PLATZGESTALTUNG PONTEBBA
Bachhammer I Mitterhofer
PLATZGESTALTUNG PONTEBBA
Bachhammer I Mitterhofer
Inhalt
Projekt- Konzeptbeschreibung....................................2 Entwicklung des Begriffes Bewegung..............................4 Entwicklung des Begriffes Grenze................................6 Verknüpfung I Anwendung der Begriffe für Platzgestaltung........8 Medienband und Belichtungskonzeption...........................14 Lösung der Details.............................................15 Fazit..........................................................17
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Projekt- Konzeptbeschreibung
Geschichte platzieren Um an ein Projekt heranzugehen beziehungsweise ein Konzept zu entwickeln, stellte sich die Aufgabe entsprechende Begriffe für die aktuelle und vergangene Situation der Ortschaften festzulegen. Die zwei Begriffe , welche sich für uns, nach der Besichtigung in Pontebba, im Platz am besten widerspiegelten, waren Bewegung und Grenze. Der Begriff Bewegung stellt einerseits die Gegenwart mit der Durchzugsstraße und dem kreuzendem Fluss dar. Er repräsentiert zusätzlich auch die Geschichte von Pontebba, indem er die Menschenbewegung ab dem
2.Weltkrieg von Pontebba nach unterschiedlichen Orten (Österreich, Südtirol,…) darstellt. Der Begriff Grenze ist seit jeher ein Thema, welches die Menschen von Pontebba und Pontafel beschäftigt. Das Thema Grenze representiert vielmehr die Geschichte der Ortschaften. Bis zur Verreinigung der beiden Ortschaften nach dem zweiten Weltkrieg durchlebten sie unterschiedliche Grenzsituationen (Italien/Bamberg, Italien/Österreich). Die beiden Begriffe (Bewegung, Grenze) sind bei der Entwicklung des Konzeptes der Platzgestaltung angewendet worden. Der Begriff Bewegung wird durch orthogonale Bewegungs-
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abläufe auf Pontebba dargestellt. Die einzelnen Bewegungen nehmen teilweise die Bewegung (Orientierung) der Gassen auf oder entwickeln sich aus dem Erdreich. Beim Erreichen der Brücke (Grenze) verdichten sich die Bewegungen. Durch diese Verdichtung beziehungsweise Verstärkung der Bewegungsabläufe werden die Bodenniveaus angeregt sich zu verschieben. Dies wird durch verschobene, schwebende Plateaus dargestellt, welche sich unter den verdichteten Bewegungsabläufen zu bewegen scheinen. Einige Orientierungsstränge werden durch die partial dargestellte Grenze aufgehalten,
andere erreichen diese Grenzsymbole gar nicht. Die Grenze stellt aber keine undurchdringbare Barriere dar, sie ist auch zu überwinden. Zwei Bewegungsabläufe stellen diese Durchdringbarkeit dar. Beim Überschreiten einer Grenze, beim Erreichen eines Zieles, gibt es immer eine Veränderung. Um diese darzustellen verändern sich die zuerst nur orthogonalen Bewegungsabläufe in freie und uneingeschränkte Bewegungen welche sich auf den zwei unterschiedlich hohen Plateaus auf Pontafel aufzulösen scheinen.
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Entwicklung des Begriffes Bewegung
Als erstes galt es den gewählten Begriff „Bewegung“ abstrakt in Form von Modellen darzustellen. Ein Projekt beziehungsweise ein Konzept auf einen Begriff zu reduzieren und diesen zuerst abstrakt darzustellen kann zwar zeitaufwendig sein führt jedoch zu klaren Denkansätzen. Erste Überlegungen führten zu einer Interpretation der Darstellung in Form einer Sinusbewegung. Die Sinuskurve ist der Inbegriff der Dynamik beziehungsweise der Bewegung. Sie stellt einen geschlossenen Bewegungsablauf dar . Diese Form von Bewegung wurde versucht im ersten Modell darzustellen. Die Abmessungen des Modells
mussten 18x18x6 cm betragen, wobei nur das Material weißer Karton verwendet werden durfte. Der Bewegungsablauf wurde in Form von Podesten, welche sich erstens in ihrer Dimension bewegen und unterschiedliche Höhensprünge verzeichnen. Die sich nach oben bewegenden Podeste orientieren sich, nach Erreichung der 6 cm Höhe, wieder zwischen den Podesten nach unten. Um einen geschlossenen Bewegungskreislauf zu erzielen, schließt das die Anfangshöhe erreichende Podest am Bewegungsbeginn wieder an. Dadurch erreicht man einen Ablauf, der im übertragenen Sinne mit einer Sinusbewegung durchaus vergleichbar ist.
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Um diese abstrakte Darstellung des Begriffes zu vertiefen, wurde ein Schritt weiter gegangen. Es galt ein weiteres Modell mit den Abmessungen 18x18x18 cm zu realisieren. Dabei wurde wiederum weißer Karton verwendet wobei zusätzlich ein schwarzer Kartonteil mit den Abmessungen von 18x18cm verwendet werden musste. Dieser Karton sollte einerseits die Begriffsdarstellung verstärken beziehungsweise den Begriff für sich selbst darstellen können. Zur Realisierung dieser Aufgabe wurden verschiedene Bewegungen mit unterschiedlich breiten Kartonstreifen gefaltet beziehungsweise geformt. Diese „be-
wegten“ Streifen ergeben gleichzeitig die Umrisse des Würfels und führen so zur Entstehung eines komplex, aus unterschiedlichen Bewegungen, aufgebauten Würfels. Der schwarze Karton wurde so geformt sprich zugeschnitten, dass er sich durch die dicht verwickelten Bewegungen durchorientiert. Alle anderen, weiß dargestellten Bewegungsstränge führen mindestens von einer Seite bis zu einer anderen. Dasselbe gilt auch für die schwarz dargestellte Bewegung , welche auch für sich selbst den Begriff „Bewegung“ darstellt.
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Entwicklung des Begriffes Grenze
Nachdem die Entscheidung für den Begriff ´Grenze´ gefallen war, ging es an die abstrakte Umsetzung in Form von orthogonalen Modellen. Wie auch bei der Umsetzung des Begriffes Bewegung sollten die Abmessungen 18x18x6 cm betragen und in Karton ausgeführt sein. Die erste Überlegung zur Begriffsdarstellung war die Grenze über ihre Vielfalt und Unterschiedlichkeit mit dem Kontrast der Verbindung zu zeigen.
zusätzlich die Unterschiedlichkeit in ihren differierenden Größen implizieren. Jede Grenze kann überwunden werden und kann somit auch als Verbindung verschiedener Situationen gesehen werden. Diese Verbindung zeigt sich einerseits in den horizontal liegenden Ebenen andererseits durch die Öffnung des Modells.
Grenzen im geographischen, im kulturellen sowie im gedanklichen Sinne lassen große Vielfalt vermuten und zeigen sich in den partial dargestellten `Grenzsituationen`, welche
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Im zweiten Schritt wurde die abstrakte Darstellung des Begriffs in einem quadratischen Modell fortgesetzt – wiederum in orthogonaler Form und den Abmessungen 18x18x18 cm mit einem zusätzlichen Karton von 18x18 cm. Bei der Materialität wurde schwarzer Karton verwendet um die Grenzwirkung zu verstärken. Wie auch im ersten Modell lag das Hauptaugenmerk auf der Vielfalt und Unterschiedlichkeit von Grenzen. Bei unterschiedlicher Betrachtung ergibt sich doch immer ein ähnliches Bild – verschiedene Grenzen in verschiedenen Ebenen von unterschiedlicher Größe. Diese Op-
tik wurde mit flächigen Elementen erreicht die in Kombination mit dem schwarzen Karton eine kühle, abweisende Wirkung ergeben. Betrachtet man das Modell aus einer gewissen Richtung, erkennt man den zusätzlich verwendeten weißen Karton der die Grenzwirkung verstärkt und für sich selbst eine Grenze im Sinne eines Filters darstellt – quasi eine Grenze für manches aber nicht für alles. Somit stellen beide Materialitäten für sich die Grenze dar.
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Verknüpfung I Anwendung der Begriffe für Platzgestaltung
Die Begriffe Bewegung und Grenze können in diesem Zusammenhang sehr gut kombiniert werden. Den Verantwortlichen von Pontebba und Pontafel war es von Anfang an ein Anliegen im Zuge der Platzgestaltung die Geschichte sprich Vergangenheit der beiden Dörfer aufzuarbeiten. Die beste Lösung wäre ein Platz, der die Geschichte der beiden Orte wiederspiegelt. Um eine bessere Herangehensweise für diese Aufgabe zu gewährleisten, galt es wieder eine abstrakte Darstellung, in Form einer Kombination der beiden Begriffe zu realisieren.
Der Aspekt der Geschichte ist zu einemGroßteil in den gewählten Begriffen verbaut. Wie in den abstrakten Modellen ersichtlich wurde zusätzlich noch zwischen zwei Bewegungsarten unterschieden. Wobei es sich zur Grenze hin um eine Verdichtung der orthogonal dargestellten Bewegungsabläufe handelt, sind die grenzüberwindenen Bewegungen nach der Überwindung der teilweise aufgelöst dargestellten Grenze nicht mehr orthogonal dargestellt. Die verschiedenen Bewegungsstränge repräsentieren die Menschenmassen, welche nach dem
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ersten Weltkrieg von Pontebba flüchteten oder es zumindest versucht haben. Jene Bewegungen, welche die Grenze überwinden repräsentieren jene Menschen oder Familien, die von Pontebba nach Österreich oder Südtirol ausgewandert sind. Die Bewegungsveränderung dieser Stränge soll auch die erfolgte Bewusstseinsveränderung dieser grenzüberwindenden Menschen wiederspiegeln. Die beiden Bewegungen sind aufgrund der nicht mehr vorhandenden Menschen auch sehr aufgelöst dargestellt. Andere, orthogonal dargestellte Bewegu-
nen, auf der Seite von Pontebba werden teilweise durch Grenzpartitionen gestoppt. Dies soll die Menschenmassen repräsentieren, welche die Grenzüberwindung nicht geschafft haben, sich nicht überwunden haben diesen Weg zu gehen oder zu Hause ebenfalls Möglichkeiten des Lebens gesehen haben. .
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Um die vorher beschriebene abstrakte Darstellung der beiden Begriffe, verschmolzen in einem Kontext, auf eine Platzgestaltung mit entsprechenden Nutzungsmöglichkeiten beziehungsweise einem geeigneten Nutzungskonzept umzumünzen bedarf es zuerst einer kurzen Entwurfsskizze. Diese Skizze weist die reduzierte Darstellung des abstrakten Modells auf. Es repräsentiert aber in keineswegs abgeschwächter Weise die Geschichte der beiden Ortschaften. Die Verdichtung vor den Grenzpartitionen, die orthogonalen Bewegungsabläufe auf
der Seite von Pontebba, welche eine eingeengte, eingeschränkte Denkensweise und Handlungsweise darstellen soll. Die sich auflösende nicht orthogonal dargestellte Bewegung auf der Seite von Pontafel repräsentiert die Menschen, welche aus Pontebba ausgewandert sind und neue Möglichkeiten , neue Denkansätze entwickelt haben. Die Bewegungen orientieren sich teilweise in den Boden beziehungsweise vom Boden herauf . Verschwinden die Bewegungen im Boden so wird die Bewegung infolge einer Bodenstrukturveränderung
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weitergeführt. Die Bewegungsstränge besitzen eine unterschiedliche Breite und fungieren einerseits als Sitzmöglichkeit, Unterstand, Aussichtsplattform oder Brüstung. Die partial dargestellte Grenze ist skulpurell eingesetz hat aber auch die Aufgabe einer Brüstung bei der Aussichtsplattform zum Beispiel. Beim ersten Modell wurde versucht den Begriff Bewegung auch in der Bodenstruktur zu übernehmen. Daher wurde versucht, wie in den Abbildungen ersichtlich, eine Grasfläche in einer bestimmten Bewegung einzusetzen. Weiters
wurde auf der Seite von Pontebba Podeste angelegt. Die Argumentation dieser Podeste beruht auf der Bewegungsverdichtung, die somit eine Bodenbewegung anregt. Diese Bodenverschiebungen sollen die unterschiedlich ausgerichteten Podeste darstellen, die einerseits als Basis der Bewegungsstränge fungieren und andererseits Plätze unterschiedlichen Niveaus repräsentieren. .
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Das Endmodell wurde soweit mit Materielien gebaut, die auch in Wirklichkeit für den Einsatz gedacht sind. Die Podeste auf der einen Seite bestehen aus einer Teak-Holzlattung. Teak eignet sich einerseits aufgrund seiner hohen natürlichen Dauerhaftigkeit für Aussenanwedungen und harmonisiert mit seiner dunklen Farbe mit den Bewegungen. Die Podeste werden schwebend dargestellt und sind deshalb 20 cm aufgeständert. Sie weisen auch unterschiedliche Faserorientierungen auf. Die Bewegunsstränge haben einen
I-Trägerkern aufgrund der Tragweiten. Die Deckschichten sind mit begehbaren MAX-Platten beplankt. Der genauere Aufbau wird im Kapitel Details näher beschrieben. Die weiß dargestellten Bewegungen sind aus sichtbaren Beton realisiert. Dieser Materialunterschied der Bewegungen sol einerseits die unterschieldichen Menschengruppen repräsentieren , ihnen kommt aber zusätzlich eine andere Aufgabe zu, welche im Kapitell Medienband beziehungsweise Lichtkonzeption beschrieben wird.
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Die aufgelöst dargestellte Bewegung auf der anderen Seite überwindet zuerst die Grenze, füht über die Brücke, einerseits in Form einer Brüstung und andererseits im Bodenbelag, und bewegt sich anschließend auf eine bewachsene Grünfläche. Die Grünfläche stellt ein Kontinuum zur „harten“ Oberfläche der Podeste auf der anderen Seite des Platzes dar. Die unterschiedlich hohen Grünflächen sind durch Holzrampen erschließbar. Die Bewegungen, welche auf diesen Grünflächen auslaufen, nehmen am Ende jeweils eine
andere Orientierung auf, was die unterschiedlichen Zielorte der ausgewanderten Menschen wiederspiegeln soll. Weiters sind die Grünflächenplateaus mit Bäumen, welche ebenfalls nach einem Bewegungsraster angeordnet sind, bepflanzt.
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Medienband und Belichtungskonzeption
Die Bewegungsstränge, welche aus Beton aufgebaut sind fungieren einerseits als ein sogenanntes Medienband. Dieses Medienband kann teilweise als Sitzgelegenheit genützt werden, oreintiert sich auf der anderen Seite aber auch als Bodenstruktur durch die Plätze. Das Medienband wird zur freien Gestaltung durch die Bürger von Pontebba und Pontafel konzipiert. Es können hier Teile der Ortsgeschichte in Form von Wappen, Bildern oder Texten verewigt werden. Um diese Gestaltung zu gewährleisten sind die Bewegungen
ausgenommen te bündig
und mit wieder
einer Glasplatabgeschlossen.
Zusätzlich fungieren diese Medienbänder auch als Belichtung der Plätze. Hinter der Glasplatte befinden sich Lichtkörper, welche die Medien beleuchten und andererseits ein sich durch den Platz orientiernden Lichtstreifen ergeben. Somit erhält man ein orthogonales Lichtkonzept auf der einen Seite und eine „freie“ Lichtkonzeption auf der anderen Seite.
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Lösung der Details
M 1:2 15 mm Sichtbeplankung MAX-Exterior
Wie im Detail ersichtlich ist die Tragkonstruktion der Bewegungen in Form einer I-Trägerkonstruktion realisiert. Ein Problem stellte das Eindringen des Wassers über die Stoßfugen. Um eine Wasserableitung zu gewährleisten ist eine schräge, wasserführende Schicht im Inneren der Bewegungskorpuse installiert. Die Wasserableitung erfolgt aus den Bewegungselementen. Die Deckschicht besteht aus witterungsbeständigen, begehbaren MAX-Platten. Um eine rasche Austrocknung nach einer feuchten Wetterperiode zu gewährleisten sind
Lattung schräg Ausgleich Gefälle (Hinterlüftung) Wasserführende Schicht 19 mm Werkstoffplatte Lattung schräg für Gefälle 140 mm I-Träger 40 mm Lattung (Hinterlüftung)
entsprechende Hinterlüftungsebenen installiert. Die Aussteifung der Tragkonstruktion erfolgt mittels OSB-Platten.
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Das Medienband welches sich teilweise im Boden versenkt befindet und auf der anderen Seite als eine Art Mauer oder Brüstung auf der Brücke fungiert ist so auszuführen, dass bestimmte Medien abgebildet werden können. Hierfür wurde eine ausgenommene Btonplattform gewählt welche mit einer orange getönten Glasscheibe abgedeckt wird. Unterhalb dieser Scheibe befinden sich die Medien in Form von gewählten Schriften oder Wappen, je nach Wunsch und Vorstellung der Bürger. Die Scheibe lagert auf entsprechenden
Stahlwinkel wo sie auch abgedichtet befestigt wird. Das Belichtungskonzept, beziehungsweise die Platzbeleuchtung, erfolgt indirekt über die Beleuchtung der Medien innerhalb der Glasscheibe. Somit entstehen zusätzlich Beleuchtungsbänder, welche sich durch den Platz bewegen und somit eine interessante Belichtungssituation ergeben.
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Fazit
Die analytische Herangehensweise an dieses Projekt im Zuge von Begriffsfindung und Darstellung dieses (dieser) Begriffe in abstrakter Art und Weise ist eine sehr hilfreiche Vorgehensweise für die Konzeptfindung. Die Gestaltung verschiedener Situationen ist durch diese Begriffsfindung besser nachvollziehbar und in sich logischer. Ein Platzgestaltungsprojekt ist insofern sehr interessant, da man sehr abstrakt und skulpturell arbeiten beziehungsweise gestalten kann. Es ist dabei aber sehr wichtig die Nutzung des Platzes nicht außer Acht zu lassen, wobei sich diese zu einem gewissen Grad von selbst ergibt und entwickelt.
Das Projekt „Platzgestaltung Pontebba“ war ein sehr interessantes bezüglich abstrakten Arbeiten und skulptureller Darstellung. Es war sehr hilfreich einerseits das „Freie Denken“ weiter zu entwickeln und andererseits die sich daraus entwickelte Artikulation zu stärken. Die Kommunikation mit den verantwortlichen Personen in Pontebba beziehungsweise die realistische Aufgabenstellung war eine interessante Herausforderung beziehungsweise Erfahrung für uns.
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