MEDIA ❚ BUCH
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Foto: view7/photocase
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Hinterm Deich von Westfriesland "Oben ist es still" von Gerbrand Bakker
Kühe, Schafe, Hühner, zwei Esel und eine düstere Nebelkrähe sind die primären Gefährten von Helmer van Wonderen, Bauer wider Willen. Er lebt sein ungeliebtes Leben mit seinem altersschwachen Vater auf dessen Hof. Um dort wenigstens etwas Ordnung hinein zu bringen, verfrachtet Helmer seinen Vater eines Tages ins Obergeschoss und richtet sich unten neu ein: neue Farbe, neues Bett
und auch ein neuer Mitbewohner stellt sich bald ein. Helmer ist der übrig gebliebene Zwilling, nachdem ihn sein Bruder Henk, zu dem er eine intensive, auch körperliche Nähe empfand, eines Tages aus Leben und Bett verbannte. Da ist auch noch Jaap, Vaters Knecht, der abreisen muss: er hat Helmer geküsst, auf den Mund. Und da gab es auch noch Treffen in dessen Wohnung...
Gerbrand Bakker, preisgekrönter Debütautor aus Holland, erweist sich als genauer Beobachter skurriler Begebenheiten und erzählt in unprätentiöser Sprache. Ein ruhiges Buch voller (schwuler) Sehnsüchte und letztendlich dann doch gar nicht so still. (rgk) Gerbrand Bakker "Oben ist es still", Suhrkamp, 19,80 EUR
Mutter-Tag
Rave goes Barock
"Achtung, Mama ante portas" von William Sutcliff
"Die Affäre Königsmarck" von Sargon Youkhama
Mütter und ihre Söhne - dieses klassische Beziehungs-Thema dekliniert William Sutcliffe ("Meine Freundin, der Guru und ich") anhand dreier Beispiele durch: Gillian, Helen und Carol, Freundinnen seit Baby-Zeiten ihrer Söhne, sind über den Zustand ihrer Mutter-SohnBeziehungen alles andere als glücklich. Nicht nur haben die Söhne den Kontakt gekappt, vor allem haben sie noch keinerlei Enkel produziert - was zumindest bei Paul nicht überrascht, denn er ist schwul. So beschließen die drei Damen eines schönen Muttertags, ihren Söhnen einen einwöchigen Besuch aufs Auge zu drücken. Dann wird frau schon sehen... So gerät also Helen in eine schwule WG, Carol muss erfahren, dass Matt Chefredakteur eines "Herrenmagazins" ist und Gillian reist ihrem Daniel gar ins schottische Exil hinterher. Am Ende ist aber (fast) alles wieder gut. Vor allem gute Unterhaltung in Brit-Pop-Manier. (rgk)
Ende des 17. Jahrhunderts, so erzählt Sargon Youkhana in seinem zweiten Historienkrimi, muss in Hannover der Bär los gewesen sein. Ernst August hatte eben die Kurfürstenwürde des Herzogtums Braunschweig-Lüneburg erworben und feierte im Februar 1694 einen vierwöchigen Karneval mit Bällen, Opernaufführungen, üppigen Soupers und einem Maskenumzug, einer frühen Form des Rave. Just in diesem Trubel verschwindet nach einem Handgemenge Philipp von Königsmarck, der schwedische Geliebte der Kurprinzessin Sophie Dorothea. Ermordet? Entführt und gefoltert? Und vor allem: von wem und warum? Youkhana baut geschickt historische Figuren in ihren Plot ein, der sowohl das harte Leben des einfachen Volkes auch die Vergnügungen, Intrigen, Machtspiele und Liebeshändel des Adels und seiner Hofschranzen nahe bringt. (rgk)
William Sutcliffe "Achtung, Mama ante portas", Blanvalet, 7,95 EUR
Sargon Youkhana "Die Affäre Königsmarck", List, 8,95 EUR
FEBRUAR 2009
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