die Landschaft. Die Buchten von Namyangman, Asanman, die Halbinseln Gimpo und Hwaseong sowie die Inseln Ganghwado und Yeongjongdo, zählen zu den Yongin Everland Everland in der Stadt Yongin ist ein großer Freizeitpark, der auch über einen Zoo, einen Schlittenhügel und einen botanischen Garten verfügt.

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Tourismus

Koreanisches Volkskundedorf in Yongin Auf einer Fläche von etwa 243 Morgen können Besucher über 270 traditionelle Häuser aus verschiedenen Regionen in einer naturbelassenen Atmosphäre besichtigen.

Sehenswürdigkeiten, die man nicht auslassen sollte. Überall in dieser Gegend blüht eine gelbe Blume, die ein Symbol für Wohlstand ist. Nach einer dreißigminütigen Autofahrt erreicht man das im Süden Seouls gelegene koreanische Volkskundedorf. Es zeigt, wie das Leben der Menschen früher in Korea ausgesehen hat. In dem 1973 eröffneten Dorf sieht man nahezu alles, was das traditionelle Leben der Koreaner ausmachte. Es sind provinzabhängig typische Häuser zu sehen und auf dem Dorfplatz treten regelmäßig Seiltänzer und Volkstanzgruppen auf, es finden Hochzeits- und Begräbniszeremonien sowie Wettbewerbe im Drachensteigen statt. Man kann Schmieden, Tischlern, Töpfern und Kunsthandwerkern in ihren Geschäften bei der Arbeit zusehen. Die Festung Hwaseong, eine von Mauern umgebene Stadt aus der Joseon-Zeit, die unlängst in die Liste des UNESCO-Weltkulturerbes aufgenommen wurde, liegt in unmittelbarer Nähe des Volkskundedorfes. Zum Yongin Everland, einem umfassenden Freizeitkomplex, gehören Vergnügungseinrichtungen, die auf dem neuesten Stand der Technik sind. Es gibt Wasserparks und Badeeinrichtungen, in denen sich Menschen aller Altersgruppen im Sommer wunderbar erholen können. Im namhaften Ho-Am-Kunstmuseum sind mehr als 5.000 Kunstwerke ausgestellt. Über 80 Brennöfen sind im Umfeld des Keramikfestivals Icheon zu sehen, das jedes Jahr im September

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Garten der Morgenstille Ein Arboretum an den Ausläufern des Berges Chongnyeongsan, im Bezirk Gapyeong-gun, Provinz Gyeonggi-do

stattfindet. Größer noch ist die Welt-Keramik-Biennale, die sich über Incheon, Gwangju und Yeoju erstreckt und alle zwei Jahre stattfindet. Hier können Sie die geheimnisvolle Farbe des Goryeo-Seladons und die weiße Reinheit der koreanischen Porzellans bewundern. Die Insel Ganghwado liegt in der Mündung des HangangFlusses nördlich des Hafens von Incheon. Sie ist Koreas fünftgrößte Insel, reich an Geschichte und natürlicher Schönheit. Zu den wichtigsten historischen Denkmälern auf dieser Insel gehören ein Altar, den Dangun, der legendäre Gründer Koreas, errichtet haben soll, sowie Festungsanlagen, alte Wälle, ein Brennofen für Seladon aus dem 13. Jahrhundert (Goryeo-Zeit) und der Jeondeungsa-Tempel. Nur 56 km nördlich von Seoul liegt Panmunjeom, das mit dem Bus zu erreichen ist. Dort wurde am 27. Juli 1953 das Waffenstillstandsabkommen unterzeichnet, welches die erbitterten Kämpfe des Koreakrieges (1950-1953) beendete. Es ist nun eine gemeinsame Sicherheitszone, die unter der Aufsicht eines UNKommandos und nordkoreanischer Wachmannschaften steht. Besucher können von Militärpersonal begleitet und informiert werden.

Die östliche Region Die Provinz Gangwon-do liegt in der östlichen Zentralregion der koreanischen Halbinsel. Der größte Teil dieser Gegend ist dicht 237

Tourismus

Bestes Winterangebot: Skifahren in Korea Ski-Resorts verfügen über gute Schneebedingungen und sind mit modernsten Anlagen für SkiBegeisterte ausgestattet.

bewaldet, sie ist daher weniger besiedelt als andere Regionen und bietet viele landschaftlich schöne Ausblicke. Nicht nur die abgelegenen bewaldeten Berge und Schluchten, auch die kleinen Küstenstädte sind reich an landschaftlicher Schönheit. Aufgrund dieser geographischen Gegebenheiten war Gangwon-do der ideale Austragungsort für die 4. Asiatischen Winterspiele im Januar 1999. Vom 11. September bis zum 30. Oktober fand dort auch die Internationale Reise-Messe statt. Mehr als zwei Millionen Besucher aus Übersee, aber auch aus ganz Korea, reisten zu diesen Veranstaltungen an. Unter dem Motto “Mensch, Natur und das Leben in der Zukunft”, bot diese Region den Besuchern der EXPO nicht nur ausgesprochen

Touren in Nordkorea Das Geumgangsan-Gebirge (Diamant-Berge), 12.000 Gipfel und 12.000 Wunder Das Geumgangsan-Gebiet erstreckt sich über 40 Kilometer und erreicht an seinem Gipfel 1639 Meter. Die insgesamt 12.000 Gipfel gewähren einen spektakulären Blick auf die herrlichen Felsformationen, die Täler und Wasserfälle. Dieser atemberaubende Ort ist der einzige dieser Art und wird als schönste Bergregion der koreanischen Halbinsel betrachtet. Hyundai Asan bietet ein-bis dreitägige Überlandreisen für Gruppen aus Südkorea an.

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interessante Ausstellungen und nützliche Informationen, sondern auch eine Vielzahl von Veranstaltungen und Aufführungen. Die Küste im Osten erstreckt sich von Hwajinpo bis Busan auf einer Länge von 390 km. Es ist eine atemberaubende Landschaft, zerklüftet und bergig. Da man dort auch Ski laufen und andere Wintersportarten betreiben kann, zieht diese Gegend das ganze Jahr über Touristen an. Um den Bedürfnissen von mehr als einer Million Skiläufern pro Jahr zu entsprechen, sind einige Skigebiete nun mit Schneekanonen ausgerüstet, mit deren Hilfe die Skisaison von Dezember bis März verlängert werden kann. Andere beliebte Freizeitsportarten in dieser Region sind Schwimmen im Sommer und Bergsteigen im Herbst. Die Strände dort sind vermutlich die besten in ganz Korea, sie fallen seicht zum Meer hin ab, und die Strömung ist verhältnismäßig schwach. Der Berg Seoraksan, der zum Geumgangsan-Gebirge gehört, zieht die Besucher durch seine atemberaubende Schönheit an. Dort lebt eine weltweit seltene Bärenart, die gleichzeitig das Symbol dieser Region ist. Der Berg Seoraksan ist wegen seiner majestätischen Erscheinung zu jeder Jahreszeit ein beliebtes Ausflugsziel.

Panmunjeom

Eintägige Reise nach Gaeseong Die eintägige Überlandreise in die Stadt Gaeseong, die in 90 Minuten Fahrzeit von Seoul aus zu erreichen ist, vermittelt einen flüchtigen Eindruck vom zurückgezogenen Norden. Touristen können die historischen buddhistischen Tempel, Wasserfälle und andere Teile dieser historischen Stadt besichtigen, die Hauptstadt war zu Zeiten der Goryeo-Dynastie, welche die Halbinsel zwischen 918 und 1392 regierte.

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Tourismus

Weitere touristische Sehenswürdigkeiten sind die heißen Quellen am Cheoksan-Berg und das Wiedervereinigungsobservatorium, das am südlichen Ufer der Mündung des Hangang- und des Imjingang-Flusses liegt. Es bietet einen hervorragenden Blick auf das nordkoreanische Territorium, das jenseits des Flusses an die Entmilitarisierte Zone grenzt. Chuncheon, die Hauptstadt der Provinz Gangwon-do, feiert jedes Jahr im August das Chuncheon-Puppenfest, an dem Puppentheater aus aller Welt teilnehmen. Die Insel Ulleungdo, 217 km nordöstlich von Pohang gelegen, ist ein erloschener Vulkan, der sich aus dem Ostmeer erhebt. Die Insel Dokdo, der östlichste Punkt Koreas, liegt 87,4 km südöstlich von Ulleungdo. Das Geumgangsan-Gebirge ist eine der landschaftlich schönsten Sehenswürdigkeiten auf der koreanischen Halbinsel und gilt als eines der spektakulärsten Naturwunder der Welt. Es liegt in Nordkorea nahe dem östlichen Ende der Entmilitarisierten Zone. Touristen können über Land ins Geumgang-Gebirge reisen, wenn sie sich bei einer autorisierten südkoreanischen Reiseagentur für eine organisierte Reise anmelden.

Die Zentralregion

Seoraksan-Nationalpark Gangwon-do

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Diese Region, die die Provinzen Chungcheongbuk-do und Chungcheongnam-do umfasst, liegt in der westlichen Zentralregion. Chungcheongbuk-do ist die einzige Provinz, die keine Küste hat. Mit der Fertigstellung des Regierungskomplexes

in Daejeon und der Eröffnung des internationalen Flughafens in Cheongju wurde die Hauptstadt der Provinz Chungcheongbuk-do nicht nur rasch zu einem Dreh- und Angelpunkt der einheimischen Wirtschaft, sondern auch zu einem internationalen Brückenkopf für die mittlere Region Koreas. Daejon liegt südlich von Seoul und ist mit dem Auto in zwei Stunden zu erreichen. Es ist ein wichtiger Knotenpunkt für die Zugverbindungen Seoul-Busan und Seoul-Gwangju-Mokpo und entwickelt sich rasch zu einem der großen Wissenschaftszentren des Landes. Der Expo-Park, in dem 1993 die Daejon-Expo stattfand, wurde neu gestaltet und ist nun ein öffentlicher Park. Im Nationalmuseum von Buyeo, der letzten Hauptstadt des Baekje-Reiches (18 v. Chr. - 660 n. Chr.), ist eine umfangreiche Sammlung von mehr als 7000 Relikten aus der Baekje-Zeit zu sehen. Vom Berg Gyeryongsan, einem der fünf bekanntesten Berge Koreas, der ebenfalls in dieser Provinz liegt, blickt man auf den Geumgang-Fluss hinab. Diese Gegend, einst das kulturelle Zentrum des Baekje-Reiches, ist reich an einzigartigen Kulturschätzen und historischen Relikten. Neben der schönen Landschaft, geformt aus zahlreichen Gipfeln und Hügeln entlang der Kammlinie des Berges Sobaeksan, gibt es eine Fülle von Nationalschätzen und historischen Stätten. Zu diesen zählen die siebenstöckige Steinpagode, der eiserne Fahnenmast des Yongdusa-Tempels, die hölzerne Pagode der Palsangjeon, die Festung

Vogelschau Die Stadt Seosan liegt ein wenig südwestlich von Seoul und ist Ostasiens bestes Rastgebiet für Zugvögel. Dort finden sich auch die Cheonsu-Bucht, verschiedene Seen und Reisfelder.

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Tourismus

Sangdangsanseong, der Hyeonchungsa-Tempel und der Chungnyeolsa-Schrein von Yi Chungmugong. Ferner warten viele andere berühmte Tempel, Statuen, Nationalparks und heiße Quellen darauf, entdeckt zu werden. Der Chungjuho-See bietet eine Vielzahl von Wassersportmöglichkeiten in dieser bergigen Region Zentralkoreas. Ausflugsboote fahren zwischen Chungju und Danyang und gewähren den Passagieren einen überwältigenden Blick auf die Danyang-Palgyeong, die “Acht Landschaftswunder”. Die Gosudonggul-Höhle fasziniert ihre Besucher mit ihren glitzernden Stalaktiten in allen Formen und Größen. Die Felder von Chungju sind eines der Hauptanbaugebiete für Äpfel von ausgezeichneter Qualität. Auch der gelbe Tabak ist eine Spezialität dieser Region, der hier angebaute Ginseng erfreut sich weltweiter Beliebtheit.

Die südwestliche Region Zu dieser Region gehören die Provinzen Jeollabuk-do und Jeollanam-do, die einst einen Großteil des Baekje-Reiches ausmachten. Hier gibt es relativ wenig Berge. Weite Ebenen mit Reisfeldern und die unregelmäßig verlaufende Küstenlinie kennzeichnen diese Landschaft. Es ist eine fruchtbare und warme Region, geschützt durch hohe Berge im Osten und Norden und begrenzt durch die ruhige See und viele Inseln im Westen und Süden. Bedingt durch den Einfluss des

Wundersame Teilung des Meeres nahe der Insel Jindo, Provinz Jeollanamdo.

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Die grünen Teeplantagen in Boseong gehören zu den berühmtesten in Korea. Die Teebäume überziehen die Landschaft wie ein weicher grüner Teppich.

Kontinental- und Meeresklimas ist das Wetter sehr unterschiedlich. Jeonju ist bekannt durch das traditionelle Gericht Bibimbap (Reis mit Gemüse vermischt) und durch Hanji, das traditionelle koreanische Papier, das aus den Blättern des Maulbeerbaumes hergestellt wird. Die Elster ist das Symbol dieser Region. Hierzu gibt es eine ergreifende Legende: In der Nacht des siebten Tages des siebten Monats nach dem Mondkalender bauen die Elstern aus Zweigen und Kieselsteinen, die sie in ihren Schnäbeln tragen, eine Brücke über die Milchstraße. Über diese Brücke können Gyeonu und Jingnyeo, die sich lieben und deren Schicksal es ist, sich nur einmal im Jahr treffen zu können, zueinander kommen. Namwon ist das Tor zum Jirisan-Nationalpark und gleichzeitig der berühmte Heimatort von Chunhyang, eine der meistgefeierten Nationalheldinnen Koreas. Chunhyangga, ein

Jeonju-Bibimbap Bibimbap ist warmer Reis, der unter gehacktem rohen Rindfleisch, Bohnensprossen, Spinat, Gänseblümchen, Farn, Wurzeln von chinesischen Glockenblumen, Brunnenkresse, einem rohen Ei und Shiitake-Pilzen serviert wird. Diese Zutaten werden mit Gochujeong (scharfe Pfeffer- und Sojabohnenpaste) angereichert. Dieses beliebte Gericht mit seinem ausgezeichneten Geschmack und seinen herrlichen Farben repräsentiert die Küche von Jeolla-do.

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Tourismus

Jindogae, einheimische Hunderasse

Pansori-Gesang, in dem die Beständigkeit ihrer Liebe besungen wird, zählt zu den beliebtesten Darbietungen. Der Jirisan, der zweithöchste Berg der Republik Korea, ist gewaltig in seiner Größe und erstreckt sich über drei Provinzen: Jeollanam-do, Jeollabuk-do und Gyeongsangnam-do. Der Deogyusan-Nationalpark bietet einen erstklassigen Ausblick auf das 30 Kilometer lange Mujugucheondong-Tal. Zu diesem Tal gehört das Muju-Skigebiet, das größte in Korea. Das Gwangju-Nationalmuseum beherbergt eine Sammlung chinesischer Keramiken, die im Meer von Sinan, im Wrack eines 700 Jahre alten Handelsschiffes, entdeckt wurden. Damyang, 22 Kilometer nördlich von Gwanjgu, ist das Zentrum für Bambuszucht und Kunsthandwerk. Das Bambus-Museum Damyang ist weltweit das erste, in dem ausschließlich Arbeiten aus Bambus gezeigt werden. Weitere kulturelle Sehenswürdigkeiten, historische Stätten und Museen, wie das Siegesfeld von Hwangtohyeon, die Festung Gochangeupseong und das Gangam-Museum für Kalligraphie, haben den vielfältigen Charakter dieser Region mit geprägt. Auf der Insel Jindo, etwa 350 km südlich von Seoul, können Besucher die koreanische Version vom “Wunder des Moses” beobachten. Das Meer teilt sich tatsächlich zweimal im Jahr, Anfang Mai und nochmals Mitte Juli, für ca. eine Stunde zwischen dem Küstenstädtchen Hoedong-ri und der nahe gelegenen Insel Modo. So entsteht ein begehbarer Weg von 2,8 km Länge und 40 m Breite. Die Insel Jindo ist überdies für die Jindo-Hunde bekannt, eine koreanische Rasse, die zum Naturdenkmal Nr. 53 ernannt wurde.

Die südöstliche Region In dieser Region mit den Provinzen Gyeongsangbuk-do und Gyeongsangnam-do gibt es eine Vielzahl verschiedener Kulturschätze und historischer Stätten. Die Hallyeosudo Wasserstraße sowie die Berge Jirisan und Gayasan ziehen aufgrund ihrer überwältigenden Schönheit die Touristen an. Gyeongju, die alte Hauptstadt des tausend Jahre währenden Silla-Reiches (57 v. Chr. - 935 n. Chr.) ist heute ein

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außergewöhnliches Museum unter freiem Himmel. Königsgräber, Tempelanlagen mit verwitterten Steinpagoden, buddhistische Reliefs und Festungsruinen sind über die ganze Stadt verstreut. In diesen Stätten wurden viele altertümliche Kostbarkeiten gefunden. Die beiden herausragenden Schätze Gyeongjus sind der Bulguksa-Tempel und die nahe gelegene Seokguram-Grotte, beide im 8. Jahrhundert vollendet und Zeugnisse einer hoch entwickelten buddhistischen Kunst, die in ganz Ostasien geschätzt wird. Sie wurden 1995 in die Liste des Weltkulturerbes der UNESCO aufgenommen. Weitere bedeutende Stätten sind der Dumuli-Park, Oreung (Fünf Gräber), Cheomseongdae (Observatorium), das Grab von General Kim Yu-sin und der Berg Namsan mit seinen zahlreichen buddhistischen Bildern, Pagoden und Tempelruinen. Im Gyeongju-Nationalmuseum sind die Schätze ausgestellt, die man in der Stadt und der Umgebung ausgegraben hat. Das Erholungsgebiet um den Bomun-See, sechs Kilometer vom Zentrum entfernt in den östlichen Randgebieten der Stadt gelegen, ist mit zahlreichen erstklassigen Hotels und verschiedenen Erholungseinrichtungen ein Anziehungspunkt für Touristen. Der Haeinsa-Tempel ist berühmt für seine mehr als 80.000 Holzblöcke, mit denen man im 13. Jahrhundert die Tripitaka Koreana gedruckt hat. Diese ist bekanntermaßen die umfangreichste Sammlung buddhistischer Schriften in Ostasien. Nicht weit von der geschichtsträchtigen Stadt Gyeongju entfernt liegen die beiden ständig wachsenden Industriestädte Pohang und Ulsan. Pohang ist der Sitz des POSCO-Stahlwerks,

Zahlreiche Schutzgötter dekorieren als Flachrelief die Wände der Vorkammer der Seokguram-Grotte.

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Seokgatap Die dreistöckige Seokgatap-Pagode hat zwei Fundamente und ist in traditionellem koreanischen Stil erbaut.

Hahoe-Maske

Ulsan der Industriestandort der Firma Hyundai, eines der führenden Industriekonglomerate Koreas. Busan ist der wichtigste Hafen und gleichzeitig die zweitgrößte Stadt des Landes. Der in der Nähe der Hafenanlagen befindliche JagalchiFischmarkt bietet den Touristen am frühen Morgen ein farbenfrohes Spektakel, wenn die Käufer um den tagesfrischen Fang feilschen. Die Stadt Andong ist einer der letzten lebendigen Zeugen des alten Korea, eine Schatzkammer der konfuzianischen Tradition. Hahoe, ein kleines Städtchen nahe Andong, ist bekannt für seine traditionellen Masken und das MaskentanzSchauspiel Hahoe Talchum. Dosan-soweon, eine konfuzianische Akademie, die im 16. Jahrhundert von einem der bekanntesten Gelehrten, Yi Hwang, gegründet wurde, liegt nicht weit entfernt. Riesige Erholungsgebiete öffneten 2006 in den westlichen und nördlichen Gebieten. Mit ihren ultramodernen Erholungs- und Freizeitmöglichkeiten sollen sie Hunderttausende von Touristen anlocken.

Die Insel Jejudo und die südlichen Küstenregionen Ob aus Seoul, Busan oder Daegu — innerhalb einer Flugstunde können Reisende eine Landschaft mit völlig anderem Charakter erreichen, die als das ursprünglichste und kaum von Menschenhand veränderte Gebiet des ganzen Landes gilt: die 246

Das Dorf Hahoe in Andong Das Dorf Hahoe, eine Stammesgemeinschaft der Familie Pungsan Ryu, erhält die traditionelle koreanische Lebensweise aufrecht. Das Gebiet von Andong erlangte mit dem Besuch von Elisabeth II. zu ihrem Geburtstag im Jahr 1999 Berühmtheit.

Insel Jejudo, Koreas einzige Inselprovinz. Sie ist Koreas beliebtestes Urlaubsziel, gleichzeitig aber auch ein bevorzugtes Ziel von Hochzeitsreisenden. Jejudo, aufgrund der Vulkanlandschaften, der malerischen subtropischen Vegetation, sandigen Strände, Wasserfälle und Wanderpfade auch “Klein-Hawaii” genannt, zählt zu den zehn touristischen Spitzenattraktionen der Welt mit über vier Millionen Besuchern pro Jahr. Das subtropische Klima begünstigt das Wachstum von Pflanzen und die Entstehung von Landschaften, die sich von denen des Festlandes gänzlich unterscheiden. Gleichzeitig bietet die Insel Lebensraum für über 2000 Tierarten. Der bekannteste Berg ist der 1950 m hohe Hallasan, ein erloschener Vulkan mit einem riesigen Krater. Vor vielen Jahrhunderten flossen Lavamassen aus diesem Vulkan und bildeten Tunnel, Säulen und andere ungewöhnliche Gesteinsformationen aus dem sich schnell abkühlenden Basalt. Zu den Touristenattraktionen zählen das Jeju-Museum für Kunsthandwerk und Naturgeschichte, das Erholungsgebiet Jungmun, die Cheonjiyeon-Wasserfälle sowie die Jeju-Fantasiegärten. Dort findet man ausgewählte, repräsentative Gärten aus der ganzen Welt. Die Insel Jejudo bietet den Besuchern die Möglichkeit, einen Einblick in die Einzigartigkeit der regionalen Kultur zu gewinnen. Charakteristisch hierfür sind insbesondere die

Elisabeth II., Königin des Vereinigten Königreiches Großbritannien und Nordirland.

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Tourismus

Hyeopjae Beach Der schöne Strand liegt zwischen dem immergrünen Wald und einem kobaltblauen Meer.

Lava-Grotte Dangcheomuldonggul

strohgedeckten Häuser, die sowohl die Natur der Insel, geprägt durch starke Winde, als auch die Lebensweise der Inselbewohner widerspiegeln, die für ihre Großzügigkeit und Warmherzigkeit berühmt sind. Die meisten Flüsse Koreas entspringen Quellen im Norden und Osten und fließen west- oder südwärts. Mehr als 3000 Inseln säumen vorwiegend die Südküste, sie bieten zusammen mit der zerklüfteten Küste einen atemberaubenden Anblick. Durch die Fertigstellung der Honam- und Namhae-Autobahn 1973 sind diese malerischen Küstenstreifen noch leichter zu erreichen. Die Gegenden um Jinhae, Tongyeong, Jinju und Namhae sollte man aufgrund ihrer landschaftlichen Schönheit unbedingt sehen. Die südliche Grenze der koreanischen Halbinsel ist geprägt durch eine zerklüftete Küste mit zahlreichen Buchten und Meeresarmen und mehr als 400 vorgelagerte Inseln. Neben der Autobahn und der Eisenbahn ist auch eine Fahrt mit dem Tragflügelboot zwischen Busan und Yeosu empfehlenswert, es macht Station in Seongpo, Tongyeong, Samcheonpo und Namhae.

Einkaufen Die Republik Korea gilt als Paradies für Käufer mit einer großen Auswahl an Waren zu erschwinglichen Preisen. Touristen können in Hunderten von Geschäften, in Kaufhäusern oder Einkaufspassagen in Seoul oder anderen Großstädten

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Gegenstände des täglichen Bedarfs und Souvenirs in- und ausländischer Herkunft steuerfrei erwerben. Beliebte Produkte sind Schmuck, Pelze, Seide, alte Truhen, Porzellan, Lack- und Messingwaren, Stickereien, Ginseng und viele andere, eher typisch koreanische Waren.

Der Berg Hallasan erhebt sich aufrecht in der Mitte der Insel Jeju-do.

Bekleidungsgeschäfte Wer in Korea Kleidung kaufen möchte, geht nach Dongdaemun, in jenen Stadtteil von Seoul, in dem sich die großen Bekleidungshäuser und die führenden Einkaufszentren befinden. Tausende kleine, modern eingerichtete Geschäfte haben bis zum Tagesanbruch geöffnet und ziehen viele modebewusste Käufer an, die gern nachts einkaufen. Der Freie Markt Hongdae öffnet von März bis November jeden Sonnabend um 13:00 Uhr und bietet eine Vielzahl handgefertigter Waren von Künstlern im College-Alter.

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Traditionelle Märkte Auf den traditionellen Märkten können Sie die landestypische koreanische Einkaufskultur erleben. Auf diesen Märkten gibt es nur eingeschossige Gebäude und kleine Handwagen voller interessanter Waren. Wenn Sie auf einem dieser traditionellen Märkte einkaufen, sollten Sie es gemäßigten Schrittes tun, Kleinigkeiten von den Straßenständen essen und kulturelle Eindrücke sammeln. Führen Sie koreanische Währung mit sich, denn es ist unwahrscheinlich, dass diese Geschäfte ausländische Währung oder Kreditkarten akzeptieren. Zu den beliebtesten Märkten Seouls gehören Gyeongdong, Gwangjang und Namdaemun.

Warenhäuser Itaewon-Straße Itaewon ist der kulturell vielfältigste Ort in Soeul. Hier gibt es zahlreiche Restaurants, Geschäfte und Bars.

Koreanische Warenhäuser bieten üblicherweise in jeder Jahreszeit Schlussverkäufe an. Jedes Warenhaus richtet zweiwöchige Schlussverkäufe im Januar, April, Juli und Oktober ein. Es ist empfehlenswert, sich die Anzeigen und ausführlichen Informationen über die Schlussverkäufe im Internet herauszusuchen. Unter der Telefonnummer (+82-2) 1330 können Sie Reiseinformationen erhalten und die genauen Daten der Schlussverkäufe erfragen.

Große Discountmärkte Diese Einkaufszentren bieten eine ähnliche Produktvielfalt wie Warenhäuser an, aber zu günstigeren Preisen. Ein Unterschied ist, dass diese Verkaufshäuser üblicherweise keine Luxusmarken anbieten. Einige der größten Discountmärkte in Korea sind Emart, Homever (Carrefour), Lotte Mart und Kim's Club.

Duty Free Shops Auf dem Incheon Airport Korea gibt es einen großen Duty-FreeBereich. Er wurde nach Produkten unterteilt und im Interesse eines erfolgreichen Einkaufs gestaltet.

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Duty Free Korea führt Alkohol, Zigaretten, berühmte elektronische Produkte, Kaschmir- und Wollkleidung, Golfartikel, Lederwaren und Souvenirs. Auch getrockneter Seetang, Kimchi und traditionelle Snacks sind erhältlich. An einer eigens eingerichteten Schnellkaufecke können Reisende, die wenig Zeit haben, Alkohol, Zigaretten, Insam (Ginseng) oder kleine Geschenke kaufen. Darüber hinaus sind bei Duty Free Korea Waren aus dem Fabrikverkauf zu günstigen Preisen erhältlich.

Weitere Informationen

Duty-Free-Geschäfte

http://www.visitkorea.or.kr

•Seoul Global Center: 82-2-1688-0120 http://global.seoul.go.kr/ •Seoul Express Bus Terminal: 82-2-535-4151 •Korea Railroad Information Center: 82-1544-7788 •Incheon International Airport: 82-1577-2600 •Korea City Air Terminal: 82-2-551-0077~8 •Korean Air: 82-1588-2001 •Asiana Airlines: 82-1588-8000, 82-2-2669-8000

Diese Website der Tourismusorganisation Korea bietet Informationen in elf Sprachen an. Es informiert Reisende umfassend über den Tourismus vor Ort, das Einkaufen, über Festivals und Veranstaltungen, einschließlich der Reservierungen.

•Tourist Complaint Center: 82-2-735-0101

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Tourismus im Überblick

Koreanische Festivals Von den Tausenden Festivals, die in Korea gefeiert werden, hat das Ministerium für Kultur, Sport und Tourismus einige der besten Festivals in Bezug auf ihre Popularität und die Einzigartigkeit des Erlebnisses aufgelistet.

Provinz Chungcheongnam-do

1

1 Cheonan Heungtaryeong Dance Festiva

Datum: Cheonan Heungtaryeong Dance Festiva Ort: Cheonan Samgeori Hauptstraße, Arario Platz, Cheonan-si 2 Boryeong Mud Festival

2

Boryeong-Schlamm ist reich an Mineralien und gut für die Haut. Der hochqualitative Meeresschlamm ist berühmt genug, um als Kosmetik Verwendung zu finden, wie in Fangopackungen oder in Seifen. Das Festival bietet den Besuchern Spaß und die Gelegenheit, Schlammmassagen mit qualitativem Schlammpulver vom Daecheon-Strand und dem nahe gelegenen Watt zu genießen. Die Besucher können an verschiedenen Programmen teilnehmen, ein Schlammbad genießen oder am Schlammringen teilnehmen, ein Schlammgefängnis kennen lernen oder ein militärisches Schlammtraining absolvieren, usw. Datum: 11. bis 19. Juli 2009 Ort: Daechon-Strand, Boryeong-si 3 Geumsan Insam Festival

(Geumsan-Ginseng-Festival) Datum: 18. bis 27. September 2009 Ort: Geumsan Ginseng- und Herb-Straße und Ginseng Expo Square

Provinz Jeollabuk-do 4 Gimje Horizon Festival

Datum: 9. bis 13. Oktober 2009 Ort: Byeokgolje Gwangjang (Plaza), Kimje-si

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3

4

9 10

Weitere Informationen über koreanische Festivals finden Sie unter: http://www.visitkorea.or.kr

5

Provinz Gangwon-do 5 Chuncheon International Mime Festival Datum: 22. bis 31. Mai. 2009 Ort: Chuncheon

Provinz Gyeongsangbuk-do 6 Andong International Mask Dance Festival

6

Andong verfügt über die größte Zahl anerkannter und erhaltener materieller und immaterieller Kulturgüter in Korea. Das Internationale Maskentanz-Festival Andong hat sich die Förderung der Traditionen und der Kultur der Stadt in Gestalt verschiedener Programme, Maskentanzaufführungen und Volksbräuche zum Ziel gesetzt, einschließlich Chajeon-nori (traditionelles Spiel der männlichen Dorfbewohner), Notdari bapgi (ein Spiel der weiblichen Dorfbewohner. Jemand beugt sich nach vorn und bildet eine Brücke, so dass eine andere Person den Rücken überqueren kann) und Hwajeonnori (ein Feuerspiel). Datum: 25. September bis 4. Oktober 2009 Ort: Das Dorf Hahoe

Provinz Gyeongsangnam-do 7

7 Jinju Namgang Lantern Festival

Datum: 1. bis 12. Oktober 2009 Ort: Hafengebiet Namgang

8 8 Hadong Wild Tea Cultural Festival

Datum: 1. bis 5. Mai 2009 Ort: Tee-Anbaufläche Hwagae-myoon und Tea Culture Center, Hadong

Provinz Jeollanam-do 9 Hampyeong Butterfly Festival

Datum: 24. April bis 10. Mai 2009 Ort: Hampyeong Cheonsubyeon-Park 10 Gangjin Celadon Festival

Datum: 8. bis 16. August 2009 Ort: Goryo Celadon Doyoji Area

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254 Internet Links

Gateway nach Korea Korean Culture and Information Service http://www.korea.net Korea Tourism Organization http://www.visitkorea.or.kr Korea Trade-Investment Promotion Agency http://www.kotra.or.kr

Korean Cultural Center, Argentina http://argentina.korean-culture.org Cultural Heritage Administration http://www.cha.go.kr National Center for Korean Traditional Performing Arts http://www.ncktpa.go.kr National Institute of the Korean Language http://www.korean.go.kr

Kulturelle Informationen über Korea Korean Cultural Center, China http://china.korean-culture.org Korean Cultural Center, Shanghai http://shanghai.korean-culture.org Korean Cultural Center, Osaka http://osaka.korean-culture.org Korean Cultural Center, Tokyo http://www.koreanculture.jp

National Folk Museum of Korea http://www.nfm.go.kr National Library of Korea http://www.nl.go.kr National Museum of Korea http://www.museum.go.kr National Museum of Contemporary Art, Korea http://www.moca.go.kr

Korean Cultural Center, Vietnam http://vietnam.korean-culture.org Korean Cultural Center, New York http://www.koreanculture.org Korean Cultural Center, L.A. http://www.kccla.org Korean Cultural Center, Russia http://russia.korean-culture.org Korean Cultural Center, UK http://london.korean-culture.org Korean Cultural Center, Germany http://germany.korean-culture.org Korean Cultural Center, Paris http://www.coree-culture.org

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Exekutive Office of the President http://www.president.go.kr Office of the Prime Minister http://www.pmo.go.kr Board of Audit and Inspection http://www.bai.go.kr National Intelligence Service http://whois.nis.go.kr Korea Communications Commission http://www.kcc.go.kr

Ministry of Government Legislation http://www.moleg.go.kr

Ministry of Knowledge Economy http://www.mke.go.kr

Ministry of Patriots and Veterans Affairs http://www.mpva.go.kr/

Ministry for Health, Welfare and Family Affairs http://www.mw.go.kr

Korea Fair Trade Commission http://www.ftc.go.kr

Ministry of Environment http://www.me.go.kr

Financial Services Commission http://www.fsc.go.kr

Ministry of Labor http://www.molab.go.kr

Civil Rights Commission http://www.acrc.go.kr

Ministry of Gender Equality http://www.mogef.go.kr

Ministry of Strategy and Finance http://mosf.go.kr/

Ministry of Land, Transport and Maritime Affairs http://www.mltm.go.kr

Ministry of Education, Science and Technology http://www.mest.go.kr Ministry of Foreign Affairs and Trade http://www.mofat.go.kr Ministry of Unification http://www.unikorea.go.kr Ministry of Justice http://www.moj.go.kr Ministry of National Defense http://www.mnd.go.kr Ministry of Public Administration and Security http://www.mopas.go.kr Ministry of Culture, Sports and Tourism http://www.mcst.go.kr Ministry for Food, Agriculture, Forestry and Fisheries http://www.maf.go.kr

Unabhängige Organisationen Constitutional Court http://www.ccourt.go.kr National Election Commission http://www.nec.go.kr National Human Rights Commission http://www.humanrights.go.kr

Legislative The National Assembly http://www.assembly.go.kr

Judikative Supreme Court http://www.scourt.go.kr

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