DAS LETZTE BLATT Es war Morgen. Ein Morgen wie jeder Morgen eigentlich. Müde eben. Und noch ein bisschen verschlafen. Morgen eben. Und müde. Die Tage wurden jetzt schön langsam kürzer und der Herbst hatte den Sommer schon ganz kräftig in die Flucht geschlagen.... Der würde sich jetzt wohl ein Jahr lang nicht mehr blicken lassen!!! Die Blätter auf den Bäumen, deren Tage auch schon gezählt waren, schien das nicht zu stören, denn sie hatten sich für ihren Abschied in den buntesten Farben geschmückt. Und wenn der Wind mal sanft, mal etwas Stürmischer durch die Bäume wehte, entschloss sich so manches Blatt, ein letztes Mal durch die Luft zu tanzen und dann ein wenig schlafen zu gehen. Manche tanzen so manche so manche so. Das war ein schönes Treiben und wie ich so aus dem Fenster auf die Bäume schaute, war ich gleich ein bisschen munterer. So ging das Tage und Wochen. Immerfort. Und wieder war es Morgen. Ein Morgen wie jeder Morgen eigentlich. Müde eben. Und noch ein bisschen verschlafen. Morgen eben. Und müde. Und wie ich so aus dem Fenster schaute, traute ich meinen Augen nicht... Da hing es. Ganz stolz darauf, das letzte zu sein. Das letzte Blatt weit und breit. Da hing es. Bunt und selbstbewusst und bereit für seinen glanzvollen
und ruhmreichen Abschied. Ich bin das letzte, das wirklich letzte, jubelte das Blatt, wartete auf einen kräftigen Windstoß und segelte dann ganz gaaaa – aaa – aa – a – anz langsam zu Boden. „Hey du – Herbst ist!“ flüsterte es mir von Unten zu!