editorial
Liebe Leser, Köln hält sich gerne für die deutsche Homo-Hauptstadt. Dies gilt auch für den dortigen CSD-Verein. Der Kölner Lesben- und Schwulentag (KLuST) hat jetzt eine so genannte „CSD-Charta“ verabschiedet, die er als Werteplattform feiert. In Wahrheit ist sie eine Benimmregel. Die Veranstalter sorgen sich offenbar um das Bild des anständigen Homosexuellen. So heißt es: „Für manche Teilnehmerinnen und Teilnehmer gehört ein gewisses Maß an Freizügigkeit dazu, wenn sie sich und ihre Liebe feiern. Beim äußeren Erscheinungsbild und beim Verhalten während der CSD-Parade sollen die Teilnehmerinnen und Teilnehmer Taktgefühl beweisen und Rücksicht nehmen auf die anderen Teilnehmenden der Parade und auf die Menschen am Straßenrand.“ Eine „maßlose Provokation“ soll es nicht geben. Doch wer legt fest, was maßvoll ist? Eine solche Regelung mag für bestimmte Teilnehmer notwendig erscheinen. Man muss auf Paradewagen nicht vögeln, auch wenn das manche für ein Grundrecht halten. Aber: Sex in der Öffentlichkeit oder die Einnahme illegaler Drogen, worauf die Charta unter anderem zielt, sind strafbare Handlungen – und hierfür gibt es zuständige Behörden. Dass sich die CSD-Veranstalter nun selbst zur Sittenpolizei stilisieren, ist mehr als bedenklich. Zumal der Kölner KLuST-Vorstand Markus Danuser, von Beruf Rechtsanwalt, noch fordert, dass die Übeltäter nicht nur angezeigt, „sondern zudem öffentlich an den Pranger gestellt werden“. Dies, so Danuser im Kölner Stadtanzeiger, könne in Form einer Veröffentlichung des Namens oder eines Fotos des Übeltäters im Internet geschehen. Warum nicht gleich wieder rosa Listen einführen, die diesmal von den Schwulen selbst geführt werden? Zum 40. Jahrestag der Reform des Nazi-Paragraphen 175, der in diesem Jahr gefeiert wird, setzt der Kölner CSD ein Signal von bemerkenswerter politischer und historischer Dummheit. Die Veranstalter in Hamburg und Berlin haben längst abgewunken. „Auch Provokation muss im Rahmen der Demonstrationsfreiheit möglich sein“, findet etwa der Berliner CSD-Geschäftsführer Robert Kastl. „Keinesfalls wird der Berliner CSD eine Sittenpolizei einführen, die ‚unmoralisches oder respektloses Verhalten‘ fotografiert und im wahrsten Sinn des Wortes an den Pranger stellt.“ Recht so!
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hinnerk 03/09
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